Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Kohlrausch, Henriette]: Physikalische Geographie. Vorgetragen von Alexander von Humboldt. [Berlin], [1828]. [= Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Sing-Akademie zu Berlin, 6.12.1827–27.3.1828.]

Bild:
<< vorherige Seite

oder Schwefelkies, und aus oberflächlicher Einwirkung der Bäche, Flüße u. s. w. erklä-
ren zu wollen, scheint uns unzureichend. Die Erscheinung ist zu groß und zu
dauernd, als daß wir jene Niederlagen von so geringem Umfange, und diese
Einwirkung von so geringer Stärke, für genügend zu dessen Erklärung an-
sehen könnten. - Diese Quellen finden sich fast durchgehends in den krystal-
linischen, den sogenannten Urgebirgen, oder an deren Fuße, Gebirge die
man für die Unterlage aller bekannten Gebirgsarten anzusehen genöthigt
wird, und auch in der Nähe vieler vulkanischer Berge. - Die Gesteinart
aus der das Karlsbader Thermal-Wasser hervorbricht ist Granit in mehrer-
lei Abänderungen, dessen grobkörnige Art die bekannten Zwillingskrystalle
des Feldspaths auszeichnen. Einer Art des feinkörnigen sind mächtige Horn-
steinmassen, auch Schichten spätigen und körnigen Kalksteins beigemengt
- und aus diesem Gestein besteht der, an den Hirschensprung sich anleh-
nende Schloßberg, so wie der Bernhardsfelsen. Das Wasser kommt aus
Oeffnungen eines Kalksteins hervor, der von dem Wasser selbst gebildet wird,
indem es überall wohin es fließt, nach Maasgabe als das kohlensaure Gas
daraus entweicht, Sinter von einer festen, krystallinischen Textur absetzt. Der
Sprudel, die heißeste der Karlsbader Quellen, hat nur eine Temperatur von
59° Reaum. wogegen in Südamerika heiße Quellen von 80° R. vorkommen,
die zum Theil ganz ohne mineralische Bestandtheile sind, bei denen wenigstens
durch Reagenzien keine Veränderung hervorgebracht werden kann. -

Die sinnreichen Versuche des Herrn Dr. Struve, die auch von andern schon mit
Erfolg wiederholt worden sind, versprechen interressante Aufklärungen

über

oder Schwefelkies, und aus oberflächlicher Einwirkung der Bäche, Flüße u. s. w. erklä-
ren zu wollen, scheint uns unzureichend. Die Erscheinung ist zu groß und zu
dauernd, als daß wir jene Niederlagen von so geringem Umfange, und diese
Einwirkung von so geringer Stärke, für genügend zu dessen Erklärung an-
sehen könnten. – Diese Quellen finden sich fast durchgehends in den krystal-
linischen, den sogenannten Urgebirgen, oder an deren Fuße, Gebirge die
man für die Unterlage aller bekannten Gebirgsarten anzusehen genöthigt
wird, und auch in der Nähe vieler vulkanischer Berge. – Die Gesteinart
aus der das Karlsbader Thermal-Wasser hervorbricht ist Granit in mehrer-
lei Abänderungen, dessen grobkörnige Art die bekannten Zwillingskrystalle
des Feldspaths auszeichnen. Einer Art des feinkörnigen sind mächtige Horn-
steinmassen, auch Schichten spätigen und körnigen Kalksteins beigemengt
– und aus diesem Gestein besteht der, an den Hirschensprung sich anleh-
nende Schloßberg, so wie der Bernhardsfelsen. Das Wasser kommt aus
Oeffnungen eines Kalksteins hervor, der von dem Wasser selbst gebildet wird,
indem es überall wohin es fließt, nach Maasgabe als das kohlensaure Gas
daraus entweicht, Sinter von einer festen, krystallinischen Textur absetzt. Der
Sprudel, die heißeste der Karlsbader Quellen, hat nur eine Temperatur von
59° Reaum. wogegen in Südamerika heiße Quellen von 80° R. vorkommen,
die zum Theil ganz ohne mineralische Bestandtheile sind, bei denen wenigstens
durch Reagenzien keine Veränderung hervorgebracht werden kann. –

Die sinnreichen Versuche des Herrn Dr. Struve, die auch von andern schon mit
Erfolg wiederholt worden sind, versprechen interressante Aufklärungen

über
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div type="session" n="4">
        <p><pb facs="#f0032" n="14v"/>
oder Schwefelkies, und aus oberflächlicher Einwirkung der Bäche, Flüße u. s. w. erklä-<lb/>
ren zu wollen, scheint uns unzureichend. Die Erscheinung ist zu groß und zu<lb/>
dauernd, als daß wir jene Niederlagen von so geringem Umfange, und diese<lb/>
Einwirkung von so geringer Stärke, für genügend zu dessen Erklärung an-<lb/>
sehen könnten. &#x2013; Diese Quellen finden sich fast durchgehends in den krystal-<lb/>
linischen, den sogenannten Urgebirgen, oder an deren Fuße, Gebirge die<lb/>
man für die Unterlage aller bekannten Gebirgsarten anzusehen genöthigt<lb/>
wird, und auch in der Nähe vieler vulkanischer Berge. &#x2013; Die Gesteinart<note resp="#CT" type="editorial">Hamel/Tiemann (Hg.) 1993, S. 69: "Gesteinsart".</note><lb/>
aus der das Karlsbader <choice><orig>ThermalWasser</orig><reg resp="#CT">Thermal-Wasser</reg></choice> hervorbricht ist Granit in mehrer-<lb/>
lei Abänderungen, dessen grobkörnige Art die bekannten Zwillingskrystalle<lb/>
des Feldspaths auszeichnen. Einer Art des feinkörnigen sind mächtige Horn-<lb/>
steinmassen, auch Schichten spätigen und körnigen Kalksteins beigemengt<lb/>
&#x2013; und aus diesem Gestein besteht der, an den Hirschensprung sich anleh-<lb/>
nende Schloßberg, so wie der Bernhardsfelsen. Das Wasser kommt aus<lb/>
Oeffnungen eines Kalksteins hervor, der von dem Wasser selbst gebildet wird,<lb/>
indem es überall wohin es fließt, nach Maasgabe als das kohlensaure Gas<lb/>
daraus entweicht, Sinter von einer festen, krystallinischen Textur absetzt<note resp="#CT" type="editorial">Hamel/Tiemann (Hg.) 1993, S. 70: "abgesetzt".</note>. Der<lb/>
Sprudel, die heißeste der Karlsbader Quellen, hat nur eine Temperatur von<lb/>
59° <hi rendition="#aq">Reaum.</hi> wogegen in Südamerika heiße Quellen von 80° <hi rendition="#aq">R.</hi> vorkommen,<lb/>
die zum Theil ganz ohne mineralische Bestandtheile sind, bei denen wenigstens<lb/>
durch Reagenzien keine Veränderung hervorgebracht werden kann. &#x2013;</p><lb/>
        <p>Die sinnreichen Versuche des Herrn <hi rendition="#aq">Dr. <persName ref="http://www.deutschestextarchiv.de/kosmos/person#gnd-117350176 http://d-nb.info/gnd/117350176">Struve</persName></hi>, die auch von andern schon mit<lb/>
Erfolg wiederholt worden sind, versprechen interressante<note resp="#CT" type="editorial">Hamel/Tiemann (Hg.) 1993, S. 70: "interessante".</note> Aufklärungen<lb/>
<fw type="catch" place="bottom">über</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[14v/0032] oder Schwefelkies, und aus oberflächlicher Einwirkung der Bäche, Flüße u. s. w. erklä- ren zu wollen, scheint uns unzureichend. Die Erscheinung ist zu groß und zu dauernd, als daß wir jene Niederlagen von so geringem Umfange, und diese Einwirkung von so geringer Stärke, für genügend zu dessen Erklärung an- sehen könnten. – Diese Quellen finden sich fast durchgehends in den krystal- linischen, den sogenannten Urgebirgen, oder an deren Fuße, Gebirge die man für die Unterlage aller bekannten Gebirgsarten anzusehen genöthigt wird, und auch in der Nähe vieler vulkanischer Berge. – Die Gesteinart aus der das Karlsbader ThermalWasser hervorbricht ist Granit in mehrer- lei Abänderungen, dessen grobkörnige Art die bekannten Zwillingskrystalle des Feldspaths auszeichnen. Einer Art des feinkörnigen sind mächtige Horn- steinmassen, auch Schichten spätigen und körnigen Kalksteins beigemengt – und aus diesem Gestein besteht der, an den Hirschensprung sich anleh- nende Schloßberg, so wie der Bernhardsfelsen. Das Wasser kommt aus Oeffnungen eines Kalksteins hervor, der von dem Wasser selbst gebildet wird, indem es überall wohin es fließt, nach Maasgabe als das kohlensaure Gas daraus entweicht, Sinter von einer festen, krystallinischen Textur absetzt. Der Sprudel, die heißeste der Karlsbader Quellen, hat nur eine Temperatur von 59° Reaum. wogegen in Südamerika heiße Quellen von 80° R. vorkommen, die zum Theil ganz ohne mineralische Bestandtheile sind, bei denen wenigstens durch Reagenzien keine Veränderung hervorgebracht werden kann. – Die sinnreichen Versuche des Herrn Dr. Struve, die auch von andern schon mit Erfolg wiederholt worden sind, versprechen interressante Aufklärungen über

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Christian Thomas: Herausgeber
Benjamin Fiechter, Christian Thomas: Bearbeiter
Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz: Bereitstellen der Digitalisierungsvorlage; Bilddigitalisierung

Weitere Informationen:

Dieses Werk wurde auf der Grundlage der Transkription in Hamel, Jürgen u. Klaus Harro Tiemann (Hg.) (1993): Alexander von Humboldt: Über das Universum. Die Kosmosvorträge 1827/28 in der Berliner Singakademie. Frankfurt a. M.: Insel. anhand der Vorlage geprüft und korrigiert, nach XML/TEI P5 konvertiert und gemäß dem DTA-Basisformat kodiert.

Abweichungen dieser Druckedition von der Manuskriptvorlage werden im Text an der entsprechenden Stelle in editorischen Kommentaren ausgewiesen.

Abweichungen von den DTA-Richtlinien:

  • I/J: Lautwert transkribiert
  • langes s (ſ): als s transkribiert



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_msgermqu2124_1827
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_msgermqu2124_1827/32
Zitationshilfe: [Kohlrausch, Henriette]: Physikalische Geographie. Vorgetragen von Alexander von Humboldt. [Berlin], [1828]. [= Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Sing-Akademie zu Berlin, 6.12.1827–27.3.1828.], S. 14v. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_msgermqu2124_1827/32>, abgerufen am 16.04.2024.