Neue Rheinische Zeitung. Nr. 31. Köln, 1. Juli 1848. Beilage.als das einzige Mittel, Ordnung in der Gesellschaft zu erhalten. Wahrlich die Philosophie englischer Publizisten ist wenig geeignet, in diesen stürmischen Zeiten das Gesellschaftsschiff aus der Brandung, den Untiefen und Felsenriffen zu befreien, wohin es, von den John Russell's, R. Peel's, Metternich's, Grafen Bülow's, den Guizot's, Louis Philipp's etc. bugsirt worden und dem Scheitern nahe ist. . . . Ist die Ordnung nur durch die rücksichtslose Ausübung der Militärgewalt aufrecht zu erhalten, so thäte letztere am Besten, sie versorgte unsere Märkte, regulirte unsern Handel, vertheilte die Arbeit, sicherte die Abhängigkeit des Webers vom Spinner, des Spinners vom Kaufmann, des Kaufmanns vom Baumwollproduzenten und die Abhängigkeit Aller von den Konsumenten und einigte, wenn rücksichtslose Ausübung militärischer Gewalt dies vermag, sie Alle, ob auch unter verschiedenen Regierungen lebend, durch Bande der Freundschaft und des Friedens. Diese Einigung ist sonst allgemein als die wahre soziale Ordnung dargestellt worden, die durch militärische Gewalt wohl vernichtet, aber nicht geschaffen oder erhöht werden kann. Ein Blick auf unsere Geschichte wird wohl, denken wir, zeigen, daß Ordnung unter uns entstanden und erhalten worden, vielmehr trotz als mittelst der Militärgewalt und daß in jenen Ländern, wo die Militärgewalt unbeschränkt geherrscht und rücksichtslos ausgeübt worden, fortwährend Unordnung, Verwirrung und Anarchie vorgekommen ist. So der "Telegraph" versus "Times" Hören wir nun die "Times" selbst einen Augenblick an. Der Sieg der jetzigen Regierung kann ihrer Meinung nach keinen andern Frieden bringen, als den der finstern Eroberung, die sich auf eine unverantwortliche Macht stützt. Den jetzigen Aufstand nennt sie "den Ausbruch tiefen und unversöhnlichen Hasses zwischen den beiden großen Klassen der Gesellschaft, der Bourgeoisie und dem Volke." Es folgen dann die Stellen, gegen welche der "Telegraph" auftritt. Hierauf heißt es weiter: "Diese große Schlacht der republikanischen Streitkräfte und des Pariser Pöbels (?) zeigen indeß von einer Masse Geschicklichkeit, Vorbereitung und Hülfsquellen auf Seite Derer, welche die Revolution leiteten, wie sie nur irgend beim General Cavaignac an der Spitze des Staates und der Armee zu finden war. Nach den besten Regeln der Kriegskunst hatten die Leiter der Rebellion ihre Stellungen eingenommen." Das Journal weist dies im Einzelnen nach. "Die Autorität, welche alle Bewegungen der Insurgenten lenkte, war absolut; mit rücksichtsloser Tapferkeit wurde ihr gehorcht, mit Aufopferung von Tausenden von Leben. Und doch - nicht Ein Namen von Denen, welche diese erstaunlichen Operationen kommandirten, ist ruchbar geworden. Eine solche Vertheidigung inmitten einer Hauptstadt hätte, von einer regulären Armee ausgeführt, als große Kriegsthat gegolten. Wie sollen wir uns das erklären, wenn die Anführer dieser verzweifelten Kämpfer anonym, wenn ihr Ziel in Dunkel gehüllt (?) und ihre Hülfsquellen anscheinend keine andern sind, als die einer verarmten und dem Hunger preisgegebenen Bevölkerung?" Das kann sich die Times nicht erklären; sie wünscht, daß die Montagnards in der National-Versammlung ihr diese Aufklärung verschaffen - nebenbei ein Wink für letztere, daß sie ihre radikalen Mitglieder doch bald vor Gericht stellen möge. "Scheinen sie gleich bei dieser Gelegenheit nicht offenen Theil an der politischen Verantwortlichkeit oder den physischen Gefahren der Insurrektion Theil genommen zu haben, so sind sie es doch, auf welche Frankreich wegen Aufklärung über die Ursachen eines Unglücks blickt, aus dem sie allein Nutzen zu ziehen hoffen konnten." Man sieht, wie die Times sich nach und nach in ganz allerliebster Weise selbst etwas Licht zu schaffen weiß, einen Schimmer wenigstens, der sehr nahe an Persidie streift. Am Ende des Artikels wird es der Times ganz hell. Sie schließt ihn mit der Nachricht: daß Cavaignac den Hrn. Thiers in seinen Rath berufen hat, und daß die neue Regierung wahrscheinlich unter seine Leitung gestellt werden wird! London, 28. Juni. Nach den grandiosen Ereignissen der letzten vier Monate ist es in etwa zu verwundern daß die Whigs noch immer am Ruder sind. Lord John Russel eroberte das Ministerium nicht als ein tapferer Gladiator, der den Fuß keck auf den Nacken seines Gegners setzt, er erlangte es auch nicht als Feldherr an der Spitze eines starken, unwiderstehlichen Heeres treuer Anhänger, welches alle Hindernisse aus dem Wege räumte, nein, er voltigirte in's Amt, weil grade kein Besserer vorhanden war, man hob ihn auf den Schild, weil man keinen Andern darauf haben wollte, der kleine Lord John wurde Minister durch die Laune seiner Feinde. Früher war es natürlich, daß einem Tory stets ein Whig vom reinsten Wasser folgte; es gab nur diese beiden Parteien, die sich den Kampfplatz streitig machen konnten; man hatte keine Wahl und deshalb Qual, ein Lord John Russell ohne Portefeuille war der Mann, der für zwei oder drei Jahre Urlaub oder Ferien bekommen hatte und der dann seinen alten Platz wieder einnahm. Seit der Korndebatte war indeß Grund genug vorhanden, daß diese regelmäßige Reihenfolge endlich aufhören werde. Die alt hergebrachten Parteien waren so sehr durcheinandergeworfen, daß ein Freund den andern kaum mehr wieder erkannte; Leute die seit dreißig Jahren auf ein und derselben Bank des Parlamentes gesessen und stets für oder gegen denselben Gegenstand gestimmt hatten, waren plötzlich als wenn die Manchester Baumwoll-Lords mit dem letzten Rest altehrwürdiger Institutionen auch die Anhänglichkeit der verschiedenen Individuen untereinander vernichtet hätten. Einen Sir Robert Peel, der ein viertel Jahrhundert lang mit den alten Tory's Hand in Hand gegangen war, sah man, wie Disraeli es richtig darstellte, jenem türkischen Admirale gleich, die Flotte des Sultan's in den Hafen des Pascha's führen. Die Tory's gingen zu den Radikalen über, die Whigs brannten im gestreckten Galopp durch und nur die knorrigen, murrenden Landbesitzer mit dem Jockei Lord George Ben[#]rck blieben auf ihren Sitzen und steckten die Fäuste in die Taschen, nur zu halten was sie hatten. Die alten Parteien waren zerrissen; statt der Tory's und der Whigs gab es nur Protektionisten und Freetrader und als Sir Robert über die irische Zwangsbill strauchelte, da hätte man wirklich fast glauben sollen, daß bei dem siegreichen Fortschreiten der Freihandelsmänner wohl der Vater der Bewegung, in Person eines Cobden, eines Bright, aber nicht der Schüler in der winzigen Gestalt eines Lord John Russell den Vordergrund einnehmen würde. Grade wie man den ritterlichen Lord George aber nicht wollte, eben weil er entschieden das Land und den Ackerbau vertrat, so wollte man auch einen Richard Cobden nicht, eben weil er entschieden die Stadt und das Fabrikwesen vertheidigte und nolens volens mußte man wieder zu Lord John, wie zu einem Mitteldinge greifen, das zwar Niemand gern wollte, das aber für den Augenblick wenigstens unentbehrlich war. Mancher Monat ist seitdem geschwunden; und es ist wahrhaft belustigend wie der kleine Lord John noch immer der erste Diener der Königin ist. Mogte die kommerzielle Krisis einen niegekannten Umfang erreichen, mogte das irische Elend die furchtbarsten Anstrengungen fordern, mogten die westindischen Kolonieen den Raum des Parlementes mit ihren Klagen erfüllen, mogte der unruhige Palmerston bald vor Montevideo bald in Griechenland bald in Portugal hundert und abermals hundert Verwicklungen herbeiführen, mogte er sich bald vor Krakau blamiren und bald dem Duc de Montpensier den Lorbeer jener berüchtigten Heirathsgeschichte überlassen müssen: - der kleine Lord John purzelte dennoch nicht aus dem Sattel, es war wirklich, als ob er reiten könne, es war, als wenn er sich wirklich mit einem Male zu einem großen Manne emporgeschwungen hätte. Wie gesagt, existirte er aber nur, weil eben kein Andrer da war, der Allen gleichgültiger gewesen, der weniger beneidet worden wäre. Da kam der 24. Februar, es kam die Revolution. Die ehrenwerthen Mitglieder des Parlamentes waren grade sehr zahlreich versammelt, als der Donner des großes Ereignisses die Londoner Gassen durchdröhnte. Sir Robert Peel, der noch wenige Wochen vorher eine stundenlange Rede zum Lobe Louis Philippe's gehalten hatte, war außer sich. Wüthend stürzte er auf die Minister der Königin zu und es war nicht anders, als ob er dem kleinen Lord John das Ruder des Staates plötzlich aus den Händen hätte winden wollen, um den alten Brander England mit der eignen kräftigen Faust an der Klippe aller Gefahren vorbeizulenken. Lord John Russell mag in jenem Augenblicke wie gewöhnlich gestottert haben: "Gent - Gent - Gentlemen - hem - Gent - " jedenfalls war er konsternirt und wie ein anderer Mann vielleicht sehr viel in jenem Momente gethan haben würde, so that Lord John Russell nichts - es war vielleicht sein Glück. Der furchtbarsten Aufregung folgte bald das bleiche, stille Entsetzen der englischen Bevölkerung. Kaufleute und Fabrikanten verkrochen sich in ihre Häuser wie die Hamster in ihre Löcher. Jeder freute sich, daß zwischen Dover und Boulogne noch ein Streifchen Meer fließt, und keinem fiel es ein, an den Ereignissen jenseits des Kanals auch nur in anderer Weise als in herzinnigen Flüchen und Verwünschungen Theil zu nehmen. Der kleine Lord John war konsternirt, und das ganze Land war konsternirt. Das steife, betrübte Antlitz des Helden der Reform-Bill spiegelte die Stimmung des ganzen Landes wieder. Armer John! Die ganze englische Politik der letzten vier Monate lag in Lord John Russell's steif traurigem Gesicht; es war die Politik des Stachelschweines, das seinen Kopf zwischen die Beine steckt und in völliger Passivität die spitzen Borsten rings um sich herumstarren läßt. Lord John Russell, der vor dem 24. Februar die Erlaubniß hatte, Alles zu thun, er hatte später die Erlaubniß, Nichts zu thun; Nichts, mit einer Ausnahme: er durfte die Bewegung der Chartisten momentan unterdrücken. - - In allen übrigen Fällen konnte er "Noli me tangere!" ausrufen. "Rührt mich nicht an, ich bin der kleine Lord John Russell, das politische Stachelschwein. Bleibt mir drei Schritt vom Leibe; ich thue Euch nichts, thut Ihr auch mir nichts." Das war die ganze Politik des kleinen Mannes. Zuerst erhebt sich Disraeli im Unterhause und stellt Lord Palmerston, der alle auswärtigen Sünden für den kleinen John zu besorgen hat, wegen der preußisch-dänischen Angelegenheit zu Rede. Der edle Lord versichert, daß seine Vermittelungen auf rein freundschaftlichem Fuße geschehen. - Eine zweite Interpellation erfolgt in Betreff der polnischen Streitigkeiten. Ein Mitglied des Ministeriums bemerkt, daß man ungemeinen Antheil an den Leiden der armen Polen nehme, daß man sich aber nicht weiter in diese Sache einmischen könne. Am 6. Juni bringt Herr Munt die italienische Revolution zur Sprache, und Lord Palmerston erklärt, daß das britische Gouvernement, trotz seiner alten, freundschaftlichen Beziehungen zu dem Kaiser von Oestereich, die lebendigste Sympathie für die hoffentlich erfolgreichen konstitutionellen Bestrebungen der Italiäner fühle, daß es indeß nicht die Absicht habe, irgend wie bei den Ereignissen Italiens zu interveniren. Eine ähnliche Erklärung geschieht in Betreff der Sicilianer und der Neapolitaner und als endlich wegen der spanischen Streitigkeiten ein wahrer Tumult im Unterhause beginnt, da hält Lord Palmerston das Kreuzfeuer seiner Freunde wie seiner Feinde aufs gelassenste aus und begnügt sich schließlich damit, die geschehene Beleidigung sehr ruhig einzustecken. Nie hat sich die egoistische Politik der Whigs in besserm Glanze gezeigt, als gerade jetzt. Der zitternde Lord John und der alte Dandy Palmerston! wer könnte ein schöneres Paar sehen? Während ganz Europa im Sturme der Revolution emporrauscht, suchen die großen Briten ihren süßen Handel zu retten. Sie haben recht. England wird nur von Belgien übertroffen. - Ein Privatkorrespondent der "Times" schreibt diesem Blatt aus dem piemontesischen Hauptquartier (Valleggio) unterm 19. Juni: "Seit unserer absurden Promenade am 14. in die Nähe von Verona ist die Armee in ihren früheren Stellungen, von Goito bis Rivoli, verblieben. Die Folge dieser Unthätigkeit war, daß die Truppen über ihre Offiziere zu klagen anfingen und daß die ebenfalls unbeschäftigten Offiziere die Zeit damit verbringen, die Pläne derer, welche Zufall und nicht Verdienst an die Spitze gestellt, zu verdammen. Da keine dieser Klagen ungegründet war, so wurde damit der Grund zu einer schnellen Demoralisation der Armee gelegt und ich weiß nicht, wohin es kommen könnte, wenn die frühere Indolenz fortdauerte. Wahrscheinlich wurde auch deshalb gestern ein Kriegsrath gehalten und diesen Morgen alle Truppen in Bewegung gesetzt. Es wurde von einem neuen Angriffe auf Verona geredet. Heute Nachmittag soll ein zweiter Kriegsrath in Peschiera gehalten werden. Darf ich den mir gemachten Mittheilungen glauben, so werden wir morgen die obere Etsch überschreiten und die Forts oberhalb Verona angreifen. Gelingt dies, so besetzen wir die Stadt; wenn nicht, so sollen wir sofort ins Venetianische aufbrechen und Vicenza und Padua von den Oestreichern befreien. Ich fürchte, daß Radetzki jetzt so stark ist als Karl Albert und daß Letzterer durch den Uebergang über die Etsch seine Armee blos stellt. Die vortrefflichen Gelegenheiten, diese Operation gefahrlos zu unternehmen und die Oestreicher nach allen Winden hin aus einander zu jagen, hat er unbenutzt gelassen. Es zeigt sich jetzt, daß die Bürger von Verona ganz bestimmt zugesagt, Karl Albert, während Radetzki's Abwesenheit in Vicenza, die Porta Nova zu öffnen. Deßhalb marschirten auch am 13. die Truppen bis 2 Meilen vor die Stadt. Wäre das 12 Stunden früher geschehen, so war ein glücklicher Erfolg gesichert. Allein der König hatte gezögert bis Radetzky Zeit hatte, von Vicenza mit 10,000 Mann zurückzukehren. Um 2 Uhr früh am 14. Juni, als der Angriff beginnen sollte, langte ein Bote in Alpo an - damaligem Hauptquartier, mit der Meldung: es sei zu spät und das Volk hätte wohl gegen eine Garnison von 3000 Mann es versucht, nicht aber jetzt, wo sie 13,000 Mann stark sei. Seitdem großes Mißvergnügen in der Armee. . . . Die Niederlage der 2000 Oestreicher oberhalb Rivoli hat den Muth der Soldaten wieder gehoben. Ueberhaupt sind die Piemontesen, so oft sie mit dem Feinde zusammentrafen, siegreich gewesen. Sie haben aber kein Zutrauen zum kommandirenden General, dessen Unfähigkeit vor Augen liegt; sie haben auch keins zu den strategischen Talenten irgend eines der anderen Generäle ... Unsere Reserven langen von Turin hier an. Mehrere mailänder Bataillone sind unterwegs. Am Ende dieser Woche sollen wir, wie es heißt, 27,000 Mann frische Truppen bei uns haben, welche die Mincio-Linie bewachen können, während die Operationsarmee vorrückt." Manchester, 28. Juni. Trotz der günstigen Berichte von Indien, günstiger als wir sie seit einem Jahre erhalten haben, und ungeachtet der Ratifizirung des mexikanischen Vertrages, der uns den Frieden in jenen Gegenden sichert, bleibt unser Markt in Folge der verschiedenen europäischen Ereignisse dennoch fortwährend sehr traurig. Bestellungen treffen zwar genug ein, aber Niemand sendet das Geld, womit sie bezahlt werden sollen. Die beklagenswerthe Lage Frankreichs hängt gleich einer finstern Wolke über unserm kommerziellen Horizonte, und die Nachrichten aus Italien erregen nur zu große Besorgniß. Wir müssen warten bis bessere Zeiten kommen. Der Handel wird brillant werden, sobald die Ruhe da draußen wieder hergestellt ist. In unserm eigenen Lande begünstigt uns Alles. Wir haben Aussicht für eine gute und reichliche Aernte, Baumwolle in Menge, Korn täglich zu niedrigern Preisen, kleine Vorräthe unserer Waaren im Auslande, niedriger Diskonto. - Alles das ist geeignet uns emporzuhelfen. Offene Abschiedsadresse an alle Kameraden. des v. Tann'schen Freicorps. Gemeinsam mit Euch haben wir bei unserer Reorganisation in Rendsburg der provisorischen Regierung einen Entwurf derjenigen Grundsätze vorgelegt, welche wir als die einzig haltbare Basis des Freischaarenthums erachteten und deren Aufrechthaltung wir als die Bedingung unseres ferneren Verbleibens ansehen mußten. Bereits haben wir in unserer Mitte den Aufbau unserer jenen Grundsätzen entsprechenden Organisation vollendet und Gelegenheit gehabt, ihre Folgen in's Leben sowohl im offenen Gefechte wie in allen andern Verhältnissen unseres Wirkens fruchtbringend zu finden. Kaum aber haben wir Zeit gehabt, die Früchte unserer Einrichtungen zu genießen, so hat man geringfügige Ursachen als Mittel benutzt uns von dem selbst geschaffenen Boden zu verdrängen und auf einen andern zu leiten auf welchem es dem freien Manne nimmer wohl sein kann. Man hat Kleinigkeiten vor das Forum eines Kriegsgerichtes oder Standgerichtes gezogen, obwohl man wußte, daß wir diese Gerichtsformen, nur für das Vorurtheil eines privilegirten Standesunterschiedes geschaffen, weder anerkennen noch uns demselben stellen würden. Die Versuche, eine gewünschte Einigung herbeizuführen, scheiterten an der Consequenz, womit man den Unterschied zwischen Freischaaren und den Soldaten des alten Systems verwischen will. So treten wir denn, Kameraden, aus Euerm Verbande aus, so opfern wir denn die begeisterte Lust und den für das Vaterland und seine Freiheit glühend thatkräftigen Willen, für Schleswig-Holstein zu stehen und zu streiten und ziehen, nicht freudig, als freie Männer, wie wir gekommen, von hinnen. Gewiß verlangt das Vaterland auch anderswo unsern Muth und unsere Gesinnungen. Lebet wohl, Kameraden! Mit Euch haben wir die Schicksale des, Feldzuges getheilt, mit Euch die Gefahren des Kampfes; theilet auch Ihr nun mit uns die nie verlöschende wohlthuende Erinnerung an die Tage, die wir zusammen verlebten. Apenrade, den 15. Juni 1848. Die VI. Kompagnie. An eine hohe provisor. Regierung zu Rendsburg. Einer hohen provisor. Regierung beehre ich mich die ergebenste Anzeige zu machen, daß die 6. Kompagnie meines Korps aufgelöst und auf dem Rückmarsche nach Rendsburg begriffen ist. Das Festhalten an kommunistischen Prinzipien drohte meiner Ueberzeugung nach die vor dem Feinde so nothwendige Einheit der Führung zu gefährden und ließ daher das Ausscheiden genannter Kompagnie als wünschenswerth erscheinen. Ich verliere die Kompagnie ungern, glaube aber im Interesse des mir anvertrauten Korps auf die herrschend gewordenen Prinzipien nicht eingehen zu dürfen; im Uebrigen kann ich der Kompagnie das beste Zeugniß für ihr Betragen in den Quartieren und im Gefechte ertheilen und ersuche daher eine hohe provis. Regierung den Mitgliedern derselben eine anderweitige Verwendung oder einen ehrenvollen Abschied ertheilen zu wollen, so wie alle jene Vortheile zu gewähren, welche den sich auflösenden Korps zugestanden werden. An dem Gefechte bei Hadersleben nahmen 104 Mitglieder der Kompagnie bei einer Stärke des Korps von 434 Mann Antheil, wonach der Beute-Anspruch sich berechnet. v. d. Tann. Handels-Nachrichten. [irrelevantes Material] Schiffahrts-Anzeige. Köln, 30. Juni 1848. Angekommen: Chr. Königsfeld von Duisburg. In Ladung: Nach Ruhrort bis Emmerich Joh. Linkewitz; nach Düsseldorf bis Mühlheim an der Ruhr L. Ducoffre; nach Andernach und Neuwied M. Wiebel; nach Koblenz und der Mosel und Saar Joseph Zeiler; nach der Mosel, nach Trier und der Saar M. J. Deis; nach Bingen Wb. Jonas; nach Mainz J. Hirschmann; nach dem Niedermain Ph. Würges; nach dem Mittel- und Obermain Seb. Seelig; nach Heilbronn Fr. Kühnle; nach Kannstadt und Stuttgart Peter Kühnle; nach Worms und Mannheim J. B. X. Sommer; nach Antwerpen M. Lamers. Ferner: Nach Rotterdam Kapt. Willemsen, Köln Nr. 6. Ferner: Nach Amsterdam Kapt. Wilson, Köln Nr. 30. Wasserstand. Köln, am 30 Juni. Rheinhöhe 8' 11". Bekanntmachung. Vom 1. Juli a. c. ab wird zur Herstellung einer täglichen Korrespondenz-Verbindung zwischen Eitorf und Uckerath, neben der schon bestehenden wöchentlich viermaligen Kariolpost, noch eine dreimalige Botenpost und zwar am Montage, Mittwoch und Freitage in Gang kommen. Die Abfertigung der Botenpost erfolgt, gleich wie die Kariolpost, aus Eitorf um 5 Uhr früh und aus Uckerath um 8 Uhr Morgens. Köln, den 28. Juni 1848. Ober-Postamt Rehfeldt. Revolution in Köln!!! Wie macht man in Köln Revolution? Man bringt Ständchen, läßt Generalmarsch schlagen, damit die Proletarier herankommen. Ist es wahr, daß die Bürgerkavallerie gestern Abend zwei Kinder übergeritten hat? Wer hat gestern die Revolution gemacht? Die Proletarier oder die 5. Legion? Verloren!!! zwei Pferde der Bürgerkavallerie! Der redliche Finder erhält Futtervergütung. Da das Theater geschlossen, wäre es wünschenswerth, daß die Bürgerwehr auch ferner für Abendunterhaltung sorgte. Heute Abend abermals Trommel-Konzert der 5. Legion. Hat der Bannerführer mit der Bierbasstimme noch keinen Orden bekommen? Da er so freundlich ist, jeden Abend einen 8/4tels Takt blasen zu lassen. Ein Mädchen, welches die Küche, so wie sein Nähen versteht, und mehrjährige gute Zeugnisse hat, sucht Dienst als Köchin oder zweite Magd. Bescheid gr. Neugasse 18. als das einzige Mittel, Ordnung in der Gesellschaft zu erhalten. Wahrlich die Philosophie englischer Publizisten ist wenig geeignet, in diesen stürmischen Zeiten das Gesellschaftsschiff aus der Brandung, den Untiefen und Felsenriffen zu befreien, wohin es, von den John Russell's, R. Peel's, Metternich's, Grafen Bülow's, den Guizot's, Louis Philipp's etc. bugsirt worden und dem Scheitern nahe ist. . . . Ist die Ordnung nur durch die rücksichtslose Ausübung der Militärgewalt aufrecht zu erhalten, so thäte letztere am Besten, sie versorgte unsere Märkte, regulirte unsern Handel, vertheilte die Arbeit, sicherte die Abhängigkeit des Webers vom Spinner, des Spinners vom Kaufmann, des Kaufmanns vom Baumwollproduzenten und die Abhängigkeit Aller von den Konsumenten und einigte, wenn rücksichtslose Ausübung militärischer Gewalt dies vermag, sie Alle, ob auch unter verschiedenen Regierungen lebend, durch Bande der Freundschaft und des Friedens. Diese Einigung ist sonst allgemein als die wahre soziale Ordnung dargestellt worden, die durch militärische Gewalt wohl vernichtet, aber nicht geschaffen oder erhöht werden kann. Ein Blick auf unsere Geschichte wird wohl, denken wir, zeigen, daß Ordnung unter uns entstanden und erhalten worden, vielmehr trotz als mittelst der Militärgewalt und daß in jenen Ländern, wo die Militärgewalt unbeschränkt geherrscht und rücksichtslos ausgeübt worden, fortwährend Unordnung, Verwirrung und Anarchie vorgekommen ist. So der „Telegraph“ versus „Times“ Hören wir nun die „Times“ selbst einen Augenblick an. Der Sieg der jetzigen Regierung kann ihrer Meinung nach keinen andern Frieden bringen, als den der finstern Eroberung, die sich auf eine unverantwortliche Macht stützt. Den jetzigen Aufstand nennt sie „den Ausbruch tiefen und unversöhnlichen Hasses zwischen den beiden großen Klassen der Gesellschaft, der Bourgeoisie und dem Volke.“ Es folgen dann die Stellen, gegen welche der „Telegraph“ auftritt. Hierauf heißt es weiter: „Diese große Schlacht der republikanischen Streitkräfte und des Pariser Pöbels (?) zeigen indeß von einer Masse Geschicklichkeit, Vorbereitung und Hülfsquellen auf Seite Derer, welche die Revolution leiteten, wie sie nur irgend beim General Cavaignac an der Spitze des Staates und der Armee zu finden war. Nach den besten Regeln der Kriegskunst hatten die Leiter der Rebellion ihre Stellungen eingenommen.“ Das Journal weist dies im Einzelnen nach. „Die Autorität, welche alle Bewegungen der Insurgenten lenkte, war absolut; mit rücksichtsloser Tapferkeit wurde ihr gehorcht, mit Aufopferung von Tausenden von Leben. Und doch ‒ nicht Ein Namen von Denen, welche diese erstaunlichen Operationen kommandirten, ist ruchbar geworden. Eine solche Vertheidigung inmitten einer Hauptstadt hätte, von einer regulären Armee ausgeführt, als große Kriegsthat gegolten. Wie sollen wir uns das erklären, wenn die Anführer dieser verzweifelten Kämpfer anonym, wenn ihr Ziel in Dunkel gehüllt (?) und ihre Hülfsquellen anscheinend keine andern sind, als die einer verarmten und dem Hunger preisgegebenen Bevölkerung?“ Das kann sich die Times nicht erklären; sie wünscht, daß die Montagnards in der National-Versammlung ihr diese Aufklärung verschaffen ‒ nebenbei ein Wink für letztere, daß sie ihre radikalen Mitglieder doch bald vor Gericht stellen möge. „Scheinen sie gleich bei dieser Gelegenheit nicht offenen Theil an der politischen Verantwortlichkeit oder den physischen Gefahren der Insurrektion Theil genommen zu haben, so sind sie es doch, auf welche Frankreich wegen Aufklärung über die Ursachen eines Unglücks blickt, aus dem sie allein Nutzen zu ziehen hoffen konnten.“ Man sieht, wie die Times sich nach und nach in ganz allerliebster Weise selbst etwas Licht zu schaffen weiß, einen Schimmer wenigstens, der sehr nahe an Persidie streift. Am Ende des Artikels wird es der Times ganz hell. Sie schließt ihn mit der Nachricht: daß Cavaignac den Hrn. Thiers in seinen Rath berufen hat, und daß die neue Regierung wahrscheinlich unter seine Leitung gestellt werden wird! London, 28. Juni. Nach den grandiosen Ereignissen der letzten vier Monate ist es in etwa zu verwundern daß die Whigs noch immer am Ruder sind. Lord John Russel eroberte das Ministerium nicht als ein tapferer Gladiator, der den Fuß keck auf den Nacken seines Gegners setzt, er erlangte es auch nicht als Feldherr an der Spitze eines starken, unwiderstehlichen Heeres treuer Anhänger, welches alle Hindernisse aus dem Wege räumte, nein, er voltigirte in's Amt, weil grade kein Besserer vorhanden war, man hob ihn auf den Schild, weil man keinen Andern darauf haben wollte, der kleine Lord John wurde Minister durch die Laune seiner Feinde. Früher war es natürlich, daß einem Tory stets ein Whig vom reinsten Wasser folgte; es gab nur diese beiden Parteien, die sich den Kampfplatz streitig machen konnten; man hatte keine Wahl und deshalb Qual, ein Lord John Russell ohne Portefeuille war der Mann, der für zwei oder drei Jahre Urlaub oder Ferien bekommen hatte und der dann seinen alten Platz wieder einnahm. Seit der Korndebatte war indeß Grund genug vorhanden, daß diese regelmäßige Reihenfolge endlich aufhören werde. Die alt hergebrachten Parteien waren so sehr durcheinandergeworfen, daß ein Freund den andern kaum mehr wieder erkannte; Leute die seit dreißig Jahren auf ein und derselben Bank des Parlamentes gesessen und stets für oder gegen denselben Gegenstand gestimmt hatten, waren plötzlich als wenn die Manchester Baumwoll-Lords mit dem letzten Rest altehrwürdiger Institutionen auch die Anhänglichkeit der verschiedenen Individuen untereinander vernichtet hätten. Einen Sir Robert Peel, der ein viertel Jahrhundert lang mit den alten Tory's Hand in Hand gegangen war, sah man, wie Disraeli es richtig darstellte, jenem türkischen Admirale gleich, die Flotte des Sultan's in den Hafen des Pascha's führen. Die Tory's gingen zu den Radikalen über, die Whigs brannten im gestreckten Galopp durch und nur die knorrigen, murrenden Landbesitzer mit dem Jockei Lord George Ben[#]rck blieben auf ihren Sitzen und steckten die Fäuste in die Taschen, nur zu halten was sie hatten. Die alten Parteien waren zerrissen; statt der Tory's und der Whigs gab es nur Protektionisten und Freetrader und als Sir Robert über die irische Zwangsbill strauchelte, da hätte man wirklich fast glauben sollen, daß bei dem siegreichen Fortschreiten der Freihandelsmänner wohl der Vater der Bewegung, in Person eines Cobden, eines Bright, aber nicht der Schüler in der winzigen Gestalt eines Lord John Russell den Vordergrund einnehmen würde. Grade wie man den ritterlichen Lord George aber nicht wollte, eben weil er entschieden das Land und den Ackerbau vertrat, so wollte man auch einen Richard Cobden nicht, eben weil er entschieden die Stadt und das Fabrikwesen vertheidigte und nolens volens mußte man wieder zu Lord John, wie zu einem Mitteldinge greifen, das zwar Niemand gern wollte, das aber für den Augenblick wenigstens unentbehrlich war. Mancher Monat ist seitdem geschwunden; und es ist wahrhaft belustigend wie der kleine Lord John noch immer der erste Diener der Königin ist. Mogte die kommerzielle Krisis einen niegekannten Umfang erreichen, mogte das irische Elend die furchtbarsten Anstrengungen fordern, mogten die westindischen Kolonieen den Raum des Parlementes mit ihren Klagen erfüllen, mogte der unruhige Palmerston bald vor Montevideo bald in Griechenland bald in Portugal hundert und abermals hundert Verwicklungen herbeiführen, mogte er sich bald vor Krakau blamiren und bald dem Duc de Montpensier den Lorbeer jener berüchtigten Heirathsgeschichte überlassen müssen: ‒ der kleine Lord John purzelte dennoch nicht aus dem Sattel, es war wirklich, als ob er reiten könne, es war, als wenn er sich wirklich mit einem Male zu einem großen Manne emporgeschwungen hätte. Wie gesagt, existirte er aber nur, weil eben kein Andrer da war, der Allen gleichgültiger gewesen, der weniger beneidet worden wäre. Da kam der 24. Februar, es kam die Revolution. Die ehrenwerthen Mitglieder des Parlamentes waren grade sehr zahlreich versammelt, als der Donner des großes Ereignisses die Londoner Gassen durchdröhnte. Sir Robert Peel, der noch wenige Wochen vorher eine stundenlange Rede zum Lobe Louis Philippe's gehalten hatte, war außer sich. Wüthend stürzte er auf die Minister der Königin zu und es war nicht anders, als ob er dem kleinen Lord John das Ruder des Staates plötzlich aus den Händen hätte winden wollen, um den alten Brander England mit der eignen kräftigen Faust an der Klippe aller Gefahren vorbeizulenken. Lord John Russell mag in jenem Augenblicke wie gewöhnlich gestottert haben: „Gent ‒ Gent ‒ Gentlemen ‒ hem ‒ Gent ‒ “ jedenfalls war er konsternirt und wie ein anderer Mann vielleicht sehr viel in jenem Momente gethan haben würde, so that Lord John Russell nichts ‒ es war vielleicht sein Glück. Der furchtbarsten Aufregung folgte bald das bleiche, stille Entsetzen der englischen Bevölkerung. Kaufleute und Fabrikanten verkrochen sich in ihre Häuser wie die Hamster in ihre Löcher. Jeder freute sich, daß zwischen Dover und Boulogne noch ein Streifchen Meer fließt, und keinem fiel es ein, an den Ereignissen jenseits des Kanals auch nur in anderer Weise als in herzinnigen Flüchen und Verwünschungen Theil zu nehmen. Der kleine Lord John war konsternirt, und das ganze Land war konsternirt. Das steife, betrübte Antlitz des Helden der Reform-Bill spiegelte die Stimmung des ganzen Landes wieder. Armer John! Die ganze englische Politik der letzten vier Monate lag in Lord John Russell's steif traurigem Gesicht; es war die Politik des Stachelschweines, das seinen Kopf zwischen die Beine steckt und in völliger Passivität die spitzen Borsten rings um sich herumstarren läßt. Lord John Russell, der vor dem 24. Februar die Erlaubniß hatte, Alles zu thun, er hatte später die Erlaubniß, Nichts zu thun; Nichts, mit einer Ausnahme: er durfte die Bewegung der Chartisten momentan unterdrücken. ‒ ‒ In allen übrigen Fällen konnte er „Noli me tangere!“ ausrufen. „Rührt mich nicht an, ich bin der kleine Lord John Russell, das politische Stachelschwein. Bleibt mir drei Schritt vom Leibe; ich thue Euch nichts, thut Ihr auch mir nichts.“ Das war die ganze Politik des kleinen Mannes. Zuerst erhebt sich Disraeli im Unterhause und stellt Lord Palmerston, der alle auswärtigen Sünden für den kleinen John zu besorgen hat, wegen der preußisch-dänischen Angelegenheit zu Rede. Der edle Lord versichert, daß seine Vermittelungen auf rein freundschaftlichem Fuße geschehen. ‒ Eine zweite Interpellation erfolgt in Betreff der polnischen Streitigkeiten. Ein Mitglied des Ministeriums bemerkt, daß man ungemeinen Antheil an den Leiden der armen Polen nehme, daß man sich aber nicht weiter in diese Sache einmischen könne. Am 6. Juni bringt Herr Munt die italienische Revolution zur Sprache, und Lord Palmerston erklärt, daß das britische Gouvernement, trotz seiner alten, freundschaftlichen Beziehungen zu dem Kaiser von Oestereich, die lebendigste Sympathie für die hoffentlich erfolgreichen konstitutionellen Bestrebungen der Italiäner fühle, daß es indeß nicht die Absicht habe, irgend wie bei den Ereignissen Italiens zu interveniren. Eine ähnliche Erklärung geschieht in Betreff der Sicilianer und der Neapolitaner und als endlich wegen der spanischen Streitigkeiten ein wahrer Tumult im Unterhause beginnt, da hält Lord Palmerston das Kreuzfeuer seiner Freunde wie seiner Feinde aufs gelassenste aus und begnügt sich schließlich damit, die geschehene Beleidigung sehr ruhig einzustecken. Nie hat sich die egoistische Politik der Whigs in besserm Glanze gezeigt, als gerade jetzt. Der zitternde Lord John und der alte Dandy Palmerston! wer könnte ein schöneres Paar sehen? Während ganz Europa im Sturme der Revolution emporrauscht, suchen die großen Briten ihren süßen Handel zu retten. Sie haben recht. England wird nur von Belgien übertroffen. ‒ Ein Privatkorrespondent der „Times“ schreibt diesem Blatt aus dem piemontesischen Hauptquartier (Valleggio) unterm 19. Juni: „Seit unserer absurden Promenade am 14. in die Nähe von Verona ist die Armee in ihren früheren Stellungen, von Goito bis Rivoli, verblieben. Die Folge dieser Unthätigkeit war, daß die Truppen über ihre Offiziere zu klagen anfingen und daß die ebenfalls unbeschäftigten Offiziere die Zeit damit verbringen, die Pläne derer, welche Zufall und nicht Verdienst an die Spitze gestellt, zu verdammen. Da keine dieser Klagen ungegründet war, so wurde damit der Grund zu einer schnellen Demoralisation der Armee gelegt und ich weiß nicht, wohin es kommen könnte, wenn die frühere Indolenz fortdauerte. Wahrscheinlich wurde auch deshalb gestern ein Kriegsrath gehalten und diesen Morgen alle Truppen in Bewegung gesetzt. Es wurde von einem neuen Angriffe auf Verona geredet. Heute Nachmittag soll ein zweiter Kriegsrath in Peschiera gehalten werden. Darf ich den mir gemachten Mittheilungen glauben, so werden wir morgen die obere Etsch überschreiten und die Forts oberhalb Verona angreifen. Gelingt dies, so besetzen wir die Stadt; wenn nicht, so sollen wir sofort ins Venetianische aufbrechen und Vicenza und Padua von den Oestreichern befreien. Ich fürchte, daß Radetzki jetzt so stark ist als Karl Albert und daß Letzterer durch den Uebergang über die Etsch seine Armee blos stellt. Die vortrefflichen Gelegenheiten, diese Operation gefahrlos zu unternehmen und die Oestreicher nach allen Winden hin aus einander zu jagen, hat er unbenutzt gelassen. Es zeigt sich jetzt, daß die Bürger von Verona ganz bestimmt zugesagt, Karl Albert, während Radetzki's Abwesenheit in Vicenza, die Porta Nova zu öffnen. Deßhalb marschirten auch am 13. die Truppen bis 2 Meilen vor die Stadt. Wäre das 12 Stunden früher geschehen, so war ein glücklicher Erfolg gesichert. Allein der König hatte gezögert bis Radetzky Zeit hatte, von Vicenza mit 10,000 Mann zurückzukehren. Um 2 Uhr früh am 14. Juni, als der Angriff beginnen sollte, langte ein Bote in Alpo an ‒ damaligem Hauptquartier, mit der Meldung: es sei zu spät und das Volk hätte wohl gegen eine Garnison von 3000 Mann es versucht, nicht aber jetzt, wo sie 13,000 Mann stark sei. Seitdem großes Mißvergnügen in der Armee. . . . Die Niederlage der 2000 Oestreicher oberhalb Rivoli hat den Muth der Soldaten wieder gehoben. Ueberhaupt sind die Piemontesen, so oft sie mit dem Feinde zusammentrafen, siegreich gewesen. Sie haben aber kein Zutrauen zum kommandirenden General, dessen Unfähigkeit vor Augen liegt; sie haben auch keins zu den strategischen Talenten irgend eines der anderen Generäle … Unsere Reserven langen von Turin hier an. Mehrere mailänder Bataillone sind unterwegs. Am Ende dieser Woche sollen wir, wie es heißt, 27,000 Mann frische Truppen bei uns haben, welche die Mincio-Linie bewachen können, während die Operationsarmee vorrückt.“ Manchester, 28. Juni. Trotz der günstigen Berichte von Indien, günstiger als wir sie seit einem Jahre erhalten haben, und ungeachtet der Ratifizirung des mexikanischen Vertrages, der uns den Frieden in jenen Gegenden sichert, bleibt unser Markt in Folge der verschiedenen europäischen Ereignisse dennoch fortwährend sehr traurig. Bestellungen treffen zwar genug ein, aber Niemand sendet das Geld, womit sie bezahlt werden sollen. Die beklagenswerthe Lage Frankreichs hängt gleich einer finstern Wolke über unserm kommerziellen Horizonte, und die Nachrichten aus Italien erregen nur zu große Besorgniß. Wir müssen warten bis bessere Zeiten kommen. Der Handel wird brillant werden, sobald die Ruhe da draußen wieder hergestellt ist. In unserm eigenen Lande begünstigt uns Alles. Wir haben Aussicht für eine gute und reichliche Aernte, Baumwolle in Menge, Korn täglich zu niedrigern Preisen, kleine Vorräthe unserer Waaren im Auslande, niedriger Diskonto. ‒ Alles das ist geeignet uns emporzuhelfen. Offene Abschiedsadresse an alle Kameraden. des v. Tann'schen Freicorps. Gemeinsam mit Euch haben wir bei unserer Reorganisation in Rendsburg der provisorischen Regierung einen Entwurf derjenigen Grundsätze vorgelegt, welche wir als die einzig haltbare Basis des Freischaarenthums erachteten und deren Aufrechthaltung wir als die Bedingung unseres ferneren Verbleibens ansehen mußten. Bereits haben wir in unserer Mitte den Aufbau unserer jenen Grundsätzen entsprechenden Organisation vollendet und Gelegenheit gehabt, ihre Folgen in's Leben sowohl im offenen Gefechte wie in allen andern Verhältnissen unseres Wirkens fruchtbringend zu finden. Kaum aber haben wir Zeit gehabt, die Früchte unserer Einrichtungen zu genießen, so hat man geringfügige Ursachen als Mittel benutzt uns von dem selbst geschaffenen Boden zu verdrängen und auf einen andern zu leiten auf welchem es dem freien Manne nimmer wohl sein kann. Man hat Kleinigkeiten vor das Forum eines Kriegsgerichtes oder Standgerichtes gezogen, obwohl man wußte, daß wir diese Gerichtsformen, nur für das Vorurtheil eines privilegirten Standesunterschiedes geschaffen, weder anerkennen noch uns demselben stellen würden. Die Versuche, eine gewünschte Einigung herbeizuführen, scheiterten an der Consequenz, womit man den Unterschied zwischen Freischaaren und den Soldaten des alten Systems verwischen will. So treten wir denn, Kameraden, aus Euerm Verbande aus, so opfern wir denn die begeisterte Lust und den für das Vaterland und seine Freiheit glühend thatkräftigen Willen, für Schleswig-Holstein zu stehen und zu streiten und ziehen, nicht freudig, als freie Männer, wie wir gekommen, von hinnen. Gewiß verlangt das Vaterland auch anderswo unsern Muth und unsere Gesinnungen. Lebet wohl, Kameraden! Mit Euch haben wir die Schicksale des, Feldzuges getheilt, mit Euch die Gefahren des Kampfes; theilet auch Ihr nun mit uns die nie verlöschende wohlthuende Erinnerung an die Tage, die wir zusammen verlebten. Apenrade, den 15. Juni 1848. Die VI. Kompagnie. An eine hohe provisor. Regierung zu Rendsburg. Einer hohen provisor. Regierung beehre ich mich die ergebenste Anzeige zu machen, daß die 6. Kompagnie meines Korps aufgelöst und auf dem Rückmarsche nach Rendsburg begriffen ist. Das Festhalten an kommunistischen Prinzipien drohte meiner Ueberzeugung nach die vor dem Feinde so nothwendige Einheit der Führung zu gefährden und ließ daher das Ausscheiden genannter Kompagnie als wünschenswerth erscheinen. Ich verliere die Kompagnie ungern, glaube aber im Interesse des mir anvertrauten Korps auf die herrschend gewordenen Prinzipien nicht eingehen zu dürfen; im Uebrigen kann ich der Kompagnie das beste Zeugniß für ihr Betragen in den Quartieren und im Gefechte ertheilen und ersuche daher eine hohe provis. Regierung den Mitgliedern derselben eine anderweitige Verwendung oder einen ehrenvollen Abschied ertheilen zu wollen, so wie alle jene Vortheile zu gewähren, welche den sich auflösenden Korps zugestanden werden. An dem Gefechte bei Hadersleben nahmen 104 Mitglieder der Kompagnie bei einer Stärke des Korps von 434 Mann Antheil, wonach der Beute-Anspruch sich berechnet. v. d. Tann. Handels-Nachrichten. [irrelevantes Material] Schiffahrts-Anzeige. Köln, 30. Juni 1848. Angekommen: Chr. Königsfeld von Duisburg. In Ladung: Nach Ruhrort bis Emmerich Joh. Linkewitz; nach Düsseldorf bis Mühlheim an der Ruhr L. Ducoffre; nach Andernach und Neuwied M. Wiebel; nach Koblenz und der Mosel und Saar Joseph Zeiler; nach der Mosel, nach Trier und der Saar M. J. Deis; nach Bingen Wb. Jonas; nach Mainz J. Hirschmann; nach dem Niedermain Ph. Würges; nach dem Mittel- und Obermain Seb. Seelig; nach Heilbronn Fr. Kühnle; nach Kannstadt und Stuttgart Peter Kühnle; nach Worms und Mannheim J. B. X. Sommer; nach Antwerpen M. Lamers. Ferner: Nach Rotterdam Kapt. Willemsen, Köln Nr. 6. Ferner: Nach Amsterdam Kapt. Wilson, Köln Nr. 30. Wasserstand. Köln, am 30 Juni. Rheinhöhe 8′ 11″. Bekanntmachung. Vom 1. Juli a. c. ab wird zur Herstellung einer täglichen Korrespondenz-Verbindung zwischen Eitorf und Uckerath, neben der schon bestehenden wöchentlich viermaligen Kariolpost, noch eine dreimalige Botenpost und zwar am Montage, Mittwoch und Freitage in Gang kommen. Die Abfertigung der Botenpost erfolgt, gleich wie die Kariolpost, aus Eitorf um 5 Uhr früh und aus Uckerath um 8 Uhr Morgens. Köln, den 28. Juni 1848. Ober-Postamt Rehfeldt. Revolution in Köln!!! Wie macht man in Köln Revolution? Man bringt Ständchen, läßt Generalmarsch schlagen, damit die Proletarier herankommen. Ist es wahr, daß die Bürgerkavallerie gestern Abend zwei Kinder übergeritten hat? Wer hat gestern die Revolution gemacht? Die Proletarier oder die 5. Legion? Verloren!!! zwei Pferde der Bürgerkavallerie! Der redliche Finder erhält Futtervergütung. Da das Theater geschlossen, wäre es wünschenswerth, daß die Bürgerwehr auch ferner für Abendunterhaltung sorgte. Heute Abend abermals Trommel-Konzert der 5. Legion. Hat der Bannerführer mit der Bierbasstimme noch keinen Orden bekommen? Da er so freundlich ist, jeden Abend einen 8/4tels Takt blasen zu lassen. Ein Mädchen, welches die Küche, so wie sein Nähen versteht, und mehrjährige gute Zeugnisse hat, sucht Dienst als Köchin oder zweite Magd. Bescheid gr. Neugasse 18. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div xml:id="ar031b_003" type="jArticle"> <p><pb facs="#f0002" n="0154"/> als das einzige Mittel, Ordnung in der Gesellschaft zu erhalten. Wahrlich die Philosophie englischer Publizisten ist wenig geeignet, in diesen stürmischen Zeiten das Gesellschaftsschiff aus der Brandung, den Untiefen und Felsenriffen zu befreien, wohin es, von den John Russell's, R. Peel's, Metternich's, Grafen Bülow's, den Guizot's, Louis Philipp's etc. bugsirt worden und dem Scheitern nahe ist. . . . Ist die Ordnung nur durch die rücksichtslose Ausübung der Militärgewalt aufrecht zu erhalten, so thäte letztere am Besten, sie versorgte unsere Märkte, regulirte unsern Handel, vertheilte die Arbeit, sicherte die Abhängigkeit des Webers vom Spinner, des Spinners vom Kaufmann, des Kaufmanns vom Baumwollproduzenten und die Abhängigkeit Aller von den Konsumenten und einigte, wenn rücksichtslose Ausübung militärischer Gewalt dies vermag, sie Alle, ob auch unter verschiedenen Regierungen lebend, durch Bande der Freundschaft und des Friedens. Diese Einigung ist sonst allgemein als die wahre soziale Ordnung dargestellt worden, die durch militärische Gewalt wohl vernichtet, aber nicht geschaffen oder erhöht werden kann. Ein Blick auf unsere Geschichte wird wohl, denken wir, zeigen, daß Ordnung unter uns entstanden und erhalten worden, vielmehr <hi rendition="#g">trotz</hi> als <hi rendition="#g">mittelst</hi> der Militärgewalt und daß in jenen Ländern, wo die Militärgewalt unbeschränkt geherrscht und rücksichtslos ausgeübt worden, fortwährend Unordnung, Verwirrung und Anarchie vorgekommen ist. So der „Telegraph“ versus „Times“ Hören wir nun die „Times“ selbst einen Augenblick an. Der Sieg der jetzigen Regierung kann ihrer Meinung nach keinen andern Frieden bringen, als den der finstern Eroberung, die sich auf eine unverantwortliche Macht stützt. Den jetzigen Aufstand nennt sie „den Ausbruch tiefen und unversöhnlichen Hasses zwischen den beiden großen Klassen der Gesellschaft, der Bourgeoisie und dem Volke.“ Es folgen dann die Stellen, gegen welche der „Telegraph“ auftritt. Hierauf heißt es weiter:</p> <p>„Diese große Schlacht der republikanischen Streitkräfte und des Pariser Pöbels (?) zeigen indeß von einer Masse Geschicklichkeit, Vorbereitung und Hülfsquellen auf Seite Derer, welche die Revolution leiteten, wie sie nur irgend beim General Cavaignac an der Spitze des Staates und der Armee zu finden war. Nach den besten Regeln der Kriegskunst hatten die Leiter der Rebellion ihre Stellungen eingenommen.“ Das Journal weist dies im Einzelnen nach. „Die Autorität, welche alle Bewegungen der Insurgenten lenkte, war absolut; mit rücksichtsloser Tapferkeit wurde ihr gehorcht, mit Aufopferung von Tausenden von Leben. Und doch ‒ nicht Ein Namen von Denen, welche diese erstaunlichen Operationen kommandirten, ist ruchbar geworden. Eine solche Vertheidigung inmitten einer Hauptstadt hätte, von einer regulären Armee ausgeführt, als große Kriegsthat gegolten. Wie sollen wir uns das erklären, wenn die Anführer dieser verzweifelten Kämpfer anonym, wenn ihr Ziel in Dunkel gehüllt (?) und ihre Hülfsquellen anscheinend keine andern sind, als die einer verarmten und dem Hunger preisgegebenen Bevölkerung?“ Das kann sich die Times nicht erklären; sie wünscht, daß die Montagnards in der National-Versammlung ihr diese Aufklärung verschaffen ‒ nebenbei ein Wink für letztere, daß sie ihre radikalen Mitglieder doch bald vor Gericht stellen möge. „Scheinen sie gleich bei dieser Gelegenheit nicht offenen Theil an der politischen Verantwortlichkeit oder den physischen Gefahren der Insurrektion Theil genommen zu haben, so sind sie es doch, auf welche Frankreich wegen Aufklärung über die Ursachen eines Unglücks blickt, aus dem sie allein Nutzen zu ziehen hoffen konnten.“ Man sieht, wie die Times sich nach und nach in ganz allerliebster Weise selbst etwas Licht zu schaffen weiß, einen Schimmer wenigstens, der sehr nahe an Persidie streift. Am Ende des Artikels wird es der Times ganz hell. Sie schließt ihn mit der Nachricht: daß Cavaignac den Hrn. <hi rendition="#g">Thiers</hi> in seinen Rath berufen hat, und daß die neue Regierung wahrscheinlich unter seine Leitung gestellt werden wird!</p> </div> <div xml:id="ar031b_004" type="jArticle"> <head>London, 28. Juni.</head> <p>Nach den grandiosen Ereignissen der letzten vier Monate ist es in etwa zu verwundern daß die Whigs noch immer am Ruder sind. Lord John Russel eroberte das Ministerium nicht als ein tapferer Gladiator, der den Fuß keck auf den Nacken seines Gegners setzt, er erlangte es auch nicht als Feldherr an der Spitze eines starken, unwiderstehlichen Heeres treuer Anhänger, welches alle Hindernisse aus dem Wege räumte, nein, er voltigirte in's Amt, weil grade kein Besserer vorhanden war, man hob ihn auf den Schild, weil man keinen <hi rendition="#g">Andern</hi> darauf haben wollte, der kleine Lord John wurde Minister durch die Laune seiner Feinde.</p> <p>Früher war es natürlich, daß einem Tory stets ein Whig vom reinsten Wasser folgte; es gab nur diese beiden Parteien, die sich den Kampfplatz streitig machen konnten; man hatte keine Wahl und deshalb Qual, ein Lord John Russell ohne Portefeuille war der Mann, der für zwei oder drei Jahre Urlaub oder Ferien bekommen hatte und der dann seinen alten Platz wieder einnahm. Seit der Korndebatte war indeß Grund genug vorhanden, daß diese regelmäßige Reihenfolge endlich aufhören werde.</p> <p>Die alt hergebrachten Parteien waren so sehr durcheinandergeworfen, daß ein Freund den andern kaum mehr wieder erkannte; Leute die seit dreißig Jahren auf ein und derselben Bank des Parlamentes gesessen und stets für oder gegen denselben Gegenstand gestimmt hatten, waren plötzlich als wenn die Manchester Baumwoll-Lords mit dem letzten Rest altehrwürdiger Institutionen auch die Anhänglichkeit der verschiedenen Individuen untereinander vernichtet hätten. Einen Sir Robert Peel, der ein viertel Jahrhundert lang mit den alten Tory's Hand in Hand gegangen war, sah man, wie Disraeli es richtig darstellte, jenem türkischen Admirale gleich, die Flotte des Sultan's in den Hafen des Pascha's führen. Die Tory's gingen zu den Radikalen über, die Whigs brannten im gestreckten Galopp durch und nur die knorrigen, murrenden Landbesitzer mit dem Jockei Lord George Ben[#]rck blieben auf ihren Sitzen und steckten die Fäuste in die Taschen, nur zu halten was sie hatten.</p> <p>Die alten Parteien waren zerrissen; statt der Tory's und der Whigs gab es nur Protektionisten und Freetrader und als Sir Robert über die irische Zwangsbill strauchelte, da hätte man wirklich fast glauben sollen, daß bei dem siegreichen Fortschreiten der Freihandelsmänner wohl der Vater der Bewegung, in Person eines Cobden, eines Bright, aber nicht der Schüler in der winzigen Gestalt eines Lord John Russell den Vordergrund einnehmen würde.</p> <p>Grade wie man den ritterlichen Lord George aber nicht wollte, eben weil er entschieden das Land und den Ackerbau vertrat, so wollte man auch einen Richard Cobden nicht, eben weil er entschieden die Stadt und das Fabrikwesen vertheidigte und nolens volens mußte man wieder zu Lord John, wie zu einem Mitteldinge greifen, das zwar Niemand gern wollte, das aber für den Augenblick wenigstens unentbehrlich war.</p> <p>Mancher Monat ist seitdem geschwunden; und es ist wahrhaft belustigend wie der kleine Lord John noch immer der erste Diener der Königin ist.</p> <p>Mogte die kommerzielle Krisis einen niegekannten Umfang erreichen, mogte das irische Elend die furchtbarsten Anstrengungen fordern, mogten die westindischen Kolonieen den Raum des Parlementes mit ihren Klagen erfüllen, mogte der unruhige Palmerston bald vor Montevideo bald in Griechenland bald in Portugal hundert und abermals hundert Verwicklungen herbeiführen, mogte er sich bald vor Krakau blamiren und bald dem Duc de Montpensier den Lorbeer jener berüchtigten Heirathsgeschichte überlassen müssen: ‒ der kleine Lord John purzelte dennoch nicht aus dem Sattel, es war wirklich, als ob er reiten könne, es war, als wenn er sich wirklich mit einem Male zu einem großen Manne emporgeschwungen hätte.</p> <p>Wie gesagt, existirte er aber nur, weil eben kein Andrer da war, der Allen gleichgültiger gewesen, der weniger beneidet worden wäre. Da kam der 24. Februar, es kam die Revolution. Die ehrenwerthen Mitglieder des Parlamentes waren grade sehr zahlreich versammelt, als der Donner des großes Ereignisses die Londoner Gassen durchdröhnte. Sir Robert Peel, der noch wenige Wochen vorher eine stundenlange Rede zum Lobe Louis Philippe's gehalten hatte, war außer sich. Wüthend stürzte er auf die Minister der Königin zu und es war nicht anders, als ob er dem kleinen Lord John das Ruder des Staates plötzlich aus den Händen hätte winden wollen, um den alten Brander England mit der eignen kräftigen Faust an der Klippe aller Gefahren vorbeizulenken.</p> <p>Lord John Russell mag in jenem Augenblicke wie gewöhnlich gestottert haben:</p> <p>„Gent ‒ Gent ‒ Gentlemen ‒ hem ‒ Gent ‒ “ jedenfalls war er konsternirt und wie ein anderer Mann vielleicht sehr viel in jenem Momente gethan haben würde, so that Lord John Russell nichts ‒ es war vielleicht sein Glück.</p> <p>Der furchtbarsten Aufregung folgte bald das bleiche, stille Entsetzen der englischen Bevölkerung. Kaufleute und Fabrikanten verkrochen sich in ihre Häuser wie die Hamster in ihre Löcher. Jeder freute sich, daß zwischen Dover und Boulogne noch ein Streifchen Meer fließt, und keinem fiel es ein, an den Ereignissen jenseits des Kanals auch nur in anderer Weise als in herzinnigen Flüchen und Verwünschungen Theil zu nehmen. Der kleine Lord John war konsternirt, und das ganze Land war konsternirt. Das steife, betrübte Antlitz des Helden der Reform-Bill spiegelte die Stimmung des ganzen Landes wieder. Armer John!</p> <p>Die ganze englische Politik der letzten vier Monate lag in Lord John Russell's steif traurigem Gesicht; es war die Politik des Stachelschweines, das seinen Kopf zwischen die Beine steckt und in völliger Passivität die spitzen Borsten rings um sich herumstarren läßt. Lord John Russell, der vor dem 24. Februar die Erlaubniß hatte, Alles zu thun, er hatte später die Erlaubniß, Nichts zu thun; Nichts, mit einer Ausnahme: er durfte die Bewegung der Chartisten momentan unterdrücken. ‒ ‒ In allen übrigen Fällen konnte er „Noli me tangere!“ ausrufen. „Rührt mich nicht an, ich bin der kleine Lord John Russell, das politische Stachelschwein. Bleibt mir drei Schritt vom Leibe; ich thue Euch nichts, thut Ihr auch mir nichts.“ Das war die ganze Politik des kleinen Mannes. Zuerst erhebt sich Disraeli im Unterhause und stellt Lord Palmerston, der alle auswärtigen Sünden für den kleinen John zu besorgen hat, wegen der preußisch-dänischen Angelegenheit zu Rede. Der edle Lord versichert, daß seine Vermittelungen auf rein freundschaftlichem Fuße geschehen. ‒ Eine zweite Interpellation erfolgt in Betreff der polnischen Streitigkeiten. Ein Mitglied des Ministeriums bemerkt, daß man ungemeinen Antheil an den Leiden der armen Polen nehme, daß man sich aber nicht weiter in diese Sache einmischen könne. Am 6. Juni bringt Herr Munt die italienische Revolution zur Sprache, und Lord Palmerston erklärt, daß das britische Gouvernement, trotz seiner alten, freundschaftlichen Beziehungen zu dem Kaiser von Oestereich, die lebendigste Sympathie für die hoffentlich erfolgreichen konstitutionellen Bestrebungen der Italiäner fühle, daß es indeß nicht die Absicht habe, irgend wie bei den Ereignissen Italiens zu interveniren. Eine ähnliche Erklärung geschieht in Betreff der Sicilianer und der Neapolitaner und als endlich wegen der spanischen Streitigkeiten ein wahrer Tumult im Unterhause beginnt, da hält Lord Palmerston das Kreuzfeuer seiner Freunde wie seiner Feinde aufs gelassenste aus und begnügt sich schließlich damit, die geschehene Beleidigung sehr ruhig einzustecken.</p> <p>Nie hat sich die egoistische Politik der Whigs in besserm Glanze gezeigt, als gerade jetzt. Der zitternde Lord John und der alte Dandy Palmerston! wer könnte ein schöneres Paar sehen?</p> <p>Während ganz Europa im Sturme der Revolution emporrauscht, suchen die großen Briten ihren süßen Handel zu retten. Sie haben recht. England wird nur von Belgien übertroffen.</p> <p>‒ Ein Privatkorrespondent der „Times“ schreibt diesem Blatt aus dem piemontesischen Hauptquartier (Valleggio) unterm 19. Juni: „Seit unserer absurden Promenade am 14. in die Nähe von Verona ist die Armee in ihren früheren Stellungen, von Goito bis Rivoli, verblieben. Die Folge dieser Unthätigkeit war, daß die Truppen über ihre Offiziere zu klagen anfingen und daß die ebenfalls unbeschäftigten Offiziere die Zeit damit verbringen, die Pläne derer, welche Zufall und nicht Verdienst an die Spitze gestellt, zu verdammen. Da keine dieser Klagen ungegründet war, so wurde damit der Grund zu einer schnellen Demoralisation der Armee gelegt und ich weiß nicht, wohin es kommen könnte, wenn die frühere Indolenz fortdauerte. Wahrscheinlich wurde auch deshalb gestern ein Kriegsrath gehalten und diesen Morgen alle Truppen in Bewegung gesetzt. Es wurde von einem neuen Angriffe auf Verona geredet. Heute Nachmittag soll ein zweiter Kriegsrath in Peschiera gehalten werden. Darf ich den mir gemachten Mittheilungen glauben, so werden wir morgen die obere Etsch überschreiten und die Forts oberhalb Verona angreifen. Gelingt dies, so besetzen wir die Stadt; wenn nicht, so sollen wir sofort ins Venetianische aufbrechen und Vicenza und Padua von den Oestreichern befreien. Ich fürchte, daß Radetzki jetzt so stark ist als Karl Albert und daß Letzterer durch den Uebergang über die Etsch seine Armee blos stellt. Die vortrefflichen Gelegenheiten, diese Operation gefahrlos zu unternehmen und die Oestreicher nach allen Winden hin aus einander zu jagen, hat er unbenutzt gelassen. Es zeigt sich jetzt, daß die Bürger von Verona ganz bestimmt zugesagt, Karl Albert, während Radetzki's Abwesenheit in Vicenza, die Porta Nova zu öffnen. Deßhalb marschirten auch am 13. die Truppen bis 2 Meilen vor die Stadt. Wäre das 12 Stunden früher geschehen, so war ein glücklicher Erfolg gesichert. Allein der König hatte gezögert bis Radetzky Zeit hatte, von Vicenza mit 10,000 Mann zurückzukehren. Um 2 Uhr früh am 14. Juni, als der Angriff beginnen sollte, langte ein Bote in Alpo an ‒ damaligem Hauptquartier, mit der Meldung: es sei zu spät und das Volk hätte wohl gegen eine Garnison von 3000 Mann es versucht, nicht aber jetzt, wo sie 13,000 Mann stark sei. Seitdem großes Mißvergnügen in der Armee. . . . Die Niederlage der 2000 Oestreicher oberhalb Rivoli hat den Muth der Soldaten wieder gehoben. Ueberhaupt sind die Piemontesen, so oft sie mit dem Feinde zusammentrafen, siegreich gewesen. Sie haben aber kein Zutrauen zum kommandirenden General, dessen Unfähigkeit vor Augen liegt; sie haben auch keins zu den strategischen Talenten irgend eines der anderen Generäle … Unsere Reserven langen von Turin hier an. Mehrere mailänder Bataillone sind unterwegs. Am Ende dieser Woche sollen wir, wie es heißt, 27,000 Mann frische Truppen bei uns haben, welche die Mincio-Linie bewachen können, während die Operationsarmee vorrückt.“</p> </div> <div xml:id="ar031b_005" type="jArticle"> <head>Manchester, 28. Juni.</head> <p>Trotz der günstigen Berichte von Indien, günstiger als wir sie seit einem Jahre erhalten haben, und ungeachtet der Ratifizirung des mexikanischen Vertrages, der uns den Frieden in jenen Gegenden sichert, bleibt unser Markt in Folge der verschiedenen europäischen Ereignisse dennoch fortwährend sehr traurig. Bestellungen treffen zwar genug ein, aber Niemand sendet das Geld, womit sie bezahlt werden sollen. Die beklagenswerthe Lage Frankreichs hängt gleich einer finstern Wolke über unserm kommerziellen Horizonte, und die Nachrichten aus Italien erregen nur zu große Besorgniß. Wir müssen warten bis bessere Zeiten kommen. Der Handel wird brillant werden, sobald die Ruhe da draußen wieder hergestellt ist. In unserm eigenen Lande begünstigt uns Alles. Wir haben Aussicht für eine gute und reichliche Aernte, Baumwolle in Menge, Korn täglich zu niedrigern Preisen, kleine Vorräthe unserer Waaren im Auslande, niedriger Diskonto. ‒ Alles das ist geeignet uns emporzuhelfen.</p> </div> </div> <div type="jReadersLetters" n="1"> <div xml:id="ar031b_006" type="jArticle"> <head>Offene Abschiedsadresse an alle Kameraden.</head> <p>des v. Tann'schen Freicorps.</p> <p>Gemeinsam mit Euch haben wir bei unserer Reorganisation in Rendsburg der provisorischen Regierung einen Entwurf derjenigen Grundsätze vorgelegt, welche wir als die einzig haltbare Basis des Freischaarenthums erachteten und deren Aufrechthaltung wir als die Bedingung unseres ferneren Verbleibens ansehen mußten. Bereits haben wir in unserer Mitte den Aufbau unserer jenen Grundsätzen entsprechenden Organisation vollendet und Gelegenheit gehabt, ihre Folgen in's Leben sowohl im offenen Gefechte wie in allen andern Verhältnissen unseres Wirkens fruchtbringend zu finden. Kaum aber haben wir Zeit gehabt, die Früchte unserer Einrichtungen zu genießen, so hat man geringfügige Ursachen als Mittel benutzt uns von dem selbst geschaffenen Boden zu verdrängen und auf einen andern zu leiten auf welchem es dem <hi rendition="#g">freien</hi> Manne <hi rendition="#g">nimmer</hi> wohl sein kann. Man hat Kleinigkeiten vor das Forum eines Kriegsgerichtes oder Standgerichtes gezogen, obwohl man wußte, daß wir diese Gerichtsformen, nur für das Vorurtheil eines privilegirten Standesunterschiedes geschaffen, weder anerkennen noch uns demselben stellen würden.</p> <p>Die Versuche, eine gewünschte Einigung herbeizuführen, scheiterten an der Consequenz, womit man den Unterschied zwischen Freischaaren und den Soldaten des alten Systems verwischen will.</p> <p>So treten wir denn, Kameraden, aus Euerm Verbande aus, so opfern wir denn die begeisterte Lust und den für das Vaterland und seine Freiheit glühend thatkräftigen Willen, für Schleswig-Holstein zu stehen und zu streiten und ziehen, nicht freudig, als <hi rendition="#g">freie Männer,</hi> wie wir gekommen, von hinnen.</p> <p>Gewiß verlangt das Vaterland auch anderswo unsern Muth und unsere Gesinnungen.</p> <p>Lebet wohl, Kameraden! Mit Euch haben wir die Schicksale des, Feldzuges getheilt, mit Euch die Gefahren des Kampfes; theilet auch Ihr nun mit uns die nie verlöschende wohlthuende Erinnerung an die Tage, die wir zusammen verlebten.</p> <p><hi rendition="#g">Apenrade,</hi> den 15. Juni 1848. <hi rendition="#g">Die VI. Kompagnie.</hi> </p> </div> <div xml:id="ar031b_007" type="jArticle"> <p>An eine hohe provisor. Regierung zu Rendsburg.</p> <p>Einer hohen provisor. Regierung beehre ich mich die ergebenste Anzeige zu machen, daß die 6. Kompagnie meines Korps aufgelöst und auf dem Rückmarsche nach Rendsburg begriffen ist. Das Festhalten an kommunistischen Prinzipien drohte meiner Ueberzeugung nach die vor dem Feinde so nothwendige Einheit der Führung zu gefährden und ließ daher das Ausscheiden genannter Kompagnie als wünschenswerth erscheinen. Ich verliere die Kompagnie ungern, <hi rendition="#g">glaube</hi> aber im Interesse des mir anvertrauten Korps auf die herrschend gewordenen Prinzipien nicht eingehen zu dürfen; im Uebrigen kann ich der Kompagnie das beste Zeugniß für ihr Betragen in den Quartieren und im Gefechte ertheilen und ersuche daher eine hohe provis. Regierung den Mitgliedern derselben eine anderweitige Verwendung oder einen ehrenvollen Abschied ertheilen zu wollen, so wie alle jene Vortheile zu gewähren, welche den sich auflösenden Korps zugestanden werden. An dem Gefechte bei Hadersleben nahmen 104 Mitglieder der Kompagnie bei einer Stärke des Korps von 434 Mann Antheil, wonach der Beute-Anspruch sich berechnet.</p> <p> <hi rendition="#g">v. d. Tann.</hi> </p> </div> </div> <div n="1"> <head>Handels-Nachrichten.</head> <gap reason="insignificant"/> </div> <div type="jAnnouncements" n="1"> <div type="jAn"> <p><hi rendition="#b">Schiffahrts-Anzeige.</hi> Köln, 30. 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Juli a. c. ab wird zur Herstellung einer <hi rendition="#g">täglichen</hi> Korrespondenz-Verbindung zwischen Eitorf und Uckerath, neben der schon bestehenden wöchentlich viermaligen Kariolpost, noch eine dreimalige Botenpost und zwar am Montage, Mittwoch und Freitage in Gang kommen. Die Abfertigung der Botenpost erfolgt, gleich wie die Kariolpost, aus Eitorf um 5 Uhr früh und aus Uckerath um 8 Uhr Morgens.</p> <p>Köln, den 28. Juni 1848.</p> <p>Ober-Postamt <hi rendition="#g">Rehfeldt.</hi> </p> </div> <div type="jAn"> <p> <hi rendition="#b">Revolution in Köln!!!</hi> </p> <p>Wie macht man in Köln Revolution?</p> <p>Man bringt Ständchen, läßt Generalmarsch schlagen, damit die Proletarier herankommen.</p> </div> <div type="jAn"> <p>Ist es wahr, daß die Bürgerkavallerie gestern Abend zwei Kinder übergeritten hat?</p> </div> <div type="jAn"> <p>Wer hat gestern die Revolution gemacht? Die Proletarier oder die 5. Legion?</p> </div> <div type="jAn"> <p> <hi rendition="#b">Verloren!!!</hi> </p> <p>zwei Pferde der Bürgerkavallerie! Der redliche Finder erhält Futtervergütung.</p> </div> <div type="jAn"> <p>Da das Theater geschlossen, wäre es wünschenswerth, daß die Bürgerwehr auch ferner für Abendunterhaltung sorgte.</p> </div> <div type="jAn"> <p>Heute Abend abermals Trommel-Konzert der 5. Legion.</p> </div> <div type="jAn"> <p>Hat der Bannerführer mit der Bierbasstimme noch keinen Orden bekommen? Da er so freundlich ist, jeden Abend einen 8/4tels Takt blasen zu lassen.</p> </div> <div type="jAn"> <p>Ein Mädchen, welches die Küche, so wie sein Nähen versteht, und mehrjährige gute Zeugnisse hat, sucht Dienst als Köchin oder zweite Magd. Bescheid gr. Neugasse 18.</p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0154/0002]
als das einzige Mittel, Ordnung in der Gesellschaft zu erhalten. Wahrlich die Philosophie englischer Publizisten ist wenig geeignet, in diesen stürmischen Zeiten das Gesellschaftsschiff aus der Brandung, den Untiefen und Felsenriffen zu befreien, wohin es, von den John Russell's, R. Peel's, Metternich's, Grafen Bülow's, den Guizot's, Louis Philipp's etc. bugsirt worden und dem Scheitern nahe ist. . . . Ist die Ordnung nur durch die rücksichtslose Ausübung der Militärgewalt aufrecht zu erhalten, so thäte letztere am Besten, sie versorgte unsere Märkte, regulirte unsern Handel, vertheilte die Arbeit, sicherte die Abhängigkeit des Webers vom Spinner, des Spinners vom Kaufmann, des Kaufmanns vom Baumwollproduzenten und die Abhängigkeit Aller von den Konsumenten und einigte, wenn rücksichtslose Ausübung militärischer Gewalt dies vermag, sie Alle, ob auch unter verschiedenen Regierungen lebend, durch Bande der Freundschaft und des Friedens. Diese Einigung ist sonst allgemein als die wahre soziale Ordnung dargestellt worden, die durch militärische Gewalt wohl vernichtet, aber nicht geschaffen oder erhöht werden kann. Ein Blick auf unsere Geschichte wird wohl, denken wir, zeigen, daß Ordnung unter uns entstanden und erhalten worden, vielmehr trotz als mittelst der Militärgewalt und daß in jenen Ländern, wo die Militärgewalt unbeschränkt geherrscht und rücksichtslos ausgeübt worden, fortwährend Unordnung, Verwirrung und Anarchie vorgekommen ist. So der „Telegraph“ versus „Times“ Hören wir nun die „Times“ selbst einen Augenblick an. Der Sieg der jetzigen Regierung kann ihrer Meinung nach keinen andern Frieden bringen, als den der finstern Eroberung, die sich auf eine unverantwortliche Macht stützt. Den jetzigen Aufstand nennt sie „den Ausbruch tiefen und unversöhnlichen Hasses zwischen den beiden großen Klassen der Gesellschaft, der Bourgeoisie und dem Volke.“ Es folgen dann die Stellen, gegen welche der „Telegraph“ auftritt. Hierauf heißt es weiter:
„Diese große Schlacht der republikanischen Streitkräfte und des Pariser Pöbels (?) zeigen indeß von einer Masse Geschicklichkeit, Vorbereitung und Hülfsquellen auf Seite Derer, welche die Revolution leiteten, wie sie nur irgend beim General Cavaignac an der Spitze des Staates und der Armee zu finden war. Nach den besten Regeln der Kriegskunst hatten die Leiter der Rebellion ihre Stellungen eingenommen.“ Das Journal weist dies im Einzelnen nach. „Die Autorität, welche alle Bewegungen der Insurgenten lenkte, war absolut; mit rücksichtsloser Tapferkeit wurde ihr gehorcht, mit Aufopferung von Tausenden von Leben. Und doch ‒ nicht Ein Namen von Denen, welche diese erstaunlichen Operationen kommandirten, ist ruchbar geworden. Eine solche Vertheidigung inmitten einer Hauptstadt hätte, von einer regulären Armee ausgeführt, als große Kriegsthat gegolten. Wie sollen wir uns das erklären, wenn die Anführer dieser verzweifelten Kämpfer anonym, wenn ihr Ziel in Dunkel gehüllt (?) und ihre Hülfsquellen anscheinend keine andern sind, als die einer verarmten und dem Hunger preisgegebenen Bevölkerung?“ Das kann sich die Times nicht erklären; sie wünscht, daß die Montagnards in der National-Versammlung ihr diese Aufklärung verschaffen ‒ nebenbei ein Wink für letztere, daß sie ihre radikalen Mitglieder doch bald vor Gericht stellen möge. „Scheinen sie gleich bei dieser Gelegenheit nicht offenen Theil an der politischen Verantwortlichkeit oder den physischen Gefahren der Insurrektion Theil genommen zu haben, so sind sie es doch, auf welche Frankreich wegen Aufklärung über die Ursachen eines Unglücks blickt, aus dem sie allein Nutzen zu ziehen hoffen konnten.“ Man sieht, wie die Times sich nach und nach in ganz allerliebster Weise selbst etwas Licht zu schaffen weiß, einen Schimmer wenigstens, der sehr nahe an Persidie streift. Am Ende des Artikels wird es der Times ganz hell. Sie schließt ihn mit der Nachricht: daß Cavaignac den Hrn. Thiers in seinen Rath berufen hat, und daß die neue Regierung wahrscheinlich unter seine Leitung gestellt werden wird!
London, 28. Juni. Nach den grandiosen Ereignissen der letzten vier Monate ist es in etwa zu verwundern daß die Whigs noch immer am Ruder sind. Lord John Russel eroberte das Ministerium nicht als ein tapferer Gladiator, der den Fuß keck auf den Nacken seines Gegners setzt, er erlangte es auch nicht als Feldherr an der Spitze eines starken, unwiderstehlichen Heeres treuer Anhänger, welches alle Hindernisse aus dem Wege räumte, nein, er voltigirte in's Amt, weil grade kein Besserer vorhanden war, man hob ihn auf den Schild, weil man keinen Andern darauf haben wollte, der kleine Lord John wurde Minister durch die Laune seiner Feinde.
Früher war es natürlich, daß einem Tory stets ein Whig vom reinsten Wasser folgte; es gab nur diese beiden Parteien, die sich den Kampfplatz streitig machen konnten; man hatte keine Wahl und deshalb Qual, ein Lord John Russell ohne Portefeuille war der Mann, der für zwei oder drei Jahre Urlaub oder Ferien bekommen hatte und der dann seinen alten Platz wieder einnahm. Seit der Korndebatte war indeß Grund genug vorhanden, daß diese regelmäßige Reihenfolge endlich aufhören werde.
Die alt hergebrachten Parteien waren so sehr durcheinandergeworfen, daß ein Freund den andern kaum mehr wieder erkannte; Leute die seit dreißig Jahren auf ein und derselben Bank des Parlamentes gesessen und stets für oder gegen denselben Gegenstand gestimmt hatten, waren plötzlich als wenn die Manchester Baumwoll-Lords mit dem letzten Rest altehrwürdiger Institutionen auch die Anhänglichkeit der verschiedenen Individuen untereinander vernichtet hätten. Einen Sir Robert Peel, der ein viertel Jahrhundert lang mit den alten Tory's Hand in Hand gegangen war, sah man, wie Disraeli es richtig darstellte, jenem türkischen Admirale gleich, die Flotte des Sultan's in den Hafen des Pascha's führen. Die Tory's gingen zu den Radikalen über, die Whigs brannten im gestreckten Galopp durch und nur die knorrigen, murrenden Landbesitzer mit dem Jockei Lord George Ben[#]rck blieben auf ihren Sitzen und steckten die Fäuste in die Taschen, nur zu halten was sie hatten.
Die alten Parteien waren zerrissen; statt der Tory's und der Whigs gab es nur Protektionisten und Freetrader und als Sir Robert über die irische Zwangsbill strauchelte, da hätte man wirklich fast glauben sollen, daß bei dem siegreichen Fortschreiten der Freihandelsmänner wohl der Vater der Bewegung, in Person eines Cobden, eines Bright, aber nicht der Schüler in der winzigen Gestalt eines Lord John Russell den Vordergrund einnehmen würde.
Grade wie man den ritterlichen Lord George aber nicht wollte, eben weil er entschieden das Land und den Ackerbau vertrat, so wollte man auch einen Richard Cobden nicht, eben weil er entschieden die Stadt und das Fabrikwesen vertheidigte und nolens volens mußte man wieder zu Lord John, wie zu einem Mitteldinge greifen, das zwar Niemand gern wollte, das aber für den Augenblick wenigstens unentbehrlich war.
Mancher Monat ist seitdem geschwunden; und es ist wahrhaft belustigend wie der kleine Lord John noch immer der erste Diener der Königin ist.
Mogte die kommerzielle Krisis einen niegekannten Umfang erreichen, mogte das irische Elend die furchtbarsten Anstrengungen fordern, mogten die westindischen Kolonieen den Raum des Parlementes mit ihren Klagen erfüllen, mogte der unruhige Palmerston bald vor Montevideo bald in Griechenland bald in Portugal hundert und abermals hundert Verwicklungen herbeiführen, mogte er sich bald vor Krakau blamiren und bald dem Duc de Montpensier den Lorbeer jener berüchtigten Heirathsgeschichte überlassen müssen: ‒ der kleine Lord John purzelte dennoch nicht aus dem Sattel, es war wirklich, als ob er reiten könne, es war, als wenn er sich wirklich mit einem Male zu einem großen Manne emporgeschwungen hätte.
Wie gesagt, existirte er aber nur, weil eben kein Andrer da war, der Allen gleichgültiger gewesen, der weniger beneidet worden wäre. Da kam der 24. Februar, es kam die Revolution. Die ehrenwerthen Mitglieder des Parlamentes waren grade sehr zahlreich versammelt, als der Donner des großes Ereignisses die Londoner Gassen durchdröhnte. Sir Robert Peel, der noch wenige Wochen vorher eine stundenlange Rede zum Lobe Louis Philippe's gehalten hatte, war außer sich. Wüthend stürzte er auf die Minister der Königin zu und es war nicht anders, als ob er dem kleinen Lord John das Ruder des Staates plötzlich aus den Händen hätte winden wollen, um den alten Brander England mit der eignen kräftigen Faust an der Klippe aller Gefahren vorbeizulenken.
Lord John Russell mag in jenem Augenblicke wie gewöhnlich gestottert haben:
„Gent ‒ Gent ‒ Gentlemen ‒ hem ‒ Gent ‒ “ jedenfalls war er konsternirt und wie ein anderer Mann vielleicht sehr viel in jenem Momente gethan haben würde, so that Lord John Russell nichts ‒ es war vielleicht sein Glück.
Der furchtbarsten Aufregung folgte bald das bleiche, stille Entsetzen der englischen Bevölkerung. Kaufleute und Fabrikanten verkrochen sich in ihre Häuser wie die Hamster in ihre Löcher. Jeder freute sich, daß zwischen Dover und Boulogne noch ein Streifchen Meer fließt, und keinem fiel es ein, an den Ereignissen jenseits des Kanals auch nur in anderer Weise als in herzinnigen Flüchen und Verwünschungen Theil zu nehmen. Der kleine Lord John war konsternirt, und das ganze Land war konsternirt. Das steife, betrübte Antlitz des Helden der Reform-Bill spiegelte die Stimmung des ganzen Landes wieder. Armer John!
Die ganze englische Politik der letzten vier Monate lag in Lord John Russell's steif traurigem Gesicht; es war die Politik des Stachelschweines, das seinen Kopf zwischen die Beine steckt und in völliger Passivität die spitzen Borsten rings um sich herumstarren läßt. Lord John Russell, der vor dem 24. Februar die Erlaubniß hatte, Alles zu thun, er hatte später die Erlaubniß, Nichts zu thun; Nichts, mit einer Ausnahme: er durfte die Bewegung der Chartisten momentan unterdrücken. ‒ ‒ In allen übrigen Fällen konnte er „Noli me tangere!“ ausrufen. „Rührt mich nicht an, ich bin der kleine Lord John Russell, das politische Stachelschwein. Bleibt mir drei Schritt vom Leibe; ich thue Euch nichts, thut Ihr auch mir nichts.“ Das war die ganze Politik des kleinen Mannes. Zuerst erhebt sich Disraeli im Unterhause und stellt Lord Palmerston, der alle auswärtigen Sünden für den kleinen John zu besorgen hat, wegen der preußisch-dänischen Angelegenheit zu Rede. Der edle Lord versichert, daß seine Vermittelungen auf rein freundschaftlichem Fuße geschehen. ‒ Eine zweite Interpellation erfolgt in Betreff der polnischen Streitigkeiten. Ein Mitglied des Ministeriums bemerkt, daß man ungemeinen Antheil an den Leiden der armen Polen nehme, daß man sich aber nicht weiter in diese Sache einmischen könne. Am 6. Juni bringt Herr Munt die italienische Revolution zur Sprache, und Lord Palmerston erklärt, daß das britische Gouvernement, trotz seiner alten, freundschaftlichen Beziehungen zu dem Kaiser von Oestereich, die lebendigste Sympathie für die hoffentlich erfolgreichen konstitutionellen Bestrebungen der Italiäner fühle, daß es indeß nicht die Absicht habe, irgend wie bei den Ereignissen Italiens zu interveniren. Eine ähnliche Erklärung geschieht in Betreff der Sicilianer und der Neapolitaner und als endlich wegen der spanischen Streitigkeiten ein wahrer Tumult im Unterhause beginnt, da hält Lord Palmerston das Kreuzfeuer seiner Freunde wie seiner Feinde aufs gelassenste aus und begnügt sich schließlich damit, die geschehene Beleidigung sehr ruhig einzustecken.
Nie hat sich die egoistische Politik der Whigs in besserm Glanze gezeigt, als gerade jetzt. Der zitternde Lord John und der alte Dandy Palmerston! wer könnte ein schöneres Paar sehen?
Während ganz Europa im Sturme der Revolution emporrauscht, suchen die großen Briten ihren süßen Handel zu retten. Sie haben recht. England wird nur von Belgien übertroffen.
‒ Ein Privatkorrespondent der „Times“ schreibt diesem Blatt aus dem piemontesischen Hauptquartier (Valleggio) unterm 19. Juni: „Seit unserer absurden Promenade am 14. in die Nähe von Verona ist die Armee in ihren früheren Stellungen, von Goito bis Rivoli, verblieben. Die Folge dieser Unthätigkeit war, daß die Truppen über ihre Offiziere zu klagen anfingen und daß die ebenfalls unbeschäftigten Offiziere die Zeit damit verbringen, die Pläne derer, welche Zufall und nicht Verdienst an die Spitze gestellt, zu verdammen. Da keine dieser Klagen ungegründet war, so wurde damit der Grund zu einer schnellen Demoralisation der Armee gelegt und ich weiß nicht, wohin es kommen könnte, wenn die frühere Indolenz fortdauerte. Wahrscheinlich wurde auch deshalb gestern ein Kriegsrath gehalten und diesen Morgen alle Truppen in Bewegung gesetzt. Es wurde von einem neuen Angriffe auf Verona geredet. Heute Nachmittag soll ein zweiter Kriegsrath in Peschiera gehalten werden. Darf ich den mir gemachten Mittheilungen glauben, so werden wir morgen die obere Etsch überschreiten und die Forts oberhalb Verona angreifen. Gelingt dies, so besetzen wir die Stadt; wenn nicht, so sollen wir sofort ins Venetianische aufbrechen und Vicenza und Padua von den Oestreichern befreien. Ich fürchte, daß Radetzki jetzt so stark ist als Karl Albert und daß Letzterer durch den Uebergang über die Etsch seine Armee blos stellt. Die vortrefflichen Gelegenheiten, diese Operation gefahrlos zu unternehmen und die Oestreicher nach allen Winden hin aus einander zu jagen, hat er unbenutzt gelassen. Es zeigt sich jetzt, daß die Bürger von Verona ganz bestimmt zugesagt, Karl Albert, während Radetzki's Abwesenheit in Vicenza, die Porta Nova zu öffnen. Deßhalb marschirten auch am 13. die Truppen bis 2 Meilen vor die Stadt. Wäre das 12 Stunden früher geschehen, so war ein glücklicher Erfolg gesichert. Allein der König hatte gezögert bis Radetzky Zeit hatte, von Vicenza mit 10,000 Mann zurückzukehren. Um 2 Uhr früh am 14. Juni, als der Angriff beginnen sollte, langte ein Bote in Alpo an ‒ damaligem Hauptquartier, mit der Meldung: es sei zu spät und das Volk hätte wohl gegen eine Garnison von 3000 Mann es versucht, nicht aber jetzt, wo sie 13,000 Mann stark sei. Seitdem großes Mißvergnügen in der Armee. . . . Die Niederlage der 2000 Oestreicher oberhalb Rivoli hat den Muth der Soldaten wieder gehoben. Ueberhaupt sind die Piemontesen, so oft sie mit dem Feinde zusammentrafen, siegreich gewesen. Sie haben aber kein Zutrauen zum kommandirenden General, dessen Unfähigkeit vor Augen liegt; sie haben auch keins zu den strategischen Talenten irgend eines der anderen Generäle … Unsere Reserven langen von Turin hier an. Mehrere mailänder Bataillone sind unterwegs. Am Ende dieser Woche sollen wir, wie es heißt, 27,000 Mann frische Truppen bei uns haben, welche die Mincio-Linie bewachen können, während die Operationsarmee vorrückt.“
Manchester, 28. Juni. Trotz der günstigen Berichte von Indien, günstiger als wir sie seit einem Jahre erhalten haben, und ungeachtet der Ratifizirung des mexikanischen Vertrages, der uns den Frieden in jenen Gegenden sichert, bleibt unser Markt in Folge der verschiedenen europäischen Ereignisse dennoch fortwährend sehr traurig. Bestellungen treffen zwar genug ein, aber Niemand sendet das Geld, womit sie bezahlt werden sollen. Die beklagenswerthe Lage Frankreichs hängt gleich einer finstern Wolke über unserm kommerziellen Horizonte, und die Nachrichten aus Italien erregen nur zu große Besorgniß. Wir müssen warten bis bessere Zeiten kommen. Der Handel wird brillant werden, sobald die Ruhe da draußen wieder hergestellt ist. In unserm eigenen Lande begünstigt uns Alles. Wir haben Aussicht für eine gute und reichliche Aernte, Baumwolle in Menge, Korn täglich zu niedrigern Preisen, kleine Vorräthe unserer Waaren im Auslande, niedriger Diskonto. ‒ Alles das ist geeignet uns emporzuhelfen.
Offene Abschiedsadresse an alle Kameraden. des v. Tann'schen Freicorps.
Gemeinsam mit Euch haben wir bei unserer Reorganisation in Rendsburg der provisorischen Regierung einen Entwurf derjenigen Grundsätze vorgelegt, welche wir als die einzig haltbare Basis des Freischaarenthums erachteten und deren Aufrechthaltung wir als die Bedingung unseres ferneren Verbleibens ansehen mußten. Bereits haben wir in unserer Mitte den Aufbau unserer jenen Grundsätzen entsprechenden Organisation vollendet und Gelegenheit gehabt, ihre Folgen in's Leben sowohl im offenen Gefechte wie in allen andern Verhältnissen unseres Wirkens fruchtbringend zu finden. Kaum aber haben wir Zeit gehabt, die Früchte unserer Einrichtungen zu genießen, so hat man geringfügige Ursachen als Mittel benutzt uns von dem selbst geschaffenen Boden zu verdrängen und auf einen andern zu leiten auf welchem es dem freien Manne nimmer wohl sein kann. Man hat Kleinigkeiten vor das Forum eines Kriegsgerichtes oder Standgerichtes gezogen, obwohl man wußte, daß wir diese Gerichtsformen, nur für das Vorurtheil eines privilegirten Standesunterschiedes geschaffen, weder anerkennen noch uns demselben stellen würden.
Die Versuche, eine gewünschte Einigung herbeizuführen, scheiterten an der Consequenz, womit man den Unterschied zwischen Freischaaren und den Soldaten des alten Systems verwischen will.
So treten wir denn, Kameraden, aus Euerm Verbande aus, so opfern wir denn die begeisterte Lust und den für das Vaterland und seine Freiheit glühend thatkräftigen Willen, für Schleswig-Holstein zu stehen und zu streiten und ziehen, nicht freudig, als freie Männer, wie wir gekommen, von hinnen.
Gewiß verlangt das Vaterland auch anderswo unsern Muth und unsere Gesinnungen.
Lebet wohl, Kameraden! Mit Euch haben wir die Schicksale des, Feldzuges getheilt, mit Euch die Gefahren des Kampfes; theilet auch Ihr nun mit uns die nie verlöschende wohlthuende Erinnerung an die Tage, die wir zusammen verlebten.
Apenrade, den 15. Juni 1848. Die VI. Kompagnie.
An eine hohe provisor. Regierung zu Rendsburg.
Einer hohen provisor. Regierung beehre ich mich die ergebenste Anzeige zu machen, daß die 6. Kompagnie meines Korps aufgelöst und auf dem Rückmarsche nach Rendsburg begriffen ist. Das Festhalten an kommunistischen Prinzipien drohte meiner Ueberzeugung nach die vor dem Feinde so nothwendige Einheit der Führung zu gefährden und ließ daher das Ausscheiden genannter Kompagnie als wünschenswerth erscheinen. Ich verliere die Kompagnie ungern, glaube aber im Interesse des mir anvertrauten Korps auf die herrschend gewordenen Prinzipien nicht eingehen zu dürfen; im Uebrigen kann ich der Kompagnie das beste Zeugniß für ihr Betragen in den Quartieren und im Gefechte ertheilen und ersuche daher eine hohe provis. Regierung den Mitgliedern derselben eine anderweitige Verwendung oder einen ehrenvollen Abschied ertheilen zu wollen, so wie alle jene Vortheile zu gewähren, welche den sich auflösenden Korps zugestanden werden. An dem Gefechte bei Hadersleben nahmen 104 Mitglieder der Kompagnie bei einer Stärke des Korps von 434 Mann Antheil, wonach der Beute-Anspruch sich berechnet.
v. d. Tann.
Handels-Nachrichten. _ Schiffahrts-Anzeige. Köln, 30. Juni 1848.
Angekommen: Chr. Königsfeld von Duisburg.
In Ladung: Nach Ruhrort bis Emmerich Joh. Linkewitz; nach Düsseldorf bis Mühlheim an der Ruhr L. Ducoffre; nach Andernach und Neuwied M. Wiebel; nach Koblenz und der Mosel und Saar Joseph Zeiler; nach der Mosel, nach Trier und der Saar M. J. Deis; nach Bingen Wb. Jonas; nach Mainz J. Hirschmann; nach dem Niedermain Ph. Würges; nach dem Mittel- und Obermain Seb. Seelig; nach Heilbronn Fr. Kühnle; nach Kannstadt und Stuttgart Peter Kühnle; nach Worms und Mannheim J. B. X. Sommer; nach Antwerpen M. Lamers.
Ferner: Nach Rotterdam Kapt. Willemsen, Köln Nr. 6. Ferner: Nach Amsterdam Kapt. Wilson, Köln Nr. 30.
Wasserstand.
Köln, am 30 Juni. Rheinhöhe 8′ 11″.
Bekanntmachung.
Vom 1. Juli a. c. ab wird zur Herstellung einer täglichen Korrespondenz-Verbindung zwischen Eitorf und Uckerath, neben der schon bestehenden wöchentlich viermaligen Kariolpost, noch eine dreimalige Botenpost und zwar am Montage, Mittwoch und Freitage in Gang kommen. Die Abfertigung der Botenpost erfolgt, gleich wie die Kariolpost, aus Eitorf um 5 Uhr früh und aus Uckerath um 8 Uhr Morgens.
Köln, den 28. Juni 1848.
Ober-Postamt Rehfeldt.
Revolution in Köln!!!
Wie macht man in Köln Revolution?
Man bringt Ständchen, läßt Generalmarsch schlagen, damit die Proletarier herankommen.
Ist es wahr, daß die Bürgerkavallerie gestern Abend zwei Kinder übergeritten hat?
Wer hat gestern die Revolution gemacht? Die Proletarier oder die 5. Legion?
Verloren!!!
zwei Pferde der Bürgerkavallerie! Der redliche Finder erhält Futtervergütung.
Da das Theater geschlossen, wäre es wünschenswerth, daß die Bürgerwehr auch ferner für Abendunterhaltung sorgte.
Heute Abend abermals Trommel-Konzert der 5. Legion.
Hat der Bannerführer mit der Bierbasstimme noch keinen Orden bekommen? Da er so freundlich ist, jeden Abend einen 8/4tels Takt blasen zu lassen.
Ein Mädchen, welches die Küche, so wie sein Nähen versteht, und mehrjährige gute Zeugnisse hat, sucht Dienst als Köchin oder zweite Magd. Bescheid gr. Neugasse 18.
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Weitere Informationen:Die angegebenen Seitenzahlen beziehen sich auf die Ausgabe: Neue Rheinische Zeitung. Organ der Demokratie. Bd. 1 (Nummer 1 bis Nummer 183) Köln, 1. Juni 1848 bis 31. Dezember 1848. Glashütten im Taunus, Verlag Detlev Auvermann KG 1973.
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