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Neue Rheinische Zeitung. Nr. 123. Köln, 22. Oktober 1848. Zweite Ausgabe.

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zur Vertheidigung Wien's nicht nur unsere Zustimmung gegeben, sondern auch die Initiative ergriffen haben, und daß unsere Rechtfertigung darin besteht, weil wir Wien für den Mittelpunkt der Gesammtinteressen aller Völker Oesterreich's halten müssen. 2) Unsere Rechtfertigung besteht auch in der thatsächlichen Nothwendigkeit der Vertheidigung, weil wir vor den Thoren durch Armeen bedroht sind. Wir wollen historisch (Pergament und Leder) darstellen, was wir alles zur friedlichen Beilegung versucht haben; wir wollen ebenso historisch (warum nicht mythologisch, begelisch, deutsch-katholisch u. s. w.?) ausführen, was vor den Thoren geschehen, daß sogar Mitglieder des Reichstags angehalten und beschimpft worden sind; (warum wird dieses Aeußerste so lange verheimlicht?) daß unser Ultimatum an den kommandirenden General ohne Antwort geblieben ist (Ihr armen Schlucker, erwartet die Antwort vom Volke!) u. s. w. Wir müssen entwickeln, daß uns Gefahr droht, das müssen wir den Völkern Oesterreich's kund geben. (Bravo.) Sie werden euch in eurer historischen Entwicklung gar bald noch verwickeln.)

Wioland will eine Eingabe des ersten demokratischen Frauenvereins verlesen.

Schuselka: Ich habe dieselbe, sie enthält die Forderung zum Aufruf des Landsturms; ich werde sie sogleich verlesen.

Violand: Ich bin ein Freund der Entschiedenheit. Wir müssen Jellachich als unsern entschiedenen Feind ansehen; er ist ein kroatischer Heerführer, der hier nichts zu thun hat; er entwaffnet die Nationalgarde, läßt die Briefe auffangen und erlaubt sich jede Ungebühr. In Prag ist ein Plakat erschienen, welches sagt, daß Windischgrätz mit Truppen nach Wien aufgebrochen sei; wir können nicht so lange warten, bis wir gänzlich umzingelt worden sind. Das ganze Volk ist einig, es weiß, daß es mit Feinden zu thun hat. Bieten wir daher den Landsturm auf. Wenn wir die Revolution vom 6. anerkennen, so genügt es nicht, blos zu protestiren, wir müssen das Volk auffordern, sich um Wien zu schaaren; wir müssen diesen Aufruf dem Kaiser mittheilen und wir werden dadurch nicht nur größeres Blutvergießen ersparen, sondern auch imponiren. Das ganze Land wird für uns sein. (Ungeheueres Bravo mit Applaudiren, namentlich von den Gallerien, die der Präsident zur Ruhe ermahnt.) Laßt uns mit dem Volke stehen oder fallen! (Erneutes Bravo. Zischen).

Ziemialkowski: Ich habe einen Bericht aus Krakau erhulten; die Bureaukratie verbreitet in Galizien die abscheulichsten Bosheiten, sie verschreit den Reichstag als reaktionär. Ich trete dem Antrag der Kommission bei.

Borrosch (im demokratischen Pfaffenton): Kraft und Besonnenheit führen zum Siege; in der Vertheidigung, im O'Connelismus liegt die Stärke der Kammer. (Mit der gesteigerten Feierlichkeit eines Magnetisirten). Eine Proklamation und ein Bauernaufruf sind ein Widerspruch, in dem letzten liegt eine neue Revolution. Ich bin bereit zu stehen oder zu fallen; die Revolution und Reaktion arbeiten in fortwährerdem Kampfe, die Konstitution wird der Friedensengel sein; bis dahin bleibt die Revolution permanent. Dieses klar erkennen, ist die Pflicht des Reichstags. Ist das Haus bestimmt zu fallen, so falle es seiner würdig. Wir müssen alle gesetzliche Mittel erschöpft haben, bevor wir zu Anderem greifen; darum bin ich gegen den Aufruf. Zu Ungarn hat der Bauernaufstand eine andere Bedeutung, als hier; dort ist der Bauer arm, die Bevölkerung dünn; ich muß bedauern, wenn man Wien mit dem Landsturm retten will. Durch ein allzuschnelles Herausfordern der Reaktion gehen wir der Militärdiktatur entgegen, während wir sonst alle Hoffnung haben, die Freiheit zu retten.

Sierakowski: Der von uns an die Völker Oesterreichs erlassene Aufruf ist in Galizien ganz unbekannt geblieben. Die Gouverneure, die Bureaukratie, die Post haben ihn überall unterdrückt und nicht ankommen lassen; ich stelle daher den Antrag, daß alle solche Gouverneure u. s. w. für Landesverräther erklärt werden. (Bravo!)

Violand: Der Aufruf des Landsturms ist nichts Ungesetzliches, er ist kein Aufstand. Haben wir einmal gesagt, Wien solle vertheidigt und befestigt werden, so können wir auch weiter gehen und zu dieser Vertheidigung 20,000 Bauern herbeirufen.

Borrosch: Ich habe nicht von Ungesetzlichem Gesprochen. Die Revolution vom 6. war eine vollkommen berechtigte, weil man den nationalen (nur darum?) Gefühlen der Wiener Bevölkerung nicht Rechnung getragen. Unsere Aufgabe bleibe die, daß wir nicht den Militairdespotismus erhalten, und in dieser Beziehung hat der Reichstag Energie gezeigt. Hätten wir Auersperg angegriffen, so würden tausende gefallen sein. Sind wir denn heute schwächer? Gewiß nicht. (?) Lassen wir noch einige Tage sich hinziehen, dann werden die Provinzen antworten.

Potocki, des wahnsinnig gewordenen Lubomirski Busenfreund: Was soll ein Aufruf an die Provinzen?

Schuselka fragt, ob er noch einmal sagen solle, was der Ausschuß vorschlage. (Nein, nein;)

Potoki: Wenn ausgeführt wird, was wir für den Frieden gethan, dann bin ich mit dem Ausschuß einverstanden; meint man aber einen Aufruf zu den Waffen, dann muß ich an 1846 erinnern. Wir können keine ähnliche Scenen hervorrufen wollen; ich muß immer ein freier Sohn meines Vaterlandes bleiben können, auch wenn es sich von Gesammtinteressen handelt. Wer die Verhältnisse Galiziens kennt, wird mir nicht Unrecht geben. (Einige Bravo's.)

Schuselka: Die Aufrufung des Landsturms ist weder zweck-zweckmäßig, noch gewissenhaft (Bravo aller Esel) das größte Unglück wird daraus erfolgen. (Bravo aller Esel.) Ich habe noch nicht die Ueberzeugung der Gesetzmäßigkeit der Nothwehr. Schon jetzt leiden wir Mangel an Lebensmitteln, woher sollen wir Massen ernähren? (Kommt davon, wenn Esel und Verräther die Kunktatoren machen.) Ich würde tausend und tausend Sturmpetitionen mich entgegenstemmen. (Eine ordentliche Ohrfeige genügte, dich Lügen zu strafen.) Ich habe keine Furcht vor der stürmenden Partei. (Bravo) Der Reichstag muß erklären, daß er lieber sterben will, als seine Gesinnung ändern. Obwohl der Ausschuß keinen Aufruf zu den Waffen will, so kann doch nicht vermieden werden, daß von Waffen geredet wird; wir fordern die Provinzen nur auf, einsehen lernen zu wollen (!!!), daß Wien Schutz verdiene. Mit Sierakowski stimme ich von Herzen überein, wir dürfen es aber hier nicht aussprechen.

Violand: Ich nehme meinen Antrag zurück, weil ich keinen Zwiespalt veranlassen will, ich behalte aber meine Ueberzeugung. (Schwachmatikus.)

Es wird angenommen, daß der Ausschuß die Proklamation abfasse.

Schuselka: Das Ministerium (wo ist es?) muß aufgefordert werden, die galizischen und andern Behörden zu ersuchen, alle Beschlüsse des Reichstags zu veröffentlichen und das Briefgeheimniß zu wahren. (Angenommen. Sierakowski's Antrag kommt daher nicht zur Abstimmung. O sancta simplicitas!

Schuselka verliest die Eingabe der Frauen. Sie ist im entschiedensten Sinne abgefaßt. - "Unsere Wünsche und die unserer Brüder," heißt es, "sind eins. Der Reichstag ergreife mit energischer Kraft die Zügel der Regierung, bevor es zu spät ist. Er biete den Landsturm auf, wir werden helfen, den Sieg zu erkämpfen. Es gilt zu handeln, wir dürfen mit Reden nicht länger säumen." - Eine große Anzahl von Frauenunterschriften bedeckt die Eingabe. Schon während sie verlesen wird und namentlich am Schluß erröthen weder die Elenden im Reichstage, noch die Elenden auf den Journalistenbänken - zu lachen.

Die linke Deputation des Frankfurter Froschteichs macht hier nicht das geringste Aufsehen. Doch es ist eine Schande, daß Deutschland um Wien herumliegt und es mit Flachköpfigkeit und Mattherzigkeit in seinem Todeskampfe bloß anglotzt, Deutschlands Revolution ist vom Wiener Volke geboren worden. Mit der Freiheit Wiens ist der Absolutismus in Europa ferner unmöglich. Darum laßt Wien nicht untergehen, fabelhaft erbärmliches Volk der Deutschen! Ich ersuche Ihr Blatt, zu Gunsten der akademischen Legion und Arbeiter eine Subscription zu eröffnen.

Zum Vergnügen der deutschen Idioten sende ich Ihnen folgenden Tagesbefehl.

Indem die mobilen Corps das Feldlager vom Belvedere beziehen, habe ich für die ubrige Garde folgende Befehle und Anordnungen zu erlassen.

Erstens: Die Herren Bezirks-Commandanten haften mir für die Ueberwachung ihres ganzen Bezirkes. Sie müssen mit ihren eigenen Kräften für die Befestigung der äußern Linien und Thore wirken.

Zweitens: An den Thoren darf, solange von mir kein weiterer Befehl erlassen wird, die Zufuhr und der Personenverkehr keinerlei Störung erleiden.

Drittens: Die Bezirke Leopoldstadt, Landstraße, Wieden erhalten von morgen an die nöthigen Verpflegsgelder aus der Operationskasse im Belvedere, die übrigen Bezirke dagegen vom Gemeinderathe.

Viertens: Zur Vermeidung möglicher Störungen in der Verpflegung haben sämmtliche Herren Bezirks-Chefs noch heute ein Verlagsquantum von 1000 Gulden zu erheben.

Fünftens: Ich befehle und verordne, daß die Bedeckung des Hauptquartiers in folgender Art gebildet werde:

a) Aus je 4 Garden von allen Kompagnien und je 8 Garden aus jeder Escadron, sämmtlich entschlossene muthige Männer. Sie werden den Titel "Garden des Hauptquartiers" fuhren. Ihnen ist die Vertheidigung des Hauptquartiers anvertraut. Ich werde ein besonderes Abzeichen für sie bekannt geben. Die Herrn Bezirks-Chefs haben sogleich nach Erhalt dieses Befehls ihre sämmtlichen Garden ohne allarmiren zu versammeln, und diese 4 Vertrauensmänner auswählen zu lassen. Sie müssen bei persönlicher strenger Verantwortung der Herren Bezirks-Chefs, von mir und dem hohen Reichstage, bis 6 Uhr Abends zuverlässig im Lager eingetroffen sein, und sich in der Feld-Adjudantur gemeldet haben. - Sie treten sogleich in die Verpflegung des Hauptquartiers.

b) Die akademische Legion gibt zu der Bedeckung des Hauptquartiers eine vollständige Kompagnie mit ihren Offizieren, und wird nich abgelöst.

c) Eine Kompagnie, gebildet aus Vertrauensmännern von allen mobilen Korps

d) Aus je einem Zuge der steierischen Schützen, der Brünner Freiwilligen und der polnischen Legion.

Verpflegung der akademischen Legion.

Da die gesammte akademischen Legion lagert, so erhält sie auch daselbst ihre Verpflegung, und zwar derart:

Die Herren Officiere nach ihrem Range wie die übrigen.

Die Legionärs für den Kopf gleich den andern nur 25 Kreuzer. Ihr Bewußtsein wird ihnen die materielle Verkürzung ihrer entschiedensten Verdienste ersetzen.

Bis 6 Uhr Abends haben die Herren Bezirks-Chefs einen Herrn Offizier mit zwei [unleserliches Material] enden Ordonanzen, welche vor drei Tagen nicht abgelöst werden, ebenfalls unfehlbar in das Lager eintreffen machen. Alle diese Herren haben sich bei dem Platz-Hauptmann Du Bein zu melden und unterstehen den höheren Befehlen des Fed-Adjutanten Hauptmann Fenneberg.

Die beim Antritte meines Commando's aus der Wahl der Herren Bezirks-Chefs hervorgegangen und vom hohen Reichstags-Ausschusse bestätigten drei Stellvertreter des Ober-Commandanten: Herrn Oberst Schaumburg, Herr Hauptmann Thurn und Herr Commandant Aigner haben sich gleichfalls bis Abends im Lager einzufinden. Sie haben sich daselbst mit einem Adjutanten und zwei Ordonanzen versehen zu lassen, und werden morgen bei den in Schlachtordnung befindlichen Truppen, Commando's erhalten.

Als Hauptbefehle und Verordnungen mache ich Folgendes bekannt:

Bei dem Erscheinen der ungarischen Armee erfolgt die Allarmirung der Stadt auf meinen Befehl vom Lager aus. Eine weiße Rauchsäule von Sr Stephan wird nächst dem Trommelwirbel das Zeichen sein.

Hierauf haben alle Wehrmänner sich auf ihren Sammelplätzen einzufinden, die Herren Bezirks-Kommandanten die Freiwilligen aufzurufen, welche als Reserve auf das Glacis vor dem Verbrennhause mit den gehörigen Chargen abzuschicken sind.

Dort werden sie von Generalstabs-Offizieren empfangen, und als die Reserve des Lagers aufgestellt. Zur Sicherung ihrer Bezirke haben die Herren Bezirkschefs Betetten an den Außenlinien, Unterstützen und Reserven auszustellen. Die Hauptmacht bleibt in Ruhe in Bereitschaft. Auf Familienväter ist die größte von Billigkeit und Menschlichkeit gebotene Rücksicht zu nehmen. Sie sind zum patrouilliren, zum Wachtdienste im Innern der Bezirke zu verwenden.

Ich stelle die fremden Gesandten, die k. k. und Nationalgebäude, so wie das k. k. Militairgut und deren Personen unter den Schutz der Ehre des betreffenden Bezirks. Für die innere Stadt ist keinerlei Gefahr zu besorgen. Es darf demnach nicht befremden, wenn ich alles Geschütz aus der Stadt im Lager koncentrire. Von dort aus werde ich Hülfe auf die bedrohten Punkte senden.

Damit die Personen meines Hauptquartiers schon von Weitem erkennbar sind, finde ich zu verordnen: Der Ober-Commandant, der Herr General-Lieutenant Bem, Herr Artillerie-Oberst Jelowicki, und die von mir morgen ernannt werdenden Corps-Commandanten tragen weiße Reiherbüsche; alle Herren Offiziere des Generalstabes grüne Federbüsche, dazu die Feldbinde nach früherem Befehle. Der Chef des Haupt-Geschäfts-Bureau wird diese Abzeichen, so wie jene der Garde des Hauptquartiers noch heute in das Lager abliefern. Die Vertheilung daselbst erfolgt durch die Feld-Adjutantur.

So eben erhalte ich die Nachricht, daß die dritte Compagnie des Stubenviertels, unter dem Commando des Herrn Oberlieutenants Brentano, das Ansuchen stellte, sich den mobilen Corps im Lager anzuschließen. Ich fühle mich von dem ausgezeichneten Geiste dieser Compagnie auf das Angenehmste überrascht. Dieses schöne Beispiel von Hingebung wird Nachahmung finden. Ich glaube die ganze Compagnie zu ehren, indem ich ihren Führer Herrn Oberlieutenant Brentano sofort zum Hauptmann ernenne. Dieser trefflichen Compagnie wird die erste Bewachung des Hauptquartiers anvertraut.

In mehreren Bezirken hat sich der Irrthum verbreitet, als würden den unbemittelten Garden für 24stündigen Wachdienst 40 Kreuzer verabfolgt. Solches ist völlig unrichtig. Der Rückersatz darf wohl nicht angesprochen werden, aber dem Herrn Bezirks-Chef Nessel drücke ich allgemein mein tiefes Bedauern aus, daß Unbesonnene sich soweit vergaßen, ihn in kränkenden Verdacht zu ziehen.

Da ich, wie schon erwähnt, heute mein Hauptquartier in das Belvedere verlege, so belasse ich behufs des ungestörten Geschäftsverkehrs mit den hohen Behörden das Central-Geschäfts-Bureau unter Leitung des Herrn Hauptmanns Schneider in der Stallburg.

An dieses Bureau sind sonach alle amtlichen Korrespondenzen, welche nicht militärische Gegenstände betreffen, zu richten, und von da aus wird auch deren Erledigung erfolgen.

Zur Aufrechterhaltung der Disciplin sind bereits von dem hohen Reichstage Disciplinar-Verordnungen erlassen worden.

Sie werden im Laufe des Tages öffentlich bekannt gemacht werden.

Wien, am 17. Oktober 1848.

Messenhauser, provisorischer Ober-Kommandant.

* Köln, 21. Okt.

Der Eisenbahnzug, der am Freitag Morgen von Hannover abfuhr, und die Berliner Post enthielt, flog zwischen Haste und Linthorst, kurz vor Stadthagen aus den Schienen; die Lokomotive wurde in den Graben geschleudert, da aber der Tender riß, so geschah dem Zuge selbst nur in so weit Schaden, als mehrere Bagagewagen und der Postwagen zertrümmert wurden. Glücklicherweise ist kein Menschenleben dabei verloren gegangen.

An dem Orte, wo das Malheur vorfiel, waren vor einigen Tagen neue Schienen gelegt, und die Erdarbeiten in Folge dessen noch in unsicherm Zustande.

Klagen unserer Abonnenten über die vernachlässigte Beförderung der "Neuen Rheinischen Zeitung" durch die Post.

An die Expedition der "Neuen Rheinischen Zeitung in Köln

In Folge Ihres Avertissements in Nro. 102 der "Neuen Rheinischen Zeitung" richten wir unterm 9. Oktober c. ein Schreiben an Sie, worin wir Beschwerden führten über die Unregelmäßigkeit in der Lieferung und die Unterschlagung von mehreren Exemplaren der "Neuen Rheinischen Zeitung" Wir wandten uns dieserhalb schon früher einmal an die Redaktion dieser Zeitung und glaubten jetzt, da wir unsere Beschwerden wiederholten, um so sicherer eine regelmäßigere und vollständigere Lieferung besagter Zeitung erwarten zu können, aber wir sehen uns in unseren Erwartungen auf eine auffallende Weise getäuscht, indem uns die Neue Rheinische Zeitung in dem jetzt begonnenen Quartal so unregelmäßig, so mangelhaft geliefert wird, daß Einem alle Geduld ausgeht und uns eine Unterschlagung unserer Reklamationsbriefe vermuthen läßt. Auf das oben erwähnte Schreiben vom 9. d. M. lösten wir der sichern Beförderung wegen einen Rekommandationsschein ein, erwarteten aber denselben bis heute vergebens, woraus wir sicher schließen müssen, daß dasselbe unterschlagen worden ist. Wir lassen deßhalb diesen Brief unter einer anderen Adresse über Mülheim a. Rhein laufen, damit unsere Beschwerden endlich an den Ort ihrer Bestimmung gelangen werden.

Zur Begründung derselben lassen wir eine Bescheinigung der hiesigen Postexpedition folgen, mit dem Ersuchen, bei der resp. Postbehörde höhern Orts die geeigneten Schritte zu thun, damit die betreffenden Postbeamten der gerechten Strafe nicht entgehen und der anmaßenden Frechheit derselben endlich ein Ziel gesetzt wird. Im Falle Sie den quest. Brief nicht erhalten haben, was übrigens keinem Zweifel mehr obliegen kann, und die Unterschlagung desselben geeigneten Orts nicht weitre verfolgen wollen, so bitten wir Sie, uns dieses gefälligst mittheilen zu wollen, damit wir auf Grund Ihrer Erklärung und der Bescheinigung der hiesigen Postexpedition die betreffenden Postämter bei dem General-Postamt in Berlin in begründeter Weise verklagen können.

Schließlich bitten wir Sie noch, die in der eben besagten Bescheinigung angeführten Exemplare der "Neuen Rheinischen Zeitung" falls Sie dieselben noch vorräthig haben, uns nachträglich gefälligst zusenden zu wollen.

Hochachtungsvoll

Kirchberg auf'm Hunsrücken, 16. Oktober 1848.

Jul. Junk, Geometer.

Kanditat Franz Junk. Baue.

Auf Verlangen des Abonnenten der "Neuen Rheinischen Ztg.", Julius M. Junk, bescheinigt die hiesige Postexpedition, daß derselben die Nummern 31, 99, 113, 115 und die Beilagen zu Nr. 114 und 117 der "Neuen Rheinischen Zeitung" bis heute nicht geliefert worden, daß ferner die übrigen Beilagen dieser Zeitung sehr selten mit denjenigen Blättern erschienen, zu welchen sie gehörten, sondern ganz unregelmäßig und meistens einige Tage später, als sie geliefert werden mußten, und daß endlich der Abonnent etc. Junk am 9.Oktober c. einen Reklamations-Brief an die Expedition der "Neuen Rheinischen Zeitung" hier auf die Postexpedition abgegeben hat, wovon der eingelößte Recommandationsschein der hiesigen Postexpedition bis heute noch nicht zur Abgabe an etc. Funk zugesandt wurde.

Kirchberg, 16. Oktober 1848.

Post-Expedition.Bordolb.

Einer unserer Abonnenten in London beklagt sich bitter über die lüderlich Besorgung der "N. Rh. Ztg." durch die Postbehörden des Auslandes. Er behauptet, die an verschiedenen Orten aufgedruckten Poststempel führten den unwiederleglichen Beweis, daß nur die Postbehörden Schuld an aller Lüderlichkeit seien.

Wir fordern die Postbehörden des Auslandes auf, ihre Pflicht zu thun, und nicht mehr die Privat-Anstalt einiger Wenigen zu sein.

Münster-Maifeld, den 20. Oktober 1848.

- - - "Um nur eins hier anzuführen: Am 17. d. M. erhielten einzelne Ihrer Abonnenten kein Exemplar; die Beilage fehlte überall und nun heute am 20. schickten Sie an alle Abonnenten das alte Blatt vom 17. und das heutige wurde vergessen. In ihrem eigenen Interesse habe ich daher übernommen, im Namen Ihrer hiesigen Abonnenten Beschwerde zu führen, indem wir uns der Hoffnung hingeben, in Zukunft eine permanente Regelmäßigkeit in der Versendung bewirkt zu sehen.

Ihr Abonnent G."

Wir bemerken zu dieser Klage, daß von unserer Seite die Zeitung mit der größten Pünktlichkeit expedirt wird, die Schuld also auf Seiten der Post liegt. - Wir werden dagegen klagen.

Calcar, den 19. October 1848.

Am 9. d. Mts. habe ich bei dem hiesigen Post-Expediteur Hangkamer die "Neue Rheinische Zeitung" für das jetzige Quartal bestellt und bezahlt. Bis jetzt habe ich dieselbe nicht erhalten, obschon der etc. Hangkamer nach seiner Aussage wiederholt darum geschrieben hat. -

Mein Ersuchen geht nun an die verehrliche Redaktion, mich baldigst die Gründe wissen zu lassen, weshalb mir die Zeitung nicht zugekommen ist und ob vielleicht der Post-Expediteur dieselbe nicht bestellt hat.

P. J.

Die hiesige Ober-Post-Amts-Zeitungs-Expedition, die stets mit der größten Pünktlichkeit die Bestellungen für unsere Zeitung besorgt hat, bestellte das Exemplar für Calcar am 19. d. Mts.; die Schuld wird also wohl an Hrn. Hangkamer in Calcar liegen.

Unsere Abonnenten in und um Trier beschweren sich über die absichtliche Nachlässigkeit in der Besorgung unserer Zeitung durch die Post-Anstalten.

Aus Neisse in Schlesien kommt uns die Klage zu, daß unsere Zeitung förmlich nach dem Gutdünken der Post-Anstalten, - die eine Art von Censur auszuüben scheinen - häufig gar nicht, oder sehr verspätet ausgegeben wird.

Recklinghausen, den 19. October 1848.

An die Redaktion der "N. Rh. Ztg."

Zehnmal habe ich schon hier schriftlich bei der Post Reklamation eingelegt, weil die "N. Rh. Ztg." entweder ganz oder doch zeitweise ausblieb. Ist Ihnen keine dieser Reklamationen zugekummen? -

Nr. 119 ist ganz ausgeblieben und Nr. 120 erhalte ich eben Mittags 2 Uhr. Woran liegt die Schuld? (An den Postbehörden der dortigen Gegend.)

Mit vorzüglicher Hochachtung

der Ihrige W. B.

Siegen, den 20. October 1848.

Als Abonnent der "Neuen Rheinischen Zeitung" und selbst in deren Interesse muß ich mich nochmals an löbliche Direktion wenden mit der Bitte, dafür Sorge zu tragen, daß die Zeitung regelmäßig befördert wird. -

In unseren bewegten Zeiten muß den Abonnenten der öffentlichen Blätter natürlich viel daran gelegen sein, mit den Ereignissen schleunigst vertraut zu werden; es ist daher sehr unangenehm einen Tag keine Zeitung und den andern denn zwei zu erhalten.

Tritt in dieser Beziehung bei der "N. Rh. Ztge." nicht größere Pünktlichkeit ein, so werden die Abonnenten sich natürlich vermindern aber nicht mehren.

Ergebenst C. Sch.

Die Namen der Kläger sind in unserer Expedition einzusehen.

Köln, den 21. Oktober 1848.

Die Expedition der "N. Rh. Ztg."

Handels-Nachrichten. [irrelevantes Material]

zur Vertheidigung Wien's nicht nur unsere Zustimmung gegeben, sondern auch die Initiative ergriffen haben, und daß unsere Rechtfertigung darin besteht, weil wir Wien für den Mittelpunkt der Gesammtinteressen aller Völker Oesterreich's halten müssen. 2) Unsere Rechtfertigung besteht auch in der thatsächlichen Nothwendigkeit der Vertheidigung, weil wir vor den Thoren durch Armeen bedroht sind. Wir wollen historisch (Pergament und Leder) darstellen, was wir alles zur friedlichen Beilegung versucht haben; wir wollen ebenso historisch (warum nicht mythologisch, begelisch, deutsch-katholisch u. s. w.?) ausführen, was vor den Thoren geschehen, daß sogar Mitglieder des Reichstags angehalten und beschimpft worden sind; (warum wird dieses Aeußerste so lange verheimlicht?) daß unser Ultimatum an den kommandirenden General ohne Antwort geblieben ist (Ihr armen Schlucker, erwartet die Antwort vom Volke!) u. s. w. Wir müssen entwickeln, daß uns Gefahr droht, das müssen wir den Völkern Oesterreich's kund geben. (Bravo.) Sie werden euch in eurer historischen Entwicklung gar bald noch verwickeln.)

Wioland will eine Eingabe des ersten demokratischen Frauenvereins verlesen.

Schuselka: Ich habe dieselbe, sie enthält die Forderung zum Aufruf des Landsturms; ich werde sie sogleich verlesen.

Violand: Ich bin ein Freund der Entschiedenheit. Wir müssen Jellachich als unsern entschiedenen Feind ansehen; er ist ein kroatischer Heerführer, der hier nichts zu thun hat; er entwaffnet die Nationalgarde, läßt die Briefe auffangen und erlaubt sich jede Ungebühr. In Prag ist ein Plakat erschienen, welches sagt, daß Windischgrätz mit Truppen nach Wien aufgebrochen sei; wir können nicht so lange warten, bis wir gänzlich umzingelt worden sind. Das ganze Volk ist einig, es weiß, daß es mit Feinden zu thun hat. Bieten wir daher den Landsturm auf. Wenn wir die Revolution vom 6. anerkennen, so genügt es nicht, blos zu protestiren, wir müssen das Volk auffordern, sich um Wien zu schaaren; wir müssen diesen Aufruf dem Kaiser mittheilen und wir werden dadurch nicht nur größeres Blutvergießen ersparen, sondern auch imponiren. Das ganze Land wird für uns sein. (Ungeheueres Bravo mit Applaudiren, namentlich von den Gallerien, die der Präsident zur Ruhe ermahnt.) Laßt uns mit dem Volke stehen oder fallen! (Erneutes Bravo. Zischen).

Ziemialkowski: Ich habe einen Bericht aus Krakau erhulten; die Bureaukratie verbreitet in Galizien die abscheulichsten Bosheiten, sie verschreit den Reichstag als reaktionär. Ich trete dem Antrag der Kommission bei.

Borrosch (im demokratischen Pfaffenton): Kraft und Besonnenheit führen zum Siege; in der Vertheidigung, im O'Connelismus liegt die Stärke der Kammer. (Mit der gesteigerten Feierlichkeit eines Magnetisirten). Eine Proklamation und ein Bauernaufruf sind ein Widerspruch, in dem letzten liegt eine neue Revolution. Ich bin bereit zu stehen oder zu fallen; die Revolution und Reaktion arbeiten in fortwährerdem Kampfe, die Konstitution wird der Friedensengel sein; bis dahin bleibt die Revolution permanent. Dieses klar erkennen, ist die Pflicht des Reichstags. Ist das Haus bestimmt zu fallen, so falle es seiner würdig. Wir müssen alle gesetzliche Mittel erschöpft haben, bevor wir zu Anderem greifen; darum bin ich gegen den Aufruf. Zu Ungarn hat der Bauernaufstand eine andere Bedeutung, als hier; dort ist der Bauer arm, die Bevölkerung dünn; ich muß bedauern, wenn man Wien mit dem Landsturm retten will. Durch ein allzuschnelles Herausfordern der Reaktion gehen wir der Militärdiktatur entgegen, während wir sonst alle Hoffnung haben, die Freiheit zu retten.

Sierakowski: Der von uns an die Völker Oesterreichs erlassene Aufruf ist in Galizien ganz unbekannt geblieben. Die Gouverneure, die Bureaukratie, die Post haben ihn überall unterdrückt und nicht ankommen lassen; ich stelle daher den Antrag, daß alle solche Gouverneure u. s. w. für Landesverräther erklärt werden. (Bravo!)

Violand: Der Aufruf des Landsturms ist nichts Ungesetzliches, er ist kein Aufstand. Haben wir einmal gesagt, Wien solle vertheidigt und befestigt werden, so können wir auch weiter gehen und zu dieser Vertheidigung 20,000 Bauern herbeirufen.

Borrosch: Ich habe nicht von Ungesetzlichem Gesprochen. Die Revolution vom 6. war eine vollkommen berechtigte, weil man den nationalen (nur darum?) Gefühlen der Wiener Bevölkerung nicht Rechnung getragen. Unsere Aufgabe bleibe die, daß wir nicht den Militairdespotismus erhalten, und in dieser Beziehung hat der Reichstag Energie gezeigt. Hätten wir Auersperg angegriffen, so würden tausende gefallen sein. Sind wir denn heute schwächer? Gewiß nicht. (?) Lassen wir noch einige Tage sich hinziehen, dann werden die Provinzen antworten.

Potocki, des wahnsinnig gewordenen Lubomirski Busenfreund: Was soll ein Aufruf an die Provinzen?

Schuselka fragt, ob er noch einmal sagen solle, was der Ausschuß vorschlage. (Nein, nein;)

Potoki: Wenn ausgeführt wird, was wir für den Frieden gethan, dann bin ich mit dem Ausschuß einverstanden; meint man aber einen Aufruf zu den Waffen, dann muß ich an 1846 erinnern. Wir können keine ähnliche Scenen hervorrufen wollen; ich muß immer ein freier Sohn meines Vaterlandes bleiben können, auch wenn es sich von Gesammtinteressen handelt. Wer die Verhältnisse Galiziens kennt, wird mir nicht Unrecht geben. (Einige Bravo's.)

Schuselka: Die Aufrufung des Landsturms ist weder zweck-zweckmäßig, noch gewissenhaft (Bravo aller Esel) das größte Unglück wird daraus erfolgen. (Bravo aller Esel.) Ich habe noch nicht die Ueberzeugung der Gesetzmäßigkeit der Nothwehr. Schon jetzt leiden wir Mangel an Lebensmitteln, woher sollen wir Massen ernähren? (Kommt davon, wenn Esel und Verräther die Kunktatoren machen.) Ich würde tausend und tausend Sturmpetitionen mich entgegenstemmen. (Eine ordentliche Ohrfeige genügte, dich Lügen zu strafen.) Ich habe keine Furcht vor der stürmenden Partei. (Bravo) Der Reichstag muß erklären, daß er lieber sterben will, als seine Gesinnung ändern. Obwohl der Ausschuß keinen Aufruf zu den Waffen will, so kann doch nicht vermieden werden, daß von Waffen geredet wird; wir fordern die Provinzen nur auf, einsehen lernen zu wollen (!!!), daß Wien Schutz verdiene. Mit Sierakowski stimme ich von Herzen überein, wir dürfen es aber hier nicht aussprechen.

Violand: Ich nehme meinen Antrag zurück, weil ich keinen Zwiespalt veranlassen will, ich behalte aber meine Ueberzeugung. (Schwachmatikus.)

Es wird angenommen, daß der Ausschuß die Proklamation abfasse.

Schuselka: Das Ministerium (wo ist es?) muß aufgefordert werden, die galizischen und andern Behörden zu ersuchen, alle Beschlüsse des Reichstags zu veröffentlichen und das Briefgeheimniß zu wahren. (Angenommen. Sierakowski's Antrag kommt daher nicht zur Abstimmung. O sancta simplicitas!

Schuselka verliest die Eingabe der Frauen. Sie ist im entschiedensten Sinne abgefaßt. ‒ „Unsere Wünsche und die unserer Brüder,“ heißt es, „sind eins. Der Reichstag ergreife mit energischer Kraft die Zügel der Regierung, bevor es zu spät ist. Er biete den Landsturm auf, wir werden helfen, den Sieg zu erkämpfen. Es gilt zu handeln, wir dürfen mit Reden nicht länger säumen.“ ‒ Eine große Anzahl von Frauenunterschriften bedeckt die Eingabe. Schon während sie verlesen wird und namentlich am Schluß erröthen weder die Elenden im Reichstage, noch die Elenden auf den Journalistenbänken ‒ zu lachen.

Die linke Deputation des Frankfurter Froschteichs macht hier nicht das geringste Aufsehen. Doch es ist eine Schande, daß Deutschland um Wien herumliegt und es mit Flachköpfigkeit und Mattherzigkeit in seinem Todeskampfe bloß anglotzt, Deutschlands Revolution ist vom Wiener Volke geboren worden. Mit der Freiheit Wiens ist der Absolutismus in Europa ferner unmöglich. Darum laßt Wien nicht untergehen, fabelhaft erbärmliches Volk der Deutschen! Ich ersuche Ihr Blatt, zu Gunsten der akademischen Legion und Arbeiter eine Subscription zu eröffnen.

Zum Vergnügen der deutschen Idioten sende ich Ihnen folgenden Tagesbefehl.

Indem die mobilen Corps das Feldlager vom Belvedere beziehen, habe ich für die ubrige Garde folgende Befehle und Anordnungen zu erlassen.

Erstens: Die Herren Bezirks-Commandanten haften mir für die Ueberwachung ihres ganzen Bezirkes. Sie müssen mit ihren eigenen Kräften für die Befestigung der äußern Linien und Thore wirken.

Zweitens: An den Thoren darf, solange von mir kein weiterer Befehl erlassen wird, die Zufuhr und der Personenverkehr keinerlei Störung erleiden.

Drittens: Die Bezirke Leopoldstadt, Landstraße, Wieden erhalten von morgen an die nöthigen Verpflegsgelder aus der Operationskasse im Belvedere, die übrigen Bezirke dagegen vom Gemeinderathe.

Viertens: Zur Vermeidung möglicher Störungen in der Verpflegung haben sämmtliche Herren Bezirks-Chefs noch heute ein Verlagsquantum von 1000 Gulden zu erheben.

Fünftens: Ich befehle und verordne, daß die Bedeckung des Hauptquartiers in folgender Art gebildet werde:

a) Aus je 4 Garden von allen Kompagnien und je 8 Garden aus jeder Escadron, sämmtlich entschlossene muthige Männer. Sie werden den Titel „Garden des Hauptquartiers“ fuhren. Ihnen ist die Vertheidigung des Hauptquartiers anvertraut. Ich werde ein besonderes Abzeichen für sie bekannt geben. Die Herrn Bezirks-Chefs haben sogleich nach Erhalt dieses Befehls ihre sämmtlichen Garden ohne allarmiren zu versammeln, und diese 4 Vertrauensmänner auswählen zu lassen. Sie müssen bei persönlicher strenger Verantwortung der Herren Bezirks-Chefs, von mir und dem hohen Reichstage, bis 6 Uhr Abends zuverlässig im Lager eingetroffen sein, und sich in der Feld-Adjudantur gemeldet haben. ‒ Sie treten sogleich in die Verpflegung des Hauptquartiers.

b) Die akademische Legion gibt zu der Bedeckung des Hauptquartiers eine vollständige Kompagnie mit ihren Offizieren, und wird nich abgelöst.

c) Eine Kompagnie, gebildet aus Vertrauensmännern von allen mobilen Korps

d) Aus je einem Zuge der steierischen Schützen, der Brünner Freiwilligen und der polnischen Legion.

Verpflegung der akademischen Legion.

Da die gesammte akademischen Legion lagert, so erhält sie auch daselbst ihre Verpflegung, und zwar derart:

Die Herren Officiere nach ihrem Range wie die übrigen.

Die Legionärs für den Kopf gleich den andern nur 25 Kreuzer. Ihr Bewußtsein wird ihnen die materielle Verkürzung ihrer entschiedensten Verdienste ersetzen.

Bis 6 Uhr Abends haben die Herren Bezirks-Chefs einen Herrn Offizier mit zwei [unleserliches Material] enden Ordonanzen, welche vor drei Tagen nicht abgelöst werden, ebenfalls unfehlbar in das Lager eintreffen machen. Alle diese Herren haben sich bei dem Platz-Hauptmann Du Bein zu melden und unterstehen den höheren Befehlen des Fed-Adjutanten Hauptmann Fenneberg.

Die beim Antritte meines Commando's aus der Wahl der Herren Bezirks-Chefs hervorgegangen und vom hohen Reichstags-Ausschusse bestätigten drei Stellvertreter des Ober-Commandanten: Herrn Oberst Schaumburg, Herr Hauptmann Thurn und Herr Commandant Aigner haben sich gleichfalls bis Abends im Lager einzufinden. Sie haben sich daselbst mit einem Adjutanten und zwei Ordonanzen versehen zu lassen, und werden morgen bei den in Schlachtordnung befindlichen Truppen, Commando's erhalten.

Als Hauptbefehle und Verordnungen mache ich Folgendes bekannt:

Bei dem Erscheinen der ungarischen Armee erfolgt die Allarmirung der Stadt auf meinen Befehl vom Lager aus. Eine weiße Rauchsäule von Sr Stephan wird nächst dem Trommelwirbel das Zeichen sein.

Hierauf haben alle Wehrmänner sich auf ihren Sammelplätzen einzufinden, die Herren Bezirks-Kommandanten die Freiwilligen aufzurufen, welche als Reserve auf das Glacis vor dem Verbrennhause mit den gehörigen Chargen abzuschicken sind.

Dort werden sie von Generalstabs-Offizieren empfangen, und als die Reserve des Lagers aufgestellt. Zur Sicherung ihrer Bezirke haben die Herren Bezirkschefs Betetten an den Außenlinien, Unterstützen und Reserven auszustellen. Die Hauptmacht bleibt in Ruhe in Bereitschaft. Auf Familienväter ist die größte von Billigkeit und Menschlichkeit gebotene Rücksicht zu nehmen. Sie sind zum patrouilliren, zum Wachtdienste im Innern der Bezirke zu verwenden.

Ich stelle die fremden Gesandten, die k. k. und Nationalgebäude, so wie das k. k. Militairgut und deren Personen unter den Schutz der Ehre des betreffenden Bezirks. Für die innere Stadt ist keinerlei Gefahr zu besorgen. Es darf demnach nicht befremden, wenn ich alles Geschütz aus der Stadt im Lager koncentrire. Von dort aus werde ich Hülfe auf die bedrohten Punkte senden.

Damit die Personen meines Hauptquartiers schon von Weitem erkennbar sind, finde ich zu verordnen: Der Ober-Commandant, der Herr General-Lieutenant Bem, Herr Artillerie-Oberst Jelowicki, und die von mir morgen ernannt werdenden Corps-Commandanten tragen weiße Reiherbüsche; alle Herren Offiziere des Generalstabes grüne Federbüsche, dazu die Feldbinde nach früherem Befehle. Der Chef des Haupt-Geschäfts-Bureau wird diese Abzeichen, so wie jene der Garde des Hauptquartiers noch heute in das Lager abliefern. Die Vertheilung daselbst erfolgt durch die Feld-Adjutantur.

So eben erhalte ich die Nachricht, daß die dritte Compagnie des Stubenviertels, unter dem Commando des Herrn Oberlieutenants Brentano, das Ansuchen stellte, sich den mobilen Corps im Lager anzuschließen. Ich fühle mich von dem ausgezeichneten Geiste dieser Compagnie auf das Angenehmste überrascht. Dieses schöne Beispiel von Hingebung wird Nachahmung finden. Ich glaube die ganze Compagnie zu ehren, indem ich ihren Führer Herrn Oberlieutenant Brentano sofort zum Hauptmann ernenne. Dieser trefflichen Compagnie wird die erste Bewachung des Hauptquartiers anvertraut.

In mehreren Bezirken hat sich der Irrthum verbreitet, als würden den unbemittelten Garden für 24stündigen Wachdienst 40 Kreuzer verabfolgt. Solches ist völlig unrichtig. Der Rückersatz darf wohl nicht angesprochen werden, aber dem Herrn Bezirks-Chef Nessel drücke ich allgemein mein tiefes Bedauern aus, daß Unbesonnene sich soweit vergaßen, ihn in kränkenden Verdacht zu ziehen.

Da ich, wie schon erwähnt, heute mein Hauptquartier in das Belvedere verlege, so belasse ich behufs des ungestörten Geschäftsverkehrs mit den hohen Behörden das Central-Geschäfts-Bureau unter Leitung des Herrn Hauptmanns Schneider in der Stallburg.

An dieses Bureau sind sonach alle amtlichen Korrespondenzen, welche nicht militärische Gegenstände betreffen, zu richten, und von da aus wird auch deren Erledigung erfolgen.

Zur Aufrechterhaltung der Disciplin sind bereits von dem hohen Reichstage Disciplinar-Verordnungen erlassen worden.

Sie werden im Laufe des Tages öffentlich bekannt gemacht werden.

Wien, am 17. Oktober 1848.

Messenhauser, provisorischer Ober-Kommandant.

* Köln, 21. Okt.

Der Eisenbahnzug, der am Freitag Morgen von Hannover abfuhr, und die Berliner Post enthielt, flog zwischen Haste und Linthorst, kurz vor Stadthagen aus den Schienen; die Lokomotive wurde in den Graben geschleudert, da aber der Tender riß, so geschah dem Zuge selbst nur in so weit Schaden, als mehrere Bagagewagen und der Postwagen zertrümmert wurden. Glücklicherweise ist kein Menschenleben dabei verloren gegangen.

An dem Orte, wo das Malheur vorfiel, waren vor einigen Tagen neue Schienen gelegt, und die Erdarbeiten in Folge dessen noch in unsicherm Zustande.

Klagen unserer Abonnenten über die vernachlässigte Beförderung der „Neuen Rheinischen Zeitung“ durch die Post.

An die Expedition der „Neuen Rheinischen Zeitung in Köln

In Folge Ihres Avertissements in Nro. 102 der „Neuen Rheinischen Zeitung“ richten wir unterm 9. Oktober c. ein Schreiben an Sie, worin wir Beschwerden führten über die Unregelmäßigkeit in der Lieferung und die Unterschlagung von mehreren Exemplaren der „Neuen Rheinischen Zeitung“ Wir wandten uns dieserhalb schon früher einmal an die Redaktion dieser Zeitung und glaubten jetzt, da wir unsere Beschwerden wiederholten, um so sicherer eine regelmäßigere und vollständigere Lieferung besagter Zeitung erwarten zu können, aber wir sehen uns in unseren Erwartungen auf eine auffallende Weise getäuscht, indem uns die Neue Rheinische Zeitung in dem jetzt begonnenen Quartal so unregelmäßig, so mangelhaft geliefert wird, daß Einem alle Geduld ausgeht und uns eine Unterschlagung unserer Reklamationsbriefe vermuthen läßt. Auf das oben erwähnte Schreiben vom 9. d. M. lösten wir der sichern Beförderung wegen einen Rekommandationsschein ein, erwarteten aber denselben bis heute vergebens, woraus wir sicher schließen müssen, daß dasselbe unterschlagen worden ist. Wir lassen deßhalb diesen Brief unter einer anderen Adresse über Mülheim a. Rhein laufen, damit unsere Beschwerden endlich an den Ort ihrer Bestimmung gelangen werden.

Zur Begründung derselben lassen wir eine Bescheinigung der hiesigen Postexpedition folgen, mit dem Ersuchen, bei der resp. Postbehörde höhern Orts die geeigneten Schritte zu thun, damit die betreffenden Postbeamten der gerechten Strafe nicht entgehen und der anmaßenden Frechheit derselben endlich ein Ziel gesetzt wird. Im Falle Sie den quest. Brief nicht erhalten haben, was übrigens keinem Zweifel mehr obliegen kann, und die Unterschlagung desselben geeigneten Orts nicht weitre verfolgen wollen, so bitten wir Sie, uns dieses gefälligst mittheilen zu wollen, damit wir auf Grund Ihrer Erklärung und der Bescheinigung der hiesigen Postexpedition die betreffenden Postämter bei dem General-Postamt in Berlin in begründeter Weise verklagen können.

Schließlich bitten wir Sie noch, die in der eben besagten Bescheinigung angeführten Exemplare der „Neuen Rheinischen Zeitung“ falls Sie dieselben noch vorräthig haben, uns nachträglich gefälligst zusenden zu wollen.

Hochachtungsvoll

Kirchberg auf'm Hunsrücken, 16. Oktober 1848.

Jul. Junk, Geometer.

Kanditat Franz Junk. Baue.

Auf Verlangen des Abonnenten der „Neuen Rheinischen Ztg.“, Julius M. Junk, bescheinigt die hiesige Postexpedition, daß derselben die Nummern 31, 99, 113, 115 und die Beilagen zu Nr. 114 und 117 der „Neuen Rheinischen Zeitung“ bis heute nicht geliefert worden, daß ferner die übrigen Beilagen dieser Zeitung sehr selten mit denjenigen Blättern erschienen, zu welchen sie gehörten, sondern ganz unregelmäßig und meistens einige Tage später, als sie geliefert werden mußten, und daß endlich der Abonnent etc. Junk am 9.Oktober c. einen Reklamations-Brief an die Expedition der „Neuen Rheinischen Zeitung“ hier auf die Postexpedition abgegeben hat, wovon der eingelößte Recommandationsschein der hiesigen Postexpedition bis heute noch nicht zur Abgabe an etc. Funk zugesandt wurde.

Kirchberg, 16. Oktober 1848.

Post-Expedition.Bordolb.

Einer unserer Abonnenten in London beklagt sich bitter über die lüderlich Besorgung der „N. Rh. Ztg.“ durch die Postbehörden des Auslandes. Er behauptet, die an verschiedenen Orten aufgedruckten Poststempel führten den unwiederleglichen Beweis, daß nur die Postbehörden Schuld an aller Lüderlichkeit seien.

Wir fordern die Postbehörden des Auslandes auf, ihre Pflicht zu thun, und nicht mehr die Privat-Anstalt einiger Wenigen zu sein.

Münster-Maifeld, den 20. Oktober 1848.

‒ ‒ ‒ „Um nur eins hier anzuführen: Am 17. d. M. erhielten einzelne Ihrer Abonnenten kein Exemplar; die Beilage fehlte überall und nun heute am 20. schickten Sie an alle Abonnenten das alte Blatt vom 17. und das heutige wurde vergessen. In ihrem eigenen Interesse habe ich daher übernommen, im Namen Ihrer hiesigen Abonnenten Beschwerde zu führen, indem wir uns der Hoffnung hingeben, in Zukunft eine permanente Regelmäßigkeit in der Versendung bewirkt zu sehen.

Ihr Abonnent G.“

Wir bemerken zu dieser Klage, daß von unserer Seite die Zeitung mit der größten Pünktlichkeit expedirt wird, die Schuld also auf Seiten der Post liegt. ‒ Wir werden dagegen klagen.

Calcar, den 19. October 1848.

Am 9. d. Mts. habe ich bei dem hiesigen Post-Expediteur Hangkamer die „Neue Rheinische Zeitung“ für das jetzige Quartal bestellt und bezahlt. Bis jetzt habe ich dieselbe nicht erhalten, obschon der etc. Hangkamer nach seiner Aussage wiederholt darum geschrieben hat. ‒

Mein Ersuchen geht nun an die verehrliche Redaktion, mich baldigst die Gründe wissen zu lassen, weshalb mir die Zeitung nicht zugekommen ist und ob vielleicht der Post-Expediteur dieselbe nicht bestellt hat.

P. J.

Die hiesige Ober-Post-Amts-Zeitungs-Expedition, die stets mit der größten Pünktlichkeit die Bestellungen für unsere Zeitung besorgt hat, bestellte das Exemplar für Calcar am 19. d. Mts.; die Schuld wird also wohl an Hrn. Hangkamer in Calcar liegen.

Unsere Abonnenten in und um Trier beschweren sich über die absichtliche Nachlässigkeit in der Besorgung unserer Zeitung durch die Post-Anstalten.

Aus Neisse in Schlesien kommt uns die Klage zu, daß unsere Zeitung förmlich nach dem Gutdünken der Post-Anstalten, ‒ die eine Art von Censur auszuüben scheinen ‒ häufig gar nicht, oder sehr verspätet ausgegeben wird.

Recklinghausen, den 19. October 1848.

An die Redaktion der „N. Rh. Ztg.“

Zehnmal habe ich schon hier schriftlich bei der Post Reklamation eingelegt, weil die „N. Rh. Ztg.“ entweder ganz oder doch zeitweise ausblieb. Ist Ihnen keine dieser Reklamationen zugekummen? ‒

Nr. 119 ist ganz ausgeblieben und Nr. 120 erhalte ich eben Mittags 2 Uhr. Woran liegt die Schuld? (An den Postbehörden der dortigen Gegend.)

Mit vorzüglicher Hochachtung

der Ihrige W. B.

Siegen, den 20. October 1848.

Als Abonnent der „Neuen Rheinischen Zeitung“ und selbst in deren Interesse muß ich mich nochmals an löbliche Direktion wenden mit der Bitte, dafür Sorge zu tragen, daß die Zeitung regelmäßig befördert wird. ‒

In unseren bewegten Zeiten muß den Abonnenten der öffentlichen Blätter natürlich viel daran gelegen sein, mit den Ereignissen schleunigst vertraut zu werden; es ist daher sehr unangenehm einen Tag keine Zeitung und den andern denn zwei zu erhalten.

Tritt in dieser Beziehung bei der „N. Rh. Ztge.“ nicht größere Pünktlichkeit ein, so werden die Abonnenten sich natürlich vermindern aber nicht mehren.

Ergebenst C. Sch.

Die Namen der Kläger sind in unserer Expedition einzusehen.

Köln, den 21. Oktober 1848.

Die Expedition der „N. Rh. Ztg.“

Handels-Nachrichten. [irrelevantes Material]
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zur Vertheidigung Wien's nicht nur unsere Zustimmung gegeben, sondern auch die Initiative ergriffen haben, und daß unsere Rechtfertigung darin besteht, weil wir Wien für den Mittelpunkt der Gesammtinteressen aller Völker Oesterreich's halten müssen. 2) Unsere Rechtfertigung besteht auch in der thatsächlichen Nothwendigkeit der Vertheidigung, weil wir vor den Thoren durch Armeen bedroht sind. Wir wollen historisch (Pergament und Leder) darstellen, was wir alles zur friedlichen Beilegung versucht haben; wir wollen ebenso historisch (warum nicht mythologisch, begelisch, deutsch-katholisch u. s. w.?) ausführen, was vor den Thoren geschehen, daß sogar Mitglieder des Reichstags angehalten und beschimpft worden sind; (warum wird dieses Aeußerste so lange verheimlicht?) daß unser Ultimatum an den kommandirenden General ohne Antwort geblieben ist (Ihr armen Schlucker, erwartet die Antwort vom Volke!) u. s. w. Wir müssen entwickeln, daß uns Gefahr droht, das müssen wir den Völkern Oesterreich's kund geben. (Bravo.) Sie werden euch in eurer historischen Entwicklung gar bald noch verwickeln.)</p>
          <p><hi rendition="#g">Wioland</hi> will eine Eingabe des ersten demokratischen Frauenvereins verlesen.</p>
          <p><hi rendition="#g">Schuselka:</hi> Ich habe dieselbe, sie enthält die Forderung zum Aufruf des Landsturms; ich werde sie sogleich verlesen.</p>
          <p><hi rendition="#g">Violand:</hi> Ich bin ein Freund der Entschiedenheit. Wir müssen Jellachich als unsern entschiedenen Feind ansehen; er ist ein kroatischer Heerführer, der hier nichts zu thun hat; er entwaffnet die Nationalgarde, läßt die Briefe auffangen und erlaubt sich jede Ungebühr. In Prag ist ein Plakat erschienen, welches sagt, daß Windischgrätz mit Truppen nach Wien aufgebrochen sei; wir können nicht so lange warten, bis wir gänzlich umzingelt worden sind. Das ganze Volk ist einig, es weiß, daß es mit Feinden zu thun hat. Bieten wir daher den Landsturm auf. Wenn wir die Revolution vom 6. anerkennen, so genügt es nicht, blos zu protestiren, wir müssen das Volk auffordern, sich um Wien zu schaaren; wir müssen diesen Aufruf dem Kaiser mittheilen und wir werden dadurch nicht nur größeres Blutvergießen ersparen, sondern auch imponiren. Das ganze Land wird für uns sein. (Ungeheueres Bravo mit Applaudiren, namentlich von den Gallerien, die der Präsident zur Ruhe ermahnt.) Laßt uns mit dem Volke stehen oder fallen! (Erneutes Bravo. Zischen).</p>
          <p><hi rendition="#g">Ziemialkowski:</hi> Ich habe einen Bericht aus Krakau erhulten; die Bureaukratie verbreitet in Galizien die abscheulichsten Bosheiten, sie verschreit den Reichstag als reaktionär. Ich trete dem Antrag der Kommission bei.</p>
          <p><hi rendition="#g">Borrosch</hi> (im demokratischen Pfaffenton): Kraft und Besonnenheit führen zum Siege; in der Vertheidigung, im O'Connelismus liegt die Stärke der Kammer. (Mit der gesteigerten Feierlichkeit eines Magnetisirten). Eine Proklamation und ein Bauernaufruf sind ein Widerspruch, in dem letzten liegt eine neue Revolution. Ich bin bereit zu stehen oder zu fallen; die Revolution und Reaktion arbeiten in fortwährerdem Kampfe, die Konstitution wird der Friedensengel sein; bis dahin bleibt die Revolution permanent. Dieses klar erkennen, ist die Pflicht des Reichstags. Ist das Haus bestimmt zu fallen, so falle es seiner würdig. Wir müssen alle gesetzliche Mittel erschöpft haben, bevor wir zu Anderem greifen; darum bin ich gegen den Aufruf. Zu Ungarn hat der Bauernaufstand eine andere Bedeutung, als hier; dort ist der Bauer arm, die Bevölkerung dünn; ich muß bedauern, wenn man Wien mit dem Landsturm retten will. Durch ein allzuschnelles Herausfordern der Reaktion gehen wir der Militärdiktatur entgegen, während wir sonst alle Hoffnung haben, die Freiheit zu retten.</p>
          <p><hi rendition="#g">Sierakowski:</hi> Der von uns an die Völker Oesterreichs erlassene Aufruf ist in Galizien ganz unbekannt geblieben. Die Gouverneure, die Bureaukratie, die Post haben ihn überall unterdrückt und nicht ankommen lassen; ich stelle daher den Antrag, daß alle solche Gouverneure u. s. w. für Landesverräther erklärt werden. (Bravo!)</p>
          <p><hi rendition="#g">Violand:</hi> Der Aufruf des Landsturms ist nichts Ungesetzliches, er ist kein Aufstand. Haben wir einmal gesagt, Wien solle vertheidigt und befestigt werden, so können wir auch weiter gehen und zu dieser Vertheidigung 20,000 Bauern herbeirufen.</p>
          <p><hi rendition="#g">Borrosch:</hi> Ich habe nicht von Ungesetzlichem Gesprochen. Die Revolution vom 6. war eine vollkommen berechtigte, weil man den nationalen (nur darum?) Gefühlen der Wiener Bevölkerung nicht Rechnung getragen. Unsere Aufgabe bleibe die, daß wir nicht den Militairdespotismus erhalten, und in dieser Beziehung hat der Reichstag Energie gezeigt. Hätten wir Auersperg angegriffen, so würden tausende gefallen sein. Sind wir denn heute schwächer? Gewiß nicht. (?) Lassen wir noch einige Tage sich hinziehen, dann werden die Provinzen antworten.</p>
          <p><hi rendition="#g">Potocki,</hi> des wahnsinnig gewordenen Lubomirski Busenfreund: Was soll ein Aufruf an die Provinzen?</p>
          <p><hi rendition="#g">Schuselka</hi> fragt, ob er noch einmal sagen solle, was der Ausschuß vorschlage. (Nein, nein;)</p>
          <p><hi rendition="#g">Potoki:</hi> Wenn ausgeführt wird, was wir für den Frieden gethan, dann bin ich mit dem Ausschuß einverstanden; meint man aber einen Aufruf zu den Waffen, dann muß ich an 1846 erinnern. Wir können keine ähnliche Scenen hervorrufen wollen; ich muß immer ein freier Sohn meines Vaterlandes bleiben können, auch wenn es sich von Gesammtinteressen handelt. Wer die Verhältnisse Galiziens kennt, wird mir nicht Unrecht geben. (Einige Bravo's.)</p>
          <p><hi rendition="#g">Schuselka:</hi> Die Aufrufung des Landsturms ist weder zweck-zweckmäßig, noch gewissenhaft (Bravo aller Esel) das größte Unglück wird daraus erfolgen. (Bravo aller Esel.) Ich habe noch nicht die Ueberzeugung der Gesetzmäßigkeit der Nothwehr. Schon jetzt leiden wir Mangel an Lebensmitteln, woher sollen wir Massen ernähren? (Kommt davon, wenn Esel und Verräther die Kunktatoren machen.) Ich würde tausend und tausend Sturmpetitionen mich entgegenstemmen. (Eine ordentliche Ohrfeige genügte, dich Lügen zu strafen.) Ich habe keine Furcht vor der stürmenden Partei. (Bravo) Der Reichstag muß erklären, daß er lieber sterben will, als seine Gesinnung ändern. Obwohl der Ausschuß keinen Aufruf zu den Waffen will, so kann doch nicht vermieden werden, daß von Waffen geredet wird; wir fordern die Provinzen nur auf, einsehen lernen zu wollen (!!!), daß Wien Schutz verdiene. Mit Sierakowski stimme ich von Herzen überein, wir dürfen es aber hier nicht aussprechen.</p>
          <p><hi rendition="#g">Violand:</hi> Ich nehme meinen Antrag zurück, weil ich keinen Zwiespalt veranlassen will, ich behalte aber meine Ueberzeugung. (Schwachmatikus.)</p>
          <p>Es wird angenommen, daß der Ausschuß die Proklamation abfasse.</p>
          <p><hi rendition="#g">Schuselka:</hi> Das Ministerium (wo ist es?) muß aufgefordert werden, die galizischen und andern Behörden zu ersuchen, alle Beschlüsse des Reichstags zu veröffentlichen und das Briefgeheimniß zu wahren. (Angenommen. Sierakowski's Antrag kommt daher nicht zur Abstimmung. O sancta simplicitas!</p>
          <p><hi rendition="#g">Schuselka</hi> verliest die Eingabe der Frauen. Sie ist im entschiedensten Sinne abgefaßt. &#x2012; &#x201E;Unsere Wünsche und die unserer Brüder,&#x201C; heißt es, &#x201E;sind eins. Der Reichstag ergreife mit energischer Kraft die Zügel der Regierung, bevor es zu spät ist. Er biete den Landsturm auf, wir werden helfen, den Sieg zu erkämpfen. Es gilt zu handeln, wir dürfen mit Reden nicht länger säumen.&#x201C; &#x2012; Eine große Anzahl von Frauenunterschriften bedeckt die Eingabe. Schon während sie verlesen wird und namentlich am Schluß erröthen weder die Elenden im Reichstage, noch die Elenden auf den Journalistenbänken &#x2012; zu lachen.</p>
          <p>Die linke Deputation des Frankfurter Froschteichs macht hier nicht das geringste Aufsehen. Doch es ist eine Schande, daß Deutschland um Wien herumliegt und es mit Flachköpfigkeit und Mattherzigkeit in seinem Todeskampfe bloß anglotzt, Deutschlands Revolution ist vom Wiener Volke geboren worden. Mit der Freiheit Wiens ist der Absolutismus in Europa ferner unmöglich. Darum laßt Wien nicht untergehen, fabelhaft erbärmliches Volk der Deutschen! Ich ersuche Ihr Blatt, zu Gunsten der akademischen Legion und Arbeiter eine Subscription zu eröffnen.</p>
          <p>Zum Vergnügen der deutschen Idioten sende ich Ihnen folgenden <hi rendition="#g">Tagesbefehl.</hi> </p>
          <p>Indem die mobilen Corps das Feldlager vom Belvedere beziehen, habe ich für die ubrige Garde folgende Befehle und Anordnungen zu erlassen.</p>
          <p>Erstens: Die Herren Bezirks-Commandanten haften mir für die Ueberwachung ihres ganzen Bezirkes. Sie müssen mit ihren eigenen Kräften für die Befestigung der äußern Linien und Thore wirken.</p>
          <p>Zweitens: An den Thoren darf, solange von mir kein weiterer Befehl erlassen wird, die Zufuhr und der Personenverkehr keinerlei Störung erleiden.</p>
          <p>Drittens: Die Bezirke <hi rendition="#g">Leopoldstadt, Landstraße, Wieden</hi> erhalten von morgen an die nöthigen Verpflegsgelder aus der Operationskasse im Belvedere, die übrigen Bezirke dagegen vom Gemeinderathe.</p>
          <p>Viertens: Zur Vermeidung möglicher Störungen in der Verpflegung haben sämmtliche Herren Bezirks-Chefs noch heute ein Verlagsquantum von 1000 Gulden zu erheben.</p>
          <p>Fünftens: Ich befehle und verordne, daß die Bedeckung des Hauptquartiers in folgender Art gebildet werde:</p>
          <p>a) Aus je 4 Garden von allen Kompagnien und je 8 Garden aus jeder Escadron, sämmtlich entschlossene muthige Männer. Sie werden den Titel &#x201E;Garden des Hauptquartiers&#x201C; fuhren. Ihnen ist die Vertheidigung des Hauptquartiers anvertraut. Ich werde ein besonderes Abzeichen für sie bekannt geben. Die Herrn Bezirks-Chefs haben sogleich nach Erhalt dieses Befehls ihre sämmtlichen Garden ohne allarmiren zu versammeln, und diese 4 Vertrauensmänner auswählen zu lassen. Sie müssen bei persönlicher strenger Verantwortung der Herren Bezirks-Chefs, von mir und dem hohen Reichstage, bis 6 Uhr Abends zuverlässig im Lager eingetroffen sein, und sich in der Feld-Adjudantur gemeldet haben. &#x2012; Sie treten sogleich in die Verpflegung des Hauptquartiers.</p>
          <p>b) Die akademische Legion gibt zu der Bedeckung des Hauptquartiers eine vollständige Kompagnie mit ihren Offizieren, und wird nich abgelöst.</p>
          <p>c) Eine Kompagnie, gebildet aus Vertrauensmännern von allen mobilen Korps</p>
          <p>d) Aus je einem Zuge der steierischen Schützen, der Brünner Freiwilligen und der polnischen Legion.</p>
          <p>Verpflegung der akademischen Legion.</p>
          <p>Da die gesammte akademischen Legion lagert, so erhält sie auch daselbst ihre Verpflegung, und zwar derart:</p>
          <p>Die Herren Officiere nach ihrem Range wie die übrigen.</p>
          <p>Die Legionärs für den Kopf gleich den andern nur 25 Kreuzer. Ihr Bewußtsein wird ihnen die materielle Verkürzung ihrer entschiedensten Verdienste ersetzen.</p>
          <p>Bis 6 Uhr Abends haben die Herren Bezirks-Chefs einen Herrn Offizier mit zwei <gap reason="illegible"/> enden Ordonanzen, welche vor drei Tagen nicht abgelöst werden, ebenfalls unfehlbar in das Lager eintreffen machen. Alle diese Herren haben sich bei dem Platz-Hauptmann Du Bein zu melden und unterstehen den höheren Befehlen des Fed-Adjutanten Hauptmann Fenneberg.</p>
          <p>Die beim Antritte meines Commando's aus der Wahl der Herren Bezirks-Chefs hervorgegangen und vom hohen Reichstags-Ausschusse bestätigten drei Stellvertreter des Ober-Commandanten: Herrn Oberst Schaumburg, Herr Hauptmann Thurn und Herr Commandant Aigner haben sich gleichfalls bis Abends im Lager einzufinden. Sie haben sich daselbst mit einem Adjutanten und zwei Ordonanzen versehen zu lassen, und werden morgen bei den in Schlachtordnung befindlichen Truppen, Commando's erhalten.</p>
          <p>Als Hauptbefehle und Verordnungen mache ich Folgendes bekannt:</p>
          <p>Bei dem Erscheinen der ungarischen Armee erfolgt die Allarmirung der Stadt auf meinen Befehl vom Lager aus. Eine weiße Rauchsäule von Sr Stephan wird nächst dem Trommelwirbel das Zeichen sein.</p>
          <p>Hierauf haben alle Wehrmänner sich auf ihren Sammelplätzen einzufinden, die Herren Bezirks-Kommandanten die Freiwilligen aufzurufen, welche als Reserve auf das Glacis vor dem Verbrennhause mit den gehörigen Chargen abzuschicken sind.</p>
          <p>Dort werden sie von Generalstabs-Offizieren empfangen, und als die Reserve des Lagers aufgestellt. Zur Sicherung ihrer Bezirke haben die Herren Bezirkschefs Betetten an den Außenlinien, Unterstützen und Reserven auszustellen. Die Hauptmacht bleibt in Ruhe in Bereitschaft. Auf Familienväter ist die größte von Billigkeit und Menschlichkeit gebotene Rücksicht zu nehmen. Sie sind zum patrouilliren, zum Wachtdienste im Innern der Bezirke zu verwenden.</p>
          <p>Ich stelle die fremden Gesandten, die k. k. und Nationalgebäude, so wie das k. k. Militairgut und deren Personen unter den Schutz der Ehre des betreffenden Bezirks. Für die innere Stadt ist keinerlei Gefahr zu besorgen. Es darf demnach nicht befremden, wenn ich alles Geschütz aus der Stadt im Lager koncentrire. Von dort aus werde ich Hülfe auf die bedrohten Punkte senden.</p>
          <p>Damit die Personen meines Hauptquartiers schon von Weitem erkennbar sind, finde ich zu verordnen: Der Ober-Commandant, der Herr General-Lieutenant Bem, Herr Artillerie-Oberst Jelowicki, und die von mir morgen ernannt werdenden Corps-Commandanten tragen weiße Reiherbüsche; alle Herren Offiziere des Generalstabes grüne Federbüsche, dazu die Feldbinde nach früherem Befehle. Der Chef des Haupt-Geschäfts-Bureau wird diese Abzeichen, so wie jene der Garde des Hauptquartiers noch heute in das Lager abliefern. Die Vertheilung daselbst erfolgt durch die Feld-Adjutantur.</p>
          <p>So eben erhalte ich die Nachricht, daß die dritte Compagnie des Stubenviertels, unter dem Commando des Herrn Oberlieutenants Brentano, das Ansuchen stellte, sich den mobilen Corps im Lager anzuschließen. Ich fühle mich von dem ausgezeichneten Geiste dieser Compagnie auf das Angenehmste überrascht. Dieses schöne Beispiel von Hingebung wird Nachahmung finden. Ich glaube die ganze Compagnie zu ehren, indem ich ihren Führer Herrn Oberlieutenant Brentano sofort zum Hauptmann ernenne. Dieser trefflichen Compagnie wird die erste Bewachung des Hauptquartiers anvertraut.</p>
          <p>In mehreren Bezirken hat sich der Irrthum verbreitet, als würden den unbemittelten Garden für 24stündigen Wachdienst 40 Kreuzer verabfolgt. Solches ist völlig unrichtig. Der Rückersatz darf wohl nicht angesprochen werden, aber dem Herrn Bezirks-Chef Nessel drücke ich allgemein mein tiefes Bedauern aus, daß Unbesonnene sich soweit vergaßen, ihn in kränkenden Verdacht zu ziehen.</p>
          <p>Da ich, wie schon erwähnt, heute mein Hauptquartier in das Belvedere verlege, so belasse ich behufs des ungestörten Geschäftsverkehrs mit den hohen Behörden das Central-Geschäfts-Bureau unter Leitung des Herrn Hauptmanns Schneider in der Stallburg.</p>
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          <p>In Folge Ihres Avertissements in Nro. 102 der &#x201E;Neuen Rheinischen Zeitung&#x201C; richten wir unterm 9. Oktober c. ein Schreiben an Sie, worin wir Beschwerden führten über die Unregelmäßigkeit in der Lieferung und die Unterschlagung von mehreren Exemplaren der &#x201E;Neuen Rheinischen Zeitung&#x201C; Wir wandten uns dieserhalb schon früher einmal an die Redaktion dieser Zeitung und glaubten jetzt, da wir unsere Beschwerden wiederholten, um so sicherer eine regelmäßigere und vollständigere Lieferung besagter Zeitung erwarten zu können, aber wir sehen uns in unseren Erwartungen auf eine auffallende Weise getäuscht, indem uns die Neue Rheinische Zeitung in dem jetzt begonnenen Quartal so unregelmäßig, so mangelhaft geliefert wird, daß Einem alle Geduld ausgeht und uns eine Unterschlagung unserer Reklamationsbriefe vermuthen läßt. Auf das oben erwähnte Schreiben vom 9. d. M. lösten wir der sichern Beförderung wegen einen Rekommandationsschein ein, erwarteten aber denselben bis heute vergebens, woraus wir sicher schließen müssen, daß dasselbe unterschlagen worden ist. Wir lassen deßhalb diesen Brief unter einer anderen Adresse über Mülheim a. Rhein laufen, damit unsere Beschwerden endlich an den Ort ihrer Bestimmung gelangen werden.</p>
          <p>Zur Begründung derselben lassen wir eine Bescheinigung der hiesigen Postexpedition folgen, mit dem Ersuchen, bei der resp. Postbehörde höhern Orts die geeigneten Schritte zu thun, damit die betreffenden Postbeamten der gerechten Strafe nicht entgehen und der anmaßenden Frechheit derselben endlich ein Ziel gesetzt wird. Im Falle Sie den quest. Brief nicht erhalten haben, was übrigens keinem Zweifel mehr obliegen kann, und die Unterschlagung desselben geeigneten Orts nicht weitre verfolgen wollen, so bitten wir Sie, uns dieses gefälligst mittheilen zu wollen, damit wir auf Grund Ihrer Erklärung und der Bescheinigung der hiesigen Postexpedition die betreffenden Postämter bei dem General-Postamt in Berlin in begründeter Weise verklagen können.</p>
          <p>Schließlich bitten wir Sie noch, die in der eben besagten Bescheinigung angeführten Exemplare der &#x201E;Neuen Rheinischen Zeitung&#x201C; falls Sie dieselben noch vorräthig haben, uns nachträglich gefälligst zusenden zu wollen.</p>
          <p>Hochachtungsvoll</p>
          <p>Kirchberg auf'm Hunsrücken, 16. Oktober 1848.</p>
          <p>Jul. Junk, Geometer.</p>
          <p>Kanditat Franz Junk. Baue.</p>
          <p>Auf Verlangen des Abonnenten der &#x201E;Neuen Rheinischen Ztg.&#x201C;, Julius M. Junk, bescheinigt die hiesige Postexpedition, daß derselben die Nummern 31, 99, 113, 115 und die Beilagen zu Nr. 114 und 117 der &#x201E;Neuen Rheinischen Zeitung&#x201C; bis heute nicht geliefert worden, daß ferner die übrigen Beilagen dieser Zeitung sehr selten mit denjenigen Blättern erschienen, zu welchen sie gehörten, sondern ganz unregelmäßig und meistens einige Tage später, als sie geliefert werden mußten, und daß endlich der Abonnent etc. Junk am 9.<hi rendition="#g">Oktober c.</hi> einen Reklamations-Brief an die Expedition der &#x201E;Neuen Rheinischen Zeitung&#x201C; hier auf die Postexpedition abgegeben hat, wovon der eingelößte Recommandationsschein der hiesigen Postexpedition bis heute noch nicht zur Abgabe an etc. Funk zugesandt wurde.</p>
          <p>Kirchberg, 16. Oktober 1848.</p>
          <p>Post-Expedition.<hi rendition="#g">Bordolb.</hi> </p>
          <p>Einer unserer Abonnenten in London beklagt sich bitter über die lüderlich Besorgung der &#x201E;N. Rh. Ztg.&#x201C; durch die Postbehörden des Auslandes. Er behauptet, die an verschiedenen Orten aufgedruckten Poststempel führten den unwiederleglichen Beweis, daß nur die Postbehörden Schuld an aller Lüderlichkeit seien.</p>
          <p>Wir fordern die Postbehörden des Auslandes auf, ihre Pflicht zu thun, und nicht mehr die Privat-Anstalt einiger Wenigen zu sein.</p>
          <p><hi rendition="#g">Münster-Maifeld,</hi> den 20. Oktober 1848.</p>
          <p>&#x2012; &#x2012; &#x2012; &#x201E;Um nur eins hier anzuführen: Am 17. d. M. erhielten einzelne Ihrer Abonnenten kein Exemplar; die Beilage fehlte überall und nun heute am 20. schickten Sie an alle Abonnenten das alte Blatt vom 17. und das heutige wurde vergessen. In ihrem eigenen Interesse habe ich daher übernommen, im Namen Ihrer hiesigen Abonnenten Beschwerde zu führen, indem wir uns der Hoffnung hingeben, in Zukunft eine permanente Regelmäßigkeit in der Versendung bewirkt zu sehen.</p>
          <p>Ihr Abonnent G.&#x201C;</p>
          <p>Wir bemerken zu dieser Klage, daß von unserer Seite die Zeitung mit der größten Pünktlichkeit expedirt wird, die Schuld also auf Seiten der Post liegt. &#x2012; Wir werden dagegen klagen.</p>
          <p><hi rendition="#g">Calcar,</hi> den 19. October 1848.</p>
          <p>Am 9. d. Mts. habe ich bei dem hiesigen Post-Expediteur <hi rendition="#g">Hangkamer</hi> die &#x201E;Neue Rheinische Zeitung&#x201C; für das jetzige Quartal bestellt und bezahlt. Bis jetzt habe ich dieselbe nicht erhalten, obschon der etc. Hangkamer nach seiner Aussage wiederholt darum geschrieben hat. &#x2012;</p>
          <p>Mein Ersuchen geht nun an die verehrliche Redaktion, mich baldigst die Gründe wissen zu lassen, weshalb mir die Zeitung nicht zugekommen ist und ob vielleicht der Post-Expediteur dieselbe nicht bestellt hat.</p>
          <p>P. J.</p>
          <p>Die hiesige Ober-Post-Amts-Zeitungs-Expedition, die stets mit der größten Pünktlichkeit die Bestellungen für unsere Zeitung besorgt hat, bestellte das Exemplar für Calcar am 19. d. Mts.; die Schuld wird also wohl an Hrn. Hangkamer in Calcar liegen.</p>
          <p>Unsere Abonnenten in und um Trier beschweren sich über die <hi rendition="#g">absichtliche Nachlässigkeit</hi> in der Besorgung unserer Zeitung durch die Post-Anstalten.</p>
          <p>Aus <hi rendition="#g">Neisse</hi> in Schlesien kommt uns die Klage zu, daß unsere Zeitung förmlich nach dem Gutdünken der Post-Anstalten, &#x2012; die eine Art von Censur auszuüben scheinen &#x2012; häufig gar nicht, oder sehr verspätet ausgegeben wird.</p>
          <p><hi rendition="#g">Recklinghausen,</hi> den 19. October 1848.</p>
          <p>An die Redaktion der &#x201E;N. Rh. Ztg.&#x201C;</p>
          <p>Zehnmal habe ich schon hier schriftlich bei der Post Reklamation eingelegt, weil die &#x201E;N. Rh. Ztg.&#x201C; entweder ganz oder doch zeitweise ausblieb. Ist Ihnen keine dieser Reklamationen zugekummen? &#x2012; </p>
          <p>Nr. 119 ist ganz ausgeblieben und Nr. 120 erhalte ich eben Mittags 2 Uhr. Woran liegt die Schuld? (An den Postbehörden der dortigen Gegend.)</p>
          <p>Mit vorzüglicher Hochachtung</p>
          <p>der Ihrige W. B.</p>
          <p><hi rendition="#g">Siegen,</hi> den 20. October 1848.</p>
          <p>Als Abonnent der &#x201E;Neuen Rheinischen Zeitung&#x201C; und selbst in deren Interesse muß ich mich nochmals an löbliche Direktion wenden mit der Bitte, dafür Sorge zu tragen, daß die Zeitung regelmäßig befördert wird. &#x2012;</p>
          <p>In unseren bewegten Zeiten muß den Abonnenten der öffentlichen Blätter natürlich viel daran gelegen sein, mit den Ereignissen schleunigst vertraut zu werden; es ist daher sehr unangenehm einen Tag keine Zeitung und den andern denn zwei zu erhalten.</p>
          <p>Tritt in dieser Beziehung bei der &#x201E;N. Rh. Ztge.&#x201C; nicht größere Pünktlichkeit ein, so werden die Abonnenten sich natürlich vermindern aber nicht mehren.</p>
          <p>Ergebenst C. Sch.</p>
          <p>Die Namen der Kläger sind in unserer Expedition einzusehen.</p>
          <p>Köln, den 21. Oktober 1848.</p>
          <p> <hi rendition="#g">Die Expedition der &#x201E;N. Rh. Ztg.&#x201C;</hi> </p>
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        <head>Handels-Nachrichten.</head>
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</TEI>
[0623/0003] zur Vertheidigung Wien's nicht nur unsere Zustimmung gegeben, sondern auch die Initiative ergriffen haben, und daß unsere Rechtfertigung darin besteht, weil wir Wien für den Mittelpunkt der Gesammtinteressen aller Völker Oesterreich's halten müssen. 2) Unsere Rechtfertigung besteht auch in der thatsächlichen Nothwendigkeit der Vertheidigung, weil wir vor den Thoren durch Armeen bedroht sind. Wir wollen historisch (Pergament und Leder) darstellen, was wir alles zur friedlichen Beilegung versucht haben; wir wollen ebenso historisch (warum nicht mythologisch, begelisch, deutsch-katholisch u. s. w.?) ausführen, was vor den Thoren geschehen, daß sogar Mitglieder des Reichstags angehalten und beschimpft worden sind; (warum wird dieses Aeußerste so lange verheimlicht?) daß unser Ultimatum an den kommandirenden General ohne Antwort geblieben ist (Ihr armen Schlucker, erwartet die Antwort vom Volke!) u. s. w. Wir müssen entwickeln, daß uns Gefahr droht, das müssen wir den Völkern Oesterreich's kund geben. (Bravo.) Sie werden euch in eurer historischen Entwicklung gar bald noch verwickeln.) Wioland will eine Eingabe des ersten demokratischen Frauenvereins verlesen. Schuselka: Ich habe dieselbe, sie enthält die Forderung zum Aufruf des Landsturms; ich werde sie sogleich verlesen. Violand: Ich bin ein Freund der Entschiedenheit. Wir müssen Jellachich als unsern entschiedenen Feind ansehen; er ist ein kroatischer Heerführer, der hier nichts zu thun hat; er entwaffnet die Nationalgarde, läßt die Briefe auffangen und erlaubt sich jede Ungebühr. In Prag ist ein Plakat erschienen, welches sagt, daß Windischgrätz mit Truppen nach Wien aufgebrochen sei; wir können nicht so lange warten, bis wir gänzlich umzingelt worden sind. Das ganze Volk ist einig, es weiß, daß es mit Feinden zu thun hat. Bieten wir daher den Landsturm auf. Wenn wir die Revolution vom 6. anerkennen, so genügt es nicht, blos zu protestiren, wir müssen das Volk auffordern, sich um Wien zu schaaren; wir müssen diesen Aufruf dem Kaiser mittheilen und wir werden dadurch nicht nur größeres Blutvergießen ersparen, sondern auch imponiren. Das ganze Land wird für uns sein. (Ungeheueres Bravo mit Applaudiren, namentlich von den Gallerien, die der Präsident zur Ruhe ermahnt.) Laßt uns mit dem Volke stehen oder fallen! (Erneutes Bravo. Zischen). Ziemialkowski: Ich habe einen Bericht aus Krakau erhulten; die Bureaukratie verbreitet in Galizien die abscheulichsten Bosheiten, sie verschreit den Reichstag als reaktionär. Ich trete dem Antrag der Kommission bei. Borrosch (im demokratischen Pfaffenton): Kraft und Besonnenheit führen zum Siege; in der Vertheidigung, im O'Connelismus liegt die Stärke der Kammer. (Mit der gesteigerten Feierlichkeit eines Magnetisirten). Eine Proklamation und ein Bauernaufruf sind ein Widerspruch, in dem letzten liegt eine neue Revolution. Ich bin bereit zu stehen oder zu fallen; die Revolution und Reaktion arbeiten in fortwährerdem Kampfe, die Konstitution wird der Friedensengel sein; bis dahin bleibt die Revolution permanent. Dieses klar erkennen, ist die Pflicht des Reichstags. Ist das Haus bestimmt zu fallen, so falle es seiner würdig. Wir müssen alle gesetzliche Mittel erschöpft haben, bevor wir zu Anderem greifen; darum bin ich gegen den Aufruf. Zu Ungarn hat der Bauernaufstand eine andere Bedeutung, als hier; dort ist der Bauer arm, die Bevölkerung dünn; ich muß bedauern, wenn man Wien mit dem Landsturm retten will. Durch ein allzuschnelles Herausfordern der Reaktion gehen wir der Militärdiktatur entgegen, während wir sonst alle Hoffnung haben, die Freiheit zu retten. Sierakowski: Der von uns an die Völker Oesterreichs erlassene Aufruf ist in Galizien ganz unbekannt geblieben. Die Gouverneure, die Bureaukratie, die Post haben ihn überall unterdrückt und nicht ankommen lassen; ich stelle daher den Antrag, daß alle solche Gouverneure u. s. w. für Landesverräther erklärt werden. (Bravo!) Violand: Der Aufruf des Landsturms ist nichts Ungesetzliches, er ist kein Aufstand. Haben wir einmal gesagt, Wien solle vertheidigt und befestigt werden, so können wir auch weiter gehen und zu dieser Vertheidigung 20,000 Bauern herbeirufen. Borrosch: Ich habe nicht von Ungesetzlichem Gesprochen. Die Revolution vom 6. war eine vollkommen berechtigte, weil man den nationalen (nur darum?) Gefühlen der Wiener Bevölkerung nicht Rechnung getragen. Unsere Aufgabe bleibe die, daß wir nicht den Militairdespotismus erhalten, und in dieser Beziehung hat der Reichstag Energie gezeigt. Hätten wir Auersperg angegriffen, so würden tausende gefallen sein. Sind wir denn heute schwächer? Gewiß nicht. (?) Lassen wir noch einige Tage sich hinziehen, dann werden die Provinzen antworten. Potocki, des wahnsinnig gewordenen Lubomirski Busenfreund: Was soll ein Aufruf an die Provinzen? Schuselka fragt, ob er noch einmal sagen solle, was der Ausschuß vorschlage. (Nein, nein;) Potoki: Wenn ausgeführt wird, was wir für den Frieden gethan, dann bin ich mit dem Ausschuß einverstanden; meint man aber einen Aufruf zu den Waffen, dann muß ich an 1846 erinnern. Wir können keine ähnliche Scenen hervorrufen wollen; ich muß immer ein freier Sohn meines Vaterlandes bleiben können, auch wenn es sich von Gesammtinteressen handelt. Wer die Verhältnisse Galiziens kennt, wird mir nicht Unrecht geben. (Einige Bravo's.) Schuselka: Die Aufrufung des Landsturms ist weder zweck-zweckmäßig, noch gewissenhaft (Bravo aller Esel) das größte Unglück wird daraus erfolgen. (Bravo aller Esel.) Ich habe noch nicht die Ueberzeugung der Gesetzmäßigkeit der Nothwehr. Schon jetzt leiden wir Mangel an Lebensmitteln, woher sollen wir Massen ernähren? (Kommt davon, wenn Esel und Verräther die Kunktatoren machen.) Ich würde tausend und tausend Sturmpetitionen mich entgegenstemmen. (Eine ordentliche Ohrfeige genügte, dich Lügen zu strafen.) Ich habe keine Furcht vor der stürmenden Partei. (Bravo) Der Reichstag muß erklären, daß er lieber sterben will, als seine Gesinnung ändern. Obwohl der Ausschuß keinen Aufruf zu den Waffen will, so kann doch nicht vermieden werden, daß von Waffen geredet wird; wir fordern die Provinzen nur auf, einsehen lernen zu wollen (!!!), daß Wien Schutz verdiene. Mit Sierakowski stimme ich von Herzen überein, wir dürfen es aber hier nicht aussprechen. Violand: Ich nehme meinen Antrag zurück, weil ich keinen Zwiespalt veranlassen will, ich behalte aber meine Ueberzeugung. (Schwachmatikus.) Es wird angenommen, daß der Ausschuß die Proklamation abfasse. Schuselka: Das Ministerium (wo ist es?) muß aufgefordert werden, die galizischen und andern Behörden zu ersuchen, alle Beschlüsse des Reichstags zu veröffentlichen und das Briefgeheimniß zu wahren. (Angenommen. Sierakowski's Antrag kommt daher nicht zur Abstimmung. O sancta simplicitas! Schuselka verliest die Eingabe der Frauen. Sie ist im entschiedensten Sinne abgefaßt. ‒ „Unsere Wünsche und die unserer Brüder,“ heißt es, „sind eins. Der Reichstag ergreife mit energischer Kraft die Zügel der Regierung, bevor es zu spät ist. Er biete den Landsturm auf, wir werden helfen, den Sieg zu erkämpfen. Es gilt zu handeln, wir dürfen mit Reden nicht länger säumen.“ ‒ Eine große Anzahl von Frauenunterschriften bedeckt die Eingabe. Schon während sie verlesen wird und namentlich am Schluß erröthen weder die Elenden im Reichstage, noch die Elenden auf den Journalistenbänken ‒ zu lachen. Die linke Deputation des Frankfurter Froschteichs macht hier nicht das geringste Aufsehen. Doch es ist eine Schande, daß Deutschland um Wien herumliegt und es mit Flachköpfigkeit und Mattherzigkeit in seinem Todeskampfe bloß anglotzt, Deutschlands Revolution ist vom Wiener Volke geboren worden. Mit der Freiheit Wiens ist der Absolutismus in Europa ferner unmöglich. Darum laßt Wien nicht untergehen, fabelhaft erbärmliches Volk der Deutschen! Ich ersuche Ihr Blatt, zu Gunsten der akademischen Legion und Arbeiter eine Subscription zu eröffnen. Zum Vergnügen der deutschen Idioten sende ich Ihnen folgenden Tagesbefehl. Indem die mobilen Corps das Feldlager vom Belvedere beziehen, habe ich für die ubrige Garde folgende Befehle und Anordnungen zu erlassen. Erstens: Die Herren Bezirks-Commandanten haften mir für die Ueberwachung ihres ganzen Bezirkes. Sie müssen mit ihren eigenen Kräften für die Befestigung der äußern Linien und Thore wirken. Zweitens: An den Thoren darf, solange von mir kein weiterer Befehl erlassen wird, die Zufuhr und der Personenverkehr keinerlei Störung erleiden. Drittens: Die Bezirke Leopoldstadt, Landstraße, Wieden erhalten von morgen an die nöthigen Verpflegsgelder aus der Operationskasse im Belvedere, die übrigen Bezirke dagegen vom Gemeinderathe. Viertens: Zur Vermeidung möglicher Störungen in der Verpflegung haben sämmtliche Herren Bezirks-Chefs noch heute ein Verlagsquantum von 1000 Gulden zu erheben. Fünftens: Ich befehle und verordne, daß die Bedeckung des Hauptquartiers in folgender Art gebildet werde: a) Aus je 4 Garden von allen Kompagnien und je 8 Garden aus jeder Escadron, sämmtlich entschlossene muthige Männer. Sie werden den Titel „Garden des Hauptquartiers“ fuhren. Ihnen ist die Vertheidigung des Hauptquartiers anvertraut. Ich werde ein besonderes Abzeichen für sie bekannt geben. Die Herrn Bezirks-Chefs haben sogleich nach Erhalt dieses Befehls ihre sämmtlichen Garden ohne allarmiren zu versammeln, und diese 4 Vertrauensmänner auswählen zu lassen. Sie müssen bei persönlicher strenger Verantwortung der Herren Bezirks-Chefs, von mir und dem hohen Reichstage, bis 6 Uhr Abends zuverlässig im Lager eingetroffen sein, und sich in der Feld-Adjudantur gemeldet haben. ‒ Sie treten sogleich in die Verpflegung des Hauptquartiers. b) Die akademische Legion gibt zu der Bedeckung des Hauptquartiers eine vollständige Kompagnie mit ihren Offizieren, und wird nich abgelöst. c) Eine Kompagnie, gebildet aus Vertrauensmännern von allen mobilen Korps d) Aus je einem Zuge der steierischen Schützen, der Brünner Freiwilligen und der polnischen Legion. Verpflegung der akademischen Legion. Da die gesammte akademischen Legion lagert, so erhält sie auch daselbst ihre Verpflegung, und zwar derart: Die Herren Officiere nach ihrem Range wie die übrigen. Die Legionärs für den Kopf gleich den andern nur 25 Kreuzer. Ihr Bewußtsein wird ihnen die materielle Verkürzung ihrer entschiedensten Verdienste ersetzen. Bis 6 Uhr Abends haben die Herren Bezirks-Chefs einen Herrn Offizier mit zwei _ enden Ordonanzen, welche vor drei Tagen nicht abgelöst werden, ebenfalls unfehlbar in das Lager eintreffen machen. Alle diese Herren haben sich bei dem Platz-Hauptmann Du Bein zu melden und unterstehen den höheren Befehlen des Fed-Adjutanten Hauptmann Fenneberg. Die beim Antritte meines Commando's aus der Wahl der Herren Bezirks-Chefs hervorgegangen und vom hohen Reichstags-Ausschusse bestätigten drei Stellvertreter des Ober-Commandanten: Herrn Oberst Schaumburg, Herr Hauptmann Thurn und Herr Commandant Aigner haben sich gleichfalls bis Abends im Lager einzufinden. Sie haben sich daselbst mit einem Adjutanten und zwei Ordonanzen versehen zu lassen, und werden morgen bei den in Schlachtordnung befindlichen Truppen, Commando's erhalten. Als Hauptbefehle und Verordnungen mache ich Folgendes bekannt: Bei dem Erscheinen der ungarischen Armee erfolgt die Allarmirung der Stadt auf meinen Befehl vom Lager aus. Eine weiße Rauchsäule von Sr Stephan wird nächst dem Trommelwirbel das Zeichen sein. Hierauf haben alle Wehrmänner sich auf ihren Sammelplätzen einzufinden, die Herren Bezirks-Kommandanten die Freiwilligen aufzurufen, welche als Reserve auf das Glacis vor dem Verbrennhause mit den gehörigen Chargen abzuschicken sind. Dort werden sie von Generalstabs-Offizieren empfangen, und als die Reserve des Lagers aufgestellt. Zur Sicherung ihrer Bezirke haben die Herren Bezirkschefs Betetten an den Außenlinien, Unterstützen und Reserven auszustellen. Die Hauptmacht bleibt in Ruhe in Bereitschaft. Auf Familienväter ist die größte von Billigkeit und Menschlichkeit gebotene Rücksicht zu nehmen. Sie sind zum patrouilliren, zum Wachtdienste im Innern der Bezirke zu verwenden. Ich stelle die fremden Gesandten, die k. k. und Nationalgebäude, so wie das k. k. Militairgut und deren Personen unter den Schutz der Ehre des betreffenden Bezirks. Für die innere Stadt ist keinerlei Gefahr zu besorgen. Es darf demnach nicht befremden, wenn ich alles Geschütz aus der Stadt im Lager koncentrire. Von dort aus werde ich Hülfe auf die bedrohten Punkte senden. Damit die Personen meines Hauptquartiers schon von Weitem erkennbar sind, finde ich zu verordnen: Der Ober-Commandant, der Herr General-Lieutenant Bem, Herr Artillerie-Oberst Jelowicki, und die von mir morgen ernannt werdenden Corps-Commandanten tragen weiße Reiherbüsche; alle Herren Offiziere des Generalstabes grüne Federbüsche, dazu die Feldbinde nach früherem Befehle. Der Chef des Haupt-Geschäfts-Bureau wird diese Abzeichen, so wie jene der Garde des Hauptquartiers noch heute in das Lager abliefern. Die Vertheilung daselbst erfolgt durch die Feld-Adjutantur. So eben erhalte ich die Nachricht, daß die dritte Compagnie des Stubenviertels, unter dem Commando des Herrn Oberlieutenants Brentano, das Ansuchen stellte, sich den mobilen Corps im Lager anzuschließen. Ich fühle mich von dem ausgezeichneten Geiste dieser Compagnie auf das Angenehmste überrascht. Dieses schöne Beispiel von Hingebung wird Nachahmung finden. Ich glaube die ganze Compagnie zu ehren, indem ich ihren Führer Herrn Oberlieutenant Brentano sofort zum Hauptmann ernenne. Dieser trefflichen Compagnie wird die erste Bewachung des Hauptquartiers anvertraut. In mehreren Bezirken hat sich der Irrthum verbreitet, als würden den unbemittelten Garden für 24stündigen Wachdienst 40 Kreuzer verabfolgt. Solches ist völlig unrichtig. Der Rückersatz darf wohl nicht angesprochen werden, aber dem Herrn Bezirks-Chef Nessel drücke ich allgemein mein tiefes Bedauern aus, daß Unbesonnene sich soweit vergaßen, ihn in kränkenden Verdacht zu ziehen. Da ich, wie schon erwähnt, heute mein Hauptquartier in das Belvedere verlege, so belasse ich behufs des ungestörten Geschäftsverkehrs mit den hohen Behörden das Central-Geschäfts-Bureau unter Leitung des Herrn Hauptmanns Schneider in der Stallburg. An dieses Bureau sind sonach alle amtlichen Korrespondenzen, welche nicht militärische Gegenstände betreffen, zu richten, und von da aus wird auch deren Erledigung erfolgen. Zur Aufrechterhaltung der Disciplin sind bereits von dem hohen Reichstage Disciplinar-Verordnungen erlassen worden. Sie werden im Laufe des Tages öffentlich bekannt gemacht werden. Wien, am 17. Oktober 1848. Messenhauser, provisorischer Ober-Kommandant. * Köln, 21. Okt. Der Eisenbahnzug, der am Freitag Morgen von Hannover abfuhr, und die Berliner Post enthielt, flog zwischen Haste und Linthorst, kurz vor Stadthagen aus den Schienen; die Lokomotive wurde in den Graben geschleudert, da aber der Tender riß, so geschah dem Zuge selbst nur in so weit Schaden, als mehrere Bagagewagen und der Postwagen zertrümmert wurden. Glücklicherweise ist kein Menschenleben dabei verloren gegangen. An dem Orte, wo das Malheur vorfiel, waren vor einigen Tagen neue Schienen gelegt, und die Erdarbeiten in Folge dessen noch in unsicherm Zustande. Klagen unserer Abonnenten über die vernachlässigte Beförderung der „Neuen Rheinischen Zeitung“ durch die Post. An die Expedition der „Neuen Rheinischen Zeitung in Köln In Folge Ihres Avertissements in Nro. 102 der „Neuen Rheinischen Zeitung“ richten wir unterm 9. Oktober c. ein Schreiben an Sie, worin wir Beschwerden führten über die Unregelmäßigkeit in der Lieferung und die Unterschlagung von mehreren Exemplaren der „Neuen Rheinischen Zeitung“ Wir wandten uns dieserhalb schon früher einmal an die Redaktion dieser Zeitung und glaubten jetzt, da wir unsere Beschwerden wiederholten, um so sicherer eine regelmäßigere und vollständigere Lieferung besagter Zeitung erwarten zu können, aber wir sehen uns in unseren Erwartungen auf eine auffallende Weise getäuscht, indem uns die Neue Rheinische Zeitung in dem jetzt begonnenen Quartal so unregelmäßig, so mangelhaft geliefert wird, daß Einem alle Geduld ausgeht und uns eine Unterschlagung unserer Reklamationsbriefe vermuthen läßt. Auf das oben erwähnte Schreiben vom 9. d. M. lösten wir der sichern Beförderung wegen einen Rekommandationsschein ein, erwarteten aber denselben bis heute vergebens, woraus wir sicher schließen müssen, daß dasselbe unterschlagen worden ist. Wir lassen deßhalb diesen Brief unter einer anderen Adresse über Mülheim a. Rhein laufen, damit unsere Beschwerden endlich an den Ort ihrer Bestimmung gelangen werden. Zur Begründung derselben lassen wir eine Bescheinigung der hiesigen Postexpedition folgen, mit dem Ersuchen, bei der resp. Postbehörde höhern Orts die geeigneten Schritte zu thun, damit die betreffenden Postbeamten der gerechten Strafe nicht entgehen und der anmaßenden Frechheit derselben endlich ein Ziel gesetzt wird. Im Falle Sie den quest. Brief nicht erhalten haben, was übrigens keinem Zweifel mehr obliegen kann, und die Unterschlagung desselben geeigneten Orts nicht weitre verfolgen wollen, so bitten wir Sie, uns dieses gefälligst mittheilen zu wollen, damit wir auf Grund Ihrer Erklärung und der Bescheinigung der hiesigen Postexpedition die betreffenden Postämter bei dem General-Postamt in Berlin in begründeter Weise verklagen können. Schließlich bitten wir Sie noch, die in der eben besagten Bescheinigung angeführten Exemplare der „Neuen Rheinischen Zeitung“ falls Sie dieselben noch vorräthig haben, uns nachträglich gefälligst zusenden zu wollen. Hochachtungsvoll Kirchberg auf'm Hunsrücken, 16. Oktober 1848. Jul. Junk, Geometer. Kanditat Franz Junk. Baue. Auf Verlangen des Abonnenten der „Neuen Rheinischen Ztg.“, Julius M. Junk, bescheinigt die hiesige Postexpedition, daß derselben die Nummern 31, 99, 113, 115 und die Beilagen zu Nr. 114 und 117 der „Neuen Rheinischen Zeitung“ bis heute nicht geliefert worden, daß ferner die übrigen Beilagen dieser Zeitung sehr selten mit denjenigen Blättern erschienen, zu welchen sie gehörten, sondern ganz unregelmäßig und meistens einige Tage später, als sie geliefert werden mußten, und daß endlich der Abonnent etc. Junk am 9.Oktober c. einen Reklamations-Brief an die Expedition der „Neuen Rheinischen Zeitung“ hier auf die Postexpedition abgegeben hat, wovon der eingelößte Recommandationsschein der hiesigen Postexpedition bis heute noch nicht zur Abgabe an etc. Funk zugesandt wurde. Kirchberg, 16. Oktober 1848. Post-Expedition.Bordolb. Einer unserer Abonnenten in London beklagt sich bitter über die lüderlich Besorgung der „N. Rh. Ztg.“ durch die Postbehörden des Auslandes. Er behauptet, die an verschiedenen Orten aufgedruckten Poststempel führten den unwiederleglichen Beweis, daß nur die Postbehörden Schuld an aller Lüderlichkeit seien. Wir fordern die Postbehörden des Auslandes auf, ihre Pflicht zu thun, und nicht mehr die Privat-Anstalt einiger Wenigen zu sein. Münster-Maifeld, den 20. Oktober 1848. ‒ ‒ ‒ „Um nur eins hier anzuführen: Am 17. d. M. erhielten einzelne Ihrer Abonnenten kein Exemplar; die Beilage fehlte überall und nun heute am 20. schickten Sie an alle Abonnenten das alte Blatt vom 17. und das heutige wurde vergessen. In ihrem eigenen Interesse habe ich daher übernommen, im Namen Ihrer hiesigen Abonnenten Beschwerde zu führen, indem wir uns der Hoffnung hingeben, in Zukunft eine permanente Regelmäßigkeit in der Versendung bewirkt zu sehen. Ihr Abonnent G.“ Wir bemerken zu dieser Klage, daß von unserer Seite die Zeitung mit der größten Pünktlichkeit expedirt wird, die Schuld also auf Seiten der Post liegt. ‒ Wir werden dagegen klagen. Calcar, den 19. October 1848. Am 9. d. Mts. habe ich bei dem hiesigen Post-Expediteur Hangkamer die „Neue Rheinische Zeitung“ für das jetzige Quartal bestellt und bezahlt. Bis jetzt habe ich dieselbe nicht erhalten, obschon der etc. Hangkamer nach seiner Aussage wiederholt darum geschrieben hat. ‒ Mein Ersuchen geht nun an die verehrliche Redaktion, mich baldigst die Gründe wissen zu lassen, weshalb mir die Zeitung nicht zugekommen ist und ob vielleicht der Post-Expediteur dieselbe nicht bestellt hat. P. J. Die hiesige Ober-Post-Amts-Zeitungs-Expedition, die stets mit der größten Pünktlichkeit die Bestellungen für unsere Zeitung besorgt hat, bestellte das Exemplar für Calcar am 19. d. Mts.; die Schuld wird also wohl an Hrn. Hangkamer in Calcar liegen. Unsere Abonnenten in und um Trier beschweren sich über die absichtliche Nachlässigkeit in der Besorgung unserer Zeitung durch die Post-Anstalten. Aus Neisse in Schlesien kommt uns die Klage zu, daß unsere Zeitung förmlich nach dem Gutdünken der Post-Anstalten, ‒ die eine Art von Censur auszuüben scheinen ‒ häufig gar nicht, oder sehr verspätet ausgegeben wird. Recklinghausen, den 19. October 1848. An die Redaktion der „N. Rh. Ztg.“ Zehnmal habe ich schon hier schriftlich bei der Post Reklamation eingelegt, weil die „N. Rh. Ztg.“ entweder ganz oder doch zeitweise ausblieb. Ist Ihnen keine dieser Reklamationen zugekummen? ‒ Nr. 119 ist ganz ausgeblieben und Nr. 120 erhalte ich eben Mittags 2 Uhr. Woran liegt die Schuld? (An den Postbehörden der dortigen Gegend.) Mit vorzüglicher Hochachtung der Ihrige W. B. Siegen, den 20. October 1848. Als Abonnent der „Neuen Rheinischen Zeitung“ und selbst in deren Interesse muß ich mich nochmals an löbliche Direktion wenden mit der Bitte, dafür Sorge zu tragen, daß die Zeitung regelmäßig befördert wird. ‒ In unseren bewegten Zeiten muß den Abonnenten der öffentlichen Blätter natürlich viel daran gelegen sein, mit den Ereignissen schleunigst vertraut zu werden; es ist daher sehr unangenehm einen Tag keine Zeitung und den andern denn zwei zu erhalten. Tritt in dieser Beziehung bei der „N. Rh. Ztge.“ nicht größere Pünktlichkeit ein, so werden die Abonnenten sich natürlich vermindern aber nicht mehren. Ergebenst C. Sch. Die Namen der Kläger sind in unserer Expedition einzusehen. Köln, den 21. Oktober 1848. Die Expedition der „N. Rh. Ztg.“ Handels-Nachrichten. _

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Die angegebenen Seitenzahlen beziehen sich auf die Ausgabe: Neue Rheinische Zeitung. Organ der Demokratie. Bd. 1 (Nummer 1 bis Nummer 183) Köln, 1. Juni 1848 bis 31. Dezember 1848. Glashütten im Taunus, Verlag Detlev Auvermann KG 1973.




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Zitationshilfe: Neue Rheinische Zeitung. Nr. 123. Köln, 22. Oktober 1848. Zweite Ausgabe, S. 0623. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_nrhz123ii_1848/3>, abgerufen am 23.11.2024.