Neue Rheinische Zeitung. Nr. 145. Köln, 17. November 1848.durch die Proklamation der National-Versammlung an das Volk die Parteinahme für die Abgeordneten aller Schichten der Einwohnerschaft auf eine wahrhaft ergreifende Weise sich bemeisterte. Alle Klassen der Einwohnerschaft wetteiferten in der Parteinahme für die National-Versammlung. Nachdem auf der Börse 234 Kaufleute, unter ihnen die geachtesten Häuser, sich an der früher erwähnten Adresse betheiligt, folgten am Nachmittage alle Kompagnien der Bürgerwehr, mit Ausnahme der 10ten, welche sich der Abstimmung enthielt, in der Entscheidung gegen die Uebergriffe der Krone. Die Bürgerwehr, welche Kompagnieweise abstimmte, erklärte sich dahin, die Beschlüsse der Nationalversammlung ausführen zu wollen, indem sie die unten folgende Adresse annahm. Am Abende traten Magistrat und Stadtverordneten zusammen und faßten den gleichen Entschluß -- (Der Magistrat einstimmig und die Stadtverordneten mit Ausnahme einer Stimme) kurz, die Hauptstadt von Pommern legt ihr moralisches Gewicht in die Waagschale für die gefährdeten Rechte des Volkes. Von heute an nimmt Stettin eine ehrenvolle Stelle unter den großen Städten der Monarchie ein, welche mit der National-Versammlung stehen und fallen. Ein Extrazug bringt heute früh die einzelnen Adressen durch besondere Deputationen des Magistrats und der Stadtverordneten, der Bürgerwehr und der Kaufmannschaft nach Berlin. Unter den Deputirten des Magistrats befindet sich auch der Oberbürgermeister Wartenberg und unter der Deputation der Stadtverordneten der Vorsteher Hessenland. Stettin hat auch die kühnsten Hoffnungen übertroffen. Das Volk wird seine Rechte zu wahren wissen. !!! Frankfurt, 14. November. Sitzung der Nationalversammlung. Präsident von Gagern. Tagesordnung: Bericht des Ausschusses für das Verhältniß der deutschen Reichsversammlung und der Centralgewalt zu den Einzelstaaten über die den Conflikt der Preußischen Regierung und der Nationalversammlung von Berlin betreffenden Anträge. -- Berichterstatter Zachariä. Vor der Tagesordnung. Präsident: Mehrere Interpellationen sind zur Kenntniß zu bringen. 1) Fetzer aus Stuttgart: Wegen der von der Centralgewalt an die Schweiz nochmals erlassenen Note, worin sich mehrere Stellen finden, welche auf unverantwortliche Art in das Verhältniß Deutschlands zu einem braven Nachbarvolke Störungen bringen. Der Justizminister Mohl weiß natürlich nichts von diesem Schurkenstreich. -- Mehrere Mitglieder der Linken treten mit einem Brief an die Tribüne. -- Dieser Brief bestätigt vollkommen diese Nachricht. -- Der Eindruck ist furchtbar. Uebergang zur Tagesordnung. Der Bericht wird von Zachariä verlesen. Hiernach folgen mehrere Anträge, der erste von Vinke, Radowitz, Graf Schwerin und Consorten, hat die fabelhafte Frechheit, die Tagesordnung über die preußische Frage zu beantragen. Der zweite, von sehr vielen Mitgliedern der Linken unterzeichnet, bezieht sich auf die Entwaffnung der Bürgerwehr in Berlin und verlangt von der Centralgewalt den Befehl der Zurücknahme dieses Entwaffnungs-Reskripts an die preußische Regierung. -- Folgen noch andere Anträge, von denen die Motive des einen 3/4 Stunden Zeit beim bloßen Verlesen wegnehmen. Justizminister Mohl theilt mit, daß er soeben aus ihrer Mitte (aus rechter Mitte?) zwei Abgeordnete nach Wien geschickt hat, um Fröbel und Trampusch, so wie andere dort befindliche Deutsche zu schützen. Präsident verliest noch einen Brief aus Wien an den Abgeordneten Wiesner, welcher die Ermordung Blum's durch standrechtliches Urtheil bestätigt. Der Brief sagt, daß Blum sich männlich und in vollkommen edler Haltung bis zum Vollzug seiner Ermordung benommen hat. Hierauf geht man zur Tagesordnung zurück. Die Diskussion (zu welcher sich über 60 Redner eingeschrieben haben) beginnt mit Simon von Breslau, welcher gegen die jämmerlichen matten Anträge der Majorität des Ausschusses spricht. Diese Anträge lauten: Die Reichversammlung wolle in Uebereinstimmung mit den von dem Reichsministerium beschlossenen Maßregeln erklären, daß sie es für nöthig erachte 1) die königlich preußische Regierung dahin zu bestimmen, daß sie die angeordnete Verlegung der Nationalversammlung nach Brandenburg zurücknehme, sobald solche Maßregeln getroffen sind, welche ausreichend erscheinen, um die Würde und Freiheit ihrer Berathungen in Berlin sicher zu stellen; In Oesterreich ist es zu spät, meine Herren, beginnt Simon, in Preußen noch nicht. Hierauf beweist Simon, daß das Betragen der preußischen Krone und Camarilla, gegenüber der Berliner Versammlung, eine direkte Folge des Zusammenkartätschens von Wien ist, daß die Unfreiheit der Versammlung durch den Einfluß des Berliner Volks ein elender Vorwand ist. Die Versammlung ist nie unfrei gewesen, dies beweisen selbst Männer wie Bornemann, Mitglied des rechten Centrums in Berlin. Sie können es nicht für Recht erklären, dieses Würfeln des Königs von Preußen um seine Krone. (Lautes Bravo im Centrum.) Recht und Gesetz stehen auf der Seite der National-Versammlung. Dies beweist (zum Ueberfluß) die Haltung derselben, die Haltung des Berliner Volks, der Bürgerwehr, des ganzen preußischen Volks. Was bleibt nach Wegnahme von diesem Allen dem Thron, was ist der Thron ohne das Volk? (Langer schallender Beifall links und Gallerien.) Wenn Sie, meine Herren, nur Aufstande im badischen Oberlande niederdrücken können, wenn Sie keine Macht haben gegen die Reaktion von Oben, keine Macht gegen die Regierungen -- so erklären Sie doch, daß hier nicht der Schwerpunkt Deutschlands ist, sonst glaubt das Volk, daß es seine schlechtesten Männer nach Frankfurt geschickt hat. Diesen Worten folgt ein wahrhaft donnernder Sturm der Linken, des linken Centrums und der vollgepfropften Gallerien. Die Rechte tobt und will die Gallerie geräumt haben. Der Präsident sieht mehrfach nach den Gallerien, scheint es aber doch noch für zu früh zu halten. Unter fortwährendem krampfhaften Beifallklatschen geht Simon von der Tribüne. Simons Anträge lauten: 1. "Die National-Versammlung wolle beschließen, die Centralgewalt aufzufordern, an die preußische Regierung die sofortige Erklärung zu richten, daß dieselbe außer ihrem Rechte stehe, wenn sie dem Lande ein Ministerium gegen den wiederholt ausgesprochenen Willen der Volksvertretung aufdringen wolle." Welker (der berühmte Reichstagskommissär) poltert und bellt für die Anträge der Majorität des Ausschusses. Es musse durchaus Ordnung werden, überall wolle man gerne Soldaten, man müsse einen Schreck vor der Freiheit bekommen wegen der Mißbräuche derselben. Dies käme alles daher, weil die Männer die Hände in die Taschen steckten und Buben regierten. (Tumult.) Welker rechtfertigt die preußischen Maßregeln aus der Büberei und Unordnung des Berliner Volks. v. Vinke will vom Standpunkte des historischen Rechts aus -- Tagesordnung sogar über die Anträge des Ausschusses. Nirgends sei ein Gesetz, welches beweise, daß die Versammlung in Berlin tagen müsse. Sie könne beliebig verlegt werden. Dies sei ein Recht der Krone. Rodbertus wird heftig angegriffen; er sei jetzt Führer der Opposition, nachdem er früher das Recht der Berliner Versammlung, eine konstituirende zu sein, bestritten habe. Darauf das alte Lied von der unfreien Versammlung. Die Beispiele des konstitutionellen Musterstaats England führt der Ritter in Masse an. Wenn Brandenburg der Berliner Versammlung nicht genehm sei, müsse sie aufgelöst werden -- im konstitutionellen Sinne! und eine neue zusammen berufen werden, um zu sehen, ob in dieser Neuen das Ministerium eine Majorität hätte. Seit dem segensreichen Einrücken Wrangels in Berlin, sei Ruhe geworden, seien die Papiere gestiegen. Mit der Haltung der Berliner Versammlung ist Vinke nicht zufrieden; diese habe gar nicht das Recht, Proklamationen an das Volk zu erlassen. Ueber das Ministerium Schmerling fährt er mit Wuth her wegen dessen gestrigen Erklärung. Wer hat denn die Centralgewalt aufgefordert, der Berliner Versammlung zu Hülfe zu kommen, etwa die Krone? Etwa jene Versammlung selbst? Bei Oesterreich haben wir die Verlegung des Reichstags ruhig gestattet, weshalb nicht in Preußen? Müller von Würzburg deklamirt für die Anträge des Ausschusses. Während er ohne alle Theilnahme fortschwatzt, gebe ich Ihnen die Anträge der Minorität des Ausschusses. Sie lauten: "Die National-Versammlung wolle erklären, daß sie es für nöthig erachte: 1. "Die königl. preuß. Regierung dahin zu bestimmen, daß sie die angeordnete Vertagung und Verlegung der preußischen National-Versammlung, als mit dem Wesen und dem Rechte einer Versammlung zur Vereinbarung der Verfassung unverträglich, aufhebe. v. Wydenbrugk (Weimar) spricht für seine Anträge und die Anträge der Minorität des Ausschusses. Er giebt sich die überflussige Mühe den falschen Standpunkt Ritter Vinkes nachzuweisen, und fahrt dann fort: Ich nehme keinen Anstand das Benehmen der preußischen Krone für einen Staatsstreich zu erklären, dem wir ganz energisch entgegentreten müssen, wenn wir nicht ganz und gar vergessen, woraus wir hervorgegangen sind. (Bravo.) Daß Exzesse gegen die Berliner Versammlung vorgekommen, darf in revolutionären Zeiten nicht wundern. Seien wir deshalb klar erst und energisch in unserm heutigen Ausspruch, zum Vermitteln sind wir nicht hierhergekommen, da hätten wir besser zu Hause bleiben können. (Bravo, langanhaltender Beifall der Linken, linken Centren und Gallerie.) v. Beckerath (Minister) deklamirt für die Mehrheit des Ausschusses. Mehrere Mitglieder schlafen darüber ein. Selbst Beckerath findet, daß in Berlin eingeschritten werden muß. Die Verlegung selbst (so erläutert Beckerath die Ausschußanträge) ist ja nicht getadelt worden, nur soll sie dann nicht stattfinden, wenn die Beweggründe dazu weggeräumt sind. (Schöne Erklärung!) Zum Schluß meint er, die Geschichte werde darüber richten, ob hier "die schlechtesten Söhne Deutschlands" sitzen, ein Beifallssturm dieses Hauses (S. oben Simon) könne darüber nicht entscheiden. Lassaulx reicht einen Antrag auf einfache Tagesordnung ein. (Gelächter und Tumult.) Biedermann (Leipzig.) macht seine Anträge. Es stimmen dieselben ganz und gar mit den Ausschußanträgen der Majorität überein. Löwe aus Calbe widerlegt das sonstige Gewäsch des Herrn Biedermann und weist in einer ausgezeichneten Rede die Verhältnisse Preußen bis 1848 nach. Unter Anderm bemerkt Löwe: man sagt ewig, die Berliner Versammlung sei unfrei, und weil eben die Versammlung immer und immer wieder selbst erklärt, sie sei frei, eben deswegen bleiben Sie dabei, sie sei unfrei. (Lautes Bravo.) Die sogenannte anarchische Bevölkerung Berlins giebt der Regierung ein Beispiel wie sie sich benehmen soll, indem sie eine großartige Ruhe bewies bei der widerrechtlichen Entreißung aller ihrer Freiheiten. Die Revolution, die wir jetzt verhüten wollen, würde weiter gehen, als mancher glaubt, der sie vielleicht herbeiwünscht. Künstlich hat man diese Revolution herbeibeschworen, aber das edle Berliner Volk widersteht, es ist klug geworden, es giebt keinen Anlaß mehr durch Kravalle, und wenn man auch von oben her schreit, einen Kravall, nur einen Kravall, ein Königreich für einen Kravall! (Donnerndes langes Bravo.) Wenn Sie die Revolution in Preußen hervorrufen, sie wird nicht stehen bleiben in Preußen, sie wird eine deutsche werden. Alle größeren Städte, Magdeburg, Cöln, Breslau u. s. w. haben sich bereits für Berlin ausgesprochen. Endlich empfiehlt er Heinrich Simons Antrag (Schluß! Schluß!) Der Schluß der Debatte wird angenommen. Der Berichterstatter Zachariä soll sprechen, da versucht man auf die empörendste Art statt Zachariä Herrn Jordan aus Berlin einzuschmuggeln. Trotzdem Giskra und noch ein Mitglied des Ausschusses es geradezu für eine Lüge erklärten, daß im Ausschuß Jordan aus Berlin an Zachariäs Stelle zum Berichterstatter erwählt worden, wird nach einer tumultuarischen Scene, worin sich die Mitglieder des Ausschusses einander Lügner nennen, nachdem der Präsident sich zu Gunsten Jordans verwendet hat, dem Letztern das Wort gegeben. Nach einigen klaglichen Malicen gegen die Linken, verzichtet Herr Jordan aufs Wort, weil so großer Widerspruch gegen ihn ist. (Bravo.) Folgt die Abstimmung um 3 1/4 Uhr. Lassaulxs Antrag auf einfache Tagesordnung wird nur von Jahn unterstützt. v. Vinke's motivirte Tagesordnung wird mit 393 gegen 45 Stimmen verworfen. Heinrich Simons Antrag (S. oben.) kommt in seinen einzelnen Punkten zur Abstimmung. Punkt 1. mit 287 gegen 150 Stimmen verworfen. Punkt 2. in namentlicher Abstimmung mit 272 Stimmen gegen 172 verworfen. Der dritte Antrag von H. Simon fällt somit von selbst. v. Wydenbrugk zieht seinen Antrag zurück, und verbindet sich mit der Minorität des Ausschusses. (Bravo.) Ein Antrag von Maltzahn, "der preußischen Versammlung wegen ihres würdigen Benehmens Anerkennung auszusprechen" wird verworfen. Der Antrag der Minorität wird mit 241 Stimmen gegen 198 verworfen. (Die verhängnißvollen Lichter um das Büreau werden angezündet.) Das große Resultat dieses großen Tages ist demnach die Annahme des Antrags der Majoritat des Ausschusses mit 239 Stimmen gegen 189. Vor Schluß der Sitzung theilt der Präsident noch einen dringlichen Antrag von Simon von Trier mit: "In Erwägung, daß das an Blum vollzogene Urtheil ein Mord ist, solle die Nationalversammlung die Centralgewalt zur sofortigen Ermittelung und Bestrafung der Morder auffordern." Nur die Linke erkennt diesen Antrag als dringlich, er geht an den Ausschuß für österreichische Angelegenheiten. (Ruhe sanft!) Der Justizminister zeigt nochmals an, daß 2 Abgeordnete um 2 Uhr Nachmittag nach Wien sind, um von dieser Sache zuerst genaue Kenntniß zu nehmen. Schluß der Sitzung um 1/4 6 Uhr Abends. Morgen keine Sitzung. * Mannheim, 13. November. An das Volk in Preußen und seine Vertreter. Burger, Brüder! Die volksfeindlichen Pläne, welche die Camarilla zu Potsdam an der Spitze der reactionären Partei längst im Geheimen zur Vernichtung der durch die Märzrevolution gewonnenen, durch gesetzliche Anerkennung zugesicherten Errungenschaften vorbereitet hat, sind jetzt in ihrem ganzen Umfange an das Tageslicht getreten. Die Niederlage, welche zu Wien die Sache des Volkes erfahren, hat auch bei Euch die Unterdrücker zur offenen Gewaltthat ermuthigt; derselbe Schlag ist Euch, derselbe Schlag ist dem ganzen deutschen Volke zugedacht. Wir fühlen mit Euch die Große des gegenwärtigen Augenblickes. Vertreter des preußischen Volkes! Ihr habt den gesetzwidrigen Anmuthungen, die von königlicher Seite an Euch ergangen sind, mit Entschlossenheit und Festigkeit widerstanden, Ihr habt die Würde der Volksvertretung durch Eure männliche Haltung gewahrt. Wir fühlen uns gedrungen, Euch zu sagen, daß wir in Euch die wahrhaftigen Stützen des Volkes erblicken. Beharret mit Entschiedenheit auf dem Wege, den Ihr betreten und das deutsche Volk wird sich an Euch anschließen. Es richtet um so freudiger seine Blicke zu Euch, als es in der deutschen Centralgewalt keine Bürgschaft für seine Freiheit findet und in der Majorität der Frankfurter Versammlung nur die biegsamen Werkzeuge der Willkür erkennen kann. Und Du, preußisches Volk, schaare Dich zusammen um deine Vertreter, unterstütze sie mit dem ganzen Nachdruck Deiner Macht, setze den frevelhaften Angriffen auf Deine Rechte all Deinen Muth, all Deine Thatkraft entgegen. Trete in die Schranken für Deine, für unsere Freiheit und wir werden zu Dir stehen. Gedenke des hohen Berufes, den Dir die Geschichte unseres Vaterlandes zugewiesen hat. Dir war es einst vorbehalten, die Losung zu geben zur Befreiung unseres Vaterlandes von der Despotie eines ausländischen Eroberers. Du hast die deutsche Nationalität gerettet, es ist jetzt an Dir, die deutsche Freiheit zu retten. Trete wieder ein in die alte Bahn Deines Ruhmes; trage das Banner voran, das ganze deutsche Volk wird Dir nachfolgen. Eine Bürgerversammlung im Weinberg. Mannheim, 13 Novbr., nach Empfang der Nachrichten über die Berliner Ereignisse vom 9. und 10. Novbr. 1848. Wien, 12. Nov. Fröbel, zum Strange verurtheilt, ist von Windischgrätz begnadigt, Füßer freigesprochen worden. Wien, 11. Nov. Durch standrechtliches Urtheil ist Eduard Jeloviki, aus Hubnik in Russisch-Polen gebürtig, wegen thätiger Theilnahme an dem bewaffneten Aufruhre in Wien, und Widerstand gegen die k. k. Truppen, zum Tode verurtheilt, und das Urtheil gestern früh 7 ein halb Uhr in dem hiesigen Stadtgraben mit Pulver und Blei vollzogen worden. Wien, 12. Nov. Telegraphische Depesche. "Se. Majestät haben den Reichstag in Kremsier auf den 22. d. M. vertagt, was sogleich durch die Zeitungen bekannt zu geben ist." Wien, ut sup. Engelbert Matzenauer, k. k. Ober-Telegraphist. Ollmütz, 11. Nov. Heute wurde folgende kaiserliche Proklamation veröffentlicht: "Wir Ferdinand der Erste, konstitutionneller Kaiser von Oesterreich, König von Ungarn etc. etc. Wir haben mit Unserem Patente vom 22. Okt. 1848 alle zum konstituirenden Reichstage erwählten Volksvertreter aufgefordert, sich bis zum 15. Nov. 1848 in der Stadt Kremsier zuverlässig einzufinden, um daselbst die Berathungen in Beziehung auf die Verfassung fortzusetzen. Es wurde uns vorgestellt, daß Viele der Abgeordneten in ihre Heimath gereiset seien, und daher nur mit Schwierigkeiten zur rechten Zeit an dem bezeichneten Orte eintreffen können. -- Auch ist uns zur Kenntniß gekommen, daß die Vorbereitungen, welche wegen der Lokalitäten des Reichstages, und in Absicht auf die Unterknüfte der Abgeordneten, sowie für die übrigen Bedürfnisse getroffen werden müssen, nicht mit Zuverlässigkeit bis zum 15. Nov. 1848 vollendet sein dürften. Endlich ist es von Wichtigkeit, daß gleich bei dem Beginne der Verhandlungen die möglich größte Zahl der Abgeordneten sich einfinde. In Erwägung dieser Verhältnisse finden Wir Uns bewogen, den Tag zur Wiedereröffnung des konstituirenden Reichstages vom 15. Nov. auf den 22. Nov. 1848 hinauszurücken, und Wir erwarten um so zuversichtlicher, daß an dem bezeichneten Tage der Reichstag in Kremsier die Verhandlungen beginnen werde. Ollmütz, den 10. Nov. 1848. Ferdinand m. p. Wessenberg m. p. Polen. Lemberg, 3. November. So haben wir nun zwei der gräßlichsten Tage in der Geschichte der Stadt Lemberg durchlebt, in deren Vergleich man die Krakauer Juni-Ereignisse nur ein Spiel nennen könnte. -- Am 1. November um 8 Uhr Abends wurde die akademische Patrouille während ihrer Dienstverrichtung von kaiserlichen besoffenen Artilleristen angefallen und mit Säbeln verwundet. Dies war die Veranlassung des Trommelns auf Allarm. Ganze Massen Volkes, die da riefen "Fenster beleuchten," erschienen auf den Straßen und als man nach drei gefallenen Kanonenschüssen von Seiten des Militärs einen Angriff von demselben befürchtete, fing man Sicherheitshalber an Barrikaden zu bauen. -- Die 12,000 Mann Militär, bestehend aus 2 Bataillonen Grenadieren, 2 Bataillonen des Regiments Hartmann, 2 Bataillonen des Regiments Deutschmeister (Wiener), 1 Bataillon des Regiments Nugent und aus 1 Bataillon des Regimentes Parma sammt der Kavallerie und Artillerie zogen sich auf das Glacis zurück und umzingelten rund herum die Stadt und die Vorstädte. Den Tag darauf, am 2. des Morgens, schien es, als wenn die Ruhe wieder hergestellt wäre, denn man fing ja auch schon an die Barrikaden zu räumen, als plötzlich einige gefallene Schüsse aus Handgewehren das Zeichen gaben zum Beginne eines fürchterlichen Bombardements. Fast von dem Ausgange einer jeden Straße von der Seite des Glacis wurde aus den größten Kanonen, meistens mit Shrapnells und Granaten, seit 10--12 Uhr des Morgens in die Stadt gefeuert. Außerdem sind noch von der Anhöhe, unweit des erzbischöflichen Palais, 78 brennende Raketen in der Richtung nach dem Rathhause, das von der Garde besetzt war, in der Richtung nach der Universität, wo die akademische Legion versammelt wurde und in der Richtung nach dem alten Theater, wo in dem Redouten-Salon der Nationalrath seine Sitzungen hielt, unbarmherzig geschleudert. Um 11 des Morgens brach in Folge der Raketen eine allgemeine und fürchterliche Feuersbrunst aus. Die Universität mit einem bedeutenden Theile der reichen Bibliothek und des Naturalienkabinets, die polytechnische Akademie, die Haupt-Normalschule, das alte Theater mit dem großen Redoutensalon, das Rathhaus von riesenhaftem Bau, welches 800,000 Gulden K.-M. gekostet, obwohl mit Blech bedeckt, und endlich ein an alten Privilegien und Akten reiches Stadt-Archiv sammt 17 massiven Häusern auf den Straßen Ormianski und Krakowska (ulika). Alles dieses wurde das Opfer der Flammen. Besonders war die Feuersbrunst in dem Rathhause, welches inwendig zu brennen begann, so verheerend, daß die Kuppel von dem hohen Rathhausthurme herunterfiel und die Flammen aus den Fenstern des ersten Stockes gewaltig hervorbrachen. Es sind, soviel uns jetzt bekannt ist, 116 Personen gefallen und eine sehr große Anzahl verwundet; allein in dem Bernhardiner-Kloster liegen über 40 Verwundete. Unter den Gefallenen befinden sich auch der Literat Ludovikus Jablonowski und der reiche Kaufmann Klein. Unter den Verwundeten befindet sich auch der Oberbefehlshaber der Nationalgarde, Herr Wybranowski, der 3 Wunden erhielt. Ueberall war dieser Mann zu sehen, wohin ihn seine Pflicht gerufen; zweimal begab er sich mit den Stadträthen zu dem General Hammerstein, um ihn zu überzeugen, daß die Stadt gar keine Absicht habe das Militär anzugreifen, und daß das Volk nur in banger Furcht für den Fall der Selbstvertheidigung die Barrikaden baue. -- Dreimal zerstörte man dieselben freiwillig, und dreimal baute man sie von Neuem wieder auf. -- Ferner gehört noch zu den Schwerverwundeten der Unterhauptmann Rodinski. Die akademische Legion soll sich nach Ungarn begeben haben. -- Außer den oben erwähnten Gebäuden ist noch das Gerichts-Depositorium, wo die Waisengelder niedergelegt waren, die Buchhalterei, die Registratur u. s. w. in Flammen aufgegangen. Den Schaden rechnet man auf 32 Millionen Gulden C. M. -- Während des Bombardements brachte sich der Gubernator Zaleski bei dem kommandirenden General Hammerstein in Sicherheit. Aus Handgewehren schoß das Militär meistens auf den Pflanzungen, von dem Kulcyckischen Hause angefangen bis hinter der Jesuiter-Kirche. Erst gegen 4 Uhr Nachmittags marschirte das Militär, größtentheils besoffen, in die Stadt. -- Als das Bataillon aus dem Regimente Nugent bei der Kaserne der Nationalgarde vorüberging, gab dasselbe, ohne angegriffen worden zu sein, Feuer, in Folge dessen zwei Gardisten sogleich dahin stürzten. So eben verbreitet sich das Gerücht, daß 15,000 Bauern, die mit Sensen und Dreschflegeln bewaffnet sind und die durch den Sobor Smietojurski dazu aufgefordert, in die Stadt einrücken wollen um zu plündern. -- Gott weiß, was mit uns noch geschehen wird. (Allg. D.-Ztg.)Italien * Die Insurrektion in der Lombardei dauert an. Das Kriegsglück schwankt hin und her, Vortheile und Niederlagen auf beiden Seiten werden berichtet, doch scheinen in der Hauptsache die Oest- durch die Proklamation der National-Versammlung an das Volk die Parteinahme für die Abgeordneten aller Schichten der Einwohnerschaft auf eine wahrhaft ergreifende Weise sich bemeisterte. Alle Klassen der Einwohnerschaft wetteiferten in der Parteinahme für die National-Versammlung. Nachdem auf der Börse 234 Kaufleute, unter ihnen die geachtesten Häuser, sich an der früher erwähnten Adresse betheiligt, folgten am Nachmittage alle Kompagnien der Bürgerwehr, mit Ausnahme der 10ten, welche sich der Abstimmung enthielt, in der Entscheidung gegen die Uebergriffe der Krone. Die Bürgerwehr, welche Kompagnieweise abstimmte, erklärte sich dahin, die Beschlüsse der Nationalversammlung ausführen zu wollen, indem sie die unten folgende Adresse annahm. Am Abende traten Magistrat und Stadtverordneten zusammen und faßten den gleichen Entschluß — (Der Magistrat einstimmig und die Stadtverordneten mit Ausnahme einer Stimme) kurz, die Hauptstadt von Pommern legt ihr moralisches Gewicht in die Waagschale für die gefährdeten Rechte des Volkes. Von heute an nimmt Stettin eine ehrenvolle Stelle unter den großen Städten der Monarchie ein, welche mit der National-Versammlung stehen und fallen. Ein Extrazug bringt heute früh die einzelnen Adressen durch besondere Deputationen des Magistrats und der Stadtverordneten, der Bürgerwehr und der Kaufmannschaft nach Berlin. Unter den Deputirten des Magistrats befindet sich auch der Oberbürgermeister Wartenberg und unter der Deputation der Stadtverordneten der Vorsteher Hessenland. Stettin hat auch die kühnsten Hoffnungen übertroffen. Das Volk wird seine Rechte zu wahren wissen. !!! Frankfurt, 14. November. Sitzung der Nationalversammlung. Präsident von Gagern. Tagesordnung: Bericht des Ausschusses für das Verhältniß der deutschen Reichsversammlung und der Centralgewalt zu den Einzelstaaten über die den Conflikt der Preußischen Regierung und der Nationalversammlung von Berlin betreffenden Anträge. — Berichterstatter Zachariä. Vor der Tagesordnung. Präsident: Mehrere Interpellationen sind zur Kenntniß zu bringen. 1) Fetzer aus Stuttgart: Wegen der von der Centralgewalt an die Schweiz nochmals erlassenen Note, worin sich mehrere Stellen finden, welche auf unverantwortliche Art in das Verhältniß Deutschlands zu einem braven Nachbarvolke Störungen bringen. Der Justizminister Mohl weiß natürlich nichts von diesem Schurkenstreich. — Mehrere Mitglieder der Linken treten mit einem Brief an die Tribüne. — Dieser Brief bestätigt vollkommen diese Nachricht. — Der Eindruck ist furchtbar. Uebergang zur Tagesordnung. Der Bericht wird von Zachariä verlesen. Hiernach folgen mehrere Anträge, der erste von Vinke, Radowitz, Graf Schwerin und Consorten, hat die fabelhafte Frechheit, die Tagesordnung über die preußische Frage zu beantragen. Der zweite, von sehr vielen Mitgliedern der Linken unterzeichnet, bezieht sich auf die Entwaffnung der Bürgerwehr in Berlin und verlangt von der Centralgewalt den Befehl der Zurücknahme dieses Entwaffnungs-Reskripts an die preußische Regierung. — Folgen noch andere Anträge, von denen die Motive des einen 3/4 Stunden Zeit beim bloßen Verlesen wegnehmen. Justizminister Mohl theilt mit, daß er soeben aus ihrer Mitte (aus rechter Mitte?) zwei Abgeordnete nach Wien geschickt hat, um Fröbel und Trampusch, so wie andere dort befindliche Deutsche zu schützen. Präsident verliest noch einen Brief aus Wien an den Abgeordneten Wiesner, welcher die Ermordung Blum's durch standrechtliches Urtheil bestätigt. Der Brief sagt, daß Blum sich männlich und in vollkommen edler Haltung bis zum Vollzug seiner Ermordung benommen hat. Hierauf geht man zur Tagesordnung zurück. Die Diskussion (zu welcher sich über 60 Redner eingeschrieben haben) beginnt mit Simon von Breslau, welcher gegen die jämmerlichen matten Anträge der Majorität des Ausschusses spricht. Diese Anträge lauten: Die Reichversammlung wolle in Uebereinstimmung mit den von dem Reichsministerium beschlossenen Maßregeln erklären, daß sie es für nöthig erachte 1) die königlich preußische Regierung dahin zu bestimmen, daß sie die angeordnete Verlegung der Nationalversammlung nach Brandenburg zurücknehme, sobald solche Maßregeln getroffen sind, welche ausreichend erscheinen, um die Würde und Freiheit ihrer Berathungen in Berlin sicher zu stellen; In Oesterreich ist es zu spät, meine Herren, beginnt Simon, in Preußen noch nicht. Hierauf beweist Simon, daß das Betragen der preußischen Krone und Camarilla, gegenüber der Berliner Versammlung, eine direkte Folge des Zusammenkartätschens von Wien ist, daß die Unfreiheit der Versammlung durch den Einfluß des Berliner Volks ein elender Vorwand ist. Die Versammlung ist nie unfrei gewesen, dies beweisen selbst Männer wie Bornemann, Mitglied des rechten Centrums in Berlin. Sie können es nicht für Recht erklären, dieses Würfeln des Königs von Preußen um seine Krone. (Lautes Bravo im Centrum.) Recht und Gesetz stehen auf der Seite der National-Versammlung. Dies beweist (zum Ueberfluß) die Haltung derselben, die Haltung des Berliner Volks, der Bürgerwehr, des ganzen preußischen Volks. Was bleibt nach Wegnahme von diesem Allen dem Thron, was ist der Thron ohne das Volk? (Langer schallender Beifall links und Gallerien.) Wenn Sie, meine Herren, nur Aufstande im badischen Oberlande niederdrücken können, wenn Sie keine Macht haben gegen die Reaktion von Oben, keine Macht gegen die Regierungen — so erklären Sie doch, daß hier nicht der Schwerpunkt Deutschlands ist, sonst glaubt das Volk, daß es seine schlechtesten Männer nach Frankfurt geschickt hat. Diesen Worten folgt ein wahrhaft donnernder Sturm der Linken, des linken Centrums und der vollgepfropften Gallerien. Die Rechte tobt und will die Gallerie geräumt haben. Der Präsident sieht mehrfach nach den Gallerien, scheint es aber doch noch für zu früh zu halten. Unter fortwährendem krampfhaften Beifallklatschen geht Simon von der Tribüne. Simons Anträge lauten: 1. „Die National-Versammlung wolle beschließen, die Centralgewalt aufzufordern, an die preußische Regierung die sofortige Erklärung zu richten, daß dieselbe außer ihrem Rechte stehe, wenn sie dem Lande ein Ministerium gegen den wiederholt ausgesprochenen Willen der Volksvertretung aufdringen wolle.“ Welker (der berühmte Reichstagskommissär) poltert und bellt für die Anträge der Majorität des Ausschusses. Es musse durchaus Ordnung werden, überall wolle man gerne Soldaten, man müsse einen Schreck vor der Freiheit bekommen wegen der Mißbräuche derselben. Dies käme alles daher, weil die Männer die Hände in die Taschen steckten und Buben regierten. (Tumult.) Welker rechtfertigt die preußischen Maßregeln aus der Büberei und Unordnung des Berliner Volks. v. Vinke will vom Standpunkte des historischen Rechts aus — Tagesordnung sogar über die Anträge des Ausschusses. Nirgends sei ein Gesetz, welches beweise, daß die Versammlung in Berlin tagen müsse. Sie könne beliebig verlegt werden. Dies sei ein Recht der Krone. Rodbertus wird heftig angegriffen; er sei jetzt Führer der Opposition, nachdem er früher das Recht der Berliner Versammlung, eine konstituirende zu sein, bestritten habe. Darauf das alte Lied von der unfreien Versammlung. Die Beispiele des konstitutionellen Musterstaats England führt der Ritter in Masse an. Wenn Brandenburg der Berliner Versammlung nicht genehm sei, müsse sie aufgelöst werden — im konstitutionellen Sinne! und eine neue zusammen berufen werden, um zu sehen, ob in dieser Neuen das Ministerium eine Majorität hätte. Seit dem segensreichen Einrücken Wrangels in Berlin, sei Ruhe geworden, seien die Papiere gestiegen. Mit der Haltung der Berliner Versammlung ist Vinke nicht zufrieden; diese habe gar nicht das Recht, Proklamationen an das Volk zu erlassen. Ueber das Ministerium Schmerling fährt er mit Wuth her wegen dessen gestrigen Erklärung. Wer hat denn die Centralgewalt aufgefordert, der Berliner Versammlung zu Hülfe zu kommen, etwa die Krone? Etwa jene Versammlung selbst? Bei Oesterreich haben wir die Verlegung des Reichstags ruhig gestattet, weshalb nicht in Preußen? Müller von Würzburg deklamirt für die Anträge des Ausschusses. Während er ohne alle Theilnahme fortschwatzt, gebe ich Ihnen die Anträge der Minorität des Ausschusses. Sie lauten: „Die National-Versammlung wolle erklären, daß sie es für nöthig erachte: 1. „Die königl. preuß. Regierung dahin zu bestimmen, daß sie die angeordnete Vertagung und Verlegung der preußischen National-Versammlung, als mit dem Wesen und dem Rechte einer Versammlung zur Vereinbarung der Verfassung unverträglich, aufhebe. v. Wydenbrugk (Weimar) spricht für seine Anträge und die Anträge der Minorität des Ausschusses. Er giebt sich die überflussige Mühe den falschen Standpunkt Ritter Vinkes nachzuweisen, und fahrt dann fort: Ich nehme keinen Anstand das Benehmen der preußischen Krone für einen Staatsstreich zu erklären, dem wir ganz energisch entgegentreten müssen, wenn wir nicht ganz und gar vergessen, woraus wir hervorgegangen sind. (Bravo.) Daß Exzesse gegen die Berliner Versammlung vorgekommen, darf in revolutionären Zeiten nicht wundern. Seien wir deshalb klar erst und energisch in unserm heutigen Ausspruch, zum Vermitteln sind wir nicht hierhergekommen, da hätten wir besser zu Hause bleiben können. (Bravo, langanhaltender Beifall der Linken, linken Centren und Gallerie.) v. Beckerath (Minister) deklamirt für die Mehrheit des Ausschusses. Mehrere Mitglieder schlafen darüber ein. Selbst Beckerath findet, daß in Berlin eingeschritten werden muß. Die Verlegung selbst (so erläutert Beckerath die Ausschußanträge) ist ja nicht getadelt worden, nur soll sie dann nicht stattfinden, wenn die Beweggründe dazu weggeräumt sind. (Schöne Erklärung!) Zum Schluß meint er, die Geschichte werde darüber richten, ob hier „die schlechtesten Söhne Deutschlands“ sitzen, ein Beifallssturm dieses Hauses (S. oben Simon) könne darüber nicht entscheiden. Lassaulx reicht einen Antrag auf einfache Tagesordnung ein. (Gelächter und Tumult.) Biedermann (Leipzig.) macht seine Anträge. Es stimmen dieselben ganz und gar mit den Ausschußanträgen der Majorität überein. Löwe aus Calbe widerlegt das sonstige Gewäsch des Herrn Biedermann und weist in einer ausgezeichneten Rede die Verhältnisse Preußen bis 1848 nach. Unter Anderm bemerkt Löwe: man sagt ewig, die Berliner Versammlung sei unfrei, und weil eben die Versammlung immer und immer wieder selbst erklärt, sie sei frei, eben deswegen bleiben Sie dabei, sie sei unfrei. (Lautes Bravo.) Die sogenannte anarchische Bevölkerung Berlins giebt der Regierung ein Beispiel wie sie sich benehmen soll, indem sie eine großartige Ruhe bewies bei der widerrechtlichen Entreißung aller ihrer Freiheiten. Die Revolution, die wir jetzt verhüten wollen, würde weiter gehen, als mancher glaubt, der sie vielleicht herbeiwünscht. Künstlich hat man diese Revolution herbeibeschworen, aber das edle Berliner Volk widersteht, es ist klug geworden, es giebt keinen Anlaß mehr durch Kravalle, und wenn man auch von oben her schreit, einen Kravall, nur einen Kravall, ein Königreich für einen Kravall! (Donnerndes langes Bravo.) Wenn Sie die Revolution in Preußen hervorrufen, sie wird nicht stehen bleiben in Preußen, sie wird eine deutsche werden. Alle größeren Städte, Magdeburg, Cöln, Breslau u. s. w. haben sich bereits für Berlin ausgesprochen. Endlich empfiehlt er Heinrich Simons Antrag (Schluß! Schluß!) Der Schluß der Debatte wird angenommen. Der Berichterstatter Zachariä soll sprechen, da versucht man auf die empörendste Art statt Zachariä Herrn Jordan aus Berlin einzuschmuggeln. Trotzdem Giskra und noch ein Mitglied des Ausschusses es geradezu für eine Lüge erklärten, daß im Ausschuß Jordan aus Berlin an Zachariäs Stelle zum Berichterstatter erwählt worden, wird nach einer tumultuarischen Scene, worin sich die Mitglieder des Ausschusses einander Lügner nennen, nachdem der Präsident sich zu Gunsten Jordans verwendet hat, dem Letztern das Wort gegeben. Nach einigen klaglichen Malicen gegen die Linken, verzichtet Herr Jordan aufs Wort, weil so großer Widerspruch gegen ihn ist. (Bravo.) Folgt die Abstimmung um 3 1/4 Uhr. Lassaulxs Antrag auf einfache Tagesordnung wird nur von Jahn unterstützt. v. Vinke's motivirte Tagesordnung wird mit 393 gegen 45 Stimmen verworfen. Heinrich Simons Antrag (S. oben.) kommt in seinen einzelnen Punkten zur Abstimmung. Punkt 1. mit 287 gegen 150 Stimmen verworfen. Punkt 2. in namentlicher Abstimmung mit 272 Stimmen gegen 172 verworfen. Der dritte Antrag von H. Simon fällt somit von selbst. v. Wydenbrugk zieht seinen Antrag zurück, und verbindet sich mit der Minorität des Ausschusses. (Bravo.) Ein Antrag von Maltzahn, „der preußischen Versammlung wegen ihres würdigen Benehmens Anerkennung auszusprechen“ wird verworfen. Der Antrag der Minorität wird mit 241 Stimmen gegen 198 verworfen. (Die verhängnißvollen Lichter um das Büreau werden angezündet.) Das große Resultat dieses großen Tages ist demnach die Annahme des Antrags der Majoritat des Ausschusses mit 239 Stimmen gegen 189. Vor Schluß der Sitzung theilt der Präsident noch einen dringlichen Antrag von Simon von Trier mit: „In Erwägung, daß das an Blum vollzogene Urtheil ein Mord ist, solle die Nationalversammlung die Centralgewalt zur sofortigen Ermittelung und Bestrafung der Morder auffordern.“ Nur die Linke erkennt diesen Antrag als dringlich, er geht an den Ausschuß für österreichische Angelegenheiten. (Ruhe sanft!) Der Justizminister zeigt nochmals an, daß 2 Abgeordnete um 2 Uhr Nachmittag nach Wien sind, um von dieser Sache zuerst genaue Kenntniß zu nehmen. Schluß der Sitzung um 1/4 6 Uhr Abends. Morgen keine Sitzung. * Mannheim, 13. November. An das Volk in Preußen und seine Vertreter. Burger, Brüder! Die volksfeindlichen Pläne, welche die Camarilla zu Potsdam an der Spitze der reactionären Partei längst im Geheimen zur Vernichtung der durch die Märzrevolution gewonnenen, durch gesetzliche Anerkennung zugesicherten Errungenschaften vorbereitet hat, sind jetzt in ihrem ganzen Umfange an das Tageslicht getreten. Die Niederlage, welche zu Wien die Sache des Volkes erfahren, hat auch bei Euch die Unterdrücker zur offenen Gewaltthat ermuthigt; derselbe Schlag ist Euch, derselbe Schlag ist dem ganzen deutschen Volke zugedacht. Wir fühlen mit Euch die Große des gegenwärtigen Augenblickes. Vertreter des preußischen Volkes! Ihr habt den gesetzwidrigen Anmuthungen, die von königlicher Seite an Euch ergangen sind, mit Entschlossenheit und Festigkeit widerstanden, Ihr habt die Würde der Volksvertretung durch Eure männliche Haltung gewahrt. Wir fühlen uns gedrungen, Euch zu sagen, daß wir in Euch die wahrhaftigen Stützen des Volkes erblicken. Beharret mit Entschiedenheit auf dem Wege, den Ihr betreten und das deutsche Volk wird sich an Euch anschließen. Es richtet um so freudiger seine Blicke zu Euch, als es in der deutschen Centralgewalt keine Bürgschaft für seine Freiheit findet und in der Majorität der Frankfurter Versammlung nur die biegsamen Werkzeuge der Willkür erkennen kann. Und Du, preußisches Volk, schaare Dich zusammen um deine Vertreter, unterstütze sie mit dem ganzen Nachdruck Deiner Macht, setze den frevelhaften Angriffen auf Deine Rechte all Deinen Muth, all Deine Thatkraft entgegen. Trete in die Schranken für Deine, für unsere Freiheit und wir werden zu Dir stehen. Gedenke des hohen Berufes, den Dir die Geschichte unseres Vaterlandes zugewiesen hat. Dir war es einst vorbehalten, die Losung zu geben zur Befreiung unseres Vaterlandes von der Despotie eines ausländischen Eroberers. Du hast die deutsche Nationalität gerettet, es ist jetzt an Dir, die deutsche Freiheit zu retten. Trete wieder ein in die alte Bahn Deines Ruhmes; trage das Banner voran, das ganze deutsche Volk wird Dir nachfolgen. Eine Bürgerversammlung im Weinberg. Mannheim, 13 Novbr., nach Empfang der Nachrichten über die Berliner Ereignisse vom 9. und 10. Novbr. 1848. Wien, 12. Nov. Fröbel, zum Strange verurtheilt, ist von Windischgrätz begnadigt, Füßer freigesprochen worden. Wien, 11. Nov. Durch standrechtliches Urtheil ist Eduard Jeloviki, aus Hubnik in Russisch-Polen gebürtig, wegen thätiger Theilnahme an dem bewaffneten Aufruhre in Wien, und Widerstand gegen die k. k. Truppen, zum Tode verurtheilt, und das Urtheil gestern früh 7 ein halb Uhr in dem hiesigen Stadtgraben mit Pulver und Blei vollzogen worden. Wien, 12. Nov. Telegraphische Depesche. „Se. Majestät haben den Reichstag in Kremsier auf den 22. d. M. vertagt, was sogleich durch die Zeitungen bekannt zu geben ist.“ Wien, ut sup. Engelbert Matzenauer, k. k. Ober-Telegraphist. Ollmütz, 11. Nov. Heute wurde folgende kaiserliche Proklamation veröffentlicht: „Wir Ferdinand der Erste, konstitutionneller Kaiser von Oesterreich, König von Ungarn etc. etc. Wir haben mit Unserem Patente vom 22. Okt. 1848 alle zum konstituirenden Reichstage erwählten Volksvertreter aufgefordert, sich bis zum 15. Nov. 1848 in der Stadt Kremsier zuverlässig einzufinden, um daselbst die Berathungen in Beziehung auf die Verfassung fortzusetzen. Es wurde uns vorgestellt, daß Viele der Abgeordneten in ihre Heimath gereiset seien, und daher nur mit Schwierigkeiten zur rechten Zeit an dem bezeichneten Orte eintreffen können. — Auch ist uns zur Kenntniß gekommen, daß die Vorbereitungen, welche wegen der Lokalitäten des Reichstages, und in Absicht auf die Unterknüfte der Abgeordneten, sowie für die übrigen Bedürfnisse getroffen werden müssen, nicht mit Zuverlässigkeit bis zum 15. Nov. 1848 vollendet sein dürften. Endlich ist es von Wichtigkeit, daß gleich bei dem Beginne der Verhandlungen die möglich größte Zahl der Abgeordneten sich einfinde. In Erwägung dieser Verhältnisse finden Wir Uns bewogen, den Tag zur Wiedereröffnung des konstituirenden Reichstages vom 15. Nov. auf den 22. Nov. 1848 hinauszurücken, und Wir erwarten um so zuversichtlicher, daß an dem bezeichneten Tage der Reichstag in Kremsier die Verhandlungen beginnen werde. Ollmütz, den 10. Nov. 1848. Ferdinand m. p. Wessenberg m. p. Polen. Lemberg, 3. November. So haben wir nun zwei der gräßlichsten Tage in der Geschichte der Stadt Lemberg durchlebt, in deren Vergleich man die Krakauer Juni-Ereignisse nur ein Spiel nennen könnte. — Am 1. November um 8 Uhr Abends wurde die akademische Patrouille während ihrer Dienstverrichtung von kaiserlichen besoffenen Artilleristen angefallen und mit Säbeln verwundet. Dies war die Veranlassung des Trommelns auf Allarm. Ganze Massen Volkes, die da riefen „Fenster beleuchten,“ erschienen auf den Straßen und als man nach drei gefallenen Kanonenschüssen von Seiten des Militärs einen Angriff von demselben befürchtete, fing man Sicherheitshalber an Barrikaden zu bauen. — Die 12,000 Mann Militär, bestehend aus 2 Bataillonen Grenadieren, 2 Bataillonen des Regiments Hartmann, 2 Bataillonen des Regiments Deutschmeister (Wiener), 1 Bataillon des Regiments Nugent und aus 1 Bataillon des Regimentes Parma sammt der Kavallerie und Artillerie zogen sich auf das Glacis zurück und umzingelten rund herum die Stadt und die Vorstädte. Den Tag darauf, am 2. des Morgens, schien es, als wenn die Ruhe wieder hergestellt wäre, denn man fing ja auch schon an die Barrikaden zu räumen, als plötzlich einige gefallene Schüsse aus Handgewehren das Zeichen gaben zum Beginne eines fürchterlichen Bombardements. Fast von dem Ausgange einer jeden Straße von der Seite des Glacis wurde aus den größten Kanonen, meistens mit Shrapnells und Granaten, seit 10—12 Uhr des Morgens in die Stadt gefeuert. Außerdem sind noch von der Anhöhe, unweit des erzbischöflichen Palais, 78 brennende Raketen in der Richtung nach dem Rathhause, das von der Garde besetzt war, in der Richtung nach der Universität, wo die akademische Legion versammelt wurde und in der Richtung nach dem alten Theater, wo in dem Redouten-Salon der Nationalrath seine Sitzungen hielt, unbarmherzig geschleudert. Um 11 des Morgens brach in Folge der Raketen eine allgemeine und fürchterliche Feuersbrunst aus. Die Universität mit einem bedeutenden Theile der reichen Bibliothek und des Naturalienkabinets, die polytechnische Akademie, die Haupt-Normalschule, das alte Theater mit dem großen Redoutensalon, das Rathhaus von riesenhaftem Bau, welches 800,000 Gulden K.-M. gekostet, obwohl mit Blech bedeckt, und endlich ein an alten Privilegien und Akten reiches Stadt-Archiv sammt 17 massiven Häusern auf den Straßen Ormianski und Krakowska (ulika). Alles dieses wurde das Opfer der Flammen. Besonders war die Feuersbrunst in dem Rathhause, welches inwendig zu brennen begann, so verheerend, daß die Kuppel von dem hohen Rathhausthurme herunterfiel und die Flammen aus den Fenstern des ersten Stockes gewaltig hervorbrachen. Es sind, soviel uns jetzt bekannt ist, 116 Personen gefallen und eine sehr große Anzahl verwundet; allein in dem Bernhardiner-Kloster liegen über 40 Verwundete. Unter den Gefallenen befinden sich auch der Literat Ludovikus Jablonowski und der reiche Kaufmann Klein. Unter den Verwundeten befindet sich auch der Oberbefehlshaber der Nationalgarde, Herr Wybranowski, der 3 Wunden erhielt. Ueberall war dieser Mann zu sehen, wohin ihn seine Pflicht gerufen; zweimal begab er sich mit den Stadträthen zu dem General Hammerstein, um ihn zu überzeugen, daß die Stadt gar keine Absicht habe das Militär anzugreifen, und daß das Volk nur in banger Furcht für den Fall der Selbstvertheidigung die Barrikaden baue. — Dreimal zerstörte man dieselben freiwillig, und dreimal baute man sie von Neuem wieder auf. — Ferner gehört noch zu den Schwerverwundeten der Unterhauptmann Rodinski. Die akademische Legion soll sich nach Ungarn begeben haben. — Außer den oben erwähnten Gebäuden ist noch das Gerichts-Depositorium, wo die Waisengelder niedergelegt waren, die Buchhalterei, die Registratur u. s. w. in Flammen aufgegangen. Den Schaden rechnet man auf 32 Millionen Gulden C. M. — Während des Bombardements brachte sich der Gubernator Zaleski bei dem kommandirenden General Hammerstein in Sicherheit. Aus Handgewehren schoß das Militär meistens auf den Pflanzungen, von dem Kulcyckischen Hause angefangen bis hinter der Jesuiter-Kirche. Erst gegen 4 Uhr Nachmittags marschirte das Militär, größtentheils besoffen, in die Stadt. — Als das Bataillon aus dem Regimente Nugent bei der Kaserne der Nationalgarde vorüberging, gab dasselbe, ohne angegriffen worden zu sein, Feuer, in Folge dessen zwei Gardisten sogleich dahin stürzten. So eben verbreitet sich das Gerücht, daß 15,000 Bauern, die mit Sensen und Dreschflegeln bewaffnet sind und die durch den Sóbor Smietojurski dazu aufgefordert, in die Stadt einrücken wollen um zu plündern. — Gott weiß, was mit uns noch geschehen wird. (Allg. D.-Ztg.)Italien * Die Insurrektion in der Lombardei dauert an. Das Kriegsglück schwankt hin und her, Vortheile und Niederlagen auf beiden Seiten werden berichtet, doch scheinen in der Hauptsache die Oest- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div xml:id="ar145_017" type="jArticle"> <p><pb facs="#f0003" n="0755"/> durch die Proklamation der National-Versammlung an das Volk die Parteinahme für die Abgeordneten aller Schichten der Einwohnerschaft auf eine wahrhaft ergreifende Weise sich bemeisterte. Alle Klassen der Einwohnerschaft wetteiferten in der Parteinahme für die National-Versammlung. Nachdem auf der Börse 234 Kaufleute, unter ihnen die geachtesten Häuser, sich an der früher erwähnten Adresse betheiligt, folgten am Nachmittage alle Kompagnien der Bürgerwehr, mit Ausnahme der 10ten, welche sich der Abstimmung enthielt, in der Entscheidung gegen die Uebergriffe der Krone. Die Bürgerwehr, welche Kompagnieweise abstimmte, erklärte sich dahin, die Beschlüsse der Nationalversammlung ausführen zu wollen, indem sie die unten folgende Adresse annahm. Am Abende traten Magistrat und Stadtverordneten zusammen und faßten den gleichen Entschluß — (Der Magistrat einstimmig und die Stadtverordneten mit Ausnahme einer Stimme) kurz, die Hauptstadt von Pommern legt ihr moralisches Gewicht in die Waagschale für die gefährdeten Rechte des Volkes. Von heute an nimmt Stettin eine ehrenvolle Stelle unter den großen Städten der Monarchie ein, welche mit der National-Versammlung stehen und fallen. Ein Extrazug bringt heute früh die einzelnen Adressen durch besondere Deputationen des Magistrats und der Stadtverordneten, der Bürgerwehr und der Kaufmannschaft nach Berlin. Unter den Deputirten des Magistrats befindet sich auch der Oberbürgermeister Wartenberg und unter der Deputation der Stadtverordneten der Vorsteher Hessenland. Stettin hat auch die kühnsten Hoffnungen übertroffen. Das Volk wird seine Rechte zu wahren wissen.</p> <bibl>(Osts. Ztg.)</bibl> </div> <div xml:id="ar145_018" type="jArticle"> <head><bibl><author>!!!</author></bibl> Frankfurt, 14. November.</head> <p>Sitzung der Nationalversammlung. Präsident von <hi rendition="#g">Gagern</hi>.</p> <p> <hi rendition="#g">Tagesordnung:</hi> </p> <p rendition="#et">Bericht des Ausschusses für das Verhältniß der deutschen Reichsversammlung und der Centralgewalt zu den Einzelstaaten über die den Conflikt der Preußischen Regierung und der Nationalversammlung von Berlin betreffenden Anträge. — Berichterstatter <hi rendition="#g">Zachariä</hi>.</p> <p><hi rendition="#g">Vor der Tagesordnung</hi>.</p> <p><hi rendition="#g">Präsident:</hi> Mehrere Interpellationen sind zur Kenntniß zu bringen.</p> <p rendition="#et">1) <hi rendition="#g">Fetzer</hi> aus Stuttgart: Wegen der von der Centralgewalt an die Schweiz nochmals erlassenen Note, worin sich mehrere Stellen finden, welche auf unverantwortliche Art in das Verhältniß Deutschlands zu einem braven Nachbarvolke Störungen bringen.<lb/> 2) <hi rendition="#g">Nauwerk</hi> interpellirt wegen der österreichisch-italienischen Kriegsfrage. (Im Centrum: Ach, oweh!)<lb/> 3) <hi rendition="#g">Simon</hi> von Trier: Hat der Minister Kenntniß von einem Reskript der badischen Regierung, wonach die nach Baiern aus Wien geflüchteten Studenten polizeilich ausgewiesen werden? — und gedenkt das Reichsministerium, dieser polizeilichen Anarchie entgegen zu treten? (Aufregung.)<lb/> 4) <hi rendition="#g">Giskra:</hi> Hat das Ministerium Kenntniß davon, daß in Wien die Studenten und Arbeiter gewaltsam unter das Militär gesteckt werden?<lb/> 5) (Hört!) <hi rendition="#g">Simon</hi> von Trier fragt den Justizminister, ob er Kenntniß davon habe, daß nach den sichersten Nachrichten am 9. dieses Monats früh um 6 Uhr im Augarten zu Wien Robert Blum standrechtlich erschossen worden sei?<lb/> (Allgemeine Erstarrung!)</p> <p>Der Justizminister <hi rendition="#g">Mohl</hi> weiß natürlich nichts von diesem Schurkenstreich. — Mehrere Mitglieder der Linken treten mit einem Brief an die Tribüne. — Dieser Brief bestätigt vollkommen diese Nachricht. — Der Eindruck ist furchtbar.</p> <p><hi rendition="#g">Uebergang zur Tagesordnung</hi>.</p> <p>Der Bericht wird von <hi rendition="#g">Zachariä</hi> verlesen.</p> <p>Hiernach folgen mehrere Anträge, der erste von Vinke, Radowitz, Graf Schwerin und Consorten, hat die fabelhafte Frechheit, die Tagesordnung über die preußische Frage zu beantragen. Der zweite, von sehr vielen Mitgliedern der Linken unterzeichnet, bezieht sich auf die Entwaffnung der Bürgerwehr in Berlin und verlangt von der Centralgewalt den Befehl der Zurücknahme dieses Entwaffnungs-Reskripts an die preußische Regierung. — Folgen noch andere Anträge, von denen die Motive des einen 3/4 Stunden Zeit beim bloßen Verlesen wegnehmen.</p> <p>Justizminister <hi rendition="#g">Mohl</hi> theilt mit, daß er soeben aus ihrer Mitte (aus rechter Mitte?) zwei Abgeordnete nach Wien geschickt hat, um Fröbel und Trampusch, so wie andere dort befindliche Deutsche zu schützen.</p> <p><hi rendition="#g">Präsident</hi> verliest noch einen Brief aus Wien an den Abgeordneten Wiesner, welcher die Ermordung Blum's durch standrechtliches Urtheil bestätigt. Der Brief sagt, daß Blum sich männlich und in vollkommen edler Haltung bis zum Vollzug seiner Ermordung benommen hat.</p> <p>Hierauf geht man zur Tagesordnung zurück.</p> <p>Die Diskussion (zu welcher sich über 60 Redner eingeschrieben haben) beginnt mit</p> <p><hi rendition="#g">Simon</hi> von Breslau, welcher gegen die jämmerlichen matten Anträge der Majorität des Ausschusses spricht. Diese Anträge lauten:</p> <p>Die Reichversammlung wolle in Uebereinstimmung mit den von dem Reichsministerium beschlossenen Maßregeln erklären, daß sie es für nöthig erachte </p> <p rendition="#et">1) die königlich preußische Regierung dahin zu bestimmen, daß sie die angeordnete Verlegung der Nationalversammlung nach Brandenburg zurücknehme, sobald solche Maßregeln getroffen sind, welche ausreichend erscheinen, um die Würde und Freiheit ihrer Berathungen in Berlin sicher zu stellen;<lb/> 2) daß die preußische Krone sich alsbald mit einem Ministerium umgebe, welches das Vertrauen des Landes besitzt, und die Besorgnisse vor reactionären Bestrebungen und Beeinträchtigung der Volksfreiheiten zu beseitigen geeignet ist.<lb/> Jordan aus Marburg, Zachariä, Hergenhahn, Jordan aus Berlin, Schwartz, Haym, v. Saucken, Paur aus Augsburg, Lüntzel, Falk, Wiedenmann, v. Raumer aus Dinkelsbühl.</p> <p>In Oesterreich ist es zu spät, meine Herren, beginnt Simon, in Preußen noch nicht. Hierauf beweist Simon, daß das Betragen der preußischen Krone und Camarilla, gegenüber der Berliner Versammlung, eine direkte Folge des Zusammenkartätschens von Wien ist, daß die Unfreiheit der Versammlung durch den Einfluß des Berliner Volks ein elender Vorwand ist. Die Versammlung ist nie unfrei gewesen, dies beweisen selbst Männer wie Bornemann, Mitglied des rechten Centrums in Berlin. Sie können es nicht für Recht erklären, dieses Würfeln des Königs von Preußen um seine Krone. (Lautes Bravo im Centrum.) Recht und Gesetz stehen auf der Seite der National-Versammlung. Dies beweist (zum Ueberfluß) die Haltung derselben, die Haltung des Berliner Volks, der Bürgerwehr, des ganzen preußischen Volks. Was bleibt nach Wegnahme von diesem Allen dem Thron, was ist der Thron ohne das Volk? (Langer schallender Beifall links und Gallerien.) Wenn Sie, meine Herren, nur Aufstande im badischen Oberlande niederdrücken können, wenn Sie keine Macht haben gegen die Reaktion von Oben, keine Macht gegen die Regierungen — so erklären Sie doch, daß hier nicht der Schwerpunkt Deutschlands ist, sonst glaubt das Volk, daß es seine schlechtesten Männer nach Frankfurt geschickt hat.</p> <p>Diesen Worten folgt ein wahrhaft donnernder Sturm der Linken, des linken Centrums und der vollgepfropften Gallerien. Die Rechte tobt und will die Gallerie geräumt haben. Der Präsident sieht mehrfach nach den Gallerien, scheint es aber doch noch für zu früh zu halten. Unter fortwährendem krampfhaften Beifallklatschen geht Simon von der Tribüne.</p> <p>Simons Anträge lauten:</p> <p rendition="#et">1. „Die National-Versammlung wolle beschließen, die Centralgewalt aufzufordern, an die preußische Regierung die sofortige Erklärung zu richten, daß dieselbe außer ihrem Rechte stehe, wenn sie dem Lande ein Ministerium gegen den wiederholt ausgesprochenen Willen der Volksvertretung aufdringen wolle.“<lb/> 2. „Die National-Versammlung wolle beschließen, die Centralgewalt aufzufordern, an gedachte Regierung die fernere Erklärung zu richten, daß dieselbe außer ihrem Rechte stehe, wenn sie ohne Uebereinstimmung mit der zur Vereinbarung der Verfassung berufenen preußischen National-Versammlung letztere vertagen und ihren Sitz verlegen wolle.“<lb/> 3. „Die National-Versammlung wolle beschließen, die Centralgewalt aufzufordern, an gedachte Regierung die sofortige Weisung zu richten; vorstehend aufgeführte, die Volksfreiheit, das Recht und die Ruhe Deutschlands bedrohende Maßregel zurückzunehmen.“</p> <p><hi rendition="#g">Welker</hi> (der berühmte Reichstagskommissär) poltert und bellt für die Anträge der Majorität des Ausschusses. Es musse durchaus Ordnung werden, überall wolle man gerne Soldaten, man müsse einen Schreck vor der Freiheit bekommen wegen der Mißbräuche derselben. Dies käme alles daher, weil die Männer die Hände in die Taschen steckten und Buben regierten. (Tumult.) Welker rechtfertigt die preußischen Maßregeln aus der Büberei und Unordnung des Berliner Volks.</p> <p>v. <hi rendition="#g">Vinke</hi> will vom Standpunkte des historischen Rechts aus — Tagesordnung sogar über die Anträge des Ausschusses. Nirgends sei ein Gesetz, welches beweise, daß die Versammlung in Berlin tagen müsse. Sie könne beliebig verlegt werden. Dies sei ein Recht der Krone. Rodbertus wird heftig angegriffen; er sei jetzt Führer der Opposition, nachdem er früher das Recht der Berliner Versammlung, eine konstituirende zu sein, bestritten habe. Darauf das alte Lied von der unfreien Versammlung. Die Beispiele des konstitutionellen Musterstaats England führt der Ritter in Masse an. Wenn Brandenburg der Berliner Versammlung nicht genehm sei, müsse sie aufgelöst werden — im konstitutionellen Sinne! und eine neue zusammen berufen werden, um zu sehen, ob in dieser Neuen das Ministerium eine Majorität hätte. Seit dem segensreichen Einrücken Wrangels in Berlin, sei Ruhe geworden, seien die Papiere gestiegen. Mit der Haltung der Berliner Versammlung ist Vinke nicht zufrieden; diese habe gar nicht das Recht, Proklamationen an das Volk zu erlassen. Ueber das Ministerium Schmerling fährt er mit Wuth her wegen dessen gestrigen Erklärung. Wer hat denn die Centralgewalt aufgefordert, der Berliner Versammlung zu Hülfe zu kommen, etwa die Krone? Etwa jene Versammlung selbst? Bei Oesterreich haben wir die Verlegung des Reichstags ruhig gestattet, weshalb nicht in Preußen?</p> <p><hi rendition="#g">Müller</hi> von Würzburg deklamirt für die Anträge des Ausschusses.</p> <p>Während er ohne alle Theilnahme fortschwatzt, gebe ich Ihnen die Anträge der Minorität des Ausschusses. Sie lauten:</p> <p>„Die National-Versammlung wolle erklären, daß sie es für nöthig erachte:</p> <p rendition="#et">1. „Die königl. preuß. Regierung dahin zu bestimmen, daß sie die angeordnete Vertagung und Verlegung der preußischen National-Versammlung, als mit dem Wesen und dem Rechte einer Versammlung zur Vereinbarung der Verfassung unverträglich, aufhebe.<lb/> 2. „Daß erforderlichen Falies Maßregeln getroffen werden, welche ausreichend erscheinen, die Würde und freie Berathung der Versammlung in Berlin sicher zu stellen.<lb/> 3. „Daß die Krone Preußen sich alsbald mit einem Ministerium umgebe, welches das Vertrauen des Landes besitzt, und die Besorgnisse vor reaktionairen Bestrebungen und Beeinträchtigung der Volksfreiheiten zu beseitigen geeignet ist.<lb/><hi rendition="#g">Werner</hi> aus Koblenz, <hi rendition="#g">Krafft</hi> aus Nürnberg, <hi rendition="#g">Giskra</hi>.</p> <p>v. <hi rendition="#g">Wydenbrugk</hi> (Weimar) spricht für seine Anträge und die Anträge der Minorität des Ausschusses.</p> <p>Er giebt sich die überflussige Mühe den falschen Standpunkt Ritter Vinkes nachzuweisen, und fahrt dann fort:</p> <p>Ich nehme keinen Anstand das Benehmen der preußischen Krone für einen Staatsstreich zu erklären, dem wir ganz energisch entgegentreten müssen, wenn wir nicht ganz und gar vergessen, woraus wir hervorgegangen sind. (Bravo.) Daß Exzesse gegen die Berliner Versammlung vorgekommen, darf in revolutionären Zeiten nicht wundern. Seien wir deshalb klar erst und energisch in unserm heutigen Ausspruch, zum Vermitteln sind wir nicht hierhergekommen, da hätten wir besser zu Hause bleiben können. (Bravo, langanhaltender Beifall der Linken, linken Centren und Gallerie.)</p> <p>v. <hi rendition="#g">Beckerath</hi> (Minister) deklamirt für die Mehrheit des Ausschusses. Mehrere Mitglieder schlafen darüber ein.</p> <p>Selbst Beckerath findet, daß in Berlin eingeschritten werden muß. Die Verlegung selbst (so erläutert Beckerath die Ausschußanträge) ist ja nicht getadelt worden, nur soll sie dann nicht stattfinden, wenn die Beweggründe dazu weggeräumt sind. (Schöne Erklärung!) Zum Schluß meint er, die Geschichte werde darüber richten, ob hier „die schlechtesten Söhne Deutschlands“ sitzen, ein Beifallssturm dieses Hauses (S. oben Simon) könne darüber nicht entscheiden.</p> <p><hi rendition="#g">Lassaulx</hi> reicht einen Antrag auf einfache Tagesordnung ein. (Gelächter und Tumult.)</p> <p><hi rendition="#g">Biedermann</hi> (Leipzig.) macht seine Anträge.</p> <p>Es stimmen dieselben ganz und gar mit den Ausschußanträgen der Majorität überein.</p> <p><hi rendition="#g">Löwe</hi> aus Calbe widerlegt das sonstige Gewäsch des Herrn Biedermann und weist in einer ausgezeichneten Rede die Verhältnisse Preußen bis 1848 nach.</p> <p>Unter Anderm bemerkt Löwe: man sagt ewig, die Berliner Versammlung sei unfrei, und weil eben die Versammlung immer und immer wieder selbst erklärt, sie sei frei, eben deswegen bleiben Sie dabei, sie sei unfrei. (Lautes Bravo.) Die sogenannte anarchische Bevölkerung Berlins giebt der Regierung ein Beispiel wie sie sich benehmen soll, indem sie eine großartige Ruhe bewies bei der widerrechtlichen Entreißung aller ihrer Freiheiten. Die Revolution, die wir jetzt verhüten wollen, würde weiter gehen, als mancher glaubt, der sie vielleicht herbeiwünscht. Künstlich hat man diese Revolution herbeibeschworen, aber das edle Berliner Volk widersteht, es ist klug geworden, es giebt keinen Anlaß mehr durch Kravalle, und wenn man auch von oben her schreit, einen Kravall, nur einen Kravall, ein Königreich für einen Kravall! (Donnerndes langes Bravo.) Wenn Sie die Revolution in Preußen hervorrufen, sie wird nicht stehen bleiben in Preußen, sie wird eine deutsche werden. Alle größeren Städte, Magdeburg, Cöln, Breslau u. s. w. haben sich bereits für Berlin ausgesprochen. Endlich empfiehlt er Heinrich Simons Antrag (Schluß! Schluß!)</p> <p>Der Schluß der Debatte wird angenommen. Der Berichterstatter Zachariä soll sprechen, da versucht man auf die empörendste Art statt Zachariä Herrn Jordan aus Berlin einzuschmuggeln. Trotzdem Giskra und noch ein Mitglied des Ausschusses es geradezu für eine Lüge erklärten, daß im Ausschuß Jordan aus Berlin an Zachariäs Stelle zum Berichterstatter erwählt worden, wird nach einer tumultuarischen Scene, worin sich die Mitglieder des Ausschusses einander Lügner nennen, nachdem der Präsident sich zu Gunsten Jordans verwendet hat, dem Letztern das Wort gegeben. Nach einigen klaglichen Malicen gegen die Linken, verzichtet Herr Jordan aufs Wort, weil so großer Widerspruch gegen ihn ist. (Bravo.)</p> <p>Folgt die Abstimmung um 3 1/4 Uhr.</p> <p><hi rendition="#g">Lassaulxs</hi> Antrag auf einfache Tagesordnung wird nur von Jahn unterstützt.</p> <p>v. <hi rendition="#g">Vinke's</hi> motivirte Tagesordnung wird mit 393 gegen 45 Stimmen verworfen.</p> <p><hi rendition="#g">Heinrich Simons</hi> Antrag (S. oben.) kommt in seinen einzelnen Punkten zur Abstimmung. Punkt 1. mit 287 gegen 150 Stimmen verworfen.</p> <p>Punkt 2. in namentlicher Abstimmung mit 272 Stimmen gegen 172 verworfen. Der dritte Antrag von H. Simon fällt somit von selbst. v. Wydenbrugk zieht seinen Antrag zurück, und verbindet sich mit der Minorität des Ausschusses. (Bravo.) Ein Antrag von Maltzahn, „der preußischen Versammlung wegen ihres würdigen Benehmens Anerkennung auszusprechen“ wird verworfen. Der Antrag der Minorität wird mit 241 Stimmen gegen 198 verworfen. (Die verhängnißvollen Lichter um das Büreau werden angezündet.) Das große Resultat dieses großen Tages ist demnach die Annahme des Antrags der Majoritat des Ausschusses mit 239 Stimmen gegen 189.</p> <p>Vor Schluß der Sitzung theilt der Präsident noch einen dringlichen Antrag von Simon von Trier mit:</p> <p rendition="#et">„In Erwägung, daß das an Blum vollzogene Urtheil ein <hi rendition="#g">Mord</hi> ist, solle die Nationalversammlung die Centralgewalt zur sofortigen Ermittelung und Bestrafung der Morder auffordern.“</p> <p>Nur die Linke erkennt diesen Antrag als dringlich, er geht an den Ausschuß für österreichische Angelegenheiten. (Ruhe sanft!)</p> <p>Der Justizminister zeigt nochmals an, daß 2 Abgeordnete um 2 Uhr Nachmittag nach Wien sind, um von dieser Sache zuerst genaue Kenntniß zu nehmen.</p> <p>Schluß der Sitzung um 1/4 6 Uhr Abends. Morgen keine Sitzung.</p> </div> <div xml:id="ar145_019" type="jArticle"> <head><bibl><author>*</author></bibl> Mannheim, 13. November.</head> <p>An das Volk in Preußen und seine Vertreter.</p> <p>Burger, Brüder!</p> <p>Die volksfeindlichen Pläne, welche die Camarilla zu Potsdam an der Spitze der reactionären Partei längst im Geheimen zur Vernichtung der durch die Märzrevolution gewonnenen, durch gesetzliche Anerkennung zugesicherten Errungenschaften vorbereitet hat, sind jetzt in ihrem ganzen Umfange an das Tageslicht getreten. Die Niederlage, welche zu Wien die Sache des Volkes erfahren, hat auch bei Euch die Unterdrücker zur offenen Gewaltthat ermuthigt; derselbe Schlag ist Euch, derselbe Schlag ist dem ganzen deutschen Volke zugedacht. Wir fühlen mit Euch die Große des gegenwärtigen Augenblickes.</p> <p>Vertreter des preußischen Volkes! Ihr habt den gesetzwidrigen Anmuthungen, die von königlicher Seite an Euch ergangen sind, mit Entschlossenheit und Festigkeit widerstanden, Ihr habt die Würde der Volksvertretung durch Eure männliche Haltung gewahrt. Wir fühlen uns gedrungen, Euch zu sagen, daß wir in Euch die wahrhaftigen Stützen des Volkes erblicken. Beharret mit Entschiedenheit auf dem Wege, den Ihr betreten und das deutsche Volk wird sich an Euch anschließen. Es richtet um so freudiger seine Blicke zu Euch, als es in der deutschen Centralgewalt keine Bürgschaft für seine Freiheit findet und in der Majorität der Frankfurter Versammlung nur die biegsamen Werkzeuge der Willkür erkennen kann.</p> <p>Und Du, preußisches Volk, schaare Dich zusammen um deine Vertreter, unterstütze sie mit dem ganzen Nachdruck Deiner Macht, setze den frevelhaften Angriffen auf Deine Rechte all Deinen Muth, all Deine Thatkraft entgegen. Trete in die Schranken für Deine, für unsere Freiheit und wir werden zu Dir stehen. Gedenke des hohen Berufes, den Dir die Geschichte unseres Vaterlandes zugewiesen hat. Dir war es einst vorbehalten, die Losung zu geben zur Befreiung unseres Vaterlandes von der Despotie eines ausländischen Eroberers. Du hast die deutsche Nationalität gerettet, es ist jetzt an Dir, die deutsche Freiheit zu retten. Trete wieder ein in die alte Bahn Deines Ruhmes; trage das Banner voran, das ganze deutsche Volk wird Dir nachfolgen.</p> <p>Eine Bürgerversammlung im Weinberg.</p> <p>Mannheim, 13 Novbr., nach Empfang der Nachrichten über die Berliner Ereignisse vom 9. und 10. Novbr. 1848.</p> </div> <div xml:id="ar145_020" type="jArticle"> <head>Wien, 12. Nov.</head> <p><hi rendition="#g">Fröbel,</hi> zum Strange verurtheilt, ist von Windischgrätz begnadigt, <hi rendition="#g">Füßer</hi> freigesprochen worden.</p> </div> <div xml:id="ar145_021" type="jArticle"> <head>Wien, 11. Nov.</head> <p>Durch standrechtliches Urtheil ist Eduard Jeloviki, aus Hubnik in Russisch-Polen gebürtig, wegen thätiger Theilnahme an dem bewaffneten Aufruhre in Wien, und Widerstand gegen die k. k. Truppen, zum Tode verurtheilt, und das Urtheil gestern früh 7 ein halb Uhr in dem hiesigen Stadtgraben mit Pulver und Blei vollzogen worden.</p> </div> <div xml:id="ar145_022" type="jArticle"> <head>Wien, 12. Nov.</head> <p>Telegraphische Depesche. „Se. Majestät haben den Reichstag in Kremsier auf den 22. d. M. vertagt, was sogleich durch die Zeitungen bekannt zu geben ist.“</p> <p>Wien, ut sup. <hi rendition="#g">Engelbert Matzenauer,</hi> </p> <p>k. k. Ober-Telegraphist.</p> </div> <div xml:id="ar145_023" type="jArticle"> <head>Ollmütz, 11. Nov.</head> <p>Heute wurde folgende kaiserliche Proklamation veröffentlicht:</p> <p>„Wir Ferdinand der Erste, konstitutionneller Kaiser von Oesterreich, König von Ungarn etc. etc.</p> <p>Wir haben mit Unserem Patente vom 22. Okt. 1848 alle zum konstituirenden Reichstage erwählten Volksvertreter aufgefordert, sich bis zum 15. Nov. 1848 in der Stadt Kremsier zuverlässig einzufinden, um daselbst die Berathungen in Beziehung auf die Verfassung fortzusetzen.</p> <p>Es wurde uns vorgestellt, daß Viele der Abgeordneten in ihre Heimath gereiset seien, und daher nur mit Schwierigkeiten zur rechten Zeit an dem bezeichneten Orte eintreffen können. — Auch ist uns zur Kenntniß gekommen, daß die Vorbereitungen, welche wegen der Lokalitäten des Reichstages, und in Absicht auf die Unterknüfte der Abgeordneten, sowie für die übrigen Bedürfnisse getroffen werden müssen, nicht mit Zuverlässigkeit bis zum 15. Nov. 1848 vollendet sein dürften.</p> <p>Endlich ist es von Wichtigkeit, daß gleich bei dem Beginne der Verhandlungen die möglich größte Zahl der Abgeordneten sich einfinde.</p> <p>In Erwägung dieser Verhältnisse finden Wir Uns bewogen, den Tag zur Wiedereröffnung des konstituirenden Reichstages vom 15. Nov. auf den 22. Nov. 1848 hinauszurücken, und Wir erwarten um so zuversichtlicher, daß an dem bezeichneten Tage der Reichstag in Kremsier die Verhandlungen beginnen werde.</p> <p>Ollmütz, den 10. Nov. 1848.</p> <p>Ferdinand m. p. Wessenberg m. p.</p> </div> </div> <div n="1"> <head>Polen.</head> <div xml:id="ar145_024" type="jArticle"> <head>Lemberg, 3. November.</head> <p>So haben wir nun zwei der gräßlichsten Tage in der Geschichte der Stadt Lemberg durchlebt, in deren Vergleich man die Krakauer Juni-Ereignisse nur ein Spiel nennen könnte. — Am 1. November um 8 Uhr Abends wurde die akademische Patrouille während ihrer Dienstverrichtung von kaiserlichen besoffenen Artilleristen angefallen und mit Säbeln verwundet. Dies war die Veranlassung des Trommelns auf Allarm. Ganze Massen Volkes, die da riefen „Fenster beleuchten,“ erschienen auf den Straßen und als man nach drei gefallenen Kanonenschüssen von Seiten des Militärs einen Angriff von demselben befürchtete, fing man Sicherheitshalber an Barrikaden zu bauen. — Die 12,000 Mann Militär, bestehend aus 2 Bataillonen Grenadieren, 2 Bataillonen des Regiments Hartmann, 2 Bataillonen des Regiments Deutschmeister (Wiener), 1 Bataillon des Regiments Nugent und aus 1 Bataillon des Regimentes Parma sammt der Kavallerie und Artillerie zogen sich auf das Glacis zurück und umzingelten rund herum die Stadt und die Vorstädte. Den Tag darauf, am 2. des Morgens, schien es, als wenn die Ruhe wieder hergestellt wäre, denn man fing ja auch schon an die Barrikaden zu räumen, als plötzlich einige gefallene Schüsse aus Handgewehren das Zeichen gaben zum Beginne eines fürchterlichen Bombardements.</p> <p>Fast von dem Ausgange einer jeden Straße von der Seite des Glacis wurde aus den größten Kanonen, meistens mit Shrapnells und Granaten, seit 10—12 Uhr des Morgens in die Stadt gefeuert. Außerdem sind noch von der Anhöhe, unweit des erzbischöflichen Palais, 78 brennende Raketen in der Richtung nach dem Rathhause, das von der Garde besetzt war, in der Richtung nach der Universität, wo die akademische Legion versammelt wurde und in der Richtung nach dem alten Theater, wo in dem Redouten-Salon der Nationalrath seine Sitzungen hielt, unbarmherzig geschleudert. Um 11 des Morgens brach in Folge der Raketen eine allgemeine und fürchterliche Feuersbrunst aus. Die Universität mit einem bedeutenden Theile der reichen Bibliothek und des Naturalienkabinets, die polytechnische Akademie, die Haupt-Normalschule, das alte Theater mit dem großen Redoutensalon, das Rathhaus von riesenhaftem Bau, welches 800,000 Gulden K.-M. gekostet, obwohl mit Blech bedeckt, und endlich ein an alten Privilegien und Akten reiches Stadt-Archiv sammt 17 massiven Häusern auf den Straßen Ormianski und Krakowska (ulika).</p> <p>Alles dieses wurde das Opfer der Flammen. Besonders war die Feuersbrunst in dem Rathhause, welches inwendig zu brennen begann, so verheerend, daß die Kuppel von dem hohen Rathhausthurme herunterfiel und die Flammen aus den Fenstern des ersten Stockes gewaltig hervorbrachen. Es sind, soviel uns jetzt bekannt ist, 116 Personen gefallen und eine sehr große Anzahl verwundet; allein in dem Bernhardiner-Kloster liegen über 40 Verwundete. Unter den Gefallenen befinden sich auch der Literat Ludovikus Jablonowski und der reiche Kaufmann Klein. Unter den Verwundeten befindet sich auch der Oberbefehlshaber der Nationalgarde, Herr Wybranowski, der 3 Wunden erhielt. Ueberall war dieser Mann zu sehen, wohin ihn seine Pflicht gerufen; zweimal begab er sich mit den Stadträthen zu dem General Hammerstein, um ihn zu überzeugen, daß die Stadt gar keine Absicht habe das Militär anzugreifen, und daß das Volk nur in banger Furcht für den Fall der Selbstvertheidigung die Barrikaden baue. — Dreimal zerstörte man dieselben freiwillig, und dreimal baute man sie von Neuem wieder auf. — Ferner gehört noch zu den Schwerverwundeten der Unterhauptmann Rodinski.</p> <p>Die akademische Legion soll sich nach Ungarn begeben haben. — Außer den oben erwähnten Gebäuden ist noch das Gerichts-Depositorium, wo die Waisengelder niedergelegt waren, die Buchhalterei, die Registratur u. s. w. in Flammen aufgegangen. Den Schaden rechnet man auf 32 Millionen Gulden C. M. — Während des Bombardements brachte sich der Gubernator Zaleski bei dem kommandirenden General Hammerstein in Sicherheit. Aus Handgewehren schoß das Militär meistens auf den Pflanzungen, von dem Kulcyckischen Hause angefangen bis hinter der Jesuiter-Kirche. Erst gegen 4 Uhr Nachmittags marschirte das Militär, größtentheils besoffen, in die Stadt. — Als das Bataillon aus dem Regimente Nugent bei der Kaserne der Nationalgarde vorüberging, gab dasselbe, ohne angegriffen worden zu sein, Feuer, in Folge dessen zwei Gardisten sogleich dahin stürzten. So eben verbreitet sich das Gerücht, daß 15,000 Bauern, die mit Sensen und Dreschflegeln bewaffnet sind und die durch den Sóbor Smietojurski dazu aufgefordert, in die Stadt einrücken wollen um zu plündern. — Gott weiß, was mit uns noch geschehen wird.</p> <bibl>(Allg. D.-Ztg.)</bibl> </div> </div> <div n="1"> <head>Italien</head> <div xml:id="ar145_025" type="jArticle"> <bibl> <author>*</author> </bibl> <p>Die Insurrektion in der Lombardei dauert an. Das Kriegsglück schwankt hin und her, Vortheile und Niederlagen auf beiden Seiten werden berichtet, doch scheinen in der Hauptsache die Oest- </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0755/0003]
durch die Proklamation der National-Versammlung an das Volk die Parteinahme für die Abgeordneten aller Schichten der Einwohnerschaft auf eine wahrhaft ergreifende Weise sich bemeisterte. Alle Klassen der Einwohnerschaft wetteiferten in der Parteinahme für die National-Versammlung. Nachdem auf der Börse 234 Kaufleute, unter ihnen die geachtesten Häuser, sich an der früher erwähnten Adresse betheiligt, folgten am Nachmittage alle Kompagnien der Bürgerwehr, mit Ausnahme der 10ten, welche sich der Abstimmung enthielt, in der Entscheidung gegen die Uebergriffe der Krone. Die Bürgerwehr, welche Kompagnieweise abstimmte, erklärte sich dahin, die Beschlüsse der Nationalversammlung ausführen zu wollen, indem sie die unten folgende Adresse annahm. Am Abende traten Magistrat und Stadtverordneten zusammen und faßten den gleichen Entschluß — (Der Magistrat einstimmig und die Stadtverordneten mit Ausnahme einer Stimme) kurz, die Hauptstadt von Pommern legt ihr moralisches Gewicht in die Waagschale für die gefährdeten Rechte des Volkes. Von heute an nimmt Stettin eine ehrenvolle Stelle unter den großen Städten der Monarchie ein, welche mit der National-Versammlung stehen und fallen. Ein Extrazug bringt heute früh die einzelnen Adressen durch besondere Deputationen des Magistrats und der Stadtverordneten, der Bürgerwehr und der Kaufmannschaft nach Berlin. Unter den Deputirten des Magistrats befindet sich auch der Oberbürgermeister Wartenberg und unter der Deputation der Stadtverordneten der Vorsteher Hessenland. Stettin hat auch die kühnsten Hoffnungen übertroffen. Das Volk wird seine Rechte zu wahren wissen.
(Osts. Ztg.) !!! Frankfurt, 14. November. Sitzung der Nationalversammlung. Präsident von Gagern.
Tagesordnung:
Bericht des Ausschusses für das Verhältniß der deutschen Reichsversammlung und der Centralgewalt zu den Einzelstaaten über die den Conflikt der Preußischen Regierung und der Nationalversammlung von Berlin betreffenden Anträge. — Berichterstatter Zachariä.
Vor der Tagesordnung.
Präsident: Mehrere Interpellationen sind zur Kenntniß zu bringen.
1) Fetzer aus Stuttgart: Wegen der von der Centralgewalt an die Schweiz nochmals erlassenen Note, worin sich mehrere Stellen finden, welche auf unverantwortliche Art in das Verhältniß Deutschlands zu einem braven Nachbarvolke Störungen bringen.
2) Nauwerk interpellirt wegen der österreichisch-italienischen Kriegsfrage. (Im Centrum: Ach, oweh!)
3) Simon von Trier: Hat der Minister Kenntniß von einem Reskript der badischen Regierung, wonach die nach Baiern aus Wien geflüchteten Studenten polizeilich ausgewiesen werden? — und gedenkt das Reichsministerium, dieser polizeilichen Anarchie entgegen zu treten? (Aufregung.)
4) Giskra: Hat das Ministerium Kenntniß davon, daß in Wien die Studenten und Arbeiter gewaltsam unter das Militär gesteckt werden?
5) (Hört!) Simon von Trier fragt den Justizminister, ob er Kenntniß davon habe, daß nach den sichersten Nachrichten am 9. dieses Monats früh um 6 Uhr im Augarten zu Wien Robert Blum standrechtlich erschossen worden sei?
(Allgemeine Erstarrung!)
Der Justizminister Mohl weiß natürlich nichts von diesem Schurkenstreich. — Mehrere Mitglieder der Linken treten mit einem Brief an die Tribüne. — Dieser Brief bestätigt vollkommen diese Nachricht. — Der Eindruck ist furchtbar.
Uebergang zur Tagesordnung.
Der Bericht wird von Zachariä verlesen.
Hiernach folgen mehrere Anträge, der erste von Vinke, Radowitz, Graf Schwerin und Consorten, hat die fabelhafte Frechheit, die Tagesordnung über die preußische Frage zu beantragen. Der zweite, von sehr vielen Mitgliedern der Linken unterzeichnet, bezieht sich auf die Entwaffnung der Bürgerwehr in Berlin und verlangt von der Centralgewalt den Befehl der Zurücknahme dieses Entwaffnungs-Reskripts an die preußische Regierung. — Folgen noch andere Anträge, von denen die Motive des einen 3/4 Stunden Zeit beim bloßen Verlesen wegnehmen.
Justizminister Mohl theilt mit, daß er soeben aus ihrer Mitte (aus rechter Mitte?) zwei Abgeordnete nach Wien geschickt hat, um Fröbel und Trampusch, so wie andere dort befindliche Deutsche zu schützen.
Präsident verliest noch einen Brief aus Wien an den Abgeordneten Wiesner, welcher die Ermordung Blum's durch standrechtliches Urtheil bestätigt. Der Brief sagt, daß Blum sich männlich und in vollkommen edler Haltung bis zum Vollzug seiner Ermordung benommen hat.
Hierauf geht man zur Tagesordnung zurück.
Die Diskussion (zu welcher sich über 60 Redner eingeschrieben haben) beginnt mit
Simon von Breslau, welcher gegen die jämmerlichen matten Anträge der Majorität des Ausschusses spricht. Diese Anträge lauten:
Die Reichversammlung wolle in Uebereinstimmung mit den von dem Reichsministerium beschlossenen Maßregeln erklären, daß sie es für nöthig erachte
1) die königlich preußische Regierung dahin zu bestimmen, daß sie die angeordnete Verlegung der Nationalversammlung nach Brandenburg zurücknehme, sobald solche Maßregeln getroffen sind, welche ausreichend erscheinen, um die Würde und Freiheit ihrer Berathungen in Berlin sicher zu stellen;
2) daß die preußische Krone sich alsbald mit einem Ministerium umgebe, welches das Vertrauen des Landes besitzt, und die Besorgnisse vor reactionären Bestrebungen und Beeinträchtigung der Volksfreiheiten zu beseitigen geeignet ist.
Jordan aus Marburg, Zachariä, Hergenhahn, Jordan aus Berlin, Schwartz, Haym, v. Saucken, Paur aus Augsburg, Lüntzel, Falk, Wiedenmann, v. Raumer aus Dinkelsbühl.
In Oesterreich ist es zu spät, meine Herren, beginnt Simon, in Preußen noch nicht. Hierauf beweist Simon, daß das Betragen der preußischen Krone und Camarilla, gegenüber der Berliner Versammlung, eine direkte Folge des Zusammenkartätschens von Wien ist, daß die Unfreiheit der Versammlung durch den Einfluß des Berliner Volks ein elender Vorwand ist. Die Versammlung ist nie unfrei gewesen, dies beweisen selbst Männer wie Bornemann, Mitglied des rechten Centrums in Berlin. Sie können es nicht für Recht erklären, dieses Würfeln des Königs von Preußen um seine Krone. (Lautes Bravo im Centrum.) Recht und Gesetz stehen auf der Seite der National-Versammlung. Dies beweist (zum Ueberfluß) die Haltung derselben, die Haltung des Berliner Volks, der Bürgerwehr, des ganzen preußischen Volks. Was bleibt nach Wegnahme von diesem Allen dem Thron, was ist der Thron ohne das Volk? (Langer schallender Beifall links und Gallerien.) Wenn Sie, meine Herren, nur Aufstande im badischen Oberlande niederdrücken können, wenn Sie keine Macht haben gegen die Reaktion von Oben, keine Macht gegen die Regierungen — so erklären Sie doch, daß hier nicht der Schwerpunkt Deutschlands ist, sonst glaubt das Volk, daß es seine schlechtesten Männer nach Frankfurt geschickt hat.
Diesen Worten folgt ein wahrhaft donnernder Sturm der Linken, des linken Centrums und der vollgepfropften Gallerien. Die Rechte tobt und will die Gallerie geräumt haben. Der Präsident sieht mehrfach nach den Gallerien, scheint es aber doch noch für zu früh zu halten. Unter fortwährendem krampfhaften Beifallklatschen geht Simon von der Tribüne.
Simons Anträge lauten:
1. „Die National-Versammlung wolle beschließen, die Centralgewalt aufzufordern, an die preußische Regierung die sofortige Erklärung zu richten, daß dieselbe außer ihrem Rechte stehe, wenn sie dem Lande ein Ministerium gegen den wiederholt ausgesprochenen Willen der Volksvertretung aufdringen wolle.“
2. „Die National-Versammlung wolle beschließen, die Centralgewalt aufzufordern, an gedachte Regierung die fernere Erklärung zu richten, daß dieselbe außer ihrem Rechte stehe, wenn sie ohne Uebereinstimmung mit der zur Vereinbarung der Verfassung berufenen preußischen National-Versammlung letztere vertagen und ihren Sitz verlegen wolle.“
3. „Die National-Versammlung wolle beschließen, die Centralgewalt aufzufordern, an gedachte Regierung die sofortige Weisung zu richten; vorstehend aufgeführte, die Volksfreiheit, das Recht und die Ruhe Deutschlands bedrohende Maßregel zurückzunehmen.“
Welker (der berühmte Reichstagskommissär) poltert und bellt für die Anträge der Majorität des Ausschusses. Es musse durchaus Ordnung werden, überall wolle man gerne Soldaten, man müsse einen Schreck vor der Freiheit bekommen wegen der Mißbräuche derselben. Dies käme alles daher, weil die Männer die Hände in die Taschen steckten und Buben regierten. (Tumult.) Welker rechtfertigt die preußischen Maßregeln aus der Büberei und Unordnung des Berliner Volks.
v. Vinke will vom Standpunkte des historischen Rechts aus — Tagesordnung sogar über die Anträge des Ausschusses. Nirgends sei ein Gesetz, welches beweise, daß die Versammlung in Berlin tagen müsse. Sie könne beliebig verlegt werden. Dies sei ein Recht der Krone. Rodbertus wird heftig angegriffen; er sei jetzt Führer der Opposition, nachdem er früher das Recht der Berliner Versammlung, eine konstituirende zu sein, bestritten habe. Darauf das alte Lied von der unfreien Versammlung. Die Beispiele des konstitutionellen Musterstaats England führt der Ritter in Masse an. Wenn Brandenburg der Berliner Versammlung nicht genehm sei, müsse sie aufgelöst werden — im konstitutionellen Sinne! und eine neue zusammen berufen werden, um zu sehen, ob in dieser Neuen das Ministerium eine Majorität hätte. Seit dem segensreichen Einrücken Wrangels in Berlin, sei Ruhe geworden, seien die Papiere gestiegen. Mit der Haltung der Berliner Versammlung ist Vinke nicht zufrieden; diese habe gar nicht das Recht, Proklamationen an das Volk zu erlassen. Ueber das Ministerium Schmerling fährt er mit Wuth her wegen dessen gestrigen Erklärung. Wer hat denn die Centralgewalt aufgefordert, der Berliner Versammlung zu Hülfe zu kommen, etwa die Krone? Etwa jene Versammlung selbst? Bei Oesterreich haben wir die Verlegung des Reichstags ruhig gestattet, weshalb nicht in Preußen?
Müller von Würzburg deklamirt für die Anträge des Ausschusses.
Während er ohne alle Theilnahme fortschwatzt, gebe ich Ihnen die Anträge der Minorität des Ausschusses. Sie lauten:
„Die National-Versammlung wolle erklären, daß sie es für nöthig erachte:
1. „Die königl. preuß. Regierung dahin zu bestimmen, daß sie die angeordnete Vertagung und Verlegung der preußischen National-Versammlung, als mit dem Wesen und dem Rechte einer Versammlung zur Vereinbarung der Verfassung unverträglich, aufhebe.
2. „Daß erforderlichen Falies Maßregeln getroffen werden, welche ausreichend erscheinen, die Würde und freie Berathung der Versammlung in Berlin sicher zu stellen.
3. „Daß die Krone Preußen sich alsbald mit einem Ministerium umgebe, welches das Vertrauen des Landes besitzt, und die Besorgnisse vor reaktionairen Bestrebungen und Beeinträchtigung der Volksfreiheiten zu beseitigen geeignet ist.
Werner aus Koblenz, Krafft aus Nürnberg, Giskra.
v. Wydenbrugk (Weimar) spricht für seine Anträge und die Anträge der Minorität des Ausschusses.
Er giebt sich die überflussige Mühe den falschen Standpunkt Ritter Vinkes nachzuweisen, und fahrt dann fort:
Ich nehme keinen Anstand das Benehmen der preußischen Krone für einen Staatsstreich zu erklären, dem wir ganz energisch entgegentreten müssen, wenn wir nicht ganz und gar vergessen, woraus wir hervorgegangen sind. (Bravo.) Daß Exzesse gegen die Berliner Versammlung vorgekommen, darf in revolutionären Zeiten nicht wundern. Seien wir deshalb klar erst und energisch in unserm heutigen Ausspruch, zum Vermitteln sind wir nicht hierhergekommen, da hätten wir besser zu Hause bleiben können. (Bravo, langanhaltender Beifall der Linken, linken Centren und Gallerie.)
v. Beckerath (Minister) deklamirt für die Mehrheit des Ausschusses. Mehrere Mitglieder schlafen darüber ein.
Selbst Beckerath findet, daß in Berlin eingeschritten werden muß. Die Verlegung selbst (so erläutert Beckerath die Ausschußanträge) ist ja nicht getadelt worden, nur soll sie dann nicht stattfinden, wenn die Beweggründe dazu weggeräumt sind. (Schöne Erklärung!) Zum Schluß meint er, die Geschichte werde darüber richten, ob hier „die schlechtesten Söhne Deutschlands“ sitzen, ein Beifallssturm dieses Hauses (S. oben Simon) könne darüber nicht entscheiden.
Lassaulx reicht einen Antrag auf einfache Tagesordnung ein. (Gelächter und Tumult.)
Biedermann (Leipzig.) macht seine Anträge.
Es stimmen dieselben ganz und gar mit den Ausschußanträgen der Majorität überein.
Löwe aus Calbe widerlegt das sonstige Gewäsch des Herrn Biedermann und weist in einer ausgezeichneten Rede die Verhältnisse Preußen bis 1848 nach.
Unter Anderm bemerkt Löwe: man sagt ewig, die Berliner Versammlung sei unfrei, und weil eben die Versammlung immer und immer wieder selbst erklärt, sie sei frei, eben deswegen bleiben Sie dabei, sie sei unfrei. (Lautes Bravo.) Die sogenannte anarchische Bevölkerung Berlins giebt der Regierung ein Beispiel wie sie sich benehmen soll, indem sie eine großartige Ruhe bewies bei der widerrechtlichen Entreißung aller ihrer Freiheiten. Die Revolution, die wir jetzt verhüten wollen, würde weiter gehen, als mancher glaubt, der sie vielleicht herbeiwünscht. Künstlich hat man diese Revolution herbeibeschworen, aber das edle Berliner Volk widersteht, es ist klug geworden, es giebt keinen Anlaß mehr durch Kravalle, und wenn man auch von oben her schreit, einen Kravall, nur einen Kravall, ein Königreich für einen Kravall! (Donnerndes langes Bravo.) Wenn Sie die Revolution in Preußen hervorrufen, sie wird nicht stehen bleiben in Preußen, sie wird eine deutsche werden. Alle größeren Städte, Magdeburg, Cöln, Breslau u. s. w. haben sich bereits für Berlin ausgesprochen. Endlich empfiehlt er Heinrich Simons Antrag (Schluß! Schluß!)
Der Schluß der Debatte wird angenommen. Der Berichterstatter Zachariä soll sprechen, da versucht man auf die empörendste Art statt Zachariä Herrn Jordan aus Berlin einzuschmuggeln. Trotzdem Giskra und noch ein Mitglied des Ausschusses es geradezu für eine Lüge erklärten, daß im Ausschuß Jordan aus Berlin an Zachariäs Stelle zum Berichterstatter erwählt worden, wird nach einer tumultuarischen Scene, worin sich die Mitglieder des Ausschusses einander Lügner nennen, nachdem der Präsident sich zu Gunsten Jordans verwendet hat, dem Letztern das Wort gegeben. Nach einigen klaglichen Malicen gegen die Linken, verzichtet Herr Jordan aufs Wort, weil so großer Widerspruch gegen ihn ist. (Bravo.)
Folgt die Abstimmung um 3 1/4 Uhr.
Lassaulxs Antrag auf einfache Tagesordnung wird nur von Jahn unterstützt.
v. Vinke's motivirte Tagesordnung wird mit 393 gegen 45 Stimmen verworfen.
Heinrich Simons Antrag (S. oben.) kommt in seinen einzelnen Punkten zur Abstimmung. Punkt 1. mit 287 gegen 150 Stimmen verworfen.
Punkt 2. in namentlicher Abstimmung mit 272 Stimmen gegen 172 verworfen. Der dritte Antrag von H. Simon fällt somit von selbst. v. Wydenbrugk zieht seinen Antrag zurück, und verbindet sich mit der Minorität des Ausschusses. (Bravo.) Ein Antrag von Maltzahn, „der preußischen Versammlung wegen ihres würdigen Benehmens Anerkennung auszusprechen“ wird verworfen. Der Antrag der Minorität wird mit 241 Stimmen gegen 198 verworfen. (Die verhängnißvollen Lichter um das Büreau werden angezündet.) Das große Resultat dieses großen Tages ist demnach die Annahme des Antrags der Majoritat des Ausschusses mit 239 Stimmen gegen 189.
Vor Schluß der Sitzung theilt der Präsident noch einen dringlichen Antrag von Simon von Trier mit:
„In Erwägung, daß das an Blum vollzogene Urtheil ein Mord ist, solle die Nationalversammlung die Centralgewalt zur sofortigen Ermittelung und Bestrafung der Morder auffordern.“
Nur die Linke erkennt diesen Antrag als dringlich, er geht an den Ausschuß für österreichische Angelegenheiten. (Ruhe sanft!)
Der Justizminister zeigt nochmals an, daß 2 Abgeordnete um 2 Uhr Nachmittag nach Wien sind, um von dieser Sache zuerst genaue Kenntniß zu nehmen.
Schluß der Sitzung um 1/4 6 Uhr Abends. Morgen keine Sitzung.
* Mannheim, 13. November. An das Volk in Preußen und seine Vertreter.
Burger, Brüder!
Die volksfeindlichen Pläne, welche die Camarilla zu Potsdam an der Spitze der reactionären Partei längst im Geheimen zur Vernichtung der durch die Märzrevolution gewonnenen, durch gesetzliche Anerkennung zugesicherten Errungenschaften vorbereitet hat, sind jetzt in ihrem ganzen Umfange an das Tageslicht getreten. Die Niederlage, welche zu Wien die Sache des Volkes erfahren, hat auch bei Euch die Unterdrücker zur offenen Gewaltthat ermuthigt; derselbe Schlag ist Euch, derselbe Schlag ist dem ganzen deutschen Volke zugedacht. Wir fühlen mit Euch die Große des gegenwärtigen Augenblickes.
Vertreter des preußischen Volkes! Ihr habt den gesetzwidrigen Anmuthungen, die von königlicher Seite an Euch ergangen sind, mit Entschlossenheit und Festigkeit widerstanden, Ihr habt die Würde der Volksvertretung durch Eure männliche Haltung gewahrt. Wir fühlen uns gedrungen, Euch zu sagen, daß wir in Euch die wahrhaftigen Stützen des Volkes erblicken. Beharret mit Entschiedenheit auf dem Wege, den Ihr betreten und das deutsche Volk wird sich an Euch anschließen. Es richtet um so freudiger seine Blicke zu Euch, als es in der deutschen Centralgewalt keine Bürgschaft für seine Freiheit findet und in der Majorität der Frankfurter Versammlung nur die biegsamen Werkzeuge der Willkür erkennen kann.
Und Du, preußisches Volk, schaare Dich zusammen um deine Vertreter, unterstütze sie mit dem ganzen Nachdruck Deiner Macht, setze den frevelhaften Angriffen auf Deine Rechte all Deinen Muth, all Deine Thatkraft entgegen. Trete in die Schranken für Deine, für unsere Freiheit und wir werden zu Dir stehen. Gedenke des hohen Berufes, den Dir die Geschichte unseres Vaterlandes zugewiesen hat. Dir war es einst vorbehalten, die Losung zu geben zur Befreiung unseres Vaterlandes von der Despotie eines ausländischen Eroberers. Du hast die deutsche Nationalität gerettet, es ist jetzt an Dir, die deutsche Freiheit zu retten. Trete wieder ein in die alte Bahn Deines Ruhmes; trage das Banner voran, das ganze deutsche Volk wird Dir nachfolgen.
Eine Bürgerversammlung im Weinberg.
Mannheim, 13 Novbr., nach Empfang der Nachrichten über die Berliner Ereignisse vom 9. und 10. Novbr. 1848.
Wien, 12. Nov. Fröbel, zum Strange verurtheilt, ist von Windischgrätz begnadigt, Füßer freigesprochen worden.
Wien, 11. Nov. Durch standrechtliches Urtheil ist Eduard Jeloviki, aus Hubnik in Russisch-Polen gebürtig, wegen thätiger Theilnahme an dem bewaffneten Aufruhre in Wien, und Widerstand gegen die k. k. Truppen, zum Tode verurtheilt, und das Urtheil gestern früh 7 ein halb Uhr in dem hiesigen Stadtgraben mit Pulver und Blei vollzogen worden.
Wien, 12. Nov. Telegraphische Depesche. „Se. Majestät haben den Reichstag in Kremsier auf den 22. d. M. vertagt, was sogleich durch die Zeitungen bekannt zu geben ist.“
Wien, ut sup. Engelbert Matzenauer,
k. k. Ober-Telegraphist.
Ollmütz, 11. Nov. Heute wurde folgende kaiserliche Proklamation veröffentlicht:
„Wir Ferdinand der Erste, konstitutionneller Kaiser von Oesterreich, König von Ungarn etc. etc.
Wir haben mit Unserem Patente vom 22. Okt. 1848 alle zum konstituirenden Reichstage erwählten Volksvertreter aufgefordert, sich bis zum 15. Nov. 1848 in der Stadt Kremsier zuverlässig einzufinden, um daselbst die Berathungen in Beziehung auf die Verfassung fortzusetzen.
Es wurde uns vorgestellt, daß Viele der Abgeordneten in ihre Heimath gereiset seien, und daher nur mit Schwierigkeiten zur rechten Zeit an dem bezeichneten Orte eintreffen können. — Auch ist uns zur Kenntniß gekommen, daß die Vorbereitungen, welche wegen der Lokalitäten des Reichstages, und in Absicht auf die Unterknüfte der Abgeordneten, sowie für die übrigen Bedürfnisse getroffen werden müssen, nicht mit Zuverlässigkeit bis zum 15. Nov. 1848 vollendet sein dürften.
Endlich ist es von Wichtigkeit, daß gleich bei dem Beginne der Verhandlungen die möglich größte Zahl der Abgeordneten sich einfinde.
In Erwägung dieser Verhältnisse finden Wir Uns bewogen, den Tag zur Wiedereröffnung des konstituirenden Reichstages vom 15. Nov. auf den 22. Nov. 1848 hinauszurücken, und Wir erwarten um so zuversichtlicher, daß an dem bezeichneten Tage der Reichstag in Kremsier die Verhandlungen beginnen werde.
Ollmütz, den 10. Nov. 1848.
Ferdinand m. p. Wessenberg m. p.
Polen. Lemberg, 3. November. So haben wir nun zwei der gräßlichsten Tage in der Geschichte der Stadt Lemberg durchlebt, in deren Vergleich man die Krakauer Juni-Ereignisse nur ein Spiel nennen könnte. — Am 1. November um 8 Uhr Abends wurde die akademische Patrouille während ihrer Dienstverrichtung von kaiserlichen besoffenen Artilleristen angefallen und mit Säbeln verwundet. Dies war die Veranlassung des Trommelns auf Allarm. Ganze Massen Volkes, die da riefen „Fenster beleuchten,“ erschienen auf den Straßen und als man nach drei gefallenen Kanonenschüssen von Seiten des Militärs einen Angriff von demselben befürchtete, fing man Sicherheitshalber an Barrikaden zu bauen. — Die 12,000 Mann Militär, bestehend aus 2 Bataillonen Grenadieren, 2 Bataillonen des Regiments Hartmann, 2 Bataillonen des Regiments Deutschmeister (Wiener), 1 Bataillon des Regiments Nugent und aus 1 Bataillon des Regimentes Parma sammt der Kavallerie und Artillerie zogen sich auf das Glacis zurück und umzingelten rund herum die Stadt und die Vorstädte. Den Tag darauf, am 2. des Morgens, schien es, als wenn die Ruhe wieder hergestellt wäre, denn man fing ja auch schon an die Barrikaden zu räumen, als plötzlich einige gefallene Schüsse aus Handgewehren das Zeichen gaben zum Beginne eines fürchterlichen Bombardements.
Fast von dem Ausgange einer jeden Straße von der Seite des Glacis wurde aus den größten Kanonen, meistens mit Shrapnells und Granaten, seit 10—12 Uhr des Morgens in die Stadt gefeuert. Außerdem sind noch von der Anhöhe, unweit des erzbischöflichen Palais, 78 brennende Raketen in der Richtung nach dem Rathhause, das von der Garde besetzt war, in der Richtung nach der Universität, wo die akademische Legion versammelt wurde und in der Richtung nach dem alten Theater, wo in dem Redouten-Salon der Nationalrath seine Sitzungen hielt, unbarmherzig geschleudert. Um 11 des Morgens brach in Folge der Raketen eine allgemeine und fürchterliche Feuersbrunst aus. Die Universität mit einem bedeutenden Theile der reichen Bibliothek und des Naturalienkabinets, die polytechnische Akademie, die Haupt-Normalschule, das alte Theater mit dem großen Redoutensalon, das Rathhaus von riesenhaftem Bau, welches 800,000 Gulden K.-M. gekostet, obwohl mit Blech bedeckt, und endlich ein an alten Privilegien und Akten reiches Stadt-Archiv sammt 17 massiven Häusern auf den Straßen Ormianski und Krakowska (ulika).
Alles dieses wurde das Opfer der Flammen. Besonders war die Feuersbrunst in dem Rathhause, welches inwendig zu brennen begann, so verheerend, daß die Kuppel von dem hohen Rathhausthurme herunterfiel und die Flammen aus den Fenstern des ersten Stockes gewaltig hervorbrachen. Es sind, soviel uns jetzt bekannt ist, 116 Personen gefallen und eine sehr große Anzahl verwundet; allein in dem Bernhardiner-Kloster liegen über 40 Verwundete. Unter den Gefallenen befinden sich auch der Literat Ludovikus Jablonowski und der reiche Kaufmann Klein. Unter den Verwundeten befindet sich auch der Oberbefehlshaber der Nationalgarde, Herr Wybranowski, der 3 Wunden erhielt. Ueberall war dieser Mann zu sehen, wohin ihn seine Pflicht gerufen; zweimal begab er sich mit den Stadträthen zu dem General Hammerstein, um ihn zu überzeugen, daß die Stadt gar keine Absicht habe das Militär anzugreifen, und daß das Volk nur in banger Furcht für den Fall der Selbstvertheidigung die Barrikaden baue. — Dreimal zerstörte man dieselben freiwillig, und dreimal baute man sie von Neuem wieder auf. — Ferner gehört noch zu den Schwerverwundeten der Unterhauptmann Rodinski.
Die akademische Legion soll sich nach Ungarn begeben haben. — Außer den oben erwähnten Gebäuden ist noch das Gerichts-Depositorium, wo die Waisengelder niedergelegt waren, die Buchhalterei, die Registratur u. s. w. in Flammen aufgegangen. Den Schaden rechnet man auf 32 Millionen Gulden C. M. — Während des Bombardements brachte sich der Gubernator Zaleski bei dem kommandirenden General Hammerstein in Sicherheit. Aus Handgewehren schoß das Militär meistens auf den Pflanzungen, von dem Kulcyckischen Hause angefangen bis hinter der Jesuiter-Kirche. Erst gegen 4 Uhr Nachmittags marschirte das Militär, größtentheils besoffen, in die Stadt. — Als das Bataillon aus dem Regimente Nugent bei der Kaserne der Nationalgarde vorüberging, gab dasselbe, ohne angegriffen worden zu sein, Feuer, in Folge dessen zwei Gardisten sogleich dahin stürzten. So eben verbreitet sich das Gerücht, daß 15,000 Bauern, die mit Sensen und Dreschflegeln bewaffnet sind und die durch den Sóbor Smietojurski dazu aufgefordert, in die Stadt einrücken wollen um zu plündern. — Gott weiß, was mit uns noch geschehen wird.
(Allg. D.-Ztg.) Italien * Die Insurrektion in der Lombardei dauert an. Das Kriegsglück schwankt hin und her, Vortheile und Niederlagen auf beiden Seiten werden berichtet, doch scheinen in der Hauptsache die Oest-
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