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Marburger Zeitung. Nr. 91, Marburg, 30.07.1912.

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Marburger Zeitung Nr. 91. 30. Juli 1912

[Spaltenumbruch] der natürlich ganz fruchtlos war. Die Wirtschaft
dauerte Monate, ohne daß nur ein einziger der
Spitzbuben zur Rechenschaft gezogen wurde. Das
ganze Gold ist über die chinesische Grenze ge-
schmuggelt worden, in Rußland soll nicht ein
Soletnik geblieben sein. Die alten Arbeiter ver-
dufteten allmählich und zerstreuten sich mit ihrer
Beute in alle Welt, und es kamen freie Goldsucher,
die das Land als ihr Eigentum ansahen und immer
noch leidliche Funde machten. Der vertriebene und
verarmte Besitzer soll irgendwo in einem Irren-
hause stecken.

Fabrikanten als Brandleger.

Seit
einem Jahre mehrten sich in Lodz (Rußland)
die Fabriksbrände in auffallender Weise und die
Brandschaden-Versicherungsanstalten hatten große
Summen auszubezahlen. Kürzlich gelang es der
Polizei, die Fabriksinhaber Löwenstein (!) und
Weißmann (!) zu überraschen, wie sie in ihrer
Tuchfabrik einen Brand legten. Sie wurden verhaftet.

Über 4000 Häuser eingeäschert.

Eine
Feuersbrunst hat in Chotan, wie aus Kaschgar
(Ostturkestan) gemeldet wird, über 4000 Häuser,
darunter fast sämtliche Warenhallen zerstört. Das
Feuer ist durch Brandstiftung einzelner Mitglieder
der Volksmiliz entstanden, welche sämtliche aus den
Flammen geretteten Waren raubten. In den dem
Brande zum Opfer gefallenen Warenhallen waren
stets große Vorräte von Baumwollzeug, Seidenzeug
und Teppichen, sowie Gold- und Silberstoffen auf-
gehäuft.




Marburger Nachrichten.
Todesfall.

Am 29. Juli verschied im Hause
Nr. 6 in der Kaiserstraße Herr Ludwig Auer,
Gemischtwarenhändler, im 63. Lebensjahre. Die
Bestattung erfolgt Mittwoch um 4 Uhr von der
Leichenhalle des Stadtfriedhofes aus.

Maturantenfeier.

Die 30jährige Matura-
feier der Maturanten des Jahrganges 1882 der
Marburger Lehrerbildungsanstalt wird in Marburg
abgehalten werden. Der vorbereitende "Dreieraus-
schuß" ersucht die lieben Kollegen, ja zuverlässig zu
erscheinen. Zusammenkunft am Mittwoch den 4.
September um 8 Uhr abends in der Gambrinus-
halle (ehemalige Lehrerbildungsanstalt). Für Donners-
tag den 5. September ist ein Ausflug nach Kötsch
vorgesehen. Von dort aus sind nach allen Richtungen
die günstigsten Zugsverbindungen, so daß jedem
direkte Heimreise ermöglicht ist. Allfällige Anmel-
dungen, Anfragen oder Wünsche an Josef Moder
in Kötsch. Auf Wiedersehen!

Theater- und Kasinoverein.

Die Tennis-
stundenverteilung für den Monat August findet am
Mittwoch den 31. Juli um 6 Uhr abends im
Volksgarten (Tennis-Platz) statt.

Elite-Konzert

findet Donnerstag den
1. August im Hotel zur alten Bierquelle statt,
ausgeführt von der Unterlandler-Kapelle unter der
persönlichen Leitung des Herrn Ehrenkapellmeisters
Emil Füllekruß. Da ein gut ausgewähltes Programm,
ist ein zahlreicher Besuch zu erwarten. Anfang
8 Uhr abends.

Heimstattausflug.

Im Besiedelungsgebiete
ist bereits alles in Tätigkeit, selbst ein Massenbesuch
am 4. August wird den Ansiedlern keine Verlegen-
heiten bereiten, da für Labung und Zehrung ge-
nügend Vorsorge getroffen ist. Die Ortsgruppe
Marburg ladet alle deutschen Vereine ein, den sehr
lohnenden Ausflug mitzumachen. Abfahrt von Mar-
burg Hauptbahnhof um 9 Uhr 47 Minuten vor-
mittags und 1 Uhr nachmittags. Abends Vereinigung
im Südmarkhof in Egydi. Anmeldungen bei Josef
Trutschl, Burggasse.

Marburger Ramschklub.

Heute Dienstag
abends findet außergewöhnlich der obligate Abend
statt. Pflicht eines jeden Ramschlers ist, bestimmt
zu erscheinen. Ort: Cafe Günther.


[Spaltenumbruch]
Vermächtnis.

Der am 29. Mai d. J. in
Graz verstorbene k. k. Schulrat Hinterwaldner hat
dem Verein Heimstatt ein Legat in der Höhe von
100 K. ausgesetzt, das durch k. k. Notar Dr. Muhri
bereits ausbezahlt wurde. Ehre dem wackeren Manne,
der über das Grab hinaus für den Schutz der
deutschen Scholle Sorge trug.

Der Ausflug des Marburger Gewerbe-
vereines

nach Puntigam, Graz und Gösting
wurde nunmehr für Montag den 5. August end-
gültig festgesetzt. Abfahrt von Marburg um 7 Uhr
früh. Das Programm liegt der Einladung bei,
welche durch den Vereinsdiener mittelst Bogen erfolgt.
Jene Mitglieder, welche etwa durch ein Versehen
nicht eingeladen worden sind und teilnehmen wollen,
werden gebeten, mittelst Postkarte dies dem Mar-
burger Gewerbeverein anzuzeigen.

Gelobt sei Jesus Christus -- ver-
boten.

Als der bekannte Kaplan Krajnc von
Kötsch, wo er die ganze Bevölkerung gegen sich
aufgebracht hatte, endlich fort mußte, äußerte er
sich in einem Wirtshause: Ich heiße nur Krajnc
und muß fort, aber nach mir wird ein echter
Krajnc (Krainer) kommen! Dieser kam wirklich
in der Person des krainerischen Kaplanes Ivan
Laznik, welcher die deutschfeindliche Tätigkeit
seines Vorgängers noch übertrifft. In der letzten
Sonntagsnummer wurde darüber berichtet, wie er
sich trotz Konsistorialerlaß weigert, den Kindern
an der deutschen Volksschule des deutschen Roßwein
deutschen Gottesdienst zu erteilen. Aber das ist
nur ein einziger Punkt der Beschwerden der durch-
wegs katholischen Deutschen von Roßwein, die alle
der slavischnationalen und unverhüllt deutschfeindlichen
Tätigkeit dieses Wenden[p]riesters entspringen. So
grüßte ihn einmal vor der Kirche ein deutsches
Roßweiner Kind mit dem deutschen katholischen
Gruße: Gelobt sei Jesus Christus! Der slowenische
Hochwürdige kam wegen dieses deutschen Grußes
des deutschen Kindes derart in nationalen Zorn,
daß er dieses bei der nächsten Religionsstunde die
ganze Stunde zur Strafe stehen ließ. Vor dem
Unterrichte spricht er mit den Kindern auf den
Gängen usw. grundsätzlich überhaupt nicht deutsch,
sondern ignoriert an der deutschen Schule jeden
deutschen Gruß, wenn er ihn nicht obendrein
bestraft. Im Vorjahre haben die Kinder bei den
Schulmessen natürlich deutsch gesungen; das
brachte ihn in Harnisch und schließlich wurden die
Schulmessen von ihm ganz abgesagt -- angeblich
weil ihm das Trinkgeld für den Meßner zu viel
sei ... Heuer wurde bei den Schulmessen nicht
mehr gesungen, sondern gebetet. Natürlich beteten
die Kinder deutsch. Das entfesselte wieder den Groll
des hochwürdigen slowenischnationalen Eiferers und
er äußerte sich in einem Gasthause in Kötsch über
die deutschen Kinder von Roßwein (natürlich
slowenisch): Früher haben sie gesungen und jetzt
beten sie, als ob man eine Katze beim Schweif
ziehen würde! Die deutsche Sprache gilt dem
Wendenpriester als Katzenschrei! Vor der letzten
Religionsprüfung mußten die Roßweiner Kinder
die Messe in der Pfarrkirche zu Kötsch besuchen.
Des Wendenpriesters ärgste Sorge war nun die,
zu verhüten, daß die Roßweiner Kinder die Kötscher
Kirche durch deutsche katholische Kirchenlieder oder
durch deutsche Gebete "entweihen" könnten. In
der Roßweiner Filialktrche hat er es nicht gänzlich
verhindern können, aber in Kötsch, obwohl auch
dies einen vorwiegend deutschen und deutsch-
freundlichen Charakter besitzt, durfte dies nicht
geschehen, wie auch die deutschen Kötscher niemals
ein deutsches Wort von der Kanzel hören. Er
klaubte sich nun trgendwo zwei windische Mädeln
zusammen, die er den deutschen Kindern von Roß-
wein als Vorbeterinnen vorstellte und diese beteten
auftragsgemäß natürlich nur windisch vor; so hatte
der Wendenpriester die Kirche von Kötsch vor der
"Schmach" behütet, daß in ihr deutsche Kinder
deutsch zu Gott beten! Außerdem hatte er zur
[Spaltenumbruch] größeren Sicherheit, wie die Kinder zu Hause
erzählten, ihnen vorher bei Strafe des Einsperrens
verboten, in der Kirche deutsch zu beten! Des
genannten slowenischen Kaplans Bestreben geht
überhaupt bei jeder Gelegenheit dahin, den Kindern
die deutsche Sprache zu verleiden und er tut dies
auch auf eine sehr eigentümliche Weise. Die
Kinder klagen darüber, daß der Kaplan Laznik sie
stets auslacht und beschämt, wenn sie, ihrem Alter
entsprechend, in deutscher Sprache einen Fehler
machen; im slowenischen Idiom aber können sie
Fehler machen, soviel sie wollen -- da lacht der
Kaplan nicht und übergeht dies mit christlicher
Milde, alles nur zu dem Zwecke, um den Kindern
durch solche Nadelstiche die deutsche Sprache zu
verleiden und sie dem slowenischen Idiom zuzuführen.
So sieht das Bild eines nationalfanatischen
Slowenenpriesters aus.

Der Ehebruch im neuen Strafgesetz.

Der neue Strafgesetzentwurf in der Fassung, wie
er gegenwärtig dem Herrenhause vorliegt, ändert
auch einige Bestimmungen über die Bestrafung des
Ehe bruches. Der verletzte Ehegtte verliert das Klage-
recht, wenn vor dem Ehebruch die eheliche Gemein-
schaft dauernd aufgehoben wurde. Klagen des katho-
lisch geschiedenen Ehegatten gegen den anderen Eheteil
werden dadurch künftighin ausgeschlossen sein. Das
Klagerecht wegen Ehebruches geht nach dem neuen
Entwurf auch dann verloren, wenn der andere Ehe-
gatte dem Ehebruch zugestimmt hat. Das Gesetz
will auf diese Weise eine Gelegenheit zu Erpressungen
beseitigen. Wiederholt haben nämlich Gerichtsver-
handlungen gezeigt, daß solche "Ehebrüche" im
Einverständnis geschehen, um den Mitschuldigen
der Frau auszubeuten.

Verhüteter Brand.

Als Sonntag nach-
mittags der Personenzug um 1 Uhr 40 Minuten
über die Thesen fuhr, warf ein Passagier zweiter
Klasse einen Zigarren- oder Zigarettenstummel aus
dem offenen Waggonfenster, der zum Unglück auf
einen Holzschupfen fiel. Wenige Augenblicke darauf
bemerkten einige Landleute, daß aus demselben
feiner, dünner Rauch aufstieg. Rasch begaben sie
sich in den Schupfen und bemerkten in demselben
eine Flamme, die immer scheller um sich griff. Den
vereinten Kräften der Herbeigeeilten gelang es, ein
größeres Unglück zu verhüten.

Raufexzesse.

Samstag den 27. Juli abends
wurde auf der Straße in Schleinitz der Taglöhner
Franz Klobassa aus Marburg von mehreren dor-
tigen Burschen überfallen, wobei er von einem
derselben mehrere Stiche in den Rücken erhielt.
Infolge großen Blutverlustes mußte Klobassa ins
allgemeine Krankenhaus nach Marburg überstellt
werden. -- Der dienstlose Knecht Andreas Skof
in Leitersberg wurde von einem unbekannten Täter
anläßlich eines Exzesses mit einem Messer in den
rechten Oberarm gestochen, zum Glück aber nur
leicht verletzt. Auf nähere Details kann sich der
Verletzte infolge hochgradiger Alkoholvergiftung
nicht mehr erinnern.

Großer Brand in Dobrofzen.

Montag
nachmittags nach 1 Uhr kam in Dobrofzen (zwischen
St. Nikolat am Draufelde und Kötsch) ein Schaden-
feuer zum Ausbruche, welches den ganzen Ort in
Asche gelegt haben würde, wenn die Windrichtung
eine andere gewesen wäre. Da Dobrofzen ziemlich
tief liegt und von Wäldern ungeben ist, konnte der
Brand in der Umgebung lange nicht bemerkt werden.
Erst nach halb 3 Uhr bemerkte der Marburger
Türmer in der Gegend von Rogeis verdächtigen
Qualm aus den dortigen Wäldern aufsteigen, wor-
auf er sofort die Marburger freiwillige Feuerwehr
davon verständigte, die in unglaublich kurzer Zeit
mit der Landdampfspritze und einem Gerätewagen
ausrückte und zu dem weit entfernten Brandherde
fuhr. Vor ihr war schon die Feuerwehr von Otten-
dorf mit ihrer Spritze am Brandplatze erschienen;
da die Ottendorfer Wehr keine Pferde zur Verfü-
gung hatte (die Pferde waren alle auf den Feldern),




[irrelevantes Material - 4 Zeilen fehlen]

Marburger Zeitung Nr. 91. 30. Juli 1912

[Spaltenumbruch] der natürlich ganz fruchtlos war. Die Wirtſchaft
dauerte Monate, ohne daß nur ein einziger der
Spitzbuben zur Rechenſchaft gezogen wurde. Das
ganze Gold iſt über die chineſiſche Grenze ge-
ſchmuggelt worden, in Rußland ſoll nicht ein
Soletnik geblieben ſein. Die alten Arbeiter ver-
dufteten allmählich und zerſtreuten ſich mit ihrer
Beute in alle Welt, und es kamen freie Goldſucher,
die das Land als ihr Eigentum anſahen und immer
noch leidliche Funde machten. Der vertriebene und
verarmte Beſitzer ſoll irgendwo in einem Irren-
hauſe ſtecken.

Fabrikanten als Brandleger.

Seit
einem Jahre mehrten ſich in Lodz (Rußland)
die Fabriksbrände in auffallender Weiſe und die
Brandſchaden-Verſicherungsanſtalten hatten große
Summen auszubezahlen. Kürzlich gelang es der
Polizei, die Fabriksinhaber Löwenſtein (!) und
Weißmann (!) zu überraſchen, wie ſie in ihrer
Tuchfabrik einen Brand legten. Sie wurden verhaftet.

Über 4000 Häuſer eingeäſchert.

Eine
Feuersbrunſt hat in Chotan, wie aus Kaſchgar
(Oſtturkeſtan) gemeldet wird, über 4000 Häuſer,
darunter faſt ſämtliche Warenhallen zerſtört. Das
Feuer iſt durch Brandſtiftung einzelner Mitglieder
der Volksmiliz entſtanden, welche ſämtliche aus den
Flammen geretteten Waren raubten. In den dem
Brande zum Opfer gefallenen Warenhallen waren
ſtets große Vorräte von Baumwollzeug, Seidenzeug
und Teppichen, ſowie Gold- und Silberſtoffen auf-
gehäuft.




Marburger Nachrichten.
Todesfall.

Am 29. Juli verſchied im Hauſe
Nr. 6 in der Kaiſerſtraße Herr Ludwig Auer,
Gemiſchtwarenhändler, im 63. Lebensjahre. Die
Beſtattung erfolgt Mittwoch um 4 Uhr von der
Leichenhalle des Stadtfriedhofes aus.

Maturantenfeier.

Die 30jährige Matura-
feier der Maturanten des Jahrganges 1882 der
Marburger Lehrerbildungsanſtalt wird in Marburg
abgehalten werden. Der vorbereitende „Dreieraus-
ſchuß“ erſucht die lieben Kollegen, ja zuverläſſig zu
erſcheinen. Zuſammenkunft am Mittwoch den 4.
September um 8 Uhr abends in der Gambrinus-
halle (ehemalige Lehrerbildungsanſtalt). Für Donners-
tag den 5. September iſt ein Ausflug nach Kötſch
vorgeſehen. Von dort aus ſind nach allen Richtungen
die günſtigſten Zugsverbindungen, ſo daß jedem
direkte Heimreiſe ermöglicht iſt. Allfällige Anmel-
dungen, Anfragen oder Wünſche an Joſef Moder
in Kötſch. Auf Wiederſehen!

Theater- und Kaſinoverein.

Die Tennis-
ſtundenverteilung für den Monat Auguſt findet am
Mittwoch den 31. Juli um 6 Uhr abends im
Volksgarten (Tennis-Platz) ſtatt.

Elite-Konzert

findet Donnerstag den
1. Auguſt im Hotel zur alten Bierquelle ſtatt,
ausgeführt von der Unterlandler-Kapelle unter der
perſönlichen Leitung des Herrn Ehrenkapellmeiſters
Emil Füllekruß. Da ein gut ausgewähltes Programm,
iſt ein zahlreicher Beſuch zu erwarten. Anfang
8 Uhr abends.

Heimſtattausflug.

Im Beſiedelungsgebiete
iſt bereits alles in Tätigkeit, ſelbſt ein Maſſenbeſuch
am 4. Auguſt wird den Anſiedlern keine Verlegen-
heiten bereiten, da für Labung und Zehrung ge-
nügend Vorſorge getroffen iſt. Die Ortsgruppe
Marburg ladet alle deutſchen Vereine ein, den ſehr
lohnenden Ausflug mitzumachen. Abfahrt von Mar-
burg Hauptbahnhof um 9 Uhr 47 Minuten vor-
mittags und 1 Uhr nachmittags. Abends Vereinigung
im Südmarkhof in Egydi. Anmeldungen bei Joſef
Trutſchl, Burggaſſe.

Marburger Ramſchklub.

Heute Dienstag
abends findet außergewöhnlich der obligate Abend
ſtatt. Pflicht eines jeden Ramſchlers iſt, beſtimmt
zu erſcheinen. Ort: Café Günther.


[Spaltenumbruch]
Vermächtnis.

Der am 29. Mai d. J. in
Graz verſtorbene k. k. Schulrat Hinterwaldner hat
dem Verein Heimſtatt ein Legat in der Höhe von
100 K. ausgeſetzt, das durch k. k. Notar Dr. Muhri
bereits ausbezahlt wurde. Ehre dem wackeren Manne,
der über das Grab hinaus für den Schutz der
deutſchen Scholle Sorge trug.

Der Ausflug des Marburger Gewerbe-
vereines

nach Puntigam, Graz und Göſting
wurde nunmehr für Montag den 5. Auguſt end-
gültig feſtgeſetzt. Abfahrt von Marburg um 7 Uhr
früh. Das Programm liegt der Einladung bei,
welche durch den Vereinsdiener mittelſt Bogen erfolgt.
Jene Mitglieder, welche etwa durch ein Verſehen
nicht eingeladen worden ſind und teilnehmen wollen,
werden gebeten, mittelſt Poſtkarte dies dem Mar-
burger Gewerbeverein anzuzeigen.

Gelobt ſei Jeſus Chriſtus — ver-
boten.

Als der bekannte Kaplan Krajnc von
Kötſch, wo er die ganze Bevölkerung gegen ſich
aufgebracht hatte, endlich fort mußte, äußerte er
ſich in einem Wirtshauſe: Ich heiße nur Krajnc
und muß fort, aber nach mir wird ein echter
Krajnc (Krainer) kommen! Dieſer kam wirklich
in der Perſon des kraineriſchen Kaplanes Ivan
Laznik, welcher die deutſchfeindliche Tätigkeit
ſeines Vorgängers noch übertrifft. In der letzten
Sonntagsnummer wurde darüber berichtet, wie er
ſich trotz Konſiſtorialerlaß weigert, den Kindern
an der deutſchen Volksſchule des deutſchen Roßwein
deutſchen Gottesdienſt zu erteilen. Aber das iſt
nur ein einziger Punkt der Beſchwerden der durch-
wegs katholiſchen Deutſchen von Roßwein, die alle
der ſlaviſchnationalen und unverhüllt deutſchfeindlichen
Tätigkeit dieſes Wenden[p]rieſters entſpringen. So
grüßte ihn einmal vor der Kirche ein deutſches
Roßweiner Kind mit dem deutſchen katholiſchen
Gruße: Gelobt ſei Jeſus Chriſtus! Der ſloweniſche
Hochwürdige kam wegen dieſes deutſchen Grußes
des deutſchen Kindes derart in nationalen Zorn,
daß er dieſes bei der nächſten Religionsſtunde die
ganze Stunde zur Strafe ſtehen ließ. Vor dem
Unterrichte ſpricht er mit den Kindern auf den
Gängen uſw. grundſätzlich überhaupt nicht deutſch,
ſondern ignoriert an der deutſchen Schule jeden
deutſchen Gruß, wenn er ihn nicht obendrein
beſtraft. Im Vorjahre haben die Kinder bei den
Schulmeſſen natürlich deutſch geſungen; das
brachte ihn in Harniſch und ſchließlich wurden die
Schulmeſſen von ihm ganz abgeſagt — angeblich
weil ihm das Trinkgeld für den Meßner zu viel
ſei ... Heuer wurde bei den Schulmeſſen nicht
mehr geſungen, ſondern gebetet. Natürlich beteten
die Kinder deutſch. Das entfeſſelte wieder den Groll
des hochwürdigen ſloweniſchnationalen Eiferers und
er äußerte ſich in einem Gaſthauſe in Kötſch über
die deutſchen Kinder von Roßwein (natürlich
ſloweniſch): Früher haben ſie geſungen und jetzt
beten ſie, als ob man eine Katze beim Schweif
ziehen würde! Die deutſche Sprache gilt dem
Wendenprieſter als Katzenſchrei! Vor der letzten
Religionsprüfung mußten die Roßweiner Kinder
die Meſſe in der Pfarrkirche zu Kötſch beſuchen.
Des Wendenprieſters ärgſte Sorge war nun die,
zu verhüten, daß die Roßweiner Kinder die Kötſcher
Kirche durch deutſche katholiſche Kirchenlieder oder
durch deutſche Gebete „entweihen“ könnten. In
der Roßweiner Filialktrche hat er es nicht gänzlich
verhindern können, aber in Kötſch, obwohl auch
dies einen vorwiegend deutſchen und deutſch-
freundlichen Charakter beſitzt, durfte dies nicht
geſchehen, wie auch die deutſchen Kötſcher niemals
ein deutſches Wort von der Kanzel hören. Er
klaubte ſich nun trgendwo zwei windiſche Mädeln
zuſammen, die er den deutſchen Kindern von Roß-
wein als Vorbeterinnen vorſtellte und dieſe beteten
auftragsgemäß natürlich nur windiſch vor; ſo hatte
der Wendenprieſter die Kirche von Kötſch vor der
„Schmach“ behütet, daß in ihr deutſche Kinder
deutſch zu Gott beten! Außerdem hatte er zur
[Spaltenumbruch] größeren Sicherheit, wie die Kinder zu Hauſe
erzählten, ihnen vorher bei Strafe des Einſperrens
verboten, in der Kirche deutſch zu beten! Des
genannten ſloweniſchen Kaplans Beſtreben geht
überhaupt bei jeder Gelegenheit dahin, den Kindern
die deutſche Sprache zu verleiden und er tut dies
auch auf eine ſehr eigentümliche Weiſe. Die
Kinder klagen darüber, daß der Kaplan Laznik ſie
ſtets auslacht und beſchämt, wenn ſie, ihrem Alter
entſprechend, in deutſcher Sprache einen Fehler
machen; im ſloweniſchen Idiom aber können ſie
Fehler machen, ſoviel ſie wollen — da lacht der
Kaplan nicht und übergeht dies mit chriſtlicher
Milde, alles nur zu dem Zwecke, um den Kindern
durch ſolche Nadelſtiche die deutſche Sprache zu
verleiden und ſie dem ſloweniſchen Idiom zuzuführen.
So ſieht das Bild eines nationalfanatiſchen
Slowenenprieſters aus.

Der Ehebruch im neuen Strafgeſetz.

Der neue Strafgeſetzentwurf in der Faſſung, wie
er gegenwärtig dem Herrenhauſe vorliegt, ändert
auch einige Beſtimmungen über die Beſtrafung des
Ehe bruches. Der verletzte Ehegtte verliert das Klage-
recht, wenn vor dem Ehebruch die eheliche Gemein-
ſchaft dauernd aufgehoben wurde. Klagen des katho-
liſch geſchiedenen Ehegatten gegen den anderen Eheteil
werden dadurch künftighin ausgeſchloſſen ſein. Das
Klagerecht wegen Ehebruches geht nach dem neuen
Entwurf auch dann verloren, wenn der andere Ehe-
gatte dem Ehebruch zugeſtimmt hat. Das Geſetz
will auf dieſe Weiſe eine Gelegenheit zu Erpreſſungen
beſeitigen. Wiederholt haben nämlich Gerichtsver-
handlungen gezeigt, daß ſolche „Ehebrüche“ im
Einverſtändnis geſchehen, um den Mitſchuldigen
der Frau auszubeuten.

Verhüteter Brand.

Als Sonntag nach-
mittags der Perſonenzug um 1 Uhr 40 Minuten
über die Theſen fuhr, warf ein Paſſagier zweiter
Klaſſe einen Zigarren- oder Zigarettenſtummel aus
dem offenen Waggonfenſter, der zum Unglück auf
einen Holzſchupfen fiel. Wenige Augenblicke darauf
bemerkten einige Landleute, daß aus demſelben
feiner, dünner Rauch aufſtieg. Raſch begaben ſie
ſich in den Schupfen und bemerkten in demſelben
eine Flamme, die immer ſcheller um ſich griff. Den
vereinten Kräften der Herbeigeeilten gelang es, ein
größeres Unglück zu verhüten.

Raufexzeſſe.

Samstag den 27. Juli abends
wurde auf der Straße in Schleinitz der Taglöhner
Franz Klobaſſa aus Marburg von mehreren dor-
tigen Burſchen überfallen, wobei er von einem
derſelben mehrere Stiche in den Rücken erhielt.
Infolge großen Blutverluſtes mußte Klobaſſa ins
allgemeine Krankenhaus nach Marburg überſtellt
werden. — Der dienſtloſe Knecht Andreas Skof
in Leitersberg wurde von einem unbekannten Täter
anläßlich eines Exzeſſes mit einem Meſſer in den
rechten Oberarm geſtochen, zum Glück aber nur
leicht verletzt. Auf nähere Details kann ſich der
Verletzte infolge hochgradiger Alkoholvergiftung
nicht mehr erinnern.

Großer Brand in Dobrofzen.

Montag
nachmittags nach 1 Uhr kam in Dobrofzen (zwiſchen
St. Nikolat am Draufelde und Kötſch) ein Schaden-
feuer zum Ausbruche, welches den ganzen Ort in
Aſche gelegt haben würde, wenn die Windrichtung
eine andere geweſen wäre. Da Dobrofzen ziemlich
tief liegt und von Wäldern ungeben iſt, konnte der
Brand in der Umgebung lange nicht bemerkt werden.
Erſt nach halb 3 Uhr bemerkte der Marburger
Türmer in der Gegend von Rogeis verdächtigen
Qualm aus den dortigen Wäldern aufſteigen, wor-
auf er ſofort die Marburger freiwillige Feuerwehr
davon verſtändigte, die in unglaublich kurzer Zeit
mit der Landdampfſpritze und einem Gerätewagen
ausrückte und zu dem weit entfernten Brandherde
fuhr. Vor ihr war ſchon die Feuerwehr von Otten-
dorf mit ihrer Spritze am Brandplatze erſchienen;
da die Ottendorfer Wehr keine Pferde zur Verfü-
gung hatte (die Pferde waren alle auf den Feldern),




[irrelevantes Material – 4 Zeilen fehlen]
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[4/0004] Marburger Zeitung Nr. 91. 30. Juli 1912 der natürlich ganz fruchtlos war. Die Wirtſchaft dauerte Monate, ohne daß nur ein einziger der Spitzbuben zur Rechenſchaft gezogen wurde. Das ganze Gold iſt über die chineſiſche Grenze ge- ſchmuggelt worden, in Rußland ſoll nicht ein Soletnik geblieben ſein. Die alten Arbeiter ver- dufteten allmählich und zerſtreuten ſich mit ihrer Beute in alle Welt, und es kamen freie Goldſucher, die das Land als ihr Eigentum anſahen und immer noch leidliche Funde machten. Der vertriebene und verarmte Beſitzer ſoll irgendwo in einem Irren- hauſe ſtecken. Fabrikanten als Brandleger. Seit einem Jahre mehrten ſich in Lodz (Rußland) die Fabriksbrände in auffallender Weiſe und die Brandſchaden-Verſicherungsanſtalten hatten große Summen auszubezahlen. Kürzlich gelang es der Polizei, die Fabriksinhaber Löwenſtein (!) und Weißmann (!) zu überraſchen, wie ſie in ihrer Tuchfabrik einen Brand legten. Sie wurden verhaftet. Über 4000 Häuſer eingeäſchert. Eine Feuersbrunſt hat in Chotan, wie aus Kaſchgar (Oſtturkeſtan) gemeldet wird, über 4000 Häuſer, darunter faſt ſämtliche Warenhallen zerſtört. Das Feuer iſt durch Brandſtiftung einzelner Mitglieder der Volksmiliz entſtanden, welche ſämtliche aus den Flammen geretteten Waren raubten. In den dem Brande zum Opfer gefallenen Warenhallen waren ſtets große Vorräte von Baumwollzeug, Seidenzeug und Teppichen, ſowie Gold- und Silberſtoffen auf- gehäuft. Marburger Nachrichten. Todesfall. Am 29. Juli verſchied im Hauſe Nr. 6 in der Kaiſerſtraße Herr Ludwig Auer, Gemiſchtwarenhändler, im 63. Lebensjahre. Die Beſtattung erfolgt Mittwoch um 4 Uhr von der Leichenhalle des Stadtfriedhofes aus. Maturantenfeier. Die 30jährige Matura- feier der Maturanten des Jahrganges 1882 der Marburger Lehrerbildungsanſtalt wird in Marburg abgehalten werden. Der vorbereitende „Dreieraus- ſchuß“ erſucht die lieben Kollegen, ja zuverläſſig zu erſcheinen. Zuſammenkunft am Mittwoch den 4. September um 8 Uhr abends in der Gambrinus- halle (ehemalige Lehrerbildungsanſtalt). Für Donners- tag den 5. September iſt ein Ausflug nach Kötſch vorgeſehen. Von dort aus ſind nach allen Richtungen die günſtigſten Zugsverbindungen, ſo daß jedem direkte Heimreiſe ermöglicht iſt. Allfällige Anmel- dungen, Anfragen oder Wünſche an Joſef Moder in Kötſch. Auf Wiederſehen! Theater- und Kaſinoverein. Die Tennis- ſtundenverteilung für den Monat Auguſt findet am Mittwoch den 31. Juli um 6 Uhr abends im Volksgarten (Tennis-Platz) ſtatt. Elite-Konzert findet Donnerstag den 1. Auguſt im Hotel zur alten Bierquelle ſtatt, ausgeführt von der Unterlandler-Kapelle unter der perſönlichen Leitung des Herrn Ehrenkapellmeiſters Emil Füllekruß. Da ein gut ausgewähltes Programm, iſt ein zahlreicher Beſuch zu erwarten. Anfang 8 Uhr abends. Heimſtattausflug. Im Beſiedelungsgebiete iſt bereits alles in Tätigkeit, ſelbſt ein Maſſenbeſuch am 4. 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Auguſt end- gültig feſtgeſetzt. Abfahrt von Marburg um 7 Uhr früh. Das Programm liegt der Einladung bei, welche durch den Vereinsdiener mittelſt Bogen erfolgt. Jene Mitglieder, welche etwa durch ein Verſehen nicht eingeladen worden ſind und teilnehmen wollen, werden gebeten, mittelſt Poſtkarte dies dem Mar- burger Gewerbeverein anzuzeigen. Gelobt ſei Jeſus Chriſtus — ver- boten. Als der bekannte Kaplan Krajnc von Kötſch, wo er die ganze Bevölkerung gegen ſich aufgebracht hatte, endlich fort mußte, äußerte er ſich in einem Wirtshauſe: Ich heiße nur Krajnc und muß fort, aber nach mir wird ein echter Krajnc (Krainer) kommen! Dieſer kam wirklich in der Perſon des kraineriſchen Kaplanes Ivan Laznik, welcher die deutſchfeindliche Tätigkeit ſeines Vorgängers noch übertrifft. In der letzten Sonntagsnummer wurde darüber berichtet, wie er ſich trotz Konſiſtorialerlaß weigert, den Kindern an der deutſchen Volksſchule des deutſchen Roßwein deutſchen Gottesdienſt zu erteilen. Aber das iſt nur ein einziger Punkt der Beſchwerden der durch- wegs katholiſchen Deutſchen von Roßwein, die alle der ſlaviſchnationalen und unverhüllt deutſchfeindlichen Tätigkeit dieſes Wendenprieſters entſpringen. So grüßte ihn einmal vor der Kirche ein deutſches Roßweiner Kind mit dem deutſchen katholiſchen Gruße: Gelobt ſei Jeſus Chriſtus! Der ſloweniſche Hochwürdige kam wegen dieſes deutſchen Grußes des deutſchen Kindes derart in nationalen Zorn, daß er dieſes bei der nächſten Religionsſtunde die ganze Stunde zur Strafe ſtehen ließ. Vor dem Unterrichte ſpricht er mit den Kindern auf den Gängen uſw. grundſätzlich überhaupt nicht deutſch, ſondern ignoriert an der deutſchen Schule jeden deutſchen Gruß, wenn er ihn nicht obendrein beſtraft. Im Vorjahre haben die Kinder bei den Schulmeſſen natürlich deutſch geſungen; das brachte ihn in Harniſch und ſchließlich wurden die Schulmeſſen von ihm ganz abgeſagt — angeblich weil ihm das Trinkgeld für den Meßner zu viel ſei ... Heuer wurde bei den Schulmeſſen nicht mehr geſungen, ſondern gebetet. Natürlich beteten die Kinder deutſch. Das entfeſſelte wieder den Groll des hochwürdigen ſloweniſchnationalen Eiferers und er äußerte ſich in einem Gaſthauſe in Kötſch über die deutſchen Kinder von Roßwein (natürlich ſloweniſch): Früher haben ſie geſungen und jetzt beten ſie, als ob man eine Katze beim Schweif ziehen würde! Die deutſche Sprache gilt dem Wendenprieſter als Katzenſchrei! Vor der letzten Religionsprüfung mußten die Roßweiner Kinder die Meſſe in der Pfarrkirche zu Kötſch beſuchen. Des Wendenprieſters ärgſte Sorge war nun die, zu verhüten, daß die Roßweiner Kinder die Kötſcher Kirche durch deutſche katholiſche Kirchenlieder oder durch deutſche Gebete „entweihen“ könnten. In der Roßweiner Filialktrche hat er es nicht gänzlich verhindern können, aber in Kötſch, obwohl auch dies einen vorwiegend deutſchen und deutſch- freundlichen Charakter beſitzt, durfte dies nicht geſchehen, wie auch die deutſchen Kötſcher niemals ein deutſches Wort von der Kanzel hören. Er klaubte ſich nun trgendwo zwei windiſche Mädeln zuſammen, die er den deutſchen Kindern von Roß- wein als Vorbeterinnen vorſtellte und dieſe beteten auftragsgemäß natürlich nur windiſch vor; ſo hatte der Wendenprieſter die Kirche von Kötſch vor der „Schmach“ behütet, daß in ihr deutſche Kinder deutſch zu Gott beten! Außerdem hatte er zur größeren Sicherheit, wie die Kinder zu Hauſe erzählten, ihnen vorher bei Strafe des Einſperrens verboten, in der Kirche deutſch zu beten! Des genannten ſloweniſchen Kaplans Beſtreben geht überhaupt bei jeder Gelegenheit dahin, den Kindern die deutſche Sprache zu verleiden und er tut dies auch auf eine ſehr eigentümliche Weiſe. Die Kinder klagen darüber, daß der Kaplan Laznik ſie ſtets auslacht und beſchämt, wenn ſie, ihrem Alter entſprechend, in deutſcher Sprache einen Fehler machen; im ſloweniſchen Idiom aber können ſie Fehler machen, ſoviel ſie wollen — da lacht der Kaplan nicht und übergeht dies mit chriſtlicher Milde, alles nur zu dem Zwecke, um den Kindern durch ſolche Nadelſtiche die deutſche Sprache zu verleiden und ſie dem ſloweniſchen Idiom zuzuführen. So ſieht das Bild eines nationalfanatiſchen Slowenenprieſters aus. Der Ehebruch im neuen Strafgeſetz. Der neue Strafgeſetzentwurf in der Faſſung, wie er gegenwärtig dem Herrenhauſe vorliegt, ändert auch einige Beſtimmungen über die Beſtrafung des Ehe bruches. Der verletzte Ehegtte verliert das Klage- recht, wenn vor dem Ehebruch die eheliche Gemein- ſchaft dauernd aufgehoben wurde. Klagen des katho- liſch geſchiedenen Ehegatten gegen den anderen Eheteil werden dadurch künftighin ausgeſchloſſen ſein. Das Klagerecht wegen Ehebruches geht nach dem neuen Entwurf auch dann verloren, wenn der andere Ehe- gatte dem Ehebruch zugeſtimmt hat. Das Geſetz will auf dieſe Weiſe eine Gelegenheit zu Erpreſſungen beſeitigen. Wiederholt haben nämlich Gerichtsver- handlungen gezeigt, daß ſolche „Ehebrüche“ im Einverſtändnis geſchehen, um den Mitſchuldigen der Frau auszubeuten. Verhüteter Brand. Als Sonntag nach- mittags der Perſonenzug um 1 Uhr 40 Minuten über die Theſen fuhr, warf ein Paſſagier zweiter Klaſſe einen Zigarren- oder Zigarettenſtummel aus dem offenen Waggonfenſter, der zum Unglück auf einen Holzſchupfen fiel. Wenige Augenblicke darauf bemerkten einige Landleute, daß aus demſelben feiner, dünner Rauch aufſtieg. Raſch begaben ſie ſich in den Schupfen und bemerkten in demſelben eine Flamme, die immer ſcheller um ſich griff. Den vereinten Kräften der Herbeigeeilten gelang es, ein größeres Unglück zu verhüten. Raufexzeſſe. Samstag den 27. Juli abends wurde auf der Straße in Schleinitz der Taglöhner Franz Klobaſſa aus Marburg von mehreren dor- tigen Burſchen überfallen, wobei er von einem derſelben mehrere Stiche in den Rücken erhielt. Infolge großen Blutverluſtes mußte Klobaſſa ins allgemeine Krankenhaus nach Marburg überſtellt werden. — Der dienſtloſe Knecht Andreas Skof in Leitersberg wurde von einem unbekannten Täter anläßlich eines Exzeſſes mit einem Meſſer in den rechten Oberarm geſtochen, zum Glück aber nur leicht verletzt. Auf nähere Details kann ſich der Verletzte infolge hochgradiger Alkoholvergiftung nicht mehr erinnern. Großer Brand in Dobrofzen. Montag nachmittags nach 1 Uhr kam in Dobrofzen (zwiſchen St. Nikolat am Draufelde und Kötſch) ein Schaden- feuer zum Ausbruche, welches den ganzen Ort in Aſche gelegt haben würde, wenn die Windrichtung eine andere geweſen wäre. Da Dobrofzen ziemlich tief liegt und von Wäldern ungeben iſt, konnte der Brand in der Umgebung lange nicht bemerkt werden. Erſt nach halb 3 Uhr bemerkte der Marburger Türmer in der Gegend von Rogeis verdächtigen Qualm aus den dortigen Wäldern aufſteigen, wor- auf er ſofort die Marburger freiwillige Feuerwehr davon verſtändigte, die in unglaublich kurzer Zeit mit der Landdampfſpritze und einem Gerätewagen ausrückte und zu dem weit entfernten Brandherde fuhr. Vor ihr war ſchon die Feuerwehr von Otten- dorf mit ihrer Spritze am Brandplatze erſchienen; da die Ottendorfer Wehr keine Pferde zur Verfü- gung hatte (die Pferde waren alle auf den Feldern), ____

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Zitationshilfe: Marburger Zeitung. Nr. 91, Marburg, 30.07.1912, S. 4. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_marburger91_1912/4>, abgerufen am 21.11.2024.