Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[N. N.]: Alexander von Humboldts Vorlesungen über phÿsikalische Geographie nebst Prolegomenen über die Stellung der Gestirne. Berlin im Winter von 1827 bis 1828. [Berlin], [1827/28]. [= Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Berliner Universität, 3.11.1827–26.4.1828.]

Bild:
<< vorherige Seite

mehre Jahrhunderte n. Chr: dieselben Erscheinungen gesehn hat,
so läßt sich denken, wie viele Millionen Male die Eruptionen
sich müssen wiederholt haben, und man kann dies nur eine
pulsirende Lufterscheinung nennen. Auch scheint es, daß die
kleinen Vulkane häufigere Ausbrüche haben, als die großen.
Die ganz hohen in Amerika bleiben oft 60 bis 70 Jahre ruhig; viel-
leicht weil eine größere Kraft dazu gehört die Lava so hoch zu heben;
daher kommen denn auch bei ihnen die häufigen Seitenausbrüche.
Doch muß man bedenken, daß in so bedeutenden Höhen der Rauch
nicht so leicht sichtbar ist, weil er sich nicht so bald niederschlagen
kann. Beim Vesuv sind die Rauchsäulen nichts als Wasser-
dämpfe, die sich aus der Atmosphaere niederschlagen und auf
denm heißen Krater in Verdampfung übergehen; daher
scheint es als stiegen sie aus dem Krater.

Meist haben die Vulkane die Gestalt von Domen gleich
wörtl.
viel ob mit oder ohne Oeffnung. Der Chimborasso hat keine
Oeffnung, doch entdeckte ich einen kleinen, niedrig liegenden
Seitenvulkan mit Lava, zum deutlichen Beweis, daß die
elastischen Dämpfe nicht Kraft genug gehabt hatten, den Dom
selbst zu sprengen.

Der höchste bekannte Vulkan ist der Kotopaxi, nach
meinen Messungen 17700 Fuß, nach andern 17712. Dann
folgt der Kopatopeletl 16600 Fuß hoch.

Man stellt sich gewöhnlich die Vulkane steiler vor als sie
sind. Wenn man die Höhe nach dem Verhältniß des Grund-
durchmessers berechnet, so findet sich eine merkwürdige Ue-
bereinstimmung zwischen Vesuv, Aetna und Pic von Teneriffa,

mehre Jahrhunderte n. Chr: dieselben Erscheinungen gesehn hat,
so läßt sich denken, wie viele Millionen Male die Eruptionen
sich müssen wiederholt haben, und man kann dies nur eine
pulsirende Lufterscheinung nennen. Auch scheint es, daß die
kleinen Vulkane häufigere Ausbrüche haben, als die großen.
Die ganz hohen in Amerika bleiben oft 60 bis 70 Jahre ruhig; viel-
leicht weil eine größere Kraft dazu gehört die Lava so hoch zu heben;
daher kommen denn auch bei ihnen die häufigen Seitenausbrüche.
Doch muß man bedenken, daß in so bedeutenden Höhen der Rauch
nicht so leicht sichtbar ist, weil er sich nicht so bald niederschlagen
kann. Beim Vesuv sind die Rauchsäulen nichts als Wasser-
dämpfe, die sich aus der Atmosphaere niederschlagen und auf
denm heißen Krater in Verdampfung übergehen; daher
scheint es als stiegen sie aus dem Krater.

Meist haben die Vulkane die Gestalt von Domen gleich
wörtl.
viel ob mit oder ohne Oeffnung. Der Chimborasso hat keine
Oeffnung, doch entdeckte ich einen kleinen, niedrig liegenden
Seitenvulkan mit Lava, zum deutlichen Beweis, daß die
elastischen Dämpfe nicht Kraft genug gehabt hatten, den Dom
selbst zu sprengen.

Der höchste bekannte Vulkan ist der Kotopaxi, nach
meinen Messungen 17700 Fuß, nach andern 17712. Dann
folgt der Kopatopeletl 16600 Fuß hoch.

Man stellt sich gewöhnlich die Vulkane steiler vor als sie
sind. Wenn man die Höhe nach dem Verhältniß des Grund-
durchmessers berechnet, so findet sich eine merkwürdige Ue-
bereinstimmung zwischen Vesuv, Aetna und Pic von Teneriffa,

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div type="session" n="34">
        <div n="1">
          <div n="2">
            <div n="3">
              <p><pb facs="#f0178" n="[172]"/>
mehre Jahrhunderte n. Chr: dieselben Erscheinungen gesehn hat,<lb/>
so läßt sich denken, wie viele Millionen Male die Eruptionen<lb/>
sich müssen wiederholt haben, und man kann dies nur eine<lb/>
pulsirende Lufterscheinung nennen. Auch scheint es, daß die<lb/>
kleinen Vulkane häufigere Ausbrüche haben, als die großen.<lb/>
Die ganz hohen in Amerika bleiben oft 60 bis 70 Jahre ruhig; viel-<lb/>
leicht weil eine größere Kraft dazu gehört die Lava so hoch zu heben;<lb/>
daher kommen denn auch bei ihnen die häufigen Seitenausbrüche.<lb/>
Doch muß man bedenken, daß in so bedeutenden Höhen der Rauch<lb/>
nicht so leicht sichtbar ist, weil er sich nicht so bald niederschlagen<lb/>
kann. Beim Vesuv sind die Rauchsäulen nichts als Wasser-<lb/>
dämpfe, die sich aus der Atmosphaere niederschlagen und auf<lb/>
de<subst><del rendition="#ow">n</del><add place="across">m</add></subst> heißen Krater in Verdampfung übergehen; daher<lb/>
scheint es als stiegen sie aus dem Krater.</p><lb/>
              <p>Meist haben die Vulkane die Gestalt von Domen gleich<lb/><note place="left" hand="#pencil">wörtl.<lb/></note>viel ob mit oder ohne Oeffnung. Der <hi rendition="#aq">Chimborasso</hi> hat keine<lb/>
Oeffnung, doch entdeckte ich einen kleinen, niedrig liegenden<lb/>
Seitenvulkan mit Lava, zum deutlichen Beweis, daß die<lb/>
elastischen Dämpfe nicht Kraft genug gehabt hatten, den Dom<lb/>
selbst zu sprengen.</p><lb/>
              <p>Der höchste bekannte Vulkan ist der <hi rendition="#aq">Kotopaxi</hi>, nach<lb/>
meinen Messungen 17700 Fuß, nach andern 17712. Dann<lb/>
folgt der <hi rendition="#aq">Kopatopeletl</hi> 16600 Fuß hoch.</p><lb/>
              <p>Man stellt sich gewöhnlich die Vulkane steiler vor als sie<lb/>
sind. Wenn man die Höhe nach dem Verhältniß des Grund-<lb/>
durchmessers berechnet, so findet sich eine merkwürdige Ue-<lb/>
bereinstimmung zwischen Vesuv, Aetna und Pic von Teneriffa,<lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[[172]/0178] mehre Jahrhunderte n. Chr: dieselben Erscheinungen gesehn hat, so läßt sich denken, wie viele Millionen Male die Eruptionen sich müssen wiederholt haben, und man kann dies nur eine pulsirende Lufterscheinung nennen. Auch scheint es, daß die kleinen Vulkane häufigere Ausbrüche haben, als die großen. Die ganz hohen in Amerika bleiben oft 60 bis 70 Jahre ruhig; viel- leicht weil eine größere Kraft dazu gehört die Lava so hoch zu heben; daher kommen denn auch bei ihnen die häufigen Seitenausbrüche. Doch muß man bedenken, daß in so bedeutenden Höhen der Rauch nicht so leicht sichtbar ist, weil er sich nicht so bald niederschlagen kann. Beim Vesuv sind die Rauchsäulen nichts als Wasser- dämpfe, die sich aus der Atmosphaere niederschlagen und auf dem heißen Krater in Verdampfung übergehen; daher scheint es als stiegen sie aus dem Krater. Meist haben die Vulkane die Gestalt von Domen gleich viel ob mit oder ohne Oeffnung. Der Chimborasso hat keine Oeffnung, doch entdeckte ich einen kleinen, niedrig liegenden Seitenvulkan mit Lava, zum deutlichen Beweis, daß die elastischen Dämpfe nicht Kraft genug gehabt hatten, den Dom selbst zu sprengen. wörtl. Der höchste bekannte Vulkan ist der Kotopaxi, nach meinen Messungen 17700 Fuß, nach andern 17712. Dann folgt der Kopatopeletl 16600 Fuß hoch. Man stellt sich gewöhnlich die Vulkane steiler vor als sie sind. Wenn man die Höhe nach dem Verhältniß des Grund- durchmessers berechnet, so findet sich eine merkwürdige Ue- bereinstimmung zwischen Vesuv, Aetna und Pic von Teneriffa,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Christian Thomas: Herausgeber
Sandra Balck, Benjamin Fiechter, Christian Thomas: Bearbeiter
Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz: Bereitstellen der Digitalisierungsvorlage; Bilddigitalisierung

Weitere Informationen:

Dieses Werk wurde auf der Grundlage der Transkription in Anonym (Hg.): Alexander von Humboldts Vorlesungen über physikalische Geographie nebst Prolegomenen über die Stellung der Gestirne. Berlin im Winter von 1827 bis 1828. Berlin, 1934. anhand der Vorlage geprüft und korrigiert, nach XML/TEI P5 konvertiert und gemäß dem DTA-Basisformat kodiert.

Abweichungen von den DTA-Richtlinien:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Kustoden: nicht erfasst.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_msgermqu2345_1827
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_msgermqu2345_1827/178
Zitationshilfe: [N. N.]: Alexander von Humboldts Vorlesungen über phÿsikalische Geographie nebst Prolegomenen über die Stellung der Gestirne. Berlin im Winter von 1827 bis 1828. [Berlin], [1827/28]. [= Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Berliner Universität, 3.11.1827–26.4.1828.], S. [172]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_msgermqu2345_1827/178>, abgerufen am 24.11.2024.