Neue Rheinische Zeitung. Nr. 33. Köln, 3. Juli 1848.tär und Volk; es heißt, daß die Stadt, welche sich in vollem Aufruhr befindet, an mehreren Orten in Brand stehe. Französische Republik.
* Die Leser der "Neuen Rheinischen Zeitung" haben wir fortwährend auf die Intriguen der Partei des "National," verkörpert in Marrast, aufmerksam gemacht. [#] - Man hat die Nationalgarden von Belleville aufgelöst. Die Auflösung eines Korps Nationalgarde nach dem andern beweist, wie wenig wirkliche Sympathien die Junirevolution besaß und daß sie nur die Auflehnung einer "geringen Minorität" gegen das ganze Land war. - Folgendes Faktum, von der "Union" mitgetheilt, das in der Nationalversammlung zu Interpellationen Anlaß geben wird, wirft ein neues Licht auf die Intriguen der Partei des National und erklärt, warum der Maire von Paris, Marrast und der ihm angehörige Pentarch Marie gleichzeitig die Arbeiter zur Verzweiflung zu treiben suchten. Man höre: "Eine telegraphische Depesche von Paris, veröffentlicht durch ein algierisches Journal, l'Akhbar, kündigte unter dem 15. Juni die Abdankung der Exekutiv-Kommission und ihre Ersetzung durch die Herren Marrast, Berger und Cavaignac an." Und unter wessen Obhut steht der algierische Telegraph? Unter der des Kriegsministers. Und wer war Kriegsminister? Cavaignac. Der "Peuple constituant" sagt: "Nach dem Lügenblatt, dem Constitutionnel, soll Herr Deflotte, Schiffslieutenant, am Abend des 22. Juni, in der Sitzung des Club du peuple, die Schlacht vom 23. vorher angesagt haben. Dieses Anekdötchen ist gänzlich erdichtet. Seit einigen Tagen treiben gewisse Journale einen unwürdigen Handel mit schauerlich gehässigen Chroniken. Pistole und Dolch sind schon abgegriffene Effektmittel. Die Vergiftung spielt eine mannigfach variirte Rolle. Sie verfielfacht sich unter allen Formen. Hier Frauen, die vergifteten Brandtwein verkaufen; dort Hausirer, die den Soldaten vergiftete Cigarren anbieten, deren tödtliche Folgen sie sofort verspüren. Wir sprechen nicht einmal von den Verstümmlungen, abgeschnittnen Köpfen, blutwilden Rachethaten, deren Wiederholungen sich von selbst versteht bei Leuten, welche die Plünderung und die Nothzucht organisirt hatten. Bei jedem Gefangnen, wer weiß es nicht, hat man Beweisstücke dieser unbarmherzigen Teufelswuth gefunden. Vor allem, sagt man, wollten die Insurgenten tödten. Die einfache Kugel, die gehackte Kugel, gewöhnliches Geschoß, geben nicht sicher genug den Tod. Stücke von oxydirtem Kupfer, oder besser noch, kleine Kupferröhren, gefüllt mit Pulver, und dergestalt mit einem Zunder versehn, daß sie in der Wunde sich entladen mußten, - mit solchen Ingredienzen luden die Insurgenten ihre Gewehre. Wir brechen ab; denn, um ernsthbft zu sprechen, sind diese Berichte die Folge eines extravaganten Deliriums, oder der feigen Berechnung einer Partei, die, wie immer, auf die Verläumdung spekulirt! Soll dies Gemälde der Infamie ein Portrait unsrer Nation sein? - Man liest im Moniteur: "Es ist unmöglich, alle Verläumdungen aufzuzählen, welche mehre Journale täglich veröffentlichen. - Die Gesellschaft der Menschenrechte erklärt, der Insurrektion der letzten Tage fremd geblieben zu sein. Diese Gesellschaft besteht aus 35,000 Mann, und behält sich den Kampf der Zukunft vor. Die "Nation" berichtet: "Es herrscht große Uebertreibung in dem, was gesagt und gedruckt worden ist über die Zahl der Galeerensklaven und freigelassenen Sträflinge, die sich in den Reihen der Insurgenten befunden haben sollen. Unzweifelhaft, in diesen Tagen, wie in allen Tagen des Bürgerkriegs, haben der Justiz Verfallene einige Missethaten zu begehn versucht, aber bis zu diesem Augenblick hat man positiv nur zwanzig Korrektionelsträflinge, einen einzigen Galeerensklaven, der den Bann gebrochen hatte, Namens Boulard, und einen entlassenen Gefängnißsträfling, Namens Clement, mit dem Beinamen, Longue-Epee, unter den Gefangenen entdeckt. Paris. Man weiß, daß eine große Anzahl von Insurgenten in dem Keller der Conciergerie eingesperrt waren. Zwei Tage befanden sie sich hier, von einem Augenblick zum andern erwartend, daß die Sieger sie unter dem Vorwand des Belagerungszustandes von Paris niederschießen würden. Da begannen sie in ihrer Einsamkeit sich durch Singen ihrer Lieder zu unterhalten. Der Polizeikommissar gebot ihnen Schweigen; und als sie fortfuhren zu singen, öffnete der Beamte den Kranen einer Pumpe, welche in den Keller geht. Das Wasser strömte hinein, bis es den Gefangenen an die Waden reichte. Sie fuhren fort zu singen. Es wurde neues Wasser hinuntergelassen, bis es über die Knie der Verhafteten reichte; aber noch immer sangen sie weiter. Erst als das Wasser an ihre Schultern ging, hielten sie in ihren Liedern ein, um von ihren Peinigern nicht wirklich ersäuft zu werden! Das ist die Rache der "honetten Republik," der Republik der Biedermänner an wehrlosen, nur nach einem beispiellosen Heldenkampf gefallenen Demokraten! - Als einen neuen Beweis, wie sehr die Arbeiter in dem Kampf gegen die Bourgeoisie von "Raub- und Plünderungsgelüsten" beseelt waren, theilt die "Ere nouvelle" unter Anderem die Notiz mit, daß ein Insurgententrupp, der das College Heinrich IV. besetzt hielt, und dem es an allen Lebensmitteln fehlte, sich doch weigerte, die Vorräthe des Hauses anzurühren; sie sagten, wir wollen nicht das Brod dieser Kinder verzehren. - Die Nachricht von der Verhaftung Kersausie's bestätigt sich nicht. - Die Zahl der in die Katakomben gedrängten Insurgenten soll sich über Tausend belaufen. Sie haben sich in diesen furchtbaren Gängen bereits zerstreut und verirrt, und man hört an verschiedenen Stellen aus den unterirdischen Gewölben verzweiflungsvolle Hülferufe erschallen. (Nation)17 Paris, 30. Juni. Die noch existirenden Journale hüten sich die Wahrheit zu sagen. Wie auf Nadeln stelzen selbst die besten einher und verschweigen alles was der souveränen Klasse mißliebig sein könnte. Kein einziges wagt die "Heldenthaten" der Mobilgarde z. B. im rechten Lichte darzustellen. Diese Gamins de Paris und Herumtreiber welche militärisch gedrillt, von der Bourgeoisie mit 30 Sous per Tag besoldet sind, und von Anfang an speziell geliebkost wurden, hatten erwiesenermaßen vom ersten Revolutionstage ab eine erhebliche Lohnerhöhung bekommen. Die Bourgeois geizten diesmal sogar mit seinen Weinen und Liqueuren nicht, um die Offiziere derselben zu enthusiasmiren, und gaben den Gemeinen vollauf des Schnapses. Das wirkte. Im Faubourg St. Jacques stahlen die Mobilen und nothzüchtigten; was die Siegerpartei jetzt dahin umdreht, die Insurgenten hätten im Faubourg St. Antoine ein Erziehungsinstitut junger Mädchen entehrt. Es ist aber notorisch daß die Insurgenten überall, das äußerste Ende des Faubourg St. Marcel (wo Lumpenproletariat seit undenklichen Zeiten haust) ausgenommen, meist als Ehrenmänner sich betrugon; die beiden Geistlichen die dem verwundeten Erzbischof im Faubourg St. Antoine zur Seite standen, die vielen Deputirten die Bewohner des Gymnasiums Henri IV., alle sind einstimmig darüber. Mit raffinirter Tücke hebt dagegen die Bourgeoispresse einzelne Racheakte der wider eine ungeheure Uebermacht ringenden Kämpfer hervor; ja macht ihnen selbst zum Vorwurf, die geringe Quantität durch die Qualität der Waffen ersetzen gewollt zu haben. So schreien jetzt die Leute über Skandal wegen der s. g. gehackten Kugeln, d. h. Kugeln die in der Eile nicht gegossen, sondern aus Metallstreifen zusammengerollt, und wegen der in Fingerhüte gegossenen; auch die Schwefelsäure- und Terpentinspritzen mißfallen jetzt denselben Bourgeois die sie vor einigen Monaten im Straßenkampf zu Messina, Palermo und Mailand gar heroisch gefunden hatten. So eben höre ich aus glaubhafter Quelle folgendes: ein Mobiler stürmt am Samstag eine Barrikade und nimmt seinen Bruder gefangen; einige Minuten drauf ruft er einige Kameraden und schießt ihn mit ihnen nieder. Nach den Schreckenstagen rühmt er sich dessen in einer Weinstube, und wird von einem Anwesenden dafür mit der Flasche zu Boden geschlagen. Der Schwager des Mobilen geht zufällig vorbei und ruft: Gottlob, jetzt brauche nicht mehr ich diese Elenden zu schlagen, ich suchte ihn schon seit drei Tagen. Die Gefangenen werden, mit auf den Rücken geschnürten Armen, zu Tausenden auf einander gestapelt; man giebt ihnen weder Luft noch Wasser; sie verfaulen im Schmutz. Viele sollen Thränen vergießen, was die Herren Bourgeois in der Kammer als - Zeichen der Reue mit wohliger Schadenfreude bemerken. Ein andrer Fall von Mobilheroismus: ein Insurgent war abgeschnitten, er weigert aber sich zu ergeben und verschießt die letzte Patrone: da sinkt er verwundet nieder und die jungen Helden a 30 Sous per Tag, diese Munizipalgardisten der Assemblee, stopfen ihm hohnlachend und bis zum Ersticken Kommisbrod in den Mund, mit dem Geschrei: Mange, canaille de voleur. Am Clos St. Lazare mordeten sie eine halbe Stunde lang alle Frauen, Greise und Kinder die sie in den Kellern versteckt fanden, und überließen der Bourgeoisgarde das chavalereske Füsiliren der mit den Waffen in der Hand ergriffnen männlichen Gefangnen. Die Meinung der echten Boutiquiers ist, Cabet, Considerant und - Proudhon müßten in 8 Tagen gehenkt werden; Lamartine und Ledru-Rollin wünscht man gleichfalls den Strang. Wahrscheinlich kommen sie in Anklage. Lamartine ist ein niederträchtiger Bube (un lache) schrie mir ein Nationalgardist der 10ten Legion im Kafe zu: "denn ohne ihn hätte mein Rock nicht diese Flecken vom Gehirn und Blut meines Serganten." In dem Hospitälern die ich in Erfüllung meiner ärztlichen Pflicht täglich besuche, werden von den wachthaltenden Herren Studiosen die pöbelhaftesten Ausdrücke neben dem Bette verwundeter Insurgenten ausgesprochen. Ich erstaunte über diese Spitze bürgerlicher Demoralisation, und bekam den erbaulichen Bescheid: es sei ja schon honnett, daß man dieserlei Leute aufnehme. Unvermeidlich unter solchen Umständen ist es, daß nicht wenige der verwundeten Besiegten in ein Delirium und Rasen verfallen, welches mit dem Wundfieber gar nichts gemein hat; man hat mehrmals vom Zwangskamisol Gebrauch zu machen für gut erachtet. Sonderbar auch, daß im St. Louisspital gerade die Wunden der Insurgenten dem Brande anheimfallen, ohne daß etwas dagegen geschieht. Uebrigens haben die Blessirten es kaum schlimmer als die gefangenen Insurgenten; bei letztern finden sich zahlreiche Quetschwunden durch den engen Raum in den die Bourgeoisie sie zusammenstaucht, und Gangrän und Typhus strecken die unentrinnbare Kralle über alle aus die im Tuilerienschloß, in der Präfektur u. s. w. seit 4 Tage ohne Suppe und Wasser blieben; die Banlieuehelden stehen Schildwache vor den Gittern und haben bereits ein halb Dutzend Verschmachtender, welche Luft schöpfen kamen, mit Bayonett und Schuß getödtet, und die Leichen in Mitten der Lebenden verwesen lassen. Freilich, dieserlei steht nicht in der Tagespresse, und wird auch wohl gar von gedungenen deutschen Journalfabrikanten abgeleugnet werden. - Die Ex-Munizipalgardisten, welche sich in Paris oder der Umgegend befinden, haben sich bei der I. Militär-Division zu melden und ihre Wohnung anzugeben. - Eine Anzeige des Gouverneurs der Bank benachrichtigt die Aktionäre, daß die Dividende des ersten Semesters mit 30 Franken per Aktie a 1000 und resp. 1200 Franken für sie von übermorgen an bereit liege. - Das Kriegsgericht, das seit drei Tagen die eingesperrten Insurgenten unaufhörlich verhört, hat seine Urtel noch nicht gefällt. Die fürchterliche Härte, mit der man die Gefangenen behandelt, trieb bereits mehrere derselben zum Selbstmorde. Noch diesen Morgen schnitt sich einer der Unglücklichen in der Abbaye die Gurgel ab. Andere haben den Verstand verloren. Nationalversammlung, Sitzung vom 30. Juni. Präsident Marie eröffnet dieselbe um 1 Uhr mit einer Rede, in der er der Versammlung für das ihm bewiesene Vertrauen dankte und seine ganze Galle gegen die Sozialisten, die er als Väter der letzten Schlacht darstellte, ausgoß. "Bürgerrepräsentanten, begann er, Ihr habt mich zu Eurem Präsidenten gewählt, das ist unter den gegenwärtigen schwierigen Umständen ein Beweis großen Vertrauens. Ich werde mich anstrengen, Eurem Vertrauen durch meine ganze Aufopferung zu entsprechen. Die verhängnißvollen Tage, die Frankreich in so tiefe Trauer stürzten, haben für Alle sehr ernste Pflichten geschaffen, das weiß ich, doch ich will mich ihnen unterziehen. Die Republik bleibt rein und fest und wird mächtig und furchtbar werden, denn die Anarchie vermöchte sie nicht zu bekämpfen und wird sie nie besiegen. Nein, es war nicht das Februarvolk, das die verbrecherischen Barrikaden errichtete, auf denen, dem Himmel sei Dank, nie die Fahne der Republik wehte! Nein, nicht die Republik hat die Republik (die dreifarbige, die rothe Fahne) sondern die Republik hat die Barbarei bekämpft (Beifall). Der Sieg war für uns in den Urtheilen der Menschheit geschrieben; an uns ist es, Bürger, ihn aufrecht zu erhalten durch die Weisheit unserer Arbeiten, durch die Entschlossenheit unseres Auftretens und durch die fortwährende aber gemässigte Entwickelung der mit der Republik ausgesprochenen Grundsätze. Frankreich weiß das und wird Euch dafür erkenntlich sein. Aber ihr bedürft all Eures Muthes, einen festen Willen, um Eure Aufgabe zu lösen. Mit der Ruhe in der Hauptstadt, mit der Ordnung überall, wird es uns möglich sein, alle Leiden zu mildern, allen Uebeln zu helfen und alle Erwerbsquellen von Neuem hervorsprudeln zu machen. Ich freue mich, daß Ihr mich an diesen Platz riefet, wo ich zur Lösung dieser edeln Aufgabe doppelt beitragen kann." Schließlich preist Marie, dem zur Stillung aller Leiden als Glied des Vollziehungsausschusses schon die schönste Gelegenheit geboten worden war, aber von ihm schlecht benutzt wurde, noch die Verdienste seines Vorgängers, des so eben zum Minister des Innern ernannten Senard. Nach dieser Rede, die natürlich großen Beifall erregte, zog der Präsident die Bureau in der üblichen Weise. Dann schritt die Versammlung zur Tagesordnung, nämlich zur Berathung des Wahlgesetzes für Gemeinde-, Arrondissements- und Departementsräthe, denen die vorige Regierung einen ziemlich engen Kreis angewiesen hatte. Favart liest seinen desfälligen Bericht vor, und es entspann sich eine lange Debatte, der jedoch Niemand wesentliche Aufmerksamkeit schenkte. Für das Ausland möge genügen, daß dieses Gesetz, neue Wahlen, für die Stadträthe bis zum 1. August und für die Bezirks- und Departementsräthe bis zum 1. September circa vorschreibt. (4 Uhr.) (Nach 4 Uhr.) Der einzige Punkt der im Verlaufe der dreistündigen Debatte zu ziemlich heftiger Besprechung Veranlassung gab, bestand in einem Amendement das Picard zum § 6 als dritten Abschnitt stellte und also lautet: "Der Maire und seine Adjoints sind von und aus dem Gemeinderath zu wählen." Dieses Amendement stieß auf harten Widerspruch, weil man es, obgleich mit dem Verfassungsentwurf völlig im Einklange, für die Centralstaatsgewalt gefährlich hielt. Der Maire, von dem Gemeinderath ernannt, würde zum Sklaven desselben herabsinken. Senard, Minister des Innern, selbst rieth zur Vorsicht, namentlich unter den gegenwärtigen Umständen, wo sich leicht Sonderbundsgelüste in einzelnen Stadträthen fühlbar machen könnten. Die Debatte wurde um 6 Uhr abgebrochen und auf Morgen verschoben. Recurt, Minister der Staatsbauten, besteigt die Bühne und verlangt einen Kredit von 6,000,000 Frs. für die Lyoner Bahn. Delongrais protestirt heftig, kann aber doch nicht hindern, daß der Kredit morgen schon diskutirt und wahrscheinlich bewilligt wird. Zum Schlusse wählt der Präsident eine Deputation von 9 Gliedern, welche morgen die Leiche des Generals Negrier nach Bille begleiten soll. (7 Uhr.) Großbritannien.
* London, 30. Juni.
Nach einer kurzen Diskussion über weniger wichtige Gegenstände ging gestern das Unterhaus zu der vertagten Debatte der Zuckergesetze über. Zuerst erhob sich Sir Robert Inglis und drückte sein Erstaunen darüber aus, daß mit zwei Ausnahmen, noch kein einziger Redner in den früheren Debatten die mit der Abschaffung der Zuckerzölle zusammenhängende Frage der Emancipation der Sclaven berührt habe. Die Vorschläge des Gouvernements würden nur vom materiellen und nicht vom moralischen Standpunkte aus diskutirt. Die im Jahre 1846 eingetretene Ermäßigung der Zuckerzölle habe den Sclaven-Import nach Brasilien allein um 73,000 Individuen vergrößert und ohne Uebertreibung könne man annehmen, daß in Folge jenes Gesetzes jährlich 300,000 Sclaven von den Afrikanischen Küsten aus verschifft wurden. Sir Robert las dann einzelne Stellen aus einem "fünfzig Tage an Bord eines Sclavenschiffes" genannten Werke vor, in dem erzählt wurde, daß von einer Ladung von 400 Sclaven, während eines Sturmes, in einer Nacht 54 Personen in ihrem Bestreben an den Lucken des Verdecks etwas frische Luft zu schöpfen den schrecklichsten Tod fanden. Das seien die Folgen jener traurigen Aufmunterungen, die man durch die Gesetze der letzten Jahre dem Sclavenhandel gegeben habe. Er glaube, daß der ärmste Mann in England gern seinen Zucker etwas theuerer bezahlen als so scheußliche Vorgänge unterstützen wolle. Er widersetze sich daher den Vorschlägen des Gouvernements und stimme für das Amendement Sir G. Pakington's. Hr. Barkly bemerkte dann, daß man die Unterstützung, welche den westindischen Pflanzern zu Theil werden solle, nur so lange Zeit bewilligen könne, als sie zur Erlangung einer größern Anzahl Arbeiter und einem besseren Verhältniß zwischen Arbeitgebern und Arbeitern nöthig sei. Nach ihm, handle es sich um eine feste Steuer von 5 Shilling per Zentner für eine lange, oder um eine von 10 Sh. per Zentner für eine kurze Zeit und er glaube, daß der letztere Satz günstiger für England und zugleich von mehr Nutzen für die Kolonien sein werde. Er widerlegte dann die verschiedenen Reden der ministeriellen Seite und leugnete die oft erwähnte mangelhafte Bebauung der westindischen Kolonien, indem er sich stark dagegen aussprach, daß man den Sclavenzucker anderer Länder mit dem englischen Emancipationszucker konkurriren lasse. Die Frage sei, ob man die ganze Sclaven-Emancipation nur als ein bloßes Experiment betrachten und alle Anstrengungen und Ausgaben der letzten 50 Jahre, um ihr ein Ende zu machen, als gar nicht geschehen betrachten wolle. Hr. Labouchere erwiederte darauf, daß das ganze Land nun einmal dieselben Zollsätze für ausländischen und westindischen Zucker verlange, und daß nichts schädlicher sein würde, als die Kolonien jetzt auf's Neue bedeutend zu protegiren, um sie dann doch später, wenn jener Schutz aufhöre, der ausländischen Konkurrenz zu überlassen. Die Zuckergesetze von 1846 hätten zwar nicht den erwarteten günstigen Erfolg gehabt; die finanziellen Verwicklungen seien indeß mehr Schuld hieran, als der Geist jener Gesetze. Er theile die Indignation Sir R. Inglis in Betreff jener Greuel des Sclavenhandels, er sei aber davon überzeugt, daß man zuletzt mit freier Arbeit siegen werde, wenn man fortfahre, keine Sclaverei in den britischen Besitzungen zu dulden, und nur eine gewisse Anzahl freier Arbeiter einwandern lasse, um die übertriebenen Lohnforderungen der emancipirten Neger zu balanciren. Hr. Goulburn suchte seinen Vorgänger zu widerlegen; er erkannte die Noth der Kolonien an, glaubte aber, daß die vorgeschlagenen Maßregeln des Gouvernements unzureichend seien. Sir Robert Peel erhob sich da, wie immer unmittelbar vor dem Schluß einer jeden großen Debatte, und warf die Gewalt seiner Beredsamkeit zu Gunsten der ministeriellen Vorschläge in die Wegschaale. Sir Robert beleuchtete die Frage noch einmal von allen Seiten; er glaube, auf demselben Wege kommerziellen Aenderungen, den er früher betreten, fort wandern zu müssen. Das System der Sklaverei werde vor dem Geiste der Zeit bald überall fallen müssen. Er glaube, daß man durch die fraglichen Propositionen nicht zu demselben zurückzukehren gezwungen sei; durch Maßregeln, welche den gegenwärtigen Weltzuständen angemessen seinen, werde man den Triumph der freien Arbeit sichern und dadurch schließlich auch die Prosperität der Kolonieen. Nachdem noch Lord John Russel, Hr. Muntz und Hr. Anstey gesprochen hatten, schitt man zur Abstimmung. Für die ministeriellen Propositionen waren 260 Stimmen; gegen dieselben 245. - Majorität für die Minister 15 Stimmen. tär und Volk; es heißt, daß die Stadt, welche sich in vollem Aufruhr befindet, an mehreren Orten in Brand stehe. Französische Republik.
* Die Leser der „Neuen Rheinischen Zeitung“ haben wir fortwährend auf die Intriguen der Partei des „National,“ verkörpert in Marrast, aufmerksam gemacht. [#] ‒ Man hat die Nationalgarden von Belleville aufgelöst. Die Auflösung eines Korps Nationalgarde nach dem andern beweist, wie wenig wirkliche Sympathien die Junirevolution besaß und daß sie nur die Auflehnung einer „geringen Minorität“ gegen das ganze Land war. ‒ Folgendes Faktum, von der „Union“ mitgetheilt, das in der Nationalversammlung zu Interpellationen Anlaß geben wird, wirft ein neues Licht auf die Intriguen der Partei des National und erklärt, warum der Maire von Paris, Marrast und der ihm angehörige Pentarch Marie gleichzeitig die Arbeiter zur Verzweiflung zu treiben suchten. Man höre: „Eine telegraphische Depesche von Paris, veröffentlicht durch ein algierisches Journal, l'Akhbar, kündigte unter dem 15. Juni die Abdankung der Exekutiv-Kommission und ihre Ersetzung durch die Herren Marrast, Berger und Cavaignac an.“ Und unter wessen Obhut steht der algierische Telegraph? Unter der des Kriegsministers. Und wer war Kriegsminister? Cavaignac. Der „Peuple constituant“ sagt: „Nach dem Lügenblatt, dem Constitutionnel, soll Herr Deflotte, Schiffslieutenant, am Abend des 22. Juni, in der Sitzung des Club du peuple, die Schlacht vom 23. vorher angesagt haben. Dieses Anekdötchen ist gänzlich erdichtet. Seit einigen Tagen treiben gewisse Journale einen unwürdigen Handel mit schauerlich gehässigen Chroniken. Pistole und Dolch sind schon abgegriffene Effektmittel. Die Vergiftung spielt eine mannigfach variirte Rolle. Sie verfielfacht sich unter allen Formen. Hier Frauen, die vergifteten Brandtwein verkaufen; dort Hausirer, die den Soldaten vergiftete Cigarren anbieten, deren tödtliche Folgen sie sofort verspüren. Wir sprechen nicht einmal von den Verstümmlungen, abgeschnittnen Köpfen, blutwilden Rachethaten, deren Wiederholungen sich von selbst versteht bei Leuten, welche die Plünderung und die Nothzucht organisirt hatten. Bei jedem Gefangnen, wer weiß es nicht, hat man Beweisstücke dieser unbarmherzigen Teufelswuth gefunden. Vor allem, sagt man, wollten die Insurgenten tödten. Die einfache Kugel, die gehackte Kugel, gewöhnliches Geschoß, geben nicht sicher genug den Tod. Stücke von oxydirtem Kupfer, oder besser noch, kleine Kupferröhren, gefüllt mit Pulver, und dergestalt mit einem Zunder versehn, daß sie in der Wunde sich entladen mußten, ‒ mit solchen Ingredienzen luden die Insurgenten ihre Gewehre. Wir brechen ab; denn, um ernsthbft zu sprechen, sind diese Berichte die Folge eines extravaganten Deliriums, oder der feigen Berechnung einer Partei, die, wie immer, auf die Verläumdung spekulirt! Soll dies Gemälde der Infamie ein Portrait unsrer Nation sein? ‒ Man liest im Moniteur: „Es ist unmöglich, alle Verläumdungen aufzuzählen, welche mehre Journale täglich veröffentlichen. ‒ Die Gesellschaft der Menschenrechte erklärt, der Insurrektion der letzten Tage fremd geblieben zu sein. Diese Gesellschaft besteht aus 35,000 Mann, und behält sich den Kampf der Zukunft vor. Die „Nation“ berichtet: „Es herrscht große Uebertreibung in dem, was gesagt und gedruckt worden ist über die Zahl der Galeerensklaven und freigelassenen Sträflinge, die sich in den Reihen der Insurgenten befunden haben sollen. Unzweifelhaft, in diesen Tagen, wie in allen Tagen des Bürgerkriegs, haben der Justiz Verfallene einige Missethaten zu begehn versucht, aber bis zu diesem Augenblick hat man positiv nur zwanzig Korrektionelsträflinge, einen einzigen Galeerensklaven, der den Bann gebrochen hatte, Namens Boulard, und einen entlassenen Gefängnißsträfling, Namens Clément, mit dem Beinamen, Longue-Epée, unter den Gefangenen entdeckt. Paris. Man weiß, daß eine große Anzahl von Insurgenten in dem Keller der Conciergerie eingesperrt waren. Zwei Tage befanden sie sich hier, von einem Augenblick zum andern erwartend, daß die Sieger sie unter dem Vorwand des Belagerungszustandes von Paris niederschießen würden. Da begannen sie in ihrer Einsamkeit sich durch Singen ihrer Lieder zu unterhalten. Der Polizeikommissar gebot ihnen Schweigen; und als sie fortfuhren zu singen, öffnete der Beamte den Kranen einer Pumpe, welche in den Keller geht. Das Wasser strömte hinein, bis es den Gefangenen an die Waden reichte. Sie fuhren fort zu singen. Es wurde neues Wasser hinuntergelassen, bis es über die Knie der Verhafteten reichte; aber noch immer sangen sie weiter. Erst als das Wasser an ihre Schultern ging, hielten sie in ihren Liedern ein, um von ihren Peinigern nicht wirklich ersäuft zu werden! Das ist die Rache der „honetten Republik,“ der Republik der Biedermänner an wehrlosen, nur nach einem beispiellosen Heldenkampf gefallenen Demokraten! ‒ Als einen neuen Beweis, wie sehr die Arbeiter in dem Kampf gegen die Bourgeoisie von „Raub- und Plünderungsgelüsten“ beseelt waren, theilt die „Ere nouvelle“ unter Anderem die Notiz mit, daß ein Insurgententrupp, der das Collége Heinrich IV. besetzt hielt, und dem es an allen Lebensmitteln fehlte, sich doch weigerte, die Vorräthe des Hauses anzurühren; sie sagten, wir wollen nicht das Brod dieser Kinder verzehren. ‒ Die Nachricht von der Verhaftung Kersausie's bestätigt sich nicht. ‒ Die Zahl der in die Katakomben gedrängten Insurgenten soll sich über Tausend belaufen. Sie haben sich in diesen furchtbaren Gängen bereits zerstreut und verirrt, und man hört an verschiedenen Stellen aus den unterirdischen Gewölben verzweiflungsvolle Hülferufe erschallen. (Nation)17 Paris, 30. Juni. Die noch existirenden Journale hüten sich die Wahrheit zu sagen. Wie auf Nadeln stelzen selbst die besten einher und verschweigen alles was der souveränen Klasse mißliebig sein könnte. Kein einziges wagt die „Heldenthaten“ der Mobilgarde z. B. im rechten Lichte darzustellen. Diese Gamins de Paris und Herumtreiber welche militärisch gedrillt, von der Bourgeoisie mit 30 Sous per Tag besoldet sind, und von Anfang an speziell geliebkost wurden, hatten erwiesenermaßen vom ersten Revolutionstage ab eine erhebliche Lohnerhöhung bekommen. Die Bourgeois geizten diesmal sogar mit seinen Weinen und Liqueuren nicht, um die Offiziere derselben zu enthusiasmiren, und gaben den Gemeinen vollauf des Schnapses. Das wirkte. Im Faubourg St. Jacques stahlen die Mobilen und nothzüchtigten; was die Siegerpartei jetzt dahin umdreht, die Insurgenten hätten im Faubourg St. Antoine ein Erziehungsinstitut junger Mädchen entehrt. Es ist aber notorisch daß die Insurgenten überall, das äußerste Ende des Faubourg St. Marcel (wo Lumpenproletariat seit undenklichen Zeiten haust) ausgenommen, meist als Ehrenmänner sich betrugon; die beiden Geistlichen die dem verwundeten Erzbischof im Faubourg St. Antoine zur Seite standen, die vielen Deputirten die Bewohner des Gymnasiums Henri IV., alle sind einstimmig darüber. Mit raffinirter Tücke hebt dagegen die Bourgeoispresse einzelne Racheakte der wider eine ungeheure Uebermacht ringenden Kämpfer hervor; ja macht ihnen selbst zum Vorwurf, die geringe Quantität durch die Qualität der Waffen ersetzen gewollt zu haben. So schreien jetzt die Leute über Skandal wegen der s. g. gehackten Kugeln, d. h. Kugeln die in der Eile nicht gegossen, sondern aus Metallstreifen zusammengerollt, und wegen der in Fingerhüte gegossenen; auch die Schwefelsäure- und Terpentinspritzen mißfallen jetzt denselben Bourgeois die sie vor einigen Monaten im Straßenkampf zu Messina, Palermo und Mailand gar heroisch gefunden hatten. So eben höre ich aus glaubhafter Quelle folgendes: ein Mobiler stürmt am Samstag eine Barrikade und nimmt seinen Bruder gefangen; einige Minuten drauf ruft er einige Kameraden und schießt ihn mit ihnen nieder. Nach den Schreckenstagen rühmt er sich dessen in einer Weinstube, und wird von einem Anwesenden dafür mit der Flasche zu Boden geschlagen. Der Schwager des Mobilen geht zufällig vorbei und ruft: Gottlob, jetzt brauche nicht mehr ich diese Elenden zu schlagen, ich suchte ihn schon seit drei Tagen. Die Gefangenen werden, mit auf den Rücken geschnürten Armen, zu Tausenden auf einander gestapelt; man giebt ihnen weder Luft noch Wasser; sie verfaulen im Schmutz. Viele sollen Thränen vergießen, was die Herren Bourgeois in der Kammer als ‒ Zeichen der Reue mit wohliger Schadenfreude bemerken. Ein andrer Fall von Mobilheroismus: ein Insurgent war abgeschnitten, er weigert aber sich zu ergeben und verschießt die letzte Patrone: da sinkt er verwundet nieder und die jungen Helden à 30 Sous per Tag, diese Munizipalgardisten der Assemblée, stopfen ihm hohnlachend und bis zum Ersticken Kommisbrod in den Mund, mit dem Geschrei: Mange, canaille de voleur. Am Clos St. Lazare mordeten sie eine halbe Stunde lang alle Frauen, Greise und Kinder die sie in den Kellern versteckt fanden, und überließen der Bourgeoisgarde das chavalereske Füsiliren der mit den Waffen in der Hand ergriffnen männlichen Gefangnen. Die Meinung der echten Boutiquiers ist, Cabet, Considerant und ‒ Proudhon müßten in 8 Tagen gehenkt werden; Lamartine und Ledru-Rollin wünscht man gleichfalls den Strang. Wahrscheinlich kommen sie in Anklage. Lamartine ist ein niederträchtiger Bube (un lâche) schrie mir ein Nationalgardist der 10ten Legion im Kafé zu: „denn ohne ihn hätte mein Rock nicht diese Flecken vom Gehirn und Blut meines Serganten.“ In dem Hospitälern die ich in Erfüllung meiner ärztlichen Pflicht täglich besuche, werden von den wachthaltenden Herren Studiosen die pöbelhaftesten Ausdrücke neben dem Bette verwundeter Insurgenten ausgesprochen. Ich erstaunte über diese Spitze bürgerlicher Demoralisation, und bekam den erbaulichen Bescheid: es sei ja schon honnett, daß man dieserlei Leute aufnehme. Unvermeidlich unter solchen Umständen ist es, daß nicht wenige der verwundeten Besiegten in ein Delirium und Rasen verfallen, welches mit dem Wundfieber gar nichts gemein hat; man hat mehrmals vom Zwangskamisol Gebrauch zu machen für gut erachtet. Sonderbar auch, daß im St. Louisspital gerade die Wunden der Insurgenten dem Brande anheimfallen, ohne daß etwas dagegen geschieht. Uebrigens haben die Blessirten es kaum schlimmer als die gefangenen Insurgenten; bei letztern finden sich zahlreiche Quetschwunden durch den engen Raum in den die Bourgeoisie sie zusammenstaucht, und Gangrän und Typhus strecken die unentrinnbare Kralle über alle aus die im Tuilerienschloß, in der Präfektur u. s. w. seit 4 Tage ohne Suppe und Wasser blieben; die Banlieuehelden stehen Schildwache vor den Gittern und haben bereits ein halb Dutzend Verschmachtender, welche Luft schöpfen kamen, mit Bayonett und Schuß getödtet, und die Leichen in Mitten der Lebenden verwesen lassen. Freilich, dieserlei steht nicht in der Tagespresse, und wird auch wohl gar von gedungenen deutschen Journalfabrikanten abgeleugnet werden. ‒ Die Ex-Munizipalgardisten, welche sich in Paris oder der Umgegend befinden, haben sich bei der I. Militär-Division zu melden und ihre Wohnung anzugeben. ‒ Eine Anzeige des Gouverneurs der Bank benachrichtigt die Aktionäre, daß die Dividende des ersten Semesters mit 30 Franken per Aktie à 1000 und resp. 1200 Franken für sie von übermorgen an bereit liege. ‒ Das Kriegsgericht, das seit drei Tagen die eingesperrten Insurgenten unaufhörlich verhört, hat seine Urtel noch nicht gefällt. Die fürchterliche Härte, mit der man die Gefangenen behandelt, trieb bereits mehrere derselben zum Selbstmorde. Noch diesen Morgen schnitt sich einer der Unglücklichen in der Abbaye die Gurgel ab. Andere haben den Verstand verloren. Nationalversammlung, Sitzung vom 30. Juni. Präsident Marie eröffnet dieselbe um 1 Uhr mit einer Rede, in der er der Versammlung für das ihm bewiesene Vertrauen dankte und seine ganze Galle gegen die Sozialisten, die er als Väter der letzten Schlacht darstellte, ausgoß. „Bürgerrepräsentanten, begann er, Ihr habt mich zu Eurem Präsidenten gewählt, das ist unter den gegenwärtigen schwierigen Umständen ein Beweis großen Vertrauens. Ich werde mich anstrengen, Eurem Vertrauen durch meine ganze Aufopferung zu entsprechen. Die verhängnißvollen Tage, die Frankreich in so tiefe Trauer stürzten, haben für Alle sehr ernste Pflichten geschaffen, das weiß ich, doch ich will mich ihnen unterziehen. Die Republik bleibt rein und fest und wird mächtig und furchtbar werden, denn die Anarchie vermöchte sie nicht zu bekämpfen und wird sie nie besiegen. Nein, es war nicht das Februarvolk, das die verbrecherischen Barrikaden errichtete, auf denen, dem Himmel sei Dank, nie die Fahne der Republik wehte! Nein, nicht die Republik hat die Republik (die dreifarbige, die rothe Fahne) sondern die Republik hat die Barbarei bekämpft (Beifall). Der Sieg war für uns in den Urtheilen der Menschheit geschrieben; an uns ist es, Bürger, ihn aufrecht zu erhalten durch die Weisheit unserer Arbeiten, durch die Entschlossenheit unseres Auftretens und durch die fortwährende aber gemässigte Entwickelung der mit der Republik ausgesprochenen Grundsätze. Frankreich weiß das und wird Euch dafür erkenntlich sein. Aber ihr bedürft all Eures Muthes, einen festen Willen, um Eure Aufgabe zu lösen. Mit der Ruhe in der Hauptstadt, mit der Ordnung überall, wird es uns möglich sein, alle Leiden zu mildern, allen Uebeln zu helfen und alle Erwerbsquellen von Neuem hervorsprudeln zu machen. Ich freue mich, daß Ihr mich an diesen Platz riefet, wo ich zur Lösung dieser edeln Aufgabe doppelt beitragen kann.“ Schließlich preist Marie, dem zur Stillung aller Leiden als Glied des Vollziehungsausschusses schon die schönste Gelegenheit geboten worden war, aber von ihm schlecht benutzt wurde, noch die Verdienste seines Vorgängers, des so eben zum Minister des Innern ernannten Senard. Nach dieser Rede, die natürlich großen Beifall erregte, zog der Präsident die Bureau in der üblichen Weise. Dann schritt die Versammlung zur Tagesordnung, nämlich zur Berathung des Wahlgesetzes für Gemeinde-, Arrondissements- und Departementsräthe, denen die vorige Regierung einen ziemlich engen Kreis angewiesen hatte. Favart liest seinen desfälligen Bericht vor, und es entspann sich eine lange Debatte, der jedoch Niemand wesentliche Aufmerksamkeit schenkte. Für das Ausland möge genügen, daß dieses Gesetz, neue Wahlen, für die Stadträthe bis zum 1. August und für die Bezirks- und Departementsräthe bis zum 1. September circa vorschreibt. (4 Uhr.) (Nach 4 Uhr.) Der einzige Punkt der im Verlaufe der dreistündigen Debatte zu ziemlich heftiger Besprechung Veranlassung gab, bestand in einem Amendement das Picard zum § 6 als dritten Abschnitt stellte und also lautet: „Der Maire und seine Adjoints sind von und aus dem Gemeinderath zu wählen.“ Dieses Amendement stieß auf harten Widerspruch, weil man es, obgleich mit dem Verfassungsentwurf völlig im Einklange, für die Centralstaatsgewalt gefährlich hielt. Der Maire, von dem Gemeinderath ernannt, würde zum Sklaven desselben herabsinken. Senard, Minister des Innern, selbst rieth zur Vorsicht, namentlich unter den gegenwärtigen Umständen, wo sich leicht Sonderbundsgelüste in einzelnen Stadträthen fühlbar machen könnten. Die Debatte wurde um 6 Uhr abgebrochen und auf Morgen verschoben. Recurt, Minister der Staatsbauten, besteigt die Bühne und verlangt einen Kredit von 6,000,000 Frs. für die Lyoner Bahn. Delongrais protestirt heftig, kann aber doch nicht hindern, daß der Kredit morgen schon diskutirt und wahrscheinlich bewilligt wird. Zum Schlusse wählt der Präsident eine Deputation von 9 Gliedern, welche morgen die Leiche des Generals Negrier nach Bille begleiten soll. (7 Uhr.) Großbritannien.
* London, 30. Juni.
Nach einer kurzen Diskussion über weniger wichtige Gegenstände ging gestern das Unterhaus zu der vertagten Debatte der Zuckergesetze über. Zuerst erhob sich Sir Robert Inglis und drückte sein Erstaunen darüber aus, daß mit zwei Ausnahmen, noch kein einziger Redner in den früheren Debatten die mit der Abschaffung der Zuckerzölle zusammenhängende Frage der Emancipation der Sclaven berührt habe. Die Vorschläge des Gouvernements würden nur vom materiellen und nicht vom moralischen Standpunkte aus diskutirt. Die im Jahre 1846 eingetretene Ermäßigung der Zuckerzölle habe den Sclaven-Import nach Brasilien allein um 73,000 Individuen vergrößert und ohne Uebertreibung könne man annehmen, daß in Folge jenes Gesetzes jährlich 300,000 Sclaven von den Afrikanischen Küsten aus verschifft wurden. Sir Robert las dann einzelne Stellen aus einem „fünfzig Tage an Bord eines Sclavenschiffes“ genannten Werke vor, in dem erzählt wurde, daß von einer Ladung von 400 Sclaven, während eines Sturmes, in einer Nacht 54 Personen in ihrem Bestreben an den Lucken des Verdecks etwas frische Luft zu schöpfen den schrecklichsten Tod fanden. Das seien die Folgen jener traurigen Aufmunterungen, die man durch die Gesetze der letzten Jahre dem Sclavenhandel gegeben habe. Er glaube, daß der ärmste Mann in England gern seinen Zucker etwas theuerer bezahlen als so scheußliche Vorgänge unterstützen wolle. Er widersetze sich daher den Vorschlägen des Gouvernements und stimme für das Amendement Sir G. Pakington's. Hr. Barkly bemerkte dann, daß man die Unterstützung, welche den westindischen Pflanzern zu Theil werden solle, nur so lange Zeit bewilligen könne, als sie zur Erlangung einer größern Anzahl Arbeiter und einem besseren Verhältniß zwischen Arbeitgebern und Arbeitern nöthig sei. Nach ihm, handle es sich um eine feste Steuer von 5 Shilling per Zentner für eine lange, oder um eine von 10 Sh. per Zentner für eine kurze Zeit und er glaube, daß der letztere Satz günstiger für England und zugleich von mehr Nutzen für die Kolonien sein werde. Er widerlegte dann die verschiedenen Reden der ministeriellen Seite und leugnete die oft erwähnte mangelhafte Bebauung der westindischen Kolonien, indem er sich stark dagegen aussprach, daß man den Sclavenzucker anderer Länder mit dem englischen Emancipationszucker konkurriren lasse. Die Frage sei, ob man die ganze Sclaven-Emancipation nur als ein bloßes Experiment betrachten und alle Anstrengungen und Ausgaben der letzten 50 Jahre, um ihr ein Ende zu machen, als gar nicht geschehen betrachten wolle. Hr. Labouchere erwiederte darauf, daß das ganze Land nun einmal dieselben Zollsätze für ausländischen und westindischen Zucker verlange, und daß nichts schädlicher sein würde, als die Kolonien jetzt auf's Neue bedeutend zu protegiren, um sie dann doch später, wenn jener Schutz aufhöre, der ausländischen Konkurrenz zu überlassen. Die Zuckergesetze von 1846 hätten zwar nicht den erwarteten günstigen Erfolg gehabt; die finanziellen Verwicklungen seien indeß mehr Schuld hieran, als der Geist jener Gesetze. Er theile die Indignation Sir R. Inglis in Betreff jener Greuel des Sclavenhandels, er sei aber davon überzeugt, daß man zuletzt mit freier Arbeit siegen werde, wenn man fortfahre, keine Sclaverei in den britischen Besitzungen zu dulden, und nur eine gewisse Anzahl freier Arbeiter einwandern lasse, um die übertriebenen Lohnforderungen der emancipirten Neger zu balanciren. Hr. Goulburn suchte seinen Vorgänger zu widerlegen; er erkannte die Noth der Kolonien an, glaubte aber, daß die vorgeschlagenen Maßregeln des Gouvernements unzureichend seien. Sir Robert Peel erhob sich da, wie immer unmittelbar vor dem Schluß einer jeden großen Debatte, und warf die Gewalt seiner Beredsamkeit zu Gunsten der ministeriellen Vorschläge in die Wegschaale. Sir Robert beleuchtete die Frage noch einmal von allen Seiten; er glaube, auf demselben Wege kommerziellen Aenderungen, den er früher betreten, fort wandern zu müssen. Das System der Sklaverei werde vor dem Geiste der Zeit bald überall fallen müssen. Er glaube, daß man durch die fraglichen Propositionen nicht zu demselben zurückzukehren gezwungen sei; durch Maßregeln, welche den gegenwärtigen Weltzuständen angemessen seinen, werde man den Triumph der freien Arbeit sichern und dadurch schließlich auch die Prosperität der Kolonieen. Nachdem noch Lord John Russel, Hr. Muntz und Hr. Anstey gesprochen hatten, schitt man zur Abstimmung. Für die ministeriellen Propositionen waren 260 Stimmen; gegen dieselben 245. ‒ Majorität für die Minister 15 Stimmen. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div xml:id="ar033_011" type="jArticle"> <p><pb facs="#f0003" n="0165"/> tär und Volk; es heißt, daß die Stadt, welche sich in vollem Aufruhr befindet, <hi rendition="#g">an mehreren Orten in Brand stehe.</hi></p> </div> </div> <div n="1"> <head>Französische Republik.</head> <div xml:id="ar033_012" type="jArticle"> <head> <bibl> <author>*</author> </bibl> </head> <p>Die Leser der „Neuen Rheinischen Zeitung“ haben wir fortwährend auf die Intriguen der Partei des „National,“ verkörpert in <hi rendition="#g">Marrast,</hi> aufmerksam gemacht.</p> <p>[#]</p> <p>‒ Man hat die Nationalgarden von Belleville aufgelöst. Die Auflösung eines Korps Nationalgarde nach dem andern beweist, wie wenig wirkliche Sympathien die Junirevolution besaß und daß sie nur die Auflehnung einer „geringen Minorität“ gegen das ganze Land war.</p> <p>‒ Folgendes Faktum, von der „Union“ mitgetheilt, das in der Nationalversammlung zu Interpellationen Anlaß geben wird, wirft ein neues Licht auf die Intriguen der Partei des National und erklärt, warum der Maire von Paris, <hi rendition="#g">Marrast</hi> und der ihm angehörige Pentarch <hi rendition="#g">Marie</hi> gleichzeitig die Arbeiter zur Verzweiflung zu treiben suchten. Man höre:</p> <p><hi rendition="#g">„Eine telegraphische Depesche von Paris,</hi> veröffentlicht durch ein algierisches Journal, <hi rendition="#g">l'Akhbar,</hi> kündigte <hi rendition="#g">unter dem 15. Juni die Abdankung der Exekutiv-Kommission</hi> und ihre <hi rendition="#g">Ersetzung durch die Herren Marrast, Berger und Cavaignac</hi> an.“ Und unter wessen Obhut steht der algierische Telegraph? Unter der des Kriegsministers. Und wer war Kriegsminister? <hi rendition="#g">Cavaignac.</hi></p> <p>Der <hi rendition="#g">„Peuple constituant“</hi> sagt: „Nach dem Lügenblatt, dem <hi rendition="#g">Constitutionnel,</hi> soll Herr Deflotte, Schiffslieutenant, am Abend des 22. Juni, in der Sitzung des Club du peuple, die Schlacht vom 23. vorher angesagt haben. Dieses Anekdötchen ist gänzlich erdichtet.</p> <p>Seit einigen Tagen treiben gewisse Journale einen unwürdigen Handel mit schauerlich gehässigen Chroniken. Pistole und Dolch sind schon abgegriffene Effektmittel. Die Vergiftung spielt eine mannigfach variirte Rolle. Sie verfielfacht sich unter allen Formen. Hier Frauen, die vergifteten Brandtwein verkaufen; dort Hausirer, die den Soldaten vergiftete Cigarren anbieten, deren tödtliche Folgen sie sofort verspüren. Wir sprechen nicht einmal von den Verstümmlungen, abgeschnittnen Köpfen, blutwilden Rachethaten, deren Wiederholungen sich von selbst versteht bei Leuten, welche <hi rendition="#g">die Plünderung und die Nothzucht organisirt hatten.</hi> Bei jedem Gefangnen, wer weiß es nicht, hat man Beweisstücke dieser unbarmherzigen Teufelswuth gefunden. Vor allem, sagt man, wollten die Insurgenten tödten. Die einfache Kugel, die gehackte Kugel, gewöhnliches Geschoß, geben nicht sicher genug den Tod. Stücke von oxydirtem Kupfer, oder besser noch, kleine Kupferröhren, gefüllt mit Pulver, und dergestalt mit einem Zunder versehn, daß sie in der Wunde sich entladen mußten, ‒ mit solchen Ingredienzen luden die Insurgenten ihre Gewehre. Wir brechen ab; denn, um ernsthbft zu sprechen, sind diese Berichte die Folge eines extravaganten Deliriums, oder der <hi rendition="#g">feigen Berechnung einer Partei,</hi> die, wie immer, auf die Verläumdung spekulirt! Soll dies Gemälde der Infamie ein Portrait unsrer Nation sein?</p> <p>‒ Man liest im Moniteur: <hi rendition="#g">„Es ist unmöglich, alle Verläumdungen aufzuzählen, welche mehre Journale täglich veröffentlichen.</hi></p> <p>‒ Die Gesellschaft der Menschenrechte erklärt, der Insurrektion der letzten Tage fremd geblieben zu sein. Diese Gesellschaft besteht aus 35,000 Mann, und behält sich den Kampf der Zukunft vor.</p> <p>Die <hi rendition="#g">„Nation“</hi> berichtet:</p> <p>„Es herrscht große Uebertreibung in dem, was gesagt und gedruckt worden ist über die Zahl der Galeerensklaven und freigelassenen Sträflinge, die sich in den Reihen der Insurgenten befunden haben sollen. Unzweifelhaft, in diesen Tagen, wie in allen Tagen des Bürgerkriegs, haben der Justiz Verfallene einige Missethaten zu begehn versucht, aber <hi rendition="#g">bis zu diesem Augenblick</hi> hat man positiv nur <hi rendition="#g">zwanzig Korrektionelsträflinge, einen einzigen</hi> Galeerensklaven, der den Bann gebrochen hatte, Namens <hi rendition="#g">Boulard,</hi> und einen entlassenen <hi rendition="#g">Gefängnißsträfling,</hi> Namens <hi rendition="#g">Clément,</hi> mit dem Beinamen, Longue-Epée, unter den Gefangenen entdeckt.</p> </div> <div xml:id="ar033_013" type="jArticle"> <head>Paris.</head> <p>Man weiß, daß eine große Anzahl von Insurgenten in dem Keller der Conciergerie eingesperrt waren. Zwei Tage befanden sie sich hier, von einem Augenblick zum andern erwartend, daß die Sieger sie unter dem Vorwand des Belagerungszustandes von Paris niederschießen würden. Da begannen sie in ihrer Einsamkeit sich durch Singen ihrer Lieder zu unterhalten. Der Polizeikommissar gebot ihnen Schweigen; und als sie fortfuhren zu singen, öffnete der Beamte den Kranen einer Pumpe, welche in den Keller geht. Das Wasser strömte hinein, bis es den Gefangenen an die Waden reichte. Sie fuhren fort zu singen. Es wurde neues Wasser hinuntergelassen, bis es über die Knie der Verhafteten reichte; aber noch immer sangen sie weiter. Erst als das Wasser an ihre Schultern ging, hielten sie in ihren Liedern ein, um von ihren Peinigern nicht wirklich ersäuft zu werden! Das ist die Rache der „honetten Republik,“ der Republik der Biedermänner an wehrlosen, nur nach einem beispiellosen Heldenkampf gefallenen Demokraten!</p> <p>‒ Als einen neuen Beweis, wie sehr die Arbeiter in dem Kampf gegen die Bourgeoisie von „Raub- und Plünderungsgelüsten“ beseelt waren, theilt die „Ere nouvelle“ unter Anderem die Notiz mit, daß ein Insurgententrupp, der das Collége Heinrich IV. besetzt hielt, und dem es an allen Lebensmitteln fehlte, sich doch weigerte, die Vorräthe des Hauses anzurühren; sie sagten, wir wollen nicht das Brod dieser Kinder verzehren.</p> <p>‒ Die <hi rendition="#g">Nachricht von der Verhaftung Kersausie's bestätigt sich nicht.</hi></p> <p>‒ Die Zahl der in die Katakomben gedrängten Insurgenten soll sich über Tausend belaufen. Sie haben sich in diesen furchtbaren Gängen bereits zerstreut und verirrt, und man hört an verschiedenen Stellen aus den unterirdischen Gewölben verzweiflungsvolle Hülferufe erschallen.</p> <bibl>(Nation)</bibl> </div> <div xml:id="ar033_014" type="jArticle"> <head><bibl><author>17</author></bibl> Paris, 30. Juni.</head> <p>Die noch existirenden Journale hüten sich die Wahrheit zu sagen. Wie auf Nadeln stelzen selbst die besten einher und verschweigen alles was der souveränen Klasse mißliebig sein könnte. Kein einziges wagt die „Heldenthaten“ der Mobilgarde z. B. im rechten Lichte darzustellen. Diese Gamins de Paris und Herumtreiber welche militärisch gedrillt, von der Bourgeoisie mit 30 Sous per Tag besoldet sind, und von Anfang an speziell geliebkost wurden, hatten erwiesenermaßen vom ersten Revolutionstage ab <hi rendition="#g">eine erhebliche Lohnerhöhung</hi> bekommen. Die Bourgeois geizten diesmal sogar mit seinen Weinen und Liqueuren nicht, um die Offiziere derselben zu enthusiasmiren, und gaben den Gemeinen vollauf des Schnapses. Das wirkte. Im Faubourg St. Jacques stahlen die Mobilen und nothzüchtigten; was die Siegerpartei jetzt dahin umdreht, die Insurgenten hätten im Faubourg St. Antoine ein Erziehungsinstitut junger Mädchen entehrt. Es ist aber notorisch daß die Insurgenten überall, das äußerste Ende des Faubourg St. Marcel (wo Lumpenproletariat seit undenklichen Zeiten haust) ausgenommen, meist als Ehrenmänner sich betrugon; die beiden Geistlichen die dem verwundeten Erzbischof im Faubourg St. Antoine zur Seite standen, die vielen Deputirten die Bewohner des Gymnasiums Henri IV., alle sind <hi rendition="#g">einstimmig</hi> darüber. Mit raffinirter Tücke hebt dagegen die Bourgeoispresse einzelne Racheakte der wider eine ungeheure Uebermacht ringenden Kämpfer hervor; ja macht ihnen selbst zum Vorwurf, die geringe Quantität durch die Qualität der Waffen ersetzen gewollt zu haben. So schreien jetzt die Leute über Skandal wegen der s. g. gehackten Kugeln, d. h. Kugeln die in der Eile nicht gegossen, sondern aus Metallstreifen zusammengerollt, und wegen der in Fingerhüte gegossenen; auch die Schwefelsäure- und Terpentinspritzen mißfallen jetzt denselben Bourgeois die sie vor einigen Monaten im Straßenkampf zu Messina, Palermo und Mailand gar heroisch gefunden hatten.</p> <p>So eben höre ich aus glaubhafter Quelle folgendes: ein Mobiler stürmt am Samstag eine Barrikade und nimmt seinen Bruder gefangen; einige Minuten drauf ruft er einige Kameraden und schießt ihn mit ihnen nieder. Nach den Schreckenstagen rühmt er sich dessen in einer Weinstube, und wird von einem Anwesenden dafür mit der Flasche zu Boden geschlagen. Der Schwager des Mobilen geht zufällig vorbei und ruft: Gottlob, jetzt brauche nicht mehr ich diese Elenden zu schlagen, ich suchte ihn schon seit drei Tagen. Die Gefangenen werden, mit auf den Rücken geschnürten Armen, zu Tausenden auf einander gestapelt; man giebt ihnen weder Luft noch Wasser; sie <hi rendition="#g">verfaulen</hi> im Schmutz. Viele sollen Thränen vergießen, was die Herren Bourgeois in der Kammer als ‒ <hi rendition="#g">Zeichen der Reue</hi> mit wohliger Schadenfreude bemerken. Ein andrer Fall von Mobilheroismus: ein Insurgent war abgeschnitten, er weigert aber sich zu ergeben und verschießt die letzte Patrone: da sinkt er verwundet nieder und die jungen Helden à 30 Sous per Tag, diese Munizipalgardisten der Assemblée, stopfen ihm hohnlachend und bis zum Ersticken Kommisbrod in den Mund, mit dem Geschrei: Mange, canaille de voleur. Am Clos St. Lazare mordeten sie eine halbe Stunde lang alle Frauen, Greise und Kinder die sie in den <hi rendition="#g">Kellern</hi> versteckt fanden, und überließen der Bourgeoisgarde das chavalereske Füsiliren der mit den Waffen in der Hand ergriffnen männlichen Gefangnen.</p> <p>Die Meinung der echten Boutiquiers ist, Cabet, Considerant und ‒ Proudhon müßten in 8 Tagen gehenkt werden; Lamartine und Ledru-Rollin wünscht man gleichfalls den Strang. Wahrscheinlich kommen sie in Anklage. Lamartine ist ein niederträchtiger Bube (un lâche) schrie mir ein Nationalgardist der 10ten Legion im Kafé zu: „denn ohne ihn hätte mein Rock nicht diese Flecken vom Gehirn und Blut meines Serganten.“</p> <p>In dem Hospitälern die ich in Erfüllung meiner ärztlichen Pflicht täglich besuche, werden von den wachthaltenden Herren Studiosen die pöbelhaftesten Ausdrücke neben dem Bette verwundeter Insurgenten ausgesprochen. Ich erstaunte über diese Spitze bürgerlicher Demoralisation, und bekam den erbaulichen Bescheid: es sei ja schon <hi rendition="#g">honnett,</hi> daß man dieserlei Leute aufnehme. Unvermeidlich unter solchen Umständen ist es, daß nicht wenige der verwundeten Besiegten in ein Delirium und Rasen verfallen, welches mit dem Wundfieber gar nichts gemein hat; man hat mehrmals vom Zwangskamisol Gebrauch zu machen für gut erachtet. Sonderbar auch, daß im St. Louisspital gerade die Wunden der Insurgenten dem Brande anheimfallen, ohne daß etwas dagegen geschieht. Uebrigens haben die Blessirten es kaum schlimmer als die gefangenen Insurgenten; bei letztern finden sich zahlreiche Quetschwunden durch den engen Raum in den die Bourgeoisie sie zusammenstaucht, und Gangrän und Typhus strecken die unentrinnbare Kralle über alle aus die im Tuilerienschloß, in der Präfektur u. s. w. seit 4 Tage ohne Suppe und Wasser blieben; die Banlieuehelden stehen Schildwache vor den Gittern und haben bereits ein <hi rendition="#g">halb Dutzend Verschmachtender, welche Luft schöpfen kamen, mit Bayonett und Schuß getödtet, und die Leichen in Mitten der Lebenden verwesen lassen.</hi> Freilich, dieserlei steht nicht in der Tagespresse, und wird auch wohl gar von gedungenen deutschen Journalfabrikanten abgeleugnet werden.</p> <p>‒ Die Ex-Munizipalgardisten, welche sich in Paris oder der Umgegend befinden, haben sich bei der I. Militär-Division zu melden und ihre Wohnung anzugeben.</p> <p>‒ Eine Anzeige des Gouverneurs der Bank benachrichtigt die Aktionäre, daß die Dividende des ersten Semesters mit 30 Franken per Aktie à 1000 und resp. 1200 Franken für sie von übermorgen an bereit liege.</p> <p>‒ Das Kriegsgericht, das seit drei Tagen die eingesperrten Insurgenten unaufhörlich verhört, hat seine Urtel noch nicht gefällt. Die fürchterliche Härte, mit der man die Gefangenen behandelt, trieb bereits mehrere derselben zum Selbstmorde. Noch diesen Morgen schnitt sich einer der Unglücklichen in der Abbaye die Gurgel ab. Andere haben den Verstand verloren.</p> </div> <div xml:id="ar033_015" type="jArticle"> <head>Nationalversammlung, Sitzung vom 30. Juni.</head> <p>Präsident Marie eröffnet dieselbe um 1 Uhr mit einer Rede, in der er der Versammlung für das ihm bewiesene Vertrauen dankte und seine ganze Galle gegen die Sozialisten, die er als Väter der letzten Schlacht darstellte, ausgoß. „Bürgerrepräsentanten, begann er, Ihr habt mich zu Eurem Präsidenten gewählt, das ist unter den gegenwärtigen schwierigen Umständen ein Beweis großen Vertrauens. Ich werde mich anstrengen, Eurem Vertrauen durch meine ganze Aufopferung zu entsprechen. Die verhängnißvollen Tage, die Frankreich in so tiefe Trauer stürzten, haben für Alle sehr ernste Pflichten geschaffen, das weiß ich, doch ich will mich ihnen unterziehen. Die Republik bleibt rein und fest und wird mächtig und furchtbar werden, denn die Anarchie vermöchte sie nicht zu bekämpfen und wird sie nie besiegen. Nein, es war nicht das Februarvolk, das die verbrecherischen Barrikaden errichtete, auf denen, dem Himmel sei Dank, nie die Fahne der Republik wehte! Nein, nicht die Republik hat die Republik (die dreifarbige, die rothe Fahne) sondern die Republik hat die <hi rendition="#g">Barbarei</hi> bekämpft (Beifall). Der Sieg war für uns in den Urtheilen der Menschheit geschrieben; an uns ist es, Bürger, ihn aufrecht zu erhalten durch die Weisheit unserer Arbeiten, durch die Entschlossenheit unseres Auftretens und durch die fortwährende aber gemässigte Entwickelung der mit der Republik ausgesprochenen Grundsätze. Frankreich weiß das und wird Euch dafür erkenntlich sein. Aber ihr bedürft all Eures Muthes, einen festen Willen, um Eure Aufgabe zu lösen. Mit der Ruhe in der Hauptstadt, mit der Ordnung überall, wird es uns möglich sein, alle Leiden zu mildern, allen Uebeln zu helfen und alle Erwerbsquellen von Neuem hervorsprudeln zu machen. Ich freue mich, daß Ihr mich an diesen Platz riefet, wo ich zur Lösung dieser edeln Aufgabe doppelt beitragen kann.“</p> <p>Schließlich preist <hi rendition="#g">Marie,</hi> dem zur Stillung aller Leiden als Glied des Vollziehungsausschusses schon die schönste Gelegenheit geboten worden war, aber von ihm schlecht benutzt wurde, noch die Verdienste seines Vorgängers, des so eben zum Minister des Innern ernannten Senard. Nach dieser Rede, die natürlich großen Beifall erregte, zog der Präsident die Bureau in der üblichen Weise. Dann schritt die Versammlung zur Tagesordnung, nämlich zur Berathung des Wahlgesetzes für Gemeinde-, Arrondissements- und Departementsräthe, denen die vorige Regierung einen ziemlich engen Kreis angewiesen hatte. Favart liest seinen desfälligen Bericht vor, und es entspann sich eine lange Debatte, der jedoch Niemand wesentliche Aufmerksamkeit schenkte. Für das Ausland möge genügen, daß dieses Gesetz, neue Wahlen, für die Stadträthe bis zum 1. August und für die Bezirks- und Departementsräthe bis zum 1. September circa vorschreibt. (4 Uhr.)</p> <p>(Nach 4 Uhr.) Der einzige Punkt der im Verlaufe der dreistündigen Debatte zu ziemlich heftiger Besprechung Veranlassung gab, bestand in einem Amendement das Picard zum § 6 als dritten Abschnitt stellte und also lautet:</p> <p>„Der Maire und seine Adjoints sind von und aus dem Gemeinderath zu wählen.“</p> <p>Dieses Amendement stieß auf harten Widerspruch, weil man es, obgleich mit dem Verfassungsentwurf völlig im Einklange, für die Centralstaatsgewalt gefährlich hielt. Der Maire, von dem Gemeinderath ernannt, würde zum Sklaven desselben herabsinken.</p> <p>Senard, Minister des Innern, selbst rieth zur Vorsicht, namentlich unter den gegenwärtigen Umständen, wo sich leicht Sonderbundsgelüste in einzelnen Stadträthen fühlbar machen könnten.</p> <p>Die Debatte wurde um 6 Uhr abgebrochen und auf Morgen verschoben.</p> <p>Recurt, Minister der Staatsbauten, besteigt die Bühne und verlangt einen Kredit von 6,000,000 Frs. für die Lyoner Bahn.</p> <p>Delongrais protestirt heftig, kann aber doch nicht hindern, daß der Kredit morgen schon diskutirt und wahrscheinlich bewilligt wird.</p> <p>Zum Schlusse wählt der Präsident eine Deputation von 9 Gliedern, welche morgen die Leiche des Generals Negrier nach Bille begleiten soll. (7 Uhr.)</p> </div> </div> <div n="1"> <head>Großbritannien.</head> <div xml:id="ar033_016" type="jArticle"> <head><bibl><author>*</author></bibl> London, 30. Juni.</head> <p>Nach einer kurzen Diskussion über weniger wichtige Gegenstände ging gestern das Unterhaus zu der vertagten Debatte der Zuckergesetze über. Zuerst erhob sich Sir Robert Inglis und drückte sein Erstaunen darüber aus, daß mit zwei Ausnahmen, noch kein einziger Redner in den früheren Debatten die mit der Abschaffung der Zuckerzölle zusammenhängende Frage der Emancipation der Sclaven berührt habe. Die Vorschläge des Gouvernements würden nur vom materiellen und nicht vom moralischen Standpunkte aus diskutirt. Die im Jahre 1846 eingetretene Ermäßigung der Zuckerzölle habe den Sclaven-Import nach Brasilien allein um 73,000 Individuen vergrößert und ohne Uebertreibung könne man annehmen, daß in Folge jenes Gesetzes jährlich 300,000 Sclaven von den Afrikanischen Küsten aus verschifft wurden. Sir Robert las dann einzelne Stellen aus einem „fünfzig Tage an Bord eines Sclavenschiffes“ genannten Werke vor, in dem erzählt wurde, daß von einer Ladung von 400 Sclaven, während eines Sturmes, in einer Nacht 54 Personen in ihrem Bestreben an den Lucken des Verdecks etwas frische Luft zu schöpfen den schrecklichsten Tod fanden. Das seien die Folgen jener traurigen Aufmunterungen, die man durch die Gesetze der letzten Jahre dem Sclavenhandel gegeben habe. Er glaube, daß der ärmste Mann in England gern seinen Zucker etwas theuerer bezahlen als so scheußliche Vorgänge unterstützen wolle. Er widersetze sich daher den Vorschlägen des Gouvernements und stimme für das Amendement Sir G. Pakington's.</p> <p>Hr. <hi rendition="#g">Barkly</hi> bemerkte dann, daß man die Unterstützung, welche den westindischen Pflanzern zu Theil werden solle, nur so lange Zeit bewilligen könne, als sie zur Erlangung einer größern Anzahl Arbeiter und einem besseren Verhältniß zwischen Arbeitgebern und Arbeitern nöthig sei. Nach ihm, handle es sich um eine feste Steuer von 5 Shilling per Zentner für eine lange, oder um eine von 10 Sh. per Zentner für eine kurze Zeit und er glaube, daß der letztere Satz günstiger für England und zugleich von mehr Nutzen für die Kolonien sein werde. Er widerlegte dann die verschiedenen Reden der ministeriellen Seite und leugnete die oft erwähnte mangelhafte Bebauung der westindischen Kolonien, indem er sich stark dagegen aussprach, daß man den Sclavenzucker anderer Länder mit dem englischen Emancipationszucker konkurriren lasse. Die Frage sei, ob man die ganze Sclaven-Emancipation nur als ein bloßes Experiment betrachten und alle Anstrengungen und Ausgaben der letzten 50 Jahre, um ihr ein Ende zu machen, als gar nicht geschehen betrachten wolle.</p> <p>Hr. <hi rendition="#g">Labouchere</hi> erwiederte darauf, daß das ganze Land nun einmal dieselben Zollsätze für ausländischen und westindischen Zucker verlange, und daß nichts schädlicher sein würde, als die Kolonien jetzt auf's Neue bedeutend zu protegiren, um sie dann doch später, wenn jener Schutz aufhöre, der ausländischen Konkurrenz zu überlassen. Die Zuckergesetze von 1846 hätten zwar nicht den erwarteten günstigen Erfolg gehabt; die finanziellen Verwicklungen seien indeß mehr Schuld hieran, als der Geist jener Gesetze. Er theile die Indignation Sir R. Inglis in Betreff jener Greuel des Sclavenhandels, er sei aber davon überzeugt, daß man zuletzt mit freier Arbeit siegen werde, wenn man fortfahre, keine Sclaverei in den britischen Besitzungen zu dulden, und nur eine gewisse Anzahl freier Arbeiter einwandern lasse, um die übertriebenen Lohnforderungen der emancipirten Neger zu balanciren.</p> <p>Hr. <hi rendition="#g">Goulburn</hi> suchte seinen Vorgänger zu widerlegen; er erkannte die Noth der Kolonien an, glaubte aber, daß die vorgeschlagenen Maßregeln des Gouvernements unzureichend seien.</p> <p><hi rendition="#g">Sir Robert Peel</hi> erhob sich da, wie immer unmittelbar vor dem Schluß einer jeden großen Debatte, und warf die Gewalt seiner Beredsamkeit zu Gunsten der ministeriellen Vorschläge in die Wegschaale. Sir Robert beleuchtete die Frage noch einmal von allen Seiten; er glaube, auf demselben Wege kommerziellen Aenderungen, den er früher betreten, fort wandern zu müssen. Das System der Sklaverei werde vor dem Geiste der Zeit bald überall fallen müssen. Er glaube, daß man durch die fraglichen Propositionen nicht zu demselben zurückzukehren gezwungen sei; durch Maßregeln, welche den gegenwärtigen Weltzuständen angemessen seinen, werde man den Triumph der freien Arbeit sichern und dadurch schließlich auch die Prosperität der Kolonieen. Nachdem noch Lord John Russel, Hr. Muntz und Hr. Anstey gesprochen hatten, schitt man zur Abstimmung. Für die ministeriellen Propositionen waren 260 Stimmen; gegen dieselben 245. ‒ Majorität für die Minister 15 Stimmen.</p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0165/0003]
tär und Volk; es heißt, daß die Stadt, welche sich in vollem Aufruhr befindet, an mehreren Orten in Brand stehe.
Französische Republik. * Die Leser der „Neuen Rheinischen Zeitung“ haben wir fortwährend auf die Intriguen der Partei des „National,“ verkörpert in Marrast, aufmerksam gemacht.
[#]
‒ Man hat die Nationalgarden von Belleville aufgelöst. Die Auflösung eines Korps Nationalgarde nach dem andern beweist, wie wenig wirkliche Sympathien die Junirevolution besaß und daß sie nur die Auflehnung einer „geringen Minorität“ gegen das ganze Land war.
‒ Folgendes Faktum, von der „Union“ mitgetheilt, das in der Nationalversammlung zu Interpellationen Anlaß geben wird, wirft ein neues Licht auf die Intriguen der Partei des National und erklärt, warum der Maire von Paris, Marrast und der ihm angehörige Pentarch Marie gleichzeitig die Arbeiter zur Verzweiflung zu treiben suchten. Man höre:
„Eine telegraphische Depesche von Paris, veröffentlicht durch ein algierisches Journal, l'Akhbar, kündigte unter dem 15. Juni die Abdankung der Exekutiv-Kommission und ihre Ersetzung durch die Herren Marrast, Berger und Cavaignac an.“ Und unter wessen Obhut steht der algierische Telegraph? Unter der des Kriegsministers. Und wer war Kriegsminister? Cavaignac.
Der „Peuple constituant“ sagt: „Nach dem Lügenblatt, dem Constitutionnel, soll Herr Deflotte, Schiffslieutenant, am Abend des 22. Juni, in der Sitzung des Club du peuple, die Schlacht vom 23. vorher angesagt haben. Dieses Anekdötchen ist gänzlich erdichtet.
Seit einigen Tagen treiben gewisse Journale einen unwürdigen Handel mit schauerlich gehässigen Chroniken. Pistole und Dolch sind schon abgegriffene Effektmittel. Die Vergiftung spielt eine mannigfach variirte Rolle. Sie verfielfacht sich unter allen Formen. Hier Frauen, die vergifteten Brandtwein verkaufen; dort Hausirer, die den Soldaten vergiftete Cigarren anbieten, deren tödtliche Folgen sie sofort verspüren. Wir sprechen nicht einmal von den Verstümmlungen, abgeschnittnen Köpfen, blutwilden Rachethaten, deren Wiederholungen sich von selbst versteht bei Leuten, welche die Plünderung und die Nothzucht organisirt hatten. Bei jedem Gefangnen, wer weiß es nicht, hat man Beweisstücke dieser unbarmherzigen Teufelswuth gefunden. Vor allem, sagt man, wollten die Insurgenten tödten. Die einfache Kugel, die gehackte Kugel, gewöhnliches Geschoß, geben nicht sicher genug den Tod. Stücke von oxydirtem Kupfer, oder besser noch, kleine Kupferröhren, gefüllt mit Pulver, und dergestalt mit einem Zunder versehn, daß sie in der Wunde sich entladen mußten, ‒ mit solchen Ingredienzen luden die Insurgenten ihre Gewehre. Wir brechen ab; denn, um ernsthbft zu sprechen, sind diese Berichte die Folge eines extravaganten Deliriums, oder der feigen Berechnung einer Partei, die, wie immer, auf die Verläumdung spekulirt! Soll dies Gemälde der Infamie ein Portrait unsrer Nation sein?
‒ Man liest im Moniteur: „Es ist unmöglich, alle Verläumdungen aufzuzählen, welche mehre Journale täglich veröffentlichen.
‒ Die Gesellschaft der Menschenrechte erklärt, der Insurrektion der letzten Tage fremd geblieben zu sein. Diese Gesellschaft besteht aus 35,000 Mann, und behält sich den Kampf der Zukunft vor.
Die „Nation“ berichtet:
„Es herrscht große Uebertreibung in dem, was gesagt und gedruckt worden ist über die Zahl der Galeerensklaven und freigelassenen Sträflinge, die sich in den Reihen der Insurgenten befunden haben sollen. Unzweifelhaft, in diesen Tagen, wie in allen Tagen des Bürgerkriegs, haben der Justiz Verfallene einige Missethaten zu begehn versucht, aber bis zu diesem Augenblick hat man positiv nur zwanzig Korrektionelsträflinge, einen einzigen Galeerensklaven, der den Bann gebrochen hatte, Namens Boulard, und einen entlassenen Gefängnißsträfling, Namens Clément, mit dem Beinamen, Longue-Epée, unter den Gefangenen entdeckt.
Paris. Man weiß, daß eine große Anzahl von Insurgenten in dem Keller der Conciergerie eingesperrt waren. Zwei Tage befanden sie sich hier, von einem Augenblick zum andern erwartend, daß die Sieger sie unter dem Vorwand des Belagerungszustandes von Paris niederschießen würden. Da begannen sie in ihrer Einsamkeit sich durch Singen ihrer Lieder zu unterhalten. Der Polizeikommissar gebot ihnen Schweigen; und als sie fortfuhren zu singen, öffnete der Beamte den Kranen einer Pumpe, welche in den Keller geht. Das Wasser strömte hinein, bis es den Gefangenen an die Waden reichte. Sie fuhren fort zu singen. Es wurde neues Wasser hinuntergelassen, bis es über die Knie der Verhafteten reichte; aber noch immer sangen sie weiter. Erst als das Wasser an ihre Schultern ging, hielten sie in ihren Liedern ein, um von ihren Peinigern nicht wirklich ersäuft zu werden! Das ist die Rache der „honetten Republik,“ der Republik der Biedermänner an wehrlosen, nur nach einem beispiellosen Heldenkampf gefallenen Demokraten!
‒ Als einen neuen Beweis, wie sehr die Arbeiter in dem Kampf gegen die Bourgeoisie von „Raub- und Plünderungsgelüsten“ beseelt waren, theilt die „Ere nouvelle“ unter Anderem die Notiz mit, daß ein Insurgententrupp, der das Collége Heinrich IV. besetzt hielt, und dem es an allen Lebensmitteln fehlte, sich doch weigerte, die Vorräthe des Hauses anzurühren; sie sagten, wir wollen nicht das Brod dieser Kinder verzehren.
‒ Die Nachricht von der Verhaftung Kersausie's bestätigt sich nicht.
‒ Die Zahl der in die Katakomben gedrängten Insurgenten soll sich über Tausend belaufen. Sie haben sich in diesen furchtbaren Gängen bereits zerstreut und verirrt, und man hört an verschiedenen Stellen aus den unterirdischen Gewölben verzweiflungsvolle Hülferufe erschallen.
(Nation) 17 Paris, 30. Juni. Die noch existirenden Journale hüten sich die Wahrheit zu sagen. Wie auf Nadeln stelzen selbst die besten einher und verschweigen alles was der souveränen Klasse mißliebig sein könnte. Kein einziges wagt die „Heldenthaten“ der Mobilgarde z. B. im rechten Lichte darzustellen. Diese Gamins de Paris und Herumtreiber welche militärisch gedrillt, von der Bourgeoisie mit 30 Sous per Tag besoldet sind, und von Anfang an speziell geliebkost wurden, hatten erwiesenermaßen vom ersten Revolutionstage ab eine erhebliche Lohnerhöhung bekommen. Die Bourgeois geizten diesmal sogar mit seinen Weinen und Liqueuren nicht, um die Offiziere derselben zu enthusiasmiren, und gaben den Gemeinen vollauf des Schnapses. Das wirkte. Im Faubourg St. Jacques stahlen die Mobilen und nothzüchtigten; was die Siegerpartei jetzt dahin umdreht, die Insurgenten hätten im Faubourg St. Antoine ein Erziehungsinstitut junger Mädchen entehrt. Es ist aber notorisch daß die Insurgenten überall, das äußerste Ende des Faubourg St. Marcel (wo Lumpenproletariat seit undenklichen Zeiten haust) ausgenommen, meist als Ehrenmänner sich betrugon; die beiden Geistlichen die dem verwundeten Erzbischof im Faubourg St. Antoine zur Seite standen, die vielen Deputirten die Bewohner des Gymnasiums Henri IV., alle sind einstimmig darüber. Mit raffinirter Tücke hebt dagegen die Bourgeoispresse einzelne Racheakte der wider eine ungeheure Uebermacht ringenden Kämpfer hervor; ja macht ihnen selbst zum Vorwurf, die geringe Quantität durch die Qualität der Waffen ersetzen gewollt zu haben. So schreien jetzt die Leute über Skandal wegen der s. g. gehackten Kugeln, d. h. Kugeln die in der Eile nicht gegossen, sondern aus Metallstreifen zusammengerollt, und wegen der in Fingerhüte gegossenen; auch die Schwefelsäure- und Terpentinspritzen mißfallen jetzt denselben Bourgeois die sie vor einigen Monaten im Straßenkampf zu Messina, Palermo und Mailand gar heroisch gefunden hatten.
So eben höre ich aus glaubhafter Quelle folgendes: ein Mobiler stürmt am Samstag eine Barrikade und nimmt seinen Bruder gefangen; einige Minuten drauf ruft er einige Kameraden und schießt ihn mit ihnen nieder. Nach den Schreckenstagen rühmt er sich dessen in einer Weinstube, und wird von einem Anwesenden dafür mit der Flasche zu Boden geschlagen. Der Schwager des Mobilen geht zufällig vorbei und ruft: Gottlob, jetzt brauche nicht mehr ich diese Elenden zu schlagen, ich suchte ihn schon seit drei Tagen. Die Gefangenen werden, mit auf den Rücken geschnürten Armen, zu Tausenden auf einander gestapelt; man giebt ihnen weder Luft noch Wasser; sie verfaulen im Schmutz. Viele sollen Thränen vergießen, was die Herren Bourgeois in der Kammer als ‒ Zeichen der Reue mit wohliger Schadenfreude bemerken. Ein andrer Fall von Mobilheroismus: ein Insurgent war abgeschnitten, er weigert aber sich zu ergeben und verschießt die letzte Patrone: da sinkt er verwundet nieder und die jungen Helden à 30 Sous per Tag, diese Munizipalgardisten der Assemblée, stopfen ihm hohnlachend und bis zum Ersticken Kommisbrod in den Mund, mit dem Geschrei: Mange, canaille de voleur. Am Clos St. Lazare mordeten sie eine halbe Stunde lang alle Frauen, Greise und Kinder die sie in den Kellern versteckt fanden, und überließen der Bourgeoisgarde das chavalereske Füsiliren der mit den Waffen in der Hand ergriffnen männlichen Gefangnen.
Die Meinung der echten Boutiquiers ist, Cabet, Considerant und ‒ Proudhon müßten in 8 Tagen gehenkt werden; Lamartine und Ledru-Rollin wünscht man gleichfalls den Strang. Wahrscheinlich kommen sie in Anklage. Lamartine ist ein niederträchtiger Bube (un lâche) schrie mir ein Nationalgardist der 10ten Legion im Kafé zu: „denn ohne ihn hätte mein Rock nicht diese Flecken vom Gehirn und Blut meines Serganten.“
In dem Hospitälern die ich in Erfüllung meiner ärztlichen Pflicht täglich besuche, werden von den wachthaltenden Herren Studiosen die pöbelhaftesten Ausdrücke neben dem Bette verwundeter Insurgenten ausgesprochen. Ich erstaunte über diese Spitze bürgerlicher Demoralisation, und bekam den erbaulichen Bescheid: es sei ja schon honnett, daß man dieserlei Leute aufnehme. Unvermeidlich unter solchen Umständen ist es, daß nicht wenige der verwundeten Besiegten in ein Delirium und Rasen verfallen, welches mit dem Wundfieber gar nichts gemein hat; man hat mehrmals vom Zwangskamisol Gebrauch zu machen für gut erachtet. Sonderbar auch, daß im St. Louisspital gerade die Wunden der Insurgenten dem Brande anheimfallen, ohne daß etwas dagegen geschieht. Uebrigens haben die Blessirten es kaum schlimmer als die gefangenen Insurgenten; bei letztern finden sich zahlreiche Quetschwunden durch den engen Raum in den die Bourgeoisie sie zusammenstaucht, und Gangrän und Typhus strecken die unentrinnbare Kralle über alle aus die im Tuilerienschloß, in der Präfektur u. s. w. seit 4 Tage ohne Suppe und Wasser blieben; die Banlieuehelden stehen Schildwache vor den Gittern und haben bereits ein halb Dutzend Verschmachtender, welche Luft schöpfen kamen, mit Bayonett und Schuß getödtet, und die Leichen in Mitten der Lebenden verwesen lassen. Freilich, dieserlei steht nicht in der Tagespresse, und wird auch wohl gar von gedungenen deutschen Journalfabrikanten abgeleugnet werden.
‒ Die Ex-Munizipalgardisten, welche sich in Paris oder der Umgegend befinden, haben sich bei der I. Militär-Division zu melden und ihre Wohnung anzugeben.
‒ Eine Anzeige des Gouverneurs der Bank benachrichtigt die Aktionäre, daß die Dividende des ersten Semesters mit 30 Franken per Aktie à 1000 und resp. 1200 Franken für sie von übermorgen an bereit liege.
‒ Das Kriegsgericht, das seit drei Tagen die eingesperrten Insurgenten unaufhörlich verhört, hat seine Urtel noch nicht gefällt. Die fürchterliche Härte, mit der man die Gefangenen behandelt, trieb bereits mehrere derselben zum Selbstmorde. Noch diesen Morgen schnitt sich einer der Unglücklichen in der Abbaye die Gurgel ab. Andere haben den Verstand verloren.
Nationalversammlung, Sitzung vom 30. Juni. Präsident Marie eröffnet dieselbe um 1 Uhr mit einer Rede, in der er der Versammlung für das ihm bewiesene Vertrauen dankte und seine ganze Galle gegen die Sozialisten, die er als Väter der letzten Schlacht darstellte, ausgoß. „Bürgerrepräsentanten, begann er, Ihr habt mich zu Eurem Präsidenten gewählt, das ist unter den gegenwärtigen schwierigen Umständen ein Beweis großen Vertrauens. Ich werde mich anstrengen, Eurem Vertrauen durch meine ganze Aufopferung zu entsprechen. Die verhängnißvollen Tage, die Frankreich in so tiefe Trauer stürzten, haben für Alle sehr ernste Pflichten geschaffen, das weiß ich, doch ich will mich ihnen unterziehen. Die Republik bleibt rein und fest und wird mächtig und furchtbar werden, denn die Anarchie vermöchte sie nicht zu bekämpfen und wird sie nie besiegen. Nein, es war nicht das Februarvolk, das die verbrecherischen Barrikaden errichtete, auf denen, dem Himmel sei Dank, nie die Fahne der Republik wehte! Nein, nicht die Republik hat die Republik (die dreifarbige, die rothe Fahne) sondern die Republik hat die Barbarei bekämpft (Beifall). Der Sieg war für uns in den Urtheilen der Menschheit geschrieben; an uns ist es, Bürger, ihn aufrecht zu erhalten durch die Weisheit unserer Arbeiten, durch die Entschlossenheit unseres Auftretens und durch die fortwährende aber gemässigte Entwickelung der mit der Republik ausgesprochenen Grundsätze. Frankreich weiß das und wird Euch dafür erkenntlich sein. Aber ihr bedürft all Eures Muthes, einen festen Willen, um Eure Aufgabe zu lösen. Mit der Ruhe in der Hauptstadt, mit der Ordnung überall, wird es uns möglich sein, alle Leiden zu mildern, allen Uebeln zu helfen und alle Erwerbsquellen von Neuem hervorsprudeln zu machen. Ich freue mich, daß Ihr mich an diesen Platz riefet, wo ich zur Lösung dieser edeln Aufgabe doppelt beitragen kann.“
Schließlich preist Marie, dem zur Stillung aller Leiden als Glied des Vollziehungsausschusses schon die schönste Gelegenheit geboten worden war, aber von ihm schlecht benutzt wurde, noch die Verdienste seines Vorgängers, des so eben zum Minister des Innern ernannten Senard. Nach dieser Rede, die natürlich großen Beifall erregte, zog der Präsident die Bureau in der üblichen Weise. Dann schritt die Versammlung zur Tagesordnung, nämlich zur Berathung des Wahlgesetzes für Gemeinde-, Arrondissements- und Departementsräthe, denen die vorige Regierung einen ziemlich engen Kreis angewiesen hatte. Favart liest seinen desfälligen Bericht vor, und es entspann sich eine lange Debatte, der jedoch Niemand wesentliche Aufmerksamkeit schenkte. Für das Ausland möge genügen, daß dieses Gesetz, neue Wahlen, für die Stadträthe bis zum 1. August und für die Bezirks- und Departementsräthe bis zum 1. September circa vorschreibt. (4 Uhr.)
(Nach 4 Uhr.) Der einzige Punkt der im Verlaufe der dreistündigen Debatte zu ziemlich heftiger Besprechung Veranlassung gab, bestand in einem Amendement das Picard zum § 6 als dritten Abschnitt stellte und also lautet:
„Der Maire und seine Adjoints sind von und aus dem Gemeinderath zu wählen.“
Dieses Amendement stieß auf harten Widerspruch, weil man es, obgleich mit dem Verfassungsentwurf völlig im Einklange, für die Centralstaatsgewalt gefährlich hielt. Der Maire, von dem Gemeinderath ernannt, würde zum Sklaven desselben herabsinken.
Senard, Minister des Innern, selbst rieth zur Vorsicht, namentlich unter den gegenwärtigen Umständen, wo sich leicht Sonderbundsgelüste in einzelnen Stadträthen fühlbar machen könnten.
Die Debatte wurde um 6 Uhr abgebrochen und auf Morgen verschoben.
Recurt, Minister der Staatsbauten, besteigt die Bühne und verlangt einen Kredit von 6,000,000 Frs. für die Lyoner Bahn.
Delongrais protestirt heftig, kann aber doch nicht hindern, daß der Kredit morgen schon diskutirt und wahrscheinlich bewilligt wird.
Zum Schlusse wählt der Präsident eine Deputation von 9 Gliedern, welche morgen die Leiche des Generals Negrier nach Bille begleiten soll. (7 Uhr.)
Großbritannien. * London, 30. Juni. Nach einer kurzen Diskussion über weniger wichtige Gegenstände ging gestern das Unterhaus zu der vertagten Debatte der Zuckergesetze über. Zuerst erhob sich Sir Robert Inglis und drückte sein Erstaunen darüber aus, daß mit zwei Ausnahmen, noch kein einziger Redner in den früheren Debatten die mit der Abschaffung der Zuckerzölle zusammenhängende Frage der Emancipation der Sclaven berührt habe. Die Vorschläge des Gouvernements würden nur vom materiellen und nicht vom moralischen Standpunkte aus diskutirt. Die im Jahre 1846 eingetretene Ermäßigung der Zuckerzölle habe den Sclaven-Import nach Brasilien allein um 73,000 Individuen vergrößert und ohne Uebertreibung könne man annehmen, daß in Folge jenes Gesetzes jährlich 300,000 Sclaven von den Afrikanischen Küsten aus verschifft wurden. Sir Robert las dann einzelne Stellen aus einem „fünfzig Tage an Bord eines Sclavenschiffes“ genannten Werke vor, in dem erzählt wurde, daß von einer Ladung von 400 Sclaven, während eines Sturmes, in einer Nacht 54 Personen in ihrem Bestreben an den Lucken des Verdecks etwas frische Luft zu schöpfen den schrecklichsten Tod fanden. Das seien die Folgen jener traurigen Aufmunterungen, die man durch die Gesetze der letzten Jahre dem Sclavenhandel gegeben habe. Er glaube, daß der ärmste Mann in England gern seinen Zucker etwas theuerer bezahlen als so scheußliche Vorgänge unterstützen wolle. Er widersetze sich daher den Vorschlägen des Gouvernements und stimme für das Amendement Sir G. Pakington's.
Hr. Barkly bemerkte dann, daß man die Unterstützung, welche den westindischen Pflanzern zu Theil werden solle, nur so lange Zeit bewilligen könne, als sie zur Erlangung einer größern Anzahl Arbeiter und einem besseren Verhältniß zwischen Arbeitgebern und Arbeitern nöthig sei. Nach ihm, handle es sich um eine feste Steuer von 5 Shilling per Zentner für eine lange, oder um eine von 10 Sh. per Zentner für eine kurze Zeit und er glaube, daß der letztere Satz günstiger für England und zugleich von mehr Nutzen für die Kolonien sein werde. Er widerlegte dann die verschiedenen Reden der ministeriellen Seite und leugnete die oft erwähnte mangelhafte Bebauung der westindischen Kolonien, indem er sich stark dagegen aussprach, daß man den Sclavenzucker anderer Länder mit dem englischen Emancipationszucker konkurriren lasse. Die Frage sei, ob man die ganze Sclaven-Emancipation nur als ein bloßes Experiment betrachten und alle Anstrengungen und Ausgaben der letzten 50 Jahre, um ihr ein Ende zu machen, als gar nicht geschehen betrachten wolle.
Hr. Labouchere erwiederte darauf, daß das ganze Land nun einmal dieselben Zollsätze für ausländischen und westindischen Zucker verlange, und daß nichts schädlicher sein würde, als die Kolonien jetzt auf's Neue bedeutend zu protegiren, um sie dann doch später, wenn jener Schutz aufhöre, der ausländischen Konkurrenz zu überlassen. Die Zuckergesetze von 1846 hätten zwar nicht den erwarteten günstigen Erfolg gehabt; die finanziellen Verwicklungen seien indeß mehr Schuld hieran, als der Geist jener Gesetze. Er theile die Indignation Sir R. Inglis in Betreff jener Greuel des Sclavenhandels, er sei aber davon überzeugt, daß man zuletzt mit freier Arbeit siegen werde, wenn man fortfahre, keine Sclaverei in den britischen Besitzungen zu dulden, und nur eine gewisse Anzahl freier Arbeiter einwandern lasse, um die übertriebenen Lohnforderungen der emancipirten Neger zu balanciren.
Hr. Goulburn suchte seinen Vorgänger zu widerlegen; er erkannte die Noth der Kolonien an, glaubte aber, daß die vorgeschlagenen Maßregeln des Gouvernements unzureichend seien.
Sir Robert Peel erhob sich da, wie immer unmittelbar vor dem Schluß einer jeden großen Debatte, und warf die Gewalt seiner Beredsamkeit zu Gunsten der ministeriellen Vorschläge in die Wegschaale. Sir Robert beleuchtete die Frage noch einmal von allen Seiten; er glaube, auf demselben Wege kommerziellen Aenderungen, den er früher betreten, fort wandern zu müssen. Das System der Sklaverei werde vor dem Geiste der Zeit bald überall fallen müssen. Er glaube, daß man durch die fraglichen Propositionen nicht zu demselben zurückzukehren gezwungen sei; durch Maßregeln, welche den gegenwärtigen Weltzuständen angemessen seinen, werde man den Triumph der freien Arbeit sichern und dadurch schließlich auch die Prosperität der Kolonieen. Nachdem noch Lord John Russel, Hr. Muntz und Hr. Anstey gesprochen hatten, schitt man zur Abstimmung. Für die ministeriellen Propositionen waren 260 Stimmen; gegen dieselben 245. ‒ Majorität für die Minister 15 Stimmen.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Marx-Engels-Gesamtausgabe: Bereitstellung der Texttranskription.
(2017-03-20T13:08:10Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jürgen Herres: Konvertierung TUSTEP nach XML
(2017-03-20T13:08:10Z)
Maria Ermakova, Benjamin Fiechter, Susanne Haaf, Frank Wiegand: Konvertierung XML nach DTA-Basisformat
(2017-03-20T13:08:10Z)
Weitere Informationen:Die angegebenen Seitenzahlen beziehen sich auf die Ausgabe: Neue Rheinische Zeitung. Organ der Demokratie. Bd. 1 (Nummer 1 bis Nummer 183) Köln, 1. Juni 1848 bis 31. Dezember 1848. Glashütten im Taunus, Verlag Detlev Auvermann KG 1973.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |