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Neue Rheinische Zeitung. Nr. 135. Köln, 5. November 1848.

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Blödsinn deutscher Zeitungen

Das Feuilleton der Kölnischen Zeitung vom 3. Nov berichtet:

"Die orientalische Gesellschaft in Paris hat die merkwürdige Entdeckung eines Stammes im Sudan, in der Richtung nach Abyssinien hin, gemacht, dessen Angehörige ein Mittelding von Mensch und Affen sind. Sie heißen Hyghlands, zeichnen sich namentlich durch eine zwei bis drei Zoll betragende Verlängerung des Rückgrathes, also einen kurzen Schwanz, lange und hohe Ohren, gedrückte Stirn, schmächtige Beine und lange hangende Arme aus. Die Haare sind schlicht, nicht kraus wie bei den andern Afrikanern. Daß sie Menschen sind, beweist die Sprache; viele von ihnen lernen arabisch." ?? p>Diese Entdeckung (welche die orientliche Gesellschaft obendrein in Afrika machte) ist jedenfalls von höchster Wichtigkeit für die Partei der Heuler, welche durch die Hyghlans eine schätzbare Verstärkung erhält. Darum ist die Notiz unserer Nachbarin auch als eine tendenziöse zu betrachten. Die Hyghlands sind in absteigender Linie die direkte Fortsetzung der Hanaken, Slowaken, Kroaten, Haiducken etc., und wir werden sie nächstens, im Augenblicke der Entscheidung, mit vor den Mauern Wiens erblicken. Wie lange wird es währen, und wir finden die wahrhaft Gutgesinnten, die letzten Stützen der christlich-germanischen Weltordnung und der verfassungsmäßigen Freiheit nur noch unter Affen und andere geschwänzten Wesen, selbst solchen, die kein arabisch lernen?

[Deutschland]

[Fortsetzung] man sah, daß die Truppen des Windischgrätz sich nach dem Belvedere zu hinaufzogen. Um 3 Uhr wurde vom Stephansthurm dem Commandant Messenhauser berichtet, daß auf dem rechten Flügel des Jellachich eine retrograde Bewegung sichtbar werde. Der Kanonendonner schwieg; Windischgrätz zog seine Truppen nach dem rechten Flügel. In der vierten Stunde macht Messenhauser den Wienern durch geschriebene Plakate bekannt, daß die Ungarn, 84,000 Mann, im Anzuge seien, 18,000 Mann von ihnen schon unterhalb des Belvedere, zwischen dem linken Flügel des Windischgrätz und dem rechten des Jellachich einrücken *). Wie wir hören, gelang dies einschieben zwischen die beiden östrreichischen Truppenkorps dadurch, daß das mit Kanonen bespickte und von den Studenten besetzte Beloedere eine Annäherung feindlicher Truppen nicht gestettet hatte, weshalb dort in der Cernirung eine Lücke geblieben war. Die Ungarn rückten in breiter Colonne wirklich in dieser Art vor und theilten sich nach rechts und links, einerseits Windischgrätz, andererseits Jellachich angreifend. Von vorn durch den stark besetzten Schwarzenberger Garten und das Belvedere, von hinten durch den Nachtrab von 66,000 Mann geschützt. Kossuth soll selbst darunter gewesen sein. Um 1 Uhr Nachts, 30.-31. Oktbr. (heute früh) langte in Prerau folgende telegraphische Depesche an:

"Die Wiener haben sich nicht ergeben, die Ungarn haben, 18,000 Mann stark, den Unsrigen ein Gefecht geliefert, dessen Resultat unbedeutend ist."

Es erfolgten hierauf mehrere Marsch-Ordres an die an der Eisenbahn stationirten Truppen: "mit Zurücklassung von Sicherheits-Pikets alle übrigen Truppen nach Brünn zu dirigiren."

Nachts 1 Uhr, 30.-31. Oktbr., passirte in Prerau der Fürst Friedrich Schwarzenberg als Regierungs-Bevollmächtigter von Olmütz in das Lager bei Wien durch.

Endlich erhalten wir noch folgende Mittheilung:

Prag, Sonntag den 29. Oktober. Gestern Abend hielten der deutsche Verein und die Lipa Slowanska eine vereinigte Sitzung, worin sie eine Sturm-Petition an Magistrat und Bürger-Ausschuß der Stadt Prag beschlossen, des Inhalts:"Den Wienern die Sympathien der Prager durch die That an den Tag zu legen." Sonntag umlagerten große Menschen-Massen das Altstädter Rathhaus, in welchem Magistrat, Bürger-Ausschuß und Stadtverordnete über den erwähnten Antrag beriethen. Es wurde beschlossen, eine aus allen Ständen gemischte Deputation von 28 Pragern an den Kaiser zu senden. Sie haben demselben die bestimmte Erklärung abzugeben: "daß sie in den von Windischgrätz gestellten Bedingungen keinen Weg zur Pacificirung des Landes, vielmehr den ersten Bruch der vom Kaiser so oft versprochenen Constitution sehen." Die Führer dieser Deputation Bürger Dr. Wanka und Dr. Eiselt versprachen der auf dem Bahnhofe vollständig versammelten Nationalgarde, daß sie dem Kaiser nicht verhehlen würden, wie groß die Aufregung der Prager zu Gunsten der Wiener sei.

(A. O. Ztg.)
Berlin, 2. Nov.

Ueber Breslau geht uns folgende Nachricht über die neuesten Vorfälle bei Wien zu:

Die Ungarn sind am 30. geschlagen worden. Sie hatten 24 Kanonen, 5 Bataillone regulaire Truppen und im Ganzen 18-20,000 Mann. Die ihnen entgegengesandte Armee soll 16-18,000 Mann mit 60 Stück Geschütz und 42 Schwadronen Kavallerie betragen haben. Den Oberbefehl über die ganze Operationsarmee führte der Banus. Das Hauptgefecht scheint nur ein Artilleriegefecht gewesen zu sein. Die kaiserl. Kavallerie, welche die Ungarn umgehen und ihnen den Rückzug abschneiden sollte, ist zu spät gekommen. Sie wurden am 31. durch den Fürsten Lichtenstein mit 4000 Mann verfolgt. Auch Infanterie soll gestern mit der Eisenbahn nach wienerisch Neustadt abgegangen sein, um einen Einfall der Ungarn abzuhalten, welche wahrscheinlich wieder über die Leitha zurück sind.

Während die Schlacht mit den Ungarn geschlagen wurde, griffen die Wiener, welche größtentheils schon die Waffen niedergelegt hatten, wieder zu denselben, schickten die Geißeln, die sie versprochen hatten, nicht, lieferten die Kanonen nicht ab, sondern feuerten aus allen Kräften auf die Kaiserl. Truppen. In Folge dessen haben die Letzteren die Nacht hindurch die Vorstädte Mariahilf und Lerchenfeld beschossen, mehr als 100, wie man glaubte, kleine und nicht zündende Bomben hineingeworfen, während vom Stephansthurme Signale über Signale gegeben wurden, um die Ungarn wieder herbeizurufen. Bem soll inzwischen wieder bei den Kämpfern erschienen sein und sie durch heftige Reden angefeuert haben. Als man aber die Niederlage der Ungarn in der Stadt erfuhr, kam wieder eine Deputation des Gemeinderaths in der Nacht zum Feldmarschall, um ihm die Unterwerfung der Stadt auf Gnade und Ungnade anzuzeigen. Die bewaffneten Korps haben sich indessen auch da nicht ergeben wollen, und um 12 Uhr Mittags hatte das Bombardement der Vorstädte wieder begonnen. Gestern Abend hat der Fürst die nachfolgende Kundmachung erlassen:

Kundmachung.

Ein Korps der ungarischen Insurgenten hat es gewagt, östreichischen Boden zu betreten und heute früh bis gegen Schwechat vorzudringen.

Ich habe solches mit einem Theile meiner Truppen, vereint mit jenen des Banus, angegriffen und zurückgeworfen, wobei sie beträchtlichen Verlust erlitten.

Einige Abtheilungen sind in Verfolgung derselben begriffen.

Dieses zur beruhigenden Kenntniß für alle Gutgesinnten, die vielleicht aus dem Erscheinen dieses Korps Besorgnisse schöpfen könnten; aber eben auch zur Warnung für jene Uebelgesinnten, die hierin allenfalls neue Hoffnung für ihre Pläne zu finden glaubten und in der That sich nicht scheuten, die bereits eingegangene Unterwerfung auf das schmählichste hinterlistig zu brechen.

Hauptquartier Hetzendorf, am 30. Okt. 1848.

Fürst in Windischgrätz, Feldmarschall.

(Pr. St.-Z)
Ratibor, 31. Okt.

Nachdem Fürst Windischgrätz gestern Nachmittag um 2 Uhr zur Abhaltung des von Brünn aus aufgebrochenen Landsturmes die telegraphische Depesche:"Wien unterwirft sich heute (30.) unbedingt" abgefertigt hatte, und während die vom Kaiser mit Vermittelungsanträgen zurückgekehrte Brünner Deputation bei Windischgrätz angelangt war, um Unterhandlungen zwischen ihm und den Wienern anzuknüpfen, wurde auf dem Stephansthurm in Wien plötzlich wieder um 2 1/2 Uhr die deutsche Fahne statt der weißen aufgezogen, und der Kampf begann von Neuem. Die Veranlassung dazu soll ein von den Ungarn unternommener Angriff auf die Kroaten gewesen sein, bei welchem die Ersteren, 18,500 Mann stark, zuerst geworfen wurden. Als dies vom Stephansthurme aus bemerkt wurde, fielen von der Stadt aus Schüsse in's feindliche Lager, wodurch die Ungarn wieder Luft bekamen, die Kroaten heftiger angriffen und 6000 von ihnen in die Donau trieben. Am 29. Abends gelang es den Wienern, mit Hülfe eines Vorpostengefechtes, bei welchem 200 Mann der k. k. Truppen blieben, 25,000 Ctr. Mehl in die Stadt zu bringen. Die nächste Nacht soll, wie allgemein von den Reisenden erzählt wird, die Entscheidung bringen, weil um diese Zeit erst das ungarische Hauptheer anlangt.

Das Militär an der Linie über Prerau hinaus wird gegen Brünn zusammengezogen, wo die bewaffneten Arbeiter die Nationalgarde, die im Ganzen schwarzgelb sein soll, entwaffnen wollten, weil sie sich weigerte, Wien zu Hülfe zu eilen. Anbei folgt das Handbillet Sr. Majestät des Kaisers als Erwiderung auf die am 18. Okt. ihm von Brünner Nationalgarden überbrachte Loyalitäts-Adresse:

"An meinen Feldmarschall-Lieutenant Ritter von Maltern.

Lieber Ritter von Maltern!

Die Haltung der unter Ihrer Leitung stehenden Nationalgarde von Brünn hat sich am 18. Okt. 1848 so ausgezeichnet und dem echten Geiste des Volksinstitutes der Nationalgarde entsprechend bewiesen, daß ich mich angenehm veranlaßt sehe, hierüber meine volle Anerkennung auszusprechen und Sie zum Organ zu wählen, diesen meinen Ausspruch den Mitgliedern der genannten Bürgerwehr und dem Publikum zur Kenntniß zu bringen.

Ollmütz, am 24. Oktober.

Ferdinand m. p.

Wessenberg m. p.

Die oben genannte Brünner Vermittelungs-Deputation war am 29. von sämmtlichen Comite's der Stadt gewählt worden.

Den ersten Angriff der Ungarn am 30. vereitelte Fürst Lichtenstein mit 24-25 Eskadrons österreichischer Kavallerie.

(A. O.-Z.)
Bielitz, 29. Okt.

Die schauderhaften Nachrichten aus Wien haben die Bewohner unserer Stadt auf das tiefste erschüttert, und der kaum aufgetauchte Entschluß, eine Deputation an den Kaiser in Ollmütz zu senden, ihm eine Adresse der Bewohner von Bielitz zu überreichen, worin ihm gegen die willkürlichen und grausamen Maßregeln des Fürsten Windischgrätz die nachdrücklichsten Vorstellungen gemacht würden, wurde sogleich ausgeführt.

Unsere Deputirten sind die Herren Dr. v. d. Straß, Heinrich Hoffmann und Johann Bartelmuß, von Alt und Jung geachtete, besonnene und intelligente Männer. Sie haben gestern Nachmittag 1 Uhr, unter den heißesten Segenswünschen für einen glücklichen Erfolg, die Reise angetreten.

Die Adresse, mit viel hundert Unterschriften bedeckt, lautet wie folgt:

Ew. Majestät! Die gesetzlichen Vertreter der Völker Oestreichs im konstituirenden Reichstage haben Ew. Maj. von der wahren Sachlage in Wien seit dem verhängnißvollen 6. Oktober durch wiederholte Adressen in Kenntniß zu setzen getrachtet. Andere geachtete und bedeutende Korporationen haben vor Ew. Maj. gleichfalls die Stimme erhoben, und wenn auch wir hiermit unsere Bitte ehrfurchtsvoll an die Stufen des Throns bringen, so überschätzen wir keineswegs das geringe Gewicht im großen Vaterlande.

Wir schweigen aber nicht, weil wir es als die heilige Pflicht des freien Bürgers erachten, nicht theilnamlos bei Seite zu bleiben, wo Thron und Vaterland gleichmäßig von den höchsten Gefahren bedroht sind.

Man hat Ew. Maj. gerathen, durch die Macht des Schwertes das gestörte Gleichgewicht der Staatsgewalten wieder herzustellen, den Frieden und die Ruhe der Hauptstadt des Reiches durch Krieg zu erzwingen.

Man hat Ew. Maj. gerathen, durch die Macht des Schwertes das gestörte Gleichgewicht der Staatsgewalten wieder herzustellen, den Frieden und die Ruhe der Hauptstadt des Reiches durch Krieg zu erzwingen.

Majestät! Nicht blos die Bewohner Wiens, alle freien und unabhängigen Bürger aller Provinzen schauderten vor Entsetzen bei der Kunde, daß man den Centralpunkt aller geistigen und materiellen Interessen der Gesammtmonarchie mit dem äußersten letzten Gewaltmittel bedroht, ohne eine friedliche Lösung auch nur versucht zu haben.

Sie erbebten, denn nur mit friedlicher Lösung, nicht aber nach blutigem Siege, und wäre er der vollständigste, vermögen sie Hoffnung zu schöpfen für das wahre Heil des Thrones, für die Wohlfahrt und Freiheit des Vaterlandes.

Darum Majestät erhören Sie das Flehen Ihrer treuen Völker. Schenken Sie dem Reichstage, der die Rechte des Throns wie die Volksfreiheit zu wahren den unerschütterlichen Willen hat, schenken Sie ihm ihr ungetheiltes Vertrauen.

Majestät! Die Stimmen in Ihrer Nähe sind des Volkes Stimme nicht! Darum berufen Sie makellose, volksfreundliche Männer, die auf der Höhe der Zeit stehen, zu verantwortlichen Räthen der Krone und die Dämonen der Reaktion wie der Anarchie werden wie Gespenster vor hellem Tagesschein verschwinden. Die Geschichte aber, Majestät, wird dann Ferdinand des Gütigen mit goldenen Lettern segnend gedenken.

Die Bewohner von Bielitz, am 27. Oktober 1848.

(Folgen die Unterschriften.)

(A. O. Z.)
Ollmütz, 26. Oktober.

Heute - an einem Tage, an dem wahrscheinlich das Geschick Wien's - das Geschick der Monarchie entschieden wird - heute früh ertönten an unserm Dome schon um 4 Uhr früh die Trauerglocken, um das um 10 Uhr abzuhaltende Traueramt für - Latour anzukünden. Es wird mit aller möglichen kirchlichen und militärischen Feierlichkeit begangen. Der Erzbischof fungirt selbst und alle Domherren assistiren. In Kremsier sollen alle Canonici ihre Residenzen verlassen, um sie zu Wohnungen für Deputirte herrichten zu lassen. Auch das Piaristenkloster wird dort geräumt, und die Mehrzahl der erzbischöflichen Beamten bezieht Wohnungen auf einer nahegelegenen Herrschaft des Erzbischofes, damit auch ihre schönen und großen Wohnungen dem Reichstag zur Verfügung stünden.

(A. O. Z.)
Prag, 30. Okt.

Die Proklamation des Fürsten Windischgrätz an die Wiener hat in allen Gemüthern, die nur ein Atom von Gefühl für Freiheit und Menschlichkeit noch besitzen, eine solche Bestürzung und Entrüstung erregt, daß selbst die entgegengesetzten Parteien in diesem Punkte zusammentrafen, daß selbst das Stadtverordnetenkollegium trotz seines geäußerten Abscheues gegen die letzte Wiener Revolution, und die Slowanska lipa ihren Antipoden, dem deutschen Verein, die Hand reichten, um gemeinschaftlich gegen jene Proklamation, so wie überhaupt gegen die unbeschränkte Machtvollkommenheit des Feldmarschalls zu protestiren. Auch will das Stadtverordnetenkollegium durch eine alsbald zu veröffentlichende Proklamation alle Gemeinden Böhmens, so wie auch alle übrigen Provinzen auffordern, ihrem Proteste beizutreten und für Wien zu interveniren. Gestern Abend ist nun eine Deputation von 26 Mitgliedern (der Bürgermeister, 5 Herren aus dem Stadtverordnetenkollegium, 5 aus dem Nationalgarden-Verwaltungsrath, 5 aus dem Studentenausschuß, 5 von der Slowanska lipa und 5 vom deutschen Vereine) auf der Eisenbahn nach Olmütz abgegangen, um die eiligst verfaßte Protest-Adresse dem Kaiser zu überreichen. Innig wünschen wir, daß ihre Worte keine verschlossenen Ohren finden mögen, wie alle bisherigen - aber wir fürchten sehr, sie kommen "zu spät." - Einen gewiß höchst traurigen Kontrast zu der Friedenskommission der Abgehenden bildeten die Munitionswägen, die mit ihnen auf demselben Train gegen Wien befördert wurden.

(C. Bl. a. B.)
103 Berlin, 2. November.

Morgens 9 Uhr. Pfuel hat seine Entlassung eingereicht. Der König hat sie angenommen und den Grafen Brandenburg mit der Bildung eines neuen Ministeriums beauftragt. Pfuel hat in der vorgestrigen Abendsitzung, nachdem das Dunker'sche Amendement gefallen war, für den Antrag Robbertus-Berg gestimmt, welcher bekanntlich mit großer Majorität angenommen wurde. Als Ehrenmann wollte Pfuel auch den Beschluß der Versammlung ausführen; die andern Minister und die Kamarilla scheinen jedoch gegen die Ausführung des Beschlusses zu sein und Pfuel sah sich daher veranlaßt seine Entlassung als Ministerpräsident und Kriegsminister zu nehmen.

Es ist 9 Uhr, wir gehen in die Sitzung der Vereinbarer-Versammlung. (Hoffentlich können wir diese Versammlung bald National-Versammlung nennen, den ersten Schritt hat sie heute Vormittag dazu gethan.) Am Portal ist ein großes Plakat des Ministers Eichmann angeschlagen, daß er sich in Folge der Vorfälle vom vorgestrigen Abend genöthigt gesehen den betreffenden Behörden zu befehlen, im Falle die Bürgerwehr zur Erhaltung der Ordnung auf dem Platze vor der Versammlung nicht ausreiche, sogleich "Militär" zu requiriren. Dies Plakat ist jetzt an allen Ecken zu lesen.

Im Sitzungssaale ist die Versammlung sehr aufgeregt. Endlich gegen 10 Uhr wird die Sitzung eröffnet. Die Ministerbank ist leer. Nach Verlesung des Protokolls wird ein Schreiben des Generals Pfuel verlesen, worin er anzeigt, daß er aus Gesundheitsrücksichten seine Entlassung als Ministerpräsident und Kriegsminister genommen habe. - Ein zweites Schreiben des General Grafen Brandenburg zeigt dem Präsidenten an, daß er mit der Bildung eines neuen Ministeriums beauftragt sei und ersucht in Folge dessen die Versammlung ihre Sitzungen bis zur Bildung des neuen Ministeriums zu vertagen.

Phillips erklärt sich gegen eine Vertagung auf unbestimmte Zeit. Das Land und die Freiheit ist in Gefahr. Ziehen wir uns bis um 1 Uhr zurück und berathschlagen in unsern Parteiversammlungen was zu thun sei. - Er stellt folgenden Antrag: Die Versammlung wolle beschließen: "In Betracht der Ernennung des General Grafen Brandenburg zum Ministerpräsidenten und des Erlasses des Ministers Eichmann wegen Requisition des Militärs die Sitzung bis um 1 Uhr auszusetzen, um sodann über die Lage des Landes zu berathen und einen Beschluß zu fassen. (Dieser Antrag wird später angenommen.)

Reichensperger will, daß die Versammlung sich jeden Morgen auf's Neue vertage bis das neue Ministerium gebildet ist.

Dielitz stellt den Antrag die Sitzung bis auf morgen früh 9 Uhr zu vertagen.

Reichenbach frägt an, ob das Schreiben des General Brandenburg von einem verantwortlichen Minister kontrasignirt sei? - Da dies nicht der Fall ist, so hat die Versammlung dieses Schreiben ganz unberücksichtigt zu lassen und nur über die nöthigen Schritte zum Schutze des Vaterlandes zu berathen.

Berg fügt hinzu, da das Schreiben des General Brandenburg nicht kontrasignirt sei, so müsse es der Petitions-Kommission überwiesen werden, die Versammlung habe es nicht zu berücksichtigen.

Jung hält dem abgetretenen Minister Pfuel eine Lobrede. Er und seine Freunde (die äußerste Linke) hätten zwar das Ministerium Pfuel als eines der bewaffneten Reaktion fortwährend angegriffen; aber er sei jetzt zu der Erfahrung gelangt, daß sich der Minister Pfuel für seine Person ganz ehrenhaft benommen, und nur Unverstand und übler Wille (Kamarilla) hätten seine Thätigkeit gehindert. Dieser Mann ist jetzt abgetreten, aber das System ist geblieben. Dies müssen wir bekämpfen.

Waldeck: Zum dritten Male sind wir in der Lage uns zu entscheiden, ob wir denn so unmündig sind, nicht auch ohne die Anwesenheit der Minister verhandeln zu können. Am 7. September war der Fall ein ganz anderer, damals mußte ein Ministerium in Folge des erhaltenen Mißtrauensvotum abdanken. Aber heute, wo der Ministerpräsident in der letzten Abstimmung mit der Majorität der Versammlung stimmte, und da durch seine Entlassung zu nehmen sich gezwungen sieht, da ist das Vaterland und die Freiheit in Gefahr. Wir suspendiren daher unsere Sitzungen nur bis Nachmittag und erklären uns dann sogar für permanent, wenn es die Umstände erheischen.

Parisius für den Phillip'schen Antrag. Das Volk wird in große Aufregung kommen, wenn es diese Nachrichten erfährt. Wir müssen dem Volke zeigen, daß es sich auf seine Volksvertreter verlassen kann und dürfen daher unsere Sitzungen nicht vertagen.

Das Wort "Volk" erweckt bei der Rechten unangenehme Erinnerungen von vorgestern Abend und von der Rechten geht ein Strom persönlicher und faktischer Bemerkungen aus, über das Benehmen des Volkes am vorgestrigen Abend. Man hätte gedroht, die Mitglieder der Rechten aufzuhängen und in Folge dessen alle Ausgänge besetzt gehalten; man hätte sich in einem förmlichen Belagerungszustande befunden, denn Niemand hätte ausnoch eingehen können. Die Mitglieder der Rechten verlangen einen Schutz der Versammlung im Eichmann'schen Sinne.

Uhlich vom linken Centrum hält eine lange Rede und erinnert an den Beschluß vom 15. Juni, der in Folge seines Antrags gefaßt wäre. Damals hätte sich die Versammlung unter den Schutz der Berliner Bevölkerung gestellt. (Hohngelächter rechts.) Man ersuche daher jetzt das Kommando der Bürgerwehr, als die bewaffnete Bevölkerung Berlins, für die Sicherheit der Versammlung zu sorgen. (Lärm und Hohngelächter rechts.) Der Redner bittet die Versammlung keine Persönlichkeiten mehr zur Sprache zu bringen, in einem Augenblick, wo es sich um die Freiheit des Volkes handle, um die Würde dieser Versammlung.

Die persönlichen Bemerkungen nehmen jedoch kein Ende und der Präsident Unruh macht daher darauf aufmerksam, daß die einzige Macht der Versammlung eine moralische sei, welche man nicht durch Persönlichkeiten schwächen müsse. - Dennoch pro-

Blödsinn deutscher Zeitungen

Das Feuilleton der Kölnischen Zeitung vom 3. Nov berichtet:

„Die orientalische Gesellschaft in Paris hat die merkwürdige Entdeckung eines Stammes im Sudan, in der Richtung nach Abyssinien hin, gemacht, dessen Angehörige ein Mittelding von Mensch und Affen sind. Sie heißen Hyghlands, zeichnen sich namentlich durch eine zwei bis drei Zoll betragende Verlängerung des Rückgrathes, also einen kurzen Schwanz, lange und hohe Ohren, gedrückte Stirn, schmächtige Beine und lange hangende Arme aus. Die Haare sind schlicht, nicht kraus wie bei den andern Afrikanern. Daß sie Menschen sind, beweist die Sprache; viele von ihnen lernen arabisch.“ ?? p>Diese Entdeckung (welche die orientliche Gesellschaft obendrein in Afrika machte) ist jedenfalls von höchster Wichtigkeit für die Partei der Heuler, welche durch die Hyghlans eine schätzbare Verstärkung erhält. Darum ist die Notiz unserer Nachbarin auch als eine tendenziöse zu betrachten. Die Hyghlands sind in absteigender Linie die direkte Fortsetzung der Hanaken, Slowaken, Kroaten, Haiducken etc., und wir werden sie nächstens, im Augenblicke der Entscheidung, mit vor den Mauern Wiens erblicken. Wie lange wird es währen, und wir finden die wahrhaft Gutgesinnten, die letzten Stützen der christlich-germanischen Weltordnung und der verfassungsmäßigen Freiheit nur noch unter Affen und andere geschwänzten Wesen, selbst solchen, die kein arabisch lernen?

[Deutschland]

[Fortsetzung] man sah, daß die Truppen des Windischgrätz sich nach dem Belvedere zu hinaufzogen. Um 3 Uhr wurde vom Stephansthurm dem Commandant Messenhauser berichtet, daß auf dem rechten Flügel des Jellachich eine retrograde Bewegung sichtbar werde. Der Kanonendonner schwieg; Windischgrätz zog seine Truppen nach dem rechten Flügel. In der vierten Stunde macht Messenhauser den Wienern durch geschriebene Plakate bekannt, daß die Ungarn, 84,000 Mann, im Anzuge seien, 18,000 Mann von ihnen schon unterhalb des Belvedere, zwischen dem linken Flügel des Windischgrätz und dem rechten des Jellachich einrücken *). Wie wir hören, gelang dies einschieben zwischen die beiden östrreichischen Truppenkorps dadurch, daß das mit Kanonen bespickte und von den Studenten besetzte Beloedere eine Annäherung feindlicher Truppen nicht gestettet hatte, weshalb dort in der Cernirung eine Lücke geblieben war. Die Ungarn rückten in breiter Colonne wirklich in dieser Art vor und theilten sich nach rechts und links, einerseits Windischgrätz, andererseits Jellachich angreifend. Von vorn durch den stark besetzten Schwarzenberger Garten und das Belvedere, von hinten durch den Nachtrab von 66,000 Mann geschützt. Kossuth soll selbst darunter gewesen sein. Um 1 Uhr Nachts, 30.-31. Oktbr. (heute früh) langte in Prerau folgende telegraphische Depesche an:

„Die Wiener haben sich nicht ergeben, die Ungarn haben, 18,000 Mann stark, den Unsrigen ein Gefecht geliefert, dessen Resultat unbedeutend ist.“

Es erfolgten hierauf mehrere Marsch-Ordres an die an der Eisenbahn stationirten Truppen: „mit Zurücklassung von Sicherheits-Pikets alle übrigen Truppen nach Brünn zu dirigiren.“

Nachts 1 Uhr, 30.-31. Oktbr., passirte in Prerau der Fürst Friedrich Schwarzenberg als Regierungs-Bevollmächtigter von Olmütz in das Lager bei Wien durch.

Endlich erhalten wir noch folgende Mittheilung:

Prag, Sonntag den 29. Oktober. Gestern Abend hielten der deutsche Verein und die Lipa Slowanska eine vereinigte Sitzung, worin sie eine Sturm-Petition an Magistrat und Bürger-Ausschuß der Stadt Prag beschlossen, des Inhalts:„Den Wienern die Sympathien der Prager durch die That an den Tag zu legen.“ Sonntag umlagerten große Menschen-Massen das Altstädter Rathhaus, in welchem Magistrat, Bürger-Ausschuß und Stadtverordnete über den erwähnten Antrag beriethen. Es wurde beschlossen, eine aus allen Ständen gemischte Deputation von 28 Pragern an den Kaiser zu senden. Sie haben demselben die bestimmte Erklärung abzugeben: „daß sie in den von Windischgrätz gestellten Bedingungen keinen Weg zur Pacificirung des Landes, vielmehr den ersten Bruch der vom Kaiser so oft versprochenen Constitution sehen.“ Die Führer dieser Deputation Bürger Dr. Wanka und Dr. Eiselt versprachen der auf dem Bahnhofe vollständig versammelten Nationalgarde, daß sie dem Kaiser nicht verhehlen würden, wie groß die Aufregung der Prager zu Gunsten der Wiener sei.

(A. O. Ztg.)
Berlin, 2. Nov.

Ueber Breslau geht uns folgende Nachricht über die neuesten Vorfälle bei Wien zu:

Die Ungarn sind am 30. geschlagen worden. Sie hatten 24 Kanonen, 5 Bataillone regulaire Truppen und im Ganzen 18-20,000 Mann. Die ihnen entgegengesandte Armee soll 16-18,000 Mann mit 60 Stück Geschütz und 42 Schwadronen Kavallerie betragen haben. Den Oberbefehl über die ganze Operationsarmee führte der Banus. Das Hauptgefecht scheint nur ein Artilleriegefecht gewesen zu sein. Die kaiserl. Kavallerie, welche die Ungarn umgehen und ihnen den Rückzug abschneiden sollte, ist zu spät gekommen. Sie wurden am 31. durch den Fürsten Lichtenstein mit 4000 Mann verfolgt. Auch Infanterie soll gestern mit der Eisenbahn nach wienerisch Neustadt abgegangen sein, um einen Einfall der Ungarn abzuhalten, welche wahrscheinlich wieder über die Leitha zurück sind.

Während die Schlacht mit den Ungarn geschlagen wurde, griffen die Wiener, welche größtentheils schon die Waffen niedergelegt hatten, wieder zu denselben, schickten die Geißeln, die sie versprochen hatten, nicht, lieferten die Kanonen nicht ab, sondern feuerten aus allen Kräften auf die Kaiserl. Truppen. In Folge dessen haben die Letzteren die Nacht hindurch die Vorstädte Mariahilf und Lerchenfeld beschossen, mehr als 100, wie man glaubte, kleine und nicht zündende Bomben hineingeworfen, während vom Stephansthurme Signale über Signale gegeben wurden, um die Ungarn wieder herbeizurufen. Bem soll inzwischen wieder bei den Kämpfern erschienen sein und sie durch heftige Reden angefeuert haben. Als man aber die Niederlage der Ungarn in der Stadt erfuhr, kam wieder eine Deputation des Gemeinderaths in der Nacht zum Feldmarschall, um ihm die Unterwerfung der Stadt auf Gnade und Ungnade anzuzeigen. Die bewaffneten Korps haben sich indessen auch da nicht ergeben wollen, und um 12 Uhr Mittags hatte das Bombardement der Vorstädte wieder begonnen. Gestern Abend hat der Fürst die nachfolgende Kundmachung erlassen:

Kundmachung.

Ein Korps der ungarischen Insurgenten hat es gewagt, östreichischen Boden zu betreten und heute früh bis gegen Schwechat vorzudringen.

Ich habe solches mit einem Theile meiner Truppen, vereint mit jenen des Banus, angegriffen und zurückgeworfen, wobei sie beträchtlichen Verlust erlitten.

Einige Abtheilungen sind in Verfolgung derselben begriffen.

Dieses zur beruhigenden Kenntniß für alle Gutgesinnten, die vielleicht aus dem Erscheinen dieses Korps Besorgnisse schöpfen könnten; aber eben auch zur Warnung für jene Uebelgesinnten, die hierin allenfalls neue Hoffnung für ihre Pläne zu finden glaubten und in der That sich nicht scheuten, die bereits eingegangene Unterwerfung auf das schmählichste hinterlistig zu brechen.

Hauptquartier Hetzendorf, am 30. Okt. 1848.

Fürst in Windischgrätz, Feldmarschall.

(Pr. St.-Z)
Ratibor, 31. Okt.

Nachdem Fürst Windischgrätz gestern Nachmittag um 2 Uhr zur Abhaltung des von Brünn aus aufgebrochenen Landsturmes die telegraphische Depesche:„Wien unterwirft sich heute (30.) unbedingt“ abgefertigt hatte, und während die vom Kaiser mit Vermittelungsanträgen zurückgekehrte Brünner Deputation bei Windischgrätz angelangt war, um Unterhandlungen zwischen ihm und den Wienern anzuknüpfen, wurde auf dem Stephansthurm in Wien plötzlich wieder um 2 1/2 Uhr die deutsche Fahne statt der weißen aufgezogen, und der Kampf begann von Neuem. Die Veranlassung dazu soll ein von den Ungarn unternommener Angriff auf die Kroaten gewesen sein, bei welchem die Ersteren, 18,500 Mann stark, zuerst geworfen wurden. Als dies vom Stephansthurme aus bemerkt wurde, fielen von der Stadt aus Schüsse in's feindliche Lager, wodurch die Ungarn wieder Luft bekamen, die Kroaten heftiger angriffen und 6000 von ihnen in die Donau trieben. Am 29. Abends gelang es den Wienern, mit Hülfe eines Vorpostengefechtes, bei welchem 200 Mann der k. k. Truppen blieben, 25,000 Ctr. Mehl in die Stadt zu bringen. Die nächste Nacht soll, wie allgemein von den Reisenden erzählt wird, die Entscheidung bringen, weil um diese Zeit erst das ungarische Hauptheer anlangt.

Das Militär an der Linie über Prerau hinaus wird gegen Brünn zusammengezogen, wo die bewaffneten Arbeiter die Nationalgarde, die im Ganzen schwarzgelb sein soll, entwaffnen wollten, weil sie sich weigerte, Wien zu Hülfe zu eilen. Anbei folgt das Handbillet Sr. Majestät des Kaisers als Erwiderung auf die am 18. Okt. ihm von Brünner Nationalgarden überbrachte Loyalitäts-Adresse:

„An meinen Feldmarschall-Lieutenant Ritter von Maltern.

Lieber Ritter von Maltern!

Die Haltung der unter Ihrer Leitung stehenden Nationalgarde von Brünn hat sich am 18. Okt. 1848 so ausgezeichnet und dem echten Geiste des Volksinstitutes der Nationalgarde entsprechend bewiesen, daß ich mich angenehm veranlaßt sehe, hierüber meine volle Anerkennung auszusprechen und Sie zum Organ zu wählen, diesen meinen Ausspruch den Mitgliedern der genannten Bürgerwehr und dem Publikum zur Kenntniß zu bringen.

Ollmütz, am 24. Oktober.

Ferdinand m. p.

Wessenberg m. p.

Die oben genannte Brünner Vermittelungs-Deputation war am 29. von sämmtlichen Comite's der Stadt gewählt worden.

Den ersten Angriff der Ungarn am 30. vereitelte Fürst Lichtenstein mit 24-25 Eskadrons österreichischer Kavallerie.

(A. O.-Z.)
Bielitz, 29. Okt.

Die schauderhaften Nachrichten aus Wien haben die Bewohner unserer Stadt auf das tiefste erschüttert, und der kaum aufgetauchte Entschluß, eine Deputation an den Kaiser in Ollmütz zu senden, ihm eine Adresse der Bewohner von Bielitz zu überreichen, worin ihm gegen die willkürlichen und grausamen Maßregeln des Fürsten Windischgrätz die nachdrücklichsten Vorstellungen gemacht würden, wurde sogleich ausgeführt.

Unsere Deputirten sind die Herren Dr. v. d. Straß, Heinrich Hoffmann und Johann Bartelmuß, von Alt und Jung geachtete, besonnene und intelligente Männer. Sie haben gestern Nachmittag 1 Uhr, unter den heißesten Segenswünschen für einen glücklichen Erfolg, die Reise angetreten.

Die Adresse, mit viel hundert Unterschriften bedeckt, lautet wie folgt:

Ew. Majestät! Die gesetzlichen Vertreter der Völker Oestreichs im konstituirenden Reichstage haben Ew. Maj. von der wahren Sachlage in Wien seit dem verhängnißvollen 6. Oktober durch wiederholte Adressen in Kenntniß zu setzen getrachtet. Andere geachtete und bedeutende Korporationen haben vor Ew. Maj. gleichfalls die Stimme erhoben, und wenn auch wir hiermit unsere Bitte ehrfurchtsvoll an die Stufen des Throns bringen, so überschätzen wir keineswegs das geringe Gewicht im großen Vaterlande.

Wir schweigen aber nicht, weil wir es als die heilige Pflicht des freien Bürgers erachten, nicht theilnamlos bei Seite zu bleiben, wo Thron und Vaterland gleichmäßig von den höchsten Gefahren bedroht sind.

Man hat Ew. Maj. gerathen, durch die Macht des Schwertes das gestörte Gleichgewicht der Staatsgewalten wieder herzustellen, den Frieden und die Ruhe der Hauptstadt des Reiches durch Krieg zu erzwingen.

Man hat Ew. Maj. gerathen, durch die Macht des Schwertes das gestörte Gleichgewicht der Staatsgewalten wieder herzustellen, den Frieden und die Ruhe der Hauptstadt des Reiches durch Krieg zu erzwingen.

Majestät! Nicht blos die Bewohner Wiens, alle freien und unabhängigen Bürger aller Provinzen schauderten vor Entsetzen bei der Kunde, daß man den Centralpunkt aller geistigen und materiellen Interessen der Gesammtmonarchie mit dem äußersten letzten Gewaltmittel bedroht, ohne eine friedliche Lösung auch nur versucht zu haben.

Sie erbebten, denn nur mit friedlicher Lösung, nicht aber nach blutigem Siege, und wäre er der vollständigste, vermögen sie Hoffnung zu schöpfen für das wahre Heil des Thrones, für die Wohlfahrt und Freiheit des Vaterlandes.

Darum Majestät erhören Sie das Flehen Ihrer treuen Völker. Schenken Sie dem Reichstage, der die Rechte des Throns wie die Volksfreiheit zu wahren den unerschütterlichen Willen hat, schenken Sie ihm ihr ungetheiltes Vertrauen.

Majestät! Die Stimmen in Ihrer Nähe sind des Volkes Stimme nicht! Darum berufen Sie makellose, volksfreundliche Männer, die auf der Höhe der Zeit stehen, zu verantwortlichen Räthen der Krone und die Dämonen der Reaktion wie der Anarchie werden wie Gespenster vor hellem Tagesschein verschwinden. Die Geschichte aber, Majestät, wird dann Ferdinand des Gütigen mit goldenen Lettern segnend gedenken.

Die Bewohner von Bielitz, am 27. Oktober 1848.

(Folgen die Unterschriften.)

(A. O. Z.)
Ollmütz, 26. Oktober.

Heute ‒ an einem Tage, an dem wahrscheinlich das Geschick Wien's ‒ das Geschick der Monarchie entschieden wird ‒ heute früh ertönten an unserm Dome schon um 4 Uhr früh die Trauerglocken, um das um 10 Uhr abzuhaltende Traueramt für ‒ Latour anzukünden. Es wird mit aller möglichen kirchlichen und militärischen Feierlichkeit begangen. Der Erzbischof fungirt selbst und alle Domherren assistiren. In Kremsier sollen alle Canonici ihre Residenzen verlassen, um sie zu Wohnungen für Deputirte herrichten zu lassen. Auch das Piaristenkloster wird dort geräumt, und die Mehrzahl der erzbischöflichen Beamten bezieht Wohnungen auf einer nahegelegenen Herrschaft des Erzbischofes, damit auch ihre schönen und großen Wohnungen dem Reichstag zur Verfügung stünden.

(A. O. Z.)
Prag, 30. Okt.

Die Proklamation des Fürsten Windischgrätz an die Wiener hat in allen Gemüthern, die nur ein Atom von Gefühl für Freiheit und Menschlichkeit noch besitzen, eine solche Bestürzung und Entrüstung erregt, daß selbst die entgegengesetzten Parteien in diesem Punkte zusammentrafen, daß selbst das Stadtverordnetenkollegium trotz seines geäußerten Abscheues gegen die letzte Wiener Revolution, und die Slowanska lipa ihren Antipoden, dem deutschen Verein, die Hand reichten, um gemeinschaftlich gegen jene Proklamation, so wie überhaupt gegen die unbeschränkte Machtvollkommenheit des Feldmarschalls zu protestiren. Auch will das Stadtverordnetenkollegium durch eine alsbald zu veröffentlichende Proklamation alle Gemeinden Böhmens, so wie auch alle übrigen Provinzen auffordern, ihrem Proteste beizutreten und für Wien zu interveniren. Gestern Abend ist nun eine Deputation von 26 Mitgliedern (der Bürgermeister, 5 Herren aus dem Stadtverordnetenkollegium, 5 aus dem Nationalgarden-Verwaltungsrath, 5 aus dem Studentenausschuß, 5 von der Slowanska lipa und 5 vom deutschen Vereine) auf der Eisenbahn nach Olmütz abgegangen, um die eiligst verfaßte Protest-Adresse dem Kaiser zu überreichen. Innig wünschen wir, daß ihre Worte keine verschlossenen Ohren finden mögen, wie alle bisherigen ‒ aber wir fürchten sehr, sie kommen „zu spät.“ ‒ Einen gewiß höchst traurigen Kontrast zu der Friedenskommission der Abgehenden bildeten die Munitionswägen, die mit ihnen auf demselben Train gegen Wien befördert wurden.

(C. Bl. a. B.)
103 Berlin, 2. November.

Morgens 9 Uhr. Pfuel hat seine Entlassung eingereicht. Der König hat sie angenommen und den Grafen Brandenburg mit der Bildung eines neuen Ministeriums beauftragt. Pfuel hat in der vorgestrigen Abendsitzung, nachdem das Dunker'sche Amendement gefallen war, für den Antrag Robbertus-Berg gestimmt, welcher bekanntlich mit großer Majorität angenommen wurde. Als Ehrenmann wollte Pfuel auch den Beschluß der Versammlung ausführen; die andern Minister und die Kamarilla scheinen jedoch gegen die Ausführung des Beschlusses zu sein und Pfuel sah sich daher veranlaßt seine Entlassung als Ministerpräsident und Kriegsminister zu nehmen.

Es ist 9 Uhr, wir gehen in die Sitzung der Vereinbarer-Versammlung. (Hoffentlich können wir diese Versammlung bald National-Versammlung nennen, den ersten Schritt hat sie heute Vormittag dazu gethan.) Am Portal ist ein großes Plakat des Ministers Eichmann angeschlagen, daß er sich in Folge der Vorfälle vom vorgestrigen Abend genöthigt gesehen den betreffenden Behörden zu befehlen, im Falle die Bürgerwehr zur Erhaltung der Ordnung auf dem Platze vor der Versammlung nicht ausreiche, sogleich „Militär“ zu requiriren. Dies Plakat ist jetzt an allen Ecken zu lesen.

Im Sitzungssaale ist die Versammlung sehr aufgeregt. Endlich gegen 10 Uhr wird die Sitzung eröffnet. Die Ministerbank ist leer. Nach Verlesung des Protokolls wird ein Schreiben des Generals Pfuel verlesen, worin er anzeigt, daß er aus Gesundheitsrücksichten seine Entlassung als Ministerpräsident und Kriegsminister genommen habe. ‒ Ein zweites Schreiben des General Grafen Brandenburg zeigt dem Präsidenten an, daß er mit der Bildung eines neuen Ministeriums beauftragt sei und ersucht in Folge dessen die Versammlung ihre Sitzungen bis zur Bildung des neuen Ministeriums zu vertagen.

Phillips erklärt sich gegen eine Vertagung auf unbestimmte Zeit. Das Land und die Freiheit ist in Gefahr. Ziehen wir uns bis um 1 Uhr zurück und berathschlagen in unsern Parteiversammlungen was zu thun sei. ‒ Er stellt folgenden Antrag: Die Versammlung wolle beschließen: „In Betracht der Ernennung des General Grafen Brandenburg zum Ministerpräsidenten und des Erlasses des Ministers Eichmann wegen Requisition des Militärs die Sitzung bis um 1 Uhr auszusetzen, um sodann über die Lage des Landes zu berathen und einen Beschluß zu fassen. (Dieser Antrag wird später angenommen.)

Reichensperger will, daß die Versammlung sich jeden Morgen auf's Neue vertage bis das neue Ministerium gebildet ist.

Dielitz stellt den Antrag die Sitzung bis auf morgen früh 9 Uhr zu vertagen.

Reichenbach frägt an, ob das Schreiben des General Brandenburg von einem verantwortlichen Minister kontrasignirt sei? ‒ Da dies nicht der Fall ist, so hat die Versammlung dieses Schreiben ganz unberücksichtigt zu lassen und nur über die nöthigen Schritte zum Schutze des Vaterlandes zu berathen.

Berg fügt hinzu, da das Schreiben des General Brandenburg nicht kontrasignirt sei, so müsse es der Petitions-Kommission überwiesen werden, die Versammlung habe es nicht zu berücksichtigen.

Jung hält dem abgetretenen Minister Pfuel eine Lobrede. Er und seine Freunde (die äußerste Linke) hätten zwar das Ministerium Pfuel als eines der bewaffneten Reaktion fortwährend angegriffen; aber er sei jetzt zu der Erfahrung gelangt, daß sich der Minister Pfuel für seine Person ganz ehrenhaft benommen, und nur Unverstand und übler Wille (Kamarilla) hätten seine Thätigkeit gehindert. Dieser Mann ist jetzt abgetreten, aber das System ist geblieben. Dies müssen wir bekämpfen.

Waldeck: Zum dritten Male sind wir in der Lage uns zu entscheiden, ob wir denn so unmündig sind, nicht auch ohne die Anwesenheit der Minister verhandeln zu können. Am 7. September war der Fall ein ganz anderer, damals mußte ein Ministerium in Folge des erhaltenen Mißtrauensvotum abdanken. Aber heute, wo der Ministerpräsident in der letzten Abstimmung mit der Majorität der Versammlung stimmte, und da durch seine Entlassung zu nehmen sich gezwungen sieht, da ist das Vaterland und die Freiheit in Gefahr. Wir suspendiren daher unsere Sitzungen nur bis Nachmittag und erklären uns dann sogar für permanent, wenn es die Umstände erheischen.

Parisius für den Phillip'schen Antrag. Das Volk wird in große Aufregung kommen, wenn es diese Nachrichten erfährt. Wir müssen dem Volke zeigen, daß es sich auf seine Volksvertreter verlassen kann und dürfen daher unsere Sitzungen nicht vertagen.

Das Wort „Volk“ erweckt bei der Rechten unangenehme Erinnerungen von vorgestern Abend und von der Rechten geht ein Strom persönlicher und faktischer Bemerkungen aus, über das Benehmen des Volkes am vorgestrigen Abend. Man hätte gedroht, die Mitglieder der Rechten aufzuhängen und in Folge dessen alle Ausgänge besetzt gehalten; man hätte sich in einem förmlichen Belagerungszustande befunden, denn Niemand hätte ausnoch eingehen können. Die Mitglieder der Rechten verlangen einen Schutz der Versammlung im Eichmann'schen Sinne.

Uhlich vom linken Centrum hält eine lange Rede und erinnert an den Beschluß vom 15. Juni, der in Folge seines Antrags gefaßt wäre. Damals hätte sich die Versammlung unter den Schutz der Berliner Bevölkerung gestellt. (Hohngelächter rechts.) Man ersuche daher jetzt das Kommando der Bürgerwehr, als die bewaffnete Bevölkerung Berlins, für die Sicherheit der Versammlung zu sorgen. (Lärm und Hohngelächter rechts.) Der Redner bittet die Versammlung keine Persönlichkeiten mehr zur Sprache zu bringen, in einem Augenblick, wo es sich um die Freiheit des Volkes handle, um die Würde dieser Versammlung.

Die persönlichen Bemerkungen nehmen jedoch kein Ende und der Präsident Unruh macht daher darauf aufmerksam, daß die einzige Macht der Versammlung eine moralische sei, welche man nicht durch Persönlichkeiten schwächen müsse. ‒ Dennoch pro-

<TEI>
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          <head>Blödsinn deutscher Zeitungen</head>
          <p>Das Feuilleton der <hi rendition="#g">Kölnischen Zeitung</hi> vom 3. Nov berichtet:</p>
          <p>&#x201E;Die orientalische Gesellschaft in Paris hat die merkwürdige Entdeckung eines Stammes im Sudan, in der Richtung nach Abyssinien hin, gemacht, dessen Angehörige ein Mittelding von Mensch und Affen sind. Sie heißen Hyghlands, zeichnen sich namentlich durch eine zwei bis drei Zoll betragende Verlängerung des Rückgrathes, also einen kurzen Schwanz, lange und hohe Ohren, gedrückte Stirn, schmächtige Beine und lange hangende Arme aus. Die Haare sind schlicht, nicht kraus wie bei den andern Afrikanern. Daß sie Menschen sind, beweist die Sprache; viele von ihnen lernen arabisch.&#x201C; ?? p&gt;Diese Entdeckung (welche die <hi rendition="#g">orientliche</hi> Gesellschaft obendrein in <hi rendition="#g">Afrika</hi> machte) ist jedenfalls von höchster Wichtigkeit für die Partei der Heuler, welche durch die Hyghlans eine schätzbare Verstärkung erhält. Darum ist die Notiz unserer Nachbarin auch als eine tendenziöse zu betrachten. Die Hyghlands sind in absteigender Linie die direkte Fortsetzung der Hanaken, Slowaken, Kroaten, Haiducken etc., und wir werden sie nächstens, im Augenblicke der Entscheidung, mit vor den Mauern Wiens erblicken. Wie lange wird es währen, und wir finden die wahrhaft Gutgesinnten, die letzten Stützen der christlich-germanischen Weltordnung und der verfassungsmäßigen Freiheit nur noch unter Affen und andere geschwänzten Wesen, selbst solchen, die kein arabisch lernen?</p>
        </div>
      </div>
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        <head>[Deutschland]</head>
        <div xml:id="ar135_008" type="jArticle">
          <p><ref type="link_fsg">[Fortsetzung]</ref> man sah, daß die Truppen des Windischgrätz sich nach dem Belvedere zu hinaufzogen. Um 3 Uhr wurde vom Stephansthurm dem Commandant Messenhauser berichtet, daß auf dem rechten Flügel des Jellachich eine retrograde Bewegung sichtbar werde. Der Kanonendonner schwieg; Windischgrätz zog seine Truppen nach dem rechten Flügel. In der vierten Stunde macht Messenhauser den Wienern durch geschriebene Plakate bekannt, daß die Ungarn, 84,000 Mann, im Anzuge seien, 18,000 Mann von ihnen schon unterhalb des Belvedere, zwischen dem linken Flügel des Windischgrätz und dem rechten des Jellachich einrücken *). Wie wir hören, gelang dies einschieben zwischen die beiden östrreichischen Truppenkorps dadurch, daß das mit Kanonen bespickte und von den Studenten besetzte Beloedere eine Annäherung feindlicher Truppen nicht gestettet hatte, weshalb dort in der Cernirung eine Lücke geblieben war. Die Ungarn rückten in breiter Colonne wirklich in dieser Art vor und theilten sich nach rechts und links, einerseits Windischgrätz, andererseits Jellachich angreifend. Von vorn durch den stark besetzten Schwarzenberger Garten und das Belvedere, von hinten durch den Nachtrab von 66,000 Mann geschützt. Kossuth soll selbst darunter gewesen sein. Um 1 Uhr Nachts, 30.-31. Oktbr. (heute früh) langte in Prerau folgende telegraphische Depesche an:</p>
          <p> <hi rendition="#g">&#x201E;Die Wiener haben sich nicht ergeben, die Ungarn haben, 18,000 Mann stark, den Unsrigen ein Gefecht geliefert, dessen Resultat unbedeutend ist.&#x201C;</hi> </p>
          <p>Es erfolgten hierauf mehrere Marsch-Ordres an die an der Eisenbahn stationirten Truppen: &#x201E;mit Zurücklassung von Sicherheits-Pikets alle übrigen Truppen nach Brünn zu dirigiren.&#x201C;</p>
          <p>Nachts 1 Uhr, 30.-31. Oktbr., passirte in Prerau der Fürst Friedrich Schwarzenberg als Regierungs-Bevollmächtigter von Olmütz in das Lager bei Wien durch.</p>
          <p>Endlich erhalten wir noch folgende Mittheilung:</p>
          <p><hi rendition="#g">Prag,</hi> Sonntag den 29. Oktober. Gestern Abend hielten der deutsche Verein und die Lipa Slowanska eine vereinigte Sitzung, worin sie eine Sturm-Petition an Magistrat und Bürger-Ausschuß der Stadt Prag beschlossen, des Inhalts:&#x201E;Den Wienern die Sympathien der Prager durch die That an den Tag zu legen.&#x201C; Sonntag umlagerten große Menschen-Massen das Altstädter Rathhaus, in welchem Magistrat, Bürger-Ausschuß und Stadtverordnete über den erwähnten Antrag beriethen. Es wurde beschlossen, eine aus allen Ständen gemischte Deputation von 28 Pragern an den Kaiser zu senden. Sie haben demselben die bestimmte Erklärung abzugeben: &#x201E;daß sie in den von Windischgrätz gestellten Bedingungen keinen Weg zur Pacificirung des Landes, vielmehr den ersten Bruch der vom Kaiser so oft versprochenen Constitution sehen.&#x201C; Die Führer dieser Deputation Bürger Dr. Wanka und Dr. Eiselt versprachen der auf dem Bahnhofe vollständig versammelten Nationalgarde, daß sie dem Kaiser nicht verhehlen würden, wie groß die Aufregung der Prager zu Gunsten der Wiener sei.</p>
          <bibl>(A. O. Ztg.)</bibl>
        </div>
        <div xml:id="ar135_009" type="jArticle">
          <head>Berlin, 2. Nov.</head>
          <p>Ueber Breslau geht uns folgende Nachricht über die neuesten Vorfälle bei Wien zu:</p>
          <p>Die Ungarn sind am 30. geschlagen worden. Sie hatten 24 Kanonen, 5 Bataillone regulaire Truppen und im Ganzen 18-20,000 Mann. Die ihnen entgegengesandte Armee soll 16-18,000 Mann mit 60 Stück Geschütz und 42 Schwadronen Kavallerie betragen haben. Den Oberbefehl über die ganze Operationsarmee führte der Banus. Das Hauptgefecht scheint nur ein Artilleriegefecht gewesen zu sein. Die kaiserl. Kavallerie, welche die Ungarn umgehen und ihnen den Rückzug abschneiden sollte, ist zu spät gekommen. Sie wurden am 31. durch den Fürsten Lichtenstein mit 4000 Mann verfolgt. Auch Infanterie soll gestern mit der Eisenbahn nach wienerisch Neustadt abgegangen sein, um einen Einfall der Ungarn abzuhalten, welche wahrscheinlich wieder über die Leitha zurück sind.</p>
          <p>Während die Schlacht mit den Ungarn geschlagen wurde, griffen die Wiener, welche größtentheils schon die Waffen niedergelegt hatten, wieder zu denselben, schickten die Geißeln, die sie versprochen hatten, nicht, lieferten die Kanonen nicht ab, sondern feuerten aus allen Kräften auf die Kaiserl. Truppen. In Folge dessen haben die Letzteren die Nacht hindurch die Vorstädte Mariahilf und Lerchenfeld beschossen, mehr als 100, wie man glaubte, kleine und nicht zündende Bomben hineingeworfen, während vom Stephansthurme Signale über Signale gegeben wurden, um die Ungarn wieder herbeizurufen. Bem soll inzwischen wieder bei den Kämpfern erschienen sein und sie durch heftige Reden angefeuert haben. Als man aber die Niederlage der Ungarn in der Stadt erfuhr, kam wieder eine Deputation des Gemeinderaths in der Nacht zum Feldmarschall, um ihm die Unterwerfung der Stadt auf Gnade und Ungnade anzuzeigen. Die bewaffneten Korps haben sich indessen auch da nicht ergeben wollen, und um 12 Uhr Mittags hatte das Bombardement der Vorstädte wieder begonnen. Gestern Abend hat der Fürst die nachfolgende Kundmachung erlassen:</p>
          <p> <hi rendition="#g">Kundmachung.</hi> </p>
          <p>Ein Korps der ungarischen Insurgenten hat es gewagt, östreichischen Boden zu betreten und heute früh bis gegen Schwechat vorzudringen.</p>
          <p>Ich habe solches mit einem Theile meiner Truppen, vereint mit jenen des Banus, angegriffen und zurückgeworfen, wobei sie beträchtlichen Verlust erlitten.</p>
          <p>Einige Abtheilungen sind in Verfolgung derselben begriffen.</p>
          <p>Dieses zur beruhigenden Kenntniß für alle Gutgesinnten, die vielleicht aus dem Erscheinen dieses Korps Besorgnisse schöpfen könnten; aber eben auch zur Warnung für jene Uebelgesinnten, die hierin allenfalls neue Hoffnung für ihre Pläne zu finden glaubten und in der That sich nicht scheuten, die bereits eingegangene Unterwerfung auf das schmählichste hinterlistig zu brechen.</p>
          <p>Hauptquartier Hetzendorf, am 30. Okt. 1848.</p>
          <p>Fürst in <hi rendition="#g">Windischgrätz,</hi> Feldmarschall.</p>
          <bibl>(Pr. St.-Z)</bibl>
        </div>
        <div xml:id="ar135_010" type="jArticle">
          <head>Ratibor, 31. Okt.</head>
          <p>Nachdem Fürst Windischgrätz gestern Nachmittag um 2 Uhr zur Abhaltung des von Brünn aus aufgebrochenen Landsturmes die telegraphische Depesche:&#x201E;Wien unterwirft sich heute (30.) unbedingt&#x201C; abgefertigt hatte, und während die vom Kaiser mit Vermittelungsanträgen zurückgekehrte Brünner Deputation bei Windischgrätz angelangt war, um Unterhandlungen zwischen ihm und den Wienern anzuknüpfen, wurde auf dem Stephansthurm in Wien plötzlich wieder um 2 1/2 Uhr <hi rendition="#g">die deutsche Fahne</hi> statt der weißen aufgezogen, und der Kampf begann von Neuem. Die Veranlassung dazu soll ein von den Ungarn unternommener Angriff auf die Kroaten gewesen sein, bei welchem die Ersteren, 18,500 Mann stark, zuerst geworfen wurden. Als dies vom Stephansthurme aus bemerkt wurde, fielen von der Stadt aus Schüsse in's feindliche Lager, wodurch die Ungarn wieder Luft bekamen, <hi rendition="#g">die Kroaten heftiger angriffen und 6000 von ihnen in die Donau trieben.</hi> Am 29. Abends gelang es den Wienern, mit Hülfe eines Vorpostengefechtes, bei welchem 200 Mann der k. k. Truppen blieben, <hi rendition="#g">25,000 Ctr. Mehl</hi> in die Stadt zu bringen. <hi rendition="#g">Die nächste Nacht soll,</hi> wie allgemein von den Reisenden erzählt wird, <hi rendition="#g">die Entscheidung bringen, weil um diese Zeit erst das ungarische Hauptheer anlangt.</hi> </p>
          <p>Das Militär an der Linie über Prerau hinaus wird gegen Brünn zusammengezogen, wo die bewaffneten Arbeiter die Nationalgarde, die im Ganzen schwarzgelb sein soll, entwaffnen wollten, weil sie sich weigerte, Wien zu Hülfe zu eilen. Anbei folgt das Handbillet Sr. Majestät des Kaisers als Erwiderung auf die am 18. Okt. ihm von Brünner Nationalgarden überbrachte Loyalitäts-Adresse:</p>
          <p>&#x201E;An meinen Feldmarschall-Lieutenant Ritter von Maltern.</p>
          <p>Lieber Ritter von Maltern!</p>
          <p>Die Haltung der unter Ihrer Leitung stehenden Nationalgarde von Brünn hat sich am 18. Okt. 1848 so ausgezeichnet und dem echten Geiste des Volksinstitutes der Nationalgarde entsprechend bewiesen, daß ich mich angenehm veranlaßt sehe, hierüber meine volle Anerkennung auszusprechen und Sie zum Organ zu wählen, diesen meinen Ausspruch den Mitgliedern der genannten Bürgerwehr und dem Publikum zur Kenntniß zu bringen.</p>
          <p>Ollmütz, am 24. Oktober.</p>
          <p>Ferdinand m. p.</p>
          <p>Wessenberg m. p.</p>
          <p>Die oben genannte Brünner Vermittelungs-Deputation war am 29. von sämmtlichen Comite's der Stadt gewählt worden.</p>
          <p>Den ersten Angriff der Ungarn am 30. vereitelte Fürst Lichtenstein mit 24-25 Eskadrons österreichischer Kavallerie.</p>
          <bibl>(A. O.-Z.)</bibl>
        </div>
        <div xml:id="ar135_011" type="jArticle">
          <head>Bielitz, 29. Okt.</head>
          <p>Die schauderhaften Nachrichten aus Wien haben die Bewohner unserer Stadt auf das tiefste erschüttert, und der kaum aufgetauchte Entschluß, eine Deputation <hi rendition="#g">an den Kaiser</hi> in Ollmütz zu senden, ihm eine Adresse der Bewohner von Bielitz zu überreichen, worin ihm gegen die willkürlichen und grausamen Maßregeln des Fürsten Windischgrätz die nachdrücklichsten Vorstellungen gemacht würden, wurde sogleich ausgeführt.</p>
          <p>Unsere Deputirten sind die Herren Dr. v. d. Straß, Heinrich Hoffmann und Johann Bartelmuß, von Alt und Jung geachtete, besonnene und intelligente Männer. Sie haben gestern Nachmittag 1 Uhr, unter den heißesten Segenswünschen für einen glücklichen Erfolg, die Reise angetreten.</p>
          <p>Die Adresse, mit viel hundert Unterschriften bedeckt, lautet wie folgt:</p>
          <p>Ew. Majestät! Die gesetzlichen Vertreter der Völker Oestreichs im konstituirenden Reichstage haben Ew. Maj. von der wahren Sachlage in Wien seit dem verhängnißvollen 6. Oktober durch wiederholte Adressen in Kenntniß zu setzen getrachtet. Andere geachtete und bedeutende Korporationen haben vor Ew. Maj. gleichfalls die Stimme erhoben, und wenn auch wir hiermit unsere Bitte ehrfurchtsvoll an die Stufen des Throns bringen, so überschätzen wir keineswegs das geringe Gewicht im großen Vaterlande.</p>
          <p>Wir schweigen aber nicht, weil wir es als die heilige Pflicht des freien Bürgers erachten, nicht theilnamlos bei Seite zu bleiben, wo Thron und Vaterland gleichmäßig von den höchsten Gefahren bedroht sind.</p>
          <p>Man hat Ew. Maj. gerathen, durch die Macht des Schwertes das gestörte Gleichgewicht der Staatsgewalten wieder herzustellen, den Frieden und die Ruhe der Hauptstadt des Reiches durch Krieg zu erzwingen.</p>
          <p>Man hat Ew. Maj. gerathen, durch die Macht des Schwertes das gestörte Gleichgewicht der Staatsgewalten wieder herzustellen, den Frieden und die Ruhe der Hauptstadt des Reiches durch Krieg zu erzwingen.</p>
          <p>Majestät! Nicht blos die Bewohner Wiens, alle freien und unabhängigen Bürger aller Provinzen schauderten vor Entsetzen bei der Kunde, daß man den Centralpunkt aller geistigen und materiellen Interessen der Gesammtmonarchie mit dem äußersten letzten Gewaltmittel bedroht, ohne eine friedliche Lösung auch nur versucht zu haben.</p>
          <p>Sie erbebten, denn nur mit friedlicher Lösung, nicht aber nach blutigem Siege, und wäre er der vollständigste, vermögen sie Hoffnung zu schöpfen für das wahre Heil des Thrones, für die Wohlfahrt und Freiheit des Vaterlandes.</p>
          <p>Darum Majestät erhören Sie das Flehen Ihrer treuen Völker. Schenken Sie dem Reichstage, der die Rechte des Throns wie die Volksfreiheit zu wahren den unerschütterlichen Willen hat, schenken Sie ihm ihr ungetheiltes Vertrauen.</p>
          <p>Majestät! Die Stimmen in Ihrer Nähe sind des Volkes Stimme nicht! Darum berufen Sie makellose, volksfreundliche Männer, die auf der Höhe der Zeit stehen, zu verantwortlichen Räthen der Krone und die Dämonen der Reaktion wie der Anarchie werden wie Gespenster vor hellem Tagesschein verschwinden. Die Geschichte aber, Majestät, wird dann Ferdinand des Gütigen mit goldenen Lettern segnend gedenken.</p>
          <p>Die Bewohner von Bielitz, am 27. Oktober 1848.</p>
          <p>(Folgen die Unterschriften.)</p>
          <bibl>(A. O. Z.)</bibl>
        </div>
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          <head>Ollmütz, 26. Oktober.</head>
          <p>Heute &#x2012; an einem Tage, an dem wahrscheinlich das Geschick Wien's &#x2012; das Geschick der Monarchie entschieden wird &#x2012; heute früh ertönten an unserm Dome schon um 4 Uhr früh die Trauerglocken, um das um 10 Uhr abzuhaltende Traueramt für &#x2012; Latour anzukünden. Es wird mit aller möglichen kirchlichen und militärischen Feierlichkeit begangen. Der Erzbischof fungirt selbst und alle Domherren assistiren. In Kremsier sollen alle Canonici ihre Residenzen verlassen, um sie zu Wohnungen für Deputirte herrichten zu lassen. Auch das Piaristenkloster wird dort geräumt, und die Mehrzahl der erzbischöflichen Beamten bezieht Wohnungen auf einer nahegelegenen Herrschaft des Erzbischofes, damit auch ihre schönen und großen Wohnungen dem Reichstag zur Verfügung stünden.</p>
          <bibl>(A. O. Z.)</bibl>
        </div>
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          <head>Prag, 30. Okt.</head>
          <p>Die Proklamation des Fürsten Windischgrätz an die Wiener hat in allen Gemüthern, die nur ein Atom von Gefühl für Freiheit und Menschlichkeit noch besitzen, eine solche Bestürzung und Entrüstung erregt, daß selbst die entgegengesetzten Parteien in diesem Punkte zusammentrafen, daß selbst das Stadtverordnetenkollegium trotz seines geäußerten Abscheues gegen die letzte Wiener Revolution, und die Slowanska lipa ihren Antipoden, dem deutschen Verein, die Hand reichten, um gemeinschaftlich gegen jene Proklamation, so wie überhaupt gegen die unbeschränkte Machtvollkommenheit des Feldmarschalls zu protestiren. Auch will das Stadtverordnetenkollegium durch eine alsbald zu veröffentlichende Proklamation alle Gemeinden Böhmens, so wie auch alle übrigen Provinzen auffordern, ihrem Proteste beizutreten und für Wien zu interveniren. Gestern Abend ist nun eine Deputation von 26 Mitgliedern (der Bürgermeister, 5 Herren aus dem Stadtverordnetenkollegium, 5 aus dem Nationalgarden-Verwaltungsrath, 5 aus dem Studentenausschuß, 5 von der Slowanska lipa und 5 vom deutschen Vereine) auf der Eisenbahn nach Olmütz abgegangen, um die eiligst verfaßte Protest-Adresse dem Kaiser zu überreichen. Innig wünschen wir, daß ihre Worte keine verschlossenen Ohren finden mögen, wie alle bisherigen &#x2012; aber wir fürchten sehr, sie kommen &#x201E;zu spät.&#x201C; &#x2012; Einen gewiß höchst traurigen Kontrast zu der Friedenskommission der Abgehenden bildeten die Munitionswägen, die mit ihnen auf demselben Train gegen Wien befördert wurden.</p>
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          <head><bibl><author>103</author></bibl> Berlin, 2. November.</head>
          <p>Morgens 9 Uhr. <hi rendition="#b">Pfuel hat seine Entlassung eingereicht. Der König hat sie angenommen und den Grafen Brandenburg mit der Bildung eines neuen Ministeriums beauftragt.</hi> <hi rendition="#g">Pfuel</hi> hat in der vorgestrigen Abendsitzung, nachdem das Dunker'sche Amendement gefallen war, für den Antrag Robbertus-Berg gestimmt, welcher bekanntlich mit großer Majorität angenommen wurde. Als Ehrenmann wollte Pfuel auch den Beschluß der Versammlung ausführen; die andern Minister und die Kamarilla scheinen jedoch gegen die Ausführung des Beschlusses zu sein und Pfuel sah sich daher veranlaßt seine Entlassung als Ministerpräsident und Kriegsminister zu nehmen.</p>
          <p>Es ist 9 Uhr, wir gehen in die Sitzung der <hi rendition="#g">Vereinbarer-Versammlung.</hi> (Hoffentlich können wir diese Versammlung bald <hi rendition="#g">National-Versammlung</hi> nennen, den <hi rendition="#g">ersten</hi> Schritt hat sie heute Vormittag dazu gethan.) Am Portal ist ein großes Plakat des Ministers <hi rendition="#g">Eichmann</hi> angeschlagen, daß er sich in Folge der Vorfälle vom vorgestrigen Abend genöthigt gesehen den betreffenden Behörden zu befehlen, im Falle die Bürgerwehr zur Erhaltung der Ordnung auf dem Platze vor der Versammlung nicht ausreiche, sogleich &#x201E;Militär&#x201C; zu requiriren. Dies Plakat ist jetzt an allen Ecken zu lesen.</p>
          <p>Im Sitzungssaale ist die Versammlung sehr aufgeregt. Endlich gegen 10 Uhr wird die Sitzung eröffnet. <hi rendition="#g">Die Ministerbank ist leer.</hi> Nach Verlesung des Protokolls wird ein Schreiben des Generals Pfuel verlesen, worin er anzeigt, daß er aus Gesundheitsrücksichten seine Entlassung als Ministerpräsident und Kriegsminister genommen habe. &#x2012; Ein zweites Schreiben des General Grafen Brandenburg zeigt dem Präsidenten an, daß er mit der Bildung eines neuen Ministeriums beauftragt sei und ersucht in Folge dessen die Versammlung ihre Sitzungen bis zur Bildung des neuen Ministeriums zu vertagen.</p>
          <p><hi rendition="#g">Phillips</hi> erklärt sich gegen eine Vertagung auf unbestimmte Zeit. Das Land und die Freiheit ist in Gefahr. Ziehen wir uns bis um 1 Uhr zurück und berathschlagen in unsern Parteiversammlungen was zu thun sei. &#x2012; Er stellt folgenden Antrag: Die Versammlung wolle beschließen: &#x201E;In Betracht der Ernennung des General Grafen Brandenburg zum Ministerpräsidenten und des Erlasses des Ministers Eichmann wegen Requisition des Militärs die Sitzung bis um 1 Uhr auszusetzen, um sodann <hi rendition="#g">über die Lage des Landes zu berathen und einen Beschluß zu fassen.</hi> (Dieser Antrag wird später angenommen.)</p>
          <p><hi rendition="#g">Reichensperger</hi> will, daß die Versammlung sich jeden Morgen auf's Neue vertage bis das neue Ministerium gebildet ist.</p>
          <p><hi rendition="#g">Dielitz</hi> stellt den Antrag die Sitzung bis auf morgen früh 9 Uhr zu vertagen.</p>
          <p><hi rendition="#g">Reichenbach</hi> frägt an, ob das Schreiben des General Brandenburg von einem verantwortlichen Minister kontrasignirt sei? &#x2012; Da dies nicht der Fall ist, so hat die Versammlung dieses Schreiben <hi rendition="#g">ganz unberücksichtigt</hi> zu lassen und nur über die nöthigen Schritte zum Schutze des Vaterlandes zu berathen.</p>
          <p><hi rendition="#g">Berg</hi> fügt hinzu, da das Schreiben des General Brandenburg nicht kontrasignirt sei, so müsse es der Petitions-Kommission überwiesen werden, die Versammlung habe es nicht zu berücksichtigen.</p>
          <p><hi rendition="#g">Jung</hi> hält dem abgetretenen Minister Pfuel eine Lobrede. Er und seine Freunde (die äußerste Linke) hätten zwar das Ministerium Pfuel als eines der bewaffneten Reaktion fortwährend angegriffen; aber er sei jetzt zu der Erfahrung gelangt, daß sich der Minister Pfuel für seine Person ganz ehrenhaft benommen, und nur <hi rendition="#g">Unverstand und übler Wille</hi> (Kamarilla) hätten seine Thätigkeit gehindert. Dieser Mann ist jetzt abgetreten, aber das System ist geblieben. Dies müssen wir bekämpfen.</p>
          <p><hi rendition="#g">Waldeck:</hi> Zum dritten Male sind wir in der Lage uns zu entscheiden, ob wir denn so unmündig sind, nicht auch ohne die Anwesenheit der Minister verhandeln zu können. Am 7. September war der Fall ein ganz anderer, damals mußte ein Ministerium in Folge des erhaltenen Mißtrauensvotum abdanken. Aber heute, wo der Ministerpräsident in der letzten Abstimmung mit der Majorität der Versammlung stimmte, und da durch seine Entlassung zu nehmen sich gezwungen sieht, da ist das Vaterland und die Freiheit in Gefahr. Wir suspendiren daher unsere Sitzungen nur bis Nachmittag und erklären uns dann sogar für <hi rendition="#g">permanent,</hi> wenn es die Umstände erheischen.</p>
          <p><hi rendition="#g">Parisius</hi> für den Phillip'schen Antrag. Das Volk wird in große Aufregung kommen, wenn es diese Nachrichten erfährt. Wir müssen dem Volke zeigen, daß es sich auf seine Volksvertreter verlassen kann und dürfen daher unsere Sitzungen nicht vertagen.</p>
          <p>Das Wort &#x201E;Volk&#x201C; erweckt bei der Rechten unangenehme Erinnerungen von vorgestern Abend und von der Rechten geht ein Strom persönlicher und faktischer Bemerkungen aus, über das Benehmen des Volkes am vorgestrigen Abend. Man hätte gedroht, die Mitglieder der Rechten aufzuhängen und in Folge dessen alle Ausgänge besetzt gehalten; man hätte sich in einem förmlichen Belagerungszustande befunden, denn Niemand hätte ausnoch eingehen können. Die Mitglieder der Rechten verlangen einen Schutz der Versammlung im Eichmann'schen Sinne.</p>
          <p><hi rendition="#g">Uhlich</hi> vom linken Centrum hält eine lange Rede und erinnert an den Beschluß vom 15. Juni, der in Folge seines Antrags gefaßt wäre. Damals hätte sich die Versammlung unter den Schutz der Berliner Bevölkerung gestellt. (Hohngelächter rechts.) Man ersuche daher jetzt das Kommando der Bürgerwehr, als die bewaffnete Bevölkerung Berlins, für die Sicherheit der Versammlung zu sorgen. (Lärm und Hohngelächter rechts.) Der Redner bittet die Versammlung keine Persönlichkeiten mehr zur Sprache zu bringen, in einem Augenblick, wo es sich um die Freiheit des Volkes handle, um die Würde dieser Versammlung.</p>
          <p>Die persönlichen Bemerkungen nehmen jedoch kein Ende und der Präsident <hi rendition="#g">Unruh</hi> macht daher darauf aufmerksam, daß die einzige Macht der Versammlung eine moralische sei, welche man nicht durch Persönlichkeiten schwächen müsse. &#x2012; Dennoch pro-
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[0684/0002] Blödsinn deutscher Zeitungen Das Feuilleton der Kölnischen Zeitung vom 3. Nov berichtet: „Die orientalische Gesellschaft in Paris hat die merkwürdige Entdeckung eines Stammes im Sudan, in der Richtung nach Abyssinien hin, gemacht, dessen Angehörige ein Mittelding von Mensch und Affen sind. Sie heißen Hyghlands, zeichnen sich namentlich durch eine zwei bis drei Zoll betragende Verlängerung des Rückgrathes, also einen kurzen Schwanz, lange und hohe Ohren, gedrückte Stirn, schmächtige Beine und lange hangende Arme aus. Die Haare sind schlicht, nicht kraus wie bei den andern Afrikanern. Daß sie Menschen sind, beweist die Sprache; viele von ihnen lernen arabisch.“ ?? p>Diese Entdeckung (welche die orientliche Gesellschaft obendrein in Afrika machte) ist jedenfalls von höchster Wichtigkeit für die Partei der Heuler, welche durch die Hyghlans eine schätzbare Verstärkung erhält. Darum ist die Notiz unserer Nachbarin auch als eine tendenziöse zu betrachten. Die Hyghlands sind in absteigender Linie die direkte Fortsetzung der Hanaken, Slowaken, Kroaten, Haiducken etc., und wir werden sie nächstens, im Augenblicke der Entscheidung, mit vor den Mauern Wiens erblicken. Wie lange wird es währen, und wir finden die wahrhaft Gutgesinnten, die letzten Stützen der christlich-germanischen Weltordnung und der verfassungsmäßigen Freiheit nur noch unter Affen und andere geschwänzten Wesen, selbst solchen, die kein arabisch lernen? [Deutschland] [Fortsetzung] man sah, daß die Truppen des Windischgrätz sich nach dem Belvedere zu hinaufzogen. Um 3 Uhr wurde vom Stephansthurm dem Commandant Messenhauser berichtet, daß auf dem rechten Flügel des Jellachich eine retrograde Bewegung sichtbar werde. Der Kanonendonner schwieg; Windischgrätz zog seine Truppen nach dem rechten Flügel. In der vierten Stunde macht Messenhauser den Wienern durch geschriebene Plakate bekannt, daß die Ungarn, 84,000 Mann, im Anzuge seien, 18,000 Mann von ihnen schon unterhalb des Belvedere, zwischen dem linken Flügel des Windischgrätz und dem rechten des Jellachich einrücken *). Wie wir hören, gelang dies einschieben zwischen die beiden östrreichischen Truppenkorps dadurch, daß das mit Kanonen bespickte und von den Studenten besetzte Beloedere eine Annäherung feindlicher Truppen nicht gestettet hatte, weshalb dort in der Cernirung eine Lücke geblieben war. Die Ungarn rückten in breiter Colonne wirklich in dieser Art vor und theilten sich nach rechts und links, einerseits Windischgrätz, andererseits Jellachich angreifend. Von vorn durch den stark besetzten Schwarzenberger Garten und das Belvedere, von hinten durch den Nachtrab von 66,000 Mann geschützt. Kossuth soll selbst darunter gewesen sein. Um 1 Uhr Nachts, 30.-31. Oktbr. (heute früh) langte in Prerau folgende telegraphische Depesche an: „Die Wiener haben sich nicht ergeben, die Ungarn haben, 18,000 Mann stark, den Unsrigen ein Gefecht geliefert, dessen Resultat unbedeutend ist.“ Es erfolgten hierauf mehrere Marsch-Ordres an die an der Eisenbahn stationirten Truppen: „mit Zurücklassung von Sicherheits-Pikets alle übrigen Truppen nach Brünn zu dirigiren.“ Nachts 1 Uhr, 30.-31. Oktbr., passirte in Prerau der Fürst Friedrich Schwarzenberg als Regierungs-Bevollmächtigter von Olmütz in das Lager bei Wien durch. Endlich erhalten wir noch folgende Mittheilung: Prag, Sonntag den 29. Oktober. Gestern Abend hielten der deutsche Verein und die Lipa Slowanska eine vereinigte Sitzung, worin sie eine Sturm-Petition an Magistrat und Bürger-Ausschuß der Stadt Prag beschlossen, des Inhalts:„Den Wienern die Sympathien der Prager durch die That an den Tag zu legen.“ Sonntag umlagerten große Menschen-Massen das Altstädter Rathhaus, in welchem Magistrat, Bürger-Ausschuß und Stadtverordnete über den erwähnten Antrag beriethen. Es wurde beschlossen, eine aus allen Ständen gemischte Deputation von 28 Pragern an den Kaiser zu senden. Sie haben demselben die bestimmte Erklärung abzugeben: „daß sie in den von Windischgrätz gestellten Bedingungen keinen Weg zur Pacificirung des Landes, vielmehr den ersten Bruch der vom Kaiser so oft versprochenen Constitution sehen.“ Die Führer dieser Deputation Bürger Dr. Wanka und Dr. Eiselt versprachen der auf dem Bahnhofe vollständig versammelten Nationalgarde, daß sie dem Kaiser nicht verhehlen würden, wie groß die Aufregung der Prager zu Gunsten der Wiener sei. (A. O. Ztg.) Berlin, 2. Nov. Ueber Breslau geht uns folgende Nachricht über die neuesten Vorfälle bei Wien zu: Die Ungarn sind am 30. geschlagen worden. Sie hatten 24 Kanonen, 5 Bataillone regulaire Truppen und im Ganzen 18-20,000 Mann. Die ihnen entgegengesandte Armee soll 16-18,000 Mann mit 60 Stück Geschütz und 42 Schwadronen Kavallerie betragen haben. Den Oberbefehl über die ganze Operationsarmee führte der Banus. Das Hauptgefecht scheint nur ein Artilleriegefecht gewesen zu sein. Die kaiserl. Kavallerie, welche die Ungarn umgehen und ihnen den Rückzug abschneiden sollte, ist zu spät gekommen. Sie wurden am 31. durch den Fürsten Lichtenstein mit 4000 Mann verfolgt. Auch Infanterie soll gestern mit der Eisenbahn nach wienerisch Neustadt abgegangen sein, um einen Einfall der Ungarn abzuhalten, welche wahrscheinlich wieder über die Leitha zurück sind. Während die Schlacht mit den Ungarn geschlagen wurde, griffen die Wiener, welche größtentheils schon die Waffen niedergelegt hatten, wieder zu denselben, schickten die Geißeln, die sie versprochen hatten, nicht, lieferten die Kanonen nicht ab, sondern feuerten aus allen Kräften auf die Kaiserl. Truppen. In Folge dessen haben die Letzteren die Nacht hindurch die Vorstädte Mariahilf und Lerchenfeld beschossen, mehr als 100, wie man glaubte, kleine und nicht zündende Bomben hineingeworfen, während vom Stephansthurme Signale über Signale gegeben wurden, um die Ungarn wieder herbeizurufen. Bem soll inzwischen wieder bei den Kämpfern erschienen sein und sie durch heftige Reden angefeuert haben. Als man aber die Niederlage der Ungarn in der Stadt erfuhr, kam wieder eine Deputation des Gemeinderaths in der Nacht zum Feldmarschall, um ihm die Unterwerfung der Stadt auf Gnade und Ungnade anzuzeigen. Die bewaffneten Korps haben sich indessen auch da nicht ergeben wollen, und um 12 Uhr Mittags hatte das Bombardement der Vorstädte wieder begonnen. Gestern Abend hat der Fürst die nachfolgende Kundmachung erlassen: Kundmachung. Ein Korps der ungarischen Insurgenten hat es gewagt, östreichischen Boden zu betreten und heute früh bis gegen Schwechat vorzudringen. Ich habe solches mit einem Theile meiner Truppen, vereint mit jenen des Banus, angegriffen und zurückgeworfen, wobei sie beträchtlichen Verlust erlitten. Einige Abtheilungen sind in Verfolgung derselben begriffen. Dieses zur beruhigenden Kenntniß für alle Gutgesinnten, die vielleicht aus dem Erscheinen dieses Korps Besorgnisse schöpfen könnten; aber eben auch zur Warnung für jene Uebelgesinnten, die hierin allenfalls neue Hoffnung für ihre Pläne zu finden glaubten und in der That sich nicht scheuten, die bereits eingegangene Unterwerfung auf das schmählichste hinterlistig zu brechen. Hauptquartier Hetzendorf, am 30. Okt. 1848. Fürst in Windischgrätz, Feldmarschall. (Pr. St.-Z) Ratibor, 31. Okt. Nachdem Fürst Windischgrätz gestern Nachmittag um 2 Uhr zur Abhaltung des von Brünn aus aufgebrochenen Landsturmes die telegraphische Depesche:„Wien unterwirft sich heute (30.) unbedingt“ abgefertigt hatte, und während die vom Kaiser mit Vermittelungsanträgen zurückgekehrte Brünner Deputation bei Windischgrätz angelangt war, um Unterhandlungen zwischen ihm und den Wienern anzuknüpfen, wurde auf dem Stephansthurm in Wien plötzlich wieder um 2 1/2 Uhr die deutsche Fahne statt der weißen aufgezogen, und der Kampf begann von Neuem. Die Veranlassung dazu soll ein von den Ungarn unternommener Angriff auf die Kroaten gewesen sein, bei welchem die Ersteren, 18,500 Mann stark, zuerst geworfen wurden. Als dies vom Stephansthurme aus bemerkt wurde, fielen von der Stadt aus Schüsse in's feindliche Lager, wodurch die Ungarn wieder Luft bekamen, die Kroaten heftiger angriffen und 6000 von ihnen in die Donau trieben. Am 29. Abends gelang es den Wienern, mit Hülfe eines Vorpostengefechtes, bei welchem 200 Mann der k. k. Truppen blieben, 25,000 Ctr. Mehl in die Stadt zu bringen. Die nächste Nacht soll, wie allgemein von den Reisenden erzählt wird, die Entscheidung bringen, weil um diese Zeit erst das ungarische Hauptheer anlangt. Das Militär an der Linie über Prerau hinaus wird gegen Brünn zusammengezogen, wo die bewaffneten Arbeiter die Nationalgarde, die im Ganzen schwarzgelb sein soll, entwaffnen wollten, weil sie sich weigerte, Wien zu Hülfe zu eilen. Anbei folgt das Handbillet Sr. Majestät des Kaisers als Erwiderung auf die am 18. Okt. ihm von Brünner Nationalgarden überbrachte Loyalitäts-Adresse: „An meinen Feldmarschall-Lieutenant Ritter von Maltern. Lieber Ritter von Maltern! Die Haltung der unter Ihrer Leitung stehenden Nationalgarde von Brünn hat sich am 18. Okt. 1848 so ausgezeichnet und dem echten Geiste des Volksinstitutes der Nationalgarde entsprechend bewiesen, daß ich mich angenehm veranlaßt sehe, hierüber meine volle Anerkennung auszusprechen und Sie zum Organ zu wählen, diesen meinen Ausspruch den Mitgliedern der genannten Bürgerwehr und dem Publikum zur Kenntniß zu bringen. Ollmütz, am 24. Oktober. Ferdinand m. p. Wessenberg m. p. Die oben genannte Brünner Vermittelungs-Deputation war am 29. von sämmtlichen Comite's der Stadt gewählt worden. Den ersten Angriff der Ungarn am 30. vereitelte Fürst Lichtenstein mit 24-25 Eskadrons österreichischer Kavallerie. (A. O.-Z.) Bielitz, 29. Okt. Die schauderhaften Nachrichten aus Wien haben die Bewohner unserer Stadt auf das tiefste erschüttert, und der kaum aufgetauchte Entschluß, eine Deputation an den Kaiser in Ollmütz zu senden, ihm eine Adresse der Bewohner von Bielitz zu überreichen, worin ihm gegen die willkürlichen und grausamen Maßregeln des Fürsten Windischgrätz die nachdrücklichsten Vorstellungen gemacht würden, wurde sogleich ausgeführt. Unsere Deputirten sind die Herren Dr. v. d. Straß, Heinrich Hoffmann und Johann Bartelmuß, von Alt und Jung geachtete, besonnene und intelligente Männer. Sie haben gestern Nachmittag 1 Uhr, unter den heißesten Segenswünschen für einen glücklichen Erfolg, die Reise angetreten. Die Adresse, mit viel hundert Unterschriften bedeckt, lautet wie folgt: Ew. Majestät! Die gesetzlichen Vertreter der Völker Oestreichs im konstituirenden Reichstage haben Ew. Maj. von der wahren Sachlage in Wien seit dem verhängnißvollen 6. Oktober durch wiederholte Adressen in Kenntniß zu setzen getrachtet. Andere geachtete und bedeutende Korporationen haben vor Ew. Maj. gleichfalls die Stimme erhoben, und wenn auch wir hiermit unsere Bitte ehrfurchtsvoll an die Stufen des Throns bringen, so überschätzen wir keineswegs das geringe Gewicht im großen Vaterlande. Wir schweigen aber nicht, weil wir es als die heilige Pflicht des freien Bürgers erachten, nicht theilnamlos bei Seite zu bleiben, wo Thron und Vaterland gleichmäßig von den höchsten Gefahren bedroht sind. Man hat Ew. Maj. gerathen, durch die Macht des Schwertes das gestörte Gleichgewicht der Staatsgewalten wieder herzustellen, den Frieden und die Ruhe der Hauptstadt des Reiches durch Krieg zu erzwingen. Man hat Ew. Maj. gerathen, durch die Macht des Schwertes das gestörte Gleichgewicht der Staatsgewalten wieder herzustellen, den Frieden und die Ruhe der Hauptstadt des Reiches durch Krieg zu erzwingen. Majestät! Nicht blos die Bewohner Wiens, alle freien und unabhängigen Bürger aller Provinzen schauderten vor Entsetzen bei der Kunde, daß man den Centralpunkt aller geistigen und materiellen Interessen der Gesammtmonarchie mit dem äußersten letzten Gewaltmittel bedroht, ohne eine friedliche Lösung auch nur versucht zu haben. Sie erbebten, denn nur mit friedlicher Lösung, nicht aber nach blutigem Siege, und wäre er der vollständigste, vermögen sie Hoffnung zu schöpfen für das wahre Heil des Thrones, für die Wohlfahrt und Freiheit des Vaterlandes. Darum Majestät erhören Sie das Flehen Ihrer treuen Völker. Schenken Sie dem Reichstage, der die Rechte des Throns wie die Volksfreiheit zu wahren den unerschütterlichen Willen hat, schenken Sie ihm ihr ungetheiltes Vertrauen. Majestät! Die Stimmen in Ihrer Nähe sind des Volkes Stimme nicht! Darum berufen Sie makellose, volksfreundliche Männer, die auf der Höhe der Zeit stehen, zu verantwortlichen Räthen der Krone und die Dämonen der Reaktion wie der Anarchie werden wie Gespenster vor hellem Tagesschein verschwinden. Die Geschichte aber, Majestät, wird dann Ferdinand des Gütigen mit goldenen Lettern segnend gedenken. Die Bewohner von Bielitz, am 27. Oktober 1848. (Folgen die Unterschriften.) (A. O. Z.) Ollmütz, 26. Oktober. Heute ‒ an einem Tage, an dem wahrscheinlich das Geschick Wien's ‒ das Geschick der Monarchie entschieden wird ‒ heute früh ertönten an unserm Dome schon um 4 Uhr früh die Trauerglocken, um das um 10 Uhr abzuhaltende Traueramt für ‒ Latour anzukünden. Es wird mit aller möglichen kirchlichen und militärischen Feierlichkeit begangen. Der Erzbischof fungirt selbst und alle Domherren assistiren. In Kremsier sollen alle Canonici ihre Residenzen verlassen, um sie zu Wohnungen für Deputirte herrichten zu lassen. Auch das Piaristenkloster wird dort geräumt, und die Mehrzahl der erzbischöflichen Beamten bezieht Wohnungen auf einer nahegelegenen Herrschaft des Erzbischofes, damit auch ihre schönen und großen Wohnungen dem Reichstag zur Verfügung stünden. (A. O. Z.) Prag, 30. Okt. Die Proklamation des Fürsten Windischgrätz an die Wiener hat in allen Gemüthern, die nur ein Atom von Gefühl für Freiheit und Menschlichkeit noch besitzen, eine solche Bestürzung und Entrüstung erregt, daß selbst die entgegengesetzten Parteien in diesem Punkte zusammentrafen, daß selbst das Stadtverordnetenkollegium trotz seines geäußerten Abscheues gegen die letzte Wiener Revolution, und die Slowanska lipa ihren Antipoden, dem deutschen Verein, die Hand reichten, um gemeinschaftlich gegen jene Proklamation, so wie überhaupt gegen die unbeschränkte Machtvollkommenheit des Feldmarschalls zu protestiren. Auch will das Stadtverordnetenkollegium durch eine alsbald zu veröffentlichende Proklamation alle Gemeinden Böhmens, so wie auch alle übrigen Provinzen auffordern, ihrem Proteste beizutreten und für Wien zu interveniren. Gestern Abend ist nun eine Deputation von 26 Mitgliedern (der Bürgermeister, 5 Herren aus dem Stadtverordnetenkollegium, 5 aus dem Nationalgarden-Verwaltungsrath, 5 aus dem Studentenausschuß, 5 von der Slowanska lipa und 5 vom deutschen Vereine) auf der Eisenbahn nach Olmütz abgegangen, um die eiligst verfaßte Protest-Adresse dem Kaiser zu überreichen. Innig wünschen wir, daß ihre Worte keine verschlossenen Ohren finden mögen, wie alle bisherigen ‒ aber wir fürchten sehr, sie kommen „zu spät.“ ‒ Einen gewiß höchst traurigen Kontrast zu der Friedenskommission der Abgehenden bildeten die Munitionswägen, die mit ihnen auf demselben Train gegen Wien befördert wurden. (C. Bl. a. B.) 103 Berlin, 2. November. Morgens 9 Uhr. Pfuel hat seine Entlassung eingereicht. Der König hat sie angenommen und den Grafen Brandenburg mit der Bildung eines neuen Ministeriums beauftragt. Pfuel hat in der vorgestrigen Abendsitzung, nachdem das Dunker'sche Amendement gefallen war, für den Antrag Robbertus-Berg gestimmt, welcher bekanntlich mit großer Majorität angenommen wurde. Als Ehrenmann wollte Pfuel auch den Beschluß der Versammlung ausführen; die andern Minister und die Kamarilla scheinen jedoch gegen die Ausführung des Beschlusses zu sein und Pfuel sah sich daher veranlaßt seine Entlassung als Ministerpräsident und Kriegsminister zu nehmen. Es ist 9 Uhr, wir gehen in die Sitzung der Vereinbarer-Versammlung. (Hoffentlich können wir diese Versammlung bald National-Versammlung nennen, den ersten Schritt hat sie heute Vormittag dazu gethan.) Am Portal ist ein großes Plakat des Ministers Eichmann angeschlagen, daß er sich in Folge der Vorfälle vom vorgestrigen Abend genöthigt gesehen den betreffenden Behörden zu befehlen, im Falle die Bürgerwehr zur Erhaltung der Ordnung auf dem Platze vor der Versammlung nicht ausreiche, sogleich „Militär“ zu requiriren. Dies Plakat ist jetzt an allen Ecken zu lesen. Im Sitzungssaale ist die Versammlung sehr aufgeregt. Endlich gegen 10 Uhr wird die Sitzung eröffnet. Die Ministerbank ist leer. Nach Verlesung des Protokolls wird ein Schreiben des Generals Pfuel verlesen, worin er anzeigt, daß er aus Gesundheitsrücksichten seine Entlassung als Ministerpräsident und Kriegsminister genommen habe. ‒ Ein zweites Schreiben des General Grafen Brandenburg zeigt dem Präsidenten an, daß er mit der Bildung eines neuen Ministeriums beauftragt sei und ersucht in Folge dessen die Versammlung ihre Sitzungen bis zur Bildung des neuen Ministeriums zu vertagen. Phillips erklärt sich gegen eine Vertagung auf unbestimmte Zeit. Das Land und die Freiheit ist in Gefahr. Ziehen wir uns bis um 1 Uhr zurück und berathschlagen in unsern Parteiversammlungen was zu thun sei. ‒ Er stellt folgenden Antrag: Die Versammlung wolle beschließen: „In Betracht der Ernennung des General Grafen Brandenburg zum Ministerpräsidenten und des Erlasses des Ministers Eichmann wegen Requisition des Militärs die Sitzung bis um 1 Uhr auszusetzen, um sodann über die Lage des Landes zu berathen und einen Beschluß zu fassen. (Dieser Antrag wird später angenommen.) Reichensperger will, daß die Versammlung sich jeden Morgen auf's Neue vertage bis das neue Ministerium gebildet ist. Dielitz stellt den Antrag die Sitzung bis auf morgen früh 9 Uhr zu vertagen. Reichenbach frägt an, ob das Schreiben des General Brandenburg von einem verantwortlichen Minister kontrasignirt sei? ‒ Da dies nicht der Fall ist, so hat die Versammlung dieses Schreiben ganz unberücksichtigt zu lassen und nur über die nöthigen Schritte zum Schutze des Vaterlandes zu berathen. Berg fügt hinzu, da das Schreiben des General Brandenburg nicht kontrasignirt sei, so müsse es der Petitions-Kommission überwiesen werden, die Versammlung habe es nicht zu berücksichtigen. Jung hält dem abgetretenen Minister Pfuel eine Lobrede. Er und seine Freunde (die äußerste Linke) hätten zwar das Ministerium Pfuel als eines der bewaffneten Reaktion fortwährend angegriffen; aber er sei jetzt zu der Erfahrung gelangt, daß sich der Minister Pfuel für seine Person ganz ehrenhaft benommen, und nur Unverstand und übler Wille (Kamarilla) hätten seine Thätigkeit gehindert. Dieser Mann ist jetzt abgetreten, aber das System ist geblieben. Dies müssen wir bekämpfen. Waldeck: Zum dritten Male sind wir in der Lage uns zu entscheiden, ob wir denn so unmündig sind, nicht auch ohne die Anwesenheit der Minister verhandeln zu können. Am 7. September war der Fall ein ganz anderer, damals mußte ein Ministerium in Folge des erhaltenen Mißtrauensvotum abdanken. Aber heute, wo der Ministerpräsident in der letzten Abstimmung mit der Majorität der Versammlung stimmte, und da durch seine Entlassung zu nehmen sich gezwungen sieht, da ist das Vaterland und die Freiheit in Gefahr. Wir suspendiren daher unsere Sitzungen nur bis Nachmittag und erklären uns dann sogar für permanent, wenn es die Umstände erheischen. Parisius für den Phillip'schen Antrag. Das Volk wird in große Aufregung kommen, wenn es diese Nachrichten erfährt. Wir müssen dem Volke zeigen, daß es sich auf seine Volksvertreter verlassen kann und dürfen daher unsere Sitzungen nicht vertagen. Das Wort „Volk“ erweckt bei der Rechten unangenehme Erinnerungen von vorgestern Abend und von der Rechten geht ein Strom persönlicher und faktischer Bemerkungen aus, über das Benehmen des Volkes am vorgestrigen Abend. Man hätte gedroht, die Mitglieder der Rechten aufzuhängen und in Folge dessen alle Ausgänge besetzt gehalten; man hätte sich in einem förmlichen Belagerungszustande befunden, denn Niemand hätte ausnoch eingehen können. Die Mitglieder der Rechten verlangen einen Schutz der Versammlung im Eichmann'schen Sinne. Uhlich vom linken Centrum hält eine lange Rede und erinnert an den Beschluß vom 15. Juni, der in Folge seines Antrags gefaßt wäre. Damals hätte sich die Versammlung unter den Schutz der Berliner Bevölkerung gestellt. (Hohngelächter rechts.) Man ersuche daher jetzt das Kommando der Bürgerwehr, als die bewaffnete Bevölkerung Berlins, für die Sicherheit der Versammlung zu sorgen. (Lärm und Hohngelächter rechts.) Der Redner bittet die Versammlung keine Persönlichkeiten mehr zur Sprache zu bringen, in einem Augenblick, wo es sich um die Freiheit des Volkes handle, um die Würde dieser Versammlung. Die persönlichen Bemerkungen nehmen jedoch kein Ende und der Präsident Unruh macht daher darauf aufmerksam, daß die einzige Macht der Versammlung eine moralische sei, welche man nicht durch Persönlichkeiten schwächen müsse. ‒ Dennoch pro-

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Die angegebenen Seitenzahlen beziehen sich auf die Ausgabe: Neue Rheinische Zeitung. Organ der Demokratie. Bd. 1 (Nummer 1 bis Nummer 183) Köln, 1. Juni 1848 bis 31. Dezember 1848. Glashütten im Taunus, Verlag Detlev Auvermann KG 1973.




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Zitationshilfe: Neue Rheinische Zeitung. Nr. 135. Köln, 5. November 1848, S. 0684. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_nrhz135i_1848/2>, abgerufen am 21.11.2024.