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Neue Rheinische Zeitung. Nr. 22. Köln, 22. Juni 1848.

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Neue Rheinische Zeitung.
Organ der Demokratie.
No. 22. Köln, Donnerstag 22. Juni 1848.

Die "Neue Rheinische Zeitung" erscheint vom 1. Juni an täglich. Bestellungen für das nächste Quartal, Juli bis September, wolle man baldigst machen.

Alle Postämter Deutschlands nehmen Bestellungen an.

Für Frankreich übernehmen Abonnements das Königliche Ober-Post-Amt in Aachen; für Belgien und Holland die Königlichen Briefpost-Aemter und das Postbüreau zu Lüttich.

Abonnementspreis in Köln vierteljährlich 1 Thlr. 15 Sgr., in allen übrigen Orten Preußens 2 Thlr. 3 Sgr. 9 Pf. Außerhalb Preußens mit Zuschlag des fremden Zeitungsportos. Inserate: die vierspaltige Petitzeile oder deren Raum 1 Sgr. 6 Pf.

Anzeigen aller Art erlangen durch die großen Verbindungen der Zeitung die weiteste Verbreitung.

Uebersicht

Deutschland. Köln. (Die Russen). Berlin. (Nachwehen des 14. Juni. - Die französische Regierung protestirt gegen die Theilung Posens. - Prag in den Händen der Czechen. - Handwerkerkongreß). Breslau. (Bericht zweier Augenzeugen über die Prager Ereignisse). Frankfurt an der Oder. (Militärische Maßregeln). Frankfurt am Main. (Der Demokratenkongreß. - Sitzung der konstituirenden Nationalversammlung. - Schluß des Entwurfs über die Centralgewalt. - Beschluß über Triest). Bückeburg. (Duodezrevolution). Dresden. (Verschiedene Briefe über Prag). Prag. (Provisorische Ruhe). Wien. (Unterhandlungen in Italien. - Telegraphische Depesche aus Prag. - Die Ministerfrage).

Polen. Lemberg. (Verhaftung Kulinicz).

Italien. Venedig. (Padua von den Oesterreichern besetzt. - Treviso bombardirt). Turin. (Die venetianische Deputation). Genua. (Demonstrationen gegen die Jesuiten. - Die Lunigiana schließt sich an). Bologna. (Aufstand Mazzini. - Die Neapolitaner sollen Contreordre erhalten). Rom. (Die Karabinier abmarschirt). Ferrara. (Der Rückzug der Neapolitaner). Neapel. (Stand der Dinge).

Französische Republik. Paris. (Verfassungsentwurf. - Liste der Grundeigenthümer. - Die Kaution. - Sitzung der Nationalversammlung vom 19. Juni. - Eisenbahnen. - Vermischtes).

Großbritannien. London. (Lord Mayor's Diner).

Amtliche Nachrichten.
Der Inhalt dieses Artikels kann aus urheberrechtlichen Gründen nicht angezeigt werden.
Deutschland.
*Köln, 21. Juni.

Nach Briefen die wir aus Glogau erhalten, hat die russische Armee unter dem kommandirenden General Orloff die preußisch-polnische Gränze bereits betreten. Die Polen sollen mit den Russen fraternisirt und die russische Kokarde neben der polnischen aufgesteckt haben.

Zu gleicher Zeit entläßt die preußische Regierung einen Theil der in Posen stehenden Truppen auf Urlaub in ihre Heimath, zieht einen andern Theil in's Innere des Landes zurück. So ist das 19. Regiment schon von Posen ausgezogen, um zuerst nach Glogau und sodann nach dem Rheine zu marschiren; andre Truppen werden ebenfalls erwartet. Kann das Ministerium etwa den Augenblick nicht erwarten, wo der Czar in Berlin seinen Einzug halben wird?

25Berlin, 19. Juni.

Man sollte es kaum glauben - die Erstürmer nennt man jetzt Räuber und ihre That "gewaltsamen Diebstahl", und der ganze Chorus von Spießbürgern, die immer noch kein Ende nehmen, sammt den royalistischen Beamten und Pfäfflein, klatscht Beifall und stimmt mit ein. Auch die Sentimentalität einiger alten Preußen macht sich dabei Luft, indem sie die Rache des Schicksals (des Mars wahrscheinlich) über die heraufbeschwört, welche es wagten, mit frevelnder Hand die geheiligten Trophäen zu verletzen, an denen das theure Blut unserer Vorfahren klebe. - O sancta simplicitas! - Verhaftungen finden fortwährend noch statt; die Hrn. Korn, Lewinsohn und Urban, bekannte Volksredner, sitzen in der Stadtvogtei und werden des Komplottes zur Erstürmung des Zeughauses, event. des Diebstahls beschuldigt; - an sich unbedeutende Menschen, aber beim Kleinen fängt man an, beim Großen hört man auf. Schon fahndet man auf Einzelne, deren Verhaftung allerdings für die demokratische Partei ein Verlust sein würde. - Sonderbares Volk, das für Alles eine gewisse Legitimität, und wäre es auch nur ihr Schein, haben will. Ihr Schwachköpfe, was war die heimliche Entführung von Waffenvorräthen durch die Regierung anders, als ein (nur legitimer!) Diebstahl an dem Rechte des Volkes auf Bewaffnung? Und ihr wollt das rechtfertigen, was die Macht heimlich thut, dagegen das Volk schämt ihr euch nicht zu verdammen, wenn es durch Brutalität zum Aeußersten gereizt, sich offen holt, was man ihm verweigert? - Aber, wie gesagt, bei Leuten, die kein Prinzip haben, rechtfertigt der gute, verurtheilt der schlimme Erfolg.

Es herrscht nun vollkommene Windstille in den Mauern der "verlassenen" Königsstadt. Man kann sich nicht verhehlen, daß auf beiden Seiten, der Revolution wie der Reaktion, eine gewisse Desorganisation eingetreten ist. Die Demokraten sehen sich mit stummen, fragenden Blicken an; sie haben Katzenjammer. Die Reaktionärs schreien zwar wüthend ob der Frevelthat, doch trauen sie dem Landfrieden noch nicht, um offen mit ihren Absichten hervorzutreten. Das entschiedene Verhalten eines großen Theils der Landwehr, die man zum Dienste in der Stadt, zur Unterstützung der Bürgerwehr einberufen hat, und auf die man seine reaktionären Pläne baute, mag wohl zur Mäßigung bewogen haben.

Wir glauben, daß sich die gesunkene Woge bald wieder heben wird, "denn noch nicht aller Tage Ende ist." - Die Ereignisse in Prag, der Aufstand in Altenburg (wenn er sich bestätigt), von allen Seiten der immer deutlicher werdende Verrath des deutschen Volkes an die russische Despotie, wie sollten sie ohne Wirkung bleiben.

Die Saat ist reif, die Schnitter werden sich schnell wieder sammeln; möge der Tag des Mähens nicht versäumt werden. Die Sichel könnte sich gegen die Schnitter selbst wenden.

Berlin, 19. Juni.

Wir veröffentlichen hier vorläufig einige uns zugegangene Mittheilungen; die ausführlichen Schreiben, welchen sie entlehnt sind, werden wir erst morgen liefern können, da sie zuvor noch ins Deutsche übersetzt werden müssen.

Die eine dieser Mittheilungen ist, daß die französische Republik sowohl in Frankfurt als hier in Berlin gegen die Theilung des Großherzogthums Posen protestirt habe.

Die andere betrifft Prag. Das Ergebniß des dortigen Kampfes ist der vollständige Sieg der böhmischen Partei. Windisch-Grätz und Thun sind durch Mensdorf und Klazanski ersetzt. Die gewählte provisorische Regierung ist als berathende Behörde bestätigt, das Militär zurückgezogen, eine vollständige Amnestie verkündet. Die Studenten bestehen auf Bestrafung des Fürsten Windisch-Grätz mit dem Tode, auf Bildung eines czechischen Nationalheeres und Bestätigung der provisorischen Regierung als ordentliche Regierung.

(B. Z. H.)

- [Kongreß der Handwerker-Vereine vieler Städte.] Durch ein Cirkular an die deutschen Handwerker- (Gesellen-, Arbeiter-, Bildungs-) Vereine hatte der Vorstand des hiesigen Handwerker-Vereins in der Johannisstraße zu einem großen allgemeinen Kongresse in Berlin eingeladen. Es unterstützte ihn in diesem Vorhaben, wie das Cirkular selbst besagt, ein Rundschreiben des Vorstandes des geselligen Vereins zu Stralsund vom 30. März, worin mehrere Vorschläge zu einem Verbande der Vereine gedachter Art gemacht waren. Am 21. Mai wurde dann beschlossen, an alle Vereine Deutschlands, welche "den Zweck der Verbreitung von Einsicht, Sittlichkeit und Brudersinn unter den Handwerkern gemein haben", die Einladung ergehen zu lassen, daß sie einen mit Sonntag den 18. Juni hier in Berlin zu eröffnenden Kongreß zur Vereinbarung über eine Verbindung unter allen Handwerker-Vereinen wie über allgemeine gleichmäßige Grundsätze für ihr Vereinsleben durch Abgeordnete beschicken mögen. Jeder Verein sollte einen stimmberechtigten Vertreter senden, ohne daß die Theilnahme anderer Mitglieder der Vereine an den Berathungen des Kongresses dadurch abgeschnitten sein sollte. Diejenigen Vereine, welche keine Abgeordneten schicken könnten oder wollten, wurden aufgefordert, ihre Ansichten über die durch den Kongreß festzustellenden Punkte wenigstens schriftlich als zu beachtende berathende Stimmen einzusenden, und denjenigen Vereinen, welche Vertreter senden würden, wurde empfohlen, denselben eine Vollmacht mitzugeben, aus der erhelle, ob sie die Beschlüsse der absoluten Mehrheit des Kongresses als für ihren Verein bindende anerkennen wollten oder nicht.

Ehegestern, Sonnabend, ist die Feier des Stiftungsfestes, welche der Verein in der Johannisstraße jedes Jahr begeht, benutzt worden, um dem Kongresse, welcher gestern eröffnet worden ist, zu heiterer Einleitung zu dienen. Es sind mit Mandaten versehen bisher erschienen 35 stimmberechtigte Abgeordnete, welche 95 Vereine vertreten und zwar die Vereine von Altona, Angermünde, Berlin (5 Vereine, nämlich der in der Köpnikerstraße Nro. 27, der in der Johannisstraße Nro. 4, der vom Hausvogteiplatz Nro. 7, der Gesellenverein und der große Gewerbeverein.) Bernau, Breslau (2 Vereine) Elbing, Grüneberg, Halle, Hamburg (2 Vereine), Hameln, Kiel, Luckenwalde, Neuhaldensleben, Neu-Ruppin, Neustadt-Eberswalde, Parchim, Posen, Prenzlau, Rendsburg, Königreich Sachsen (die Vereine von 52 verschiedenen Städten, die zusammen einen Vertreter gesandt haben), Schwedt, Schwerin, Stettin, Stralsund, Torgau, Wittstock. Ein Vertreter der Londoner Handwerker ist als Gast zugegen. Von Brandenburg ist angefragt worden, ob man denn mit Sicherheit in Berlin sich aufhalten könne; ein Abgeordneter ist von dort nicht erschienen. Aus Schleswig ist die Sendung eines Vertreters wegen der unruhigen Zeiten abgelehnt worden. Schriftlich haben sich betheiligt die Vereine von Görlitz, Greifswalde, Güstrow, Lauban und Osterwiek.

Frankfurt a. O., 18. Juni.

Am 16. d. M. hatten etwa 150 Mann des hiesigen Militairs unter dem Vorgeben von Felddienstübung den Bahnhof bei jedesmaliger Ankunft eines Zuges besetzt. Ein Offizier mit einem Hornisten hielten sich auf dem Perron auf, während die übrigen Mannschaften, mit scharfen Patronen versehen, in der Nähe versteckt lagen. Mit gerechtem Mißtrauen wurde diese Maßregel von mehreren Bürgern wahrgenommen, und als am Abend im demokratischen Vereine davon Mittheilung gemacht wurde, beschloß dieser einstimmig, sofort eine Deputation an den Oberbürgermeister zu senden, um Aufklärung zu verlangen, und die Forderung zu stellen, daß wenn eine Besetzung des Bahnhofes nothwendig sei, dazu die Bürgerwehr zu verwenden und nicht das Militär. Von dem Oberbürgermeister und dem Polizeirath wurde der Deputation der Zweck der Besetzung dahin erläutert: daß in Folg einer polnischen Verschwörung das Zeughaus in Berlin erstürmt, und es die Absicht sei, die entnommenen Waffen nach Polen zu schaffen, was durch das Militär verhindert werden soll. Auf die Anfrage, weshalb bei Ankunft des Breslauer Zuges der Bahnhof ebenfalls besetzt sei, da die Zeughauswaffen doch nicht von dorther kommen könnten, wurde geantwortet: es sei die Rede davon, daß von Breslau 3000 Republikaner den Berlinern zu Hülfe kommen wollten, und das Militär habe die Weisung, die Breslauer eben so ein-

Die Verhandlungen des National-Konvents über
Louis Capet, Ex-König von Frankreich.

(Vergleiche den Moniteur vom Januar 1793.)

(Fortsetzung.)

Chabot: Wenn ich meine Meinung in etwa modifiziren sollte, so möchte ich darauf antragen, daß Louis angehalten würde, seine Mitschuldigen namhaft zu machen, um sie mit ihm auf die Guillotine zu führen; aber ich gebe mein Urtheil ab, ohne allen Zusatz, ich spreche das Todesurtheil, weil Louis ein Tyrann war, ein Tyrann noch ist, und es wiederum werden kann. Das Blut des Thyrannen ist das Zement, welches die Republik befestigt. Ich stimme für den Tod.

Foussedoire: Ich habe beständig einen Abscheu gehabt vor Blutvergießen; aber die Vernunft und die Gerechtigkeit dienen nur als Richtschnur in meinem Urtheile. Gestern habe ich Louis schuldig erklärt des Hochverraths. Um konsequent mit mir zu sein, muß ich heute ihn des Todes schuldig erklären.

Haut-Loire. - Regnault: Ich stimme für den Tod.

Delcher: Tod.

Flageas: Tod.

Faure: Repräsentant eines großmuthigen, aber gerechten Volkes, stimme ich für den Tod, und beantrage, daß das Urtheil in den ersten vierundzwanzig Stunden vollstreckt werde.

Villers: Ich stimme für eine schreckliche, aber nur gesetzliche Strafe, den Tod; angezeigt ist durch das Gesetz: der Tod.

Louvet: Repräsentanten, meine Meinung ist Euch bekannt; keine Macht auf Erden soll mich ermächtigen, die nationale Repräsentation zu verkennen oder zu usurpiren. Ich stimme für den Tod, aber nur unter der Bedingung, daß das Urtheil nur dann erst vollstreckt werde, wenn das französische Volk die Konstitution angenommen hat, mit der ihr beauftragt seid. Und glaubt gar nicht, daß ich hier in anderen Worten den Appell vorbringe, der bereits von Euch verworfen worden. Nein, der Appell ist verworfen worden, weil das Volk jetzt nicht ohne Gefahr eines Bürgerkrieges zusammentreten kann. Nun gut: so laßt uns warten, bis später, wo die Konstistution vor dem Volk gebracht wird, und es Eurem eigenen Entschlusse gemäß zusammentreten muß. Hütet Euch wohl, Eure Vollmacht zu überschreiten, beugt Euch in tiefer, religiöser Verehrung vor der Volkssouveränetät, und solltet Ihr unter dem Dolche der Faktionen fallen (Gemurmel auf der Linken), ihr werdet fallen, geachtet und verehrt. Ich stimme für den Tod Louis, aber unter der ausdrücklichen Bedingung, daß das Urtheil erst dann vollzogen werde, wenn das französische Volk die Konstitution, die ihr bearbeitet, angenommen hat.

Lot. - Jean-Bon-Saint-Andre: Wenn die Angelegenheit Louis Capet's eine gewöhnliche wäre, so würde ich nicht zugegeben haben, daß der Konvent sich mit dem Urtheil befaßte. Ich war der Ansicht, und ich bin es noch, daß hier die Freiheit mit der Tyrannei kämpft, und das ist ein Kampf auf Leben und Tod. Der Tod ist ohne Zweifel eine schreckliche Strafe; aber es gibt nur Eine Gerechtigkeit, sie wechselt die Grundsätze nicht. Republikaner sind gerecht; wenn sie die Grundsätze der Gerechtigkeit den Rücksichten der Politik opfern wollten, würden sie Halbmaßregeln ergreifen, die dem Interesse des Staates zuwider sind. Die Völker, welche frei sein wollen, können es nur durch den Tod der Tyrannen werden. Ich stimme für den Tod.

Mosel. - Blaux: Ich hatte drei Söhne; der erste starb in Amerika, der zweite bei Frankfurt, den dritten biete ich Cüstine an. Ich bin überzeugt, daß Louis den Tod verdient, aber als Gesetzgeber stimme ich für die mildere Strafe, für die Einsperrung bis zum Frieden, und dann die Verbannung.

Thirison: Ich habe weder Eltern noch Kinder zu rächen, wohl aber Hunderttausend Mitbürger. Ich stimme für den Tod.

Nord. - Merlin: Ich stimme für den Tod.

Anacharsis Cloots: Louis ist schuldig der Verletzung der Volkssouveränetät. Welche Strafe verdienen seine Verbrechen? Ich antworte im Namen des menschlichen Geschlechts, den Tod.

Paris. - Robespierre: Ich liebe die langen Phrasen nicht; den Tod.

Danton. Ich bin keiner von den vielen "Staatsmännern", welche da glauben, man könne einen König schlagen, ohne ihm den Kopf abzuschlagen. Ich stimme für den Tod des Tyrannen.

Collot-d'Herbois: Als ich noch vom Konvent fern war, habe ich schon meine feste Ueberzeugung ausgesprochen; diese Ueberzeugung lautete auf Tod. Treu meinem Gewissen, treu der Stimme meiner Kommittenten, wiederhole ich sie heute nochmals. Als ich meinen Platz in dieser Versammlung einzunehmen kam, durchstreifte ich mehrere Departements; überall war das Volk auf dies große Ereigniß gespannt; überall hörte ich seine Ueberzeugung, daß der Tod des Tyrannen allen Ränken auf einmal ein Ende machen werde. Ich stimme für den Tod.

Manuel: Louis ist ein Tyrann, aber dieser Tyrann liegt zu Boden; er bietet zu wenig Widerstand, um ihn zu schlagen. Laßt ihn sich wieder erheben, und wir werden dann weiter über die Ehre verhandeln, ihm das Leben zu nehmen. Ich schwöre, daß ich den Dolch des Brutus habe, wenn je ein Cäsar im Senat sich zeigen sollte.

Als Staatsmann, der die Moral wie die Politik wahrt, verlange ich aus allgemeinen Sicherheitsrücksichten für die Lage, in welcher sich unser Vaterland befindet, daß der letzte König mit seiner gefangenen Familie binnen 24 Stunden in eine der Festungen gesperrt werde, wo die Despoten selbst bisher ihre Opfer anschmiedeten; ich verlange, daß man sie dort so lange festhalte, bis zur öffentlichen Wohlfahrt bloß noch die Verbannung eines Tyrannen nöthig ist, der dann ein Land suchen möge, wo es keine Gewissensbisse gibt.

Billaut-Varennes: Den Tod in 24 Stunden.

Camille Desmoulins: Manuel sprach im Monat November die Meinung aus, ein todter König ist nur ein Mensch weniger. Ich stimme für den Tod, vielleicht zu spät für die Ehre des Nationalkonvents. (Murren. Einzelne Stimmen verlangen Ordnungsruf.)

Marat: Nach meiner festen Ueberzeugung, daß Louis der Haupt-

Neue Rheinische Zeitung.
Organ der Demokratie.
No. 22. Köln, Donnerstag 22. Juni 1848.

Die „Neue Rheinische Zeitung“ erscheint vom 1. Juni an täglich. Bestellungen für das nächste Quartal, Juli bis September, wolle man baldigst machen.

Alle Postämter Deutschlands nehmen Bestellungen an.

Für Frankreich übernehmen Abonnements das Königliche Ober-Post-Amt in Aachen; für Belgien und Holland die Königlichen Briefpost-Aemter und das Postbüreau zu Lüttich.

Abonnementspreis in Köln vierteljährlich 1 Thlr. 15 Sgr., in allen übrigen Orten Preußens 2 Thlr. 3 Sgr. 9 Pf. Außerhalb Preußens mit Zuschlag des fremden Zeitungsportos. Inserate: die vierspaltige Petitzeile oder deren Raum 1 Sgr. 6 Pf.

Anzeigen aller Art erlangen durch die großen Verbindungen der Zeitung die weiteste Verbreitung.

Uebersicht

Deutschland. Köln. (Die Russen). Berlin. (Nachwehen des 14. Juni. ‒ Die französische Regierung protestirt gegen die Theilung Posens. ‒ Prag in den Händen der Czechen. ‒ Handwerkerkongreß). Breslau. (Bericht zweier Augenzeugen über die Prager Ereignisse). Frankfurt an der Oder. (Militärische Maßregeln). Frankfurt am Main. (Der Demokratenkongreß. ‒ Sitzung der konstituirenden Nationalversammlung. ‒ Schluß des Entwurfs über die Centralgewalt. ‒ Beschluß über Triest). Bückeburg. (Duodezrevolution). Dresden. (Verschiedene Briefe über Prag). Prag. (Provisorische Ruhe). Wien. (Unterhandlungen in Italien. ‒ Telegraphische Depesche aus Prag. ‒ Die Ministerfrage).

Polen. Lemberg. (Verhaftung Kulinicz).

Italien. Venedig. (Padua von den Oesterreichern besetzt. ‒ Treviso bombardirt). Turin. (Die venetianische Deputation). Genua. (Demonstrationen gegen die Jesuiten. ‒ Die Lunigiana schließt sich an). Bologna. (Aufstand Mazzini. ‒ Die Neapolitaner sollen Contreordre erhalten). Rom. (Die Karabinier abmarschirt). Ferrara. (Der Rückzug der Neapolitaner). Neapel. (Stand der Dinge).

Französische Republik. Paris. (Verfassungsentwurf. ‒ Liste der Grundeigenthümer. ‒ Die Kaution. ‒ Sitzung der Nationalversammlung vom 19. Juni. ‒ Eisenbahnen. ‒ Vermischtes).

Großbritannien. London. (Lord Mayor's Diner).

Amtliche Nachrichten.
Der Inhalt dieses Artikels kann aus urheberrechtlichen Gründen nicht angezeigt werden.
Deutschland.
*Köln, 21. Juni.

Nach Briefen die wir aus Glogau erhalten, hat die russische Armee unter dem kommandirenden General Orloff die preußisch-polnische Gränze bereits betreten. Die Polen sollen mit den Russen fraternisirt und die russische Kokarde neben der polnischen aufgesteckt haben.

Zu gleicher Zeit entläßt die preußische Regierung einen Theil der in Posen stehenden Truppen auf Urlaub in ihre Heimath, zieht einen andern Theil in's Innere des Landes zurück. So ist das 19. Regiment schon von Posen ausgezogen, um zuerst nach Glogau und sodann nach dem Rheine zu marschiren; andre Truppen werden ebenfalls erwartet. Kann das Ministerium etwa den Augenblick nicht erwarten, wo der Czar in Berlin seinen Einzug halben wird?

25Berlin, 19. Juni.

Man sollte es kaum glauben ‒ die Erstürmer nennt man jetzt Räuber und ihre That „gewaltsamen Diebstahl“, und der ganze Chorus von Spießbürgern, die immer noch kein Ende nehmen, sammt den royalistischen Beamten und Pfäfflein, klatscht Beifall und stimmt mit ein. Auch die Sentimentalität einiger alten Preußen macht sich dabei Luft, indem sie die Rache des Schicksals (des Mars wahrscheinlich) über die heraufbeschwört, welche es wagten, mit frevelnder Hand die geheiligten Trophäen zu verletzen, an denen das theure Blut unserer Vorfahren klebe. ‒ O sancta simplicitas! ‒ Verhaftungen finden fortwährend noch statt; die Hrn. Korn, Lewinsohn und Urban, bekannte Volksredner, sitzen in der Stadtvogtei und werden des Komplottes zur Erstürmung des Zeughauses, event. des Diebstahls beschuldigt; ‒ an sich unbedeutende Menschen, aber beim Kleinen fängt man an, beim Großen hört man auf. Schon fahndet man auf Einzelne, deren Verhaftung allerdings für die demokratische Partei ein Verlust sein würde. ‒ Sonderbares Volk, das für Alles eine gewisse Legitimität, und wäre es auch nur ihr Schein, haben will. Ihr Schwachköpfe, was war die heimliche Entführung von Waffenvorräthen durch die Regierung anders, als ein (nur legitimer!) Diebstahl an dem Rechte des Volkes auf Bewaffnung? Und ihr wollt das rechtfertigen, was die Macht heimlich thut, dagegen das Volk schämt ihr euch nicht zu verdammen, wenn es durch Brutalität zum Aeußersten gereizt, sich offen holt, was man ihm verweigert? ‒ Aber, wie gesagt, bei Leuten, die kein Prinzip haben, rechtfertigt der gute, verurtheilt der schlimme Erfolg.

Es herrscht nun vollkommene Windstille in den Mauern der „verlassenen“ Königsstadt. Man kann sich nicht verhehlen, daß auf beiden Seiten, der Revolution wie der Reaktion, eine gewisse Desorganisation eingetreten ist. Die Demokraten sehen sich mit stummen, fragenden Blicken an; sie haben Katzenjammer. Die Reaktionärs schreien zwar wüthend ob der Frevelthat, doch trauen sie dem Landfrieden noch nicht, um offen mit ihren Absichten hervorzutreten. Das entschiedene Verhalten eines großen Theils der Landwehr, die man zum Dienste in der Stadt, zur Unterstützung der Bürgerwehr einberufen hat, und auf die man seine reaktionären Pläne baute, mag wohl zur Mäßigung bewogen haben.

Wir glauben, daß sich die gesunkene Woge bald wieder heben wird, „denn noch nicht aller Tage Ende ist.“ ‒ Die Ereignisse in Prag, der Aufstand in Altenburg (wenn er sich bestätigt), von allen Seiten der immer deutlicher werdende Verrath des deutschen Volkes an die russische Despotie, wie sollten sie ohne Wirkung bleiben.

Die Saat ist reif, die Schnitter werden sich schnell wieder sammeln; möge der Tag des Mähens nicht versäumt werden. Die Sichel könnte sich gegen die Schnitter selbst wenden.

Berlin, 19. Juni.

Wir veröffentlichen hier vorläufig einige uns zugegangene Mittheilungen; die ausführlichen Schreiben, welchen sie entlehnt sind, werden wir erst morgen liefern können, da sie zuvor noch ins Deutsche übersetzt werden müssen.

Die eine dieser Mittheilungen ist, daß die französische Republik sowohl in Frankfurt als hier in Berlin gegen die Theilung des Großherzogthums Posen protestirt habe.

Die andere betrifft Prag. Das Ergebniß des dortigen Kampfes ist der vollständige Sieg der böhmischen Partei. Windisch-Grätz und Thun sind durch Mensdorf und Klazanski ersetzt. Die gewählte provisorische Regierung ist als berathende Behörde bestätigt, das Militär zurückgezogen, eine vollständige Amnestie verkündet. Die Studenten bestehen auf Bestrafung des Fürsten Windisch-Grätz mit dem Tode, auf Bildung eines czechischen Nationalheeres und Bestätigung der provisorischen Regierung als ordentliche Regierung.

(B. Z. H.)

‒ [Kongreß der Handwerker-Vereine vieler Städte.] Durch ein Cirkular an die deutschen Handwerker- (Gesellen-, Arbeiter-, Bildungs-) Vereine hatte der Vorstand des hiesigen Handwerker-Vereins in der Johannisstraße zu einem großen allgemeinen Kongresse in Berlin eingeladen. Es unterstützte ihn in diesem Vorhaben, wie das Cirkular selbst besagt, ein Rundschreiben des Vorstandes des geselligen Vereins zu Stralsund vom 30. März, worin mehrere Vorschläge zu einem Verbande der Vereine gedachter Art gemacht waren. Am 21. Mai wurde dann beschlossen, an alle Vereine Deutschlands, welche „den Zweck der Verbreitung von Einsicht, Sittlichkeit und Brudersinn unter den Handwerkern gemein haben“, die Einladung ergehen zu lassen, daß sie einen mit Sonntag den 18. Juni hier in Berlin zu eröffnenden Kongreß zur Vereinbarung über eine Verbindung unter allen Handwerker-Vereinen wie über allgemeine gleichmäßige Grundsätze für ihr Vereinsleben durch Abgeordnete beschicken mögen. Jeder Verein sollte einen stimmberechtigten Vertreter senden, ohne daß die Theilnahme anderer Mitglieder der Vereine an den Berathungen des Kongresses dadurch abgeschnitten sein sollte. Diejenigen Vereine, welche keine Abgeordneten schicken könnten oder wollten, wurden aufgefordert, ihre Ansichten über die durch den Kongreß festzustellenden Punkte wenigstens schriftlich als zu beachtende berathende Stimmen einzusenden, und denjenigen Vereinen, welche Vertreter senden würden, wurde empfohlen, denselben eine Vollmacht mitzugeben, aus der erhelle, ob sie die Beschlüsse der absoluten Mehrheit des Kongresses als für ihren Verein bindende anerkennen wollten oder nicht.

Ehegestern, Sonnabend, ist die Feier des Stiftungsfestes, welche der Verein in der Johannisstraße jedes Jahr begeht, benutzt worden, um dem Kongresse, welcher gestern eröffnet worden ist, zu heiterer Einleitung zu dienen. Es sind mit Mandaten versehen bisher erschienen 35 stimmberechtigte Abgeordnete, welche 95 Vereine vertreten und zwar die Vereine von Altona, Angermünde, Berlin (5 Vereine, nämlich der in der Köpnikerstraße Nro. 27, der in der Johannisstraße Nro. 4, der vom Hausvogteiplatz Nro. 7, der Gesellenverein und der große Gewerbeverein.) Bernau, Breslau (2 Vereine) Elbing, Grüneberg, Halle, Hamburg (2 Vereine), Hameln, Kiel, Luckenwalde, Neuhaldensleben, Neu-Ruppin, Neustadt-Eberswalde, Parchim, Posen, Prenzlau, Rendsburg, Königreich Sachsen (die Vereine von 52 verschiedenen Städten, die zusammen einen Vertreter gesandt haben), Schwedt, Schwerin, Stettin, Stralsund, Torgau, Wittstock. Ein Vertreter der Londoner Handwerker ist als Gast zugegen. Von Brandenburg ist angefragt worden, ob man denn mit Sicherheit in Berlin sich aufhalten könne; ein Abgeordneter ist von dort nicht erschienen. Aus Schleswig ist die Sendung eines Vertreters wegen der unruhigen Zeiten abgelehnt worden. Schriftlich haben sich betheiligt die Vereine von Görlitz, Greifswalde, Güstrow, Lauban und Osterwiek.

Frankfurt a. O., 18. Juni.

Am 16. d. M. hatten etwa 150 Mann des hiesigen Militairs unter dem Vorgeben von Felddienstübung den Bahnhof bei jedesmaliger Ankunft eines Zuges besetzt. Ein Offizier mit einem Hornisten hielten sich auf dem Perron auf, während die übrigen Mannschaften, mit scharfen Patronen versehen, in der Nähe versteckt lagen. Mit gerechtem Mißtrauen wurde diese Maßregel von mehreren Bürgern wahrgenommen, und als am Abend im demokratischen Vereine davon Mittheilung gemacht wurde, beschloß dieser einstimmig, sofort eine Deputation an den Oberbürgermeister zu senden, um Aufklärung zu verlangen, und die Forderung zu stellen, daß wenn eine Besetzung des Bahnhofes nothwendig sei, dazu die Bürgerwehr zu verwenden und nicht das Militär. Von dem Oberbürgermeister und dem Polizeirath wurde der Deputation der Zweck der Besetzung dahin erläutert: daß in Folg einer polnischen Verschwörung das Zeughaus in Berlin erstürmt, und es die Absicht sei, die entnommenen Waffen nach Polen zu schaffen, was durch das Militär verhindert werden soll. Auf die Anfrage, weshalb bei Ankunft des Breslauer Zuges der Bahnhof ebenfalls besetzt sei, da die Zeughauswaffen doch nicht von dorther kommen könnten, wurde geantwortet: es sei die Rede davon, daß von Breslau 3000 Republikaner den Berlinern zu Hülfe kommen wollten, und das Militär habe die Weisung, die Breslauer eben so ein-

Die Verhandlungen des National-Konvents über
Louis Capet, Ex-König von Frankreich.

(Vergleiche den Moniteur vom Januar 1793.)

(Fortsetzung.)

Chabot: Wenn ich meine Meinung in etwa modifiziren sollte, so möchte ich darauf antragen, daß Louis angehalten würde, seine Mitschuldigen namhaft zu machen, um sie mit ihm auf die Guillotine zu führen; aber ich gebe mein Urtheil ab, ohne allen Zusatz, ich spreche das Todesurtheil, weil Louis ein Tyrann war, ein Tyrann noch ist, und es wiederum werden kann. Das Blut des Thyrannen ist das Zement, welches die Republik befestigt. Ich stimme für den Tod.

Foussedoire: Ich habe beständig einen Abscheu gehabt vor Blutvergießen; aber die Vernunft und die Gerechtigkeit dienen nur als Richtschnur in meinem Urtheile. Gestern habe ich Louis schuldig erklärt des Hochverraths. Um konsequent mit mir zu sein, muß ich heute ihn des Todes schuldig erklären.

Haut-Loire. ‒ Regnault: Ich stimme für den Tod.

Delcher: Tod.

Flageas: Tod.

Faure: Repräsentant eines großmuthigen, aber gerechten Volkes, stimme ich für den Tod, und beantrage, daß das Urtheil in den ersten vierundzwanzig Stunden vollstreckt werde.

Villers: Ich stimme für eine schreckliche, aber nur gesetzliche Strafe, den Tod; angezeigt ist durch das Gesetz: der Tod.

Louvet: Repräsentanten, meine Meinung ist Euch bekannt; keine Macht auf Erden soll mich ermächtigen, die nationale Repräsentation zu verkennen oder zu usurpiren. Ich stimme für den Tod, aber nur unter der Bedingung, daß das Urtheil nur dann erst vollstreckt werde, wenn das französische Volk die Konstitution angenommen hat, mit der ihr beauftragt seid. Und glaubt gar nicht, daß ich hier in anderen Worten den Appell vorbringe, der bereits von Euch verworfen worden. Nein, der Appell ist verworfen worden, weil das Volk jetzt nicht ohne Gefahr eines Bürgerkrieges zusammentreten kann. Nun gut: so laßt uns warten, bis später, wo die Konstistution vor dem Volk gebracht wird, und es Eurem eigenen Entschlusse gemäß zusammentreten muß. Hütet Euch wohl, Eure Vollmacht zu überschreiten, beugt Euch in tiefer, religiöser Verehrung vor der Volkssouveränetät, und solltet Ihr unter dem Dolche der Faktionen fallen (Gemurmel auf der Linken), ihr werdet fallen, geachtet und verehrt. Ich stimme für den Tod Louis, aber unter der ausdrücklichen Bedingung, daß das Urtheil erst dann vollzogen werde, wenn das französische Volk die Konstitution, die ihr bearbeitet, angenommen hat.

Lot. ‒ Jean-Bon-Saint-André: Wenn die Angelegenheit Louis Capet's eine gewöhnliche wäre, so würde ich nicht zugegeben haben, daß der Konvent sich mit dem Urtheil befaßte. Ich war der Ansicht, und ich bin es noch, daß hier die Freiheit mit der Tyrannei kämpft, und das ist ein Kampf auf Leben und Tod. Der Tod ist ohne Zweifel eine schreckliche Strafe; aber es gibt nur Eine Gerechtigkeit, sie wechselt die Grundsätze nicht. Republikaner sind gerecht; wenn sie die Grundsätze der Gerechtigkeit den Rücksichten der Politik opfern wollten, würden sie Halbmaßregeln ergreifen, die dem Interesse des Staates zuwider sind. Die Völker, welche frei sein wollen, können es nur durch den Tod der Tyrannen werden. Ich stimme für den Tod.

Mosel. ‒ Blaux: Ich hatte drei Söhne; der erste starb in Amerika, der zweite bei Frankfurt, den dritten biete ich Cüstine an. Ich bin überzeugt, daß Louis den Tod verdient, aber als Gesetzgeber stimme ich für die mildere Strafe, für die Einsperrung bis zum Frieden, und dann die Verbannung.

Thirison: Ich habe weder Eltern noch Kinder zu rächen, wohl aber Hunderttausend Mitbürger. Ich stimme für den Tod.

Nord. ‒ Merlin: Ich stimme für den Tod.

Anacharsis Cloots: Louis ist schuldig der Verletzung der Volkssouveränetät. Welche Strafe verdienen seine Verbrechen? Ich antworte im Namen des menschlichen Geschlechts, den Tod.

Paris. ‒ Robespierre: Ich liebe die langen Phrasen nicht; den Tod.

Danton. Ich bin keiner von den vielen „Staatsmännern“, welche da glauben, man könne einen König schlagen, ohne ihm den Kopf abzuschlagen. Ich stimme für den Tod des Tyrannen.

Collot-d'Herbois: Als ich noch vom Konvent fern war, habe ich schon meine feste Ueberzeugung ausgesprochen; diese Ueberzeugung lautete auf Tod. Treu meinem Gewissen, treu der Stimme meiner Kommittenten, wiederhole ich sie heute nochmals. Als ich meinen Platz in dieser Versammlung einzunehmen kam, durchstreifte ich mehrere Departements; überall war das Volk auf dies große Ereigniß gespannt; überall hörte ich seine Ueberzeugung, daß der Tod des Tyrannen allen Ränken auf einmal ein Ende machen werde. Ich stimme für den Tod.

Manuel: Louis ist ein Tyrann, aber dieser Tyrann liegt zu Boden; er bietet zu wenig Widerstand, um ihn zu schlagen. Laßt ihn sich wieder erheben, und wir werden dann weiter über die Ehre verhandeln, ihm das Leben zu nehmen. Ich schwöre, daß ich den Dolch des Brutus habe, wenn je ein Cäsar im Senat sich zeigen sollte.

Als Staatsmann, der die Moral wie die Politik wahrt, verlange ich aus allgemeinen Sicherheitsrücksichten für die Lage, in welcher sich unser Vaterland befindet, daß der letzte König mit seiner gefangenen Familie binnen 24 Stunden in eine der Festungen gesperrt werde, wo die Despoten selbst bisher ihre Opfer anschmiedeten; ich verlange, daß man sie dort so lange festhalte, bis zur öffentlichen Wohlfahrt bloß noch die Verbannung eines Tyrannen nöthig ist, der dann ein Land suchen möge, wo es keine Gewissensbisse gibt.

Billaut-Varennes: Den Tod in 24 Stunden.

Camille Desmoulins: Manuel sprach im Monat November die Meinung aus, ein todter König ist nur ein Mensch weniger. Ich stimme für den Tod, vielleicht zu spät für die Ehre des Nationalkonvents. (Murren. Einzelne Stimmen verlangen Ordnungsruf.)

Marat: Nach meiner festen Ueberzeugung, daß Louis der Haupt-

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      <titlePage type="heading">
        <titlePart type="main">Neue Rheinische Zeitung.</titlePart>
        <titlePart type="sub">Organ der Demokratie.</titlePart>
        <docImprint>
          <docDate>No. 22. Köln, Donnerstag 22. Juni 1848.</docDate>
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      </titlePage>
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      <div type="jExpedition">
        <p> <hi rendition="#b">Die &#x201E;Neue Rheinische Zeitung&#x201C; erscheint vom 1. Juni an                         täglich. Bestellungen für das nächste Quartal, Juli bis September, wolle man                         baldigst machen.</hi> </p>
        <p>Alle Postämter Deutschlands nehmen Bestellungen an.</p>
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        <p>Anzeigen aller Art erlangen durch die großen Verbindungen der Zeitung die                     weiteste Verbreitung.</p>
      </div>
      <div n="1">
        <head>Uebersicht</head>
        <p><hi rendition="#g">Deutschland.</hi> Köln. (Die Russen). Berlin. (Nachwehen des                     14. Juni. &#x2012; Die französische Regierung protestirt gegen die Theilung Posens. &#x2012;                     Prag in den Händen der Czechen. &#x2012; Handwerkerkongreß). Breslau. (Bericht zweier                     Augenzeugen über die Prager Ereignisse). Frankfurt an der Oder. (Militärische                     Maßregeln). Frankfurt am Main. (Der Demokratenkongreß. &#x2012; Sitzung der                     konstituirenden Nationalversammlung. &#x2012; Schluß des Entwurfs über die                     Centralgewalt. &#x2012; Beschluß über Triest). Bückeburg. (Duodezrevolution). Dresden.                     (Verschiedene Briefe über Prag). Prag. (Provisorische Ruhe). Wien.                     (Unterhandlungen in Italien. &#x2012; Telegraphische Depesche aus Prag. &#x2012; Die                     Ministerfrage).</p>
        <p><hi rendition="#g">Polen.</hi> Lemberg. (Verhaftung Kulinicz).</p>
        <p><hi rendition="#g">Italien.</hi> Venedig. (Padua von den Oesterreichern besetzt.                     &#x2012; Treviso bombardirt). Turin. (Die venetianische Deputation). Genua.                     (Demonstrationen gegen die Jesuiten. &#x2012; Die Lunigiana schließt sich an). Bologna.                     (Aufstand Mazzini. &#x2012; Die Neapolitaner sollen Contreordre erhalten). Rom. (Die                     Karabinier abmarschirt). Ferrara. (Der Rückzug der Neapolitaner). Neapel. (Stand                     der Dinge).</p>
        <p><hi rendition="#g">Französische Republik.</hi> Paris. (Verfassungsentwurf. &#x2012;                     Liste der Grundeigenthümer. &#x2012; Die Kaution. &#x2012; Sitzung der Nationalversammlung vom                     19. Juni. &#x2012; Eisenbahnen. &#x2012; Vermischtes).</p>
        <p><hi rendition="#g">Großbritannien.</hi> London. (Lord Mayor's Diner).</p>
      </div>
      <div n="1">
        <head>Amtliche Nachrichten.</head>
        <div xml:id="ar022_001_c" type="jArticle">
          <note type="editorial">Edition: <bibl>Friedrich Engels: Sturz des Ministeriums Camphausen. In: MEGA<hi rendition="#sup">2</hi> I/7. S. 154.</bibl></note>
          <gap reason="copyright"/>
        </div>
      </div>
      <div n="1">
        <head>Deutschland.</head>
        <div xml:id="ar022_002" type="jArticle">
          <head><bibl><author>*</author></bibl>Köln, 21. Juni.</head>
          <p>Nach Briefen die wir aus <hi rendition="#g">Glogau</hi> erhalten, hat <hi rendition="#g">die russische Armee</hi> unter dem kommandirenden <hi rendition="#g">General Orloff die preußisch-polnische Gränze bereits                             betreten.</hi> Die Polen sollen mit den Russen fraternisirt und die                         russische Kokarde neben der polnischen aufgesteckt haben.</p>
          <p>Zu gleicher Zeit entläßt die preußische Regierung einen Theil der in Posen                         stehenden Truppen auf Urlaub in ihre Heimath, zieht einen andern Theil in's                         Innere des Landes zurück. So ist das 19. Regiment schon von Posen                         ausgezogen, um zuerst nach Glogau und sodann nach dem Rheine zu marschiren;                         andre Truppen werden ebenfalls erwartet. Kann das Ministerium etwa den                         Augenblick nicht erwarten, wo der Czar in Berlin seinen Einzug halben                         wird?</p>
        </div>
        <div xml:id="ar022_003" type="jArticle">
          <head><bibl><author>25</author></bibl>Berlin, 19. Juni.</head>
          <p>Man sollte es kaum glauben &#x2012; die Erstürmer nennt man jetzt <hi rendition="#g">Räuber</hi> und ihre That &#x201E;gewaltsamen Diebstahl&#x201C;, und der ganze Chorus                         von Spießbürgern, die immer noch kein Ende nehmen, sammt den royalistischen                         Beamten und Pfäfflein, klatscht Beifall und stimmt mit ein. Auch die                         Sentimentalität einiger alten Preußen macht sich dabei Luft, indem sie die                         Rache des Schicksals (des Mars wahrscheinlich) über <hi rendition="#g">die</hi> heraufbeschwört, welche es wagten, mit frevelnder Hand die                         geheiligten Trophäen zu verletzen, an denen das theure Blut unserer                         Vorfahren klebe. &#x2012; O sancta simplicitas! &#x2012; Verhaftungen finden fortwährend                         noch statt; die Hrn. Korn, Lewinsohn und Urban, bekannte Volksredner, sitzen                         in der Stadtvogtei und werden des Komplottes zur Erstürmung des Zeughauses,                         event. des Diebstahls beschuldigt; &#x2012; an sich unbedeutende Menschen, aber                         beim Kleinen fängt man an, beim Großen hört man auf. Schon fahndet man auf                         Einzelne, deren Verhaftung allerdings für die demokratische Partei ein                         Verlust sein würde. &#x2012; Sonderbares Volk, das für Alles eine gewisse                         Legitimität, und wäre es auch nur ihr Schein, haben will. Ihr Schwachköpfe,                         was war die <hi rendition="#g">heimliche</hi> Entführung von Waffenvorräthen                         durch die Regierung anders, als ein (nur legitimer!) Diebstahl an dem Rechte                         des Volkes auf Bewaffnung? Und ihr wollt das rechtfertigen, was die <hi rendition="#g">Macht heimlich</hi> thut, dagegen das Volk schämt ihr                         euch nicht zu verdammen, wenn es durch Brutalität zum Aeußersten gereizt,                         sich offen holt, was man ihm verweigert? &#x2012; Aber, wie gesagt, bei Leuten, die                         kein Prinzip haben, <hi rendition="#g">rechtfertigt</hi> der gute, <hi rendition="#g">verurtheilt</hi> der schlimme Erfolg.</p>
          <p>Es herrscht nun vollkommene Windstille in den Mauern der &#x201E;verlassenen&#x201C;                         Königsstadt. Man kann sich nicht verhehlen, daß auf beiden Seiten, der                         Revolution wie der Reaktion, eine gewisse Desorganisation eingetreten ist.                         Die Demokraten sehen sich mit stummen, fragenden Blicken an; sie haben                         Katzenjammer. Die Reaktionärs schreien zwar wüthend ob der Frevelthat, doch                         trauen sie dem Landfrieden noch nicht, um offen mit ihren Absichten                         hervorzutreten. Das entschiedene Verhalten eines großen Theils der Landwehr,                         die man zum Dienste in der Stadt, zur Unterstützung der Bürgerwehr                         einberufen hat, und auf die man seine reaktionären Pläne baute, mag wohl zur                         Mäßigung bewogen haben.</p>
          <p>Wir glauben, daß sich die gesunkene Woge bald wieder heben wird, &#x201E;denn noch                         nicht aller Tage Ende ist.&#x201C; &#x2012; Die Ereignisse in Prag, der Aufstand in                         Altenburg (wenn er sich bestätigt), von allen Seiten der immer deutlicher                         werdende Verrath des deutschen Volkes an die russische Despotie, wie sollten                         sie ohne Wirkung bleiben.</p>
          <p>Die Saat ist reif, die Schnitter werden sich schnell wieder sammeln; möge der                         Tag des Mähens nicht versäumt werden. Die Sichel könnte sich gegen die                         Schnitter selbst wenden.</p>
        </div>
        <div xml:id="ar022_004" type="jArticle">
          <head>Berlin, 19. Juni.</head>
          <p>Wir veröffentlichen hier vorläufig einige uns zugegangene Mittheilungen; die                         ausführlichen Schreiben, welchen sie entlehnt sind, werden wir erst morgen                         liefern können, da sie zuvor noch ins Deutsche übersetzt werden müssen.</p>
          <p>Die eine dieser Mittheilungen ist, daß die französische Republik sowohl in                         Frankfurt als hier in Berlin gegen die Theilung des Großherzogthums Posen                         protestirt habe.</p>
          <p>Die andere betrifft Prag. Das Ergebniß des dortigen Kampfes ist der                         vollständige Sieg der böhmischen Partei. Windisch-Grätz und Thun sind durch                         Mensdorf und Klazanski ersetzt. Die gewählte provisorische Regierung ist als                         berathende Behörde bestätigt, das Militär zurückgezogen, eine vollständige                         Amnestie verkündet. Die Studenten bestehen auf Bestrafung des Fürsten                         Windisch-Grätz mit dem Tode, auf Bildung eines czechischen Nationalheeres                         und Bestätigung der provisorischen Regierung als ordentliche Regierung.</p>
          <bibl>(B. Z. H.)</bibl>
          <p>&#x2012; [<hi rendition="#g">Kongreß der Handwerker-Vereine vieler Städte.</hi>]                         Durch ein Cirkular an die deutschen Handwerker- (Gesellen-, Arbeiter-,                         Bildungs-) Vereine hatte der Vorstand des hiesigen Handwerker-Vereins in der                         Johannisstraße zu einem großen allgemeinen Kongresse in Berlin eingeladen.                         Es unterstützte ihn in diesem Vorhaben, wie das Cirkular selbst besagt, ein                         Rundschreiben des Vorstandes des geselligen Vereins zu Stralsund vom 30.                         März, worin mehrere Vorschläge zu einem Verbande der Vereine gedachter Art                         gemacht waren. Am 21. Mai wurde dann beschlossen, an alle Vereine                         Deutschlands, welche &#x201E;den Zweck der Verbreitung von Einsicht, Sittlichkeit                         und Brudersinn unter den Handwerkern gemein haben&#x201C;, die Einladung ergehen zu                         lassen, daß sie einen mit Sonntag den 18. Juni hier in Berlin zu eröffnenden                         Kongreß zur Vereinbarung über eine Verbindung unter allen                         Handwerker-Vereinen wie über allgemeine gleichmäßige Grundsätze für ihr                         Vereinsleben durch Abgeordnete beschicken mögen. Jeder Verein sollte einen                         stimmberechtigten Vertreter senden, ohne daß die Theilnahme anderer                         Mitglieder der Vereine an den Berathungen des Kongresses dadurch                         abgeschnitten sein sollte. Diejenigen Vereine, welche keine Abgeordneten                         schicken könnten oder wollten, wurden aufgefordert, ihre Ansichten über die                         durch den Kongreß festzustellenden Punkte wenigstens schriftlich als zu                         beachtende berathende Stimmen einzusenden, und denjenigen Vereinen, welche                         Vertreter senden würden, wurde empfohlen, denselben eine Vollmacht                         mitzugeben, aus der erhelle, ob sie die Beschlüsse der absoluten Mehrheit                         des Kongresses als für ihren Verein bindende anerkennen wollten oder                         nicht.</p>
          <p>Ehegestern, Sonnabend, ist die Feier des Stiftungsfestes, welche der Verein                         in der Johannisstraße jedes Jahr begeht, benutzt worden, um dem Kongresse,                         welcher gestern eröffnet worden ist, zu heiterer Einleitung zu dienen. Es                         sind mit Mandaten versehen bisher erschienen 35 stimmberechtigte                         Abgeordnete, welche 95 Vereine vertreten und zwar die Vereine von Altona,                         Angermünde, Berlin (5 Vereine, nämlich der in der Köpnikerstraße Nro. 27,                         der in der Johannisstraße Nro. 4, der vom Hausvogteiplatz Nro. 7, der                         Gesellenverein und der große Gewerbeverein.) Bernau, Breslau (2 Vereine)                         Elbing, Grüneberg, Halle, Hamburg (2 Vereine), Hameln, Kiel, Luckenwalde,                         Neuhaldensleben, Neu-Ruppin, Neustadt-Eberswalde, Parchim, Posen, Prenzlau,                         Rendsburg, Königreich Sachsen (die Vereine von 52 verschiedenen Städten, die                         zusammen einen Vertreter gesandt haben), Schwedt, Schwerin, Stettin,                         Stralsund, Torgau, Wittstock. Ein Vertreter der Londoner Handwerker ist als                         Gast zugegen. Von Brandenburg ist angefragt worden, ob man denn mit                         Sicherheit in Berlin sich aufhalten könne; ein Abgeordneter ist von dort                         nicht erschienen. Aus Schleswig ist die Sendung eines Vertreters wegen der                         unruhigen Zeiten abgelehnt worden. Schriftlich haben sich betheiligt die                         Vereine von Görlitz, Greifswalde, Güstrow, Lauban und Osterwiek.</p>
        </div>
        <div xml:id="ar022_006" type="jArticle">
          <head>Frankfurt a. O., 18. Juni.</head>
          <p>Am 16. d. M. hatten etwa 150 Mann des hiesigen Militairs unter dem Vorgeben                         von Felddienstübung den Bahnhof bei jedesmaliger Ankunft eines Zuges                         besetzt. Ein Offizier mit einem Hornisten hielten sich auf dem Perron auf,                         während die übrigen Mannschaften, mit scharfen Patronen versehen, in der                         Nähe versteckt lagen. Mit gerechtem Mißtrauen wurde diese Maßregel von                         mehreren Bürgern wahrgenommen, und als am Abend im demokratischen Vereine                         davon Mittheilung gemacht wurde, beschloß dieser einstimmig, sofort eine                         Deputation an den Oberbürgermeister zu senden, um Aufklärung zu verlangen,                         und die Forderung zu stellen, daß wenn eine Besetzung des Bahnhofes                         nothwendig sei, dazu die Bürgerwehr zu verwenden und nicht das Militär. Von                         dem Oberbürgermeister und dem Polizeirath wurde der Deputation der Zweck der                         Besetzung dahin erläutert: daß in Folg einer polnischen Verschwörung das                         Zeughaus in Berlin erstürmt, und es die Absicht sei, die entnommenen Waffen                         nach Polen zu schaffen, was durch das Militär verhindert werden soll. Auf                         die Anfrage, weshalb bei Ankunft des Breslauer Zuges der Bahnhof ebenfalls                         besetzt sei, da die Zeughauswaffen doch nicht von dorther kommen könnten,                         wurde geantwortet: es sei die Rede davon, daß von Breslau 3000 Republikaner                         den Berlinern zu Hülfe kommen wollten, und das Militär habe die Weisung, die                         Breslauer eben so ein-</p>
        </div>
      </div>
      <div type="jFeuilleton" n="1">
        <div xml:id="ar022_007" type="jArticle">
          <head>Die Verhandlungen des National-Konvents über<lb/>
Louis Capet,                         Ex-König von Frankreich.</head>
          <p>(Vergleiche den Moniteur vom Januar 1793.)</p>
          <p>
            <ref type="link">(Fortsetzung.)</ref>
          </p>
          <p><hi rendition="#g">Chabot:</hi> Wenn ich meine Meinung in etwa modifiziren                         sollte, so möchte ich darauf antragen, daß Louis angehalten würde, seine                         Mitschuldigen namhaft zu machen, um sie mit ihm auf die Guillotine zu                         führen; aber ich gebe mein Urtheil ab, ohne allen Zusatz, ich spreche das                         Todesurtheil, weil Louis ein Tyrann war, ein Tyrann noch ist, und es                         wiederum werden kann. Das Blut des Thyrannen ist das Zement, welches die                         Republik befestigt. Ich stimme für den Tod.</p>
          <p><hi rendition="#g">Foussedoire:</hi> Ich habe beständig einen Abscheu gehabt                         vor Blutvergießen; aber die Vernunft und die Gerechtigkeit dienen nur als                         Richtschnur in meinem Urtheile. Gestern habe ich Louis schuldig erklärt des                         Hochverraths. Um konsequent mit mir zu sein, muß ich heute ihn des Todes                         schuldig erklären.</p>
          <p><hi rendition="#g">Haut-Loire. &#x2012; Regnault:</hi> Ich stimme für den Tod.</p>
          <p><hi rendition="#g">Delcher:</hi> Tod.</p>
          <p><hi rendition="#g">Flageas:</hi> Tod.</p>
          <p><hi rendition="#g">Faure:</hi> Repräsentant eines großmuthigen, aber                         gerechten Volkes, stimme ich für den Tod, und beantrage, daß das Urtheil in                         den ersten vierundzwanzig Stunden vollstreckt werde.</p>
          <p><hi rendition="#g">Villers:</hi> Ich stimme für eine schreckliche, aber nur                         gesetzliche Strafe, den Tod; angezeigt ist durch das Gesetz: der Tod.</p>
          <p><hi rendition="#g">Louvet:</hi> Repräsentanten, meine Meinung ist Euch                         bekannt; keine Macht auf Erden soll mich ermächtigen, die nationale                         Repräsentation zu verkennen oder zu usurpiren. Ich stimme für den Tod, aber                         nur unter der Bedingung, daß das Urtheil nur dann erst vollstreckt werde,                         wenn das französische Volk die Konstitution angenommen hat, mit der ihr                         beauftragt seid. Und glaubt gar nicht, daß ich hier in anderen Worten den                         Appell vorbringe, der bereits von Euch verworfen worden. Nein, der Appell                         ist verworfen worden, weil das Volk jetzt nicht ohne Gefahr eines                         Bürgerkrieges zusammentreten kann. Nun gut: so laßt uns warten, bis später,                         wo die Konstistution vor dem Volk gebracht wird, und es Eurem eigenen                         Entschlusse gemäß zusammentreten muß. Hütet Euch wohl, Eure Vollmacht zu                         überschreiten, beugt Euch in tiefer, religiöser Verehrung vor der                         Volkssouveränetät, und solltet Ihr unter dem Dolche der Faktionen fallen                         (Gemurmel auf der Linken), ihr werdet fallen, geachtet und verehrt. Ich                         stimme für den Tod Louis, aber unter der ausdrücklichen Bedingung, daß das                         Urtheil erst dann vollzogen werde, wenn das französische Volk die                         Konstitution, die ihr bearbeitet, angenommen hat.</p>
          <p><hi rendition="#g">Lot. &#x2012; Jean-Bon-Saint-André:</hi> Wenn die Angelegenheit                         Louis Capet's eine gewöhnliche wäre, so würde ich nicht zugegeben haben, daß                         der Konvent sich mit dem Urtheil befaßte. Ich war der Ansicht, und ich bin                         es noch, daß hier die Freiheit mit der Tyrannei kämpft, und das ist ein                         Kampf auf Leben und Tod. Der Tod ist ohne Zweifel eine schreckliche Strafe;                         aber es gibt nur Eine Gerechtigkeit, sie wechselt die Grundsätze nicht.                         Republikaner sind gerecht; wenn sie die Grundsätze der Gerechtigkeit den                         Rücksichten der Politik opfern wollten, würden sie Halbmaßregeln ergreifen,                         die dem Interesse des Staates zuwider sind. Die Völker, welche frei sein                         wollen, können es nur durch den Tod der Tyrannen werden. Ich stimme für den                         Tod.</p>
          <p><hi rendition="#g">Mosel. &#x2012; Blaux:</hi> Ich hatte drei Söhne; der erste starb                         in Amerika, der zweite bei Frankfurt, den dritten biete ich Cüstine an. Ich                         bin überzeugt, daß Louis den Tod verdient, aber als Gesetzgeber stimme ich                         für die mildere Strafe, für die Einsperrung bis zum Frieden, und dann die                         Verbannung.</p>
          <p><hi rendition="#g">Thirison:</hi> Ich habe weder Eltern noch Kinder zu                         rächen, wohl aber Hunderttausend Mitbürger. Ich stimme für den Tod.</p>
          <p><hi rendition="#g">Nord. &#x2012; Merlin:</hi> Ich stimme für den Tod.</p>
          <p><hi rendition="#g">Anacharsis Cloots:</hi> Louis ist schuldig der Verletzung                         der Volkssouveränetät. Welche Strafe verdienen seine Verbrechen? Ich                         antworte im Namen des menschlichen Geschlechts, den Tod.</p>
          <p><hi rendition="#g">Paris. &#x2012; Robespierre:</hi> Ich liebe die langen Phrasen                         nicht; den Tod.</p>
          <p><hi rendition="#g">Danton.</hi> Ich bin keiner von den vielen                         &#x201E;Staatsmännern&#x201C;, welche da glauben, man könne einen König schlagen, ohne ihm                         den Kopf abzuschlagen. Ich stimme für den Tod des Tyrannen.</p>
          <p><hi rendition="#g">Collot-d'Herbois:</hi> Als ich noch vom Konvent fern war,                         habe ich schon meine feste Ueberzeugung ausgesprochen; diese Ueberzeugung                         lautete auf Tod. Treu meinem Gewissen, treu der Stimme meiner Kommittenten,                         wiederhole ich sie heute nochmals. Als ich meinen Platz in dieser                         Versammlung einzunehmen kam, durchstreifte ich mehrere Departements; überall                         war das Volk auf dies große Ereigniß gespannt; überall hörte ich seine                         Ueberzeugung, daß der Tod des Tyrannen allen Ränken auf einmal ein Ende                         machen werde. Ich stimme für den Tod.</p>
          <p><hi rendition="#g">Manuel:</hi> Louis ist ein Tyrann, aber dieser Tyrann                         liegt zu Boden; er bietet zu wenig Widerstand, um ihn zu schlagen. Laßt ihn                         sich wieder erheben, und wir werden dann weiter über die Ehre verhandeln,                         ihm das Leben zu nehmen. Ich schwöre, daß ich den Dolch des Brutus habe,                         wenn je ein Cäsar im Senat sich zeigen sollte.</p>
          <p>Als Staatsmann, der die Moral wie die Politik wahrt, verlange ich aus                         allgemeinen Sicherheitsrücksichten für die Lage, in welcher sich unser                         Vaterland befindet, daß der letzte König mit seiner gefangenen Familie                         binnen 24 Stunden in eine der Festungen gesperrt werde, wo die Despoten                         selbst bisher ihre Opfer anschmiedeten; ich verlange, daß man sie dort so                         lange festhalte, bis zur öffentlichen Wohlfahrt bloß noch die Verbannung                         eines Tyrannen nöthig ist, der dann ein Land suchen möge, wo es keine                         Gewissensbisse gibt.</p>
          <p><hi rendition="#g">Billaut-Varennes:</hi> Den Tod in 24 Stunden.</p>
          <p><hi rendition="#g">Camille Desmoulins:</hi> Manuel sprach im Monat November                         die Meinung aus, ein todter König ist nur ein Mensch weniger. Ich stimme für                         den Tod, vielleicht zu spät für die Ehre des Nationalkonvents. (Murren.                         Einzelne Stimmen verlangen Ordnungsruf.)</p>
          <p><hi rendition="#g">Marat:</hi> Nach meiner festen Ueberzeugung, daß Louis der                         Haupt-
</p>
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[0095/0001] Neue Rheinische Zeitung.Organ der Demokratie.No. 22. Köln, Donnerstag 22. Juni 1848. Die „Neue Rheinische Zeitung“ erscheint vom 1. Juni an täglich. Bestellungen für das nächste Quartal, Juli bis September, wolle man baldigst machen. Alle Postämter Deutschlands nehmen Bestellungen an. Für Frankreich übernehmen Abonnements das Königliche Ober-Post-Amt in Aachen; für Belgien und Holland die Königlichen Briefpost-Aemter und das Postbüreau zu Lüttich. Abonnementspreis in Köln vierteljährlich 1 Thlr. 15 Sgr., in allen übrigen Orten Preußens 2 Thlr. 3 Sgr. 9 Pf. Außerhalb Preußens mit Zuschlag des fremden Zeitungsportos. Inserate: die vierspaltige Petitzeile oder deren Raum 1 Sgr. 6 Pf. Anzeigen aller Art erlangen durch die großen Verbindungen der Zeitung die weiteste Verbreitung. Uebersicht Deutschland. Köln. (Die Russen). Berlin. (Nachwehen des 14. Juni. ‒ Die französische Regierung protestirt gegen die Theilung Posens. ‒ Prag in den Händen der Czechen. ‒ Handwerkerkongreß). Breslau. (Bericht zweier Augenzeugen über die Prager Ereignisse). Frankfurt an der Oder. (Militärische Maßregeln). Frankfurt am Main. (Der Demokratenkongreß. ‒ Sitzung der konstituirenden Nationalversammlung. ‒ Schluß des Entwurfs über die Centralgewalt. ‒ Beschluß über Triest). Bückeburg. (Duodezrevolution). Dresden. (Verschiedene Briefe über Prag). Prag. (Provisorische Ruhe). Wien. (Unterhandlungen in Italien. ‒ Telegraphische Depesche aus Prag. ‒ Die Ministerfrage). Polen. Lemberg. (Verhaftung Kulinicz). Italien. Venedig. (Padua von den Oesterreichern besetzt. ‒ Treviso bombardirt). Turin. (Die venetianische Deputation). Genua. (Demonstrationen gegen die Jesuiten. ‒ Die Lunigiana schließt sich an). Bologna. (Aufstand Mazzini. ‒ Die Neapolitaner sollen Contreordre erhalten). Rom. (Die Karabinier abmarschirt). Ferrara. (Der Rückzug der Neapolitaner). Neapel. (Stand der Dinge). Französische Republik. Paris. (Verfassungsentwurf. ‒ Liste der Grundeigenthümer. ‒ Die Kaution. ‒ Sitzung der Nationalversammlung vom 19. Juni. ‒ Eisenbahnen. ‒ Vermischtes). Großbritannien. London. (Lord Mayor's Diner). Amtliche Nachrichten. _ Deutschland. *Köln, 21. Juni. Nach Briefen die wir aus Glogau erhalten, hat die russische Armee unter dem kommandirenden General Orloff die preußisch-polnische Gränze bereits betreten. Die Polen sollen mit den Russen fraternisirt und die russische Kokarde neben der polnischen aufgesteckt haben. Zu gleicher Zeit entläßt die preußische Regierung einen Theil der in Posen stehenden Truppen auf Urlaub in ihre Heimath, zieht einen andern Theil in's Innere des Landes zurück. So ist das 19. Regiment schon von Posen ausgezogen, um zuerst nach Glogau und sodann nach dem Rheine zu marschiren; andre Truppen werden ebenfalls erwartet. Kann das Ministerium etwa den Augenblick nicht erwarten, wo der Czar in Berlin seinen Einzug halben wird? 25Berlin, 19. Juni. Man sollte es kaum glauben ‒ die Erstürmer nennt man jetzt Räuber und ihre That „gewaltsamen Diebstahl“, und der ganze Chorus von Spießbürgern, die immer noch kein Ende nehmen, sammt den royalistischen Beamten und Pfäfflein, klatscht Beifall und stimmt mit ein. Auch die Sentimentalität einiger alten Preußen macht sich dabei Luft, indem sie die Rache des Schicksals (des Mars wahrscheinlich) über die heraufbeschwört, welche es wagten, mit frevelnder Hand die geheiligten Trophäen zu verletzen, an denen das theure Blut unserer Vorfahren klebe. ‒ O sancta simplicitas! ‒ Verhaftungen finden fortwährend noch statt; die Hrn. Korn, Lewinsohn und Urban, bekannte Volksredner, sitzen in der Stadtvogtei und werden des Komplottes zur Erstürmung des Zeughauses, event. des Diebstahls beschuldigt; ‒ an sich unbedeutende Menschen, aber beim Kleinen fängt man an, beim Großen hört man auf. Schon fahndet man auf Einzelne, deren Verhaftung allerdings für die demokratische Partei ein Verlust sein würde. ‒ Sonderbares Volk, das für Alles eine gewisse Legitimität, und wäre es auch nur ihr Schein, haben will. Ihr Schwachköpfe, was war die heimliche Entführung von Waffenvorräthen durch die Regierung anders, als ein (nur legitimer!) Diebstahl an dem Rechte des Volkes auf Bewaffnung? Und ihr wollt das rechtfertigen, was die Macht heimlich thut, dagegen das Volk schämt ihr euch nicht zu verdammen, wenn es durch Brutalität zum Aeußersten gereizt, sich offen holt, was man ihm verweigert? ‒ Aber, wie gesagt, bei Leuten, die kein Prinzip haben, rechtfertigt der gute, verurtheilt der schlimme Erfolg. Es herrscht nun vollkommene Windstille in den Mauern der „verlassenen“ Königsstadt. Man kann sich nicht verhehlen, daß auf beiden Seiten, der Revolution wie der Reaktion, eine gewisse Desorganisation eingetreten ist. Die Demokraten sehen sich mit stummen, fragenden Blicken an; sie haben Katzenjammer. Die Reaktionärs schreien zwar wüthend ob der Frevelthat, doch trauen sie dem Landfrieden noch nicht, um offen mit ihren Absichten hervorzutreten. Das entschiedene Verhalten eines großen Theils der Landwehr, die man zum Dienste in der Stadt, zur Unterstützung der Bürgerwehr einberufen hat, und auf die man seine reaktionären Pläne baute, mag wohl zur Mäßigung bewogen haben. Wir glauben, daß sich die gesunkene Woge bald wieder heben wird, „denn noch nicht aller Tage Ende ist.“ ‒ Die Ereignisse in Prag, der Aufstand in Altenburg (wenn er sich bestätigt), von allen Seiten der immer deutlicher werdende Verrath des deutschen Volkes an die russische Despotie, wie sollten sie ohne Wirkung bleiben. Die Saat ist reif, die Schnitter werden sich schnell wieder sammeln; möge der Tag des Mähens nicht versäumt werden. Die Sichel könnte sich gegen die Schnitter selbst wenden. Berlin, 19. Juni. Wir veröffentlichen hier vorläufig einige uns zugegangene Mittheilungen; die ausführlichen Schreiben, welchen sie entlehnt sind, werden wir erst morgen liefern können, da sie zuvor noch ins Deutsche übersetzt werden müssen. Die eine dieser Mittheilungen ist, daß die französische Republik sowohl in Frankfurt als hier in Berlin gegen die Theilung des Großherzogthums Posen protestirt habe. Die andere betrifft Prag. Das Ergebniß des dortigen Kampfes ist der vollständige Sieg der böhmischen Partei. Windisch-Grätz und Thun sind durch Mensdorf und Klazanski ersetzt. Die gewählte provisorische Regierung ist als berathende Behörde bestätigt, das Militär zurückgezogen, eine vollständige Amnestie verkündet. Die Studenten bestehen auf Bestrafung des Fürsten Windisch-Grätz mit dem Tode, auf Bildung eines czechischen Nationalheeres und Bestätigung der provisorischen Regierung als ordentliche Regierung. (B. Z. H.) ‒ [Kongreß der Handwerker-Vereine vieler Städte.] Durch ein Cirkular an die deutschen Handwerker- (Gesellen-, Arbeiter-, Bildungs-) Vereine hatte der Vorstand des hiesigen Handwerker-Vereins in der Johannisstraße zu einem großen allgemeinen Kongresse in Berlin eingeladen. Es unterstützte ihn in diesem Vorhaben, wie das Cirkular selbst besagt, ein Rundschreiben des Vorstandes des geselligen Vereins zu Stralsund vom 30. März, worin mehrere Vorschläge zu einem Verbande der Vereine gedachter Art gemacht waren. Am 21. Mai wurde dann beschlossen, an alle Vereine Deutschlands, welche „den Zweck der Verbreitung von Einsicht, Sittlichkeit und Brudersinn unter den Handwerkern gemein haben“, die Einladung ergehen zu lassen, daß sie einen mit Sonntag den 18. Juni hier in Berlin zu eröffnenden Kongreß zur Vereinbarung über eine Verbindung unter allen Handwerker-Vereinen wie über allgemeine gleichmäßige Grundsätze für ihr Vereinsleben durch Abgeordnete beschicken mögen. Jeder Verein sollte einen stimmberechtigten Vertreter senden, ohne daß die Theilnahme anderer Mitglieder der Vereine an den Berathungen des Kongresses dadurch abgeschnitten sein sollte. Diejenigen Vereine, welche keine Abgeordneten schicken könnten oder wollten, wurden aufgefordert, ihre Ansichten über die durch den Kongreß festzustellenden Punkte wenigstens schriftlich als zu beachtende berathende Stimmen einzusenden, und denjenigen Vereinen, welche Vertreter senden würden, wurde empfohlen, denselben eine Vollmacht mitzugeben, aus der erhelle, ob sie die Beschlüsse der absoluten Mehrheit des Kongresses als für ihren Verein bindende anerkennen wollten oder nicht. Ehegestern, Sonnabend, ist die Feier des Stiftungsfestes, welche der Verein in der Johannisstraße jedes Jahr begeht, benutzt worden, um dem Kongresse, welcher gestern eröffnet worden ist, zu heiterer Einleitung zu dienen. Es sind mit Mandaten versehen bisher erschienen 35 stimmberechtigte Abgeordnete, welche 95 Vereine vertreten und zwar die Vereine von Altona, Angermünde, Berlin (5 Vereine, nämlich der in der Köpnikerstraße Nro. 27, der in der Johannisstraße Nro. 4, der vom Hausvogteiplatz Nro. 7, der Gesellenverein und der große Gewerbeverein.) Bernau, Breslau (2 Vereine) Elbing, Grüneberg, Halle, Hamburg (2 Vereine), Hameln, Kiel, Luckenwalde, Neuhaldensleben, Neu-Ruppin, Neustadt-Eberswalde, Parchim, Posen, Prenzlau, Rendsburg, Königreich Sachsen (die Vereine von 52 verschiedenen Städten, die zusammen einen Vertreter gesandt haben), Schwedt, Schwerin, Stettin, Stralsund, Torgau, Wittstock. Ein Vertreter der Londoner Handwerker ist als Gast zugegen. Von Brandenburg ist angefragt worden, ob man denn mit Sicherheit in Berlin sich aufhalten könne; ein Abgeordneter ist von dort nicht erschienen. Aus Schleswig ist die Sendung eines Vertreters wegen der unruhigen Zeiten abgelehnt worden. Schriftlich haben sich betheiligt die Vereine von Görlitz, Greifswalde, Güstrow, Lauban und Osterwiek. Frankfurt a. O., 18. Juni. Am 16. d. M. hatten etwa 150 Mann des hiesigen Militairs unter dem Vorgeben von Felddienstübung den Bahnhof bei jedesmaliger Ankunft eines Zuges besetzt. Ein Offizier mit einem Hornisten hielten sich auf dem Perron auf, während die übrigen Mannschaften, mit scharfen Patronen versehen, in der Nähe versteckt lagen. Mit gerechtem Mißtrauen wurde diese Maßregel von mehreren Bürgern wahrgenommen, und als am Abend im demokratischen Vereine davon Mittheilung gemacht wurde, beschloß dieser einstimmig, sofort eine Deputation an den Oberbürgermeister zu senden, um Aufklärung zu verlangen, und die Forderung zu stellen, daß wenn eine Besetzung des Bahnhofes nothwendig sei, dazu die Bürgerwehr zu verwenden und nicht das Militär. Von dem Oberbürgermeister und dem Polizeirath wurde der Deputation der Zweck der Besetzung dahin erläutert: daß in Folg einer polnischen Verschwörung das Zeughaus in Berlin erstürmt, und es die Absicht sei, die entnommenen Waffen nach Polen zu schaffen, was durch das Militär verhindert werden soll. Auf die Anfrage, weshalb bei Ankunft des Breslauer Zuges der Bahnhof ebenfalls besetzt sei, da die Zeughauswaffen doch nicht von dorther kommen könnten, wurde geantwortet: es sei die Rede davon, daß von Breslau 3000 Republikaner den Berlinern zu Hülfe kommen wollten, und das Militär habe die Weisung, die Breslauer eben so ein- Die Verhandlungen des National-Konvents über Louis Capet, Ex-König von Frankreich. (Vergleiche den Moniteur vom Januar 1793.) (Fortsetzung.) Chabot: Wenn ich meine Meinung in etwa modifiziren sollte, so möchte ich darauf antragen, daß Louis angehalten würde, seine Mitschuldigen namhaft zu machen, um sie mit ihm auf die Guillotine zu führen; aber ich gebe mein Urtheil ab, ohne allen Zusatz, ich spreche das Todesurtheil, weil Louis ein Tyrann war, ein Tyrann noch ist, und es wiederum werden kann. Das Blut des Thyrannen ist das Zement, welches die Republik befestigt. Ich stimme für den Tod. Foussedoire: Ich habe beständig einen Abscheu gehabt vor Blutvergießen; aber die Vernunft und die Gerechtigkeit dienen nur als Richtschnur in meinem Urtheile. Gestern habe ich Louis schuldig erklärt des Hochverraths. Um konsequent mit mir zu sein, muß ich heute ihn des Todes schuldig erklären. Haut-Loire. ‒ Regnault: Ich stimme für den Tod. Delcher: Tod. Flageas: Tod. Faure: Repräsentant eines großmuthigen, aber gerechten Volkes, stimme ich für den Tod, und beantrage, daß das Urtheil in den ersten vierundzwanzig Stunden vollstreckt werde. Villers: Ich stimme für eine schreckliche, aber nur gesetzliche Strafe, den Tod; angezeigt ist durch das Gesetz: der Tod. Louvet: Repräsentanten, meine Meinung ist Euch bekannt; keine Macht auf Erden soll mich ermächtigen, die nationale Repräsentation zu verkennen oder zu usurpiren. Ich stimme für den Tod, aber nur unter der Bedingung, daß das Urtheil nur dann erst vollstreckt werde, wenn das französische Volk die Konstitution angenommen hat, mit der ihr beauftragt seid. Und glaubt gar nicht, daß ich hier in anderen Worten den Appell vorbringe, der bereits von Euch verworfen worden. Nein, der Appell ist verworfen worden, weil das Volk jetzt nicht ohne Gefahr eines Bürgerkrieges zusammentreten kann. Nun gut: so laßt uns warten, bis später, wo die Konstistution vor dem Volk gebracht wird, und es Eurem eigenen Entschlusse gemäß zusammentreten muß. Hütet Euch wohl, Eure Vollmacht zu überschreiten, beugt Euch in tiefer, religiöser Verehrung vor der Volkssouveränetät, und solltet Ihr unter dem Dolche der Faktionen fallen (Gemurmel auf der Linken), ihr werdet fallen, geachtet und verehrt. Ich stimme für den Tod Louis, aber unter der ausdrücklichen Bedingung, daß das Urtheil erst dann vollzogen werde, wenn das französische Volk die Konstitution, die ihr bearbeitet, angenommen hat. Lot. ‒ Jean-Bon-Saint-André: Wenn die Angelegenheit Louis Capet's eine gewöhnliche wäre, so würde ich nicht zugegeben haben, daß der Konvent sich mit dem Urtheil befaßte. Ich war der Ansicht, und ich bin es noch, daß hier die Freiheit mit der Tyrannei kämpft, und das ist ein Kampf auf Leben und Tod. Der Tod ist ohne Zweifel eine schreckliche Strafe; aber es gibt nur Eine Gerechtigkeit, sie wechselt die Grundsätze nicht. Republikaner sind gerecht; wenn sie die Grundsätze der Gerechtigkeit den Rücksichten der Politik opfern wollten, würden sie Halbmaßregeln ergreifen, die dem Interesse des Staates zuwider sind. Die Völker, welche frei sein wollen, können es nur durch den Tod der Tyrannen werden. Ich stimme für den Tod. Mosel. ‒ Blaux: Ich hatte drei Söhne; der erste starb in Amerika, der zweite bei Frankfurt, den dritten biete ich Cüstine an. Ich bin überzeugt, daß Louis den Tod verdient, aber als Gesetzgeber stimme ich für die mildere Strafe, für die Einsperrung bis zum Frieden, und dann die Verbannung. Thirison: Ich habe weder Eltern noch Kinder zu rächen, wohl aber Hunderttausend Mitbürger. Ich stimme für den Tod. Nord. ‒ Merlin: Ich stimme für den Tod. Anacharsis Cloots: Louis ist schuldig der Verletzung der Volkssouveränetät. Welche Strafe verdienen seine Verbrechen? Ich antworte im Namen des menschlichen Geschlechts, den Tod. Paris. ‒ Robespierre: Ich liebe die langen Phrasen nicht; den Tod. Danton. Ich bin keiner von den vielen „Staatsmännern“, welche da glauben, man könne einen König schlagen, ohne ihm den Kopf abzuschlagen. Ich stimme für den Tod des Tyrannen. Collot-d'Herbois: Als ich noch vom Konvent fern war, habe ich schon meine feste Ueberzeugung ausgesprochen; diese Ueberzeugung lautete auf Tod. Treu meinem Gewissen, treu der Stimme meiner Kommittenten, wiederhole ich sie heute nochmals. Als ich meinen Platz in dieser Versammlung einzunehmen kam, durchstreifte ich mehrere Departements; überall war das Volk auf dies große Ereigniß gespannt; überall hörte ich seine Ueberzeugung, daß der Tod des Tyrannen allen Ränken auf einmal ein Ende machen werde. Ich stimme für den Tod. Manuel: Louis ist ein Tyrann, aber dieser Tyrann liegt zu Boden; er bietet zu wenig Widerstand, um ihn zu schlagen. Laßt ihn sich wieder erheben, und wir werden dann weiter über die Ehre verhandeln, ihm das Leben zu nehmen. Ich schwöre, daß ich den Dolch des Brutus habe, wenn je ein Cäsar im Senat sich zeigen sollte. Als Staatsmann, der die Moral wie die Politik wahrt, verlange ich aus allgemeinen Sicherheitsrücksichten für die Lage, in welcher sich unser Vaterland befindet, daß der letzte König mit seiner gefangenen Familie binnen 24 Stunden in eine der Festungen gesperrt werde, wo die Despoten selbst bisher ihre Opfer anschmiedeten; ich verlange, daß man sie dort so lange festhalte, bis zur öffentlichen Wohlfahrt bloß noch die Verbannung eines Tyrannen nöthig ist, der dann ein Land suchen möge, wo es keine Gewissensbisse gibt. Billaut-Varennes: Den Tod in 24 Stunden. Camille Desmoulins: Manuel sprach im Monat November die Meinung aus, ein todter König ist nur ein Mensch weniger. Ich stimme für den Tod, vielleicht zu spät für die Ehre des Nationalkonvents. (Murren. Einzelne Stimmen verlangen Ordnungsruf.) Marat: Nach meiner festen Ueberzeugung, daß Louis der Haupt-

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Zitationshilfe: Neue Rheinische Zeitung. Nr. 22. Köln, 22. Juni 1848, S. 0095. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_nrhz022_1848/1>, abgerufen am 21.11.2024.