[Kohlrausch, Henriette]: Physikalische Geographie. Vorgetragen von Alexander von Humboldt. [Berlin], [1828]. [= Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Sing-Akademie zu Berlin, 6.12.1827–27.3.1828.]im weiten Reiche unserer Sonne noch eine ungleich größere Anzahl anderer Weltkörper von
im weiten Reiche unserer Sonne noch eine ungleich größere Anzahl anderer Weltkörper von
<TEI> <text> <body> <div type="session" n="2"> <p><pb facs="#f0017" n="7r"/><choice><sic/><corr resp="#CT">im </corr></choice>weiten Reiche unserer Sonne noch eine ungleich größere Anzahl anderer Weltkörper<lb/> welche mehrentheils in langen elliptischen Bahnen sich um die Sonne drehen. Dies<lb/> sind die Kometen. <subst><del rendition="#ow">J</del><add place="across">U</add></subst>eber diese hat sich neuerlich die Meinung der Astrono-<lb/> men sehr geändert. Jener Gedanke namentlich, daß sie ein Planetensystem<lb/> mit dem andern verbinden, ist ganz verschwunden; obgleich einige sich sehr weit<lb/> von der Sonne entfernen müssen, indem ihre Sonnennähe zwischen <hi rendition="#aq">Jupiter</hi><lb/> und <hi rendition="#aq">Saturn</hi> liegt. – Man hat bis jetzt Kometen welche von der Erde aus<lb/> sichtbar gewesen sind 400 beobachtet, nur 128 wirklich gemessen. Rechnen wir<lb/> aber alle dazu, welche außerhalb der Erde ihre Bahnen ziehen, so kann ihre<lb/> Zahl leicht auf einige 100,000 gesteigert werden, welche alle zu unserm Plane-<lb/> tensystem gehören. – Die wichtigste Entdeckung in dieser Hinsicht machte<lb/> in der neuesten Zeit unser Astronom <hi rendition="#aq"><persName ref="http://www.deutschestextarchiv.de/kosmos/person#gnd-116471727 http://d-nb.info/gnd/116471727">Enke</persName></hi>. Er berechnete die Bahn eines<lb/> Kometen, der in 3½ <choice><orig>Jahre</orig><reg resp="#CT">Jahren</reg></choice><note resp="#CT" type="editorial">Hamel/Tiemann (Hg.) 1993, S. 53: "Jahrn".</note> seinen Umlauf vollendet. Bei seinem letzten<lb/> Erscheinen hatte er sein Wiederkommen genau vorhergesagt, und es entdeckte<lb/> ihn zuerst <hi rendition="#aq"><persName ref="http://www.deutschestextarchiv.de/kosmos/person#gnd-100553966 http://d-nb.info/gnd/100553966">Rühmker</persName></hi> in <hi rendition="#aq">Paramatta</hi> auf Neu Holland<note resp="#CT" type="editorial">Hamel/Tiemann (Hg.) 1993, S. 53: "Neuholland".</note>. Nur fand man, daß<lb/> er sich ein wenig verspätet hatte, und dies führte auf die bewegungshemmen-<lb/> de Eigenschaft des Aethers. Dieser Komet ist nun schon 5 mal beobachtet. –<lb/> Der Hauptmann <hi rendition="#aq"><persName ref="http://www.deutschestextarchiv.de/kosmos/person#gnd-116164603 http://d-nb.info/gnd/116164603">Biela</persName></hi> in Böhmen entdeckte später einen 2<hi rendition="#sup #u">ten</hi> Kometen,<lb/> der in 6½ <choice><orig>Jahre</orig><reg resp="#CT">Jahren</reg></choice><note resp="#CT" type="editorial">Hamel/Tiemann (Hg.) 1993, S. 53: "Jahren".</note> seinen Weg um die Sonne zurücklegt. – Der berühmte<lb/><hi rendition="#aq"><persName ref="http://www.deutschestextarchiv.de/kosmos/person#gnd-118720066 http://d-nb.info/gnd/118720066">Halley</persName></hi> sagte die Wiederkunft eines Kometen auf das Jahr 1759<note resp="#CT" type="editorial">Vgl. dagegen <ref target="https://doi.org/10.1098/rstl.1704.0064">Halley, Edmond: „Astronomiae Cometicæ Synopsis.“ In: <hi rendition="#i">Philosophical Transactions</hi>, 24 (1705), S. 1882–1899</ref>, hier S. 1897 bzw. die englische Fassung im Separatdruck <ref target="https://doi.org/10.5479/sil.271675.39088015653660">Halley, Edmond: <hi rendition="#i">A synopsis of the astronomy of comets.</hi> London, 1705</ref>, p. 22: „[…] I dare venture to foretell, That it will return again in the Year 1758.“</note> vorher<note resp="#CT" type="editorial">Hamel/Tiemann (Hg.) 1993, S. 54: "voraus".</note>, den<lb/> der sternkundige Landmann <hi rendition="#aq"><persName ref="http://www.deutschestextarchiv.de/kosmos/person#gnd-118591347 http://d-nb.info/gnd/118591347">Palitsch</persName></hi> bei <hi rendition="#aq">Dresden</hi> wirklich am 25 <choice><abbr>Decbr.</abbr><expan resp="#CT">December</expan></choice> 17<unclear reason="illegible" cert="low" resp="#CT"><subst><del rendition="#erased">8</del><add place="across">5</add></subst></unclear>8 zuerst<lb/> wiedersahe. Hätte man damals die Masse des <hi rendition="#aq">Jupiters</hi> und <hi rendition="#aq">Saturns</hi> genauer<lb/> und die Existenz des <hi rendition="#aq">Uranus</hi> gekannt, so würde man eine Genauigkeit<lb/> <fw place="bottom" type="catch">von</fw><lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [7r/0017]
im weiten Reiche unserer Sonne noch eine ungleich größere Anzahl anderer Weltkörper
welche mehrentheils in langen elliptischen Bahnen sich um die Sonne drehen. Dies
sind die Kometen. Ueber diese hat sich neuerlich die Meinung der Astrono-
men sehr geändert. Jener Gedanke namentlich, daß sie ein Planetensystem
mit dem andern verbinden, ist ganz verschwunden; obgleich einige sich sehr weit
von der Sonne entfernen müssen, indem ihre Sonnennähe zwischen Jupiter
und Saturn liegt. – Man hat bis jetzt Kometen welche von der Erde aus
sichtbar gewesen sind 400 beobachtet, nur 128 wirklich gemessen. Rechnen wir
aber alle dazu, welche außerhalb der Erde ihre Bahnen ziehen, so kann ihre
Zahl leicht auf einige 100,000 gesteigert werden, welche alle zu unserm Plane-
tensystem gehören. – Die wichtigste Entdeckung in dieser Hinsicht machte
in der neuesten Zeit unser Astronom Enke. Er berechnete die Bahn eines
Kometen, der in 3½ Jahre seinen Umlauf vollendet. Bei seinem letzten
Erscheinen hatte er sein Wiederkommen genau vorhergesagt, und es entdeckte
ihn zuerst Rühmker in Paramatta auf Neu Holland. Nur fand man, daß
er sich ein wenig verspätet hatte, und dies führte auf die bewegungshemmen-
de Eigenschaft des Aethers. Dieser Komet ist nun schon 5 mal beobachtet. –
Der Hauptmann Biela in Böhmen entdeckte später einen 2ten Kometen,
der in 6½ Jahre seinen Weg um die Sonne zurücklegt. – Der berühmte
Halley sagte die Wiederkunft eines Kometen auf das Jahr 1759 vorher, den
der sternkundige Landmann Palitsch bei Dresden wirklich am 25 Decbr. 1758 zuerst
wiedersahe. Hätte man damals die Masse des Jupiters und Saturns genauer
und die Existenz des Uranus gekannt, so würde man eine Genauigkeit
von
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Christian Thomas: Herausgeber
Benjamin Fiechter, Christian Thomas: Bearbeiter
Humboldt-Universität zu Berlin: Projektträger
Hidden Kosmos: Reconstructing A. v. Humboldt’s »Kosmos-Lectures« (Leitung Prof. Dr. Christian Kassung): Finanzierung der Bild- und Volltextdigitalisierung
Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz: Bereitstellen der Digitalisierungsvorlage; Bilddigitalisierung
Weitere Informationen:Dieses Werk wurde auf der Grundlage der Transkription in Hamel, Jürgen u. Klaus Harro Tiemann (Hg.) (1993): Alexander von Humboldt: Über das Universum. Die Kosmosvorträge 1827/28 in der Berliner Singakademie. Frankfurt a. M.: Insel. anhand der Vorlage geprüft und korrigiert, nach XML/TEI P5 konvertiert und gemäß dem DTA-Basisformat kodiert. Abweichungen dieser Druckedition von der Manuskriptvorlage werden im Text an der entsprechenden Stelle in editorischen Kommentaren ausgewiesen. Abweichungen von den DTA-Richtlinien:
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |