hat. Der eine der Brüder, der zu einem andern Zweck eine Portion Queck- silber gereinigt hatte, machte an dieser Masse zuerst die Bemerkung, daß sie wellenförmig bewegt, Figuren, den Chladnischen Klangfiguren ähnlich, hervorbringe. An diese Beobachtung schloß sich eine ausführliche, mit seltner Genauigkeit durchgeführte Reihe von Forschungen über die wellenförmige Bewegung der Flüssigkeiten überhaupt, deren Resultate sowohl auf die akustischen, als Lichterscheinungen angewendet worden sind, bei denen eben- falls eine undulatorische Bewegung statt findet.
Es ist häufig die Frage aufgeworfen worden, ob das Gleichgewicht der Oberfläche des Oceans durch Strömung und Verdampfung sich verändern könne, und ob ein allgemeines Steigen oder Sinken des Spiegels der Meere seit der historischen Zeit wahrzunehmen sey? Die verschiedenartigsten An- sichten haben in dem Ergebniß mannigfaltiger Untersuchungen ihre Begrün- dung gefunden, indem nur zu häufig auf locale Erscheinungen zu allgemei- ne Schlüsse basirt worden sind. Ein merkwürdiges Vorkommen, das zu mancherlei Vermuthungen über Veränderung des Wasserstandes im Mit- telländischen Meere Veranlaßung gegeben hat, sind die bekannten Trüm- mer des Jupiters Tempels bei Puzzuolo. Von diesen stehen noch einige aus Cippolino antico gehauene Säulen senkrecht da. Der untere Theil dieser Säulen, von dem 15 Fuß über der Meeresfläche gelegenen Boden an, bis zu einer Höhe von 12 Fuß ist rings um dieselben voll von kleinen Höhlungen, wie diejenigen sind, welche die Pholaden (Mytilus lithophagus) in die Uferfelsen bohren. Höher hinaufHamel/Tiemann (Hg.) 1993, S. 104: "hinaus". sind die Säulen frei von solchen Höh-
lungen
hat. Der eine der Brüder, der zu einem andern Zweck eine Portion Queck- silber gereinigt hatte, machte an dieser Masse zuerst die Bemerkung, daß sie wellenförmig bewegt, Figuren, den Chladnischen Klangfiguren ähnlich, hervorbringe. An diese Beobachtung schloß sich eine ausführliche, mit seltner Genauigkeit durchgeführte Reihe von Forschungen über die wellenförmige Bewegung der Flüssigkeiten überhaupt, deren Resultate sowohl auf die akustischen, als Lichterscheinungen angewendet worden sind, bei denen eben- falls eine undulatorische Bewegung statt findet.
Es ist häufig die Frage aufgeworfen worden, ob das Gleichgewicht der Oberfläche des Oceans durch Strömung und Verdampfung sich verändern könne, und ob ein allgemeines Steigen oder Sinken des Spiegels der Meere seit der historischen Zeit wahrzunehmen sey? Die verschiedenartigsten An- sichten haben in dem Ergebniß mannigfaltiger Untersuchungen ihre Begrün- dung gefunden, indem nur zu häufig auf locale Erscheinungen zu allgemei- ne Schlüsse basirt worden sind. Ein merkwürdiges Vorkommen, das zu mancherlei Vermuthungen über Veränderung des Wasserstandes im Mit- telländischen Meere Veranlaßung gegeben hat, sind die bekannten Trüm- mer des Jupiters Tempels bei Puzzuolo. Von diesen stehen noch einige aus Cippolino antico gehauene Säulen senkrecht da. Der untere Theil dieser Säulen, von dem 15 Fuß über der Meeresfläche gelegenen Boden an, bis zu einer Höhe von 12 Fuß ist rings um dieselben voll von kleinen Höhlungen, wie diejenigen sind, welche die Pholaden (Mytilus lithophagus) in die Uferfelsen bohren. Höher hinaufHamel/Tiemann (Hg.) 1993, S. 104: "hinaus". sind die Säulen frei von solchen Höh-
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[31r/0065]
hat. Der eine der Brüder, der zu einem andern Zweck eine Portion Queck-
silber gereinigt hatte, machte an dieser Masse zuerst die Bemerkung, daß
sie wellenförmig bewegt, Figuren, den Chladnischen Klangfiguren ähnlich,
hervorbringe. An diese Beobachtung schloß sich eine ausführliche, mit seltner
Genauigkeit durchgeführte Reihe von Forschungen über die wellenförmige
Bewegung der Flüssigkeiten überhaupt, deren Resultate sowohl auf die
akustischen, als Lichterscheinungen angewendet worden sind, bei denen eben-
falls eine undulatorische Bewegung statt findet.
Es ist häufig die Frage aufgeworfen worden, ob das Gleichgewicht der
Oberfläche des Oceans durch Strömung und Verdampfung sich verändern
könne, und ob ein allgemeines Steigen oder Sinken des Spiegels der Meere
seit der historischen Zeit wahrzunehmen sey? Die verschiedenartigsten An-
sichten haben in dem Ergebniß mannigfaltiger Untersuchungen ihre Begrün-
dung gefunden, indem nur zu häufig auf locale Erscheinungen zu allgemei-
ne Schlüsse basirt worden sind. Ein merkwürdiges Vorkommen, das zu
mancherlei Vermuthungen über Veränderung des Wasserstandes im Mit-
telländischen Meere Veranlaßung gegeben hat, sind die bekannten Trüm-
mer des Jupiters Tempels bei Puzzuolo. Von diesen stehen noch einige aus
Cippolino antico gehauene Säulen senkrecht da. Der untere Theil dieser
Säulen, von dem 15 Fuß über der Meeresfläche gelegenen Boden an,
bis zu einer Höhe von 12 Fuß ist rings um dieselben voll von kleinen
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Dieses Werk wurde auf der Grundlage der Transkription in
Hamel, Jürgen u. Klaus Harro Tiemann (Hg.) (1993): Alexander von Humboldt:
Über das Universum. Die Kosmosvorträge 1827/28 in der Berliner Singakademie.
Frankfurt a. M.: Insel.
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[Kohlrausch, Henriette]: Physikalische Geographie. Vorgetragen von Alexander von Humboldt. [Berlin], [1828]. [= Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Sing-Akademie zu Berlin, 6.12.1827–27.3.1828.], S. 31r. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_msgermqu2124_1827/65>, abgerufen am 17.02.2025.
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