Neue Rheinische Zeitung. Nr. 60. Köln, 30. Juli 1848.[Spaltenumbruch]
Die Tagesordnung für die morgige Sitzung wird wahrscheinlich erst spät oder gar nicht an die Reihe kommen, da wir von der Rechten (!) eine Interpellation des Ministeriums in Betreff der deutschen Frage zu erwarten haben, worauf wahrscheinlich die fernere Diskussion über die Interpellation eröffnet werden wird. In der Stadt herrscht eine ziemlich bedeutende Aufregung; es handelt sich vorzugsweise um die deutsche Angelegenheit, besonders wegen des 6. August. Der Lokalpatriotismus zeigt sich im vollsten Glanze. Man hört sogar einzelne Weißbierpolitiker predigen, daß sich Preußen mit Rußland verbinden solle, um nicht "östreichisch" zu werden. An allen Straßenecken findet man Plakate und Flugschriften, welche offene Empörung gegen den Reichsverweser athmen. Berlin und die Mark werden sich bald als moderne Vendee konstituiren, wenn nicht die demokratische Partei einen entschiedenen Sieg davon trägt. Monecke ist heute nach der Festung abgeführt worden. Das thatkräftige Volk brüllte ihm Hurrah's zu, und bewarf den Wagen, in dem er sich befand, mit Blumen. 40 Berlin, 26. Juli. Der in der "Neuen Rheinischen Zeitung" erwähnte Injurien-Prozeß, "Krackrügge gegen Hedemann," erregt mit Recht Aufmerksamkeit; nicht allein wegen der Anomalie, welche darin liegt, daß der klägerische Bürger, weil nur Bürger, gegen den General-Lieutenant, weil General-Lieutenant, vor einem Kriegsgericht gemäß allerhöchster Bestimmung Recht nehmen soll, - sondern auch deswegen, weil sich in diesem Falle zeigen muß, wie die Regierung handelt, wenn ihr der Irrthum nachgewiesen wird. Früherhin war es unerhört, daß die Regierung dem Privatmann gegenüber zugestand: Wir haben uns geirrt. Bekanntlich ist Krackrügge nicht sowohl wegen Beleidigung des jetzt überall in der öffentlichen Meinung geächteten und auf ein Dorf nach Schlesien geflüchteten p. p. von Ehrenberg, sondern vielmehr wegen seiner "Tendenzen" von der Regierung Bodelschwingh-Uhden in Folge allerhöchster Kabinetsordre auf das Zuchthaus geschickt worden, nachdem die Regierung mit ihm wegen der Begnadigung nicht Handelseins werden konnte. Krackrügge hatte als Stadtverordneten-Vorsteher eine "oppositionelle" Richtung befolgt, weswegen ihn die Büreaukratie beim König als einen "Aufwiegler"denuncirte. Mittelst einer fiscalischen Untersuchung, zu welcher der p.p. v. Ehrenberg diente, wurde er, wegen Beleidigung dieses Menschen zum Zuchthaus verurtheilt, und der König verlangte von Kr. die "Aenderung seiner Tendenzen," wenn er begnadigt werden wolle. Als Kr. diesen Preis nicht gewähren wollte, verlangte der König von ihm "freiwillige Verbannung aus Preußen," und da Kr. auch diesen Preis nicht bewilligte, so wurde er auf's Zuchthaus geschickt. Nachdem er nun seine Regierungs-Gesinnungs-Strafe gebüßt, tritt er gegen den General-Lieutenant v. Hedemann, der damals in Erfurt kommandirte, als Injurienkläger auf, behauptend und beweisend, der p. Hedemann habe ihn als Aufwiegler beim König und auch bei anderen Personen angegeben, und es sei dadurch der allerhöchste Unwille über ihn gekommen. Es fragt sich nun, was die Regierung thun wird, wenn Kr. den Beweis erbringt, daß die gegen ihn erhobene Denunciation, in Folge welcher er zu so fürchterlicher Strafe verdammt worden, falsch gewesen? - Krackrügge ist vom Zuchthause in die Vereinbarungsversammlung gegangen, wo er oft bewährt, daß man seinen moderirten Liberalismus überschätzt hat. Berlin. Gestern Abend nach 12 Uhr kehrte eine zahlreiche Gesellschaft von Herren, auch einigen Damen, aus dem Thiergarten in die Stadt zurück. Als an der Ecke der Friedrichsstraße die Gesellschaft einen Augenblick stehen blieb, um sich dort gegenseitig eine gute Nacht zu wünschen, kam eine Anzahl von Constablern hinzu und forderte die Gesellschaft auf, "sich sogleich zu vertheilen." Ein junger Mann, in lustiger Laune, stellte sich an die Ecke der Linden-Barriere und rief: "Gut ich vertheile mich jetzt." "Wenn Sie hier noch lange reden wollen," rief einer der Constabler, "so können Sie gleich einmal mit kommen, und packte den jungen Mann beim Arme. Dies rief natürlich die größte Entrüstung in allen Anwesenden hervor und man forderte die augenblickliche Freilassung des jungen Mannes. In diesem Augenblicke aber kam eine ganze Masse von Constablern aus der Friedrichsstraße hinzu und einer der schon anwesenden Helden hatte nun den Muth, einem andern Herrn, der, im Fortgehen begriffen, einige Worte sprach, zuzubrüllen: " Wenn Sie Den noch lange entschuldigen wollen, dann können Sie nur lieber auch gleich mitkommm." In der That wurde auch dieser Herr an den Armen erfaßt und mit der brutalsten Gewalt fortgerissen. (B. Z. H.) 27 Breslau, 25. Juli. Daß wir auch hier beim Zeichen des Krebses angelangt und die Herren vom alten System wieder mit Wonne und paradiesischer Hoffnung erfüllt sind, das wies ich Ihnen bereits in meinem letzten Schreiben in einer Menge von Beispielen nach. Zwar so weit ist bis jetzt die reaktionäre Frechheit noch nicht gediehen, daß man die demokratischen Vereine aufzulösen wagte, wie es die Herren Reaktionäre im konstitutionellen Centralverein, im vaterländischen Verein etc. wünschen und beantragen. Wir steuern aber jenem Ziele mit vollen Segeln zu. Vorläufig beginnt man damit, Polizeikommissarien in die Sitzungen demokratischer Vereine von Amtswegen abzusenden. So geschah es vorgestern, daß ein Herr v. Zeuner, ein hier mehr als hinreichend bekannter Polizeikommissär, im Wernitzeschen Lokal, wo die rekonstituirte "Germania" eine Sitzung hielt sich einfand. Der Hr. v. Zeuner erkundigte sich so angelegentlich nach den Prinzipien und sonstigen Verhältnissen des Vereins, daß sich der Vorsitzende zu der Frage veranlaßt fand, ob er als Gast oder Polizeibeamter erscheine. Herr v. Zeuner erklärte endlich das Letztere, und fügte hinzu, daß er den Auftrag erhalten habe, den Verhandlungen der Germania ab und zu beizuwohnen. Sonach sind wir wieder glücklich unter polizeiliche Aufsicht gestellt und unsere "Grundrechte" der trauten Obhut loyaler Polizeikommissarien und Gensdarmen überwiesen! 127 Kassel, 26. Juli. Unsere Bettelaristokratie erfreut sich der schönsten Ruhe. Sie konspirirt mit den Konstitutionellen und sorgt dafür, daß die Freiheit nicht in den Himmel wächst. Da ihr das vollkommen zu gelingen scheint, so sind in der letzten Zeit die ständigen Gerüchte über republikanische Tumulte und Hochverräthereien seltener geworden. Der demokratische Verein vergrößert sich von Tag zu Tag, so daß es möglich war, bei der letzten Wahl, betreffend den Vorstand der allgemeinen Volksversammlung, auf eine sehr kräftige Weise mitzuwirken. Stellte sich dabei auch heraus, daß die Republikaner die Minorität der Stimmen hatten, so war diese Minorität doch eine solche, welche den Geldsäcken "erschreckend" vorkommen mußte, und befürchten ließ, es werde über kurz oder lang noch "Erschreckenderes" zu Tage treten. Die Aktien standen so ziemlich gleich. Dem demokratischen Verein steht der Bürgerverein gegenüber, dessen Mitglieder aus der Klasse der sogenannten "achtbaren Leute" d. h. aus Menschen rekrutirt werden, welche irgend ein Privilegium besitzen, sei es das auf Gescheidtheit oder Dummheit. Neben beiden Vereinen, in inniger Verbindung aber mit dem demokratischen Verein, steht der der Arbeiter, welcher seit Kurzem gegründet ist und die Volksbeglückung vermuthlich in anderer Weise auffaßt als der Bürgerverein. Sein Vorstand, wozu auch Professor Winkelblech und Schriftsetzer Franz gehört, wird deshalb in gebührender Weise verläumdet und heruntergezogen. Lauter konstitutionelle Ehrlichkeit. Ueber all den Vereinen thront in einsamer Glorie der Vorstand der Volksversammlungen. Die letzteren zeichnen sich durch guten Humor der Republikaner und salbungsvolle Reden der Gegner aus. Zuweilen verbinden sich Humor und Salbung zu einem furchtbaren Sturme, über dessen Stöße hinaus nichts mehr gehört wird, als die Stimme eines übergelaufenen Anhängers der Monarchie mit breitester Grundlage. Behufs Aufrechthaltung einer wohlthätigen Censur sind hier die Buchhändler, bis auf Herrn Appel, und ebenso die Buchdrucker, bis auf Hrn. Hofmann zusammengetreten, um der Verbreitung mißliebiger Schriften etc. entgegenzuwirken. Sie wollen nichts derartiges verlegen, drucken, verbreiten etc. Ein probates Mittel! Mir fällt dabei der Vers von Heine ein: Und wird der ganze Verlag verboten, So schwindet von selber die Censur. Ich möchte wissen, ob das Ministerium Eberhard von dieser Koalition weiß, oder ob blos die Unterthanenseelen - - Wie verlautet, soll der ehemalige Censor und große Geschichtschreiber, Hr. Archivdirektor v. Rommel die Sache arrangirt haben. Auf plumpere Manier hat man der Volksbewaffnung den ersten Hieb versetzt, als man das hiesige Freikorps auflöste. Die Geschichte dieses Freikorps ist ein vollständiger komischer Roman. Im Anfange hätte man es beinahe vor Liebe erdrückt, im Verlaufe lief man um dasselbe, wie die Katze um den heißen Brei, suchte ihm bei Gelegenheit einmal einen Schlag beizubringen, indem man es mit guten und bösen Worten betrog, und endlich faßte man sich ein Herz, beorderte circa 3000 Mann gegen 120, besetzte die Stadtthore, fuhr Geschütze auf etc. und - löste das Korps natürlich auf. Die Stadt wurde beruhigt, indem man ihr von Polizei wegen statt des vollständigen Briefes, welcher von Seiten des Korps an den gemeinschaftlichen Kommandeur der Schutzwache und des Korps geschrieben war, des Inhalts, daß man mit einer bewaffneten Macht, auf welcher der Verdacht ruhe, Bürgerblut vergossen zu haben, nicht in einem und demselben Verbande stehen könne, daß man also statt dieses vollständigen Briefes nur einen Auszug veröffentlichte, welcher die Sache geradezu auf den Kopf und das Freikorps in die Reihe der Meuterer stellte. Uebrigens hängt diese Affaire mit der Verhaftung des Rechtsgelehrten Heise zusammen, welcher, unglücklicherweise, zugleich Vorstand des Freikorpscomite's und Mitglied des Vorstandes im hiesigen demokratischen Verein war. Beide Eigenschaften qualifizirten denselben natürlich zum siebenfachen Hochverräther und gaben zugleich Gelegenheit, staatsrechtliche Erörterungen über das Associationsrecht und Recht der freien Rede zu hören. Dem Reichsverweser ward in Kassel mit Blut gehuldigt. Der dringende Verdacht des Mordes lag und liegt bis auf diese Stunde auf der sogenannten Schutzwache, welcher auch das Freikorps beigeordnet war, ohne daß es indessen an jenem Abend in Thätigkeit gewesen wäre. Den Tag nach der Mordnacht erließ das Freikorps den früher erwähnten Brief, worin es die Schutzwache angriff und sich bis zur Reinigung von dem Verdachte, wieder wie in früherer Zeit von ihr trennte. Damit war der Würfel geworfen. Am folgenden Tage wurde das Freikorps aufgelöst und Heise in einem Gasthause überfallen, mißhandelt und eingesperrt. Genug, nach 14 Tagen und nachdem man eine Masse Zeugen vernommen hatte, sah man denn doch ein, daß hohle Denunciationen und elende Verläumdungen keine Mittel sind, Republikanern die konstitutionelle Monarchie zu empfehlen. Heise wurde wieder entlassen. Doch die Akten des Vereins sind noch nicht zurück. * Wien, 23. Juli. Graf Leo Thun ist gefallen, weil ein solcher Mann sich allzusehr in seiner Stellung als Reaktionär kompromittirt hatte. Allein er fiel noch gewisser Maaßen ehrenhaft, denn das Ministerium stellte ihm seine Entlassung zu. In ganz anderer Weise ging es dem Erzreaktionär Grafen Brandis, Gouverneur von Tirol. Dieser Chef der ganzen tiroler und außertiroler Sauerteigspartei, bekam in Innsbruck selbst eine so eindringliche Katzenmusik gebracht, daß er es für angemessen hielt, einer Wiederholung derselben aus dem Wege zu gehen, mit einem Worte, seinen Posten zu verlassen und Reißaus zu nehmen. So sind wir allerdings 2 Menschen losgeworden, die viel Unheil angerichtet und die man gleich in den ersten 24 Stunden nach der Revolution hätte packen und dem Hrn. Metternich zur Gesellschaft nachsenden müssen. Allein was will die Entfernung zweier Reaktionärs sagen? 4/5 aller höhern und 1/2 aller niedern Beamten gehören zu den letztern und wirken offen oder geheim der neuen und bessern Gestaltung des Staatslebens entgegen. Ehe das Ministerium nicht den Augiasstall unseres Beamtenthums rein ausgemistet hat, so lange bleiben alle Anstrengungen des Volkes vergebens, so lange bleiben wir von der Kontrerevolution bedroht. * Wien, 24. Juli. In der heutigen Sitzung des konstituiren-Reichstages interpellirte der Abg. Rieger das Ministerium wegen der Säbeldiktatur des Fürsten Windischgrätz in Böhmen; er verlangt zu erfahren, wie es komme, daß der Belagerungszustand aufgehoben sei und dennoch faktisch fortbestehe. Minister Dobblhof antwortet, daß nach wiederholten Anordnungen des Ministeriums Hr. Windischgrätz stets erklärt habe, nach Aufhebung des Belagerungszustandes die Sicherheit der Personen und des Eigenthms nicht mehr garantiren zu können. Rieger fragt nochmals, was das Ministerium zu thun gedenke, um die faktische Aufhebung des Belagerungszustandes durchzusetzen. Minister Bach: das Ministerium hat am 21. d. Mittheilung über Aufhebung des Belagerungszustandes und zugleich von der Fortdauer desselben erhalten. Es hat sogleich Berathung gehalten, und in Betracht, daß mit dem Wegfallen des Belagerungszustandes auch jeder Rechtsgrund der Militärkommissionen wegfalle, noch an demselben Tag eine Depesche zur Auflösung der Militärkommissionen nach Prag geschickt, mit dem Auftrag, die verhafteten Personen an die ordentlichen Gerichte zu überweisen und dem Ministerium sofort ausführlichen Bericht über die bisherigen Ereignisse zuzusenden. Das Ministerium wird sich eine genaue Untersuchung der Sache angelegen sein lassen, und keine nicht streng gesetzliche Maßregel aufrecht erhatten. (Beifall.) Tagesordnung: Berathung der Geschäftsordnung. Ungarn. * Wien, 24. Juli. Ein amtlicher Bericht des Obergenerals im Szegedin-Theresiopler Lager an den Kriegsminister meldet einen Angriff auf das ungarische Lager zu Sz. Tamas. Der östreichische General war nach einer sechsstündigen Kanonade zum Rückzug genöthigt; er versichert jedoch: "das Hauptresultat eines ungünstig geendigten Angriffs ist dieses, daß ich jetzt, die Stärke des Feindes kennend, wenigstens weiß mit wem ich zu thun habe." - Ein anderer Bericht vom Kommandanten der Nagy-Becskereker Truppenabtheilung an den Kriegsminister meldet, daß am 14. in der Ortschaft Taros ein Aufstand ausgebrochen sei, welchem die Tschaikisten über die Theis zu Hülfe gekommen. Er habe Militär entsandt; "da die Bauern sich aber schlechterdings nicht ergeben wollten, wurden sie überwältigt, die Ortschaft angezündet und zum größten Theil eingeäschert." Am folgenden Tag seien die Tschaikisten stark bewaffnet und mit Geschütz gegen Escka gezogen, wo er ihnen eine sechsstündige mörderische Schlacht geliefert; der Feind habe sich zuletzt zurückgezogen. * Wien, 25. Juli. Die "Allg. Oest. Ztg." schreibt, daß die Niederlage der Magyaren bei Groß Becskerek sehr bedeutend gewesen, und das ganze Banat jetzt einem Lager gleiche. Auf die Nachricht, daß die Ungarn bei Werschetz über die Serben gesiegt, sollen die Serbianer in großen Schaaren nach dem Banat dringen, an ihrer Spitze der "berühmte Held" Wucsies. Bei Csakaturen an der kroatischen Grenze sollen die Ungarn den Croaten ein blutiges Treffen geliefert haben. * Pesth, 20. Juli. Die Adreßdebatte ist bei unserer Nationalvertretung vor der Hand das Wichtigste, da in ihr über die Hauptprinzipien entschieden wird. Zunächst erregt die von Kossuth gehaltene Rede über die kroatische und die italienische Frage das allgemeinste Interesse. Kossuth sprach wie immer. Aus dem, was er über die italienische Frage sagte, theile ich Ihnen folgende Stellen mit: "Während des letzten Reichstages, als es noch kaum ein ungarisches Ministerium gab, und nur dessen Kandidaten bezeichnet waren, zu jener Zeit wo die ungarischen Angelegenheiten von Wien aus geleitet wurden, stellte man an uns die Frage, ob Ungarn - falls wir in den Besitz eines selbstständigen Finanz- und Kriegsministeriums gelangten, geneigt sein würde, die österreichische Staatsschuld mitzutragen. Wir sollten uns in dieser Beziehung äußern und den Reichstag befragen. Wir erwiederten, daß wir dieß nicht thun werden und daß wir Ungarn in Thesi durchaus nicht verpflichtet glauben, sich an der österreichischen Staatsschuld zu betheiligen. Hierauf erwiederte man uns, also Ungarn will keinen Theil tragen an den gemeinschaftlichen Lasten der Monarchie, und auf der andern Seite will sich Italien losreißen, auch dieses will die Lasten Oesterreichs nicht theilen, und was wird hieraus folgen. "Ein allgemeiner Staatsbankerott, den Ungarn eben so fühlen wird als Oesterreich, indem daselbst 50 bis 60 Millionen Banknoten im Umlauf sind. - Hierauf verlangte man Soldaten von uns zur Beendigung des italienischen Krieges, wir verweigerten auch diese, und nur erst nach langen Kämpfen setzten wir das ungarische Ministerium durch. "Als dieses endlich zur Welt kam, fand es im ganzen Lande offenen Aufruhr, namentlich Kroatien war in furchtbarer Aufregung gegen uns. Wie benahm sich Oesterreich hierbei? - Ungarn will keine Staatsschuld übernehmen, Ungarn will uns gegen Italien nicht unterstützen; Jellachich hingegen will dieß Alles, folglich wenden wir uns an ihn, und dieses ist das Irrlicht, welches durch die Politik des ungarischen Ministeriums sich hindurch zieht und dessen Laufbahn unsicher macht. "Das österreichische Ministerium hielt durch jenen drei Jahrhunderte lang bestehenden Verband solche Fäden der ungarischen Bewegung in Händen, daß ihnen nur auf die Spur zu kommen, von der ungeheuersten Schwierigkeit, sie aber abzuschneiden unter den jetzigen Verhältnissen eine Unmöglichkeit war. - So kam die Eröffnung des ungarischen Reichstages herbei. Wir mußten zur Ueberzeugung gelangen, daß Privatsympathien hier nicht auslangen, daß es gilt, die gegenwärtigen Interessen abzuwägen." Sodann theilt Kossuth aus dem Protokoll über eine Sitzung des Ministerraths folgenden Auszug mit, der wohl für die nächste Zeit die Grundlage der ungarischen Politik in der österreichisch-italienischen Angelegenheit bilden wird. Der Auszug lautet: "Das Ministerium erklärt, daß in Anbetracht der beunruhigenden Verhältnisse und Zustände unseres Vaterlandes, das von allen Seiten angegriffen ist, es für jetzt seine Aufmerksamkeit den Zuständen des Vaterlandes schuldig sei, - doch indem es sich auf diese Weise erklärt, weißt es die Pflicht nicht zurück, die österreichische Monarchie gegen ihre äußern Feinde zu vertheidigen. Und so, wie das Land seine Ruhe, seinen Frieden wieder gewinnt, wird es die entbehrlichen Truppen der österreichischen Monarchie zur Disposition stellen. Die Realisirung dieser Verheißung hängt von dem Umstande ab, daß Oesterreich von seinem feindseligen Auftreten gegenüber von Ungarn ablasse, und das ungarische Ministerium legt sogleich in Vorhinein Protest ein, gegen jedwedes Unterdrücken der Freiheit der italienischen Nation und berücksichtigt blos die Gegenseitigkeit der Interessen und Forderungen. Dieß ist die ministerielle Politik." Polen. Tarnow, 19. Juli. Der frühern Gouverneur Galiziens, Graf Stadion, ließ am 18. Mai ein Schreiben an alle Behörden dieser Provinz ergehen, mit dem ausdrücklichen Befehle, den Bauern bekannt zu machen, daß sie ohne alle Rücksicht auf Dominicalbehörden und Magistrate alle Verdächtige, wenn auch mit Gewalt, der Obrigkeit überliefern sollen. In Folge vieler Mißbräuche, die ein solcher Erlaß hervorrufen mußte, und um ähnlichen Greuelthaten als im Jahre 1846 vorzubeugen, stellte das Nationalkomite in Tarnow, in einer, an das Wiener Ministerium gerichteten Eingabe die Intriguen der galizischen Beamten vor. Die Antwort, welche kürzlich das Ministerium aus Wien ertheilte lautete: daß das benannte Nationalkomite sich gar nicht über dergleichen Anordnungen zu beklagen hätte, da es im Gegentheil für den Schutz, den ihm die Regierung leistet, ihr nur Dank zu sagen verpflichtet sei. (A. O. Z.)Italien. Der Inhalt dieses Artikels kann aus urheberrechtlichen Gründen nicht angezeigt werden. * Genua, 20. Juli. Der Inhalt dieses Artikels kann aus urheberrechtlichen Gründen nicht angezeigt werden. * Turin, 22. Juli. Der Inhalt dieses Artikels kann aus urheberrechtlichen Gründen nicht angezeigt werden. (Hierzu eine Beilage.) [Spaltenumbruch]
Die Tagesordnung für die morgige Sitzung wird wahrscheinlich erst spät oder gar nicht an die Reihe kommen, da wir von der Rechten (!) eine Interpellation des Ministeriums in Betreff der deutschen Frage zu erwarten haben, worauf wahrscheinlich die fernere Diskussion über die Interpellation eröffnet werden wird. In der Stadt herrscht eine ziemlich bedeutende Aufregung; es handelt sich vorzugsweise um die deutsche Angelegenheit, besonders wegen des 6. August. Der Lokalpatriotismus zeigt sich im vollsten Glanze. Man hört sogar einzelne Weißbierpolitiker predigen, daß sich Preußen mit Rußland verbinden solle, um nicht „östreichisch“ zu werden. An allen Straßenecken findet man Plakate und Flugschriften, welche offene Empörung gegen den Reichsverweser athmen. Berlin und die Mark werden sich bald als moderne Vendee konstituiren, wenn nicht die demokratische Partei einen entschiedenen Sieg davon trägt. Monecke ist heute nach der Festung abgeführt worden. Das thatkräftige Volk brüllte ihm Hurrah's zu, und bewarf den Wagen, in dem er sich befand, mit Blumen. 40 Berlin, 26. Juli. Der in der „Neuen Rheinischen Zeitung“ erwähnte Injurien-Prozeß, „Krackrügge gegen Hedemann,“ erregt mit Recht Aufmerksamkeit; nicht allein wegen der Anomalie, welche darin liegt, daß der klägerische Bürger, weil nur Bürger, gegen den General-Lieutenant, weil General-Lieutenant, vor einem Kriegsgericht gemäß allerhöchster Bestimmung Recht nehmen soll, ‒ sondern auch deswegen, weil sich in diesem Falle zeigen muß, wie die Regierung handelt, wenn ihr der Irrthum nachgewiesen wird. Früherhin war es unerhört, daß die Regierung dem Privatmann gegenüber zugestand: Wir haben uns geirrt. Bekanntlich ist Krackrügge nicht sowohl wegen Beleidigung des jetzt überall in der öffentlichen Meinung geächteten und auf ein Dorf nach Schlesien geflüchteten p. p. von Ehrenberg, sondern vielmehr wegen seiner „Tendenzen“ von der Regierung Bodelschwingh-Uhden in Folge allerhöchster Kabinetsordre auf das Zuchthaus geschickt worden, nachdem die Regierung mit ihm wegen der Begnadigung nicht Handelseins werden konnte. Krackrügge hatte als Stadtverordneten-Vorsteher eine „oppositionelle“ Richtung befolgt, weswegen ihn die Büreaukratie beim König als einen „Aufwiegler“denuncirte. Mittelst einer fiscalischen Untersuchung, zu welcher der p.p. v. Ehrenberg diente, wurde er, wegen Beleidigung dieses Menschen zum Zuchthaus verurtheilt, und der König verlangte von Kr. die „Aenderung seiner Tendenzen,“ wenn er begnadigt werden wolle. Als Kr. diesen Preis nicht gewähren wollte, verlangte der König von ihm „freiwillige Verbannung aus Preußen,“ und da Kr. auch diesen Preis nicht bewilligte, so wurde er auf's Zuchthaus geschickt. Nachdem er nun seine Regierungs-Gesinnungs-Strafe gebüßt, tritt er gegen den General-Lieutenant v. Hedemann, der damals in Erfurt kommandirte, als Injurienkläger auf, behauptend und beweisend, der p. Hedemann habe ihn als Aufwiegler beim König und auch bei anderen Personen angegeben, und es sei dadurch der allerhöchste Unwille über ihn gekommen. Es fragt sich nun, was die Regierung thun wird, wenn Kr. den Beweis erbringt, daß die gegen ihn erhobene Denunciation, in Folge welcher er zu so fürchterlicher Strafe verdammt worden, falsch gewesen? ‒ Krackrügge ist vom Zuchthause in die Vereinbarungsversammlung gegangen, wo er oft bewährt, daß man seinen moderirten Liberalismus überschätzt hat. Berlin. Gestern Abend nach 12 Uhr kehrte eine zahlreiche Gesellschaft von Herren, auch einigen Damen, aus dem Thiergarten in die Stadt zurück. Als an der Ecke der Friedrichsstraße die Gesellschaft einen Augenblick stehen blieb, um sich dort gegenseitig eine gute Nacht zu wünschen, kam eine Anzahl von Constablern hinzu und forderte die Gesellschaft auf, „sich sogleich zu vertheilen.“ Ein junger Mann, in lustiger Laune, stellte sich an die Ecke der Linden-Barrière und rief: „Gut ich vertheile mich jetzt.“ „Wenn Sie hier noch lange reden wollen,“ rief einer der Constabler, „so können Sie gleich einmal mit kommen, und packte den jungen Mann beim Arme. Dies rief natürlich die größte Entrüstung in allen Anwesenden hervor und man forderte die augenblickliche Freilassung des jungen Mannes. In diesem Augenblicke aber kam eine ganze Masse von Constablern aus der Friedrichsstraße hinzu und einer der schon anwesenden Helden hatte nun den Muth, einem andern Herrn, der, im Fortgehen begriffen, einige Worte sprach, zuzubrüllen: „ Wenn Sie Den noch lange entschuldigen wollen, dann können Sie nur lieber auch gleich mitkommm.“ In der That wurde auch dieser Herr an den Armen erfaßt und mit der brutalsten Gewalt fortgerissen. (B. Z. H.) 27 Breslau, 25. Juli. Daß wir auch hier beim Zeichen des Krebses angelangt und die Herren vom alten System wieder mit Wonne und paradiesischer Hoffnung erfüllt sind, das wies ich Ihnen bereits in meinem letzten Schreiben in einer Menge von Beispielen nach. Zwar so weit ist bis jetzt die reaktionäre Frechheit noch nicht gediehen, daß man die demokratischen Vereine aufzulösen wagte, wie es die Herren Reaktionäre im konstitutionellen Centralverein, im vaterländischen Verein etc. wünschen und beantragen. Wir steuern aber jenem Ziele mit vollen Segeln zu. Vorläufig beginnt man damit, Polizeikommissarien in die Sitzungen demokratischer Vereine von Amtswegen abzusenden. So geschah es vorgestern, daß ein Herr v. Zeuner, ein hier mehr als hinreichend bekannter Polizeikommissär, im Wernitzeschen Lokal, wo die rekonstituirte „Germania“ eine Sitzung hielt sich einfand. Der Hr. v. Zeuner erkundigte sich so angelegentlich nach den Prinzipien und sonstigen Verhältnissen des Vereins, daß sich der Vorsitzende zu der Frage veranlaßt fand, ob er als Gast oder Polizeibeamter erscheine. Herr v. Zeuner erklärte endlich das Letztere, und fügte hinzu, daß er den Auftrag erhalten habe, den Verhandlungen der Germania ab und zu beizuwohnen. Sonach sind wir wieder glücklich unter polizeiliche Aufsicht gestellt und unsere „Grundrechte“ der trauten Obhut loyaler Polizeikommissarien und Gensdarmen überwiesen! 127 Kassel, 26. Juli. Unsere Bettelaristokratie erfreut sich der schönsten Ruhe. Sie konspirirt mit den Konstitutionellen und sorgt dafür, daß die Freiheit nicht in den Himmel wächst. Da ihr das vollkommen zu gelingen scheint, so sind in der letzten Zeit die ständigen Gerüchte über republikanische Tumulte und Hochverräthereien seltener geworden. Der demokratische Verein vergrößert sich von Tag zu Tag, so daß es möglich war, bei der letzten Wahl, betreffend den Vorstand der allgemeinen Volksversammlung, auf eine sehr kräftige Weise mitzuwirken. Stellte sich dabei auch heraus, daß die Republikaner die Minorität der Stimmen hatten, so war diese Minorität doch eine solche, welche den Geldsäcken „erschreckend“ vorkommen mußte, und befürchten ließ, es werde über kurz oder lang noch „Erschreckenderes“ zu Tage treten. Die Aktien standen so ziemlich gleich. Dem demokratischen Verein steht der Bürgerverein gegenüber, dessen Mitglieder aus der Klasse der sogenannten „achtbaren Leute“ d. h. aus Menschen rekrutirt werden, welche irgend ein Privilegium besitzen, sei es das auf Gescheidtheit oder Dummheit. Neben beiden Vereinen, in inniger Verbindung aber mit dem demokratischen Verein, steht der der Arbeiter, welcher seit Kurzem gegründet ist und die Volksbeglückung vermuthlich in anderer Weise auffaßt als der Bürgerverein. Sein Vorstand, wozu auch Professor Winkelblech und Schriftsetzer Franz gehört, wird deshalb in gebührender Weise verläumdet und heruntergezogen. Lauter konstitutionelle Ehrlichkeit. Ueber all den Vereinen thront in einsamer Glorie der Vorstand der Volksversammlungen. Die letzteren zeichnen sich durch guten Humor der Republikaner und salbungsvolle Reden der Gegner aus. Zuweilen verbinden sich Humor und Salbung zu einem furchtbaren Sturme, über dessen Stöße hinaus nichts mehr gehört wird, als die Stimme eines übergelaufenen Anhängers der Monarchie mit breitester Grundlage. Behufs Aufrechthaltung einer wohlthätigen Censur sind hier die Buchhändler, bis auf Herrn Appel, und ebenso die Buchdrucker, bis auf Hrn. Hofmann zusammengetreten, um der Verbreitung mißliebiger Schriften etc. entgegenzuwirken. Sie wollen nichts derartiges verlegen, drucken, verbreiten etc. Ein probates Mittel! Mir fällt dabei der Vers von Heine ein: Und wird der ganze Verlag verboten, So schwindet von selber die Censur. Ich möchte wissen, ob das Ministerium Eberhard von dieser Koalition weiß, oder ob blos die Unterthanenseelen ‒ ‒ Wie verlautet, soll der ehemalige Censor und große Geschichtschreiber, Hr. Archivdirektor v. Rommel die Sache arrangirt haben. Auf plumpere Manier hat man der Volksbewaffnung den ersten Hieb versetzt, als man das hiesige Freikorps auflöste. Die Geschichte dieses Freikorps ist ein vollständiger komischer Roman. Im Anfange hätte man es beinahe vor Liebe erdrückt, im Verlaufe lief man um dasselbe, wie die Katze um den heißen Brei, suchte ihm bei Gelegenheit einmal einen Schlag beizubringen, indem man es mit guten und bösen Worten betrog, und endlich faßte man sich ein Herz, beorderte circa 3000 Mann gegen 120, besetzte die Stadtthore, fuhr Geschütze auf etc. und ‒ löste das Korps natürlich auf. Die Stadt wurde beruhigt, indem man ihr von Polizei wegen statt des vollständigen Briefes, welcher von Seiten des Korps an den gemeinschaftlichen Kommandeur der Schutzwache und des Korps geschrieben war, des Inhalts, daß man mit einer bewaffneten Macht, auf welcher der Verdacht ruhe, Bürgerblut vergossen zu haben, nicht in einem und demselben Verbande stehen könne, daß man also statt dieses vollständigen Briefes nur einen Auszug veröffentlichte, welcher die Sache geradezu auf den Kopf und das Freikorps in die Reihe der Meuterer stellte. Uebrigens hängt diese Affaire mit der Verhaftung des Rechtsgelehrten Heise zusammen, welcher, unglücklicherweise, zugleich Vorstand des Freikorpscomité's und Mitglied des Vorstandes im hiesigen demokratischen Verein war. Beide Eigenschaften qualifizirten denselben natürlich zum siebenfachen Hochverräther und gaben zugleich Gelegenheit, staatsrechtliche Erörterungen über das Associationsrecht und Recht der freien Rede zu hören. Dem Reichsverweser ward in Kassel mit Blut gehuldigt. Der dringende Verdacht des Mordes lag und liegt bis auf diese Stunde auf der sogenannten Schutzwache, welcher auch das Freikorps beigeordnet war, ohne daß es indessen an jenem Abend in Thätigkeit gewesen wäre. Den Tag nach der Mordnacht erließ das Freikorps den früher erwähnten Brief, worin es die Schutzwache angriff und sich bis zur Reinigung von dem Verdachte, wieder wie in früherer Zeit von ihr trennte. Damit war der Würfel geworfen. Am folgenden Tage wurde das Freikorps aufgelöst und Heise in einem Gasthause überfallen, mißhandelt und eingesperrt. Genug, nach 14 Tagen und nachdem man eine Masse Zeugen vernommen hatte, sah man denn doch ein, daß hohle Denunciationen und elende Verläumdungen keine Mittel sind, Republikanern die konstitutionelle Monarchie zu empfehlen. Heise wurde wieder entlassen. Doch die Akten des Vereins sind noch nicht zurück. * Wien, 23. Juli. Graf Leo Thun ist gefallen, weil ein solcher Mann sich allzusehr in seiner Stellung als Reaktionär kompromittirt hatte. Allein er fiel noch gewisser Maaßen ehrenhaft, denn das Ministerium stellte ihm seine Entlassung zu. In ganz anderer Weise ging es dem Erzreaktionär Grafen Brandis, Gouverneur von Tirol. Dieser Chef der ganzen tiroler und außertiroler Sauerteigspartei, bekam in Innsbruck selbst eine so eindringliche Katzenmusik gebracht, daß er es für angemessen hielt, einer Wiederholung derselben aus dem Wege zu gehen, mit einem Worte, seinen Posten zu verlassen und Reißaus zu nehmen. So sind wir allerdings 2 Menschen losgeworden, die viel Unheil angerichtet und die man gleich in den ersten 24 Stunden nach der Revolution hätte packen und dem Hrn. Metternich zur Gesellschaft nachsenden müssen. Allein was will die Entfernung zweier Reaktionärs sagen? 4/5 aller höhern und 1/2 aller niedern Beamten gehören zu den letztern und wirken offen oder geheim der neuen und bessern Gestaltung des Staatslebens entgegen. Ehe das Ministerium nicht den Augiasstall unseres Beamtenthums rein ausgemistet hat, so lange bleiben alle Anstrengungen des Volkes vergebens, so lange bleiben wir von der Kontrerevolution bedroht. * Wien, 24. Juli. In der heutigen Sitzung des konstituiren-Reichstages interpellirte der Abg. Rieger das Ministerium wegen der Säbeldiktatur des Fürsten Windischgrätz in Böhmen; er verlangt zu erfahren, wie es komme, daß der Belagerungszustand aufgehoben sei und dennoch faktisch fortbestehe. Minister Dobblhof antwortet, daß nach wiederholten Anordnungen des Ministeriums Hr. Windischgrätz stets erklärt habe, nach Aufhebung des Belagerungszustandes die Sicherheit der Personen und des Eigenthms nicht mehr garantiren zu können. Rieger fragt nochmals, was das Ministerium zu thun gedenke, um die faktische Aufhebung des Belagerungszustandes durchzusetzen. Minister Bach: das Ministerium hat am 21. d. Mittheilung über Aufhebung des Belagerungszustandes und zugleich von der Fortdauer desselben erhalten. Es hat sogleich Berathung gehalten, und in Betracht, daß mit dem Wegfallen des Belagerungszustandes auch jeder Rechtsgrund der Militärkommissionen wegfalle, noch an demselben Tag eine Depesche zur Auflösung der Militärkommissionen nach Prag geschickt, mit dem Auftrag, die verhafteten Personen an die ordentlichen Gerichte zu überweisen und dem Ministerium sofort ausführlichen Bericht über die bisherigen Ereignisse zuzusenden. Das Ministerium wird sich eine genaue Untersuchung der Sache angelegen sein lassen, und keine nicht streng gesetzliche Maßregel aufrecht erhatten. (Beifall.) Tagesordnung: Berathung der Geschäftsordnung. Ungarn. * Wien, 24. Juli. Ein amtlicher Bericht des Obergenerals im Szegedin-Theresiopler Lager an den Kriegsminister meldet einen Angriff auf das ungarische Lager zu Sz. Tamàs. Der östreichische General war nach einer sechsstündigen Kanonade zum Rückzug genöthigt; er versichert jedoch: „das Hauptresultat eines ungünstig geendigten Angriffs ist dieses, daß ich jetzt, die Stärke des Feindes kennend, wenigstens weiß mit wem ich zu thun habe.“ ‒ Ein anderer Bericht vom Kommandanten der Nagy-Becskereker Truppenabtheilung an den Kriegsminister meldet, daß am 14. in der Ortschaft Taros ein Aufstand ausgebrochen sei, welchem die Tschaikisten über die Theis zu Hülfe gekommen. Er habe Militär entsandt; „da die Bauern sich aber schlechterdings nicht ergeben wollten, wurden sie überwältigt, die Ortschaft angezündet und zum größten Theil eingeäschert.“ Am folgenden Tag seien die Tschaikisten stark bewaffnet und mit Geschütz gegen Escka gezogen, wo er ihnen eine sechsstündige mörderische Schlacht geliefert; der Feind habe sich zuletzt zurückgezogen. * Wien, 25. Juli. Die „Allg. Oest. Ztg.“ schreibt, daß die Niederlage der Magyaren bei Groß Becskerek sehr bedeutend gewesen, und das ganze Banat jetzt einem Lager gleiche. Auf die Nachricht, daß die Ungarn bei Werschetz über die Serben gesiegt, sollen die Serbianer in großen Schaaren nach dem Banat dringen, an ihrer Spitze der „berühmte Held“ Wucsies. Bei Csakaturen an der kroatischen Grenze sollen die Ungarn den Croaten ein blutiges Treffen geliefert haben. * Pesth, 20. Juli. Die Adreßdebatte ist bei unserer Nationalvertretung vor der Hand das Wichtigste, da in ihr über die Hauptprinzipien entschieden wird. Zunächst erregt die von Kossuth gehaltene Rede über die kroatische und die italienische Frage das allgemeinste Interesse. Kossuth sprach wie immer. Aus dem, was er über die italienische Frage sagte, theile ich Ihnen folgende Stellen mit: „Während des letzten Reichstages, als es noch kaum ein ungarisches Ministerium gab, und nur dessen Kandidaten bezeichnet waren, zu jener Zeit wo die ungarischen Angelegenheiten von Wien aus geleitet wurden, stellte man an uns die Frage, ob Ungarn ‒ falls wir in den Besitz eines selbstständigen Finanz- und Kriegsministeriums gelangten, geneigt sein würde, die österreichische Staatsschuld mitzutragen. Wir sollten uns in dieser Beziehung äußern und den Reichstag befragen. Wir erwiederten, daß wir dieß nicht thun werden und daß wir Ungarn in Thesi durchaus nicht verpflichtet glauben, sich an der österreichischen Staatsschuld zu betheiligen. Hierauf erwiederte man uns, also Ungarn will keinen Theil tragen an den gemeinschaftlichen Lasten der Monarchie, und auf der andern Seite will sich Italien losreißen, auch dieses will die Lasten Oesterreichs nicht theilen, und was wird hieraus folgen. „Ein allgemeiner Staatsbankerott, den Ungarn eben so fühlen wird als Oesterreich, indem daselbst 50 bis 60 Millionen Banknoten im Umlauf sind. ‒ Hierauf verlangte man Soldaten von uns zur Beendigung des italienischen Krieges, wir verweigerten auch diese, und nur erst nach langen Kämpfen setzten wir das ungarische Ministerium durch. „Als dieses endlich zur Welt kam, fand es im ganzen Lande offenen Aufruhr, namentlich Kroatien war in furchtbarer Aufregung gegen uns. Wie benahm sich Oesterreich hierbei? ‒ Ungarn will keine Staatsschuld übernehmen, Ungarn will uns gegen Italien nicht unterstützen; Jellachich hingegen will dieß Alles, folglich wenden wir uns an ihn, und dieses ist das Irrlicht, welches durch die Politik des ungarischen Ministeriums sich hindurch zieht und dessen Laufbahn unsicher macht. „Das österreichische Ministerium hielt durch jenen drei Jahrhunderte lang bestehenden Verband solche Fäden der ungarischen Bewegung in Händen, daß ihnen nur auf die Spur zu kommen, von der ungeheuersten Schwierigkeit, sie aber abzuschneiden unter den jetzigen Verhältnissen eine Unmöglichkeit war. ‒ So kam die Eröffnung des ungarischen Reichstages herbei. Wir mußten zur Ueberzeugung gelangen, daß Privatsympathien hier nicht auslangen, daß es gilt, die gegenwärtigen Interessen abzuwägen.“ Sodann theilt Kossuth aus dem Protokoll über eine Sitzung des Ministerraths folgenden Auszug mit, der wohl für die nächste Zeit die Grundlage der ungarischen Politik in der österreichisch-italienischen Angelegenheit bilden wird. Der Auszug lautet: „Das Ministerium erklärt, daß in Anbetracht der beunruhigenden Verhältnisse und Zustände unseres Vaterlandes, das von allen Seiten angegriffen ist, es für jetzt seine Aufmerksamkeit den Zuständen des Vaterlandes schuldig sei, ‒ doch indem es sich auf diese Weise erklärt, weißt es die Pflicht nicht zurück, die österreichische Monarchie gegen ihre äußern Feinde zu vertheidigen. Und so, wie das Land seine Ruhe, seinen Frieden wieder gewinnt, wird es die entbehrlichen Truppen der österreichischen Monarchie zur Disposition stellen. Die Realisirung dieser Verheißung hängt von dem Umstande ab, daß Oesterreich von seinem feindseligen Auftreten gegenüber von Ungarn ablasse, und das ungarische Ministerium legt sogleich in Vorhinein Protest ein, gegen jedwedes Unterdrücken der Freiheit der italienischen Nation und berücksichtigt blos die Gegenseitigkeit der Interessen und Forderungen. Dieß ist die ministerielle Politik.“ Polen. Tarnow, 19. Juli. Der frühern Gouverneur Galiziens, Graf Stadion, ließ am 18. Mai ein Schreiben an alle Behörden dieser Provinz ergehen, mit dem ausdrücklichen Befehle, den Bauern bekannt zu machen, daß sie ohne alle Rücksicht auf Dominicalbehörden und Magistrate alle Verdächtige, wenn auch mit Gewalt, der Obrigkeit überliefern sollen. In Folge vieler Mißbräuche, die ein solcher Erlaß hervorrufen mußte, und um ähnlichen Greuelthaten als im Jahre 1846 vorzubeugen, stellte das Nationalkomité in Tarnow, in einer, an das Wiener Ministerium gerichteten Eingabe die Intriguen der galizischen Beamten vor. Die Antwort, welche kürzlich das Ministerium aus Wien ertheilte lautete: daß das benannte Nationalkomité sich gar nicht über dergleichen Anordnungen zu beklagen hätte, da es im Gegentheil für den Schutz, den ihm die Regierung leistet, ihr nur Dank zu sagen verpflichtet sei. (A. O. Z.)Italien. Der Inhalt dieses Artikels kann aus urheberrechtlichen Gründen nicht angezeigt werden. * Genua, 20. Juli. Der Inhalt dieses Artikels kann aus urheberrechtlichen Gründen nicht angezeigt werden. * Turin, 22. Juli. Der Inhalt dieses Artikels kann aus urheberrechtlichen Gründen nicht angezeigt werden. (Hierzu eine Beilage.) <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div xml:id="ar060_011" type="jArticle"> <pb facs="#f0004" n="0300"/> <cb n="1"/> <p>Die Tagesordnung für die morgige Sitzung wird wahrscheinlich erst spät oder gar nicht an die Reihe kommen, da wir von der Rechten (!) eine Interpellation des Ministeriums in Betreff der deutschen Frage zu erwarten haben, worauf wahrscheinlich die fernere Diskussion über die Interpellation eröffnet werden wird.</p> <p>In der Stadt herrscht eine ziemlich bedeutende Aufregung; es handelt sich vorzugsweise um die deutsche Angelegenheit, besonders wegen des 6. August. Der Lokalpatriotismus zeigt sich im vollsten Glanze. Man hört sogar einzelne Weißbierpolitiker predigen, daß sich Preußen mit Rußland verbinden solle, um nicht „östreichisch“ zu werden. An allen Straßenecken findet man Plakate und Flugschriften, welche offene Empörung gegen den Reichsverweser athmen. Berlin und die Mark werden sich bald als moderne Vendee konstituiren, wenn nicht die demokratische Partei einen entschiedenen Sieg davon trägt.</p> <p>Monecke ist heute nach der Festung abgeführt worden. Das thatkräftige Volk brüllte ihm Hurrah's zu, und bewarf den Wagen, in dem er sich befand, mit Blumen.</p> </div> <div xml:id="ar060_012" type="jArticle"> <head><bibl><author>40</author></bibl> Berlin, 26. Juli.</head> <p>Der in der „Neuen Rheinischen Zeitung“ erwähnte Injurien-Prozeß, „<hi rendition="#g">Krackrügge</hi> gegen <hi rendition="#g">Hedemann,</hi>“ erregt mit Recht Aufmerksamkeit; nicht allein wegen der Anomalie, welche darin liegt, daß der klägerische Bürger, <hi rendition="#g">weil nur Bürger,</hi> gegen den General-Lieutenant, <hi rendition="#g">weil General-Lieutenant,</hi> vor einem <hi rendition="#g">Kriegsgericht</hi> gemäß allerhöchster Bestimmung Recht nehmen soll, ‒ sondern auch deswegen, weil sich in diesem Falle zeigen muß, wie die Regierung handelt, wenn ihr der <hi rendition="#g">Irrthum</hi> nachgewiesen wird. Früherhin war es unerhört, daß die Regierung dem Privatmann gegenüber zugestand: Wir haben uns geirrt. Bekanntlich ist Krackrügge nicht sowohl wegen Beleidigung des jetzt überall in der öffentlichen Meinung geächteten und auf ein Dorf nach Schlesien geflüchteten <hi rendition="#g">p. p. von Ehrenberg,</hi> sondern vielmehr wegen seiner „Tendenzen“ von der Regierung Bodelschwingh-Uhden in Folge allerhöchster Kabinetsordre auf das <hi rendition="#g">Zuchthaus</hi> geschickt worden, nachdem die Regierung mit ihm wegen der Begnadigung nicht Handelseins werden konnte. Krackrügge hatte als Stadtverordneten-Vorsteher eine „oppositionelle“ Richtung befolgt, weswegen ihn die Büreaukratie beim König als einen „Aufwiegler“denuncirte. Mittelst einer fiscalischen Untersuchung, zu welcher der p.p. v. Ehrenberg diente, wurde er, wegen Beleidigung dieses Menschen zum Zuchthaus verurtheilt, und der König verlangte von Kr. die „Aenderung seiner Tendenzen,“ wenn er begnadigt werden wolle. Als Kr. diesen Preis nicht gewähren wollte, verlangte der König von ihm „freiwillige Verbannung aus Preußen,“ und da Kr. auch diesen Preis nicht bewilligte, so wurde er auf's Zuchthaus geschickt. Nachdem er nun seine Regierungs-Gesinnungs-Strafe gebüßt, tritt er gegen den General-Lieutenant v. Hedemann, der damals in Erfurt kommandirte, als Injurienkläger auf, behauptend und beweisend, der p. Hedemann habe ihn als Aufwiegler beim König und auch bei anderen Personen angegeben, und es sei dadurch der allerhöchste Unwille über ihn gekommen. Es fragt sich nun, was die Regierung thun wird, wenn Kr. den Beweis erbringt, daß die gegen ihn erhobene Denunciation, in Folge welcher er zu so fürchterlicher Strafe verdammt worden, <hi rendition="#g">falsch</hi> gewesen? ‒ Krackrügge ist vom Zuchthause in die Vereinbarungsversammlung gegangen, wo er oft bewährt, daß man seinen moderirten Liberalismus überschätzt hat.</p> </div> <div xml:id="ar060_013" type="jArticle"> <head>Berlin.</head> <p>Gestern Abend nach 12 Uhr kehrte eine zahlreiche Gesellschaft von Herren, auch einigen Damen, aus dem Thiergarten in die Stadt zurück. Als an der Ecke der Friedrichsstraße die Gesellschaft einen Augenblick stehen blieb, um sich dort gegenseitig eine gute Nacht zu wünschen, kam eine Anzahl von Constablern hinzu und forderte die Gesellschaft auf, „sich sogleich zu vertheilen.“ Ein junger Mann, in lustiger Laune, stellte sich an die Ecke der Linden-Barrière und rief: „Gut ich vertheile mich jetzt.“ „Wenn Sie hier noch lange reden wollen,“ rief einer der Constabler, „so können Sie gleich einmal mit kommen, und packte den jungen Mann beim Arme. Dies rief natürlich die größte Entrüstung in allen Anwesenden hervor und man forderte die augenblickliche Freilassung des jungen Mannes. In diesem Augenblicke aber kam eine ganze Masse von Constablern aus der Friedrichsstraße hinzu und einer der schon anwesenden Helden hatte nun den Muth, einem andern Herrn, der, im Fortgehen begriffen, einige Worte sprach, zuzubrüllen: „ Wenn Sie Den noch lange entschuldigen wollen, dann können Sie nur lieber auch gleich mitkommm.“ In der That wurde auch dieser Herr an den Armen erfaßt und mit der brutalsten Gewalt fortgerissen.</p> <bibl>(B. Z. H.)</bibl> </div> <div xml:id="ar060_014" type="jArticle"> <head><bibl><author>27</author></bibl> Breslau, 25. Juli.</head> <p>Daß wir auch hier beim Zeichen des Krebses angelangt und die Herren vom alten System wieder mit Wonne und paradiesischer Hoffnung erfüllt sind, das wies ich Ihnen bereits in meinem letzten Schreiben in einer Menge von Beispielen nach. Zwar so weit ist bis jetzt die reaktionäre Frechheit noch nicht gediehen, daß man die demokratischen Vereine aufzulösen wagte, wie es die Herren Reaktionäre im konstitutionellen Centralverein, im vaterländischen Verein etc. wünschen und beantragen. Wir steuern aber jenem Ziele mit vollen Segeln zu. Vorläufig beginnt man damit, Polizeikommissarien in die Sitzungen demokratischer Vereine von Amtswegen abzusenden. So geschah es vorgestern, daß ein Herr v. Zeuner, ein hier mehr als hinreichend bekannter Polizeikommissär, im Wernitzeschen Lokal, wo die rekonstituirte „Germania“ eine Sitzung hielt sich einfand. Der Hr. v. Zeuner erkundigte sich so angelegentlich nach den Prinzipien und sonstigen Verhältnissen des Vereins, daß sich der Vorsitzende zu der Frage veranlaßt fand, ob er als Gast oder Polizeibeamter erscheine. Herr v. Zeuner erklärte endlich das Letztere, und fügte hinzu, daß er den Auftrag erhalten habe, den Verhandlungen der Germania ab und zu beizuwohnen. Sonach sind wir wieder glücklich unter polizeiliche Aufsicht gestellt und unsere „Grundrechte“ der trauten Obhut loyaler Polizeikommissarien und Gensdarmen überwiesen!</p> </div> <div xml:id="ar060_015" type="jArticle"> <head><bibl><author>127</author></bibl> Kassel, 26. Juli.</head> <p>Unsere Bettelaristokratie erfreut sich der schönsten Ruhe. Sie konspirirt mit den Konstitutionellen und sorgt dafür, daß die Freiheit nicht in den Himmel wächst. Da ihr das vollkommen zu gelingen scheint, so sind in der letzten Zeit die ständigen Gerüchte über republikanische Tumulte und Hochverräthereien seltener geworden. Der demokratische Verein vergrößert sich von Tag zu Tag, so daß es möglich war, bei der letzten Wahl, betreffend den Vorstand der allgemeinen Volksversammlung, auf eine sehr kräftige Weise mitzuwirken. Stellte sich dabei auch heraus, daß die Republikaner die Minorität der Stimmen hatten, so war diese Minorität doch eine solche, welche den Geldsäcken „erschreckend“ vorkommen mußte, und befürchten ließ, es werde über kurz oder lang noch „Erschreckenderes“ zu Tage treten. Die Aktien standen so ziemlich gleich.</p> <p>Dem demokratischen Verein steht der Bürgerverein gegenüber, dessen Mitglieder aus der Klasse der sogenannten „achtbaren Leute“ d. h. aus Menschen rekrutirt werden, welche irgend ein Privilegium besitzen, sei es das auf Gescheidtheit oder Dummheit.</p> <p>Neben beiden Vereinen, in inniger Verbindung aber mit dem demokratischen Verein, steht der der Arbeiter, welcher seit Kurzem gegründet ist und die Volksbeglückung vermuthlich in anderer Weise auffaßt als der Bürgerverein. Sein Vorstand, wozu auch Professor Winkelblech und Schriftsetzer Franz gehört, wird deshalb in gebührender Weise verläumdet und heruntergezogen. Lauter konstitutionelle Ehrlichkeit.</p> <p>Ueber all den Vereinen thront in einsamer Glorie der Vorstand der Volksversammlungen. Die letzteren zeichnen sich durch guten Humor der Republikaner und salbungsvolle Reden der Gegner aus. Zuweilen verbinden sich Humor und Salbung zu einem furchtbaren Sturme, über dessen Stöße hinaus nichts mehr gehört wird, als die Stimme eines übergelaufenen Anhängers der Monarchie mit breitester Grundlage.</p> <p>Behufs Aufrechthaltung einer wohlthätigen Censur sind hier die Buchhändler, bis auf Herrn Appel, und ebenso die Buchdrucker, bis auf Hrn. Hofmann zusammengetreten, um der Verbreitung mißliebiger Schriften etc. entgegenzuwirken. Sie wollen nichts derartiges verlegen, drucken, verbreiten etc. Ein probates Mittel! </p> <p>Mir fällt dabei der Vers von Heine ein:</p> <lg type="poem"> <l>Und wird der ganze Verlag verboten,</l><lb/> <l>So schwindet von selber die Censur.</l><lb/> </lg> <p>Ich möchte wissen, ob das Ministerium Eberhard von dieser Koalition weiß, oder ob blos die Unterthanenseelen ‒ ‒ Wie verlautet, soll der ehemalige Censor und große Geschichtschreiber, Hr. Archivdirektor v. Rommel die Sache arrangirt haben. Auf plumpere Manier hat man der Volksbewaffnung den ersten Hieb versetzt, als man das hiesige Freikorps auflöste. Die Geschichte dieses Freikorps ist ein vollständiger komischer Roman. Im Anfange hätte man es beinahe vor Liebe erdrückt, im Verlaufe lief man um dasselbe, wie die Katze um den heißen Brei, suchte ihm bei Gelegenheit einmal einen Schlag beizubringen, indem man es mit guten und bösen Worten betrog, und endlich faßte man sich ein Herz, beorderte circa 3000 Mann gegen 120, besetzte die Stadtthore, fuhr Geschütze auf etc. und ‒ löste das Korps natürlich auf. Die Stadt wurde beruhigt, indem man ihr von Polizei wegen statt des <hi rendition="#g">vollständigen</hi> Briefes, welcher von Seiten des Korps an den gemeinschaftlichen Kommandeur der Schutzwache und des Korps geschrieben war, des Inhalts, daß man mit einer bewaffneten Macht, auf welcher der Verdacht ruhe, Bürgerblut vergossen zu haben, nicht in einem und demselben Verbande stehen könne, daß man also statt dieses vollständigen Briefes nur einen <hi rendition="#g">Auszug</hi> veröffentlichte, welcher die Sache geradezu auf den Kopf und das Freikorps in die Reihe der Meuterer stellte.</p> <p>Uebrigens hängt diese Affaire mit der Verhaftung des Rechtsgelehrten Heise zusammen, welcher, unglücklicherweise, zugleich Vorstand des Freikorpscomité's und Mitglied des Vorstandes im hiesigen demokratischen Verein war. Beide Eigenschaften qualifizirten denselben natürlich zum siebenfachen Hochverräther und gaben zugleich Gelegenheit, staatsrechtliche Erörterungen über das Associationsrecht und Recht der freien Rede zu hören. Dem Reichsverweser ward in Kassel mit Blut gehuldigt. Der dringende Verdacht des Mordes lag und liegt bis auf diese Stunde auf der sogenannten Schutzwache, welcher auch das Freikorps beigeordnet war, ohne daß es indessen an jenem Abend in Thätigkeit gewesen wäre. Den Tag nach der Mordnacht erließ das Freikorps den früher erwähnten Brief, worin es die Schutzwache angriff und sich bis zur Reinigung von dem Verdachte, wieder wie in früherer Zeit von ihr trennte. Damit war der Würfel geworfen. Am folgenden Tage wurde das Freikorps aufgelöst und Heise in einem Gasthause überfallen, mißhandelt und eingesperrt. Genug, nach 14 Tagen und nachdem man eine Masse Zeugen vernommen hatte, sah man denn doch ein, daß hohle Denunciationen und elende Verläumdungen keine Mittel sind, Republikanern die konstitutionelle Monarchie zu empfehlen. Heise wurde wieder entlassen. Doch die Akten des Vereins sind noch nicht zurück.</p> </div> <div xml:id="ar060_016" type="jArticle"> <head><bibl><author>*</author></bibl> Wien, 23. Juli. </head> <p>Graf Leo Thun ist gefallen, weil ein solcher Mann sich allzusehr in seiner Stellung als Reaktionär kompromittirt hatte. Allein er fiel noch gewisser Maaßen ehrenhaft, denn das Ministerium stellte ihm seine Entlassung zu. In ganz anderer Weise ging es dem Erzreaktionär Grafen Brandis, Gouverneur von Tirol. Dieser Chef der ganzen tiroler und außertiroler Sauerteigspartei, bekam in Innsbruck selbst eine so eindringliche Katzenmusik gebracht, daß er es für angemessen hielt, einer Wiederholung derselben aus dem Wege zu gehen, mit einem Worte, seinen Posten zu verlassen und Reißaus zu nehmen. So sind wir allerdings 2 Menschen losgeworden, die viel Unheil angerichtet und die man gleich in den ersten 24 Stunden nach der Revolution hätte packen und dem Hrn. Metternich zur Gesellschaft nachsenden müssen. Allein was will die Entfernung zweier Reaktionärs sagen? 4/5 aller höhern und 1/2 aller niedern Beamten gehören zu den letztern und wirken offen oder geheim der neuen und bessern Gestaltung des Staatslebens entgegen. Ehe das Ministerium nicht den Augiasstall unseres Beamtenthums rein ausgemistet hat, so lange bleiben alle Anstrengungen des Volkes vergebens, so lange bleiben wir von der Kontrerevolution bedroht.</p> </div> <div xml:id="ar060_017" type="jArticle"> <head><bibl><author>*</author></bibl> Wien, 24. Juli.</head> <p>In der heutigen Sitzung des konstituiren-Reichstages interpellirte der Abg. Rieger das Ministerium wegen der Säbeldiktatur des Fürsten Windischgrätz in Böhmen; er verlangt zu erfahren, wie es komme, daß der Belagerungszustand aufgehoben sei und dennoch faktisch fortbestehe. Minister Dobblhof antwortet, daß nach wiederholten Anordnungen des Ministeriums Hr. Windischgrätz stets erklärt habe, nach Aufhebung des Belagerungszustandes die Sicherheit der Personen und des Eigenthms nicht mehr garantiren zu können. Rieger fragt nochmals, was das Ministerium zu thun gedenke, um die faktische Aufhebung des Belagerungszustandes durchzusetzen. Minister Bach: das Ministerium hat am 21. d. Mittheilung über Aufhebung des Belagerungszustandes und zugleich von der Fortdauer desselben erhalten. Es hat sogleich Berathung gehalten, und in Betracht, daß mit dem Wegfallen des Belagerungszustandes auch jeder Rechtsgrund der Militärkommissionen wegfalle, noch an demselben Tag eine Depesche zur Auflösung der Militärkommissionen nach Prag geschickt, mit dem Auftrag, die verhafteten Personen an die ordentlichen Gerichte zu überweisen und dem Ministerium sofort ausführlichen Bericht über die bisherigen Ereignisse zuzusenden. Das Ministerium wird sich eine genaue Untersuchung der Sache angelegen sein lassen, und keine nicht streng gesetzliche Maßregel aufrecht erhatten. (Beifall.)</p> <p>Tagesordnung: Berathung der Geschäftsordnung.</p> </div> </div> <div n="1"> <head>Ungarn.</head> <div xml:id="ar060_018" type="jArticle"> <head><bibl><author>*</author></bibl> Wien, 24. Juli.</head> <p>Ein amtlicher Bericht des Obergenerals im Szegedin-Theresiopler Lager an den Kriegsminister meldet einen Angriff auf das ungarische Lager zu Sz. Tamàs. Der östreichische General war nach einer sechsstündigen Kanonade zum Rückzug genöthigt; er versichert jedoch: „das Hauptresultat eines ungünstig geendigten Angriffs ist dieses, daß ich jetzt, die Stärke des Feindes kennend, wenigstens weiß mit wem ich zu thun habe.“ ‒ Ein anderer Bericht vom Kommandanten der Nagy-Becskereker Truppenabtheilung an den Kriegsminister meldet, daß am 14. in der Ortschaft Taros ein Aufstand ausgebrochen sei, welchem die Tschaikisten über die Theis zu Hülfe gekommen. Er habe Militär entsandt; „da die Bauern sich aber schlechterdings nicht ergeben wollten, wurden sie überwältigt, die Ortschaft angezündet und zum größten Theil eingeäschert.“ Am folgenden Tag seien die Tschaikisten stark bewaffnet und mit Geschütz gegen Escka gezogen, wo er ihnen eine sechsstündige mörderische Schlacht geliefert; der Feind habe sich zuletzt zurückgezogen.</p> </div> <div xml:id="ar060_019" type="jArticle"> <head><bibl><author>*</author></bibl> Wien, 25. Juli.</head> <p>Die „Allg. Oest. Ztg.“ schreibt, daß die Niederlage der Magyaren bei Groß Becskerek sehr bedeutend gewesen, und das ganze Banat jetzt einem Lager gleiche. Auf die Nachricht, daß die Ungarn bei Werschetz über die Serben gesiegt, sollen die Serbianer in großen Schaaren nach dem Banat dringen, an ihrer Spitze der „berühmte Held“ Wucsies. Bei Csakaturen an der kroatischen Grenze sollen die Ungarn den Croaten ein blutiges Treffen geliefert haben.</p> </div> <div xml:id="ar060_020" type="jArticle"> <head><bibl><author>*</author></bibl> Pesth, 20. Juli.</head> <p>Die Adreßdebatte ist bei unserer Nationalvertretung vor der Hand das Wichtigste, da in ihr über die Hauptprinzipien entschieden wird. Zunächst erregt die von Kossuth gehaltene Rede über die kroatische und die italienische Frage das allgemeinste Interesse. Kossuth sprach wie immer. Aus dem, was er über die italienische Frage sagte, theile ich Ihnen folgende Stellen mit:</p> <p>„Während des letzten Reichstages, als es noch kaum ein ungarisches Ministerium gab, und nur dessen Kandidaten bezeichnet waren, zu jener Zeit wo die ungarischen Angelegenheiten von Wien aus geleitet wurden, stellte man an uns die Frage, ob Ungarn ‒ falls wir in den Besitz eines selbstständigen Finanz- und Kriegsministeriums gelangten, geneigt sein würde, die österreichische Staatsschuld mitzutragen. Wir sollten uns in dieser Beziehung äußern und den Reichstag befragen. Wir erwiederten, daß wir dieß nicht thun werden und daß wir Ungarn in Thesi durchaus nicht verpflichtet glauben, sich an der österreichischen Staatsschuld zu betheiligen. Hierauf erwiederte man uns, also Ungarn will keinen Theil tragen an den gemeinschaftlichen Lasten der Monarchie, und auf der andern Seite will sich Italien losreißen, auch dieses will die Lasten Oesterreichs nicht theilen, und was wird hieraus folgen.</p> <p>„Ein allgemeiner Staatsbankerott, den Ungarn eben so fühlen wird als Oesterreich, indem daselbst 50 bis 60 Millionen Banknoten im Umlauf sind. ‒ Hierauf verlangte man Soldaten von uns zur Beendigung des italienischen Krieges, wir verweigerten auch diese, und nur erst nach langen Kämpfen setzten wir das ungarische Ministerium durch.</p> <p>„Als dieses endlich zur Welt kam, fand es im ganzen Lande offenen Aufruhr, namentlich Kroatien war in furchtbarer Aufregung gegen uns. Wie benahm sich Oesterreich hierbei? ‒ Ungarn will keine Staatsschuld übernehmen, Ungarn will uns gegen Italien nicht unterstützen; Jellachich hingegen will dieß Alles, folglich wenden wir uns an ihn, und dieses ist das Irrlicht, welches durch die Politik des ungarischen Ministeriums sich hindurch zieht und dessen Laufbahn unsicher macht.</p> <p>„Das österreichische Ministerium hielt durch jenen drei Jahrhunderte lang bestehenden Verband solche Fäden der ungarischen Bewegung in Händen, daß ihnen nur auf die Spur zu kommen, von der ungeheuersten Schwierigkeit, sie aber abzuschneiden unter den jetzigen Verhältnissen eine Unmöglichkeit war. ‒ So kam die Eröffnung des ungarischen Reichstages herbei. Wir mußten zur Ueberzeugung gelangen, daß Privatsympathien hier nicht auslangen, daß es gilt, die gegenwärtigen Interessen abzuwägen.“</p> <p>Sodann theilt Kossuth aus dem Protokoll über eine Sitzung des Ministerraths folgenden Auszug mit, der wohl für die nächste Zeit die Grundlage der ungarischen Politik in der österreichisch-italienischen Angelegenheit bilden wird. Der Auszug lautet: </p> <p>„Das Ministerium erklärt, daß in Anbetracht der beunruhigenden Verhältnisse und Zustände unseres Vaterlandes, das von allen Seiten angegriffen ist, es für jetzt seine Aufmerksamkeit den Zuständen des Vaterlandes schuldig sei, ‒ doch indem es sich auf diese Weise erklärt, weißt es die Pflicht nicht zurück, die österreichische Monarchie gegen ihre äußern Feinde zu vertheidigen. Und so, wie das Land seine Ruhe, seinen Frieden wieder gewinnt, wird es die entbehrlichen Truppen der österreichischen Monarchie zur Disposition stellen. Die Realisirung dieser Verheißung hängt von dem Umstande ab, daß Oesterreich von seinem feindseligen Auftreten gegenüber von Ungarn ablasse, und das ungarische Ministerium legt sogleich in Vorhinein Protest ein, gegen jedwedes Unterdrücken der Freiheit der italienischen Nation und berücksichtigt blos die Gegenseitigkeit der Interessen und Forderungen.</p> <p>Dieß ist die ministerielle Politik.“</p> </div> </div> <div n="1"> <head>Polen.</head> <div xml:id="ar060_021" type="jArticle"> <head>Tarnow, 19. Juli.</head> <p>Der frühern Gouverneur Galiziens, Graf Stadion, ließ am 18. Mai ein Schreiben an alle Behörden dieser Provinz ergehen, mit dem ausdrücklichen Befehle, den Bauern bekannt zu machen, daß sie ohne alle Rücksicht auf Dominicalbehörden und Magistrate alle Verdächtige, wenn auch mit Gewalt, der Obrigkeit überliefern sollen. In Folge vieler Mißbräuche, die ein solcher Erlaß hervorrufen mußte, und um ähnlichen Greuelthaten als im Jahre 1846 vorzubeugen, stellte das Nationalkomité in Tarnow, in einer, an das Wiener Ministerium gerichteten Eingabe die Intriguen der galizischen Beamten vor. Die Antwort, welche kürzlich das Ministerium aus Wien ertheilte lautete: daß das benannte Nationalkomité sich gar nicht über dergleichen Anordnungen zu beklagen hätte, da es im Gegentheil für den Schutz, den ihm die Regierung leistet, ihr nur Dank zu sagen verpflichtet sei.</p> <bibl>(A. O. Z.)</bibl> </div> </div> <div n="1"> <head>Italien.</head> <div xml:id="ar060_022_c" type="jArticle"> <note type="editorial">Edition: <bibl>Friedrich Engels: Italien. 30. Juli 1848. In: MEGA<hi rendition="#sup">2</hi> I/7. S. 441.</bibl> </note> <head>Mailand, 19. Juli</head> <gap reason="copyright"/> </div> <div xml:id="ar060_023_c" type="jArticle"> <note type="editorial">Edition: <bibl>Friedrich Engels: Italien. 30. Juli 1848. In: MEGA<hi rendition="#sup">2</hi> I/7. S. 441.</bibl> </note> <head><bibl><author>*</author></bibl> Genua, 20. Juli.</head> <gap reason="copyright"/> </div> <div xml:id="ar060_024_c" type="jArticle"> <note type="editorial">Edition: <bibl>Friedrich Engels: Italien. 30. Juli 1848. In: MEGA<hi rendition="#sup">2</hi> I/7. S. 441.</bibl> </note> <head><bibl><author>*</author></bibl> Turin, 22. Juli.</head> <gap reason="copyright"/> </div> </div> <div n="1"> <p> <ref type="link">(Hierzu eine Beilage.)</ref> </p> </div> </body> </text> </TEI> [0300/0004]
Die Tagesordnung für die morgige Sitzung wird wahrscheinlich erst spät oder gar nicht an die Reihe kommen, da wir von der Rechten (!) eine Interpellation des Ministeriums in Betreff der deutschen Frage zu erwarten haben, worauf wahrscheinlich die fernere Diskussion über die Interpellation eröffnet werden wird.
In der Stadt herrscht eine ziemlich bedeutende Aufregung; es handelt sich vorzugsweise um die deutsche Angelegenheit, besonders wegen des 6. August. Der Lokalpatriotismus zeigt sich im vollsten Glanze. Man hört sogar einzelne Weißbierpolitiker predigen, daß sich Preußen mit Rußland verbinden solle, um nicht „östreichisch“ zu werden. An allen Straßenecken findet man Plakate und Flugschriften, welche offene Empörung gegen den Reichsverweser athmen. Berlin und die Mark werden sich bald als moderne Vendee konstituiren, wenn nicht die demokratische Partei einen entschiedenen Sieg davon trägt.
Monecke ist heute nach der Festung abgeführt worden. Das thatkräftige Volk brüllte ihm Hurrah's zu, und bewarf den Wagen, in dem er sich befand, mit Blumen.
40 Berlin, 26. Juli. Der in der „Neuen Rheinischen Zeitung“ erwähnte Injurien-Prozeß, „Krackrügge gegen Hedemann,“ erregt mit Recht Aufmerksamkeit; nicht allein wegen der Anomalie, welche darin liegt, daß der klägerische Bürger, weil nur Bürger, gegen den General-Lieutenant, weil General-Lieutenant, vor einem Kriegsgericht gemäß allerhöchster Bestimmung Recht nehmen soll, ‒ sondern auch deswegen, weil sich in diesem Falle zeigen muß, wie die Regierung handelt, wenn ihr der Irrthum nachgewiesen wird. Früherhin war es unerhört, daß die Regierung dem Privatmann gegenüber zugestand: Wir haben uns geirrt. Bekanntlich ist Krackrügge nicht sowohl wegen Beleidigung des jetzt überall in der öffentlichen Meinung geächteten und auf ein Dorf nach Schlesien geflüchteten p. p. von Ehrenberg, sondern vielmehr wegen seiner „Tendenzen“ von der Regierung Bodelschwingh-Uhden in Folge allerhöchster Kabinetsordre auf das Zuchthaus geschickt worden, nachdem die Regierung mit ihm wegen der Begnadigung nicht Handelseins werden konnte. Krackrügge hatte als Stadtverordneten-Vorsteher eine „oppositionelle“ Richtung befolgt, weswegen ihn die Büreaukratie beim König als einen „Aufwiegler“denuncirte. Mittelst einer fiscalischen Untersuchung, zu welcher der p.p. v. Ehrenberg diente, wurde er, wegen Beleidigung dieses Menschen zum Zuchthaus verurtheilt, und der König verlangte von Kr. die „Aenderung seiner Tendenzen,“ wenn er begnadigt werden wolle. Als Kr. diesen Preis nicht gewähren wollte, verlangte der König von ihm „freiwillige Verbannung aus Preußen,“ und da Kr. auch diesen Preis nicht bewilligte, so wurde er auf's Zuchthaus geschickt. Nachdem er nun seine Regierungs-Gesinnungs-Strafe gebüßt, tritt er gegen den General-Lieutenant v. Hedemann, der damals in Erfurt kommandirte, als Injurienkläger auf, behauptend und beweisend, der p. Hedemann habe ihn als Aufwiegler beim König und auch bei anderen Personen angegeben, und es sei dadurch der allerhöchste Unwille über ihn gekommen. Es fragt sich nun, was die Regierung thun wird, wenn Kr. den Beweis erbringt, daß die gegen ihn erhobene Denunciation, in Folge welcher er zu so fürchterlicher Strafe verdammt worden, falsch gewesen? ‒ Krackrügge ist vom Zuchthause in die Vereinbarungsversammlung gegangen, wo er oft bewährt, daß man seinen moderirten Liberalismus überschätzt hat.
Berlin. Gestern Abend nach 12 Uhr kehrte eine zahlreiche Gesellschaft von Herren, auch einigen Damen, aus dem Thiergarten in die Stadt zurück. Als an der Ecke der Friedrichsstraße die Gesellschaft einen Augenblick stehen blieb, um sich dort gegenseitig eine gute Nacht zu wünschen, kam eine Anzahl von Constablern hinzu und forderte die Gesellschaft auf, „sich sogleich zu vertheilen.“ Ein junger Mann, in lustiger Laune, stellte sich an die Ecke der Linden-Barrière und rief: „Gut ich vertheile mich jetzt.“ „Wenn Sie hier noch lange reden wollen,“ rief einer der Constabler, „so können Sie gleich einmal mit kommen, und packte den jungen Mann beim Arme. Dies rief natürlich die größte Entrüstung in allen Anwesenden hervor und man forderte die augenblickliche Freilassung des jungen Mannes. In diesem Augenblicke aber kam eine ganze Masse von Constablern aus der Friedrichsstraße hinzu und einer der schon anwesenden Helden hatte nun den Muth, einem andern Herrn, der, im Fortgehen begriffen, einige Worte sprach, zuzubrüllen: „ Wenn Sie Den noch lange entschuldigen wollen, dann können Sie nur lieber auch gleich mitkommm.“ In der That wurde auch dieser Herr an den Armen erfaßt und mit der brutalsten Gewalt fortgerissen.
(B. Z. H.) 27 Breslau, 25. Juli. Daß wir auch hier beim Zeichen des Krebses angelangt und die Herren vom alten System wieder mit Wonne und paradiesischer Hoffnung erfüllt sind, das wies ich Ihnen bereits in meinem letzten Schreiben in einer Menge von Beispielen nach. Zwar so weit ist bis jetzt die reaktionäre Frechheit noch nicht gediehen, daß man die demokratischen Vereine aufzulösen wagte, wie es die Herren Reaktionäre im konstitutionellen Centralverein, im vaterländischen Verein etc. wünschen und beantragen. Wir steuern aber jenem Ziele mit vollen Segeln zu. Vorläufig beginnt man damit, Polizeikommissarien in die Sitzungen demokratischer Vereine von Amtswegen abzusenden. So geschah es vorgestern, daß ein Herr v. Zeuner, ein hier mehr als hinreichend bekannter Polizeikommissär, im Wernitzeschen Lokal, wo die rekonstituirte „Germania“ eine Sitzung hielt sich einfand. Der Hr. v. Zeuner erkundigte sich so angelegentlich nach den Prinzipien und sonstigen Verhältnissen des Vereins, daß sich der Vorsitzende zu der Frage veranlaßt fand, ob er als Gast oder Polizeibeamter erscheine. Herr v. Zeuner erklärte endlich das Letztere, und fügte hinzu, daß er den Auftrag erhalten habe, den Verhandlungen der Germania ab und zu beizuwohnen. Sonach sind wir wieder glücklich unter polizeiliche Aufsicht gestellt und unsere „Grundrechte“ der trauten Obhut loyaler Polizeikommissarien und Gensdarmen überwiesen!
127 Kassel, 26. Juli. Unsere Bettelaristokratie erfreut sich der schönsten Ruhe. Sie konspirirt mit den Konstitutionellen und sorgt dafür, daß die Freiheit nicht in den Himmel wächst. Da ihr das vollkommen zu gelingen scheint, so sind in der letzten Zeit die ständigen Gerüchte über republikanische Tumulte und Hochverräthereien seltener geworden. Der demokratische Verein vergrößert sich von Tag zu Tag, so daß es möglich war, bei der letzten Wahl, betreffend den Vorstand der allgemeinen Volksversammlung, auf eine sehr kräftige Weise mitzuwirken. Stellte sich dabei auch heraus, daß die Republikaner die Minorität der Stimmen hatten, so war diese Minorität doch eine solche, welche den Geldsäcken „erschreckend“ vorkommen mußte, und befürchten ließ, es werde über kurz oder lang noch „Erschreckenderes“ zu Tage treten. Die Aktien standen so ziemlich gleich.
Dem demokratischen Verein steht der Bürgerverein gegenüber, dessen Mitglieder aus der Klasse der sogenannten „achtbaren Leute“ d. h. aus Menschen rekrutirt werden, welche irgend ein Privilegium besitzen, sei es das auf Gescheidtheit oder Dummheit.
Neben beiden Vereinen, in inniger Verbindung aber mit dem demokratischen Verein, steht der der Arbeiter, welcher seit Kurzem gegründet ist und die Volksbeglückung vermuthlich in anderer Weise auffaßt als der Bürgerverein. Sein Vorstand, wozu auch Professor Winkelblech und Schriftsetzer Franz gehört, wird deshalb in gebührender Weise verläumdet und heruntergezogen. Lauter konstitutionelle Ehrlichkeit.
Ueber all den Vereinen thront in einsamer Glorie der Vorstand der Volksversammlungen. Die letzteren zeichnen sich durch guten Humor der Republikaner und salbungsvolle Reden der Gegner aus. Zuweilen verbinden sich Humor und Salbung zu einem furchtbaren Sturme, über dessen Stöße hinaus nichts mehr gehört wird, als die Stimme eines übergelaufenen Anhängers der Monarchie mit breitester Grundlage.
Behufs Aufrechthaltung einer wohlthätigen Censur sind hier die Buchhändler, bis auf Herrn Appel, und ebenso die Buchdrucker, bis auf Hrn. Hofmann zusammengetreten, um der Verbreitung mißliebiger Schriften etc. entgegenzuwirken. Sie wollen nichts derartiges verlegen, drucken, verbreiten etc. Ein probates Mittel!
Mir fällt dabei der Vers von Heine ein:
Und wird der ganze Verlag verboten,
So schwindet von selber die Censur.
Ich möchte wissen, ob das Ministerium Eberhard von dieser Koalition weiß, oder ob blos die Unterthanenseelen ‒ ‒ Wie verlautet, soll der ehemalige Censor und große Geschichtschreiber, Hr. Archivdirektor v. Rommel die Sache arrangirt haben. Auf plumpere Manier hat man der Volksbewaffnung den ersten Hieb versetzt, als man das hiesige Freikorps auflöste. Die Geschichte dieses Freikorps ist ein vollständiger komischer Roman. Im Anfange hätte man es beinahe vor Liebe erdrückt, im Verlaufe lief man um dasselbe, wie die Katze um den heißen Brei, suchte ihm bei Gelegenheit einmal einen Schlag beizubringen, indem man es mit guten und bösen Worten betrog, und endlich faßte man sich ein Herz, beorderte circa 3000 Mann gegen 120, besetzte die Stadtthore, fuhr Geschütze auf etc. und ‒ löste das Korps natürlich auf. Die Stadt wurde beruhigt, indem man ihr von Polizei wegen statt des vollständigen Briefes, welcher von Seiten des Korps an den gemeinschaftlichen Kommandeur der Schutzwache und des Korps geschrieben war, des Inhalts, daß man mit einer bewaffneten Macht, auf welcher der Verdacht ruhe, Bürgerblut vergossen zu haben, nicht in einem und demselben Verbande stehen könne, daß man also statt dieses vollständigen Briefes nur einen Auszug veröffentlichte, welcher die Sache geradezu auf den Kopf und das Freikorps in die Reihe der Meuterer stellte.
Uebrigens hängt diese Affaire mit der Verhaftung des Rechtsgelehrten Heise zusammen, welcher, unglücklicherweise, zugleich Vorstand des Freikorpscomité's und Mitglied des Vorstandes im hiesigen demokratischen Verein war. Beide Eigenschaften qualifizirten denselben natürlich zum siebenfachen Hochverräther und gaben zugleich Gelegenheit, staatsrechtliche Erörterungen über das Associationsrecht und Recht der freien Rede zu hören. Dem Reichsverweser ward in Kassel mit Blut gehuldigt. Der dringende Verdacht des Mordes lag und liegt bis auf diese Stunde auf der sogenannten Schutzwache, welcher auch das Freikorps beigeordnet war, ohne daß es indessen an jenem Abend in Thätigkeit gewesen wäre. Den Tag nach der Mordnacht erließ das Freikorps den früher erwähnten Brief, worin es die Schutzwache angriff und sich bis zur Reinigung von dem Verdachte, wieder wie in früherer Zeit von ihr trennte. Damit war der Würfel geworfen. Am folgenden Tage wurde das Freikorps aufgelöst und Heise in einem Gasthause überfallen, mißhandelt und eingesperrt. Genug, nach 14 Tagen und nachdem man eine Masse Zeugen vernommen hatte, sah man denn doch ein, daß hohle Denunciationen und elende Verläumdungen keine Mittel sind, Republikanern die konstitutionelle Monarchie zu empfehlen. Heise wurde wieder entlassen. Doch die Akten des Vereins sind noch nicht zurück.
* Wien, 23. Juli. Graf Leo Thun ist gefallen, weil ein solcher Mann sich allzusehr in seiner Stellung als Reaktionär kompromittirt hatte. Allein er fiel noch gewisser Maaßen ehrenhaft, denn das Ministerium stellte ihm seine Entlassung zu. In ganz anderer Weise ging es dem Erzreaktionär Grafen Brandis, Gouverneur von Tirol. Dieser Chef der ganzen tiroler und außertiroler Sauerteigspartei, bekam in Innsbruck selbst eine so eindringliche Katzenmusik gebracht, daß er es für angemessen hielt, einer Wiederholung derselben aus dem Wege zu gehen, mit einem Worte, seinen Posten zu verlassen und Reißaus zu nehmen. So sind wir allerdings 2 Menschen losgeworden, die viel Unheil angerichtet und die man gleich in den ersten 24 Stunden nach der Revolution hätte packen und dem Hrn. Metternich zur Gesellschaft nachsenden müssen. Allein was will die Entfernung zweier Reaktionärs sagen? 4/5 aller höhern und 1/2 aller niedern Beamten gehören zu den letztern und wirken offen oder geheim der neuen und bessern Gestaltung des Staatslebens entgegen. Ehe das Ministerium nicht den Augiasstall unseres Beamtenthums rein ausgemistet hat, so lange bleiben alle Anstrengungen des Volkes vergebens, so lange bleiben wir von der Kontrerevolution bedroht.
* Wien, 24. Juli. In der heutigen Sitzung des konstituiren-Reichstages interpellirte der Abg. Rieger das Ministerium wegen der Säbeldiktatur des Fürsten Windischgrätz in Böhmen; er verlangt zu erfahren, wie es komme, daß der Belagerungszustand aufgehoben sei und dennoch faktisch fortbestehe. Minister Dobblhof antwortet, daß nach wiederholten Anordnungen des Ministeriums Hr. Windischgrätz stets erklärt habe, nach Aufhebung des Belagerungszustandes die Sicherheit der Personen und des Eigenthms nicht mehr garantiren zu können. Rieger fragt nochmals, was das Ministerium zu thun gedenke, um die faktische Aufhebung des Belagerungszustandes durchzusetzen. Minister Bach: das Ministerium hat am 21. d. Mittheilung über Aufhebung des Belagerungszustandes und zugleich von der Fortdauer desselben erhalten. Es hat sogleich Berathung gehalten, und in Betracht, daß mit dem Wegfallen des Belagerungszustandes auch jeder Rechtsgrund der Militärkommissionen wegfalle, noch an demselben Tag eine Depesche zur Auflösung der Militärkommissionen nach Prag geschickt, mit dem Auftrag, die verhafteten Personen an die ordentlichen Gerichte zu überweisen und dem Ministerium sofort ausführlichen Bericht über die bisherigen Ereignisse zuzusenden. Das Ministerium wird sich eine genaue Untersuchung der Sache angelegen sein lassen, und keine nicht streng gesetzliche Maßregel aufrecht erhatten. (Beifall.)
Tagesordnung: Berathung der Geschäftsordnung.
Ungarn. * Wien, 24. Juli. Ein amtlicher Bericht des Obergenerals im Szegedin-Theresiopler Lager an den Kriegsminister meldet einen Angriff auf das ungarische Lager zu Sz. Tamàs. Der östreichische General war nach einer sechsstündigen Kanonade zum Rückzug genöthigt; er versichert jedoch: „das Hauptresultat eines ungünstig geendigten Angriffs ist dieses, daß ich jetzt, die Stärke des Feindes kennend, wenigstens weiß mit wem ich zu thun habe.“ ‒ Ein anderer Bericht vom Kommandanten der Nagy-Becskereker Truppenabtheilung an den Kriegsminister meldet, daß am 14. in der Ortschaft Taros ein Aufstand ausgebrochen sei, welchem die Tschaikisten über die Theis zu Hülfe gekommen. Er habe Militär entsandt; „da die Bauern sich aber schlechterdings nicht ergeben wollten, wurden sie überwältigt, die Ortschaft angezündet und zum größten Theil eingeäschert.“ Am folgenden Tag seien die Tschaikisten stark bewaffnet und mit Geschütz gegen Escka gezogen, wo er ihnen eine sechsstündige mörderische Schlacht geliefert; der Feind habe sich zuletzt zurückgezogen.
* Wien, 25. Juli. Die „Allg. Oest. Ztg.“ schreibt, daß die Niederlage der Magyaren bei Groß Becskerek sehr bedeutend gewesen, und das ganze Banat jetzt einem Lager gleiche. Auf die Nachricht, daß die Ungarn bei Werschetz über die Serben gesiegt, sollen die Serbianer in großen Schaaren nach dem Banat dringen, an ihrer Spitze der „berühmte Held“ Wucsies. Bei Csakaturen an der kroatischen Grenze sollen die Ungarn den Croaten ein blutiges Treffen geliefert haben.
* Pesth, 20. Juli. Die Adreßdebatte ist bei unserer Nationalvertretung vor der Hand das Wichtigste, da in ihr über die Hauptprinzipien entschieden wird. Zunächst erregt die von Kossuth gehaltene Rede über die kroatische und die italienische Frage das allgemeinste Interesse. Kossuth sprach wie immer. Aus dem, was er über die italienische Frage sagte, theile ich Ihnen folgende Stellen mit:
„Während des letzten Reichstages, als es noch kaum ein ungarisches Ministerium gab, und nur dessen Kandidaten bezeichnet waren, zu jener Zeit wo die ungarischen Angelegenheiten von Wien aus geleitet wurden, stellte man an uns die Frage, ob Ungarn ‒ falls wir in den Besitz eines selbstständigen Finanz- und Kriegsministeriums gelangten, geneigt sein würde, die österreichische Staatsschuld mitzutragen. Wir sollten uns in dieser Beziehung äußern und den Reichstag befragen. Wir erwiederten, daß wir dieß nicht thun werden und daß wir Ungarn in Thesi durchaus nicht verpflichtet glauben, sich an der österreichischen Staatsschuld zu betheiligen. Hierauf erwiederte man uns, also Ungarn will keinen Theil tragen an den gemeinschaftlichen Lasten der Monarchie, und auf der andern Seite will sich Italien losreißen, auch dieses will die Lasten Oesterreichs nicht theilen, und was wird hieraus folgen.
„Ein allgemeiner Staatsbankerott, den Ungarn eben so fühlen wird als Oesterreich, indem daselbst 50 bis 60 Millionen Banknoten im Umlauf sind. ‒ Hierauf verlangte man Soldaten von uns zur Beendigung des italienischen Krieges, wir verweigerten auch diese, und nur erst nach langen Kämpfen setzten wir das ungarische Ministerium durch.
„Als dieses endlich zur Welt kam, fand es im ganzen Lande offenen Aufruhr, namentlich Kroatien war in furchtbarer Aufregung gegen uns. Wie benahm sich Oesterreich hierbei? ‒ Ungarn will keine Staatsschuld übernehmen, Ungarn will uns gegen Italien nicht unterstützen; Jellachich hingegen will dieß Alles, folglich wenden wir uns an ihn, und dieses ist das Irrlicht, welches durch die Politik des ungarischen Ministeriums sich hindurch zieht und dessen Laufbahn unsicher macht.
„Das österreichische Ministerium hielt durch jenen drei Jahrhunderte lang bestehenden Verband solche Fäden der ungarischen Bewegung in Händen, daß ihnen nur auf die Spur zu kommen, von der ungeheuersten Schwierigkeit, sie aber abzuschneiden unter den jetzigen Verhältnissen eine Unmöglichkeit war. ‒ So kam die Eröffnung des ungarischen Reichstages herbei. Wir mußten zur Ueberzeugung gelangen, daß Privatsympathien hier nicht auslangen, daß es gilt, die gegenwärtigen Interessen abzuwägen.“
Sodann theilt Kossuth aus dem Protokoll über eine Sitzung des Ministerraths folgenden Auszug mit, der wohl für die nächste Zeit die Grundlage der ungarischen Politik in der österreichisch-italienischen Angelegenheit bilden wird. Der Auszug lautet:
„Das Ministerium erklärt, daß in Anbetracht der beunruhigenden Verhältnisse und Zustände unseres Vaterlandes, das von allen Seiten angegriffen ist, es für jetzt seine Aufmerksamkeit den Zuständen des Vaterlandes schuldig sei, ‒ doch indem es sich auf diese Weise erklärt, weißt es die Pflicht nicht zurück, die österreichische Monarchie gegen ihre äußern Feinde zu vertheidigen. Und so, wie das Land seine Ruhe, seinen Frieden wieder gewinnt, wird es die entbehrlichen Truppen der österreichischen Monarchie zur Disposition stellen. Die Realisirung dieser Verheißung hängt von dem Umstande ab, daß Oesterreich von seinem feindseligen Auftreten gegenüber von Ungarn ablasse, und das ungarische Ministerium legt sogleich in Vorhinein Protest ein, gegen jedwedes Unterdrücken der Freiheit der italienischen Nation und berücksichtigt blos die Gegenseitigkeit der Interessen und Forderungen.
Dieß ist die ministerielle Politik.“
Polen. Tarnow, 19. Juli. Der frühern Gouverneur Galiziens, Graf Stadion, ließ am 18. Mai ein Schreiben an alle Behörden dieser Provinz ergehen, mit dem ausdrücklichen Befehle, den Bauern bekannt zu machen, daß sie ohne alle Rücksicht auf Dominicalbehörden und Magistrate alle Verdächtige, wenn auch mit Gewalt, der Obrigkeit überliefern sollen. In Folge vieler Mißbräuche, die ein solcher Erlaß hervorrufen mußte, und um ähnlichen Greuelthaten als im Jahre 1846 vorzubeugen, stellte das Nationalkomité in Tarnow, in einer, an das Wiener Ministerium gerichteten Eingabe die Intriguen der galizischen Beamten vor. Die Antwort, welche kürzlich das Ministerium aus Wien ertheilte lautete: daß das benannte Nationalkomité sich gar nicht über dergleichen Anordnungen zu beklagen hätte, da es im Gegentheil für den Schutz, den ihm die Regierung leistet, ihr nur Dank zu sagen verpflichtet sei.
(A. O. Z.) Italien. Mailand, 19. Juli _ * Genua, 20. Juli. _ * Turin, 22. Juli. _ (Hierzu eine Beilage.)
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Marx-Engels-Gesamtausgabe: Bereitstellung der Texttranskription.
(2017-03-20T13:08:10Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jürgen Herres: Konvertierung TUSTEP nach XML
(2017-03-20T13:08:10Z)
Maria Ermakova, Benjamin Fiechter, Susanne Haaf, Frank Wiegand: Konvertierung XML nach DTA-Basisformat
(2017-03-20T13:08:10Z)
Weitere Informationen:Die angegebenen Seitenzahlen beziehen sich auf die Ausgabe: Neue Rheinische Zeitung. Organ der Demokratie. Bd. 1 (Nummer 1 bis Nummer 183) Köln, 1. Juni 1848 bis 31. Dezember 1848. Glashütten im Taunus, Verlag Detlev Auvermann KG 1973.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |