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Neue Rheinische Zeitung. Nr. 29. Köln, 29. Juni 1848.

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Neue Rheinische Zeitung.
Organ der Demokratie.
No. 29. Köln, Donnerstag 29. Juni 1848.

Die "Neue Rheinische Zeitung" erscheint vom 1. Juni an täglich. Bestellungen für das nächste Quartal, Juli bis September, wolle man baldigst machen.

Alle Postämter Deutschlands nehmen Bestellungen an.

Für Frankreich übernehmen Abonnements Herr G. A. Alexandre, Nr. 28, Brandgasse in Straßburg, und 23, rue Notre Dame de Nazareth in Paris; so wie das königliche Ober-Post-Amt in Aachen. Für England die HH. J. J. Ewer & Comp. 72, Newgate Street in London. Für Belgien und Holland die respekt. königlichen Briefpost-Aemter und das Postbüreau zu Lüttich.

Abonnementspreis in Köln vierteljährlich 1 Thlr. 15 Sgr., in allen übrigen Orten Preußens 2 Thlr. 3 Sgr. 9 Pf. Außerhalb Preußens mit Zuschlag des fremden Zeitungsportos. Inserate: die vierspaltige Petitzeile oder deren Raum 1 Sgr. 6 Pf.

Anzeigen aller Art erlangen durch die großen Verbindungen der Zeitung die weiteste Verbreitung.

Zu Nr. 28 der "Neuen Rheinischen Zeitung" ist am 28. Juni Morgens eine außerordentliche Beilage ausgegeben und versandt worden.

Französische Republik.
**

Die Pariser Arbeiter sind erdrückt worden von der Uebermacht, sie sind ihr nicht erlegen.

Der Inhalt dieses Artikels kann aus urheberrechtlichen Gründen nicht angezeigt werden.
Der 25. Juni. *

Mit jedem Tage nahm die Heftigkeit, die Erbitterung, die Wuth des Kampfes zu.

Der Inhalt dieses Artikels kann aus urheberrechtlichen Gründen nicht angezeigt werden.
Westphalen.

Der Zufall spielt uns eine Beilage zu Nro. 67 des Osnabrücker Tagblattes in die Hände. Wir sind dem freundlichen Zufall für diese Artigkeit sehr verbunden.

Ein Aufruf an alle Westphalen, von Seiten des Dr. Phil. W. von Bruchhausen, Lieutenant, nimmt die ehrenwerthe Beilage ganz in Beschlag. Der Raum gestattet es uns nicht, den ganzen Aufruf wieder zu geben; wir halten es aber für unsre heilige Pflicht, wenigstens einen Theil dieses Dokumentes an die große Glocke zu bringen. "Westphalen! d. h. Hannoveraner, Braunschweiger, Lipper, Oldenburger und Preußen! An Euch alle muß ich ein ernstes Wort richten," so beginnt der Dr. Phil. W. von Bruchhausen, Lieutenant. - "Ich habe aufmerksam alle Berichte der Zeitereignisse durchstudirt; ich hatte das Glück: auf verschiedenen Wegen, die ich zum Theil verschweigen muß; von den russischen Kniffen Kenntniß zu erhalten. - Westphalen! Die sämmtlichen slavischen Völker (sie tagen jetzt in Prag), die seit langer Zeit von den Russen aufgestachelt sind, werden noch in diesem Jahre als unsre Feinde in Deutschland erscheinen. - Selbst die Bosniaken und Albanesen, die Mohamed anerkennen, und alle andern Volksstämme der europäischen Türkei werden mit im Bunde sein - - Es wird sich entscheiden, ob das Russenthum, d. h. die Lüge in Staat, Kirche und Familie auch bei uns heimisch, oder ob der Deutsche wieder frei werden wird, wie unter den karolingischen Kaisern. -

Westphalen! Ihr werdet sogleich einsehen, daß in Eurer Heimath die Hauptschlachten werden geschlagen, und die "rothe Erde" auf's Neue durch Blut wird geröthet werden. Die Südslaven (darunter die türkischen Stämme) werden jenseits des Sauerlandes auf Mainz und Köln, die Russen aber auf Paderborn und Minden vordringen.

Unter Gottes Beistand und mit Beihülfe der mit uns verbündeten Franzosen und Belgier werdet Ihr hoffentlich die Russen überwinden. Die Südwestdeutschen u. s. w. werden mit den Südslaven fertig.

Westphalen! Eure Aufgabe ist eine viel schwerere, denn die Russen werden geführt von Generälen deutscher Abkunft. "Aber werden dann die Russen bis zu uns Westphalen vordringen können?" höre ich Euch fragen. Allerdings! Denkt daran, daß noch im 15. Jahrhundert die Hussiten, d. h. die eigentlichen Böhmen, die Stadt Soest belagerten, gerufen durch einen verrätherischen Reichsfürsten. - Rußlands Pläne sind längst bekannt; ganz Deutschland wurde durch seine Spione bewacht; es hatte unter den Zeitungskorrespondenten überall seine Männer. Rußland wollte längst Deutschland erobern; einem einigen Deutschlande mit einem Kaiser an der Spitze ist es nicht gewachsen. - Westphalen! bereitet Euch zu einem ernsten Kampfe vor; noch in diesem Jahre wird Euer Sommerkorn von fremden Kriegern geschnitten werden. Schaart Euch deswegen um Preußens König; Ihr Alle, seid der Väter Sitte treu und Feinde der Lüge. Auch Friedrich Wilhelm IV. hat nie gelogen. Westphalen! Ihr vorzugsweise unter den Völkern Europa's habt Euch der Lüge fern gehalten; Ihr allein und die Bergschotten in England seid es, welche Sehergaben haben; fast in jedem Eurer Dörfer habt Ihr Jemanden, der "Vorgeschichten" sieht, der Häuser, Straßen, Leichenzüge, Festzüge und dergleichen lange vorher genau so sieht, wie diese später kommen werden. Westphalen! Ihr kennt alle Schlachtfelder, auf denen in diesem Jahre die "rothe Erde" mit Blut wird getränkt werden; Ihr wisst genau (wenn Ihr Euch dessen genau erinnert, was Eure "Spökenkiker" gesehen und vor Kurzem, vor 20 Jahren und vielleicht noch früher erzählt haben) was in jedem Dorfe passiren wird; nur der Tag des Ereignisses blieb unbekannt.

Allein auch darüber seid Ihr einigermaßen belehrt worden; Kinder und erwachsene Leute sollen in dem höhern Theile des Paderborner Landes gesehen haben, wie fremde Truppen Gerste abmäheten.

Ich wende mich daher an Euch Alle vom westphälischen Stamme! Es ist nicht allein ein Kampf um unsere Freiheit und Gesittung; es ist ein Kampf, durch den für einige Zeiten die Frage entschieden wird: Ob Europa der Barbarei verfallen und die Lüge mit allen ihren Gräueln die Oberhand behalten soll, oder ob das, was in uns Deutschen lebt, und vorzugsweise in Westphalen heimisch ist: Wahrheit in Staat, Kirche und Familie, auch in Asien sich verbreiten wird."

Dieser Aufruf ist datirt: Münster, den 5. Juni 1848, und der ehrenwerthe Herr Verfasser, der Dr. Phil. W. von Bruchhausen, Lieutenant, fügt in einem Postscriptum noch hinzu, daß der Westphälische Merkur denselben nicht habe abdrucken wollen, weil der Inhalt des Aufrufes zu aufregend sei, als daß man die Verantwortlichkeit des Abdruckes übernehmen könne.

Ohne gerade zu den "Spökenkikern" zu gehören, sehen wir uns doch veranlaßt, dieses Manifest eines der treuesten Söhne unsres guten, treuen Westphalens, als eine Perle westphälischer Literatur in unserm Feuilleton aufzubewahren.

- Die westphälische Post hat außer guten Schinken und Pumpernickeln auch die beruhigende Nachricht mitgebracht, daß die Revolution in dem komischen Fürstenthum Waldeck die besten Früchte zu tragen beginnt. Waldeck ist ruhig, Se. Durchlaucht sieht man täglich nach dem Essen mit der Meerschaumpfeife im Munde vor dem Schloßportale auf und abwandeln grüßend jeden guten Bürger.

Neue Rheinische Zeitung.
Organ der Demokratie.
No. 29. Köln, Donnerstag 29. Juni 1848.

Die „Neue Rheinische Zeitung“ erscheint vom 1. Juni an täglich. Bestellungen für das nächste Quartal, Juli bis September, wolle man baldigst machen.

Alle Postämter Deutschlands nehmen Bestellungen an.

Für Frankreich übernehmen Abonnements Herr G. A. Alexandre, Nr. 28, Brandgasse in Straßburg, und 23, rue Notre Dame de Nazareth in Paris; so wie das königliche Ober-Post-Amt in Aachen. Für England die HH. J. J. Ewer & Comp. 72, Newgate Street in London. Für Belgien und Holland die respekt. königlichen Briefpost-Aemter und das Postbüreau zu Lüttich.

Abonnementspreis in Köln vierteljährlich 1 Thlr. 15 Sgr., in allen übrigen Orten Preußens 2 Thlr. 3 Sgr. 9 Pf. Außerhalb Preußens mit Zuschlag des fremden Zeitungsportos. Inserate: die vierspaltige Petitzeile oder deren Raum 1 Sgr. 6 Pf.

Anzeigen aller Art erlangen durch die großen Verbindungen der Zeitung die weiteste Verbreitung.

Zu Nr. 28 der „Neuen Rheinischen Zeitung“ ist am 28. Juni Morgens eine außerordentliche Beilage ausgegeben und versandt worden.

Französische Republik.
**

Die Pariser Arbeiter sind erdrückt worden von der Uebermacht, sie sind ihr nicht erlegen.

Der Inhalt dieses Artikels kann aus urheberrechtlichen Gründen nicht angezeigt werden.
Der 25. Juni. *

Mit jedem Tage nahm die Heftigkeit, die Erbitterung, die Wuth des Kampfes zu.

Der Inhalt dieses Artikels kann aus urheberrechtlichen Gründen nicht angezeigt werden.
Westphalen.

Der Zufall spielt uns eine Beilage zu Nro. 67 des Osnabrücker Tagblattes in die Hände. Wir sind dem freundlichen Zufall für diese Artigkeit sehr verbunden.

Ein Aufruf an alle Westphalen, von Seiten des Dr. Phil. W. von Bruchhausen, Lieutenant, nimmt die ehrenwerthe Beilage ganz in Beschlag. Der Raum gestattet es uns nicht, den ganzen Aufruf wieder zu geben; wir halten es aber für unsre heilige Pflicht, wenigstens einen Theil dieses Dokumentes an die große Glocke zu bringen. „Westphalen! d. h. Hannoveraner, Braunschweiger, Lipper, Oldenburger und Preußen! An Euch alle muß ich ein ernstes Wort richten,“ so beginnt der Dr. Phil. W. von Bruchhausen, Lieutenant. ‒ „Ich habe aufmerksam alle Berichte der Zeitereignisse durchstudirt; ich hatte das Glück: auf verschiedenen Wegen, die ich zum Theil verschweigen muß; von den russischen Kniffen Kenntniß zu erhalten. ‒ Westphalen! Die sämmtlichen slavischen Völker (sie tagen jetzt in Prag), die seit langer Zeit von den Russen aufgestachelt sind, werden noch in diesem Jahre als unsre Feinde in Deutschland erscheinen. ‒ Selbst die Bosniaken und Albanesen, die Mohamed anerkennen, und alle andern Volksstämme der europäischen Türkei werden mit im Bunde sein ‒ ‒ Es wird sich entscheiden, ob das Russenthum, d. h. die Lüge in Staat, Kirche und Familie auch bei uns heimisch, oder ob der Deutsche wieder frei werden wird, wie unter den karolingischen Kaisern. ‒

Westphalen! Ihr werdet sogleich einsehen, daß in Eurer Heimath die Hauptschlachten werden geschlagen, und die „rothe Erde“ auf's Neue durch Blut wird geröthet werden. Die Südslaven (darunter die türkischen Stämme) werden jenseits des Sauerlandes auf Mainz und Köln, die Russen aber auf Paderborn und Minden vordringen.

Unter Gottes Beistand und mit Beihülfe der mit uns verbündeten Franzosen und Belgier werdet Ihr hoffentlich die Russen überwinden. Die Südwestdeutschen u. s. w. werden mit den Südslaven fertig.

Westphalen! Eure Aufgabe ist eine viel schwerere, denn die Russen werden geführt von Generälen deutscher Abkunft. „Aber werden dann die Russen bis zu uns Westphalen vordringen können?“ höre ich Euch fragen. Allerdings! Denkt daran, daß noch im 15. Jahrhundert die Hussiten, d. h. die eigentlichen Böhmen, die Stadt Soest belagerten, gerufen durch einen verrätherischen Reichsfürsten. ‒ Rußlands Pläne sind längst bekannt; ganz Deutschland wurde durch seine Spione bewacht; es hatte unter den Zeitungskorrespondenten überall seine Männer. Rußland wollte längst Deutschland erobern; einem einigen Deutschlande mit einem Kaiser an der Spitze ist es nicht gewachsen. ‒ Westphalen! bereitet Euch zu einem ernsten Kampfe vor; noch in diesem Jahre wird Euer Sommerkorn von fremden Kriegern geschnitten werden. Schaart Euch deswegen um Preußens König; Ihr Alle, seid der Väter Sitte treu und Feinde der Lüge. Auch Friedrich Wilhelm IV. hat nie gelogen. Westphalen! Ihr vorzugsweise unter den Völkern Europa's habt Euch der Lüge fern gehalten; Ihr allein und die Bergschotten in England seid es, welche Sehergaben haben; fast in jedem Eurer Dörfer habt Ihr Jemanden, der „Vorgeschichten“ sieht, der Häuser, Straßen, Leichenzüge, Festzüge und dergleichen lange vorher genau so sieht, wie diese später kommen werden. Westphalen! Ihr kennt alle Schlachtfelder, auf denen in diesem Jahre die „rothe Erde“ mit Blut wird getränkt werden; Ihr wisst genau (wenn Ihr Euch dessen genau erinnert, was Eure „Spökenkiker“ gesehen und vor Kurzem, vor 20 Jahren und vielleicht noch früher erzählt haben) was in jedem Dorfe passiren wird; nur der Tag des Ereignisses blieb unbekannt.

Allein auch darüber seid Ihr einigermaßen belehrt worden; Kinder und erwachsene Leute sollen in dem höhern Theile des Paderborner Landes gesehen haben, wie fremde Truppen Gerste abmäheten.

Ich wende mich daher an Euch Alle vom westphälischen Stamme! Es ist nicht allein ein Kampf um unsere Freiheit und Gesittung; es ist ein Kampf, durch den für einige Zeiten die Frage entschieden wird: Ob Europa der Barbarei verfallen und die Lüge mit allen ihren Gräueln die Oberhand behalten soll, oder ob das, was in uns Deutschen lebt, und vorzugsweise in Westphalen heimisch ist: Wahrheit in Staat, Kirche und Familie, auch in Asien sich verbreiten wird.“

Dieser Aufruf ist datirt: Münster, den 5. Juni 1848, und der ehrenwerthe Herr Verfasser, der Dr. Phil. W. von Bruchhausen, Lieutenant, fügt in einem Postscriptum noch hinzu, daß der Westphälische Merkur denselben nicht habe abdrucken wollen, weil der Inhalt des Aufrufes zu aufregend sei, als daß man die Verantwortlichkeit des Abdruckes übernehmen könne.

Ohne gerade zu den „Spökenkikern“ zu gehören, sehen wir uns doch veranlaßt, dieses Manifest eines der treuesten Söhne unsres guten, treuen Westphalens, als eine Perle westphälischer Literatur in unserm Feuilleton aufzubewahren.

‒ Die westphälische Post hat außer guten Schinken und Pumpernickeln auch die beruhigende Nachricht mitgebracht, daß die Revolution in dem komischen Fürstenthum Waldeck die besten Früchte zu tragen beginnt. Waldeck ist ruhig, Se. Durchlaucht sieht man täglich nach dem Essen mit der Meerschaumpfeife im Munde vor dem Schloßportale auf und abwandeln grüßend jeden guten Bürger.

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          <p>Ich wende mich daher an Euch Alle vom westphälischen Stamme! Es ist nicht                         allein ein Kampf um <hi rendition="#g">unsere</hi> Freiheit und Gesittung;                         es ist ein Kampf, durch den für einige Zeiten die Frage entschieden wird: Ob                         Europa der Barbarei verfallen und die Lüge mit allen ihren Gräueln die                         Oberhand behalten soll, oder ob das, was in uns Deutschen lebt, und                         vorzugsweise in Westphalen heimisch ist: Wahrheit in Staat, Kirche und                         Familie, auch in Asien sich verbreiten wird.&#x201C;</p>
          <p>Dieser Aufruf ist datirt: Münster, den 5. Juni 1848, und der ehrenwerthe Herr                         Verfasser, der Dr. Phil. W. von Bruchhausen, Lieutenant, fügt in einem                         Postscriptum noch hinzu, daß der Westphälische Merkur denselben nicht habe                         abdrucken wollen, weil der Inhalt des Aufrufes zu aufregend sei, als daß man                         die Verantwortlichkeit des Abdruckes übernehmen könne.</p>
          <p>Ohne gerade zu den &#x201E;Spökenkikern&#x201C; zu gehören, sehen wir uns doch veranlaßt,                         dieses Manifest eines der treuesten Söhne unsres guten, treuen Westphalens,                         als eine Perle westphälischer Literatur in unserm Feuilleton                         aufzubewahren.</p>
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          <p>&#x2012; Die westphälische Post hat außer guten Schinken und Pumpernickeln auch die                         beruhigende Nachricht mitgebracht, daß die Revolution in dem komischen                         Fürstenthum Waldeck die besten Früchte zu tragen beginnt. Waldeck ist ruhig,                         Se. Durchlaucht sieht man täglich nach dem Essen mit der Meerschaumpfeife im                         Munde vor dem Schloßportale auf und abwandeln grüßend jeden guten                         Bürger.</p>
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[0137/0001] Neue Rheinische Zeitung.Organ der Demokratie.No. 29. Köln, Donnerstag 29. Juni 1848. Die „Neue Rheinische Zeitung“ erscheint vom 1. Juni an täglich. Bestellungen für das nächste Quartal, Juli bis September, wolle man baldigst machen. Alle Postämter Deutschlands nehmen Bestellungen an. Für Frankreich übernehmen Abonnements Herr G. A. Alexandre, Nr. 28, Brandgasse in Straßburg, und 23, rue Notre Dame de Nazareth in Paris; so wie das königliche Ober-Post-Amt in Aachen. Für England die HH. J. J. Ewer & Comp. 72, Newgate Street in London. Für Belgien und Holland die respekt. königlichen Briefpost-Aemter und das Postbüreau zu Lüttich. Abonnementspreis in Köln vierteljährlich 1 Thlr. 15 Sgr., in allen übrigen Orten Preußens 2 Thlr. 3 Sgr. 9 Pf. Außerhalb Preußens mit Zuschlag des fremden Zeitungsportos. Inserate: die vierspaltige Petitzeile oder deren Raum 1 Sgr. 6 Pf. Anzeigen aller Art erlangen durch die großen Verbindungen der Zeitung die weiteste Verbreitung. Zu Nr. 28 der „Neuen Rheinischen Zeitung“ ist am 28. Juni Morgens eine außerordentliche Beilage ausgegeben und versandt worden. Französische Republik. ** Die Pariser Arbeiter sind erdrückt worden von der Uebermacht, sie sind ihr nicht erlegen. _ Der 25. Juni. * Mit jedem Tage nahm die Heftigkeit, die Erbitterung, die Wuth des Kampfes zu. _ Westphalen. Der Zufall spielt uns eine Beilage zu Nro. 67 des Osnabrücker Tagblattes in die Hände. Wir sind dem freundlichen Zufall für diese Artigkeit sehr verbunden. Ein Aufruf an alle Westphalen, von Seiten des Dr. Phil. W. von Bruchhausen, Lieutenant, nimmt die ehrenwerthe Beilage ganz in Beschlag. Der Raum gestattet es uns nicht, den ganzen Aufruf wieder zu geben; wir halten es aber für unsre heilige Pflicht, wenigstens einen Theil dieses Dokumentes an die große Glocke zu bringen. „Westphalen! d. h. Hannoveraner, Braunschweiger, Lipper, Oldenburger und Preußen! An Euch alle muß ich ein ernstes Wort richten,“ so beginnt der Dr. Phil. W. von Bruchhausen, Lieutenant. ‒ „Ich habe aufmerksam alle Berichte der Zeitereignisse durchstudirt; ich hatte das Glück: auf verschiedenen Wegen, die ich zum Theil verschweigen muß; von den russischen Kniffen Kenntniß zu erhalten. ‒ Westphalen! Die sämmtlichen slavischen Völker (sie tagen jetzt in Prag), die seit langer Zeit von den Russen aufgestachelt sind, werden noch in diesem Jahre als unsre Feinde in Deutschland erscheinen. ‒ Selbst die Bosniaken und Albanesen, die Mohamed anerkennen, und alle andern Volksstämme der europäischen Türkei werden mit im Bunde sein ‒ ‒ Es wird sich entscheiden, ob das Russenthum, d. h. die Lüge in Staat, Kirche und Familie auch bei uns heimisch, oder ob der Deutsche wieder frei werden wird, wie unter den karolingischen Kaisern. ‒ Westphalen! Ihr werdet sogleich einsehen, daß in Eurer Heimath die Hauptschlachten werden geschlagen, und die „rothe Erde“ auf's Neue durch Blut wird geröthet werden. Die Südslaven (darunter die türkischen Stämme) werden jenseits des Sauerlandes auf Mainz und Köln, die Russen aber auf Paderborn und Minden vordringen. Unter Gottes Beistand und mit Beihülfe der mit uns verbündeten Franzosen und Belgier werdet Ihr hoffentlich die Russen überwinden. Die Südwestdeutschen u. s. w. werden mit den Südslaven fertig. Westphalen! Eure Aufgabe ist eine viel schwerere, denn die Russen werden geführt von Generälen deutscher Abkunft. „Aber werden dann die Russen bis zu uns Westphalen vordringen können?“ höre ich Euch fragen. Allerdings! Denkt daran, daß noch im 15. Jahrhundert die Hussiten, d. h. die eigentlichen Böhmen, die Stadt Soest belagerten, gerufen durch einen verrätherischen Reichsfürsten. ‒ Rußlands Pläne sind längst bekannt; ganz Deutschland wurde durch seine Spione bewacht; es hatte unter den Zeitungskorrespondenten überall seine Männer. Rußland wollte längst Deutschland erobern; einem einigen Deutschlande mit einem Kaiser an der Spitze ist es nicht gewachsen. ‒ Westphalen! bereitet Euch zu einem ernsten Kampfe vor; noch in diesem Jahre wird Euer Sommerkorn von fremden Kriegern geschnitten werden. Schaart Euch deswegen um Preußens König; Ihr Alle, seid der Väter Sitte treu und Feinde der Lüge. Auch Friedrich Wilhelm IV. hat nie gelogen. Westphalen! Ihr vorzugsweise unter den Völkern Europa's habt Euch der Lüge fern gehalten; Ihr allein und die Bergschotten in England seid es, welche Sehergaben haben; fast in jedem Eurer Dörfer habt Ihr Jemanden, der „Vorgeschichten“ sieht, der Häuser, Straßen, Leichenzüge, Festzüge und dergleichen lange vorher genau so sieht, wie diese später kommen werden. Westphalen! Ihr kennt alle Schlachtfelder, auf denen in diesem Jahre die „rothe Erde“ mit Blut wird getränkt werden; Ihr wisst genau (wenn Ihr Euch dessen genau erinnert, was Eure „Spökenkiker“ gesehen und vor Kurzem, vor 20 Jahren und vielleicht noch früher erzählt haben) was in jedem Dorfe passiren wird; nur der Tag des Ereignisses blieb unbekannt. Allein auch darüber seid Ihr einigermaßen belehrt worden; Kinder und erwachsene Leute sollen in dem höhern Theile des Paderborner Landes gesehen haben, wie fremde Truppen Gerste abmäheten. Ich wende mich daher an Euch Alle vom westphälischen Stamme! Es ist nicht allein ein Kampf um unsere Freiheit und Gesittung; es ist ein Kampf, durch den für einige Zeiten die Frage entschieden wird: Ob Europa der Barbarei verfallen und die Lüge mit allen ihren Gräueln die Oberhand behalten soll, oder ob das, was in uns Deutschen lebt, und vorzugsweise in Westphalen heimisch ist: Wahrheit in Staat, Kirche und Familie, auch in Asien sich verbreiten wird.“ Dieser Aufruf ist datirt: Münster, den 5. Juni 1848, und der ehrenwerthe Herr Verfasser, der Dr. Phil. W. von Bruchhausen, Lieutenant, fügt in einem Postscriptum noch hinzu, daß der Westphälische Merkur denselben nicht habe abdrucken wollen, weil der Inhalt des Aufrufes zu aufregend sei, als daß man die Verantwortlichkeit des Abdruckes übernehmen könne. Ohne gerade zu den „Spökenkikern“ zu gehören, sehen wir uns doch veranlaßt, dieses Manifest eines der treuesten Söhne unsres guten, treuen Westphalens, als eine Perle westphälischer Literatur in unserm Feuilleton aufzubewahren. ‒ Die westphälische Post hat außer guten Schinken und Pumpernickeln auch die beruhigende Nachricht mitgebracht, daß die Revolution in dem komischen Fürstenthum Waldeck die besten Früchte zu tragen beginnt. Waldeck ist ruhig, Se. Durchlaucht sieht man täglich nach dem Essen mit der Meerschaumpfeife im Munde vor dem Schloßportale auf und abwandeln grüßend jeden guten Bürger.

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Die angegebenen Seitenzahlen beziehen sich auf die Ausgabe: Neue Rheinische Zeitung. Organ der Demokratie. Bd. 1 (Nummer 1 bis Nummer 183) Köln, 1. Juni 1848 bis 31. Dezember 1848. Glashütten im Taunus, Verlag Detlev Auvermann KG 1973.




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Zitationshilfe: Neue Rheinische Zeitung. Nr. 29. Köln, 29. Juni 1848, S. 0137. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_nrhz029_1848/1>, abgerufen am 21.11.2024.