Neue Rheinische Zeitung. Nr. 126. Köln, 26. Oktober 1848.des Eigenthums und der Familie? Was denken davon die Ueberfüllten, die beständig an Indigestionen laboriren? - Die demokratisch-soziale Gesellschaft von Nimes hat an Lamartine eine Adresse erlassen, woraus wir die Hauptstellen mittheilen: Lamartine, Lamartine, was hast du aus Frankreich gemacht? Wenn man bedenket, was du nicht gethan hast, und was du hättest thun können, so fällt eine schwere Verantwortlichkeit auf dein Haupt. Obgleich alle deine Handlungen uns immer Lüge straften, hatten wir immer noch Vertrauen auf dich. Wir konnten nicht glauben, daß das Volk, das deine Person kürzlich noch mit seinen Akklamationen begrüßte, mit seinen Sympathieen umgab, daß dieses Volk am Tage des Sieges so loyal, so uninteressirt, durch diejenigen verrathen würde, denen es seine ganze Liebe geschenkt hatte. Es übersteigt dies alle Vorstellung, denn wir können nicht unterstellen, daß du dich bis zu dem Punkt täuschen könntest, zu wähnen, du könntest das Allergeringste ausrichten mit deinen halben Maßregeln, mit dieser Art von Juste milieu, mit diesem angeblichen Moderantismus, der uns 50 Jahre zurückgeschleudert hat. Mit welchem Rechte, sprich, schafft Ihr die Todesstrafe ab für die, welche das Volk exploitiren, während ihr die unterdrückten Klassen durch das Elend zum Tode verurtheilt? Ihr habt die Todesstrafe abgeschafft für die Aristokratie; es sei; aber dann mußtet ihr als Gegengewicht dem Volke das Recht zuerkennen, zu leben. Ihr schützt dem Reichen das Eigenthum und ihr weigert euch dem Arbeiter sein Eigenthum, die Arbeit, zu garantiren. Lamartine, von welchem Prinzipe gehst du aus? Was hälst du für wahr? Bist du Fleisch oder Fisch? Muß man deinen Spuren auf der Erde folgen oder sich in die Wolken schwingen, um deiner habhaft zu werden? Bist du das Camäleon oder der Proteus der Fabel? Was willst du? Wohin strebst du? Du verlästerst Cabet, Proudhon, Pierre Leroux, Louis Blanc, Aber wisse, sie alle haben in unsern Augen nur einen Fehler - zu gemäßigt zu sein. Wenn Wölfe in die Schäferei einfallen, bedarf es Hunde mit starkem Gebiß, um sie zu erwürgen. Proudhon! Aber was wollte Proudhon? Er wollte ganz einfach, daß der Reiche seinen Theil der durch die Revolution verursachten Verluste trage. Ihr Aristokraten, ihr findet es bequemer, das Volk allein zu ecrasiren. Man braucht kein großer Staatsmann zu sein, um z B. zu begreifen, daß der reiche Grundeigenthümer nichts verlieren darf und daß der arme Pächter strenge verpflichtet ist, sich zu ruiniren und das im Namen der Gerechtigkeit und der Religion. Ihr und die Eurigen sprecht von Familie? Ihr scherzt. Wir wissen, was ihr aus der Familie der zahlreichsten und fleißigsten Klasse macht. Ihr sprecht von Atheismus! Und welchen Gott betet ihr an? Den Erwerb, das goldne Kalb! - Nationalversammlung. Sitzung vom 23. Oktober. Anfang 1 Uhr. Präsident Marrast. Nach Verlesung des Protokolls mehrere Urlaubsgesuche. Lamoriciere ist auf seinem Platze. An der Tagesordnung ist die Verfassungsdebatte, die sich ihrem Schlusse nähert. Art. 113: "Die Ehrenlegion ist beibehalten; ihre Statuten sind mit der Verfassung in Einklang zu bringen." Bertho schlägt vor, nur die Nationalversammlung solle die Ordensverleihungen aussprechen. Dann werde dem Unfug vorgebeugt. Dieser Antrag wird verworfen und der Artikel angenommen. Art. 114. "Algerien und die Kolonien werden zum französischen Gebiet erklärt, jedoch so lange durch besondere Gesetze regiert, bis eine Spezialgesetzgebung sie definitiv dem allgemeinen französischen Recht unterwirft." Henri Didier will die neue Verfassung sofort auf Algerien und die Kolonien ausgedehnt wissen, schon um der neuen Kolonisten willen. Charles Dupin erklärt diesen Antrag schon im Juni abgemacht und wundert sich, daß ihn der Verfassungsausschuß noch einmal hervorlasse. De Rance unterstützt den Antrag und verlangt sofortige Assimilirung des algierschen Reichs mit Frankreich. Es solle sich nicht länger als bloße Stiefmutter zeigen. Dupin (senior) verbürgt seine ganze Autorität für die gute Administrativpflege der neuen Kolonisten, bekämpft jedoch den Antrag als unzulässig für die algierschen Verhältnisse. Art. 114 wird angenommen. Art. 115, vom Modus der Verfassungsrevision handelnd, schließt also: "Der Wunsch der Nationalversammlung, die Verfassung zu revidiren, kann erst nach dreien Deliberationen, in Zwischenräumen von einem Monat und zu drei Viertheilen Stimmenmehrheit in wirklichen Beschluß gestaltet werden. Die Revisionskammer soll nur für 3 Monate wirken etc." Boussi beantragt eine Menge Aenderungen, die aber keine Unterstützung finden. De Kerdrel, ein Retrograder, ist in seinen Modifikationen nicht glücklicher. Dabeaux wünscht die Erläuterung: "Bei der Revision müsse die Zahl der Stimmenden mindestens 500 betragen." Verworfen. Art. 116, 117 und 113, die transitorischen Bestimmungen betreffend, geben zu wenig erheblichen Debatten Veranlassung. Stourm meint, Art. 116 sei etwas zweideutig. Er schließe: "Alle gesetzlichen Bestimmungen, die der Verfassung nicht widersprächen, behielten Rechtskraft etc. Das sei zweideutig und habe sich 1815 fürchterlich gerächt Dupin (senior) erwidert, ein solcher Streit sei nicht wieder möglich. Damals habe es sich um königl. Prärogative gehandelt Die übrigen beiden Artikel ohne Weiters genehmigt. Bei Art. 119 nimmt Dupin das Wort und erklärt: daß das Ministerium in Verbindung mit der Verfassungskommission morgen eine neue Fassung mit dem nöthigen Dekretsentwurfe vorlegen werde. Dieser Artikel handelt bekanntlich von der Präsidentenwahl. Man will zu Art. 120 schreiten. Puysegur eilt aber auf die Bühne und will einen Nachsatz zu Artikel 119 entwickeln, der dem Volke das Veto zuspricht, indem er darauf anträgt, die neue Verfassung dem Volke vor der Präsidentenwahl zur Genehmigung vorzulegen. Dieser Antrag ruft einigen Tumult hervor. Puysegur dringt über seinen Antrag: die Verfassung dem Volke zur Genehmigung vorzulegen, ehe die Präsidentenwahl stattfinde, auf Abstimmung. Zwanzig Glieder unterstützen die Abstimmung durch Stimmzettel. Man schreitet zur Abstimmung. Zahl der Stimmenden 775. Gegen den Antrag 733. Für denselben 42. (Allgemeines Gelächter). Nun soll Art. 120 (der letzte!) vorgenommen werden. Dufaure trägt jedoch darauf an, denselben wegen der bereits erfolgten Suspendirung des Art. 119 ebenfalls auf sich beruhen zu lassen. Dieß geschieht und die Verfassungsdebatte wäre somit bis auf die Präsidenten-Paragraphen beendet!! Alleluja! Glais-Bizoin stellt den Antrag, daß sich die Nationalversammlung nicht früher trenne, als bis die organischen Gesetze votirt seien. Wird angenommen. Wir sind also um die einmonatlichen Ferien geprellt. Das ist hart. Ehe sich die Versammlung trennt, votirt sie noch einige Pensionsanträge des Finanzausschusses für Beamte der ehemaligen Pairskammer. Die Sitzung wird um 1/4 vor 6 Uhr geschlossen. Nachschrift: Es heißt, zwischen dem Kriegsminister Lamoriciere und dem General Lebreton werde ein Pistolenduell stattfinden. Wir sahen jedoch beide in der Nationalversammlung. Großbritannien. * London. Vorige Woche starb zu Exeter im 61. Jahr seines Alters, Thomas Gray, für den seine Freunde die Ehrentitel des "Eisenbahnpioniers" und des "Vaters des Eisenbahnsystems" in Anspruch nehmen. Im Jahre 1820, zu einer Zeit, als man nur noch die unvollkommenen kleinen Bahnen, Newcastle's und einer Kohlenbergwerke kannte, machte er bereits in seiner Schrift, "Bemerkungen über eine allgemeine Eisenbahn", auf die Vortheile eines, ganz England umfassenden Bahnsystems aufmerksam. Damals sah man ihn für einen unpraktischen Schwärmer an, und auch 1825, als er bei'm Parlament und bei Sir Robert Peel für seine Pläne petitionirte, ließ man ihn ohne alle und jede Aufmunterung. Er lebte zuletzt in der äußersten Armuth, und verkaufte Glas in Kommission. Das System, das er prophezeit, zu dem er aufgefordert hatte, war glänzender und universeller in's Leben getreten, als er selbst vielleicht geahnt, aber die Eisenbahnwelt, an die mehr als Ein Nothruf zu seinen Gunsten gerichtet wurde, kümmerte sich nicht um ihn. Er starb gebrochenen Herzens, sagt man. Es lebe die Bourgeoisie! * Durham, 21. Octbr. Heute Morgen verschied hier in seinem 78. Lebensjahre Gerold Valerian Welleslei, Doctor der Gottesgelahrtheit, ein jüngerer Bruder des Herzogs von Wellington. Eine einträgliche Pfründe wird durch seinen Tod vakant. * Liverpool, 23. Oktbr. Der Dämpfer Amerika, von den Vereinigten Staaten kommend, war heute Morgen 1/2 10 Uhr auf der Höhe von Holyhead. Nachrichten morgen. * Dublin, 22. Okt. Nach einer Prozedur, welche die Spezialkommission zu Clonmel 6 Tage lang beschäftigt, ist gestern Abend über Meagher das Schuldig ausgesprochen worden. Trotz der äußerst fähigen Vertheidigung des Angeklagten stand nicht wohl ein anderes Resultat zu erwarten. Die Jury hat den Verurtheilten der königlichen Gnade empfohlen, und man hegt keinen Zweifel, daß die Todesstrafe nicht werde vollzogen werden. Die Sympathie an Meagher's Schicksal ist allgemein, und erstreckt sich auf alle Klassen und Konfessionen. Italien. * Turin, 18. Okt. Gestern haben der Minister Spinelli in der Deputirtenkammer und der Ministerpräsident de Perone in der Sitzung des Senats angezeigt, daß das Ministerium einen detaillirten Bericht über Alles, was es gethan habe und noch zu thun beabsichtige, geben werde. Mit dem "zu thun beabsichtige" hat es übrigens seinen Haken. Die Concordia erwartet mit Bestimmtheit ein die gegenwärtigen Minister verabschiedendes Parlamentsvotum, indem sie gleichzeitig erklärt, dem Könige selbst ihr vollstes Vertrauen zu schenken. Er werde weder an sich selbst noch an der Sache Italiens zum Verräther werden. Die Concordia zählt fest auf eine Proklamation der Krone an Volk und Heer, in welcher der König seine unveränderten Intentionen darlegen, den Muth der Seinen beleben und Piemont noch einmal zum Mittelpunkt alles italienischen Strebens, aller italienischen Hoffnung machen werde. - Bei einer Vorstellung der Norma im Theater Carignan am 17. wurde die Wiederherstellung des großen Chors im zweiten Akt stürmisch verlangt. Bei den Worten: Guerra! guerra! applaudirte das Publikum wie wüthend, zumeist die anwesenden Offiziere. - In Genua ist die Nationalgarde marschfertig, außerdem 23,000 Mann Linientruppen. - In Como ist das Volk aufgestanden und hat die östreichische Garnison zum Teufel gejagt. Doch soll Radetzky sofort neue Streitkräfte hingeschickt haben. Handels-Nachrichten. [irrelevantes Material] Civilstand der Stadt Köln. Geburten. (18.) Elise Hermine Alex., T. v. Eduard v. Gordon, Hauptm., Ehrenstraße. - Joh. Georg, S. v. Joh. Pfänder, Barbier, Löhrgasse. - Marg, T. v. Georg Immig, Seilerges, Friesenw. - Herm. Jos., S. v. Christ. Bach, Anstr., Rächelsg. - Anna, T. v. Peter Jof. Sieger, Sttinh., Carthäuserw. - Elisab. Joh. Jos.,T. v. Joh. Bapt. Liessem, Arzt, Perlengr. - Johann Anton, S. v. Joh Hubert Cremer, Zuckersieder, Follerstraße. - Joh. Hubert, S. v. Joh. Rosen, Gärtner, Carthäuserw. - Anna Mar. Ther. und Maria Louise, Zwill. v. Heinr. Esser, Spezereihändler, Probsteig. - Josepha, T. v. Joh. Wattler, Tabakarb., kl. Griechenmarkt. - Ernst Julius Jos., S. v. Peter Jos. Loevenich, Friseur, Hochstr. - Kath., T. v. Ferd. Robertz, Postillon. - Streitzeugg. - Cäcilia, T. v. Johann Pütz, Postillon, Hahnenw. Anzeigen.
Schifffahrts-Anzeige. Köln, 25. Oktober 1848. Angekommen: Kapt. Loosen von Amsterdam mit 4332 Ctr. Kapt. Peer von Rotterdam mit 4058 Ctr. Kapt. Willms von Rotterdam mit 4082 Ctr. Kapt. Demmer von Rotterdam mit 4298 Ctr. Abgefahren: A. J. Brillmeyer nach Mannheim. J. Budberg nach Duisburg. In Ladung: Nach Ruhrort bis Emmerich Wwe. Jak. Schaaf. Nach Düsseldorf bis Mülheim an der Ruhr A. Meyer. Nach Andernach und Neuwied A. B. Schilowski und H. Schumacher. Nach Koblenz, der Mosel u. Saar Jos. Zeiler. Nach der Mosel, nach Trier und der Saar J. Bayer. Nach Mainz J. Acker. Nach dem Niedermain C. Rees. Nach dem Mittel- und Obermain. Fr. Seelig. Nach Worms und Mannheim B. Sommer. Nach Heilbronn L. Heuß. Nach Bingen. Nach Rotterdam Kapt. Lützenkirchen Köln Nr. 29. Nach Amsterdam Kapt. Schneider Köln Nr. 16. Rheinhöhe am 25. Okt. 6' 2 1/2". Bekanntmachung. In Folge Einführung des Winterfahrplans der Köln-Mindner Eisenbahn-Gesellschaft, koursirt die tägliche zweimalige Personenpost zwischen Bergisch-Gladbach und Mülheim a. Rhein wie folgt: Aus Gladbach 7 1/2 Uhr Morgens. 2 1/2 Uhr Nachmittags. Aus Mülheim a. Rhein. 9 3/4 Uhr Vormittags. 5 1/2 Uhr Abends. Ueberkunft in 1 1/4 Stunde. Köln, am 22. Oktober 1848. Ober-Post-Amt, Rehfeldt. Verkaufs-Anzeige. Samstag den 28. Oktober, Morgens 10 Uhr, wird der unterzeichnete Gerichtsvollzieher auf dem Markte auf der Apostelnstraße dahier, mehrere Mobilien, als: Tische, Stühle, Bilder, Küchengeräthe etc, gegen baare Zahlung an den Meistbietenden verkaufen. Köln, 25. Oktober 1848. P. Simons. Auszug. Durch Urtheil vom 23. Oktober 1848, hat das königliche Landgericht zu Köln auf den Antrag der zu Köln ohne besonderes Geschäft wohnenden Maria Catharina gebornen Kesberg, Ehefrau des ebendaselbst wohnenden Kaufmanns Heinrich Lehn die zwischen dieser und ihrem genannten Ehemann bestehende gesetzliche Gütergemeinschaft für aufgelöst erklärt, und die Parteien zur Liquidation der Ansprüche der genannten Ehefrau Lehn vor Notar Meinertz in Köln verwiesen. Für die Richtigkeit des Auszugs. Rob. Rücker, Adv.-Anwalt. Bauunternehmer und Bauhandwerker in Köln. So wie in Frankreich und besonders in Paris die große Mehrzahl des mittlen Bürgerstandes durch die verabscheuungswürdigsten Börsen-Manövers der Banquiers und Kapitalisten mit Staatspapiere und Aktien unter der frühern Regierung ruinirt worden ist, sind die Bauunternehmer und Bauhandwerker unserer Stadt durch die vor 3-4 Jahren von einem hiesigen großen Bauquierhause und sonstigen Kapitalisten auf den An- u Verkauf von Häusern und Grundstücken maßenweise verwendeten Fonds durch die inmittelst eingetretenen traurigen Zeitumstände jetzt beinahe an den Bettelstab gebracht worden. Fast überall erzeugen dieselben Ursachen dieselben Wirkunsen, weßhalb wir denn auch in unserer Stadt, dem Zeitpunkte nahe gerückt sind, wo es nur Reiche und Arme geben wird, wo das Kapital alle Gewerbthätigkeit, alle Arbeit ausgebeutet hat. Bei einiger Nachsicht dieser reichen Spekulanten und Kapitalisten gegen die Bauunternehmer und Bauhandwerker hätte sich der Druck, welcher auf letztern durch die eingetretene Geldkrisis seit beinahe drei Jahren lastet, und durch die Revolution noch vergrößert worden ist, leicht glücklich vorüber führen lassen, wenn z. B. das Opfer eines Nachlasses den hohen fünfprozentigen Zinsen von 1 bis 2 Jahren, den Subhastationen, den leer stehenden und drum werthlosen Häusern und den Mobilar-Exekutionen, mit deren Anzeigen die öffentlichen Blätter tagtäglich angefüllt sind, vorgezogen worden wäre. Nachdem die unglücklichen Bauunternehmer und Bauhandwerker vergebens um Errichtung einer Hypothekenbank, wo sie leichter und mit weniger Kosten zu mäßigen Zinsen Kapitalien auf ihren Grundbesitz erlangen können, nachdem sie vergebens einen allgemeinen Zahlungs-Ausstand bei der Staatsverwaltung sollicitirt, sind sie jetzt sonder Schutz ihren Drängern Preis gegeben. Es muß bei den Unglücklichen nothwendig ein trauriges Gefühl erwecken, wenn sie auf die vielen schönen neuen Straßen und Häuser die ihrem Unternehmungsgeiste und ihrer Thätigkeit das Entstehen zu verdanken haben, als auf die Trümmer ihres einstigen Glückes hinblicken. Man hat diesen Armen die von Haus und Hof vertrieben, denen man ihr letztes Stück Mobilar verkauft hat, gut zurufen festzuhalten an Ordnung und Gesetz, das Eigenthum zu achten und zu schützen, während man ihnen das Ihrige erbarmungslos genommen hat. Sie wenden sich daher auch räglich mehr von derjenigen politischen Partei ab, deren Worte mit ihren Thaten in grellem Widerspruch stehen um Demokraten zu werden, weil sie begreifen, daß für sie so lange eine hartherzige Geldaristokratie an der Spitze der Staats-Verwaltung bleibt, die von volksthümlichen brüderlichen Einrichtungen durchaus nichts wissen, sondern nur den Reichen reicher machen will, kein Heil zu erwarten ist. Das Steuer und Zollwesen, die Banken, die Kredit-Anstalten des Staates begünstigen überall den Reichen, den Großhändler und den Fabrikanten, und noch nirgendwo hat sich die Neigung kund gegeben, auch den kleineren Gewerbtreibenden und Handwerkern in dieser Zeit der Noth thatkräftig beizuspringen. So hat das Ministerium das Projekt der hiesigen Handelskammer zur Errichtung einer Hypothekenbank fast um dieselbe Zeit von der Hand gewiesen, als dasselbe 10 Millionen Darlehns-Scheine für Fabriken und Großhandel schuf; ohne zu bedenken, daß doch der Grundbesitz die Säule ist, worauf der Staat in Kriegs und Friedenszeit hauptsächlich ruht. Wir können uns drum auch nicht der Täuschung hingeben, daß sobald eine Staatsverfassung im Sinne der reichen konstitutionellen Staatsbürger fertig sei, es besser werde, mit den tausenden fleißigen und betriebsamen Bürgern unserer Stadt, denen man bis dahin ihre ganze Habe und somit die Mittel je wieder ihre frühere Geschäfte aufnehmen zu können, für immer gewonnen hat. Wir theilen vielmehr die Ansicht der Berliner Stadtverordneten-Versammlung, daß das Proletariat in den Städten zu einer gefährlichen Höhe sich steigern wird, wenn nicht den vielen früher durch die jetzt zu Grunde gerichteten Bauunternehmer beschäftigt gewesenen Bauhandwerkern u. Arbeitern entweder vom Staate oder durch ihre Mitbürger eine wirksame nachhaltige Hülfe zu Theil wird. Das französische Gouvernement hat in dieser Hinsicht und von der Nothwendigkeit überzeugt, die Bauindustrie unterstützen zu müssen, denselben gleich nach Ausbruch der Revolution 3 Millionen Franken bewilligt und zu diesem Zwecke später hin noch einen Kredit von 4 Millionen Franken von der National-Versammlung begehrt und erhalten. Möge in diesem Sinne auch unsere Staats-Verwaltung sowohl für die Residenz wie für Köln eine baldige Fürsorge treffen, ehe es zu spät ist. Auch die Bürger können sich untereinander dadurch eine wesentliche Hülfe leisten, wenn von den Subhastationen und Mobilar-Exekutionen in dieser geldarmen Zeit Abstand genommen und dagegen einstweilen ein billiger Ausstand oder Vergleich bewilligt wird. Wir werden fortfahren in diesem Sinne zu schreiben, in der Hoffnung durch die Macht der öffentlichen Meinung dem Egoismus, diesem Abgott der jetzigen Zeit und Menschen, welcher in unsern bürgerlichen Zuständen eine so heillose Verwüstung angerichtet hat, entgegen zu wirken, fernerhin in der Hoffnung, daß der neu gegründete S. Bank-Verein dieselbe Nachsicht, welche die Gläubiger dem frühern Hause geschenkt, jetzt auch seinen Schuldnern, welche in Grundstücken spekulirt, bewilligen werde. Niederländische Handels-Gesellschaft. Die Direktion macht bekannt, daß von ihr zu Amsterdam Donnerstag das 16. November 1848, verkauft werden sollen:
Die Notizen und Verkaufs-Bedingungen werden zeitig ausgegeben. Amsterdam, 16. Oktober 1848. F. Schuurmann, d. Z. Präsident. Goudswaard, Dir., d. Z Sekretär. Eine bedeutende Auswahl in Winterhandschuhen zu jedem Preise erhielt und bietet dieselben zur geneigten Abnahme an: P. Leurs Sohn, Schildergasse Nr. 14. Ein erfahrener Schneidergesell wird gesucht. Enggasse, an St. Marien-Ablaßplatz Nr. 20. Ein Mädchen welches noch nicht gedient, sucht eine Stelle für Küche und Hausarbeit. Die Exp. sagt wo. Heute Donnerstag den 26. Oktober und die folgenden Tage, Morgens 10 Uhr, Versteigerung auf das Letztgebot, in der Behausung des Antiquar Späner, Domhof Nr. 13, von antiken Schränken, antiken Bettstellen, antiken Kirchen-Chorpulten, antiken Ofenschirmen u. mehren anderen antiken Gegenständen, so wie auch einer Sammlung Oelgemälden, worunter sich seltene treffliche Originalien befinden. Römischer Circus. Von Alexandro Guerra. Heute Donnerstag den 25. Oktober 1848, große Vorstellung und zwar zum Benefiz des Hrn. van Callendyck mit ganz neuen Abwechselungen. Zum Beschluß die drei betrogenen Bräutigams auf St. Mont Marto. Komische Pantomime ausgeführt von mehreren Herren und Damen der Gesellschaft. Nebstbei die komische National-Polka in National-Kostüm, von Hrn. Fidely und Mme. Baviera. Herr Direktor macht im Namen der Benefizianten seine ergebenste Einladung. Alexandro Guerra. Theater-Anzeige. Donnerstag den 26. Oktober 1848: Sechste Vorstellung des Balletmeisters Herrn Th. Martin und Frau Martin Zimmann, erste Tänzer vom königlichen Theater St. Carlos in Lissabon, Zum Erstenmale: "Der Gott und die Bajadere." Zoloe, Frau Martin Zimman, Fatme, Frl, Lina Gärtner. Große Oper mit Tanz und Pantominen. Nach dem Französischen des Scribe. Musik von Auber. Vorkommende Tänze: Im ersten Akte. 1. Marche dansante. Ausgeführt von Frau Martin Zimmann, Frl. Lina Gärtner und den Damen vom Chor. 2. Grand Pas de trois nouveau. Getanzt von Herrn Martin, Frau Martin Zimmann und Frl. Lina Gärtner. 3. Danse des Bajaderes. Ausgeführt von Frau Martin, Frl. Lina Gärtner und den Damen vom Chor. Im zweiten Akte. Danse des deux rivales. Pas de deux getanzt von Martin Zimmann und Frl. Lina Gärtner. Alle Tänze sind von Balletmeister Hrn. Th. Martin Der Gerant: Korff. des Eigenthums und der Familie? Was denken davon die Ueberfüllten, die beständig an Indigestionen laboriren? ‒ Die demokratisch-soziale Gesellschaft von Nimes hat an Lamartine eine Adresse erlassen, woraus wir die Hauptstellen mittheilen: Lamartine, Lamartine, was hast du aus Frankreich gemacht? Wenn man bedenket, was du nicht gethan hast, und was du hättest thun können, so fällt eine schwere Verantwortlichkeit auf dein Haupt. Obgleich alle deine Handlungen uns immer Lüge straften, hatten wir immer noch Vertrauen auf dich. Wir konnten nicht glauben, daß das Volk, das deine Person kürzlich noch mit seinen Akklamationen begrüßte, mit seinen Sympathieen umgab, daß dieses Volk am Tage des Sieges so loyal, so uninteressirt, durch diejenigen verrathen würde, denen es seine ganze Liebe geschenkt hatte. Es übersteigt dies alle Vorstellung, denn wir können nicht unterstellen, daß du dich bis zu dem Punkt täuschen könntest, zu wähnen, du könntest das Allergeringste ausrichten mit deinen halben Maßregeln, mit dieser Art von Juste milieu, mit diesem angeblichen Moderantismus, der uns 50 Jahre zurückgeschleudert hat. Mit welchem Rechte, sprich, schafft Ihr die Todesstrafe ab für die, welche das Volk exploitiren, während ihr die unterdrückten Klassen durch das Elend zum Tode verurtheilt? Ihr habt die Todesstrafe abgeschafft für die Aristokratie; es sei; aber dann mußtet ihr als Gegengewicht dem Volke das Recht zuerkennen, zu leben. Ihr schützt dem Reichen das Eigenthum und ihr weigert euch dem Arbeiter sein Eigenthum, die Arbeit, zu garantiren. Lamartine, von welchem Prinzipe gehst du aus? Was hälst du für wahr? Bist du Fleisch oder Fisch? Muß man deinen Spuren auf der Erde folgen oder sich in die Wolken schwingen, um deiner habhaft zu werden? Bist du das Camäleon oder der Proteus der Fabel? Was willst du? Wohin strebst du? Du verlästerst Cabet, Proudhon, Pierre Leroux, Louis Blanc, Aber wisse, sie alle haben in unsern Augen nur einen Fehler ‒ zu gemäßigt zu sein. Wenn Wölfe in die Schäferei einfallen, bedarf es Hunde mit starkem Gebiß, um sie zu erwürgen. Proudhon! Aber was wollte Proudhon? Er wollte ganz einfach, daß der Reiche seinen Theil der durch die Revolution verursachten Verluste trage. Ihr Aristokraten, ihr findet es bequemer, das Volk allein zu ecrasiren. Man braucht kein großer Staatsmann zu sein, um z B. zu begreifen, daß der reiche Grundeigenthümer nichts verlieren darf und daß der arme Pächter strenge verpflichtet ist, sich zu ruiniren und das im Namen der Gerechtigkeit und der Religion. Ihr und die Eurigen sprecht von Familie? Ihr scherzt. Wir wissen, was ihr aus der Familie der zahlreichsten und fleißigsten Klasse macht. Ihr sprecht von Atheismus! Und welchen Gott betet ihr an? Den Erwerb, das goldne Kalb! ‒ Nationalversammlung. Sitzung vom 23. Oktober. Anfang 1 Uhr. Präsident Marrast. Nach Verlesung des Protokolls mehrere Urlaubsgesuche. Lamoriciere ist auf seinem Platze. An der Tagesordnung ist die Verfassungsdebatte, die sich ihrem Schlusse nähert. Art. 113: „Die Ehrenlegion ist beibehalten; ihre Statuten sind mit der Verfassung in Einklang zu bringen.“ Bertho schlägt vor, nur die Nationalversammlung solle die Ordensverleihungen aussprechen. Dann werde dem Unfug vorgebeugt. Dieser Antrag wird verworfen und der Artikel angenommen. Art. 114. „Algerien und die Kolonien werden zum französischen Gebiet erklärt, jedoch so lange durch besondere Gesetze regiert, bis eine Spezialgesetzgebung sie definitiv dem allgemeinen französischen Recht unterwirft.“ Henri Didier will die neue Verfassung sofort auf Algerien und die Kolonien ausgedehnt wissen, schon um der neuen Kolonisten willen. Charles Dupin erklärt diesen Antrag schon im Juni abgemacht und wundert sich, daß ihn der Verfassungsausschuß noch einmal hervorlasse. De Rance unterstützt den Antrag und verlangt sofortige Assimilirung des algierschen Reichs mit Frankreich. Es solle sich nicht länger als bloße Stiefmutter zeigen. Dupin (senior) verbürgt seine ganze Autorität für die gute Administrativpflege der neuen Kolonisten, bekämpft jedoch den Antrag als unzulässig für die algierschen Verhältnisse. Art. 114 wird angenommen. Art. 115, vom Modus der Verfassungsrevision handelnd, schließt also: „Der Wunsch der Nationalversammlung, die Verfassung zu revidiren, kann erst nach dreien Deliberationen, in Zwischenräumen von einem Monat und zu drei Viertheilen Stimmenmehrheit in wirklichen Beschluß gestaltet werden. Die Revisionskammer soll nur für 3 Monate wirken etc.“ Boussi beantragt eine Menge Aenderungen, die aber keine Unterstützung finden. De Kerdrel, ein Retrograder, ist in seinen Modifikationen nicht glücklicher. Dabeaux wünscht die Erläuterung: „Bei der Revision müsse die Zahl der Stimmenden mindestens 500 betragen.“ Verworfen. Art. 116, 117 und 113, die transitorischen Bestimmungen betreffend, geben zu wenig erheblichen Debatten Veranlassung. Stourm meint, Art. 116 sei etwas zweideutig. Er schließe: „Alle gesetzlichen Bestimmungen, die der Verfassung nicht widersprächen, behielten Rechtskraft etc. Das sei zweideutig und habe sich 1815 fürchterlich gerächt Dupin (senior) erwidert, ein solcher Streit sei nicht wieder möglich. Damals habe es sich um königl. Prärogative gehandelt Die übrigen beiden Artikel ohne Weiters genehmigt. Bei Art. 119 nimmt Dupin das Wort und erklärt: daß das Ministerium in Verbindung mit der Verfassungskommission morgen eine neue Fassung mit dem nöthigen Dekretsentwurfe vorlegen werde. Dieser Artikel handelt bekanntlich von der Präsidentenwahl. Man will zu Art. 120 schreiten. Puységur eilt aber auf die Bühne und will einen Nachsatz zu Artikel 119 entwickeln, der dem Volke das Veto zuspricht, indem er darauf anträgt, die neue Verfassung dem Volke vor der Präsidentenwahl zur Genehmigung vorzulegen. Dieser Antrag ruft einigen Tumult hervor. Puysegur dringt über seinen Antrag: die Verfassung dem Volke zur Genehmigung vorzulegen, ehe die Präsidentenwahl stattfinde, auf Abstimmung. Zwanzig Glieder unterstützen die Abstimmung durch Stimmzettel. Man schreitet zur Abstimmung. Zahl der Stimmenden 775. Gegen den Antrag 733. Für denselben 42. (Allgemeines Gelächter). Nun soll Art. 120 (der letzte!) vorgenommen werden. Dufaure trägt jedoch darauf an, denselben wegen der bereits erfolgten Suspendirung des Art. 119 ebenfalls auf sich beruhen zu lassen. Dieß geschieht und die Verfassungsdebatte wäre somit bis auf die Präsidenten-Paragraphen beendet!! Alleluja! Glais-Bizoin stellt den Antrag, daß sich die Nationalversammlung nicht früher trenne, als bis die organischen Gesetze votirt seien. Wird angenommen. Wir sind also um die einmonatlichen Ferien geprellt. Das ist hart. Ehe sich die Versammlung trennt, votirt sie noch einige Pensionsanträge des Finanzausschusses für Beamte der ehemaligen Pairskammer. Die Sitzung wird um 1/4 vor 6 Uhr geschlossen. Nachschrift: Es heißt, zwischen dem Kriegsminister Lamoriciere und dem General Lebreton werde ein Pistolenduell stattfinden. Wir sahen jedoch beide in der Nationalversammlung. Großbritannien. * London. Vorige Woche starb zu Exeter im 61. Jahr seines Alters, Thomas Gray, für den seine Freunde die Ehrentitel des „Eisenbahnpioniers“ und des „Vaters des Eisenbahnsystems“ in Anspruch nehmen. Im Jahre 1820, zu einer Zeit, als man nur noch die unvollkommenen kleinen Bahnen, Newcastle's und einer Kohlenbergwerke kannte, machte er bereits in seiner Schrift, „Bemerkungen über eine allgemeine Eisenbahn“, auf die Vortheile eines, ganz England umfassenden Bahnsystems aufmerksam. Damals sah man ihn für einen unpraktischen Schwärmer an, und auch 1825, als er bei'm Parlament und bei Sir Robert Peel für seine Pläne petitionirte, ließ man ihn ohne alle und jede Aufmunterung. Er lebte zuletzt in der äußersten Armuth, und verkaufte Glas in Kommission. Das System, das er prophezeit, zu dem er aufgefordert hatte, war glänzender und universeller in's Leben getreten, als er selbst vielleicht geahnt, aber die Eisenbahnwelt, an die mehr als Ein Nothruf zu seinen Gunsten gerichtet wurde, kümmerte sich nicht um ihn. Er starb gebrochenen Herzens, sagt man. Es lebe die Bourgeoisie! * Durham, 21. Octbr. Heute Morgen verschied hier in seinem 78. Lebensjahre Gerold Valerian Welleslei, Doctor der Gottesgelahrtheit, ein jüngerer Bruder des Herzogs von Wellington. Eine einträgliche Pfründe wird durch seinen Tod vakant. * Liverpool, 23. Oktbr. Der Dämpfer Amerika, von den Vereinigten Staaten kommend, war heute Morgen 1/2 10 Uhr auf der Höhe von Holyhead. Nachrichten morgen. * Dublin, 22. Okt. Nach einer Prozedur, welche die Spezialkommission zu Clonmel 6 Tage lang beschäftigt, ist gestern Abend über Meagher das Schuldig ausgesprochen worden. Trotz der äußerst fähigen Vertheidigung des Angeklagten stand nicht wohl ein anderes Resultat zu erwarten. Die Jury hat den Verurtheilten der königlichen Gnade empfohlen, und man hegt keinen Zweifel, daß die Todesstrafe nicht werde vollzogen werden. Die Sympathie an Meagher's Schicksal ist allgemein, und erstreckt sich auf alle Klassen und Konfessionen. Italien. * Turin, 18. Okt. Gestern haben der Minister Spinelli in der Deputirtenkammer und der Ministerpräsident de Perone in der Sitzung des Senats angezeigt, daß das Ministerium einen detaillirten Bericht über Alles, was es gethan habe und noch zu thun beabsichtige, geben werde. Mit dem „zu thun beabsichtige“ hat es übrigens seinen Haken. Die Concordia erwartet mit Bestimmtheit ein die gegenwärtigen Minister verabschiedendes Parlamentsvotum, indem sie gleichzeitig erklärt, dem Könige selbst ihr vollstes Vertrauen zu schenken. Er werde weder an sich selbst noch an der Sache Italiens zum Verräther werden. Die Concordia zählt fest auf eine Proklamation der Krone an Volk und Heer, in welcher der König seine unveränderten Intentionen darlegen, den Muth der Seinen beleben und Piemont noch einmal zum Mittelpunkt alles italienischen Strebens, aller italienischen Hoffnung machen werde. ‒ Bei einer Vorstellung der Norma im Theater Carignan am 17. wurde die Wiederherstellung des großen Chors im zweiten Akt stürmisch verlangt. Bei den Worten: Guerra! guerra! applaudirte das Publikum wie wüthend, zumeist die anwesenden Offiziere. ‒ In Genua ist die Nationalgarde marschfertig, außerdem 23,000 Mann Linientruppen. ‒ In Como ist das Volk aufgestanden und hat die östreichische Garnison zum Teufel gejagt. Doch soll Radetzky sofort neue Streitkräfte hingeschickt haben. Handels-Nachrichten. [irrelevantes Material] Civilstand der Stadt Köln. Geburten. (18.) Elise Hermine Alex., T. v. Eduard v. Gordon, Hauptm., Ehrenstraße. ‒ Joh. Georg, S. v. Joh. Pfänder, Barbier, Löhrgasse. ‒ Marg, T. v. Georg Immig, Seilerges, Friesenw. ‒ Herm. Jos., S. v. Christ. Bach, Anstr., Rächelsg. ‒ Anna, T. v. Peter Jof. Sieger, Sttinh., Carthäuserw. ‒ Elisab. Joh. Jos.,T. v. Joh. Bapt. Liessem, Arzt, Perlengr. ‒ Johann Anton, S. v. Joh Hubert Cremer, Zuckersieder, Follerstraße. ‒ Joh. Hubert, S. v. Joh. Rosen, Gärtner, Carthäuserw. ‒ Anna Mar. Ther. und Maria Louise, Zwill. v. Heinr. Esser, Spezereihändler, Probsteig. ‒ Josepha, T. v. Joh. Wattler, Tabakarb., kl. Griechenmarkt. ‒ Ernst Julius Jos., S. v. Peter Jos. Loevenich, Friseur, Hochstr. ‒ Kath., T. v. Ferd. Robertz, Postillon. ‒ Streitzeugg. ‒ Cäcilia, T. v. Johann Pütz, Postillon, Hahnenw. Anzeigen.
Schifffahrts-Anzeige. Köln, 25. Oktober 1848. Angekommen: Kapt. Loosen von Amsterdam mit 4332 Ctr. Kapt. Peer von Rotterdam mit 4058 Ctr. Kapt. Willms von Rotterdam mit 4082 Ctr. Kapt. Demmer von Rotterdam mit 4298 Ctr. Abgefahren: A. J. Brillmeyer nach Mannheim. J. Budberg nach Duisburg. In Ladung: Nach Ruhrort bis Emmerich Wwe. Jak. Schaaf. Nach Düsseldorf bis Mülheim an der Ruhr A. Meyer. Nach Andernach und Neuwied A. B. Schilowski und H. Schumacher. Nach Koblenz, der Mosel u. Saar Jos. Zeiler. Nach der Mosel, nach Trier und der Saar J. Bayer. Nach Mainz J. Acker. Nach dem Niedermain C. Rees. Nach dem Mittel- und Obermain. Fr. Seelig. Nach Worms und Mannheim B. Sommer. Nach Heilbronn L. Heuß. Nach Bingen. Nach Rotterdam Kapt. Lützenkirchen Köln Nr. 29. Nach Amsterdam Kapt. Schneider Köln Nr. 16. Rheinhöhe am 25. Okt. 6′ 2 1/2″. Bekanntmachung. In Folge Einführung des Winterfahrplans der Köln-Mindner Eisenbahn-Gesellschaft, koursirt die tägliche zweimalige Personenpost zwischen Bergisch-Gladbach und Mülheim a. Rhein wie folgt: Aus Gladbach 7 1/2 Uhr Morgens. 2 1/2 Uhr Nachmittags. Aus Mülheim a. Rhein. 9 3/4 Uhr Vormittags. 5 1/2 Uhr Abends. Ueberkunft in 1 1/4 Stunde. Köln, am 22. Oktober 1848. Ober-Post-Amt, Rehfeldt. Verkaufs-Anzeige. Samstag den 28. Oktober, Morgens 10 Uhr, wird der unterzeichnete Gerichtsvollzieher auf dem Markte auf der Apostelnstraße dahier, mehrere Mobilien, als: Tische, Stühle, Bilder, Küchengeräthe etc, gegen baare Zahlung an den Meistbietenden verkaufen. Köln, 25. Oktober 1848. P. Simons. Auszug. Durch Urtheil vom 23. Oktober 1848, hat das königliche Landgericht zu Köln auf den Antrag der zu Köln ohne besonderes Geschäft wohnenden Maria Catharina gebornen Kesberg, Ehefrau des ebendaselbst wohnenden Kaufmanns Heinrich Lehn die zwischen dieser und ihrem genannten Ehemann bestehende gesetzliche Gütergemeinschaft für aufgelöst erklärt, und die Parteien zur Liquidation der Ansprüche der genannten Ehefrau Lehn vor Notar Meinertz in Köln verwiesen. Für die Richtigkeit des Auszugs. Rob. Rücker, Adv.-Anwalt. Bauunternehmer und Bauhandwerker in Köln. So wie in Frankreich und besonders in Paris die große Mehrzahl des mittlen Bürgerstandes durch die verabscheuungswürdigsten Börsen-Manövers der Banquiers und Kapitalisten mit Staatspapiere und Aktien unter der frühern Regierung ruinirt worden ist, sind die Bauunternehmer und Bauhandwerker unserer Stadt durch die vor 3-4 Jahren von einem hiesigen großen Bauquierhause und sonstigen Kapitalisten auf den An- u Verkauf von Häusern und Grundstücken maßenweise verwendeten Fonds durch die inmittelst eingetretenen traurigen Zeitumstände jetzt beinahe an den Bettelstab gebracht worden. Fast überall erzeugen dieselben Ursachen dieselben Wirkunsen, weßhalb wir denn auch in unserer Stadt, dem Zeitpunkte nahe gerückt sind, wo es nur Reiche und Arme geben wird, wo das Kapital alle Gewerbthätigkeit, alle Arbeit ausgebeutet hat. Bei einiger Nachsicht dieser reichen Spekulanten und Kapitalisten gegen die Bauunternehmer und Bauhandwerker hätte sich der Druck, welcher auf letztern durch die eingetretene Geldkrisis seit beinahe drei Jahren lastet, und durch die Revolution noch vergrößert worden ist, leicht glücklich vorüber führen lassen, wenn z. B. das Opfer eines Nachlasses den hohen fünfprozentigen Zinsen von 1 bis 2 Jahren, den Subhastationen, den leer stehenden und drum werthlosen Häusern und den Mobilar-Exekutionen, mit deren Anzeigen die öffentlichen Blätter tagtäglich angefüllt sind, vorgezogen worden wäre. Nachdem die unglücklichen Bauunternehmer und Bauhandwerker vergebens um Errichtung einer Hypothekenbank, wo sie leichter und mit weniger Kosten zu mäßigen Zinsen Kapitalien auf ihren Grundbesitz erlangen können, nachdem sie vergebens einen allgemeinen Zahlungs-Ausstand bei der Staatsverwaltung sollicitirt, sind sie jetzt sonder Schutz ihren Drängern Preis gegeben. Es muß bei den Unglücklichen nothwendig ein trauriges Gefühl erwecken, wenn sie auf die vielen schönen neuen Straßen und Häuser die ihrem Unternehmungsgeiste und ihrer Thätigkeit das Entstehen zu verdanken haben, als auf die Trümmer ihres einstigen Glückes hinblicken. Man hat diesen Armen die von Haus und Hof vertrieben, denen man ihr letztes Stück Mobilar verkauft hat, gut zurufen festzuhalten an Ordnung und Gesetz, das Eigenthum zu achten und zu schützen, während man ihnen das Ihrige erbarmungslos genommen hat. Sie wenden sich daher auch räglich mehr von derjenigen politischen Partei ab, deren Worte mit ihren Thaten in grellem Widerspruch stehen um Demokraten zu werden, weil sie begreifen, daß für sie so lange eine hartherzige Geldaristokratie an der Spitze der Staats-Verwaltung bleibt, die von volksthümlichen brüderlichen Einrichtungen durchaus nichts wissen, sondern nur den Reichen reicher machen will, kein Heil zu erwarten ist. Das Steuer und Zollwesen, die Banken, die Kredit-Anstalten des Staates begünstigen überall den Reichen, den Großhändler und den Fabrikanten, und noch nirgendwo hat sich die Neigung kund gegeben, auch den kleineren Gewerbtreibenden und Handwerkern in dieser Zeit der Noth thatkräftig beizuspringen. So hat das Ministerium das Projekt der hiesigen Handelskammer zur Errichtung einer Hypothekenbank fast um dieselbe Zeit von der Hand gewiesen, als dasselbe 10 Millionen Darlehns-Scheine für Fabriken und Großhandel schuf; ohne zu bedenken, daß doch der Grundbesitz die Säule ist, worauf der Staat in Kriegs und Friedenszeit hauptsächlich ruht. Wir können uns drum auch nicht der Täuschung hingeben, daß sobald eine Staatsverfassung im Sinne der reichen konstitutionellen Staatsbürger fertig sei, es besser werde, mit den tausenden fleißigen und betriebsamen Bürgern unserer Stadt, denen man bis dahin ihre ganze Habe und somit die Mittel je wieder ihre frühere Geschäfte aufnehmen zu können, für immer gewonnen hat. Wir theilen vielmehr die Ansicht der Berliner Stadtverordneten-Versammlung, daß das Proletariat in den Städten zu einer gefährlichen Höhe sich steigern wird, wenn nicht den vielen früher durch die jetzt zu Grunde gerichteten Bauunternehmer beschäftigt gewesenen Bauhandwerkern u. Arbeitern entweder vom Staate oder durch ihre Mitbürger eine wirksame nachhaltige Hülfe zu Theil wird. Das französische Gouvernement hat in dieser Hinsicht und von der Nothwendigkeit überzeugt, die Bauindustrie unterstützen zu müssen, denselben gleich nach Ausbruch der Revolution 3 Millionen Franken bewilligt und zu diesem Zwecke später hin noch einen Kredit von 4 Millionen Franken von der National-Versammlung begehrt und erhalten. Möge in diesem Sinne auch unsere Staats-Verwaltung sowohl für die Residenz wie für Köln eine baldige Fürsorge treffen, ehe es zu spät ist. Auch die Bürger können sich untereinander dadurch eine wesentliche Hülfe leisten, wenn von den Subhastationen und Mobilar-Exekutionen in dieser geldarmen Zeit Abstand genommen und dagegen einstweilen ein billiger Ausstand oder Vergleich bewilligt wird. Wir werden fortfahren in diesem Sinne zu schreiben, in der Hoffnung durch die Macht der öffentlichen Meinung dem Egoismus, diesem Abgott der jetzigen Zeit und Menschen, welcher in unsern bürgerlichen Zuständen eine so heillose Verwüstung angerichtet hat, entgegen zu wirken, fernerhin in der Hoffnung, daß der neu gegründete S. Bank-Verein dieselbe Nachsicht, welche die Gläubiger dem frühern Hause geschenkt, jetzt auch seinen Schuldnern, welche in Grundstücken spekulirt, bewilligen werde. Niederländische Handels-Gesellschaft. Die Direktion macht bekannt, daß von ihr zu Amsterdam Donnerstag das 16. November 1848, verkauft werden sollen:
Die Notizen und Verkaufs-Bedingungen werden zeitig ausgegeben. Amsterdam, 16. Oktober 1848. F. Schuurmann, d. Z. Präsident. Goudswaard, Dir., d. Z Sekretär. Eine bedeutende Auswahl in Winterhandschuhen zu jedem Preise erhielt und bietet dieselben zur geneigten Abnahme an: P. Leurs Sohn, Schildergasse Nr. 14. Ein erfahrener Schneidergesell wird gesucht. Enggasse, an St. Marien-Ablaßplatz Nr. 20. Ein Mädchen welches noch nicht gedient, sucht eine Stelle für Küche und Hausarbeit. Die Exp. sagt wo. Heute Donnerstag den 26. Oktober und die folgenden Tage, Morgens 10 Uhr, Versteigerung auf das Letztgebot, in der Behausung des Antiquar Späner, Domhof Nr. 13, von antiken Schränken, antiken Bettstellen, antiken Kirchen-Chorpulten, antiken Ofenschirmen u. mehren anderen antiken Gegenständen, so wie auch einer Sammlung Oelgemälden, worunter sich seltene treffliche Originalien befinden. Römischer Circus. Von Alexandro Guerra. Heute Donnerstag den 25. Oktober 1848, große Vorstellung und zwar zum Benefiz des Hrn. van Callendyck mit ganz neuen Abwechselungen. Zum Beschluß die drei betrogenen Bräutigams auf St. Mont Marto. Komische Pantomime ausgeführt von mehreren Herren und Damen der Gesellschaft. Nebstbei die komische National-Polka in National-Kostüm, von Hrn. Fidely und Mme. Baviera. Herr Direktor macht im Namen der Benefizianten seine ergebenste Einladung. Alexandro Guerra. Theater-Anzeige. Donnerstag den 26. Oktober 1848: Sechste Vorstellung des Balletmeisters Herrn Th. Martin und Frau Martin Zimmann, erste Tänzer vom königlichen Theater St. Carlos in Lissabon, Zum Erstenmale: „Der Gott und die Bajadere.“ Zoloé, Frau Martin Zimman, Fatmé, Frl, Lina Gärtner. Große Oper mit Tanz und Pantominen. Nach dem Französischen des Scribe. Musik von Auber. Vorkommende Tänze: Im ersten Akte. 1. Marche dansante. Ausgeführt von Frau Martin Zimmann, Frl. Lina Gärtner und den Damen vom Chor. 2. Grand Pas de trois nouveau. Getanzt von Herrn Martin, Frau Martin Zimmann und Frl. Lina Gärtner. 3. Danse des Bajadères. Ausgeführt von Frau Martin, Frl. Lina Gärtner und den Damen vom Chor. Im zweiten Akte. Danse des deux rivales. Pas de deux getanzt von Martin Zimmann und Frl. Lina Gärtner. Alle Tänze sind von Balletmeister Hrn. Th. Martin Der Gerant: Korff. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div xml:id="ar126_020" type="jArticle"> <p><pb facs="#f0004" n="0636"/> des Eigenthums und der Familie? Was denken davon die Ueberfüllten, die beständig an Indigestionen laboriren?</p> <p>‒ Die demokratisch-soziale Gesellschaft von Nimes hat an <hi rendition="#g">Lamartine</hi> eine Adresse erlassen, woraus wir die Hauptstellen mittheilen:</p> <p>Lamartine, Lamartine, was hast du aus Frankreich gemacht? Wenn man bedenket, was du nicht gethan hast, und was du hättest thun können, so fällt eine schwere Verantwortlichkeit auf dein Haupt. Obgleich alle deine Handlungen uns immer Lüge straften, hatten wir immer noch Vertrauen auf dich. Wir konnten nicht glauben, daß das Volk, das deine Person kürzlich noch mit seinen Akklamationen begrüßte, mit seinen Sympathieen umgab, daß dieses Volk am Tage des Sieges so loyal, so uninteressirt, durch diejenigen verrathen würde, denen es seine ganze Liebe geschenkt hatte. Es übersteigt dies alle Vorstellung, denn wir können nicht unterstellen, daß du dich bis zu dem Punkt täuschen könntest, zu wähnen, du könntest das Allergeringste ausrichten mit deinen halben Maßregeln, mit dieser Art von Juste milieu, mit diesem angeblichen Moderantismus, der uns 50 Jahre zurückgeschleudert hat. Mit welchem Rechte, sprich, schafft Ihr die Todesstrafe ab für die, welche das Volk exploitiren, während ihr die unterdrückten Klassen durch das Elend zum Tode verurtheilt? Ihr habt die Todesstrafe abgeschafft für die Aristokratie; es sei; aber dann mußtet ihr als Gegengewicht dem Volke das Recht zuerkennen, zu leben. Ihr schützt dem Reichen das Eigenthum und ihr weigert euch dem Arbeiter <hi rendition="#g">sein</hi> Eigenthum, die Arbeit, zu garantiren.</p> <p>Lamartine, von welchem Prinzipe gehst du aus? Was hälst du für wahr? Bist du Fleisch oder Fisch? Muß man deinen Spuren auf der Erde folgen oder sich in die Wolken schwingen, um deiner habhaft zu werden? Bist du das Camäleon oder der Proteus der Fabel? Was willst du? Wohin strebst du?</p> <p>Du verlästerst Cabet, Proudhon, Pierre Leroux, Louis Blanc, Aber wisse, sie alle haben in unsern Augen nur einen Fehler ‒ zu gemäßigt zu sein. Wenn Wölfe in die Schäferei einfallen, bedarf es Hunde mit starkem Gebiß, um sie zu erwürgen.</p> <p>Proudhon! Aber was wollte Proudhon? Er wollte ganz einfach, daß der Reiche seinen Theil der durch die Revolution verursachten Verluste trage. Ihr Aristokraten, ihr findet es bequemer, das Volk allein zu ecrasiren. Man braucht kein großer Staatsmann zu sein, um z B. zu begreifen, daß der reiche Grundeigenthümer nichts verlieren darf und daß der arme Pächter strenge verpflichtet ist, sich zu ruiniren und das im Namen der Gerechtigkeit und der Religion.</p> <p>Ihr und die Eurigen sprecht von Familie? Ihr scherzt. Wir wissen, was ihr aus der Familie der zahlreichsten und fleißigsten Klasse macht. Ihr sprecht von Atheismus! Und welchen Gott betet ihr an? Den Erwerb, das <hi rendition="#g">goldne Kalb!</hi> </p> <p>‒ <hi rendition="#g">Nationalversammlung.</hi> Sitzung vom 23. Oktober. Anfang 1 Uhr. Präsident Marrast. Nach Verlesung des Protokolls mehrere Urlaubsgesuche.</p> <p><hi rendition="#g">Lamoriciere</hi> ist auf seinem Platze. An der Tagesordnung ist die Verfassungsdebatte, die sich ihrem Schlusse nähert.</p> <p>Art. 113: „Die Ehrenlegion ist beibehalten; ihre Statuten sind mit der Verfassung in Einklang zu bringen.“</p> <p><hi rendition="#g">Bertho</hi> schlägt vor, nur die Nationalversammlung solle die Ordensverleihungen aussprechen. Dann werde dem Unfug vorgebeugt.</p> <p>Dieser Antrag wird verworfen und der Artikel angenommen.</p> <p>Art. 114. „Algerien und die Kolonien werden zum französischen Gebiet erklärt, jedoch so lange durch besondere Gesetze regiert, bis eine Spezialgesetzgebung sie definitiv dem allgemeinen französischen Recht unterwirft.“</p> <p><hi rendition="#g">Henri Didier</hi> will die neue Verfassung sofort auf Algerien und die Kolonien ausgedehnt wissen, schon um der neuen Kolonisten willen.</p> <p><hi rendition="#g">Charles Dupin</hi> erklärt diesen Antrag schon im Juni abgemacht und wundert sich, daß ihn der Verfassungsausschuß noch einmal hervorlasse.</p> <p><hi rendition="#g">De Rance</hi> unterstützt den Antrag und verlangt sofortige Assimilirung des algierschen Reichs mit Frankreich. Es solle sich nicht länger als bloße Stiefmutter zeigen.</p> <p><hi rendition="#g">Dupin</hi> (senior) verbürgt seine ganze Autorität für die gute Administrativpflege der neuen Kolonisten, bekämpft jedoch den Antrag als unzulässig für die algierschen Verhältnisse.</p> <p>Art. 114 wird angenommen.</p> <p>Art. 115, vom Modus der Verfassungsrevision handelnd, schließt also:</p> <p>„Der Wunsch der Nationalversammlung, die Verfassung zu revidiren, kann erst nach dreien Deliberationen, in Zwischenräumen von einem Monat und zu drei Viertheilen Stimmenmehrheit in wirklichen Beschluß gestaltet werden. Die Revisionskammer soll nur für 3 Monate wirken etc.“</p> <p><hi rendition="#g">Boussi</hi> beantragt eine Menge Aenderungen, die aber keine Unterstützung finden.</p> <p><hi rendition="#g">De Kerdrel,</hi> ein Retrograder, ist in seinen Modifikationen nicht glücklicher.</p> <p><hi rendition="#g">Dabeaux</hi> wünscht die Erläuterung: „Bei der Revision müsse die Zahl der Stimmenden mindestens 500 betragen.“ Verworfen.</p> <p>Art. 116, 117 und 113, die transitorischen Bestimmungen betreffend, geben zu wenig erheblichen Debatten Veranlassung.</p> <p><hi rendition="#g">Stourm</hi> meint, Art. 116 sei etwas zweideutig. Er schließe: „Alle gesetzlichen Bestimmungen, die der Verfassung nicht widersprächen, behielten Rechtskraft etc. Das sei zweideutig und habe sich 1815 fürchterlich gerächt</p> <p><hi rendition="#g">Dupin</hi> (senior) erwidert, ein solcher Streit sei nicht wieder möglich. Damals habe es sich um königl. Prärogative gehandelt</p> <p>Die übrigen beiden Artikel ohne Weiters genehmigt. Bei Art. 119 nimmt Dupin das Wort und erklärt: daß das Ministerium in Verbindung mit der Verfassungskommission morgen eine neue Fassung mit dem nöthigen Dekretsentwurfe vorlegen werde. Dieser Artikel handelt bekanntlich von der Präsidentenwahl. Man will zu Art. 120 schreiten.</p> <p><hi rendition="#g">Puységur</hi> eilt aber auf die Bühne und will einen Nachsatz zu Artikel 119 entwickeln, der dem Volke das Veto zuspricht, indem er darauf anträgt, die neue Verfassung dem Volke vor der Präsidentenwahl zur Genehmigung vorzulegen.</p> <p>Dieser Antrag ruft einigen Tumult hervor.</p> <p><hi rendition="#g">Puysegur</hi> dringt über seinen Antrag: die Verfassung dem Volke zur Genehmigung vorzulegen, ehe die Präsidentenwahl stattfinde, auf Abstimmung.</p> <p>Zwanzig Glieder unterstützen die Abstimmung durch Stimmzettel.</p> <p>Man schreitet zur Abstimmung. Zahl der Stimmenden 775. Gegen den Antrag 733. Für denselben 42. (Allgemeines Gelächter).</p> <p>Nun soll Art. 120 (der letzte!) vorgenommen werden.</p> <p><hi rendition="#g">Dufaure</hi> trägt jedoch darauf an, denselben wegen der bereits erfolgten Suspendirung des Art. 119 ebenfalls auf sich beruhen zu lassen.</p> <p>Dieß geschieht und die Verfassungsdebatte wäre somit bis auf die Präsidenten-Paragraphen beendet!! Alleluja!</p> <p><hi rendition="#g">Glais-Bizoin</hi> stellt den Antrag, daß sich die Nationalversammlung nicht früher trenne, als bis die organischen Gesetze votirt seien.</p> <p>Wird angenommen. Wir sind also um die einmonatlichen Ferien geprellt. Das ist hart.</p> <p>Ehe sich die Versammlung trennt, votirt sie noch einige Pensionsanträge des Finanzausschusses für Beamte der ehemaligen Pairskammer.</p> <p>Die Sitzung wird um 1/4 vor 6 Uhr geschlossen.</p> <p><hi rendition="#g">Nachschrift:</hi> Es heißt, zwischen dem Kriegsminister Lamoriciere und dem General Lebreton werde ein Pistolenduell stattfinden. Wir sahen jedoch beide in der Nationalversammlung.</p> </div> </div> <div n="1"> <head>Großbritannien.</head> <div xml:id="ar126_021" type="jArticle"> <head><bibl><author>*</author></bibl> London.</head> <p>Vorige Woche starb zu Exeter im 61. Jahr seines Alters, Thomas Gray, für den seine Freunde die Ehrentitel des „Eisenbahnpioniers“ und des „Vaters des Eisenbahnsystems“ in Anspruch nehmen. Im Jahre 1820, zu einer Zeit, als man nur noch die unvollkommenen kleinen Bahnen, Newcastle's und einer Kohlenbergwerke kannte, machte er bereits in seiner Schrift, „Bemerkungen über eine allgemeine Eisenbahn“, auf die Vortheile eines, ganz England umfassenden Bahnsystems aufmerksam. Damals sah man ihn für einen unpraktischen Schwärmer an, und auch 1825, als er bei'm Parlament und bei Sir Robert Peel für seine Pläne petitionirte, ließ man ihn ohne alle und jede Aufmunterung. Er lebte zuletzt in der äußersten Armuth, und verkaufte Glas in Kommission. Das System, das er prophezeit, zu dem er aufgefordert hatte, war glänzender und universeller in's Leben getreten, als er selbst vielleicht geahnt, aber die Eisenbahnwelt, an die mehr als Ein Nothruf zu seinen Gunsten gerichtet wurde, kümmerte sich nicht um ihn. Er starb gebrochenen Herzens, sagt man. Es lebe die Bourgeoisie!</p> </div> <div xml:id="ar126_022" type="jArticle"> <head><bibl><author>*</author></bibl> Durham, 21. Octbr.</head> <p>Heute Morgen verschied hier in seinem 78. Lebensjahre Gerold Valerian Welleslei, Doctor der Gottesgelahrtheit, ein jüngerer Bruder des Herzogs von Wellington. Eine einträgliche Pfründe wird durch seinen Tod vakant.</p> </div> <div xml:id="ar126_023" type="jArticle"> <head><bibl><author>*</author></bibl> Liverpool, 23. Oktbr.</head> <p>Der Dämpfer Amerika, von den Vereinigten Staaten kommend, war heute Morgen 1/2 10 Uhr auf der Höhe von Holyhead. Nachrichten morgen.</p> </div> <div xml:id="ar126_024" type="jArticle"> <head><bibl><author>*</author></bibl> Dublin, 22. Okt.</head> <p>Nach einer Prozedur, welche die Spezialkommission zu Clonmel 6 Tage lang beschäftigt, <hi rendition="#g">ist gestern Abend über Meagher das Schuldig ausgesprochen worden.</hi> Trotz der äußerst fähigen Vertheidigung des Angeklagten stand nicht wohl ein anderes Resultat zu erwarten. Die Jury hat den Verurtheilten der königlichen Gnade empfohlen, und man hegt keinen Zweifel, daß die Todesstrafe <hi rendition="#g">nicht</hi> werde vollzogen werden. Die Sympathie an Meagher's Schicksal ist allgemein, und erstreckt sich auf alle Klassen und Konfessionen.</p> </div> </div> <div n="1"> <head>Italien.</head> <div xml:id="ar126_025" type="jArticle"> <head><bibl><author>*</author></bibl> Turin, 18. Okt.</head> <p>Gestern haben der Minister Spinelli in der Deputirtenkammer und der Ministerpräsident de Perone in der Sitzung des Senats angezeigt, daß das Ministerium einen detaillirten Bericht über Alles, was es gethan habe und noch zu thun beabsichtige, geben werde. Mit dem „zu thun beabsichtige“ hat es übrigens seinen Haken. Die Concordia erwartet mit Bestimmtheit ein die gegenwärtigen Minister verabschiedendes Parlamentsvotum, indem sie gleichzeitig erklärt, dem Könige selbst ihr vollstes Vertrauen zu schenken. Er werde weder an sich selbst noch an der Sache Italiens zum Verräther werden. Die Concordia zählt fest auf eine Proklamation der Krone an Volk und Heer, in welcher der König seine unveränderten Intentionen darlegen, den Muth der Seinen beleben und Piemont noch einmal zum Mittelpunkt alles italienischen Strebens, aller italienischen Hoffnung machen werde. ‒ Bei einer Vorstellung der Norma im Theater Carignan am 17. wurde die Wiederherstellung des großen Chors im zweiten Akt stürmisch verlangt. Bei den Worten: Guerra! guerra! applaudirte das Publikum wie wüthend, zumeist die anwesenden Offiziere. ‒ In Genua ist die Nationalgarde marschfertig, außerdem 23,000 Mann Linientruppen. ‒ In Como ist das Volk aufgestanden und hat die östreichische Garnison zum Teufel gejagt. Doch soll Radetzky sofort neue Streitkräfte hingeschickt haben.</p> </div> </div> <div n="1"> <head>Handels-Nachrichten.</head> <gap reason="insignificant"/> </div> <div type="jAnnouncements" n="1"> <div type="jAn" n="2"> <head>Civilstand der Stadt Köln.</head> <p> <hi rendition="#g">Geburten.</hi> </p> <p>(18.) Elise Hermine Alex., T. v. Eduard v. Gordon, Hauptm., Ehrenstraße. ‒ Joh. Georg, S. v. Joh. Pfänder, Barbier, Löhrgasse. ‒ Marg, T. v. Georg Immig, Seilerges, Friesenw. ‒ Herm. Jos., S. v. Christ. Bach, Anstr., Rächelsg. ‒ Anna, T. v. Peter Jof. Sieger, Sttinh., Carthäuserw. ‒ Elisab. Joh. Jos.,T. v. Joh. Bapt. Liessem, Arzt, Perlengr. ‒ Johann Anton, S. v. Joh Hubert Cremer, Zuckersieder, Follerstraße. ‒ Joh. Hubert, S. v. Joh. Rosen, Gärtner, Carthäuserw. ‒ Anna Mar. Ther. und Maria Louise, Zwill. v. Heinr. Esser, Spezereihändler, Probsteig. ‒ Josepha, T. v. Joh. Wattler, Tabakarb., kl. Griechenmarkt. ‒ Ernst Julius Jos., S. v. Peter Jos. Loevenich, Friseur, Hochstr. ‒ Kath., T. v. Ferd. Robertz, Postillon. ‒ Streitzeugg. ‒ Cäcilia, T. v. Johann Pütz, Postillon, Hahnenw.</p> </div> <div n="2"> <head>Anzeigen.</head> <div type="jAn"> <p>Schifffahrts-Anzeige.</p> <p>Köln, 25. Oktober 1848.</p> <p><hi rendition="#g">Angekommen:</hi> Kapt. Loosen von Amsterdam mit 4332 Ctr. Kapt. Peer von Rotterdam mit 4058 Ctr. Kapt. Willms von Rotterdam mit 4082 Ctr. Kapt. Demmer von Rotterdam mit 4298 Ctr.</p> <p><hi rendition="#g">Abgefahren:</hi> A. J. Brillmeyer nach Mannheim. J. Budberg nach Duisburg.</p> <p><hi rendition="#g">In Ladung:</hi> Nach Ruhrort bis Emmerich Wwe. Jak. Schaaf. Nach Düsseldorf bis Mülheim an der Ruhr A. Meyer. Nach Andernach und Neuwied A. B. Schilowski und H. Schumacher. Nach Koblenz, der Mosel u. Saar Jos. Zeiler. Nach der Mosel, nach Trier und der Saar J. Bayer. Nach Mainz J. Acker. Nach dem Niedermain C. Rees. Nach dem Mittel- und Obermain. Fr. Seelig. Nach Worms und Mannheim B. Sommer. Nach Heilbronn L. Heuß. Nach Bingen.</p> <p>Nach Rotterdam Kapt. Lützenkirchen Köln Nr. 29.</p> <p>Nach Amsterdam Kapt. Schneider Köln Nr. 16.</p> <p>Rheinhöhe am 25. Okt. 6′ 2 1/2″.</p> </div> <div type="jAn"> <p>Bekanntmachung.</p> <p>In Folge Einführung des Winterfahrplans der Köln-Mindner Eisenbahn-Gesellschaft, koursirt die tägliche zweimalige Personenpost zwischen Bergisch-Gladbach und Mülheim a. Rhein wie folgt:</p> <p> <hi rendition="#g">Aus Gladbach</hi> </p> <p>7 1/2 Uhr Morgens.</p> <p>2 1/2 Uhr Nachmittags.</p> <p> <hi rendition="#g">Aus Mülheim a. Rhein.</hi> </p> <p>9 3/4 Uhr Vormittags.</p> <p>5 1/2 Uhr Abends.</p> <p>Ueberkunft in 1 1/4 Stunde.</p> <p>Köln, am 22. Oktober 1848.</p> <p>Ober-Post-Amt, <hi rendition="#g">Rehfeldt.</hi> </p> </div> <div type="jAn"> <p>Verkaufs-Anzeige.</p> <p>Samstag den 28. Oktober, Morgens 10 Uhr, wird der unterzeichnete Gerichtsvollzieher auf dem Markte auf der Apostelnstraße dahier, mehrere Mobilien, als: Tische, Stühle, Bilder, Küchengeräthe etc, gegen baare Zahlung an den Meistbietenden verkaufen.</p> <p>Köln, 25. Oktober 1848.</p> <p> <hi rendition="#g">P. Simons.</hi> </p> </div> <div type="jAn"> <p>Auszug.</p> <p>Durch Urtheil vom 23. Oktober 1848, hat das königliche Landgericht zu Köln auf den Antrag der zu Köln ohne besonderes Geschäft wohnenden Maria Catharina gebornen Kesberg, Ehefrau des ebendaselbst wohnenden Kaufmanns Heinrich Lehn die zwischen dieser und ihrem genannten Ehemann bestehende gesetzliche Gütergemeinschaft für aufgelöst erklärt, und die Parteien zur Liquidation der Ansprüche der genannten Ehefrau Lehn vor Notar Meinertz in Köln verwiesen.</p> <p>Für die Richtigkeit des Auszugs.</p> <p><hi rendition="#g">Rob. Rücker,</hi> Adv.-Anwalt.</p> </div> <div type="jAn"> <p>Bauunternehmer und Bauhandwerker in Köln.</p> <p>So wie in Frankreich und besonders in Paris die große Mehrzahl des mittlen Bürgerstandes durch die verabscheuungswürdigsten Börsen-Manövers der Banquiers und Kapitalisten mit Staatspapiere und Aktien unter der frühern Regierung ruinirt worden ist, sind die Bauunternehmer und Bauhandwerker unserer Stadt durch die vor 3-4 Jahren von einem hiesigen großen Bauquierhause und sonstigen Kapitalisten auf den An- u Verkauf von Häusern und Grundstücken maßenweise verwendeten Fonds durch die inmittelst eingetretenen traurigen Zeitumstände jetzt beinahe an den Bettelstab gebracht worden. Fast überall erzeugen dieselben Ursachen dieselben Wirkunsen, weßhalb wir denn auch in unserer Stadt, dem Zeitpunkte nahe gerückt sind, wo es nur Reiche und Arme geben wird, wo das Kapital alle Gewerbthätigkeit, alle Arbeit ausgebeutet hat. Bei einiger Nachsicht dieser reichen Spekulanten und Kapitalisten gegen die Bauunternehmer und Bauhandwerker hätte sich der Druck, welcher auf letztern durch die eingetretene Geldkrisis seit beinahe drei Jahren lastet, und durch die Revolution noch vergrößert worden ist, leicht glücklich vorüber führen lassen, wenn z. B. das Opfer eines Nachlasses den hohen fünfprozentigen Zinsen von 1 bis 2 Jahren, den Subhastationen, den leer stehenden und drum werthlosen Häusern und den Mobilar-Exekutionen, mit deren Anzeigen die öffentlichen Blätter tagtäglich angefüllt sind, vorgezogen worden wäre. Nachdem die unglücklichen Bauunternehmer und Bauhandwerker vergebens um Errichtung einer Hypothekenbank, wo sie leichter und mit weniger Kosten zu mäßigen Zinsen Kapitalien auf ihren Grundbesitz erlangen können, nachdem sie vergebens einen allgemeinen Zahlungs-Ausstand bei der Staatsverwaltung sollicitirt, sind sie jetzt sonder Schutz ihren Drängern Preis gegeben. Es muß bei den Unglücklichen nothwendig ein trauriges Gefühl erwecken, wenn sie auf die vielen schönen neuen Straßen und Häuser die ihrem Unternehmungsgeiste und ihrer Thätigkeit das Entstehen zu verdanken haben, als auf die Trümmer ihres einstigen Glückes hinblicken. Man hat diesen Armen die von Haus und Hof vertrieben, denen man ihr letztes Stück Mobilar verkauft hat, gut zurufen festzuhalten an Ordnung und Gesetz, das Eigenthum zu achten und zu schützen, während man ihnen das Ihrige erbarmungslos genommen hat. Sie wenden sich daher auch räglich mehr von derjenigen politischen Partei ab, deren Worte mit ihren Thaten in grellem Widerspruch stehen um Demokraten zu werden, weil sie begreifen, daß für sie so lange eine hartherzige Geldaristokratie an der Spitze der Staats-Verwaltung bleibt, die von volksthümlichen <hi rendition="#g">brüderlichen</hi> Einrichtungen durchaus nichts wissen, sondern nur den Reichen reicher machen will, kein Heil zu erwarten ist. Das Steuer und Zollwesen, die Banken, die Kredit-Anstalten des Staates begünstigen überall den Reichen, den Großhändler und den Fabrikanten, und noch nirgendwo hat sich die Neigung kund gegeben, auch den kleineren Gewerbtreibenden und Handwerkern in dieser Zeit der Noth thatkräftig beizuspringen. So hat das Ministerium das Projekt der hiesigen Handelskammer zur Errichtung einer Hypothekenbank fast um dieselbe Zeit von der Hand gewiesen, als dasselbe 10 Millionen Darlehns-Scheine für Fabriken und Großhandel schuf; ohne zu bedenken, daß doch der Grundbesitz die Säule ist, worauf der Staat in Kriegs und Friedenszeit hauptsächlich ruht. Wir können uns drum auch nicht der Täuschung hingeben, daß sobald eine Staatsverfassung im Sinne der reichen konstitutionellen Staatsbürger fertig sei, es besser werde, mit den tausenden fleißigen und betriebsamen Bürgern unserer Stadt, denen man bis dahin ihre ganze Habe und somit die Mittel je wieder ihre frühere Geschäfte aufnehmen zu können, für immer gewonnen hat. Wir theilen vielmehr die Ansicht der Berliner Stadtverordneten-Versammlung, daß das Proletariat in den Städten zu einer gefährlichen Höhe sich steigern wird, wenn nicht den vielen früher durch die jetzt zu Grunde gerichteten Bauunternehmer beschäftigt gewesenen Bauhandwerkern u. Arbeitern entweder vom Staate oder durch ihre Mitbürger eine wirksame nachhaltige Hülfe zu Theil wird.</p> <p>Das französische Gouvernement hat in dieser Hinsicht und von der Nothwendigkeit überzeugt, die Bauindustrie unterstützen zu müssen, denselben gleich nach Ausbruch der Revolution 3 Millionen Franken bewilligt und zu diesem Zwecke später hin noch einen Kredit von 4 Millionen Franken von der National-Versammlung begehrt und erhalten.</p> <p>Möge in diesem Sinne auch unsere Staats-Verwaltung sowohl für die Residenz wie für Köln eine baldige Fürsorge treffen, ehe es zu spät ist. Auch die Bürger können sich untereinander dadurch eine wesentliche Hülfe leisten, wenn von den Subhastationen und Mobilar-Exekutionen in dieser geldarmen Zeit Abstand genommen und dagegen einstweilen ein billiger Ausstand oder Vergleich bewilligt wird.</p> <p>Wir werden fortfahren in diesem Sinne zu schreiben, in der Hoffnung durch die Macht der öffentlichen Meinung dem Egoismus, diesem Abgott der jetzigen Zeit und Menschen, welcher in unsern bürgerlichen Zuständen eine so heillose Verwüstung angerichtet hat, entgegen zu wirken, fernerhin in der Hoffnung, daß der neu gegründete S. Bank-Verein dieselbe Nachsicht, welche die Gläubiger dem frühern Hause geschenkt, jetzt auch seinen Schuldnern, welche in Grundstücken spekulirt, bewilligen werde.</p> </div> <div type="jAn"> <p>Niederländische Handels-Gesellschaft.</p> <p>Die Direktion macht bekannt, daß von ihr zu Amsterdam Donnerstag das 16. November 1848, verkauft werden sollen: <table><row><cell>24089</cell><cell>Kanassers</cell><cell>und</cell><cell>Kranjangs</cell><cell>Java-Zucker,</cell><cell>lagernd daselbst,</cell></row><row><cell>12068</cell><cell>Kanassers</cell><cell>und</cell><cell>Kranjangs</cell><cell>Java-Zucker,</cell><cell>lagernd zu Rotterdam,</cell></row></table> unter Vorbehalt, die angeführten Quantitäten um ungefähr 1500 Kranjangs zu vermehren, im Falle diese noch zeitig genug angebracht werden sollten.</p> <p>Die Notizen und Verkaufs-Bedingungen werden zeitig ausgegeben.</p> <p>Amsterdam, 16. Oktober 1848.</p> <p><hi rendition="#g">F. Schuurmann,</hi> d. Z. Präsident.</p> <p><hi rendition="#g">Goudswaard,</hi> Dir., d. Z Sekretär.</p> </div> <div type="jAn"> <p>Eine bedeutende Auswahl in Winterhandschuhen zu jedem Preise erhielt und bietet dieselben zur geneigten Abnahme an:</p> <p><hi rendition="#g">P. Leurs</hi> Sohn, Schildergasse Nr. 14.</p> </div> <div type="jAn"> <p>Ein erfahrener Schneidergesell wird gesucht. Enggasse, an St. Marien-Ablaßplatz Nr. 20.</p> </div> <div type="jAn"> <p>Ein Mädchen welches noch nicht gedient, sucht eine Stelle für Küche und Hausarbeit. Die Exp. sagt wo.</p> </div> <div type="jAn"> <p>Heute Donnerstag den 26. Oktober und die folgenden Tage, Morgens 10 Uhr, Versteigerung auf das Letztgebot, in der Behausung des Antiquar <hi rendition="#g">Späner,</hi> Domhof Nr. 13, von antiken Schränken, antiken Bettstellen, antiken Kirchen-Chorpulten, antiken Ofenschirmen u. mehren anderen antiken Gegenständen, so wie auch einer Sammlung Oelgemälden, worunter sich seltene treffliche Originalien befinden.</p> </div> <div type="jAn"> <p>Römischer Circus.</p> <p>Von Alexandro Guerra.</p> <p>Heute Donnerstag den 25. Oktober 1848, große Vorstellung und zwar zum Benefiz des Hrn. van Callendyck mit ganz neuen Abwechselungen. Zum Beschluß die drei betrogenen Bräutigams auf St. Mont Marto. Komische Pantomime ausgeführt von mehreren Herren und Damen der Gesellschaft. Nebstbei die komische National-Polka in National-Kostüm, von Hrn. Fidely und Mme. Baviera.</p> <p>Herr Direktor macht im Namen der Benefizianten seine ergebenste Einladung.</p> <p> <hi rendition="#g">Alexandro Guerra.</hi> </p> </div> <div type="jAn"> <p>Theater-Anzeige.</p> <p>Donnerstag den 26. Oktober 1848:</p> <p>Sechste Vorstellung des Balletmeisters Herrn Th. Martin und Frau Martin Zimmann, erste Tänzer vom königlichen Theater St. Carlos in Lissabon, <hi rendition="#g">Zum Erstenmale:</hi> </p> <p>„Der Gott und die Bajadere.“</p> <p>Zoloé, Frau Martin Zimman, Fatmé, Frl, Lina Gärtner.</p> <p>Große Oper mit Tanz und Pantominen.</p> <p>Nach dem Französischen des Scribe. Musik von Auber.</p> <p>Vorkommende Tänze:</p> <p>Im ersten Akte.</p> <p>1. Marche dansante.</p> <p>Ausgeführt von Frau Martin Zimmann, Frl. Lina Gärtner und den Damen vom Chor.</p> <p>2. Grand Pas de trois nouveau.</p> <p>Getanzt von Herrn Martin, Frau Martin Zimmann und Frl. Lina Gärtner.</p> <p>3. Danse des Bajadères.</p> <p>Ausgeführt von Frau Martin, Frl. Lina Gärtner und den Damen vom Chor.</p> <p>Im zweiten Akte.</p> <p>Danse des deux rivales.</p> <p>Pas de deux getanzt von Martin Zimmann und Frl. Lina Gärtner.</p> <p>Alle Tänze sind von Balletmeister Hrn. Th. Martin</p> </div> </div> </div> <div type="imprint"> <p>Der Gerant: <hi rendition="#g">Korff.</hi><lb/> Druck von <hi rendition="#g">J. W. Dietz,</hi> unter Hutmacher 17.</p> </div> </body> </text> </TEI> [0636/0004]
des Eigenthums und der Familie? Was denken davon die Ueberfüllten, die beständig an Indigestionen laboriren?
‒ Die demokratisch-soziale Gesellschaft von Nimes hat an Lamartine eine Adresse erlassen, woraus wir die Hauptstellen mittheilen:
Lamartine, Lamartine, was hast du aus Frankreich gemacht? Wenn man bedenket, was du nicht gethan hast, und was du hättest thun können, so fällt eine schwere Verantwortlichkeit auf dein Haupt. Obgleich alle deine Handlungen uns immer Lüge straften, hatten wir immer noch Vertrauen auf dich. Wir konnten nicht glauben, daß das Volk, das deine Person kürzlich noch mit seinen Akklamationen begrüßte, mit seinen Sympathieen umgab, daß dieses Volk am Tage des Sieges so loyal, so uninteressirt, durch diejenigen verrathen würde, denen es seine ganze Liebe geschenkt hatte. Es übersteigt dies alle Vorstellung, denn wir können nicht unterstellen, daß du dich bis zu dem Punkt täuschen könntest, zu wähnen, du könntest das Allergeringste ausrichten mit deinen halben Maßregeln, mit dieser Art von Juste milieu, mit diesem angeblichen Moderantismus, der uns 50 Jahre zurückgeschleudert hat. Mit welchem Rechte, sprich, schafft Ihr die Todesstrafe ab für die, welche das Volk exploitiren, während ihr die unterdrückten Klassen durch das Elend zum Tode verurtheilt? Ihr habt die Todesstrafe abgeschafft für die Aristokratie; es sei; aber dann mußtet ihr als Gegengewicht dem Volke das Recht zuerkennen, zu leben. Ihr schützt dem Reichen das Eigenthum und ihr weigert euch dem Arbeiter sein Eigenthum, die Arbeit, zu garantiren.
Lamartine, von welchem Prinzipe gehst du aus? Was hälst du für wahr? Bist du Fleisch oder Fisch? Muß man deinen Spuren auf der Erde folgen oder sich in die Wolken schwingen, um deiner habhaft zu werden? Bist du das Camäleon oder der Proteus der Fabel? Was willst du? Wohin strebst du?
Du verlästerst Cabet, Proudhon, Pierre Leroux, Louis Blanc, Aber wisse, sie alle haben in unsern Augen nur einen Fehler ‒ zu gemäßigt zu sein. Wenn Wölfe in die Schäferei einfallen, bedarf es Hunde mit starkem Gebiß, um sie zu erwürgen.
Proudhon! Aber was wollte Proudhon? Er wollte ganz einfach, daß der Reiche seinen Theil der durch die Revolution verursachten Verluste trage. Ihr Aristokraten, ihr findet es bequemer, das Volk allein zu ecrasiren. Man braucht kein großer Staatsmann zu sein, um z B. zu begreifen, daß der reiche Grundeigenthümer nichts verlieren darf und daß der arme Pächter strenge verpflichtet ist, sich zu ruiniren und das im Namen der Gerechtigkeit und der Religion.
Ihr und die Eurigen sprecht von Familie? Ihr scherzt. Wir wissen, was ihr aus der Familie der zahlreichsten und fleißigsten Klasse macht. Ihr sprecht von Atheismus! Und welchen Gott betet ihr an? Den Erwerb, das goldne Kalb!
‒ Nationalversammlung. Sitzung vom 23. Oktober. Anfang 1 Uhr. Präsident Marrast. Nach Verlesung des Protokolls mehrere Urlaubsgesuche.
Lamoriciere ist auf seinem Platze. An der Tagesordnung ist die Verfassungsdebatte, die sich ihrem Schlusse nähert.
Art. 113: „Die Ehrenlegion ist beibehalten; ihre Statuten sind mit der Verfassung in Einklang zu bringen.“
Bertho schlägt vor, nur die Nationalversammlung solle die Ordensverleihungen aussprechen. Dann werde dem Unfug vorgebeugt.
Dieser Antrag wird verworfen und der Artikel angenommen.
Art. 114. „Algerien und die Kolonien werden zum französischen Gebiet erklärt, jedoch so lange durch besondere Gesetze regiert, bis eine Spezialgesetzgebung sie definitiv dem allgemeinen französischen Recht unterwirft.“
Henri Didier will die neue Verfassung sofort auf Algerien und die Kolonien ausgedehnt wissen, schon um der neuen Kolonisten willen.
Charles Dupin erklärt diesen Antrag schon im Juni abgemacht und wundert sich, daß ihn der Verfassungsausschuß noch einmal hervorlasse.
De Rance unterstützt den Antrag und verlangt sofortige Assimilirung des algierschen Reichs mit Frankreich. Es solle sich nicht länger als bloße Stiefmutter zeigen.
Dupin (senior) verbürgt seine ganze Autorität für die gute Administrativpflege der neuen Kolonisten, bekämpft jedoch den Antrag als unzulässig für die algierschen Verhältnisse.
Art. 114 wird angenommen.
Art. 115, vom Modus der Verfassungsrevision handelnd, schließt also:
„Der Wunsch der Nationalversammlung, die Verfassung zu revidiren, kann erst nach dreien Deliberationen, in Zwischenräumen von einem Monat und zu drei Viertheilen Stimmenmehrheit in wirklichen Beschluß gestaltet werden. Die Revisionskammer soll nur für 3 Monate wirken etc.“
Boussi beantragt eine Menge Aenderungen, die aber keine Unterstützung finden.
De Kerdrel, ein Retrograder, ist in seinen Modifikationen nicht glücklicher.
Dabeaux wünscht die Erläuterung: „Bei der Revision müsse die Zahl der Stimmenden mindestens 500 betragen.“ Verworfen.
Art. 116, 117 und 113, die transitorischen Bestimmungen betreffend, geben zu wenig erheblichen Debatten Veranlassung.
Stourm meint, Art. 116 sei etwas zweideutig. Er schließe: „Alle gesetzlichen Bestimmungen, die der Verfassung nicht widersprächen, behielten Rechtskraft etc. Das sei zweideutig und habe sich 1815 fürchterlich gerächt
Dupin (senior) erwidert, ein solcher Streit sei nicht wieder möglich. Damals habe es sich um königl. Prärogative gehandelt
Die übrigen beiden Artikel ohne Weiters genehmigt. Bei Art. 119 nimmt Dupin das Wort und erklärt: daß das Ministerium in Verbindung mit der Verfassungskommission morgen eine neue Fassung mit dem nöthigen Dekretsentwurfe vorlegen werde. Dieser Artikel handelt bekanntlich von der Präsidentenwahl. Man will zu Art. 120 schreiten.
Puységur eilt aber auf die Bühne und will einen Nachsatz zu Artikel 119 entwickeln, der dem Volke das Veto zuspricht, indem er darauf anträgt, die neue Verfassung dem Volke vor der Präsidentenwahl zur Genehmigung vorzulegen.
Dieser Antrag ruft einigen Tumult hervor.
Puysegur dringt über seinen Antrag: die Verfassung dem Volke zur Genehmigung vorzulegen, ehe die Präsidentenwahl stattfinde, auf Abstimmung.
Zwanzig Glieder unterstützen die Abstimmung durch Stimmzettel.
Man schreitet zur Abstimmung. Zahl der Stimmenden 775. Gegen den Antrag 733. Für denselben 42. (Allgemeines Gelächter).
Nun soll Art. 120 (der letzte!) vorgenommen werden.
Dufaure trägt jedoch darauf an, denselben wegen der bereits erfolgten Suspendirung des Art. 119 ebenfalls auf sich beruhen zu lassen.
Dieß geschieht und die Verfassungsdebatte wäre somit bis auf die Präsidenten-Paragraphen beendet!! Alleluja!
Glais-Bizoin stellt den Antrag, daß sich die Nationalversammlung nicht früher trenne, als bis die organischen Gesetze votirt seien.
Wird angenommen. Wir sind also um die einmonatlichen Ferien geprellt. Das ist hart.
Ehe sich die Versammlung trennt, votirt sie noch einige Pensionsanträge des Finanzausschusses für Beamte der ehemaligen Pairskammer.
Die Sitzung wird um 1/4 vor 6 Uhr geschlossen.
Nachschrift: Es heißt, zwischen dem Kriegsminister Lamoriciere und dem General Lebreton werde ein Pistolenduell stattfinden. Wir sahen jedoch beide in der Nationalversammlung.
Großbritannien. * London. Vorige Woche starb zu Exeter im 61. Jahr seines Alters, Thomas Gray, für den seine Freunde die Ehrentitel des „Eisenbahnpioniers“ und des „Vaters des Eisenbahnsystems“ in Anspruch nehmen. Im Jahre 1820, zu einer Zeit, als man nur noch die unvollkommenen kleinen Bahnen, Newcastle's und einer Kohlenbergwerke kannte, machte er bereits in seiner Schrift, „Bemerkungen über eine allgemeine Eisenbahn“, auf die Vortheile eines, ganz England umfassenden Bahnsystems aufmerksam. Damals sah man ihn für einen unpraktischen Schwärmer an, und auch 1825, als er bei'm Parlament und bei Sir Robert Peel für seine Pläne petitionirte, ließ man ihn ohne alle und jede Aufmunterung. Er lebte zuletzt in der äußersten Armuth, und verkaufte Glas in Kommission. Das System, das er prophezeit, zu dem er aufgefordert hatte, war glänzender und universeller in's Leben getreten, als er selbst vielleicht geahnt, aber die Eisenbahnwelt, an die mehr als Ein Nothruf zu seinen Gunsten gerichtet wurde, kümmerte sich nicht um ihn. Er starb gebrochenen Herzens, sagt man. Es lebe die Bourgeoisie!
* Durham, 21. Octbr. Heute Morgen verschied hier in seinem 78. Lebensjahre Gerold Valerian Welleslei, Doctor der Gottesgelahrtheit, ein jüngerer Bruder des Herzogs von Wellington. Eine einträgliche Pfründe wird durch seinen Tod vakant.
* Liverpool, 23. Oktbr. Der Dämpfer Amerika, von den Vereinigten Staaten kommend, war heute Morgen 1/2 10 Uhr auf der Höhe von Holyhead. Nachrichten morgen.
* Dublin, 22. Okt. Nach einer Prozedur, welche die Spezialkommission zu Clonmel 6 Tage lang beschäftigt, ist gestern Abend über Meagher das Schuldig ausgesprochen worden. Trotz der äußerst fähigen Vertheidigung des Angeklagten stand nicht wohl ein anderes Resultat zu erwarten. Die Jury hat den Verurtheilten der königlichen Gnade empfohlen, und man hegt keinen Zweifel, daß die Todesstrafe nicht werde vollzogen werden. Die Sympathie an Meagher's Schicksal ist allgemein, und erstreckt sich auf alle Klassen und Konfessionen.
Italien. * Turin, 18. Okt. Gestern haben der Minister Spinelli in der Deputirtenkammer und der Ministerpräsident de Perone in der Sitzung des Senats angezeigt, daß das Ministerium einen detaillirten Bericht über Alles, was es gethan habe und noch zu thun beabsichtige, geben werde. Mit dem „zu thun beabsichtige“ hat es übrigens seinen Haken. Die Concordia erwartet mit Bestimmtheit ein die gegenwärtigen Minister verabschiedendes Parlamentsvotum, indem sie gleichzeitig erklärt, dem Könige selbst ihr vollstes Vertrauen zu schenken. Er werde weder an sich selbst noch an der Sache Italiens zum Verräther werden. Die Concordia zählt fest auf eine Proklamation der Krone an Volk und Heer, in welcher der König seine unveränderten Intentionen darlegen, den Muth der Seinen beleben und Piemont noch einmal zum Mittelpunkt alles italienischen Strebens, aller italienischen Hoffnung machen werde. ‒ Bei einer Vorstellung der Norma im Theater Carignan am 17. wurde die Wiederherstellung des großen Chors im zweiten Akt stürmisch verlangt. Bei den Worten: Guerra! guerra! applaudirte das Publikum wie wüthend, zumeist die anwesenden Offiziere. ‒ In Genua ist die Nationalgarde marschfertig, außerdem 23,000 Mann Linientruppen. ‒ In Como ist das Volk aufgestanden und hat die östreichische Garnison zum Teufel gejagt. Doch soll Radetzky sofort neue Streitkräfte hingeschickt haben.
Handels-Nachrichten. _ Civilstand der Stadt Köln. Geburten.
(18.) Elise Hermine Alex., T. v. Eduard v. Gordon, Hauptm., Ehrenstraße. ‒ Joh. Georg, S. v. Joh. Pfänder, Barbier, Löhrgasse. ‒ Marg, T. v. Georg Immig, Seilerges, Friesenw. ‒ Herm. Jos., S. v. Christ. Bach, Anstr., Rächelsg. ‒ Anna, T. v. Peter Jof. Sieger, Sttinh., Carthäuserw. ‒ Elisab. Joh. Jos.,T. v. Joh. Bapt. Liessem, Arzt, Perlengr. ‒ Johann Anton, S. v. Joh Hubert Cremer, Zuckersieder, Follerstraße. ‒ Joh. Hubert, S. v. Joh. Rosen, Gärtner, Carthäuserw. ‒ Anna Mar. Ther. und Maria Louise, Zwill. v. Heinr. Esser, Spezereihändler, Probsteig. ‒ Josepha, T. v. Joh. Wattler, Tabakarb., kl. Griechenmarkt. ‒ Ernst Julius Jos., S. v. Peter Jos. Loevenich, Friseur, Hochstr. ‒ Kath., T. v. Ferd. Robertz, Postillon. ‒ Streitzeugg. ‒ Cäcilia, T. v. Johann Pütz, Postillon, Hahnenw.
Anzeigen. Schifffahrts-Anzeige.
Köln, 25. Oktober 1848.
Angekommen: Kapt. Loosen von Amsterdam mit 4332 Ctr. Kapt. Peer von Rotterdam mit 4058 Ctr. Kapt. Willms von Rotterdam mit 4082 Ctr. Kapt. Demmer von Rotterdam mit 4298 Ctr.
Abgefahren: A. J. Brillmeyer nach Mannheim. J. Budberg nach Duisburg.
In Ladung: Nach Ruhrort bis Emmerich Wwe. Jak. Schaaf. Nach Düsseldorf bis Mülheim an der Ruhr A. Meyer. Nach Andernach und Neuwied A. B. Schilowski und H. Schumacher. Nach Koblenz, der Mosel u. Saar Jos. Zeiler. Nach der Mosel, nach Trier und der Saar J. Bayer. Nach Mainz J. Acker. Nach dem Niedermain C. Rees. Nach dem Mittel- und Obermain. Fr. Seelig. Nach Worms und Mannheim B. Sommer. Nach Heilbronn L. Heuß. Nach Bingen.
Nach Rotterdam Kapt. Lützenkirchen Köln Nr. 29.
Nach Amsterdam Kapt. Schneider Köln Nr. 16.
Rheinhöhe am 25. Okt. 6′ 2 1/2″.
Bekanntmachung.
In Folge Einführung des Winterfahrplans der Köln-Mindner Eisenbahn-Gesellschaft, koursirt die tägliche zweimalige Personenpost zwischen Bergisch-Gladbach und Mülheim a. Rhein wie folgt:
Aus Gladbach
7 1/2 Uhr Morgens.
2 1/2 Uhr Nachmittags.
Aus Mülheim a. Rhein.
9 3/4 Uhr Vormittags.
5 1/2 Uhr Abends.
Ueberkunft in 1 1/4 Stunde.
Köln, am 22. Oktober 1848.
Ober-Post-Amt, Rehfeldt.
Verkaufs-Anzeige.
Samstag den 28. Oktober, Morgens 10 Uhr, wird der unterzeichnete Gerichtsvollzieher auf dem Markte auf der Apostelnstraße dahier, mehrere Mobilien, als: Tische, Stühle, Bilder, Küchengeräthe etc, gegen baare Zahlung an den Meistbietenden verkaufen.
Köln, 25. Oktober 1848.
P. Simons.
Auszug.
Durch Urtheil vom 23. Oktober 1848, hat das königliche Landgericht zu Köln auf den Antrag der zu Köln ohne besonderes Geschäft wohnenden Maria Catharina gebornen Kesberg, Ehefrau des ebendaselbst wohnenden Kaufmanns Heinrich Lehn die zwischen dieser und ihrem genannten Ehemann bestehende gesetzliche Gütergemeinschaft für aufgelöst erklärt, und die Parteien zur Liquidation der Ansprüche der genannten Ehefrau Lehn vor Notar Meinertz in Köln verwiesen.
Für die Richtigkeit des Auszugs.
Rob. Rücker, Adv.-Anwalt.
Bauunternehmer und Bauhandwerker in Köln.
So wie in Frankreich und besonders in Paris die große Mehrzahl des mittlen Bürgerstandes durch die verabscheuungswürdigsten Börsen-Manövers der Banquiers und Kapitalisten mit Staatspapiere und Aktien unter der frühern Regierung ruinirt worden ist, sind die Bauunternehmer und Bauhandwerker unserer Stadt durch die vor 3-4 Jahren von einem hiesigen großen Bauquierhause und sonstigen Kapitalisten auf den An- u Verkauf von Häusern und Grundstücken maßenweise verwendeten Fonds durch die inmittelst eingetretenen traurigen Zeitumstände jetzt beinahe an den Bettelstab gebracht worden. Fast überall erzeugen dieselben Ursachen dieselben Wirkunsen, weßhalb wir denn auch in unserer Stadt, dem Zeitpunkte nahe gerückt sind, wo es nur Reiche und Arme geben wird, wo das Kapital alle Gewerbthätigkeit, alle Arbeit ausgebeutet hat. Bei einiger Nachsicht dieser reichen Spekulanten und Kapitalisten gegen die Bauunternehmer und Bauhandwerker hätte sich der Druck, welcher auf letztern durch die eingetretene Geldkrisis seit beinahe drei Jahren lastet, und durch die Revolution noch vergrößert worden ist, leicht glücklich vorüber führen lassen, wenn z. B. das Opfer eines Nachlasses den hohen fünfprozentigen Zinsen von 1 bis 2 Jahren, den Subhastationen, den leer stehenden und drum werthlosen Häusern und den Mobilar-Exekutionen, mit deren Anzeigen die öffentlichen Blätter tagtäglich angefüllt sind, vorgezogen worden wäre. Nachdem die unglücklichen Bauunternehmer und Bauhandwerker vergebens um Errichtung einer Hypothekenbank, wo sie leichter und mit weniger Kosten zu mäßigen Zinsen Kapitalien auf ihren Grundbesitz erlangen können, nachdem sie vergebens einen allgemeinen Zahlungs-Ausstand bei der Staatsverwaltung sollicitirt, sind sie jetzt sonder Schutz ihren Drängern Preis gegeben. Es muß bei den Unglücklichen nothwendig ein trauriges Gefühl erwecken, wenn sie auf die vielen schönen neuen Straßen und Häuser die ihrem Unternehmungsgeiste und ihrer Thätigkeit das Entstehen zu verdanken haben, als auf die Trümmer ihres einstigen Glückes hinblicken. Man hat diesen Armen die von Haus und Hof vertrieben, denen man ihr letztes Stück Mobilar verkauft hat, gut zurufen festzuhalten an Ordnung und Gesetz, das Eigenthum zu achten und zu schützen, während man ihnen das Ihrige erbarmungslos genommen hat. Sie wenden sich daher auch räglich mehr von derjenigen politischen Partei ab, deren Worte mit ihren Thaten in grellem Widerspruch stehen um Demokraten zu werden, weil sie begreifen, daß für sie so lange eine hartherzige Geldaristokratie an der Spitze der Staats-Verwaltung bleibt, die von volksthümlichen brüderlichen Einrichtungen durchaus nichts wissen, sondern nur den Reichen reicher machen will, kein Heil zu erwarten ist. Das Steuer und Zollwesen, die Banken, die Kredit-Anstalten des Staates begünstigen überall den Reichen, den Großhändler und den Fabrikanten, und noch nirgendwo hat sich die Neigung kund gegeben, auch den kleineren Gewerbtreibenden und Handwerkern in dieser Zeit der Noth thatkräftig beizuspringen. So hat das Ministerium das Projekt der hiesigen Handelskammer zur Errichtung einer Hypothekenbank fast um dieselbe Zeit von der Hand gewiesen, als dasselbe 10 Millionen Darlehns-Scheine für Fabriken und Großhandel schuf; ohne zu bedenken, daß doch der Grundbesitz die Säule ist, worauf der Staat in Kriegs und Friedenszeit hauptsächlich ruht. Wir können uns drum auch nicht der Täuschung hingeben, daß sobald eine Staatsverfassung im Sinne der reichen konstitutionellen Staatsbürger fertig sei, es besser werde, mit den tausenden fleißigen und betriebsamen Bürgern unserer Stadt, denen man bis dahin ihre ganze Habe und somit die Mittel je wieder ihre frühere Geschäfte aufnehmen zu können, für immer gewonnen hat. Wir theilen vielmehr die Ansicht der Berliner Stadtverordneten-Versammlung, daß das Proletariat in den Städten zu einer gefährlichen Höhe sich steigern wird, wenn nicht den vielen früher durch die jetzt zu Grunde gerichteten Bauunternehmer beschäftigt gewesenen Bauhandwerkern u. Arbeitern entweder vom Staate oder durch ihre Mitbürger eine wirksame nachhaltige Hülfe zu Theil wird.
Das französische Gouvernement hat in dieser Hinsicht und von der Nothwendigkeit überzeugt, die Bauindustrie unterstützen zu müssen, denselben gleich nach Ausbruch der Revolution 3 Millionen Franken bewilligt und zu diesem Zwecke später hin noch einen Kredit von 4 Millionen Franken von der National-Versammlung begehrt und erhalten.
Möge in diesem Sinne auch unsere Staats-Verwaltung sowohl für die Residenz wie für Köln eine baldige Fürsorge treffen, ehe es zu spät ist. Auch die Bürger können sich untereinander dadurch eine wesentliche Hülfe leisten, wenn von den Subhastationen und Mobilar-Exekutionen in dieser geldarmen Zeit Abstand genommen und dagegen einstweilen ein billiger Ausstand oder Vergleich bewilligt wird.
Wir werden fortfahren in diesem Sinne zu schreiben, in der Hoffnung durch die Macht der öffentlichen Meinung dem Egoismus, diesem Abgott der jetzigen Zeit und Menschen, welcher in unsern bürgerlichen Zuständen eine so heillose Verwüstung angerichtet hat, entgegen zu wirken, fernerhin in der Hoffnung, daß der neu gegründete S. Bank-Verein dieselbe Nachsicht, welche die Gläubiger dem frühern Hause geschenkt, jetzt auch seinen Schuldnern, welche in Grundstücken spekulirt, bewilligen werde.
Niederländische Handels-Gesellschaft.
Die Direktion macht bekannt, daß von ihr zu Amsterdam Donnerstag das 16. November 1848, verkauft werden sollen: 24089 Kanassers und Kranjangs Java-Zucker, lagernd daselbst,
12068 Kanassers und Kranjangs Java-Zucker, lagernd zu Rotterdam,
unter Vorbehalt, die angeführten Quantitäten um ungefähr 1500 Kranjangs zu vermehren, im Falle diese noch zeitig genug angebracht werden sollten.
Die Notizen und Verkaufs-Bedingungen werden zeitig ausgegeben.
Amsterdam, 16. Oktober 1848.
F. Schuurmann, d. Z. Präsident.
Goudswaard, Dir., d. Z Sekretär.
Eine bedeutende Auswahl in Winterhandschuhen zu jedem Preise erhielt und bietet dieselben zur geneigten Abnahme an:
P. Leurs Sohn, Schildergasse Nr. 14.
Ein erfahrener Schneidergesell wird gesucht. Enggasse, an St. Marien-Ablaßplatz Nr. 20.
Ein Mädchen welches noch nicht gedient, sucht eine Stelle für Küche und Hausarbeit. Die Exp. sagt wo.
Heute Donnerstag den 26. Oktober und die folgenden Tage, Morgens 10 Uhr, Versteigerung auf das Letztgebot, in der Behausung des Antiquar Späner, Domhof Nr. 13, von antiken Schränken, antiken Bettstellen, antiken Kirchen-Chorpulten, antiken Ofenschirmen u. mehren anderen antiken Gegenständen, so wie auch einer Sammlung Oelgemälden, worunter sich seltene treffliche Originalien befinden.
Römischer Circus.
Von Alexandro Guerra.
Heute Donnerstag den 25. Oktober 1848, große Vorstellung und zwar zum Benefiz des Hrn. van Callendyck mit ganz neuen Abwechselungen. Zum Beschluß die drei betrogenen Bräutigams auf St. Mont Marto. Komische Pantomime ausgeführt von mehreren Herren und Damen der Gesellschaft. Nebstbei die komische National-Polka in National-Kostüm, von Hrn. Fidely und Mme. Baviera.
Herr Direktor macht im Namen der Benefizianten seine ergebenste Einladung.
Alexandro Guerra.
Theater-Anzeige.
Donnerstag den 26. Oktober 1848:
Sechste Vorstellung des Balletmeisters Herrn Th. Martin und Frau Martin Zimmann, erste Tänzer vom königlichen Theater St. Carlos in Lissabon, Zum Erstenmale:
„Der Gott und die Bajadere.“
Zoloé, Frau Martin Zimman, Fatmé, Frl, Lina Gärtner.
Große Oper mit Tanz und Pantominen.
Nach dem Französischen des Scribe. Musik von Auber.
Vorkommende Tänze:
Im ersten Akte.
1. Marche dansante.
Ausgeführt von Frau Martin Zimmann, Frl. Lina Gärtner und den Damen vom Chor.
2. Grand Pas de trois nouveau.
Getanzt von Herrn Martin, Frau Martin Zimmann und Frl. Lina Gärtner.
3. Danse des Bajadères.
Ausgeführt von Frau Martin, Frl. Lina Gärtner und den Damen vom Chor.
Im zweiten Akte.
Danse des deux rivales.
Pas de deux getanzt von Martin Zimmann und Frl. Lina Gärtner.
Alle Tänze sind von Balletmeister Hrn. Th. Martin
Der Gerant: Korff.
Druck von J. W. Dietz, unter Hutmacher 17.
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Weitere Informationen:Die angegebenen Seitenzahlen beziehen sich auf die Ausgabe: Neue Rheinische Zeitung. Organ der Demokratie. Bd. 1 (Nummer 1 bis Nummer 183) Köln, 1. Juni 1848 bis 31. Dezember 1848. Glashütten im Taunus, Verlag Detlev Auvermann KG 1973.
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