Neue Rheinische Zeitung. Nr. 71. Köln, 10. August 1848. Beilage.Beilage zu Nr. 71 der Neuen Rh. Zeitg. Donnerstag 10. Aug. 1848. [Fortsetzung] gerichtet ist, sehen sie nur die Einbuße, welche sie durch das Aufgeben des Post- und Pulverregals oder eines Gränzzolles erleiden; die in Aussicht stehenden Vortheile liegen ihnen zu fern, als daß sie diese damit gegen ihren Verlust in Anschlag bringen sollten. Ferner ist der Schweizer, so nüchtern und praktisch er auch sonst in allen Dingen ist, ein großer Freund von schönen patriotischen Phrasen, wenn sie ihn nichts kosten; da nun allerdings fast alle Kantone irgend etwas aufzugeben haben, so konnten sie unmöglich diese schöne Gelegenheit, von "republikanischer Uneigennützigkeit," von "vaterländischem Sinn," von "Niederlegen auf dem Altar des Vaterlandes" u. s. w. zu reden, ungenützt vorüber gehen lassen. Im Grunde ein ziemlich harmloses Vergnügen, was man ihnen wohl gönnen kann, wenn sie dabei nur vorwärts kommen. Und das ist jetzt kaum noch zweifelhaft. Bereits hat in Bern, Zürich, Solothurn, St. Gallen, Baselstadt und Baselland, Schaffhausen, Aargau, Thurgau und Graubünden der Große Rath die Verfassung zur Annahme empfohlen, und zwar mit Ausnahme von Bern (166 Stimmen gegen 13) einstimmig. In Zürich, Bern und Solothurn findet heute die Abstimmung des Volkes statt. Ueber das Resultat dieser Abstimmung in Bern mag ich nichts vorher sagen; in Solothurn ist die Annahme so gut wie gewiß, und in Zürich, hofft man, werde sich keine einzige Stimme für Verwerfung der Verfassung finden, wenn nicht einige Querköpfe des Spasses wegen dagegen stimmen. Jedenfalls wird diese Abstimmung von Zürich und Bern großen Einfluß auf die übrigen Kantone haben, und daß die Mehrheit der Kantone sowohl, wie die Mehrheit der Gesammtbevölkerung sich für die Annahme aussprechen wird, ist gar nicht zu bezweifeln. Die kleinen Kantone werden zwar wahrscheinlich dagegen stimmen, indessen hat selbst das stockconservative Schweizer Volksblatt bereits erklärt, Schwyz würde sich, soviel es auch an der neuen Bundesverfassung auszusetzen habe, bereitwillig der Mehrheit fügen. Daran wird es auch sehr wohl thun. Am 4. Sept. wird die Tagsatzung, die sich am 31. Juli vertagt hat, wieder zusammen treten und, wenn die neue Verfassung angenommen ist, die nöthigen Uebergangsbestimmungen treffen, das Wahlgesetz für den Nationalrath erlassen, und sobald dieser gewählt ist und den Bundesrath ernannt hat, sich für einige Zeiten auflösen, wie der nun in Gott ruhende selige deutsche Bundestag. Französische Republik. Paris, 8. Aug. Eine Privat-Correspondenz der "Nation" von Paris meldet, daß die französische Armee in Piemont eingedrungen sei. Für morgen verspricht sie nähre Details über dieses Ereigniß. - Von den Journalen, deren am 27. Juni beschlossene Suspension jetzt gehoben ist, figuriren in erster Linie: 1) La Revolution, Die "Assemblee National" hat bereits wieder angefangen zu erscheinen; ob das Journal "De la Canaille" und der "Pere Duchesne" ungeachtet der Autorisation wieder erscheinen werden, ist sehr die Frage. - Es ist ein Attentat auf das Leben des Hrn. Thiers begangen worden. Man verwechselte aber Hrn. Mignet mit ihm, und schoß auf diesen mit einer Windbüchse. Der Schuß fehlte und traf nur das Kleid eines gerade anwesenden 9 jährigen Mädchens. - National-Versammlung vom 7. Aug. Marrast präsidirt. - Die noch übrigen Paragraphen des Jurygesetzes werden mit weniger Aenderung nach dem Kommissions-Entwurf angenommen. Tagesordnung: der Entwurf über die Journal-Kautionen. L. Blanc. Die Freiheit der Presse ist das Gegengewicht des allgemeinen Stimmrechts. Wir müssen die Presse allen zugänglich machen, sie dem Monopol entreißen, sie dezentralisiren. Der Gedanke darf nicht das Instrument des Geschäftsmanns werden. Die Presse ist in den letzten Jahren den niedrigsten Spekulationen zinsbar gewesen. Die Erhaltung der Kaution wird die Presse wie bisher zu einer Handelsindustrie machen. L. Faucher für die Kaution. Nehmt sie fort, und - wir haben es gesehn - die Presse verfällt der erschrecklichsten Licenz. Die unkautionirte Presse hat die Mai- und Junitage erzeugt. Ich bin auch für die wohlfeile Presse. Aber schon die Journale zu 40 Fr. haben enormen Schaden gestiftet. Ein ordentliches Journal ist nie verlegen um die Kaution. Die Kaution hat sich 30 Jahre lang bewährt. Ant. Thouret, Sarrans, Felix Pyat sprechen gegen, de Charencay für die Kautionen. Hr. Pyat schließt: Die Kautionen sind im schreiendsten Widerspruch mit der Gleichheit. Die Republik begeht einen Vatermord wenn sie dies Gesetz annimmt. Die Sitzung wird aufgehoben. Großbritannien. * London, 7 Aug. Es geht nichts über einen ehrlichen Polizisten, zumal wenn er gegen sich selbst einschreitet, wie im folgenden Falle: Hr. Ambleside (in Westmoreland), Kirchspiel-Konstabler, erschien dieser Tage vor den petty sessions als Ankläger - seiner selbst. Er führte an und bewies durch Zeugen, daß er auf dem Jahrmarkte betrunken gewesen. Die Friedensricher verurtheilten ihn zu 5 Schillingen, die er auch sofort bezahlte. Mit erleichtertem Gewissen schritt er von dannen. * Edinburg, 6. Aug. In der "Scottish Preß" wird berechnet, daß in der Hauptstadt Schottlands jährlich 234,520 Pfd. Sterling auf geistige Getränke und 312,000 Pfd. Sterling auf Brod verausgabt werden. * Dublin, 6. Aug. Gestern Abend um 8 Uhr wurde Hr. Smith O'Brien der Chef der irischen Rebellen in dem Augenblick, wo er nach Limerick abzureisen gedachte, auf der Eisenbahnstation von Thurl[#]es durch einen Eisenbahnbeamten Namens Hulme und durch einige Polizeiagenten verhaftet. Er war allein und ergab sich ohne Widerstand. Als einzige Waffe trug er eine kleine Pistole in seiner Westentasche. Von Soldaten und Polizeimannschaft umringt, brachte man O'Brien sofort ins Gefängniß. Wie ein Lauffeuer verbreitete sich diese Nachricht durch die ganze Stadt und Massen der aufgeregten Bevölkerung drängten sich in wildester Hast durch die Gassen. Gen. M'Donald hatte aber in der Zwischenzeit die Thore des Gefängnisses, so wie der Eisenbahn stark von Infanterie besetzen lassen. Verschiedene Trupps Kavallerie rückten dann in die Straßen und warfen die Bewohner in ihre Häuser zurück und die Ruhe wurde weiter nicht mehr gestört. Mehrmals trat der General selbst in einige Häuser, wo man Fenster und Thüren nicht verschließen wollte und zwang die Leute, seinen Befehlen zu gehorchen. Die Aufregung des Volkes blieb indeß so groß, daß es der General für rathsam hielt, den Gefangenen sofort nach Dublin zu expediren. Er überlieferte ihn daher der Sorge seines Sohnes des Lieutenants Alexander M'Donald, der den Gefangenen mit einem starken Trupp Soldaten und Polizei bis hierher eskortirte. Während der Reise zeigte O'Brien Spuren von großer Gemüthsbewegung; da man ihm bei Strafe des augenblicklichen Todes verboten hatte, weder zu sprechen noch sich zu bewegen, so versuchte er zu schlafen, was ihm aber nicht gelingen wollte. In Dublin angekommen, transportirte man den Gefangenen erst in die Barracks und dann sofort nach Kilmainham, wo man seiner am sichersten zu sein glaubt. * Dublin, 6. August. In Carrick ist es wegen der Verhaftung Dr. Ryan's zu Unruhen gekommen, die erst durch das Einschreiten der Polizei und des Militärs gedämpft wurden. Die Verhaftungen in Dublin gehen Dutzendweise vor sich. In Carlow nahm die Polizei einen Polen fest, der nach dem Süden Irlands gerufen worden, um verschiedenen Klubs den Gebrauch der Pike zu lehren. Haussuchungen nach Waffen und Briefen mehren sich. Die Limerick- und Tralee-Postkutsche wurde am 5. d. bei Abbey Feale von einigen 100 Bewaffneten angehalten und die Briefbeutel weggenommen. Sodann bemächtigten sie sich eines Polizeimannes, der einen Verhaftsbefehl gegen O'Gorman bei sich hatte. Die Polizei ist Doheny nahe auf die Spur gekommen; er wird wahrscheinlich nächster Tage eingebracht werden. Nächsten Donnerstag beginnt der Prozeß gegen Duffy, Martin und die andern Eigenthümer, Redakteure, Drucker etc. der "Nation", des "Felon" und des "Tribune". Rußland. Petersburg, 31. Juli. Zum 28. Juli waren hier 2396 Cholerakranke in Behandlung verblieben; im Verlaufe dieses Tages kamen hinzu 137, genasen 211 und starben 82 (darunter 45 in den Wohnungen). Zum 29. Juli waren 2240 Kranke in Behandlung verblieben; im Verlaufe dieses Tages kamen hinzu 132, genasen 188 und starben 68 (darunter 41 in den Wohnungen.) Zum 30. Juli verblieben 2116 Kranke in Behandlung. Aus einem im neuesten Hefte des Militair-Medizinal-Journals enthaltenen Artikel über den Verlauf der Cholera-Epidemie in Rußland geht hervor, daß in Petersburg seit dem ersten Erscheinen der Krankheit, d. h. vom 30. Juni bis zum 21. Juli, 19,772 Personen erkrankt und davon 4834 genesen und 11,069 gestorben sind. Im gesammten Rußland sind seit dem ersten Erscheinen der Cholera, d. h. vom 28. Oktober 1846 bis zum 5. Juli 1848, 290,318 Personen daran erkrankt und 116,658 gestorben. Donaufürstenthümer. Hermannstadt. Das General-Kommando von Hermannstadt zeigt dem Kriegminister offiziell an: In der am 14. Juli abgehaltenen Versammlung haben Odobesco und Salamon ihre Entlassung gegeben. Das Volk erwartete mit größter Freude die Rückkunft des Eliade und Philippesco, Mitglieder der frühern Regierung; indessen begleitete das Militär den gefangenen Metropoliten in die Kaserne, worauf Sturm geläutet wurde, und der Metropolit nach einem großen Aufruhr wieder in Freiheit gesetzt wurde. Jassy, 17. Juli. Neueren Nachrichten zu folge sind nicht 4000, sondern 2500 Russen, und nicht 2 Batterien, sondern nur eine aus 8 Kanonen hier angekommen. Amerika. * Monte Video, 9. Juni. Französischer Seits ist offiziell erklärt worden, daß das französische Geschwader alle zu Buenos Ayres gehörenden Hafen wie auch die der Banda Oriental, in so weit sie im Besitz von argentinischen Truppen sind, aufs Neue zu blokiren. Der französische Bevollmächtigte, Baron Gros, reist in einigen Tagen nach Europa zurück. * New-York, 25. Juli. Der Kongreß beschäftigt sich noch immer mit der Territorialbill (wegen Administration in Oregon, Neu-Mexiko und Californien). In Bezug auf Oregon ist entschieden, daß dort keine Sklaverei stattfinden darf. Was Neu-Mexiko und Californien betrifft, bleibt jene Frage der weiteren Entscheidung des Kongresses vorbehalten. Aus Mexiko wird mitgetheilt, daß ein entscheidender Kampf zwischen den Regierungstruppen unter Bustamente und Cortazar und den vom Pater Jarauta befehligten Insurgenten nahe bevorstand. Auf der Halbinsel Yucatan haben jetzt die Weißen in einigen Treffen über die Indianer gesiegt. Auf Cuba Furcht vor dem Ausbruch einer Revolution. Es fanden viele Verhaftungen statt. Diese werden den Ausbruch beschleunigen. Vom Haiti hatten sich eine Menge Personen nach Jamaica geflüchtet. General Flores befand sich in Panama; man glaubte aber, daß ihm der Aufenthalt dort wie in jedem andern Theile der Republik untersagt werden würde. Türkei. Konstantinopel, 18. Juli. Alle Thätigkeit des Divans ist in dem Augenblick in den Arbeiten des Kriegsministeriums concentrirt, und der rührige Risa Pascha konnte in der That nicht zu gelegener Zeit an die Spitze dieses Verwaltungszweiges gestellt werden. Die unlängst entlassenen Soldaten der hiesigen Garnison die schon zur Rückkehr in ihre Herkunftsorte bereit waren, sind vorderhand noch bei ihren Regimentern zurückbehalten worden, in deren Stand eine so plötzliche Lücke nicht schnell genug auszufüllen gewesen wäre. Auch aus Kleinasien, wo seit vorigem Jahr eine bedeutende Heeresmacht den frischen Gehorsam der Kurden überwachte, werden, dem Vernehmen nach, 20,000 Mann zurückgerufen, und der Seraskier von Rumelien ist in Albanien mit Bildung irregulärer Milizen beschäftigt. Einem Gerücht zufolge wäre sogar zur Leitung derselben niemand anderer auserkoren als der Ex-Rebellenhäuptling Dschulika. Thatsache ist daß er so eben vom Sultan vollständig begnadigt, nach seinen heimathlichen Bergen zurückgekehrt ist. Daß man ihn nicht schlimmer behandelte als seinen kurdischen Nebenbuhler Bedrhan Bey, ist nichts als billig; wenn man aber noch mehr für ihn that und ihn dadurch zu fesseln trachtete, so mag die Pforte hiemit einen recht glücklichen Wurf gethan haben. Für so ausgedehnte Wehranstalten dürfte es übrigens nicht leicht angehen den Grund einzig und allein in den unbequemen und unzeitigen Aeußerungen walachischer Volkssouveränetät zu suchen, vielmehr scheint es wohl als ob die Pforte sich ernstlich in Verfassung setzen wollte um sich von den allenthalben im stillen aufkeimenden Gefahren und namentlich dem stets als Damokles Schwert über ihrem Haupte schwebenden Slavismus nicht ungewappnet überraschen zu lassen. Suleiman Pascha, der das Unwetter in der Walachei beschwören soll, ist mit dem Pfortendolmetsch Emin Effendi Freitag den 14. d. M. dahin abgereist. (A. Z.)[Gerichtsprotokoll] Kriminal-Prozedur gegen Ferdinand Lassalle wegen Verleitung zum Diebstahl. (Fortsetzung.) St.-Pr. Aus Ihrer Vernehmung geht hervor, daß nicht Oppenheim sich erbot sondern daß Lassalle Anweisung gegeben hat. A. Ich habe den Vorsatz das Oppenheim sich nach dem Akt zu erkundigen nur gebilligt. Pr. Sie sagen, in dem Briefe an Heine, Sie hätten den Akt nöthig, er müsse zum Zweck der Prodigalitätsklage beschafft werden. A. Ich habe nicht gesagt, daß der Akt für diese Klage nöthig, sondern nur, daß er wichtig sei. Pr. Nahm man auf Ihren Rath am meisten Rücksicht? A. Gewiß, da ich die Versöhnung versuchen wollte. Den Auftrag habe ich aber nicht gegeben und ich habe dies in einer dem Untersuchungsrichter überreichten Denkschrift auch weiter ausgeführt. Der Angeklagte verliest eine Stelle aus dieser Denkschrift. Pr. Sie haben gesagt "Meiner Ordre gemäß folgten Mendelssohn und Oppenheim." A. Wenn man Ordre im Sinne von Auftrag nimmt, so kann ich es nicht gesagt haben, denn ich war nicht berechtigt, eine solche zu geben. - Hiermit schloß die Vernehmung des Angeklagten. Der Präsident ließ nun den Sekretär des Gewerbegerichts W. Bremmer vortreten und vereidete ihn als Sachverständigen um die von Lassalle anerkannte Handschriften mit zwei Briefen, die derselbe verläugnet hatte, zu vergleichen. Der Sachverständige zieht sich zurück. Es folgt das Verhör der Zeugen. Als erste Zeugen sind geladen die Baronin Meyendorf, ihr Kammerdiener B. Robie und ihre Kammerjungfer A. Ciczewsky. Da dieselben nicht erschienen sind, so wird deren Aussage vor dem Instruktionsrichter vom 22. August 1846 vorgelesen. Wir theilen diese Aussagen, die sich lediglich auf das Faktum des Kassettendiebstahls beziehen, nicht mit, da sie aus den beiden früheren Prozeduren bekannt sind Wir bemerken nur, daß die Meyendorf ausdrücklich erklärt hat, sie habe auf Lassalle keinen Verdacht, und kenne ihn nur von Ansehen. Nun erscheinen die Zeugen A. Welter, Gastwirth des Mainzer Hofes, Paul Friedrich, Johann Irxendorf und Jakob Esser. Sie bekunden über den Diebstahl in derselben Weise wie in den früheren Prozeduren. Welter und Friedrich setzen noch hinzu, die Meyendorf habe nur einmal im Mainzer Hofe logirt, und der Angeklagte habe, als er am Tage nach dem Diebstahl angekommen, nur über gleichgültige Dinge gesprochen. Esser bemerkt, Lassalle sei mit Hoppe angekommen; beide hätten sich nach einem Reisesack, den sie vermißten, erkundigt. Auf die Frage, ob für die Meyendorf Quartier bestellt gewesen, antworten die Zeugen verneinend. Die Aussagen des inzwischen nach Amerika ausgewanderten Zeugen Förster und der nicht erschienenen Lennartz, jetzt Ehefrau Begemann, werden aus dem Protokoll vom 21. August 1846 verlesen. Der Sachverständige Bremmer tritt vor und bekundet, daß sämmtliche ihm übergebene Schriftstücke von derselben Hand herrührten, wie sich dies namentlich aus der Vergleichung der Buchstaben M und K ergebe, und daß nur die Adresse auf dem Couvert des Briefes vom 2. Juli 1846 den Schreiber zweifelhaft lasse. Zeuge Kutscher Köllen. Auch er bezeugt Bekanntes über die Vorfälle nach dem Diebstahl, und erklärt dann auf Befragen des Vertheidigers, daß er vorgestern drei Personen für zwei Thaler nach Dormagen gefahren, die von dort mit Extrapost weiter gereist seien. Er habe dieselben wegen ihrer Kleidung für schleswigholsteinische Freiwillige gehalten, sei zuerst auf die Breitstraße neben das Haus zum Knüppel (wo Goedsche wohnt), dann auf den Thurnmarkt gefahren, um Gepäck abzunehmen. Zeuge Polizeikommissar Schlömbach aus Bonn. Seine Aussage ist von den beiden früheren in nichts verschieden. Zeuge Friedrich Wilhelm Hoppe, 32 Jahre alt, wohnhaft in Berlin. Pr. Ihr Gewerbe? Zeuge. Alles was so vorkommt, Kommissionär, Stubenbohner, früher Viktualienhändler; davor Kammerdiener. Zeuge deponirt wie folgt: Ich bin den 25. Januar in Dienst des Angeklagten getreten, der sich Doktor nennen ließ, und im Brittisch Hotel wohnte. Er hatte mit Oppenheim, Mendelssohn und Graf Keiserling Bekanntschaft. Durch letzteren wurde er mit der Gräfin Hatzfeldt bekannt, die zuerst unter den Linden, dann in der Schadowstraße wohnte. Als Lassalle und Graf Keiserling sich zuerst bei der Gräfin melden ließen, nahm sie dieselben nicht an. Am andern Tage jedoch wurden sie empfangen. Von da an ging Lassalle oft und zu jeder Tageszeit zur Gräfin. Vierzehn Tage nach der ersten Bekanntschaft ließ er sich einen Hausschlüssel zu ihrer Wohnung machen, kaufte eine Blendlaterne und ging mehrere Male gegen 12 Uhr Nachts, nachdem er vorher Toilette gemacht hatte, zur Gräfin. Einmal kam er erst gegen 7 Uhr Morgens nach Hause. Durch den Kommissionär des Britisch Hotel, Krüger, sollte eine Korrespondenz des Grafen Nostiz aufgefangen werden. Wenigstens hat Krüger mir das gesagt. Auch habe ich gehört, wie er zu Mendelssohn und Oppenheim sagte, er müsse sie haben. Ich bezog das auf Briefe. Lassalle beauftragte mich, ihm einen Schlosser zu besorgen, und versprach mir zwei Thaler hierfür. Ich besorgte ihm den Schlosser Reichard, Werkführer bei Wittwe Glück. Dieser hat mir gesagt, er habe Lassalle zwei Schlüssel angefertigt und 2 Friedrichsd'or dafür erhalten. Zeugen waren nicht dabei, als der Schlosser mir dies sagte. Ich habe selbst zwei Dietriche gesehen, welche Lassalle gemeinsam mit dem Schlosser an einem Sekretäre im Zimmer Nr. 2 probirte. Ich habe dies zwar nicht alles gesehen, ich habe aber beide in das Zimmer gehen sehen und Reichard hat es mir gesagt. Die Wwe. Glück kam oft zu Lassalle und bat ihn, ihr die Schlüssel zurückzugeben. Krüger wurde später einmal von der Polizei geholt, aber sofort wieder freigelassen. Er erzählte mir, Lassalle habe ihn einen Brief an Nostiz gegeben mit dem Auftrage, ihn so fallen zu lassen, daß der Hausdiener des Nostiz ihn finde. Deshalb habe ich die Polizei geholt. Im Sommer 1846 verabredeten Mendelsohn, Oppenheim und Lassalle eine gemeinsame Reise an den Rhein, die lange dauern sollte. Im Mai war die Gräfin nach Moabit gezogen, wo die Besuche Lassalle's fortdauerten. Mendelssohn reiste einige Tage vor uns ab, damit man keinen Verdacht schöpfe. Jedoch war die Zeit nicht verabredet und auch nicht, daß Oppenheim mit der Gräfin nachkommen solle. Lassalle und ich reisten am 9. Juli ab, ich weiß dies gewiß. Pr. Früher am 8. Juni haben sie den Namen des Werkführers nicht angeben zu können behauptet. Z. Ich habe denselben seitdem wieder getroffen, er hat das Geschäft der Glück übernommen. Pr. Sind die Dietriche nicht gebraucht worden? Z. Nein, nur probirt. Pr. Früher haben Sie von den 2 Thlrn. und den 2 Friedrichsdor nichts gesagt. Z. Ich habe es aber jetzt gesagt. Pr. Wie ging die Reise? Z. Ueber Frankfurt den Rhein hinunter. Pr. Welche Stelle führte Lassalle bei den früheren Verabredungen? Z. Er hatte immer das erste Wort. Damals erhielt Lassalle einen Brief von Mendelsohn, worin dieser schrieb, er habe bereits einige Entdeckungen über den Grafen gemacht. In Frankfurt trafen wir den Grafen Keiserling und in Düsseldorf den Mendelsohn. Wir logirten dort im Breidenbacher Hofe, Mendelsohn irgendwo anders. Derselbe hat uns am Dampfschiffe empfangen. Lassalle sagte uns, wir sollten den Namen Hatzfelds nicht in den Beilage zu Nr. 71 der Neuen Rh. Zeitg. Donnerstag 10. Aug. 1848. [Fortsetzung] gerichtet ist, sehen sie nur die Einbuße, welche sie durch das Aufgeben des Post- und Pulverregals oder eines Gränzzolles erleiden; die in Aussicht stehenden Vortheile liegen ihnen zu fern, als daß sie diese damit gegen ihren Verlust in Anschlag bringen sollten. Ferner ist der Schweizer, so nüchtern und praktisch er auch sonst in allen Dingen ist, ein großer Freund von schönen patriotischen Phrasen, wenn sie ihn nichts kosten; da nun allerdings fast alle Kantone irgend etwas aufzugeben haben, so konnten sie unmöglich diese schöne Gelegenheit, von „republikanischer Uneigennützigkeit,“ von „vaterländischem Sinn,“ von „Niederlegen auf dem Altar des Vaterlandes“ u. s. w. zu reden, ungenützt vorüber gehen lassen. Im Grunde ein ziemlich harmloses Vergnügen, was man ihnen wohl gönnen kann, wenn sie dabei nur vorwärts kommen. Und das ist jetzt kaum noch zweifelhaft. Bereits hat in Bern, Zürich, Solothurn, St. Gallen, Baselstadt und Baselland, Schaffhausen, Aargau, Thurgau und Graubünden der Große Rath die Verfassung zur Annahme empfohlen, und zwar mit Ausnahme von Bern (166 Stimmen gegen 13) einstimmig. In Zürich, Bern und Solothurn findet heute die Abstimmung des Volkes statt. Ueber das Resultat dieser Abstimmung in Bern mag ich nichts vorher sagen; in Solothurn ist die Annahme so gut wie gewiß, und in Zürich, hofft man, werde sich keine einzige Stimme für Verwerfung der Verfassung finden, wenn nicht einige Querköpfe des Spasses wegen dagegen stimmen. Jedenfalls wird diese Abstimmung von Zürich und Bern großen Einfluß auf die übrigen Kantone haben, und daß die Mehrheit der Kantone sowohl, wie die Mehrheit der Gesammtbevölkerung sich für die Annahme aussprechen wird, ist gar nicht zu bezweifeln. Die kleinen Kantone werden zwar wahrscheinlich dagegen stimmen, indessen hat selbst das stockconservative Schweizer Volksblatt bereits erklärt, Schwyz würde sich, soviel es auch an der neuen Bundesverfassung auszusetzen habe, bereitwillig der Mehrheit fügen. Daran wird es auch sehr wohl thun. Am 4. Sept. wird die Tagsatzung, die sich am 31. Juli vertagt hat, wieder zusammen treten und, wenn die neue Verfassung angenommen ist, die nöthigen Uebergangsbestimmungen treffen, das Wahlgesetz für den Nationalrath erlassen, und sobald dieser gewählt ist und den Bundesrath ernannt hat, sich für einige Zeiten auflösen, wie der nun in Gott ruhende selige deutsche Bundestag. Französische Republik. Paris, 8. Aug. Eine Privat-Correspondenz der „Nation“ von Paris meldet, daß die französische Armee in Piemont eingedrungen sei. Für morgen verspricht sie nähre Details über dieses Ereigniß. ‒ Von den Journalen, deren am 27. Juni beschlossene Suspension jetzt gehoben ist, figuriren in erster Linie: 1) La Revolution, Die „Assemblee National“ hat bereits wieder angefangen zu erscheinen; ob das Journal „De la Canaille“ und der „Père Duchesne“ ungeachtet der Autorisation wieder erscheinen werden, ist sehr die Frage. ‒ Es ist ein Attentat auf das Leben des Hrn. Thiers begangen worden. Man verwechselte aber Hrn. Mignet mit ihm, und schoß auf diesen mit einer Windbüchse. Der Schuß fehlte und traf nur das Kleid eines gerade anwesenden 9 jährigen Mädchens. ‒ National-Versammlung vom 7. Aug. Marrast präsidirt. ‒ Die noch übrigen Paragraphen des Jurygesetzes werden mit weniger Aenderung nach dem Kommissions-Entwurf angenommen. Tagesordnung: der Entwurf über die Journal-Kautionen. L. Blanc. Die Freiheit der Presse ist das Gegengewicht des allgemeinen Stimmrechts. Wir müssen die Presse allen zugänglich machen, sie dem Monopol entreißen, sie dezentralisiren. Der Gedanke darf nicht das Instrument des Geschäftsmanns werden. Die Presse ist in den letzten Jahren den niedrigsten Spekulationen zinsbar gewesen. Die Erhaltung der Kaution wird die Presse wie bisher zu einer Handelsindustrie machen. L. Faucher für die Kaution. Nehmt sie fort, und ‒ wir haben es gesehn ‒ die Presse verfällt der erschrecklichsten Licenz. Die unkautionirte Presse hat die Mai- und Junitage erzeugt. Ich bin auch für die wohlfeile Presse. Aber schon die Journale zu 40 Fr. haben enormen Schaden gestiftet. Ein ordentliches Journal ist nie verlegen um die Kaution. Die Kaution hat sich 30 Jahre lang bewährt. Ant. Thouret, Sarrans, Felix Pyat sprechen gegen, de Charençay für die Kautionen. Hr. Pyat schließt: Die Kautionen sind im schreiendsten Widerspruch mit der Gleichheit. Die Republik begeht einen Vatermord wenn sie dies Gesetz annimmt. Die Sitzung wird aufgehoben. Großbritannien. * London, 7 Aug. Es geht nichts über einen ehrlichen Polizisten, zumal wenn er gegen sich selbst einschreitet, wie im folgenden Falle: Hr. Ambleside (in Westmoreland), Kirchspiel-Konstabler, erschien dieser Tage vor den petty sessions als Ankläger ‒ seiner selbst. Er führte an und bewies durch Zeugen, daß er auf dem Jahrmarkte betrunken gewesen. Die Friedensricher verurtheilten ihn zu 5 Schillingen, die er auch sofort bezahlte. Mit erleichtertem Gewissen schritt er von dannen. * Edinburg, 6. Aug. In der „Scottish Preß“ wird berechnet, daß in der Hauptstadt Schottlands jährlich 234,520 Pfd. Sterling auf geistige Getränke und 312,000 Pfd. Sterling auf Brod verausgabt werden. * Dublin, 6. Aug. Gestern Abend um 8 Uhr wurde Hr. Smith O'Brien der Chef der irischen Rebellen in dem Augenblick, wo er nach Limerick abzureisen gedachte, auf der Eisenbahnstation von Thurl[#]es durch einen Eisenbahnbeamten Namens Hulme und durch einige Polizeiagenten verhaftet. Er war allein und ergab sich ohne Widerstand. Als einzige Waffe trug er eine kleine Pistole in seiner Westentasche. Von Soldaten und Polizeimannschaft umringt, brachte man O'Brien sofort ins Gefängniß. Wie ein Lauffeuer verbreitete sich diese Nachricht durch die ganze Stadt und Massen der aufgeregten Bevölkerung drängten sich in wildester Hast durch die Gassen. Gen. M'Donald hatte aber in der Zwischenzeit die Thore des Gefängnisses, so wie der Eisenbahn stark von Infanterie besetzen lassen. Verschiedene Trupps Kavallerie rückten dann in die Straßen und warfen die Bewohner in ihre Häuser zurück und die Ruhe wurde weiter nicht mehr gestört. Mehrmals trat der General selbst in einige Häuser, wo man Fenster und Thüren nicht verschließen wollte und zwang die Leute, seinen Befehlen zu gehorchen. Die Aufregung des Volkes blieb indeß so groß, daß es der General für rathsam hielt, den Gefangenen sofort nach Dublin zu expediren. Er überlieferte ihn daher der Sorge seines Sohnes des Lieutenants Alexander M'Donald, der den Gefangenen mit einem starken Trupp Soldaten und Polizei bis hierher eskortirte. Während der Reise zeigte O'Brien Spuren von großer Gemüthsbewegung; da man ihm bei Strafe des augenblicklichen Todes verboten hatte, weder zu sprechen noch sich zu bewegen, so versuchte er zu schlafen, was ihm aber nicht gelingen wollte. In Dublin angekommen, transportirte man den Gefangenen erst in die Barracks und dann sofort nach Kilmainham, wo man seiner am sichersten zu sein glaubt. * Dublin, 6. August. In Carrick ist es wegen der Verhaftung Dr. Ryan's zu Unruhen gekommen, die erst durch das Einschreiten der Polizei und des Militärs gedämpft wurden. Die Verhaftungen in Dublin gehen Dutzendweise vor sich. In Carlow nahm die Polizei einen Polen fest, der nach dem Süden Irlands gerufen worden, um verschiedenen Klubs den Gebrauch der Pike zu lehren. Haussuchungen nach Waffen und Briefen mehren sich. Die Limerick- und Tralee-Postkutsche wurde am 5. d. bei Abbey Feale von einigen 100 Bewaffneten angehalten und die Briefbeutel weggenommen. Sodann bemächtigten sie sich eines Polizeimannes, der einen Verhaftsbefehl gegen O'Gorman bei sich hatte. Die Polizei ist Doheny nahe auf die Spur gekommen; er wird wahrscheinlich nächster Tage eingebracht werden. Nächsten Donnerstag beginnt der Prozeß gegen Duffy, Martin und die andern Eigenthümer, Redakteure, Drucker etc. der „Nation“, des „Felon“ und des „Tribune“. Rußland. Petersburg, 31. Juli. Zum 28. Juli waren hier 2396 Cholerakranke in Behandlung verblieben; im Verlaufe dieses Tages kamen hinzu 137, genasen 211 und starben 82 (darunter 45 in den Wohnungen). Zum 29. Juli waren 2240 Kranke in Behandlung verblieben; im Verlaufe dieses Tages kamen hinzu 132, genasen 188 und starben 68 (darunter 41 in den Wohnungen.) Zum 30. Juli verblieben 2116 Kranke in Behandlung. Aus einem im neuesten Hefte des Militair-Medizinal-Journals enthaltenen Artikel über den Verlauf der Cholera-Epidemie in Rußland geht hervor, daß in Petersburg seit dem ersten Erscheinen der Krankheit, d. h. vom 30. Juni bis zum 21. Juli, 19,772 Personen erkrankt und davon 4834 genesen und 11,069 gestorben sind. Im gesammten Rußland sind seit dem ersten Erscheinen der Cholera, d. h. vom 28. Oktober 1846 bis zum 5. Juli 1848, 290,318 Personen daran erkrankt und 116,658 gestorben. Donaufürstenthümer. Hermannstadt. Das General-Kommando von Hermannstadt zeigt dem Kriegminister offiziell an: In der am 14. Juli abgehaltenen Versammlung haben Odobesco und Salamon ihre Entlassung gegeben. Das Volk erwartete mit größter Freude die Rückkunft des Eliade und Philippesco, Mitglieder der frühern Regierung; indessen begleitete das Militär den gefangenen Metropoliten in die Kaserne, worauf Sturm geläutet wurde, und der Metropolit nach einem großen Aufruhr wieder in Freiheit gesetzt wurde. Jassy, 17. Juli. Neueren Nachrichten zu folge sind nicht 4000, sondern 2500 Russen, und nicht 2 Batterien, sondern nur eine aus 8 Kanonen hier angekommen. Amerika. * Monte Video, 9. Juni. Französischer Seits ist offiziell erklärt worden, daß das französische Geschwader alle zu Buenos Ayres gehörenden Hafen wie auch die der Banda Oriental, in so weit sie im Besitz von argentinischen Truppen sind, aufs Neue zu blokiren. Der französische Bevollmächtigte, Baron Gros, reist in einigen Tagen nach Europa zurück. * New-York, 25. Juli. Der Kongreß beschäftigt sich noch immer mit der Territorialbill (wegen Administration in Oregon, Neu-Mexiko und Californien). In Bezug auf Oregon ist entschieden, daß dort keine Sklaverei stattfinden darf. Was Neu-Mexiko und Californien betrifft, bleibt jene Frage der weiteren Entscheidung des Kongresses vorbehalten. Aus Mexiko wird mitgetheilt, daß ein entscheidender Kampf zwischen den Regierungstruppen unter Bustamente und Cortazar und den vom Pater Jarauta befehligten Insurgenten nahe bevorstand. Auf der Halbinsel Yucatan haben jetzt die Weißen in einigen Treffen über die Indianer gesiegt. Auf Cuba Furcht vor dem Ausbruch einer Revolution. Es fanden viele Verhaftungen statt. Diese werden den Ausbruch beschleunigen. Vom Haiti hatten sich eine Menge Personen nach Jamaica geflüchtet. General Flores befand sich in Panama; man glaubte aber, daß ihm der Aufenthalt dort wie in jedem andern Theile der Republik untersagt werden würde. Türkei. Konstantinopel, 18. Juli. Alle Thätigkeit des Divans ist in dem Augenblick in den Arbeiten des Kriegsministeriums concentrirt, und der rührige Risa Pascha konnte in der That nicht zu gelegener Zeit an die Spitze dieses Verwaltungszweiges gestellt werden. Die unlängst entlassenen Soldaten der hiesigen Garnison die schon zur Rückkehr in ihre Herkunftsorte bereit waren, sind vorderhand noch bei ihren Regimentern zurückbehalten worden, in deren Stand eine so plötzliche Lücke nicht schnell genug auszufüllen gewesen wäre. Auch aus Kleinasien, wo seit vorigem Jahr eine bedeutende Heeresmacht den frischen Gehorsam der Kurden überwachte, werden, dem Vernehmen nach, 20,000 Mann zurückgerufen, und der Seraskier von Rumelien ist in Albanien mit Bildung irregulärer Milizen beschäftigt. Einem Gerücht zufolge wäre sogar zur Leitung derselben niemand anderer auserkoren als der Ex-Rebellenhäuptling Dschulika. Thatsache ist daß er so eben vom Sultan vollständig begnadigt, nach seinen heimathlichen Bergen zurückgekehrt ist. Daß man ihn nicht schlimmer behandelte als seinen kurdischen Nebenbuhler Bedrhan Bey, ist nichts als billig; wenn man aber noch mehr für ihn that und ihn dadurch zu fesseln trachtete, so mag die Pforte hiemit einen recht glücklichen Wurf gethan haben. Für so ausgedehnte Wehranstalten dürfte es übrigens nicht leicht angehen den Grund einzig und allein in den unbequemen und unzeitigen Aeußerungen walachischer Volkssouveränetät zu suchen, vielmehr scheint es wohl als ob die Pforte sich ernstlich in Verfassung setzen wollte um sich von den allenthalben im stillen aufkeimenden Gefahren und namentlich dem stets als Damokles Schwert über ihrem Haupte schwebenden Slavismus nicht ungewappnet überraschen zu lassen. Suleiman Pascha, der das Unwetter in der Walachei beschwören soll, ist mit dem Pfortendolmetsch Emin Effendi Freitag den 14. d. M. dahin abgereist. (A. Z.)[Gerichtsprotokoll] Kriminal-Prozedur gegen Ferdinand Lassalle wegen Verleitung zum Diebstahl. (Fortsetzung.) St.-Pr. Aus Ihrer Vernehmung geht hervor, daß nicht Oppenheim sich erbot sondern daß Lassalle Anweisung gegeben hat. A. Ich habe den Vorsatz das Oppenheim sich nach dem Akt zu erkundigen nur gebilligt. Pr. Sie sagen, in dem Briefe an Heine, Sie hätten den Akt nöthig, er müsse zum Zweck der Prodigalitätsklage beschafft werden. A. Ich habe nicht gesagt, daß der Akt für diese Klage nöthig, sondern nur, daß er wichtig sei. Pr. Nahm man auf Ihren Rath am meisten Rücksicht? A. Gewiß, da ich die Versöhnung versuchen wollte. Den Auftrag habe ich aber nicht gegeben und ich habe dies in einer dem Untersuchungsrichter überreichten Denkschrift auch weiter ausgeführt. Der Angeklagte verliest eine Stelle aus dieser Denkschrift. Pr. Sie haben gesagt „Meiner Ordre gemäß folgten Mendelssohn und Oppenheim.“ A. Wenn man Ordre im Sinne von Auftrag nimmt, so kann ich es nicht gesagt haben, denn ich war nicht berechtigt, eine solche zu geben. ‒ Hiermit schloß die Vernehmung des Angeklagten. Der Präsident ließ nun den Sekretär des Gewerbegerichts W. Bremmer vortreten und vereidete ihn als Sachverständigen um die von Lassalle anerkannte Handschriften mit zwei Briefen, die derselbe verläugnet hatte, zu vergleichen. Der Sachverständige zieht sich zurück. Es folgt das Verhör der Zeugen. Als erste Zeugen sind geladen die Baronin Meyendorf, ihr Kammerdiener B. Robie und ihre Kammerjungfer A. Ciczewsky. Da dieselben nicht erschienen sind, so wird deren Aussage vor dem Instruktionsrichter vom 22. August 1846 vorgelesen. Wir theilen diese Aussagen, die sich lediglich auf das Faktum des Kassettendiebstahls beziehen, nicht mit, da sie aus den beiden früheren Prozeduren bekannt sind Wir bemerken nur, daß die Meyendorf ausdrücklich erklärt hat, sie habe auf Lassalle keinen Verdacht, und kenne ihn nur von Ansehen. Nun erscheinen die Zeugen A. Welter, Gastwirth des Mainzer Hofes, Paul Friedrich, Johann Irxendorf und Jakob Esser. Sie bekunden über den Diebstahl in derselben Weise wie in den früheren Prozeduren. Welter und Friedrich setzen noch hinzu, die Meyendorf habe nur einmal im Mainzer Hofe logirt, und der Angeklagte habe, als er am Tage nach dem Diebstahl angekommen, nur über gleichgültige Dinge gesprochen. Esser bemerkt, Lassalle sei mit Hoppe angekommen; beide hätten sich nach einem Reisesack, den sie vermißten, erkundigt. Auf die Frage, ob für die Meyendorf Quartier bestellt gewesen, antworten die Zeugen verneinend. Die Aussagen des inzwischen nach Amerika ausgewanderten Zeugen Förster und der nicht erschienenen Lennartz, jetzt Ehefrau Begemann, werden aus dem Protokoll vom 21. August 1846 verlesen. Der Sachverständige Bremmer tritt vor und bekundet, daß sämmtliche ihm übergebene Schriftstücke von derselben Hand herrührten, wie sich dies namentlich aus der Vergleichung der Buchstaben M und K ergebe, und daß nur die Adresse auf dem Couvert des Briefes vom 2. Juli 1846 den Schreiber zweifelhaft lasse. Zeuge Kutscher Köllen. Auch er bezeugt Bekanntes über die Vorfälle nach dem Diebstahl, und erklärt dann auf Befragen des Vertheidigers, daß er vorgestern drei Personen für zwei Thaler nach Dormagen gefahren, die von dort mit Extrapost weiter gereist seien. Er habe dieselben wegen ihrer Kleidung für schleswigholsteinische Freiwillige gehalten, sei zuerst auf die Breitstraße neben das Haus zum Knüppel (wo Goedsche wohnt), dann auf den Thurnmarkt gefahren, um Gepäck abzunehmen. Zeuge Polizeikommissar Schlömbach aus Bonn. Seine Aussage ist von den beiden früheren in nichts verschieden. Zeuge Friedrich Wilhelm Hoppe, 32 Jahre alt, wohnhaft in Berlin. Pr. Ihr Gewerbe? Zeuge. Alles was so vorkommt, Kommissionär, Stubenbohner, früher Viktualienhändler; davor Kammerdiener. Zeuge deponirt wie folgt: Ich bin den 25. Januar in Dienst des Angeklagten getreten, der sich Doktor nennen ließ, und im Brittisch Hotel wohnte. Er hatte mit Oppenheim, Mendelssohn und Graf Keiserling Bekanntschaft. Durch letzteren wurde er mit der Gräfin Hatzfeldt bekannt, die zuerst unter den Linden, dann in der Schadowstraße wohnte. Als Lassalle und Graf Keiserling sich zuerst bei der Gräfin melden ließen, nahm sie dieselben nicht an. Am andern Tage jedoch wurden sie empfangen. Von da an ging Lassalle oft und zu jeder Tageszeit zur Gräfin. Vierzehn Tage nach der ersten Bekanntschaft ließ er sich einen Hausschlüssel zu ihrer Wohnung machen, kaufte eine Blendlaterne und ging mehrere Male gegen 12 Uhr Nachts, nachdem er vorher Toilette gemacht hatte, zur Gräfin. Einmal kam er erst gegen 7 Uhr Morgens nach Hause. Durch den Kommissionär des Britisch Hotel, Krüger, sollte eine Korrespondenz des Grafen Nostiz aufgefangen werden. Wenigstens hat Krüger mir das gesagt. Auch habe ich gehört, wie er zu Mendelssohn und Oppenheim sagte, er müsse sie haben. Ich bezog das auf Briefe. Lassalle beauftragte mich, ihm einen Schlosser zu besorgen, und versprach mir zwei Thaler hierfür. Ich besorgte ihm den Schlosser Reichard, Werkführer bei Wittwe Glück. Dieser hat mir gesagt, er habe Lassalle zwei Schlüssel angefertigt und 2 Friedrichsd'or dafür erhalten. Zeugen waren nicht dabei, als der Schlosser mir dies sagte. Ich habe selbst zwei Dietriche gesehen, welche Lassalle gemeinsam mit dem Schlosser an einem Sekretäre im Zimmer Nr. 2 probirte. Ich habe dies zwar nicht alles gesehen, ich habe aber beide in das Zimmer gehen sehen und Reichard hat es mir gesagt. Die Wwe. Glück kam oft zu Lassalle und bat ihn, ihr die Schlüssel zurückzugeben. Krüger wurde später einmal von der Polizei geholt, aber sofort wieder freigelassen. Er erzählte mir, Lassalle habe ihn einen Brief an Nostiz gegeben mit dem Auftrage, ihn so fallen zu lassen, daß der Hausdiener des Nostiz ihn finde. Deshalb habe ich die Polizei geholt. Im Sommer 1846 verabredeten Mendelsohn, Oppenheim und Lassalle eine gemeinsame Reise an den Rhein, die lange dauern sollte. Im Mai war die Gräfin nach Moabit gezogen, wo die Besuche Lassalle's fortdauerten. Mendelssohn reiste einige Tage vor uns ab, damit man keinen Verdacht schöpfe. Jedoch war die Zeit nicht verabredet und auch nicht, daß Oppenheim mit der Gräfin nachkommen solle. Lassalle und ich reisten am 9. Juli ab, ich weiß dies gewiß. Pr. Früher am 8. Juni haben sie den Namen des Werkführers nicht angeben zu können behauptet. Z. Ich habe denselben seitdem wieder getroffen, er hat das Geschäft der Glück übernommen. Pr. Sind die Dietriche nicht gebraucht worden? Z. Nein, nur probirt. Pr. Früher haben Sie von den 2 Thlrn. und den 2 Friedrichsdor nichts gesagt. Z. Ich habe es aber jetzt gesagt. Pr. Wie ging die Reise? Z. Ueber Frankfurt den Rhein hinunter. Pr. Welche Stelle führte Lassalle bei den früheren Verabredungen? Z. Er hatte immer das erste Wort. Damals erhielt Lassalle einen Brief von Mendelsohn, worin dieser schrieb, er habe bereits einige Entdeckungen über den Grafen gemacht. In Frankfurt trafen wir den Grafen Keiserling und in Düsseldorf den Mendelsohn. Wir logirten dort im Breidenbacher Hofe, Mendelsohn irgendwo anders. Derselbe hat uns am Dampfschiffe empfangen. Lassalle sagte uns, wir sollten den Namen Hatzfelds nicht in den <TEI> <text> <pb facs="#f0001" n="0361"/> <front> <titlePage type="heading"> <titlePart type="main">Beilage zu Nr. 71 der Neuen Rh. Zeitg. Donnerstag 10. Aug. 1848.</titlePart> <docImprint> <docDate/> </docImprint> </titlePage> </front> <body> <div type="jReadersLetters" n="1"> <div xml:id="ar071b_001" type="jArticle"> <p> <ref type="link_fsg">[Fortsetzung]</ref> </p> <p>gerichtet ist, sehen sie nur die Einbuße, welche sie durch das Aufgeben des Post- und Pulverregals oder eines Gränzzolles erleiden; die in Aussicht stehenden Vortheile liegen ihnen zu fern, als daß sie diese damit gegen ihren Verlust in Anschlag bringen sollten. Ferner ist der Schweizer, so nüchtern und praktisch er auch sonst in allen Dingen ist, ein großer Freund von schönen patriotischen Phrasen, wenn sie ihn nichts kosten; da nun allerdings fast alle Kantone irgend etwas aufzugeben haben, so konnten sie unmöglich diese schöne Gelegenheit, von „republikanischer Uneigennützigkeit,“ von „vaterländischem Sinn,“ von „Niederlegen auf dem Altar des Vaterlandes“ u. s. w. zu reden, ungenützt vorüber gehen lassen. Im Grunde ein ziemlich harmloses Vergnügen, was man ihnen wohl gönnen kann, wenn sie dabei nur vorwärts kommen. Und das ist jetzt kaum noch zweifelhaft. Bereits hat in Bern, Zürich, Solothurn, St. Gallen, Baselstadt und Baselland, Schaffhausen, Aargau, Thurgau und Graubünden der Große Rath die Verfassung zur Annahme empfohlen, und zwar mit Ausnahme von Bern (166 Stimmen gegen 13) <hi rendition="#g">einstimmig.</hi> In Zürich, Bern und Solothurn findet heute die Abstimmung des Volkes statt. Ueber das Resultat dieser Abstimmung in Bern mag ich nichts vorher sagen; in Solothurn ist die Annahme so gut wie gewiß, und in Zürich, hofft man, werde sich keine einzige Stimme für Verwerfung der Verfassung finden, wenn nicht einige Querköpfe des Spasses wegen dagegen stimmen. Jedenfalls wird diese Abstimmung von Zürich und Bern großen Einfluß auf die übrigen Kantone haben, und daß die Mehrheit der Kantone sowohl, wie die Mehrheit der Gesammtbevölkerung sich für die Annahme aussprechen wird, ist gar nicht zu bezweifeln. Die kleinen Kantone werden zwar wahrscheinlich dagegen stimmen, indessen hat selbst das stockconservative Schweizer Volksblatt bereits erklärt, Schwyz würde sich, soviel es auch an der neuen Bundesverfassung auszusetzen habe, bereitwillig der Mehrheit fügen. Daran wird es auch sehr wohl thun. Am 4. Sept. wird die Tagsatzung, die sich am 31. Juli vertagt hat, wieder zusammen treten und, wenn die neue Verfassung angenommen ist, die nöthigen Uebergangsbestimmungen treffen, das Wahlgesetz für den Nationalrath erlassen, und sobald dieser gewählt ist und den Bundesrath ernannt hat, sich für einige Zeiten auflösen, wie der nun in Gott ruhende selige deutsche Bundestag.</p> </div> </div> <div n="1"> <head>Französische Republik.</head> <div xml:id="ar071b_002" type="jArticle"> <head>Paris, 8. Aug.</head> <p>Eine Privat-Correspondenz der „Nation“ von Paris meldet, daß die französische Armee in Piemont eingedrungen sei. Für morgen verspricht sie nähre Details über dieses Ereigniß.</p> <p>‒ Von den Journalen, deren am 27. Juni beschlossene Suspension jetzt gehoben ist, figuriren in erster Linie:</p> <p rendition="#et">1) La Revolution,<lb/> 2) La Vraie Republique,<lb/> 3) L'Organisation du Travail.</p> <p>Die „Assemblee National“ hat bereits wieder angefangen zu erscheinen; ob das Journal „De la Canaille“ und der „Père Duchesne“ ungeachtet der Autorisation wieder erscheinen werden, ist sehr die Frage.</p> <p>‒ Es ist ein Attentat auf das Leben des Hrn. Thiers begangen worden. Man verwechselte aber Hrn. Mignet mit ihm, und schoß auf diesen mit einer Windbüchse. Der Schuß fehlte und traf nur das Kleid eines gerade anwesenden 9 jährigen Mädchens.</p> <p>‒ <hi rendition="#g">National-Versammlung</hi> vom 7. Aug. Marrast präsidirt.</p> <p>‒ Die noch übrigen Paragraphen des Jurygesetzes werden mit weniger Aenderung nach dem Kommissions-Entwurf angenommen.</p> <p>Tagesordnung: der Entwurf über die Journal-Kautionen.</p> <p><hi rendition="#g">L. Blanc.</hi> Die Freiheit der Presse ist das Gegengewicht des allgemeinen Stimmrechts. Wir müssen die Presse allen zugänglich machen, sie dem Monopol entreißen, sie <hi rendition="#g">dezentralisiren.</hi> Der Gedanke darf nicht das Instrument des Geschäftsmanns werden. Die Presse ist in den letzten Jahren den niedrigsten Spekulationen zinsbar gewesen. Die Erhaltung der Kaution wird die Presse wie bisher zu einer Handelsindustrie machen.</p> <p><hi rendition="#g">L. Faucher</hi> für die Kaution. Nehmt sie fort, und ‒ wir haben es gesehn ‒ die Presse verfällt der erschrecklichsten Licenz. Die unkautionirte Presse hat die Mai- und Junitage erzeugt. Ich bin auch für die wohlfeile Presse. Aber schon die Journale zu 40 Fr. haben enormen Schaden gestiftet. Ein ordentliches Journal ist nie verlegen um die Kaution. Die Kaution hat sich 30 Jahre lang bewährt.</p> <p>Ant. Thouret, Sarrans, Felix Pyat sprechen gegen, de Charençay für die Kautionen. Hr. Pyat schließt: Die Kautionen sind im schreiendsten Widerspruch mit der Gleichheit. Die Republik begeht einen Vatermord wenn sie dies Gesetz annimmt.</p> <p>Die Sitzung wird aufgehoben.</p> </div> </div> <div n="1"> <head>Großbritannien.</head> <div xml:id="ar071b_003" type="jArticle"> <head><bibl><author>*</author></bibl> London, 7 Aug.</head> <p>Es geht nichts über einen ehrlichen Polizisten, zumal wenn er gegen sich selbst einschreitet, wie im folgenden Falle: Hr. Ambleside (in Westmoreland), Kirchspiel-Konstabler, erschien dieser Tage vor den petty sessions als Ankläger ‒ seiner selbst. Er führte an und bewies durch Zeugen, daß er auf dem Jahrmarkte betrunken gewesen. Die Friedensricher verurtheilten ihn zu 5 Schillingen, die er auch sofort bezahlte. Mit erleichtertem Gewissen schritt er von dannen.</p> </div> <div xml:id="ar071b_004" type="jArticle"> <head><bibl><author>*</author></bibl> Edinburg, 6. Aug.</head> <p>In der „Scottish Preß“ wird berechnet, daß in der Hauptstadt Schottlands jährlich 234,520 Pfd. Sterling auf geistige Getränke und 312,000 Pfd. Sterling auf Brod verausgabt werden.</p> </div> <div xml:id="ar071b_005" type="jArticle"> <head><bibl><author>*</author></bibl> Dublin, 6. Aug.</head> <p><hi rendition="#g">Gestern Abend um 8 Uhr wurde Hr. Smith O'Brien der Chef der irischen Rebellen in dem Augenblick, wo er nach Limerick abzureisen gedachte, auf der Eisenbahnstation von Thurl[#]es durch einen Eisenbahnbeamten Namens Hulme und durch einige Polizeiagenten verhaftet.</hi> Er war allein und ergab sich ohne Widerstand. Als einzige Waffe trug er eine kleine Pistole in seiner Westentasche. Von Soldaten und Polizeimannschaft umringt, brachte man O'Brien sofort ins Gefängniß. Wie ein Lauffeuer verbreitete sich diese Nachricht durch die ganze Stadt und Massen der aufgeregten Bevölkerung drängten sich in wildester Hast durch die Gassen. Gen. M'Donald hatte aber in der Zwischenzeit die Thore des Gefängnisses, so wie der Eisenbahn stark von Infanterie besetzen lassen. Verschiedene Trupps Kavallerie rückten dann in die Straßen und warfen die Bewohner in ihre Häuser zurück und die Ruhe wurde weiter nicht mehr gestört. Mehrmals trat der General selbst in einige Häuser, wo man Fenster und Thüren nicht verschließen wollte und zwang die Leute, seinen Befehlen zu gehorchen. Die Aufregung des Volkes blieb indeß so groß, daß es der General für rathsam hielt, den Gefangenen sofort nach Dublin zu expediren. Er überlieferte ihn daher der Sorge seines Sohnes des Lieutenants Alexander M'Donald, der den Gefangenen mit einem starken Trupp Soldaten und Polizei bis hierher eskortirte. Während der Reise zeigte O'Brien Spuren von großer Gemüthsbewegung; da man ihm bei Strafe des augenblicklichen Todes verboten hatte, weder zu sprechen noch sich zu bewegen, so versuchte er zu schlafen, was ihm aber nicht gelingen wollte.</p> <p>In Dublin angekommen, transportirte man den Gefangenen erst in die Barracks und dann sofort nach Kilmainham, wo man seiner am sichersten zu sein glaubt.</p> </div> <div xml:id="ar071b_006" type="jArticle"> <head><bibl><author>*</author></bibl> Dublin, 6. August.</head> <p>In Carrick ist es wegen der Verhaftung Dr. Ryan's zu Unruhen gekommen, die erst durch das Einschreiten der Polizei und des Militärs gedämpft wurden. Die Verhaftungen in Dublin gehen Dutzendweise vor sich. In Carlow nahm die Polizei einen Polen fest, der nach dem Süden Irlands gerufen worden, um verschiedenen Klubs den Gebrauch der Pike zu lehren. Haussuchungen nach Waffen und Briefen mehren sich. Die Limerick- und Tralee-Postkutsche wurde am 5. d. bei Abbey Feale von einigen 100 Bewaffneten angehalten und die Briefbeutel weggenommen. Sodann bemächtigten sie sich eines Polizeimannes, der einen Verhaftsbefehl gegen O'Gorman bei sich hatte. Die Polizei ist Doheny nahe auf die Spur gekommen; er wird wahrscheinlich nächster Tage eingebracht werden. Nächsten Donnerstag beginnt der Prozeß gegen Duffy, Martin und die andern Eigenthümer, Redakteure, Drucker etc. der „Nation“, des „Felon“ und des „Tribune“.</p> </div> </div> <div n="1"> <head>Rußland.</head> <div xml:id="ar071b_007" type="jArticle"> <head>Petersburg, 31. Juli.</head> <p>Zum 28. Juli waren hier 2396 Cholerakranke in Behandlung verblieben; im Verlaufe dieses Tages kamen hinzu 137, genasen 211 und starben 82 (darunter 45 in den Wohnungen). Zum 29. Juli waren 2240 Kranke in Behandlung verblieben; im Verlaufe dieses Tages kamen hinzu 132, genasen 188 und starben 68 (darunter 41 in den Wohnungen.) Zum 30. Juli verblieben 2116 Kranke in Behandlung. Aus einem im neuesten Hefte des Militair-Medizinal-Journals enthaltenen Artikel über den Verlauf der Cholera-Epidemie in Rußland geht hervor, daß in Petersburg seit dem ersten Erscheinen der Krankheit, d. h. vom 30. Juni bis zum 21. Juli, 19,772 Personen erkrankt und davon 4834 genesen und 11,069 gestorben sind. Im gesammten Rußland sind seit dem ersten Erscheinen der Cholera, d. h. vom 28. Oktober 1846 bis zum 5. Juli 1848, 290,318 Personen daran erkrankt und 116,658 gestorben.</p> </div> </div> <div n="1"> <head>Donaufürstenthümer.</head> <div xml:id="ar071b_008" type="jArticle"> <head>Hermannstadt.</head> <p>Das General-Kommando von <hi rendition="#g">Hermannstadt</hi> zeigt dem Kriegminister offiziell an: In der am 14. Juli abgehaltenen Versammlung haben Odobesco und Salamon ihre Entlassung gegeben. Das Volk erwartete mit größter Freude die Rückkunft des Eliade und Philippesco, Mitglieder der frühern Regierung; indessen begleitete das Militär den gefangenen Metropoliten in die Kaserne, worauf Sturm geläutet wurde, und der Metropolit nach einem großen Aufruhr wieder in Freiheit gesetzt wurde.</p> </div> <div xml:id="ar071b_009" type="jArticle"> <head>Jassy, 17. Juli.</head> <p>Neueren Nachrichten zu folge sind nicht 4000, sondern 2500 Russen, und nicht 2 Batterien, sondern nur eine aus 8 Kanonen hier angekommen.</p> </div> </div> <div n="1"> <head>Amerika.</head> <div xml:id="ar071b_010" type="jArticle"> <head><bibl><author>*</author></bibl> Monte Video, 9. Juni.</head> <p>Französischer Seits ist offiziell erklärt worden, daß das französische Geschwader alle zu Buenos Ayres gehörenden Hafen wie auch die der Banda Oriental, in so weit sie im Besitz von argentinischen Truppen sind, aufs Neue zu blokiren. Der französische Bevollmächtigte, Baron Gros, reist in einigen Tagen nach Europa zurück.</p> </div> <div xml:id="ar071b_011" type="jArticle"> <head><bibl><author>*</author></bibl> New-York, 25. Juli.</head> <p>Der Kongreß beschäftigt sich noch immer mit der Territorialbill (wegen Administration in Oregon, Neu-Mexiko und Californien). In Bezug auf Oregon ist entschieden, daß dort keine Sklaverei stattfinden darf. Was Neu-Mexiko und Californien betrifft, bleibt jene Frage der weiteren Entscheidung des Kongresses vorbehalten. Aus Mexiko wird mitgetheilt, daß ein entscheidender Kampf zwischen den Regierungstruppen unter Bustamente und Cortazar und den vom Pater Jarauta befehligten Insurgenten nahe bevorstand. Auf der Halbinsel Yucatan haben jetzt die Weißen in einigen Treffen über die Indianer gesiegt. Auf Cuba Furcht vor dem Ausbruch einer Revolution. Es fanden viele Verhaftungen statt. Diese werden den Ausbruch beschleunigen.</p> <p>Vom Haiti hatten sich eine Menge Personen nach Jamaica geflüchtet. General Flores befand sich in Panama; man glaubte aber, daß ihm der Aufenthalt dort wie in jedem andern Theile der Republik untersagt werden würde.</p> </div> </div> <div n="1"> <head>Türkei.</head> <div xml:id="ar071b_012" type="jArticle"> <head>Konstantinopel, 18. Juli.</head> <p>Alle Thätigkeit des Divans ist in dem Augenblick in den Arbeiten des Kriegsministeriums concentrirt, und der rührige Risa Pascha konnte in der That nicht zu gelegener Zeit an die Spitze dieses Verwaltungszweiges gestellt werden. Die unlängst entlassenen Soldaten der hiesigen Garnison die schon zur Rückkehr in ihre Herkunftsorte bereit waren, sind vorderhand noch bei ihren Regimentern zurückbehalten worden, in deren Stand eine so plötzliche Lücke nicht schnell genug auszufüllen gewesen wäre. Auch aus Kleinasien, wo seit vorigem Jahr eine bedeutende Heeresmacht den frischen Gehorsam der Kurden überwachte, werden, dem Vernehmen nach, 20,000 Mann zurückgerufen, und der Seraskier von Rumelien ist in Albanien mit Bildung irregulärer Milizen beschäftigt. Einem Gerücht zufolge wäre sogar zur Leitung derselben niemand anderer auserkoren als der Ex-Rebellenhäuptling Dschulika. Thatsache ist daß er so eben vom Sultan vollständig begnadigt, nach seinen heimathlichen Bergen zurückgekehrt ist. Daß man ihn nicht schlimmer behandelte als seinen kurdischen Nebenbuhler Bedrhan Bey, ist nichts als billig; wenn man aber noch mehr für ihn that und ihn dadurch zu fesseln trachtete, so mag die Pforte hiemit einen recht glücklichen Wurf gethan haben. Für so ausgedehnte Wehranstalten dürfte es übrigens nicht leicht angehen den Grund einzig und allein in den unbequemen und unzeitigen Aeußerungen walachischer Volkssouveränetät zu suchen, vielmehr scheint es wohl als ob die Pforte sich ernstlich in Verfassung setzen wollte um sich von den allenthalben im stillen aufkeimenden Gefahren und namentlich dem stets als Damokles Schwert über ihrem Haupte schwebenden Slavismus nicht ungewappnet überraschen zu lassen. Suleiman Pascha, der das Unwetter in der Walachei beschwören soll, ist mit dem Pfortendolmetsch Emin Effendi Freitag den 14. d. M. dahin abgereist.</p> <bibl>(A. Z.)</bibl> </div> </div> <div n="1"> <head>[Gerichtsprotokoll]</head> <div xml:id="ar071b_013" type="jArticle"> <head>Kriminal-Prozedur gegen Ferdinand Lassalle wegen Verleitung zum Diebstahl.</head> <p> <ref type="link">(Fortsetzung.)</ref> </p> <p>St.-Pr. Aus Ihrer Vernehmung geht hervor, daß nicht Oppenheim sich erbot sondern daß Lassalle Anweisung gegeben hat.</p> <p>A. Ich habe den Vorsatz das Oppenheim sich nach dem Akt zu erkundigen nur gebilligt.</p> <p>Pr. Sie sagen, in dem Briefe an Heine, Sie hätten den Akt nöthig, er müsse zum Zweck der Prodigalitätsklage beschafft werden.</p> <p>A. Ich habe nicht gesagt, daß der Akt für diese Klage nöthig, sondern nur, daß er wichtig sei.</p> <p>Pr. Nahm man auf Ihren Rath am meisten Rücksicht?</p> <p>A. Gewiß, da ich die Versöhnung versuchen wollte. Den Auftrag habe ich aber nicht gegeben und ich habe dies in einer dem Untersuchungsrichter überreichten Denkschrift auch weiter ausgeführt. Der Angeklagte verliest eine Stelle aus dieser Denkschrift.</p> <p>Pr. Sie haben gesagt „Meiner Ordre gemäß folgten Mendelssohn und Oppenheim.“</p> <p>A. Wenn man Ordre im Sinne von Auftrag nimmt, so kann ich es nicht gesagt haben, denn ich war nicht berechtigt, eine solche zu geben. ‒</p> <p>Hiermit schloß die Vernehmung des Angeklagten. Der Präsident ließ nun den Sekretär des Gewerbegerichts W. Bremmer vortreten und vereidete ihn als Sachverständigen um die von Lassalle anerkannte Handschriften mit zwei Briefen, die derselbe verläugnet hatte, zu vergleichen. Der Sachverständige zieht sich zurück.</p> <p>Es folgt das Verhör der Zeugen. Als erste Zeugen sind geladen die Baronin Meyendorf, ihr Kammerdiener B. Robie und ihre Kammerjungfer A. Ciczewsky. Da dieselben nicht erschienen sind, so wird deren Aussage vor dem Instruktionsrichter vom 22. August 1846 vorgelesen. Wir theilen diese Aussagen, die sich lediglich auf das Faktum des Kassettendiebstahls beziehen, nicht mit, da sie aus den beiden früheren Prozeduren bekannt sind Wir bemerken nur, daß die Meyendorf ausdrücklich erklärt hat, sie habe auf Lassalle keinen Verdacht, und kenne ihn nur von Ansehen.</p> <p>Nun erscheinen die Zeugen A. Welter, Gastwirth des Mainzer Hofes, Paul Friedrich, Johann Irxendorf und Jakob Esser. Sie bekunden über den Diebstahl in derselben Weise wie in den früheren Prozeduren. Welter und Friedrich setzen noch hinzu, die Meyendorf habe nur einmal im Mainzer Hofe logirt, und der Angeklagte habe, als er am Tage nach dem Diebstahl angekommen, nur über gleichgültige Dinge gesprochen. Esser bemerkt, Lassalle sei mit Hoppe angekommen; beide hätten sich nach einem Reisesack, den sie vermißten, erkundigt. Auf die Frage, ob für die Meyendorf Quartier bestellt gewesen, antworten die Zeugen verneinend. Die Aussagen des inzwischen nach Amerika ausgewanderten Zeugen Förster und der nicht erschienenen Lennartz, jetzt Ehefrau Begemann, werden aus dem Protokoll vom 21. August 1846 verlesen.</p> <p>Der Sachverständige Bremmer tritt vor und bekundet, daß sämmtliche ihm übergebene Schriftstücke von derselben Hand herrührten, wie sich dies namentlich aus der Vergleichung der Buchstaben M und K ergebe, und daß nur die Adresse auf dem Couvert des Briefes vom 2. Juli 1846 den Schreiber zweifelhaft lasse.</p> <p>Zeuge Kutscher Köllen. Auch er bezeugt Bekanntes über die Vorfälle nach dem Diebstahl, und erklärt dann auf Befragen des Vertheidigers, daß er vorgestern drei Personen für zwei Thaler nach Dormagen gefahren, die von dort mit Extrapost weiter gereist seien. Er habe dieselben wegen ihrer Kleidung für schleswigholsteinische Freiwillige gehalten, sei zuerst auf die Breitstraße neben das Haus zum Knüppel (wo Goedsche wohnt), dann auf den Thurnmarkt gefahren, um Gepäck abzunehmen.</p> <p>Zeuge Polizeikommissar Schlömbach aus Bonn. Seine Aussage ist von den beiden früheren in nichts verschieden.</p> <p>Zeuge Friedrich Wilhelm Hoppe, 32 Jahre alt, wohnhaft in Berlin.</p> <p>Pr. Ihr Gewerbe?</p> <p>Zeuge. Alles was so vorkommt, Kommissionär, Stubenbohner, früher Viktualienhändler; davor Kammerdiener.</p> <p>Zeuge deponirt wie folgt: Ich bin den 25. Januar in Dienst des Angeklagten getreten, der sich Doktor nennen ließ, und im Brittisch Hotel wohnte. Er hatte mit Oppenheim, Mendelssohn und Graf Keiserling Bekanntschaft. Durch letzteren wurde er mit der Gräfin Hatzfeldt bekannt, die zuerst unter den Linden, dann in der Schadowstraße wohnte. Als Lassalle und Graf Keiserling sich zuerst bei der Gräfin melden ließen, nahm sie dieselben nicht an. Am andern Tage jedoch wurden sie empfangen. Von da an ging Lassalle oft und zu jeder Tageszeit zur Gräfin. Vierzehn Tage nach der ersten Bekanntschaft ließ er sich einen Hausschlüssel zu ihrer Wohnung machen, kaufte eine Blendlaterne und ging mehrere Male gegen 12 Uhr Nachts, nachdem er vorher Toilette gemacht hatte, zur Gräfin. Einmal kam er erst gegen 7 Uhr Morgens nach Hause. Durch den Kommissionär des Britisch Hotel, Krüger, sollte eine Korrespondenz des Grafen Nostiz aufgefangen werden. Wenigstens hat Krüger mir das gesagt. Auch habe ich gehört, wie er zu Mendelssohn und Oppenheim sagte, er müsse sie haben. Ich bezog das auf Briefe. Lassalle beauftragte mich, ihm einen Schlosser zu besorgen, und versprach mir zwei Thaler hierfür. Ich besorgte ihm den Schlosser Reichard, Werkführer bei Wittwe Glück. Dieser hat mir gesagt, er habe Lassalle zwei Schlüssel angefertigt und 2 Friedrichsd'or dafür erhalten. Zeugen waren nicht dabei, als der Schlosser mir dies sagte. Ich habe selbst zwei Dietriche gesehen, welche Lassalle gemeinsam mit dem Schlosser an einem Sekretäre im Zimmer Nr. 2 probirte. Ich habe dies zwar nicht alles gesehen, ich habe aber beide in das Zimmer gehen sehen und Reichard hat es mir gesagt. Die Wwe. Glück kam oft zu Lassalle und bat ihn, ihr die Schlüssel zurückzugeben. Krüger wurde später einmal von der Polizei geholt, aber sofort wieder freigelassen. Er erzählte mir, Lassalle habe ihn einen Brief an Nostiz gegeben mit dem Auftrage, ihn so fallen zu lassen, daß der Hausdiener des Nostiz ihn finde. Deshalb habe ich die Polizei geholt. Im Sommer 1846 verabredeten Mendelsohn, Oppenheim und Lassalle eine gemeinsame Reise an den Rhein, die lange dauern sollte. Im Mai war die Gräfin nach Moabit gezogen, wo die Besuche Lassalle's fortdauerten. Mendelssohn reiste einige Tage vor uns ab, damit man keinen Verdacht schöpfe. Jedoch war die Zeit nicht verabredet und auch nicht, daß Oppenheim mit der Gräfin nachkommen solle. Lassalle und ich reisten am 9. Juli ab, ich weiß dies gewiß.</p> <p>Pr. Früher am 8. Juni haben sie den Namen des Werkführers nicht angeben zu können behauptet.</p> <p>Z. Ich habe denselben seitdem wieder getroffen, er hat das Geschäft der Glück übernommen.</p> <p>Pr. Sind die Dietriche nicht gebraucht worden?</p> <p>Z. Nein, nur probirt.</p> <p>Pr. Früher haben Sie von den 2 Thlrn. und den 2 Friedrichsdor nichts gesagt.</p> <p>Z. Ich habe es aber jetzt gesagt.</p> <p>Pr. Wie ging die Reise?</p> <p>Z. Ueber Frankfurt den Rhein hinunter.</p> <p>Pr. Welche Stelle führte Lassalle bei den früheren Verabredungen?</p> <p>Z. Er hatte immer das erste Wort. Damals erhielt Lassalle einen Brief von Mendelsohn, worin dieser schrieb, er habe bereits einige Entdeckungen über den Grafen gemacht. In Frankfurt trafen wir den Grafen Keiserling und in Düsseldorf den Mendelsohn. Wir logirten dort im Breidenbacher Hofe, Mendelsohn irgendwo anders. Derselbe hat uns am Dampfschiffe empfangen. Lassalle sagte uns, wir sollten den Namen Hatzfelds nicht in den </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0361/0001]
Beilage zu Nr. 71 der Neuen Rh. Zeitg. Donnerstag 10. Aug. 1848. [Fortsetzung]
gerichtet ist, sehen sie nur die Einbuße, welche sie durch das Aufgeben des Post- und Pulverregals oder eines Gränzzolles erleiden; die in Aussicht stehenden Vortheile liegen ihnen zu fern, als daß sie diese damit gegen ihren Verlust in Anschlag bringen sollten. Ferner ist der Schweizer, so nüchtern und praktisch er auch sonst in allen Dingen ist, ein großer Freund von schönen patriotischen Phrasen, wenn sie ihn nichts kosten; da nun allerdings fast alle Kantone irgend etwas aufzugeben haben, so konnten sie unmöglich diese schöne Gelegenheit, von „republikanischer Uneigennützigkeit,“ von „vaterländischem Sinn,“ von „Niederlegen auf dem Altar des Vaterlandes“ u. s. w. zu reden, ungenützt vorüber gehen lassen. Im Grunde ein ziemlich harmloses Vergnügen, was man ihnen wohl gönnen kann, wenn sie dabei nur vorwärts kommen. Und das ist jetzt kaum noch zweifelhaft. Bereits hat in Bern, Zürich, Solothurn, St. Gallen, Baselstadt und Baselland, Schaffhausen, Aargau, Thurgau und Graubünden der Große Rath die Verfassung zur Annahme empfohlen, und zwar mit Ausnahme von Bern (166 Stimmen gegen 13) einstimmig. In Zürich, Bern und Solothurn findet heute die Abstimmung des Volkes statt. Ueber das Resultat dieser Abstimmung in Bern mag ich nichts vorher sagen; in Solothurn ist die Annahme so gut wie gewiß, und in Zürich, hofft man, werde sich keine einzige Stimme für Verwerfung der Verfassung finden, wenn nicht einige Querköpfe des Spasses wegen dagegen stimmen. Jedenfalls wird diese Abstimmung von Zürich und Bern großen Einfluß auf die übrigen Kantone haben, und daß die Mehrheit der Kantone sowohl, wie die Mehrheit der Gesammtbevölkerung sich für die Annahme aussprechen wird, ist gar nicht zu bezweifeln. Die kleinen Kantone werden zwar wahrscheinlich dagegen stimmen, indessen hat selbst das stockconservative Schweizer Volksblatt bereits erklärt, Schwyz würde sich, soviel es auch an der neuen Bundesverfassung auszusetzen habe, bereitwillig der Mehrheit fügen. Daran wird es auch sehr wohl thun. Am 4. Sept. wird die Tagsatzung, die sich am 31. Juli vertagt hat, wieder zusammen treten und, wenn die neue Verfassung angenommen ist, die nöthigen Uebergangsbestimmungen treffen, das Wahlgesetz für den Nationalrath erlassen, und sobald dieser gewählt ist und den Bundesrath ernannt hat, sich für einige Zeiten auflösen, wie der nun in Gott ruhende selige deutsche Bundestag.
Französische Republik. Paris, 8. Aug. Eine Privat-Correspondenz der „Nation“ von Paris meldet, daß die französische Armee in Piemont eingedrungen sei. Für morgen verspricht sie nähre Details über dieses Ereigniß.
‒ Von den Journalen, deren am 27. Juni beschlossene Suspension jetzt gehoben ist, figuriren in erster Linie:
1) La Revolution,
2) La Vraie Republique,
3) L'Organisation du Travail.
Die „Assemblee National“ hat bereits wieder angefangen zu erscheinen; ob das Journal „De la Canaille“ und der „Père Duchesne“ ungeachtet der Autorisation wieder erscheinen werden, ist sehr die Frage.
‒ Es ist ein Attentat auf das Leben des Hrn. Thiers begangen worden. Man verwechselte aber Hrn. Mignet mit ihm, und schoß auf diesen mit einer Windbüchse. Der Schuß fehlte und traf nur das Kleid eines gerade anwesenden 9 jährigen Mädchens.
‒ National-Versammlung vom 7. Aug. Marrast präsidirt.
‒ Die noch übrigen Paragraphen des Jurygesetzes werden mit weniger Aenderung nach dem Kommissions-Entwurf angenommen.
Tagesordnung: der Entwurf über die Journal-Kautionen.
L. Blanc. Die Freiheit der Presse ist das Gegengewicht des allgemeinen Stimmrechts. Wir müssen die Presse allen zugänglich machen, sie dem Monopol entreißen, sie dezentralisiren. Der Gedanke darf nicht das Instrument des Geschäftsmanns werden. Die Presse ist in den letzten Jahren den niedrigsten Spekulationen zinsbar gewesen. Die Erhaltung der Kaution wird die Presse wie bisher zu einer Handelsindustrie machen.
L. Faucher für die Kaution. Nehmt sie fort, und ‒ wir haben es gesehn ‒ die Presse verfällt der erschrecklichsten Licenz. Die unkautionirte Presse hat die Mai- und Junitage erzeugt. Ich bin auch für die wohlfeile Presse. Aber schon die Journale zu 40 Fr. haben enormen Schaden gestiftet. Ein ordentliches Journal ist nie verlegen um die Kaution. Die Kaution hat sich 30 Jahre lang bewährt.
Ant. Thouret, Sarrans, Felix Pyat sprechen gegen, de Charençay für die Kautionen. Hr. Pyat schließt: Die Kautionen sind im schreiendsten Widerspruch mit der Gleichheit. Die Republik begeht einen Vatermord wenn sie dies Gesetz annimmt.
Die Sitzung wird aufgehoben.
Großbritannien. * London, 7 Aug. Es geht nichts über einen ehrlichen Polizisten, zumal wenn er gegen sich selbst einschreitet, wie im folgenden Falle: Hr. Ambleside (in Westmoreland), Kirchspiel-Konstabler, erschien dieser Tage vor den petty sessions als Ankläger ‒ seiner selbst. Er führte an und bewies durch Zeugen, daß er auf dem Jahrmarkte betrunken gewesen. Die Friedensricher verurtheilten ihn zu 5 Schillingen, die er auch sofort bezahlte. Mit erleichtertem Gewissen schritt er von dannen.
* Edinburg, 6. Aug. In der „Scottish Preß“ wird berechnet, daß in der Hauptstadt Schottlands jährlich 234,520 Pfd. Sterling auf geistige Getränke und 312,000 Pfd. Sterling auf Brod verausgabt werden.
* Dublin, 6. Aug. Gestern Abend um 8 Uhr wurde Hr. Smith O'Brien der Chef der irischen Rebellen in dem Augenblick, wo er nach Limerick abzureisen gedachte, auf der Eisenbahnstation von Thurl[#]es durch einen Eisenbahnbeamten Namens Hulme und durch einige Polizeiagenten verhaftet. Er war allein und ergab sich ohne Widerstand. Als einzige Waffe trug er eine kleine Pistole in seiner Westentasche. Von Soldaten und Polizeimannschaft umringt, brachte man O'Brien sofort ins Gefängniß. Wie ein Lauffeuer verbreitete sich diese Nachricht durch die ganze Stadt und Massen der aufgeregten Bevölkerung drängten sich in wildester Hast durch die Gassen. Gen. M'Donald hatte aber in der Zwischenzeit die Thore des Gefängnisses, so wie der Eisenbahn stark von Infanterie besetzen lassen. Verschiedene Trupps Kavallerie rückten dann in die Straßen und warfen die Bewohner in ihre Häuser zurück und die Ruhe wurde weiter nicht mehr gestört. Mehrmals trat der General selbst in einige Häuser, wo man Fenster und Thüren nicht verschließen wollte und zwang die Leute, seinen Befehlen zu gehorchen. Die Aufregung des Volkes blieb indeß so groß, daß es der General für rathsam hielt, den Gefangenen sofort nach Dublin zu expediren. Er überlieferte ihn daher der Sorge seines Sohnes des Lieutenants Alexander M'Donald, der den Gefangenen mit einem starken Trupp Soldaten und Polizei bis hierher eskortirte. Während der Reise zeigte O'Brien Spuren von großer Gemüthsbewegung; da man ihm bei Strafe des augenblicklichen Todes verboten hatte, weder zu sprechen noch sich zu bewegen, so versuchte er zu schlafen, was ihm aber nicht gelingen wollte.
In Dublin angekommen, transportirte man den Gefangenen erst in die Barracks und dann sofort nach Kilmainham, wo man seiner am sichersten zu sein glaubt.
* Dublin, 6. August. In Carrick ist es wegen der Verhaftung Dr. Ryan's zu Unruhen gekommen, die erst durch das Einschreiten der Polizei und des Militärs gedämpft wurden. Die Verhaftungen in Dublin gehen Dutzendweise vor sich. In Carlow nahm die Polizei einen Polen fest, der nach dem Süden Irlands gerufen worden, um verschiedenen Klubs den Gebrauch der Pike zu lehren. Haussuchungen nach Waffen und Briefen mehren sich. Die Limerick- und Tralee-Postkutsche wurde am 5. d. bei Abbey Feale von einigen 100 Bewaffneten angehalten und die Briefbeutel weggenommen. Sodann bemächtigten sie sich eines Polizeimannes, der einen Verhaftsbefehl gegen O'Gorman bei sich hatte. Die Polizei ist Doheny nahe auf die Spur gekommen; er wird wahrscheinlich nächster Tage eingebracht werden. Nächsten Donnerstag beginnt der Prozeß gegen Duffy, Martin und die andern Eigenthümer, Redakteure, Drucker etc. der „Nation“, des „Felon“ und des „Tribune“.
Rußland. Petersburg, 31. Juli. Zum 28. Juli waren hier 2396 Cholerakranke in Behandlung verblieben; im Verlaufe dieses Tages kamen hinzu 137, genasen 211 und starben 82 (darunter 45 in den Wohnungen). Zum 29. Juli waren 2240 Kranke in Behandlung verblieben; im Verlaufe dieses Tages kamen hinzu 132, genasen 188 und starben 68 (darunter 41 in den Wohnungen.) Zum 30. Juli verblieben 2116 Kranke in Behandlung. Aus einem im neuesten Hefte des Militair-Medizinal-Journals enthaltenen Artikel über den Verlauf der Cholera-Epidemie in Rußland geht hervor, daß in Petersburg seit dem ersten Erscheinen der Krankheit, d. h. vom 30. Juni bis zum 21. Juli, 19,772 Personen erkrankt und davon 4834 genesen und 11,069 gestorben sind. Im gesammten Rußland sind seit dem ersten Erscheinen der Cholera, d. h. vom 28. Oktober 1846 bis zum 5. Juli 1848, 290,318 Personen daran erkrankt und 116,658 gestorben.
Donaufürstenthümer. Hermannstadt. Das General-Kommando von Hermannstadt zeigt dem Kriegminister offiziell an: In der am 14. Juli abgehaltenen Versammlung haben Odobesco und Salamon ihre Entlassung gegeben. Das Volk erwartete mit größter Freude die Rückkunft des Eliade und Philippesco, Mitglieder der frühern Regierung; indessen begleitete das Militär den gefangenen Metropoliten in die Kaserne, worauf Sturm geläutet wurde, und der Metropolit nach einem großen Aufruhr wieder in Freiheit gesetzt wurde.
Jassy, 17. Juli. Neueren Nachrichten zu folge sind nicht 4000, sondern 2500 Russen, und nicht 2 Batterien, sondern nur eine aus 8 Kanonen hier angekommen.
Amerika. * Monte Video, 9. Juni. Französischer Seits ist offiziell erklärt worden, daß das französische Geschwader alle zu Buenos Ayres gehörenden Hafen wie auch die der Banda Oriental, in so weit sie im Besitz von argentinischen Truppen sind, aufs Neue zu blokiren. Der französische Bevollmächtigte, Baron Gros, reist in einigen Tagen nach Europa zurück.
* New-York, 25. Juli. Der Kongreß beschäftigt sich noch immer mit der Territorialbill (wegen Administration in Oregon, Neu-Mexiko und Californien). In Bezug auf Oregon ist entschieden, daß dort keine Sklaverei stattfinden darf. Was Neu-Mexiko und Californien betrifft, bleibt jene Frage der weiteren Entscheidung des Kongresses vorbehalten. Aus Mexiko wird mitgetheilt, daß ein entscheidender Kampf zwischen den Regierungstruppen unter Bustamente und Cortazar und den vom Pater Jarauta befehligten Insurgenten nahe bevorstand. Auf der Halbinsel Yucatan haben jetzt die Weißen in einigen Treffen über die Indianer gesiegt. Auf Cuba Furcht vor dem Ausbruch einer Revolution. Es fanden viele Verhaftungen statt. Diese werden den Ausbruch beschleunigen.
Vom Haiti hatten sich eine Menge Personen nach Jamaica geflüchtet. General Flores befand sich in Panama; man glaubte aber, daß ihm der Aufenthalt dort wie in jedem andern Theile der Republik untersagt werden würde.
Türkei. Konstantinopel, 18. Juli. Alle Thätigkeit des Divans ist in dem Augenblick in den Arbeiten des Kriegsministeriums concentrirt, und der rührige Risa Pascha konnte in der That nicht zu gelegener Zeit an die Spitze dieses Verwaltungszweiges gestellt werden. Die unlängst entlassenen Soldaten der hiesigen Garnison die schon zur Rückkehr in ihre Herkunftsorte bereit waren, sind vorderhand noch bei ihren Regimentern zurückbehalten worden, in deren Stand eine so plötzliche Lücke nicht schnell genug auszufüllen gewesen wäre. Auch aus Kleinasien, wo seit vorigem Jahr eine bedeutende Heeresmacht den frischen Gehorsam der Kurden überwachte, werden, dem Vernehmen nach, 20,000 Mann zurückgerufen, und der Seraskier von Rumelien ist in Albanien mit Bildung irregulärer Milizen beschäftigt. Einem Gerücht zufolge wäre sogar zur Leitung derselben niemand anderer auserkoren als der Ex-Rebellenhäuptling Dschulika. Thatsache ist daß er so eben vom Sultan vollständig begnadigt, nach seinen heimathlichen Bergen zurückgekehrt ist. Daß man ihn nicht schlimmer behandelte als seinen kurdischen Nebenbuhler Bedrhan Bey, ist nichts als billig; wenn man aber noch mehr für ihn that und ihn dadurch zu fesseln trachtete, so mag die Pforte hiemit einen recht glücklichen Wurf gethan haben. Für so ausgedehnte Wehranstalten dürfte es übrigens nicht leicht angehen den Grund einzig und allein in den unbequemen und unzeitigen Aeußerungen walachischer Volkssouveränetät zu suchen, vielmehr scheint es wohl als ob die Pforte sich ernstlich in Verfassung setzen wollte um sich von den allenthalben im stillen aufkeimenden Gefahren und namentlich dem stets als Damokles Schwert über ihrem Haupte schwebenden Slavismus nicht ungewappnet überraschen zu lassen. Suleiman Pascha, der das Unwetter in der Walachei beschwören soll, ist mit dem Pfortendolmetsch Emin Effendi Freitag den 14. d. M. dahin abgereist.
(A. Z.) [Gerichtsprotokoll] Kriminal-Prozedur gegen Ferdinand Lassalle wegen Verleitung zum Diebstahl. (Fortsetzung.)
St.-Pr. Aus Ihrer Vernehmung geht hervor, daß nicht Oppenheim sich erbot sondern daß Lassalle Anweisung gegeben hat.
A. Ich habe den Vorsatz das Oppenheim sich nach dem Akt zu erkundigen nur gebilligt.
Pr. Sie sagen, in dem Briefe an Heine, Sie hätten den Akt nöthig, er müsse zum Zweck der Prodigalitätsklage beschafft werden.
A. Ich habe nicht gesagt, daß der Akt für diese Klage nöthig, sondern nur, daß er wichtig sei.
Pr. Nahm man auf Ihren Rath am meisten Rücksicht?
A. Gewiß, da ich die Versöhnung versuchen wollte. Den Auftrag habe ich aber nicht gegeben und ich habe dies in einer dem Untersuchungsrichter überreichten Denkschrift auch weiter ausgeführt. Der Angeklagte verliest eine Stelle aus dieser Denkschrift.
Pr. Sie haben gesagt „Meiner Ordre gemäß folgten Mendelssohn und Oppenheim.“
A. Wenn man Ordre im Sinne von Auftrag nimmt, so kann ich es nicht gesagt haben, denn ich war nicht berechtigt, eine solche zu geben. ‒
Hiermit schloß die Vernehmung des Angeklagten. Der Präsident ließ nun den Sekretär des Gewerbegerichts W. Bremmer vortreten und vereidete ihn als Sachverständigen um die von Lassalle anerkannte Handschriften mit zwei Briefen, die derselbe verläugnet hatte, zu vergleichen. Der Sachverständige zieht sich zurück.
Es folgt das Verhör der Zeugen. Als erste Zeugen sind geladen die Baronin Meyendorf, ihr Kammerdiener B. Robie und ihre Kammerjungfer A. Ciczewsky. Da dieselben nicht erschienen sind, so wird deren Aussage vor dem Instruktionsrichter vom 22. August 1846 vorgelesen. Wir theilen diese Aussagen, die sich lediglich auf das Faktum des Kassettendiebstahls beziehen, nicht mit, da sie aus den beiden früheren Prozeduren bekannt sind Wir bemerken nur, daß die Meyendorf ausdrücklich erklärt hat, sie habe auf Lassalle keinen Verdacht, und kenne ihn nur von Ansehen.
Nun erscheinen die Zeugen A. Welter, Gastwirth des Mainzer Hofes, Paul Friedrich, Johann Irxendorf und Jakob Esser. Sie bekunden über den Diebstahl in derselben Weise wie in den früheren Prozeduren. Welter und Friedrich setzen noch hinzu, die Meyendorf habe nur einmal im Mainzer Hofe logirt, und der Angeklagte habe, als er am Tage nach dem Diebstahl angekommen, nur über gleichgültige Dinge gesprochen. Esser bemerkt, Lassalle sei mit Hoppe angekommen; beide hätten sich nach einem Reisesack, den sie vermißten, erkundigt. Auf die Frage, ob für die Meyendorf Quartier bestellt gewesen, antworten die Zeugen verneinend. Die Aussagen des inzwischen nach Amerika ausgewanderten Zeugen Förster und der nicht erschienenen Lennartz, jetzt Ehefrau Begemann, werden aus dem Protokoll vom 21. August 1846 verlesen.
Der Sachverständige Bremmer tritt vor und bekundet, daß sämmtliche ihm übergebene Schriftstücke von derselben Hand herrührten, wie sich dies namentlich aus der Vergleichung der Buchstaben M und K ergebe, und daß nur die Adresse auf dem Couvert des Briefes vom 2. Juli 1846 den Schreiber zweifelhaft lasse.
Zeuge Kutscher Köllen. Auch er bezeugt Bekanntes über die Vorfälle nach dem Diebstahl, und erklärt dann auf Befragen des Vertheidigers, daß er vorgestern drei Personen für zwei Thaler nach Dormagen gefahren, die von dort mit Extrapost weiter gereist seien. Er habe dieselben wegen ihrer Kleidung für schleswigholsteinische Freiwillige gehalten, sei zuerst auf die Breitstraße neben das Haus zum Knüppel (wo Goedsche wohnt), dann auf den Thurnmarkt gefahren, um Gepäck abzunehmen.
Zeuge Polizeikommissar Schlömbach aus Bonn. Seine Aussage ist von den beiden früheren in nichts verschieden.
Zeuge Friedrich Wilhelm Hoppe, 32 Jahre alt, wohnhaft in Berlin.
Pr. Ihr Gewerbe?
Zeuge. Alles was so vorkommt, Kommissionär, Stubenbohner, früher Viktualienhändler; davor Kammerdiener.
Zeuge deponirt wie folgt: Ich bin den 25. Januar in Dienst des Angeklagten getreten, der sich Doktor nennen ließ, und im Brittisch Hotel wohnte. Er hatte mit Oppenheim, Mendelssohn und Graf Keiserling Bekanntschaft. Durch letzteren wurde er mit der Gräfin Hatzfeldt bekannt, die zuerst unter den Linden, dann in der Schadowstraße wohnte. Als Lassalle und Graf Keiserling sich zuerst bei der Gräfin melden ließen, nahm sie dieselben nicht an. Am andern Tage jedoch wurden sie empfangen. Von da an ging Lassalle oft und zu jeder Tageszeit zur Gräfin. Vierzehn Tage nach der ersten Bekanntschaft ließ er sich einen Hausschlüssel zu ihrer Wohnung machen, kaufte eine Blendlaterne und ging mehrere Male gegen 12 Uhr Nachts, nachdem er vorher Toilette gemacht hatte, zur Gräfin. Einmal kam er erst gegen 7 Uhr Morgens nach Hause. Durch den Kommissionär des Britisch Hotel, Krüger, sollte eine Korrespondenz des Grafen Nostiz aufgefangen werden. Wenigstens hat Krüger mir das gesagt. Auch habe ich gehört, wie er zu Mendelssohn und Oppenheim sagte, er müsse sie haben. Ich bezog das auf Briefe. Lassalle beauftragte mich, ihm einen Schlosser zu besorgen, und versprach mir zwei Thaler hierfür. Ich besorgte ihm den Schlosser Reichard, Werkführer bei Wittwe Glück. Dieser hat mir gesagt, er habe Lassalle zwei Schlüssel angefertigt und 2 Friedrichsd'or dafür erhalten. Zeugen waren nicht dabei, als der Schlosser mir dies sagte. Ich habe selbst zwei Dietriche gesehen, welche Lassalle gemeinsam mit dem Schlosser an einem Sekretäre im Zimmer Nr. 2 probirte. Ich habe dies zwar nicht alles gesehen, ich habe aber beide in das Zimmer gehen sehen und Reichard hat es mir gesagt. Die Wwe. Glück kam oft zu Lassalle und bat ihn, ihr die Schlüssel zurückzugeben. Krüger wurde später einmal von der Polizei geholt, aber sofort wieder freigelassen. Er erzählte mir, Lassalle habe ihn einen Brief an Nostiz gegeben mit dem Auftrage, ihn so fallen zu lassen, daß der Hausdiener des Nostiz ihn finde. Deshalb habe ich die Polizei geholt. Im Sommer 1846 verabredeten Mendelsohn, Oppenheim und Lassalle eine gemeinsame Reise an den Rhein, die lange dauern sollte. Im Mai war die Gräfin nach Moabit gezogen, wo die Besuche Lassalle's fortdauerten. Mendelssohn reiste einige Tage vor uns ab, damit man keinen Verdacht schöpfe. Jedoch war die Zeit nicht verabredet und auch nicht, daß Oppenheim mit der Gräfin nachkommen solle. Lassalle und ich reisten am 9. Juli ab, ich weiß dies gewiß.
Pr. Früher am 8. Juni haben sie den Namen des Werkführers nicht angeben zu können behauptet.
Z. Ich habe denselben seitdem wieder getroffen, er hat das Geschäft der Glück übernommen.
Pr. Sind die Dietriche nicht gebraucht worden?
Z. Nein, nur probirt.
Pr. Früher haben Sie von den 2 Thlrn. und den 2 Friedrichsdor nichts gesagt.
Z. Ich habe es aber jetzt gesagt.
Pr. Wie ging die Reise?
Z. Ueber Frankfurt den Rhein hinunter.
Pr. Welche Stelle führte Lassalle bei den früheren Verabredungen?
Z. Er hatte immer das erste Wort. Damals erhielt Lassalle einen Brief von Mendelsohn, worin dieser schrieb, er habe bereits einige Entdeckungen über den Grafen gemacht. In Frankfurt trafen wir den Grafen Keiserling und in Düsseldorf den Mendelsohn. Wir logirten dort im Breidenbacher Hofe, Mendelsohn irgendwo anders. Derselbe hat uns am Dampfschiffe empfangen. Lassalle sagte uns, wir sollten den Namen Hatzfelds nicht in den
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(2017-03-20T13:08:10Z)
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Maria Ermakova, Benjamin Fiechter, Susanne Haaf, Frank Wiegand: Konvertierung XML nach DTA-Basisformat
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Weitere Informationen:Die angegebenen Seitenzahlen beziehen sich auf die Ausgabe: Neue Rheinische Zeitung. Organ der Demokratie. Bd. 1 (Nummer 1 bis Nummer 183) Köln, 1. Juni 1848 bis 31. Dezember 1848. Glashütten im Taunus, Verlag Detlev Auvermann KG 1973.
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