Marburger Zeitung. Nr. 91, Marburg, 30.07.1912.Marburger Zeitung Nr. 91. 30. Juli 1912 [Spaltenumbruch] der natürlich ganz fruchtlos war. Die Wirtschaft dauerte Monate, ohne daß nur ein einziger der Spitzbuben zur Rechenschaft gezogen wurde. Das ganze Gold ist über die chinesische Grenze ge- schmuggelt worden, in Rußland soll nicht ein Soletnik geblieben sein. Die alten Arbeiter ver- dufteten allmählich und zerstreuten sich mit ihrer Beute in alle Welt, und es kamen freie Goldsucher, die das Land als ihr Eigentum ansahen und immer noch leidliche Funde machten. Der vertriebene und verarmte Besitzer soll irgendwo in einem Irren- hause stecken. Fabrikanten als Brandleger. Seit Über 4000 Häuser eingeäschert. Eine Marburger Nachrichten. Todesfall. Am 29. Juli verschied im Hause Maturantenfeier. Die 30jährige Matura- Theater- und Kasinoverein. Die Tennis- Elite-Konzert findet Donnerstag den Heimstattausflug. Im Besiedelungsgebiete Marburger Ramschklub. Heute Dienstag [Spaltenumbruch] Vermächtnis. Der am 29. Mai d. J. in Der Ausflug des Marburger Gewerbe- vereines nach Puntigam, Graz und Gösting Gelobt sei Jesus Christus -- ver- boten. Als der bekannte Kaplan Krajnc von Der Ehebruch im neuen Strafgesetz. Der neue Strafgesetzentwurf in der Fassung, wie Verhüteter Brand. Als Sonntag nach- Raufexzesse. Samstag den 27. Juli abends Großer Brand in Dobrofzen. Montag [irrelevantes Material - 4 Zeilen fehlen] Marburger Zeitung Nr. 91. 30. Juli 1912 [Spaltenumbruch] der natürlich ganz fruchtlos war. Die Wirtſchaft dauerte Monate, ohne daß nur ein einziger der Spitzbuben zur Rechenſchaft gezogen wurde. Das ganze Gold iſt über die chineſiſche Grenze ge- ſchmuggelt worden, in Rußland ſoll nicht ein Soletnik geblieben ſein. Die alten Arbeiter ver- dufteten allmählich und zerſtreuten ſich mit ihrer Beute in alle Welt, und es kamen freie Goldſucher, die das Land als ihr Eigentum anſahen und immer noch leidliche Funde machten. Der vertriebene und verarmte Beſitzer ſoll irgendwo in einem Irren- hauſe ſtecken. Fabrikanten als Brandleger. Seit Über 4000 Häuſer eingeäſchert. Eine Marburger Nachrichten. Todesfall. Am 29. Juli verſchied im Hauſe Maturantenfeier. Die 30jährige Matura- Theater- und Kaſinoverein. Die Tennis- Elite-Konzert findet Donnerstag den Heimſtattausflug. Im Beſiedelungsgebiete Marburger Ramſchklub. Heute Dienstag [Spaltenumbruch] Vermächtnis. Der am 29. Mai d. J. in Der Ausflug des Marburger Gewerbe- vereines nach Puntigam, Graz und Göſting Gelobt ſei Jeſus Chriſtus — ver- boten. Als der bekannte Kaplan Krajnc von Der Ehebruch im neuen Strafgeſetz. Der neue Strafgeſetzentwurf in der Faſſung, wie Verhüteter Brand. Als Sonntag nach- Raufexzeſſe. Samstag den 27. Juli abends Großer Brand in Dobrofzen. Montag [irrelevantes Material – 4 Zeilen fehlen] <TEI> <text> <body> <div type="jVarious" n="1"> <div type="jArticle" n="2"> <p><pb facs="#f0004" n="4"/><fw place="top" type="header">Marburger Zeitung Nr. 91. 30. Juli 1912</fw><lb/><cb/> der natürlich ganz fruchtlos war. Die Wirtſchaft<lb/> dauerte Monate, ohne daß nur ein einziger der<lb/> Spitzbuben zur Rechenſchaft gezogen wurde. Das<lb/> ganze Gold iſt über die chineſiſche Grenze ge-<lb/> ſchmuggelt worden, in Rußland ſoll nicht ein<lb/> Soletnik geblieben ſein. Die alten Arbeiter ver-<lb/> dufteten allmählich und zerſtreuten ſich mit ihrer<lb/> Beute in alle Welt, und es kamen freie Goldſucher,<lb/> die das Land als ihr Eigentum anſahen und immer<lb/> noch leidliche Funde machten. Der vertriebene und<lb/> verarmte Beſitzer ſoll irgendwo in einem Irren-<lb/> hauſe ſtecken.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Fabrikanten als Brandleger.</hi> </head> <p>Seit<lb/> einem Jahre mehrten ſich in Lodz (Rußland)<lb/> die Fabriksbrände in auffallender Weiſe und die<lb/> Brandſchaden-Verſicherungsanſtalten hatten große<lb/> Summen auszubezahlen. Kürzlich gelang es der<lb/> Polizei, die Fabriksinhaber Löwenſtein (!) und<lb/> Weißmann (!) zu überraſchen, wie ſie in ihrer<lb/> Tuchfabrik einen Brand legten. Sie wurden verhaftet.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Über 4000 Häuſer eingeäſchert.</hi> </head> <p>Eine<lb/> Feuersbrunſt hat in Chotan, wie aus Kaſchgar<lb/> (Oſtturkeſtan) gemeldet wird, über 4000 Häuſer,<lb/> darunter faſt ſämtliche Warenhallen zerſtört. Das<lb/> Feuer iſt durch Brandſtiftung einzelner Mitglieder<lb/> der Volksmiliz entſtanden, welche ſämtliche aus den<lb/> Flammen geretteten Waren raubten. In den dem<lb/> Brande zum Opfer gefallenen Warenhallen waren<lb/> ſtets große Vorräte von Baumwollzeug, Seidenzeug<lb/> und Teppichen, ſowie Gold- und Silberſtoffen auf-<lb/> gehäuft.</p> </div> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jLocal" n="1"> <head> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#b">Marburger Nachrichten.</hi> </hi> </head><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Todesfall.</hi> </head> <p>Am 29. Juli verſchied im Hauſe<lb/> Nr. 6 in der Kaiſerſtraße Herr Ludwig <hi rendition="#g">Auer,</hi><lb/> Gemiſchtwarenhändler, im 63. Lebensjahre. 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Auguſt wird den Anſiedlern keine Verlegen-<lb/> heiten bereiten, da für Labung und Zehrung ge-<lb/> nügend Vorſorge getroffen iſt. Die Ortsgruppe<lb/> Marburg ladet alle deutſchen Vereine ein, den ſehr<lb/> lohnenden Ausflug mitzumachen. Abfahrt von Mar-<lb/> burg Hauptbahnhof um 9 Uhr 47 Minuten vor-<lb/> mittags und 1 Uhr nachmittags. Abends Vereinigung<lb/> im Südmarkhof in Egydi. Anmeldungen bei Joſef<lb/> Trutſchl, Burggaſſe.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Marburger Ramſchklub.</hi> </head> <p>Heute Dienstag<lb/> abends findet außergewöhnlich der obligate Abend<lb/> ſtatt. Pflicht eines jeden Ramſchlers iſt, beſtimmt<lb/> zu erſcheinen. Ort: Caf<hi rendition="#aq">é</hi> Günther.</p><lb/> <cb/> </div> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Vermächtnis.</hi> </head> <p>Der am 29. Mai d. J. in<lb/> Graz verſtorbene k. k. Schulrat Hinterwaldner hat<lb/> dem Verein Heimſtatt ein Legat in der Höhe von<lb/> 100 K. ausgeſetzt, das durch k. k. Notar Dr. Muhri<lb/> bereits ausbezahlt wurde. Ehre dem wackeren Manne,<lb/> der über das Grab hinaus für den Schutz der<lb/> deutſchen Scholle Sorge trug.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Der Ausflug des Marburger Gewerbe-<lb/> vereines</hi> </head> <p>nach Puntigam, Graz und Göſting<lb/> wurde nunmehr für Montag den 5. Auguſt end-<lb/> gültig feſtgeſetzt. Abfahrt von Marburg um 7 Uhr<lb/> früh. Das Programm liegt der Einladung bei,<lb/> welche durch den Vereinsdiener mittelſt Bogen erfolgt.<lb/> Jene Mitglieder, welche etwa durch ein Verſehen<lb/> nicht eingeladen worden ſind und teilnehmen wollen,<lb/> werden gebeten, mittelſt Poſtkarte dies dem Mar-<lb/> burger Gewerbeverein anzuzeigen.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Gelobt ſei Jeſus Chriſtus — ver-<lb/> boten.</hi> </head> <p>Als der bekannte Kaplan Krajnc von<lb/> Kötſch, wo er die ganze Bevölkerung gegen ſich<lb/> aufgebracht hatte, endlich fort mußte, äußerte er<lb/> ſich in einem Wirtshauſe: Ich heiße nur Krajnc<lb/> und muß fort, aber nach mir wird ein echter<lb/> Krajnc (Krainer) kommen! Dieſer kam wirklich<lb/> in der Perſon des kraineriſchen Kaplanes Ivan<lb/><hi rendition="#g">Laznik,</hi> welcher die deutſchfeindliche Tätigkeit<lb/> ſeines Vorgängers noch übertrifft. In der letzten<lb/> Sonntagsnummer wurde darüber berichtet, wie er<lb/> ſich trotz Konſiſtorialerlaß weigert, den Kindern<lb/> an der deutſchen Volksſchule des deutſchen Roßwein<lb/> deutſchen Gottesdienſt zu erteilen. Aber das iſt<lb/> nur ein einziger Punkt der Beſchwerden der durch-<lb/> wegs katholiſchen Deutſchen von Roßwein, die alle<lb/> der ſlaviſchnationalen und unverhüllt deutſchfeindlichen<lb/> Tätigkeit dieſes Wenden<supplied>p</supplied>rieſters entſpringen. So<lb/> grüßte ihn einmal vor der Kirche ein deutſches<lb/> Roßweiner Kind mit dem deutſchen katholiſchen<lb/> Gruße: Gelobt ſei Jeſus Chriſtus! Der ſloweniſche<lb/> Hochwürdige kam wegen dieſes deutſchen Grußes<lb/> des deutſchen Kindes derart in nationalen Zorn,<lb/> daß er dieſes bei der nächſten Religionsſtunde die<lb/> ganze Stunde zur Strafe ſtehen ließ. Vor dem<lb/> Unterrichte ſpricht er mit den Kindern auf den<lb/> Gängen uſw. grundſätzlich überhaupt nicht deutſch,<lb/> ſondern ignoriert an der deutſchen Schule jeden<lb/> deutſchen Gruß, wenn er ihn nicht obendrein<lb/> beſtraft. Im Vorjahre haben die Kinder bei den<lb/> Schulmeſſen natürlich deutſch geſungen; das<lb/> brachte ihn in Harniſch und ſchließlich wurden die<lb/> Schulmeſſen von ihm ganz abgeſagt — angeblich<lb/> weil ihm das Trinkgeld für den Meßner zu viel<lb/> ſei ... Heuer wurde bei den Schulmeſſen nicht<lb/> mehr geſungen, ſondern gebetet. Natürlich beteten<lb/> die Kinder deutſch. Das entfeſſelte wieder den Groll<lb/> des hochwürdigen ſloweniſchnationalen Eiferers und<lb/> er äußerte ſich in einem Gaſthauſe in Kötſch über<lb/> die deutſchen Kinder von Roßwein (natürlich<lb/> ſloweniſch): Früher haben ſie geſungen und jetzt<lb/> beten ſie, als ob man eine Katze beim Schweif<lb/> ziehen würde! Die deutſche Sprache gilt dem<lb/> Wendenprieſter als Katzenſchrei! Vor der letzten<lb/> Religionsprüfung mußten die Roßweiner Kinder<lb/> die Meſſe in der Pfarrkirche zu Kötſch beſuchen.<lb/> Des Wendenprieſters ärgſte Sorge war nun die,<lb/> zu verhüten, daß die Roßweiner Kinder die Kötſcher<lb/> Kirche durch deutſche katholiſche Kirchenlieder oder<lb/> durch deutſche Gebete „entweihen“ könnten. In<lb/> der Roßweiner Filialktrche hat er es nicht gänzlich<lb/> verhindern können, aber in Kötſch, obwohl auch<lb/> dies einen vorwiegend deutſchen und deutſch-<lb/> freundlichen Charakter beſitzt, durfte dies nicht<lb/> geſchehen, wie auch die deutſchen Kötſcher niemals<lb/> ein deutſches Wort von der Kanzel hören. Er<lb/> klaubte ſich nun trgendwo zwei windiſche Mädeln<lb/> zuſammen, die er den deutſchen Kindern von Roß-<lb/> wein als Vorbeterinnen vorſtellte und dieſe beteten<lb/> auftragsgemäß natürlich nur windiſch vor; ſo hatte<lb/> der Wendenprieſter die Kirche von Kötſch vor der<lb/> „Schmach“ behütet, daß in ihr deutſche Kinder<lb/> deutſch zu Gott beten! Außerdem hatte er zur<lb/><cb/> größeren Sicherheit, wie die Kinder zu Hauſe<lb/> erzählten, ihnen vorher bei Strafe des Einſperrens<lb/> verboten, in der Kirche deutſch zu beten! Des<lb/> genannten ſloweniſchen Kaplans Beſtreben geht<lb/> überhaupt bei jeder Gelegenheit dahin, den Kindern<lb/> die deutſche Sprache zu verleiden und er tut dies<lb/> auch auf eine ſehr eigentümliche Weiſe. Die<lb/> Kinder klagen darüber, daß der Kaplan Laznik ſie<lb/> ſtets auslacht und beſchämt, wenn ſie, ihrem Alter<lb/> entſprechend, in deutſcher Sprache einen Fehler<lb/> machen; im ſloweniſchen Idiom aber können ſie<lb/> Fehler machen, ſoviel ſie wollen — da lacht der<lb/> Kaplan nicht und übergeht dies mit chriſtlicher<lb/> Milde, alles nur zu dem Zwecke, um den Kindern<lb/> durch ſolche Nadelſtiche die deutſche Sprache zu<lb/> verleiden und ſie dem ſloweniſchen Idiom zuzuführen.<lb/> So ſieht das Bild eines nationalfanatiſchen<lb/> Slowenenprieſters aus.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Der Ehebruch im neuen Strafgeſetz.</hi> </head><lb/> <p>Der neue Strafgeſetzentwurf in der Faſſung, wie<lb/><hi rendition="#g">er</hi> gegenwärtig dem Herrenhauſe vorliegt, ändert<lb/> auch einige Beſtimmungen über die Beſtrafung des<lb/> Ehe bruches. Der verletzte Ehegtte verliert das Klage-<lb/> recht, wenn vor dem Ehebruch die eheliche Gemein-<lb/> ſchaft dauernd aufgehoben wurde. Klagen des katho-<lb/> liſch geſchiedenen Ehegatten gegen den anderen Eheteil<lb/> werden dadurch künftighin ausgeſchloſſen ſein. Das<lb/> Klagerecht wegen Ehebruches geht nach dem neuen<lb/> Entwurf auch dann verloren, wenn der andere Ehe-<lb/> gatte dem Ehebruch zugeſtimmt hat. Das Geſetz<lb/> will auf dieſe Weiſe eine Gelegenheit zu Erpreſſungen<lb/> beſeitigen. Wiederholt haben nämlich Gerichtsver-<lb/> handlungen gezeigt, daß ſolche „Ehebrüche“ im<lb/> Einverſtändnis geſchehen, um den Mitſchuldigen<lb/> der Frau auszubeuten.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Verhüteter Brand.</hi> </head> <p>Als Sonntag nach-<lb/> mittags der Perſonenzug um 1 Uhr 40 Minuten<lb/> über die Theſen fuhr, warf ein Paſſagier zweiter<lb/> Klaſſe einen Zigarren- oder Zigarettenſtummel aus<lb/> dem offenen Waggonfenſter, der zum Unglück auf<lb/> einen Holzſchupfen fiel. Wenige Augenblicke darauf<lb/> bemerkten einige Landleute, daß aus demſelben<lb/> feiner, dünner Rauch aufſtieg. Raſch begaben ſie<lb/> ſich in den Schupfen und bemerkten in demſelben<lb/> eine Flamme, die immer ſcheller um ſich griff. Den<lb/> vereinten Kräften der Herbeigeeilten gelang es, ein<lb/> größeres Unglück zu verhüten.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Raufexzeſſe.</hi> </head> <p>Samstag den 27. Juli abends<lb/> wurde auf der Straße in Schleinitz der Taglöhner<lb/> Franz Klobaſſa aus Marburg von mehreren dor-<lb/> tigen Burſchen überfallen, wobei er von einem<lb/> derſelben mehrere Stiche in den Rücken erhielt.<lb/> Infolge großen Blutverluſtes mußte Klobaſſa ins<lb/> allgemeine Krankenhaus nach Marburg überſtellt<lb/> werden. — Der dienſtloſe Knecht Andreas Skof<lb/> in Leitersberg wurde von einem unbekannten Täter<lb/> anläßlich eines Exzeſſes mit einem Meſſer in den<lb/> rechten Oberarm geſtochen, zum Glück aber nur<lb/> leicht verletzt. Auf nähere Details kann ſich der<lb/> Verletzte infolge hochgradiger Alkoholvergiftung<lb/> nicht mehr erinnern.</p> </div><lb/> <div xml:id="dobrofzen1" next="#dobrofzen2" type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Großer Brand in Dobrofzen.</hi> </head> <p>Montag<lb/> nachmittags nach 1 Uhr kam in Dobrofzen (zwiſchen<lb/> St. Nikolat am Draufelde und Kötſch) ein Schaden-<lb/> feuer zum Ausbruche, welches den ganzen Ort in<lb/> Aſche gelegt haben würde, wenn die Windrichtung<lb/> eine andere geweſen wäre. Da Dobrofzen ziemlich<lb/> tief liegt und von Wäldern ungeben iſt, konnte der<lb/> Brand in der Umgebung lange nicht bemerkt werden.<lb/> Erſt nach halb 3 Uhr bemerkte der Marburger<lb/> Türmer in der Gegend von Rogeis verdächtigen<lb/> Qualm aus den dortigen Wäldern aufſteigen, wor-<lb/> auf er ſofort die Marburger freiwillige Feuerwehr<lb/> davon verſtändigte, die in unglaublich kurzer Zeit<lb/> mit der Landdampfſpritze und einem Gerätewagen<lb/> ausrückte und zu dem weit entfernten Brandherde<lb/> fuhr. Vor ihr war ſchon die Feuerwehr von Otten-<lb/> dorf mit ihrer Spritze am Brandplatze erſchienen;<lb/> da die Ottendorfer Wehr keine Pferde zur Verfü-<lb/> gung hatte (die Pferde waren alle auf den Feldern),</p> </div> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jAnnouncements" n="1"> <gap reason="insignificant" unit="lines" quantity="4"/> </div> </body> </text> </TEI> [4/0004]
Marburger Zeitung Nr. 91. 30. Juli 1912
der natürlich ganz fruchtlos war. Die Wirtſchaft
dauerte Monate, ohne daß nur ein einziger der
Spitzbuben zur Rechenſchaft gezogen wurde. Das
ganze Gold iſt über die chineſiſche Grenze ge-
ſchmuggelt worden, in Rußland ſoll nicht ein
Soletnik geblieben ſein. Die alten Arbeiter ver-
dufteten allmählich und zerſtreuten ſich mit ihrer
Beute in alle Welt, und es kamen freie Goldſucher,
die das Land als ihr Eigentum anſahen und immer
noch leidliche Funde machten. Der vertriebene und
verarmte Beſitzer ſoll irgendwo in einem Irren-
hauſe ſtecken.
Fabrikanten als Brandleger. Seit
einem Jahre mehrten ſich in Lodz (Rußland)
die Fabriksbrände in auffallender Weiſe und die
Brandſchaden-Verſicherungsanſtalten hatten große
Summen auszubezahlen. Kürzlich gelang es der
Polizei, die Fabriksinhaber Löwenſtein (!) und
Weißmann (!) zu überraſchen, wie ſie in ihrer
Tuchfabrik einen Brand legten. Sie wurden verhaftet.
Über 4000 Häuſer eingeäſchert. Eine
Feuersbrunſt hat in Chotan, wie aus Kaſchgar
(Oſtturkeſtan) gemeldet wird, über 4000 Häuſer,
darunter faſt ſämtliche Warenhallen zerſtört. Das
Feuer iſt durch Brandſtiftung einzelner Mitglieder
der Volksmiliz entſtanden, welche ſämtliche aus den
Flammen geretteten Waren raubten. In den dem
Brande zum Opfer gefallenen Warenhallen waren
ſtets große Vorräte von Baumwollzeug, Seidenzeug
und Teppichen, ſowie Gold- und Silberſtoffen auf-
gehäuft.
Marburger Nachrichten.
Todesfall. Am 29. Juli verſchied im Hauſe
Nr. 6 in der Kaiſerſtraße Herr Ludwig Auer,
Gemiſchtwarenhändler, im 63. Lebensjahre. Die
Beſtattung erfolgt Mittwoch um 4 Uhr von der
Leichenhalle des Stadtfriedhofes aus.
Maturantenfeier. Die 30jährige Matura-
feier der Maturanten des Jahrganges 1882 der
Marburger Lehrerbildungsanſtalt wird in Marburg
abgehalten werden. Der vorbereitende „Dreieraus-
ſchuß“ erſucht die lieben Kollegen, ja zuverläſſig zu
erſcheinen. Zuſammenkunft am Mittwoch den 4.
September um 8 Uhr abends in der Gambrinus-
halle (ehemalige Lehrerbildungsanſtalt). Für Donners-
tag den 5. September iſt ein Ausflug nach Kötſch
vorgeſehen. Von dort aus ſind nach allen Richtungen
die günſtigſten Zugsverbindungen, ſo daß jedem
direkte Heimreiſe ermöglicht iſt. Allfällige Anmel-
dungen, Anfragen oder Wünſche an Joſef Moder
in Kötſch. Auf Wiederſehen!
Theater- und Kaſinoverein. Die Tennis-
ſtundenverteilung für den Monat Auguſt findet am
Mittwoch den 31. Juli um 6 Uhr abends im
Volksgarten (Tennis-Platz) ſtatt.
Elite-Konzert findet Donnerstag den
1. Auguſt im Hotel zur alten Bierquelle ſtatt,
ausgeführt von der Unterlandler-Kapelle unter der
perſönlichen Leitung des Herrn Ehrenkapellmeiſters
Emil Füllekruß. Da ein gut ausgewähltes Programm,
iſt ein zahlreicher Beſuch zu erwarten. Anfang
8 Uhr abends.
Heimſtattausflug. Im Beſiedelungsgebiete
iſt bereits alles in Tätigkeit, ſelbſt ein Maſſenbeſuch
am 4. Auguſt wird den Anſiedlern keine Verlegen-
heiten bereiten, da für Labung und Zehrung ge-
nügend Vorſorge getroffen iſt. Die Ortsgruppe
Marburg ladet alle deutſchen Vereine ein, den ſehr
lohnenden Ausflug mitzumachen. Abfahrt von Mar-
burg Hauptbahnhof um 9 Uhr 47 Minuten vor-
mittags und 1 Uhr nachmittags. Abends Vereinigung
im Südmarkhof in Egydi. Anmeldungen bei Joſef
Trutſchl, Burggaſſe.
Marburger Ramſchklub. Heute Dienstag
abends findet außergewöhnlich der obligate Abend
ſtatt. Pflicht eines jeden Ramſchlers iſt, beſtimmt
zu erſcheinen. Ort: Café Günther.
Vermächtnis. Der am 29. Mai d. J. in
Graz verſtorbene k. k. Schulrat Hinterwaldner hat
dem Verein Heimſtatt ein Legat in der Höhe von
100 K. ausgeſetzt, das durch k. k. Notar Dr. Muhri
bereits ausbezahlt wurde. Ehre dem wackeren Manne,
der über das Grab hinaus für den Schutz der
deutſchen Scholle Sorge trug.
Der Ausflug des Marburger Gewerbe-
vereines nach Puntigam, Graz und Göſting
wurde nunmehr für Montag den 5. Auguſt end-
gültig feſtgeſetzt. Abfahrt von Marburg um 7 Uhr
früh. Das Programm liegt der Einladung bei,
welche durch den Vereinsdiener mittelſt Bogen erfolgt.
Jene Mitglieder, welche etwa durch ein Verſehen
nicht eingeladen worden ſind und teilnehmen wollen,
werden gebeten, mittelſt Poſtkarte dies dem Mar-
burger Gewerbeverein anzuzeigen.
Gelobt ſei Jeſus Chriſtus — ver-
boten. Als der bekannte Kaplan Krajnc von
Kötſch, wo er die ganze Bevölkerung gegen ſich
aufgebracht hatte, endlich fort mußte, äußerte er
ſich in einem Wirtshauſe: Ich heiße nur Krajnc
und muß fort, aber nach mir wird ein echter
Krajnc (Krainer) kommen! Dieſer kam wirklich
in der Perſon des kraineriſchen Kaplanes Ivan
Laznik, welcher die deutſchfeindliche Tätigkeit
ſeines Vorgängers noch übertrifft. In der letzten
Sonntagsnummer wurde darüber berichtet, wie er
ſich trotz Konſiſtorialerlaß weigert, den Kindern
an der deutſchen Volksſchule des deutſchen Roßwein
deutſchen Gottesdienſt zu erteilen. Aber das iſt
nur ein einziger Punkt der Beſchwerden der durch-
wegs katholiſchen Deutſchen von Roßwein, die alle
der ſlaviſchnationalen und unverhüllt deutſchfeindlichen
Tätigkeit dieſes Wendenprieſters entſpringen. So
grüßte ihn einmal vor der Kirche ein deutſches
Roßweiner Kind mit dem deutſchen katholiſchen
Gruße: Gelobt ſei Jeſus Chriſtus! Der ſloweniſche
Hochwürdige kam wegen dieſes deutſchen Grußes
des deutſchen Kindes derart in nationalen Zorn,
daß er dieſes bei der nächſten Religionsſtunde die
ganze Stunde zur Strafe ſtehen ließ. Vor dem
Unterrichte ſpricht er mit den Kindern auf den
Gängen uſw. grundſätzlich überhaupt nicht deutſch,
ſondern ignoriert an der deutſchen Schule jeden
deutſchen Gruß, wenn er ihn nicht obendrein
beſtraft. Im Vorjahre haben die Kinder bei den
Schulmeſſen natürlich deutſch geſungen; das
brachte ihn in Harniſch und ſchließlich wurden die
Schulmeſſen von ihm ganz abgeſagt — angeblich
weil ihm das Trinkgeld für den Meßner zu viel
ſei ... Heuer wurde bei den Schulmeſſen nicht
mehr geſungen, ſondern gebetet. Natürlich beteten
die Kinder deutſch. Das entfeſſelte wieder den Groll
des hochwürdigen ſloweniſchnationalen Eiferers und
er äußerte ſich in einem Gaſthauſe in Kötſch über
die deutſchen Kinder von Roßwein (natürlich
ſloweniſch): Früher haben ſie geſungen und jetzt
beten ſie, als ob man eine Katze beim Schweif
ziehen würde! Die deutſche Sprache gilt dem
Wendenprieſter als Katzenſchrei! Vor der letzten
Religionsprüfung mußten die Roßweiner Kinder
die Meſſe in der Pfarrkirche zu Kötſch beſuchen.
Des Wendenprieſters ärgſte Sorge war nun die,
zu verhüten, daß die Roßweiner Kinder die Kötſcher
Kirche durch deutſche katholiſche Kirchenlieder oder
durch deutſche Gebete „entweihen“ könnten. In
der Roßweiner Filialktrche hat er es nicht gänzlich
verhindern können, aber in Kötſch, obwohl auch
dies einen vorwiegend deutſchen und deutſch-
freundlichen Charakter beſitzt, durfte dies nicht
geſchehen, wie auch die deutſchen Kötſcher niemals
ein deutſches Wort von der Kanzel hören. Er
klaubte ſich nun trgendwo zwei windiſche Mädeln
zuſammen, die er den deutſchen Kindern von Roß-
wein als Vorbeterinnen vorſtellte und dieſe beteten
auftragsgemäß natürlich nur windiſch vor; ſo hatte
der Wendenprieſter die Kirche von Kötſch vor der
„Schmach“ behütet, daß in ihr deutſche Kinder
deutſch zu Gott beten! Außerdem hatte er zur
größeren Sicherheit, wie die Kinder zu Hauſe
erzählten, ihnen vorher bei Strafe des Einſperrens
verboten, in der Kirche deutſch zu beten! Des
genannten ſloweniſchen Kaplans Beſtreben geht
überhaupt bei jeder Gelegenheit dahin, den Kindern
die deutſche Sprache zu verleiden und er tut dies
auch auf eine ſehr eigentümliche Weiſe. Die
Kinder klagen darüber, daß der Kaplan Laznik ſie
ſtets auslacht und beſchämt, wenn ſie, ihrem Alter
entſprechend, in deutſcher Sprache einen Fehler
machen; im ſloweniſchen Idiom aber können ſie
Fehler machen, ſoviel ſie wollen — da lacht der
Kaplan nicht und übergeht dies mit chriſtlicher
Milde, alles nur zu dem Zwecke, um den Kindern
durch ſolche Nadelſtiche die deutſche Sprache zu
verleiden und ſie dem ſloweniſchen Idiom zuzuführen.
So ſieht das Bild eines nationalfanatiſchen
Slowenenprieſters aus.
Der Ehebruch im neuen Strafgeſetz.
Der neue Strafgeſetzentwurf in der Faſſung, wie
er gegenwärtig dem Herrenhauſe vorliegt, ändert
auch einige Beſtimmungen über die Beſtrafung des
Ehe bruches. Der verletzte Ehegtte verliert das Klage-
recht, wenn vor dem Ehebruch die eheliche Gemein-
ſchaft dauernd aufgehoben wurde. Klagen des katho-
liſch geſchiedenen Ehegatten gegen den anderen Eheteil
werden dadurch künftighin ausgeſchloſſen ſein. Das
Klagerecht wegen Ehebruches geht nach dem neuen
Entwurf auch dann verloren, wenn der andere Ehe-
gatte dem Ehebruch zugeſtimmt hat. Das Geſetz
will auf dieſe Weiſe eine Gelegenheit zu Erpreſſungen
beſeitigen. Wiederholt haben nämlich Gerichtsver-
handlungen gezeigt, daß ſolche „Ehebrüche“ im
Einverſtändnis geſchehen, um den Mitſchuldigen
der Frau auszubeuten.
Verhüteter Brand. Als Sonntag nach-
mittags der Perſonenzug um 1 Uhr 40 Minuten
über die Theſen fuhr, warf ein Paſſagier zweiter
Klaſſe einen Zigarren- oder Zigarettenſtummel aus
dem offenen Waggonfenſter, der zum Unglück auf
einen Holzſchupfen fiel. Wenige Augenblicke darauf
bemerkten einige Landleute, daß aus demſelben
feiner, dünner Rauch aufſtieg. Raſch begaben ſie
ſich in den Schupfen und bemerkten in demſelben
eine Flamme, die immer ſcheller um ſich griff. Den
vereinten Kräften der Herbeigeeilten gelang es, ein
größeres Unglück zu verhüten.
Raufexzeſſe. Samstag den 27. Juli abends
wurde auf der Straße in Schleinitz der Taglöhner
Franz Klobaſſa aus Marburg von mehreren dor-
tigen Burſchen überfallen, wobei er von einem
derſelben mehrere Stiche in den Rücken erhielt.
Infolge großen Blutverluſtes mußte Klobaſſa ins
allgemeine Krankenhaus nach Marburg überſtellt
werden. — Der dienſtloſe Knecht Andreas Skof
in Leitersberg wurde von einem unbekannten Täter
anläßlich eines Exzeſſes mit einem Meſſer in den
rechten Oberarm geſtochen, zum Glück aber nur
leicht verletzt. Auf nähere Details kann ſich der
Verletzte infolge hochgradiger Alkoholvergiftung
nicht mehr erinnern.
Großer Brand in Dobrofzen. Montag
nachmittags nach 1 Uhr kam in Dobrofzen (zwiſchen
St. Nikolat am Draufelde und Kötſch) ein Schaden-
feuer zum Ausbruche, welches den ganzen Ort in
Aſche gelegt haben würde, wenn die Windrichtung
eine andere geweſen wäre. Da Dobrofzen ziemlich
tief liegt und von Wäldern ungeben iſt, konnte der
Brand in der Umgebung lange nicht bemerkt werden.
Erſt nach halb 3 Uhr bemerkte der Marburger
Türmer in der Gegend von Rogeis verdächtigen
Qualm aus den dortigen Wäldern aufſteigen, wor-
auf er ſofort die Marburger freiwillige Feuerwehr
davon verſtändigte, die in unglaublich kurzer Zeit
mit der Landdampfſpritze und einem Gerätewagen
ausrückte und zu dem weit entfernten Brandherde
fuhr. Vor ihr war ſchon die Feuerwehr von Otten-
dorf mit ihrer Spritze am Brandplatze erſchienen;
da die Ottendorfer Wehr keine Pferde zur Verfü-
gung hatte (die Pferde waren alle auf den Feldern),
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