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[Kohlrausch, Henriette]: Physikalische Geographie. Vorgetragen von Alexander von Humboldt. [Berlin], [1828]. [= Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Sing-Akademie zu Berlin, 6.12.1827–27.3.1828.]

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11te Vorlesung [(21. Februar 1828)]

Mit der letzten Vorlesung habe ich den Entwurf des Naturgemäldes voll-
endet, in dem ich die Hauptumrisse derjenigen Wissenschaft zu geben versuchte,
welche am passendsten Weltbeschreibung genannt werden möchte, indem sie
den Inbegriff der cosmischen und tellurischen Zustände umfaßt.

Wenn die Art meiner wissenschaftlichen Bestrebungen mich mehr der
Beobachtung von Thatsachen zugewendet hat, so verkenne ich deshalb nicht, daß,
wie hoch die Weltbeschreibung auch als Wissenschaft zu stellen sey, sie doch nur
Materialien liefert, zu einer rationellen Naturphilosophie, deren letzter Zweck
ein vernunftmäßiger Begriff der Natur seyn muß.

Die Natur ist Einheit und Vielheit; sie ist der Inbegriff der Naturdinge,
und der Naturkräfte - die Naturkenntniß mithin die Kenntniß der Dinge
neben- oder nacheinander.

In dem Naturgemälde welches ich aufzustellen versuchte, haben wir uns
Rechenschaft gegeben von dem ersten Aufblicken der wahrnehmbaren Ma-
terie, die als unscheinbarer Nebelfleck sich kaum der Beobachtung darbietet,
wir haben in der Geognosie die starren Theile des Erdkörpers, in der Me-
teorologie und Klimatologie die flüssigen Hüllen desselben betrachtet, und
sind endlich von der Geographie der Pflanzen und Thiere zu den Menschen-
racen übergegangen, so in großen Umrissen eine Uebersicht des Geschaffenen
umfassend. Bevor wir nun zu einer Auswahl individueller Ansichten aus
dieser Gesammtheit übergehen, sei es mir vergönnt zuvörderst einiges
über die verschiedenen Menschenstämme nachzuholen.

Bei aller Dunkelheit welche die Forschungen über den Ursprung des

Menschen-
11te Vorlesung [(21. Februar 1828)]

Mit der letzten Vorlesung habe ich den Entwurf des Naturgemäldes voll-
endet, in dem ich die Hauptumrisse derjenigen Wissenschaft zu geben versuchte,
welche am passendsten Weltbeschreibung genannt werden möchte, indem sie
den Inbegriff der cosmischen und tellurischen Zustände umfaßt.

Wenn die Art meiner wissenschaftlichen Bestrebungen mich mehr der
Beobachtung von Thatsachen zugewendet hat, so verkenne ich deshalb nicht, daß,
wie hoch die Weltbeschreibung auch als Wissenschaft zu stellen sey, sie doch nur
Materialien liefert, zu einer rationellen Naturphilosophie, deren letzter Zweck
ein vernunftmäßiger Begriff der Natur seyn muß.

Die Natur ist Einheit und Vielheit; sie ist der Inbegriff der Naturdinge,
und der Naturkräfte – die Naturkenntniß mithin die Kenntniß der Dinge
neben- oder nacheinander.

In dem Naturgemälde welches ich aufzustellen versuchte, haben wir uns
Rechenschaft gegeben von dem ersten Aufblicken der wahrnehmbaren Ma-
terie, die als unscheinbarer Nebelfleck sich kaum der Beobachtung darbietet,
wir haben in der Geognosie die starren Theile des Erdkörpers, in der Me-
teorologie und Klimatologie die flüssigen Hüllen desselben betrachtet, und
sind endlich von der Geographie der Pflanzen und Thiere zu den Menschen-
racen übergegangen, so in großen Umrissen eine Uebersicht des Geschaffenen
umfassend. Bevor wir nun zu einer Auswahl individueller Ansichten aus
dieser Gesammtheit übergehen, sei es mir vergönnt zuvörderst einiges
über die verschiedenen Menschenstämme nachzuholen.

Bei aller Dunkelheit welche die Forschungen über den Ursprung des

Menschen-
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[46r/0095] 11te Vorl. (21. Februar 1828) Mit der letzten Vorlesung habe ich den Entwurf des Naturgemäldes voll- endet, in dem ich die Hauptumrisse derjenigen Wissenschaft zu geben versuchte, welche am passendsten Weltbeschreibung genannt werden möchte, indem sie den Inbegriff der cosmischen und tellurischen Zustände umfaßt. Wenn die Art meiner wissenschaftlichen Bestrebungen mich mehr der Beobachtung von Thatsachen zugewendet hat, so verkenne ich deshalb nicht, daß, wie hoch die Weltbeschreibung auch als Wissenschaft zu stellen sey, sie doch nur Materialien liefert, zu einer rationellen Naturphilosophie, deren letzter Zweck ein vernunftmäßiger Begriff der Natur seyn muß. Die Natur ist Einheit und Vielheit; sie ist der Inbegriff der Naturdinge, und der Naturkräfte – die Naturkenntniß mithin die Kenntniß der Dinge neben oder nach einander. In dem Naturgemälde welches ich aufzustellen versuchte, haben wir uns Rechenschaft gegeben von dem ersten Aufblicken der wahrnehmbaren Ma- terie, die als unscheinbarer Nebelfleck sich kaum der Beobachtung darbietet, wir haben in der Geognosie die starren Theile des Erdkörpers, in der Me- teorologie und Klimatologie die flüssigen Hüllen desselben betrachtet, und sind endlich von der Geographie der Pflanzen und Thiere zu den Menschen- racen übergegangen, so in großen Umrissen eine Uebersicht des Geschaffenen umfassend. Bevor wir nun zu einer Auswahl individueller Ansichten aus dieser Gesammtheit übergehen, sei es mir vergönnt zuvörderst einiges über die verschiedenen Menschenstämme nachzuholen. Bei aller Dunkelheit welche die Forschungen über den Ursprung des Menschen-

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Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Christian Thomas: Herausgeber
Benjamin Fiechter, Christian Thomas: Bearbeiter
Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz: Bereitstellen der Digitalisierungsvorlage; Bilddigitalisierung

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Dieses Werk wurde auf der Grundlage der Transkription in Hamel, Jürgen u. Klaus Harro Tiemann (Hg.) (1993): Alexander von Humboldt: Über das Universum. Die Kosmosvorträge 1827/28 in der Berliner Singakademie. Frankfurt a. M.: Insel. anhand der Vorlage geprüft und korrigiert, nach XML/TEI P5 konvertiert und gemäß dem DTA-Basisformat kodiert.

Abweichungen dieser Druckedition von der Manuskriptvorlage werden im Text an der entsprechenden Stelle in editorischen Kommentaren ausgewiesen.

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Zitationshilfe: [Kohlrausch, Henriette]: Physikalische Geographie. Vorgetragen von Alexander von Humboldt. [Berlin], [1828]. [= Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Sing-Akademie zu Berlin, 6.12.1827–27.3.1828.], S. 46r. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_msgermqu2124_1827/95>, abgerufen am 23.11.2024.