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[Kohlrausch, Henriette]: Physikalische Geographie. Vorgetragen von Alexander von Humboldt. [Berlin], [1828]. [= Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Sing-Akademie zu Berlin, 6.12.1827–27.3.1828.]

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niß vieler einzelner Zweige der Wissenschaft, deren Horizont durch materielle
geographische Entdeckungen sich so sehr erweitern sollte.

Schon im Jahre 1003 waren scandinavische Schiffer nach New-foundland gekom-
men, wo sie eine Art Weinstock (unserer Vitis vinifera zum Verwechseln
ähnlich) gefunden hatten, wonach sie dem ganzen Lande den Namen Wienland
gaben. Später im Jahre 1390 besuchten die Brüder Zeen den großen westli-
chen Continent, und obgleich ihre Nachrichten von den einzelnen Ländern dunkel
und verworren sind, so kann man doch mit Gewißheit annehmen, daß sie
einen Theil der vereinigten Staaten müssen gesehen haben. - Frühere aus-
gedehnte Landreisen, besonders nach Asien hin, hatten mit der großen Erstreckung
unserer Erdhälfte gegen Osten bekannt gemacht, und auf die Annahme der Run-
dung der Erde geführt. Die meisten dieser Reisen, von Mönchen unternom-
men, waren großentheils ohne bedeutendes Ergebniß für die Naturwissenschaft
geblieben, mit Ausnahme derjenigen des Venezianers Marco Polo, der nicht nur
die nördlichen Theile von Asien bereiste, sondern auch seinen Rückweg durch das
Tropenklima von Jawa und Sumatra nahm. Es war dies ein zuvor ungebil-
deter, aber geistreicher Mann, der interressante naturhistorische Bemerkun-
gen gemacht hat, und unter andern auf den hohen Bergen der Bucharei den
verminderten Luftdruck erkannte, und die Schwierigkeit auf diesen Höhen
Feuer anzuzünden.

Aber wie unbedeutend ist der Einfluß einzelner Reisender, im Vergleich
mit dem Leben großer Heere, ja ganzer Völker, die nach Entdeckung des neuen
Continentes nach Amerika hinüberzogen, und Städte gründeten auf Höhen,

die

niß vieler einzelner Zweige der Wissenschaft, deren Horizont durch materielle
geographische Entdeckungen sich so sehr erweitern sollte.

Schon im Jahre 1003 waren scandinavische Schiffer nach New-foundland gekom-
men, wo sie eine Art Weinstock (unserer Vitis vinifera zum Verwechseln
ähnlich) gefunden hatten, wonach sie dem ganzen Lande den Namen Wienland
gaben. Später im Jahre 1390 besuchten die Brüder Zeen den großen westli-
chen Continent, und obgleich ihre Nachrichten von den einzelnen Ländern dunkel
und verworren sind, so kann man doch mit Gewißheit annehmen, daß sie
einen Theil der vereinigten Staaten müssen gesehen haben. – Frühere aus-
gedehnte Landreisen, besonders nach Asien hin, hatten mit der großen Erstreckung
unserer Erdhälfte gegen Osten bekannt gemacht, und auf die Annahme der Run-
dung der Erde geführt. Die meisten dieser Reisen, von Mönchen unternom-
men, waren großentheils ohne bedeutendes Ergebniß für die Naturwissenschaft
geblieben, mit Ausnahme derjenigen des Venezianers Marco Polo, der nicht nur
die nördlichen Theile von Asien bereiste, sondern auch seinen Rückweg durch das
Tropenklima von Jawa und Sumatra nahm. Es war dies ein zuvor ungebil-
deter, aber geistreicher Mann, der interressante naturhistorische Bemerkun-
gen gemacht hat, und unter andern auf den hohen Bergen der Bucharei den
verminderten Luftdruck erkannte, und die Schwierigkeit auf diesen Höhen
Feuer anzuzünden.

Aber wie unbedeutend ist der Einfluß einzelner Reisender, im Vergleich
mit dem Leben großer Heere, ja ganzer Völker, die nach Entdeckung des neuen
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[59v/0122] niß vieler einzelner Zweige der Wissenschaft, deren Horizont durch materielle geographische Entdeckungen sich so sehr erweitern sollte. Schon im Jahre 1003 waren scandinavische Schiffer nach New-foundland gekom- men, wo sie eine Art Weinstock (unserer Vitis vinifera zum Verwechseln ähnlich) gefunden hatten, wonach sie dem ganzen Lande den Namen Wienland gaben. Später im Jahre 1390 besuchten die Brüder Zeen den großen westli- chen Continent, und obgleich ihre Nachrichten von den einzelnen Ländern dunkel und verworren sind, so kann man doch mit Gewißheit annehmen, daß sie einen Theil der vereinigten Staaten müssen gesehen haben. – Frühere aus- gedehnte Landreisen, besonders nach Asien hin, hatten mit der großen Erstreckung unserer Erdhälfte gegen Osten bekannt gemacht, und auf die Annahme der Run- dung der Erde geführt. Die meisten dieser Reisen, von Mönchen unternom- men, waren großentheils ohne bedeutendes Ergebniß für die Naturwissenschaft geblieben, mit Ausnahme derjenigen des Venezianers Marco Polo, der nicht nur die nördlichen Theile von Asien bereiste, sondern auch seinen Rückweg durch das Tropenklima von Jawa und Sumatra nahm. Es war dies ein zuvor ungebil- deter, aber geistreicher Mann, der interressante naturhistorische Bemerkun- gen gemacht hat, und unter andern auf den hohen Bergen der Bucharei den verminderten Luftdruck erkannte, und die Schwierigkeit auf diesen Höhen Feuer anzuzünden. Aber wie unbedeutend ist der Einfluß einzelner Reisender, im Vergleich mit dem Leben großer Heere, ja ganzer Völker, die nach Entdeckung des neuen Continentes nach Amerika hinüberzogen, und Städte gründeten auf Höhen, die

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Christian Thomas: Herausgeber
Benjamin Fiechter, Christian Thomas: Bearbeiter
Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz: Bereitstellen der Digitalisierungsvorlage; Bilddigitalisierung

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Dieses Werk wurde auf der Grundlage der Transkription in Hamel, Jürgen u. Klaus Harro Tiemann (Hg.) (1993): Alexander von Humboldt: Über das Universum. Die Kosmosvorträge 1827/28 in der Berliner Singakademie. Frankfurt a. M.: Insel. anhand der Vorlage geprüft und korrigiert, nach XML/TEI P5 konvertiert und gemäß dem DTA-Basisformat kodiert.

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Zitationshilfe: [Kohlrausch, Henriette]: Physikalische Geographie. Vorgetragen von Alexander von Humboldt. [Berlin], [1828]. [= Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Sing-Akademie zu Berlin, 6.12.1827–27.3.1828.], S. 59v. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_msgermqu2124_1827/122>, abgerufen am 21.11.2024.