Neue Rheinische Zeitung. Nr. 64. Köln, 3. August 1848.[Spaltenumbruch] 5 Uhr trafen die ersten mit Knütteln bewaffneten Züge der Bauern an den Gittern ein. Alle Unterhandlungen, die wohl eine gute Stunde dauern mochten, wurden durch den Ungestüm und das verstärkte Herbeiströmen von Landleuten, Arbeitern etc. unmöglich gemacht. An dem Schloßgitter hatte sich der größte Haufen versammelt. Von ihm ward das Thor mit Balken eingerannt und etwa 20-30 von ihnen drängten sich durch und zogen gegen das Landhaus, wo sich schon große Haufen Tumultuanten aus Stadt und Land versammelt hatten. Das herbeigerufene Militär (etwa in Allem 60 Mann) schritt zwar ein, mußte aber bald zur Deckung der Regierung zurückgezogen werden und überließ bei einbrechender Nacht die Bewachung des offenen Gitters abermals der Bürgerwehr, während ungefähr 30 Mann des bewaffneten Turnkorps die Bauern bis an das Schauspielhaus zurück drängten. Jetzt wurde auf Befehl von der Bürgerwehr scharf geladen. Es mochte 8 Uhr sein. Die Zahl der Tumultuanten wuchs, der Anblick einiger vom Militär Blessirten erregte ihre Wuth im höchsten Grade, während die theils seit 1 Uhr in Staub und Sonnenglut stehende, der Handhabung des schweren Gewehrs zum Theil ungewohnte Bürgerschaft ermattete, an jedem kräftigen Widerstande zu zweifeln und sich in Haufen zurückzuziehen begann. Nur der Turnverein hielt trotz vielfältiger Warnungen und schlimmer Anzeigen den ihm anvertrauten äußersten Posten besetzt. Da glaubte der Kanzler v. Bretschneider dem Sturm nicht länger begegnen zu können, er verfügte (durch das Zurückziehen der Bürgerschaft nothgedrungen) die Freilassung des Verhafteten. Dieser zog nun an der Spitze des vereinigten Haufens gegen das Thor und die Aufrührermasse fiel über die Turner her. Ein Theil wurde entwaffnet und niedergeworfen, die Andern nahmen zum Schuß ihre Zuflucht. Der erste Schuß fiel beim Ringen um ein Gewehr. Hierauf mochten noch etwa 15 Schüsse von beiden Seiten fallen, wobei ein Schneidergeselle getödtet wurde. Verwundet wurden auf beiden Seiten gegen 25-30. Die Turner wurden darauf heftig bis in die Stadt verfolgt. Ein großer Theil trug Wunden oder wenigstens Steinwürfe davon. Die Bürgerwehr hatte sich aufgelöst, die Uebermacht war zu groß. Die Nacht und den Sieg benutzte die Rotte zur Demolirung der Häuser der Führer des Turnerkorps. Um 6 Uhr Morgens, als sich der Sturm etwas gelegt hatte, begann man die einzelnen Wohnungen der Turnvereinsmitglieder ausfindig zu machen und demolirte noch zehn Häuser. Den Turnern war vom Volke der Tod geschworen und es hatten diese sämmtlich die Stadt noch in der Nacht verlassen. Die Landschaft hat der Stadt ihren Schutz angeboten. Bis jetzt, den 28. Juli, ist die Ruhe nicht weiter gestört worden. Prag, 27. Juli. Die Mitglieder des vom Landespräsidium aufgelösten Korps Swornost haben gegen diese Auflösung Protest beim Ministerium eingelegt. (Pr. Z.)Prag, 28. Juli. Endlich wird wieder - nach langer unkonstitutioneller Pause - ein neuer Schritt in unserm konstitutionellen Leben gemacht: es wird nämlich ernstlich daran geschritten, ein Geschwornenkollegium für Preßprozesse zu kreiren. Die Geschwornen werden gewählt, die aktive und passive Wahltähtigkeit ist an dieselben Bedingungen, wie bei den Reichstagswahlen geknüpft, nur Geistliche und k. k. Beamte sind nicht wählbar, weil ihre Standespflichten mit denen eines Geschwornen kollidiren könnten. Zum Behufe der Wahl, die auf den 9. August festgesetzt ist, wird die Stadt, ganz wie bei den Reichstagswahlen, in 44 Bezirke getheilt: in jedem sollen vierzehn Geschworne gewählt werden. - Auch die Reorganisirung der Nationalgarde soll nächstens vorgenommen werden; so viel wir hören, wird zur Prüfung der Zulässigkeit der einzelnen Individuen ein eigenes Unbescholtenheitskollegium niedergesetzt. Ob die Sonderkorps auch ferner ihren Bestand behalten, oder ob jeder Garde verpflichtet wird, in seinem Bezirke Dienst zu thun, ist noch fraglich. - Dr. Brauner soll bereits gestern früh seiner Haft entlassen worden und noch denselben Tag nach Wien gefahren sein, um seinen Sitz im Reichstage einzunehmen. 61 Wien, 29. Juli. Die Kanaille hat gestern Abend den Versuch gemacht, in den Straßen der Hauptstadt Das zu erreichen, was ihr im Reichstag bisher noch nicht gelingen wollte. Zu diesem Ende war ihr, gegen eine Abfindung von 150,000 Gulden Münze zwar zum Rebellen erklärter, nun aber um so geliebterer Häuptling Jellachich, weil sein gegen Ungarn gerichtetes Absolutisten-Manöver in Kroatien nicht den gehofften Fortgang hatte, vor einigen Tagen hier eingetroffen. Auf das Gerücht davon eilen Kossuth und Esterhazy mit dem Palatin herbei: denn Jellachich könnte ja die üble Stimmung benutzen, welche Kossuth's Rede unter der Wiener Bevölkerung hervorgebracht hat. Der Reichstag hatte beschlossen, sich einer von dem Ausschusse beantragten, auf gestern Morgen festgesetzten großen Trauerceremonie anzuschließen, um die Revolution und alle ihre Folgen offen zu sanktioniren. Die Schwarzgelben waren außer sich vor Wuth, als sie diesen neuen revolutionären Akt erfuhren; als sie erfuhren, daß die Feier, trotz des Regens, trotz der geflissentlichen Fernhaltung des erst vor einigen Tagen mittelst gewöhnlichen Komödienspiels unter Verwünschungen wider die schlechte Presse mit dem Volke versöhnten Militärs, so imposant-domokratisch ausgefallen und Füsters Rede von 60,000 Menschen mit dem begeistertsten Jubel aufgenommen worden war. Sie lassen also schon am Nachmittag in der Stadt verbreiten, am Abend würden die Slaven dem Ban Jellachich einen Fackelzug bringen und man hoffe dabei auf eine Katzenmusik der Ungarn, wider welche die Demonstration angeblich gerichtet sei. Vor dem Gasthofe Jellachich's in der Kärntnerstraße sammelte sich Abends eine große Menschenmenge, die nach allen Seiten hin von contrerevolutionären Agenten bearbeitet wurde und zum Theil auch aus Contrerevolutionären bestand. Man hörte namentlich auf den Ausschuß schimpfen, der dadurch, daß er die Feier am Morgen veranlaßt, auch diesen Fackelzug hervorgerufen habe. Man erinnere sich nun der sogenannten Verbrüderung des Militärs mit dem Volk, des Handstreichs von Pannasch, wodurch die Nationalgarde und Legion ein Polizeikorps werden sollten; es hieß nun, Pannasch habe seine Entlassung als Ober-Kommandant genommen, weil Garde und Legion nur als solche, nicht aber als Polizeikorps an der Feier des Morgens Theil zu nehmen erklärt hatten. Hauptmann Schmidtbery hatte beim Vorbeigang des Reichstages an der Burgwache seine Soldaten keine Honneurs machen lassen; Alles das zusammen, machte es klar, daß eine (neue Auflage des 26. Mai beabsichtigt war. Auf einmal rückte ein unabsehbarer Zug heran, der aus lauter Soldaten besteht. Ein ungeheures kroatisches Geheul erfüllt bald die Lüfte, bis Jellachich erscheint und zu besprechen beginnt. Deutschland soll leben, meint er mit hohnlächelnder Miene, aber ängstlich-zitternder Stimme, doch müsse Oesterreich vor Allem bestehen bleiben und als Mehrheit der Bevölkerung, seien besonders die Slaven berufen, den Kaiserstaat und den Kaiser nicht sinken zu lassen. Neues, entsetzliches Geheul und dann kroatische Lieder mit der Hymne: "Gott erhalte u. s. w."; da ruft während einer Pause mit gewaltiger Stimme ein Student: Deutschland soll leben! Sogleich stürzen in der Mitte der Soldaten befindliche Offiziere auf ihn ein, während andere befehlen, die Fackeln zu löschen und "Nieder mit Deutschland" rufen! Aber nun ertönt aus allen Seitenstraßen der Ruf: "Es lebe Deutschland!" Massen von jungen Männern dringen in die Kärntnerstraße und unter das Militär, deutsche Nationallieder müssen gespielt werden und der Ruf: Es lebe Deutschland! will kein Ende nehmen. Das Militär, meistens Böhmen, Kroaten, Gränzer, Polen, Italiener, verstummen. Die Offiziere haben sich mittlerweile größtentheils aus dem Staube gemacht, aber nun soll die Katzenmusik mit Zischen und Pfeifen ihren Anfang nehmen. Ein chaotisches Toben erhebt sich unter Jellachich's Fenstern, bis wohin aber endlich die Deutschen mit ihrem Es lebe Deutschland! und die Magyaren mit einem Elzenrufe auf Deutschland gedrungen waren, und so muß auch die Katzenmusik vor den patriotischen Rufen verstummen. Das Metternichische Kabinetsstückchen der Völker-Aneinanderhetzung ist auch diesmal gänzlich mißlungen. Bei dem Erscheinen des Militärs, bei dem ersten Vivatgebrüll, beim Anblick der wilden, kroatischen Phisiognomien mußte man sich von der ärgsten Besorgniß ergriffen fühlen, wenn man die drohende Gefahr eines Zusammenstoßes so vieler in Sprache, Sitte und Sympathien einander fremder Völker erwog. Jellachich hat in Wien den Sieg über Deutsche und Ungarn feiern wollen, den er mit seinen Truppen von Kroatiern niemals erfechten wird; aber der Streich mißlang. Die Schwarzgelben haben sich im Militär getäuscht. Der Soldat fühlt sich zu behaglich in seiner gegenwärtigen freien Bewegung, um über diejenigen herzufallen, die ihm diesen Zustand erobert haben. Im ersten Augenblicke beim Zeichen ihrer Offiziere unentschlossen, verzichtete das Militär bald auf allen Widerstand gegen den Volkssturm und die unter dem Bandenführer Jellachich beabsichtigte Metzelei scheiterte noch vor dem Entstehen. Wahrlich, ich muß Oesterreich darüber glücklich schätzen, daß es keine preußischen Soldaten hat. Die vollständigste Ohnmacht der Kamarilla wird die Folge des gestrigen Attentats sein, die Nationen werden erkennen, wer ihr wahrer Feind ist. - Mehre Bürger aus der Vorstadt Landstraße erzählten mir heute, sie hätten im Anfang des Fackelzugs, wie zum Zeichen, einen Kanonenschuß gehört: ob aber noch Militär in der Nähe Wiens liegt, weiß ich nicht. Wenn die Ober-Post-Amts-Zeitung vom 25. Juli behauptet, der Reichsverweser und seine Frau, die Baronin Brandhof, wohnten in den Gemächern des Schlosses von Schönbrunn oder in der Burg, so ist dies eine Unwahrheit. Der Reichsverweser bewohnt, nur einen vom Schlosse ganz getrennten armseligen Bau, welcher bei der Anwesenheit des Hofs zur Unterbringung des Hofpersonals verwendet wird. Das Gericht geht, die von den gegenwärtigen Ministern nach Innspruck gesendeten Depeschen seien unangenommen wieder hier eingetroffen. Die Kamarilla will von dem Ministerium, dem Reichstag und den Wienern nichts wissen, aber sie irrt sich gewaltig, wenn sie einen Jellachich für geeignet hält, unter uns, zum zweiten Windisch-Grätz, zu werden. Aus dem Limburgischen, 31. Juli. Die Holländer haben ihre Drohungen wahr gemacht. Gestern rückte ein Detaschement Truppen in Heerlen ein und verlangte, daß alle deutsche Fahnen abgerissen würden. Wo es nicht gesah, thaten sie es selber. Die Kirche wurde gewaltsam geöffnet, um vom Thurme die Fahne herabzuholen. An einzelnen Konflikten hat es nicht gefehlt. Wie in Heerlen, wird es im ganzen Lande ergangen sein. Die Erbitterung ist allgemein. (Aach. Z.)Dänemark. * Kopenhagen, 28. Juli. Von Veile, 25. Juli wird geschrieben, daß der Kriegsminister dort angekommen und eine königl. Ordre mitgebracht habe, wonach das vom General Hedemann geführte Ober-Kommando ihm entzogen und dem General Krogh übertragen wird. Man sagt, Hedemann werde einen andern ehrenvollen Posten erhalten. - Die Cholera ist in Riga, Reval, Helsingfors und Abo. Das Schloß Marienlyst bei Helsingör ist vom Könige zu einem Invalidenhause geschenkt worden. Polen. Lemberg, 22. Juli. Nachrichten aus Tyszmienitz im Stanislauer Kreise zufolge, haben sich daselbst Spuren der Cholera gezeigt, nachdem sie bereits früher in Sereth in der Bukowina ausgebrochen war. Von Seiten der Behörden wurden sogleich alle Sanitätspolizeilichen Vorkehrungen getroffen. Von 8 am ersten Tage erkrankten Personen starben 5, bei 3 der Gestorbenen sind aber grobe Diätfehler nachweislich. (Wien. Z.)Italien. * Innsbruck, 28. Juli. Der Inhalt dieses Artikels kann aus urheberrechtlichen Gründen nicht angezeigt werden. Der Inhalt dieses Artikels kann aus urheberrechtlichen Gründen nicht angezeigt werden. Schweiz. Zürich, 30. Juli. Gestern in Zürich eingelaufene Handelsbriefe berichteten von einer völligen Niederlage des italienischen Heeres, so daß die Oesterreicher bereits in Masse auf dem rechten Minciouser sich befinden und gegen Mailand vorrücken. So wie aber die Siegesberichte vom 24. d. übertrieben waren, so scheinen es auch die Niederlageberichte zu sein. Der Tessiner Republikano berichtet, daß ein Reisender, der am 28. frühe Mailand verlassen hatte, versicherte, das italienische Heer halte noch gut zusammen. Ein zweites amtliches Bulletin vom 27. d. 3 1/2 Uhr Nachmittags versichert, das italienische Heer sei bei Goiro in bester Schlachtordnung aufgestellt. Das Korps von Sonnaz sei nun auch dazu gestoßen, nachdem in Peschiera eine genügende Besatzung zurückgelassen worden sei. Die letzten Berichte melden, die Piemontesen hätten die bei Volta auf dem rechten Minciouser stehenden Oesterreicher wieder angegriffen. General Zucchi übernimmt das Kommando in Brescia. Die mobilisirte Nationalgarde zieht von Mailand nach dem Kriegsschauplatz. Ein Sicherheitscomite ist in Mailand niedergesetzt. - Einem Privatbriefe vom 28. d. entnehmen wir, daß die Oesterreicher die Provinzen Brescia und Cremona bedrohen. Die Bestürzung soll hier groß sein. Am 28. d. erwartete man eine großartige Demonstration der republikanischen Partei zum Sturze der provisorischen Regierung. - Morgen wird sich die Tagsatzung mit der Note des deutschen Bundestages befassen. Der Antrag der Kommission geht wesentlich dahin, daß die Tagsatzung dem sel. verblichenen Bundestag keine Gegennote schicken könne. Morgen ist die letzte Sitzung. Französische Republik. Der Inhalt dieses Artikels kann aus urheberrechtlichen Gründen nicht angezeigt werden. * Der Inhalt dieses Artikels kann aus urheberrechtlichen Gründen nicht angezeigt werden. Großbritannen. * London, 31. Juli. Die Sitzung des Unterhauses vom 29. ward größtentheils mit Debatten über Irlands Zustand ausgefüllt. Es gibt auch jetzt weder inner- noch außerhalb des Parlaments einen andern Gegenstand, der so die Gemüther beschäftigt als eben Irland. Die "Times" bekam diesen Morgen eine telegraphische Nachricht aus Dublin, daß die in und um Ballinghy beginnende Insurrektion von der angesammelten Polizeimacht unterdrückt worden. Bei dem Zusammenstoß wurden drei Repealer getödtet, mehrere verwundet. Smith O'Brien hat sich nach Urlingford begeben; dort ist jetzt das eigentliche Revolutions-Hauptquartier. Dillon, einer der Chefs der irischen Partei, soll im Kampf geblieben sein. Darin stimmen die Berichte überein, daß im Süden Irlands, wenigstens in der Nähe der Eisenbahnen, Ruhe vorherrscht. Lord Hardinge begibt sich nach Irland, nicht als Oberbefehlshaber, sondern zu dem Zweck, um überall, wo es nöthig sein sollte, einen außerordentlichen und unabhängigen Befehl zu übernehmen. Lorbeeren, wie in Ostindien, wird er in Irland nicht pflücken; denn die Repealer haben nicht, gleich den Sikhs, eine disciplinirte und wohlbewaffnete Armee aufzustellen. In Greenock sind zwei Chartisten, ein Buchhändler und ein Hufschmidt, nach dem Grafschaftsgefängniß abgeführt worden. -Lord Cowleygeht heute als britischer Bevollmächtigter nach Frankfurt a. M. ab, ohne aber Gesandtschaftskreditive mitzubekommen, da in Frankfurt blos eine provisorische Regierung besteht. Unterhaus vom 31. Juli. Die Sitzung begann um 12 Uhr. Herr Arkwright protestirt dagegen, daß das Haus täglich um 12 Uhr seine Sitzungen beginne (wie dies in der letzten Zeit geschehen). Zunächst kam wiederum eine irische (Pachtgütergesellschafts-) Bill zur Debatte, die bei Abgang der Post noch andauerte. Zu bemerken ist die Annahme einer Bestimmung mit 51 gegen 3 Stimmen, wonach in Irland der Käufer von 30 Morgen Land diese später nicht theilweise verkaufen darf. * London, 31. Juli.
Die Times die sich noch vor Kurzem über Deutschland so zweifelhaft ausdrückte und namentlich wegen der dänischen Angelegenheit ihrem Zorn in den wüthendsten Tiraden Luft machte, ist mit einem Male auf wahrhaft erstaunliche Weise besänftigt und bemüht sich, abwechsend dem ganzen deutschen Volke und dem preußischen Gesandten Bunsen die süßesten Schmeicheleien zu sagen. Wie wir vorgestern bereits mittheilten, will die Times aus guter Frankfurter Quelle wissen, daß dem Ritter Bunsen der wichtige Posten eines Konseil-Präsidenten und eines Ministers der auswärtigen Angelegenheiten bei der provisorischen Centralgewalt in Deutschland bevorstehe. - - Dies erklärt Alles! Mögen die Deutschen sich vor der Times dem einflußreichsten aber auch dem perfidesten Blatte Englands, in Acht nehmen, sonst werden sie durch die freundliche Vermittlung der frommen Betschwester Bunsen noch zu einer Handelspolitik kommen, bei der die Engländer nach wie vor ihr Schäfchen scheeren und die deutschen Industriellen ihr blaues Wunder erleben werden. * Dublin, 30. Juli. In Urlingford, Grafschaft Kilkenny, ist seit dem Eintreffen S. O'Briens die Aufregung noch um Vieles gestiegen. Ueberall wurde Sturm geläutet und das Landvolk strömte mit Piken, Mistgabeln und Musketen bewaffnet herbei. Etwa 50 Konstablers wurden auf der Au von Kilcooley durch so bedeutende Uebermacht umringt, daß sie nach Urlingford um Verstärkung sandten. Der Eisenbahn von Limerick bis Dublin entlang war Alles ruhig. Eine große Truppenmacht rückt immer näher gegen Urlingford vor und wird es bald völlig umzingelt haben. Gestern Abend langten hier abermals 2 neue Regimenter aus England an. Auf des Lordlieutenants Befehl ist das ganze Lokal, worin die "irische League" ihre Comite-Sitzungen hielt, von der Polezei durchsucht und Alles, was man an Büchern, Briefen etc. fand, weggenommen und außerdem die beiden dort befindlichen Herren Halpin Sekretär der "irischen League", und Rea (aus Belfast) verhaftet worden. Ferner sind die beiden Journale: "The Felon" und "The Nation" - - Organe der radikalen irischen Parthei - völlig vernichtet worden. Die Polizei hat in den Bureaus und Druckereien derselben Alles bis auf die Lettern und die kleinsten Papierschnitzel weggenommen und das ganze Personal, das sie in den verschiedenen Räumen vorfand, verhaftet, selbst einen kleinen Jungen nicht ausgenommen, der eben seinem Vater, der als Drucker beschäftigt war, das Frühstück gebracht hatte. Von 13 Personen, die durch vizeköniglichen Anschlag wegen Hochverraths verfolgt wurden, ist Lalor verhaftet und Devin Reilly hat sich freiwillig gestellt. In Cork sind 6 der dortigen Repealchefs vor Gericht gestellt. Acht andere Porsonen sind wegen unerlaubten Einexerzierens etc. an die nächsten Assisen gewiesen. In Limerick und Tipperary haben sich, nachdem die Kunde von Suspendirung der Habeas-Corpus-Akte ankam, die meisten Klubs freiwillich aufgelöst. Die Taktik der Insurgenten ist vorläufig darauf gerichtet, einzelne Polizei-Detaschements zur Uebergabe ihrer Waffen aufzufordern. In Drogheda und Belfast sind eine Anzahl Klubisten verhaftet. Die Waffenablieferung hat bis jetzt nur geringe Resultate geliefert. Die Irländer zerstören sie entweder oder schaffen sie an einen sichern Ort. Asien. 12 Paris, 31. Juli. Die Ereignisse auf der Insel Martinique vom 21. Mai haben den General-Kapitän von Porto-Ricco veranlaßt, folgende Proklamation ergehen zu lassen: Bewohner der Insel Porto-Ricco! Die kritischen Zeitumstände und die betrübende Lage, in welcher sich fast alle benachbarten Länder dieser Insel befinden, - da die einen vom Bürgerkrieg, die andern durch einen Vernichtungskrieg unter den Stämmen selbst durchwühlt werden - legen uns die Verpflichtung auf, wirksame Maßregeln zu ergreifen, um unsern friedlichen und loyalen Boden vor solchem Unheil zu bewahren. Ich muß demnach solche Strafen aufstellen, die schnell und strenge alle Verbrechen treffen, welche unter den jetzigen Umständen begangen werden könnten. Zu diesem Zwecke mache ich Gebrauch von der mir durch un- [Spaltenumbruch] sere Königin und Meisterin, die Gott erhalte, verliehenen Vollmacht, und beschließe was folgt: 1) Vergehen jeder Art, deren, von der Veröffentlichung dieses Bando's an, Individuen der afrikanischen Race, seien sie frei oder Sklaven, sich zu Schulden lassen kommen, werden von einem Kriegsgericht abgeurtheilt. 2) Jedes Individium afrikanischer Race,seien sie frei oder Sklave, welches überführt wird, Waffen gegen Weiße sich bedient zu haben, wird todtgeschossen, wenn er ein Sklave, und die rechte Hand vom Henker ihm abgehauen, wenn er frei ist. Hat er eine Wunde verursacht, so wird er in beiden Fällen todtgeschossen. 3) Jedes Individuum afrikanischer Race, frei oder Sklave, das einen Weißen beschimpft, mißhandelt, mit dem Stocke, einem Steine oder in sonst einer Weise bedroht, sei es auch bloß in der Absicht ihn zu beleidigen, wird mit fünf Jahr Galeeren bestraft, wenn er ein Sklave, und mit einer dem Thatbestande entsprechenden Strafe, wenn er frei ist. 4) Die Sklavenbesitzer bleiben kraft gegenwärtigen Bando's bevollmächtigt, die geringern Vergehen und Verbrechen ihrer Sklaven nach eigenem Gutdünken zu bestrafen, ohne Intervention eines Militär- oder Civil-Beamten. Denn meiner Autorität allein liegt es ob, nöthigenfalls das Betragen des Herrn gegen seinen Sklaven zu richten. 5) Wenn ein Sklave sich gegen seinen Herrn empören sollte, obgleich dieser Fall gar nicht vorauszusetzen ist, so hat der Herr das Recht, den Sklaven auf der Stelle zu tödten, um durch diese schleunige Bestrafung die Gefahr des bösen Beispiels zu vermeiden. 6) Die Militär-Kommandanten haben die größte Schnelligkeit in der Konstatirung der Verbrechen anzuwenden und die Instruktion darf nie den Term von 24 Stunden überschreiten. Die Reforme empört sich gegen dieses Bando, und erkennt den Sklaven das Recht der Empörung zu. Als wenn nicht zwischen Schwarzen und Weißen dasselbe Verhältniß obwalte als zwischen Proletariern und Bourgeois. Nur daß dieses Verhältniß im erstern Falle handgreiflicher ist als im zweiten. Die Franzosen, sagt die Reforme, dürften schon deshalb nicht dulden, daß auf Porto-Ricco Sklaven existiren, weil ihr Interesse dabei kompromittirt wird. Und welches ist das Interesse? Der Sklavenzucker kommt billiger als der freie Zucker. Indien. Die Nachrichten von Calcutta reichen bis zum 8., von Madras bis zum 10., von Bombay bis zum 19. Juni. Die unter dem Befehl der britischen Offiziere stehenden Sikh- und irregulären Truppen hatten bei zwei Gelegenheiten einen entscheidenden Sieg über bedeutende Banden der Multan Rebellen erfochten. Lieutenant Edwardes war bis Leia vorgedrungen, wo ihn von Lahore aus der Befehl traf, wieder über den Indus zurückzukehren und sich auf die Besetzung der Bunnoo-Provinzen zu beschränken. Seine Sikh-Mannschaft, die sich Anfangs durch Desertiren sehr verringerte, wurde später durch Patans und Musselmans ergänzt und als es zum Treffen kam, wurden die Feinde jedesmal mit Verlust von einigen Kanonen und vielen Todten zurückgeworfen. Schließlich bemächtigte man sich des Forts von Dera, welches die Linie des Indus beherrscht. In Lahore setzten die Behörden ihre Anstrengungen fort, um die Ruhe der Stadt aufrecht zu erhalten. Man sagte, daß der Dewan Molraj an der Spitze von 10,000 Mann in Multan stehe und die Stadt sehr befestige. Der obere Theil von Scinde blieb fortwährend ruhig. Die Geschäftsnachrichten aus Calcutta lauten eben nicht günstig und sind keineswegs geeignet um zu Verschiffungen englischer Fabrikate einzuladen. In Bombay ging der Handel nicht so schlecht; der dortige Markt ist aber keineswegs von solcher Bedeutung wie der von Calcutta. Nachtrag. * Köln, 2. August. Der Inhalt dieses Artikels kann aus urheberrechtlichen Gründen nicht angezeigt werden. Aufrufan alle gutgesinnten Deutschen. Es ist bekannt, wie seit der Hecker'schen Schilderhebung, so viele Deutsche als Flüchtlinge in Frankreich ein Asyl gesucht und gefunden haben; vie viele jetzt in der letzten Zeit wieder gezwungen worden, die unterdrückte Heimath wegen sogenannter "politischen Verbrechen" zu verlassen, um in einem freiern Lande Schutz ihrer persönlichen Freiheit zu finden, davon geben die Steckbriefe in den Zeitungen eine Uebersicht. Hier in Straßburg und in Besancon liegt eine Menge solcher Verbannten; die größere Mehrheit von ihnen hat keine Subsistenzmittel, und wäre längst dem tiefsten Elende zum Opfer gefallen, wenn nicht ein Unterstützungs-Comite, bestehend aus den braven Männern Corvin, Weber und Schweizer mit den wenigen Mitteln, die ihm von auswärts zuflossen, so gut Haus gehalten hätte, daß es seit sechs Wochen mit einer Summe von circa 800 Fr. die Armen vor Hunger und Blöße schützen konnte. Jetzt aber aber sind die Fonds des Comites erschöpft, ja es sind sogar noch einige hundert Franken Schulden da, für welche das Comite sich verbürgt hat. Unter diesen Umständen ist es klar, daß mit einem Male alle Unterstützung der armen Flüchtlinge aufhören mußte, daß diese armen Leute einem Zustande der Hülflosigkeit Preis gegeben sind, der sie, wenn nicht baldige Rettung kommt, der Verzweiflung in die Arme treiben wird. Diese Rettung erwarten sie von ihren Brüdern in Deutschland, ja sie haben fast ein Recht, diese Hülfe zu erwarten, da sie es waren, welche die Brust den Feinden der Freiheit Deutschlands im muthigen Kampfe entgegengeworfen, oder mit dem Schwerte des Wortes und der Schrift für dieses Ziel gekämpft haben. Wenn für die Ausbauung eines steinernen Domes Tausende und aber Tausende gespendet wurden, so wird Deutschland doch auch ein Schärflein übrig haben für die Werkleute, welche am Tempel der Freiheit gebaut haben, und dafür jetzt in Verbannung und Elend schmachten. Straßburg, am 22. Juli 1848 Jean J. Jansen. Oeffentliche Verwahrung der radikal-demokratischen Parthei in der const. deutschen Versammlung gegen den Beschluß in der Polenfrage. Deutsches Volk, das Unglaubliche ist geschehen! Die Mehrheit deiner Vertreter hat die Revolution verleugnet und die theuersten Sympathien freier Völker verscherzt! Sie hat eine neue Theilung Polens ohne sichere Ermittelung der dortigen Bevölkerungsverhältnisse vorgenommen, und die alten Theilungen für immer genehmigt! (Hierzu eine Beilage.) [Spaltenumbruch] 5 Uhr trafen die ersten mit Knütteln bewaffneten Züge der Bauern an den Gittern ein. Alle Unterhandlungen, die wohl eine gute Stunde dauern mochten, wurden durch den Ungestüm und das verstärkte Herbeiströmen von Landleuten, Arbeitern etc. unmöglich gemacht. An dem Schloßgitter hatte sich der größte Haufen versammelt. Von ihm ward das Thor mit Balken eingerannt und etwa 20-30 von ihnen drängten sich durch und zogen gegen das Landhaus, wo sich schon große Haufen Tumultuanten aus Stadt und Land versammelt hatten. Das herbeigerufene Militär (etwa in Allem 60 Mann) schritt zwar ein, mußte aber bald zur Deckung der Regierung zurückgezogen werden und überließ bei einbrechender Nacht die Bewachung des offenen Gitters abermals der Bürgerwehr, während ungefähr 30 Mann des bewaffneten Turnkorps die Bauern bis an das Schauspielhaus zurück drängten. Jetzt wurde auf Befehl von der Bürgerwehr scharf geladen. Es mochte 8 Uhr sein. Die Zahl der Tumultuanten wuchs, der Anblick einiger vom Militär Blessirten erregte ihre Wuth im höchsten Grade, während die theils seit 1 Uhr in Staub und Sonnenglut stehende, der Handhabung des schweren Gewehrs zum Theil ungewohnte Bürgerschaft ermattete, an jedem kräftigen Widerstande zu zweifeln und sich in Haufen zurückzuziehen begann. Nur der Turnverein hielt trotz vielfältiger Warnungen und schlimmer Anzeigen den ihm anvertrauten äußersten Posten besetzt. Da glaubte der Kanzler v. Bretschneider dem Sturm nicht länger begegnen zu können, er verfügte (durch das Zurückziehen der Bürgerschaft nothgedrungen) die Freilassung des Verhafteten. Dieser zog nun an der Spitze des vereinigten Haufens gegen das Thor und die Aufrührermasse fiel über die Turner her. Ein Theil wurde entwaffnet und niedergeworfen, die Andern nahmen zum Schuß ihre Zuflucht. Der erste Schuß fiel beim Ringen um ein Gewehr. Hierauf mochten noch etwa 15 Schüsse von beiden Seiten fallen, wobei ein Schneidergeselle getödtet wurde. Verwundet wurden auf beiden Seiten gegen 25-30. Die Turner wurden darauf heftig bis in die Stadt verfolgt. Ein großer Theil trug Wunden oder wenigstens Steinwürfe davon. Die Bürgerwehr hatte sich aufgelöst, die Uebermacht war zu groß. Die Nacht und den Sieg benutzte die Rotte zur Demolirung der Häuser der Führer des Turnerkorps. Um 6 Uhr Morgens, als sich der Sturm etwas gelegt hatte, begann man die einzelnen Wohnungen der Turnvereinsmitglieder ausfindig zu machen und demolirte noch zehn Häuser. Den Turnern war vom Volke der Tod geschworen und es hatten diese sämmtlich die Stadt noch in der Nacht verlassen. Die Landschaft hat der Stadt ihren Schutz angeboten. Bis jetzt, den 28. Juli, ist die Ruhe nicht weiter gestört worden. Prag, 27. Juli. Die Mitglieder des vom Landespräsidium aufgelösten Korps Swornost haben gegen diese Auflösung Protest beim Ministerium eingelegt. (Pr. Z.)Prag, 28. Juli. Endlich wird wieder ‒ nach langer unkonstitutioneller Pause ‒ ein neuer Schritt in unserm konstitutionellen Leben gemacht: es wird nämlich ernstlich daran geschritten, ein Geschwornenkollegium für Preßprozesse zu kreiren. Die Geschwornen werden gewählt, die aktive und passive Wahltähtigkeit ist an dieselben Bedingungen, wie bei den Reichstagswahlen geknüpft, nur Geistliche und k. k. Beamte sind nicht wählbar, weil ihre Standespflichten mit denen eines Geschwornen kollidiren könnten. Zum Behufe der Wahl, die auf den 9. August festgesetzt ist, wird die Stadt, ganz wie bei den Reichstagswahlen, in 44 Bezirke getheilt: in jedem sollen vierzehn Geschworne gewählt werden. ‒ Auch die Reorganisirung der Nationalgarde soll nächstens vorgenommen werden; so viel wir hören, wird zur Prüfung der Zulässigkeit der einzelnen Individuen ein eigenes Unbescholtenheitskollegium niedergesetzt. Ob die Sonderkorps auch ferner ihren Bestand behalten, oder ob jeder Garde verpflichtet wird, in seinem Bezirke Dienst zu thun, ist noch fraglich. ‒ Dr. Brauner soll bereits gestern früh seiner Haft entlassen worden und noch denselben Tag nach Wien gefahren sein, um seinen Sitz im Reichstage einzunehmen. 61 Wien, 29. Juli. Die Kanaille hat gestern Abend den Versuch gemacht, in den Straßen der Hauptstadt Das zu erreichen, was ihr im Reichstag bisher noch nicht gelingen wollte. Zu diesem Ende war ihr, gegen eine Abfindung von 150,000 Gulden Münze zwar zum Rebellen erklärter, nun aber um so geliebterer Häuptling Jellachich, weil sein gegen Ungarn gerichtetes Absolutisten-Manöver in Kroatien nicht den gehofften Fortgang hatte, vor einigen Tagen hier eingetroffen. Auf das Gerücht davon eilen Kossuth und Esterhazy mit dem Palatin herbei: denn Jellachich könnte ja die üble Stimmung benutzen, welche Kossuth's Rede unter der Wiener Bevölkerung hervorgebracht hat. Der Reichstag hatte beschlossen, sich einer von dem Ausschusse beantragten, auf gestern Morgen festgesetzten großen Trauerceremonie anzuschließen, um die Revolution und alle ihre Folgen offen zu sanktioniren. Die Schwarzgelben waren außer sich vor Wuth, als sie diesen neuen revolutionären Akt erfuhren; als sie erfuhren, daß die Feier, trotz des Regens, trotz der geflissentlichen Fernhaltung des erst vor einigen Tagen mittelst gewöhnlichen Komödienspiels unter Verwünschungen wider die schlechte Presse mit dem Volke versöhnten Militärs, so imposant-domokratisch ausgefallen und Füsters Rede von 60,000 Menschen mit dem begeistertsten Jubel aufgenommen worden war. Sie lassen also schon am Nachmittag in der Stadt verbreiten, am Abend würden die Slaven dem Ban Jellachich einen Fackelzug bringen und man hoffe dabei auf eine Katzenmusik der Ungarn, wider welche die Demonstration angeblich gerichtet sei. Vor dem Gasthofe Jellachich's in der Kärntnerstraße sammelte sich Abends eine große Menschenmenge, die nach allen Seiten hin von contrerevolutionären Agenten bearbeitet wurde und zum Theil auch aus Contrerevolutionären bestand. Man hörte namentlich auf den Ausschuß schimpfen, der dadurch, daß er die Feier am Morgen veranlaßt, auch diesen Fackelzug hervorgerufen habe. Man erinnere sich nun der sogenannten Verbrüderung des Militärs mit dem Volk, des Handstreichs von Pannasch, wodurch die Nationalgarde und Legion ein Polizeikorps werden sollten; es hieß nun, Pannasch habe seine Entlassung als Ober-Kommandant genommen, weil Garde und Legion nur als solche, nicht aber als Polizeikorps an der Feier des Morgens Theil zu nehmen erklärt hatten. Hauptmann Schmidtbery hatte beim Vorbeigang des Reichstages an der Burgwache seine Soldaten keine Honneurs machen lassen; Alles das zusammen, machte es klar, daß eine (neue Auflage des 26. Mai beabsichtigt war. Auf einmal rückte ein unabsehbarer Zug heran, der aus lauter Soldaten besteht. Ein ungeheures kroatisches Geheul erfüllt bald die Lüfte, bis Jellachich erscheint und zu besprechen beginnt. Deutschland soll leben, meint er mit hohnlächelnder Miene, aber ängstlich-zitternder Stimme, doch müsse Oesterreich vor Allem bestehen bleiben und als Mehrheit der Bevölkerung, seien besonders die Slaven berufen, den Kaiserstaat und den Kaiser nicht sinken zu lassen. Neues, entsetzliches Geheul und dann kroatische Lieder mit der Hymne: „Gott erhalte u. s. w.“; da ruft während einer Pause mit gewaltiger Stimme ein Student: Deutschland soll leben! Sogleich stürzen in der Mitte der Soldaten befindliche Offiziere auf ihn ein, während andere befehlen, die Fackeln zu löschen und „Nieder mit Deutschland“ rufen! Aber nun ertönt aus allen Seitenstraßen der Ruf: „Es lebe Deutschland!“ Massen von jungen Männern dringen in die Kärntnerstraße und unter das Militär, deutsche Nationallieder müssen gespielt werden und der Ruf: Es lebe Deutschland! will kein Ende nehmen. Das Militär, meistens Böhmen, Kroaten, Gränzer, Polen, Italiener, verstummen. Die Offiziere haben sich mittlerweile größtentheils aus dem Staube gemacht, aber nun soll die Katzenmusik mit Zischen und Pfeifen ihren Anfang nehmen. Ein chaotisches Toben erhebt sich unter Jellachich's Fenstern, bis wohin aber endlich die Deutschen mit ihrem Es lebe Deutschland! und die Magyaren mit einem Elzenrufe auf Deutschland gedrungen waren, und so muß auch die Katzenmusik vor den patriotischen Rufen verstummen. Das Metternichische Kabinetsstückchen der Völker-Aneinanderhetzung ist auch diesmal gänzlich mißlungen. Bei dem Erscheinen des Militärs, bei dem ersten Vivatgebrüll, beim Anblick der wilden, kroatischen Phisiognomien mußte man sich von der ärgsten Besorgniß ergriffen fühlen, wenn man die drohende Gefahr eines Zusammenstoßes so vieler in Sprache, Sitte und Sympathien einander fremder Völker erwog. Jellachich hat in Wien den Sieg über Deutsche und Ungarn feiern wollen, den er mit seinen Truppen von Kroatiern niemals erfechten wird; aber der Streich mißlang. Die Schwarzgelben haben sich im Militär getäuscht. Der Soldat fühlt sich zu behaglich in seiner gegenwärtigen freien Bewegung, um über diejenigen herzufallen, die ihm diesen Zustand erobert haben. Im ersten Augenblicke beim Zeichen ihrer Offiziere unentschlossen, verzichtete das Militär bald auf allen Widerstand gegen den Volkssturm und die unter dem Bandenführer Jellachich beabsichtigte Metzelei scheiterte noch vor dem Entstehen. Wahrlich, ich muß Oesterreich darüber glücklich schätzen, daß es keine preußischen Soldaten hat. Die vollständigste Ohnmacht der Kamarilla wird die Folge des gestrigen Attentats sein, die Nationen werden erkennen, wer ihr wahrer Feind ist. ‒ Mehre Bürger aus der Vorstadt Landstraße erzählten mir heute, sie hätten im Anfang des Fackelzugs, wie zum Zeichen, einen Kanonenschuß gehört: ob aber noch Militär in der Nähe Wiens liegt, weiß ich nicht. Wenn die Ober-Post-Amts-Zeitung vom 25. Juli behauptet, der Reichsverweser und seine Frau, die Baronin Brandhof, wohnten in den Gemächern des Schlosses von Schönbrunn oder in der Burg, so ist dies eine Unwahrheit. Der Reichsverweser bewohnt, nur einen vom Schlosse ganz getrennten armseligen Bau, welcher bei der Anwesenheit des Hofs zur Unterbringung des Hofpersonals verwendet wird. Das Gericht geht, die von den gegenwärtigen Ministern nach Innspruck gesendeten Depeschen seien unangenommen wieder hier eingetroffen. Die Kamarilla will von dem Ministerium, dem Reichstag und den Wienern nichts wissen, aber sie irrt sich gewaltig, wenn sie einen Jellachich für geeignet hält, unter uns, zum zweiten Windisch-Grätz, zu werden. Aus dem Limburgischen, 31. Juli. Die Holländer haben ihre Drohungen wahr gemacht. Gestern rückte ein Detaschement Truppen in Heerlen ein und verlangte, daß alle deutsche Fahnen abgerissen würden. Wo es nicht gesah, thaten sie es selber. Die Kirche wurde gewaltsam geöffnet, um vom Thurme die Fahne herabzuholen. An einzelnen Konflikten hat es nicht gefehlt. Wie in Heerlen, wird es im ganzen Lande ergangen sein. Die Erbitterung ist allgemein. (Aach. Z.)Dänemark. * Kopenhagen, 28. Juli. Von Veile, 25. Juli wird geschrieben, daß der Kriegsminister dort angekommen und eine königl. Ordre mitgebracht habe, wonach das vom General Hedemann geführte Ober-Kommando ihm entzogen und dem General Krogh übertragen wird. Man sagt, Hedemann werde einen andern ehrenvollen Posten erhalten. ‒ Die Cholera ist in Riga, Reval, Helsingfors und Abo. Das Schloß Marienlyst bei Helsingör ist vom Könige zu einem Invalidenhause geschenkt worden. Polen. Lemberg, 22. Juli. Nachrichten aus Tyszmienitz im Stanislauer Kreise zufolge, haben sich daselbst Spuren der Cholera gezeigt, nachdem sie bereits früher in Sereth in der Bukowina ausgebrochen war. Von Seiten der Behörden wurden sogleich alle Sanitätspolizeilichen Vorkehrungen getroffen. Von 8 am ersten Tage erkrankten Personen starben 5, bei 3 der Gestorbenen sind aber grobe Diätfehler nachweislich. (Wien. Z.)Italien. * Innsbruck, 28. Juli. Der Inhalt dieses Artikels kann aus urheberrechtlichen Gründen nicht angezeigt werden. Der Inhalt dieses Artikels kann aus urheberrechtlichen Gründen nicht angezeigt werden. Schweiz. Zürich, 30. Juli. Gestern in Zürich eingelaufene Handelsbriefe berichteten von einer völligen Niederlage des italienischen Heeres, so daß die Oesterreicher bereits in Masse auf dem rechten Minciouser sich befinden und gegen Mailand vorrücken. So wie aber die Siegesberichte vom 24. d. übertrieben waren, so scheinen es auch die Niederlageberichte zu sein. Der Tessiner Republikano berichtet, daß ein Reisender, der am 28. frühe Mailand verlassen hatte, versicherte, das italienische Heer halte noch gut zusammen. Ein zweites amtliches Bulletin vom 27. d. 3 1/2 Uhr Nachmittags versichert, das italienische Heer sei bei Goiro in bester Schlachtordnung aufgestellt. Das Korps von Sonnaz sei nun auch dazu gestoßen, nachdem in Peschiera eine genügende Besatzung zurückgelassen worden sei. Die letzten Berichte melden, die Piemontesen hätten die bei Volta auf dem rechten Minciouser stehenden Oesterreicher wieder angegriffen. General Zucchi übernimmt das Kommando in Brescia. Die mobilisirte Nationalgarde zieht von Mailand nach dem Kriegsschauplatz. Ein Sicherheitscomité ist in Mailand niedergesetzt. ‒ Einem Privatbriefe vom 28. d. entnehmen wir, daß die Oesterreicher die Provinzen Brescia und Cremona bedrohen. Die Bestürzung soll hier groß sein. Am 28. d. erwartete man eine großartige Demonstration der republikanischen Partei zum Sturze der provisorischen Regierung. ‒ Morgen wird sich die Tagsatzung mit der Note des deutschen Bundestages befassen. Der Antrag der Kommission geht wesentlich dahin, daß die Tagsatzung dem sel. verblichenen Bundestag keine Gegennote schicken könne. Morgen ist die letzte Sitzung. Französische Republik. Der Inhalt dieses Artikels kann aus urheberrechtlichen Gründen nicht angezeigt werden. * Der Inhalt dieses Artikels kann aus urheberrechtlichen Gründen nicht angezeigt werden. Großbritannen. * London, 31. Juli. Die Sitzung des Unterhauses vom 29. ward größtentheils mit Debatten über Irlands Zustand ausgefüllt. Es gibt auch jetzt weder inner- noch außerhalb des Parlaments einen andern Gegenstand, der so die Gemüther beschäftigt als eben Irland. Die „Times“ bekam diesen Morgen eine telegraphische Nachricht aus Dublin, daß die in und um Ballinghy beginnende Insurrektion von der angesammelten Polizeimacht unterdrückt worden. Bei dem Zusammenstoß wurden drei Repealer getödtet, mehrere verwundet. Smith O'Brien hat sich nach Urlingford begeben; dort ist jetzt das eigentliche Revolutions-Hauptquartier. Dillon, einer der Chefs der irischen Partei, soll im Kampf geblieben sein. Darin stimmen die Berichte überein, daß im Süden Irlands, wenigstens in der Nähe der Eisenbahnen, Ruhe vorherrscht. Lord Hardinge begibt sich nach Irland, nicht als Oberbefehlshaber, sondern zu dem Zweck, um überall, wo es nöthig sein sollte, einen außerordentlichen und unabhängigen Befehl zu übernehmen. Lorbeeren, wie in Ostindien, wird er in Irland nicht pflücken; denn die Repealer haben nicht, gleich den Sikhs, eine disciplinirte und wohlbewaffnete Armee aufzustellen. In Greenock sind zwei Chartisten, ein Buchhändler und ein Hufschmidt, nach dem Grafschaftsgefängniß abgeführt worden. ‒Lord Cowleygeht heute als britischer Bevollmächtigter nach Frankfurt a. M. ab, ohne aber Gesandtschaftskreditive mitzubekommen, da in Frankfurt blos eine provisorische Regierung besteht. Unterhaus vom 31. Juli. Die Sitzung begann um 12 Uhr. Herr Arkwright protestirt dagegen, daß das Haus täglich um 12 Uhr seine Sitzungen beginne (wie dies in der letzten Zeit geschehen). Zunächst kam wiederum eine irische (Pachtgütergesellschafts-) Bill zur Debatte, die bei Abgang der Post noch andauerte. Zu bemerken ist die Annahme einer Bestimmung mit 51 gegen 3 Stimmen, wonach in Irland der Käufer von 30 Morgen Land diese später nicht theilweise verkaufen darf. * London, 31. Juli.
Die Times die sich noch vor Kurzem über Deutschland so zweifelhaft ausdrückte und namentlich wegen der dänischen Angelegenheit ihrem Zorn in den wüthendsten Tiraden Luft machte, ist mit einem Male auf wahrhaft erstaunliche Weise besänftigt und bemüht sich, abwechsend dem ganzen deutschen Volke und dem preußischen Gesandten Bunsen die süßesten Schmeicheleien zu sagen. Wie wir vorgestern bereits mittheilten, will die Times aus guter Frankfurter Quelle wissen, daß dem Ritter Bunsen der wichtige Posten eines Konseil-Präsidenten und eines Ministers der auswärtigen Angelegenheiten bei der provisorischen Centralgewalt in Deutschland bevorstehe. ‒ ‒ Dies erklärt Alles! Mögen die Deutschen sich vor der Times dem einflußreichsten aber auch dem perfidesten Blatte Englands, in Acht nehmen, sonst werden sie durch die freundliche Vermittlung der frommen Betschwester Bunsen noch zu einer Handelspolitik kommen, bei der die Engländer nach wie vor ihr Schäfchen scheeren und die deutschen Industriellen ihr blaues Wunder erleben werden. * Dublin, 30. Juli. In Urlingford, Grafschaft Kilkenny, ist seit dem Eintreffen S. O'Briens die Aufregung noch um Vieles gestiegen. Ueberall wurde Sturm geläutet und das Landvolk strömte mit Piken, Mistgabeln und Musketen bewaffnet herbei. Etwa 50 Konstablers wurden auf der Au von Kilcooley durch so bedeutende Uebermacht umringt, daß sie nach Urlingford um Verstärkung sandten. Der Eisenbahn von Limerick bis Dublin entlang war Alles ruhig. Eine große Truppenmacht rückt immer näher gegen Urlingford vor und wird es bald völlig umzingelt haben. Gestern Abend langten hier abermals 2 neue Regimenter aus England an. Auf des Lordlieutenants Befehl ist das ganze Lokal, worin die „irische League“ ihre Comité-Sitzungen hielt, von der Polezei durchsucht und Alles, was man an Büchern, Briefen etc. fand, weggenommen und außerdem die beiden dort befindlichen Herren Halpin Sekretär der „irischen League“, und Rea (aus Belfast) verhaftet worden. Ferner sind die beiden Journale: „The Felon“ und „The Nation“ ‒ ‒ Organe der radikalen irischen Parthei ‒ völlig vernichtet worden. Die Polizei hat in den Bureaus und Druckereien derselben Alles bis auf die Lettern und die kleinsten Papierschnitzel weggenommen und das ganze Personal, das sie in den verschiedenen Räumen vorfand, verhaftet, selbst einen kleinen Jungen nicht ausgenommen, der eben seinem Vater, der als Drucker beschäftigt war, das Frühstück gebracht hatte. Von 13 Personen, die durch vizeköniglichen Anschlag wegen Hochverraths verfolgt wurden, ist Lalor verhaftet und Devin Reilly hat sich freiwillig gestellt. In Cork sind 6 der dortigen Repealchefs vor Gericht gestellt. Acht andere Porsonen sind wegen unerlaubten Einexerzierens etc. an die nächsten Assisen gewiesen. In Limerick und Tipperary haben sich, nachdem die Kunde von Suspendirung der Habeas-Corpus-Akte ankam, die meisten Klubs freiwillich aufgelöst. Die Taktik der Insurgenten ist vorläufig darauf gerichtet, einzelne Polizei-Detaschements zur Uebergabe ihrer Waffen aufzufordern. In Drogheda und Belfast sind eine Anzahl Klubisten verhaftet. Die Waffenablieferung hat bis jetzt nur geringe Resultate geliefert. Die Irländer zerstören sie entweder oder schaffen sie an einen sichern Ort. Asien. 12 Paris, 31. Juli. Die Ereignisse auf der Insel Martinique vom 21. Mai haben den General-Kapitän von Porto-Ricco veranlaßt, folgende Proklamation ergehen zu lassen: Bewohner der Insel Porto-Ricco! Die kritischen Zeitumstände und die betrübende Lage, in welcher sich fast alle benachbarten Länder dieser Insel befinden, ‒ da die einen vom Bürgerkrieg, die andern durch einen Vernichtungskrieg unter den Stämmen selbst durchwühlt werden ‒ legen uns die Verpflichtung auf, wirksame Maßregeln zu ergreifen, um unsern friedlichen und loyalen Boden vor solchem Unheil zu bewahren. Ich muß demnach solche Strafen aufstellen, die schnell und strenge alle Verbrechen treffen, welche unter den jetzigen Umständen begangen werden könnten. Zu diesem Zwecke mache ich Gebrauch von der mir durch un- [Spaltenumbruch] sere Königin und Meisterin, die Gott erhalte, verliehenen Vollmacht, und beschließe was folgt: 1) Vergehen jeder Art, deren, von der Veröffentlichung dieses Bando's an, Individuen der afrikanischen Race, seien sie frei oder Sklaven, sich zu Schulden lassen kommen, werden von einem Kriegsgericht abgeurtheilt. 2) Jedes Individium afrikanischer Race,seien sie frei oder Sklave, welches überführt wird, Waffen gegen Weiße sich bedient zu haben, wird todtgeschossen, wenn er ein Sklave, und die rechte Hand vom Henker ihm abgehauen, wenn er frei ist. Hat er eine Wunde verursacht, so wird er in beiden Fällen todtgeschossen. 3) Jedes Individuum afrikanischer Race, frei oder Sklave, das einen Weißen beschimpft, mißhandelt, mit dem Stocke, einem Steine oder in sonst einer Weise bedroht, sei es auch bloß in der Absicht ihn zu beleidigen, wird mit fünf Jahr Galeeren bestraft, wenn er ein Sklave, und mit einer dem Thatbestande entsprechenden Strafe, wenn er frei ist. 4) Die Sklavenbesitzer bleiben kraft gegenwärtigen Bando's bevollmächtigt, die geringern Vergehen und Verbrechen ihrer Sklaven nach eigenem Gutdünken zu bestrafen, ohne Intervention eines Militär- oder Civil-Beamten. Denn meiner Autorität allein liegt es ob, nöthigenfalls das Betragen des Herrn gegen seinen Sklaven zu richten. 5) Wenn ein Sklave sich gegen seinen Herrn empören sollte, obgleich dieser Fall gar nicht vorauszusetzen ist, so hat der Herr das Recht, den Sklaven auf der Stelle zu tödten, um durch diese schleunige Bestrafung die Gefahr des bösen Beispiels zu vermeiden. 6) Die Militär-Kommandanten haben die größte Schnelligkeit in der Konstatirung der Verbrechen anzuwenden und die Instruktion darf nie den Term von 24 Stunden überschreiten. Die Reforme empört sich gegen dieses Bando, und erkennt den Sklaven das Recht der Empörung zu. Als wenn nicht zwischen Schwarzen und Weißen dasselbe Verhältniß obwalte als zwischen Proletariern und Bourgeois. Nur daß dieses Verhältniß im erstern Falle handgreiflicher ist als im zweiten. Die Franzosen, sagt die Reforme, dürften schon deshalb nicht dulden, daß auf Porto-Ricco Sklaven existiren, weil ihr Interesse dabei kompromittirt wird. Und welches ist das Interesse? Der Sklavenzucker kommt billiger als der freie Zucker. Indien. Die Nachrichten von Calcutta reichen bis zum 8., von Madras bis zum 10., von Bombay bis zum 19. Juni. Die unter dem Befehl der britischen Offiziere stehenden Sikh- und irregulären Truppen hatten bei zwei Gelegenheiten einen entscheidenden Sieg über bedeutende Banden der Multan Rebellen erfochten. Lieutenant Edwardes war bis Leia vorgedrungen, wo ihn von Lahore aus der Befehl traf, wieder über den Indus zurückzukehren und sich auf die Besetzung der Bunnoo-Provinzen zu beschränken. Seine Sikh-Mannschaft, die sich Anfangs durch Desertiren sehr verringerte, wurde später durch Patans und Musselmans ergänzt und als es zum Treffen kam, wurden die Feinde jedesmal mit Verlust von einigen Kanonen und vielen Todten zurückgeworfen. Schließlich bemächtigte man sich des Forts von Dera, welches die Linie des Indus beherrscht. In Lahore setzten die Behörden ihre Anstrengungen fort, um die Ruhe der Stadt aufrecht zu erhalten. Man sagte, daß der Dewan Molraj an der Spitze von 10,000 Mann in Multan stehe und die Stadt sehr befestige. Der obere Theil von Scinde blieb fortwährend ruhig. Die Geschäftsnachrichten aus Calcutta lauten eben nicht günstig und sind keineswegs geeignet um zu Verschiffungen englischer Fabrikate einzuladen. In Bombay ging der Handel nicht so schlecht; der dortige Markt ist aber keineswegs von solcher Bedeutung wie der von Calcutta. Nachtrag. * Köln, 2. August. Der Inhalt dieses Artikels kann aus urheberrechtlichen Gründen nicht angezeigt werden. Aufrufan alle gutgesinnten Deutschen. Es ist bekannt, wie seit der Hecker'schen Schilderhebung, so viele Deutsche als Flüchtlinge in Frankreich ein Asyl gesucht und gefunden haben; vie viele jetzt in der letzten Zeit wieder gezwungen worden, die unterdrückte Heimath wegen sogenannter „politischen Verbrechen“ zu verlassen, um in einem freiern Lande Schutz ihrer persönlichen Freiheit zu finden, davon geben die Steckbriefe in den Zeitungen eine Uebersicht. Hier in Straßburg und in Besancon liegt eine Menge solcher Verbannten; die größere Mehrheit von ihnen hat keine Subsistenzmittel, und wäre längst dem tiefsten Elende zum Opfer gefallen, wenn nicht ein Unterstützungs-Comite, bestehend aus den braven Männern Corvin, Weber und Schweizer mit den wenigen Mitteln, die ihm von auswärts zuflossen, so gut Haus gehalten hätte, daß es seit sechs Wochen mit einer Summe von circa 800 Fr. die Armen vor Hunger und Blöße schützen konnte. Jetzt aber aber sind die Fonds des Comites erschöpft, ja es sind sogar noch einige hundert Franken Schulden da, für welche das Comite sich verbürgt hat. Unter diesen Umständen ist es klar, daß mit einem Male alle Unterstützung der armen Flüchtlinge aufhören mußte, daß diese armen Leute einem Zustande der Hülflosigkeit Preis gegeben sind, der sie, wenn nicht baldige Rettung kommt, der Verzweiflung in die Arme treiben wird. Diese Rettung erwarten sie von ihren Brüdern in Deutschland, ja sie haben fast ein Recht, diese Hülfe zu erwarten, da sie es waren, welche die Brust den Feinden der Freiheit Deutschlands im muthigen Kampfe entgegengeworfen, oder mit dem Schwerte des Wortes und der Schrift für dieses Ziel gekämpft haben. Wenn für die Ausbauung eines steinernen Domes Tausende und aber Tausende gespendet wurden, so wird Deutschland doch auch ein Schärflein übrig haben für die Werkleute, welche am Tempel der Freiheit gebaut haben, und dafür jetzt in Verbannung und Elend schmachten. Straßburg, am 22. Juli 1848 Jean J. Jansen. Oeffentliche Verwahrung der radikal-demokratischen Parthei in der const. deutschen Versammlung gegen den Beschluß in der Polenfrage. Deutsches Volk, das Unglaubliche ist geschehen! Die Mehrheit deiner Vertreter hat die Revolution verleugnet und die theuersten Sympathien freier Völker verscherzt! Sie hat eine neue Theilung Polens ohne sichere Ermittelung der dortigen Bevölkerungsverhältnisse vorgenommen, und die alten Theilungen für immer genehmigt! (Hierzu eine Beilage.) <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div xml:id="ar064_010" type="jArticle"> <p><pb facs="#f0003" n="0319"/><cb n="1"/> 5 Uhr trafen die ersten mit Knütteln bewaffneten Züge der Bauern an den Gittern ein. Alle Unterhandlungen, die wohl eine gute Stunde dauern mochten, wurden durch den Ungestüm und das verstärkte Herbeiströmen von Landleuten, Arbeitern etc. unmöglich gemacht. An dem Schloßgitter hatte sich der größte Haufen versammelt. Von ihm ward das Thor mit Balken eingerannt und etwa 20-30 von ihnen drängten sich durch und zogen gegen das Landhaus, wo sich schon große Haufen Tumultuanten aus Stadt und Land versammelt hatten. Das herbeigerufene Militär (etwa in Allem 60 Mann) schritt zwar ein, mußte aber bald zur Deckung der Regierung zurückgezogen werden und überließ bei einbrechender Nacht die Bewachung des offenen Gitters abermals der Bürgerwehr, während ungefähr 30 Mann des bewaffneten Turnkorps die Bauern bis an das Schauspielhaus zurück drängten. Jetzt wurde auf Befehl von der Bürgerwehr scharf geladen. Es mochte 8 Uhr sein. Die Zahl der Tumultuanten wuchs, der Anblick einiger vom Militär Blessirten erregte ihre Wuth im höchsten Grade, während die theils seit 1 Uhr in Staub und Sonnenglut stehende, der Handhabung des schweren Gewehrs zum Theil ungewohnte Bürgerschaft ermattete, an jedem kräftigen Widerstande zu zweifeln und sich in Haufen zurückzuziehen begann. Nur der Turnverein hielt trotz vielfältiger Warnungen und schlimmer Anzeigen den ihm anvertrauten äußersten Posten besetzt. Da glaubte der Kanzler v. Bretschneider dem Sturm nicht länger begegnen zu können, er verfügte (durch das Zurückziehen der Bürgerschaft nothgedrungen) die Freilassung des Verhafteten. Dieser zog nun an der Spitze des vereinigten Haufens gegen das Thor und die Aufrührermasse fiel über die Turner her. Ein Theil wurde entwaffnet und niedergeworfen, die Andern nahmen zum Schuß ihre Zuflucht. Der erste Schuß fiel beim Ringen um ein Gewehr. Hierauf mochten noch etwa 15 Schüsse von beiden Seiten fallen, wobei ein Schneidergeselle getödtet wurde. Verwundet wurden auf beiden Seiten gegen 25-30. Die Turner wurden darauf heftig bis in die Stadt verfolgt. Ein großer Theil trug Wunden oder wenigstens Steinwürfe davon. Die Bürgerwehr hatte sich aufgelöst, die Uebermacht war zu groß. Die Nacht und den Sieg benutzte die Rotte zur Demolirung der Häuser der Führer des Turnerkorps. Um 6 Uhr Morgens, als sich der Sturm etwas gelegt hatte, begann man die einzelnen Wohnungen der Turnvereinsmitglieder ausfindig zu machen und demolirte noch zehn Häuser. Den Turnern war vom Volke der Tod geschworen und es hatten diese sämmtlich die Stadt noch in der Nacht verlassen. Die Landschaft hat der Stadt ihren Schutz angeboten. Bis jetzt, den 28. Juli, ist die Ruhe nicht weiter gestört worden.</p> <bibl>(D. A. Z. )</bibl> </div> <div xml:id="ar064_011" type="jArticle"> <head>Prag, 27. Juli.</head> <p>Die Mitglieder des vom Landespräsidium aufgelösten Korps Swornost haben gegen diese Auflösung Protest beim Ministerium eingelegt.</p> <bibl>(Pr. Z.)</bibl> </div> <div xml:id="ar064_012" type="jArticle"> <head>Prag, 28. Juli.</head> <p>Endlich wird wieder ‒ nach langer unkonstitutioneller Pause ‒ ein neuer Schritt in unserm konstitutionellen Leben gemacht: es wird nämlich ernstlich daran geschritten, ein Geschwornenkollegium für Preßprozesse zu kreiren. Die Geschwornen werden gewählt, die aktive und passive Wahltähtigkeit ist an dieselben Bedingungen, wie bei den Reichstagswahlen geknüpft, nur Geistliche und k. k. Beamte sind nicht wählbar, weil ihre Standespflichten mit denen eines Geschwornen kollidiren könnten. Zum Behufe der Wahl, die auf den 9. August festgesetzt ist, wird die Stadt, ganz wie bei den Reichstagswahlen, in 44 Bezirke getheilt: in jedem sollen vierzehn Geschworne gewählt werden. ‒ Auch die Reorganisirung der Nationalgarde soll nächstens vorgenommen werden; so viel wir hören, wird zur Prüfung der Zulässigkeit der einzelnen Individuen ein eigenes Unbescholtenheitskollegium niedergesetzt. Ob die Sonderkorps auch ferner ihren Bestand behalten, oder ob jeder Garde verpflichtet wird, in seinem Bezirke Dienst zu thun, ist noch fraglich. ‒ Dr. Brauner soll bereits gestern früh seiner Haft entlassen worden und noch denselben Tag nach Wien gefahren sein, um seinen Sitz im Reichstage einzunehmen.</p> </div> <div xml:id="ar064_013" type="jArticle"> <head><bibl><author>61</author></bibl> Wien, 29. Juli.</head> <p>Die Kanaille hat gestern Abend den Versuch gemacht, in den Straßen der Hauptstadt Das zu erreichen, was ihr im Reichstag bisher noch nicht gelingen wollte. Zu diesem Ende war ihr, gegen eine Abfindung von 150,000 Gulden Münze zwar zum Rebellen erklärter, nun aber um so geliebterer Häuptling <hi rendition="#g">Jellachich,</hi> weil sein gegen Ungarn gerichtetes Absolutisten-Manöver in Kroatien nicht den gehofften Fortgang hatte, vor einigen Tagen hier eingetroffen. Auf das Gerücht davon eilen Kossuth und Esterhazy mit dem Palatin herbei: denn Jellachich könnte ja die üble Stimmung benutzen, welche Kossuth's Rede unter der Wiener Bevölkerung hervorgebracht hat. Der Reichstag hatte beschlossen, sich einer von dem <hi rendition="#g">Ausschusse</hi> beantragten, auf gestern Morgen festgesetzten großen Trauerceremonie anzuschließen, um die Revolution und alle ihre Folgen offen zu sanktioniren. Die Schwarzgelben waren außer sich vor Wuth, als sie diesen neuen revolutionären Akt erfuhren; als sie erfuhren, daß die Feier, trotz des Regens, trotz der geflissentlichen Fernhaltung des erst vor einigen Tagen mittelst gewöhnlichen Komödienspiels unter Verwünschungen wider die schlechte Presse mit dem Volke versöhnten Militärs, so imposant-domokratisch ausgefallen und <hi rendition="#g">Füsters Rede</hi> von 60,000 Menschen mit dem begeistertsten Jubel aufgenommen worden war. Sie lassen also schon am Nachmittag in der Stadt verbreiten, am Abend würden die Slaven dem Ban Jellachich einen Fackelzug bringen und man hoffe dabei auf eine Katzenmusik der Ungarn, wider welche die Demonstration angeblich gerichtet sei. Vor dem Gasthofe Jellachich's in der Kärntnerstraße sammelte sich Abends eine große Menschenmenge, die nach allen Seiten hin von contrerevolutionären Agenten bearbeitet wurde und zum Theil auch aus Contrerevolutionären bestand. Man hörte namentlich auf den Ausschuß schimpfen, der dadurch, daß er die Feier am Morgen veranlaßt, auch diesen Fackelzug hervorgerufen habe. Man erinnere sich nun der sogenannten Verbrüderung des Militärs mit dem Volk, des Handstreichs von Pannasch, wodurch die Nationalgarde und Legion ein Polizeikorps werden sollten; es hieß nun, Pannasch habe seine Entlassung als Ober-Kommandant genommen, weil Garde und Legion nur als solche, nicht aber als Polizeikorps an der Feier des Morgens Theil zu nehmen erklärt hatten. Hauptmann Schmidtbery hatte beim Vorbeigang des Reichstages an der Burgwache seine Soldaten keine Honneurs machen lassen; Alles das zusammen, machte es klar, daß eine (neue Auflage des 26. Mai beabsichtigt war. Auf einmal rückte ein unabsehbarer Zug heran, der aus lauter Soldaten besteht. Ein ungeheures kroatisches Geheul erfüllt bald die Lüfte, bis Jellachich erscheint und zu besprechen beginnt. Deutschland soll leben, meint er mit hohnlächelnder Miene, aber ängstlich-zitternder Stimme, doch müsse Oesterreich vor Allem bestehen bleiben und als Mehrheit der Bevölkerung, seien besonders die Slaven berufen, den Kaiserstaat und den Kaiser nicht sinken zu lassen. Neues, entsetzliches Geheul und dann kroatische Lieder mit der Hymne: „Gott erhalte u. s. w.“; da ruft während einer Pause mit gewaltiger Stimme ein Student: <hi rendition="#g">Deutschland soll leben!</hi> Sogleich stürzen in der Mitte der Soldaten befindliche Offiziere auf ihn ein, während andere befehlen, die Fackeln zu löschen und „Nieder mit Deutschland“ rufen! Aber nun ertönt aus allen Seitenstraßen der Ruf: „<hi rendition="#g">Es lebe Deutschland!</hi>“ Massen von jungen Männern dringen in die Kärntnerstraße und unter das Militär, deutsche Nationallieder müssen gespielt werden und der Ruf: <hi rendition="#g">Es lebe Deutschland!</hi> will kein Ende nehmen. Das Militär, meistens Böhmen, Kroaten, Gränzer, Polen, Italiener, verstummen. Die Offiziere haben sich mittlerweile größtentheils aus dem Staube gemacht, aber nun soll die Katzenmusik mit Zischen und Pfeifen ihren Anfang nehmen. Ein chaotisches Toben erhebt sich unter Jellachich's Fenstern, bis wohin aber endlich die Deutschen mit ihrem <hi rendition="#g">Es lebe Deutschland!</hi> und die Magyaren mit einem Elzenrufe auf Deutschland gedrungen waren, und so muß auch die Katzenmusik vor den patriotischen Rufen verstummen. Das Metternichische Kabinetsstückchen der Völker-Aneinanderhetzung ist auch diesmal gänzlich mißlungen. Bei dem Erscheinen des Militärs, bei dem ersten Vivatgebrüll, beim Anblick der wilden, kroatischen Phisiognomien mußte man sich von der ärgsten Besorgniß ergriffen fühlen, wenn man die drohende Gefahr eines Zusammenstoßes so vieler in Sprache, Sitte und Sympathien einander fremder Völker erwog. Jellachich hat in Wien den Sieg über Deutsche und Ungarn feiern wollen, den er mit seinen Truppen von Kroatiern niemals erfechten wird; aber der Streich mißlang.</p> <p>Die Schwarzgelben haben sich im Militär getäuscht. Der Soldat fühlt sich zu behaglich in seiner gegenwärtigen freien Bewegung, um über diejenigen herzufallen, die ihm diesen Zustand erobert haben. Im ersten Augenblicke beim Zeichen ihrer Offiziere unentschlossen, verzichtete das Militär bald auf allen Widerstand gegen den Volkssturm und die unter dem Bandenführer Jellachich beabsichtigte Metzelei scheiterte noch vor dem Entstehen. Wahrlich, ich muß Oesterreich darüber glücklich schätzen, daß es keine preußischen Soldaten hat.</p> <p>Die vollständigste Ohnmacht der Kamarilla wird die Folge des gestrigen Attentats sein, die Nationen werden erkennen, wer ihr wahrer Feind ist. ‒ Mehre Bürger aus der Vorstadt <hi rendition="#g">Landstraße</hi> erzählten mir heute, sie hätten im Anfang des Fackelzugs, wie zum Zeichen, einen Kanonenschuß gehört: ob aber noch Militär in der Nähe Wiens liegt, weiß ich nicht.</p> <p>Wenn die Ober-Post-Amts-Zeitung vom 25. Juli behauptet, der Reichsverweser und seine Frau, die Baronin Brandhof, wohnten in den Gemächern des Schlosses von Schönbrunn oder in der Burg, so ist dies eine Unwahrheit. Der Reichsverweser bewohnt, nur einen vom Schlosse ganz getrennten armseligen Bau, welcher bei der Anwesenheit des Hofs zur Unterbringung des Hofpersonals verwendet wird. Das Gericht geht, die von den gegenwärtigen Ministern nach Innspruck gesendeten Depeschen seien unangenommen wieder hier eingetroffen. Die Kamarilla will von dem Ministerium, dem Reichstag und den Wienern nichts wissen, aber sie irrt sich gewaltig, wenn sie einen Jellachich für geeignet hält, unter uns, zum zweiten Windisch-Grätz, zu werden.</p> </div> <div xml:id="ar064_014" type="jArticle"> <head>Aus dem Limburgischen, 31. Juli.</head> <p>Die Holländer haben ihre Drohungen wahr gemacht. Gestern rückte ein Detaschement Truppen in Heerlen ein und verlangte, daß alle deutsche Fahnen abgerissen würden. Wo es nicht gesah, thaten sie es selber. Die Kirche wurde gewaltsam geöffnet, um vom Thurme die Fahne herabzuholen. An einzelnen Konflikten hat es nicht gefehlt. Wie in Heerlen, wird es im ganzen Lande ergangen sein. Die Erbitterung ist allgemein.</p> <bibl>(Aach. Z.)</bibl> </div> </div> <div n="1"> <head>Dänemark.</head> <div xml:id="ar064_015" type="jArticle"> <head><bibl><author>*</author></bibl> Kopenhagen, 28. Juli.</head> <p>Von <hi rendition="#g">Veile,</hi> 25. Juli wird geschrieben, daß der Kriegsminister dort angekommen und eine königl. Ordre mitgebracht habe, wonach das vom General Hedemann geführte Ober-Kommando ihm entzogen und dem General Krogh übertragen wird. Man sagt, Hedemann werde einen andern ehrenvollen Posten erhalten. ‒ Die Cholera ist in Riga, Reval, Helsingfors und Abo. Das Schloß Marienlyst bei Helsingör ist vom Könige zu einem Invalidenhause geschenkt worden.</p> </div> </div> <div n="1"> <head>Polen.</head> <div xml:id="ar064_016" type="jArticle"> <head>Lemberg, 22. Juli.</head> <p>Nachrichten aus Tyszmienitz im Stanislauer Kreise zufolge, haben sich daselbst Spuren der Cholera gezeigt, nachdem sie bereits früher in Sereth in der Bukowina ausgebrochen war. Von Seiten der Behörden wurden sogleich alle Sanitätspolizeilichen Vorkehrungen getroffen. Von 8 am ersten Tage erkrankten Personen starben 5, bei 3 der Gestorbenen sind aber grobe Diätfehler nachweislich.</p> <bibl>(Wien. Z.)</bibl> </div> </div> <div n="1"> <head>Italien.</head> <div xml:id="ar064_017_c" type="jArticle"> <note type="editorial">Edition: <bibl>Friedrich Engels: Italien. 3. August 1848. In: MEGA<hi rendition="#sup">2</hi> I/7. S. 472.</bibl> </note> <head><bibl><author>*</author></bibl> Innsbruck, 28. Juli.</head> <gap reason="copyright"/> </div> <div xml:id="ar064_018_c" type="jArticle"> <note type="editorial">Edition: <bibl>Friedrich Engels: Italien. 3. August 1848. In: MEGA<hi rendition="#sup">2</hi> I/7. S. 472.</bibl> </note> <head>Palermo.</head> <gap reason="copyright"/> </div> </div> <div n="1"> <head>Schweiz.</head> <div xml:id="ar064_019" type="jArticle"> <head>Zürich, 30. Juli.</head> <p>Gestern in Zürich eingelaufene Handelsbriefe berichteten von einer völligen Niederlage des italienischen Heeres, so daß die Oesterreicher bereits in Masse auf dem rechten Minciouser sich befinden und gegen Mailand vorrücken. So wie aber die Siegesberichte vom 24. d. übertrieben waren, so scheinen es auch die Niederlageberichte zu sein. Der Tessiner Republikano berichtet, daß ein Reisender, der am 28. frühe Mailand verlassen hatte, versicherte, das italienische Heer halte noch gut zusammen. Ein zweites amtliches Bulletin vom 27. d. 3 1/2 Uhr Nachmittags versichert, das italienische Heer sei bei Goiro in bester Schlachtordnung aufgestellt. Das Korps von Sonnaz sei nun auch dazu gestoßen, nachdem in Peschiera eine genügende Besatzung zurückgelassen worden sei. Die letzten Berichte melden, die Piemontesen hätten die bei Volta auf dem rechten Minciouser stehenden Oesterreicher wieder angegriffen. General Zucchi übernimmt das Kommando in Brescia. Die mobilisirte Nationalgarde zieht von Mailand nach dem Kriegsschauplatz. Ein Sicherheitscomité ist in Mailand niedergesetzt. ‒ Einem Privatbriefe vom 28. d. entnehmen wir, daß die Oesterreicher die Provinzen Brescia und Cremona bedrohen. Die Bestürzung soll hier groß sein. Am 28. d. erwartete man eine großartige Demonstration der republikanischen Partei zum Sturze der provisorischen Regierung. ‒ Morgen wird sich die Tagsatzung mit der Note des deutschen Bundestages befassen. Der Antrag der Kommission geht wesentlich dahin, daß die Tagsatzung dem sel. verblichenen Bundestag keine Gegennote schicken könne. Morgen ist die letzte Sitzung.</p> </div> </div> <div n="1"> <head>Französische Republik.</head> <div xml:id="ar064_020_c" type="jArticle"> <note type="editorial">Edition: <bibl>Karl Marx: Französisches Gesetz über Diffamation. In: MEGA<hi rendition="#sup">2</hi> I/7. S. 474.</bibl> </note> <head>Paris, 31. Juli.</head> <gap reason="copyright"/> </div> <div xml:id="ar064_021_c" type="jArticle"> <note type="editorial">Edition: <bibl>Karl Marx: Bakunin. In: MEGA<hi rendition="#sup">2</hi> I/7. S. 475.</bibl> </note> <head> <bibl> <author>*</author> </bibl> </head> <gap reason="copyright"/> </div> </div> <div n="1"> <head>Großbritannen.</head> <div xml:id="ar064_021a" type="jArticle"> <head><bibl><author>*</author></bibl>London, 31. Juli. </head> <p>Die Sitzung des Unterhauses vom 29. ward größtentheils mit Debatten über Irlands Zustand ausgefüllt. Es gibt auch jetzt weder inner- noch außerhalb des Parlaments einen andern Gegenstand, der so die Gemüther beschäftigt als eben Irland. Die „Times“ bekam diesen Morgen eine telegraphische Nachricht aus Dublin, daß die in und um Ballinghy beginnende Insurrektion von der angesammelten Polizeimacht unterdrückt worden. Bei dem Zusammenstoß wurden drei Repealer getödtet, mehrere verwundet. Smith O'Brien hat sich nach <hi rendition="#g">Urlingford</hi> begeben; dort ist jetzt das eigentliche Revolutions-Hauptquartier. <hi rendition="#g">Dillon,</hi> einer der Chefs der irischen Partei, soll im Kampf geblieben sein. Darin stimmen die Berichte überein, daß im Süden Irlands, wenigstens in der Nähe der Eisenbahnen, Ruhe vorherrscht. Lord <hi rendition="#g">Hardinge</hi> begibt sich nach Irland, nicht als Oberbefehlshaber, sondern zu dem Zweck, um überall, wo es nöthig sein sollte, einen außerordentlichen und unabhängigen Befehl zu übernehmen. Lorbeeren, wie in Ostindien, wird er in Irland nicht pflücken; denn die Repealer haben nicht, gleich den Sikhs, eine disciplinirte und wohlbewaffnete Armee aufzustellen. In Greenock sind zwei Chartisten, ein Buchhändler und ein Hufschmidt, nach dem Grafschaftsgefängniß abgeführt worden. ‒Lord <hi rendition="#g">Cowley</hi>geht heute als britischer Bevollmächtigter nach Frankfurt a. M. ab, ohne aber Gesandtschaftskreditive mitzubekommen, da in Frankfurt blos eine provisorische Regierung besteht. </p> <p><hi rendition="#g">Unterhaus</hi> vom 31. Juli. Die Sitzung begann um 12 Uhr. Herr <hi rendition="#g">Arkwright</hi> protestirt dagegen, daß das Haus täglich um 12 Uhr seine Sitzungen beginne (wie dies in der letzten Zeit geschehen). Zunächst kam wiederum eine irische (Pachtgütergesellschafts-) Bill zur Debatte, die bei Abgang der Post noch andauerte. Zu bemerken ist die Annahme einer Bestimmung mit 51 gegen 3 Stimmen, wonach in Irland der Käufer von 30 Morgen Land diese später nicht theilweise verkaufen darf.</p> </div> <div xml:id="ar064_022" type="jArticle"> <head><bibl><author>*</author></bibl> London, 31. Juli.</head> <p>Die Times die sich noch vor Kurzem über Deutschland so zweifelhaft ausdrückte und namentlich wegen der dänischen Angelegenheit ihrem Zorn in den wüthendsten Tiraden Luft machte, ist mit einem Male auf wahrhaft erstaunliche Weise besänftigt und bemüht sich, abwechsend dem ganzen deutschen Volke und dem preußischen Gesandten Bunsen die süßesten Schmeicheleien zu sagen. Wie wir vorgestern bereits mittheilten, will die Times aus guter Frankfurter Quelle wissen, daß dem Ritter Bunsen der wichtige Posten eines Konseil-Präsidenten und eines Ministers der auswärtigen Angelegenheiten bei der provisorischen Centralgewalt in Deutschland bevorstehe. ‒ ‒ Dies erklärt Alles!</p> <p>Mögen die Deutschen sich vor der Times dem einflußreichsten aber auch dem perfidesten Blatte Englands, in Acht nehmen, sonst werden sie durch die freundliche Vermittlung der frommen Betschwester Bunsen noch zu einer Handelspolitik kommen, bei der die Engländer nach wie vor ihr Schäfchen scheeren und die deutschen Industriellen ihr blaues Wunder erleben werden.</p> </div> <div xml:id="ar064_023" type="jArticle"> <head><bibl><author>*</author></bibl> Dublin, 30. Juli.</head> <p>In Urlingford, Grafschaft Kilkenny, ist seit dem Eintreffen S. O'Briens die Aufregung noch um Vieles gestiegen. Ueberall wurde Sturm geläutet und das Landvolk strömte mit Piken, Mistgabeln und Musketen bewaffnet herbei. Etwa 50 Konstablers wurden auf der Au von Kilcooley durch so bedeutende Uebermacht umringt, daß sie nach Urlingford um Verstärkung sandten. Der Eisenbahn von Limerick bis Dublin entlang war Alles ruhig. Eine große Truppenmacht rückt immer näher gegen Urlingford vor und wird es bald völlig umzingelt haben. Gestern Abend langten hier abermals 2 neue Regimenter aus England an. Auf des Lordlieutenants Befehl ist das ganze Lokal, worin die „irische League“ ihre Comité-Sitzungen hielt, von der Polezei durchsucht und Alles, was man an Büchern, Briefen etc. fand, weggenommen und außerdem die beiden dort befindlichen Herren Halpin Sekretär der „irischen League“, und Rea (aus Belfast) verhaftet worden. Ferner sind die beiden Journale: „The Felon“ und „The Nation“ ‒ ‒ Organe der radikalen irischen Parthei ‒ völlig vernichtet worden. Die Polizei hat in den Bureaus und Druckereien derselben Alles bis auf die Lettern und die kleinsten Papierschnitzel weggenommen und das ganze Personal, das sie in den verschiedenen Räumen vorfand, verhaftet, selbst einen kleinen Jungen nicht ausgenommen, der eben seinem Vater, der als Drucker beschäftigt war, das Frühstück gebracht hatte. Von 13 Personen, die durch vizeköniglichen Anschlag wegen Hochverraths verfolgt wurden, ist Lalor verhaftet und Devin Reilly hat sich freiwillig gestellt. In Cork sind 6 der dortigen Repealchefs vor Gericht gestellt. Acht andere Porsonen sind wegen unerlaubten Einexerzierens etc. an die nächsten Assisen gewiesen. In Limerick und Tipperary haben sich, nachdem die Kunde von Suspendirung der Habeas-Corpus-Akte ankam, die meisten Klubs freiwillich aufgelöst. Die Taktik der Insurgenten ist vorläufig darauf gerichtet, einzelne Polizei-Detaschements zur Uebergabe ihrer Waffen aufzufordern. In Drogheda und Belfast sind eine Anzahl Klubisten verhaftet. Die Waffenablieferung hat bis jetzt nur geringe Resultate geliefert. Die Irländer zerstören sie entweder oder schaffen sie an einen sichern Ort.</p> </div> </div> <div n="1"> <head>Asien.</head> <div xml:id="ar064_024" type="jArticle"> <head><bibl><author>12</author></bibl> Paris, 31. Juli.</head> <p>Die Ereignisse auf der Insel Martinique vom 21. Mai haben den General-Kapitän von Porto-Ricco veranlaßt, folgende Proklamation ergehen zu lassen:</p> <p>Bewohner der Insel Porto-Ricco!</p> <p>Die kritischen Zeitumstände und die betrübende Lage, in welcher sich fast alle benachbarten Länder dieser Insel befinden, ‒ da die einen vom Bürgerkrieg, die andern durch einen Vernichtungskrieg unter den Stämmen selbst durchwühlt werden ‒ legen uns die Verpflichtung auf, wirksame Maßregeln zu ergreifen, um unsern friedlichen und loyalen Boden vor solchem Unheil zu bewahren. Ich muß demnach solche Strafen aufstellen, die schnell und strenge alle Verbrechen treffen, welche unter den jetzigen Umständen begangen werden könnten.</p> <p>Zu diesem Zwecke mache ich Gebrauch von der mir durch un- <cb n="2"/> sere Königin und Meisterin, die Gott erhalte, verliehenen Vollmacht, und beschließe was folgt:</p> <p>1) Vergehen jeder Art, deren, von der Veröffentlichung dieses Bando's an, Individuen der afrikanischen Race, seien sie frei oder Sklaven, sich zu Schulden lassen kommen, werden von einem Kriegsgericht abgeurtheilt. </p> <p>2) Jedes Individium afrikanischer Race,seien sie frei oder Sklave, welches überführt wird, Waffen gegen Weiße sich bedient zu haben, wird todtgeschossen, wenn er ein Sklave, und die rechte Hand vom Henker ihm abgehauen, wenn er frei ist. Hat er eine Wunde verursacht, so wird er in beiden Fällen todtgeschossen. </p> <p>3) Jedes Individuum afrikanischer Race, frei oder Sklave, das einen Weißen beschimpft, mißhandelt, mit dem Stocke, einem Steine oder in sonst einer Weise bedroht, sei es auch bloß in der Absicht ihn zu beleidigen, wird mit fünf Jahr Galeeren bestraft, wenn er ein Sklave, und mit einer dem Thatbestande entsprechenden Strafe, wenn er frei ist. </p> <p>4) Die Sklavenbesitzer bleiben kraft gegenwärtigen Bando's bevollmächtigt, die geringern Vergehen und Verbrechen ihrer Sklaven nach eigenem Gutdünken zu bestrafen, ohne Intervention eines Militär- oder Civil-Beamten. Denn meiner Autorität allein liegt es ob, nöthigenfalls das Betragen des Herrn gegen seinen Sklaven zu richten. </p> <p>5) Wenn ein Sklave sich gegen seinen Herrn empören sollte, obgleich dieser Fall gar nicht vorauszusetzen ist, so hat der Herr das Recht, den Sklaven auf der Stelle zu tödten, um durch diese schleunige Bestrafung die Gefahr des bösen Beispiels zu vermeiden. </p> <p>6) Die Militär-Kommandanten haben die größte Schnelligkeit in der Konstatirung der Verbrechen anzuwenden und die Instruktion darf nie den Term von 24 Stunden überschreiten. </p> <p>Die Reforme empört sich gegen dieses Bando, und erkennt den Sklaven das Recht der Empörung zu. Als wenn nicht zwischen Schwarzen und Weißen dasselbe Verhältniß obwalte als zwischen Proletariern und Bourgeois. Nur daß dieses Verhältniß im erstern Falle handgreiflicher ist als im zweiten. Die Franzosen, sagt die Reforme, dürften schon deshalb nicht dulden, daß auf Porto-Ricco Sklaven existiren, weil ihr Interesse dabei kompromittirt wird. Und welches ist das Interesse? Der Sklavenzucker kommt billiger als der freie Zucker. </p> </div> </div> <div n="1"> <head>Indien.</head> <div xml:id="ar064_025" type="jArticle"> <p>Die Nachrichten von Calcutta reichen bis zum 8., von Madras bis zum 10., von Bombay bis zum 19. Juni. Die unter dem Befehl der britischen Offiziere stehenden Sikh- und irregulären Truppen hatten bei zwei Gelegenheiten einen entscheidenden Sieg über bedeutende Banden der Multan Rebellen erfochten. Lieutenant Edwardes war bis Leia vorgedrungen, wo ihn von Lahore aus der Befehl traf, wieder über den Indus zurückzukehren und sich auf die Besetzung der Bunnoo-Provinzen zu beschränken. </p> <p>Seine Sikh-Mannschaft, die sich Anfangs durch Desertiren sehr verringerte, wurde später durch Patans und Musselmans ergänzt und als es zum Treffen kam, wurden die Feinde jedesmal mit Verlust von einigen Kanonen und vielen Todten zurückgeworfen. Schließlich bemächtigte man sich des Forts von Dera, welches die Linie des Indus beherrscht. </p> <p>In Lahore setzten die Behörden ihre Anstrengungen fort, um die Ruhe der Stadt aufrecht zu erhalten. Man sagte, daß der Dewan Molraj an der Spitze von 10,000 Mann in Multan stehe und die Stadt sehr befestige. Der obere Theil von Scinde blieb fortwährend ruhig.</p> <p>Die Geschäftsnachrichten aus Calcutta lauten eben nicht günstig und sind keineswegs geeignet um zu Verschiffungen englischer Fabrikate einzuladen. In Bombay ging der Handel nicht so schlecht; der dortige Markt ist aber keineswegs von solcher Bedeutung wie der von Calcutta.</p> </div> </div> <div n="1"> <head>Nachtrag.</head> <div xml:id="ar064_026_c" type="jArticle"> <note type="editorial">Edition: <bibl>Karl Marx: Erwiderung des Staatsprokurators Hecker. In: MEGA<hi rendition="#sup">2</hi> I/7. S. 476.</bibl> </note> <head><bibl><author>*</author></bibl> Köln, 2. August.</head> <gap reason="copyright"/> </div> </div> <div type="jReadersLetters" n="1"> <div xml:id="ar064_026a" type="jArticle"> <head><hi rendition="#g">Aufruf</hi>an alle gutgesinnten Deutschen.</head> <p>Es ist bekannt, wie seit der Hecker'schen Schilderhebung, so viele Deutsche als Flüchtlinge in Frankreich ein Asyl gesucht und gefunden haben; vie viele jetzt in der letzten Zeit wieder gezwungen worden, die unterdrückte Heimath wegen sogenannter „politischen Verbrechen“ zu verlassen, um in einem freiern Lande Schutz ihrer persönlichen Freiheit zu finden, davon geben die Steckbriefe in den Zeitungen eine Uebersicht. </p> <p>Hier in Straßburg und in Besancon liegt eine Menge solcher Verbannten; die größere Mehrheit von ihnen hat keine Subsistenzmittel, und wäre längst dem tiefsten Elende zum Opfer gefallen, wenn nicht ein Unterstützungs-Comite, bestehend aus den braven Männern Corvin, Weber und Schweizer mit den wenigen Mitteln, die ihm von auswärts zuflossen, so gut Haus gehalten hätte, daß es seit sechs Wochen mit einer Summe von circa 800 Fr. die Armen vor Hunger und Blöße schützen konnte.</p> <p>Jetzt aber aber sind die Fonds des Comites erschöpft, ja es sind sogar noch einige hundert Franken Schulden da, für welche das Comite sich verbürgt hat. Unter diesen Umständen ist es klar, daß mit einem Male alle Unterstützung der armen Flüchtlinge aufhören mußte, daß diese armen Leute einem Zustande der Hülflosigkeit Preis gegeben sind, der sie, wenn nicht baldige Rettung kommt, der Verzweiflung in die Arme treiben wird.</p> <p>Diese Rettung erwarten sie von ihren Brüdern in Deutschland, ja sie haben fast ein Recht, diese Hülfe zu erwarten, da sie es waren, welche die Brust den Feinden der Freiheit Deutschlands im muthigen Kampfe entgegengeworfen, oder mit dem Schwerte des Wortes und der Schrift für dieses Ziel gekämpft haben.</p> <p>Wenn für die Ausbauung eines steinernen Domes Tausende und aber Tausende gespendet wurden, so wird Deutschland doch auch ein Schärflein übrig haben für die Werkleute, welche am Tempel der Freiheit gebaut haben, und dafür jetzt in Verbannung und Elend schmachten.</p> <p>Straßburg, am 22. Juli 1848</p> <p> <hi rendition="#g">Jean J. Jansen.</hi> </p> </div> <div xml:id="ar064_027" type="jArticle"> <head> <hi rendition="#b">Oeffentliche Verwahrung</hi> </head> <p> <hi rendition="#g">der radikal-demokratischen Parthei in der const. deutschen Versammlung gegen den Beschluß in der Polenfrage.</hi> </p> <p>Deutsches Volk, das Unglaubliche ist geschehen! Die Mehrheit deiner Vertreter hat die Revolution verleugnet und die theuersten Sympathien freier Völker verscherzt! Sie hat eine neue Theilung Polens ohne sichere Ermittelung der dortigen Bevölkerungsverhältnisse vorgenommen, und die alten Theilungen für immer genehmigt! </p> </div> </div> <div n="1"> <p> <ref type="link">(Hierzu eine Beilage.)</ref> </p> </div> </body> </text> </TEI> [0319/0003]
5 Uhr trafen die ersten mit Knütteln bewaffneten Züge der Bauern an den Gittern ein. Alle Unterhandlungen, die wohl eine gute Stunde dauern mochten, wurden durch den Ungestüm und das verstärkte Herbeiströmen von Landleuten, Arbeitern etc. unmöglich gemacht. An dem Schloßgitter hatte sich der größte Haufen versammelt. Von ihm ward das Thor mit Balken eingerannt und etwa 20-30 von ihnen drängten sich durch und zogen gegen das Landhaus, wo sich schon große Haufen Tumultuanten aus Stadt und Land versammelt hatten. Das herbeigerufene Militär (etwa in Allem 60 Mann) schritt zwar ein, mußte aber bald zur Deckung der Regierung zurückgezogen werden und überließ bei einbrechender Nacht die Bewachung des offenen Gitters abermals der Bürgerwehr, während ungefähr 30 Mann des bewaffneten Turnkorps die Bauern bis an das Schauspielhaus zurück drängten. Jetzt wurde auf Befehl von der Bürgerwehr scharf geladen. Es mochte 8 Uhr sein. Die Zahl der Tumultuanten wuchs, der Anblick einiger vom Militär Blessirten erregte ihre Wuth im höchsten Grade, während die theils seit 1 Uhr in Staub und Sonnenglut stehende, der Handhabung des schweren Gewehrs zum Theil ungewohnte Bürgerschaft ermattete, an jedem kräftigen Widerstande zu zweifeln und sich in Haufen zurückzuziehen begann. Nur der Turnverein hielt trotz vielfältiger Warnungen und schlimmer Anzeigen den ihm anvertrauten äußersten Posten besetzt. Da glaubte der Kanzler v. Bretschneider dem Sturm nicht länger begegnen zu können, er verfügte (durch das Zurückziehen der Bürgerschaft nothgedrungen) die Freilassung des Verhafteten. Dieser zog nun an der Spitze des vereinigten Haufens gegen das Thor und die Aufrührermasse fiel über die Turner her. Ein Theil wurde entwaffnet und niedergeworfen, die Andern nahmen zum Schuß ihre Zuflucht. Der erste Schuß fiel beim Ringen um ein Gewehr. Hierauf mochten noch etwa 15 Schüsse von beiden Seiten fallen, wobei ein Schneidergeselle getödtet wurde. Verwundet wurden auf beiden Seiten gegen 25-30. Die Turner wurden darauf heftig bis in die Stadt verfolgt. Ein großer Theil trug Wunden oder wenigstens Steinwürfe davon. Die Bürgerwehr hatte sich aufgelöst, die Uebermacht war zu groß. Die Nacht und den Sieg benutzte die Rotte zur Demolirung der Häuser der Führer des Turnerkorps. Um 6 Uhr Morgens, als sich der Sturm etwas gelegt hatte, begann man die einzelnen Wohnungen der Turnvereinsmitglieder ausfindig zu machen und demolirte noch zehn Häuser. Den Turnern war vom Volke der Tod geschworen und es hatten diese sämmtlich die Stadt noch in der Nacht verlassen. Die Landschaft hat der Stadt ihren Schutz angeboten. Bis jetzt, den 28. Juli, ist die Ruhe nicht weiter gestört worden.
(D. A. Z. ) Prag, 27. Juli. Die Mitglieder des vom Landespräsidium aufgelösten Korps Swornost haben gegen diese Auflösung Protest beim Ministerium eingelegt.
(Pr. Z.) Prag, 28. Juli. Endlich wird wieder ‒ nach langer unkonstitutioneller Pause ‒ ein neuer Schritt in unserm konstitutionellen Leben gemacht: es wird nämlich ernstlich daran geschritten, ein Geschwornenkollegium für Preßprozesse zu kreiren. Die Geschwornen werden gewählt, die aktive und passive Wahltähtigkeit ist an dieselben Bedingungen, wie bei den Reichstagswahlen geknüpft, nur Geistliche und k. k. Beamte sind nicht wählbar, weil ihre Standespflichten mit denen eines Geschwornen kollidiren könnten. Zum Behufe der Wahl, die auf den 9. August festgesetzt ist, wird die Stadt, ganz wie bei den Reichstagswahlen, in 44 Bezirke getheilt: in jedem sollen vierzehn Geschworne gewählt werden. ‒ Auch die Reorganisirung der Nationalgarde soll nächstens vorgenommen werden; so viel wir hören, wird zur Prüfung der Zulässigkeit der einzelnen Individuen ein eigenes Unbescholtenheitskollegium niedergesetzt. Ob die Sonderkorps auch ferner ihren Bestand behalten, oder ob jeder Garde verpflichtet wird, in seinem Bezirke Dienst zu thun, ist noch fraglich. ‒ Dr. Brauner soll bereits gestern früh seiner Haft entlassen worden und noch denselben Tag nach Wien gefahren sein, um seinen Sitz im Reichstage einzunehmen.
61 Wien, 29. Juli. Die Kanaille hat gestern Abend den Versuch gemacht, in den Straßen der Hauptstadt Das zu erreichen, was ihr im Reichstag bisher noch nicht gelingen wollte. Zu diesem Ende war ihr, gegen eine Abfindung von 150,000 Gulden Münze zwar zum Rebellen erklärter, nun aber um so geliebterer Häuptling Jellachich, weil sein gegen Ungarn gerichtetes Absolutisten-Manöver in Kroatien nicht den gehofften Fortgang hatte, vor einigen Tagen hier eingetroffen. Auf das Gerücht davon eilen Kossuth und Esterhazy mit dem Palatin herbei: denn Jellachich könnte ja die üble Stimmung benutzen, welche Kossuth's Rede unter der Wiener Bevölkerung hervorgebracht hat. Der Reichstag hatte beschlossen, sich einer von dem Ausschusse beantragten, auf gestern Morgen festgesetzten großen Trauerceremonie anzuschließen, um die Revolution und alle ihre Folgen offen zu sanktioniren. Die Schwarzgelben waren außer sich vor Wuth, als sie diesen neuen revolutionären Akt erfuhren; als sie erfuhren, daß die Feier, trotz des Regens, trotz der geflissentlichen Fernhaltung des erst vor einigen Tagen mittelst gewöhnlichen Komödienspiels unter Verwünschungen wider die schlechte Presse mit dem Volke versöhnten Militärs, so imposant-domokratisch ausgefallen und Füsters Rede von 60,000 Menschen mit dem begeistertsten Jubel aufgenommen worden war. Sie lassen also schon am Nachmittag in der Stadt verbreiten, am Abend würden die Slaven dem Ban Jellachich einen Fackelzug bringen und man hoffe dabei auf eine Katzenmusik der Ungarn, wider welche die Demonstration angeblich gerichtet sei. Vor dem Gasthofe Jellachich's in der Kärntnerstraße sammelte sich Abends eine große Menschenmenge, die nach allen Seiten hin von contrerevolutionären Agenten bearbeitet wurde und zum Theil auch aus Contrerevolutionären bestand. Man hörte namentlich auf den Ausschuß schimpfen, der dadurch, daß er die Feier am Morgen veranlaßt, auch diesen Fackelzug hervorgerufen habe. Man erinnere sich nun der sogenannten Verbrüderung des Militärs mit dem Volk, des Handstreichs von Pannasch, wodurch die Nationalgarde und Legion ein Polizeikorps werden sollten; es hieß nun, Pannasch habe seine Entlassung als Ober-Kommandant genommen, weil Garde und Legion nur als solche, nicht aber als Polizeikorps an der Feier des Morgens Theil zu nehmen erklärt hatten. Hauptmann Schmidtbery hatte beim Vorbeigang des Reichstages an der Burgwache seine Soldaten keine Honneurs machen lassen; Alles das zusammen, machte es klar, daß eine (neue Auflage des 26. Mai beabsichtigt war. Auf einmal rückte ein unabsehbarer Zug heran, der aus lauter Soldaten besteht. Ein ungeheures kroatisches Geheul erfüllt bald die Lüfte, bis Jellachich erscheint und zu besprechen beginnt. Deutschland soll leben, meint er mit hohnlächelnder Miene, aber ängstlich-zitternder Stimme, doch müsse Oesterreich vor Allem bestehen bleiben und als Mehrheit der Bevölkerung, seien besonders die Slaven berufen, den Kaiserstaat und den Kaiser nicht sinken zu lassen. Neues, entsetzliches Geheul und dann kroatische Lieder mit der Hymne: „Gott erhalte u. s. w.“; da ruft während einer Pause mit gewaltiger Stimme ein Student: Deutschland soll leben! Sogleich stürzen in der Mitte der Soldaten befindliche Offiziere auf ihn ein, während andere befehlen, die Fackeln zu löschen und „Nieder mit Deutschland“ rufen! Aber nun ertönt aus allen Seitenstraßen der Ruf: „Es lebe Deutschland!“ Massen von jungen Männern dringen in die Kärntnerstraße und unter das Militär, deutsche Nationallieder müssen gespielt werden und der Ruf: Es lebe Deutschland! will kein Ende nehmen. Das Militär, meistens Böhmen, Kroaten, Gränzer, Polen, Italiener, verstummen. Die Offiziere haben sich mittlerweile größtentheils aus dem Staube gemacht, aber nun soll die Katzenmusik mit Zischen und Pfeifen ihren Anfang nehmen. Ein chaotisches Toben erhebt sich unter Jellachich's Fenstern, bis wohin aber endlich die Deutschen mit ihrem Es lebe Deutschland! und die Magyaren mit einem Elzenrufe auf Deutschland gedrungen waren, und so muß auch die Katzenmusik vor den patriotischen Rufen verstummen. Das Metternichische Kabinetsstückchen der Völker-Aneinanderhetzung ist auch diesmal gänzlich mißlungen. Bei dem Erscheinen des Militärs, bei dem ersten Vivatgebrüll, beim Anblick der wilden, kroatischen Phisiognomien mußte man sich von der ärgsten Besorgniß ergriffen fühlen, wenn man die drohende Gefahr eines Zusammenstoßes so vieler in Sprache, Sitte und Sympathien einander fremder Völker erwog. Jellachich hat in Wien den Sieg über Deutsche und Ungarn feiern wollen, den er mit seinen Truppen von Kroatiern niemals erfechten wird; aber der Streich mißlang.
Die Schwarzgelben haben sich im Militär getäuscht. Der Soldat fühlt sich zu behaglich in seiner gegenwärtigen freien Bewegung, um über diejenigen herzufallen, die ihm diesen Zustand erobert haben. Im ersten Augenblicke beim Zeichen ihrer Offiziere unentschlossen, verzichtete das Militär bald auf allen Widerstand gegen den Volkssturm und die unter dem Bandenführer Jellachich beabsichtigte Metzelei scheiterte noch vor dem Entstehen. Wahrlich, ich muß Oesterreich darüber glücklich schätzen, daß es keine preußischen Soldaten hat.
Die vollständigste Ohnmacht der Kamarilla wird die Folge des gestrigen Attentats sein, die Nationen werden erkennen, wer ihr wahrer Feind ist. ‒ Mehre Bürger aus der Vorstadt Landstraße erzählten mir heute, sie hätten im Anfang des Fackelzugs, wie zum Zeichen, einen Kanonenschuß gehört: ob aber noch Militär in der Nähe Wiens liegt, weiß ich nicht.
Wenn die Ober-Post-Amts-Zeitung vom 25. Juli behauptet, der Reichsverweser und seine Frau, die Baronin Brandhof, wohnten in den Gemächern des Schlosses von Schönbrunn oder in der Burg, so ist dies eine Unwahrheit. Der Reichsverweser bewohnt, nur einen vom Schlosse ganz getrennten armseligen Bau, welcher bei der Anwesenheit des Hofs zur Unterbringung des Hofpersonals verwendet wird. Das Gericht geht, die von den gegenwärtigen Ministern nach Innspruck gesendeten Depeschen seien unangenommen wieder hier eingetroffen. Die Kamarilla will von dem Ministerium, dem Reichstag und den Wienern nichts wissen, aber sie irrt sich gewaltig, wenn sie einen Jellachich für geeignet hält, unter uns, zum zweiten Windisch-Grätz, zu werden.
Aus dem Limburgischen, 31. Juli. Die Holländer haben ihre Drohungen wahr gemacht. Gestern rückte ein Detaschement Truppen in Heerlen ein und verlangte, daß alle deutsche Fahnen abgerissen würden. Wo es nicht gesah, thaten sie es selber. Die Kirche wurde gewaltsam geöffnet, um vom Thurme die Fahne herabzuholen. An einzelnen Konflikten hat es nicht gefehlt. Wie in Heerlen, wird es im ganzen Lande ergangen sein. Die Erbitterung ist allgemein.
(Aach. Z.) Dänemark. * Kopenhagen, 28. Juli. Von Veile, 25. Juli wird geschrieben, daß der Kriegsminister dort angekommen und eine königl. Ordre mitgebracht habe, wonach das vom General Hedemann geführte Ober-Kommando ihm entzogen und dem General Krogh übertragen wird. Man sagt, Hedemann werde einen andern ehrenvollen Posten erhalten. ‒ Die Cholera ist in Riga, Reval, Helsingfors und Abo. Das Schloß Marienlyst bei Helsingör ist vom Könige zu einem Invalidenhause geschenkt worden.
Polen. Lemberg, 22. Juli. Nachrichten aus Tyszmienitz im Stanislauer Kreise zufolge, haben sich daselbst Spuren der Cholera gezeigt, nachdem sie bereits früher in Sereth in der Bukowina ausgebrochen war. Von Seiten der Behörden wurden sogleich alle Sanitätspolizeilichen Vorkehrungen getroffen. Von 8 am ersten Tage erkrankten Personen starben 5, bei 3 der Gestorbenen sind aber grobe Diätfehler nachweislich.
(Wien. Z.) Italien. * Innsbruck, 28. Juli. _ Palermo. _ Schweiz. Zürich, 30. Juli. Gestern in Zürich eingelaufene Handelsbriefe berichteten von einer völligen Niederlage des italienischen Heeres, so daß die Oesterreicher bereits in Masse auf dem rechten Minciouser sich befinden und gegen Mailand vorrücken. So wie aber die Siegesberichte vom 24. d. übertrieben waren, so scheinen es auch die Niederlageberichte zu sein. Der Tessiner Republikano berichtet, daß ein Reisender, der am 28. frühe Mailand verlassen hatte, versicherte, das italienische Heer halte noch gut zusammen. Ein zweites amtliches Bulletin vom 27. d. 3 1/2 Uhr Nachmittags versichert, das italienische Heer sei bei Goiro in bester Schlachtordnung aufgestellt. Das Korps von Sonnaz sei nun auch dazu gestoßen, nachdem in Peschiera eine genügende Besatzung zurückgelassen worden sei. Die letzten Berichte melden, die Piemontesen hätten die bei Volta auf dem rechten Minciouser stehenden Oesterreicher wieder angegriffen. General Zucchi übernimmt das Kommando in Brescia. Die mobilisirte Nationalgarde zieht von Mailand nach dem Kriegsschauplatz. Ein Sicherheitscomité ist in Mailand niedergesetzt. ‒ Einem Privatbriefe vom 28. d. entnehmen wir, daß die Oesterreicher die Provinzen Brescia und Cremona bedrohen. Die Bestürzung soll hier groß sein. Am 28. d. erwartete man eine großartige Demonstration der republikanischen Partei zum Sturze der provisorischen Regierung. ‒ Morgen wird sich die Tagsatzung mit der Note des deutschen Bundestages befassen. Der Antrag der Kommission geht wesentlich dahin, daß die Tagsatzung dem sel. verblichenen Bundestag keine Gegennote schicken könne. Morgen ist die letzte Sitzung.
Französische Republik. Paris, 31. Juli. _ * _ Großbritannen. * London, 31. Juli. Die Sitzung des Unterhauses vom 29. ward größtentheils mit Debatten über Irlands Zustand ausgefüllt. Es gibt auch jetzt weder inner- noch außerhalb des Parlaments einen andern Gegenstand, der so die Gemüther beschäftigt als eben Irland. Die „Times“ bekam diesen Morgen eine telegraphische Nachricht aus Dublin, daß die in und um Ballinghy beginnende Insurrektion von der angesammelten Polizeimacht unterdrückt worden. Bei dem Zusammenstoß wurden drei Repealer getödtet, mehrere verwundet. Smith O'Brien hat sich nach Urlingford begeben; dort ist jetzt das eigentliche Revolutions-Hauptquartier. Dillon, einer der Chefs der irischen Partei, soll im Kampf geblieben sein. Darin stimmen die Berichte überein, daß im Süden Irlands, wenigstens in der Nähe der Eisenbahnen, Ruhe vorherrscht. Lord Hardinge begibt sich nach Irland, nicht als Oberbefehlshaber, sondern zu dem Zweck, um überall, wo es nöthig sein sollte, einen außerordentlichen und unabhängigen Befehl zu übernehmen. Lorbeeren, wie in Ostindien, wird er in Irland nicht pflücken; denn die Repealer haben nicht, gleich den Sikhs, eine disciplinirte und wohlbewaffnete Armee aufzustellen. In Greenock sind zwei Chartisten, ein Buchhändler und ein Hufschmidt, nach dem Grafschaftsgefängniß abgeführt worden. ‒Lord Cowleygeht heute als britischer Bevollmächtigter nach Frankfurt a. M. ab, ohne aber Gesandtschaftskreditive mitzubekommen, da in Frankfurt blos eine provisorische Regierung besteht.
Unterhaus vom 31. Juli. Die Sitzung begann um 12 Uhr. Herr Arkwright protestirt dagegen, daß das Haus täglich um 12 Uhr seine Sitzungen beginne (wie dies in der letzten Zeit geschehen). Zunächst kam wiederum eine irische (Pachtgütergesellschafts-) Bill zur Debatte, die bei Abgang der Post noch andauerte. Zu bemerken ist die Annahme einer Bestimmung mit 51 gegen 3 Stimmen, wonach in Irland der Käufer von 30 Morgen Land diese später nicht theilweise verkaufen darf.
* London, 31. Juli.Die Times die sich noch vor Kurzem über Deutschland so zweifelhaft ausdrückte und namentlich wegen der dänischen Angelegenheit ihrem Zorn in den wüthendsten Tiraden Luft machte, ist mit einem Male auf wahrhaft erstaunliche Weise besänftigt und bemüht sich, abwechsend dem ganzen deutschen Volke und dem preußischen Gesandten Bunsen die süßesten Schmeicheleien zu sagen. Wie wir vorgestern bereits mittheilten, will die Times aus guter Frankfurter Quelle wissen, daß dem Ritter Bunsen der wichtige Posten eines Konseil-Präsidenten und eines Ministers der auswärtigen Angelegenheiten bei der provisorischen Centralgewalt in Deutschland bevorstehe. ‒ ‒ Dies erklärt Alles!
Mögen die Deutschen sich vor der Times dem einflußreichsten aber auch dem perfidesten Blatte Englands, in Acht nehmen, sonst werden sie durch die freundliche Vermittlung der frommen Betschwester Bunsen noch zu einer Handelspolitik kommen, bei der die Engländer nach wie vor ihr Schäfchen scheeren und die deutschen Industriellen ihr blaues Wunder erleben werden.
* Dublin, 30. Juli. In Urlingford, Grafschaft Kilkenny, ist seit dem Eintreffen S. O'Briens die Aufregung noch um Vieles gestiegen. Ueberall wurde Sturm geläutet und das Landvolk strömte mit Piken, Mistgabeln und Musketen bewaffnet herbei. Etwa 50 Konstablers wurden auf der Au von Kilcooley durch so bedeutende Uebermacht umringt, daß sie nach Urlingford um Verstärkung sandten. Der Eisenbahn von Limerick bis Dublin entlang war Alles ruhig. Eine große Truppenmacht rückt immer näher gegen Urlingford vor und wird es bald völlig umzingelt haben. Gestern Abend langten hier abermals 2 neue Regimenter aus England an. Auf des Lordlieutenants Befehl ist das ganze Lokal, worin die „irische League“ ihre Comité-Sitzungen hielt, von der Polezei durchsucht und Alles, was man an Büchern, Briefen etc. fand, weggenommen und außerdem die beiden dort befindlichen Herren Halpin Sekretär der „irischen League“, und Rea (aus Belfast) verhaftet worden. Ferner sind die beiden Journale: „The Felon“ und „The Nation“ ‒ ‒ Organe der radikalen irischen Parthei ‒ völlig vernichtet worden. Die Polizei hat in den Bureaus und Druckereien derselben Alles bis auf die Lettern und die kleinsten Papierschnitzel weggenommen und das ganze Personal, das sie in den verschiedenen Räumen vorfand, verhaftet, selbst einen kleinen Jungen nicht ausgenommen, der eben seinem Vater, der als Drucker beschäftigt war, das Frühstück gebracht hatte. Von 13 Personen, die durch vizeköniglichen Anschlag wegen Hochverraths verfolgt wurden, ist Lalor verhaftet und Devin Reilly hat sich freiwillig gestellt. In Cork sind 6 der dortigen Repealchefs vor Gericht gestellt. Acht andere Porsonen sind wegen unerlaubten Einexerzierens etc. an die nächsten Assisen gewiesen. In Limerick und Tipperary haben sich, nachdem die Kunde von Suspendirung der Habeas-Corpus-Akte ankam, die meisten Klubs freiwillich aufgelöst. Die Taktik der Insurgenten ist vorläufig darauf gerichtet, einzelne Polizei-Detaschements zur Uebergabe ihrer Waffen aufzufordern. In Drogheda und Belfast sind eine Anzahl Klubisten verhaftet. Die Waffenablieferung hat bis jetzt nur geringe Resultate geliefert. Die Irländer zerstören sie entweder oder schaffen sie an einen sichern Ort.
Asien. 12 Paris, 31. Juli. Die Ereignisse auf der Insel Martinique vom 21. Mai haben den General-Kapitän von Porto-Ricco veranlaßt, folgende Proklamation ergehen zu lassen:
Bewohner der Insel Porto-Ricco!
Die kritischen Zeitumstände und die betrübende Lage, in welcher sich fast alle benachbarten Länder dieser Insel befinden, ‒ da die einen vom Bürgerkrieg, die andern durch einen Vernichtungskrieg unter den Stämmen selbst durchwühlt werden ‒ legen uns die Verpflichtung auf, wirksame Maßregeln zu ergreifen, um unsern friedlichen und loyalen Boden vor solchem Unheil zu bewahren. Ich muß demnach solche Strafen aufstellen, die schnell und strenge alle Verbrechen treffen, welche unter den jetzigen Umständen begangen werden könnten.
Zu diesem Zwecke mache ich Gebrauch von der mir durch un-
sere Königin und Meisterin, die Gott erhalte, verliehenen Vollmacht, und beschließe was folgt:
1) Vergehen jeder Art, deren, von der Veröffentlichung dieses Bando's an, Individuen der afrikanischen Race, seien sie frei oder Sklaven, sich zu Schulden lassen kommen, werden von einem Kriegsgericht abgeurtheilt.
2) Jedes Individium afrikanischer Race,seien sie frei oder Sklave, welches überführt wird, Waffen gegen Weiße sich bedient zu haben, wird todtgeschossen, wenn er ein Sklave, und die rechte Hand vom Henker ihm abgehauen, wenn er frei ist. Hat er eine Wunde verursacht, so wird er in beiden Fällen todtgeschossen.
3) Jedes Individuum afrikanischer Race, frei oder Sklave, das einen Weißen beschimpft, mißhandelt, mit dem Stocke, einem Steine oder in sonst einer Weise bedroht, sei es auch bloß in der Absicht ihn zu beleidigen, wird mit fünf Jahr Galeeren bestraft, wenn er ein Sklave, und mit einer dem Thatbestande entsprechenden Strafe, wenn er frei ist.
4) Die Sklavenbesitzer bleiben kraft gegenwärtigen Bando's bevollmächtigt, die geringern Vergehen und Verbrechen ihrer Sklaven nach eigenem Gutdünken zu bestrafen, ohne Intervention eines Militär- oder Civil-Beamten. Denn meiner Autorität allein liegt es ob, nöthigenfalls das Betragen des Herrn gegen seinen Sklaven zu richten.
5) Wenn ein Sklave sich gegen seinen Herrn empören sollte, obgleich dieser Fall gar nicht vorauszusetzen ist, so hat der Herr das Recht, den Sklaven auf der Stelle zu tödten, um durch diese schleunige Bestrafung die Gefahr des bösen Beispiels zu vermeiden.
6) Die Militär-Kommandanten haben die größte Schnelligkeit in der Konstatirung der Verbrechen anzuwenden und die Instruktion darf nie den Term von 24 Stunden überschreiten.
Die Reforme empört sich gegen dieses Bando, und erkennt den Sklaven das Recht der Empörung zu. Als wenn nicht zwischen Schwarzen und Weißen dasselbe Verhältniß obwalte als zwischen Proletariern und Bourgeois. Nur daß dieses Verhältniß im erstern Falle handgreiflicher ist als im zweiten. Die Franzosen, sagt die Reforme, dürften schon deshalb nicht dulden, daß auf Porto-Ricco Sklaven existiren, weil ihr Interesse dabei kompromittirt wird. Und welches ist das Interesse? Der Sklavenzucker kommt billiger als der freie Zucker.
Indien. Die Nachrichten von Calcutta reichen bis zum 8., von Madras bis zum 10., von Bombay bis zum 19. Juni. Die unter dem Befehl der britischen Offiziere stehenden Sikh- und irregulären Truppen hatten bei zwei Gelegenheiten einen entscheidenden Sieg über bedeutende Banden der Multan Rebellen erfochten. Lieutenant Edwardes war bis Leia vorgedrungen, wo ihn von Lahore aus der Befehl traf, wieder über den Indus zurückzukehren und sich auf die Besetzung der Bunnoo-Provinzen zu beschränken.
Seine Sikh-Mannschaft, die sich Anfangs durch Desertiren sehr verringerte, wurde später durch Patans und Musselmans ergänzt und als es zum Treffen kam, wurden die Feinde jedesmal mit Verlust von einigen Kanonen und vielen Todten zurückgeworfen. Schließlich bemächtigte man sich des Forts von Dera, welches die Linie des Indus beherrscht.
In Lahore setzten die Behörden ihre Anstrengungen fort, um die Ruhe der Stadt aufrecht zu erhalten. Man sagte, daß der Dewan Molraj an der Spitze von 10,000 Mann in Multan stehe und die Stadt sehr befestige. Der obere Theil von Scinde blieb fortwährend ruhig.
Die Geschäftsnachrichten aus Calcutta lauten eben nicht günstig und sind keineswegs geeignet um zu Verschiffungen englischer Fabrikate einzuladen. In Bombay ging der Handel nicht so schlecht; der dortige Markt ist aber keineswegs von solcher Bedeutung wie der von Calcutta.
Nachtrag. * Köln, 2. August. _ Aufrufan alle gutgesinnten Deutschen. Es ist bekannt, wie seit der Hecker'schen Schilderhebung, so viele Deutsche als Flüchtlinge in Frankreich ein Asyl gesucht und gefunden haben; vie viele jetzt in der letzten Zeit wieder gezwungen worden, die unterdrückte Heimath wegen sogenannter „politischen Verbrechen“ zu verlassen, um in einem freiern Lande Schutz ihrer persönlichen Freiheit zu finden, davon geben die Steckbriefe in den Zeitungen eine Uebersicht.
Hier in Straßburg und in Besancon liegt eine Menge solcher Verbannten; die größere Mehrheit von ihnen hat keine Subsistenzmittel, und wäre längst dem tiefsten Elende zum Opfer gefallen, wenn nicht ein Unterstützungs-Comite, bestehend aus den braven Männern Corvin, Weber und Schweizer mit den wenigen Mitteln, die ihm von auswärts zuflossen, so gut Haus gehalten hätte, daß es seit sechs Wochen mit einer Summe von circa 800 Fr. die Armen vor Hunger und Blöße schützen konnte.
Jetzt aber aber sind die Fonds des Comites erschöpft, ja es sind sogar noch einige hundert Franken Schulden da, für welche das Comite sich verbürgt hat. Unter diesen Umständen ist es klar, daß mit einem Male alle Unterstützung der armen Flüchtlinge aufhören mußte, daß diese armen Leute einem Zustande der Hülflosigkeit Preis gegeben sind, der sie, wenn nicht baldige Rettung kommt, der Verzweiflung in die Arme treiben wird.
Diese Rettung erwarten sie von ihren Brüdern in Deutschland, ja sie haben fast ein Recht, diese Hülfe zu erwarten, da sie es waren, welche die Brust den Feinden der Freiheit Deutschlands im muthigen Kampfe entgegengeworfen, oder mit dem Schwerte des Wortes und der Schrift für dieses Ziel gekämpft haben.
Wenn für die Ausbauung eines steinernen Domes Tausende und aber Tausende gespendet wurden, so wird Deutschland doch auch ein Schärflein übrig haben für die Werkleute, welche am Tempel der Freiheit gebaut haben, und dafür jetzt in Verbannung und Elend schmachten.
Straßburg, am 22. Juli 1848
Jean J. Jansen.
Oeffentliche Verwahrung der radikal-demokratischen Parthei in der const. deutschen Versammlung gegen den Beschluß in der Polenfrage.
Deutsches Volk, das Unglaubliche ist geschehen! Die Mehrheit deiner Vertreter hat die Revolution verleugnet und die theuersten Sympathien freier Völker verscherzt! Sie hat eine neue Theilung Polens ohne sichere Ermittelung der dortigen Bevölkerungsverhältnisse vorgenommen, und die alten Theilungen für immer genehmigt!
(Hierzu eine Beilage.)
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Weitere Informationen:Die angegebenen Seitenzahlen beziehen sich auf die Ausgabe: Neue Rheinische Zeitung. Organ der Demokratie. Bd. 1 (Nummer 1 bis Nummer 183) Köln, 1. Juni 1848 bis 31. Dezember 1848. Glashütten im Taunus, Verlag Detlev Auvermann KG 1973.
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