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Neue Rheinische Zeitung. Nr. 79. Köln, 18. August 1848.

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* Verona, 11. Aug.
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* Genua, 10. August.
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Donaufürstenthümer.
Bukarest, 24. Juli.

Hier sind folgende Dekrete erschienen: Im Namen des rumanischen Volkes! Gerechtigkeit, Brüderlichkeit. Die provisorische Regierung decretirt: Dem Willen des rumanischen Volkes gemäß sind Rang und Titularwürden für immer abgeschafft. Fortan wird Niemand in was immer für einem öffentlichen Akt sich irgend einen Rang beilegen können. Der einzige Unterschied der zwischen den Rumanen bestehen wird, ist der ihrer Tugenden und ihrer Verdienste um das Vaterland. - Ein Dekret fordert jeden Bewohner der Hauptstadt auf, der im Besitze von zwei Gewehren ist, eins dem Staate zu leihen. Endlich wird im Civil- wie im Militärgericht die entehrende Prügelstrafe im ganzen Lande für immer abgeschafft. - An den österreichischen Agenten Timoni richtet "ein compactes Häuflein österreichischer Staatsbürger" einen Aufruf, worin die Aufpflanzung der schwarz-roth-goldenen Fahne, statt der schwarz-gelben, die noch immer vom Agentiegebäude herabweht, verlangt wird.

(Sieb. B.)
Bukarest, 26. Juli.

Die provisorische Regierung fordert zur Unterzeichnung einer Adresse an den Kaiser von Rußland auf. Diese lautet:

Bukarest, 20. Juli. Im Namen des rumanischen Volks. Gerechtigkeit, Brüderlichkeit! Die provisorische Regierung. Brüder! In Uebereinstimmung mit der Proklamation des Volkes hat die Regierung folgende Adresse verfaßt, welche von Seiten des Landes Sr. Maj. dem Kaiser von Rußland zugesendet werden soll. Ihr werdet daher sämmtlich zur Kenntnißnahme von dieser gedruckt circulirenden Adresse eingeladen und ersucht, dieselbe auf der Kommission, in deren Bezirk ihr wohnt, zu unterschreiben. Gruß und Brüderlichkeit. Die Mitglieder der Regierung. Neophit, Metropolit der Ungro-Walachei: Ehr. Tell. St. Golesco. G. Magieru. I. Eliad. K. A. Rosetti.

Sire! Nachdem sich das rumanische Volk mit Vorbehalt einer unabhängigen Verwaltung im Innern unter Suzerainetät der hohen Pforte gestellt, hat es stets gegen jeden Versuch von innen oder von außen, dieses Recht, die erste und hauptsächliche Bedingung seiner Unterwerfung, anzugreifen, protestirt. Daher kam es, daß die zwischen der hohen Pforte und Rußland geschlossenen Tractate dieses Recht Rumaniens bekräftigten und sicherten durch die Bürgschaft der letztern Macht. So hat der Tractat von Akjerman, in Berücksichtigung, daß Rumaniens Wohlfahrt durch Einsetzung fremder Fürsten stets gefährdet sei, dem Lande das Recht eingeräumt, sich seinen Fürsten aus seiner Mitte zu wählen; und im Jahr 1829, als sich das Bedürfniß einer socialen Reform noch fühlbarer machte, wurde durch die Traktate von Adrianopel das organische Reglement eingeführt. In allen diesen Verhältnissen hat der kaiserl. russische Hof bei Abschluß der Tractate mit der Pforte sich auf den Willen des rumanischen Volks berufen, gestützt auf eine gewisse Anzahl Unterschriften von Personen, welche das Bedürfniß einer radikalen Reform weniger empfanden, denn sie gehörten Alle der privilegirten Klasse an. Das rumanische Volk, welches in dem organischen Reglement die Morgenröthe seiner Freiheit und seines Heiles zu begrüßen wähnte, hat nach trauriger, siebenjähriger Erfahrung seinen Irrthum eingesehen und sich soeben durch eine friedliche, würdevolle Revolution Gesetze gegeben, welche mit den Fortschritten der Civilisation und den Bedürfnissen des Landes in besserm Einklange stehen. Diese Revolution war binnen drei Stunden vollendet, ohne daß man das mindeste Unglück zu beklagen hatte, ohne daß die öffentliche Ruhe nur einen Augenblick gestört worden wäre. Indem Fürst Bibesco, nachdem er die ihm zur Bestätigung vorgelegte Konstitution unterzeichnet, zwei Tage später die Regierung niederlegte, mußte eine provisorische Regierung, den Metropoliten an der Spitze, sich organisiren, und sie arbeitet seither ohne Unterlaß, die gute Ordnung aufrecht zu erhalten, welche nichts zu wünschen übrig läßt, und die neue Reform in Ausführung zu bringen, welche da sie sich nur mit Ordnung der innern Angelegenheiten auf breitern und angemessenern Grundlagen befaßt, die Rechte keiner fremden Macht im mindesten verletzt. Diese neue, von dem einstimmigen Wunsche des rumanischen Volks geforderte und festgestellte Ordnung der Dinge haben die Unterzeichneten die Ehre, im Namen des Volks zur Kenntniß Ew. kaiserl. Maj. zu bringen, wie sie dieselbe auch zu gleicher Zeit im Angesicht Europas ausgesprochen, fest überzeugt, daß Ew. Maj. sie ansehen werden als eine natürliche Folge der Unabhängigkeit unserer innern Verwaltung, einer Unabhängigkeit, welche nothwendigerweise das Recht nach sich zieht, die Gesetzgebung des Landes zu modificiren, ja sie gänzlich umzuändern. Von diesem Grundsatz ausgehend, und ohne Zweifel über die Aufrichtigkeit der Sympathien, welche Rußland stets für uns an den Tag gelegt, leben wir der festen Hoffnung, daß Ew. Maj. dieses Werk friedlicher Regeneration, den einzigen und wahrhaften Ausdruck des Volkswillens anzuerkennen keinen Anstand nehmen werde. Endlich glauben wir erklären zu müssen, daß wir an ganz Europa appelliren, uns unter seinen unmittelbaren Schutz stellen und seinen Beistand ansprechen für den Fall, daß man unserm Recht und der neuen Ordnung der Dinge Anerkennung verweigern sollte.

(Sieb. W.)
Ungarn.
Pesth, 9. Aug.

Wie gut man in Deutschland von den ungarischen Zuständen unterrichtet ist, erhellt daraus, daß Hr. Möring am 22. Juli im Parlament zu Frankfurt begeistert sagte: "Vor Allem Bündniß mit Ungarn. Ungarn habe 200,000 Mann aus dem Boden gestampft, die für die deutsche Sache in die Schranken treten werden; er fordere die Versammlung auf, diese große Anstrengung anzuerkennen, indem sie sich erhebe," und die Versammlung erhob sich in der That, ohne daß auch nur eine Stimme dagegen moderirend auftrat. Beruhte diese Begeisterung nicht auf gänzlicher Unkenntniß der ungarischen Verhältnisse, so müßte man solche eine Verhohnung der deutschen Nation nennen; denn von den 200,000 Mann, wovon beiläufig bemerkt, vorerst nur 40,000 Mann konscribirt werden sollen, ist bis zur Stunde auch noch nicht ein Mann gestellt.

Groß-Becskerek, 6. August.

Gestern wurde ein Versuch gemacht, den von den Raitzen eroberten Ort Neuzina zurückzunehmen.

Neuzina ist durch unsere Truppen wieder erobert worden. Die Empörer haben einen harten Schlag erhalten.

Zwischen Neuzina und Szarcsa ist die Erde mit vielen Leichnamen bedeckt.

(Oppos.)
Schweiz.
*** Zürich, 14. August.

Zwar nicht einstimmig, wie ich in meinem letzten Schreiben vermuthete, aber doch mit großer Mehrheit ist in Zürich, Bern, Solothurn, Genf und Baselland vom Volk die Bundesverfassung angenommen, in Zürich mit 25061 gegen 2488. Am meisten verwerfende Stimmen ergaben sich, nicht in Bern, wie man erwartet hatte, sondern in Solothurn, wo man es am wenigsten erwartet hatte, nämlich 3810 Verwerfende gegen 4141 Annehmende; unter den sechs Amteien hatte Dorneck und Thierstein, das sogenannte Schwarzbubeland, mit großer Mehrheit verworfen. Ich glaube beinah, die Schwarzbuben und die übrigen verwerfenden Solothurner haben blos einmal ihren eigenen Kopf aufsetzen und Herrn Münzinger zeigen wollen, daß doch nicht immer Alles nach seiner Pfeife tanzen mag. Es wäre allerdings wohl schicklicher gewesen, dieses bei einer minder wichtigen Gelegenheit zu zeigen, aber wenn dem Schweizer einmal etwas quer durch den Kopf geht, so läßt er auch nicht davon ab. Und so gar wichtig erscheint ihm denn so eine Bundesverfassung auch nicht; das zeigt sich schon in der großen Anzahl stimmfähiger Bürger, die gar nicht an der Abstimmung Theil genommen haben; in Zürich war es über die Hälfte, in Bern wohl 4/5, die gar nicht mitgestimmt haben. Die Schweizer thun ganz erstaunt über diesen Mangel an Theilnahme und suchen ihn aus allerlei Gründen zu erklären, da sie den wahren und ganz auf der flachen Hand liegenden Grund, den beschränkten Kantönligeist, der ein allgemeines Interesse an Bundesangelegenheiten nicht aufkommen läßt, sich nicht gern eingestehen wollen, denn er paßt allerdings schlecht zu den eidgenössischen Phrasen, womit man sich so gern amüsirt. In Bern hatte man (die Annahme erfolgte mit etwa 11000 gegen 1353 Stimmen) auf eine größere Zahl verwerfender Stimmen gerechnet; denn die Berner Unitarier, die wohl wußten, daß von dem Standpunkte ihrer Einheitsbestrebungen aus das Volk nicht gegen den Bundesentwurf in Bewegung zu setzen sein würde, hatten an das Kantonalinteresse appellirt, und den Bernern vorgerechnet, daß ihr Kanton bei der neuen Bundesverfassung jährlich 400,000 Schw. Fr. Schaden haben würde. Und dennoch nur 1353 Stimmen! Man sieht, wie wenig die Schweizer von einem Einheitsstaate etwas wissen wollen. Ich will es durchaus nicht bestreiten, daß der Bundesentwurf wesentliche Mängel darbietet; indessen das Schweizervolk wollte nun einmal nicht auf revolutionärem Wege mit der Vergangenheit brechen, und somit mußte denn auch die Bundesrevisionskommission auf die speziellen Verhältnisse und Wünsche von 22 Kantonen und außerdem noch auf hunderttausend Privatköpfe Rücksicht nehmen. Unter den Verwerfenden haben aber, mit Ausnahme der hier und da zerstreuten Unitarier, die Wenigsten sich durch die wirklichen Mängel des Entwurfes bestimmen lassen; denn selbst im Kanton Zürich, der unter den deutschen Kantonen der politisch gebildetste sein will, herrscht bei einem großen Theile des Volks eine ganz erschreckliche Unwissenheit in Beziehung auf die Bundesverhältnisse und auf das Wesen der neuen Bundesverfassung. Wo die Einzelnen für Verwerfung stimmten, da war's entweder ein ganz untergeordneter, unwesentlicher Punkt, oder auch irgend ein querer Einfall, der sie dazu bewog. Die kleine Gemeinde Zumikon im Kanton Zürich stimmte für Verwerfung, weil sie in der Verfassung die Garantie für die Neujahrgeiger (eine Art privilegirte musicirende Bettelei) vermißte. In einer andern Gemeinde stimmte ein alter Mann, der Einzige in der ganzen Gemeinde, für die Verwerfung; auf die Fragen seiner Mitbürger, welche gern einstimmige Annahme in ihrer Gemeinde gesehen hätten, wußte er nichts zu erwiedern als: "es gefallt mir nun emol nütt." Die demokratischen Waadtländer sind dem Entwurf auch gar nicht sonderlich gewogen, aber aus entgegengesetzten Gründen, als die Berner Radikalen, mit denen sie sonst, namentlich in der auswärtigen Politik, sympathisiren. In einer Versammlung der "patriotischen Association" drang Eytel entschieden auf Verwerfung; die Versammlung fand, der Entwurf sei zu wenig demokratisch - nun das begreift sich und ist ganz plausibel; sodann, er sei allzu unitarisch. Der Staatsrath trägt zwar beim Gr. Rathe auf Annahme an, aber in sehr kühlen Worten; kurz das Schicksal der Bundesverfassung in der Stadt Waadt ist noch sehr zweifelhaft. - Der Tessiner Staatsrath hat eine Proklamation erlassen, die bedrängte Lage der unglücklichen Flüchtlinge nicht zu benutzen, um sie zu übervortheilen; die Tessiner scheinen dieses also ziemlich stark getrieben zu haben. Die Zahl der Flüchtlinge ist unglaublich groß, namentlich von jüngeren Männern, die durch das Gerücht, Radetzky stecke alle jungen Leute unter die Soldaten und schicke sie nach Ungarn, zu dieser massenhaften Flucht veranlaßt wurden.

Portugal.
* Lissabon, 9. Aug.

Die Regierung hat mit ihren Finanzplänen bezüglich der Dividenzahlung in der Deputirtenkammer gesiegt; im Senat aber setzte die Opposition mehrere wichtige veränderungen in zwei von den Minister vorgelegten Gesetzentwürfen durch. Silva Cabeal, früher der intimste Bundesgenosse seines Bruders Casta Cabral, ist jetzt dessen entschiedenster Gegner in den Cortes. Die Verhaftung des Gonzales Bravo in Madrid machte hiehr bedeutendes Aufsehen.

Rußland.
Petersburg.

Zum 4. August waren hier 1578 Cholerakranke in Behandlung verblieben; im Verlaufe dieses Tages erkrankten 64, genasen 126 und starben 45 (darunter 24 in den Wohnungen). Es verblieben zum 5. August 1471 Kranke in Behandlung. Im Laufe des 5. kamen hinzu 61, 138 genasen, 30 starben (darunter 17 in den Wohnungen.) Zum 6. blieben demnach noch 1364 in Behandlung.

Französische Republik.
17 Paris, 14. August.

(Schluß des gestern abgebrochenen Artikels):

Der "Representant du Peuple" Proudhon's kündigt an, mehrere Kapitalisten hätten ihm bereits die Kaution von 24,000 Fr. zu Gebot gestellt, und bringt einen schneidenden Angriffsartikel auf die "Malthusianer, in deren tödtenden Händen jetzt Frankreich schmachtet", auf "die Herren vom Constitutionnel und deren langen bösen Schleppschweif, der durch die ganze Presse sich hinzieht," gegen "die Infamen, welche im Alleinbesitz des großen Kapitals zehren vom Marke des Arbeitervolkes und höhnisch frech demselben zurufen: zeuge nur immerfort Töchter, wir wollen sie lieben; für die Knaben freilich ist kein Platz mehr nach dieser Theorie am Orgientische des Lebens, die können und sollen verhungern. Das Gouvernement ist von Malthus inspirirt gewesen, als es die hunderttausend Nationalatelierarbeiter absichtlich arbeitslos ließ oder zu fruchtloser Scheinarbeit verdammte, wodurch sie lächerlich wurden; von Malthus inspirirt, als es die Transportirung der Gefangenen dekretirte; Malthus ist überall, wo der Große den Kleinen aussaugt und noch größer und dicker wird, Malthus ist auch, wo der große Industrielle den kleinen Gewerbsmann, der große Kaufherr den kleinen Händler, der große Geschäftsmann den kleinen Agenten niederdrückt u. s. w. Die "Vraie Republique" stimmt völlig bei und fragt: "Ist den Machthabern des Tages etwa unbekannt, daß vor 50 Jahren bei uns zwei Dürftige auf zwölf, heute aber zwei auf neun gezählt werden? Daß 22 Millionen vom Salair Lebende, und 8 Mill. Bettler zwischen Rhein und Pyrenäen seufzen und fluchen? Wenn ihr diesem Umstande nicht abhelfen mögt, dann war es nicht nöthig eine Februarrevolution zu machen. Ihr geht einer heitern Zukunft entgegen, meine lieben Herren, wir gratuliren zu diesem steigenden Wohlbefinden unserer armen Nation." Der "Pere du Chene" ist endlich wieder erschienen, er erklärt nichts über die Junischlacht sagen zu wollen, da er entweder zu wenig oder zu viel sagen würde, vor Allem aber die Republik retten wolle. Er hatte an die Kammer vor ihrem Votum über die Journalkautionen eine Petition zugeschickt, worin es hieß: "um dem Preßmißbrauch vorzubeugen macht ihr aus dem Rechte Aller ein Recht einiger Weniger; aus der Sittlichkeitsfrage macht ihr eine Geldfrage, und doch hat die Februarrevolution selbst die Ansprüche der Kapacitäten abgeschaft; ihr seid im besten Zuge Frankreichs Nation in zwei sehr ungleiche Haufen zu spalten, in die Reichen und Armen, in die Erwählten und Verfluchten. Zu den erstern sprecht ihr: Gebt Geld, Geld! und eure Gedanken und Federn sind frei; zu den letztern: Ihr müßt schweigen, denn ihr seid im Verdacht, eine Gesellschaft stürzen zu wollen, wo der Zufall der Geburt nicht Jedem das große Loos zuwirft; also still, ihr Unbemittelten! nur die Juden des Gedankens dürfen fortan reden. Repräsentanten! ihr solltet verzichten auf jede Vorkehrungsmaßregel; sonst müßtet ihr auch vom Kaufmann Gewähr verlangen, daß er nicht die öffentliche materielle Gesundheit, vom Priester und Lehrer, daß er nicht das geistige Wohl vergifte; das wäre logisch. Ihr müßt wissen, mit Geldbußen straft ihr weniger den Schuldigen, als seine unschuldige Familie; ihr erdrosselt die Presse des Arbeitervolks, und drängt den Groll zurück in das Herz, wo er verwüstet und zu neuer schrecklicher Verwüstung aufstachelt. Straft aber streng jede Verläumdung in der Presse; das wird genügen." Er bevorschlagt ferner die auf etwa 40,000 Fr. gestiegene, für das riesenhafte Volksbanquet a 5 Sous bestimmte und auf der Bank deponirte Summe jetzt ohne Säumen an die nothleidenden Angehörigen der Gefangenen auszutheilen; den Arbeitern im Seinedepartement räth er bei der nahen Ersatzwahl zweier Repräsentanten ihre Stimmen auf nur zwei Männer zu koncentriren. Ein Gespräch zwischen einem Bourgeois und Bauer findet sich in dieser Nummer, worin es heißt:

"Sagt mal, Bourgeois, was ist das: Sozialisten? - Ha, das sind Räuber, Schufte! - So? - Ja, das sind Hunde, sie wollen, daß die Republik allen Arbeitern Arbeit sichere. - Na, das ist nicht übel. - Was? - nicht übel? es ist scheußlich, wir reiche Leute müßten ja dann Geld ausgeben. - Na, das wäre nicht schlimm. - (Der Bourgeois wird roth und bläulich, bebt vor Wuth) Was? nicht schlimm? das wäre ja der Todesstoß für Freiheit, Familie, Eigenthum!! Ho, wenn alle Welt arbeiten thäte, das wäre kein Unglück für die Familien und das Eigenthum, scheint mir's. - (Der Bourgeois fährt krampfhaft zusammen, schimpft den Bauern, der aber sagt): Na, ruhig da, nicht so hitzig; die Reichen haben ihr Geld im Kasten verschlossen, dem Armen keine Arbeit gegeben, also den Armen am Eigenthum geschmälert und zum Tode verdammt, denn Arbeit ist sein einziges Eigenthum. - Das sagen die verfluchten Sozialisten! - So? na, nur zu, dann bin ich auch ein Räuber, auf die Namen kommt nichts an, Bourgeois, guten Abend." - Daß eine Reaktion gegen die Reaktion, eine Kontre-Reaktion herannaht, scheint unzweifelhaft; die Kammer steht an der Schwelle eines eklatanten Bruches, und die öffentliche Meinung desgleichen; nur dürfte es noch gar weit sein von da bis zur Rehabilitation des Proletariats. Gewiß ist, daß alle sozialistischen Parteien sich seit der Junischlacht die Hände reichen, und über ihre speziellen Marotten das Wort: "Arbeitsrecht" aufpflanzen; diese Tendenz ist sichtbar, wenn man Representant du Peuple, Demokratie pacifique, Republique, Vraie Republique, Reform und Populaire vergleichend liest. Es ist eine Fussion, die der Konstitutionnel zwar höhnisch "eine babylonische Konfusion" nennt, die aber sehr schnell fatal ihm und seinem Gelichter werden dürfte. Auch ist er bereits mit Cavaignac nicht mehr recht zufrieden; diese hochnäsige Bourgeoisie ist nahe dran zu vergessen, daß sie im Juni platt geschlagen und entwaffnet worden wäre, hätte der Afrikaner ihr nicht beigestanden.

12 Paris, 13. August.

Geld! Was ist zu thun, um das Geld in sichern Fluß, die Fonds in Cirkulation, den Cours in die Höhe und die Republik in den Cours zu bringen? Hierauf kommt Alles hinaus, und nur von diesem Standpunkte aus ist es möglich, die Debatten in der Kammer, die Sprache in den Journalen und die diplomatischen Angelegenheiten Frankreichs zu verstehen. Geld! Die Debats und der National sind darüber vollkommen einverstanden.

"Sicherlich, zur Ordnung gehören eben die Bayonette nicht. Aber wir Franzosen sind einmal so; wir fahren leicht aus der idealen Ordnung hinaus, die man bürgerliches Gesetz nennt; ein Leichtes aber ist es uns, in Uniform der Uniform zu gehorchen. Wir sind ein wahrhaft friedfertiges und stabiles Volk, wenn wir im Feldlager sind, eine Armee bilden: auf dem Forum dagegen gerathen wir sehr leicht in Anarchie."

"Unsere Freiheiten bedürfen daher eines starken Gegengewichtes. Das beste Gegengewicht ist der Degen."

Wer hat dies geschrieben, die "Debats" oder der National? Beide können sich als Verfasser hinstellen; beide wollen Ordnung; nur muß der National ein wenig schonender, milder, ideologischer, mit einem Worte, konservativer auftreten, da die Sache, die er zu konserviren hat, weit zarterer, weit geistigerer Natur ist; er hat hat eben für den Augenblick nur eine ideologische Sprache zu konserviren. Caussidiere gestand sehr offen, daß er die Ordnung mit der Unordnung machen mußte; jetzt handelt es sich darum, die Ordnung mit dem Despotismus herzustellen, und warum alles dies? Um den Handel herzustellen, die Industrie zu beleben und die "Fonds" flott zu machen.

Aber das Diktatorschwerdt ist keine Achilleslanze! Es mag die Agiotage wieder beleben; es wird keineswegs den Handel und die Industrie hervorrufen. Glaubt man etwa, daß die französische Gesellschaft dem Herrn Marrast und seinen Salons zu Liebe, sich in ein Mauseloch resp. eine Kaserne hineindrängen lassen wird?

Ordnung auf Kosten des Despotismus, Frieden und Geld um jeglichen Preis! Die Republik braucht Geld, und Marrast ebenfalls. Und um Geld zu haben, muß die Regierung die friedfertigsten Gesinnungen allenthalben kund thun: Bündniß mit England, die Nichtintervention und die Debatten in der Kammer. Zu verhypothekiren ist nichts mehr da, wenigstens muß man zeigen, daß man an dem, was Andere haben, festhält, es ihnen garantirt, um dann es ihnen entlehnen zu können. Vor allen Dingen soll also le principe de la propriete, das Eigenthumsprincip als unverletzlich erklärt werden, und die "Debats" nennen

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* Verona, 11. Aug.
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* Genua, 10. August.
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Donaufürstenthümer.
Bukarest, 24. Juli.

Hier sind folgende Dekrete erschienen: Im Namen des rumanischen Volkes! Gerechtigkeit, Brüderlichkeit. Die provisorische Regierung decretirt: Dem Willen des rumanischen Volkes gemäß sind Rang und Titularwürden für immer abgeschafft. Fortan wird Niemand in was immer für einem öffentlichen Akt sich irgend einen Rang beilegen können. Der einzige Unterschied der zwischen den Rumanen bestehen wird, ist der ihrer Tugenden und ihrer Verdienste um das Vaterland. ‒ Ein Dekret fordert jeden Bewohner der Hauptstadt auf, der im Besitze von zwei Gewehren ist, eins dem Staate zu leihen. Endlich wird im Civil- wie im Militärgericht die entehrende Prügelstrafe im ganzen Lande für immer abgeschafft. ‒ An den österreichischen Agenten Timoni richtet „ein compactes Häuflein österreichischer Staatsbürger“ einen Aufruf, worin die Aufpflanzung der schwarz-roth-goldenen Fahne, statt der schwarz-gelben, die noch immer vom Agentiegebäude herabweht, verlangt wird.

(Sieb. B.)
Bukarest, 26. Juli.

Die provisorische Regierung fordert zur Unterzeichnung einer Adresse an den Kaiser von Rußland auf. Diese lautet:

Bukarest, 20. Juli. Im Namen des rumanischen Volks. Gerechtigkeit, Brüderlichkeit! Die provisorische Regierung. Brüder! In Uebereinstimmung mit der Proklamation des Volkes hat die Regierung folgende Adresse verfaßt, welche von Seiten des Landes Sr. Maj. dem Kaiser von Rußland zugesendet werden soll. Ihr werdet daher sämmtlich zur Kenntnißnahme von dieser gedruckt circulirenden Adresse eingeladen und ersucht, dieselbe auf der Kommission, in deren Bezirk ihr wohnt, zu unterschreiben. Gruß und Brüderlichkeit. Die Mitglieder der Regierung. Neophit, Metropolit der Ungro-Walachei: Ehr. Tell. St. Golesco. G. Magieru. I. Eliad. K. A. Rosetti.

Sire! Nachdem sich das rumanische Volk mit Vorbehalt einer unabhängigen Verwaltung im Innern unter Suzerainetät der hohen Pforte gestellt, hat es stets gegen jeden Versuch von innen oder von außen, dieses Recht, die erste und hauptsächliche Bedingung seiner Unterwerfung, anzugreifen, protestirt. Daher kam es, daß die zwischen der hohen Pforte und Rußland geschlossenen Tractate dieses Recht Rumaniens bekräftigten und sicherten durch die Bürgschaft der letztern Macht. So hat der Tractat von Akjerman, in Berücksichtigung, daß Rumaniens Wohlfahrt durch Einsetzung fremder Fürsten stets gefährdet sei, dem Lande das Recht eingeräumt, sich seinen Fürsten aus seiner Mitte zu wählen; und im Jahr 1829, als sich das Bedürfniß einer socialen Reform noch fühlbarer machte, wurde durch die Traktate von Adrianopel das organische Reglement eingeführt. In allen diesen Verhältnissen hat der kaiserl. russische Hof bei Abschluß der Tractate mit der Pforte sich auf den Willen des rumanischen Volks berufen, gestützt auf eine gewisse Anzahl Unterschriften von Personen, welche das Bedürfniß einer radikalen Reform weniger empfanden, denn sie gehörten Alle der privilegirten Klasse an. Das rumanische Volk, welches in dem organischen Reglement die Morgenröthe seiner Freiheit und seines Heiles zu begrüßen wähnte, hat nach trauriger, siebenjähriger Erfahrung seinen Irrthum eingesehen und sich soeben durch eine friedliche, würdevolle Revolution Gesetze gegeben, welche mit den Fortschritten der Civilisation und den Bedürfnissen des Landes in besserm Einklange stehen. Diese Revolution war binnen drei Stunden vollendet, ohne daß man das mindeste Unglück zu beklagen hatte, ohne daß die öffentliche Ruhe nur einen Augenblick gestört worden wäre. Indem Fürst Bibesco, nachdem er die ihm zur Bestätigung vorgelegte Konstitution unterzeichnet, zwei Tage später die Regierung niederlegte, mußte eine provisorische Regierung, den Metropoliten an der Spitze, sich organisiren, und sie arbeitet seither ohne Unterlaß, die gute Ordnung aufrecht zu erhalten, welche nichts zu wünschen übrig läßt, und die neue Reform in Ausführung zu bringen, welche da sie sich nur mit Ordnung der innern Angelegenheiten auf breitern und angemessenern Grundlagen befaßt, die Rechte keiner fremden Macht im mindesten verletzt. Diese neue, von dem einstimmigen Wunsche des rumanischen Volks geforderte und festgestellte Ordnung der Dinge haben die Unterzeichneten die Ehre, im Namen des Volks zur Kenntniß Ew. kaiserl. Maj. zu bringen, wie sie dieselbe auch zu gleicher Zeit im Angesicht Europas ausgesprochen, fest überzeugt, daß Ew. Maj. sie ansehen werden als eine natürliche Folge der Unabhängigkeit unserer innern Verwaltung, einer Unabhängigkeit, welche nothwendigerweise das Recht nach sich zieht, die Gesetzgebung des Landes zu modificiren, ja sie gänzlich umzuändern. Von diesem Grundsatz ausgehend, und ohne Zweifel über die Aufrichtigkeit der Sympathien, welche Rußland stets für uns an den Tag gelegt, leben wir der festen Hoffnung, daß Ew. Maj. dieses Werk friedlicher Regeneration, den einzigen und wahrhaften Ausdruck des Volkswillens anzuerkennen keinen Anstand nehmen werde. Endlich glauben wir erklären zu müssen, daß wir an ganz Europa appelliren, uns unter seinen unmittelbaren Schutz stellen und seinen Beistand ansprechen für den Fall, daß man unserm Recht und der neuen Ordnung der Dinge Anerkennung verweigern sollte.

(Sieb. W.)
Ungarn.
Pesth, 9. Aug.

Wie gut man in Deutschland von den ungarischen Zuständen unterrichtet ist, erhellt daraus, daß Hr. Möring am 22. Juli im Parlament zu Frankfurt begeistert sagte: „Vor Allem Bündniß mit Ungarn. Ungarn habe 200,000 Mann aus dem Boden gestampft, die für die deutsche Sache in die Schranken treten werden; er fordere die Versammlung auf, diese große Anstrengung anzuerkennen, indem sie sich erhebe,“ und die Versammlung erhob sich in der That, ohne daß auch nur eine Stimme dagegen moderirend auftrat. Beruhte diese Begeisterung nicht auf gänzlicher Unkenntniß der ungarischen Verhältnisse, so müßte man solche eine Verhohnung der deutschen Nation nennen; denn von den 200,000 Mann, wovon beiläufig bemerkt, vorerst nur 40,000 Mann konscribirt werden sollen, ist bis zur Stunde auch noch nicht ein Mann gestellt.

Groß-Becskerek, 6. August.

Gestern wurde ein Versuch gemacht, den von den Raitzen eroberten Ort Neuzina zurückzunehmen.

Neuzina ist durch unsere Truppen wieder erobert worden. Die Empörer haben einen harten Schlag erhalten.

Zwischen Neuzina und Szàrcsa ist die Erde mit vielen Leichnamen bedeckt.

(Oppos.)
Schweiz.
*** Zürich, 14. August.

Zwar nicht einstimmig, wie ich in meinem letzten Schreiben vermuthete, aber doch mit großer Mehrheit ist in Zürich, Bern, Solothurn, Genf und Baselland vom Volk die Bundesverfassung angenommen, in Zürich mit 25061 gegen 2488. Am meisten verwerfende Stimmen ergaben sich, nicht in Bern, wie man erwartet hatte, sondern in Solothurn, wo man es am wenigsten erwartet hatte, nämlich 3810 Verwerfende gegen 4141 Annehmende; unter den sechs Amteien hatte Dorneck und Thierstein, das sogenannte Schwarzbubeland, mit großer Mehrheit verworfen. Ich glaube beinah, die Schwarzbuben und die übrigen verwerfenden Solothurner haben blos einmal ihren eigenen Kopf aufsetzen und Herrn Münzinger zeigen wollen, daß doch nicht immer Alles nach seiner Pfeife tanzen mag. Es wäre allerdings wohl schicklicher gewesen, dieses bei einer minder wichtigen Gelegenheit zu zeigen, aber wenn dem Schweizer einmal etwas quer durch den Kopf geht, so läßt er auch nicht davon ab. Und so gar wichtig erscheint ihm denn so eine Bundesverfassung auch nicht; das zeigt sich schon in der großen Anzahl stimmfähiger Bürger, die gar nicht an der Abstimmung Theil genommen haben; in Zürich war es über die Hälfte, in Bern wohl 4/5, die gar nicht mitgestimmt haben. Die Schweizer thun ganz erstaunt über diesen Mangel an Theilnahme und suchen ihn aus allerlei Gründen zu erklären, da sie den wahren und ganz auf der flachen Hand liegenden Grund, den beschränkten Kantönligeist, der ein allgemeines Interesse an Bundesangelegenheiten nicht aufkommen läßt, sich nicht gern eingestehen wollen, denn er paßt allerdings schlecht zu den eidgenössischen Phrasen, womit man sich so gern amüsirt. In Bern hatte man (die Annahme erfolgte mit etwa 11000 gegen 1353 Stimmen) auf eine größere Zahl verwerfender Stimmen gerechnet; denn die Berner Unitarier, die wohl wußten, daß von dem Standpunkte ihrer Einheitsbestrebungen aus das Volk nicht gegen den Bundesentwurf in Bewegung zu setzen sein würde, hatten an das Kantonalinteresse appellirt, und den Bernern vorgerechnet, daß ihr Kanton bei der neuen Bundesverfassung jährlich 400,000 Schw. Fr. Schaden haben würde. Und dennoch nur 1353 Stimmen! Man sieht, wie wenig die Schweizer von einem Einheitsstaate etwas wissen wollen. Ich will es durchaus nicht bestreiten, daß der Bundesentwurf wesentliche Mängel darbietet; indessen das Schweizervolk wollte nun einmal nicht auf revolutionärem Wege mit der Vergangenheit brechen, und somit mußte denn auch die Bundesrevisionskommission auf die speziellen Verhältnisse und Wünsche von 22 Kantonen und außerdem noch auf hunderttausend Privatköpfe Rücksicht nehmen. Unter den Verwerfenden haben aber, mit Ausnahme der hier und da zerstreuten Unitarier, die Wenigsten sich durch die wirklichen Mängel des Entwurfes bestimmen lassen; denn selbst im Kanton Zürich, der unter den deutschen Kantonen der politisch gebildetste sein will, herrscht bei einem großen Theile des Volks eine ganz erschreckliche Unwissenheit in Beziehung auf die Bundesverhältnisse und auf das Wesen der neuen Bundesverfassung. Wo die Einzelnen für Verwerfung stimmten, da war's entweder ein ganz untergeordneter, unwesentlicher Punkt, oder auch irgend ein querer Einfall, der sie dazu bewog. Die kleine Gemeinde Zumikon im Kanton Zürich stimmte für Verwerfung, weil sie in der Verfassung die Garantie für die Neujahrgeiger (eine Art privilegirte musicirende Bettelei) vermißte. In einer andern Gemeinde stimmte ein alter Mann, der Einzige in der ganzen Gemeinde, für die Verwerfung; auf die Fragen seiner Mitbürger, welche gern einstimmige Annahme in ihrer Gemeinde gesehen hätten, wußte er nichts zu erwiedern als: „es gefallt mir nun emol nütt.“ Die demokratischen Waadtländer sind dem Entwurf auch gar nicht sonderlich gewogen, aber aus entgegengesetzten Gründen, als die Berner Radikalen, mit denen sie sonst, namentlich in der auswärtigen Politik, sympathisiren. In einer Versammlung der „patriotischen Association“ drang Eytel entschieden auf Verwerfung; die Versammlung fand, der Entwurf sei zu wenig demokratisch ‒ nun das begreift sich und ist ganz plausibel; sodann, er sei allzu unitarisch. Der Staatsrath trägt zwar beim Gr. Rathe auf Annahme an, aber in sehr kühlen Worten; kurz das Schicksal der Bundesverfassung in der Stadt Waadt ist noch sehr zweifelhaft. ‒ Der Tessiner Staatsrath hat eine Proklamation erlassen, die bedrängte Lage der unglücklichen Flüchtlinge nicht zu benutzen, um sie zu übervortheilen; die Tessiner scheinen dieses also ziemlich stark getrieben zu haben. Die Zahl der Flüchtlinge ist unglaublich groß, namentlich von jüngeren Männern, die durch das Gerücht, Radetzky stecke alle jungen Leute unter die Soldaten und schicke sie nach Ungarn, zu dieser massenhaften Flucht veranlaßt wurden.

Portugal.
* Lissabon, 9. Aug.

Die Regierung hat mit ihren Finanzplänen bezüglich der Dividenzahlung in der Deputirtenkammer gesiegt; im Senat aber setzte die Opposition mehrere wichtige veränderungen in zwei von den Minister vorgelegten Gesetzentwürfen durch. Silva Cabeal, früher der intimste Bundesgenosse seines Bruders Casta Cabral, ist jetzt dessen entschiedenster Gegner in den Cortes. Die Verhaftung des Gonzales Bravo in Madrid machte hiehr bedeutendes Aufsehen.

Rußland.
Petersburg.

Zum 4. August waren hier 1578 Cholerakranke in Behandlung verblieben; im Verlaufe dieses Tages erkrankten 64, genasen 126 und starben 45 (darunter 24 in den Wohnungen). Es verblieben zum 5. August 1471 Kranke in Behandlung. Im Laufe des 5. kamen hinzu 61, 138 genasen, 30 starben (darunter 17 in den Wohnungen.) Zum 6. blieben demnach noch 1364 in Behandlung.

Französische Republik.
17 Paris, 14. August.

(Schluß des gestern abgebrochenen Artikels):

Der „Representant du Peuple“ Proudhon's kündigt an, mehrere Kapitalisten hätten ihm bereits die Kaution von 24,000 Fr. zu Gebot gestellt, und bringt einen schneidenden Angriffsartikel auf die „Malthusianer, in deren tödtenden Händen jetzt Frankreich schmachtet“, auf „die Herren vom Constitutionnel und deren langen bösen Schleppschweif, der durch die ganze Presse sich hinzieht,“ gegen „die Infamen, welche im Alleinbesitz des großen Kapitals zehren vom Marke des Arbeitervolkes und höhnisch frech demselben zurufen: zeuge nur immerfort Töchter, wir wollen sie lieben; für die Knaben freilich ist kein Platz mehr nach dieser Theorie am Orgientische des Lebens, die können und sollen verhungern. Das Gouvernement ist von Malthus inspirirt gewesen, als es die hunderttausend Nationalatelierarbeiter absichtlich arbeitslos ließ oder zu fruchtloser Scheinarbeit verdammte, wodurch sie lächerlich wurden; von Malthus inspirirt, als es die Transportirung der Gefangenen dekretirte; Malthus ist überall, wo der Große den Kleinen aussaugt und noch größer und dicker wird, Malthus ist auch, wo der große Industrielle den kleinen Gewerbsmann, der große Kaufherr den kleinen Händler, der große Geschäftsmann den kleinen Agenten niederdrückt u. s. w. Die „Vraie Republique“ stimmt völlig bei und fragt: „Ist den Machthabern des Tages etwa unbekannt, daß vor 50 Jahren bei uns zwei Dürftige auf zwölf, heute aber zwei auf neun gezählt werden? Daß 22 Millionen vom Salair Lebende, und 8 Mill. Bettler zwischen Rhein und Pyrenäen seufzen und fluchen? Wenn ihr diesem Umstande nicht abhelfen mögt, dann war es nicht nöthig eine Februarrevolution zu machen. Ihr geht einer heitern Zukunft entgegen, meine lieben Herren, wir gratuliren zu diesem steigenden Wohlbefinden unserer armen Nation.“ Der „Père du Chène“ ist endlich wieder erschienen, er erklärt nichts über die Junischlacht sagen zu wollen, da er entweder zu wenig oder zu viel sagen würde, vor Allem aber die Republik retten wolle. Er hatte an die Kammer vor ihrem Votum über die Journalkautionen eine Petition zugeschickt, worin es hieß: „um dem Preßmißbrauch vorzubeugen macht ihr aus dem Rechte Aller ein Recht einiger Weniger; aus der Sittlichkeitsfrage macht ihr eine Geldfrage, und doch hat die Februarrevolution selbst die Ansprüche der Kapacitäten abgeschaft; ihr seid im besten Zuge Frankreichs Nation in zwei sehr ungleiche Haufen zu spalten, in die Reichen und Armen, in die Erwählten und Verfluchten. Zu den erstern sprecht ihr: Gebt Geld, Geld! und eure Gedanken und Federn sind frei; zu den letztern: Ihr müßt schweigen, denn ihr seid im Verdacht, eine Gesellschaft stürzen zu wollen, wo der Zufall der Geburt nicht Jedem das große Loos zuwirft; also still, ihr Unbemittelten! nur die Juden des Gedankens dürfen fortan reden. Repräsentanten! ihr solltet verzichten auf jede Vorkehrungsmaßregel; sonst müßtet ihr auch vom Kaufmann Gewähr verlangen, daß er nicht die öffentliche materielle Gesundheit, vom Priester und Lehrer, daß er nicht das geistige Wohl vergifte; das wäre logisch. Ihr müßt wissen, mit Geldbußen straft ihr weniger den Schuldigen, als seine unschuldige Familie; ihr erdrosselt die Presse des Arbeitervolks, und drängt den Groll zurück in das Herz, wo er verwüstet und zu neuer schrecklicher Verwüstung aufstachelt. Straft aber streng jede Verläumdung in der Presse; das wird genügen.“ Er bevorschlagt ferner die auf etwa 40,000 Fr. gestiegene, für das riesenhafte Volksbanquet à 5 Sous bestimmte und auf der Bank deponirte Summe jetzt ohne Säumen an die nothleidenden Angehörigen der Gefangenen auszutheilen; den Arbeitern im Seinedepartement räth er bei der nahen Ersatzwahl zweier Repräsentanten ihre Stimmen auf nur zwei Männer zu koncentriren. Ein Gespräch zwischen einem Bourgeois und Bauer findet sich in dieser Nummer, worin es heißt:

„Sagt mal, Bourgeois, was ist das: Sozialisten? ‒ Ha, das sind Räuber, Schufte! ‒ So? ‒ Ja, das sind Hunde, sie wollen, daß die Republik allen Arbeitern Arbeit sichere. ‒ Na, das ist nicht übel. ‒ Was? ‒ nicht übel? es ist scheußlich, wir reiche Leute müßten ja dann Geld ausgeben. ‒ Na, das wäre nicht schlimm. ‒ (Der Bourgeois wird roth und bläulich, bebt vor Wuth) Was? nicht schlimm? das wäre ja der Todesstoß für Freiheit, Familie, Eigenthum!! Ho, wenn alle Welt arbeiten thäte, das wäre kein Unglück für die Familien und das Eigenthum, scheint mir's. ‒ (Der Bourgeois fährt krampfhaft zusammen, schimpft den Bauern, der aber sagt): Na, ruhig da, nicht so hitzig; die Reichen haben ihr Geld im Kasten verschlossen, dem Armen keine Arbeit gegeben, also den Armen am Eigenthum geschmälert und zum Tode verdammt, denn Arbeit ist sein einziges Eigenthum. ‒ Das sagen die verfluchten Sozialisten! ‒ So? na, nur zu, dann bin ich auch ein Räuber, auf die Namen kommt nichts an, Bourgeois, guten Abend.“ ‒ Daß eine Reaktion gegen die Reaktion, eine Kontre-Reaktion herannaht, scheint unzweifelhaft; die Kammer steht an der Schwelle eines eklatanten Bruches, und die öffentliche Meinung desgleichen; nur dürfte es noch gar weit sein von da bis zur Rehabilitation des Proletariats. Gewiß ist, daß alle sozialistischen Parteien sich seit der Junischlacht die Hände reichen, und über ihre speziellen Marotten das Wort: „Arbeitsrecht“ aufpflanzen; diese Tendenz ist sichtbar, wenn man Representant du Peuple, Demokratie pacifique, Republique, Vraie Republique, Reform und Populaire vergleichend liest. Es ist eine Fussion, die der Konstitutionnel zwar höhnisch „eine babylonische Konfusion“ nennt, die aber sehr schnell fatal ihm und seinem Gelichter werden dürfte. Auch ist er bereits mit Cavaignac nicht mehr recht zufrieden; diese hochnäsige Bourgeoisie ist nahe dran zu vergessen, daß sie im Juni platt geschlagen und entwaffnet worden wäre, hätte der Afrikaner ihr nicht beigestanden.

12 Paris, 13. August.

Geld! Was ist zu thun, um das Geld in sichern Fluß, die Fonds in Cirkulation, den Cours in die Höhe und die Republik in den Cours zu bringen? Hierauf kommt Alles hinaus, und nur von diesem Standpunkte aus ist es möglich, die Debatten in der Kammer, die Sprache in den Journalen und die diplomatischen Angelegenheiten Frankreichs zu verstehen. Geld! Die Debats und der National sind darüber vollkommen einverstanden.

„Sicherlich, zur Ordnung gehören eben die Bayonette nicht. Aber wir Franzosen sind einmal so; wir fahren leicht aus der idealen Ordnung hinaus, die man bürgerliches Gesetz nennt; ein Leichtes aber ist es uns, in Uniform der Uniform zu gehorchen. Wir sind ein wahrhaft friedfertiges und stabiles Volk, wenn wir im Feldlager sind, eine Armee bilden: auf dem Forum dagegen gerathen wir sehr leicht in Anarchie.“

„Unsere Freiheiten bedürfen daher eines starken Gegengewichtes. Das beste Gegengewicht ist der Degen.“

Wer hat dies geschrieben, die „Debats“ oder der National? Beide können sich als Verfasser hinstellen; beide wollen Ordnung; nur muß der National ein wenig schonender, milder, ideologischer, mit einem Worte, konservativer auftreten, da die Sache, die er zu konserviren hat, weit zarterer, weit geistigerer Natur ist; er hat hat eben für den Augenblick nur eine ideologische Sprache zu konserviren. Caussidière gestand sehr offen, daß er die Ordnung mit der Unordnung machen mußte; jetzt handelt es sich darum, die Ordnung mit dem Despotismus herzustellen, und warum alles dies? Um den Handel herzustellen, die Industrie zu beleben und die „Fonds“ flott zu machen.

Aber das Diktatorschwerdt ist keine Achilleslanze! Es mag die Agiotage wieder beleben; es wird keineswegs den Handel und die Industrie hervorrufen. Glaubt man etwa, daß die französische Gesellschaft dem Herrn Marrast und seinen Salons zu Liebe, sich in ein Mauseloch resp. eine Kaserne hineindrängen lassen wird?

Ordnung auf Kosten des Despotismus, Frieden und Geld um jeglichen Preis! Die Republik braucht Geld, und Marrast ebenfalls. Und um Geld zu haben, muß die Regierung die friedfertigsten Gesinnungen allenthalben kund thun: Bündniß mit England, die Nichtintervention und die Debatten in der Kammer. Zu verhypothekiren ist nichts mehr da, wenigstens muß man zeigen, daß man an dem, was Andere haben, festhält, es ihnen garantirt, um dann es ihnen entlehnen zu können. Vor allen Dingen soll also le principe de la propriété, das Eigenthumsprincip als unverletzlich erklärt werden, und die „Debats“ nennen

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        <head>[Italien]</head>
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          <note type="editorial">Edition: <bibl>Friedrich Engels: Italien. 18. August 1848. In: MEGA<hi rendition="#sup">2</hi> I/7. S. 595.</bibl>                </note>
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          <note type="editorial">Edition: <bibl>Friedrich Engels: Italien. 18. August 1848. In: MEGA<hi rendition="#sup">2</hi> I/7. S. 595.</bibl>                </note>
          <head><bibl><author>*</author></bibl> Verona, 11. Aug.</head>
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          <note type="editorial">Edition: <bibl>Friedrich Engels: Italien. 18. August 1848. In: MEGA<hi rendition="#sup">2</hi> I/7. S. 595.</bibl>                </note>
          <head><bibl><author>*</author></bibl> Genua, 10. August.</head>
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        <head>Donaufürstenthümer.</head>
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          <head>Bukarest, 24. Juli.</head>
          <p>Hier sind folgende Dekrete erschienen: Im Namen des rumanischen Volkes!                         Gerechtigkeit, Brüderlichkeit. Die provisorische Regierung decretirt: Dem                         Willen des rumanischen Volkes gemäß sind Rang und Titularwürden für immer                         abgeschafft. Fortan wird Niemand in was immer für einem öffentlichen Akt                         sich irgend einen Rang beilegen können. Der einzige Unterschied der zwischen                         den Rumanen bestehen wird, ist der ihrer Tugenden und ihrer Verdienste um                         das Vaterland. &#x2012; Ein Dekret fordert jeden Bewohner der Hauptstadt auf, der                         im Besitze von zwei Gewehren ist, eins dem Staate zu leihen. Endlich wird im                         Civil- wie im Militärgericht die entehrende Prügelstrafe im ganzen Lande für                         immer abgeschafft. &#x2012; An den österreichischen Agenten Timoni richtet &#x201E;ein                         compactes Häuflein österreichischer Staatsbürger&#x201C; einen Aufruf, worin die                         Aufpflanzung der schwarz-roth-goldenen Fahne, statt der schwarz-gelben, die                         noch immer vom Agentiegebäude herabweht, verlangt wird.</p>
          <bibl>(Sieb. B.)</bibl>
        </div>
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          <head>Bukarest, 26. Juli.</head>
          <p>Die provisorische Regierung fordert zur Unterzeichnung einer Adresse an den                         Kaiser von Rußland auf. Diese lautet:</p>
          <p>Bukarest, 20. Juli. Im Namen des rumanischen Volks. Gerechtigkeit,                         Brüderlichkeit! Die provisorische Regierung. Brüder! In Uebereinstimmung mit                         der Proklamation des Volkes hat die Regierung folgende Adresse verfaßt,                         welche von Seiten des Landes Sr. Maj. dem Kaiser von Rußland zugesendet                         werden soll. Ihr werdet daher sämmtlich zur Kenntnißnahme von dieser                         gedruckt circulirenden Adresse eingeladen und ersucht, dieselbe auf der                         Kommission, in deren Bezirk ihr wohnt, zu unterschreiben. Gruß und                         Brüderlichkeit. Die Mitglieder der Regierung. Neophit, Metropolit der                         Ungro-Walachei: Ehr. Tell. St. Golesco. G. Magieru. I. Eliad. K. A.                         Rosetti.</p>
          <p>Sire! Nachdem sich das rumanische Volk mit Vorbehalt einer unabhängigen                         Verwaltung im Innern unter Suzerainetät der hohen Pforte gestellt, hat es                         stets gegen jeden Versuch von innen oder von außen, dieses Recht, die erste                         und hauptsächliche Bedingung seiner Unterwerfung, anzugreifen, protestirt.                         Daher kam es, daß die zwischen der hohen Pforte und Rußland geschlossenen                         Tractate dieses Recht Rumaniens bekräftigten und sicherten durch die                         Bürgschaft der letztern Macht. So hat der Tractat von Akjerman, in                         Berücksichtigung, daß Rumaniens Wohlfahrt durch Einsetzung fremder Fürsten                         stets gefährdet sei, dem Lande das Recht eingeräumt, sich seinen Fürsten aus                         seiner Mitte zu wählen; und im Jahr 1829, als sich das Bedürfniß einer                         socialen Reform noch fühlbarer machte, wurde durch die Traktate von                         Adrianopel das organische Reglement eingeführt. In allen diesen                         Verhältnissen hat der kaiserl. russische Hof bei Abschluß der Tractate mit                         der Pforte sich auf den Willen des rumanischen Volks berufen, gestützt auf                         eine gewisse Anzahl Unterschriften von Personen, welche das Bedürfniß einer                         radikalen Reform weniger empfanden, denn sie gehörten Alle der privilegirten                         Klasse an. Das rumanische Volk, welches in dem organischen Reglement die                         Morgenröthe seiner Freiheit und seines Heiles zu begrüßen wähnte, hat nach                         trauriger, siebenjähriger Erfahrung seinen Irrthum eingesehen und sich                         soeben durch eine friedliche, würdevolle Revolution Gesetze gegeben, welche                         mit den Fortschritten der Civilisation und den Bedürfnissen des Landes in                         besserm Einklange stehen. Diese Revolution war binnen drei Stunden                         vollendet, ohne daß man das mindeste Unglück zu beklagen hatte, ohne daß die                         öffentliche Ruhe nur einen Augenblick gestört worden wäre. Indem Fürst                         Bibesco, nachdem er die ihm zur Bestätigung vorgelegte Konstitution                         unterzeichnet, zwei Tage später die Regierung niederlegte, mußte eine                         provisorische Regierung, den Metropoliten an der Spitze, sich organisiren,                         und sie arbeitet seither ohne Unterlaß, die gute Ordnung aufrecht zu                         erhalten, welche nichts zu wünschen übrig läßt, und die neue Reform in                         Ausführung zu bringen, welche da sie sich nur mit Ordnung der innern                         Angelegenheiten auf breitern und angemessenern Grundlagen befaßt, die Rechte                         keiner fremden Macht im mindesten verletzt. Diese neue, von dem einstimmigen                         Wunsche des rumanischen Volks geforderte und festgestellte Ordnung der Dinge                         haben die Unterzeichneten die Ehre, im Namen des Volks zur Kenntniß Ew.                         kaiserl. Maj. zu bringen, wie sie dieselbe auch zu gleicher Zeit im                         Angesicht Europas ausgesprochen, fest überzeugt, daß Ew. Maj. sie ansehen                         werden als eine natürliche Folge der Unabhängigkeit unserer innern                         Verwaltung, einer Unabhängigkeit, welche nothwendigerweise das Recht nach                         sich zieht, die Gesetzgebung des Landes zu modificiren, ja sie gänzlich                         umzuändern. Von diesem Grundsatz ausgehend, und ohne Zweifel über die                         Aufrichtigkeit der Sympathien, welche Rußland stets für uns an den Tag                         gelegt, leben wir der festen Hoffnung, daß Ew. Maj. dieses Werk friedlicher                         Regeneration, den einzigen und wahrhaften Ausdruck des Volkswillens                         anzuerkennen keinen Anstand nehmen werde. Endlich glauben wir erklären zu                         müssen, daß wir an ganz Europa appelliren, uns unter seinen unmittelbaren                         Schutz stellen und seinen Beistand ansprechen für den Fall, daß man unserm                         Recht und der neuen Ordnung der Dinge Anerkennung verweigern sollte.</p>
          <bibl>(Sieb. W.)</bibl>
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      </div>
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        <head>Ungarn.</head>
        <div xml:id="ar079_026" type="jArticle">
          <head>Pesth, 9. Aug.</head>
          <p>Wie gut man in Deutschland von den ungarischen Zuständen unterrichtet ist,                         erhellt daraus, daß Hr. Möring am 22. Juli im Parlament zu Frankfurt                         begeistert sagte: &#x201E;Vor Allem Bündniß mit Ungarn. Ungarn habe 200,000 Mann                         aus dem Boden gestampft, die für die deutsche Sache in die Schranken treten                         werden; er fordere die Versammlung auf, diese große Anstrengung                         anzuerkennen, indem sie sich erhebe,&#x201C; und die Versammlung erhob sich in der                         That, ohne daß auch nur eine Stimme dagegen moderirend auftrat. Beruhte                         diese Begeisterung nicht auf gänzlicher Unkenntniß der ungarischen                         Verhältnisse, so müßte man solche eine Verhohnung der deutschen Nation                         nennen; denn von den 200,000 Mann, wovon beiläufig bemerkt, vorerst nur                         40,000 Mann konscribirt werden sollen, ist bis zur Stunde auch noch nicht                         ein Mann gestellt.</p>
        </div>
        <div xml:id="ar079_027" type="jArticle">
          <head>Groß-Becskerek, 6. August.</head>
          <p>Gestern wurde ein Versuch gemacht, den von den Raitzen eroberten Ort Neuzina                         zurückzunehmen.</p>
          <p>Neuzina ist durch unsere Truppen wieder erobert worden. Die Empörer haben                         einen harten Schlag erhalten.</p>
          <p>Zwischen Neuzina und Szàrcsa ist die Erde mit vielen Leichnamen bedeckt.</p>
          <bibl>(Oppos.)</bibl>
        </div>
      </div>
      <div n="1">
        <head>Schweiz.</head>
        <div xml:id="ar079_028" type="jArticle">
          <head><bibl><author>***</author></bibl> Zürich, 14. August.</head>
          <p>Zwar nicht einstimmig, wie ich in meinem letzten Schreiben vermuthete, aber                         doch mit großer Mehrheit ist in Zürich, Bern, Solothurn, Genf und Baselland                         vom Volk die Bundesverfassung angenommen, in Zürich mit 25061 gegen 2488. Am                         meisten verwerfende Stimmen ergaben sich, nicht in Bern, wie man erwartet                         hatte, sondern in Solothurn, wo man es am wenigsten erwartet hatte, nämlich                         3810 Verwerfende gegen 4141 Annehmende; unter den sechs Amteien hatte                         Dorneck und Thierstein, das sogenannte Schwarzbubeland, mit großer Mehrheit                         verworfen. Ich glaube beinah, die Schwarzbuben und die übrigen verwerfenden                         Solothurner haben blos einmal ihren eigenen Kopf aufsetzen und Herrn                         Münzinger zeigen wollen, daß doch nicht immer Alles nach seiner Pfeife                         tanzen mag. Es wäre allerdings wohl schicklicher gewesen, dieses bei einer                         minder wichtigen Gelegenheit zu zeigen, aber wenn dem Schweizer einmal etwas                         quer durch den Kopf geht, so läßt er auch nicht davon ab. Und so gar wichtig                         erscheint ihm denn so eine Bundesverfassung auch nicht; das zeigt sich schon                         in der großen Anzahl stimmfähiger Bürger, die gar nicht an der Abstimmung                         Theil genommen haben; in Zürich war es über die Hälfte, in Bern wohl 4/5,                         die gar nicht mitgestimmt haben. Die Schweizer thun ganz erstaunt über                         diesen Mangel an Theilnahme und suchen ihn aus allerlei Gründen zu erklären,                         da sie den wahren und ganz auf der flachen Hand liegenden Grund, den                         beschränkten Kantönligeist, der ein allgemeines Interesse an                         Bundesangelegenheiten nicht aufkommen läßt, sich nicht gern eingestehen                         wollen, denn er paßt allerdings schlecht zu den eidgenössischen Phrasen,                         womit man sich so gern amüsirt. In Bern hatte man (die Annahme erfolgte mit                         etwa 11000 gegen 1353 Stimmen) auf eine größere Zahl verwerfender Stimmen                         gerechnet; denn die Berner Unitarier, die wohl wußten, daß von dem                         Standpunkte ihrer Einheitsbestrebungen aus das Volk nicht gegen den                         Bundesentwurf in Bewegung zu setzen sein würde, hatten an das                         Kantonalinteresse appellirt, und den Bernern vorgerechnet, daß ihr Kanton                         bei der neuen Bundesverfassung jährlich 400,000 Schw. Fr. Schaden haben                         würde. Und dennoch nur 1353 Stimmen! Man sieht, wie wenig die Schweizer von                         einem Einheitsstaate etwas wissen wollen. Ich will es durchaus nicht                         bestreiten, daß der Bundesentwurf wesentliche Mängel darbietet; indessen das                         Schweizervolk wollte nun einmal nicht auf revolutionärem Wege mit der                         Vergangenheit brechen, und somit mußte denn auch die                         Bundesrevisionskommission auf die speziellen Verhältnisse und Wünsche von 22                         Kantonen und außerdem noch auf hunderttausend Privatköpfe Rücksicht nehmen.                         Unter den Verwerfenden haben aber, mit Ausnahme der hier und da zerstreuten                         Unitarier, die Wenigsten sich durch die wirklichen Mängel des Entwurfes                         bestimmen lassen; denn selbst im Kanton Zürich, der unter den deutschen                         Kantonen der politisch gebildetste sein will, herrscht bei einem großen                         Theile des Volks eine ganz erschreckliche Unwissenheit in Beziehung auf die                         Bundesverhältnisse und auf das Wesen der neuen Bundesverfassung. Wo die                         Einzelnen für Verwerfung stimmten, da war's entweder ein ganz                         untergeordneter, unwesentlicher Punkt, oder auch irgend ein querer Einfall,                         der sie dazu bewog. Die kleine Gemeinde Zumikon im Kanton Zürich stimmte für                         Verwerfung, weil sie in der Verfassung die Garantie für die Neujahrgeiger                         (eine Art privilegirte musicirende Bettelei) vermißte. In einer andern                         Gemeinde stimmte ein alter Mann, der Einzige in der ganzen Gemeinde, für die                         Verwerfung; auf die Fragen seiner Mitbürger, welche gern einstimmige Annahme                         in ihrer Gemeinde gesehen hätten, wußte er nichts zu erwiedern als: &#x201E;es                         gefallt mir nun emol nütt.&#x201C; Die demokratischen Waadtländer sind dem Entwurf                         auch gar nicht sonderlich gewogen, aber aus entgegengesetzten Gründen, als                         die Berner Radikalen, mit denen sie sonst, namentlich in der auswärtigen                         Politik, sympathisiren. In einer Versammlung der &#x201E;patriotischen Association&#x201C;                         drang Eytel entschieden auf Verwerfung; die Versammlung fand, der Entwurf                         sei zu wenig demokratisch &#x2012; nun das begreift sich und ist ganz plausibel;                         sodann, <hi rendition="#g">er sei allzu unitarisch.</hi> Der Staatsrath                         trägt zwar beim Gr. Rathe auf Annahme an, aber in sehr kühlen Worten; kurz                         das Schicksal der Bundesverfassung in der Stadt Waadt ist noch sehr                         zweifelhaft. &#x2012; Der Tessiner Staatsrath hat eine Proklamation erlassen, die                         bedrängte Lage der unglücklichen Flüchtlinge nicht zu benutzen, um sie zu                         übervortheilen; die Tessiner scheinen dieses also ziemlich stark getrieben                         zu haben. Die Zahl der Flüchtlinge ist unglaublich groß, namentlich von                         jüngeren Männern, die durch das Gerücht, Radetzky stecke alle jungen Leute                         unter die Soldaten und schicke sie nach Ungarn, zu dieser massenhaften                         Flucht veranlaßt wurden.</p>
        </div>
      </div>
      <div n="1">
        <head>Portugal.</head>
        <div xml:id="ar079_029" type="jArticle">
          <head><bibl><author>*</author></bibl> Lissabon, 9. Aug.</head>
          <p>Die Regierung hat mit ihren Finanzplänen bezüglich der Dividenzahlung in der                         Deputirtenkammer gesiegt; im Senat aber setzte die Opposition mehrere                         wichtige veränderungen in zwei von den Minister vorgelegten Gesetzentwürfen                         durch. Silva Cabeal, früher der intimste Bundesgenosse seines Bruders Casta                         Cabral, ist jetzt dessen entschiedenster Gegner in den Cortes. Die                         Verhaftung des Gonzales Bravo in Madrid machte hiehr bedeutendes                         Aufsehen.</p>
        </div>
      </div>
      <div n="1">
        <head>Rußland.</head>
        <div xml:id="ar079_030" type="jArticle">
          <head>Petersburg.</head>
          <p>Zum 4. August waren hier 1578 Cholerakranke in Behandlung verblieben; im                         Verlaufe dieses Tages erkrankten 64, genasen 126 und starben 45 (darunter 24                         in den Wohnungen). Es verblieben zum 5. August 1471 Kranke in Behandlung. Im                         Laufe des 5. kamen hinzu 61, 138 genasen, 30 starben (darunter 17 in den                         Wohnungen.) Zum 6. blieben demnach noch 1364 in Behandlung.</p>
        </div>
      </div>
      <div n="1">
        <head>Französische Republik.</head>
        <div xml:id="ar079_031" type="jArticle">
          <head><bibl><author>17</author></bibl> Paris, 14. August.</head>
          <p>(Schluß des gestern abgebrochenen Artikels):</p>
          <p>Der &#x201E;Representant du Peuple&#x201C; Proudhon's kündigt an, mehrere Kapitalisten                         hätten ihm bereits die Kaution von 24,000 Fr. zu Gebot gestellt, und bringt                         einen schneidenden Angriffsartikel auf die &#x201E;Malthusianer, in deren tödtenden                         Händen jetzt Frankreich schmachtet&#x201C;, auf &#x201E;die Herren vom Constitutionnel und                         deren langen bösen Schleppschweif, der durch die ganze Presse sich                         hinzieht,&#x201C; gegen &#x201E;die Infamen, welche im Alleinbesitz des großen Kapitals                         zehren vom Marke des Arbeitervolkes und höhnisch frech demselben zurufen:                         zeuge nur immerfort <hi rendition="#g">Töchter,</hi> wir wollen sie lieben;                         für die <hi rendition="#g">Knaben</hi> freilich ist kein Platz mehr nach                         dieser Theorie am Orgientische des Lebens, die können und sollen verhungern.                         Das Gouvernement ist von Malthus inspirirt gewesen, als es die                         hunderttausend Nationalatelierarbeiter absichtlich arbeitslos ließ oder zu                         fruchtloser Scheinarbeit verdammte, wodurch sie lächerlich wurden; von                         Malthus inspirirt, als es die Transportirung der Gefangenen dekretirte;                         Malthus ist überall, wo der Große den Kleinen aussaugt und noch größer und                         dicker wird, Malthus ist auch, wo der große Industrielle den kleinen                         Gewerbsmann, der große Kaufherr den kleinen Händler, der große Geschäftsmann                         den kleinen Agenten niederdrückt u. s. w. Die &#x201E;Vraie Republique&#x201C; stimmt                         völlig bei und fragt: &#x201E;Ist den Machthabern des Tages etwa unbekannt, daß vor                         50 Jahren bei uns zwei Dürftige auf zwölf, heute aber zwei auf neun gezählt                         werden? Daß 22 Millionen vom Salair Lebende, und 8 Mill. Bettler zwischen                         Rhein und Pyrenäen seufzen und fluchen? Wenn ihr diesem Umstande nicht                         abhelfen mögt, dann war es nicht nöthig eine Februarrevolution zu machen.                         Ihr geht einer heitern Zukunft entgegen, meine lieben Herren, wir gratuliren                         zu diesem steigenden Wohlbefinden unserer armen Nation.&#x201C; Der &#x201E;Père du Chène&#x201C;                         ist endlich wieder erschienen, er erklärt nichts über die Junischlacht sagen                         zu wollen, da er entweder zu wenig oder zu viel sagen würde, vor Allem aber                         die Republik retten wolle. Er hatte an die Kammer vor ihrem Votum über die                         Journalkautionen eine Petition zugeschickt, worin es hieß: &#x201E;um dem                         Preßmißbrauch vorzubeugen macht ihr aus dem Rechte Aller ein Recht einiger                         Weniger; aus der Sittlichkeitsfrage macht ihr eine Geldfrage, und doch hat                         die Februarrevolution selbst die Ansprüche der Kapacitäten abgeschaft; ihr                         seid im besten Zuge Frankreichs Nation in zwei sehr ungleiche Haufen zu                         spalten, in die Reichen und Armen, in die Erwählten und Verfluchten. Zu den                         erstern sprecht ihr: Gebt Geld, Geld! und eure Gedanken und Federn sind                         frei; zu den letztern: Ihr müßt schweigen, denn ihr seid im Verdacht, eine                         Gesellschaft stürzen zu wollen, wo der Zufall der Geburt nicht Jedem das                         große Loos zuwirft; also still, ihr Unbemittelten! nur die Juden des                         Gedankens dürfen fortan reden. Repräsentanten! ihr solltet verzichten auf                         jede Vorkehrungsmaßregel; sonst müßtet ihr auch vom Kaufmann Gewähr                         verlangen, daß er nicht die öffentliche materielle Gesundheit, vom Priester                         und Lehrer, daß er nicht das geistige Wohl vergifte; das wäre logisch. Ihr                         müßt wissen, mit Geldbußen straft ihr weniger den Schuldigen, als seine                         unschuldige Familie; ihr erdrosselt die Presse des Arbeitervolks, und drängt                         den Groll zurück in das Herz, wo er verwüstet und zu neuer schrecklicher                         Verwüstung aufstachelt. Straft aber streng jede Verläumdung in der Presse;                         das wird genügen.&#x201C; Er bevorschlagt ferner die auf etwa 40,000 Fr.                         gestiegene, für das riesenhafte Volksbanquet à 5 Sous bestimmte und auf der                         Bank deponirte Summe jetzt ohne Säumen an die nothleidenden Angehörigen der                         Gefangenen auszutheilen; den Arbeitern im Seinedepartement räth er bei der                         nahen Ersatzwahl zweier Repräsentanten ihre Stimmen auf <hi rendition="#g">nur zwei Männer</hi> zu koncentriren. Ein Gespräch zwischen einem                         Bourgeois und Bauer findet sich in dieser Nummer, worin es heißt:</p>
          <p>&#x201E;Sagt mal, Bourgeois, was ist das: Sozialisten? &#x2012; Ha, das sind Räuber,                         Schufte! &#x2012; So? &#x2012; Ja, das sind Hunde, sie wollen, daß die Republik allen                         Arbeitern Arbeit sichere. &#x2012; Na, das ist nicht übel. &#x2012; Was? &#x2012; nicht übel? es                         ist scheußlich, wir reiche Leute <hi rendition="#g">müßten</hi> ja dann Geld                         ausgeben. &#x2012; Na, das wäre nicht schlimm. &#x2012; (Der Bourgeois wird roth und                         bläulich, bebt vor Wuth) Was? nicht schlimm? das wäre ja der Todesstoß für                         Freiheit, Familie, Eigenthum!! Ho, wenn alle Welt arbeiten thäte, das wäre                         kein Unglück für die Familien und das Eigenthum, scheint mir's. &#x2012; (Der                         Bourgeois fährt krampfhaft zusammen, schimpft den Bauern, der aber sagt):                         Na, ruhig da, nicht so hitzig; die Reichen haben ihr Geld im Kasten                         verschlossen, dem Armen keine Arbeit gegeben, also den Armen am Eigenthum                         geschmälert und zum Tode verdammt, denn Arbeit ist sein einziges Eigenthum.                         &#x2012; Das sagen die verfluchten Sozialisten! &#x2012; So? na, nur zu, dann bin ich auch                         ein <hi rendition="#g">Räuber,</hi> auf die Namen kommt nichts an,                         Bourgeois, guten Abend.&#x201C; &#x2012; Daß eine Reaktion gegen die Reaktion, eine                         Kontre-Reaktion herannaht, scheint unzweifelhaft; die Kammer steht an der                         Schwelle eines eklatanten Bruches, und die öffentliche Meinung desgleichen;                         nur dürfte es noch gar weit sein von da bis zur Rehabilitation des                         Proletariats. Gewiß ist, daß <hi rendition="#g">alle</hi> sozialistischen                         Parteien sich seit der Junischlacht die Hände reichen, und über ihre                         speziellen Marotten das Wort: &#x201E;Arbeitsrecht&#x201C; aufpflanzen; diese Tendenz ist                         sichtbar, wenn man Representant du Peuple, Demokratie pacifique, Republique,                         Vraie Republique, Reform und Populaire vergleichend liest. Es ist eine                         Fussion, die der Konstitutionnel zwar höhnisch &#x201E;eine babylonische Konfusion&#x201C;                         nennt, die aber sehr schnell fatal ihm und seinem Gelichter werden dürfte.                         Auch ist er bereits mit Cavaignac nicht mehr recht zufrieden; diese                         hochnäsige Bourgeoisie ist nahe dran zu vergessen, daß sie im Juni platt                         geschlagen und entwaffnet worden wäre, hätte der Afrikaner ihr nicht                         beigestanden.</p>
        </div>
        <div xml:id="ar079_032" type="jArticle">
          <head><bibl><author>12</author></bibl> Paris, 13. August.</head>
          <p>Geld! Was ist zu thun, um das Geld in sichern Fluß, die Fonds in Cirkulation,                         den Cours in die Höhe und die Republik in den Cours zu bringen? Hierauf                         kommt Alles hinaus, und nur von diesem Standpunkte aus ist es möglich, die                         Debatten in der Kammer, die Sprache in den Journalen und die diplomatischen                         Angelegenheiten Frankreichs zu verstehen. Geld! Die Debats und der National                         sind darüber vollkommen einverstanden.</p>
          <p>&#x201E;Sicherlich, zur Ordnung gehören eben die Bayonette nicht. Aber wir Franzosen                         sind einmal so; wir fahren leicht aus der idealen Ordnung hinaus, die man                         bürgerliches Gesetz nennt; ein Leichtes aber ist es uns, in Uniform der                         Uniform zu gehorchen. Wir sind ein wahrhaft friedfertiges und stabiles Volk,                         wenn wir im Feldlager sind, eine Armee bilden: auf dem Forum dagegen                         gerathen wir sehr leicht in Anarchie.&#x201C;</p>
          <p>&#x201E;Unsere Freiheiten bedürfen daher eines starken Gegengewichtes. Das beste                         Gegengewicht ist der Degen.&#x201C;</p>
          <p>Wer hat dies geschrieben, die &#x201E;Debats&#x201C; oder der National? Beide können sich                         als Verfasser hinstellen; beide wollen Ordnung; nur muß der National ein                         wenig schonender, milder, ideologischer, mit einem Worte, konservativer                         auftreten, da die Sache, die er zu konserviren hat, weit zarterer, weit                         geistigerer Natur ist; er hat hat eben für den Augenblick nur eine                         ideologische Sprache zu konserviren. Caussidière gestand sehr offen, daß er                         die Ordnung mit der Unordnung machen mußte; jetzt handelt es sich darum, die                         Ordnung mit dem Despotismus herzustellen, und warum alles dies? Um den                         Handel herzustellen, die Industrie zu beleben und die &#x201E;Fonds&#x201C; flott zu                         machen.</p>
          <p>Aber das Diktatorschwerdt ist keine Achilleslanze! Es mag die Agiotage wieder                         beleben; es wird keineswegs den Handel und die Industrie hervorrufen. Glaubt                         man etwa, daß die französische Gesellschaft dem Herrn Marrast und seinen                         Salons zu Liebe, sich in ein Mauseloch resp. eine Kaserne hineindrängen                         lassen wird?</p>
          <p>Ordnung auf Kosten des Despotismus, Frieden und Geld um jeglichen Preis! Die                         Republik braucht Geld, und Marrast ebenfalls. Und um Geld zu haben, muß die                         Regierung die friedfertigsten Gesinnungen allenthalben kund thun: Bündniß                         mit England, die Nichtintervention und die Debatten in der Kammer. Zu                         verhypothekiren ist nichts mehr da, wenigstens muß man zeigen, daß man an                         dem, was Andere haben, festhält, es ihnen garantirt, um dann es ihnen                         entlehnen zu können. Vor allen Dingen soll also le principe de la propriété,                         das Eigenthumsprincip als unverletzlich erklärt werden, und die &#x201E;Debats&#x201C;                         nennen
</p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0399/0003] [Italien] _ * Verona, 11. Aug. _ * Genua, 10. August. _ Donaufürstenthümer. Bukarest, 24. Juli. Hier sind folgende Dekrete erschienen: Im Namen des rumanischen Volkes! Gerechtigkeit, Brüderlichkeit. Die provisorische Regierung decretirt: Dem Willen des rumanischen Volkes gemäß sind Rang und Titularwürden für immer abgeschafft. Fortan wird Niemand in was immer für einem öffentlichen Akt sich irgend einen Rang beilegen können. Der einzige Unterschied der zwischen den Rumanen bestehen wird, ist der ihrer Tugenden und ihrer Verdienste um das Vaterland. ‒ Ein Dekret fordert jeden Bewohner der Hauptstadt auf, der im Besitze von zwei Gewehren ist, eins dem Staate zu leihen. Endlich wird im Civil- wie im Militärgericht die entehrende Prügelstrafe im ganzen Lande für immer abgeschafft. ‒ An den österreichischen Agenten Timoni richtet „ein compactes Häuflein österreichischer Staatsbürger“ einen Aufruf, worin die Aufpflanzung der schwarz-roth-goldenen Fahne, statt der schwarz-gelben, die noch immer vom Agentiegebäude herabweht, verlangt wird. (Sieb. B.) Bukarest, 26. Juli. Die provisorische Regierung fordert zur Unterzeichnung einer Adresse an den Kaiser von Rußland auf. Diese lautet: Bukarest, 20. Juli. Im Namen des rumanischen Volks. Gerechtigkeit, Brüderlichkeit! Die provisorische Regierung. Brüder! In Uebereinstimmung mit der Proklamation des Volkes hat die Regierung folgende Adresse verfaßt, welche von Seiten des Landes Sr. Maj. dem Kaiser von Rußland zugesendet werden soll. Ihr werdet daher sämmtlich zur Kenntnißnahme von dieser gedruckt circulirenden Adresse eingeladen und ersucht, dieselbe auf der Kommission, in deren Bezirk ihr wohnt, zu unterschreiben. Gruß und Brüderlichkeit. Die Mitglieder der Regierung. Neophit, Metropolit der Ungro-Walachei: Ehr. Tell. St. Golesco. G. Magieru. I. Eliad. K. A. Rosetti. Sire! Nachdem sich das rumanische Volk mit Vorbehalt einer unabhängigen Verwaltung im Innern unter Suzerainetät der hohen Pforte gestellt, hat es stets gegen jeden Versuch von innen oder von außen, dieses Recht, die erste und hauptsächliche Bedingung seiner Unterwerfung, anzugreifen, protestirt. Daher kam es, daß die zwischen der hohen Pforte und Rußland geschlossenen Tractate dieses Recht Rumaniens bekräftigten und sicherten durch die Bürgschaft der letztern Macht. So hat der Tractat von Akjerman, in Berücksichtigung, daß Rumaniens Wohlfahrt durch Einsetzung fremder Fürsten stets gefährdet sei, dem Lande das Recht eingeräumt, sich seinen Fürsten aus seiner Mitte zu wählen; und im Jahr 1829, als sich das Bedürfniß einer socialen Reform noch fühlbarer machte, wurde durch die Traktate von Adrianopel das organische Reglement eingeführt. In allen diesen Verhältnissen hat der kaiserl. russische Hof bei Abschluß der Tractate mit der Pforte sich auf den Willen des rumanischen Volks berufen, gestützt auf eine gewisse Anzahl Unterschriften von Personen, welche das Bedürfniß einer radikalen Reform weniger empfanden, denn sie gehörten Alle der privilegirten Klasse an. Das rumanische Volk, welches in dem organischen Reglement die Morgenröthe seiner Freiheit und seines Heiles zu begrüßen wähnte, hat nach trauriger, siebenjähriger Erfahrung seinen Irrthum eingesehen und sich soeben durch eine friedliche, würdevolle Revolution Gesetze gegeben, welche mit den Fortschritten der Civilisation und den Bedürfnissen des Landes in besserm Einklange stehen. Diese Revolution war binnen drei Stunden vollendet, ohne daß man das mindeste Unglück zu beklagen hatte, ohne daß die öffentliche Ruhe nur einen Augenblick gestört worden wäre. Indem Fürst Bibesco, nachdem er die ihm zur Bestätigung vorgelegte Konstitution unterzeichnet, zwei Tage später die Regierung niederlegte, mußte eine provisorische Regierung, den Metropoliten an der Spitze, sich organisiren, und sie arbeitet seither ohne Unterlaß, die gute Ordnung aufrecht zu erhalten, welche nichts zu wünschen übrig läßt, und die neue Reform in Ausführung zu bringen, welche da sie sich nur mit Ordnung der innern Angelegenheiten auf breitern und angemessenern Grundlagen befaßt, die Rechte keiner fremden Macht im mindesten verletzt. Diese neue, von dem einstimmigen Wunsche des rumanischen Volks geforderte und festgestellte Ordnung der Dinge haben die Unterzeichneten die Ehre, im Namen des Volks zur Kenntniß Ew. kaiserl. Maj. zu bringen, wie sie dieselbe auch zu gleicher Zeit im Angesicht Europas ausgesprochen, fest überzeugt, daß Ew. Maj. sie ansehen werden als eine natürliche Folge der Unabhängigkeit unserer innern Verwaltung, einer Unabhängigkeit, welche nothwendigerweise das Recht nach sich zieht, die Gesetzgebung des Landes zu modificiren, ja sie gänzlich umzuändern. Von diesem Grundsatz ausgehend, und ohne Zweifel über die Aufrichtigkeit der Sympathien, welche Rußland stets für uns an den Tag gelegt, leben wir der festen Hoffnung, daß Ew. Maj. dieses Werk friedlicher Regeneration, den einzigen und wahrhaften Ausdruck des Volkswillens anzuerkennen keinen Anstand nehmen werde. Endlich glauben wir erklären zu müssen, daß wir an ganz Europa appelliren, uns unter seinen unmittelbaren Schutz stellen und seinen Beistand ansprechen für den Fall, daß man unserm Recht und der neuen Ordnung der Dinge Anerkennung verweigern sollte. (Sieb. W.) Ungarn. Pesth, 9. Aug. Wie gut man in Deutschland von den ungarischen Zuständen unterrichtet ist, erhellt daraus, daß Hr. Möring am 22. Juli im Parlament zu Frankfurt begeistert sagte: „Vor Allem Bündniß mit Ungarn. Ungarn habe 200,000 Mann aus dem Boden gestampft, die für die deutsche Sache in die Schranken treten werden; er fordere die Versammlung auf, diese große Anstrengung anzuerkennen, indem sie sich erhebe,“ und die Versammlung erhob sich in der That, ohne daß auch nur eine Stimme dagegen moderirend auftrat. Beruhte diese Begeisterung nicht auf gänzlicher Unkenntniß der ungarischen Verhältnisse, so müßte man solche eine Verhohnung der deutschen Nation nennen; denn von den 200,000 Mann, wovon beiläufig bemerkt, vorerst nur 40,000 Mann konscribirt werden sollen, ist bis zur Stunde auch noch nicht ein Mann gestellt. Groß-Becskerek, 6. August. Gestern wurde ein Versuch gemacht, den von den Raitzen eroberten Ort Neuzina zurückzunehmen. Neuzina ist durch unsere Truppen wieder erobert worden. Die Empörer haben einen harten Schlag erhalten. Zwischen Neuzina und Szàrcsa ist die Erde mit vielen Leichnamen bedeckt. (Oppos.) Schweiz. *** Zürich, 14. August. Zwar nicht einstimmig, wie ich in meinem letzten Schreiben vermuthete, aber doch mit großer Mehrheit ist in Zürich, Bern, Solothurn, Genf und Baselland vom Volk die Bundesverfassung angenommen, in Zürich mit 25061 gegen 2488. Am meisten verwerfende Stimmen ergaben sich, nicht in Bern, wie man erwartet hatte, sondern in Solothurn, wo man es am wenigsten erwartet hatte, nämlich 3810 Verwerfende gegen 4141 Annehmende; unter den sechs Amteien hatte Dorneck und Thierstein, das sogenannte Schwarzbubeland, mit großer Mehrheit verworfen. Ich glaube beinah, die Schwarzbuben und die übrigen verwerfenden Solothurner haben blos einmal ihren eigenen Kopf aufsetzen und Herrn Münzinger zeigen wollen, daß doch nicht immer Alles nach seiner Pfeife tanzen mag. Es wäre allerdings wohl schicklicher gewesen, dieses bei einer minder wichtigen Gelegenheit zu zeigen, aber wenn dem Schweizer einmal etwas quer durch den Kopf geht, so läßt er auch nicht davon ab. Und so gar wichtig erscheint ihm denn so eine Bundesverfassung auch nicht; das zeigt sich schon in der großen Anzahl stimmfähiger Bürger, die gar nicht an der Abstimmung Theil genommen haben; in Zürich war es über die Hälfte, in Bern wohl 4/5, die gar nicht mitgestimmt haben. Die Schweizer thun ganz erstaunt über diesen Mangel an Theilnahme und suchen ihn aus allerlei Gründen zu erklären, da sie den wahren und ganz auf der flachen Hand liegenden Grund, den beschränkten Kantönligeist, der ein allgemeines Interesse an Bundesangelegenheiten nicht aufkommen läßt, sich nicht gern eingestehen wollen, denn er paßt allerdings schlecht zu den eidgenössischen Phrasen, womit man sich so gern amüsirt. In Bern hatte man (die Annahme erfolgte mit etwa 11000 gegen 1353 Stimmen) auf eine größere Zahl verwerfender Stimmen gerechnet; denn die Berner Unitarier, die wohl wußten, daß von dem Standpunkte ihrer Einheitsbestrebungen aus das Volk nicht gegen den Bundesentwurf in Bewegung zu setzen sein würde, hatten an das Kantonalinteresse appellirt, und den Bernern vorgerechnet, daß ihr Kanton bei der neuen Bundesverfassung jährlich 400,000 Schw. Fr. Schaden haben würde. Und dennoch nur 1353 Stimmen! Man sieht, wie wenig die Schweizer von einem Einheitsstaate etwas wissen wollen. Ich will es durchaus nicht bestreiten, daß der Bundesentwurf wesentliche Mängel darbietet; indessen das Schweizervolk wollte nun einmal nicht auf revolutionärem Wege mit der Vergangenheit brechen, und somit mußte denn auch die Bundesrevisionskommission auf die speziellen Verhältnisse und Wünsche von 22 Kantonen und außerdem noch auf hunderttausend Privatköpfe Rücksicht nehmen. Unter den Verwerfenden haben aber, mit Ausnahme der hier und da zerstreuten Unitarier, die Wenigsten sich durch die wirklichen Mängel des Entwurfes bestimmen lassen; denn selbst im Kanton Zürich, der unter den deutschen Kantonen der politisch gebildetste sein will, herrscht bei einem großen Theile des Volks eine ganz erschreckliche Unwissenheit in Beziehung auf die Bundesverhältnisse und auf das Wesen der neuen Bundesverfassung. Wo die Einzelnen für Verwerfung stimmten, da war's entweder ein ganz untergeordneter, unwesentlicher Punkt, oder auch irgend ein querer Einfall, der sie dazu bewog. Die kleine Gemeinde Zumikon im Kanton Zürich stimmte für Verwerfung, weil sie in der Verfassung die Garantie für die Neujahrgeiger (eine Art privilegirte musicirende Bettelei) vermißte. In einer andern Gemeinde stimmte ein alter Mann, der Einzige in der ganzen Gemeinde, für die Verwerfung; auf die Fragen seiner Mitbürger, welche gern einstimmige Annahme in ihrer Gemeinde gesehen hätten, wußte er nichts zu erwiedern als: „es gefallt mir nun emol nütt.“ Die demokratischen Waadtländer sind dem Entwurf auch gar nicht sonderlich gewogen, aber aus entgegengesetzten Gründen, als die Berner Radikalen, mit denen sie sonst, namentlich in der auswärtigen Politik, sympathisiren. In einer Versammlung der „patriotischen Association“ drang Eytel entschieden auf Verwerfung; die Versammlung fand, der Entwurf sei zu wenig demokratisch ‒ nun das begreift sich und ist ganz plausibel; sodann, er sei allzu unitarisch. Der Staatsrath trägt zwar beim Gr. Rathe auf Annahme an, aber in sehr kühlen Worten; kurz das Schicksal der Bundesverfassung in der Stadt Waadt ist noch sehr zweifelhaft. ‒ Der Tessiner Staatsrath hat eine Proklamation erlassen, die bedrängte Lage der unglücklichen Flüchtlinge nicht zu benutzen, um sie zu übervortheilen; die Tessiner scheinen dieses also ziemlich stark getrieben zu haben. Die Zahl der Flüchtlinge ist unglaublich groß, namentlich von jüngeren Männern, die durch das Gerücht, Radetzky stecke alle jungen Leute unter die Soldaten und schicke sie nach Ungarn, zu dieser massenhaften Flucht veranlaßt wurden. Portugal. * Lissabon, 9. Aug. Die Regierung hat mit ihren Finanzplänen bezüglich der Dividenzahlung in der Deputirtenkammer gesiegt; im Senat aber setzte die Opposition mehrere wichtige veränderungen in zwei von den Minister vorgelegten Gesetzentwürfen durch. Silva Cabeal, früher der intimste Bundesgenosse seines Bruders Casta Cabral, ist jetzt dessen entschiedenster Gegner in den Cortes. Die Verhaftung des Gonzales Bravo in Madrid machte hiehr bedeutendes Aufsehen. Rußland. Petersburg. Zum 4. August waren hier 1578 Cholerakranke in Behandlung verblieben; im Verlaufe dieses Tages erkrankten 64, genasen 126 und starben 45 (darunter 24 in den Wohnungen). Es verblieben zum 5. August 1471 Kranke in Behandlung. Im Laufe des 5. kamen hinzu 61, 138 genasen, 30 starben (darunter 17 in den Wohnungen.) Zum 6. blieben demnach noch 1364 in Behandlung. Französische Republik. 17 Paris, 14. August. (Schluß des gestern abgebrochenen Artikels): Der „Representant du Peuple“ Proudhon's kündigt an, mehrere Kapitalisten hätten ihm bereits die Kaution von 24,000 Fr. zu Gebot gestellt, und bringt einen schneidenden Angriffsartikel auf die „Malthusianer, in deren tödtenden Händen jetzt Frankreich schmachtet“, auf „die Herren vom Constitutionnel und deren langen bösen Schleppschweif, der durch die ganze Presse sich hinzieht,“ gegen „die Infamen, welche im Alleinbesitz des großen Kapitals zehren vom Marke des Arbeitervolkes und höhnisch frech demselben zurufen: zeuge nur immerfort Töchter, wir wollen sie lieben; für die Knaben freilich ist kein Platz mehr nach dieser Theorie am Orgientische des Lebens, die können und sollen verhungern. Das Gouvernement ist von Malthus inspirirt gewesen, als es die hunderttausend Nationalatelierarbeiter absichtlich arbeitslos ließ oder zu fruchtloser Scheinarbeit verdammte, wodurch sie lächerlich wurden; von Malthus inspirirt, als es die Transportirung der Gefangenen dekretirte; Malthus ist überall, wo der Große den Kleinen aussaugt und noch größer und dicker wird, Malthus ist auch, wo der große Industrielle den kleinen Gewerbsmann, der große Kaufherr den kleinen Händler, der große Geschäftsmann den kleinen Agenten niederdrückt u. s. w. Die „Vraie Republique“ stimmt völlig bei und fragt: „Ist den Machthabern des Tages etwa unbekannt, daß vor 50 Jahren bei uns zwei Dürftige auf zwölf, heute aber zwei auf neun gezählt werden? Daß 22 Millionen vom Salair Lebende, und 8 Mill. Bettler zwischen Rhein und Pyrenäen seufzen und fluchen? Wenn ihr diesem Umstande nicht abhelfen mögt, dann war es nicht nöthig eine Februarrevolution zu machen. Ihr geht einer heitern Zukunft entgegen, meine lieben Herren, wir gratuliren zu diesem steigenden Wohlbefinden unserer armen Nation.“ Der „Père du Chène“ ist endlich wieder erschienen, er erklärt nichts über die Junischlacht sagen zu wollen, da er entweder zu wenig oder zu viel sagen würde, vor Allem aber die Republik retten wolle. Er hatte an die Kammer vor ihrem Votum über die Journalkautionen eine Petition zugeschickt, worin es hieß: „um dem Preßmißbrauch vorzubeugen macht ihr aus dem Rechte Aller ein Recht einiger Weniger; aus der Sittlichkeitsfrage macht ihr eine Geldfrage, und doch hat die Februarrevolution selbst die Ansprüche der Kapacitäten abgeschaft; ihr seid im besten Zuge Frankreichs Nation in zwei sehr ungleiche Haufen zu spalten, in die Reichen und Armen, in die Erwählten und Verfluchten. Zu den erstern sprecht ihr: Gebt Geld, Geld! und eure Gedanken und Federn sind frei; zu den letztern: Ihr müßt schweigen, denn ihr seid im Verdacht, eine Gesellschaft stürzen zu wollen, wo der Zufall der Geburt nicht Jedem das große Loos zuwirft; also still, ihr Unbemittelten! nur die Juden des Gedankens dürfen fortan reden. Repräsentanten! ihr solltet verzichten auf jede Vorkehrungsmaßregel; sonst müßtet ihr auch vom Kaufmann Gewähr verlangen, daß er nicht die öffentliche materielle Gesundheit, vom Priester und Lehrer, daß er nicht das geistige Wohl vergifte; das wäre logisch. Ihr müßt wissen, mit Geldbußen straft ihr weniger den Schuldigen, als seine unschuldige Familie; ihr erdrosselt die Presse des Arbeitervolks, und drängt den Groll zurück in das Herz, wo er verwüstet und zu neuer schrecklicher Verwüstung aufstachelt. Straft aber streng jede Verläumdung in der Presse; das wird genügen.“ Er bevorschlagt ferner die auf etwa 40,000 Fr. gestiegene, für das riesenhafte Volksbanquet à 5 Sous bestimmte und auf der Bank deponirte Summe jetzt ohne Säumen an die nothleidenden Angehörigen der Gefangenen auszutheilen; den Arbeitern im Seinedepartement räth er bei der nahen Ersatzwahl zweier Repräsentanten ihre Stimmen auf nur zwei Männer zu koncentriren. Ein Gespräch zwischen einem Bourgeois und Bauer findet sich in dieser Nummer, worin es heißt: „Sagt mal, Bourgeois, was ist das: Sozialisten? ‒ Ha, das sind Räuber, Schufte! ‒ So? ‒ Ja, das sind Hunde, sie wollen, daß die Republik allen Arbeitern Arbeit sichere. ‒ Na, das ist nicht übel. ‒ Was? ‒ nicht übel? es ist scheußlich, wir reiche Leute müßten ja dann Geld ausgeben. ‒ Na, das wäre nicht schlimm. ‒ (Der Bourgeois wird roth und bläulich, bebt vor Wuth) Was? nicht schlimm? das wäre ja der Todesstoß für Freiheit, Familie, Eigenthum!! Ho, wenn alle Welt arbeiten thäte, das wäre kein Unglück für die Familien und das Eigenthum, scheint mir's. ‒ (Der Bourgeois fährt krampfhaft zusammen, schimpft den Bauern, der aber sagt): Na, ruhig da, nicht so hitzig; die Reichen haben ihr Geld im Kasten verschlossen, dem Armen keine Arbeit gegeben, also den Armen am Eigenthum geschmälert und zum Tode verdammt, denn Arbeit ist sein einziges Eigenthum. ‒ Das sagen die verfluchten Sozialisten! ‒ So? na, nur zu, dann bin ich auch ein Räuber, auf die Namen kommt nichts an, Bourgeois, guten Abend.“ ‒ Daß eine Reaktion gegen die Reaktion, eine Kontre-Reaktion herannaht, scheint unzweifelhaft; die Kammer steht an der Schwelle eines eklatanten Bruches, und die öffentliche Meinung desgleichen; nur dürfte es noch gar weit sein von da bis zur Rehabilitation des Proletariats. Gewiß ist, daß alle sozialistischen Parteien sich seit der Junischlacht die Hände reichen, und über ihre speziellen Marotten das Wort: „Arbeitsrecht“ aufpflanzen; diese Tendenz ist sichtbar, wenn man Representant du Peuple, Demokratie pacifique, Republique, Vraie Republique, Reform und Populaire vergleichend liest. Es ist eine Fussion, die der Konstitutionnel zwar höhnisch „eine babylonische Konfusion“ nennt, die aber sehr schnell fatal ihm und seinem Gelichter werden dürfte. Auch ist er bereits mit Cavaignac nicht mehr recht zufrieden; diese hochnäsige Bourgeoisie ist nahe dran zu vergessen, daß sie im Juni platt geschlagen und entwaffnet worden wäre, hätte der Afrikaner ihr nicht beigestanden. 12 Paris, 13. August. Geld! Was ist zu thun, um das Geld in sichern Fluß, die Fonds in Cirkulation, den Cours in die Höhe und die Republik in den Cours zu bringen? Hierauf kommt Alles hinaus, und nur von diesem Standpunkte aus ist es möglich, die Debatten in der Kammer, die Sprache in den Journalen und die diplomatischen Angelegenheiten Frankreichs zu verstehen. Geld! Die Debats und der National sind darüber vollkommen einverstanden. „Sicherlich, zur Ordnung gehören eben die Bayonette nicht. Aber wir Franzosen sind einmal so; wir fahren leicht aus der idealen Ordnung hinaus, die man bürgerliches Gesetz nennt; ein Leichtes aber ist es uns, in Uniform der Uniform zu gehorchen. Wir sind ein wahrhaft friedfertiges und stabiles Volk, wenn wir im Feldlager sind, eine Armee bilden: auf dem Forum dagegen gerathen wir sehr leicht in Anarchie.“ „Unsere Freiheiten bedürfen daher eines starken Gegengewichtes. Das beste Gegengewicht ist der Degen.“ Wer hat dies geschrieben, die „Debats“ oder der National? Beide können sich als Verfasser hinstellen; beide wollen Ordnung; nur muß der National ein wenig schonender, milder, ideologischer, mit einem Worte, konservativer auftreten, da die Sache, die er zu konserviren hat, weit zarterer, weit geistigerer Natur ist; er hat hat eben für den Augenblick nur eine ideologische Sprache zu konserviren. Caussidière gestand sehr offen, daß er die Ordnung mit der Unordnung machen mußte; jetzt handelt es sich darum, die Ordnung mit dem Despotismus herzustellen, und warum alles dies? Um den Handel herzustellen, die Industrie zu beleben und die „Fonds“ flott zu machen. Aber das Diktatorschwerdt ist keine Achilleslanze! Es mag die Agiotage wieder beleben; es wird keineswegs den Handel und die Industrie hervorrufen. Glaubt man etwa, daß die französische Gesellschaft dem Herrn Marrast und seinen Salons zu Liebe, sich in ein Mauseloch resp. eine Kaserne hineindrängen lassen wird? Ordnung auf Kosten des Despotismus, Frieden und Geld um jeglichen Preis! Die Republik braucht Geld, und Marrast ebenfalls. Und um Geld zu haben, muß die Regierung die friedfertigsten Gesinnungen allenthalben kund thun: Bündniß mit England, die Nichtintervention und die Debatten in der Kammer. Zu verhypothekiren ist nichts mehr da, wenigstens muß man zeigen, daß man an dem, was Andere haben, festhält, es ihnen garantirt, um dann es ihnen entlehnen zu können. Vor allen Dingen soll also le principe de la propriété, das Eigenthumsprincip als unverletzlich erklärt werden, und die „Debats“ nennen

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Die angegebenen Seitenzahlen beziehen sich auf die Ausgabe: Neue Rheinische Zeitung. Organ der Demokratie. Bd. 1 (Nummer 1 bis Nummer 183) Köln, 1. Juni 1848 bis 31. Dezember 1848. Glashütten im Taunus, Verlag Detlev Auvermann KG 1973.




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Zitationshilfe: Neue Rheinische Zeitung. Nr. 79. Köln, 18. August 1848, S. 0399. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_nrhz079_1848/3>, abgerufen am 26.04.2024.