Morgenblatt für gebildete Leser. Nr. 47. Stuttgart/Tübingen, 23. November 1856.[Beginn Spaltensatz]
"Jch sagte schon," erwiederte William, "daß ich "Ein Mann von solchen Kenntnissen und Verdien- "Das könnte und wollte man wirklich?" rief Wil- "Dann," sagte Smith, "glaube ich das baldige "Versteht sich!" entgegnete Walpole. "Allein wir Smith lächelte. "Seyen Sie außer Sorgen, gnä- Smith notirte sich die Adresse und empfahl sich "Wünschen wir uns Glück zu dieser Verbindung, "Einer Größe? glauben Sie das wirklich?" -- ( Der zweite Abschnitt folgt nächstens. ) [Beginn Spaltensatz]
„Jch sagte schon,“ erwiederte William, „daß ich „Ein Mann von solchen Kenntnissen und Verdien- „Das könnte und wollte man wirklich?“ rief Wil- „Dann,“ sagte Smith, „glaube ich das baldige „Versteht sich!“ entgegnete Walpole. „Allein wir Smith lächelte. „Seyen Sie außer Sorgen, gnä- Smith notirte sich die Adresse und empfahl sich „Wünschen wir uns Glück zu dieser Verbindung, „Einer Größe? glauben Sie das wirklich?“ — ( Der zweite Abschnitt folgt nächstens. ) <TEI> <text> <body> <div xml:id="Nov3" type="jArticle" n="1"> <pb facs="#f0012" n="1116"/> <fw type="pageNum" place="top">1116</fw> <cb type="start"/> <p>„Jch sagte schon,“ erwiederte William, „daß ich<lb/> es nicht weiß; doch hat man mir, wohl nicht ohne<lb/> Absicht, zu verstehen gegeben, daß seine Verhältnisse<lb/> bescheiden sind, und er es deßwegen nicht wagt, einem<lb/> Mann von Jhrer Stellung, gnädiger Herr, persönlich<lb/> gegenüber zu treten.“</p><lb/> <p>„Ein Mann von solchen Kenntnissen und Verdien-<lb/> sten,“ versetzte der Ritter mit entschiedener Betonung,<lb/> „hat sich vor keinem König der Welt zu scheuen. Wer<lb/> er auch sey, er hat sich nur zu nennen und die Ori-<lb/> ginalien dieser Gedichte vorzulegen, um Freunde und<lb/> Beschützer zu finden, welche im Stande und gewillt<lb/> sind, ihn auch aus der mißlichsten Lage zu einer sei-<lb/> nen Verdiensten entsprechenden, das heißt ehrenvollen<lb/> und einträglichen Stellung zu erheben.“</p><lb/> <p>„Das könnte und wollte man wirklich?“ rief Wil-<lb/> liam rasch und freudig. — „Das kann und will ich<lb/> selbst!“ versetzte der Ritter. „Wer die Kenntnisse hat,<lb/> um solche Literaturschätze zu entdecken und zu entziffern<lb/> — denn die alten Handschriften lesen sich schwer —<lb/> und den Geschmack, sie zu würdigen, der muß ein be-<lb/> deutender Kopf seyn, welcher den besten Erfolg unserer<lb/> Bemühungen für ihn verdient. Jch erwarte nur seine<lb/> persönliche Autorisation, um diese vollendeten Werke<lb/> in meiner eigenen Druckerei, welche so eben hier er-<lb/> richtet wird, zu vervielfältigen, vorausgesetzt, daß sie<lb/> noch keinen andern Verleger gefunden haben.“</p><lb/> <p>„Dann,“ sagte Smith, „glaube ich das baldige<lb/> persönliche Auftreten des Archäologen bei Jhnen, gnä-<lb/> diger Herr, versprechen zu dürfen, und will mich be-<lb/> eilen, mit meinen guten Nachrichten nach Bristol zu-<lb/> rückzukehren. Die überbrachten Abschriften darf ich,<lb/> wenn Sie es wünschen, bei Jhnen zurücklassen.“</p><lb/> <p>„Versteht sich!“ entgegnete Walpole. „Allein wir<lb/> müssen hoffen, daß uns unser gelehrter Freund nicht<lb/> wieder ein Vierteljahr lang auf Nachricht warten läßt,<lb/> wie das letzte mal, daß er sich nicht wieder in seine<lb/> Nachforschungen vertieft, bis man nichts mehr von ihm<lb/> hört, und ihn vielleicht der Tod ereilt, ehe wir ihn<lb/><cb n="2"/> gesehen, denn er ist jedenfalls schon bejahrt, und auf<lb/> diese Weise sind oft kostbare Resultate der wichtigsten<lb/> Studien verloren gegangen.“</p><lb/> <p>Smith lächelte. „Seyen Sie außer Sorgen, gnä-<lb/> diger Herr,“ sagte er, „der Unbekannte wird sich bal-<lb/> digst nennen.“ — „Dann,“ sagte der Ritter, „bitte ich<lb/> ihn, sich von Bristol aus nur nach Bath zu wenden,<lb/> wohin ich alsbald abreisen werde, um einige Zeit dort<lb/> zuzubringen. Man findet mich dort in der Krone von<lb/> England.“</p><lb/> <p>Smith notirte sich die Adresse und empfahl sich<lb/> bei dem Ritter und der Schauspielerin, um, trotz den<lb/> Versuchen derselben, ihn zurückzuhalten, so schnell als<lb/> möglich die Rückreise nach Bristol anzutreten.</p><lb/> <p>„Wünschen wir uns Glück zu dieser Verbindung,<lb/> schöne Kitty,“ sagte, als Smith den Erdbeerenberg<lb/> verlassen hatte, der Ritter mit einem feinen Lächeln;<lb/> „wir werden das Verdienst haben, bei der Erscheinung<lb/> einer neuen literarischen Größe Pathe zu stehen.“</p><lb/> <p>„Einer Größe? glauben Sie das wirklich?“ —<lb/> „Gewiß! Jch bin überzeugt, daß sich unter diesen arm-<lb/> seligen Apparencen eine gewichtige Persönlichkeit ver-<lb/> birgt, vielleicht ein diplomatischer alter Herr mit einer<lb/> gewaltigen Perrücke und einem bedeutenden Vermögen.<lb/> Um Nachforschungen wie die vorliegenden machen zu<lb/> können, muß man viele Zeit, viele Kenntnisse, viel<lb/> Geld, und endlich einen ganz feinen und etwas blasirten<lb/> Geschmack besitzen. Daß er mit den Resultaten nicht<lb/> offen, sondern auf Umwegen hervortritt, den Geheim-<lb/> nißvollen und Gedrückten spielt und um Protektion<lb/> wirbt, gehört mit zur Sache. Man erzeugt dadurch<lb/> einen gewissen Nimbus, welcher das Publikum erwar-<lb/> tungsvoll und günstig stimmt, und der Erfolg ist ge-<lb/> sichert, ehe nur ein Buchstabe gedruckt ist. Thun wir<lb/> also das Unsrige an diesem Werk der Vorbereitung,<lb/> reden wir mit unsern literarischen Freunden von die-<lb/> sem werthvollen Fund, und wenn der alte Mönch und<lb/> Dichter in die Welt tritt, so thut er es von Jhrer<lb/> schönen Hand, Miß Kitty, und der meinigen geleitet.“</p><lb/> <cb type="end"/> <p> <hi rendition="#c">( Der zweite Abschnitt folgt nächstens. )</hi> </p> <note type="editorial">Die Ausgabe, die den zweiten Abschnitt enthält, fehlt.</note> </div><lb/> <space dim="vertical"/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </body> </text> </TEI> [1116/0012]
1116
„Jch sagte schon,“ erwiederte William, „daß ich
es nicht weiß; doch hat man mir, wohl nicht ohne
Absicht, zu verstehen gegeben, daß seine Verhältnisse
bescheiden sind, und er es deßwegen nicht wagt, einem
Mann von Jhrer Stellung, gnädiger Herr, persönlich
gegenüber zu treten.“
„Ein Mann von solchen Kenntnissen und Verdien-
sten,“ versetzte der Ritter mit entschiedener Betonung,
„hat sich vor keinem König der Welt zu scheuen. Wer
er auch sey, er hat sich nur zu nennen und die Ori-
ginalien dieser Gedichte vorzulegen, um Freunde und
Beschützer zu finden, welche im Stande und gewillt
sind, ihn auch aus der mißlichsten Lage zu einer sei-
nen Verdiensten entsprechenden, das heißt ehrenvollen
und einträglichen Stellung zu erheben.“
„Das könnte und wollte man wirklich?“ rief Wil-
liam rasch und freudig. — „Das kann und will ich
selbst!“ versetzte der Ritter. „Wer die Kenntnisse hat,
um solche Literaturschätze zu entdecken und zu entziffern
— denn die alten Handschriften lesen sich schwer —
und den Geschmack, sie zu würdigen, der muß ein be-
deutender Kopf seyn, welcher den besten Erfolg unserer
Bemühungen für ihn verdient. Jch erwarte nur seine
persönliche Autorisation, um diese vollendeten Werke
in meiner eigenen Druckerei, welche so eben hier er-
richtet wird, zu vervielfältigen, vorausgesetzt, daß sie
noch keinen andern Verleger gefunden haben.“
„Dann,“ sagte Smith, „glaube ich das baldige
persönliche Auftreten des Archäologen bei Jhnen, gnä-
diger Herr, versprechen zu dürfen, und will mich be-
eilen, mit meinen guten Nachrichten nach Bristol zu-
rückzukehren. Die überbrachten Abschriften darf ich,
wenn Sie es wünschen, bei Jhnen zurücklassen.“
„Versteht sich!“ entgegnete Walpole. „Allein wir
müssen hoffen, daß uns unser gelehrter Freund nicht
wieder ein Vierteljahr lang auf Nachricht warten läßt,
wie das letzte mal, daß er sich nicht wieder in seine
Nachforschungen vertieft, bis man nichts mehr von ihm
hört, und ihn vielleicht der Tod ereilt, ehe wir ihn
gesehen, denn er ist jedenfalls schon bejahrt, und auf
diese Weise sind oft kostbare Resultate der wichtigsten
Studien verloren gegangen.“
Smith lächelte. „Seyen Sie außer Sorgen, gnä-
diger Herr,“ sagte er, „der Unbekannte wird sich bal-
digst nennen.“ — „Dann,“ sagte der Ritter, „bitte ich
ihn, sich von Bristol aus nur nach Bath zu wenden,
wohin ich alsbald abreisen werde, um einige Zeit dort
zuzubringen. Man findet mich dort in der Krone von
England.“
Smith notirte sich die Adresse und empfahl sich
bei dem Ritter und der Schauspielerin, um, trotz den
Versuchen derselben, ihn zurückzuhalten, so schnell als
möglich die Rückreise nach Bristol anzutreten.
„Wünschen wir uns Glück zu dieser Verbindung,
schöne Kitty,“ sagte, als Smith den Erdbeerenberg
verlassen hatte, der Ritter mit einem feinen Lächeln;
„wir werden das Verdienst haben, bei der Erscheinung
einer neuen literarischen Größe Pathe zu stehen.“
„Einer Größe? glauben Sie das wirklich?“ —
„Gewiß! Jch bin überzeugt, daß sich unter diesen arm-
seligen Apparencen eine gewichtige Persönlichkeit ver-
birgt, vielleicht ein diplomatischer alter Herr mit einer
gewaltigen Perrücke und einem bedeutenden Vermögen.
Um Nachforschungen wie die vorliegenden machen zu
können, muß man viele Zeit, viele Kenntnisse, viel
Geld, und endlich einen ganz feinen und etwas blasirten
Geschmack besitzen. Daß er mit den Resultaten nicht
offen, sondern auf Umwegen hervortritt, den Geheim-
nißvollen und Gedrückten spielt und um Protektion
wirbt, gehört mit zur Sache. Man erzeugt dadurch
einen gewissen Nimbus, welcher das Publikum erwar-
tungsvoll und günstig stimmt, und der Erfolg ist ge-
sichert, ehe nur ein Buchstabe gedruckt ist. Thun wir
also das Unsrige an diesem Werk der Vorbereitung,
reden wir mit unsern literarischen Freunden von die-
sem werthvollen Fund, und wenn der alte Mönch und
Dichter in die Welt tritt, so thut er es von Jhrer
schönen Hand, Miß Kitty, und der meinigen geleitet.“
( Der zweite Abschnitt folgt nächstens. )
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Peter Fankhauser: Automatische Transformation von TUSTEP nach TEI P5 (DTA-Basisformat).
Deutsches Textarchiv: Metadatenerfassung
Institut für Deutsche Sprache, Mannheim: Bereitstellung der Bilddigitalisate und Volltext-Transkription
Susanne Haaf, Rahel Hartz, Nicole Postelt: Nachkorrektur und Vervollständigung der TEI/DTABf-Annotation
Rahel Hartz: Artikelstrukturierung
Weitere Informationen:Dieser Text wurde aus dem TUSTEP-Format nach TEI-P5 konvertiert und anschließend in das DTA-Basisformat überführt.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |