Neue Rheinische Zeitung. Nr. 103. Köln, 15. September 1848.Neue Rheinische Zeitung Organ der Demokratie. No 103. Köln, Freitag den 15. September. 1848. Bestellungen für das nächste Quartal, Oktober bis Dezember, wolle man baldigst machen. Alle Postämter Deutschlands nehmen Bestellungen an. Für Frankreich übernehmen Abonnements Hr. G. A. Alexander, Nr. 28 Brandgasse in Straßburg, und Nr. 23 Rue Notre-Dame de Nazareth in Paris, so wie das königl. Ober-Postamt in Aachen; für England die Herren J. J. Ewer et Comp. 72 Newgate-Street in London; für Belgien und Holland die resp. königl. Brief-Postämter und das Postbureau in Lüttich. Abonnementspreis in Köln vierteljährlich 1 Thlr. 15 Sgr., in allen übrigen Orten Preußens 1 Thlr. 24 Sgr. 6 Pf. Inserate: die vierspaltige Petitzeile oder deren Raum 1 Sgr. 6 Pf. Anzeigen aller Art erlangen durch die großen Verbindungen der Zeitung die weiteste Verbreitung. In den letzten Tagen laufen in unserer Expedition mehrere Reklamationen aus der Mosel-Gegend mit Klagen über die späte und vernachlässigte Besorgung der "Neuen Rheinischen Zeitung" ein. Die Expedition der "N. Rh. Z." erklärt h ermit ihren Abonnenten, daß die Zeitung auf's pünktlichste versandt wird; fordert aber die Postbehörden der Moselgegend auf, diesem Gegenstand ihre besondere Aufmerksamkeit zu schenken und unsere Zeitung so pünktlich als andere Blätter zu expediren. Fernere Reklamationen bitten wir an die nächste Postanstalt zu richten. H. Korff, Gerant der "N. Rhein. Ztg." Uebersicht. Deutschland. Köln. (Volksversammlung und Sicherheitsausschuß). Frankfurt. (Nationalversammlung. - Die Chancen des Waffenstillstands). Berlin. (Die Krise). Wien. (Gesetz über Aufhebung der Feudallasten. - Handschreiben des Kaisers an Jellachich. - Die Ungarn). Krefeld. (Protest. - Denunzianten). Mainz. (Rückkehr der Deputation). Mannheim. (Die Amnestie und der Reichsverweser). Konstanz. (Prozesse Ficklers). Altona. (Rückmarsch der Preußen. - Wrangel). Posen. (Alarmirung. - Gerüchte). Ungarn.Essig. (Die ungarischen Offiziere). Kronstadt. (Ausweisung der Walachen). Französische Republik. Paris. (Arbeiterversammlung. - Der Kampf in Messina. - Nationalversammlung). Italien. (Der Kampf in Sizilien. - Proklamation der sizilianischen Regierung. - Volkssieg in Livorno. - Der Großherzog selbst rückt gegen die Stadt. - Italienisches Bundescomite in Turin). Dänemark. (Armeebefehl. - Wahlkandidaten. - Halboffizielle Glossen über preußische Zweideutigkeit). Deutschland. * Köln, 14. Sept.
Der Inhalt dieses Artikels kann aus urheberrechtlichen Gründen nicht angezeigt werden. Leben und Thaten des berühmten Ritters Schnapphahnski.
(Fortsetzung.) Das Spiel ist eine schöne Sache. Als acht- oder zehnjähriger Knabe nimmt man die Karten gewöhnlich zum ersten Male in die Hand - an langen Winterabenden, wenn draußen der Schnee auf den Bergen liegt und die Flamme räthselhaft im Kamine emporsteigt, flackernd und knisternd. Man spielt "schwarzen Peter." - Agnes, Bertha, Paul und Mathilde sitzen um den runden Tisch und wer verliert, der bekommt einen schwarzen Strich und wenn Paul drei Mal verliert, da bekommt er auch drei Striche und fängt er an zu weinen: da lacht man ihn aus und Agnes fällt ihm um den Hals und küßt ihn, trotz seines Schnurrbarts und der Abend verstreicht unter Scherz und Jubel und es gibt kein schöneres Spiel als der "schwarze Peter." Herr von Schnapphahnsky trieb es nicht so unschuldig. Wie wir schon erzählten, saß er in Aachen, am Grabe Karls des Großen und spielte Roulette - - Beiläufig bemerkt war Aachen bis in die neueste Zeit hinein ein höchst unbekannter Ort. Erst vor Kurzem wurde er durch Heinrich Heine entdeckt und nach Verdienst besungen. Die Schönheiten Aachens sind erst durch Heine recht ans Licht gekommen. Man hatte früher nur eine dunkle Ahnung davon. Man wußte nur, daß Karl der Große seliger, dort verstorben und vergraben sei, daß die Bauern der Umgegend alle sieben Jahre zu der Kunstausstellung des heiligen Hemdes und die Bonner Studenten jeden Sonntag zu dem natur-grünen Tische der Redoute wallfahrteten - die Bauern, um mit reuigem Herzen, mit verzückten Augen und gebeugten Knieen vor dem wunderthätigen Hemde ihre Andacht zu verrichten und von Noth und Fegefeuer erlöst zu werden - die Studenten, um im Schmuck der goldenen Locken an den grünen Altar der Croupiers zu treten und erst recht in Noth und Fegefeuer hineinzugerathen. Das war indeß auch Alles, was jedem Kinde von Aachen bekannt war. Aber jetzt? Man kennt jeden Lieutenant auf der Straße, man kennt den Adler über dem Posthause, man weiß genau, womit sich die Hunde, die armen langweiligen Hunde in Aachen beschäftigen. Genug, man kennt die winzigsten Kleinigkeiten und wenn der ehrwürdigen Stadt jemals etwas Menschliches passiren sollte, wenn sie je einmal unterginge durch Pestilenz, Brand oder Hunger: da wird man nur Heine's Wintermährchen aufzuschlagen haben, um den Feuer- oder Lebens-Versicherungs-Gesellschaften die beste Anleitung zu geben, in welcher Weise sie das Zerstörte zu ersetzen haben, sei es an Häusern, Menschen oder Vieh. Nie hatte Aachen glänzendere Tage, als bei der Anwesenheit des Herrn von Schnapphanski. Der edle Ritter ließ die Aachener Bank aber auch gehörig für die Ehre seines Besuches zahlen und mit gefüllter Kriegskasse reiste er dann nach München. Meine Leser werden mich fragen, weswegen der edle Ritter nicht nach Berlin zurückkehrte? - Wenn man lange Zeit in Spanien gewesen ist, und den heimischen Boden wieder betritt, da eilt man doch gewöhnlich nach dem Orte, der einem am meisten theuer ist. Meine Leser haben Recht. Aber ich theilte ihnen in meinen frühern Skizzen irrthümlich mit, daß sich Herr von Schnapphahnski, nach jener fatalen Diamantengeschichte nur so ganz zufällig aus dem Staube gemacht habe. - Aus sehr guter Quelle habe ich seitdem erfahren, daß sich die Sache etwas anders verhielt. Der edle Ritter kaufte nämlich die fraglichen Diamanten nicht in seinem Namen, sondern für Rechnung des unsterblichen Gottes, Zeus Kronion. Zeus Kronion wußte natürlich nichts von der Geschichte und als er nach einiger Zeit die Nota des Hof-Juweliers erhielt und sich davon überzeugte, daß Herr von Schnapphahnski seinen, den unsterblichen Namen des Gottes auf eine schmähliche Weise mißbraucht hatte, da verstieß Zeus den edlen Ritter aus dem Olymp, d. h. aus Berlin und drohte ihm, wie schon früher erzählt mit Donner und Blitz, mit Spandau und Magdeburg, wenn er sich je wieder unter den Linden blicken lasse. Unser Held hatte daher die triftigsten Gründe nicht nach Berlin, sondern nach München zu reisen. Nicht ohne Zittern und Zagen geschah indeß diese Reise. Denn wenn in München auch nicht wie in Berlin, jeder Gardelieutenant mit dem Finger auf unseren Ritter zeigen und seinen Kameraden fragen konnte, ob jener Herr v. Schnapphahnski derselbe Schnapphahnski sei, der einst die schriftliche Erklärung gab, daß er sich in der berühmten Liebesaffaire mit Carlotta höchst unzweideutig benommen habe, so war doch wenigstens immer die Möglichkeit vorhanden, daß dem edlen Ritter selbst in dem bairischen Babylon ein Lakai des Grafen S. aus O. in Schlesien begegnete und Herr v. Schnapphahnski hatte nun einmal eine entschiedene Abneigung vor den Haselstöcken dieser Ungeschlachten. "Und nähmst du die Flügel der Morgenröthe und bettetest dich am äußersten Meere, die Arme der Lakaien aus O. in Schlesien können dich doch noch erreichen!" - Also dachte unser Ritter und es versteht sich von selbst, daß er auch in München nicht auf der Stelle mit der alten Keckheit aufzutreten wagte. Jedenfalls that er das was auch jeder andere vernünftige Mensch in seinem eignen wohlverstandenen Interesse gethan haben würde. Er suchte nämlich seinem Erscheinen in München vor allen Dingen einen angenehmen Geruch vorhergehen zu lassen, um auf diese Weise jeder möglichen Gefahr wenigstens in etwa vorzubeugen. Der sinnreiche Junker hatte bereits durch die Herausgabe seiner Memoiren ein gewaltiges Stück in diesem Punkte vorgearbeitet. Indem er nämlich seine spanischen Abentheuer schilderte und sich dabei von Gottes und Rechtswegen in ein ungemein günstiges [Fortsetzung] Neue Rheinische Zeitung Organ der Demokratie. No 103. Köln, Freitag den 15. September. 1848. Bestellungen für das nächste Quartal, Oktober bis Dezember, wolle man baldigst machen. Alle Postämter Deutschlands nehmen Bestellungen an. Für Frankreich übernehmen Abonnements Hr. G. A. Alexander, Nr. 28 Brandgasse in Straßburg, und Nr. 23 Rue Notre-Dame de Nazareth in Paris, so wie das königl. Ober-Postamt in Aachen; für England die Herren J. J. Ewer et Comp. 72 Newgate-Street in London; für Belgien und Holland die resp. königl. Brief-Postämter und das Postbureau in Lüttich. Abonnementspreis in Köln vierteljährlich 1 Thlr. 15 Sgr., in allen übrigen Orten Preußens 1 Thlr. 24 Sgr. 6 Pf. Inserate: die vierspaltige Petitzeile oder deren Raum 1 Sgr. 6 Pf. Anzeigen aller Art erlangen durch die großen Verbindungen der Zeitung die weiteste Verbreitung. In den letzten Tagen laufen in unserer Expedition mehrere Reklamationen aus der Mosel-Gegend mit Klagen über die späte und vernachlässigte Besorgung der „Neuen Rheinischen Zeitung“ ein. Die Expedition der „N. Rh. Z.“ erklärt h ermit ihren Abonnenten, daß die Zeitung auf's pünktlichste versandt wird; fordert aber die Postbehörden der Moselgegend auf, diesem Gegenstand ihre besondere Aufmerksamkeit zu schenken und unsere Zeitung so pünktlich als andere Blätter zu expediren. Fernere Reklamationen bitten wir an die nächste Postanstalt zu richten. H. Korff, Gerant der „N. Rhein. Ztg.“ Uebersicht. Deutschland. Köln. (Volksversammlung und Sicherheitsausschuß). Frankfurt. (Nationalversammlung. ‒ Die Chancen des Waffenstillstands). Berlin. (Die Krise). Wien. (Gesetz über Aufhebung der Feudallasten. ‒ Handschreiben des Kaisers an Jellachich. ‒ Die Ungarn). Krefeld. (Protest. ‒ Denunzianten). Mainz. (Rückkehr der Deputation). Mannheim. (Die Amnestie und der Reichsverweser). Konstanz. (Prozesse Ficklers). Altona. (Rückmarsch der Preußen. ‒ Wrangel). Posen. (Alarmirung. ‒ Gerüchte). Ungarn.Essig. (Die ungarischen Offiziere). Kronstadt. (Ausweisung der Walachen). Französische Republik. Paris. (Arbeiterversammlung. ‒ Der Kampf in Messina. ‒ Nationalversammlung). Italien. (Der Kampf in Sizilien. ‒ Proklamation der sizilianischen Regierung. ‒ Volkssieg in Livorno. ‒ Der Großherzog selbst rückt gegen die Stadt. ‒ Italienisches Bundescomité in Turin). Dänemark. (Armeebefehl. ‒ Wahlkandidaten. ‒ Halboffizielle Glossen über preußische Zweideutigkeit). Deutschland. * Köln, 14. Sept.
Der Inhalt dieses Artikels kann aus urheberrechtlichen Gründen nicht angezeigt werden. Leben und Thaten des berühmten Ritters Schnapphahnski.
(Fortsetzung.) Das Spiel ist eine schöne Sache. Als acht- oder zehnjähriger Knabe nimmt man die Karten gewöhnlich zum ersten Male in die Hand ‒ an langen Winterabenden, wenn draußen der Schnee auf den Bergen liegt und die Flamme räthselhaft im Kamine emporsteigt, flackernd und knisternd. Man spielt „schwarzen Peter.“ ‒ Agnes, Bertha, Paul und Mathilde sitzen um den runden Tisch und wer verliert, der bekommt einen schwarzen Strich und wenn Paul drei Mal verliert, da bekommt er auch drei Striche und fängt er an zu weinen: da lacht man ihn aus und Agnes fällt ihm um den Hals und küßt ihn, trotz seines Schnurrbarts und der Abend verstreicht unter Scherz und Jubel und es gibt kein schöneres Spiel als der „schwarze Peter.“ Herr von Schnapphahnsky trieb es nicht so unschuldig. Wie wir schon erzählten, saß er in Aachen, am Grabe Karls des Großen und spielte Roulette ‒ ‒ Beiläufig bemerkt war Aachen bis in die neueste Zeit hinein ein höchst unbekannter Ort. Erst vor Kurzem wurde er durch Heinrich Heine entdeckt und nach Verdienst besungen. Die Schönheiten Aachens sind erst durch Heine recht ans Licht gekommen. Man hatte früher nur eine dunkle Ahnung davon. Man wußte nur, daß Karl der Große seliger, dort verstorben und vergraben sei, daß die Bauern der Umgegend alle sieben Jahre zu der Kunstausstellung des heiligen Hemdes und die Bonner Studenten jeden Sonntag zu dem natur-grünen Tische der Redoute wallfahrteten ‒ die Bauern, um mit reuigem Herzen, mit verzückten Augen und gebeugten Knieen vor dem wunderthätigen Hemde ihre Andacht zu verrichten und von Noth und Fegefeuer erlöst zu werden ‒ die Studenten, um im Schmuck der goldenen Locken an den grünen Altar der Croupiers zu treten und erst recht in Noth und Fegefeuer hineinzugerathen. Das war indeß auch Alles, was jedem Kinde von Aachen bekannt war. Aber jetzt? Man kennt jeden Lieutenant auf der Straße, man kennt den Adler über dem Posthause, man weiß genau, womit sich die Hunde, die armen langweiligen Hunde in Aachen beschäftigen. Genug, man kennt die winzigsten Kleinigkeiten und wenn der ehrwürdigen Stadt jemals etwas Menschliches passiren sollte, wenn sie je einmal unterginge durch Pestilenz, Brand oder Hunger: da wird man nur Heine's Wintermährchen aufzuschlagen haben, um den Feuer- oder Lebens-Versicherungs-Gesellschaften die beste Anleitung zu geben, in welcher Weise sie das Zerstörte zu ersetzen haben, sei es an Häusern, Menschen oder Vieh. Nie hatte Aachen glänzendere Tage, als bei der Anwesenheit des Herrn von Schnapphanski. Der edle Ritter ließ die Aachener Bank aber auch gehörig für die Ehre seines Besuches zahlen und mit gefüllter Kriegskasse reiste er dann nach München. Meine Leser werden mich fragen, weswegen der edle Ritter nicht nach Berlin zurückkehrte? ‒ Wenn man lange Zeit in Spanien gewesen ist, und den heimischen Boden wieder betritt, da eilt man doch gewöhnlich nach dem Orte, der einem am meisten theuer ist. Meine Leser haben Recht. Aber ich theilte ihnen in meinen frühern Skizzen irrthümlich mit, daß sich Herr von Schnapphahnski, nach jener fatalen Diamantengeschichte nur so ganz zufällig aus dem Staube gemacht habe. ‒ Aus sehr guter Quelle habe ich seitdem erfahren, daß sich die Sache etwas anders verhielt. Der edle Ritter kaufte nämlich die fraglichen Diamanten nicht in seinem Namen, sondern für Rechnung des unsterblichen Gottes, Zeus Kronion. Zeus Kronion wußte natürlich nichts von der Geschichte und als er nach einiger Zeit die Nota des Hof-Juweliers erhielt und sich davon überzeugte, daß Herr von Schnapphahnski seinen, den unsterblichen Namen des Gottes auf eine schmähliche Weise mißbraucht hatte, da verstieß Zeus den edlen Ritter aus dem Olymp, d. h. aus Berlin und drohte ihm, wie schon früher erzählt mit Donner und Blitz, mit Spandau und Magdeburg, wenn er sich je wieder unter den Linden blicken lasse. Unser Held hatte daher die triftigsten Gründe nicht nach Berlin, sondern nach München zu reisen. Nicht ohne Zittern und Zagen geschah indeß diese Reise. Denn wenn in München auch nicht wie in Berlin, jeder Gardelieutenant mit dem Finger auf unseren Ritter zeigen und seinen Kameraden fragen konnte, ob jener Herr v. Schnapphahnski derselbe Schnapphahnski sei, der einst die schriftliche Erklärung gab, daß er sich in der berühmten Liebesaffaire mit Carlotta höchst unzweideutig benommen habe, so war doch wenigstens immer die Möglichkeit vorhanden, daß dem edlen Ritter selbst in dem bairischen Babylon ein Lakai des Grafen S. aus O. in Schlesien begegnete und Herr v. Schnapphahnski hatte nun einmal eine entschiedene Abneigung vor den Haselstöcken dieser Ungeschlachten. „Und nähmst du die Flügel der Morgenröthe und bettetest dich am äußersten Meere, die Arme der Lakaien aus O. in Schlesien können dich doch noch erreichen!“ ‒ Also dachte unser Ritter und es versteht sich von selbst, daß er auch in München nicht auf der Stelle mit der alten Keckheit aufzutreten wagte. Jedenfalls that er das was auch jeder andere vernünftige Mensch in seinem eignen wohlverstandenen Interesse gethan haben würde. Er suchte nämlich seinem Erscheinen in München vor allen Dingen einen angenehmen Geruch vorhergehen zu lassen, um auf diese Weise jeder möglichen Gefahr wenigstens in etwa vorzubeugen. Der sinnreiche Junker hatte bereits durch die Herausgabe seiner Memoiren ein gewaltiges Stück in diesem Punkte vorgearbeitet. Indem er nämlich seine spanischen Abentheuer schilderte und sich dabei von Gottes und Rechtswegen in ein ungemein günstiges [Fortsetzung] <TEI> <text> <pb facs="#f0001" n="0513"/> <front> <titlePage type="heading"> <titlePart type="main">Neue Rheinische Zeitung</titlePart> <titlePart type="sub">Organ der Demokratie.</titlePart> <docImprint> <docDate>No 103. Köln, Freitag den 15. September. 1848.</docDate> </docImprint> </titlePage> </front> <body> <div type="jExpedition"> <p>Bestellungen für das nächste Quartal, Oktober bis Dezember, wolle man baldigst machen. Alle Postämter Deutschlands nehmen Bestellungen an.</p> <p>Für Frankreich übernehmen Abonnements Hr. G. A. Alexander, Nr. 28 Brandgasse in Straßburg, und Nr. 23 Rue Notre-Dame de Nazareth in Paris, so wie das königl. Ober-Postamt in Aachen; für England die Herren J. J. Ewer et Comp. 72 Newgate-Street in London; für Belgien und Holland die resp. königl. Brief-Postämter und das Postbureau in Lüttich.</p> <p><hi rendition="#g">Abonnementspreis</hi> in Köln vierteljährlich 1 Thlr. 15 Sgr., in allen übrigen Orten Preußens 1 Thlr. 24 Sgr. 6 Pf. <hi rendition="#g">Inserate:</hi> die vierspaltige Petitzeile oder deren Raum 1 Sgr. 6 Pf.</p> <p>Anzeigen aller Art erlangen durch die großen Verbindungen der Zeitung die weiteste Verbreitung.</p> </div> <div n="1"> <div xml:id="ar103_001" type="jArticle"> <p>In den letzten Tagen laufen in unserer Expedition mehrere Reklamationen aus der Mosel-Gegend mit Klagen über die späte und vernachlässigte Besorgung der „Neuen Rheinischen Zeitung“ ein. Die Expedition der „N. Rh. Z.“ erklärt h ermit ihren Abonnenten, daß die Zeitung auf's pünktlichste versandt wird; fordert aber die Postbehörden der Moselgegend auf, diesem Gegenstand ihre besondere Aufmerksamkeit zu schenken und unsere Zeitung so pünktlich als andere Blätter zu expediren.</p> <p>Fernere Reklamationen bitten wir an die nächste Postanstalt zu richten.</p> <p> <hi rendition="#g">H. Korff,</hi> </p> <p>Gerant der „N. Rhein. Ztg.“</p> </div> </div> <div type="contents" n="1"> <head>Uebersicht.</head> <p><hi rendition="#g">Deutschland.</hi> Köln. (Volksversammlung und Sicherheitsausschuß). Frankfurt. (Nationalversammlung. ‒ Die Chancen des Waffenstillstands). Berlin. (Die Krise). Wien. (Gesetz über Aufhebung der Feudallasten. ‒ Handschreiben des Kaisers an Jellachich. ‒ Die Ungarn). Krefeld. (Protest. ‒ Denunzianten). Mainz. (Rückkehr der Deputation). Mannheim. (Die Amnestie und der Reichsverweser). Konstanz. (Prozesse Ficklers). Altona. (Rückmarsch der Preußen. ‒ Wrangel). Posen. 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Man spielt „schwarzen Peter.“ ‒ Agnes, Bertha, Paul und Mathilde sitzen um den runden Tisch und wer verliert, der bekommt einen schwarzen Strich und wenn Paul drei Mal verliert, da bekommt er auch drei Striche und fängt er an zu weinen: da lacht man ihn aus und Agnes fällt ihm um den Hals und küßt ihn, trotz seines Schnurrbarts und der Abend verstreicht unter Scherz und Jubel und es gibt kein schöneres Spiel als der „schwarze Peter.“</p> <p>Herr von Schnapphahnsky trieb es nicht so unschuldig. Wie wir schon erzählten, saß er in Aachen, am Grabe Karls des Großen und spielte Roulette ‒ ‒ </p> <p>Beiläufig bemerkt war Aachen bis in die neueste Zeit hinein ein höchst unbekannter Ort. Erst vor Kurzem wurde er durch Heinrich Heine entdeckt und nach Verdienst besungen. Die Schönheiten Aachens sind erst durch Heine recht ans Licht gekommen. Man hatte früher nur eine dunkle Ahnung davon. Man wußte nur, daß Karl der Große seliger, dort verstorben und vergraben sei, daß die Bauern der Umgegend alle sieben Jahre zu der Kunstausstellung des heiligen Hemdes und die Bonner Studenten jeden Sonntag zu dem natur-grünen Tische der Redoute wallfahrteten ‒ die Bauern, um mit reuigem Herzen, mit verzückten Augen und gebeugten Knieen vor dem wunderthätigen Hemde ihre Andacht zu verrichten und von Noth und Fegefeuer erlöst zu werden ‒ die Studenten, um im Schmuck der goldenen Locken an den grünen Altar der Croupiers zu treten und erst recht in Noth und Fegefeuer hineinzugerathen. Das war indeß auch Alles, was jedem Kinde von Aachen bekannt war. Aber jetzt? Man kennt jeden Lieutenant auf der Straße, man kennt den Adler über dem Posthause, man weiß genau, womit sich die Hunde, die armen langweiligen Hunde in Aachen beschäftigen. Genug, man kennt die winzigsten Kleinigkeiten und wenn der ehrwürdigen Stadt jemals etwas Menschliches passiren sollte, wenn sie je einmal unterginge durch Pestilenz, Brand oder Hunger: da wird man nur Heine's Wintermährchen aufzuschlagen haben, um den Feuer- oder Lebens-Versicherungs-Gesellschaften die beste Anleitung zu geben, in welcher Weise sie das Zerstörte zu ersetzen haben, sei es an Häusern, Menschen oder Vieh. </p> <p>Nie hatte Aachen glänzendere Tage, als bei der Anwesenheit des Herrn von Schnapphanski. Der edle Ritter ließ die Aachener Bank aber auch gehörig für die Ehre seines Besuches zahlen und mit gefüllter Kriegskasse reiste er dann nach München.</p> <p>Meine Leser werden mich fragen, weswegen der edle Ritter nicht nach Berlin zurückkehrte? ‒ Wenn man lange Zeit in Spanien gewesen ist, und den heimischen Boden wieder betritt, da eilt man doch gewöhnlich nach dem Orte, der einem am meisten theuer ist. Meine Leser haben Recht. Aber ich theilte ihnen in meinen frühern Skizzen irrthümlich mit, daß sich Herr von Schnapphahnski, nach jener fatalen Diamantengeschichte nur so ganz zufällig aus dem Staube gemacht habe. ‒ Aus sehr guter Quelle habe ich seitdem erfahren, daß sich die Sache etwas anders verhielt. Der edle Ritter kaufte nämlich die fraglichen Diamanten nicht in seinem Namen, sondern für Rechnung des unsterblichen Gottes, Zeus Kronion. Zeus Kronion wußte natürlich nichts von der Geschichte und als er nach einiger Zeit die Nota des Hof-Juweliers erhielt und sich davon überzeugte, daß Herr von Schnapphahnski seinen, den unsterblichen Namen des Gottes auf eine schmähliche Weise mißbraucht hatte, da verstieß Zeus den edlen Ritter aus dem Olymp, d. h. aus Berlin und drohte ihm, wie schon früher erzählt mit Donner und Blitz, mit Spandau und Magdeburg, wenn er sich je wieder unter den Linden blicken lasse.</p> <p>Unser Held hatte daher die triftigsten Gründe nicht nach Berlin, sondern nach München zu reisen. Nicht ohne Zittern und Zagen geschah indeß diese Reise. Denn wenn in München auch nicht wie in Berlin, jeder Gardelieutenant mit dem Finger auf unseren Ritter zeigen und seinen Kameraden fragen konnte, ob jener Herr v. Schnapphahnski derselbe Schnapphahnski sei, der einst die schriftliche Erklärung gab, daß er sich in der berühmten Liebesaffaire mit Carlotta höchst unzweideutig benommen habe, so war doch wenigstens immer die Möglichkeit vorhanden, daß dem edlen Ritter selbst in dem bairischen Babylon ein Lakai des Grafen S. aus O. in Schlesien begegnete und Herr v. Schnapphahnski hatte nun einmal eine entschiedene Abneigung vor den Haselstöcken dieser Ungeschlachten. „Und nähmst du die Flügel der Morgenröthe und bettetest dich am äußersten Meere, die Arme der Lakaien aus O. in Schlesien können dich doch noch erreichen!“ ‒ Also dachte unser Ritter und es versteht sich von selbst, daß er auch in München nicht auf der Stelle mit der alten Keckheit aufzutreten wagte.</p> <p>Jedenfalls that er das was auch jeder andere vernünftige Mensch in seinem eignen wohlverstandenen Interesse gethan haben würde. Er suchte nämlich seinem Erscheinen in München vor allen Dingen einen angenehmen Geruch vorhergehen zu lassen, um auf diese Weise jeder möglichen Gefahr wenigstens in etwa vorzubeugen.</p> <p>Der sinnreiche Junker hatte bereits durch die Herausgabe seiner Memoiren ein gewaltiges Stück in diesem Punkte vorgearbeitet. 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Neue Rheinische Zeitung Organ der Demokratie. No 103. Köln, Freitag den 15. September. 1848. Bestellungen für das nächste Quartal, Oktober bis Dezember, wolle man baldigst machen. Alle Postämter Deutschlands nehmen Bestellungen an.
Für Frankreich übernehmen Abonnements Hr. G. A. Alexander, Nr. 28 Brandgasse in Straßburg, und Nr. 23 Rue Notre-Dame de Nazareth in Paris, so wie das königl. Ober-Postamt in Aachen; für England die Herren J. J. Ewer et Comp. 72 Newgate-Street in London; für Belgien und Holland die resp. königl. Brief-Postämter und das Postbureau in Lüttich.
Abonnementspreis in Köln vierteljährlich 1 Thlr. 15 Sgr., in allen übrigen Orten Preußens 1 Thlr. 24 Sgr. 6 Pf. Inserate: die vierspaltige Petitzeile oder deren Raum 1 Sgr. 6 Pf.
Anzeigen aller Art erlangen durch die großen Verbindungen der Zeitung die weiteste Verbreitung.
In den letzten Tagen laufen in unserer Expedition mehrere Reklamationen aus der Mosel-Gegend mit Klagen über die späte und vernachlässigte Besorgung der „Neuen Rheinischen Zeitung“ ein. Die Expedition der „N. Rh. Z.“ erklärt h ermit ihren Abonnenten, daß die Zeitung auf's pünktlichste versandt wird; fordert aber die Postbehörden der Moselgegend auf, diesem Gegenstand ihre besondere Aufmerksamkeit zu schenken und unsere Zeitung so pünktlich als andere Blätter zu expediren.
Fernere Reklamationen bitten wir an die nächste Postanstalt zu richten.
H. Korff,
Gerant der „N. Rhein. Ztg.“
Uebersicht. Deutschland. Köln. (Volksversammlung und Sicherheitsausschuß). Frankfurt. (Nationalversammlung. ‒ Die Chancen des Waffenstillstands). Berlin. (Die Krise). Wien. (Gesetz über Aufhebung der Feudallasten. ‒ Handschreiben des Kaisers an Jellachich. ‒ Die Ungarn). Krefeld. (Protest. ‒ Denunzianten). Mainz. (Rückkehr der Deputation). Mannheim. (Die Amnestie und der Reichsverweser). Konstanz. (Prozesse Ficklers). Altona. (Rückmarsch der Preußen. ‒ Wrangel). Posen. (Alarmirung. ‒ Gerüchte).
Ungarn.Essig. (Die ungarischen Offiziere). Kronstadt. (Ausweisung der Walachen).
Französische Republik. Paris. (Arbeiterversammlung. ‒ Der Kampf in Messina. ‒ Nationalversammlung).
Italien. (Der Kampf in Sizilien. ‒ Proklamation der sizilianischen Regierung. ‒ Volkssieg in Livorno. ‒ Der Großherzog selbst rückt gegen die Stadt. ‒ Italienisches Bundescomité in Turin).
Dänemark. (Armeebefehl. ‒ Wahlkandidaten. ‒ Halboffizielle Glossen über preußische Zweideutigkeit).
Deutschland. * Köln, 14. Sept. _ Leben und Thaten des berühmten Ritters Schnapphahnski. (Fortsetzung.)
Das Spiel ist eine schöne Sache.
Als acht- oder zehnjähriger Knabe nimmt man die Karten gewöhnlich zum ersten Male in die Hand ‒ an langen Winterabenden, wenn draußen der Schnee auf den Bergen liegt und die Flamme räthselhaft im Kamine emporsteigt, flackernd und knisternd. Man spielt „schwarzen Peter.“ ‒ Agnes, Bertha, Paul und Mathilde sitzen um den runden Tisch und wer verliert, der bekommt einen schwarzen Strich und wenn Paul drei Mal verliert, da bekommt er auch drei Striche und fängt er an zu weinen: da lacht man ihn aus und Agnes fällt ihm um den Hals und küßt ihn, trotz seines Schnurrbarts und der Abend verstreicht unter Scherz und Jubel und es gibt kein schöneres Spiel als der „schwarze Peter.“
Herr von Schnapphahnsky trieb es nicht so unschuldig. Wie wir schon erzählten, saß er in Aachen, am Grabe Karls des Großen und spielte Roulette ‒ ‒
Beiläufig bemerkt war Aachen bis in die neueste Zeit hinein ein höchst unbekannter Ort. Erst vor Kurzem wurde er durch Heinrich Heine entdeckt und nach Verdienst besungen. Die Schönheiten Aachens sind erst durch Heine recht ans Licht gekommen. Man hatte früher nur eine dunkle Ahnung davon. Man wußte nur, daß Karl der Große seliger, dort verstorben und vergraben sei, daß die Bauern der Umgegend alle sieben Jahre zu der Kunstausstellung des heiligen Hemdes und die Bonner Studenten jeden Sonntag zu dem natur-grünen Tische der Redoute wallfahrteten ‒ die Bauern, um mit reuigem Herzen, mit verzückten Augen und gebeugten Knieen vor dem wunderthätigen Hemde ihre Andacht zu verrichten und von Noth und Fegefeuer erlöst zu werden ‒ die Studenten, um im Schmuck der goldenen Locken an den grünen Altar der Croupiers zu treten und erst recht in Noth und Fegefeuer hineinzugerathen. Das war indeß auch Alles, was jedem Kinde von Aachen bekannt war. Aber jetzt? Man kennt jeden Lieutenant auf der Straße, man kennt den Adler über dem Posthause, man weiß genau, womit sich die Hunde, die armen langweiligen Hunde in Aachen beschäftigen. Genug, man kennt die winzigsten Kleinigkeiten und wenn der ehrwürdigen Stadt jemals etwas Menschliches passiren sollte, wenn sie je einmal unterginge durch Pestilenz, Brand oder Hunger: da wird man nur Heine's Wintermährchen aufzuschlagen haben, um den Feuer- oder Lebens-Versicherungs-Gesellschaften die beste Anleitung zu geben, in welcher Weise sie das Zerstörte zu ersetzen haben, sei es an Häusern, Menschen oder Vieh.
Nie hatte Aachen glänzendere Tage, als bei der Anwesenheit des Herrn von Schnapphanski. Der edle Ritter ließ die Aachener Bank aber auch gehörig für die Ehre seines Besuches zahlen und mit gefüllter Kriegskasse reiste er dann nach München.
Meine Leser werden mich fragen, weswegen der edle Ritter nicht nach Berlin zurückkehrte? ‒ Wenn man lange Zeit in Spanien gewesen ist, und den heimischen Boden wieder betritt, da eilt man doch gewöhnlich nach dem Orte, der einem am meisten theuer ist. Meine Leser haben Recht. Aber ich theilte ihnen in meinen frühern Skizzen irrthümlich mit, daß sich Herr von Schnapphahnski, nach jener fatalen Diamantengeschichte nur so ganz zufällig aus dem Staube gemacht habe. ‒ Aus sehr guter Quelle habe ich seitdem erfahren, daß sich die Sache etwas anders verhielt. Der edle Ritter kaufte nämlich die fraglichen Diamanten nicht in seinem Namen, sondern für Rechnung des unsterblichen Gottes, Zeus Kronion. Zeus Kronion wußte natürlich nichts von der Geschichte und als er nach einiger Zeit die Nota des Hof-Juweliers erhielt und sich davon überzeugte, daß Herr von Schnapphahnski seinen, den unsterblichen Namen des Gottes auf eine schmähliche Weise mißbraucht hatte, da verstieß Zeus den edlen Ritter aus dem Olymp, d. h. aus Berlin und drohte ihm, wie schon früher erzählt mit Donner und Blitz, mit Spandau und Magdeburg, wenn er sich je wieder unter den Linden blicken lasse.
Unser Held hatte daher die triftigsten Gründe nicht nach Berlin, sondern nach München zu reisen. Nicht ohne Zittern und Zagen geschah indeß diese Reise. Denn wenn in München auch nicht wie in Berlin, jeder Gardelieutenant mit dem Finger auf unseren Ritter zeigen und seinen Kameraden fragen konnte, ob jener Herr v. Schnapphahnski derselbe Schnapphahnski sei, der einst die schriftliche Erklärung gab, daß er sich in der berühmten Liebesaffaire mit Carlotta höchst unzweideutig benommen habe, so war doch wenigstens immer die Möglichkeit vorhanden, daß dem edlen Ritter selbst in dem bairischen Babylon ein Lakai des Grafen S. aus O. in Schlesien begegnete und Herr v. Schnapphahnski hatte nun einmal eine entschiedene Abneigung vor den Haselstöcken dieser Ungeschlachten. „Und nähmst du die Flügel der Morgenröthe und bettetest dich am äußersten Meere, die Arme der Lakaien aus O. in Schlesien können dich doch noch erreichen!“ ‒ Also dachte unser Ritter und es versteht sich von selbst, daß er auch in München nicht auf der Stelle mit der alten Keckheit aufzutreten wagte.
Jedenfalls that er das was auch jeder andere vernünftige Mensch in seinem eignen wohlverstandenen Interesse gethan haben würde. Er suchte nämlich seinem Erscheinen in München vor allen Dingen einen angenehmen Geruch vorhergehen zu lassen, um auf diese Weise jeder möglichen Gefahr wenigstens in etwa vorzubeugen.
Der sinnreiche Junker hatte bereits durch die Herausgabe seiner Memoiren ein gewaltiges Stück in diesem Punkte vorgearbeitet. Indem er nämlich seine spanischen Abentheuer schilderte und sich dabei von Gottes und Rechtswegen in ein ungemein günstiges [Fortsetzung]
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