Neue Rheinische Zeitung. Nr. 49. Köln, 19. Juli 1848. Beilage.Beilage zu Nr. 49 der Neuen Rheinisch. Zeitung. Mittwoch 19. Juli. Uebersicht. Deutschland. Köln (Vereinbarungsdebatte über den Jacobi'schen Antrag. Berlin (Die Verfassungskommission. - Ein Plakat. - Rosenkranz. - Der Zeughausprozeß. - Monecke. - Die fliegenden Korps). Frankfurt. (der Reichsverweser an die deutschen Regierungen. - Ueber die Nationalversammlung. - Die Untersuchung in der Ulmer Affaire). Posen (Sieben Personen an Rußland ausgeliefert). Hamburg (Der Waffenstillstand). Stuttgart (Verordnung wegen Auflösung des demokratischen Vereins). Wien (ein dreifaches Reaktionscomite. - Die Geschäftsordnung für den Reichstag. - Der Ausschuß. - Nachrichten aus der Moldau). Prag (Hawlitschek freigelassen. - Der Belagerungszustand). Donaufürstenthümer. Bucharest (Militäraufwiegelung durch Rußland). Schweiz. Luzern. (Ex-Großrath). Ungarn. Pesth (Unterhaussitzung). Großbrittannien. London (Aussichten für den Handel; Rückblick auf die Krisen; Besserung des Geschäfts). Amerika. Yucatan (die Rothen und die Weißen). Französische Republik. Paris (Physiognomie der Stadt. - Die Reforme über die Ligue der Royalisten. - Die Verfassung in den Büreaux. - Verhaftung von Polizeikommissären. - Die honnette Republik. - Dekretentwurf über den Code. - Nationalversammlung). Belgien. Brüssel (Affaire von Risquons Tout). Italien. Mailand. (Darlehn der Kirche an die Regierung. - Wie d'Aspre sich Geld erpreßt. - Die Piemonte en nach Venedig, Ferrara und an den Po. Desenzano (vom Kriegsschauplatze). Turin (Garibaldi. - Kammerverhandlungen. - Rüstungen. - Monaco's Anschluß). Rom (Ferraras Räumung angeboten. - Il Contemporaneo über den Papst. - Ein neuer Postbeamter). Sizilien (Der Prätendent Bonaparte). Spanien. (Die Montemolinisten). Nachtrag. Paris. (Bethmont abgetreten, Marie sein wahrscheinlicher Nachfolger. - Der Herzog von Genua König von Sizilien. - Algierische Nachrichten). Handelsnachrichten. [Fortsetzung] [Belgien] Auvenne zu Gent, wo sie am 20. ankamen, im Hotel der Niederlande abstiegen, und am 31. wieder abreisten. Sie scheinen sich sogar mit den Angeklagten in dem Wirthshaus der Julie Tackels getroffen zu haben. Die Letztern brachten die Nacht bei Dupre zu, der auch in dem Brief Bornstedt's erwähnt wird, und ebenso leicht der "Bürger D...." sein kann, der "bei Blervacq durch den Bürger-Präsidenten S..... als dessen zweites Selbst angekündigt wurde"; wenigstens hat man in Perin's Portefeuille eine Liste der provisorischen Regierung gefunden, welche Dupre zu Gent während des Aufenthalts der Angeklagten und bei einer Unterhaltung mit ihnen über die Republikaner des Landes geschrieben zu haben bekennt. Perin im Gegentheil beharrt darauf, weder von der Bedeutung der Liste noch über die Art, wie sie in seinen Besitz gekommen, irgend etwas zu wissen; doch gesteht er in Gesellschaft von Derudder und Balliu, welche dies in Abrede stellen, und von Auvenne und Mathieu, welche es zugeben, die Nacht bei Dupre zugebracht zu haben. Alle diese Handlungen, verglichen mit dem Zusammentreffen der Ereignisse welche wir oben bezeichneten, geben dem Komplot eine neue Ausdehnung und widerlegen siegreich die nicht einmal wahrscheinlich klingenden Ausflüchte. Zu diesen gehört die Erklärung Balliu's, welcher seinen Besuch bei Delestree mit der Absicht motivirt, diesen der Madame Imbert vorzustellen als Käufer für die Fabrik ihres Mannes, während Delestree sich in einem Brief an Imbert, bei seiner Rückkehr nach Belgien, darauf beschränkte zu sagen, daß er sich [#] eine Bestellung zu übernehmen". Was brauchte er sich an [#] zu wenden, den er nicht kannte, da es für ihn genügte, Mad. Imbert den Brief ihres Mannes zu zeigen, den derselbe für die belgischen Demokraten zurückgelassen? Derudder ist nicht glücklicher in seinen Erklärungen über den Brief v. 22. April, in welchem er Imbert sein Bedauern darüber ausdrückt, daß er in drei Wochen nicht mehr reussirt habe, dann mit Begeisterung von Delestree spricht, der sich bei der Emeute v. 23. März "wie ein würdiger und braver Republikaner" betheiligt, und endlich in Betreff des zehnten Angeklagten sagt: "Was Freund Tedesco betrifft, so erwarte ich ihn von einem Tag zum andern; er ist gegenwärtig zu Lüttich, wo er sich thätig mit den Mitteln beschäftigt, um die Dynastie unseres famösen Leopold, des Schwiegersohns eures Ex-Königs, für immer zu stürzen." Und diese Thätigkeit Tedesco's stimmte mit seiner früheren Aufführung überein, denn er war aus dem nämlichen Grunde gerade den Tag, wo er den Sturz Louis Philippe's erfahren, nach Brüssel geeilt. Kaum in dem Hotel Lion-Blanc eingemiethet, hatte er sich in die deutsche Gesellschaft, Grand-Place, begeben, um dort einen Freund zu sehen, Hrn. Wolf, der in Preußen wegen eines politischen Vergehens zu achtjähriger Festungsstrafe verurtheilt gewesen. Sodann hatte er sich nach dem "alten Brüsseler Hof", dem gewöhnlichen Versammlungsort des Meetings fahren lassen, wo er nach seinem eignen Geständniß Bornstedt und einen gewissen Gigot fand, welcher letztere zu der Verbindung der deutschen Kommunisten gehört und am 3. März eine Adresse an die Proletarier aller Länder unterzeichnete, um ihnen anzuzeigen, daß die Verbindung ihren Sitz nach Paris, dem "Centralpunkt aller revolutionären Bewegung", verlegt habe. Tedesco, kaum zu Brüssel angekommen, hatte sich mit 3 Personen in Verbindung gesetzt, deren Pläne unmöglich in Zweifel zu ziehen sind; er selbst hatte bereits im Monat September ähnliche Tendenzen bekundet, als er in der ersten Sitzung der demokratischen Gesellschaft die Unterdrückung desjenigen Artikels im Statutentwurf verlangte, welcher die Thätigkeit der Gesellschaft in den "durch die Konstitution vorgeschriebenem Umfang" beschränkte. Am 26. Februar suchte er die Personen, welche sich im Brüsseler Hof zusammenfanden zu belehren. "Ihr seht wohl ein, sagte er, wie einfältig es ist für die Aristokraten zu arbeiten. Ich bin ausdrücklich von Lüttich hergekommen, um euch zur Nachahmung des Beispiels der Franzosen zu bewegen. "Gott hat uns geschaffen, damit wir zusammen leben und nicht damit wir für die Aristokraten arbeiten. Wir wollen nicht mehr Schweiß und Blut für dieselben opfern, sondern gleich und Brüder sein. "Morgen versammelt euch zwischen 8 und 9 Uhr um nach dem Stadthaus zu ziehen und die Entlassung der Truppen zu verlangen: vor Allem sorgt bewaffnet zu sein. Wenn wir morgen früh nicht reussiren sollten, wird morgen Abend zwischen 6 und 7 Uhr öffentliche Sitzung sein, zu der Jedermann Einlaß erhält; wir werden sorgen, daß wir dann zahlreicher sind." Diese Worte hat der Polizei-Inspektor Deckers gehört, und den andern Abend erfolgten in der That unmittelbar nach der Sitzung aufrührerische Bewegungen und Handlungen gegen die Polizeibeamten. Ein Mitglied der Gesellschaft ward wegen dieser Thatsache zu dreimonatlicher Gefängnißstrafe verurtheilt. Bei seiner Verhaftung fand man ihn im Besitz eines großen Dolches, den Bornstedt ihm in der Morgensitzung überlassen hatte. Der genannte Wolf, welchem der erste Besuch Tedesco's galt, hatte in der Abendsitzung v. 27. gleichfalls einen Dolch, als er inmitten des Auflaufes verhaftet wurde; und Tedesco selbst, welcher anempfohlen hatte mit Waffen zu kommen, war, als er sich zwischen 4 und 5 Uhr Nachmittags aus dem Lion-blanc nach dem Brüsseler Hof begab, mit einer Pistole versehen. Diese Pistole fiel in der Rue de la Montagne aus seiner Tasche, und Tedesco war sehr eilig, sie aufzuheben, indem er sich rechts und links umsah. Er trug eine blaue Blouse und eine Mütze, und in diesem für einen Advokaten jedenfalls bizarren Kostüme ließ er sich nach einander in dem Brüsseler Hof, in der Gesellschaft Alliance und in verschiedenen Wirthshäusern sehen. Ein Zeuge sagt aus, daß Tedesco am Sonntag Abend im Brüsseler Hof darauf bestanden eine provisorische Regierung einzusetzen, und Waffen aus Lüttich verheißen habe. Im Monat Februar suchte er die Regierung umzustoßen, und wie Derudder an Imbert schrieb, verfolgte er im April denselben Zweck. Man begreift daher, warum er sich am 26. März in der "Union" befand und warum er denselben Abend auf den Listen der provisorischen Regierung figurirte, obgleich der Angeklagte bisher bloß den Chartisten in London bekannt war, denen er im Monat November eine Adresse der demokratischen Gesellschaft überbracht hatte. Seine Betheiligung an dem Komplott ist nicht weniger einleuchtend als die der übrigen Angeklagten. Während man im Innern Bewegungen und Demonstrationen organisirte, stationirten die Colonnen von Josses und Bervacq bei Bille, wo sie Lebensmittel, Waffen und einen Militärsold empfingen. Dies berichtet uns der Angeklagte Jules Carnel, Handlungs-Commis, geboren zu Vaugieard und wohnend zu Paris, der uns auch die merkwürdigsten Details über den Angriff vom 29. März giebt. "Zu Seclin angekommen, sagt er, wurden wir von einem Regierungskommissär benachrichtigt, daß wir Lebensmittel und Waffen erhalten würden, und daß auch Eleven der polytechnischen Schule und der Schule von Saint-Cyr sich bei Hrn. Delescluze, Regierungskommissär zu Lille vorgestellt, um Lebensmittel und Unterkommen zu erwirken. Ich kam mit einer Brigade nach Gondecour, 3 Kilometer von Seclin, wo wir bis Dienstag um 2 Uhr in Einquartirung lagen. Zwischen 8 und 9 Uhr Abends kehrten wir wieder nach Seclin zurück. Von hier zogen wir über Lille, umgingen aber die Stadt, die wir zu unsrer Linken ließen, und machten einen langen Marsch bis an einen Ort, wo wir drei Wagen mit Gewehren und zwei Karren mit Pulver fanden, die mitten im Wege in einer Stellung aufgefahren waren, als ob sie von Lille gekommen wären. Zwei Eleven der polytechnischen Schule stiegen auf die Wagen, und man vertheilte darauf die Gewehre und Patronen. Wir setzten unsern Marsch auf der Chaussee fort bis an einen Ort, wo ein Weg gegen Tourcoing und Roubaix führt; ich weiß nicht, wer der Führer des Trupps war, weil ich mich ganz an den Hinterreihen befand. Man ließ uns verschiedene Fußsteige über ebenes Feld gehen; die Wege waren so schmal, daß wir kaum Einer vor dem Andern marschiren konnten. Wir durchzogen das Faubourg einer Stadt, deren Namen ich nicht weiß. Endlich wurden wir über mehrere kleine Pfade nach einem Kleefeld geführt, wo allgemeine Rast gemacht wurde. Die Chefs, an der Spitze eines Bataillons, marschirten gegen die Gränze, und nahmen dort Position. Ich war vollständig im Nachtrab der Kolonnen, und als ich sah, daß angegriffen wurde, wendete ich mich zur Linken der Kolonne, welche sich schon der Gränze entlang ausgebreitet hatte; diese Kolonne, zum großen Theil aus Belgiern bestehend, befand sich an der Spitze. Ich weiß nicht wer zuerst den Angriff durch Feuern begonnen hat, ich war zu weit entfernt. Aber als meine Leute mehrere Verwundete hinter die Front bringen sahen, waren sie wie von Schrecken betäubt und liefen ohne einen Schuß zu thun, wie ich befohlen hatte, auseinander; sie schossen, während sie sich rechts und links zerstreuten, auf die belgischen Soldaten. Als ich mich von der Masse der Franzosen, welche unter meinem Befehl standen, gänzlich verlassen sah, wendete ich mich nach der großen Straße und ging den belgischen Truppen entgegen, nicht mit der blanken Waffe, sondern die Spitze des Degens in der Hand und die Hand erhoben, zum Zeichen, daß man nicht auf mich schießen solle; es wurden indeß vielleicht einige dreißig Flintenschüsse auf mich gerichtet und ich begreife nicht, wie ich nicht getödtet wurde." Carnel setzt hinzu, daß er 17 belgische und 4 französische Kompagnien gehabt; daß die Waffen, wie man ihm nachher gesagt, aus dem Arsenal oder der [#] kamen und daß die Leute täglich von Herrn [#] 1800 Brodrationen und 35 Centimes Sold empfingen. Auf die Details des Kampfes zurückkommend, ergänzt er seine Erklärung folgendermaßen: "Wir marschirten in Kolonne: Fosses und Blervacq mit einem dritten marschirten an der Spitze. Drei Eleven der polytechnischen Schule dienten uns ebenfalls zu Führern; ich selbst stand unter einem dieser Eleven, da ich eine fast ganz aus Franzosen bestehenden Kompagnie kommandirte. Als zwei Kartätschenschüsse abgefeuert worden waren, sah ich einen dieser Eleven todt und den andern verwundert davontragen; sie wurden augenblicklich dem französischen Gebiet zu fortgeschafft." Doch behauptet Carnel von den Plänen Blervacq's nichts gewußt zu haben, während dieselben doch für Niemand ein Geheimniß waren. Wir haben den Beweis davon in einem Briefe, welchen der Angeklagte Baeten den 27. März von Seclin an seinen Vater schrieb worin er sagte: "Ich habe Ihnen mitzutheilen, daß wir Paris verlassen haben um in Brüssel eine Revolution zu machen, aber verrathen und in Quievrain gefangen sind. Es ist mir gelungen zu entkommen und ich befinde mich zu Seclin, 2 Meilen von Lille, wo wir 15,000 Mann stark stehen. Wir marschiren den 28. mit Macht gegen Brüssel, wo wir um jeden Preis einziehen müssen; wenn es gelingt, gehen wir nach Brügge; der König Leopold mag die Vorbereitungen zu seiner Reise treffen etc." Baeten, einfacher Arbeiter, wußte also zu Seclin, was wir seit Langem durch mehrere Briefe erfahren hatten, und es ist daher unmöglich, daß der Angeklagte Carnel, Hauptmann einer Kompagnie, in gutem Glauben, wie er behauptet, dem durch eine fremde Macht angegriffenen Belgien zu Hülfe zu eilen gedachte. Der Führer, von dem er in seiner Erklärung spricht, war ein alter Schmuggler Namens Lahrusse-Delmotte, der zu Douai in Contumaz verurtheilt und von Herrn Delescluze beauftragt war, den Trupp nach Belgien zu führen. Derselbe gab ihm einen Geleitschein, der sich in den Akten befindet und folgendermaßen lautet: Präfekture des Norddepartements. Cabinet. Französische Republik. Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit. Lille, den 27. März 1848. "Der Bürger Lahrusse-Delmotte, Flüchtling aus Werwicq (Belgien), wird aufgefordert, zu einer Mission sich unverweilt nach Lille in das Hotel der Präfekture zu begeben. Gegenwärtiges wird ihm als Geleitpaß für 24 Stunden dienen. Der Generalkommissair der Republik für die Departements Nord und Pas-de-Calais, (Gez.) Ch. Delescluze." Dies Aktenstück trägt den Stempel der Präfektur und stellt den alten Nordpräfekten, der in Belgien Gastfreundschaft genossen hatte, mit den Eleven der polytechnischen Schule und dem Gouverneur der Civil-Invaliden in Eine Kategorie. Dasselbe ist der Fall mit Bornstedt, der bei uns ein Asyl gefunden, das ihm Preußen und Frankreich verweigerten, und dafür gleich Imbert und Delescluze Belgien zu revolutioniren suchte; aber diese verbrecherischen Versuche hat das Schicksal erreicht, welches sie verdienten. Die Bande wurde durch eine Avantgarde in Verwirrung gejagt, und ließ in unseren Händen den Angeklagten Coupmanns, der durch einen Flintenschuß ins Bein verwundet wurde, den Angeklagten Leleu, der noch schoß als man ihn entwaffnete, die Angeklagten Vanlabeke und van Goethem, die in Seclin sich angeschlossen, und die bei dem ersten Verpuffen ihre Waffen abgeworfen zu haben behaupten; endlich die Angeklagten Jouannin, Clauwens, Baeten, Nonkel, Schoonhroyhe, Vandersande, Hannecart und Knops, die Paris mit der Legion verlassen, mit ihr nach Seclin gekommen und sie nach ihrem eigenen Eingeständniß nicht verlassen, bis die Entwicklung bereits erfolgt war. Nonkel und Leleu bezeichnen Heinrich Guelton als denjenigen, der die Einschreibungen besorgt und sich bei der Attake des 29. März als Fahnenträger betheiligt habe. Andere Angeklagte, wie Dohnt, Brauwer, Treigniere und Duble bekennen mit der Legion nach Seclin gekommen und mit ihr aus Paris fortgezogen zu sein, sie behaupten aber dieselbe an der Gränze verlassen zu haben. Andere endlich, wie Francois Calonne und Eugen Coucke, bekennen gleichfalls ihre Anwesenheit im Lager von Seclin, wollen aber vor dem Kampf geflüchtet sein, der eine zu Tourcoing, der andere zu Lille, obwohl Coucke den 18. März von Paris an seine Schwester schreibt: "Vielleicht, daß ich nach Belgien komme; es werden hier alle Belgier zur Rückkehr in ihr Vaterland eingeschrieben, um Belgien zur Republik zu machen. Ich denke mit ihnen zu kommen, und wenn ich auf dem Schlachtfelde falle, so bittet Gott für meine Seele, und seid stolz zu sagen: "Wenn unser Bruder gestorben ist, so ist er für die Vertheidigung unserer Freiheit und unseres schönen Vaterlandes gestorben." Zu allen vorhergenannten Angeklagten kommen noch Feloen, Tytgat und Brullez, welche Einschreibungen und Vertheilungen der Lebensmittel zu Paris besorgten; Honore Mathieu, Sekretäre des Comites, der in den Journalen vom 22. März den Abzug der Legion ankündigte, und endlich Ceulan, Arens, Houwaer und Deynoodt, welche unter den Offizieren Blervacq's figurirten und unter diesem Titel in den Journalen vom 15 April eine Protestation veröffentlichten. In Folge des Vorstehenden sind also die genannten Karl Ludwig Spilthoorn und Genossen der folgenden Thatsachen angeklagt: 1) sämmtliche Angeklagte, im Jahre 1848, die Einen in Frankreich, die Andern in Belgien, unter sich den Entschluß festgestellt und verabredet zu haben, die in letzterem Lande bestehende Regierung durch einen Angriff mit bewaffneter Hand umzustoßen; Verbrechen vorgesehen durch die Art. 87 und 89 des Strafgesetzbuchs; 2) Carnel, Leleu, Blervacq, Graux, Brulley und 26 andre, am 29. März d. J., zu Risquons-Tout im Königreich Belgien einen Angriff mit bewaffneter Hand zum Zweck des Umsturzes der auf unserer Verfassung beruhenden Regierung gemacht zu haben, Verbrechen vorgesehen durch Art. 87 und 88 des Strafgesetzbuchs; 3) Spilthrorn, Delestree, die beiden Mathieu, Blervacq, Graux, Ho[#]er, Arens, Deynoodt, Brulley, Tytgat Fosses und Felhonn, wenigstens an diesem bewaffneten Angriff Mitschuldige zu sein, indem sie 1) durch Geschenke, Versprechungen und strafbare Kunstgriffe dazu aufgefordert haben; 2) Instruktionen dazu gegeben, 3) die Urheber, deren Zwecke ihnen bekannt waren, in den Handlungen, die ihn vorbereiteten, erleichterten oder vollführten, unterstützt zu haben, Verbrechen vorgesehen durch Art. 87, 88, 59 und 60 des Strafgesetzbuchs, worüber der Assisenhof von Brabant zu urtheilen haben wird. Der Generalprokurator, De Bavay. Geschehen am Parket, 5. Juli 1848. Französische Republik. 12 Paris, 16. Juli.
Wir haben gestern bereits angedeutet, das Marrast und Konsorten aus dem Klub "Palais-national" scheiden, und unter dem Namen der "Conciliateurs" eine eigene Gesellschaft bilden wollen, um sich später dem Cirkel der Rue Poitiers anzuschließen. Herr Marrast aber will den Anschein nicht haben, daß er sich an Thiers anzuschließen habe. Nein! Thiers soll sich an ihn, den Herrn Marrast anschließen, und zu dem Ende entwirft er ein Programm, unterzeichnet von Dupont-de l'Eure, Pagnerre, Cormenin, Billault, und das von allen denjenigen unterzeichnet werden soll, die es ernstlich mit der Republik und der "Ordnung" meinen. Beiläufig gesagt, ist dieses Programm der Art, das es selbst von [#] und Louis Philippe unterzeichnet werden kann. Wird sich Herr Thiers weigern, es zu unterzeichnen? Oder wird er vielmehr nicht dem Herrn Marrast antworten, er habe ein gleiches Programm in der Rue Poitiers zu seiner, des Herrn Marrast, Disposition vorliegen? In dem Programm des Herrn Marrast machen sich die Deputirten anheischig, die "bestehende Gewalt" mit aller Macht zu unterstützen. "Eine von allen guten Bürgern unterstützte Staatsgewalt garantirt uns: 1) "Die moralische Ordnung, indem sie durch ihre Energie und ihre weise Mäßigung Sicherheit für die Gegenwart und Vertrauen auf die Zukunft den Gemüthern wiedergibt." 2) "Die materielle Ordnung, indem sie mit Nachdruck alle Gesetze in Anwendung bringt, die zur Aufrechthaltung derselben bestehn, und noch weitere nöthigen Falls von der konstituirenden Versammlung reklamirt." 3) Die finanzielle Ordnung etc. etc. 4) Die administrative Ordnung etc. etc. "Wir sehen in der Nationalversammlung nur Republikaner, gleichviel welches das Datum ihrer Ueberzeugung sein mag, ob Republikaner von heute oder von gestern. "Was wir bekämpfen müssen, das ist der Kampf, unter welcher Form er sich immer zeige. "Wir sehen in der französischen Republik nur Brüder etc." Schließlich werden alle Mitglieder der Nationalversammlung, welche diese Prinzipien und Hoffnungen theilen, eingeladen, gegenwärtige Erklärung zu unterzeichnen. Paris. Das Finanz-Comite hat sich heute mit dem Vorschlage des Herrn Proudhon beschäftigt, der darin besteht, ein drittel aller Einkünfte von Privateigenthum einzuziehen, um den Nationalkredit herzustellen. Als Proudhon aufgefordert wurde sich kategorisch zu erklären, äußerte er sich folgender Maßen: "Ich bin weder Kommunist noch Sozialist: ich bin ein Feind der Progressivsteuer. Aber ich glaube daß dem Eigenthum dasselbe Loos bevorsteht wie dem Christenthume: das Christenthum ist so zu sagen abgenutzt; das Eigenthum wird bald abgenutzt sein. Es hat nur eine bestimmte Dauer; ungefähr 300 Jahr noch; ich will seinen Lebenslauf beschleunigen, aber ich will es nicht gleich versiegen machen. Deßhalb will ich ihm nur 1/3 entreißen, mit Vorbehalt dessen, was ich später noch thun werde." Thiers hat darauf bestanden, daß Proudhon's Vorschläge und "sozialistische Pläne" von Grund aus diskutirt werden. - Der Polizeikommissär Bassier, den man bloß abgesetzt hatte, ist verhaftet und in strengen Verwahrsam gesetzt worden. Ein anderer Polizeikommissär, Namens Grouffier Chailly, gegen den nicht hinreichend gravirende Umstände vorzuliegen scheinen, ist dagegen in Freiheit gesetzt worden und hat sein Kommissariat wieder angetreten. - Es ist klar, die Republik, welche der Constitionnel will, ist die Republik der "Honetten". Die andere, welche das Volk mit uns unter dem Namen der demokratischen und sozialen Republik verherrlicht hat, ist die Republik der Spitzbuben, der Plünderer, der Diebe; es ist, um es ganz zu sagen, die Republik des Raubes und Brandes. Das Uebermaß des Verächtlichen wird grotesk. - Man weiß sehr wohl, daß sich vor drei oder vier Monaten in Paris zwei bis dreimalhunderttausend solcher demokratischen und mehr oder minder sozialistischen Verbrecher fanden, die im Besitz der Macht bloß Blut und Plünderung - träumten. Wo konnten sich damals die Herren "honetten" verstecken, und wie furchtbar muß ihr Loos gewesen sein! Beilage zu Nr. 49 der Neuen Rheinisch. Zeitung. Mittwoch 19. Juli. Uebersicht. Deutschland. Köln (Vereinbarungsdebatte über den Jacobi'schen Antrag. Berlin (Die Verfassungskommission. ‒ Ein Plakat. ‒ Rosenkranz. ‒ Der Zeughausprozeß. ‒ Monecke. ‒ Die fliegenden Korps). Frankfurt. (der Reichsverweser an die deutschen Regierungen. ‒ Ueber die Nationalversammlung. ‒ Die Untersuchung in der Ulmer Affaire). Posen (Sieben Personen an Rußland ausgeliefert). Hamburg (Der Waffenstillstand). Stuttgart (Verordnung wegen Auflösung des demokratischen Vereins). Wien (ein dreifaches Reaktionscomité. ‒ Die Geschäftsordnung für den Reichstag. ‒ Der Ausschuß. ‒ Nachrichten aus der Moldau). Prag (Hawlitschek freigelassen. ‒ Der Belagerungszustand). Donaufürstenthümer. Bucharest (Militäraufwiegelung durch Rußland). Schweiz. Luzern. (Ex-Großrath). Ungarn. Pesth (Unterhaussitzung). Großbrittannien. London (Aussichten für den Handel; Rückblick auf die Krisen; Besserung des Geschäfts). Amerika. Yucatan (die Rothen und die Weißen). Französische Republik. Paris (Physiognomie der Stadt. ‒ Die Reforme über die Ligue der Royalisten. ‒ Die Verfassung in den Büreaux. ‒ Verhaftung von Polizeikommissären. ‒ Die honnette Republik. ‒ Dekretentwurf über den Code. ‒ Nationalversammlung). Belgien. Brüssel (Affaire von Risquons Tout). Italien. Mailand. (Darlehn der Kirche an die Regierung. ‒ Wie d'Aspre sich Geld erpreßt. ‒ Die Piemonte en nach Venedig, Ferrara und an den Po. Desenzano (vom Kriegsschauplatze). Turin (Garibaldi. ‒ Kammerverhandlungen. ‒ Rüstungen. ‒ Monaco's Anschluß). Rom (Ferraras Räumung angeboten. ‒ Il Contemporaneo über den Papst. ‒ Ein neuer Postbeamter). Sizilien (Der Prätendent Bonaparte). Spanien. (Die Montemolinisten). Nachtrag. Paris. (Bethmont abgetreten, Marie sein wahrscheinlicher Nachfolger. ‒ Der Herzog von Genua König von Sizilien. ‒ Algierische Nachrichten). Handelsnachrichten. [Fortsetzung] [Belgien] Auvenne zu Gent, wo sie am 20. ankamen, im Hotel der Niederlande abstiegen, und am 31. wieder abreisten. Sie scheinen sich sogar mit den Angeklagten in dem Wirthshaus der Julie Tackels getroffen zu haben. Die Letztern brachten die Nacht bei Dupré zu, der auch in dem Brief Bornstedt's erwähnt wird, und ebenso leicht der „Bürger D....“ sein kann, der „bei Blervacq durch den Bürger-Präsidenten S..... als dessen zweites Selbst angekündigt wurde“; wenigstens hat man in Perin's Portefeuille eine Liste der provisorischen Regierung gefunden, welche Dupré zu Gent während des Aufenthalts der Angeklagten und bei einer Unterhaltung mit ihnen über die Republikaner des Landes geschrieben zu haben bekennt. Perin im Gegentheil beharrt darauf, weder von der Bedeutung der Liste noch über die Art, wie sie in seinen Besitz gekommen, irgend etwas zu wissen; doch gesteht er in Gesellschaft von Derudder und Balliu, welche dies in Abrede stellen, und von Auvenne und Mathieu, welche es zugeben, die Nacht bei Dupré zugebracht zu haben. Alle diese Handlungen, verglichen mit dem Zusammentreffen der Ereignisse welche wir oben bezeichneten, geben dem Komplot eine neue Ausdehnung und widerlegen siegreich die nicht einmal wahrscheinlich klingenden Ausflüchte. Zu diesen gehört die Erklärung Balliu's, welcher seinen Besuch bei Delestrée mit der Absicht motivirt, diesen der Madame Imbert vorzustellen als Käufer für die Fabrik ihres Mannes, während Delestrée sich in einem Brief an Imbert, bei seiner Rückkehr nach Belgien, darauf beschränkte zu sagen, daß er sich [#] eine Bestellung zu übernehmen“. Was brauchte er sich an [#] zu wenden, den er nicht kannte, da es für ihn genügte, Mad. Imbert den Brief ihres Mannes zu zeigen, den derselbe für die belgischen Demokraten zurückgelassen? Derudder ist nicht glücklicher in seinen Erklärungen über den Brief v. 22. April, in welchem er Imbert sein Bedauern darüber ausdrückt, daß er in drei Wochen nicht mehr reussirt habe, dann mit Begeisterung von Delestrée spricht, der sich bei der Emeute v. 23. März „wie ein würdiger und braver Republikaner“ betheiligt, und endlich in Betreff des zehnten Angeklagten sagt: „Was Freund Tedesco betrifft, so erwarte ich ihn von einem Tag zum andern; er ist gegenwärtig zu Lüttich, wo er sich thätig mit den Mitteln beschäftigt, um die Dynastie unseres famösen Leopold, des Schwiegersohns eures Ex-Königs, für immer zu stürzen.“ Und diese Thätigkeit Tedesco's stimmte mit seiner früheren Aufführung überein, denn er war aus dem nämlichen Grunde gerade den Tag, wo er den Sturz Louis Philippe's erfahren, nach Brüssel geeilt. Kaum in dem Hotel Lion-Blanc eingemiethet, hatte er sich in die deutsche Gesellschaft, Grand-Place, begeben, um dort einen Freund zu sehen, Hrn. Wolf, der in Preußen wegen eines politischen Vergehens zu achtjähriger Festungsstrafe verurtheilt gewesen. Sodann hatte er sich nach dem „alten Brüsseler Hof“, dem gewöhnlichen Versammlungsort des Meetings fahren lassen, wo er nach seinem eignen Geständniß Bornstedt und einen gewissen Gigot fand, welcher letztere zu der Verbindung der deutschen Kommunisten gehört und am 3. März eine Adresse an die Proletarier aller Länder unterzeichnete, um ihnen anzuzeigen, daß die Verbindung ihren Sitz nach Paris, dem „Centralpunkt aller revolutionären Bewegung“, verlegt habe. Tedesco, kaum zu Brüssel angekommen, hatte sich mit 3 Personen in Verbindung gesetzt, deren Pläne unmöglich in Zweifel zu ziehen sind; er selbst hatte bereits im Monat September ähnliche Tendenzen bekundet, als er in der ersten Sitzung der demokratischen Gesellschaft die Unterdrückung desjenigen Artikels im Statutentwurf verlangte, welcher die Thätigkeit der Gesellschaft in den „durch die Konstitution vorgeschriebenem Umfang“ beschränkte. Am 26. Februar suchte er die Personen, welche sich im Brüsseler Hof zusammenfanden zu belehren. „Ihr seht wohl ein, sagte er, wie einfältig es ist für die Aristokraten zu arbeiten. Ich bin ausdrücklich von Lüttich hergekommen, um euch zur Nachahmung des Beispiels der Franzosen zu bewegen. „Gott hat uns geschaffen, damit wir zusammen leben und nicht damit wir für die Aristokraten arbeiten. Wir wollen nicht mehr Schweiß und Blut für dieselben opfern, sondern gleich und Brüder sein. „Morgen versammelt euch zwischen 8 und 9 Uhr um nach dem Stadthaus zu ziehen und die Entlassung der Truppen zu verlangen: vor Allem sorgt bewaffnet zu sein. Wenn wir morgen früh nicht reussiren sollten, wird morgen Abend zwischen 6 und 7 Uhr öffentliche Sitzung sein, zu der Jedermann Einlaß erhält; wir werden sorgen, daß wir dann zahlreicher sind.“ Diese Worte hat der Polizei-Inspektor Deckers gehört, und den andern Abend erfolgten in der That unmittelbar nach der Sitzung aufrührerische Bewegungen und Handlungen gegen die Polizeibeamten. Ein Mitglied der Gesellschaft ward wegen dieser Thatsache zu dreimonatlicher Gefängnißstrafe verurtheilt. Bei seiner Verhaftung fand man ihn im Besitz eines großen Dolches, den Bornstedt ihm in der Morgensitzung überlassen hatte. Der genannte Wolf, welchem der erste Besuch Tedesco's galt, hatte in der Abendsitzung v. 27. gleichfalls einen Dolch, als er inmitten des Auflaufes verhaftet wurde; und Tedesco selbst, welcher anempfohlen hatte mit Waffen zu kommen, war, als er sich zwischen 4 und 5 Uhr Nachmittags aus dem Lion-blanc nach dem Brüsseler Hof begab, mit einer Pistole versehen. Diese Pistole fiel in der Rue de la Montagne aus seiner Tasche, und Tedesco war sehr eilig, sie aufzuheben, indem er sich rechts und links umsah. Er trug eine blaue Blouse und eine Mütze, und in diesem für einen Advokaten jedenfalls bizarren Kostüme ließ er sich nach einander in dem Brüsseler Hof, in der Gesellschaft Alliance und in verschiedenen Wirthshäusern sehen. Ein Zeuge sagt aus, daß Tedesco am Sonntag Abend im Brüsseler Hof darauf bestanden eine provisorische Regierung einzusetzen, und Waffen aus Lüttich verheißen habe. Im Monat Februar suchte er die Regierung umzustoßen, und wie Derudder an Imbert schrieb, verfolgte er im April denselben Zweck. Man begreift daher, warum er sich am 26. März in der „Union“ befand und warum er denselben Abend auf den Listen der provisorischen Regierung figurirte, obgleich der Angeklagte bisher bloß den Chartisten in London bekannt war, denen er im Monat November eine Adresse der demokratischen Gesellschaft überbracht hatte. Seine Betheiligung an dem Komplott ist nicht weniger einleuchtend als die der übrigen Angeklagten. Während man im Innern Bewegungen und Demonstrationen organisirte, stationirten die Colonnen von Josses und Bervacq bei Bille, wo sie Lebensmittel, Waffen und einen Militärsold empfingen. Dies berichtet uns der Angeklagte Jules Carnel, Handlungs-Commis, geboren zu Vaugieard und wohnend zu Paris, der uns auch die merkwürdigsten Details über den Angriff vom 29. März giebt. „Zu Seclin angekommen, sagt er, wurden wir von einem Regierungskommissär benachrichtigt, daß wir Lebensmittel und Waffen erhalten würden, und daß auch Elèven der polytechnischen Schule und der Schule von Saint-Cyr sich bei Hrn. Delescluze, Regierungskommissär zu Lille vorgestellt, um Lebensmittel und Unterkommen zu erwirken. Ich kam mit einer Brigade nach Gondecour, 3 Kilometer von Seclin, wo wir bis Dienstag um 2 Uhr in Einquartirung lagen. Zwischen 8 und 9 Uhr Abends kehrten wir wieder nach Seclin zurück. Von hier zogen wir über Lille, umgingen aber die Stadt, die wir zu unsrer Linken ließen, und machten einen langen Marsch bis an einen Ort, wo wir drei Wagen mit Gewehren und zwei Karren mit Pulver fanden, die mitten im Wege in einer Stellung aufgefahren waren, als ob sie von Lille gekommen wären. Zwei Elèven der polytechnischen Schule stiegen auf die Wagen, und man vertheilte darauf die Gewehre und Patronen. Wir setzten unsern Marsch auf der Chaussee fort bis an einen Ort, wo ein Weg gegen Tourcoing und Roubaix führt; ich weiß nicht, wer der Führer des Trupps war, weil ich mich ganz an den Hinterreihen befand. Man ließ uns verschiedene Fußsteige über ebenes Feld gehen; die Wege waren so schmal, daß wir kaum Einer vor dem Andern marschiren konnten. Wir durchzogen das Faubourg einer Stadt, deren Namen ich nicht weiß. Endlich wurden wir über mehrere kleine Pfade nach einem Kleefeld geführt, wo allgemeine Rast gemacht wurde. Die Chefs, an der Spitze eines Bataillons, marschirten gegen die Gränze, und nahmen dort Position. Ich war vollständig im Nachtrab der Kolonnen, und als ich sah, daß angegriffen wurde, wendete ich mich zur Linken der Kolonne, welche sich schon der Gränze entlang ausgebreitet hatte; diese Kolonne, zum großen Theil aus Belgiern bestehend, befand sich an der Spitze. Ich weiß nicht wer zuerst den Angriff durch Feuern begonnen hat, ich war zu weit entfernt. Aber als meine Leute mehrere Verwundete hinter die Front bringen sahen, waren sie wie von Schrecken betäubt und liefen ohne einen Schuß zu thun, wie ich befohlen hatte, auseinander; sie schossen, während sie sich rechts und links zerstreuten, auf die belgischen Soldaten. Als ich mich von der Masse der Franzosen, welche unter meinem Befehl standen, gänzlich verlassen sah, wendete ich mich nach der großen Straße und ging den belgischen Truppen entgegen, nicht mit der blanken Waffe, sondern die Spitze des Degens in der Hand und die Hand erhoben, zum Zeichen, daß man nicht auf mich schießen solle; es wurden indeß vielleicht einige dreißig Flintenschüsse auf mich gerichtet und ich begreife nicht, wie ich nicht getödtet wurde.“ Carnel setzt hinzu, daß er 17 belgische und 4 französische Kompagnien gehabt; daß die Waffen, wie man ihm nachher gesagt, aus dem Arsenal oder der [#] kamen und daß die Leute täglich von Herrn [#] 1800 Brodrationen und 35 Centimes Sold empfingen. Auf die Details des Kampfes zurückkommend, ergänzt er seine Erklärung folgendermaßen: „Wir marschirten in Kolonne: Fosses und Blervacq mit einem dritten marschirten an der Spitze. Drei Eléven der polytechnischen Schule dienten uns ebenfalls zu Führern; ich selbst stand unter einem dieser Eléven, da ich eine fast ganz aus Franzosen bestehenden Kompagnie kommandirte. Als zwei Kartätschenschüsse abgefeuert worden waren, sah ich einen dieser Eléven todt und den andern verwundert davontragen; sie wurden augenblicklich dem französischen Gebiet zu fortgeschafft.“ Doch behauptet Carnel von den Plänen Blervacq's nichts gewußt zu haben, während dieselben doch für Niemand ein Geheimniß waren. Wir haben den Beweis davon in einem Briefe, welchen der Angeklagte Baeten den 27. März von Seclin an seinen Vater schrieb worin er sagte: „Ich habe Ihnen mitzutheilen, daß wir Paris verlassen haben um in Brüssel eine Revolution zu machen, aber verrathen und in Quiévrain gefangen sind. Es ist mir gelungen zu entkommen und ich befinde mich zu Seclin, 2 Meilen von Lille, wo wir 15,000 Mann stark stehen. Wir marschiren den 28. mit Macht gegen Brüssel, wo wir um jeden Preis einziehen müssen; wenn es gelingt, gehen wir nach Brügge; der König Leopold mag die Vorbereitungen zu seiner Reise treffen etc.“ Baeten, einfacher Arbeiter, wußte also zu Seclin, was wir seit Langem durch mehrere Briefe erfahren hatten, und es ist daher unmöglich, daß der Angeklagte Carnel, Hauptmann einer Kompagnie, in gutem Glauben, wie er behauptet, dem durch eine fremde Macht angegriffenen Belgien zu Hülfe zu eilen gedachte. Der Führer, von dem er in seiner Erklärung spricht, war ein alter Schmuggler Namens Lahrusse-Delmotte, der zu Douai in Contumaz verurtheilt und von Herrn Delescluze beauftragt war, den Trupp nach Belgien zu führen. Derselbe gab ihm einen Geleitschein, der sich in den Akten befindet und folgendermaßen lautet: Präfekture des Norddepartements. Cabinet. Französische Republik. Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit. Lille, den 27. März 1848. „Der Bürger Lahrusse-Delmotte, Flüchtling aus Werwicq (Belgien), wird aufgefordert, zu einer Mission sich unverweilt nach Lille in das Hotel der Präfekture zu begeben. Gegenwärtiges wird ihm als Geleitpaß für 24 Stunden dienen. Der Generalkommissair der Republik für die Departements Nord und Pas-de-Calais, (Gez.) Ch. Delescluze.“ Dies Aktenstück trägt den Stempel der Präfektur und stellt den alten Nordpräfekten, der in Belgien Gastfreundschaft genossen hatte, mit den Eleven der polytechnischen Schule und dem Gouverneur der Civil-Invaliden in Eine Kategorie. Dasselbe ist der Fall mit Bornstedt, der bei uns ein Asyl gefunden, das ihm Preußen und Frankreich verweigerten, und dafür gleich Imbert und Delescluze Belgien zu revolutioniren suchte; aber diese verbrecherischen Versuche hat das Schicksal erreicht, welches sie verdienten. Die Bande wurde durch eine Avantgarde in Verwirrung gejagt, und ließ in unseren Händen den Angeklagten Coupmanns, der durch einen Flintenschuß ins Bein verwundet wurde, den Angeklagten Leleu, der noch schoß als man ihn entwaffnete, die Angeklagten Vanlabeke und van Goethem, die in Seclin sich angeschlossen, und die bei dem ersten Verpuffen ihre Waffen abgeworfen zu haben behaupten; endlich die Angeklagten Jouannin, Clauwens, Baeten, Nonkel, Schoonhroyhe, Vandersande, Hannecart und Knops, die Paris mit der Legion verlassen, mit ihr nach Seclin gekommen und sie nach ihrem eigenen Eingeständniß nicht verlassen, bis die Entwicklung bereits erfolgt war. Nonkel und Leleu bezeichnen Heinrich Guelton als denjenigen, der die Einschreibungen besorgt und sich bei der Attake des 29. März als Fahnenträger betheiligt habe. Andere Angeklagte, wie Dohnt, Brauwer, Treigniere und Dublé bekennen mit der Legion nach Seclin gekommen und mit ihr aus Paris fortgezogen zu sein, sie behaupten aber dieselbe an der Gränze verlassen zu haben. Andere endlich, wie François Calonne und Eugen Coucke, bekennen gleichfalls ihre Anwesenheit im Lager von Seclin, wollen aber vor dem Kampf geflüchtet sein, der eine zu Tourcoing, der andere zu Lille, obwohl Coucke den 18. März von Paris an seine Schwester schreibt: „Vielleicht, daß ich nach Belgien komme; es werden hier alle Belgier zur Rückkehr in ihr Vaterland eingeschrieben, um Belgien zur Republik zu machen. Ich denke mit ihnen zu kommen, und wenn ich auf dem Schlachtfelde falle, so bittet Gott für meine Seele, und seid stolz zu sagen: „Wenn unser Bruder gestorben ist, so ist er für die Vertheidigung unserer Freiheit und unseres schönen Vaterlandes gestorben.“ Zu allen vorhergenannten Angeklagten kommen noch Feloen, Tytgat und Brullez, welche Einschreibungen und Vertheilungen der Lebensmittel zu Paris besorgten; Honore Mathieu, Sekretäre des Comités, der in den Journalen vom 22. März den Abzug der Legion ankündigte, und endlich Ceulan, Arens, Houwaer und Deynoodt, welche unter den Offizieren Blervacq's figurirten und unter diesem Titel in den Journalen vom 15 April eine Protestation veröffentlichten. In Folge des Vorstehenden sind also die genannten Karl Ludwig Spilthoorn und Genossen der folgenden Thatsachen angeklagt: 1) sämmtliche Angeklagte, im Jahre 1848, die Einen in Frankreich, die Andern in Belgien, unter sich den Entschluß festgestellt und verabredet zu haben, die in letzterem Lande bestehende Regierung durch einen Angriff mit bewaffneter Hand umzustoßen; Verbrechen vorgesehen durch die Art. 87 und 89 des Strafgesetzbuchs; 2) Carnel, Leleu, Blervacq, Graux, Brulley und 26 andre, am 29. März d. J., zu Risquons-Tout im Königreich Belgien einen Angriff mit bewaffneter Hand zum Zweck des Umsturzes der auf unserer Verfassung beruhenden Regierung gemacht zu haben, Verbrechen vorgesehen durch Art. 87 und 88 des Strafgesetzbuchs; 3) Spilthrorn, Delestrée, die beiden Mathieu, Blervacq, Graux, Ho[#]er, Arens, Deynoodt, Brulley, Tytgat Fosses und Felhonn, wenigstens an diesem bewaffneten Angriff Mitschuldige zu sein, indem sie 1) durch Geschenke, Versprechungen und strafbare Kunstgriffe dazu aufgefordert haben; 2) Instruktionen dazu gegeben, 3) die Urheber, deren Zwecke ihnen bekannt waren, in den Handlungen, die ihn vorbereiteten, erleichterten oder vollführten, unterstützt zu haben, Verbrechen vorgesehen durch Art. 87, 88, 59 und 60 des Strafgesetzbuchs, worüber der Assisenhof von Brabant zu urtheilen haben wird. Der Generalprokurator, De Bavay. Geschehen am Parket, 5. Juli 1848. Französische Republik. 12 Paris, 16. Juli.
Wir haben gestern bereits angedeutet, das Marrast und Konsorten aus dem Klub „Palais-national“ scheiden, und unter dem Namen der „Conciliateurs“ eine eigene Gesellschaft bilden wollen, um sich später dem Cirkel der Rue Poitiers anzuschließen. Herr Marrast aber will den Anschein nicht haben, daß er sich an Thiers anzuschließen habe. Nein! Thiers soll sich an ihn, den Herrn Marrast anschließen, und zu dem Ende entwirft er ein Programm, unterzeichnet von Dupont-de l'Eure, Pagnerre, Cormenin, Billault, und das von allen denjenigen unterzeichnet werden soll, die es ernstlich mit der Republik und der „Ordnung“ meinen. Beiläufig gesagt, ist dieses Programm der Art, das es selbst von [#] und Louis Philippe unterzeichnet werden kann. Wird sich Herr Thiers weigern, es zu unterzeichnen? Oder wird er vielmehr nicht dem Herrn Marrast antworten, er habe ein gleiches Programm in der Rue Poitiers zu seiner, des Herrn Marrast, Disposition vorliegen? In dem Programm des Herrn Marrast machen sich die Deputirten anheischig, die „bestehende Gewalt“ mit aller Macht zu unterstützen. „Eine von allen guten Bürgern unterstützte Staatsgewalt garantirt uns: 1) „Die moralische Ordnung, indem sie durch ihre Energie und ihre weise Mäßigung Sicherheit für die Gegenwart und Vertrauen auf die Zukunft den Gemüthern wiedergibt.“ 2) „Die materielle Ordnung, indem sie mit Nachdruck alle Gesetze in Anwendung bringt, die zur Aufrechthaltung derselben bestehn, und noch weitere nöthigen Falls von der konstituirenden Versammlung reklamirt.“ 3) Die finanzielle Ordnung etc. etc. 4) Die administrative Ordnung etc. etc. „Wir sehen in der Nationalversammlung nur Republikaner, gleichviel welches das Datum ihrer Ueberzeugung sein mag, ob Republikaner von heute oder von gestern. „Was wir bekämpfen müssen, das ist der Kampf, unter welcher Form er sich immer zeige. „Wir sehen in der französischen Republik nur Brüder etc.“ Schließlich werden alle Mitglieder der Nationalversammlung, welche diese Prinzipien und Hoffnungen theilen, eingeladen, gegenwärtige Erklärung zu unterzeichnen. Paris. Das Finanz-Comité hat sich heute mit dem Vorschlage des Herrn Proudhon beschäftigt, der darin besteht, ein drittel aller Einkünfte von Privateigenthum einzuziehen, um den Nationalkredit herzustellen. Als Proudhon aufgefordert wurde sich kategorisch zu erklären, äußerte er sich folgender Maßen: „Ich bin weder Kommunist noch Sozialist: ich bin ein Feind der Progressivsteuer. Aber ich glaube daß dem Eigenthum dasselbe Loos bevorsteht wie dem Christenthume: das Christenthum ist so zu sagen abgenutzt; das Eigenthum wird bald abgenutzt sein. Es hat nur eine bestimmte Dauer; ungefähr 300 Jahr noch; ich will seinen Lebenslauf beschleunigen, aber ich will es nicht gleich versiegen machen. Deßhalb will ich ihm nur 1/3 entreißen, mit Vorbehalt dessen, was ich später noch thun werde.“ Thiers hat darauf bestanden, daß Proudhon's Vorschläge und „sozialistische Pläne“ von Grund aus diskutirt werden. ‒ Der Polizeikommissär Bassier, den man bloß abgesetzt hatte, ist verhaftet und in strengen Verwahrsam gesetzt worden. Ein anderer Polizeikommissär, Namens Grouffier Chailly, gegen den nicht hinreichend gravirende Umstände vorzuliegen scheinen, ist dagegen in Freiheit gesetzt worden und hat sein Kommissariat wieder angetreten. ‒ Es ist klar, die Republik, welche der Constitionnel will, ist die Republik der „Honetten“. Die andere, welche das Volk mit uns unter dem Namen der demokratischen und sozialen Republik verherrlicht hat, ist die Republik der Spitzbuben, der Plünderer, der Diebe; es ist, um es ganz zu sagen, die Republik des Raubes und Brandes. Das Uebermaß des Verächtlichen wird grotesk. ‒ Man weiß sehr wohl, daß sich vor drei oder vier Monaten in Paris zwei bis dreimalhunderttausend solcher demokratischen und mehr oder minder sozialistischen Verbrecher fanden, die im Besitz der Macht bloß Blut und Plünderung ‒ träumten. Wo konnten sich damals die Herren „honetten“ verstecken, und wie furchtbar muß ihr Loos gewesen sein! <TEI> <text> <pb facs="#f0001" n="0245"/> <front> <titlePage type="heading"> <titlePart type="main">Beilage zu Nr. 49 der Neuen Rheinisch. Zeitung. </titlePart> <docImprint> <docDate>Mittwoch 19. Juli.</docDate> </docImprint> </titlePage> </front> <body> <div type="contents" n="1"> <head>Uebersicht.</head> <p><hi rendition="#g">Deutschland.</hi> Köln (Vereinbarungsdebatte über den Jacobi'schen Antrag. Berlin (Die Verfassungskommission. ‒ Ein Plakat. ‒ Rosenkranz. ‒ Der Zeughausprozeß. ‒ Monecke. ‒ Die fliegenden Korps). Frankfurt. (der Reichsverweser an die deutschen Regierungen. ‒ Ueber die Nationalversammlung. ‒ Die Untersuchung in der Ulmer Affaire). Posen (Sieben Personen an Rußland ausgeliefert). Hamburg (Der Waffenstillstand). Stuttgart (Verordnung wegen Auflösung des demokratischen Vereins). Wien (ein dreifaches Reaktionscomité. ‒ Die Geschäftsordnung für den Reichstag. ‒ Der Ausschuß. ‒ Nachrichten aus der Moldau). Prag (Hawlitschek freigelassen. ‒ Der Belagerungszustand).</p> <p><hi rendition="#g">Donaufürstenthümer.</hi> Bucharest (Militäraufwiegelung durch Rußland).</p> <p><hi rendition="#g">Schweiz.</hi> Luzern. (Ex-Großrath).</p> <p><hi rendition="#g">Ungarn.</hi> Pesth (Unterhaussitzung).</p> <p><hi rendition="#g">Großbrittannien.</hi> London (Aussichten für den Handel; Rückblick auf die Krisen; Besserung des Geschäfts).</p> <p><hi rendition="#g">Amerika.</hi> Yucatan (die Rothen und die Weißen).</p> <p><hi rendition="#g">Französische Republik.</hi> Paris (Physiognomie der Stadt. ‒ Die Reforme über die Ligue der Royalisten. ‒ Die Verfassung in den Büreaux. ‒ Verhaftung von Polizeikommissären. ‒ Die honnette Republik. ‒ Dekretentwurf über den Code. ‒ Nationalversammlung).</p> <p><hi rendition="#g">Belgien.</hi> Brüssel (Affaire von Risquons Tout).</p> <p><hi rendition="#g">Italien.</hi> Mailand. (Darlehn der Kirche an die Regierung. ‒ Wie d'Aspre sich Geld erpreßt. ‒ Die Piemonte en nach Venedig, Ferrara und an den Po. Desenzano (vom Kriegsschauplatze). Turin (Garibaldi. ‒ Kammerverhandlungen. ‒ Rüstungen. ‒ Monaco's Anschluß). Rom (Ferraras Räumung angeboten. ‒ Il Contemporaneo über den Papst. ‒ Ein neuer Postbeamter). Sizilien (Der Prätendent Bonaparte).</p> <p><hi rendition="#g">Spanien.</hi> (Die Montemolinisten).</p> <p><hi rendition="#g">Nachtrag.</hi> Paris. (Bethmont abgetreten, Marie sein wahrscheinlicher Nachfolger. ‒ Der Herzog von Genua König von Sizilien. ‒ Algierische Nachrichten).</p> <p> <hi rendition="#g">Handelsnachrichten.</hi> </p> <p> <ref type="link">[Fortsetzung]</ref> </p> </div> <div n="1"> <head>[Belgien]</head> <div xml:id="ar049b_001" type="jArticle"> <p>Auvenne zu Gent, wo sie am 20. ankamen, im Hotel der Niederlande abstiegen, und am 31. wieder abreisten. Sie scheinen sich sogar mit den Angeklagten in dem Wirthshaus der Julie Tackels getroffen zu haben. Die Letztern brachten die Nacht bei Dupré zu, der auch in dem Brief Bornstedt's erwähnt wird, und ebenso leicht der „Bürger D....“ sein kann, der „bei Blervacq durch den Bürger-Präsidenten S..... als dessen zweites Selbst angekündigt wurde“; wenigstens hat man in Perin's Portefeuille eine Liste der provisorischen Regierung gefunden, welche Dupré zu Gent während des Aufenthalts der Angeklagten und bei einer Unterhaltung mit ihnen über die Republikaner des Landes geschrieben zu haben bekennt. Perin im Gegentheil beharrt darauf, weder von der Bedeutung der Liste noch über die Art, wie sie in seinen Besitz gekommen, irgend etwas zu wissen; doch gesteht er in Gesellschaft von Derudder und Balliu, welche dies in Abrede stellen, und von Auvenne und Mathieu, welche es zugeben, die Nacht bei Dupré zugebracht zu haben.</p> <p>Alle diese Handlungen, verglichen mit dem Zusammentreffen der Ereignisse welche wir oben bezeichneten, geben dem Komplot eine neue Ausdehnung und widerlegen siegreich die nicht einmal wahrscheinlich klingenden Ausflüchte. Zu diesen gehört die Erklärung Balliu's, welcher seinen Besuch bei Delestrée mit der Absicht motivirt, diesen der Madame Imbert vorzustellen als Käufer für die Fabrik ihres Mannes, während Delestrée sich in einem Brief an Imbert, bei seiner Rückkehr nach Belgien, darauf beschränkte zu sagen, daß er sich [#] eine Bestellung zu übernehmen“. Was brauchte er sich an [#] zu wenden, den er nicht kannte, da es für ihn genügte, Mad. Imbert den Brief ihres Mannes zu zeigen, den derselbe für die belgischen Demokraten zurückgelassen?</p> <p>Derudder ist nicht glücklicher in seinen Erklärungen über den Brief v. 22. April, in welchem er Imbert sein Bedauern darüber ausdrückt, daß er in drei Wochen nicht mehr reussirt habe, dann mit Begeisterung von Delestrée spricht, der sich bei der Emeute v. 23. März „wie ein würdiger und braver Republikaner“ betheiligt, und endlich in Betreff des zehnten Angeklagten sagt: „Was Freund Tedesco betrifft, so erwarte ich ihn von einem Tag zum andern; er ist gegenwärtig zu Lüttich, wo er sich thätig mit den Mitteln beschäftigt, um die Dynastie unseres famösen Leopold, des Schwiegersohns eures Ex-Königs, für immer zu stürzen.“ Und diese Thätigkeit Tedesco's stimmte mit seiner früheren Aufführung überein, denn er war aus dem nämlichen Grunde gerade den Tag, wo er den Sturz Louis Philippe's erfahren, nach Brüssel geeilt. Kaum in dem Hotel Lion-Blanc eingemiethet, hatte er sich in die deutsche Gesellschaft, Grand-Place, begeben, um dort einen Freund zu sehen, Hrn. Wolf, der in Preußen wegen eines politischen Vergehens zu achtjähriger Festungsstrafe verurtheilt gewesen. Sodann hatte er sich nach dem „alten Brüsseler Hof“, dem gewöhnlichen Versammlungsort des Meetings fahren lassen, wo er nach seinem eignen Geständniß Bornstedt und einen gewissen Gigot fand, welcher letztere zu der Verbindung der deutschen Kommunisten gehört und am 3. März eine Adresse an die Proletarier aller Länder unterzeichnete, um ihnen anzuzeigen, daß die Verbindung ihren Sitz nach Paris, dem „Centralpunkt aller revolutionären Bewegung“, verlegt habe.</p> <p>Tedesco, kaum zu Brüssel angekommen, hatte sich mit 3 Personen in Verbindung gesetzt, deren Pläne unmöglich in Zweifel zu ziehen sind; er selbst hatte bereits im Monat September ähnliche Tendenzen bekundet, als er in der ersten Sitzung der demokratischen Gesellschaft die Unterdrückung desjenigen Artikels im Statutentwurf verlangte, welcher die Thätigkeit der Gesellschaft in den „durch die Konstitution vorgeschriebenem Umfang“ beschränkte.</p> <p>Am 26. Februar suchte er die Personen, welche sich im Brüsseler Hof zusammenfanden zu belehren. „Ihr seht wohl ein, sagte er, wie einfältig es ist für die Aristokraten zu arbeiten. Ich bin ausdrücklich von Lüttich hergekommen, um euch zur Nachahmung des Beispiels der Franzosen zu bewegen.</p> <p>„Gott hat uns geschaffen, damit wir zusammen leben und nicht damit wir für die Aristokraten arbeiten. Wir wollen nicht mehr Schweiß und Blut für dieselben opfern, sondern gleich und Brüder sein.</p> <p>„Morgen versammelt euch zwischen 8 und 9 Uhr um nach dem Stadthaus zu ziehen und die Entlassung der Truppen zu verlangen: vor Allem sorgt bewaffnet zu sein. Wenn wir morgen früh nicht reussiren sollten, wird morgen Abend zwischen 6 und 7 Uhr öffentliche Sitzung sein, zu der Jedermann Einlaß erhält; wir werden sorgen, daß wir dann zahlreicher sind.“</p> <p>Diese Worte hat der Polizei-Inspektor Deckers gehört, und den andern Abend erfolgten in der That unmittelbar nach der Sitzung aufrührerische Bewegungen und Handlungen gegen die Polizeibeamten. Ein Mitglied der Gesellschaft ward wegen dieser Thatsache zu dreimonatlicher Gefängnißstrafe verurtheilt. Bei seiner Verhaftung fand man ihn im Besitz eines großen Dolches, den Bornstedt ihm in der Morgensitzung überlassen hatte. Der genannte Wolf, welchem der erste Besuch Tedesco's galt, hatte in der Abendsitzung v. 27. gleichfalls einen Dolch, als er inmitten des Auflaufes verhaftet wurde; und Tedesco selbst, welcher anempfohlen hatte mit Waffen zu kommen, war, als er sich zwischen 4 und 5 Uhr Nachmittags aus dem Lion-blanc nach dem Brüsseler Hof begab, mit einer Pistole versehen. Diese Pistole fiel in der Rue de la Montagne aus seiner Tasche, und Tedesco war sehr eilig, sie aufzuheben, indem er sich rechts und links umsah. Er trug eine blaue Blouse und eine Mütze, und in diesem für einen Advokaten jedenfalls bizarren Kostüme ließ er sich nach einander in dem Brüsseler Hof, in der Gesellschaft Alliance und in verschiedenen Wirthshäusern sehen. Ein Zeuge sagt aus, daß Tedesco am Sonntag Abend im Brüsseler Hof darauf bestanden eine provisorische Regierung einzusetzen, und Waffen aus Lüttich verheißen habe. Im Monat Februar suchte er die Regierung umzustoßen, und wie Derudder an Imbert schrieb, verfolgte er im April denselben Zweck. Man begreift daher, warum er sich am 26. März in der „Union“ befand und warum er denselben Abend auf den Listen der provisorischen Regierung figurirte, obgleich der Angeklagte bisher bloß den Chartisten in London bekannt war, denen er im Monat November eine Adresse der demokratischen Gesellschaft überbracht hatte. Seine Betheiligung an dem Komplott ist nicht weniger einleuchtend als die der übrigen Angeklagten.</p> <p>Während man im Innern Bewegungen und Demonstrationen organisirte, stationirten die Colonnen von Josses und Bervacq bei Bille, wo sie Lebensmittel, Waffen und einen Militärsold empfingen. Dies berichtet uns der Angeklagte Jules Carnel, Handlungs-Commis, geboren zu Vaugieard und wohnend zu Paris, der uns auch die merkwürdigsten Details über den Angriff vom 29. März giebt. „Zu Seclin angekommen, sagt er, wurden wir von einem Regierungskommissär benachrichtigt, daß wir Lebensmittel und Waffen erhalten würden, und daß auch Elèven der polytechnischen Schule und der Schule von Saint-Cyr sich bei Hrn. Delescluze, Regierungskommissär zu Lille vorgestellt, um Lebensmittel und Unterkommen zu erwirken. Ich kam mit einer Brigade nach Gondecour, 3 Kilometer von Seclin, wo wir bis Dienstag um 2 Uhr in Einquartirung lagen. Zwischen 8 und 9 Uhr Abends kehrten wir wieder nach Seclin zurück. Von hier zogen wir über Lille, umgingen aber die Stadt, die wir zu unsrer Linken ließen, und machten einen langen Marsch bis an einen Ort, wo wir drei Wagen mit Gewehren und zwei Karren mit Pulver fanden, die mitten im Wege in einer Stellung aufgefahren waren, als ob sie von Lille gekommen wären. Zwei Elèven der polytechnischen Schule stiegen auf die Wagen, und man vertheilte darauf die Gewehre und Patronen. Wir setzten unsern Marsch auf der Chaussee fort bis an einen Ort, wo ein Weg gegen Tourcoing und Roubaix führt; ich weiß nicht, wer der Führer des Trupps war, weil ich mich ganz an den Hinterreihen befand. Man ließ uns verschiedene Fußsteige über ebenes Feld gehen; die Wege waren so schmal, daß wir kaum Einer vor dem Andern marschiren konnten. Wir durchzogen das Faubourg einer Stadt, deren Namen ich nicht weiß. Endlich wurden wir über mehrere kleine Pfade nach einem Kleefeld geführt, wo allgemeine Rast gemacht wurde. Die Chefs, an der Spitze eines Bataillons, marschirten gegen die Gränze, und nahmen dort Position. Ich war vollständig im Nachtrab der Kolonnen, und als ich sah, daß angegriffen wurde, wendete ich mich zur Linken der Kolonne, welche sich schon der Gränze entlang ausgebreitet hatte; diese Kolonne, zum großen Theil aus Belgiern bestehend, befand sich an der Spitze. Ich weiß nicht wer zuerst den Angriff durch Feuern begonnen hat, ich war zu weit entfernt. Aber als meine Leute mehrere Verwundete hinter die Front bringen sahen, waren sie wie von Schrecken betäubt und liefen ohne einen Schuß zu thun, wie ich befohlen hatte, auseinander; sie schossen, während sie sich rechts und links zerstreuten, auf die belgischen Soldaten. Als ich mich von der Masse der Franzosen, welche unter meinem Befehl standen, gänzlich verlassen sah, wendete ich mich nach der großen Straße und ging den belgischen Truppen entgegen, nicht mit der blanken Waffe, sondern die Spitze des Degens in der Hand und die Hand erhoben, zum Zeichen, daß man nicht auf mich schießen solle; es wurden indeß vielleicht einige dreißig Flintenschüsse auf mich gerichtet und ich begreife nicht, wie ich nicht getödtet wurde.“</p> <p>Carnel setzt hinzu, daß er 17 belgische und 4 französische Kompagnien gehabt; daß die Waffen, wie man ihm nachher gesagt, aus dem Arsenal oder der [#] kamen und daß die Leute täglich von Herrn [#] 1800 Brodrationen und 35 Centimes Sold empfingen. Auf die Details des Kampfes zurückkommend, ergänzt er seine Erklärung folgendermaßen:</p> <p>„Wir marschirten in Kolonne: Fosses und Blervacq mit einem dritten marschirten an der Spitze. Drei Eléven der polytechnischen Schule dienten uns ebenfalls zu Führern; ich selbst stand unter einem dieser Eléven, da ich eine fast ganz aus Franzosen bestehenden Kompagnie kommandirte. Als zwei Kartätschenschüsse abgefeuert worden waren, sah ich einen dieser Eléven todt und den andern verwundert davontragen; sie wurden augenblicklich dem französischen Gebiet zu fortgeschafft.“ Doch behauptet Carnel von den Plänen Blervacq's nichts gewußt zu haben, während dieselben doch für Niemand ein Geheimniß waren. Wir haben den Beweis davon in einem Briefe, welchen der Angeklagte Baeten den 27. März von Seclin an seinen Vater schrieb worin er sagte: „Ich habe Ihnen mitzutheilen, daß wir Paris verlassen haben um in Brüssel eine Revolution zu machen, aber verrathen und in Quiévrain gefangen sind. Es ist mir gelungen zu entkommen und ich befinde mich zu Seclin, 2 Meilen von Lille, wo wir 15,000 Mann stark stehen. Wir marschiren den 28. mit Macht gegen Brüssel, wo wir um jeden Preis einziehen müssen; wenn es gelingt, gehen wir nach Brügge; der König Leopold mag die Vorbereitungen zu seiner Reise treffen etc.“ Baeten, einfacher Arbeiter, wußte also zu Seclin, was wir seit Langem durch mehrere Briefe erfahren hatten, und es ist daher unmöglich, daß der Angeklagte Carnel, Hauptmann einer Kompagnie, in gutem Glauben, wie er behauptet, dem durch eine fremde Macht angegriffenen Belgien zu Hülfe zu eilen gedachte.</p> <p>Der Führer, von dem er in seiner Erklärung spricht, war ein alter Schmuggler Namens Lahrusse-Delmotte, der zu Douai in Contumaz verurtheilt und von Herrn Delescluze beauftragt war, den Trupp nach Belgien zu führen. Derselbe gab ihm einen Geleitschein, der sich in den Akten befindet und folgendermaßen lautet:</p> <p> <hi rendition="#et">Präfekture des Norddepartements. Cabinet.</hi> </p> <p> <hi rendition="#et">Französische Republik. 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Die Bande wurde durch eine Avantgarde in Verwirrung gejagt, und ließ in unseren Händen den Angeklagten Coupmanns, der durch einen Flintenschuß ins Bein verwundet wurde, den Angeklagten Leleu, der noch schoß als man ihn entwaffnete, die Angeklagten Vanlabeke und van Goethem, die in Seclin sich angeschlossen, und die bei dem ersten Verpuffen ihre Waffen abgeworfen zu haben behaupten; endlich die Angeklagten Jouannin, Clauwens, Baeten, Nonkel, Schoonhroyhe, Vandersande, Hannecart und Knops, die Paris mit der Legion verlassen, mit ihr nach Seclin gekommen und sie nach ihrem eigenen Eingeständniß nicht verlassen, bis die Entwicklung bereits erfolgt war. Nonkel und Leleu bezeichnen Heinrich Guelton als denjenigen, der die Einschreibungen besorgt und sich bei der Attake des 29. März als Fahnenträger betheiligt habe.</p> <p>Andere Angeklagte, wie Dohnt, Brauwer, Treigniere und Dublé bekennen mit der Legion nach Seclin gekommen und mit ihr aus Paris fortgezogen zu sein, sie behaupten aber dieselbe an der Gränze verlassen zu haben.</p> <p>Andere endlich, wie François Calonne und Eugen Coucke, bekennen gleichfalls ihre Anwesenheit im Lager von Seclin, wollen aber vor dem Kampf geflüchtet sein, der eine zu Tourcoing, der andere zu Lille, obwohl Coucke den 18. März von Paris an seine Schwester schreibt: „Vielleicht, daß ich nach Belgien komme; es werden hier alle Belgier zur Rückkehr in ihr Vaterland eingeschrieben, um Belgien zur Republik zu machen. Ich denke mit ihnen zu kommen, und wenn ich auf dem Schlachtfelde falle, so bittet Gott für meine Seele, und seid stolz zu sagen: „Wenn unser Bruder gestorben ist, so ist er für die Vertheidigung unserer Freiheit und unseres schönen Vaterlandes gestorben.“</p> <p>Zu allen vorhergenannten Angeklagten kommen noch Feloen, Tytgat und Brullez, welche Einschreibungen und Vertheilungen der Lebensmittel zu Paris besorgten; Honore Mathieu, Sekretäre des Comités, der in den Journalen vom 22. März den Abzug der Legion ankündigte, und endlich Ceulan, Arens, Houwaer und Deynoodt, welche unter den Offizieren Blervacq's figurirten und unter diesem Titel in den Journalen vom 15 April eine Protestation veröffentlichten.</p> <p>In Folge des Vorstehenden sind also die genannten Karl Ludwig Spilthoorn und Genossen der folgenden Thatsachen angeklagt:</p> <p>1) sämmtliche Angeklagte, im Jahre 1848, die Einen in Frankreich, die Andern in Belgien, unter sich den Entschluß festgestellt und verabredet zu haben, die in letzterem Lande bestehende Regierung durch einen Angriff mit bewaffneter Hand umzustoßen; Verbrechen vorgesehen durch die Art. 87 und 89 des Strafgesetzbuchs;</p> <p>2) Carnel, Leleu, Blervacq, Graux, Brulley und 26 andre, am 29. März d. J., zu Risquons-Tout im Königreich Belgien einen Angriff mit bewaffneter Hand zum Zweck des Umsturzes der auf unserer Verfassung beruhenden Regierung gemacht zu haben, Verbrechen vorgesehen durch Art. 87 und 88 des Strafgesetzbuchs;</p> <p>3) Spilthrorn, Delestrée, die beiden Mathieu, Blervacq, Graux, Ho[#]er, Arens, Deynoodt, Brulley, Tytgat Fosses und Felhonn, wenigstens an diesem bewaffneten Angriff Mitschuldige zu sein, indem sie 1) durch Geschenke, Versprechungen und strafbare Kunstgriffe dazu aufgefordert haben; 2) Instruktionen dazu gegeben, 3) die Urheber, deren Zwecke ihnen bekannt waren, in den Handlungen, die ihn vorbereiteten, erleichterten oder vollführten, unterstützt zu haben, Verbrechen vorgesehen durch Art. 87, 88, 59 und 60 des Strafgesetzbuchs, worüber der Assisenhof von Brabant zu urtheilen haben wird. Der Generalprokurator, De Bavay.</p> <p>Geschehen am Parket, 5. Juli 1848.</p> </div> </div> <div n="1"> <head>Französische Republik.</head> <div xml:id="ar049b_002" type="jArticle"> <head><bibl><author>12</author></bibl> Paris, 16. Juli.</head> <p>Wir haben gestern bereits angedeutet, das Marrast und Konsorten aus dem Klub „Palais-national“ scheiden, und unter dem Namen der „Conciliateurs“ eine eigene Gesellschaft bilden wollen, um sich später dem Cirkel der Rue Poitiers anzuschließen. Herr Marrast aber will den Anschein nicht haben, daß er sich an Thiers anzuschließen habe. Nein! Thiers soll sich an ihn, den Herrn Marrast anschließen, und zu dem Ende entwirft er ein Programm, unterzeichnet von Dupont-de l'Eure, Pagnerre, Cormenin, Billault, und das von allen denjenigen unterzeichnet werden soll, die es ernstlich mit der Republik und der „Ordnung“ meinen. Beiläufig gesagt, ist dieses Programm der Art, das es selbst von [#] und Louis Philippe unterzeichnet werden kann. Wird sich Herr Thiers weigern, es zu unterzeichnen? Oder wird er vielmehr nicht dem Herrn Marrast antworten, er habe ein gleiches Programm in der Rue Poitiers zu seiner, des Herrn Marrast, Disposition vorliegen?</p> <p>In dem Programm des Herrn Marrast machen sich die Deputirten anheischig, die „bestehende Gewalt“ mit aller Macht zu unterstützen.</p> <p>„Eine von allen guten Bürgern unterstützte Staatsgewalt garantirt uns:</p> <p>1) „Die moralische Ordnung, indem sie durch ihre Energie und ihre weise Mäßigung Sicherheit für die Gegenwart und Vertrauen auf die Zukunft den Gemüthern wiedergibt.“</p> <p>2) „Die materielle Ordnung, indem sie mit Nachdruck alle Gesetze in Anwendung bringt, die zur Aufrechthaltung derselben bestehn, und noch weitere nöthigen Falls von der konstituirenden Versammlung reklamirt.“</p> <p>3) Die finanzielle Ordnung etc. etc.</p> <p>4) Die administrative Ordnung etc. etc.</p> <p>„Wir sehen in der Nationalversammlung nur Republikaner, gleichviel welches das Datum ihrer Ueberzeugung sein mag, ob Republikaner von heute oder von gestern.</p> <p>„Was wir bekämpfen müssen, das ist der Kampf, unter welcher Form er sich immer zeige.</p> <p>„Wir sehen in der französischen Republik nur Brüder etc.“</p> <p>Schließlich werden alle Mitglieder der Nationalversammlung, welche diese Prinzipien und Hoffnungen theilen, eingeladen, gegenwärtige Erklärung zu unterzeichnen.</p> <p><hi rendition="#b">Paris.</hi> Das Finanz-Comité hat sich heute mit dem Vorschlage des Herrn Proudhon beschäftigt, der darin besteht, ein drittel aller Einkünfte von Privateigenthum einzuziehen, um den Nationalkredit herzustellen.</p> <p>Als Proudhon aufgefordert wurde sich kategorisch zu erklären, äußerte er sich folgender Maßen:</p> <p>„Ich bin weder Kommunist noch Sozialist: ich bin ein Feind der Progressivsteuer. Aber ich glaube daß dem Eigenthum dasselbe Loos bevorsteht wie dem Christenthume: das Christenthum ist so zu sagen abgenutzt; das Eigenthum wird bald abgenutzt sein. Es hat nur eine bestimmte Dauer; ungefähr 300 Jahr noch; ich will seinen Lebenslauf beschleunigen, aber ich will es nicht gleich versiegen machen. Deßhalb will ich ihm nur 1/3 entreißen, mit Vorbehalt dessen, was ich später noch thun werde.“</p> <p>Thiers hat darauf bestanden, daß Proudhon's Vorschläge und „sozialistische Pläne“ von Grund aus diskutirt werden.</p> <p>‒ Der Polizeikommissär Bassier, den man bloß abgesetzt hatte, ist verhaftet und in strengen Verwahrsam gesetzt worden. Ein anderer Polizeikommissär, Namens Grouffier Chailly, gegen den nicht hinreichend gravirende Umstände vorzuliegen scheinen, ist dagegen in Freiheit gesetzt worden und hat sein Kommissariat wieder angetreten.</p> <p>‒ Es ist klar, die Republik, welche der Constitionnel will, ist die Republik der „Honetten“. Die andere, welche das Volk mit uns unter dem Namen der demokratischen und sozialen Republik verherrlicht hat, ist die Republik der Spitzbuben, der Plünderer, der Diebe; es ist, um es ganz zu sagen, die Republik des Raubes und Brandes.</p> <p>Das Uebermaß des Verächtlichen wird grotesk. ‒ Man weiß sehr wohl, daß sich vor drei oder vier Monaten in Paris zwei bis dreimalhunderttausend solcher demokratischen und mehr oder minder sozialistischen Verbrecher fanden, die im Besitz der Macht bloß Blut und Plünderung ‒ träumten.</p> <p>Wo konnten sich damals die Herren „honetten“ verstecken, und wie furchtbar muß ihr Loos gewesen sein!</p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0245/0001]
Beilage zu Nr. 49 der Neuen Rheinisch. Zeitung. Mittwoch 19. Juli. Uebersicht. Deutschland. Köln (Vereinbarungsdebatte über den Jacobi'schen Antrag. Berlin (Die Verfassungskommission. ‒ Ein Plakat. ‒ Rosenkranz. ‒ Der Zeughausprozeß. ‒ Monecke. ‒ Die fliegenden Korps). Frankfurt. (der Reichsverweser an die deutschen Regierungen. ‒ Ueber die Nationalversammlung. ‒ Die Untersuchung in der Ulmer Affaire). Posen (Sieben Personen an Rußland ausgeliefert). Hamburg (Der Waffenstillstand). Stuttgart (Verordnung wegen Auflösung des demokratischen Vereins). Wien (ein dreifaches Reaktionscomité. ‒ Die Geschäftsordnung für den Reichstag. ‒ Der Ausschuß. ‒ Nachrichten aus der Moldau). Prag (Hawlitschek freigelassen. ‒ Der Belagerungszustand).
Donaufürstenthümer. Bucharest (Militäraufwiegelung durch Rußland).
Schweiz. Luzern. (Ex-Großrath).
Ungarn. Pesth (Unterhaussitzung).
Großbrittannien. London (Aussichten für den Handel; Rückblick auf die Krisen; Besserung des Geschäfts).
Amerika. Yucatan (die Rothen und die Weißen).
Französische Republik. Paris (Physiognomie der Stadt. ‒ Die Reforme über die Ligue der Royalisten. ‒ Die Verfassung in den Büreaux. ‒ Verhaftung von Polizeikommissären. ‒ Die honnette Republik. ‒ Dekretentwurf über den Code. ‒ Nationalversammlung).
Belgien. Brüssel (Affaire von Risquons Tout).
Italien. Mailand. (Darlehn der Kirche an die Regierung. ‒ Wie d'Aspre sich Geld erpreßt. ‒ Die Piemonte en nach Venedig, Ferrara und an den Po. Desenzano (vom Kriegsschauplatze). Turin (Garibaldi. ‒ Kammerverhandlungen. ‒ Rüstungen. ‒ Monaco's Anschluß). Rom (Ferraras Räumung angeboten. ‒ Il Contemporaneo über den Papst. ‒ Ein neuer Postbeamter). Sizilien (Der Prätendent Bonaparte).
Spanien. (Die Montemolinisten).
Nachtrag. Paris. (Bethmont abgetreten, Marie sein wahrscheinlicher Nachfolger. ‒ Der Herzog von Genua König von Sizilien. ‒ Algierische Nachrichten).
Handelsnachrichten.
[Fortsetzung]
[Belgien] Auvenne zu Gent, wo sie am 20. ankamen, im Hotel der Niederlande abstiegen, und am 31. wieder abreisten. Sie scheinen sich sogar mit den Angeklagten in dem Wirthshaus der Julie Tackels getroffen zu haben. Die Letztern brachten die Nacht bei Dupré zu, der auch in dem Brief Bornstedt's erwähnt wird, und ebenso leicht der „Bürger D....“ sein kann, der „bei Blervacq durch den Bürger-Präsidenten S..... als dessen zweites Selbst angekündigt wurde“; wenigstens hat man in Perin's Portefeuille eine Liste der provisorischen Regierung gefunden, welche Dupré zu Gent während des Aufenthalts der Angeklagten und bei einer Unterhaltung mit ihnen über die Republikaner des Landes geschrieben zu haben bekennt. Perin im Gegentheil beharrt darauf, weder von der Bedeutung der Liste noch über die Art, wie sie in seinen Besitz gekommen, irgend etwas zu wissen; doch gesteht er in Gesellschaft von Derudder und Balliu, welche dies in Abrede stellen, und von Auvenne und Mathieu, welche es zugeben, die Nacht bei Dupré zugebracht zu haben.
Alle diese Handlungen, verglichen mit dem Zusammentreffen der Ereignisse welche wir oben bezeichneten, geben dem Komplot eine neue Ausdehnung und widerlegen siegreich die nicht einmal wahrscheinlich klingenden Ausflüchte. Zu diesen gehört die Erklärung Balliu's, welcher seinen Besuch bei Delestrée mit der Absicht motivirt, diesen der Madame Imbert vorzustellen als Käufer für die Fabrik ihres Mannes, während Delestrée sich in einem Brief an Imbert, bei seiner Rückkehr nach Belgien, darauf beschränkte zu sagen, daß er sich [#] eine Bestellung zu übernehmen“. Was brauchte er sich an [#] zu wenden, den er nicht kannte, da es für ihn genügte, Mad. Imbert den Brief ihres Mannes zu zeigen, den derselbe für die belgischen Demokraten zurückgelassen?
Derudder ist nicht glücklicher in seinen Erklärungen über den Brief v. 22. April, in welchem er Imbert sein Bedauern darüber ausdrückt, daß er in drei Wochen nicht mehr reussirt habe, dann mit Begeisterung von Delestrée spricht, der sich bei der Emeute v. 23. März „wie ein würdiger und braver Republikaner“ betheiligt, und endlich in Betreff des zehnten Angeklagten sagt: „Was Freund Tedesco betrifft, so erwarte ich ihn von einem Tag zum andern; er ist gegenwärtig zu Lüttich, wo er sich thätig mit den Mitteln beschäftigt, um die Dynastie unseres famösen Leopold, des Schwiegersohns eures Ex-Königs, für immer zu stürzen.“ Und diese Thätigkeit Tedesco's stimmte mit seiner früheren Aufführung überein, denn er war aus dem nämlichen Grunde gerade den Tag, wo er den Sturz Louis Philippe's erfahren, nach Brüssel geeilt. Kaum in dem Hotel Lion-Blanc eingemiethet, hatte er sich in die deutsche Gesellschaft, Grand-Place, begeben, um dort einen Freund zu sehen, Hrn. Wolf, der in Preußen wegen eines politischen Vergehens zu achtjähriger Festungsstrafe verurtheilt gewesen. Sodann hatte er sich nach dem „alten Brüsseler Hof“, dem gewöhnlichen Versammlungsort des Meetings fahren lassen, wo er nach seinem eignen Geständniß Bornstedt und einen gewissen Gigot fand, welcher letztere zu der Verbindung der deutschen Kommunisten gehört und am 3. März eine Adresse an die Proletarier aller Länder unterzeichnete, um ihnen anzuzeigen, daß die Verbindung ihren Sitz nach Paris, dem „Centralpunkt aller revolutionären Bewegung“, verlegt habe.
Tedesco, kaum zu Brüssel angekommen, hatte sich mit 3 Personen in Verbindung gesetzt, deren Pläne unmöglich in Zweifel zu ziehen sind; er selbst hatte bereits im Monat September ähnliche Tendenzen bekundet, als er in der ersten Sitzung der demokratischen Gesellschaft die Unterdrückung desjenigen Artikels im Statutentwurf verlangte, welcher die Thätigkeit der Gesellschaft in den „durch die Konstitution vorgeschriebenem Umfang“ beschränkte.
Am 26. Februar suchte er die Personen, welche sich im Brüsseler Hof zusammenfanden zu belehren. „Ihr seht wohl ein, sagte er, wie einfältig es ist für die Aristokraten zu arbeiten. Ich bin ausdrücklich von Lüttich hergekommen, um euch zur Nachahmung des Beispiels der Franzosen zu bewegen.
„Gott hat uns geschaffen, damit wir zusammen leben und nicht damit wir für die Aristokraten arbeiten. Wir wollen nicht mehr Schweiß und Blut für dieselben opfern, sondern gleich und Brüder sein.
„Morgen versammelt euch zwischen 8 und 9 Uhr um nach dem Stadthaus zu ziehen und die Entlassung der Truppen zu verlangen: vor Allem sorgt bewaffnet zu sein. Wenn wir morgen früh nicht reussiren sollten, wird morgen Abend zwischen 6 und 7 Uhr öffentliche Sitzung sein, zu der Jedermann Einlaß erhält; wir werden sorgen, daß wir dann zahlreicher sind.“
Diese Worte hat der Polizei-Inspektor Deckers gehört, und den andern Abend erfolgten in der That unmittelbar nach der Sitzung aufrührerische Bewegungen und Handlungen gegen die Polizeibeamten. Ein Mitglied der Gesellschaft ward wegen dieser Thatsache zu dreimonatlicher Gefängnißstrafe verurtheilt. Bei seiner Verhaftung fand man ihn im Besitz eines großen Dolches, den Bornstedt ihm in der Morgensitzung überlassen hatte. Der genannte Wolf, welchem der erste Besuch Tedesco's galt, hatte in der Abendsitzung v. 27. gleichfalls einen Dolch, als er inmitten des Auflaufes verhaftet wurde; und Tedesco selbst, welcher anempfohlen hatte mit Waffen zu kommen, war, als er sich zwischen 4 und 5 Uhr Nachmittags aus dem Lion-blanc nach dem Brüsseler Hof begab, mit einer Pistole versehen. Diese Pistole fiel in der Rue de la Montagne aus seiner Tasche, und Tedesco war sehr eilig, sie aufzuheben, indem er sich rechts und links umsah. Er trug eine blaue Blouse und eine Mütze, und in diesem für einen Advokaten jedenfalls bizarren Kostüme ließ er sich nach einander in dem Brüsseler Hof, in der Gesellschaft Alliance und in verschiedenen Wirthshäusern sehen. Ein Zeuge sagt aus, daß Tedesco am Sonntag Abend im Brüsseler Hof darauf bestanden eine provisorische Regierung einzusetzen, und Waffen aus Lüttich verheißen habe. Im Monat Februar suchte er die Regierung umzustoßen, und wie Derudder an Imbert schrieb, verfolgte er im April denselben Zweck. Man begreift daher, warum er sich am 26. März in der „Union“ befand und warum er denselben Abend auf den Listen der provisorischen Regierung figurirte, obgleich der Angeklagte bisher bloß den Chartisten in London bekannt war, denen er im Monat November eine Adresse der demokratischen Gesellschaft überbracht hatte. Seine Betheiligung an dem Komplott ist nicht weniger einleuchtend als die der übrigen Angeklagten.
Während man im Innern Bewegungen und Demonstrationen organisirte, stationirten die Colonnen von Josses und Bervacq bei Bille, wo sie Lebensmittel, Waffen und einen Militärsold empfingen. Dies berichtet uns der Angeklagte Jules Carnel, Handlungs-Commis, geboren zu Vaugieard und wohnend zu Paris, der uns auch die merkwürdigsten Details über den Angriff vom 29. März giebt. „Zu Seclin angekommen, sagt er, wurden wir von einem Regierungskommissär benachrichtigt, daß wir Lebensmittel und Waffen erhalten würden, und daß auch Elèven der polytechnischen Schule und der Schule von Saint-Cyr sich bei Hrn. Delescluze, Regierungskommissär zu Lille vorgestellt, um Lebensmittel und Unterkommen zu erwirken. Ich kam mit einer Brigade nach Gondecour, 3 Kilometer von Seclin, wo wir bis Dienstag um 2 Uhr in Einquartirung lagen. Zwischen 8 und 9 Uhr Abends kehrten wir wieder nach Seclin zurück. Von hier zogen wir über Lille, umgingen aber die Stadt, die wir zu unsrer Linken ließen, und machten einen langen Marsch bis an einen Ort, wo wir drei Wagen mit Gewehren und zwei Karren mit Pulver fanden, die mitten im Wege in einer Stellung aufgefahren waren, als ob sie von Lille gekommen wären. Zwei Elèven der polytechnischen Schule stiegen auf die Wagen, und man vertheilte darauf die Gewehre und Patronen. Wir setzten unsern Marsch auf der Chaussee fort bis an einen Ort, wo ein Weg gegen Tourcoing und Roubaix führt; ich weiß nicht, wer der Führer des Trupps war, weil ich mich ganz an den Hinterreihen befand. Man ließ uns verschiedene Fußsteige über ebenes Feld gehen; die Wege waren so schmal, daß wir kaum Einer vor dem Andern marschiren konnten. Wir durchzogen das Faubourg einer Stadt, deren Namen ich nicht weiß. Endlich wurden wir über mehrere kleine Pfade nach einem Kleefeld geführt, wo allgemeine Rast gemacht wurde. Die Chefs, an der Spitze eines Bataillons, marschirten gegen die Gränze, und nahmen dort Position. Ich war vollständig im Nachtrab der Kolonnen, und als ich sah, daß angegriffen wurde, wendete ich mich zur Linken der Kolonne, welche sich schon der Gränze entlang ausgebreitet hatte; diese Kolonne, zum großen Theil aus Belgiern bestehend, befand sich an der Spitze. Ich weiß nicht wer zuerst den Angriff durch Feuern begonnen hat, ich war zu weit entfernt. Aber als meine Leute mehrere Verwundete hinter die Front bringen sahen, waren sie wie von Schrecken betäubt und liefen ohne einen Schuß zu thun, wie ich befohlen hatte, auseinander; sie schossen, während sie sich rechts und links zerstreuten, auf die belgischen Soldaten. Als ich mich von der Masse der Franzosen, welche unter meinem Befehl standen, gänzlich verlassen sah, wendete ich mich nach der großen Straße und ging den belgischen Truppen entgegen, nicht mit der blanken Waffe, sondern die Spitze des Degens in der Hand und die Hand erhoben, zum Zeichen, daß man nicht auf mich schießen solle; es wurden indeß vielleicht einige dreißig Flintenschüsse auf mich gerichtet und ich begreife nicht, wie ich nicht getödtet wurde.“
Carnel setzt hinzu, daß er 17 belgische und 4 französische Kompagnien gehabt; daß die Waffen, wie man ihm nachher gesagt, aus dem Arsenal oder der [#] kamen und daß die Leute täglich von Herrn [#] 1800 Brodrationen und 35 Centimes Sold empfingen. Auf die Details des Kampfes zurückkommend, ergänzt er seine Erklärung folgendermaßen:
„Wir marschirten in Kolonne: Fosses und Blervacq mit einem dritten marschirten an der Spitze. Drei Eléven der polytechnischen Schule dienten uns ebenfalls zu Führern; ich selbst stand unter einem dieser Eléven, da ich eine fast ganz aus Franzosen bestehenden Kompagnie kommandirte. Als zwei Kartätschenschüsse abgefeuert worden waren, sah ich einen dieser Eléven todt und den andern verwundert davontragen; sie wurden augenblicklich dem französischen Gebiet zu fortgeschafft.“ Doch behauptet Carnel von den Plänen Blervacq's nichts gewußt zu haben, während dieselben doch für Niemand ein Geheimniß waren. Wir haben den Beweis davon in einem Briefe, welchen der Angeklagte Baeten den 27. März von Seclin an seinen Vater schrieb worin er sagte: „Ich habe Ihnen mitzutheilen, daß wir Paris verlassen haben um in Brüssel eine Revolution zu machen, aber verrathen und in Quiévrain gefangen sind. Es ist mir gelungen zu entkommen und ich befinde mich zu Seclin, 2 Meilen von Lille, wo wir 15,000 Mann stark stehen. Wir marschiren den 28. mit Macht gegen Brüssel, wo wir um jeden Preis einziehen müssen; wenn es gelingt, gehen wir nach Brügge; der König Leopold mag die Vorbereitungen zu seiner Reise treffen etc.“ Baeten, einfacher Arbeiter, wußte also zu Seclin, was wir seit Langem durch mehrere Briefe erfahren hatten, und es ist daher unmöglich, daß der Angeklagte Carnel, Hauptmann einer Kompagnie, in gutem Glauben, wie er behauptet, dem durch eine fremde Macht angegriffenen Belgien zu Hülfe zu eilen gedachte.
Der Führer, von dem er in seiner Erklärung spricht, war ein alter Schmuggler Namens Lahrusse-Delmotte, der zu Douai in Contumaz verurtheilt und von Herrn Delescluze beauftragt war, den Trupp nach Belgien zu führen. Derselbe gab ihm einen Geleitschein, der sich in den Akten befindet und folgendermaßen lautet:
Präfekture des Norddepartements. Cabinet.
Französische Republik. Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit.
Lille, den 27. März 1848.
„Der Bürger Lahrusse-Delmotte, Flüchtling aus Werwicq (Belgien), wird aufgefordert, zu einer Mission sich unverweilt nach Lille in das Hotel der Präfekture zu begeben. Gegenwärtiges wird ihm als Geleitpaß für 24 Stunden dienen.
Der Generalkommissair der Republik für die Departements Nord und Pas-de-Calais, (Gez.) Ch. Delescluze.“
Dies Aktenstück trägt den Stempel der Präfektur und stellt den alten Nordpräfekten, der in Belgien Gastfreundschaft genossen hatte, mit den Eleven der polytechnischen Schule und dem Gouverneur der Civil-Invaliden in Eine Kategorie. Dasselbe ist der Fall mit Bornstedt, der bei uns ein Asyl gefunden, das ihm Preußen und Frankreich verweigerten, und dafür gleich Imbert und Delescluze Belgien zu revolutioniren suchte; aber diese verbrecherischen Versuche hat das Schicksal erreicht, welches sie verdienten. Die Bande wurde durch eine Avantgarde in Verwirrung gejagt, und ließ in unseren Händen den Angeklagten Coupmanns, der durch einen Flintenschuß ins Bein verwundet wurde, den Angeklagten Leleu, der noch schoß als man ihn entwaffnete, die Angeklagten Vanlabeke und van Goethem, die in Seclin sich angeschlossen, und die bei dem ersten Verpuffen ihre Waffen abgeworfen zu haben behaupten; endlich die Angeklagten Jouannin, Clauwens, Baeten, Nonkel, Schoonhroyhe, Vandersande, Hannecart und Knops, die Paris mit der Legion verlassen, mit ihr nach Seclin gekommen und sie nach ihrem eigenen Eingeständniß nicht verlassen, bis die Entwicklung bereits erfolgt war. Nonkel und Leleu bezeichnen Heinrich Guelton als denjenigen, der die Einschreibungen besorgt und sich bei der Attake des 29. März als Fahnenträger betheiligt habe.
Andere Angeklagte, wie Dohnt, Brauwer, Treigniere und Dublé bekennen mit der Legion nach Seclin gekommen und mit ihr aus Paris fortgezogen zu sein, sie behaupten aber dieselbe an der Gränze verlassen zu haben.
Andere endlich, wie François Calonne und Eugen Coucke, bekennen gleichfalls ihre Anwesenheit im Lager von Seclin, wollen aber vor dem Kampf geflüchtet sein, der eine zu Tourcoing, der andere zu Lille, obwohl Coucke den 18. März von Paris an seine Schwester schreibt: „Vielleicht, daß ich nach Belgien komme; es werden hier alle Belgier zur Rückkehr in ihr Vaterland eingeschrieben, um Belgien zur Republik zu machen. Ich denke mit ihnen zu kommen, und wenn ich auf dem Schlachtfelde falle, so bittet Gott für meine Seele, und seid stolz zu sagen: „Wenn unser Bruder gestorben ist, so ist er für die Vertheidigung unserer Freiheit und unseres schönen Vaterlandes gestorben.“
Zu allen vorhergenannten Angeklagten kommen noch Feloen, Tytgat und Brullez, welche Einschreibungen und Vertheilungen der Lebensmittel zu Paris besorgten; Honore Mathieu, Sekretäre des Comités, der in den Journalen vom 22. März den Abzug der Legion ankündigte, und endlich Ceulan, Arens, Houwaer und Deynoodt, welche unter den Offizieren Blervacq's figurirten und unter diesem Titel in den Journalen vom 15 April eine Protestation veröffentlichten.
In Folge des Vorstehenden sind also die genannten Karl Ludwig Spilthoorn und Genossen der folgenden Thatsachen angeklagt:
1) sämmtliche Angeklagte, im Jahre 1848, die Einen in Frankreich, die Andern in Belgien, unter sich den Entschluß festgestellt und verabredet zu haben, die in letzterem Lande bestehende Regierung durch einen Angriff mit bewaffneter Hand umzustoßen; Verbrechen vorgesehen durch die Art. 87 und 89 des Strafgesetzbuchs;
2) Carnel, Leleu, Blervacq, Graux, Brulley und 26 andre, am 29. März d. J., zu Risquons-Tout im Königreich Belgien einen Angriff mit bewaffneter Hand zum Zweck des Umsturzes der auf unserer Verfassung beruhenden Regierung gemacht zu haben, Verbrechen vorgesehen durch Art. 87 und 88 des Strafgesetzbuchs;
3) Spilthrorn, Delestrée, die beiden Mathieu, Blervacq, Graux, Ho[#]er, Arens, Deynoodt, Brulley, Tytgat Fosses und Felhonn, wenigstens an diesem bewaffneten Angriff Mitschuldige zu sein, indem sie 1) durch Geschenke, Versprechungen und strafbare Kunstgriffe dazu aufgefordert haben; 2) Instruktionen dazu gegeben, 3) die Urheber, deren Zwecke ihnen bekannt waren, in den Handlungen, die ihn vorbereiteten, erleichterten oder vollführten, unterstützt zu haben, Verbrechen vorgesehen durch Art. 87, 88, 59 und 60 des Strafgesetzbuchs, worüber der Assisenhof von Brabant zu urtheilen haben wird. Der Generalprokurator, De Bavay.
Geschehen am Parket, 5. Juli 1848.
Französische Republik. 12 Paris, 16. Juli. Wir haben gestern bereits angedeutet, das Marrast und Konsorten aus dem Klub „Palais-national“ scheiden, und unter dem Namen der „Conciliateurs“ eine eigene Gesellschaft bilden wollen, um sich später dem Cirkel der Rue Poitiers anzuschließen. Herr Marrast aber will den Anschein nicht haben, daß er sich an Thiers anzuschließen habe. Nein! Thiers soll sich an ihn, den Herrn Marrast anschließen, und zu dem Ende entwirft er ein Programm, unterzeichnet von Dupont-de l'Eure, Pagnerre, Cormenin, Billault, und das von allen denjenigen unterzeichnet werden soll, die es ernstlich mit der Republik und der „Ordnung“ meinen. Beiläufig gesagt, ist dieses Programm der Art, das es selbst von [#] und Louis Philippe unterzeichnet werden kann. Wird sich Herr Thiers weigern, es zu unterzeichnen? Oder wird er vielmehr nicht dem Herrn Marrast antworten, er habe ein gleiches Programm in der Rue Poitiers zu seiner, des Herrn Marrast, Disposition vorliegen?
In dem Programm des Herrn Marrast machen sich die Deputirten anheischig, die „bestehende Gewalt“ mit aller Macht zu unterstützen.
„Eine von allen guten Bürgern unterstützte Staatsgewalt garantirt uns:
1) „Die moralische Ordnung, indem sie durch ihre Energie und ihre weise Mäßigung Sicherheit für die Gegenwart und Vertrauen auf die Zukunft den Gemüthern wiedergibt.“
2) „Die materielle Ordnung, indem sie mit Nachdruck alle Gesetze in Anwendung bringt, die zur Aufrechthaltung derselben bestehn, und noch weitere nöthigen Falls von der konstituirenden Versammlung reklamirt.“
3) Die finanzielle Ordnung etc. etc.
4) Die administrative Ordnung etc. etc.
„Wir sehen in der Nationalversammlung nur Republikaner, gleichviel welches das Datum ihrer Ueberzeugung sein mag, ob Republikaner von heute oder von gestern.
„Was wir bekämpfen müssen, das ist der Kampf, unter welcher Form er sich immer zeige.
„Wir sehen in der französischen Republik nur Brüder etc.“
Schließlich werden alle Mitglieder der Nationalversammlung, welche diese Prinzipien und Hoffnungen theilen, eingeladen, gegenwärtige Erklärung zu unterzeichnen.
Paris. Das Finanz-Comité hat sich heute mit dem Vorschlage des Herrn Proudhon beschäftigt, der darin besteht, ein drittel aller Einkünfte von Privateigenthum einzuziehen, um den Nationalkredit herzustellen.
Als Proudhon aufgefordert wurde sich kategorisch zu erklären, äußerte er sich folgender Maßen:
„Ich bin weder Kommunist noch Sozialist: ich bin ein Feind der Progressivsteuer. Aber ich glaube daß dem Eigenthum dasselbe Loos bevorsteht wie dem Christenthume: das Christenthum ist so zu sagen abgenutzt; das Eigenthum wird bald abgenutzt sein. Es hat nur eine bestimmte Dauer; ungefähr 300 Jahr noch; ich will seinen Lebenslauf beschleunigen, aber ich will es nicht gleich versiegen machen. Deßhalb will ich ihm nur 1/3 entreißen, mit Vorbehalt dessen, was ich später noch thun werde.“
Thiers hat darauf bestanden, daß Proudhon's Vorschläge und „sozialistische Pläne“ von Grund aus diskutirt werden.
‒ Der Polizeikommissär Bassier, den man bloß abgesetzt hatte, ist verhaftet und in strengen Verwahrsam gesetzt worden. Ein anderer Polizeikommissär, Namens Grouffier Chailly, gegen den nicht hinreichend gravirende Umstände vorzuliegen scheinen, ist dagegen in Freiheit gesetzt worden und hat sein Kommissariat wieder angetreten.
‒ Es ist klar, die Republik, welche der Constitionnel will, ist die Republik der „Honetten“. Die andere, welche das Volk mit uns unter dem Namen der demokratischen und sozialen Republik verherrlicht hat, ist die Republik der Spitzbuben, der Plünderer, der Diebe; es ist, um es ganz zu sagen, die Republik des Raubes und Brandes.
Das Uebermaß des Verächtlichen wird grotesk. ‒ Man weiß sehr wohl, daß sich vor drei oder vier Monaten in Paris zwei bis dreimalhunderttausend solcher demokratischen und mehr oder minder sozialistischen Verbrecher fanden, die im Besitz der Macht bloß Blut und Plünderung ‒ träumten.
Wo konnten sich damals die Herren „honetten“ verstecken, und wie furchtbar muß ihr Loos gewesen sein!
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