[Kohlrausch, Henriette]: Physikalische Geographie. Vorgetragen von Alexander von Humboldt. [Berlin], [1828]. [= Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Sing-Akademie zu Berlin, 6.12.1827–27.3.1828.]den gleich schnelle Fortschritte gemacht, indem wir bald eine Tendenz zur speculativen erfüllte
den gleich schnelle Fortschritte gemacht, indem wir bald eine Tendenz zur speculativen erfüllte
<TEI> <text> <body> <div type="session" n="14"> <p><pb facs="#f0131" n="64r"/> den gleich schnelle Fortschritte gemacht, indem wir bald eine Tendenz zur speculativen<lb/> Philosophie, bald zum dichterischen Schaffen vorherschend finden. Die Hauptentwicke-<lb/> lung derselben gehört ganz unstreitig der neuesten Zeit an. Bei den Alten fand<lb/> die Entwickelung der Kultur fast nur um das Mittelmeer herum statt, wogegen<lb/> später die Civilisation sich räumlich weiter ausgebreitet hat. Wenn aber von den<lb/> Neueren alle Zweige der Wissenschaft mehr gleichzeitig kultivirt wurden, so kann<lb/> man doch darum die Fortschritte nicht gleichmäßig nennen, die vielmehr in den<lb/> meisten Wissenschaften mehr stoßweise erfolgten. Einzelne Zweige des Wissens,<lb/><choice><abbr>z. B.</abbr><expan resp="#BF">zum Beispiel</expan></choice> die Beobachtungen der magnetischen Erscheinungen, scheinen oft lange gewisser-<lb/> maßen zu ruhen, um dann mit einem male um so größere und bedeutendere<lb/> Fortschritte zu machen. So berechtigte die große Entdeckung der <choice><orig>Contacts Elektri-<lb/> cität</orig><reg resp="#CT">Contacts-Elektri-<lb/> cität</reg></choice>, im letzten Jahrzehend des vorigen Jahrhunderts zu bedeutenden Hoffnungen<lb/> die durch die Fortschritte in der Wissenschaft vollkommen erfüllt sind. – Im<lb/> Jahre 1791 entdeckte <hi rendition="#aq"><persName ref="http://www.deutschestextarchiv.de/kosmos/person#gnd-104238135 http://d-nb.info/gnd/104238135">Aloys Galvani</persName></hi>, ein Arzt in <hi rendition="#aq">Bologna</hi>, zufällig, daß der abgeschnit-<lb/> tene <choice><abbr>u.</abbr><expan resp="#BF">und</expan></choice> von der Haut entblöste Schenkel eines Frosches in dem Augenblicke<note resp="#CT" type="editorial">Hamel/Tiemann (Hg.) 1993, S. 175: "Augenblick".</note> Zuckungen<lb/> bekam, wo man zwei Metalle, wovon das eine einen Nerv, das andere einen<lb/> Muskel berührte, unter sich in Berührung brachte. <hi rendition="#aq"><persName ref="http://www.deutschestextarchiv.de/kosmos/person#gnd-119292556 http://d-nb.info/gnd/119292556">Volta</persName></hi>’s Scharfsinn erkannte<lb/> den Grund dieser Erscheinung in einer schwachen entgegengesetzten Elektricität<lb/> welche durch die Berührung zweier Metalle erregt werde<note resp="#CT" type="editorial">Hamel/Tiemann (Hg.) 1993, S. 176: "wurde".</note>. Nicht Zufall<note resp="#CT" type="editorial">Hamel/Tiemann (Hg.) 1993, S. 176: "Zufall,".</note> son-<lb/> dern Nachdenken leitete ihn auf die Entdeckung des Mittels, wodurch diese<lb/> Art der Elektricität auf eine bewundernswürdige<note resp="#BF" type="editorial">Hamel/Tiemann (Hg.) 1993, S. 176: "bewunderungswürdige".</note> Weise verstärkt wer-<lb/> den kann, und führte ihn auf die Construction der <hi rendition="#aq"><persName resp="#CT" ref="http://www.deutschestextarchiv.de/kosmos/person#gnd-119292556 http://d-nb.info/gnd/119292556">Volta</persName></hi>schen Säule. So kam<lb/> diese Entdeckung auf die man früher für die Phisiologie große aber nicht<lb/> <fw type="catch" place="bottom">erfüllte</fw><lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [64r/0131]
den gleich schnelle Fortschritte gemacht, indem wir bald eine Tendenz zur speculativen
Philosophie, bald zum dichterischen Schaffen vorherschend finden. Die Hauptentwicke-
lung derselben gehört ganz unstreitig der neuesten Zeit an. Bei den Alten fand
die Entwickelung der Kultur fast nur um das Mittelmeer herum statt, wogegen
später die Civilisation sich räumlich weiter ausgebreitet hat. Wenn aber von den
Neueren alle Zweige der Wissenschaft mehr gleichzeitig kultivirt wurden, so kann
man doch darum die Fortschritte nicht gleichmäßig nennen, die vielmehr in den
meisten Wissenschaften mehr stoßweise erfolgten. Einzelne Zweige des Wissens,
z. B. die Beobachtungen der magnetischen Erscheinungen, scheinen oft lange gewisser-
maßen zu ruhen, um dann mit einem male um so größere und bedeutendere
Fortschritte zu machen. So berechtigte die große Entdeckung der Contacts Elektri-
cität, im letzten Jahrzehend des vorigen Jahrhunderts zu bedeutenden Hoffnungen
die durch die Fortschritte in der Wissenschaft vollkommen erfüllt sind. – Im
Jahre 1791 entdeckte Aloys Galvani, ein Arzt in Bologna, zufällig, daß der abgeschnit-
tene u. von der Haut entblöste Schenkel eines Frosches in dem Augenblicke Zuckungen
bekam, wo man zwei Metalle, wovon das eine einen Nerv, das andere einen
Muskel berührte, unter sich in Berührung brachte. Volta’s Scharfsinn erkannte
den Grund dieser Erscheinung in einer schwachen entgegengesetzten Elektricität
welche durch die Berührung zweier Metalle erregt werde. Nicht Zufall son-
dern Nachdenken leitete ihn auf die Entdeckung des Mittels, wodurch diese
Art der Elektricität auf eine bewundernswürdige Weise verstärkt wer-
den kann, und führte ihn auf die Construction der Voltaschen Säule. So kam
diese Entdeckung auf die man früher für die Phisiologie große aber nicht
erfüllte
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Christian Thomas: Herausgeber
Benjamin Fiechter, Christian Thomas: Bearbeiter
Humboldt-Universität zu Berlin: Projektträger
Hidden Kosmos: Reconstructing A. v. Humboldt’s »Kosmos-Lectures« (Leitung Prof. Dr. Christian Kassung): Finanzierung der Bild- und Volltextdigitalisierung
Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz: Bereitstellen der Digitalisierungsvorlage; Bilddigitalisierung
Weitere Informationen:Dieses Werk wurde auf der Grundlage der Transkription in Hamel, Jürgen u. Klaus Harro Tiemann (Hg.) (1993): Alexander von Humboldt: Über das Universum. Die Kosmosvorträge 1827/28 in der Berliner Singakademie. Frankfurt a. M.: Insel. anhand der Vorlage geprüft und korrigiert, nach XML/TEI P5 konvertiert und gemäß dem DTA-Basisformat kodiert. Abweichungen dieser Druckedition von der Manuskriptvorlage werden im Text an der entsprechenden Stelle in editorischen Kommentaren ausgewiesen. Abweichungen von den DTA-Richtlinien:
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |