Neue Rheinische Zeitung. Nr. 55. Köln, 25. Juli 1848. Beilage.Beilage zu Nr. 55 der Neuen Rhein. Zeitung. Dienstag 25. Juli 1848. Uebersicht. Deutschland.Köln. (Die Turiner Concordia. - Das Preußenthum in Polen. - Vereinbarungsdebatte über Jakoby's Antrag. [Schluß.]) Frankfurt. (Schluß der N.-B. vom 21. - Sitzung der N-B. vom 22.) Berlin. (Die Schutzwache. - Vorfall beim Schluß der gestrigen Vereinbarungssitzung. - Der König und ein Pietist. - Ein Schreiben vom Schreckenstein. - Konstitutionneller Kongreß. - Die Privatdozenten. - Die Schutzmannschaft.) Stettin. (Die Grundbesitzer.) Königsberg. (Militär.) Heidelberg. (Die Gervinuszeitung setzt deutsche Fürsten ab.) Bayreuth. (Die Bauern und das Wild.) Constanz. (Fickler.) Prag. (Aufhebung des Belagerungszustandes. - Proklamation von Windisch-Grätz. - Wichtige Nachricht aus Köln.) Wien. (Die Proklamation des Reichsverwesers. - Reichstagssitzung.) Ungarn. Carlowitz. (Wegnahme eines Schiffes. - Magyarische Spione im serbischen Lager. - Hrabowsky.) Aus Syrmien. (Der Gränzkordon aufgelöst. - Die Stärke der Insurgenten.) Schweiz. Luzern. (Pulver-, Waffen-und Pferdeversendungen nach Mailand.) Französische Republik. Paris. (Marrast. - Cormenin. - Sitzung der N.-B. vom 22. Juli. - Personenwechsel in der Marine. - Vermischtes. - Marrast. - Mortier. - Die Nationalgarde. - Elend und Wahnsinn.) Spanien. Madrid. (Eine Füsillade. - Don Franzisco de Paula.) Großbritannien. London. (Ober- und Unterhaussitzung. - Aufhebung der Habeas-Corpus-Acte für Irland. - Feargus O'Connor. - Standard über Irland.) Dublin. (Stärke der Kriegsmacht in Irland. - Vergebliche Anstrengungen zur Unterdrückung des irischen Volks. - Verhaftungen in Carrik-on-Guir. - Meeting der irischen League. - Maßregeln des Lord-Lieutenants. - Signalfeuer auf den Bergen einiger Grafschaften.) Italien. Turin. (Kammerverhandlungen.) Florenz. (Einrücken der Oestreicher in Ferrara. - Ihre Stärke im Süden des Po.) Palermo. (Proklamation des Parlaments wegen der Wahl eines Königs.) Rom. (Unverletzlichkeit des Briefgeheimnisses.) Neapel. (Wahl eines Präsidenten der Deputirtenkammer. - Die Bewegung in Calabrien.) Südamerika. Monte-Video. (Rosas, Oribe und die Friedensunterhandlungen.) Handels-Nachrichten. [Deutschland] chen derjenigen Partei an sich tragen, welche diese Exekutivgewalt schaffen half. Wir glauben, daß dieß die billigste politische Aufforderung ist, welche wir an die erste That des verantwortlichen Reichsministeriums stellen müssen. Diese Proklamation steht aber erstens auf dem Boden der patriarchalischen politischen Redeweise des Königs von Preußen. Sie steht zweitens auf dem Standpunkte des phrasenhaften, unbestimmten, nichtssagenden Liberalismus, dessen Gefährlichkeit eine Thatsache ist. Sie führt drittens endlich eine Sprache gegen eine Partei, der keine Macht auf Erden das Recht wird absprechen dürfen, durch die Mittel der Intelligenz aufs Volk zu wirken - wir meinen die demokratische Partei. (A. Oestr. Z.) * Wien, 20. Juli. Die 7. vorberathende Sitzung des konstituirenden Reichstages vom 19. Juli bot wenig Interesse. Mehre Wahlen wurden beanstandet wegen muthmaßlicher Wahlbestechung. Die Präsidentenwahl ist noch aufs Unbestimmte verschoben. Auf die Anfrage des Dupitirten Hein gibt der Minister Doblhoff die Erklärung, daß Erzherzog Johann jedenfalls bis zur feierlichen Eröffnung des Reichstages Wien nicht verlassen werde. Beim Beginn der Sitzung erzählte Abg. Goldmark, daß gestern nach dem Schluß der Sitzung der Abg. Ringer insultirt worden wäre und fragt die Minister an, ob sie wegen der Unverletzlichkeit der Abgeordneten einen Gesetzvorschlag zu machen gesonnen seien. Strobach versichert, daß die Wiederholung eines solchen Erzesses die Auflösung der Kammer zur natürlichen Folge haben müßte. Borrost weist auf die Preßfrechheithiesiger Blätter. Doblhoff erklärt, der Justizminister werde in der nächsten Sitzung einen Gesetzentwurf wegen Unverletzlichkeit der Repräsentanten vorlegen. Ungarn. * Pesth, 17. Juli Der Sieg der Ungarn bei Werschetz ist in seinen Folgen noch wichtiger, als in dem auf dem Schlachtfelde selbst gewonnenen Resultate. - Das ganze, bei 6000 Mann starke Alibunder Lager, welches die ganze Gegend bedrohte, ist zersplittert, die insurgirten Grenzer sind enttäuscht und in ihre Dörfer zurückgekehrt, die aus Serbien eingedrungenen Serbianer aber haben sich als die Feigsten zuerst auf die Flucht gemacht, und sind bereits über die Donau zurückgekehrt. Bemerkenswerth ist, daß die Insurgenten Anfangs unter serbischen Fahnen fochten, dann aber beim Angriff des Militärs plötzlich die schwarzgelben östreichischen Fahnen entfalteten. * Carlowitz, 8. Juli. Gestern bemächtigte sich die serbische Nationalwache auf der Donau eines Schiffes, welches den magyarischen Freischaaren hatte Getreide bringen sollen. Unter dem Getreide fand man acht Kanonenräder, zwei zwölfpfündige Kanonen und vier Kisten Munition, welche Hrabowsky nach Buckarok überschicken wollte. Carlowitz, 19. Juli. In dem serbischen Lager bei Jurak sind magyarische Spione gefangen genommen worden, unter ihnen befindet sich der Graf Szeisau. General Hrabowsky wollte durch Drohungen ihre Freilassung vom National-Komite in Carlowitz erzwingen, erhielt aber zur Antwort, daß, außer gegen Austausch aller in Pest, Kikinda, Peterwardein ect. gehaltenen Serben, keine Rede von einer Freilassung sein kann. (Agramer Z.) * Aus Syrmien, 27. Juni. Der Cordon in hiesiger Gegend ist aufgelößt, und deßhalb haben wir hier jetzt türkisches Salz und Zucker in Menge um einen Spottpreis. - Unter den Carlowitzer Bewaffneten, die beiläufig 20,000 Mann stark sein mögen, befinden sich sehr viele Türken, Serben, Bosnjaken, Dalmatiner, und noch werden in Belgrad mehre Hundert Albanesen und Montenegriner zum Anschlusse erwartet. - Die hiesigen Magyaren haben unter verschiedenen Vorwänden die Dragoner aus der Baranja hierher zu ziehen versucht; um nun dieß zu vereiteln, sind 6 bis 700 Grenzer aus Mitrovic aufgebrochen, um ihnen den Weg zu versperren, oder wenn sie die Waffen ablegten, unter sich aufzunehmen. So eben ziehen 800 serbische Reiter gegen Carlowitz, unter ihnen auch mehrere wohlbewaffnete türkische Zigeuner. Schweiz Luzern, 17. Juli. Aus der Schweiz gehen fortwährend starke Sendungen von Pulver, Waffen und Pferde nach Mailand. Das Pulver wird von Basler Handelshäusern geliefert. Die Feuerwaffen, besonders Büchsen, deren Werth gestiegen, sind meist in den Gebirgskantonen aufgekauft worden. Viele schweizerische Schützen verkaufen wegen der herrschenden Noth, andere um sich neue Büchsen nach amerikanischem Muster, welche kleinere, vorn zugespitzte Kugeln schießen, und in der Schweiz jetzt anzuschaffen in allgemeinen Gebrauch kommen. Die Pferde wurden größtentheils aus Deutschland geschmuggelt trotz des Ausfuhrverbots. Nichts ist gewöhnlicher als daß Wagen mit drei Pferden stolz bespannt von Baden nach Basel kutschiren, und als bescheidene Einspänner wieder retour kommen. Auch schweizerische Abendteurer in nicht geringer Zahl ziehen fortwährend über den St. Gotthart, um in den Reihen der Piemontesen gegen Oestreich zu fechten. (A. A. Z.)Italien. * Turin, 15. Juli. Der Inhalt dieses Artikels kann aus urheberrechtlichen Gründen nicht angezeigt werden. * Florenz, 16. Juli. Der Inhalt dieses Artikels kann aus urheberrechtlichen Gründen nicht angezeigt werden. * Palermo, 11. Juli. Der Inhalt dieses Artikels kann aus urheberrechtlichen Gründen nicht angezeigt werden. * Rom, 14. Juli. Der Inhalt dieses Artikels kann aus urheberrechtlichen Gründen nicht angezeigt werden. 27 Neapel, 11. Juli. Der Inhalt dieses Artikels kann aus urheberrechtlichen Gründen nicht angezeigt werden. Französische Republik. 12 Paris, 21. Juli. Wir müssen wieder auf Herrn Marrast zu sprechen kommen, denn Herr Marrast ist der Mann des Tages für einige Tage noch. Er ist Präsident der Kammer, und das Ministerium hatte aus der Präsidentschaft für Herrn Marrast eine Kabinetsfrage gemacht. Von Herrn Marrast soll das Heil der Republik abgehangen haben? Das können die Debats nicht begreifen. Vom Standpunkte des Herrn Bertin finden wir das sehr begreiflich. Le credit! das ist für ihn die Hauptsache, und der hängt nur von der Art und Weise ab, wie Herr Cavaignac die Ordnung handhabt. Aber was hat die Ordnung mit Herrn Marrast zu schaffen? Wie kann Herr Marrast das Heil der Republik sein? Der Gang der Dinge, la force des choses, hat, wie man gesehen, alle republikanischen Illusionen beseitigt. Die republikanischen Phrasen und Dekorationen waren zerstäubt vom Sturme der eigentlichen Juni-Revolution. Von der ganzen Republik blieb Marrast allein noch übrig. Was konnte man zu ihrem Heile Besseres thun, als ihn selbst als Dekoration zu gebrauchen, um ihn wie einen Beschönigungsmantel über die National-Versammlung auszudehnen? Von der Präsidentschaft zur Gesandschaft nach London war nur ein Sprung. Herr Marrast hat eine englische Dame zur Gemahlin, und sein größter Triumph hätte vielleicht darin bestanden, neben seinem alten Feinde Guizot im ganzen Glanze seiner Größe in den Londoner Salons zu paradiren. Aber welch' Unglück! Im Augenblick, wo er seinem Ziele so nahe war, überfällt ihn die - Cholera! Die Krankheit des Herrn Marrast hat nämlich alle Symptome der Cholera-Morbus. Möge die Marrast'sche Republik nicht untergehen an dieser Seuche! Heute ist auch der "Pere Duchene" wieder erschienen, der das famöse Banquet zu 25 Centimes angeordnet, und dessen Haupt-Redakteur in den Juni-Ereignissen geblieben. Wir bemerken keine andere Veränderung als in der Orthographie des Titels; denn statt "Pere Duchene" lesen wir "Perdu Chene." 12 Paris, 22. Juli. Wenn ein "Verbrecher," politischer oder sozialer Natur, vor die bürgerliche Gerichtsbarkeit gestellt ist, so suchen die bürgerlichen Richter ihren größten Triumph darin, in diesem Verbrecher das Gefühl der Reue zu erregen. Es scheint, als wenn ihre eigene, Ruhe abhinge von der Unruhe, die sie im Angeklagten über sein Verbrechen hervorrufen, in diesem Gefühl der Reue, das ihnen als ein Zurückgehen in sich und folglich als ein Anerkennen der bestehenden Zustände gilt. Umgekehrt erscheint ihnen nichts gefahrbringender, nichts beunruhigender, als die Ruhe in Männern, die mit nichts Geringerem umgingen, als sie aus ihrer eigenen Ruhe zu verscheuchen. Wie man weiß, war Cormenin beauftragt einen Bericht abzustatten über die Zustände, der in Folge der Juni-Ereignisse verhafteten "Insurgenten." Bei dieser Gelegenheit sah er natürlich auch die Verhafteten vom 15. Mai, unter Andern Raspail. Ueber diesen Besuch meldet die "Patrie:" "Was den Herrn Raspail anbetrifft. so ist derselbe in dem Zustande der heftigsten Exaltation. Die Nacht hindurch spricht er laut und fortwährend; er wiederholt seine Vertheidigungsrede, gerade als wäre er vor seinen Richtern u.s.w." Hierauf antwortete Herr Raspail dem Redakteur der "Patrie": "Man hat mir eben eine Stelle über mich aus Ihrem Journal vorgelesen. Ich fordere Sie hiermit auf, die gegen mich spezifizirten Thatsachen, sei es durch Herrn Cormenin, den Direktor von Vincennes, die Wächter, oder durch irgend eine Person, die in der Festung wohnt, bescheinigen zu lassen. Sie können diese Details nur in ihrem Gehirne geschöpft haben zur Belustigung Ihrer Leser. Ich überlasse es letzteren ein solches Verfahren verdienter Maßen zu qualifiziren. Was mich anbetrifft, so begnüge ich mich mit der Aufforderung gegenwärtige Erklärung in Ihre nächste Nummer aufzunehmen. F. V. Raspail. Donjon von Vincennes. Um diese kategorische Erklärung so viel als möglich zu mildern, macht die "Patrie" Glossen und meint, sie sei immer entfernt gewesen die Person des Herrn Raspail anzugreifen, und die Aussagen hätten ohne Zweifel ihren Grund in Renseignements, die "ohne Zweifel" Herr Cormenin selbst geliefert haben muß. Also Herr Cormenin "muß diese Renseignements geliefert haben." Und an demselben Tage schreibt Herr Cormenin an Herrn Raspail, Sohn folgenden Brief: "Ich bin ganz und gar der Erzählung fremd, die mehrere Journale über meinen Besuch in der Festung von Vincennes gegeben haben. "Ich muß hauptsächlich sagen, daß ich Herrn Raspail ebenso ruhig gefunden habe wie die andern Gefangenen. "Die Mission, die mir gegeben, beschränkte sich übrigens lediglich darauf, den Gesundheitszustand der Gefangenen zu überwachen und zu konstatiren." Brave "Patrie!" Braver "Siecle!" Braver "Constitutionnel!" 12 Paris, 22. Juli. Die gute Nationalgarde, nachdem sie ihre Wuth an den "Bösen" ausgelassen, wüthet jetzt gegen sich selbst. Der Epizier hat einmal die fixe Idee, daß der Kampf in den Junitagen ein Kampf, für die Vertheidigung seines Ladens - der fixesten aller seiner Ideen war. - Jetzt aber wird er erst inne, daß indem er seinen Kopf für seinen Laden aussetze, er zugleich das Haus seines Eigenthümers vertheidigte, der sich vielleicht versteckt in seinem Keller hielt. Daher die Wuth, alle diejenigen aus den " guten Legionen" auszumitteln, die sich nicht am Kampfe betheiligten, um sie auf die eine oder die andere Weise zu bestrafen oder zum Dienste zu zwingen. Seinen Banquier, seinen Hauseigenthümer kann der Epizier direkt nicht dienstpflichtig machen, zumal wenn er in Abhängigkeit lebt. Aber die Massen von Angestellten in den verschiedenen Ministerien, die alle von ihm, dem Epizier, besoldet werden, die müssen gezwungen werden, in jedem Augenblick der Gefahr bereit zu Beilage zu Nr. 55 der Neuen Rhein. Zeitung. Dienstag 25. Juli 1848. Uebersicht. Deutschland.Köln. (Die Turiner Concordia. ‒ Das Preußenthum in Polen. ‒ Vereinbarungsdebatte über Jakoby's Antrag. [Schluß.]) Frankfurt. (Schluß der N.-B. vom 21. ‒ Sitzung der N-B. vom 22.) Berlin. (Die Schutzwache. ‒ Vorfall beim Schluß der gestrigen Vereinbarungssitzung. ‒ Der König und ein Pietist. ‒ Ein Schreiben vom Schreckenstein. ‒ Konstitutionneller Kongreß. ‒ Die Privatdozenten. ‒ Die Schutzmannschaft.) Stettin. (Die Grundbesitzer.) Königsberg. (Militär.) Heidelberg. (Die Gervinuszeitung setzt deutsche Fürsten ab.) Bayreuth. (Die Bauern und das Wild.) Constanz. (Fickler.) Prag. (Aufhebung des Belagerungszustandes. ‒ Proklamation von Windisch-Grätz. ‒ Wichtige Nachricht aus Köln.) Wien. (Die Proklamation des Reichsverwesers. ‒ Reichstagssitzung.) Ungarn. Carlowitz. (Wegnahme eines Schiffes. ‒ Magyarische Spione im serbischen Lager. ‒ Hrabowsky.) Aus Syrmien. (Der Gränzkordon aufgelöst. ‒ Die Stärke der Insurgenten.) Schweiz. Luzern. (Pulver-, Waffen-und Pferdeversendungen nach Mailand.) Französische Republik. Paris. (Marrast. ‒ Cormenin. ‒ Sitzung der N.-B. vom 22. Juli. ‒ Personenwechsel in der Marine. ‒ Vermischtes. ‒ Marrast. ‒ Mortier. ‒ Die Nationalgarde. ‒ Elend und Wahnsinn.) Spanien. Madrid. (Eine Füsillade. ‒ Don Franzisco de Paula.) Großbritannien. London. (Ober- und Unterhaussitzung. ‒ Aufhebung der Habeas-Corpus-Acte für Irland. ‒ Feargus O'Connor. ‒ Standard über Irland.) Dublin. (Stärke der Kriegsmacht in Irland. ‒ Vergebliche Anstrengungen zur Unterdrückung des irischen Volks. ‒ Verhaftungen in Carrik-on-Guir. ‒ Meeting der irischen League. ‒ Maßregeln des Lord-Lieutenants. ‒ Signalfeuer auf den Bergen einiger Grafschaften.) Italien. Turin. (Kammerverhandlungen.) Florenz. (Einrücken der Oestreicher in Ferrara. ‒ Ihre Stärke im Süden des Po.) Palermo. (Proklamation des Parlaments wegen der Wahl eines Königs.) Rom. (Unverletzlichkeit des Briefgeheimnisses.) Neapel. (Wahl eines Präsidenten der Deputirtenkammer. ‒ Die Bewegung in Calabrien.) Südamerika. Monte-Video. (Rosas, Oribe und die Friedensunterhandlungen.) Handels-Nachrichten. [Deutschland] chen derjenigen Partei an sich tragen, welche diese Exekutivgewalt schaffen half. Wir glauben, daß dieß die billigste politische Aufforderung ist, welche wir an die erste That des verantwortlichen Reichsministeriums stellen müssen. Diese Proklamation steht aber erstens auf dem Boden der patriarchalischen politischen Redeweise des Königs von Preußen. Sie steht zweitens auf dem Standpunkte des phrasenhaften, unbestimmten, nichtssagenden Liberalismus, dessen Gefährlichkeit eine Thatsache ist. Sie führt drittens endlich eine Sprache gegen eine Partei, der keine Macht auf Erden das Recht wird absprechen dürfen, durch die Mittel der Intelligenz aufs Volk zu wirken ‒ wir meinen die demokratische Partei. (A. Oestr. Z.) * Wien, 20. Juli. Die 7. vorberathende Sitzung des konstituirenden Reichstages vom 19. Juli bot wenig Interesse. Mehre Wahlen wurden beanstandet wegen muthmaßlicher Wahlbestechung. Die Präsidentenwahl ist noch aufs Unbestimmte verschoben. Auf die Anfrage des Dupitirten Hein gibt der Minister Doblhoff die Erklärung, daß Erzherzog Johann jedenfalls bis zur feierlichen Eröffnung des Reichstages Wien nicht verlassen werde. Beim Beginn der Sitzung erzählte Abg. Goldmark, daß gestern nach dem Schluß der Sitzung der Abg. Ringer insultirt worden wäre und fragt die Minister an, ob sie wegen der Unverletzlichkeit der Abgeordneten einen Gesetzvorschlag zu machen gesonnen seien. Strobach versichert, daß die Wiederholung eines solchen Erzesses die Auflösung der Kammer zur natürlichen Folge haben müßte. Borrost weist auf die Preßfrechheithiesiger Blätter. Doblhoff erklärt, der Justizminister werde in der nächsten Sitzung einen Gesetzentwurf wegen Unverletzlichkeit der Repräsentanten vorlegen. Ungarn. * Pesth, 17. Juli Der Sieg der Ungarn bei Werschetz ist in seinen Folgen noch wichtiger, als in dem auf dem Schlachtfelde selbst gewonnenen Resultate. ‒ Das ganze, bei 6000 Mann starke Alibunder Lager, welches die ganze Gegend bedrohte, ist zersplittert, die insurgirten Grenzer sind enttäuscht und in ihre Dörfer zurückgekehrt, die aus Serbien eingedrungenen Serbianer aber haben sich als die Feigsten zuerst auf die Flucht gemacht, und sind bereits über die Donau zurückgekehrt. Bemerkenswerth ist, daß die Insurgenten Anfangs unter serbischen Fahnen fochten, dann aber beim Angriff des Militärs plötzlich die schwarzgelben östreichischen Fahnen entfalteten. * Carlowitz, 8. Juli. Gestern bemächtigte sich die serbische Nationalwache auf der Donau eines Schiffes, welches den magyarischen Freischaaren hatte Getreide bringen sollen. Unter dem Getreide fand man acht Kanonenräder, zwei zwölfpfündige Kanonen und vier Kisten Munition, welche Hrabowsky nach Buckarok überschicken wollte. Carlowitz, 19. Juli. In dem serbischen Lager bei Jurak sind magyarische Spione gefangen genommen worden, unter ihnen befindet sich der Graf Szeisau. General Hrabowsky wollte durch Drohungen ihre Freilassung vom National-Komité in Carlowitz erzwingen, erhielt aber zur Antwort, daß, außer gegen Austausch aller in Pest, Kikinda, Peterwardein ect. gehaltenen Serben, keine Rede von einer Freilassung sein kann. (Agramer Z.) * Aus Syrmien, 27. Juni. Der Cordon in hiesiger Gegend ist aufgelößt, und deßhalb haben wir hier jetzt türkisches Salz und Zucker in Menge um einen Spottpreis. ‒ Unter den Carlowitzer Bewaffneten, die beiläufig 20,000 Mann stark sein mögen, befinden sich sehr viele Türken, Serben, Bosnjaken, Dalmatiner, und noch werden in Belgrad mehre Hundert Albanesen und Montenegriner zum Anschlusse erwartet. ‒ Die hiesigen Magyaren haben unter verschiedenen Vorwänden die Dragoner aus der Baranja hierher zu ziehen versucht; um nun dieß zu vereiteln, sind 6 bis 700 Grenzer aus Mitrovic aufgebrochen, um ihnen den Weg zu versperren, oder wenn sie die Waffen ablegten, unter sich aufzunehmen. So eben ziehen 800 serbische Reiter gegen Carlowitz, unter ihnen auch mehrere wohlbewaffnete türkische Zigeuner. Schweiz Luzern, 17. Juli. Aus der Schweiz gehen fortwährend starke Sendungen von Pulver, Waffen und Pferde nach Mailand. Das Pulver wird von Basler Handelshäusern geliefert. Die Feuerwaffen, besonders Büchsen, deren Werth gestiegen, sind meist in den Gebirgskantonen aufgekauft worden. Viele schweizerische Schützen verkaufen wegen der herrschenden Noth, andere um sich neue Büchsen nach amerikanischem Muster, welche kleinere, vorn zugespitzte Kugeln schießen, und in der Schweiz jetzt anzuschaffen in allgemeinen Gebrauch kommen. Die Pferde wurden größtentheils aus Deutschland geschmuggelt trotz des Ausfuhrverbots. Nichts ist gewöhnlicher als daß Wagen mit drei Pferden stolz bespannt von Baden nach Basel kutschiren, und als bescheidene Einspänner wieder retour kommen. Auch schweizerische Abendteurer in nicht geringer Zahl ziehen fortwährend über den St. Gotthart, um in den Reihen der Piemontesen gegen Oestreich zu fechten. (A. A. Z.)Italien. * Turin, 15. Juli. Der Inhalt dieses Artikels kann aus urheberrechtlichen Gründen nicht angezeigt werden. * Florenz, 16. Juli. Der Inhalt dieses Artikels kann aus urheberrechtlichen Gründen nicht angezeigt werden. * Palermo, 11. Juli. Der Inhalt dieses Artikels kann aus urheberrechtlichen Gründen nicht angezeigt werden. * Rom, 14. Juli. Der Inhalt dieses Artikels kann aus urheberrechtlichen Gründen nicht angezeigt werden. 27 Neapel, 11. Juli. Der Inhalt dieses Artikels kann aus urheberrechtlichen Gründen nicht angezeigt werden. Französische Republik. 12 Paris, 21. Juli. Wir müssen wieder auf Herrn Marrast zu sprechen kommen, denn Herr Marrast ist der Mann des Tages für einige Tage noch. Er ist Präsident der Kammer, und das Ministerium hatte aus der Präsidentschaft für Herrn Marrast eine Kabinetsfrage gemacht. Von Herrn Marrast soll das Heil der Republik abgehangen haben? Das können die Debats nicht begreifen. Vom Standpunkte des Herrn Bertin finden wir das sehr begreiflich. Le credit! das ist für ihn die Hauptsache, und der hängt nur von der Art und Weise ab, wie Herr Cavaignac die Ordnung handhabt. Aber was hat die Ordnung mit Herrn Marrast zu schaffen? Wie kann Herr Marrast das Heil der Republik sein? Der Gang der Dinge, la force des choses, hat, wie man gesehen, alle republikanischen Illusionen beseitigt. Die republikanischen Phrasen und Dekorationen waren zerstäubt vom Sturme der eigentlichen Juni-Revolution. Von der ganzen Republik blieb Marrast allein noch übrig. Was konnte man zu ihrem Heile Besseres thun, als ihn selbst als Dekoration zu gebrauchen, um ihn wie einen Beschönigungsmantel über die National-Versammlung auszudehnen? Von der Präsidentschaft zur Gesandschaft nach London war nur ein Sprung. Herr Marrast hat eine englische Dame zur Gemahlin, und sein größter Triumph hätte vielleicht darin bestanden, neben seinem alten Feinde Guizòt im ganzen Glanze seiner Größe in den Londoner Salons zu paradiren. Aber welch' Unglück! Im Augenblick, wo er seinem Ziele so nahe war, überfällt ihn die ‒ Cholera! Die Krankheit des Herrn Marrast hat nämlich alle Symptome der Cholera-Morbus. Möge die Marrast'sche Republik nicht untergehen an dieser Seuche! Heute ist auch der „Père Duchêne“ wieder erschienen, der das famöse Banquet zu 25 Centimes angeordnet, und dessen Haupt-Redakteur in den Juni-Ereignissen geblieben. Wir bemerken keine andere Veränderung als in der Orthographie des Titels; denn statt „Père Duchêne“ lesen wir „Perdu Chène.“ 12 Paris, 22. Juli. Wenn ein „Verbrecher,“ politischer oder sozialer Natur, vor die bürgerliche Gerichtsbarkeit gestellt ist, so suchen die bürgerlichen Richter ihren größten Triumph darin, in diesem Verbrecher das Gefühl der Reue zu erregen. Es scheint, als wenn ihre eigene, Ruhe abhinge von der Unruhe, die sie im Angeklagten über sein Verbrechen hervorrufen, in diesem Gefühl der Reue, das ihnen als ein Zurückgehen in sich und folglich als ein Anerkennen der bestehenden Zustände gilt. Umgekehrt erscheint ihnen nichts gefahrbringender, nichts beunruhigender, als die Ruhe in Männern, die mit nichts Geringerem umgingen, als sie aus ihrer eigenen Ruhe zu verscheuchen. Wie man weiß, war Cormenin beauftragt einen Bericht abzustatten über die Zustände, der in Folge der Juni-Ereignisse verhafteten „Insurgenten.“ Bei dieser Gelegenheit sah er natürlich auch die Verhafteten vom 15. Mai, unter Andern Raspail. Ueber diesen Besuch meldet die „Patrie:“ „Was den Herrn Raspail anbetrifft. so ist derselbe in dem Zustande der heftigsten Exaltation. Die Nacht hindurch spricht er laut und fortwährend; er wiederholt seine Vertheidigungsrede, gerade als wäre er vor seinen Richtern u.s.w.“ Hierauf antwortete Herr Raspail dem Redakteur der „Patrie“: „Man hat mir eben eine Stelle über mich aus Ihrem Journal vorgelesen. Ich fordere Sie hiermit auf, die gegen mich spezifizirten Thatsachen, sei es durch Herrn Cormenin, den Direktor von Vincennes, die Wächter, oder durch irgend eine Person, die in der Festung wohnt, bescheinigen zu lassen. Sie können diese Details nur in ihrem Gehirne geschöpft haben zur Belustigung Ihrer Leser. Ich überlasse es letzteren ein solches Verfahren verdienter Maßen zu qualifiziren. Was mich anbetrifft, so begnüge ich mich mit der Aufforderung gegenwärtige Erklärung in Ihre nächste Nummer aufzunehmen. F. V. Raspail. Donjon von Vincennes. Um diese kategorische Erklärung so viel als möglich zu mildern, macht die „Patrie“ Glossen und meint, sie sei immer entfernt gewesen die Person des Herrn Raspail anzugreifen, und die Aussagen hätten ohne Zweifel ihren Grund in Renseignements, die „ohne Zweifel“ Herr Cormenin selbst geliefert haben muß. Also Herr Cormenin „muß diese Renseignements geliefert haben.“ Und an demselben Tage schreibt Herr Cormenin an Herrn Raspail, Sohn folgenden Brief: „Ich bin ganz und gar der Erzählung fremd, die mehrere Journale über meinen Besuch in der Festung von Vincennes gegeben haben. „Ich muß hauptsächlich sagen, daß ich Herrn Raspail ebenso ruhig gefunden habe wie die andern Gefangenen. „Die Mission, die mir gegeben, beschränkte sich übrigens lediglich darauf, den Gesundheitszustand der Gefangenen zu überwachen und zu konstatiren.“ Brave „Patrie!“ Braver „Siecle!“ Braver „Constitutionnel!“ 12 Paris, 22. Juli. Die gute Nationalgarde, nachdem sie ihre Wuth an den „Bösen“ ausgelassen, wüthet jetzt gegen sich selbst. Der Epizier hat einmal die fixe Idee, daß der Kampf in den Junitagen ein Kampf, für die Vertheidigung seines Ladens ‒ der fixesten aller seiner Ideen war. ‒ Jetzt aber wird er erst inne, daß indem er seinen Kopf für seinen Laden aussetze, er zugleich das Haus seines Eigenthümers vertheidigte, der sich vielleicht versteckt in seinem Keller hielt. Daher die Wuth, alle diejenigen aus den „ guten Legionen“ auszumitteln, die sich nicht am Kampfe betheiligten, um sie auf die eine oder die andere Weise zu bestrafen oder zum Dienste zu zwingen. Seinen Banquier, seinen Hauseigenthümer kann der Epizier direkt nicht dienstpflichtig machen, zumal wenn er in Abhängigkeit lebt. Aber die Massen von Angestellten in den verschiedenen Ministerien, die alle von ihm, dem Epizier, besoldet werden, die müssen gezwungen werden, in jedem Augenblick der Gefahr bereit zu <TEI> <text> <pb facs="#f0001" n="0275"/> <front> <titlePage type="heading"> <titlePart type="main">Beilage zu Nr. 55 der Neuen Rhein. 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Z.)</bibl> </div> <div xml:id="ar055b_002" type="jArticle"> <head><bibl><author>*</author></bibl>Wien, 20. Juli.</head> <p>Die 7. vorberathende Sitzung des konstituirenden Reichstages vom 19. Juli bot wenig Interesse. Mehre Wahlen wurden beanstandet wegen muthmaßlicher Wahlbestechung. Die Präsidentenwahl ist noch aufs Unbestimmte verschoben. Auf die Anfrage des Dupitirten Hein gibt der Minister Doblhoff die Erklärung, daß Erzherzog Johann jedenfalls bis zur feierlichen Eröffnung des Reichstages Wien nicht verlassen werde.</p> <p>Beim Beginn der Sitzung erzählte Abg. Goldmark, daß gestern nach dem Schluß der Sitzung der Abg. Ringer insultirt worden wäre und fragt die Minister an, ob sie wegen der Unverletzlichkeit der Abgeordneten einen Gesetzvorschlag zu machen gesonnen seien. Strobach versichert, daß die Wiederholung eines solchen Erzesses die Auflösung der Kammer zur natürlichen Folge haben müßte. Borrost weist auf die <hi rendition="#g">Preßfrechheit</hi>hiesiger Blätter. <hi rendition="#g">Doblhoff</hi> erklärt, der Justizminister werde in der nächsten Sitzung einen Gesetzentwurf wegen Unverletzlichkeit der Repräsentanten vorlegen.</p> </div> </div> <div n="1"> <head>Ungarn.</head> <div xml:id="ar055b_003" type="jArticle"> <head><bibl><author>*</author></bibl> Pesth, 17. Juli</head> <p>Der Sieg der Ungarn bei <hi rendition="#g">Werschetz</hi> ist in seinen Folgen noch wichtiger, als in dem auf dem Schlachtfelde selbst gewonnenen Resultate. ‒ Das ganze, bei 6000 Mann starke Alibunder Lager, welches die ganze Gegend bedrohte, ist zersplittert, die insurgirten Grenzer sind enttäuscht und in ihre Dörfer zurückgekehrt, die aus Serbien eingedrungenen Serbianer aber haben sich als die Feigsten zuerst auf die Flucht gemacht, und sind bereits über die Donau zurückgekehrt. Bemerkenswerth ist, daß die Insurgenten Anfangs unter serbischen Fahnen fochten, dann aber beim Angriff des Militärs plötzlich die schwarzgelben östreichischen Fahnen entfalteten.</p> </div> <div xml:id="ar055b_004" type="jArticle"> <head><bibl><author>*</author></bibl>Carlowitz, 8. Juli.</head> <p>Gestern bemächtigte sich die serbische Nationalwache auf der Donau eines Schiffes, welches den magyarischen Freischaaren hatte Getreide bringen sollen. Unter dem Getreide fand man acht Kanonenräder, zwei zwölfpfündige Kanonen und vier Kisten Munition, welche Hrabowsky nach Buckarok überschicken wollte.</p> </div> <div xml:id="ar055b_005" type="jArticle"> <head>Carlowitz, 19. Juli.</head> <p>In dem serbischen Lager bei Jurak sind magyarische Spione gefangen genommen worden, unter ihnen befindet sich der Graf Szeisau. General Hrabowsky wollte durch Drohungen ihre Freilassung vom National-Komité in Carlowitz erzwingen, erhielt aber zur Antwort, daß, außer gegen Austausch aller in Pest, Kikinda, Peterwardein ect. gehaltenen Serben, keine Rede von einer Freilassung sein kann.</p> <bibl>(Agramer Z.)</bibl> </div> <div xml:id="ar055b_006" type="jArticle"> <head><bibl><author>*</author></bibl> Aus Syrmien, 27. Juni.</head> <p>Der Cordon in hiesiger Gegend ist aufgelößt, und deßhalb haben wir hier jetzt türkisches Salz und Zucker in Menge um einen Spottpreis. ‒ Unter den Carlowitzer Bewaffneten, die beiläufig 20,000 Mann stark sein mögen, befinden sich sehr viele Türken, Serben, Bosnjaken, Dalmatiner, und noch werden in Belgrad mehre Hundert Albanesen und Montenegriner zum Anschlusse erwartet. ‒ Die hiesigen Magyaren haben unter verschiedenen Vorwänden die Dragoner aus der Baranja hierher zu ziehen versucht; um nun dieß zu vereiteln, sind 6 bis 700 Grenzer aus Mitrovic aufgebrochen, um ihnen den Weg zu versperren, oder wenn sie die Waffen ablegten, unter sich aufzunehmen. So eben ziehen 800 serbische Reiter gegen Carlowitz, unter ihnen auch mehrere wohlbewaffnete türkische Zigeuner.</p> </div> </div> <div n="1"> <head>Schweiz</head> <div xml:id="ar055b_007" type="jArticle"> <head>Luzern, 17. Juli.</head> <p>Aus der Schweiz gehen fortwährend starke Sendungen von Pulver, Waffen und Pferde nach Mailand. Das Pulver wird von Basler Handelshäusern geliefert. Die Feuerwaffen, besonders Büchsen, deren Werth gestiegen, sind meist in den Gebirgskantonen aufgekauft worden. Viele schweizerische Schützen verkaufen wegen der herrschenden Noth, andere um sich neue Büchsen nach amerikanischem Muster, welche kleinere, vorn zugespitzte Kugeln schießen, und in der Schweiz jetzt anzuschaffen in allgemeinen Gebrauch kommen. Die Pferde wurden größtentheils aus Deutschland geschmuggelt trotz des Ausfuhrverbots. Nichts ist gewöhnlicher als daß Wagen mit drei Pferden stolz bespannt von Baden nach Basel kutschiren, und als bescheidene Einspänner wieder retour kommen. Auch schweizerische Abendteurer in nicht geringer Zahl ziehen fortwährend über den St. Gotthart, um in den Reihen der Piemontesen gegen Oestreich zu fechten.</p> <bibl>(A. A. Z.)</bibl> </div> </div> <div n="1"> <head>Italien.</head> <div xml:id="ar055b_008_c" type="jArticle"> <note type="editorial">Edition: <bibl>Friedrich Engels: Italien. 25. Juli 1848. In: MEGA<hi rendition="#sup">2</hi> I/7. S. 403.</bibl> </note> <head><bibl><author>*</author></bibl> Turin, 15. Juli.</head> <gap reason="copyright"/> </div> <div xml:id="ar055b_009_c" type="jArticle"> <note type="editorial">Edition: <bibl>Friedrich Engels: Italien. 25. Juli 1848. In: MEGA<hi rendition="#sup">2</hi> I/7. S. 403.</bibl> </note> <head><bibl><author>*</author></bibl>Florenz, 16. Juli.</head> <gap reason="copyright"/> </div> <div xml:id="ar055b_010_c" type="jArticle"> <note type="editorial">Edition: <bibl>Friedrich Engels: Italien. 25. Juli 1848. In: MEGA<hi rendition="#sup">2</hi> I/7. S. 403.</bibl> </note> <head><bibl><author>*</author></bibl> Palermo, 11. Juli.</head> <gap reason="copyright"/> </div> <div xml:id="ar055b_011_c" type="jArticle"> <note type="editorial">Edition: <bibl>Friedrich Engels: Italien. 25. Juli 1848. In: MEGA<hi rendition="#sup">2</hi> I/7. S. 403.</bibl> </note> <head><bibl><author>*</author></bibl> Rom, 14. Juli.</head> <gap reason="copyright"/> </div> <div xml:id="ar055b_012_c" type="jArticle"> <note type="editorial">Edition: <bibl>Friedrich Engels: Italien. 25. Juli 1848. In: MEGA<hi rendition="#sup">2</hi> I/7. S. 403.</bibl> </note> <head><bibl><author>27</author></bibl> Neapel, 11. Juli.</head> <gap reason="copyright"/> </div> </div> <div n="1"> <head>Französische Republik.</head> <div xml:id="ar055b_013" type="jArticle"> <head><bibl><author>12</author></bibl>Paris, 21. Juli.</head> <p>Wir müssen wieder auf Herrn Marrast zu sprechen kommen, denn Herr Marrast ist der Mann des Tages für einige Tage noch. Er ist Präsident der Kammer, und das Ministerium hatte aus der Präsidentschaft für Herrn Marrast eine Kabinetsfrage gemacht. Von Herrn Marrast soll das Heil der Republik abgehangen haben? Das können die Debats nicht begreifen. Vom Standpunkte des Herrn Bertin finden wir das sehr begreiflich. Le credit! das ist für ihn die Hauptsache, und der hängt nur von der Art und Weise ab, wie Herr Cavaignac die Ordnung handhabt. Aber was hat die Ordnung mit Herrn Marrast zu schaffen? Wie kann Herr Marrast das Heil der Republik sein? Der Gang der Dinge, la force des choses, hat, wie man gesehen, alle republikanischen Illusionen beseitigt. Die republikanischen Phrasen und Dekorationen waren zerstäubt vom Sturme der eigentlichen Juni-Revolution. Von der ganzen Republik blieb Marrast allein noch übrig. Was konnte man zu ihrem Heile Besseres thun, als ihn selbst als Dekoration zu gebrauchen, um ihn wie einen Beschönigungsmantel über die National-Versammlung auszudehnen? Von der Präsidentschaft zur Gesandschaft nach London war nur ein Sprung. Herr Marrast hat eine englische Dame zur Gemahlin, und sein größter Triumph hätte vielleicht darin bestanden, neben seinem alten Feinde Guizòt im ganzen Glanze seiner Größe in den Londoner Salons zu paradiren. Aber welch' Unglück! Im Augenblick, wo er seinem Ziele so nahe war, überfällt ihn die ‒ <hi rendition="#g">Cholera!</hi> Die Krankheit des Herrn Marrast hat nämlich alle Symptome der Cholera-Morbus. Möge die Marrast'sche Republik nicht untergehen an dieser Seuche!</p> <p>Heute ist auch der „Père Duchêne“ wieder erschienen, der das famöse Banquet zu 25 Centimes angeordnet, und dessen Haupt-Redakteur in den Juni-Ereignissen geblieben. Wir bemerken keine andere Veränderung als in der Orthographie des Titels; denn statt „Père Duchêne“ lesen wir „Perdu Chène.“</p> </div> <div xml:id="ar055b_015" type="jArticle"> <head><bibl><author>12</author></bibl> Paris, 22. Juli.</head> <p>Wenn ein „Verbrecher,“ politischer oder sozialer Natur, vor die bürgerliche Gerichtsbarkeit gestellt ist, so suchen die bürgerlichen Richter ihren größten Triumph darin, in diesem Verbrecher das Gefühl der Reue zu erregen. Es scheint, als wenn ihre eigene, Ruhe abhinge von der Unruhe, die sie im Angeklagten über sein Verbrechen hervorrufen, in diesem Gefühl der Reue, das ihnen als ein Zurückgehen in sich und folglich als ein Anerkennen der bestehenden Zustände gilt.</p> <p>Umgekehrt erscheint ihnen nichts gefahrbringender, nichts beunruhigender, als die Ruhe in Männern, die mit nichts Geringerem umgingen, als sie aus ihrer eigenen Ruhe zu verscheuchen.</p> <p>Wie man weiß, war Cormenin beauftragt einen Bericht abzustatten über die Zustände, der in Folge der Juni-Ereignisse verhafteten „Insurgenten.“ Bei dieser Gelegenheit sah er natürlich auch die Verhafteten vom 15. Mai, unter Andern Raspail. Ueber diesen Besuch meldet die „Patrie:“ „Was den Herrn Raspail anbetrifft. so ist derselbe in dem Zustande der heftigsten Exaltation. Die Nacht hindurch spricht er laut und fortwährend; er wiederholt seine Vertheidigungsrede, gerade als wäre er vor seinen Richtern u.s.w.“</p> <p>Hierauf antwortete Herr Raspail dem Redakteur der „Patrie“: „Man hat mir eben eine Stelle über mich aus Ihrem Journal vorgelesen. Ich fordere Sie hiermit auf, die gegen mich spezifizirten Thatsachen, sei es durch Herrn Cormenin, den Direktor von Vincennes, die Wächter, oder durch irgend eine Person, die in der Festung wohnt, bescheinigen zu lassen. Sie können diese Details nur in ihrem Gehirne geschöpft haben zur Belustigung Ihrer Leser. Ich überlasse es letzteren ein solches Verfahren verdienter Maßen zu qualifiziren. Was mich anbetrifft, so begnüge ich mich mit der Aufforderung gegenwärtige Erklärung in Ihre nächste Nummer aufzunehmen.</p> <p>F. V. Raspail.</p> <p>Donjon von Vincennes.</p> <p>Um diese kategorische Erklärung so viel als möglich zu mildern, macht die „Patrie“ Glossen und meint, sie sei immer entfernt gewesen die Person des Herrn Raspail anzugreifen, und die Aussagen hätten ohne Zweifel ihren Grund in Renseignements, die „ohne Zweifel“ Herr Cormenin selbst geliefert haben muß.</p> <p>Also Herr Cormenin „muß diese Renseignements geliefert haben.“ Und an demselben Tage schreibt Herr Cormenin an Herrn Raspail, Sohn folgenden Brief: </p> <p>„Ich bin ganz und gar der Erzählung fremd, die mehrere Journale über meinen Besuch in der Festung von Vincennes gegeben haben.</p> <p>„Ich muß hauptsächlich sagen, daß ich Herrn Raspail ebenso ruhig gefunden habe wie die andern Gefangenen.</p> <p>„Die Mission, die mir gegeben, beschränkte sich übrigens lediglich darauf, den Gesundheitszustand der Gefangenen zu überwachen und zu konstatiren.“ </p> <p>Brave „Patrie!“ Braver „Siecle!“ Braver „Constitutionnel!“</p> </div> <div xml:id="ar055b_016" type="jArticle"> <head><bibl><author>12</author></bibl> Paris, 22. Juli.</head> <p>Die gute Nationalgarde, nachdem sie ihre Wuth an den „Bösen“ ausgelassen, wüthet jetzt gegen sich selbst.</p> <p>Der Epizier hat einmal die fixe Idee, daß der Kampf in den Junitagen ein Kampf, für die Vertheidigung seines Ladens ‒ der fixesten aller seiner Ideen war. ‒ Jetzt aber wird er erst inne, daß indem er seinen Kopf für seinen Laden aussetze, er zugleich das Haus seines Eigenthümers vertheidigte, der sich vielleicht versteckt in seinem Keller hielt. Daher die Wuth, alle diejenigen aus den „ guten Legionen“ auszumitteln, die sich nicht am Kampfe betheiligten, um sie auf die eine oder die andere Weise zu bestrafen oder zum Dienste zu zwingen. Seinen Banquier, seinen Hauseigenthümer kann der Epizier direkt nicht dienstpflichtig machen, zumal wenn er in Abhängigkeit lebt.</p> <p>Aber die Massen von Angestellten in den verschiedenen Ministerien, die alle von ihm, dem Epizier, besoldet werden, die müssen gezwungen werden, in jedem Augenblick der Gefahr bereit zu </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0275/0001]
Beilage zu Nr. 55 der Neuen Rhein. Zeitung. Dienstag 25. Juli 1848. Uebersicht. Deutschland.Köln. (Die Turiner Concordia. ‒ Das Preußenthum in Polen. ‒ Vereinbarungsdebatte über Jakoby's Antrag. [Schluß.]) Frankfurt. (Schluß der N.-B. vom 21. ‒ Sitzung der N-B. vom 22.) Berlin. (Die Schutzwache. ‒ Vorfall beim Schluß der gestrigen Vereinbarungssitzung. ‒ Der König und ein Pietist. ‒ Ein Schreiben vom Schreckenstein. ‒ Konstitutionneller Kongreß. ‒ Die Privatdozenten. ‒ Die Schutzmannschaft.) Stettin. (Die Grundbesitzer.) Königsberg. (Militär.) Heidelberg. (Die Gervinuszeitung setzt deutsche Fürsten ab.) Bayreuth. (Die Bauern und das Wild.) Constanz. (Fickler.) Prag. (Aufhebung des Belagerungszustandes. ‒ Proklamation von Windisch-Grätz. ‒ Wichtige Nachricht aus Köln.) Wien. (Die Proklamation des Reichsverwesers. ‒ Reichstagssitzung.)
Ungarn. Carlowitz. (Wegnahme eines Schiffes. ‒ Magyarische Spione im serbischen Lager. ‒ Hrabowsky.) Aus Syrmien. (Der Gränzkordon aufgelöst. ‒ Die Stärke der Insurgenten.)
Schweiz. Luzern. (Pulver-, Waffen-und Pferdeversendungen nach Mailand.)
Französische Republik. Paris. (Marrast. ‒ Cormenin. ‒ Sitzung der N.-B. vom 22. Juli. ‒ Personenwechsel in der Marine. ‒ Vermischtes. ‒ Marrast. ‒ Mortier. ‒ Die Nationalgarde. ‒ Elend und Wahnsinn.)
Spanien. Madrid. (Eine Füsillade. ‒ Don Franzisco de Paula.)
Großbritannien. London. (Ober- und Unterhaussitzung. ‒ Aufhebung der Habeas-Corpus-Acte für Irland. ‒ Feargus O'Connor. ‒ Standard über Irland.) Dublin. (Stärke der Kriegsmacht in Irland. ‒ Vergebliche Anstrengungen zur Unterdrückung des irischen Volks. ‒ Verhaftungen in Carrik-on-Guir. ‒ Meeting der irischen League. ‒ Maßregeln des Lord-Lieutenants. ‒ Signalfeuer auf den Bergen einiger Grafschaften.)
Italien. Turin. (Kammerverhandlungen.) Florenz. (Einrücken der Oestreicher in Ferrara. ‒ Ihre Stärke im Süden des Po.) Palermo. (Proklamation des Parlaments wegen der Wahl eines Königs.) Rom. (Unverletzlichkeit des Briefgeheimnisses.) Neapel. (Wahl eines Präsidenten der Deputirtenkammer. ‒ Die Bewegung in Calabrien.)
Südamerika. Monte-Video. (Rosas, Oribe und die Friedensunterhandlungen.)
Handels-Nachrichten.
[Deutschland] chen derjenigen Partei an sich tragen, welche diese Exekutivgewalt schaffen half.
Wir glauben, daß dieß die billigste politische Aufforderung ist, welche wir an die erste That des verantwortlichen Reichsministeriums stellen müssen.
Diese Proklamation steht aber erstens auf dem Boden der patriarchalischen politischen Redeweise des Königs von Preußen. Sie steht zweitens auf dem Standpunkte des phrasenhaften, unbestimmten, nichtssagenden Liberalismus, dessen Gefährlichkeit eine Thatsache ist. Sie führt drittens endlich eine Sprache gegen eine Partei, der keine Macht auf Erden das Recht wird absprechen dürfen, durch die Mittel der Intelligenz aufs Volk zu wirken ‒ wir meinen die demokratische Partei.
(A. Oestr. Z.) * Wien, 20. Juli. Die 7. vorberathende Sitzung des konstituirenden Reichstages vom 19. Juli bot wenig Interesse. Mehre Wahlen wurden beanstandet wegen muthmaßlicher Wahlbestechung. Die Präsidentenwahl ist noch aufs Unbestimmte verschoben. Auf die Anfrage des Dupitirten Hein gibt der Minister Doblhoff die Erklärung, daß Erzherzog Johann jedenfalls bis zur feierlichen Eröffnung des Reichstages Wien nicht verlassen werde.
Beim Beginn der Sitzung erzählte Abg. Goldmark, daß gestern nach dem Schluß der Sitzung der Abg. Ringer insultirt worden wäre und fragt die Minister an, ob sie wegen der Unverletzlichkeit der Abgeordneten einen Gesetzvorschlag zu machen gesonnen seien. Strobach versichert, daß die Wiederholung eines solchen Erzesses die Auflösung der Kammer zur natürlichen Folge haben müßte. Borrost weist auf die Preßfrechheithiesiger Blätter. Doblhoff erklärt, der Justizminister werde in der nächsten Sitzung einen Gesetzentwurf wegen Unverletzlichkeit der Repräsentanten vorlegen.
Ungarn. * Pesth, 17. Juli Der Sieg der Ungarn bei Werschetz ist in seinen Folgen noch wichtiger, als in dem auf dem Schlachtfelde selbst gewonnenen Resultate. ‒ Das ganze, bei 6000 Mann starke Alibunder Lager, welches die ganze Gegend bedrohte, ist zersplittert, die insurgirten Grenzer sind enttäuscht und in ihre Dörfer zurückgekehrt, die aus Serbien eingedrungenen Serbianer aber haben sich als die Feigsten zuerst auf die Flucht gemacht, und sind bereits über die Donau zurückgekehrt. Bemerkenswerth ist, daß die Insurgenten Anfangs unter serbischen Fahnen fochten, dann aber beim Angriff des Militärs plötzlich die schwarzgelben östreichischen Fahnen entfalteten.
* Carlowitz, 8. Juli. Gestern bemächtigte sich die serbische Nationalwache auf der Donau eines Schiffes, welches den magyarischen Freischaaren hatte Getreide bringen sollen. Unter dem Getreide fand man acht Kanonenräder, zwei zwölfpfündige Kanonen und vier Kisten Munition, welche Hrabowsky nach Buckarok überschicken wollte.
Carlowitz, 19. Juli. In dem serbischen Lager bei Jurak sind magyarische Spione gefangen genommen worden, unter ihnen befindet sich der Graf Szeisau. General Hrabowsky wollte durch Drohungen ihre Freilassung vom National-Komité in Carlowitz erzwingen, erhielt aber zur Antwort, daß, außer gegen Austausch aller in Pest, Kikinda, Peterwardein ect. gehaltenen Serben, keine Rede von einer Freilassung sein kann.
(Agramer Z.) * Aus Syrmien, 27. Juni. Der Cordon in hiesiger Gegend ist aufgelößt, und deßhalb haben wir hier jetzt türkisches Salz und Zucker in Menge um einen Spottpreis. ‒ Unter den Carlowitzer Bewaffneten, die beiläufig 20,000 Mann stark sein mögen, befinden sich sehr viele Türken, Serben, Bosnjaken, Dalmatiner, und noch werden in Belgrad mehre Hundert Albanesen und Montenegriner zum Anschlusse erwartet. ‒ Die hiesigen Magyaren haben unter verschiedenen Vorwänden die Dragoner aus der Baranja hierher zu ziehen versucht; um nun dieß zu vereiteln, sind 6 bis 700 Grenzer aus Mitrovic aufgebrochen, um ihnen den Weg zu versperren, oder wenn sie die Waffen ablegten, unter sich aufzunehmen. So eben ziehen 800 serbische Reiter gegen Carlowitz, unter ihnen auch mehrere wohlbewaffnete türkische Zigeuner.
Schweiz Luzern, 17. Juli. Aus der Schweiz gehen fortwährend starke Sendungen von Pulver, Waffen und Pferde nach Mailand. Das Pulver wird von Basler Handelshäusern geliefert. Die Feuerwaffen, besonders Büchsen, deren Werth gestiegen, sind meist in den Gebirgskantonen aufgekauft worden. Viele schweizerische Schützen verkaufen wegen der herrschenden Noth, andere um sich neue Büchsen nach amerikanischem Muster, welche kleinere, vorn zugespitzte Kugeln schießen, und in der Schweiz jetzt anzuschaffen in allgemeinen Gebrauch kommen. Die Pferde wurden größtentheils aus Deutschland geschmuggelt trotz des Ausfuhrverbots. Nichts ist gewöhnlicher als daß Wagen mit drei Pferden stolz bespannt von Baden nach Basel kutschiren, und als bescheidene Einspänner wieder retour kommen. Auch schweizerische Abendteurer in nicht geringer Zahl ziehen fortwährend über den St. Gotthart, um in den Reihen der Piemontesen gegen Oestreich zu fechten.
(A. A. Z.) Italien. * Turin, 15. Juli. _ * Florenz, 16. Juli. _ * Palermo, 11. Juli. _ * Rom, 14. Juli. _ 27 Neapel, 11. Juli. _ Französische Republik. 12 Paris, 21. Juli. Wir müssen wieder auf Herrn Marrast zu sprechen kommen, denn Herr Marrast ist der Mann des Tages für einige Tage noch. Er ist Präsident der Kammer, und das Ministerium hatte aus der Präsidentschaft für Herrn Marrast eine Kabinetsfrage gemacht. Von Herrn Marrast soll das Heil der Republik abgehangen haben? Das können die Debats nicht begreifen. Vom Standpunkte des Herrn Bertin finden wir das sehr begreiflich. Le credit! das ist für ihn die Hauptsache, und der hängt nur von der Art und Weise ab, wie Herr Cavaignac die Ordnung handhabt. Aber was hat die Ordnung mit Herrn Marrast zu schaffen? Wie kann Herr Marrast das Heil der Republik sein? Der Gang der Dinge, la force des choses, hat, wie man gesehen, alle republikanischen Illusionen beseitigt. Die republikanischen Phrasen und Dekorationen waren zerstäubt vom Sturme der eigentlichen Juni-Revolution. Von der ganzen Republik blieb Marrast allein noch übrig. Was konnte man zu ihrem Heile Besseres thun, als ihn selbst als Dekoration zu gebrauchen, um ihn wie einen Beschönigungsmantel über die National-Versammlung auszudehnen? Von der Präsidentschaft zur Gesandschaft nach London war nur ein Sprung. Herr Marrast hat eine englische Dame zur Gemahlin, und sein größter Triumph hätte vielleicht darin bestanden, neben seinem alten Feinde Guizòt im ganzen Glanze seiner Größe in den Londoner Salons zu paradiren. Aber welch' Unglück! Im Augenblick, wo er seinem Ziele so nahe war, überfällt ihn die ‒ Cholera! Die Krankheit des Herrn Marrast hat nämlich alle Symptome der Cholera-Morbus. Möge die Marrast'sche Republik nicht untergehen an dieser Seuche!
Heute ist auch der „Père Duchêne“ wieder erschienen, der das famöse Banquet zu 25 Centimes angeordnet, und dessen Haupt-Redakteur in den Juni-Ereignissen geblieben. Wir bemerken keine andere Veränderung als in der Orthographie des Titels; denn statt „Père Duchêne“ lesen wir „Perdu Chène.“
12 Paris, 22. Juli. Wenn ein „Verbrecher,“ politischer oder sozialer Natur, vor die bürgerliche Gerichtsbarkeit gestellt ist, so suchen die bürgerlichen Richter ihren größten Triumph darin, in diesem Verbrecher das Gefühl der Reue zu erregen. Es scheint, als wenn ihre eigene, Ruhe abhinge von der Unruhe, die sie im Angeklagten über sein Verbrechen hervorrufen, in diesem Gefühl der Reue, das ihnen als ein Zurückgehen in sich und folglich als ein Anerkennen der bestehenden Zustände gilt.
Umgekehrt erscheint ihnen nichts gefahrbringender, nichts beunruhigender, als die Ruhe in Männern, die mit nichts Geringerem umgingen, als sie aus ihrer eigenen Ruhe zu verscheuchen.
Wie man weiß, war Cormenin beauftragt einen Bericht abzustatten über die Zustände, der in Folge der Juni-Ereignisse verhafteten „Insurgenten.“ Bei dieser Gelegenheit sah er natürlich auch die Verhafteten vom 15. Mai, unter Andern Raspail. Ueber diesen Besuch meldet die „Patrie:“ „Was den Herrn Raspail anbetrifft. so ist derselbe in dem Zustande der heftigsten Exaltation. Die Nacht hindurch spricht er laut und fortwährend; er wiederholt seine Vertheidigungsrede, gerade als wäre er vor seinen Richtern u.s.w.“
Hierauf antwortete Herr Raspail dem Redakteur der „Patrie“: „Man hat mir eben eine Stelle über mich aus Ihrem Journal vorgelesen. Ich fordere Sie hiermit auf, die gegen mich spezifizirten Thatsachen, sei es durch Herrn Cormenin, den Direktor von Vincennes, die Wächter, oder durch irgend eine Person, die in der Festung wohnt, bescheinigen zu lassen. Sie können diese Details nur in ihrem Gehirne geschöpft haben zur Belustigung Ihrer Leser. Ich überlasse es letzteren ein solches Verfahren verdienter Maßen zu qualifiziren. Was mich anbetrifft, so begnüge ich mich mit der Aufforderung gegenwärtige Erklärung in Ihre nächste Nummer aufzunehmen.
F. V. Raspail.
Donjon von Vincennes.
Um diese kategorische Erklärung so viel als möglich zu mildern, macht die „Patrie“ Glossen und meint, sie sei immer entfernt gewesen die Person des Herrn Raspail anzugreifen, und die Aussagen hätten ohne Zweifel ihren Grund in Renseignements, die „ohne Zweifel“ Herr Cormenin selbst geliefert haben muß.
Also Herr Cormenin „muß diese Renseignements geliefert haben.“ Und an demselben Tage schreibt Herr Cormenin an Herrn Raspail, Sohn folgenden Brief:
„Ich bin ganz und gar der Erzählung fremd, die mehrere Journale über meinen Besuch in der Festung von Vincennes gegeben haben.
„Ich muß hauptsächlich sagen, daß ich Herrn Raspail ebenso ruhig gefunden habe wie die andern Gefangenen.
„Die Mission, die mir gegeben, beschränkte sich übrigens lediglich darauf, den Gesundheitszustand der Gefangenen zu überwachen und zu konstatiren.“
Brave „Patrie!“ Braver „Siecle!“ Braver „Constitutionnel!“
12 Paris, 22. Juli. Die gute Nationalgarde, nachdem sie ihre Wuth an den „Bösen“ ausgelassen, wüthet jetzt gegen sich selbst.
Der Epizier hat einmal die fixe Idee, daß der Kampf in den Junitagen ein Kampf, für die Vertheidigung seines Ladens ‒ der fixesten aller seiner Ideen war. ‒ Jetzt aber wird er erst inne, daß indem er seinen Kopf für seinen Laden aussetze, er zugleich das Haus seines Eigenthümers vertheidigte, der sich vielleicht versteckt in seinem Keller hielt. Daher die Wuth, alle diejenigen aus den „ guten Legionen“ auszumitteln, die sich nicht am Kampfe betheiligten, um sie auf die eine oder die andere Weise zu bestrafen oder zum Dienste zu zwingen. Seinen Banquier, seinen Hauseigenthümer kann der Epizier direkt nicht dienstpflichtig machen, zumal wenn er in Abhängigkeit lebt.
Aber die Massen von Angestellten in den verschiedenen Ministerien, die alle von ihm, dem Epizier, besoldet werden, die müssen gezwungen werden, in jedem Augenblick der Gefahr bereit zu
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Weitere Informationen:Die angegebenen Seitenzahlen beziehen sich auf die Ausgabe: Neue Rheinische Zeitung. Organ der Demokratie. Bd. 1 (Nummer 1 bis Nummer 183) Köln, 1. Juni 1848 bis 31. Dezember 1848. Glashütten im Taunus, Verlag Detlev Auvermann KG 1973.
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