Neue Rheinische Zeitung. Nr. 84. Köln, 24. August 1848. Beilage.gen und überall Verwirrungen hervorbrachten. Der Handel ging noch nicht gut, da man sich von der letzten Finanzkatastrophe noch nicht wieder erholt hat und daran gewohnt ist, Manufakturwaaren zu den niedrigsten Preisen zu kaufen. In Folge des Friedens weht jetzt wieder in allen Häfen die mexikanische Flagge. - In Liverpool langte die Europa nach einer sehr kurzen Fahrt von 10 Tagen und 8 Stunden von Boston an. Im Senate hatte man den Vorschlag gemacht, die Territorialrechte der Hudson-Bay- und der Puget-Sound-Kompagnie zu kaufen, ein Gebiet, was größer als der Staat von New-York ist. Die Wichtigkeit eines solchen Ankaufs liegt darin, daß er die sowohl in kommerzieller als in militärischer Hinsicht sehr zu berücksichtigenden nördlichen Ufer des Columbia Flusses in sich begreift, und jene zwischen England und Amerika durch den Ashburton- und Webster-Vertrag noch nicht erledigten Differenzen aufhebt. * Hayti. [Haiti] Der Zustand auf der Insel ist der Art, daß eine Menge Personen sich nach Jamaica und andern Orten flüchten, da sie ihres Lebens keinen Augenblick sicher sind und der Präsident nicht die Macht zu haben scheint, um sie zu schützen. Besonders ist die Stadt Jeremie fortwährend bedroht. Das Landvolk ist bereits zwei Mal plündernd eingebrochen und neue Unruhen werden befürchtet. In Porto-Rico war eine große Neger-Verschwörung entdeckt und vor dem Ausbruch unterdrückt worden. Die Republik Neu-Granada wird noch immer durch den in der Nähe lebenden General Flores bedroht, der mit dem Präsidenten Mosquera ein Komplot gebildet haben soll, um die frühere kolumbische Konföderation herzustellen und eine Monarchie daraus zu bilden. Was die Republik Venezuela anlangt, so dauerte der Bürgerkrieg fort. Die Partei des General Paez war im Besitz des Maracaibo-Sees. Nachtrag. Frankfurt, 22. August. In der heutigen 64. Sitzung der Nationalversammlung sprachen über Artikel III. der Grundrechte die Abgg. Beisler, Zittel, Vogt, Jürgens, Döllinger, v. Beckerath, Geritz, Böckler und Paur. Die Debatte wurde nach Verwerfung eines Antrags auf Schluß der allgemeinen Debatte um 2 1/4 Uhr vertagt. Morgen keine Sitzung. Handels-Nachrichten. [irrelevantes Material] Fruchtpreise. [irrelevantes Material] [Gerichtsprotokoll] Kriminal-Prozedur gegen Ferdinand Lassalle wegen Verleitung zum Diebstahl. (Fortsetzung.) Pr. Dies wird bei der Vernehmung des Hungrigh vorzubringen sein, nicht an diesem Ort, sonst kommt es doppelt. Angekl. Mir recht. - Ich muß jetzt, M. H., Ihre Aufmerksamkeit auf einen der hauptsächlichsten Punkte lenken, und bitte, mir dieselbe in vollem Maaße zu Theil werden zu lassen. Ich hatte gegen die wider mich erhobene Anschuldigung unter Anderm geltend gemacht, ich könne schon deshalb nicht den Dr. Mendelsohn zu dem Kassettendiebstahl verleitetet haben, weil ich ja bei seiner Abreise gar nicht gewußt, daß Frau v. M. sich in Köln aufhalten und im Mainzer Hofe absteigen würde. Dagegen behauptet nun Paul Kurz, ich hätte ihm schon mehrere Tage zuvor mitgetheilt, die Fr. v. M. würde nach Köln reisen und im Mainzer Hofe logiren. Der Hr. Präsident hat dies schon gestern für einen Unsinn erklärt, weil ich, wenn ich dies wußte, nicht nöthig hatte, den Kurz nachzuschicken. Kurz behauptete es indeß, und fügte hinzu, am Tage jener Abreise, am 20. August, sei er gar nicht in meinem Hotel gewesen. Dies hängt mit einem andern wesentlichen - Pr. unterbrechend. Der Angekagte muß sich kurz fassen, hier ist nicht der Ort für Deduktionen. Ich bin gern bereit jede Frage zu stellen. Aber wenn Sie immer solch lange Deduktionen machen wollen, kommen wir nicht von der Stelle. Angekl. Ich glaube, daß es in meinem Interesse liegt, die in Betracht kommenden Umstände, die sich auf die zu stellende Frage beziehen, und die Richtigkeit derselben hervorzuheben. Ich bitte daher mir gestatten zu wollen, mein Interesse nach Kräften wahrzunehmen. Ich sage also, die Behauptung des P. Kurz, am 20. August die Nachricht von der Abreise der Meyendorf gar nicht in mein Hotel gebracht zu haben, hängt mit einem andern noch wichtigern Punkte zusammen. Ich hatte nämlich in meiner Aktenauslassung angegeben: "Als uns am 20. August durch den P. K. die erste und unerwartete Nachricht von der Abreise der Meyendorf gebracht wurde, befand ich mich gerade im Salon der Gräfin und in ihrer und ihres Sohnes Gesellschaft, bin in dieser bis nach erfolgter Abreise Mendelsohns geblieben und habe keinen Auftrag in Gegenwart derselben ertheilt." Diese meine Angabe wurde durch die Aussage des Grafen Paul v. Hatzfeldt bestätigt. Verhält es sich aber wie P. Kurz sagt, hat er an jenem Tage gar nicht die Nachricht von der eben erfolgenden Abreise der Meyendorf gebracht, so ist meine Angabe, so wie des Grafen Paul Aussage falsch. Der Zeuge ist nun hartnäckig heute dabei geblieben, daß er jene Nachricht am 20. nicht überbracht habe. Pr. Zeuge bleiben Sie dabei. Z. Ja, ich habe keine Nachricht davon ins Gasthaus der Vier Jahreszeiten am 20. August gebracht. Lassalle hatte es mir schon mehrere Tage vorher mitgetheilt. Ich reiste ab ohne ihn davon benachrichtigt zu haben. Angekl. Im Widerspruche damit hat Hoppe gestern erklärt, daß P. Kurz allerdings am 20. August die Nachricht in mein Hotel gebracht habe, und ich habe mir gestern Akt darüber ertheilen lassen. Kurz ist also in diesem Punkt durch Hoppe überführt. Pr. Der Zeuge Hoppe soll vortreten. Angekl. Ich mache auf den mir gestern ertheilten Akt aufmerksam. Pr. zu Hoppe. Sie haben gestern gesagt, P. Kurz hätte die Nachricht, die Meyend. stehe eben im Begriff abzureisen, dem L. und der Gräfin am 20. August in das Hotel derselben überbracht. Ist das wahr? Hoppe. Hr. Präsident, ich bleibe bei meiner Wahrheit. Pr. Also Sie wissen das genau. Hoppe. Ja. Pr. Nun, Kurz, was sagen Sie dazu? Kurz. Es ist nicht wahr, ich war nicht dort. Pr. (mit erhabener Stimme) Einer von Ihnen Beiden sagt hier die Unwahrheit wissentlich oder unwissentlich. (Lautes unwilliges Gemurre im Publikum.) Pr. Die Zeugen können sich setzen. Geschworner Dürr. Ich bitte den Zeugen Kurz zu fragen, ob er von jenem Auftrage etwas weiß, den Lassalle dem Mendelsohn am 20. August gegeben haben soll. Kurz. Nein. Geschw. Ich bitte den Hoppe zu fragen, um welche Zeit L. den Auftrag gegeben haben soll. Hoppe. Ja, die Zeit, das weiß ich so nicht mehr; es war vielleicht 9 Uhr oder 10 - es ist so lange her. Geschw. Nun so bitte ich den Zeugen abgesehen von der Zeitbestimmung den angeblichen Auftrag mit den Nebenumständen so genau als möglich zu schildern. Hoppe. Es war im Zimmer des Lassalle, die Thüre des Nebenzimmers stand offen, als er den Auftrag ertheilte. Auf dem Hof stand schon die Droschke um Mendelsohn auf den Bahnhof zu führen. Zeuge Laurenz Nuellens, Gastwirth zu Aachen. Im August 1846 stieg Mendelsohn bei mir ab und logirte acht Tage in meinem Gasthofe. Er war sehr gesprächig, trank nur feine Weine und bot auch Andern davon an. Von einem Fremden hörte ich, daß er auf der Spielbank gewonnen habe und nach Düsseldorf gereist sei. Am folgenden Tage kehrte M. zurück. Zwei Tage später wollte er abreisen, er hatte den Portier bestellt, ihn um 5 Uhr zu wecken. Er fuhr aber nicht mit dem ersten Zuge und erklärte, er wolle mit dem zweiten abreisen. Wie ich vermuthet hatte, reiste er ab ohne seine Rechnung zu zahlen; ich eilte ihm nach, traf ihn auf dem Bahnhofe und bemerkte ihm, in Aachen reise man nicht eher ab, bis man den Wirth bezahlt habe. Hierauf übergab er mir vier Louisd'or und fuhr in einer Vigilante wieder nach der Stadt zurück. Ich fuhr ihm nach und bemerkte, daß er bei Kosteletzky ausstieg. Kurze Zeit nachher kam er zu mir zurück, zahlte den Rest seiner Rechnung und blieb dann noch zwei oder drei Tage bei mir. Angekl. Um wie viel Uhr ist Mendelsohn am 20. August abgereist. Z. Das weiß ich nicht. Wilhelm Fowinkel, Speisewirth zu Düsseldorf, 36 Jahre alt. Er begleitete im Sommer 1846 den Grafen Hatzfeldt als Bedienter nach Aachen, und wohnte mit ihm auf dem Landgute Champier auf dem Louisberge. Lassalle war zweimal da, um den Grafen zu besuchen; dieser ließ sich jedoch verläugnen und als Lassalle ein Empfehlungsschreiben vom Prinzen Friedrich abgegeben, ritt er selber an dessen Hotel, traf ihn aber nicht zu Hause. Zur selben Zeit hielt sich auch die Baronin Meyendorf in Aachen auf und speiste zweimal beim Grafen in Gesellschaft zweier Herren. Gegen den 14. August zog der Graf nach Aachen zu dem ihm befreundeten Kapitain Carter; er hielt sich besorgt wegen den Nachstellungen Lassalle's auf Champier nicht mehr sicher und hatte sich schon früher von Carter zwei Pistolen geliehen, die er geladen im Schlafzimmer und im Salon neben sich liegen hatte. In den letzten Tagen seines Aufenthalts zu Champier besuchte ihn seine Gemahlin, begleitet vom Grafen Kaiserling und dem Pfarrer Bochum von Calkum. Es soll ein Vergleich versucht worden sein. Später erschien die Gräfin nochmals zu Champier, da war der Graf aber bereits in die Stadt gezogen. Am 15. August erhielt ich Befehl die Effekten des Grafen nach Calkum zu bringen. Auf der Reise dahin traf ich mit P. Kurz zusammen, der sich erbot, einen Brief, den mir der Domänendirektor Wachter an seine Frau mitgegeben hatte, zu besorgen. Einige Tage nachher hörte ich, daß der Brief in die Hände der Gräfin gerathen sei und daß der Graf mich aus seinem Dienste entfernen wolle. Auf den Rath Wachters zeigte ich den P. Kurz beim Oberprokurator zu Düsseldorf an, Kurz ist jedoch nicht bestraft worden. Im September beauftragte mich Wachter, um das Vertrauen des Grafen wieder zu gewinnen, nach Deutz zu reisen, dort Lassalle zu beobachten und ein etwaiges Attentat gegen den Grafen zu verhindern. Er gab mir drei Louisd'or und ich begab mich sofort nach Deutz und erfuhr dort, daß Lassalle mit dem Nachtsschließer Craes dreimal nach dem Arresthause zu Oppenheim gefahren sei. Wachter, dem ich dies mittheilte, veranlaßte mich, dem Staatsprokurator Miller Anzeige davon zu machen. Lassalle reiste nach Aachen, ich folgte ihm und gerieth hier, da Wachter nicht anwesend war, in große Geldverlegenheit. So wandte ich mich um Unterstützung an den Grafen Paul, den ich von seiner Kindheit an kannte; er verwies mich an seine Mutter. Diese forderte mich dringend und unter vielen Versprechungen auf, ihr mitzutheilen, was ich über das Verhältniß des Grafen zu Frau v. Meyendorf und andern Frauenzimmern wisse. Nach längerm Sträuben erzählte ich das Wenige und Unverfängliche, was ich in dieser Beziehung wußte, erhielt von der Gräfin einen Louisd'or und versprach in Aachen zu bleiben, bis ich nach Koblenz, wohin die Gräfin am selben Tage abreiste, berufen würde. Ich sollte einen Dienst beim Prinzen Friedrich erhalten. Lassalle war bei der Unterredung zugegen und unterstützte die Gräfin in ihrem Bemühen, mich zu gewinnen. Ich theilte die Abreise der Gräfin brieflich Wachter mit, der mich nach Düsseldorf beschied. Hier empfing ich den Auftrag, der Gräfin nach Koblenz zu folgen und zu berichten, was sie treibe, wer bei ihr aus- und eingehe, namentlich was Lassalle beginne. Ich erhielt zugleich Reisegeld und die Zusicherung, daß ich im Dienste des Grafen bleiben solle. Ich verfügte mich nun nach Koblenz, in der festen Absicht, jede Beziehung zur Gräfin abzubrechen; als ich dieser aber die desfallsige Mittheilung machte, wurde ich von ihr und Lassalle der Art bestürmt, daß ich der großen Ueberredungskunst dieser Personen nachgab und mich bereit erklärte, alles zu sagen, was ich vom Grafen wisse. Hoppe warnte mich und rieth mir, die gemachten Versprechungen mir schriftlich geben zu lassen. Doch dazu hatte ich einen zu edeln Charakter. Pr. Haben Sie nicht dem Lassalle ein Zeugniß unterschrieben? Z. Ja, ich habe das Attest jedoch selbst nicht gelesen, so daß mir sein Inhalt bis heute fremd geblieben ist. Pr. Sie haben sehr schmutzige Dinge angegeben, die ich mich schämen würde hier zu verlesen. Warum thaten Sie das? Z. Ich bin ein schwacher, dummer Mensch; die Gräfin und Lassalle haben andre Leute zu überreden gewußt, die weit klüger und gelehrter sind als ich. Pr. Sie haben das Protokoll Lassalle's unterschrieben und ihren Herrn, dessen Brod sie aßen, verrathen. Sie haben keine Ursache, von einem edlen Charakter zu reden. Z. An demselben Tage, wo ich das Attest unterschrieb, gab mir Lassalle einen simulirten Brief an die Gräfin, der bestimmt war, Wachtern in die Hände gespielt zu werden. Ich brachte diesen Brief zur Post, Lassalle holte ihn mit dem Coblenzer Poststempel versehen wieder ab und ich überbrachte ihn Wachter nach Düsseldorf. Pr. So dient man zweien Herren! Zeuge. Wachter schickte mich wieder nach Coblenz. Hier beauftragte mich Lassalle nach St. Goar zu gehen, um daselbst die Briefe des Grafen an Wachter, der sich gerade da aufhalten sollte, aufzufangen. Ich kehrte jedoch unverrichteter Sache zurück, da Wachter bereits abgereist war. Hierauf schickte mich Lassalle nach Trostdorf, wo der Graf beim Freiherr von Loe zu Besuch war, um auch hier zu beobachten und Briefe aufzufangen. Lassalle wollte mir auf den Namen des Grafen einen Schein mitzugeben, welcher mich ermächtigen sollte, jene Briefe auf der Post in Trostdorf abzunehmen; da sich aber die Gräfin nicht dazu verstand, ihr Siegel zur Beglaubigung auf den Schein abzudrücken, so unterblieb dieses Vorhaben. (Fortsetzung folgt.) Protest der polnischen Abgeordneten gegen die Theilung und theilweise Einverleibung des Großherzogthums Posen in das deutsche Reich. Dem Präsidenten von Gagern überreicht Sonntags den 30. Juli. An die hohe deutsche Nationalversammlung. Der am 27. d. M. im hohen deutschen Parlamente gefaßte Beschluß, welcher durch die Einverleibung eines Theils des Großherzogthums Posen in das deutsche Reich eine neue Theilung Polens dekretirt, verletzt nicht nur das bisher von den Fürsten anerkannte Völkerrecht, sondern auch die durch die Revolution von 1848 sanctionirten Rechte der Nationalitäten; er widerstreitet dem vom Vorparlamente ausgesprochenen Urtheile, daß die Theilung Polens eine Schmach für Deutschland ist, und spricht Hohn der im Namen der deutschen Ehre gethanen Forderung des Fünfziger-Ausschusses, das den Polen gegebene Wort zu halten. Wir erfüllen eine heilige Pflicht, indem wir gegen diesen Beschluß im Namen unseres Gesammtvaterlandes Protest einlegen und an alle freisinnigen Männer, zunächst Deutschlands, appelliren. Pflicht ist es auch für uns, unseren warmen Dank den vielen deutschen Männern auszudrücken, die mit inniger Bruderliebe unsere heilige Sache verfochten und durch ihre feierliche Erklärung, sich der Abstimmung über den willkürlichen Spruch zu enthalten, sich an dieser neuen an Polen verübten Gewaltthat nicht betheiligten, um unsere Rechte zu wahren. Frankfurt a. M., den 28. Juli 1848. Johann Ledochowski, ehemaliger Landbote des polnischen Landtages, Abgeordneter von Krakau. Adolph Poninski, Mitglied und Abgeordneter des polnischen National-Comite in Galizien. Joh. Wilhelm Cassius, Prof. und reform. Prediger, Mitglied und Abgeordneter des poln. National-Comite in Posen. Wladislaus Riegolewski, Dr. der Rechte, Mitglied und Abgeordneter des poln. National-Comite in Posen. Ignaz Lyskowski, Deputirter des National-Comite für die polnischen Distrikte Westpreußens. Die hier noch fehlenden drei Unterzeichner des Promemoria vom 17. d. M. Dr. Trentowski, Dr. Zimialkowski und Dr. Gora sind bereits abgereist. Einiges über groben Amtsmißbrauch. Nro. 12 des zu Magdeburg erscheinenden Post-Journals enthält, unter voller Nennung aller dabei in Betracht kommenden Namen und Umstände, eine Anschuldigung gegen den General-Post-Direktor Schmückert, wonach derselbe, bei einer gleichfalls ausführlich mitgetheilten Gelegenheit, zum großen Nachtheile des Staates sich durch Gemälde soll haben bestechen lassen. Wir haben, das gestehen wir gern, uns an dieser freien Mittheilung erbaut und sind dabei auf folgende Reflexionen gestoßen, die wir zum allgemeinen Wohle, zur Sicherung des Eigenthums und zur Entschleierung verhüllter, lichtscheuer Taugenichtse hier offenkundig werden zu lassen, für unsre Pflicht halten. 1. Sollten es auch nicht etwa in anderen Branchen, als gerade im Postfache, Subjekte geben oder gegeben haben, die sich ähnlicher Niederträchtigkeiten schuldig gemacht? 2. Die, als Kunstkenner und Antiquare sich gerirend, ihre Stellung einzig und allein dazu benutzen, aller Orten und Enden herum zu schnüffeln, irgend einen verborgenen Kunstschatz für sich aufzuspüren und für diese Inspektionsreisen dann noch Diäten und Reisekosten beziehen? 3. Die mit sonst beispielloser Unverschämtheit in ihnen völlig fremde Privathäuser dringen, zuerst stumm die auf der Flur und in den Gängen hängenden Bilder und Gemälde begaffen, dann dem inzwischen verwundert hinzugekommenen Hausherrn sich zu erkennen gebend, als Geheimer-, als Ober- oder als sonst etwas, und nun, zur Beschauung werthvollerer Sachen in die innern Gemächer geführt, leichthin fragend, ob nicht der Sohn in diesem Jahre konscriptionspflichtig sei? ob nicht die bewußte Konzessions-Angelegenheit jetzt bei der und der Behörde schwebe? u. d. m., währenddem aber fortwährend nach irgend einem Gemälde liebäugeln, erklärend, solches wohl erstehen zu mögen, wenn es nur nicht zu theuer, sich dann empfehlend, Mangel an Zeit vorschützend - - weil die bewußte Sache gar zu viel Zeit und Mühe erheische - - -? 4. Die, nachdem ein werthvolles Gemälde oder ein sonstiger Kunstgegenstand eingegangen, die Straflosigkeit eines schuldbelasteten Subjekts verfügt, oder die Erhöhung eines Taugenichtses zum Nachtheile verdienstvoller Männer vermittelt? Unsere Zeit gestattet es, daß sich bisheran niedergedrückte Stimmen frei erheben und dasjenige, wodurch die Ehre eines ganzen Standes und die sittliche Würde im Allgemeinen schwer verletzt worden ist und Achtung und Vertrauen untergraben, ans Tageslicht zu ziehen. Wir ersuchen daher alle ehrliebenden Mitbürger, denen derartige Niederträchtigkeiten bekannt sind, solche frei und wahr der Oeffentlichkeit zu übergeben; es wird sich dann schon von selbst ergeben, daß Hundsfötter nicht allein für eine Stadt oder Provinz unmöglich werden müssen, sondern unmöglich, ganz unmöglich für das ganze einige Deutschland. Aus Westphalen. Einige, aber keine Postbeamte. Der Gerant, Korff. gen und überall Verwirrungen hervorbrachten. Der Handel ging noch nicht gut, da man sich von der letzten Finanzkatastrophe noch nicht wieder erholt hat und daran gewohnt ist, Manufakturwaaren zu den niedrigsten Preisen zu kaufen. In Folge des Friedens weht jetzt wieder in allen Häfen die mexikanische Flagge. ‒ In Liverpool langte die Europa nach einer sehr kurzen Fahrt von 10 Tagen und 8 Stunden von Boston an. Im Senate hatte man den Vorschlag gemacht, die Territorialrechte der Hudson-Bay- und der Puget-Sound-Kompagnie zu kaufen, ein Gebiet, was größer als der Staat von New-York ist. Die Wichtigkeit eines solchen Ankaufs liegt darin, daß er die sowohl in kommerzieller als in militärischer Hinsicht sehr zu berücksichtigenden nördlichen Ufer des Columbia Flusses in sich begreift, und jene zwischen England und Amerika durch den Ashburton- und Webster-Vertrag noch nicht erledigten Differenzen aufhebt. * Hayti. [Haiti] Der Zustand auf der Insel ist der Art, daß eine Menge Personen sich nach Jamaica und andern Orten flüchten, da sie ihres Lebens keinen Augenblick sicher sind und der Präsident nicht die Macht zu haben scheint, um sie zu schützen. Besonders ist die Stadt Jeremie fortwährend bedroht. Das Landvolk ist bereits zwei Mal plündernd eingebrochen und neue Unruhen werden befürchtet. In Porto-Rico war eine große Neger-Verschwörung entdeckt und vor dem Ausbruch unterdrückt worden. Die Republik Neu-Granada wird noch immer durch den in der Nähe lebenden General Flores bedroht, der mit dem Präsidenten Mosquera ein Komplot gebildet haben soll, um die frühere kolumbische Konföderation herzustellen und eine Monarchie daraus zu bilden. Was die Republik Venezuela anlangt, so dauerte der Bürgerkrieg fort. Die Partei des General Paez war im Besitz des Maracaibo-Sees. Nachtrag. Frankfurt, 22. August. In der heutigen 64. Sitzung der Nationalversammlung sprachen über Artikel III. der Grundrechte die Abgg. Beisler, Zittel, Vogt, Jürgens, Döllinger, v. Beckerath, Geritz, Böckler und Paur. Die Debatte wurde nach Verwerfung eines Antrags auf Schluß der allgemeinen Debatte um 2 1/4 Uhr vertagt. Morgen keine Sitzung. Handels-Nachrichten. [irrelevantes Material] Fruchtpreise. [irrelevantes Material] [Gerichtsprotokoll] Kriminal-Prozedur gegen Ferdinand Lassalle wegen Verleitung zum Diebstahl. (Fortsetzung.) Pr. Dies wird bei der Vernehmung des Hungrigh vorzubringen sein, nicht an diesem Ort, sonst kommt es doppelt. Angekl. Mir recht. ‒ Ich muß jetzt, M. H., Ihre Aufmerksamkeit auf einen der hauptsächlichsten Punkte lenken, und bitte, mir dieselbe in vollem Maaße zu Theil werden zu lassen. Ich hatte gegen die wider mich erhobene Anschuldigung unter Anderm geltend gemacht, ich könne schon deshalb nicht den Dr. Mendelsohn zu dem Kassettendiebstahl verleitetet haben, weil ich ja bei seiner Abreise gar nicht gewußt, daß Frau v. M. sich in Köln aufhalten und im Mainzer Hofe absteigen würde. Dagegen behauptet nun Paul Kurz, ich hätte ihm schon mehrere Tage zuvor mitgetheilt, die Fr. v. M. würde nach Köln reisen und im Mainzer Hofe logiren. Der Hr. Präsident hat dies schon gestern für einen Unsinn erklärt, weil ich, wenn ich dies wußte, nicht nöthig hatte, den Kurz nachzuschicken. Kurz behauptete es indeß, und fügte hinzu, am Tage jener Abreise, am 20. August, sei er gar nicht in meinem Hotel gewesen. Dies hängt mit einem andern wesentlichen ‒ Pr. unterbrechend. Der Angekagte muß sich kurz fassen, hier ist nicht der Ort für Deduktionen. Ich bin gern bereit jede Frage zu stellen. Aber wenn Sie immer solch lange Deduktionen machen wollen, kommen wir nicht von der Stelle. Angekl. Ich glaube, daß es in meinem Interesse liegt, die in Betracht kommenden Umstände, die sich auf die zu stellende Frage beziehen, und die Richtigkeit derselben hervorzuheben. Ich bitte daher mir gestatten zu wollen, mein Interesse nach Kräften wahrzunehmen. Ich sage also, die Behauptung des P. Kurz, am 20. August die Nachricht von der Abreise der Meyendorf gar nicht in mein Hotel gebracht zu haben, hängt mit einem andern noch wichtigern Punkte zusammen. Ich hatte nämlich in meiner Aktenauslassung angegeben: „Als uns am 20. August durch den P. K. die erste und unerwartete Nachricht von der Abreise der Meyendorf gebracht wurde, befand ich mich gerade im Salon der Gräfin und in ihrer und ihres Sohnes Gesellschaft, bin in dieser bis nach erfolgter Abreise Mendelsohns geblieben und habe keinen Auftrag in Gegenwart derselben ertheilt.“ Diese meine Angabe wurde durch die Aussage des Grafen Paul v. Hatzfeldt bestätigt. Verhält es sich aber wie P. Kurz sagt, hat er an jenem Tage gar nicht die Nachricht von der eben erfolgenden Abreise der Meyendorf gebracht, so ist meine Angabe, so wie des Grafen Paul Aussage falsch. Der Zeuge ist nun hartnäckig heute dabei geblieben, daß er jene Nachricht am 20. nicht überbracht habe. Pr. Zeuge bleiben Sie dabei. Z. Ja, ich habe keine Nachricht davon ins Gasthaus der Vier Jahreszeiten am 20. August gebracht. Lassalle hatte es mir schon mehrere Tage vorher mitgetheilt. Ich reiste ab ohne ihn davon benachrichtigt zu haben. Angekl. Im Widerspruche damit hat Hoppe gestern erklärt, daß P. Kurz allerdings am 20. August die Nachricht in mein Hotel gebracht habe, und ich habe mir gestern Akt darüber ertheilen lassen. Kurz ist also in diesem Punkt durch Hoppe überführt. Pr. Der Zeuge Hoppe soll vortreten. Angekl. Ich mache auf den mir gestern ertheilten Akt aufmerksam. Pr. zu Hoppe. Sie haben gestern gesagt, P. Kurz hätte die Nachricht, die Meyend. stehe eben im Begriff abzureisen, dem L. und der Gräfin am 20. August in das Hotel derselben überbracht. Ist das wahr? Hoppe. Hr. Präsident, ich bleibe bei meiner Wahrheit. Pr. Also Sie wissen das genau. Hoppe. Ja. Pr. Nun, Kurz, was sagen Sie dazu? Kurz. Es ist nicht wahr, ich war nicht dort. Pr. (mit erhabener Stimme) Einer von Ihnen Beiden sagt hier die Unwahrheit wissentlich oder unwissentlich. (Lautes unwilliges Gemurre im Publikum.) Pr. Die Zeugen können sich setzen. Geschworner Dürr. Ich bitte den Zeugen Kurz zu fragen, ob er von jenem Auftrage etwas weiß, den Lassalle dem Mendelsohn am 20. August gegeben haben soll. Kurz. Nein. Geschw. Ich bitte den Hoppe zu fragen, um welche Zeit L. den Auftrag gegeben haben soll. Hoppe. Ja, die Zeit, das weiß ich so nicht mehr; es war vielleicht 9 Uhr oder 10 ‒ es ist so lange her. Geschw. Nun so bitte ich den Zeugen abgesehen von der Zeitbestimmung den angeblichen Auftrag mit den Nebenumständen so genau als möglich zu schildern. Hoppe. Es war im Zimmer des Lassalle, die Thüre des Nebenzimmers stand offen, als er den Auftrag ertheilte. Auf dem Hof stand schon die Droschke um Mendelsohn auf den Bahnhof zu führen. Zeuge Laurenz Nuellens, Gastwirth zu Aachen. Im August 1846 stieg Mendelsohn bei mir ab und logirte acht Tage in meinem Gasthofe. Er war sehr gesprächig, trank nur feine Weine und bot auch Andern davon an. Von einem Fremden hörte ich, daß er auf der Spielbank gewonnen habe und nach Düsseldorf gereist sei. Am folgenden Tage kehrte M. zurück. Zwei Tage später wollte er abreisen, er hatte den Portier bestellt, ihn um 5 Uhr zu wecken. Er fuhr aber nicht mit dem ersten Zuge und erklärte, er wolle mit dem zweiten abreisen. Wie ich vermuthet hatte, reiste er ab ohne seine Rechnung zu zahlen; ich eilte ihm nach, traf ihn auf dem Bahnhofe und bemerkte ihm, in Aachen reise man nicht eher ab, bis man den Wirth bezahlt habe. Hierauf übergab er mir vier Louisd'or und fuhr in einer Vigilante wieder nach der Stadt zurück. Ich fuhr ihm nach und bemerkte, daß er bei Kosteletzky ausstieg. Kurze Zeit nachher kam er zu mir zurück, zahlte den Rest seiner Rechnung und blieb dann noch zwei oder drei Tage bei mir. Angekl. Um wie viel Uhr ist Mendelsohn am 20. August abgereist. Z. Das weiß ich nicht. Wilhelm Fowinkel, Speisewirth zu Düsseldorf, 36 Jahre alt. Er begleitete im Sommer 1846 den Grafen Hatzfeldt als Bedienter nach Aachen, und wohnte mit ihm auf dem Landgute Champier auf dem Louisberge. Lassalle war zweimal da, um den Grafen zu besuchen; dieser ließ sich jedoch verläugnen und als Lassalle ein Empfehlungsschreiben vom Prinzen Friedrich abgegeben, ritt er selber an dessen Hotel, traf ihn aber nicht zu Hause. Zur selben Zeit hielt sich auch die Baronin Meyendorf in Aachen auf und speiste zweimal beim Grafen in Gesellschaft zweier Herren. Gegen den 14. August zog der Graf nach Aachen zu dem ihm befreundeten Kapitain Carter; er hielt sich besorgt wegen den Nachstellungen Lassalle's auf Champier nicht mehr sicher und hatte sich schon früher von Carter zwei Pistolen geliehen, die er geladen im Schlafzimmer und im Salon neben sich liegen hatte. In den letzten Tagen seines Aufenthalts zu Champier besuchte ihn seine Gemahlin, begleitet vom Grafen Kaiserling und dem Pfarrer Bochum von Calkum. Es soll ein Vergleich versucht worden sein. Später erschien die Gräfin nochmals zu Champier, da war der Graf aber bereits in die Stadt gezogen. Am 15. August erhielt ich Befehl die Effekten des Grafen nach Calkum zu bringen. Auf der Reise dahin traf ich mit P. Kurz zusammen, der sich erbot, einen Brief, den mir der Domänendirektor Wachter an seine Frau mitgegeben hatte, zu besorgen. Einige Tage nachher hörte ich, daß der Brief in die Hände der Gräfin gerathen sei und daß der Graf mich aus seinem Dienste entfernen wolle. Auf den Rath Wachters zeigte ich den P. Kurz beim Oberprokurator zu Düsseldorf an, Kurz ist jedoch nicht bestraft worden. Im September beauftragte mich Wachter, um das Vertrauen des Grafen wieder zu gewinnen, nach Deutz zu reisen, dort Lassalle zu beobachten und ein etwaiges Attentat gegen den Grafen zu verhindern. Er gab mir drei Louisd'or und ich begab mich sofort nach Deutz und erfuhr dort, daß Lassalle mit dem Nachtsschließer Craes dreimal nach dem Arresthause zu Oppenheim gefahren sei. Wachter, dem ich dies mittheilte, veranlaßte mich, dem Staatsprokurator Miller Anzeige davon zu machen. Lassalle reiste nach Aachen, ich folgte ihm und gerieth hier, da Wachter nicht anwesend war, in große Geldverlegenheit. So wandte ich mich um Unterstützung an den Grafen Paul, den ich von seiner Kindheit an kannte; er verwies mich an seine Mutter. Diese forderte mich dringend und unter vielen Versprechungen auf, ihr mitzutheilen, was ich über das Verhältniß des Grafen zu Frau v. Meyendorf und andern Frauenzimmern wisse. Nach längerm Sträuben erzählte ich das Wenige und Unverfängliche, was ich in dieser Beziehung wußte, erhielt von der Gräfin einen Louisd'or und versprach in Aachen zu bleiben, bis ich nach Koblenz, wohin die Gräfin am selben Tage abreiste, berufen würde. Ich sollte einen Dienst beim Prinzen Friedrich erhalten. Lassalle war bei der Unterredung zugegen und unterstützte die Gräfin in ihrem Bemühen, mich zu gewinnen. Ich theilte die Abreise der Gräfin brieflich Wachter mit, der mich nach Düsseldorf beschied. Hier empfing ich den Auftrag, der Gräfin nach Koblenz zu folgen und zu berichten, was sie treibe, wer bei ihr aus- und eingehe, namentlich was Lassalle beginne. Ich erhielt zugleich Reisegeld und die Zusicherung, daß ich im Dienste des Grafen bleiben solle. Ich verfügte mich nun nach Koblenz, in der festen Absicht, jede Beziehung zur Gräfin abzubrechen; als ich dieser aber die desfallsige Mittheilung machte, wurde ich von ihr und Lassalle der Art bestürmt, daß ich der großen Ueberredungskunst dieser Personen nachgab und mich bereit erklärte, alles zu sagen, was ich vom Grafen wisse. Hoppe warnte mich und rieth mir, die gemachten Versprechungen mir schriftlich geben zu lassen. Doch dazu hatte ich einen zu edeln Charakter. Pr. Haben Sie nicht dem Lassalle ein Zeugniß unterschrieben? Z. Ja, ich habe das Attest jedoch selbst nicht gelesen, so daß mir sein Inhalt bis heute fremd geblieben ist. Pr. Sie haben sehr schmutzige Dinge angegeben, die ich mich schämen würde hier zu verlesen. Warum thaten Sie das? Z. Ich bin ein schwacher, dummer Mensch; die Gräfin und Lassalle haben andre Leute zu überreden gewußt, die weit klüger und gelehrter sind als ich. Pr. Sie haben das Protokoll Lassalle's unterschrieben und ihren Herrn, dessen Brod sie aßen, verrathen. Sie haben keine Ursache, von einem edlen Charakter zu reden. Z. An demselben Tage, wo ich das Attest unterschrieb, gab mir Lassalle einen simulirten Brief an die Gräfin, der bestimmt war, Wachtern in die Hände gespielt zu werden. Ich brachte diesen Brief zur Post, Lassalle holte ihn mit dem Coblenzer Poststempel versehen wieder ab und ich überbrachte ihn Wachter nach Düsseldorf. Pr. So dient man zweien Herren! Zeuge. Wachter schickte mich wieder nach Coblenz. Hier beauftragte mich Lassalle nach St. Goar zu gehen, um daselbst die Briefe des Grafen an Wachter, der sich gerade da aufhalten sollte, aufzufangen. Ich kehrte jedoch unverrichteter Sache zurück, da Wachter bereits abgereist war. Hierauf schickte mich Lassalle nach Trostdorf, wo der Graf beim Freiherr von Loë zu Besuch war, um auch hier zu beobachten und Briefe aufzufangen. Lassalle wollte mir auf den Namen des Grafen einen Schein mitzugeben, welcher mich ermächtigen sollte, jene Briefe auf der Post in Trostdorf abzunehmen; da sich aber die Gräfin nicht dazu verstand, ihr Siegel zur Beglaubigung auf den Schein abzudrücken, so unterblieb dieses Vorhaben. (Fortsetzung folgt.) Protest der polnischen Abgeordneten gegen die Theilung und theilweise Einverleibung des Großherzogthums Posen in das deutsche Reich. Dem Präsidenten von Gagern überreicht Sonntags den 30. Juli. An die hohe deutsche Nationalversammlung. Der am 27. d. M. im hohen deutschen Parlamente gefaßte Beschluß, welcher durch die Einverleibung eines Theils des Großherzogthums Posen in das deutsche Reich eine neue Theilung Polens dekretirt, verletzt nicht nur das bisher von den Fürsten anerkannte Völkerrecht, sondern auch die durch die Revolution von 1848 sanctionirten Rechte der Nationalitäten; er widerstreitet dem vom Vorparlamente ausgesprochenen Urtheile, daß die Theilung Polens eine Schmach für Deutschland ist, und spricht Hohn der im Namen der deutschen Ehre gethanen Forderung des Fünfziger-Ausschusses, das den Polen gegebene Wort zu halten. Wir erfüllen eine heilige Pflicht, indem wir gegen diesen Beschluß im Namen unseres Gesammtvaterlandes Protest einlegen und an alle freisinnigen Männer, zunächst Deutschlands, appelliren. Pflicht ist es auch für uns, unseren warmen Dank den vielen deutschen Männern auszudrücken, die mit inniger Bruderliebe unsere heilige Sache verfochten und durch ihre feierliche Erklärung, sich der Abstimmung über den willkürlichen Spruch zu enthalten, sich an dieser neuen an Polen verübten Gewaltthat nicht betheiligten, um unsere Rechte zu wahren. Frankfurt a. M., den 28. Juli 1848. Johann Ledochowski, ehemaliger Landbote des polnischen Landtages, Abgeordneter von Krakau. Adolph Poninski, Mitglied und Abgeordneter des polnischen National-Comité in Galizien. Joh. Wilhelm Cassius, Prof. und reform. Prediger, Mitglied und Abgeordneter des poln. National-Comité in Posen. Wladislaus Riegolewski, Dr. der Rechte, Mitglied und Abgeordneter des poln. National-Comité in Posen. Ignaz Lyskowski, Deputirter des National-Comité für die polnischen Distrikte Westpreußens. Die hier noch fehlenden drei Unterzeichner des Promemoria vom 17. d. M. Dr. Trentowski, Dr. Zimialkowski und Dr. Gora sind bereits abgereist. Einiges über groben Amtsmißbrauch. Nro. 12 des zu Magdeburg erscheinenden Post-Journals enthält, unter voller Nennung aller dabei in Betracht kommenden Namen und Umstände, eine Anschuldigung gegen den General-Post-Direktor Schmückert, wonach derselbe, bei einer gleichfalls ausführlich mitgetheilten Gelegenheit, zum großen Nachtheile des Staates sich durch Gemälde soll haben bestechen lassen. Wir haben, das gestehen wir gern, uns an dieser freien Mittheilung erbaut und sind dabei auf folgende Reflexionen gestoßen, die wir zum allgemeinen Wohle, zur Sicherung des Eigenthums und zur Entschleierung verhüllter, lichtscheuer Taugenichtse hier offenkundig werden zu lassen, für unsre Pflicht halten. 1. Sollten es auch nicht etwa in anderen Branchen, als gerade im Postfache, Subjekte geben oder gegeben haben, die sich ähnlicher Niederträchtigkeiten schuldig gemacht? 2. Die, als Kunstkenner und Antiquare sich gerirend, ihre Stellung einzig und allein dazu benutzen, aller Orten und Enden herum zu schnüffeln, irgend einen verborgenen Kunstschatz für sich aufzuspüren und für diese Inspektionsreisen dann noch Diäten und Reisekosten beziehen? 3. Die mit sonst beispielloser Unverschämtheit in ihnen völlig fremde Privathäuser dringen, zuerst stumm die auf der Flur und in den Gängen hängenden Bilder und Gemälde begaffen, dann dem inzwischen verwundert hinzugekommenen Hausherrn sich zu erkennen gebend, als Geheimer-, als Ober- oder als sonst etwas, und nun, zur Beschauung werthvollerer Sachen in die innern Gemächer geführt, leichthin fragend, ob nicht der Sohn in diesem Jahre konscriptionspflichtig sei? ob nicht die bewußte Konzessions-Angelegenheit jetzt bei der und der Behörde schwebe? u. d. m., währenddem aber fortwährend nach irgend einem Gemälde liebäugeln, erklärend, solches wohl erstehen zu mögen, wenn es nur nicht zu theuer, sich dann empfehlend, Mangel an Zeit vorschützend ‒ ‒ weil die bewußte Sache gar zu viel Zeit und Mühe erheische ‒ ‒ ‒? 4. Die, nachdem ein werthvolles Gemälde oder ein sonstiger Kunstgegenstand eingegangen, die Straflosigkeit eines schuldbelasteten Subjekts verfügt, oder die Erhöhung eines Taugenichtses zum Nachtheile verdienstvoller Männer vermittelt? Unsere Zeit gestattet es, daß sich bisheran niedergedrückte Stimmen frei erheben und dasjenige, wodurch die Ehre eines ganzen Standes und die sittliche Würde im Allgemeinen schwer verletzt worden ist und Achtung und Vertrauen untergraben, ans Tageslicht zu ziehen. Wir ersuchen daher alle ehrliebenden Mitbürger, denen derartige Niederträchtigkeiten bekannt sind, solche frei und wahr der Oeffentlichkeit zu übergeben; es wird sich dann schon von selbst ergeben, daß Hundsfötter nicht allein für eine Stadt oder Provinz unmöglich werden müssen, sondern unmöglich, ganz unmöglich für das ganze einige Deutschland. Aus Westphalen. Einige, aber keine Postbeamte. Der Gerant, Korff. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div xml:id="ar084b_007" type="jArticle"> <p><pb facs="#f0002" n="0432"/> gen und überall Verwirrungen hervorbrachten. Der Handel ging noch nicht gut, da man sich von der letzten Finanzkatastrophe noch nicht wieder erholt hat und daran gewohnt ist, Manufakturwaaren zu den niedrigsten Preisen zu kaufen. In Folge des Friedens weht jetzt wieder in allen Häfen die mexikanische Flagge.</p> <p>‒ In Liverpool langte die Europa nach einer sehr kurzen Fahrt von 10 Tagen und 8 Stunden von Boston an. Im Senate hatte man den Vorschlag gemacht, die Territorialrechte der Hudson-Bay- und der Puget-Sound-Kompagnie zu kaufen, ein Gebiet, was größer als der Staat von New-York ist.</p> <p>Die Wichtigkeit eines solchen Ankaufs liegt darin, daß er die sowohl in kommerzieller als in militärischer Hinsicht sehr zu berücksichtigenden nördlichen Ufer des Columbia Flusses in sich begreift, und jene zwischen England und Amerika durch den Ashburton- und Webster-Vertrag noch nicht erledigten Differenzen aufhebt.</p> </div> <div xml:id="ar084b_008" type="jArticle"> <head><bibl><author>*</author></bibl> Hayti. [Haiti]</head> <p>Der Zustand auf der Insel ist der Art, daß eine Menge Personen sich nach Jamaica und andern Orten flüchten, da sie ihres Lebens keinen Augenblick sicher sind und der Präsident nicht die Macht zu haben scheint, um sie zu schützen. Besonders ist die Stadt Jeremie fortwährend bedroht. Das Landvolk ist bereits zwei Mal plündernd eingebrochen und neue Unruhen werden befürchtet.</p> <p>In Porto-Rico war eine große Neger-Verschwörung entdeckt und vor dem Ausbruch unterdrückt worden.</p> <p>Die Republik Neu-Granada wird noch immer durch den in der Nähe lebenden General Flores bedroht, der mit dem Präsidenten Mosquera ein Komplot gebildet haben soll, um die frühere kolumbische Konföderation herzustellen und eine Monarchie daraus zu bilden. Was die Republik Venezuela anlangt, so dauerte der Bürgerkrieg fort. Die Partei des General Paez war im Besitz des Maracaibo-Sees.</p> </div> </div> <div n="1"> <head>Nachtrag.</head> <div xml:id="ar084b_009" type="jArticle"> <head>Frankfurt, 22. August.</head> <p>In der heutigen 64. Sitzung der Nationalversammlung sprachen über Artikel III. der Grundrechte die Abgg. <hi rendition="#g">Beisler, Zittel, Vogt, Jürgens, Döllinger, v. Beckerath, Geritz, Böckler</hi> und <hi rendition="#g">Paur.</hi> Die Debatte wurde nach Verwerfung eines Antrags auf Schluß der allgemeinen Debatte um 2 1/4 Uhr vertagt. Morgen keine Sitzung.</p> </div> </div> <div n="1"> <head>Handels-Nachrichten.</head> <gap reason="insignificant"/> </div> <div n="1"> <head>Fruchtpreise.</head> <gap reason="insignificant"/> </div> <div n="1"> <head>[Gerichtsprotokoll]</head> <div xml:id="ar084b_010" type="jArticle"> <head>Kriminal-Prozedur gegen Ferdinand Lassalle wegen Verleitung zum Diebstahl.</head> <p> <ref type="link">(Fortsetzung.)</ref> </p> <p>Pr. Dies wird bei der Vernehmung des Hungrigh vorzubringen sein, nicht an diesem Ort, sonst kommt es doppelt.</p> <p>Angekl. Mir recht. ‒ Ich muß jetzt, M. H., Ihre Aufmerksamkeit auf einen der hauptsächlichsten Punkte lenken, und bitte, mir dieselbe in vollem Maaße zu Theil werden zu lassen. Ich hatte gegen die wider mich erhobene Anschuldigung unter Anderm geltend gemacht, ich könne schon deshalb nicht den Dr. Mendelsohn zu dem Kassettendiebstahl verleitetet haben, weil ich ja bei seiner Abreise gar nicht gewußt, daß Frau v. M. sich in Köln aufhalten und im Mainzer Hofe absteigen würde. Dagegen behauptet nun Paul Kurz, ich hätte ihm schon mehrere Tage zuvor mitgetheilt, die Fr. v. M. würde nach Köln reisen und im Mainzer Hofe logiren. Der Hr. Präsident hat dies schon gestern für einen Unsinn erklärt, weil ich, wenn ich dies wußte, nicht nöthig hatte, den Kurz nachzuschicken. Kurz behauptete es indeß, und fügte hinzu, am Tage jener Abreise, am 20. August, sei er gar nicht in meinem Hotel gewesen. Dies hängt mit einem andern wesentlichen ‒</p> <p>Pr. unterbrechend. Der Angekagte muß sich kurz fassen, hier ist nicht der Ort für Deduktionen. Ich bin gern bereit jede Frage zu stellen. Aber wenn Sie immer solch lange Deduktionen machen wollen, kommen wir nicht von der Stelle.</p> <p>Angekl. Ich glaube, daß es in meinem Interesse liegt, die in Betracht kommenden Umstände, die sich auf die zu stellende Frage beziehen, und die Richtigkeit derselben hervorzuheben. Ich bitte daher mir gestatten zu wollen, mein Interesse nach Kräften wahrzunehmen. Ich sage also, die Behauptung des P. Kurz, am 20. August die Nachricht von der Abreise der Meyendorf gar nicht in mein Hotel gebracht zu haben, hängt mit einem andern noch wichtigern Punkte zusammen. Ich hatte nämlich in meiner Aktenauslassung angegeben: „Als uns am 20. August durch den P. K. die erste und unerwartete Nachricht von der Abreise der Meyendorf gebracht wurde, befand ich mich gerade im Salon der Gräfin und in ihrer und ihres Sohnes Gesellschaft, bin in dieser bis nach erfolgter Abreise Mendelsohns geblieben und habe keinen Auftrag in Gegenwart derselben ertheilt.“ Diese meine Angabe wurde durch die Aussage des Grafen Paul v. Hatzfeldt bestätigt. Verhält es sich aber wie P. Kurz sagt, hat er an jenem Tage gar nicht die Nachricht von der eben erfolgenden Abreise der Meyendorf gebracht, so ist meine Angabe, so wie des Grafen Paul Aussage falsch. Der Zeuge ist nun hartnäckig heute dabei geblieben, daß er jene Nachricht am 20. nicht überbracht habe.</p> <p>Pr. Zeuge bleiben Sie dabei.</p> <p>Z. Ja, ich habe keine Nachricht davon ins Gasthaus der Vier Jahreszeiten am 20. August gebracht. Lassalle hatte es mir schon mehrere Tage vorher mitgetheilt. Ich reiste ab ohne ihn davon benachrichtigt zu haben.</p> <p>Angekl. Im Widerspruche damit hat Hoppe gestern erklärt, daß P. Kurz allerdings am 20. August die Nachricht in mein Hotel gebracht habe, und ich habe mir gestern Akt darüber ertheilen lassen. Kurz ist also in diesem Punkt durch Hoppe überführt.</p> <p>Pr. Der Zeuge Hoppe soll vortreten.</p> <p>Angekl. Ich mache auf den mir gestern ertheilten Akt aufmerksam.</p> <p>Pr. zu Hoppe. Sie haben gestern gesagt, P. Kurz hätte die Nachricht, die Meyend. stehe eben im Begriff abzureisen, dem L. und der Gräfin am 20. August in das Hotel derselben überbracht. Ist das wahr?</p> <p>Hoppe. Hr. Präsident, ich bleibe bei meiner Wahrheit.</p> <p>Pr. Also Sie wissen das genau.</p> <p>Hoppe. Ja.</p> <p>Pr. Nun, Kurz, was sagen Sie dazu?</p> <p>Kurz. Es ist nicht wahr, ich war nicht dort.</p> <p>Pr. (mit erhabener Stimme) Einer von Ihnen Beiden sagt hier die Unwahrheit wissentlich oder unwissentlich.</p> <p>(Lautes unwilliges Gemurre im Publikum.)</p> <p>Pr. Die Zeugen können sich setzen.</p> <p><hi rendition="#g">Geschworner Dürr.</hi> Ich bitte den Zeugen Kurz zu fragen, ob er von jenem Auftrage etwas weiß, den Lassalle dem Mendelsohn am 20. August gegeben haben soll.</p> <p>Kurz. Nein.</p> <p>Geschw. Ich bitte den Hoppe zu fragen, um welche Zeit L. den Auftrag gegeben haben soll.</p> <p>Hoppe. Ja, die Zeit, das weiß ich so nicht mehr; es war vielleicht 9 Uhr oder 10 ‒ es ist so lange her.</p> <p>Geschw. Nun so bitte ich den Zeugen abgesehen von der Zeitbestimmung den angeblichen Auftrag mit den Nebenumständen so genau als möglich zu schildern.</p> <p>Hoppe. Es war im Zimmer des Lassalle, die Thüre des Nebenzimmers stand offen, als er den Auftrag ertheilte. Auf dem Hof stand schon die Droschke um Mendelsohn auf den Bahnhof zu führen.</p> <p>Zeuge <hi rendition="#g">Laurenz Nuellens,</hi> Gastwirth zu Aachen. Im August 1846 stieg Mendelsohn bei mir ab und logirte acht Tage in meinem Gasthofe. Er war sehr gesprächig, trank nur feine Weine und bot auch Andern davon an. Von einem Fremden hörte ich, daß er auf der Spielbank gewonnen habe und nach Düsseldorf gereist sei. Am folgenden Tage kehrte M. zurück. Zwei Tage später wollte er abreisen, er hatte den Portier bestellt, ihn um 5 Uhr zu wecken. Er fuhr aber nicht mit dem ersten Zuge und erklärte, er wolle mit dem zweiten abreisen. Wie ich vermuthet hatte, reiste er ab ohne seine Rechnung zu zahlen; ich eilte ihm nach, traf ihn auf dem Bahnhofe und bemerkte ihm, in Aachen reise man nicht eher ab, bis man den Wirth bezahlt habe. Hierauf übergab er mir vier Louisd'or und fuhr in einer Vigilante wieder nach der Stadt zurück. Ich fuhr ihm nach und bemerkte, daß er bei Kosteletzky ausstieg. Kurze Zeit nachher kam er zu mir zurück, zahlte den Rest seiner Rechnung und blieb dann noch zwei oder drei Tage bei mir.</p> <p>Angekl. Um wie viel Uhr ist Mendelsohn am 20. August abgereist.</p> <p>Z. Das weiß ich nicht. Wilhelm Fowinkel, Speisewirth zu Düsseldorf, 36 Jahre alt. Er begleitete im Sommer 1846 den Grafen Hatzfeldt als Bedienter nach Aachen, und wohnte mit ihm auf dem Landgute Champier auf dem Louisberge. Lassalle war zweimal da, um den Grafen zu besuchen; dieser ließ sich jedoch verläugnen und als Lassalle ein Empfehlungsschreiben vom Prinzen Friedrich abgegeben, ritt er selber an dessen Hotel, traf ihn aber nicht zu Hause. Zur selben Zeit hielt sich auch die Baronin Meyendorf in Aachen auf und speiste zweimal beim Grafen in Gesellschaft zweier Herren. Gegen den 14. August zog der Graf nach Aachen zu dem ihm befreundeten Kapitain Carter; er hielt sich besorgt wegen den Nachstellungen Lassalle's auf Champier nicht mehr sicher und hatte sich schon früher von Carter zwei Pistolen geliehen, die er geladen im Schlafzimmer und im Salon neben sich liegen hatte. In den letzten Tagen seines Aufenthalts zu Champier besuchte ihn seine Gemahlin, begleitet vom Grafen Kaiserling und dem Pfarrer Bochum von Calkum. Es soll ein Vergleich versucht worden sein. Später erschien die Gräfin nochmals zu Champier, da war der Graf aber bereits in die Stadt gezogen.</p> <p>Am 15. August erhielt ich Befehl die Effekten des Grafen nach Calkum zu bringen. Auf der Reise dahin traf ich mit P. Kurz zusammen, der sich erbot, einen Brief, den mir der Domänendirektor Wachter an seine Frau mitgegeben hatte, zu besorgen. Einige Tage nachher hörte ich, daß der Brief in die Hände der Gräfin gerathen sei und daß der Graf mich aus seinem Dienste entfernen wolle. Auf den Rath Wachters zeigte ich den P. Kurz beim Oberprokurator zu Düsseldorf an, Kurz ist jedoch nicht bestraft worden. Im September beauftragte mich Wachter, um das Vertrauen des Grafen wieder zu gewinnen, nach Deutz zu reisen, dort Lassalle zu beobachten und ein etwaiges Attentat gegen den Grafen zu verhindern. Er gab mir drei Louisd'or und ich begab mich sofort nach Deutz und erfuhr dort, daß Lassalle mit dem Nachtsschließer Craes dreimal nach dem Arresthause zu Oppenheim gefahren sei. Wachter, dem ich dies mittheilte, veranlaßte mich, dem Staatsprokurator Miller Anzeige davon zu machen. Lassalle reiste nach Aachen, ich folgte ihm und gerieth hier, da Wachter nicht anwesend war, in große Geldverlegenheit. So wandte ich mich um Unterstützung an den Grafen Paul, den ich von seiner Kindheit an kannte; er verwies mich an seine Mutter. Diese forderte mich dringend und unter vielen Versprechungen auf, ihr mitzutheilen, was ich über das Verhältniß des Grafen zu Frau v. Meyendorf und andern Frauenzimmern wisse. Nach längerm Sträuben erzählte ich das Wenige und Unverfängliche, was ich in dieser Beziehung wußte, erhielt von der Gräfin einen Louisd'or und versprach in Aachen zu bleiben, bis ich nach Koblenz, wohin die Gräfin am selben Tage abreiste, berufen würde. Ich sollte einen Dienst beim Prinzen Friedrich erhalten. Lassalle war bei der Unterredung zugegen und unterstützte die Gräfin in ihrem Bemühen, mich zu gewinnen. Ich theilte die Abreise der Gräfin brieflich Wachter mit, der mich nach Düsseldorf beschied. Hier empfing ich den Auftrag, der Gräfin nach Koblenz zu folgen und zu berichten, was sie treibe, wer bei ihr aus- und eingehe, namentlich was Lassalle beginne. Ich erhielt zugleich Reisegeld und die Zusicherung, daß ich im Dienste des Grafen bleiben solle. Ich verfügte mich nun nach Koblenz, in der festen Absicht, jede Beziehung zur Gräfin abzubrechen; als ich dieser aber die desfallsige Mittheilung machte, wurde ich von ihr und Lassalle der Art bestürmt, daß ich der großen Ueberredungskunst dieser Personen nachgab und mich bereit erklärte, alles zu sagen, was ich vom Grafen wisse. Hoppe warnte mich und rieth mir, die gemachten Versprechungen mir schriftlich geben zu lassen. Doch dazu hatte ich einen zu edeln Charakter.</p> <p>Pr. Haben Sie nicht dem Lassalle ein Zeugniß unterschrieben?</p> <p>Z. Ja, ich habe das Attest jedoch selbst nicht gelesen, so daß mir sein Inhalt bis heute fremd geblieben ist.</p> <p>Pr. Sie haben sehr schmutzige Dinge angegeben, die ich mich schämen würde hier zu verlesen. Warum thaten Sie das?</p> <p>Z. Ich bin ein schwacher, dummer Mensch; die Gräfin und Lassalle haben andre Leute zu überreden gewußt, die weit klüger und gelehrter sind als ich.</p> <p>Pr. Sie haben das Protokoll Lassalle's unterschrieben und ihren Herrn, dessen Brod sie aßen, verrathen. Sie haben keine Ursache, von einem edlen Charakter zu reden.</p> <p>Z. An demselben Tage, wo ich das Attest unterschrieb, gab mir Lassalle einen simulirten Brief an die Gräfin, der bestimmt war, Wachtern in die Hände gespielt zu werden. Ich brachte diesen Brief zur Post, Lassalle holte ihn mit dem Coblenzer Poststempel versehen wieder ab und ich überbrachte ihn Wachter nach Düsseldorf.</p> <p>Pr. So dient man zweien Herren!</p> <p>Zeuge. Wachter schickte mich wieder nach Coblenz. Hier beauftragte mich Lassalle nach St. Goar zu gehen, um daselbst die Briefe des Grafen an Wachter, der sich gerade da aufhalten sollte, aufzufangen. Ich kehrte jedoch unverrichteter Sache zurück, da Wachter bereits abgereist war. Hierauf schickte mich Lassalle nach Trostdorf, wo der Graf beim Freiherr von Loë zu Besuch war, um auch hier zu beobachten und Briefe aufzufangen. Lassalle wollte mir auf den Namen des Grafen einen Schein mitzugeben, welcher mich ermächtigen sollte, jene Briefe auf der Post in Trostdorf abzunehmen; da sich aber die Gräfin nicht dazu verstand, ihr Siegel zur Beglaubigung auf den Schein abzudrücken, so unterblieb dieses Vorhaben.</p> <p> <ref type="link">(Fortsetzung folgt.)</ref> </p> </div> </div> <div type="jReadersLetters" n="1"> <div xml:id="ar084b_011" type="jArticle"> <head>Protest der polnischen Abgeordneten gegen die Theilung und theilweise Einverleibung des Großherzogthums Posen in das deutsche Reich.</head> <p>Dem Präsidenten von <hi rendition="#g">Gagern</hi> überreicht Sonntags den 30. Juli.</p> <p>An die hohe deutsche Nationalversammlung.</p> <p>Der am 27. d. M. im hohen deutschen Parlamente gefaßte Beschluß, welcher durch die Einverleibung eines Theils des Großherzogthums Posen in das deutsche Reich eine neue Theilung Polens dekretirt, verletzt nicht nur das bisher von den Fürsten anerkannte Völkerrecht, sondern auch die durch die Revolution von 1848 sanctionirten Rechte der Nationalitäten; er widerstreitet dem vom Vorparlamente ausgesprochenen Urtheile,</p> <p>daß die Theilung Polens eine Schmach für Deutschland ist,</p> <p>und spricht Hohn der <hi rendition="#g">im Namen der deutschen Ehre</hi> gethanen Forderung des Fünfziger-Ausschusses, das den Polen gegebene Wort zu halten.</p> <p>Wir erfüllen eine heilige Pflicht, indem wir gegen diesen Beschluß im Namen unseres Gesammtvaterlandes Protest einlegen und an alle freisinnigen Männer, zunächst Deutschlands, appelliren.</p> <p>Pflicht ist es auch für uns, unseren warmen Dank den vielen deutschen Männern auszudrücken, die mit inniger Bruderliebe unsere heilige Sache verfochten und durch ihre feierliche Erklärung, sich der Abstimmung über den willkürlichen Spruch zu enthalten, sich an dieser neuen an Polen verübten Gewaltthat nicht betheiligten, um unsere Rechte zu wahren.</p> <p>Frankfurt a. M., den 28. Juli 1848.</p> <p><hi rendition="#g">Johann Ledochowski,</hi> ehemaliger Landbote des polnischen Landtages, Abgeordneter von Krakau.</p> <p><hi rendition="#g">Adolph Poninski,</hi> Mitglied und Abgeordneter des polnischen National-Comité in Galizien.</p> <p><hi rendition="#g">Joh. Wilhelm Cassius,</hi> Prof. und reform. Prediger, Mitglied und Abgeordneter des poln. National-Comité in Posen.</p> <p><hi rendition="#g">Wladislaus Riegolewski,</hi> Dr. der Rechte, Mitglied und Abgeordneter des poln. National-Comité in Posen.</p> <p><hi rendition="#g">Ignaz Lyskowski,</hi> Deputirter des National-Comité für die polnischen Distrikte Westpreußens.</p> <p>Die hier noch fehlenden drei Unterzeichner des Promemoria vom 17. d. M. Dr. <hi rendition="#g">Trentowski,</hi> Dr. <hi rendition="#g">Zimialkowski</hi> und Dr. <hi rendition="#g">Gora</hi> sind bereits abgereist.</p> </div> </div> <div type="jReadersLetters" n="1"> <div xml:id="ar084b_012" type="jArticle"> <head>Einiges über groben Amtsmißbrauch.</head> <p>Nro. 12 des zu Magdeburg erscheinenden Post-Journals enthält, unter voller Nennung aller dabei in Betracht kommenden Namen und Umstände, eine Anschuldigung gegen den General-Post-Direktor Schmückert, wonach derselbe, bei einer gleichfalls ausführlich mitgetheilten Gelegenheit, zum großen Nachtheile des Staates sich durch Gemälde soll haben bestechen lassen. Wir haben, das gestehen wir gern, uns an dieser freien Mittheilung erbaut und sind dabei auf folgende Reflexionen gestoßen, die wir zum allgemeinen Wohle, zur Sicherung des Eigenthums und zur Entschleierung verhüllter, lichtscheuer Taugenichtse hier offenkundig werden zu lassen, für unsre Pflicht halten.</p> <p>1. Sollten es auch nicht etwa in anderen Branchen, als gerade im Postfache, Subjekte geben oder gegeben haben, die sich ähnlicher Niederträchtigkeiten schuldig gemacht?</p> <p>2. Die, als Kunstkenner und Antiquare sich gerirend, ihre Stellung einzig und allein dazu benutzen, aller Orten und Enden herum zu schnüffeln, irgend einen verborgenen Kunstschatz für sich aufzuspüren und für diese Inspektionsreisen dann noch Diäten und Reisekosten beziehen?</p> <p>3. Die mit sonst beispielloser Unverschämtheit in ihnen völlig fremde Privathäuser dringen, zuerst stumm die auf der Flur und in den Gängen hängenden Bilder und Gemälde begaffen, dann dem inzwischen verwundert hinzugekommenen Hausherrn sich zu erkennen gebend, als Geheimer-, als Ober- oder als sonst etwas, und nun, zur Beschauung werthvollerer Sachen in die innern Gemächer geführt, leichthin fragend, ob nicht der Sohn in diesem Jahre konscriptionspflichtig sei? ob nicht die bewußte Konzessions-Angelegenheit jetzt bei der und der Behörde schwebe? u. d. m., währenddem aber fortwährend nach irgend einem Gemälde liebäugeln, erklärend, solches wohl erstehen zu mögen, wenn es nur nicht zu theuer, sich dann empfehlend, Mangel an Zeit vorschützend ‒ ‒ weil die bewußte Sache gar zu viel Zeit und Mühe erheische ‒ ‒ ‒?</p> <p>4. Die, nachdem ein werthvolles Gemälde oder ein sonstiger Kunstgegenstand eingegangen, die Straflosigkeit eines schuldbelasteten Subjekts verfügt, oder die Erhöhung eines Taugenichtses zum Nachtheile verdienstvoller Männer vermittelt?</p> <p>Unsere Zeit gestattet es, daß sich bisheran niedergedrückte Stimmen frei erheben und dasjenige, wodurch die Ehre eines ganzen Standes und die sittliche Würde im Allgemeinen schwer verletzt worden ist und Achtung und Vertrauen untergraben, ans Tageslicht zu ziehen. Wir ersuchen daher alle ehrliebenden Mitbürger, denen derartige Niederträchtigkeiten bekannt sind, solche frei und wahr der Oeffentlichkeit zu übergeben; es wird sich dann schon von selbst ergeben, daß Hundsfötter nicht allein für eine Stadt oder Provinz unmöglich werden müssen, sondern unmöglich, ganz unmöglich für das ganze einige Deutschland.</p> <p>Aus Westphalen.</p> <p> <hi rendition="#g">Einige, aber keine Postbeamte.</hi> </p> </div> </div> <div type="imprint"> <p>Der Gerant, <hi rendition="#g">Korff.</hi><lb/> Druck von Wilhelm Clouth in Köln.</p> </div> </body> </text> </TEI> [0432/0002]
gen und überall Verwirrungen hervorbrachten. Der Handel ging noch nicht gut, da man sich von der letzten Finanzkatastrophe noch nicht wieder erholt hat und daran gewohnt ist, Manufakturwaaren zu den niedrigsten Preisen zu kaufen. In Folge des Friedens weht jetzt wieder in allen Häfen die mexikanische Flagge.
‒ In Liverpool langte die Europa nach einer sehr kurzen Fahrt von 10 Tagen und 8 Stunden von Boston an. Im Senate hatte man den Vorschlag gemacht, die Territorialrechte der Hudson-Bay- und der Puget-Sound-Kompagnie zu kaufen, ein Gebiet, was größer als der Staat von New-York ist.
Die Wichtigkeit eines solchen Ankaufs liegt darin, daß er die sowohl in kommerzieller als in militärischer Hinsicht sehr zu berücksichtigenden nördlichen Ufer des Columbia Flusses in sich begreift, und jene zwischen England und Amerika durch den Ashburton- und Webster-Vertrag noch nicht erledigten Differenzen aufhebt.
* Hayti. [Haiti] Der Zustand auf der Insel ist der Art, daß eine Menge Personen sich nach Jamaica und andern Orten flüchten, da sie ihres Lebens keinen Augenblick sicher sind und der Präsident nicht die Macht zu haben scheint, um sie zu schützen. Besonders ist die Stadt Jeremie fortwährend bedroht. Das Landvolk ist bereits zwei Mal plündernd eingebrochen und neue Unruhen werden befürchtet.
In Porto-Rico war eine große Neger-Verschwörung entdeckt und vor dem Ausbruch unterdrückt worden.
Die Republik Neu-Granada wird noch immer durch den in der Nähe lebenden General Flores bedroht, der mit dem Präsidenten Mosquera ein Komplot gebildet haben soll, um die frühere kolumbische Konföderation herzustellen und eine Monarchie daraus zu bilden. Was die Republik Venezuela anlangt, so dauerte der Bürgerkrieg fort. Die Partei des General Paez war im Besitz des Maracaibo-Sees.
Nachtrag. Frankfurt, 22. August. In der heutigen 64. Sitzung der Nationalversammlung sprachen über Artikel III. der Grundrechte die Abgg. Beisler, Zittel, Vogt, Jürgens, Döllinger, v. Beckerath, Geritz, Böckler und Paur. Die Debatte wurde nach Verwerfung eines Antrags auf Schluß der allgemeinen Debatte um 2 1/4 Uhr vertagt. Morgen keine Sitzung.
Handels-Nachrichten. _ Fruchtpreise. _ [Gerichtsprotokoll] Kriminal-Prozedur gegen Ferdinand Lassalle wegen Verleitung zum Diebstahl. (Fortsetzung.)
Pr. Dies wird bei der Vernehmung des Hungrigh vorzubringen sein, nicht an diesem Ort, sonst kommt es doppelt.
Angekl. Mir recht. ‒ Ich muß jetzt, M. H., Ihre Aufmerksamkeit auf einen der hauptsächlichsten Punkte lenken, und bitte, mir dieselbe in vollem Maaße zu Theil werden zu lassen. Ich hatte gegen die wider mich erhobene Anschuldigung unter Anderm geltend gemacht, ich könne schon deshalb nicht den Dr. Mendelsohn zu dem Kassettendiebstahl verleitetet haben, weil ich ja bei seiner Abreise gar nicht gewußt, daß Frau v. M. sich in Köln aufhalten und im Mainzer Hofe absteigen würde. Dagegen behauptet nun Paul Kurz, ich hätte ihm schon mehrere Tage zuvor mitgetheilt, die Fr. v. M. würde nach Köln reisen und im Mainzer Hofe logiren. Der Hr. Präsident hat dies schon gestern für einen Unsinn erklärt, weil ich, wenn ich dies wußte, nicht nöthig hatte, den Kurz nachzuschicken. Kurz behauptete es indeß, und fügte hinzu, am Tage jener Abreise, am 20. August, sei er gar nicht in meinem Hotel gewesen. Dies hängt mit einem andern wesentlichen ‒
Pr. unterbrechend. Der Angekagte muß sich kurz fassen, hier ist nicht der Ort für Deduktionen. Ich bin gern bereit jede Frage zu stellen. Aber wenn Sie immer solch lange Deduktionen machen wollen, kommen wir nicht von der Stelle.
Angekl. Ich glaube, daß es in meinem Interesse liegt, die in Betracht kommenden Umstände, die sich auf die zu stellende Frage beziehen, und die Richtigkeit derselben hervorzuheben. Ich bitte daher mir gestatten zu wollen, mein Interesse nach Kräften wahrzunehmen. Ich sage also, die Behauptung des P. Kurz, am 20. August die Nachricht von der Abreise der Meyendorf gar nicht in mein Hotel gebracht zu haben, hängt mit einem andern noch wichtigern Punkte zusammen. Ich hatte nämlich in meiner Aktenauslassung angegeben: „Als uns am 20. August durch den P. K. die erste und unerwartete Nachricht von der Abreise der Meyendorf gebracht wurde, befand ich mich gerade im Salon der Gräfin und in ihrer und ihres Sohnes Gesellschaft, bin in dieser bis nach erfolgter Abreise Mendelsohns geblieben und habe keinen Auftrag in Gegenwart derselben ertheilt.“ Diese meine Angabe wurde durch die Aussage des Grafen Paul v. Hatzfeldt bestätigt. Verhält es sich aber wie P. Kurz sagt, hat er an jenem Tage gar nicht die Nachricht von der eben erfolgenden Abreise der Meyendorf gebracht, so ist meine Angabe, so wie des Grafen Paul Aussage falsch. Der Zeuge ist nun hartnäckig heute dabei geblieben, daß er jene Nachricht am 20. nicht überbracht habe.
Pr. Zeuge bleiben Sie dabei.
Z. Ja, ich habe keine Nachricht davon ins Gasthaus der Vier Jahreszeiten am 20. August gebracht. Lassalle hatte es mir schon mehrere Tage vorher mitgetheilt. Ich reiste ab ohne ihn davon benachrichtigt zu haben.
Angekl. Im Widerspruche damit hat Hoppe gestern erklärt, daß P. Kurz allerdings am 20. August die Nachricht in mein Hotel gebracht habe, und ich habe mir gestern Akt darüber ertheilen lassen. Kurz ist also in diesem Punkt durch Hoppe überführt.
Pr. Der Zeuge Hoppe soll vortreten.
Angekl. Ich mache auf den mir gestern ertheilten Akt aufmerksam.
Pr. zu Hoppe. Sie haben gestern gesagt, P. Kurz hätte die Nachricht, die Meyend. stehe eben im Begriff abzureisen, dem L. und der Gräfin am 20. August in das Hotel derselben überbracht. Ist das wahr?
Hoppe. Hr. Präsident, ich bleibe bei meiner Wahrheit.
Pr. Also Sie wissen das genau.
Hoppe. Ja.
Pr. Nun, Kurz, was sagen Sie dazu?
Kurz. Es ist nicht wahr, ich war nicht dort.
Pr. (mit erhabener Stimme) Einer von Ihnen Beiden sagt hier die Unwahrheit wissentlich oder unwissentlich.
(Lautes unwilliges Gemurre im Publikum.)
Pr. Die Zeugen können sich setzen.
Geschworner Dürr. Ich bitte den Zeugen Kurz zu fragen, ob er von jenem Auftrage etwas weiß, den Lassalle dem Mendelsohn am 20. August gegeben haben soll.
Kurz. Nein.
Geschw. Ich bitte den Hoppe zu fragen, um welche Zeit L. den Auftrag gegeben haben soll.
Hoppe. Ja, die Zeit, das weiß ich so nicht mehr; es war vielleicht 9 Uhr oder 10 ‒ es ist so lange her.
Geschw. Nun so bitte ich den Zeugen abgesehen von der Zeitbestimmung den angeblichen Auftrag mit den Nebenumständen so genau als möglich zu schildern.
Hoppe. Es war im Zimmer des Lassalle, die Thüre des Nebenzimmers stand offen, als er den Auftrag ertheilte. Auf dem Hof stand schon die Droschke um Mendelsohn auf den Bahnhof zu führen.
Zeuge Laurenz Nuellens, Gastwirth zu Aachen. Im August 1846 stieg Mendelsohn bei mir ab und logirte acht Tage in meinem Gasthofe. Er war sehr gesprächig, trank nur feine Weine und bot auch Andern davon an. Von einem Fremden hörte ich, daß er auf der Spielbank gewonnen habe und nach Düsseldorf gereist sei. Am folgenden Tage kehrte M. zurück. Zwei Tage später wollte er abreisen, er hatte den Portier bestellt, ihn um 5 Uhr zu wecken. Er fuhr aber nicht mit dem ersten Zuge und erklärte, er wolle mit dem zweiten abreisen. Wie ich vermuthet hatte, reiste er ab ohne seine Rechnung zu zahlen; ich eilte ihm nach, traf ihn auf dem Bahnhofe und bemerkte ihm, in Aachen reise man nicht eher ab, bis man den Wirth bezahlt habe. Hierauf übergab er mir vier Louisd'or und fuhr in einer Vigilante wieder nach der Stadt zurück. Ich fuhr ihm nach und bemerkte, daß er bei Kosteletzky ausstieg. Kurze Zeit nachher kam er zu mir zurück, zahlte den Rest seiner Rechnung und blieb dann noch zwei oder drei Tage bei mir.
Angekl. Um wie viel Uhr ist Mendelsohn am 20. August abgereist.
Z. Das weiß ich nicht. Wilhelm Fowinkel, Speisewirth zu Düsseldorf, 36 Jahre alt. Er begleitete im Sommer 1846 den Grafen Hatzfeldt als Bedienter nach Aachen, und wohnte mit ihm auf dem Landgute Champier auf dem Louisberge. Lassalle war zweimal da, um den Grafen zu besuchen; dieser ließ sich jedoch verläugnen und als Lassalle ein Empfehlungsschreiben vom Prinzen Friedrich abgegeben, ritt er selber an dessen Hotel, traf ihn aber nicht zu Hause. Zur selben Zeit hielt sich auch die Baronin Meyendorf in Aachen auf und speiste zweimal beim Grafen in Gesellschaft zweier Herren. Gegen den 14. August zog der Graf nach Aachen zu dem ihm befreundeten Kapitain Carter; er hielt sich besorgt wegen den Nachstellungen Lassalle's auf Champier nicht mehr sicher und hatte sich schon früher von Carter zwei Pistolen geliehen, die er geladen im Schlafzimmer und im Salon neben sich liegen hatte. In den letzten Tagen seines Aufenthalts zu Champier besuchte ihn seine Gemahlin, begleitet vom Grafen Kaiserling und dem Pfarrer Bochum von Calkum. Es soll ein Vergleich versucht worden sein. Später erschien die Gräfin nochmals zu Champier, da war der Graf aber bereits in die Stadt gezogen.
Am 15. August erhielt ich Befehl die Effekten des Grafen nach Calkum zu bringen. Auf der Reise dahin traf ich mit P. Kurz zusammen, der sich erbot, einen Brief, den mir der Domänendirektor Wachter an seine Frau mitgegeben hatte, zu besorgen. Einige Tage nachher hörte ich, daß der Brief in die Hände der Gräfin gerathen sei und daß der Graf mich aus seinem Dienste entfernen wolle. Auf den Rath Wachters zeigte ich den P. Kurz beim Oberprokurator zu Düsseldorf an, Kurz ist jedoch nicht bestraft worden. Im September beauftragte mich Wachter, um das Vertrauen des Grafen wieder zu gewinnen, nach Deutz zu reisen, dort Lassalle zu beobachten und ein etwaiges Attentat gegen den Grafen zu verhindern. Er gab mir drei Louisd'or und ich begab mich sofort nach Deutz und erfuhr dort, daß Lassalle mit dem Nachtsschließer Craes dreimal nach dem Arresthause zu Oppenheim gefahren sei. Wachter, dem ich dies mittheilte, veranlaßte mich, dem Staatsprokurator Miller Anzeige davon zu machen. Lassalle reiste nach Aachen, ich folgte ihm und gerieth hier, da Wachter nicht anwesend war, in große Geldverlegenheit. So wandte ich mich um Unterstützung an den Grafen Paul, den ich von seiner Kindheit an kannte; er verwies mich an seine Mutter. Diese forderte mich dringend und unter vielen Versprechungen auf, ihr mitzutheilen, was ich über das Verhältniß des Grafen zu Frau v. Meyendorf und andern Frauenzimmern wisse. Nach längerm Sträuben erzählte ich das Wenige und Unverfängliche, was ich in dieser Beziehung wußte, erhielt von der Gräfin einen Louisd'or und versprach in Aachen zu bleiben, bis ich nach Koblenz, wohin die Gräfin am selben Tage abreiste, berufen würde. Ich sollte einen Dienst beim Prinzen Friedrich erhalten. Lassalle war bei der Unterredung zugegen und unterstützte die Gräfin in ihrem Bemühen, mich zu gewinnen. Ich theilte die Abreise der Gräfin brieflich Wachter mit, der mich nach Düsseldorf beschied. Hier empfing ich den Auftrag, der Gräfin nach Koblenz zu folgen und zu berichten, was sie treibe, wer bei ihr aus- und eingehe, namentlich was Lassalle beginne. Ich erhielt zugleich Reisegeld und die Zusicherung, daß ich im Dienste des Grafen bleiben solle. Ich verfügte mich nun nach Koblenz, in der festen Absicht, jede Beziehung zur Gräfin abzubrechen; als ich dieser aber die desfallsige Mittheilung machte, wurde ich von ihr und Lassalle der Art bestürmt, daß ich der großen Ueberredungskunst dieser Personen nachgab und mich bereit erklärte, alles zu sagen, was ich vom Grafen wisse. Hoppe warnte mich und rieth mir, die gemachten Versprechungen mir schriftlich geben zu lassen. Doch dazu hatte ich einen zu edeln Charakter.
Pr. Haben Sie nicht dem Lassalle ein Zeugniß unterschrieben?
Z. Ja, ich habe das Attest jedoch selbst nicht gelesen, so daß mir sein Inhalt bis heute fremd geblieben ist.
Pr. Sie haben sehr schmutzige Dinge angegeben, die ich mich schämen würde hier zu verlesen. Warum thaten Sie das?
Z. Ich bin ein schwacher, dummer Mensch; die Gräfin und Lassalle haben andre Leute zu überreden gewußt, die weit klüger und gelehrter sind als ich.
Pr. Sie haben das Protokoll Lassalle's unterschrieben und ihren Herrn, dessen Brod sie aßen, verrathen. Sie haben keine Ursache, von einem edlen Charakter zu reden.
Z. An demselben Tage, wo ich das Attest unterschrieb, gab mir Lassalle einen simulirten Brief an die Gräfin, der bestimmt war, Wachtern in die Hände gespielt zu werden. Ich brachte diesen Brief zur Post, Lassalle holte ihn mit dem Coblenzer Poststempel versehen wieder ab und ich überbrachte ihn Wachter nach Düsseldorf.
Pr. So dient man zweien Herren!
Zeuge. Wachter schickte mich wieder nach Coblenz. Hier beauftragte mich Lassalle nach St. Goar zu gehen, um daselbst die Briefe des Grafen an Wachter, der sich gerade da aufhalten sollte, aufzufangen. Ich kehrte jedoch unverrichteter Sache zurück, da Wachter bereits abgereist war. Hierauf schickte mich Lassalle nach Trostdorf, wo der Graf beim Freiherr von Loë zu Besuch war, um auch hier zu beobachten und Briefe aufzufangen. Lassalle wollte mir auf den Namen des Grafen einen Schein mitzugeben, welcher mich ermächtigen sollte, jene Briefe auf der Post in Trostdorf abzunehmen; da sich aber die Gräfin nicht dazu verstand, ihr Siegel zur Beglaubigung auf den Schein abzudrücken, so unterblieb dieses Vorhaben.
(Fortsetzung folgt.)
Protest der polnischen Abgeordneten gegen die Theilung und theilweise Einverleibung des Großherzogthums Posen in das deutsche Reich. Dem Präsidenten von Gagern überreicht Sonntags den 30. Juli.
An die hohe deutsche Nationalversammlung.
Der am 27. d. M. im hohen deutschen Parlamente gefaßte Beschluß, welcher durch die Einverleibung eines Theils des Großherzogthums Posen in das deutsche Reich eine neue Theilung Polens dekretirt, verletzt nicht nur das bisher von den Fürsten anerkannte Völkerrecht, sondern auch die durch die Revolution von 1848 sanctionirten Rechte der Nationalitäten; er widerstreitet dem vom Vorparlamente ausgesprochenen Urtheile,
daß die Theilung Polens eine Schmach für Deutschland ist,
und spricht Hohn der im Namen der deutschen Ehre gethanen Forderung des Fünfziger-Ausschusses, das den Polen gegebene Wort zu halten.
Wir erfüllen eine heilige Pflicht, indem wir gegen diesen Beschluß im Namen unseres Gesammtvaterlandes Protest einlegen und an alle freisinnigen Männer, zunächst Deutschlands, appelliren.
Pflicht ist es auch für uns, unseren warmen Dank den vielen deutschen Männern auszudrücken, die mit inniger Bruderliebe unsere heilige Sache verfochten und durch ihre feierliche Erklärung, sich der Abstimmung über den willkürlichen Spruch zu enthalten, sich an dieser neuen an Polen verübten Gewaltthat nicht betheiligten, um unsere Rechte zu wahren.
Frankfurt a. M., den 28. Juli 1848.
Johann Ledochowski, ehemaliger Landbote des polnischen Landtages, Abgeordneter von Krakau.
Adolph Poninski, Mitglied und Abgeordneter des polnischen National-Comité in Galizien.
Joh. Wilhelm Cassius, Prof. und reform. Prediger, Mitglied und Abgeordneter des poln. National-Comité in Posen.
Wladislaus Riegolewski, Dr. der Rechte, Mitglied und Abgeordneter des poln. National-Comité in Posen.
Ignaz Lyskowski, Deputirter des National-Comité für die polnischen Distrikte Westpreußens.
Die hier noch fehlenden drei Unterzeichner des Promemoria vom 17. d. M. Dr. Trentowski, Dr. Zimialkowski und Dr. Gora sind bereits abgereist.
Einiges über groben Amtsmißbrauch. Nro. 12 des zu Magdeburg erscheinenden Post-Journals enthält, unter voller Nennung aller dabei in Betracht kommenden Namen und Umstände, eine Anschuldigung gegen den General-Post-Direktor Schmückert, wonach derselbe, bei einer gleichfalls ausführlich mitgetheilten Gelegenheit, zum großen Nachtheile des Staates sich durch Gemälde soll haben bestechen lassen. Wir haben, das gestehen wir gern, uns an dieser freien Mittheilung erbaut und sind dabei auf folgende Reflexionen gestoßen, die wir zum allgemeinen Wohle, zur Sicherung des Eigenthums und zur Entschleierung verhüllter, lichtscheuer Taugenichtse hier offenkundig werden zu lassen, für unsre Pflicht halten.
1. Sollten es auch nicht etwa in anderen Branchen, als gerade im Postfache, Subjekte geben oder gegeben haben, die sich ähnlicher Niederträchtigkeiten schuldig gemacht?
2. Die, als Kunstkenner und Antiquare sich gerirend, ihre Stellung einzig und allein dazu benutzen, aller Orten und Enden herum zu schnüffeln, irgend einen verborgenen Kunstschatz für sich aufzuspüren und für diese Inspektionsreisen dann noch Diäten und Reisekosten beziehen?
3. Die mit sonst beispielloser Unverschämtheit in ihnen völlig fremde Privathäuser dringen, zuerst stumm die auf der Flur und in den Gängen hängenden Bilder und Gemälde begaffen, dann dem inzwischen verwundert hinzugekommenen Hausherrn sich zu erkennen gebend, als Geheimer-, als Ober- oder als sonst etwas, und nun, zur Beschauung werthvollerer Sachen in die innern Gemächer geführt, leichthin fragend, ob nicht der Sohn in diesem Jahre konscriptionspflichtig sei? ob nicht die bewußte Konzessions-Angelegenheit jetzt bei der und der Behörde schwebe? u. d. m., währenddem aber fortwährend nach irgend einem Gemälde liebäugeln, erklärend, solches wohl erstehen zu mögen, wenn es nur nicht zu theuer, sich dann empfehlend, Mangel an Zeit vorschützend ‒ ‒ weil die bewußte Sache gar zu viel Zeit und Mühe erheische ‒ ‒ ‒?
4. Die, nachdem ein werthvolles Gemälde oder ein sonstiger Kunstgegenstand eingegangen, die Straflosigkeit eines schuldbelasteten Subjekts verfügt, oder die Erhöhung eines Taugenichtses zum Nachtheile verdienstvoller Männer vermittelt?
Unsere Zeit gestattet es, daß sich bisheran niedergedrückte Stimmen frei erheben und dasjenige, wodurch die Ehre eines ganzen Standes und die sittliche Würde im Allgemeinen schwer verletzt worden ist und Achtung und Vertrauen untergraben, ans Tageslicht zu ziehen. Wir ersuchen daher alle ehrliebenden Mitbürger, denen derartige Niederträchtigkeiten bekannt sind, solche frei und wahr der Oeffentlichkeit zu übergeben; es wird sich dann schon von selbst ergeben, daß Hundsfötter nicht allein für eine Stadt oder Provinz unmöglich werden müssen, sondern unmöglich, ganz unmöglich für das ganze einige Deutschland.
Aus Westphalen.
Einige, aber keine Postbeamte.
Der Gerant, Korff.
Druck von Wilhelm Clouth in Köln.
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Weitere Informationen:Die angegebenen Seitenzahlen beziehen sich auf die Ausgabe: Neue Rheinische Zeitung. Organ der Demokratie. Bd. 1 (Nummer 1 bis Nummer 183) Köln, 1. Juni 1848 bis 31. Dezember 1848. Glashütten im Taunus, Verlag Detlev Auvermann KG 1973.
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