Marburger Zeitung. Nr. 90, Marburg, 03.08.1914.Marburger Zeitung. Tagblatt. [Spaltenumbruch] Der Preis des Blattes beträgt: Für Marburg: [Spaltenumbruch] Erscheint täglich um 5 Uhr abends. [Spaltenumbruch] Anzeigen werden im Verlage des Blattes und von Nr. 90 Montag, 3. August 1914 53. Jahrgang Deutschlands Kriegserklärung an Rußland [Spaltenumbruch] Asiatentum vor der Kriegserklärung. [Spaltenumbruch] Der Sturm bricht los! Marburg, 3. August. Nun bringt jeder Tag eine neue dramatische Der reiche Mann. 13 (Nachdruck verboten.) "Bitte recht sehr, es hat mir keine Mühe "Gewiß nicht, Herr Baron! Ich weiß diese "Ich sagte Ihnen, daß man sich bei Hofe mit "Auch ich wünsche das", sagte der Kommerzien- "Mein lieber Freund, sollte dieses angebliche "Von meiner Seite gewiß nicht!" "Ich weiß das. Wir wollen ganz offen mit- Der Kommerzienrat nickte gedankenvoll; er "Sie haben recht", sagte er, "aber man muß "Herr Kommerzienrat, es gibt Fälle, in denen "Allerdings, -- und ich werde meiner Tochter "Jedenfalls, ich würde mich genötigt sehen, Der Kommerzienrat strich mit der Hand über Für das ihm in Aussicht gestellte Wappen mit "Was würden Sie denn in diesem Fall an "Etwas sehr einfaches", sagte der Baron. "Ich "In der Tat, dieser Vorschlag scheint gut zu "Und ich werde Ihnen beweisen, daß ich Ihr Der Baron erhob sich, um Abschied zu nehmen, "Säumen Sie nicht länger", sagte er in halb (Fortsetzung folgt.) Marburger Zeitung. Tagblatt. [Spaltenumbruch] Der Preis des Blattes beträgt: Für Marburg: [Spaltenumbruch] Erſcheint täglich um 5 Uhr abends. [Spaltenumbruch] Anzeigen werden im Verlage des Blattes und von Nr. 90 Montag, 3. Auguſt 1914 53. Jahrgang Deutschlands Kriegserklärung an Rußland [Spaltenumbruch] Aſiatentum vor der Kriegserklärung. [Spaltenumbruch] Der Sturm bricht los! Marburg, 3. Auguſt. Nun bringt jeder Tag eine neue dramatiſche Der reiche Mann. 13 (Nachdruck verboten.) „Bitte recht ſehr, es hat mir keine Mühe „Gewiß nicht, Herr Baron! Ich weiß dieſe „Ich ſagte Ihnen, daß man ſich bei Hofe mit „Auch ich wünſche das“, ſagte der Kommerzien- „Mein lieber Freund, ſollte dieſes angebliche „Von meiner Seite gewiß nicht!“ „Ich weiß das. Wir wollen ganz offen mit- Der Kommerzienrat nickte gedankenvoll; er „Sie haben recht“, ſagte er, „aber man muß „Herr Kommerzienrat, es gibt Fälle, in denen „Allerdings, — und ich werde meiner Tochter „Jedenfalls, ich würde mich genötigt ſehen, Der Kommerzienrat ſtrich mit der Hand über Für das ihm in Ausſicht geſtellte Wappen mit „Was würden Sie denn in dieſem Fall an „Etwas ſehr einfaches“, ſagte der Baron. „Ich „In der Tat, dieſer Vorſchlag ſcheint gut zu „Und ich werde Ihnen beweiſen, daß ich Ihr Der Baron erhob ſich, um Abſchied zu nehmen, „Säumen Sie nicht länger“, ſagte er in halb (Fortſetzung folgt.) <TEI> <text> <front> <pb facs="#f0001" n="[1]"/> <titlePage xml:id="tp1a" type="heading" next="#tp1b"><lb/> <titlePart type="main"> <hi rendition="#b">Marburger Zeitung.</hi> </titlePart><lb/> <titlePart type="sub"> <hi rendition="#b">Tagblatt.</hi> </titlePart> </titlePage><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <cb/> <div type="jExpedition"> <p>Der Preis des Blattes beträgt: Für Marburg:<lb/> Ganzjährig 12 <hi rendition="#aq">K,</hi> halbjährig 6 <hi rendition="#aq">K,</hi> vierteljährig 3 <hi rendition="#aq">K,</hi> monat-<lb/> lich 1 <hi rendition="#aq">K.</hi> Bei Zuſtellung ins Haus monatlich 40 <hi rendition="#aq">h</hi> mehr.<lb/> Mit Poſtverſendung wie bisher:<lb/> Ganzjährig 14 <hi rendition="#aq">K,</hi> halbjährig 7 <hi rendition="#aq">K,</hi> vierteljährig 3 <hi rendition="#aq">K 50 h.</hi><lb/> Das Abonnement dauert bis zur ſchriftlichen Abbeſtellung.</p><lb/> <cb/> <p><hi rendition="#b">Erſcheint täglich um 5 Uhr abends.<lb/> Sprechſtunden</hi> des Schriftleiters an allen Wochentagen von<lb/><hi rendition="#b">11—12</hi> Uhr und von <hi rendition="#b">5—6</hi> Uhr Edmund Schmidgaſſe 4.<lb/> Verwaltung: Edmund Schmidgaſſe 4. 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Marburger Zeitung.
Tagblatt.
Der Preis des Blattes beträgt: Für Marburg:
Ganzjährig 12 K, halbjährig 6 K, vierteljährig 3 K, monat-
lich 1 K. Bei Zuſtellung ins Haus monatlich 40 h mehr.
Mit Poſtverſendung wie bisher:
Ganzjährig 14 K, halbjährig 7 K, vierteljährig 3 K 50 h.
Das Abonnement dauert bis zur ſchriftlichen Abbeſtellung.
Erſcheint täglich um 5 Uhr abends.
Sprechſtunden des Schriftleiters an allen Wochentagen von
11—12 Uhr und von 5—6 Uhr Edmund Schmidgaſſe 4.
Verwaltung: Edmund Schmidgaſſe 4. (Telephon Nr. 24.)
Anzeigen werden im Verlage des Blattes und von
allen größeren Annoncen-Expeditionen entgegengenommen
und koſtet die fünfmal geſpaltene Kleinzeile 12 h.
Die Einzelnummer koſtet 10 Heller.
Nr. 90 Montag, 3. Auguſt 1914 53. Jahrgang
Deutschlands Kriegserklärung an Rußland
Aſiatentum vor der Kriegserklärung.
— Italien treu zum Dreibunde.
(Näheres unter Drahtnachrichten.)
— Deutſches Heldentum zur See.
Der Sturm bricht los!
Marburg, 3. Auguſt.
Nun bringt jeder Tag eine neue dramatiſche
Steigerung; jeder Tag iſt erfüllt und beherrſcht
von einem neuen großen Ereigniſſe und alles drängt
immer wilder vorwärts zur ſurchtbaren Peripetie
des Ganzen. Was das letzte war, das klingt wie
der tiefſte Sinn des Liedes von den Nibelungen,
das läßt die wunderſame Treue des deutſchen
Reiches, das ſein Herzblut einſetzt für den Bundes-
genoſſen, in wunderbaren Lichtern erſtrahlen, das
zeigt aber anderſeits auch wieder, wie dünn der
Geſittungsfirnis iſt, der in Rußland und Frank-
reich die wahre Pſyche verdeckt. Wir haben den
Depeſchenwechſel zwiſchen Kaiſer Wilhelm und dem
Zaren ſchon Samstag nachmittags veröffentlicht.
Als Deutſchlands Kaiſer zur Erkenntnis kam, daß
Rußlands Friedensverſicherungen nur der Deck-
mantel für den glühendſten Haß iſt, als er von der
Mobiliſierung erfuhr, die der Zar trotz der heiligſten
Verſicherungen gegen Öſterreich-Ungarn angeordnet
hatte, da ſtellte er ihm eine Friſt von zwölf
Stunden zur Beantwortung der Frage, was Ruß-
land mit dieſer Mobiliſierung bezwecke. Und als
das hinterhältige Rußland dieſe Friſt verſtreichen
ließ, da ordnete Kaiſer Wilhelm noch am Abende
des 1. Auguſt die Mobilmachung der deutſchen
Heere und ſeiner Kriegsflotte an und ließ der
ruſſiſchen Regierung in Petersburg die Kriegserklärnng
überreichen, um dem tückiſchen Spiele Rußlands ein
Ende zu bereiten. Aber ſchon vor der Kriegserklärung
brachen ruſſiſche Reiter über Deutſchlands Grenze
und zu gleicher Zeit warfen franzöſiſche Flieger,
ebenfalls ohne Kriegserklärung, Bomben in der Um-
gebung von Nürnberg. So iſt alſo jede Kultur, jede
Achtung vor völkerrechtlichen Vereinbarungen bei
Ruſſen und Franzofen mit einem Schlage ver-
ſchwunden, wenn es gilt, den Raub- und Brand-
gelüſten beim Nachbar zu fröhnen. Aber nun ſteht
das ganze Deutſche Reich auf, nun erhebt ſich der
in Waffen ſtarrende deutſche Rieſe und ein Schrei
der Entrüſtung und zugleich der Begeiſterung geht
durch alle deutſchen Gaue und ſchon hat ein kleiner
deutſcher Kreuzer einen ruſſiſchen Kriegshafen in
Brand geſchoſſen, ſchon brennt Liebau, das ſo
oft den Zaren in ſeinem Kriegshafen ſah, wie
ein weithin leuchtendes Fanal des Krieges, der
nun entfeſſelt iſt. Europa ſieht, wie ein Wiener
Blatt ſchrieb, zum erſtenmal den vom Fürſten
Bismarck geſchaffenen Bund in voller Wirkſamkeit
vor den Anfängen eines Krieges. Deutſchland ſteht
auf! Deutſchland mit ſeinen fünfundſechzig Millionen
Einwohnern, mit der in der Friedensarbeit von
Jahrzehnten angeſammelten Kraft, mit ſeinem
Wiſſen und mit ſeinem Können ſteht auf! Deutſch-
land mit der Geſundheit ſeines Volkes, mit der
Ehrbarkeit ſeiner Lebensführung, mit der Ver-
läßlichkeit und Tüchtigkeit in ſämtlichen Schichten,
ſteht auf! Die ſchönſte, die prächtigſte, die durch-
gebildetſte Armee, die jemals ausgerüſtet wurde,
wird an der Seite unſerer Soldaten fechten, und
das Bündnis iſt lebendig geworden. Wie es ſich
auf dem Papiere bewährt hat, zeigt es in Treue
und Sicherheit, was es für den Ernſtfall bedeute.
Wer könnte da noch kleinmütig ſein und nicht
ahnen, daß hier der Baumeiſter der Geſchichte
wieder einmal mit Kelle und Mörtel jene
mächtige Mauer, welche die Kultur ſchützt, befeſtigt.
Was hat dieſes deutſche Reich den Ruſſen getan,
und dennoch wurde es von ihnen gehänſelt, gequält
und gehaßt. Der deutſche Bürger, der den Groll
über ſolche Unbill ſchon langc nicht meiſtern konnte
und den ruſſiſchen Hochmut nur ungeduldig trug,
wird über die Neider herfallen mit einem Grimme,
der als teutoniſcher Furor bekannt iſt und vor
dem die Feinde noch immer gezittert haben. Die
Rieſenkraft des Reiches beginnt ſich zn erheben!
Der reiche Mann.
Roman von Hans Altenburg.
13 (Nachdruck verboten.)
„Bitte recht ſehr, es hat mir keine Mühe
gemacht. Wahrſcheinlich wird man Ihnen vorerſt
den Titel eines Geheimen Kommerzienrats verleihen,
dem dann ſpäter die Erhebung in den Adelsſtand
folgt. Aber vergeſſen Sie nicht, daß Sie dieſe
Auszeichnungen in der Hauptſache der Verbindung
mit uns verdanken“, fügte er mit ſcherzendem Tone
hinzu.
„Gewiß nicht, Herr Baron! Ich weiß dieſe
Ehre in ihrem ganzen Umfange zu ſchätzen.“
„Ich ſagte Ihnen, daß man ſich bei Hofe mit
der Verlobung meines Sohnes beſchäftige und
daraufhin auch Ihrer gedacht habe. Es wäre mir
wünſchenswert, weniger für mich als für Sie,
daß eine offizielle Beſtätigung dieſer Verlobung
recht bald ſtattfände.“
„Auch ich wünſche das“, ſagte der Kommerzien-
rat zögernd, „aber Agna befindet ſich in dieſen Tagen
nicht wohl.“
„Mein lieber Freund, ſollte dieſes angebliche
Unwohlſein nicht ein Vorwand ſein, um die Ent-
ſcheidung zu verzögern?“
„Von meiner Seite gewiß nicht!“
„Ich weiß das. Wir wollen ganz offen mit-
einander reden. Fräulein Agna ſträubt ſich gegen
dieſe Verbindung. Ihr Neffe, der Referendar hat
ihr das ſchöne Köpfchen etwas verrückt, ſie kann
gewiß dieſem erſten Liebestraum noch nicht ent-
ſagen.“
Der Kommerzienrat nickte gedankenvoll; er
konnte ja dieſer Behauptung nicht entgegentreten,
ſo gern er es auch getan hätte. Und vielleicht war
es auch das beſte, wenn er offen mit dem Baron
darüber ſprach, man konnte dann gemeinſchaftlich
beraten.
„Sie haben recht“, ſagte er, „aber man muß
ihr eine kurze Zeit gönnen, ſie wird ja auch nach-
denken und —“
„Herr Kommerzienrat, es gibt Fälle, in denen
man mit Energie eingreifen muß“, fiel der Edel-
mann ihm ins Wort. Überdies wird es ja auch
in Ihrem Kreis Sitte ſein, daß die Eltern für ihre
Kinder die Wahl treffen und die Kinder dieſer Wahl
ohne Bedenken ſich fügen.“
„Allerdings, — und ich werde meiner Tochter
befehlen, ſich zu entſcheiden, ſie muß und wird ge-
horchen. Du lieber Gott, wir würden uns ja bei
Hofe kompromittieren, wenn dieſe Verlobung nicht
zuſtande käme.“
„Jedenfalls, ich würde mich genötigt ſehen,
das Gerücht dieſer Verlobung zu dementieren und
meinem eigenen Namen jede Schuld fern zu halten.
Ich würde das ſehr bedauern, aber ich könnte nicht
vermeiden, daß es alsdann zwiſchen unſeren Fa-
milien zu einem völligen Bruch käme und darunter
würden Sie zunächſt am meiſten leiden.“
Der Kommerzienrat ſtrich mit der Hand über
ſein glatt raſiertes Kinn und zog die Brauen zu-
ſammen.
Für das ihm in Ausſicht geſtellte Wappen mit
dem Titel eines geheimen Kommerzienrats brachte
er jedes Opfer.
„Was würden Sie denn in dieſem Fall an
meiner Stelle tun — — ?“
„Etwas ſehr einfaches“, ſagte der Baron. „Ich
würde die Tatſache der Verlobung feſtſtellen. Laſſen
Sie die Verlobungskarten drucken; ſind dieſe Karten
abgeſchickt, ſo muß das Fräulein Agna ſich fügen
und ein Rücktritt iſt alsdann von keiner Seite mehr
möglich.“
„In der Tat, dieſer Vorſchlag ſcheint gut zu
ſein!“ erwiderte der Kommerzienrat raſch. „Ich
werde ihn befolgen, Her Baron!“
„Und ich werde Ihnen beweiſen, daß ich Ihr
Freund bin und daß meine Freundſchaft für Sie
großen Wert hat.“
Der Baron erhob ſich, um Abſchied zu nehmen,
der Zweck ſeines Beſuches war erfüllt, er durfte
jetzt die feſte Zuverſicht hegen, daß der Kommerzien-
rat die Angelegenheit in Ordnung bringen werde.
„Säumen Sie nicht länger“, ſagte er in halb
ſcherzendem, halb warnendem Tone, „je raſcher
und energiſcher Sie vorgehen, deſto leichter werden
Sie jeden Widerſtand beſiegen. So lange die Damen
noch einen Sieg hoffen dürfen, kämpfen Sie, aber
ſobald ſie vor einer vollendeten Tatſache ſtehen,
legen ſie die Waffen nieder.“
(Fortſetzung folgt.)
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(2018-01-26T13:38:42Z)
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