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Neue Rheinische Zeitung. Nr. 33. Köln, 3. Juli 1848.

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Neue Rheinische Zeitung.
Organ der Demokratie.
No.33. Köln, Montag 3. Juli 1848.

Die "Neue Rheinische Zeitung" erscheint vom 1. Juni an täglich. Bestellungen für das nächste Quartal, Juli bis September, wolle man baldigst machen.

Alle Postämter Deutschlands nehmen Bestellungen an.

Für Frankreich übernehmen Abonnements Herr G. A. Alexandre, Nr. 28, Brandgasse in Straßburg, und 23, rue Notre Dame de Nazareth in Paris; so wie das königliche Ober-Post-Amt in Aachen. Für England die HH. J. J. Ewer & Comp. 72, Newgate Street in London. Für Belgien und Holland die respekt. königlichen Briefpost-Aemter und das Postbüreau zu Lüttich.

Abonnementspreis in Köln vierteljährlich 1 Thlr. 15 Sgr., in allen übrigen Orten Preußens 2 Thlr. 3 Sgr. 9 Pf. Außerhalb Preußens mit Zuschlag des fremden Zeitungsportos. Inserate: die vierspaltige Petitzeile oder deren Raum 1 Sgr. 6 Pf.

Anzeigen aller Art erlangen durch die großen Verbindungen der Zeitung die weiteste Verbreitung.

Uebersicht.

Deutschland. Köln. (Auswärtige deutsche Politik) Berlin. (Vereinbarungsdebatte. - Vermischtes. - Wieder Garde nach Berlin.) Frankfurt. (Debatten über die Centralgewalt. [Schluß.] - Windisch-Grätz und die Czechen.) Mannheim. (Die gefangenen Freischärler.) Ulm. (Soldatenbrutalität.) Kassel. (Excesse).

Französische Republik. (Marrast und Thiers. - Conspiration Marrast-Cavaignac. - Erklärungen des Moniteurs. - Handel der "guten Presse" mit der Chronique scandaleause. - Die Forcats.) Paris. (Die Rache der Bourgeoisie. - Behandlung der Gefangenen. - Details übdr den Kampf. - Kersausie. - Die Katakomben. - Nationalversammlung vom 30. Juni.)

Großbritannien. London. (Noch einige Bemerkungen des "Telgraph" über die Junirevolution. - Unterhaus. Beendigung der Debatte über die Zuckergesetze.)

Schweiz. Basel. (Zschokke.)

Rußland. Orel. (Brand.)

Türkei Smyrna. (Jagd sardinischer Schiffe auf östreichische. - Zustände Griechenlands.)

Amtliche Nachrichten.

Auf Ihren gemeinschaftlichen Bericht vom 9. d. M. genehmige Ich, daß die durch den Erlaß vom 15. August 1829 in Forst-Defraudations-Porzessen für jede abgemachte Sache dem Richter gewährte Renumeration von 21/2 Sgr. fortan in Wegfall kommen, da es bei dem anerkannten Diensteifer und der bewährten Amtstreue der Richter zur pflichtmäßigen Förderung des Geschäftsganges einer solchen Anregung nicht bedarf.

Sanssouci, den 19. Juli 1848.

Friedrich Wilhelm.

Bornemann. Hansemann.

An die Staatsminister Bornemann und Hansemann.

Vorstehende Allerhöchste Ordre ist heute den sämmtlichen königlichen Regierungen zugefertigt mit der Anweisung, die aufgehobene Remuneration vom 1. Juli d. J. ab nicht mehr zu zahlen.

Berlin, den 30. Juni 1848.

Der Finanzminister.

Hansemann.

Die britische Gebühr für rekommandirte Briefe aus Preußen nach dem vereinigten Königreiche von Großbritanien und Irland, welche bisher einen Shilling (10 Sgr.) betrug, ist auf 6 Pence (5 Sgr.) herabgesetzt worden. Es wird daher von jetzt an nur der letztere Betrag von den diesseitigen Korrespondenten erhoben werden. Zugleich wird das Publikum noch darauf aufmerksam gemacht, daß rekommandirte Briefe nur nach dem vereinigten Königreiche selbst, nicht aber im Transit durch dasselbe nach überseeischen Kolonien und Ländern befördert werden können.

Berlin, 28. Juni 1848.

General-Postamt.

Deutschland.
Köln, 2. Juli.

Die Völker an einander zu hetzen,

Der Inhalt dieses Artikels kann aus urheberrechtlichen Gründen nicht angezeigt werden.
103 Berlin, 30. Juni.

Das neue Ministerium hat heute in der Vereinbarerversammlung schwere Schläge erlitten. Der Kriegsminister, welcher nähere Auskunft über die in Spandau vorgenommene Entwaffnung der schleswig-holsteiner Freischärler geben sollte, war nicht selbst zugegen; er hatte, wahrscheinlich weil er voraussah, daß es ihm unmöglich sein würde, sich gegen diesen begründeten Angriff zu vertheidigen, einen Stellvertreter in der Person des Oberstlieutenant v. Griesheim gestellt, welcher erklärte, nichts weiter als die Berichte der Spandauer Kommandantur mittheilen zu können. Diese lauteten dahin, daß die Kommandantur in Spandau vom Polizei-Präsidium in Berlin den Befehl erhalten hätte, die ankommenden Freischärler zu entwaffnen; man werde übrigens die abgenommenen Waffen ihren Eigenthümern keineswegs vorenthalten. Hr. Gries-

Heuler und Wühler.
Hießen Whig und hießen Tory,
Hießen Welf und Ghibelline.
Doch zu Köln am Vater Rheine
Heißen Heuler sie und Wühler.
Wildrepublikan'sche Eber
Wühlen einerseits die Wühler;
Konstitutionelle Wölfe
Heulen schlimmer noch die Heuler.
Welch' Getöse! Herzerschütternd.
Ja, vom Dom zum köln'schen Zelte,
Ja, vom Thürmchen bis zum Bay'nhaus
Poltert's, rast es, grunzt und brummt es.
O entsetzlich ist's! - Kam sonst der
Abend, sieh, da küßten wir und
Tanzten; streuten Blumen, sangen
Vivat, Vivat, Hosiannah!
Gingen froh zum alten Vater,
Trinkrath Thibus, dort die Römer
Keck zu schwingen, bis daß Eos
Stieg empor mit Rosenfingern.
Aber jetzt? - O Zeus, du weißt es:
Unter Ebern, unter Wölfen,
Was ich leide, unter diesen
Deutschen souveränen Bestien.
G. W.
Rachel und die Marseillaise.

Protestiren sollte man dagegen, daß Mademoiselle Rachel, die weltberühmte Schauspielerin, auf dem ersten Theater Frankreichs namentlich dann wenn der Eintritt für Alle frei ist, jenes schreckliche Lied die Marseillaise singt. Die fürchterliche Fertigkeit dieser Künstlerin, die schlechtesten und die wildesten Leidenschaften der menschlichen Brust, als da sind Wuth, Zorn, Raserei und Bosheit, nachzuahmen, kennt Jedermann, durch das Singen der Marseillaise erregt sie indeß einen wahren Tumult des Enthusiasmus. Zu einer Zeit, wo alle Pariser Theater leer waren und keine andern Zuschauer hatten als die nackten, bloßen Bänke, war das Theatre francais Nacht für Nacht bis zu den Gallerien hinauf vollgepropft, weil Jeder diesem seltsamsten aller Schauspiele zuzusehen wünschte. Wenn man die Schwelle des Theaters überschritt, so war es natürlich, daß man in Rachel'n eine Jungfrau von Orleans zu schauen dachte, welche ein Volk zur Schlacht und zum Siege leiten würde. Aber wie getäuscht fand man sich in seinen poetischen Phantastereien, wenn sie nun beim Singen jener patriotischen Hymne, zwar groß, energisch und gewaltig aber dennoch voll von Haß, voll von Rache und Blutdurst erschien! "Zu den Waffen" ruft sie, wie der Satan dem Chor der Verfluchten kommandirt haben mag. Nicht für einen Augenblick ist sie jener rächende Engel, den der Himmel einem armen, gepeinigten Lande zum Schutze hinabschickt, nein, dem Dämon der Finsterniß gleicht sie, Zerstörung und Tod verbreitend aus der bloßen Lust am Tode und der Zerstörung. "Ihre Verehrer nennen sie eine Muse"; nun wohl, so ist sie die Muse der Rache, die Muse der Bosheit, die Muse des Blutes! Sie dämpft ihre Stimme bei den Worten: "Amour sacre de la patrie" - aber mit welcher infernalischen Bitterkeit singt sie dieselben! Nicht ein einziger Hauch der Liebe ist in ihrer Stimme; jeder Ton athmet nur Haß, Haß, Haß, mit aller Bitterkeit des entsetzlichsten Hasses. Wie leuchtet ihr Auge von Wuth, Zorn und Rache bei dem ganzen Vortrage! Man glaubt unwillkührlich, sie müsse ein persönliches Unrecht an der Gesellschaft zu rächen haben, so leicht und natürlich entfließt die blutdürstigste aller Rasereien ihren bebenden Lippen; ein kalter Schauer durchzuckt uns vom Kopf bis zur Zehe, unser Haar sträubt sich, und gern möchten wir uns vor Abscheu und Schrecken hinwegwenden, wenn sie uns nicht fesselte durch ihre grandios-energischen Bewegungen, durch den ganzen Reiz ihrer plastischen Schönheit. Ja, wollte ein Bildhauer das wahre Modell eines Racheengels studieren, er könnte kein besseres finden als an der Rachel, wenn sie die Marseillaise singt. Das Gefesseltsein der Zuhörer macht aber eben das Gefährliche des ganzen Vortrages. Hunderte von Zuschauern, welche wie rasend applaudiren, verlassen das Theater, indem sie unwillkührlich die schrecklichsten und tödtlichsten Leidenschaften der menschlichen Brust mit der Marseillaise in Verbindung bringen. Wuth durchtobt sie mit der Erinnerung an das Vernommene, vor ihren Augen schwebt die Gestalt der dämonischen Künstlerin, und ohne zu wissen, murmeln sie die Melodie jenes Liedes mit demselben Gefühle des Hasses, der Rache und des Blutdurstes.

O wehe dieser Künstlerin, welche die Bürger Frankreichs mit solchen Gesinnungen erfüllt; wehe derjenigen, die ihrer Gewalt über die Massen bewußt, sie so entsetzlich mißbraucht; wehe ihr, die statt zu beruhigen nur aufregt und zur Raserei hinwegreißt. Ja, Wehe und Fluch diesem schrecklichen Weibe!

(Blackwood's Magazine.)

- Hier in Berlin trug es sich kürzlich zu, daß einem Laufburschen der Hayn'schen Druckerei, welcher zufällig ein rothes Federchen an seine Mütze gesteckt hatte, dieses Federchen von einem Bürgerwehrpiket gewaltsam von der Mütze gerissen wurde; von den Ochsen ist es übrigens bekannt, daß sie, gleich den Putern, einen Widerwillen gegen die rothe Farbe haben.

(B. Z.-H.)
Neue Rheinische Zeitung.
Organ der Demokratie.
No.33. Köln, Montag 3. Juli 1848.

Die „Neue Rheinische Zeitung“ erscheint vom 1. Juni an täglich. Bestellungen für das nächste Quartal, Juli bis September, wolle man baldigst machen.

Alle Postämter Deutschlands nehmen Bestellungen an.

Für Frankreich übernehmen Abonnements Herr G. A. Alexandre, Nr. 28, Brandgasse in Straßburg, und 23, rue Notre Dame de Nazareth in Paris; so wie das königliche Ober-Post-Amt in Aachen. Für England die HH. J. J. Ewer & Comp. 72, Newgate Street in London. Für Belgien und Holland die respekt. königlichen Briefpost-Aemter und das Postbüreau zu Lüttich.

Abonnementspreis in Köln vierteljährlich 1 Thlr. 15 Sgr., in allen übrigen Orten Preußens 2 Thlr. 3 Sgr. 9 Pf. Außerhalb Preußens mit Zuschlag des fremden Zeitungsportos. Inserate: die vierspaltige Petitzeile oder deren Raum 1 Sgr. 6 Pf.

Anzeigen aller Art erlangen durch die großen Verbindungen der Zeitung die weiteste Verbreitung.

Uebersicht.

Deutschland. Köln. (Auswärtige deutsche Politik) Berlin. (Vereinbarungsdebatte. ‒ Vermischtes. ‒ Wieder Garde nach Berlin.) Frankfurt. (Debatten über die Centralgewalt. [Schluß.] ‒ Windisch-Grätz und die Czechen.) Mannheim. (Die gefangenen Freischärler.) Ulm. (Soldatenbrutalität.) Kassel. (Excesse).

Französische Republik. (Marrast und Thiers. ‒ Conspiration Marrast-Cavaignac. ‒ Erklärungen des Moniteurs. ‒ Handel der „guten Presse“ mit der Chronique scandaleûse. ‒ Die Forçats.) Paris. (Die Rache der Bourgeoisie. ‒ Behandlung der Gefangenen. ‒ Details übdr den Kampf. ‒ Kersausie. ‒ Die Katakomben. ‒ Nationalversammlung vom 30. Juni.)

Großbritannien. London. (Noch einige Bemerkungen des „Telgraph“ über die Junirevolution. ‒ Unterhaus. Beendigung der Debatte über die Zuckergesetze.)

Schweiz. Basel. (Zschokke.)

Rußland. Orel. (Brand.)

Türkei Smyrna. (Jagd sardinischer Schiffe auf östreichische. ‒ Zustände Griechenlands.)

Amtliche Nachrichten.

Auf Ihren gemeinschaftlichen Bericht vom 9. d. M. genehmige Ich, daß die durch den Erlaß vom 15. August 1829 in Forst-Defraudations-Porzessen für jede abgemachte Sache dem Richter gewährte Renumeration von 21/2 Sgr. fortan in Wegfall kommen, da es bei dem anerkannten Diensteifer und der bewährten Amtstreue der Richter zur pflichtmäßigen Förderung des Geschäftsganges einer solchen Anregung nicht bedarf.

Sanssouci, den 19. Juli 1848.

Friedrich Wilhelm.

Bornemann. Hansemann.

An die Staatsminister Bornemann und Hansemann.

Vorstehende Allerhöchste Ordre ist heute den sämmtlichen königlichen Regierungen zugefertigt mit der Anweisung, die aufgehobene Remuneration vom 1. Juli d. J. ab nicht mehr zu zahlen.

Berlin, den 30. Juni 1848.

Der Finanzminister.

Hansemann.

Die britische Gebühr für rekommandirte Briefe aus Preußen nach dem vereinigten Königreiche von Großbritanien und Irland, welche bisher einen Shilling (10 Sgr.) betrug, ist auf 6 Pence (5 Sgr.) herabgesetzt worden. Es wird daher von jetzt an nur der letztere Betrag von den diesseitigen Korrespondenten erhoben werden. Zugleich wird das Publikum noch darauf aufmerksam gemacht, daß rekommandirte Briefe nur nach dem vereinigten Königreiche selbst, nicht aber im Transit durch dasselbe nach überseeischen Kolonien und Ländern befördert werden können.

Berlin, 28. Juni 1848.

General-Postamt.

Deutschland.
Köln, 2. Juli.

Die Völker an einander zu hetzen,

Der Inhalt dieses Artikels kann aus urheberrechtlichen Gründen nicht angezeigt werden.
103 Berlin, 30. Juni.

Das neue Ministerium hat heute in der Vereinbarerversammlung schwere Schläge erlitten. Der Kriegsminister, welcher nähere Auskunft über die in Spandau vorgenommene Entwaffnung der schleswig-holsteiner Freischärler geben sollte, war nicht selbst zugegen; er hatte, wahrscheinlich weil er voraussah, daß es ihm unmöglich sein würde, sich gegen diesen begründeten Angriff zu vertheidigen, einen Stellvertreter in der Person des Oberstlieutenant v. Griesheim gestellt, welcher erklärte, nichts weiter als die Berichte der Spandauer Kommandantur mittheilen zu können. Diese lauteten dahin, daß die Kommandantur in Spandau vom Polizei-Präsidium in Berlin den Befehl erhalten hätte, die ankommenden Freischärler zu entwaffnen; man werde übrigens die abgenommenen Waffen ihren Eigenthümern keineswegs vorenthalten. Hr. Gries-

Heuler und Wühler.
Hießen Whig und hießen Tory,
Hießen Welf und Ghibelline.
Doch zu Köln am Vater Rheine
Heißen Heuler sie und Wühler.
Wildrepublikan'sche Eber
Wühlen einerseits die Wühler;
Konstitutionelle Wölfe
Heulen schlimmer noch die Heuler.
Welch' Getöse! Herzerschütternd.
Ja, vom Dom zum köln'schen Zelte,
Ja, vom Thürmchen bis zum Bay'nhaus
Poltert's, rast es, grunzt und brummt es.
O entsetzlich ist's! ‒ Kam sonst der
Abend, sieh, da küßten wir und
Tanzten; streuten Blumen, sangen
Vivat, Vivat, Hosiannah!
Gingen froh zum alten Vater,
Trinkrath Thibus, dort die Römer
Keck zu schwingen, bis daß Eos
Stieg empor mit Rosenfingern.
Aber jetzt? ‒ O Zeus, du weißt es:
Unter Ebern, unter Wölfen,
Was ich leide, unter diesen
Deutschen souveränen Bestien.
G. W.
Rachel und die Marseillaise.

Protestiren sollte man dagegen, daß Mademoiselle Rachel, die weltberühmte Schauspielerin, auf dem ersten Theater Frankreichs namentlich dann wenn der Eintritt für Alle frei ist, jenes schreckliche Lied die Marseillaise singt. Die fürchterliche Fertigkeit dieser Künstlerin, die schlechtesten und die wildesten Leidenschaften der menschlichen Brust, als da sind Wuth, Zorn, Raserei und Bosheit, nachzuahmen, kennt Jedermann, durch das Singen der Marseillaise erregt sie indeß einen wahren Tumult des Enthusiasmus. Zu einer Zeit, wo alle Pariser Theater leer waren und keine andern Zuschauer hatten als die nackten, bloßen Bänke, war das Theatre français Nacht für Nacht bis zu den Gallerien hinauf vollgepropft, weil Jeder diesem seltsamsten aller Schauspiele zuzusehen wünschte. Wenn man die Schwelle des Theaters überschritt, so war es natürlich, daß man in Rachel'n eine Jungfrau von Orleans zu schauen dachte, welche ein Volk zur Schlacht und zum Siege leiten würde. Aber wie getäuscht fand man sich in seinen poetischen Phantastereien, wenn sie nun beim Singen jener patriotischen Hymne, zwar groß, energisch und gewaltig aber dennoch voll von Haß, voll von Rache und Blutdurst erschien! „Zu den Waffen“ ruft sie, wie der Satan dem Chor der Verfluchten kommandirt haben mag. Nicht für einen Augenblick ist sie jener rächende Engel, den der Himmel einem armen, gepeinigten Lande zum Schutze hinabschickt, nein, dem Dämon der Finsterniß gleicht sie, Zerstörung und Tod verbreitend aus der bloßen Lust am Tode und der Zerstörung. „Ihre Verehrer nennen sie eine Muse“; nun wohl, so ist sie die Muse der Rache, die Muse der Bosheit, die Muse des Blutes! Sie dämpft ihre Stimme bei den Worten: „Amour sacré de la patrie“ ‒ aber mit welcher infernalischen Bitterkeit singt sie dieselben! Nicht ein einziger Hauch der Liebe ist in ihrer Stimme; jeder Ton athmet nur Haß, Haß, Haß, mit aller Bitterkeit des entsetzlichsten Hasses. Wie leuchtet ihr Auge von Wuth, Zorn und Rache bei dem ganzen Vortrage! Man glaubt unwillkührlich, sie müsse ein persönliches Unrecht an der Gesellschaft zu rächen haben, so leicht und natürlich entfließt die blutdürstigste aller Rasereien ihren bebenden Lippen; ein kalter Schauer durchzuckt uns vom Kopf bis zur Zehe, unser Haar sträubt sich, und gern möchten wir uns vor Abscheu und Schrecken hinwegwenden, wenn sie uns nicht fesselte durch ihre grandios-energischen Bewegungen, durch den ganzen Reiz ihrer plastischen Schönheit. Ja, wollte ein Bildhauer das wahre Modell eines Racheengels studieren, er könnte kein besseres finden als an der Rachel, wenn sie die Marseillaise singt. Das Gefesseltsein der Zuhörer macht aber eben das Gefährliche des ganzen Vortrages. Hunderte von Zuschauern, welche wie rasend applaudiren, verlassen das Theater, indem sie unwillkührlich die schrecklichsten und tödtlichsten Leidenschaften der menschlichen Brust mit der Marseillaise in Verbindung bringen. Wuth durchtobt sie mit der Erinnerung an das Vernommene, vor ihren Augen schwebt die Gestalt der dämonischen Künstlerin, und ohne zu wissen, murmeln sie die Melodie jenes Liedes mit demselben Gefühle des Hasses, der Rache und des Blutdurstes.

O wehe dieser Künstlerin, welche die Bürger Frankreichs mit solchen Gesinnungen erfüllt; wehe derjenigen, die ihrer Gewalt über die Massen bewußt, sie so entsetzlich mißbraucht; wehe ihr, die statt zu beruhigen nur aufregt und zur Raserei hinwegreißt. Ja, Wehe und Fluch diesem schrecklichen Weibe!

(Blackwood's Magazine.)

‒ Hier in Berlin trug es sich kürzlich zu, daß einem Laufburschen der Hayn'schen Druckerei, welcher zufällig ein rothes Federchen an seine Mütze gesteckt hatte, dieses Federchen von einem Bürgerwehrpiket gewaltsam von der Mütze gerissen wurde; von den Ochsen ist es übrigens bekannt, daß sie, gleich den Putern, einen Widerwillen gegen die rothe Farbe haben.

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          <head><bibl><author>103</author></bibl> Berlin, 30. Juni.</head>
          <p>Das neue Ministerium hat heute in der Vereinbarerversammlung schwere Schläge                         erlitten. Der Kriegsminister, welcher nähere Auskunft über die in Spandau                         vorgenommene Entwaffnung der schleswig-holsteiner Freischärler geben sollte,                         war nicht selbst zugegen; er hatte, wahrscheinlich weil er voraussah, daß es                         ihm unmöglich sein würde, sich gegen diesen begründeten Angriff zu                         vertheidigen, einen Stellvertreter in der Person des Oberstlieutenant v.                         Griesheim gestellt, welcher erklärte, nichts weiter als die Berichte der                         Spandauer Kommandantur mittheilen zu können. Diese lauteten dahin, daß die                         Kommandantur in Spandau vom Polizei-Präsidium in Berlin den Befehl erhalten                         hätte, die ankommenden Freischärler zu entwaffnen; man werde übrigens die                         abgenommenen Waffen ihren Eigenthümern keineswegs vorenthalten. Hr.                         Gries-</p>
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            <head> <hi rendition="#b">Heuler und Wühler.</hi> </head>
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          <bibl>G. W.</bibl>
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          <head>Rachel und die Marseillaise.</head>
          <p>Protestiren sollte man dagegen, daß Mademoiselle Rachel, die weltberühmte                         Schauspielerin, auf dem ersten Theater Frankreichs namentlich dann wenn der                         Eintritt für Alle frei ist, jenes schreckliche Lied die Marseillaise singt.                         Die fürchterliche Fertigkeit dieser Künstlerin, die schlechtesten und die                         wildesten Leidenschaften der menschlichen Brust, als da sind Wuth, Zorn,                         Raserei und Bosheit, nachzuahmen, kennt Jedermann, durch das Singen der                         Marseillaise erregt sie indeß einen wahren Tumult des Enthusiasmus. Zu einer                         Zeit, wo alle Pariser Theater leer waren und keine andern Zuschauer hatten                         als die nackten, bloßen Bänke, war das Theatre français Nacht für Nacht bis                         zu den Gallerien hinauf vollgepropft, weil Jeder diesem seltsamsten aller                         Schauspiele zuzusehen wünschte. Wenn man die Schwelle des Theaters                         überschritt, so war es natürlich, daß man in Rachel'n eine Jungfrau von                         Orleans zu schauen dachte, welche ein Volk zur Schlacht und zum Siege leiten                         würde. Aber wie getäuscht fand man sich in seinen poetischen Phantastereien,                         wenn sie nun beim Singen jener patriotischen Hymne, zwar groß, energisch und                         gewaltig aber dennoch voll von Haß, voll von Rache und Blutdurst erschien!                         &#x201E;Zu den Waffen&#x201C; ruft sie, wie der Satan dem Chor der Verfluchten kommandirt                         haben mag. Nicht für einen Augenblick ist sie jener rächende Engel, den der                         Himmel einem armen, gepeinigten Lande zum Schutze hinabschickt, nein, dem                         Dämon der Finsterniß gleicht sie, Zerstörung und Tod verbreitend aus der                         bloßen Lust am Tode und der Zerstörung. &#x201E;Ihre Verehrer nennen sie eine                         Muse&#x201C;; nun wohl, so ist sie die Muse der Rache, die Muse der Bosheit, die                         Muse des Blutes! Sie dämpft ihre Stimme bei den Worten: &#x201E;Amour sacré de la                         patrie&#x201C; &#x2012; aber mit welcher infernalischen Bitterkeit singt sie dieselben!                         Nicht ein einziger Hauch der Liebe ist in ihrer Stimme; jeder Ton athmet nur                         Haß, Haß, Haß, mit aller Bitterkeit des entsetzlichsten Hasses. Wie leuchtet                         ihr Auge von Wuth, Zorn und Rache bei dem ganzen Vortrage! Man glaubt                         unwillkührlich, sie müsse ein persönliches Unrecht an der Gesellschaft zu                         rächen haben, so leicht und natürlich entfließt die blutdürstigste aller                         Rasereien ihren bebenden Lippen; ein kalter Schauer durchzuckt uns vom Kopf                         bis zur Zehe, unser Haar sträubt sich, und gern möchten wir uns vor Abscheu                         und Schrecken hinwegwenden, wenn sie uns nicht fesselte durch ihre                         grandios-energischen Bewegungen, durch den ganzen Reiz ihrer plastischen                         Schönheit. Ja, wollte ein Bildhauer das wahre Modell eines Racheengels                         studieren, er könnte kein besseres finden als an der Rachel, wenn sie die                         Marseillaise singt. Das Gefesseltsein der Zuhörer macht aber eben das                         Gefährliche des ganzen Vortrages. Hunderte von Zuschauern, welche wie rasend                         applaudiren, verlassen das Theater, indem sie unwillkührlich die                         schrecklichsten und tödtlichsten Leidenschaften der menschlichen Brust mit                         der Marseillaise in Verbindung bringen. Wuth durchtobt sie mit der                         Erinnerung an das Vernommene, vor ihren Augen schwebt die Gestalt der                         dämonischen Künstlerin, und ohne zu wissen, murmeln sie die Melodie jenes                         Liedes mit demselben Gefühle des Hasses, der Rache und des Blutdurstes.</p>
          <p>O wehe dieser Künstlerin, welche die Bürger Frankreichs mit solchen                         Gesinnungen erfüllt; wehe derjenigen, die ihrer Gewalt über die Massen                         bewußt, sie so entsetzlich mißbraucht; wehe ihr, die statt zu beruhigen nur                         aufregt und zur Raserei hinwegreißt. Ja, Wehe und Fluch diesem schrecklichen                         Weibe!</p>
          <bibl>(Blackwood's Magazine.)</bibl>
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          <p>&#x2012; Hier in Berlin trug es sich kürzlich zu, daß einem Laufburschen der                         Hayn'schen Druckerei, welcher zufällig ein rothes Federchen an seine Mütze                         gesteckt hatte, dieses Federchen von einem Bürgerwehrpiket gewaltsam von der                         Mütze gerissen wurde; von den Ochsen ist es übrigens bekannt, daß sie,                         gleich den Putern, einen Widerwillen gegen die rothe Farbe haben.</p>
          <bibl>(B. Z.-H.)</bibl>
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[0163/0001] Neue Rheinische Zeitung.Organ der Demokratie.No.33. Köln, Montag 3. Juli 1848. Die „Neue Rheinische Zeitung“ erscheint vom 1. Juni an täglich. Bestellungen für das nächste Quartal, Juli bis September, wolle man baldigst machen. Alle Postämter Deutschlands nehmen Bestellungen an. Für Frankreich übernehmen Abonnements Herr G. A. Alexandre, Nr. 28, Brandgasse in Straßburg, und 23, rue Notre Dame de Nazareth in Paris; so wie das königliche Ober-Post-Amt in Aachen. Für England die HH. J. J. Ewer & Comp. 72, Newgate Street in London. Für Belgien und Holland die respekt. königlichen Briefpost-Aemter und das Postbüreau zu Lüttich. Abonnementspreis in Köln vierteljährlich 1 Thlr. 15 Sgr., in allen übrigen Orten Preußens 2 Thlr. 3 Sgr. 9 Pf. Außerhalb Preußens mit Zuschlag des fremden Zeitungsportos. Inserate: die vierspaltige Petitzeile oder deren Raum 1 Sgr. 6 Pf. Anzeigen aller Art erlangen durch die großen Verbindungen der Zeitung die weiteste Verbreitung. Uebersicht. Deutschland. Köln. (Auswärtige deutsche Politik) Berlin. (Vereinbarungsdebatte. ‒ Vermischtes. ‒ Wieder Garde nach Berlin.) Frankfurt. (Debatten über die Centralgewalt. [Schluß.] ‒ Windisch-Grätz und die Czechen.) Mannheim. (Die gefangenen Freischärler.) Ulm. (Soldatenbrutalität.) Kassel. (Excesse). Französische Republik. (Marrast und Thiers. ‒ Conspiration Marrast-Cavaignac. ‒ Erklärungen des Moniteurs. ‒ Handel der „guten Presse“ mit der Chronique scandaleûse. ‒ Die Forçats.) Paris. (Die Rache der Bourgeoisie. ‒ Behandlung der Gefangenen. ‒ Details übdr den Kampf. ‒ Kersausie. ‒ Die Katakomben. ‒ Nationalversammlung vom 30. Juni.) Großbritannien. London. (Noch einige Bemerkungen des „Telgraph“ über die Junirevolution. ‒ Unterhaus. Beendigung der Debatte über die Zuckergesetze.) Schweiz. Basel. (Zschokke.) Rußland. Orel. (Brand.) Türkei Smyrna. (Jagd sardinischer Schiffe auf östreichische. ‒ Zustände Griechenlands.) Amtliche Nachrichten. Auf Ihren gemeinschaftlichen Bericht vom 9. d. M. genehmige Ich, daß die durch den Erlaß vom 15. August 1829 in Forst-Defraudations-Porzessen für jede abgemachte Sache dem Richter gewährte Renumeration von 21/2 Sgr. fortan in Wegfall kommen, da es bei dem anerkannten Diensteifer und der bewährten Amtstreue der Richter zur pflichtmäßigen Förderung des Geschäftsganges einer solchen Anregung nicht bedarf. Sanssouci, den 19. Juli 1848. Friedrich Wilhelm. Bornemann. Hansemann. An die Staatsminister Bornemann und Hansemann. Vorstehende Allerhöchste Ordre ist heute den sämmtlichen königlichen Regierungen zugefertigt mit der Anweisung, die aufgehobene Remuneration vom 1. Juli d. J. ab nicht mehr zu zahlen. Berlin, den 30. Juni 1848. Der Finanzminister. Hansemann. Die britische Gebühr für rekommandirte Briefe aus Preußen nach dem vereinigten Königreiche von Großbritanien und Irland, welche bisher einen Shilling (10 Sgr.) betrug, ist auf 6 Pence (5 Sgr.) herabgesetzt worden. Es wird daher von jetzt an nur der letztere Betrag von den diesseitigen Korrespondenten erhoben werden. Zugleich wird das Publikum noch darauf aufmerksam gemacht, daß rekommandirte Briefe nur nach dem vereinigten Königreiche selbst, nicht aber im Transit durch dasselbe nach überseeischen Kolonien und Ländern befördert werden können. Berlin, 28. Juni 1848. General-Postamt. Deutschland. Köln, 2. Juli. Die Völker an einander zu hetzen, _ 103 Berlin, 30. Juni. Das neue Ministerium hat heute in der Vereinbarerversammlung schwere Schläge erlitten. Der Kriegsminister, welcher nähere Auskunft über die in Spandau vorgenommene Entwaffnung der schleswig-holsteiner Freischärler geben sollte, war nicht selbst zugegen; er hatte, wahrscheinlich weil er voraussah, daß es ihm unmöglich sein würde, sich gegen diesen begründeten Angriff zu vertheidigen, einen Stellvertreter in der Person des Oberstlieutenant v. Griesheim gestellt, welcher erklärte, nichts weiter als die Berichte der Spandauer Kommandantur mittheilen zu können. Diese lauteten dahin, daß die Kommandantur in Spandau vom Polizei-Präsidium in Berlin den Befehl erhalten hätte, die ankommenden Freischärler zu entwaffnen; man werde übrigens die abgenommenen Waffen ihren Eigenthümern keineswegs vorenthalten. Hr. Gries- Heuler und Wühler. Hießen Whig und hießen Tory, Hießen Welf und Ghibelline. Doch zu Köln am Vater Rheine Heißen Heuler sie und Wühler. Wildrepublikan'sche Eber Wühlen einerseits die Wühler; Konstitutionelle Wölfe Heulen schlimmer noch die Heuler. Welch' Getöse! Herzerschütternd. Ja, vom Dom zum köln'schen Zelte, Ja, vom Thürmchen bis zum Bay'nhaus Poltert's, rast es, grunzt und brummt es. O entsetzlich ist's! ‒ Kam sonst der Abend, sieh, da küßten wir und Tanzten; streuten Blumen, sangen Vivat, Vivat, Hosiannah! Gingen froh zum alten Vater, Trinkrath Thibus, dort die Römer Keck zu schwingen, bis daß Eos Stieg empor mit Rosenfingern. Aber jetzt? ‒ O Zeus, du weißt es: Unter Ebern, unter Wölfen, Was ich leide, unter diesen Deutschen souveränen Bestien. G. W. Rachel und die Marseillaise. Protestiren sollte man dagegen, daß Mademoiselle Rachel, die weltberühmte Schauspielerin, auf dem ersten Theater Frankreichs namentlich dann wenn der Eintritt für Alle frei ist, jenes schreckliche Lied die Marseillaise singt. Die fürchterliche Fertigkeit dieser Künstlerin, die schlechtesten und die wildesten Leidenschaften der menschlichen Brust, als da sind Wuth, Zorn, Raserei und Bosheit, nachzuahmen, kennt Jedermann, durch das Singen der Marseillaise erregt sie indeß einen wahren Tumult des Enthusiasmus. Zu einer Zeit, wo alle Pariser Theater leer waren und keine andern Zuschauer hatten als die nackten, bloßen Bänke, war das Theatre français Nacht für Nacht bis zu den Gallerien hinauf vollgepropft, weil Jeder diesem seltsamsten aller Schauspiele zuzusehen wünschte. Wenn man die Schwelle des Theaters überschritt, so war es natürlich, daß man in Rachel'n eine Jungfrau von Orleans zu schauen dachte, welche ein Volk zur Schlacht und zum Siege leiten würde. Aber wie getäuscht fand man sich in seinen poetischen Phantastereien, wenn sie nun beim Singen jener patriotischen Hymne, zwar groß, energisch und gewaltig aber dennoch voll von Haß, voll von Rache und Blutdurst erschien! „Zu den Waffen“ ruft sie, wie der Satan dem Chor der Verfluchten kommandirt haben mag. Nicht für einen Augenblick ist sie jener rächende Engel, den der Himmel einem armen, gepeinigten Lande zum Schutze hinabschickt, nein, dem Dämon der Finsterniß gleicht sie, Zerstörung und Tod verbreitend aus der bloßen Lust am Tode und der Zerstörung. „Ihre Verehrer nennen sie eine Muse“; nun wohl, so ist sie die Muse der Rache, die Muse der Bosheit, die Muse des Blutes! Sie dämpft ihre Stimme bei den Worten: „Amour sacré de la patrie“ ‒ aber mit welcher infernalischen Bitterkeit singt sie dieselben! Nicht ein einziger Hauch der Liebe ist in ihrer Stimme; jeder Ton athmet nur Haß, Haß, Haß, mit aller Bitterkeit des entsetzlichsten Hasses. Wie leuchtet ihr Auge von Wuth, Zorn und Rache bei dem ganzen Vortrage! Man glaubt unwillkührlich, sie müsse ein persönliches Unrecht an der Gesellschaft zu rächen haben, so leicht und natürlich entfließt die blutdürstigste aller Rasereien ihren bebenden Lippen; ein kalter Schauer durchzuckt uns vom Kopf bis zur Zehe, unser Haar sträubt sich, und gern möchten wir uns vor Abscheu und Schrecken hinwegwenden, wenn sie uns nicht fesselte durch ihre grandios-energischen Bewegungen, durch den ganzen Reiz ihrer plastischen Schönheit. Ja, wollte ein Bildhauer das wahre Modell eines Racheengels studieren, er könnte kein besseres finden als an der Rachel, wenn sie die Marseillaise singt. Das Gefesseltsein der Zuhörer macht aber eben das Gefährliche des ganzen Vortrages. Hunderte von Zuschauern, welche wie rasend applaudiren, verlassen das Theater, indem sie unwillkührlich die schrecklichsten und tödtlichsten Leidenschaften der menschlichen Brust mit der Marseillaise in Verbindung bringen. Wuth durchtobt sie mit der Erinnerung an das Vernommene, vor ihren Augen schwebt die Gestalt der dämonischen Künstlerin, und ohne zu wissen, murmeln sie die Melodie jenes Liedes mit demselben Gefühle des Hasses, der Rache und des Blutdurstes. O wehe dieser Künstlerin, welche die Bürger Frankreichs mit solchen Gesinnungen erfüllt; wehe derjenigen, die ihrer Gewalt über die Massen bewußt, sie so entsetzlich mißbraucht; wehe ihr, die statt zu beruhigen nur aufregt und zur Raserei hinwegreißt. Ja, Wehe und Fluch diesem schrecklichen Weibe! (Blackwood's Magazine.) ‒ Hier in Berlin trug es sich kürzlich zu, daß einem Laufburschen der Hayn'schen Druckerei, welcher zufällig ein rothes Federchen an seine Mütze gesteckt hatte, dieses Federchen von einem Bürgerwehrpiket gewaltsam von der Mütze gerissen wurde; von den Ochsen ist es übrigens bekannt, daß sie, gleich den Putern, einen Widerwillen gegen die rothe Farbe haben. (B. Z.-H.)

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Kommentar zur DTA-Ausgabe

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Marx-Engels-Gesamtausgabe: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-20T13:08:10Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jürgen Herres: Konvertierung TUSTEP nach XML (2017-03-20T13:08:10Z)
Maria Ermakova, Benjamin Fiechter, Susanne Haaf, Frank Wiegand: Konvertierung XML nach DTA-Basisformat (2017-03-20T13:08:10Z)

Weitere Informationen:

Die angegebenen Seitenzahlen beziehen sich auf die Ausgabe: Neue Rheinische Zeitung. Organ der Demokratie. Bd. 1 (Nummer 1 bis Nummer 183) Köln, 1. Juni 1848 bis 31. Dezember 1848. Glashütten im Taunus, Verlag Detlev Auvermann KG 1973.




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Zitationshilfe: Neue Rheinische Zeitung. Nr. 33. Köln, 3. Juli 1848, S. 0163. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_nrhz033_1848/1>, abgerufen am 21.11.2024.