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Neue Rheinische Zeitung. Nr. 73. Köln, 12. August 1848.

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Neue Rheinische Zeitung.
Organ der Demokratie.
No 73. Köln, Samstag 12. August 1848.
Deutschland.
** Köln, 11. August.

Die Polendebatte in Frankfurt.

(Fortsetzung).

Der Inhalt dieses Artikels kann aus urheberrechtlichen Gründen nicht angezeigt werden.
* Köln, 11. August.

Man weiß, wie die preußische Armee am 6. August der deutschen Einheit gehuldigt hat.

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103 Berlin, 9. August.

Sitzung der Vereinbarer-Versammlung.

Nach Eröffnung der Sitzung erstattet der Abgeordnete Elsner Bericht im Namen der Petitionskommission über die eingegangenen Petitionen aus der Stadt Schweidnitz über die dortigen Vorfälle. Er verliest den bekannten Verlauf der dortigen Begebenheiten und trägt im Namen der Kommission darauf an:

1) "Das Ministerium aufzufordern, der Versammlung unverzüglich Mittheilungen darüber zu machen, was ihm von der Lage der Sache bekannt sei und was es in Folge dessen veranlaßt habe."

2) "Das Ministerium zu ersuchen, diejenigen Truppentheile, die bei den Ereignissen in Schweidnitz kompromittirt seien, zur Vermeidung neuer Collisionen aus Schweidnitz zu entfernen."

Die Minorität der Kommission hat die Niedersetzung einer Untersuchungs-Kommission verlangt.

Abgeordneter Stein: Ich spreche gegen den Kommissionsantrag, weil er mir nicht vollständig genug erscheint. Ich war am Begräbnißtage der vom Militär Erschossenen in Schweidnitz, ich sah den Jammer und die Verzweiflung der ihrer Ernährer beraubten Familien, von der Aufregung in der ganzen Provinz schweige ich Es ist das bedauerlichste Ereigniß in der neuesten preußischen Geschichte, es ist nicht zu vergleichen mit den Ereignissen im Großherzogthum Posen, da die letztern in eine Zeit fielen, wo man sich gegenseitig mit bewaffneter Hand gegenüber stand. In Schweidnitz sind nicht Ruhestörer, sondern ruhige Bürgerwehr, die einen unruhigen Haufen vertrieben hatten, von den Soldaten wehrlos erschossen worden. Ich sage wehrlos, denn obwohl die Bürgerwehr bewaffnet war, hatte sie doch keine Munition bei sich. Der Bericht spricht von sechs Todten, am Tage meiner Anwesenheit starben noch mehrere in Folge der vorher erhaltenen Wunden. Sie können sich vorstellen, daß durch diesen Vorfall, in der ganzen Provinz Schlesien, das Rechtsgefühl auf das Aeußerste erschüttert ist und die Befürchtung vor ähnlichen Vorfällen sich überall verbreitet, da man glaubt, daß sie von einer gewissen Partei mit Vorbedacht hervorgerufen werden. Die Bürgerschaft aus allen Städten Schlesiens fand sich demnach am Begräbnißtage bewaffnet in Schweidnitz ein. Man sagt immer, wir bilden schon eine konstitutionelle Monarchie. Wenn aber in einem solchen Staate das Ministerium wechselt, so wechseln auch alle Beamten mit. Das Vertrauen kann daher nicht eher zurückkehren und die Aufregung nicht früher gestillt werden, als bis wir in allen Militär- und Civilstellen Beamte sehen, die mit dem neuen System übereinstimmen. Arbeiten Sie die vorzüglichste Verfassung aus, machen Sie die besten Gesetze und das Vertrauen wird nicht gestärkt werden, denn es kommt auf die Beamten, die sie ausführen sollen, an. Am 18. März hat man nicht bloß das Ministerium, sondern das ganze alte System gestürzt und dennoch sehen wir in allen Civil- und Militärstellen dieselben Beamten, wie vor der der Revolution. Das Vertrauen wird nicht früher zurückkehren, bis die Beamten von dem neuen System durchdrungen sind. Neulich hat der Minister des Innern eine Verfügung erlassen, welche vom von bester Wirkung; veranlassen wir, daß auch ein solcher Erlaß vom Kriegsministerium ausgehe. Daß nicht der böse Geist in allen Truppen steckt, habe ich gesehen, denn viele Soldaten haben in Schweidnitz in die Luft geschossen, es fanden sich Kugeln im zweiten Stockwerk der Häuser vor. - Ich stelle folgende Anträge:

1) "Daß das Kriegsministerium die Offiziere auffordere, von allen reaktionären Bestrebungen fern zu bleiben, Konflikte mit der Bürgerschaft zu vermeiden, vielmehr durch Hinneigung zu derselben, auf die Verwirklichung des konstitutionellen Rechtszustandes hinzuarbeiten."

Ferner: Was ist von Seiten des Ministeriums in dieser höchst wichtigen Angelegenheit geschehen? Was ist aus dem Kommandanten in Schweidnitz geworden? Es ist uns von Seiten des Ministeriums noch gar nichts mit-

Neue Rheinische Zeitung.
Organ der Demokratie.
No 73. Köln, Samstag 12. August 1848.
Deutschland.
** Köln, 11. August.

Die Polendebatte in Frankfurt.

(Fortsetzung).

Der Inhalt dieses Artikels kann aus urheberrechtlichen Gründen nicht angezeigt werden.
* Köln, 11. August.

Man weiß, wie die preußische Armee am 6. August der deutschen Einheit gehuldigt hat.

Der Inhalt dieses Artikels kann aus urheberrechtlichen Gründen nicht angezeigt werden.
103 Berlin, 9. August.

Sitzung der Vereinbarer-Versammlung.

Nach Eröffnung der Sitzung erstattet der Abgeordnete Elsner Bericht im Namen der Petitionskommission über die eingegangenen Petitionen aus der Stadt Schweidnitz über die dortigen Vorfälle. Er verliest den bekannten Verlauf der dortigen Begebenheiten und trägt im Namen der Kommission darauf an:

1) „Das Ministerium aufzufordern, der Versammlung unverzüglich Mittheilungen darüber zu machen, was ihm von der Lage der Sache bekannt sei und was es in Folge dessen veranlaßt habe.“

2) „Das Ministerium zu ersuchen, diejenigen Truppentheile, die bei den Ereignissen in Schweidnitz kompromittirt seien, zur Vermeidung neuer Collisionen aus Schweidnitz zu entfernen.“

Die Minorität der Kommission hat die Niedersetzung einer Untersuchungs-Kommission verlangt.

Abgeordneter Stein: Ich spreche gegen den Kommissionsantrag, weil er mir nicht vollständig genug erscheint. Ich war am Begräbnißtage der vom Militär Erschossenen in Schweidnitz, ich sah den Jammer und die Verzweiflung der ihrer Ernährer beraubten Familien, von der Aufregung in der ganzen Provinz schweige ich Es ist das bedauerlichste Ereigniß in der neuesten preußischen Geschichte, es ist nicht zu vergleichen mit den Ereignissen im Großherzogthum Posen, da die letztern in eine Zeit fielen, wo man sich gegenseitig mit bewaffneter Hand gegenüber stand. In Schweidnitz sind nicht Ruhestörer, sondern ruhige Bürgerwehr, die einen unruhigen Haufen vertrieben hatten, von den Soldaten wehrlos erschossen worden. Ich sage wehrlos, denn obwohl die Bürgerwehr bewaffnet war, hatte sie doch keine Munition bei sich. Der Bericht spricht von sechs Todten, am Tage meiner Anwesenheit starben noch mehrere in Folge der vorher erhaltenen Wunden. Sie können sich vorstellen, daß durch diesen Vorfall, in der ganzen Provinz Schlesien, das Rechtsgefühl auf das Aeußerste erschüttert ist und die Befürchtung vor ähnlichen Vorfällen sich überall verbreitet, da man glaubt, daß sie von einer gewissen Partei mit Vorbedacht hervorgerufen werden. Die Bürgerschaft aus allen Städten Schlesiens fand sich demnach am Begräbnißtage bewaffnet in Schweidnitz ein. Man sagt immer, wir bilden schon eine konstitutionelle Monarchie. Wenn aber in einem solchen Staate das Ministerium wechselt, so wechseln auch alle Beamten mit. Das Vertrauen kann daher nicht eher zurückkehren und die Aufregung nicht früher gestillt werden, als bis wir in allen Militär- und Civilstellen Beamte sehen, die mit dem neuen System übereinstimmen. Arbeiten Sie die vorzüglichste Verfassung aus, machen Sie die besten Gesetze und das Vertrauen wird nicht gestärkt werden, denn es kommt auf die Beamten, die sie ausführen sollen, an. Am 18. März hat man nicht bloß das Ministerium, sondern das ganze alte System gestürzt und dennoch sehen wir in allen Civil- und Militärstellen dieselben Beamten, wie vor der der Revolution. Das Vertrauen wird nicht früher zurückkehren, bis die Beamten von dem neuen System durchdrungen sind. Neulich hat der Minister des Innern eine Verfügung erlassen, welche vom von bester Wirkung; veranlassen wir, daß auch ein solcher Erlaß vom Kriegsministerium ausgehe. Daß nicht der böse Geist in allen Truppen steckt, habe ich gesehen, denn viele Soldaten haben in Schweidnitz in die Luft geschossen, es fanden sich Kugeln im zweiten Stockwerk der Häuser vor. ‒ Ich stelle folgende Anträge:

1) „Daß das Kriegsministerium die Offiziere auffordere, von allen reaktionären Bestrebungen fern zu bleiben, Konflikte mit der Bürgerschaft zu vermeiden, vielmehr durch Hinneigung zu derselben, auf die Verwirklichung des konstitutionellen Rechtszustandes hinzuarbeiten.“

Ferner: Was ist von Seiten des Ministeriums in dieser höchst wichtigen Angelegenheit geschehen? Was ist aus dem Kommandanten in Schweidnitz geworden? Es ist uns von Seiten des Ministeriums noch gar nichts mit-

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          <p>1) &#x201E;Das Ministerium aufzufordern, der Versammlung unverzüglich Mittheilungen                         darüber zu machen, was ihm von der Lage der Sache bekannt sei und was es in                         Folge dessen veranlaßt habe.&#x201C;</p>
          <p>2) &#x201E;Das Ministerium zu ersuchen, diejenigen Truppentheile, die bei den                         Ereignissen in Schweidnitz kompromittirt seien, zur Vermeidung neuer                         Collisionen aus Schweidnitz zu entfernen.&#x201C;</p>
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          <p>1) &#x201E;Daß das Kriegsministerium die Offiziere auffordere, von allen                         reaktionären Bestrebungen fern zu bleiben, Konflikte mit der Bürgerschaft zu                         vermeiden, vielmehr durch Hinneigung zu derselben, auf die Verwirklichung                         des konstitutionellen Rechtszustandes hinzuarbeiten.&#x201C;</p>
          <p>Ferner: Was ist von Seiten des Ministeriums in dieser höchst wichtigen                         Angelegenheit geschehen? Was ist aus dem Kommandanten in Schweidnitz                         geworden? Es ist uns von Seiten des Ministeriums noch gar nichts mit-
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[0369/0001] Neue Rheinische Zeitung. Organ der Demokratie. No 73. Köln, Samstag 12. August 1848. Deutschland. ** Köln, 11. August. Die Polendebatte in Frankfurt. (Fortsetzung). _ * Köln, 11. August. Man weiß, wie die preußische Armee am 6. August der deutschen Einheit gehuldigt hat. _ 103 Berlin, 9. August. Sitzung der Vereinbarer-Versammlung. Nach Eröffnung der Sitzung erstattet der Abgeordnete Elsner Bericht im Namen der Petitionskommission über die eingegangenen Petitionen aus der Stadt Schweidnitz über die dortigen Vorfälle. Er verliest den bekannten Verlauf der dortigen Begebenheiten und trägt im Namen der Kommission darauf an: 1) „Das Ministerium aufzufordern, der Versammlung unverzüglich Mittheilungen darüber zu machen, was ihm von der Lage der Sache bekannt sei und was es in Folge dessen veranlaßt habe.“ 2) „Das Ministerium zu ersuchen, diejenigen Truppentheile, die bei den Ereignissen in Schweidnitz kompromittirt seien, zur Vermeidung neuer Collisionen aus Schweidnitz zu entfernen.“ Die Minorität der Kommission hat die Niedersetzung einer Untersuchungs-Kommission verlangt. Abgeordneter Stein: Ich spreche gegen den Kommissionsantrag, weil er mir nicht vollständig genug erscheint. Ich war am Begräbnißtage der vom Militär Erschossenen in Schweidnitz, ich sah den Jammer und die Verzweiflung der ihrer Ernährer beraubten Familien, von der Aufregung in der ganzen Provinz schweige ich Es ist das bedauerlichste Ereigniß in der neuesten preußischen Geschichte, es ist nicht zu vergleichen mit den Ereignissen im Großherzogthum Posen, da die letztern in eine Zeit fielen, wo man sich gegenseitig mit bewaffneter Hand gegenüber stand. In Schweidnitz sind nicht Ruhestörer, sondern ruhige Bürgerwehr, die einen unruhigen Haufen vertrieben hatten, von den Soldaten wehrlos erschossen worden. Ich sage wehrlos, denn obwohl die Bürgerwehr bewaffnet war, hatte sie doch keine Munition bei sich. Der Bericht spricht von sechs Todten, am Tage meiner Anwesenheit starben noch mehrere in Folge der vorher erhaltenen Wunden. Sie können sich vorstellen, daß durch diesen Vorfall, in der ganzen Provinz Schlesien, das Rechtsgefühl auf das Aeußerste erschüttert ist und die Befürchtung vor ähnlichen Vorfällen sich überall verbreitet, da man glaubt, daß sie von einer gewissen Partei mit Vorbedacht hervorgerufen werden. Die Bürgerschaft aus allen Städten Schlesiens fand sich demnach am Begräbnißtage bewaffnet in Schweidnitz ein. Man sagt immer, wir bilden schon eine konstitutionelle Monarchie. Wenn aber in einem solchen Staate das Ministerium wechselt, so wechseln auch alle Beamten mit. Das Vertrauen kann daher nicht eher zurückkehren und die Aufregung nicht früher gestillt werden, als bis wir in allen Militär- und Civilstellen Beamte sehen, die mit dem neuen System übereinstimmen. Arbeiten Sie die vorzüglichste Verfassung aus, machen Sie die besten Gesetze und das Vertrauen wird nicht gestärkt werden, denn es kommt auf die Beamten, die sie ausführen sollen, an. Am 18. März hat man nicht bloß das Ministerium, sondern das ganze alte System gestürzt und dennoch sehen wir in allen Civil- und Militärstellen dieselben Beamten, wie vor der der Revolution. Das Vertrauen wird nicht früher zurückkehren, bis die Beamten von dem neuen System durchdrungen sind. Neulich hat der Minister des Innern eine Verfügung erlassen, welche vom von bester Wirkung; veranlassen wir, daß auch ein solcher Erlaß vom Kriegsministerium ausgehe. Daß nicht der böse Geist in allen Truppen steckt, habe ich gesehen, denn viele Soldaten haben in Schweidnitz in die Luft geschossen, es fanden sich Kugeln im zweiten Stockwerk der Häuser vor. ‒ Ich stelle folgende Anträge: 1) „Daß das Kriegsministerium die Offiziere auffordere, von allen reaktionären Bestrebungen fern zu bleiben, Konflikte mit der Bürgerschaft zu vermeiden, vielmehr durch Hinneigung zu derselben, auf die Verwirklichung des konstitutionellen Rechtszustandes hinzuarbeiten.“ Ferner: Was ist von Seiten des Ministeriums in dieser höchst wichtigen Angelegenheit geschehen? Was ist aus dem Kommandanten in Schweidnitz geworden? Es ist uns von Seiten des Ministeriums noch gar nichts mit-

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Die angegebenen Seitenzahlen beziehen sich auf die Ausgabe: Neue Rheinische Zeitung. Organ der Demokratie. Bd. 1 (Nummer 1 bis Nummer 183) Köln, 1. Juni 1848 bis 31. Dezember 1848. Glashütten im Taunus, Verlag Detlev Auvermann KG 1973.




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Zitationshilfe: Neue Rheinische Zeitung. Nr. 73. Köln, 12. August 1848, S. 0369. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_nrhz073_1848/1>, abgerufen am 21.11.2024.