antillischen Meere gemacht, in denen der heftige Golfstrom allerdings einen Unterschied des niveau hervorbringen muß. Neu- ere Reisende haben den Isthmus von Panama untersucht, den ich nicht besuchen konnte, obgleich ich in Darien war; nach neueren Be- rechnungen wäre das antillische Meer höher als die Südsee: man hält aber umgekehrt die Südsee für 10-12' höher, welches für eine Canalisirung sehr wenig ist.
Nach den Messungen von Girard W. sind die Bitterseen in Aegypten 24 Fuß tiefer gelegen als das Mittelmeer. Auch kann man in den Strömungen einen Grund zu kleinen Niveau-Verschiedenheiten in dem Stande der Gewässer finden. Schon Franklin bemerkte, daß in den großen Seen von Nordamerika dies der Fall sei: wenn lange der Wind in einer bestimmten Richtung geweht hatte, so hatte der eine Theil des Sees eine größere Convexität, als der andere. Ein sehr merk- würdiges Factum hat sich vor wenigen Jahren im südlichen Frankreich, in der Provence ereignet, wo nach heftigem Wehen einses O. N. O. Windes der Hafen von Marseille mehre Stunden lang trocken blieb. Dies muß einen Unterschied von 10-12' im niveau aus- gemacht haben. Im Genfer See [u.]und in den mexikanischen Seen findet eine ähnliche Erscheinung des Senkens [u.]und Steigens Statt, die man sogar für eine Ebbe [u.]und Fluth gehalten hat; wohl mit Unrecht, denn die Regelmäßigkeit, welche man nach den Jahres- zeiten wahrzunehmen glaubte, beruht nur auf den wiederkeh- renden Winden. Selbst die Veränderungen des Barometer- druckes haben Einfluß auf das Niveau.
Ich habe an einem andern Orte gezeigt, daß die Meeres- strömungen unter den Tropen eine Folge sind, von den stünd-
lichen
antillischen Meere gemacht, in denen der heftige Golfstrom allerdings einen Unterschied des niveau hervorbringen muß. Neu- ere Reisende haben den Isthmus von Panama untersucht, den ich nicht besuchen konnte, obgleich ich in Darien war; nach neueren Be- rechnungen wäre das antillische Meer höher als die Südsee: man hält aber umgekehrt die Südsee für 10–12′ höher, welches für eine Canalisirung sehr wenig ist.
Nach den Messungen von Girard W. sind die Bitterseen in Aegÿpten 24 Fuß tiefer gelegen als das Mittelmeer. Auch kann man in den Strömungen einen Grund zu kleinen Niveau-Verschiedenheiten in dem Stande der Gewässer finden. Schon Franklin bemerkte, daß in den großen Seen von Nordamerika dies der Fall sei: wenn lange der Wind in einer bestimmten Richtung geweht hatte, so hatte der eine Theil des Sees eine größere Convexität, als der andere. Ein sehr merk- würdiges Factum hat sich vor wenigen Jahren im südlichen Frankreich, in der Provence ereignet, wo nach heftigem Wehen einses O. N. O. Windes der Hafen von Marseille mehre Stunden lang trocken blieb. Dies muß einen Unterschied von 10–12′ im niveau aus- gemacht haben. Im Genfer See [u.]und in den mexikanischen Seen findet eine ähnliche Erscheinung des Senkens [u.]und Steigens Statt, die man sogar für eine Ebbe [u.]und Fluth gehalten hat; wohl mit Unrecht, denn die Regelmäßigkeit, welche man nach den Jahres- zeiten wahrzunehmen glaubte, beruht nur auf den wiederkeh- renden Winden. Selbst die Veränderungen des Barometer- druckes haben Einfluß auf das Niveau.
Ich habe an einem andern Orte gezeigt, daß die Meeres- strömungen unter den Tropen eine Folge sind, von den stünd-
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[[203]/0209]
antillischen Meere gemacht, in denen der heftige Golfstrom
allerdings einen Unterschied des niveau hervorbringen muß. Neu-
ere Reisende haben den Isthmus von Panama untersucht, den ich
nicht besuchen konnte, obgleich ich in Darien war; nach neueren Be-
rechnungen wäre das antillische Meer höher als die Südsee: man
hält aber umgekehrt die Südsee für 10–12′ höher, welches für
eine Canalisirung sehr wenig ist.
39. Vorlesung, 19. März 1828
Nach den Messungen von Girard
sind die Bitterseen in Aegÿpten 24 Fuß tiefer gelegen als das
Mittelmeer. Auch kann man in den Strömungen einen Grund
zu kleinen Niveau-Verschiedenheiten in dem Stande der Gewässer
finden. Schon Franklin bemerkte, daß in den großen Seen von
Nordamerika dies der Fall sei: wenn lange der Wind in einer
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Sees eine größere Convexität, als der andere. Ein sehr merk-
würdiges Factum hat sich vor wenigen Jahren im südl: Frankreich,
in der Provence ereignet, wo nach heftigem Wehen eines O. N. O.
Windes der Hafen von Marseille mehre Stunden lang trocken
blieb. Dies muß einen Unterschied von 10–12′ im niveau aus-
gemacht haben. Im Genfer See und in den mexikanischen Seen
findet eine ähnliche Erscheinung des Senkens und Steigens Statt,
die man sogar für eine Ebbe und Fluth gehalten hat; wohl mit
Unrecht, denn die Regelmäßigkeit, welche man nach den Jahres-
zeiten wahrzunehmen glaubte, beruht nur auf den wiederkeh-
renden Winden. Selbst die Veränderungen des Barometer-
druckes haben Einfluß auf das Niveau.
W.
Ich habe an einem andern Orte gezeigt, daß die Meeres-
strömungen unter den Tropen eine Folge sind, von den stünd-
lichen
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Anonym (Hg.): Alexander von Humboldts Vorlesungen über physikalische
Geographie nebst Prolegomenen über die Stellung der Gestirne. Berlin
im Winter von 1827 bis 1828. Berlin, 1934. anhand der Vorlage
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[N. N.]: Alexander von Humboldts Vorlesungen über phÿsikalische Geographie nebst Prolegomenen über die Stellung der Gestirne. Berlin im Winter von 1827 bis 1828. [Berlin], [1827/28]. [= Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Berliner Universität, 3.11.1827–26.4.1828.], S. [203]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_msgermqu2345_1827/209>, abgerufen am 16.02.2025.
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