Neue Rheinische Zeitung. Nr. 147. Köln, 19. November 1848. Zweite Ausgabe.bringen. Der General Cavaignac sagte: die Ehre der Armee erheischte, daß ich in meinem Systeme beharre. Würde eine einzige meiner Kompagnien entwaffnet, so würde ich mir eine Kugel durch den Kopf jagen. Die Nationalgarde mag die Barrikaden angreifen. Wird sie geschlagen, so ziehe ich es vor, mich in die Ebene St. Denis zurückzuziehen, und hier der Emeute eine Schlacht zu liefern." Der Leser verwandle sich in einen Geschwornen. Er lege die Hand auf's Herz und antworte auf diese Frage: "Konnte der General Cavaignac die Insurrektion vom 23. Juni verhindern?" "Wenn er sie nicht verhindert hat, geschah es nicht, weil es in seinem Plane lag, sie umfangreich und gefahrdrohend genug zu machen, um den Sturz der Exekutivkommission zu beschleunigen und an die Nothwendigkeit der Diktatur glauben zu machen?" Ja oder Nein? 19 Paris, 15. Nov. Die Montagne hat mit ihrer Empfehlung Ledru-Rollins unter den Pariser Revolutionären nichts erreicht: das demokratische Central-Wahlkomite der vier Seinedepartements hat sich vorgestern mit 72 Stimmen gegen 6 (die sich der Abstimmung enthielten) für die Candidatur des Gefangenen von Vincennes, Francois Vincent Raspail, entschieden! Der äußere Anlaß dieses Beschlusses, der wahrscheinlich die Stimmen der demokratischen Partei in der Präsidentenwahl zersplittern wird, ist in Kürze folgender. Das Centralkomite entwarf eine Liste von Kandidaten, die ihm für eine demokratische Regierung die meisten Garantien zu bieten schienen; es waren Albert, Barbes, Louis Blanc, Blanqui, Cabet, Lagrange, Ledru-Rollin, Raspail. Eine Deputation begab sich zu den Designirten, um ihnen ein demokratisches Programm zur Erklärung vorzulegen und Jeden einzeln zu befragen, ob er im Fall, daß Einer der Andern den Vorzug erhielte, im Interesse des allgemeinen Zusammenwirkens von seiner Kandidatur abstehen wolle. Von sieben der Bezeichneten kehrte die Deputation mit befriedigender Antwort zurück; der achte jedoch, Hr. Ledru-Rollin, erklärte nach mehrfachen Ausstellungen an dem Programm, daß er in keinem Fall von seiner Kandidatur abstehen könne, weil er dieselbe bereits in mehreren Departments angenommen habe. Nach einer kurzen Berathung, ob man diese Angelegenheit vorher noch in den Klubs und Reunionen zur Sprache bringen solle, entschied sich darauf das Komite in der erwähnten Weise für die Kandidatur Raspails. Die Freunde des Hrn. Ledru-Rollin sind wüthend über diesen Beschluß; in den Wahlvereinen herrscht die größte Aufregung, und auf den Boulevards Montmartre und St. Denis sieht man seit gestern und heute Abend zahlreiche Haufen, welche sich mit wüthender Erbitterung für und wider Ledru-Rollin streiten. In den Klubs der Rue Grenelle St. Honore und Wauxhall wurde der Beschluß des Centralcomite's mit großem Jubel aufgenommen; die Arbeiter riefen noch lange draußen auf den Straßen: Vive Raspail! Vive la republique democratique et sociale! In der Reunion des Saales Montesquieu, wo sich mehrere Deputirte der Montagne eingefunden hatten, stritten sich die avancirten Revolutionäre auf das Heftigste mit der Partei der Reforme. Die letztern griffen das Centralcomite an, welches nicht aus direkter Wahl, sondern aus den Vorständen der "gerade zufällig bestehenden Klubs" hervorgegangen sei. Mehrere Redner vertheidigten dasselbe, indem sie zugleich Ledru-Rollin, der in letzter Zeit durch seine Zurückgezogenheit um das Wohlwollen der kleinen Bourgeoisie gebuhlt habe, heftig, angriffen, und als einer derselben bei Gelegenheit der Erklärung Ledru-Rollin's betreff der Departements ausrief: "Hr. Ledru-Rollin mag sich immer auf das Land verlassen, Paris wird die Revolution machen!" folgte ihm der stürmische anhaltende Beifall der zahlreich versammelten Arbeiter. Wenn, wie nicht zu bezweifeln, das Central-Komite auf seinem Beschluß beharrt, so ist Hr. Ledru-Rollin in der Urwahl vollständig enfoncirt, denn die Pariser Demokratie war seine Hauptstütze. Wie man sagt, hat das Central-Komite nach der neuesten Zählung in den Seinedepartements über sichere 180,000 Stimmen zu verfügen. In den Departements wird indeß Raspail nicht so sicher triumphiren, da die Zeit für weitere Propaganda zu kurz ist und die Agenten Ledru-Rollins im Besitz der meisten demokratischen Provinzialblätter sind. Das Central-Komite weiß übrigens sehr wohl, daß es mit Raspail in der Urwahl nicht durchdringen kann, allein es hat, wie mir in dem Klub der Rue Grenelle eins seiner Mitglieder sagte, "für den Fall einer Revolution dem Volke ein besseres Feldgeschrei geben wollen, als die Helden der Reforme." * Paris, 17. Nov. Brief eines 80jährigen Greises an die Presse. Ich habe einen kleinen Fehler: ich bin etwas neugieriger Natur. Da Sie nun so genau die Geschichte der Cavaignac'schen Dynastie kennen, so möchte ich Sie bitten, mich über einen Punkt aufzuklären, der, ich muß es gestehen, mich in große Verlegenheit setzt: Meine Frage lautet: 1) Wann haben die Cavaignac's angefangen, Republikaner zu sein? Die Archiven der alten Provinz Guercy enthalten mehrere Briefe aus den Jahren 1786 und 87, in denen J. B. Cavaignac den Intendanten flehentlich bittet, ihm doch eine Stelle als Empfänger der Salzsteuer zukommen zu lassen und diese seine Bitte durch "das heiße Verlangen" motivirte, "dem Könige zu dienen." J. B. Cavaignac war zu dieser Zeit ohne Zweifel ein eifriger Royalist. Im Jahre 1793, da verhielt sich die Sache ganz anders. Der Revolutionsplatz, die Gers- und Landes-Departements und noch viele andere Dinge könnten mich wohl bestimmen, J. B. Cavaignac für einen reinen Republikaner zu halten, hätte ich ihn nicht einige Jahre später in Neapel in den Diensten des Königs Murat gefunden, dem er "den Eid der Treue" geleistet. Denken Sie, daß dieser J. B. Cavaignac noch Republikaner war? Der König Murat, nachdem er den Kaiser Napoleon verlassen hatte, befahl allen Franzosen, die in Diensten Neapels standen, sich als Neapolitaner naturalisiren zu lassen, wenn sie nicht Gefahr laufen wollten, ihre Stelle zu verlieren. J. B. Cavaignac, der damals Direktor des "Enregistrement" war, wurde Neapolitaner, und ließ ebenfalls seine zwei Söhne, Godefroy und Eugene, naturalisiren. Denken Sie wohl, daß Cavaignac, der Vater, als guter Franzose und guter Republikaner gehandelt hat? J. B. Cavaignac, der, wie er wörtlich sagt, "seine beiden Söhne dem König dem König von Neapel geschenkt hat:" ließ sie Pagen werden. War J. B. Cavaignac noch Republikaner, als das Gesetz vom Februar 1815 die alten sogenannten "votirenden" Conventionelle aus Frankreich verbannte? Behielt J. B. Cavaignac in Belgien die royalistischen Gesinnungen bei, die er so offen in Neapel bekundet hatte, oder wurde er, was er 1793 war? Diese Frage ist sehr schwierig zu beantworten. Kommen wir vom Vater auf den Sohn, so wird unsere Verlegenheit noch größer. Von der Erziehung hängt die Ueberzeugung eines Mannes ab; das läugnet Niemand. Nun frage ich, wo und wie sind die Kinder Cavaignac's erzogen worden, von denen der jüngere, der heute an der Spitze der Regierung steht, uns als ein Republikaner angepriesen wird. Die beiden Cavaignac's brachten ihre ersten Jünglingsjahre im Antichambre des Königs Murat zu; ich habe sie gesehen hinter seinem Wagen stehn, ich habe gesehen, wie sie während des Mittagessens die Teller dem König Murat präsentirten, dessen Livree sie trugen. Dies sind allerdings Funktionen, die sich schwerlich mit demjenigen Stolz, demjenigen Adel der Gesinnungen in Einklang setzen lassen, den die Republikaner von Geburt haben sollen. Waren diese jungen Burschen damals Republikaner oder Royalisten? Man wird mir antworten: sie gehorchten damals ihrem Herrn Vater, resp. Bürger Vater Gut. Aber als Eugene großjährig geworden, als er keinem Herrn oder Bürger Vater zu gehorchen brauchte, trat er in die Dienste Karls X. und leistete ihm den Eid der Treue. Denken Sie wohl, daß er damals Republikaner war? Ich glaube nicht; sonst müßte ich ja annehmen, daß er einen falschen Eid schwur. Als er in Afrika, an der Spitze seines Regiments, vor dem Könige, vor den Prinzen vorbeimarschirte, und den Athem sich ausschrie, um sein "es lebe der König, es leben die Prinzen," recht laut, recht arabisch ertönen zu lassen, war er damals Royalist oder Republikaner? Hierüber möchte ich gerne Ihre Meinung hören. Die Freunde der Cavaignac'schen Dynastie haben Biographen aller Art über Louis Napoleon, über seinen Vater und Verwandten veröffentlicht, warum sollte man nicht suchen, zu erforschen, wie es mit der Biographie und dem Republikanismus Cavaignac's steht? Paris, 16. Nov. Die Präsidentenwahl verrückt alle Köpfe. Nicht nur in allen politischen Zirkeln, sondern auch in allen Familienstuben spricht man von nichts als Louis Bonaparte und Cavaignac. Die Bonapartisten gebehrden sich fast wahnsinnig. Vor ihrem Centralklub (Passage Jouffroy am Boulevard) sammelten sich gestern Abend etwa tausend Menschen, weil er jedem politischen Gegner den Einlaß verweigert hatte. Der Andrang wurde immer stärker, und trotzdem man von den Fenstern des Klubs herab mit Wasser gegen sie spritzte, hielten sie doch so lange Stand, bis sich der Klub aufhob. Von den Wasserspritzen dürfte man gar bald zu Flintenschüssen übergehen. Die demokratischen Klubs beweisen sich indessen nicht viel toleranter. Vorgestern fand unter Altoa Shee's Vorsitz im Montesquieusaale eine Sitzung statt, in welcher ein Napoleonist das Wort verlangte und erhielt. Kaum hatte er angefangen die Verdienste des "Prinzen" zu loben, so schrie man aus vollem Halse: Reißt den Kerl herunter! Das ist ein bezahlter Lakey aus der Rue de la Chaussee d'Antin, wo man nur Glacehandschuhe und glanzlederne Stiefeln trägt u. s. w. u. s. w. Die Köpfe erhitzten sich mit jedem Augenblicke mehr, und wenn der Saalkellner nicht den vortrefflichen Einfall gehabt hätte, das Gas auszulöschen, wodurch plötzliche Finsterniß entstand, die allem Geschrei ein Ende machte, so wäre es wahrscheinlich zu derben Auftritten gekommen. So aber zerstreute sich die über 3000 Mann zählende Versammlung und Jeder lachte herzlich über die List des Saalwärters. Aehnlicher Beispiele könnte man noch mehrere anführen. -- Der Moniteur sagt: Das Blatt "Liberte" (und nach ihm die Patrie etc.) enthalten heute ein langes Zwiegespräch, das angeblich zwischen Thiers und dem General Cavaignac in einem der Seitengänge der Nationalversammlung stattgefunden haben solle. Diese ganze Geschichte ist eine Fabel, welche der Einbildungskraft der "Liberte" entsprungen. -- Vergers, Schwiegersohn derjenigen Dame, die der "Presse" zufolge der Vater Cavaignac's genothzüchtigt haben solle, ehe er das Leben ihres Vaters zu retten versprach, ist von seiner bisherigen Präfektenstelle der orientalischen Pyrenäen, zum Präfekten des Aude-Departements, an die Stelle Dupont Wilhe's ernannt worden. Da wird's neuen Lärm in der "Presse" absetzen. -- Heute Abend ist großer Hofball bei Herr und Madame Armand Marrast. -- Cabet, dessen Wohnung die Bürgerwehr am 15. Mai stürmte und in welcher sie Waffen und Munition fand, stand gestern vor dem Zuchtgericht und ist zu 1 Monat Gefängniß und 100 Franken Geldstrafe verurtheilt worden. -- Unter dem Titel: "Die Prätendenten vor dem Volke", ist eine sehr aufrührerische, d. h. stock-aristokratische Broschüre erschienen, welche von der Demokratie pacifique unbarmherzig gegeißelt wird. Eine andere Broschüre, "Organisation de la Fraternite", birgt einigen guten Willen, ist aber nicht weniger bornirt. -- (Arbeiter-Assoziationen.) Mit diesem Gegenstande beschäftigte sich gestern die Nationalversammlung volle drei Stunden. Man entsinnt sich, daß die Nationalversammlung in der Juniangst eine lithographirte Proklamation hinter die Barrikaden schleudern ließ, worin sie den Arbeitern zurief: Brüder! Verirrte Brüder! Leget doch Eure Waffen nieder! Höret die Stimme Eurer Vertreter, Ihr sollet Euch ja assoziren können etc., kurz, es soll all' Eueren Leiden nach Kräften abgeholfen werden; nur leget die Waffen nieder; damit das Blutbad aufhöre u. s. w. u. s. w. Diese Proklamation trug in der That viel zum Siege der Bürgerwehr bei; mehrere der bedeutendsten Barrikaden stellten das Feuer ein und das Stadthaus ward nicht genommen. Die Schlacht einmal vorüber, erkaltete der Eifer. Man begnügte sich, am 5. Juli drei Mill. Frks. zu votiren, welche zur Unterstützung von Arbeiterassoziationen unter einander oder mit ihren Meistern verwandt werden sollen. Mehr als 440 Assoziationen haben sich bereits an den Minister gewandt, um die nöthigen Betriebskapitalien zu erreichen. Es ist aber eine Kommission niedergesetzt worden, welche alle diese Anträge genau prüft, damit nicht auch diese letzte Errungenschaft der Februarrevolution eskamotirt werde. Die Nationalversammlung hat nun gestern beschlossen, daß den Arbeiterassoziationen die erforderlichen Betriebskapitalien zu 3 pCt: Zinsen vorgeschossen werden sollen. Sollte das erforderliche Betriebskapital die Summe von 25,000 Frks. übersteigen, dann müssen 5 pCt. gezahlt werden. Uebrigens muß das Kapital nach und nach zurückgezahlt werden. Indessen wird aus Zins- und Rückzahlungssummen, ein General-Assoziationsstock gebildet, der künftigen andern Versuchen zu Gute kommen soll. Die Pariser Arbeiter assoziren sich wirklich in allen Ecken und schaffen beinahe Wunder, trotz der Dürftigkeit obiger Betriebsfonds. 1500 Bäckergesellen backen das schönste Brod seit acht Tagen: alle Meister gerathen in Verzweiflung, und dreißig andere Arbeitervereine drohen anderen Erwerbszweigen mit demselben Existenzbruch. Entweder müssen sich die Meister mit ihren ehemaligen Gesellen assoziren oder sie gehen unter. Die Union der Schneidergesellen in der Rue St. Denis 29 gibt sogar Papiergeld aus, gegen das man sich Anzüge auswechseln kann. Kein Wunder, wenn die Herren Dupin (der alte) und Corbon, "der Patron", daher gestern verzweifelt ausriefen: das führe zum Kommunismus. -- Nationalversammlung. Sitzung vom 16. November. Anfang 1 Uhr Präsident Marrast. Es mögen etwa 510 Deputirte anwesend sein. Gisclard gibt seine Demission als Volksvertreter. "Wir sind, heißt es in seinem Briefe, nur berufen, eine neue Verfassung zu machen. Dieselbe ist fertig, ich betrachte also mein Mandat als erloschen." Das Departement Tarn, dem dieser Deputirte angehört, wird also einen andern Deputirten zu erwählen haben. An der Tagesordnung ist das Büdget von 1848, in dem man gestern den ganzen Unterrichtsabschnitt durchjagte. Deslongrais, dem die Künstler und Akademiker, Professoren u. s. w. zu viele Stellen verbinden, d. h zu viele Staatsgehalte gleichzeitig beziehen, stellt folgende Aditionalparagraphen: "Vom 1. Januar 1849 können die vom Unterrichts-Ministerium abhängigen Beamten, die bisher dem Cumulgesetze noch nicht unterworfen waren, nicht ferner Doppelgehalte beziehen, ohne daß das eine Gehalt nicht um die Hälfte verkürzt werde. In keinem Falle dürfen sämmtliche Gehaltsbeträge die Summe von 12000 Franken übersteigen." Lasteyrie beantragt Vertagung. Besnard: Das Cumulgesetz sei votirt. Es müsse auch diesem Mißbrauche mithin gesteuert werden. De Tracy unterstützt die Vertagung. Guichard: Die Volksstimme fordert schon längst die Abschaffung obiger Mißbräuche. Er unterstützt den Antrag. Freslon, Unterrichts- und Kultus-Minister, bekämpft die sofortige Debatte und bevorwortet die Vertagung. Es hieße eine solche Gehaltsverkürzung dem Ruhme, dem Kunsteifer schaden. Die Vertagung wird zur Abstimmung gebracht, aber verworfen. Die Debatte wird wieder aufgenommen. Besnard, Flocon, Tracy, Messiat, Souvai[unleserliches Material]e, Dahirel und Freelon gerathen hart aneinander. Die Einen rechtfertigen den Cumul, die Andern wollen auch die Künste der Concurrenz übergeben. Endlich schreitet man zur Abstimmung. Es stimmen für sofortige Abschaffung des Cumuls oder der Gehaltsbeschränkung 267, für Freslons Antrag auf Verschiebung erhoben sich 306 Stimmen. Somit wäre das Unterrichtsministerium endlich abgemacht. Das Unterrichtsbüdget erledigt, schreitet die Versammlung zum zweiten Theile desselben, nämlich zu den kirchlichen Ausgaben im engern Sinne. Repellin wundert sich, daß das Domkapitel von St. Denis im Büdget noch sigurire ebenso noch einige andere geistliche Faulpfründen z. B. General-Kultus-Administratoren u. s. w. Bineau im Namen des Finanzausschusses: Es seien meistens Greise, die man aussterben lassen wolle. Isambert verspricht desgleichen diese Oekonomie einzuführen. Kapitel 1, 2, 3 und 4 (letzteres von den Gehältern der Erzbischöfe und Bischöfen handelnd) wurde etwas angefochten, man wollte z. B. den Erzbischof von Paris nur 30,000 statt 40,000 Frk. zahlen. Lespinasse und Freslon vertheidigen indessen die 40,000 und sie gehen durch. Die übrigen Kirchenkapitel werden rasch erledigt. Dufaure, Minister, bittet, morgen das Büdget zu unterbrechen und drei Eisenbahnlinien zu diskutiren. Bineau protestirt. Dufaure: Es handelt sich darum, dem Proletariat Arbeit zu verschaffen. Die Versammlung entscheidet, daß sie morgen jene Bahnen diskutiren werde. Dann geht sie zum Büdget des Innern über. Zwei Punkte geben zu Erörterungen Veranlassung. 1) Der Telegraphendienst und 2) die Spezialkontrole gegen fremden, namentlich belgischen Nachdruck. Bei beiden wird auf Personalverminderung angetragen, welche theilweise genehmigt wurde. Die Sitzung wird um 6 Uhr aufgehoben. Großbritannien. * London, 16. Nov. Die Times sagt heute in einem Artikel über Amerika: "Die amerikanische Präsidentschaftswahl ist jetzt entschieden und in 8 oder 10 Tagen werden wir das Resultat wissen. Natürlich sind wir dabei interessirt. Die Bewohner der Vereinigten Staaten sind in mancher Beziehung unsere Nachbarn und es kann uns wahrlich nicht gleichgültig sein, ob sie frei und friedlich regiert werden oder nicht. Eine neue Präsidentschaft eröffnet ein neues Kapitel von Ereignissen und stößt diesen oder jenen Punkt ver politischen Agitation in den Vordergrund. Wie jetzt die Sachen stehen, sind wir in England wahrhaft mit europäischer Politik überschüttet und von Taylor und Caß kennen wir eigentlich wenig mehr als ihre Namen. Sogar in den Vereinigten Staaten ist das Interesse für sie mehr forcirt als natürlich, die beiden Generäle und ihre Unterstützer sind beiderseits neu in ihrer politischen Stellung. Taylor will Frieden und Protektion. Caß hält sich an den Krieg und den Freihandel. Nun ist der Krieg unzweifelhaft ein schlimmeres Ding als ein Prohibitivtarif; die Drohung des einen mag aber noch immer weniger gefährlich als die Drohung des Andern sein. Ein Kind wird z. B. weniger erschrecken, wenn man ihm sagte: "Ich schneide deinen Kopf ab!" als wenn man ihm erklärte, "daß es keinen Pudding mehr haben solle." Es wird Taylor leichter sein, etwas für seine Manufaktur-Unterstützer zu thun, als es für Caß leicht sein wird, seinen irischen Alliirten Gelegenheit zu geben, den Britten die Hälfte abzuschneiden. Jedenfalls müssen wir indeß des Prinzips wegen schon den vorziehen, der uns im Namen des Friedens entgegen tritt. Republiken stürzen sich nur zu leicht in Kriege. Ein Konsul oder ein Präsident hat nur eine kurze Zeit vor sich, und will natürlich seine Regierung gern durch ein dauerndes Monument bezeichnen. Texas und Californien machen Hrn. Polk unsterblich, und es ist leicht möglich, daß General Caß seinen Namen mit der Annäherung von Cuba zu verbinden suchen wird." Die Unterzeichneten Bürger Kölns erklären hiermit, daß sie den beiden Gemeinderäthen Hölterhoff und Heuser nicht länger ihr Vertrauen schenken können, und zwar aus dem Grunde, weil jene Herren den bekannten anonymen Protest (s. Kölnische Zeitung 306) gegen den gesetzlichen Beschluß des Stadtrathes, betreffend die Adresse an die Nationalversammlung, verfaßt haben. Köln, 14. November 1848. (Folgen 1200 Unterschriften.) Dem Herrn Stellvertretenden Bürgermeister, Beigeordneter Herrn Schenk. Einem verehrlichen Gemeinderath der Stadt Düsseldorf. Ganz in Uebereinstimmung mit dem am 12. d. M. von Seiten des Gemeinderaths gefaßten Beschlusses: -- "nur die in Berlin versammelte hohe Nationalversammlung als einzig gesetzgebende Behörde anzuerkennen" -- erlauben sich Unterzeichnete an den verehrlichen Gemeinderaht, mit Bezugnahme auf die am 15. d. M beschlossene Steuerverweigerung Seitens der Nationalversammlung, die Frage zu stellen: wie diese Steuerverweigerung in Beziehung der Schlachtsteuer von den Unterzeichneten zu handhaben sein dürfte? Jedenfalls fügen wir die Erklärung bei, daß wir der Beschlußnahme der National-Versammlung, als der einzig rechtmäßig gesetzlichen Behörde, unter allen Umständen sofort nachkommen werden. Düsseldorf den 17. November. Die Metzgermeister der Stadt Düsseldorf. Für den demokratischen Central-Ausschuß in Berlin sind bei der Expedition dieser Zeitung ferner eingegangen: R. (Republikanerin) "Tod dem Rülps"! 1 Thlr. -- Aus Lüdenscheid 1 Thlr. -- E. u W. H aus Solingen 5 Thlr. -- In Cochem an der Mosel gesammelt 50 Thlr. -- In Hamm gesammelt 10 Thlr. -- Zusammen 336 Thlr. 5 Sgr. und 48 Kreuzer. Von der Expedition gestempelte Listen liegen zur Unterzeichnung offen bei: A. Steintraßer, Perlenpfuhl; Handelsnachrichten. [irrelevantes Material]
bringen. Der General Cavaignac sagte: die Ehre der Armee erheischte, daß ich in meinem Systeme beharre. Würde eine einzige meiner Kompagnien entwaffnet, so würde ich mir eine Kugel durch den Kopf jagen. Die Nationalgarde mag die Barrikaden angreifen. Wird sie geschlagen, so ziehe ich es vor, mich in die Ebene St. Denis zurückzuziehen, und hier der Emeute eine Schlacht zu liefern.“ Der Leser verwandle sich in einen Geschwornen. Er lege die Hand auf's Herz und antworte auf diese Frage: „Konnte der General Cavaignac die Insurrektion vom 23. Juni verhindern?“ „Wenn er sie nicht verhindert hat, geschah es nicht, weil es in seinem Plane lag, sie umfangreich und gefahrdrohend genug zu machen, um den Sturz der Exekutivkommission zu beschleunigen und an die Nothwendigkeit der Diktatur glauben zu machen?“ Ja oder Nein? 19 Paris, 15. Nov. Die Montagne hat mit ihrer Empfehlung Ledru-Rollins unter den Pariser Revolutionären nichts erreicht: das demokratische Central-Wahlkomite der vier Seinedepartements hat sich vorgestern mit 72 Stimmen gegen 6 (die sich der Abstimmung enthielten) für die Candidatur des Gefangenen von Vincennes, Francois Vincent Raspail, entschieden! Der äußere Anlaß dieses Beschlusses, der wahrscheinlich die Stimmen der demokratischen Partei in der Präsidentenwahl zersplittern wird, ist in Kürze folgender. Das Centralkomite entwarf eine Liste von Kandidaten, die ihm für eine demokratische Regierung die meisten Garantien zu bieten schienen; es waren Albert, Barbes, Louis Blanc, Blanqui, Cabet, Lagrange, Ledru-Rollin, Raspail. Eine Deputation begab sich zu den Designirten, um ihnen ein demokratisches Programm zur Erklärung vorzulegen und Jeden einzeln zu befragen, ob er im Fall, daß Einer der Andern den Vorzug erhielte, im Interesse des allgemeinen Zusammenwirkens von seiner Kandidatur abstehen wolle. Von sieben der Bezeichneten kehrte die Deputation mit befriedigender Antwort zurück; der achte jedoch, Hr. Ledru-Rollin, erklärte nach mehrfachen Ausstellungen an dem Programm, daß er in keinem Fall von seiner Kandidatur abstehen könne, weil er dieselbe bereits in mehreren Departments angenommen habe. Nach einer kurzen Berathung, ob man diese Angelegenheit vorher noch in den Klubs und Reunionen zur Sprache bringen solle, entschied sich darauf das Komite in der erwähnten Weise für die Kandidatur Raspails. Die Freunde des Hrn. Ledru-Rollin sind wüthend über diesen Beschluß; in den Wahlvereinen herrscht die größte Aufregung, und auf den Boulevards Montmartre und St. Denis sieht man seit gestern und heute Abend zahlreiche Haufen, welche sich mit wüthender Erbitterung für und wider Ledru-Rollin streiten. In den Klubs der Rue Grenelle St. Honore und Wauxhall wurde der Beschluß des Centralcomite's mit großem Jubel aufgenommen; die Arbeiter riefen noch lange draußen auf den Straßen: Vive Raspail! Vive la république democratique et sociale! In der Reunion des Saales Montesquieu, wo sich mehrere Deputirte der Montagne eingefunden hatten, stritten sich die avancirten Revolutionäre auf das Heftigste mit der Partei der Reforme. Die letztern griffen das Centralcomite an, welches nicht aus direkter Wahl, sondern aus den Vorständen der „gerade zufällig bestehenden Klubs“ hervorgegangen sei. Mehrere Redner vertheidigten dasselbe, indem sie zugleich Ledru-Rollin, der in letzter Zeit durch seine Zurückgezogenheit um das Wohlwollen der kleinen Bourgeoisie gebuhlt habe, heftig, angriffen, und als einer derselben bei Gelegenheit der Erklärung Ledru-Rollin's betreff der Departements ausrief: „Hr. Ledru-Rollin mag sich immer auf das Land verlassen, Paris wird die Revolution machen!“ folgte ihm der stürmische anhaltende Beifall der zahlreich versammelten Arbeiter. Wenn, wie nicht zu bezweifeln, das Central-Komite auf seinem Beschluß beharrt, so ist Hr. Ledru-Rollin in der Urwahl vollständig enfoncirt, denn die Pariser Demokratie war seine Hauptstütze. Wie man sagt, hat das Central-Komite nach der neuesten Zählung in den Seinedepartements über sichere 180,000 Stimmen zu verfügen. In den Departements wird indeß Raspail nicht so sicher triumphiren, da die Zeit für weitere Propaganda zu kurz ist und die Agenten Ledru-Rollins im Besitz der meisten demokratischen Provinzialblätter sind. Das Central-Komite weiß übrigens sehr wohl, daß es mit Raspail in der Urwahl nicht durchdringen kann, allein es hat, wie mir in dem Klub der Rue Grenelle eins seiner Mitglieder sagte, „für den Fall einer Revolution dem Volke ein besseres Feldgeschrei geben wollen, als die Helden der Reforme.“ * Paris, 17. Nov. Brief eines 80jährigen Greises an die Presse. Ich habe einen kleinen Fehler: ich bin etwas neugieriger Natur. Da Sie nun so genau die Geschichte der Cavaignac'schen Dynastie kennen, so möchte ich Sie bitten, mich über einen Punkt aufzuklären, der, ich muß es gestehen, mich in große Verlegenheit setzt: Meine Frage lautet: 1) Wann haben die Cavaignac's angefangen, Republikaner zu sein? Die Archiven der alten Provinz Guercy enthalten mehrere Briefe aus den Jahren 1786 und 87, in denen J. B. Cavaignac den Intendanten flehentlich bittet, ihm doch eine Stelle als Empfänger der Salzsteuer zukommen zu lassen und diese seine Bitte durch „das heiße Verlangen“ motivirte, „dem Könige zu dienen.“ J. B. Cavaignac war zu dieser Zeit ohne Zweifel ein eifriger Royalist. Im Jahre 1793, da verhielt sich die Sache ganz anders. Der Revolutionsplatz, die Gers- und Landes-Departements und noch viele andere Dinge könnten mich wohl bestimmen, J. B. Cavaignac für einen reinen Republikaner zu halten, hätte ich ihn nicht einige Jahre später in Neapel in den Diensten des Königs Murat gefunden, dem er „den Eid der Treue“ geleistet. Denken Sie, daß dieser J. B. Cavaignac noch Republikaner war? Der König Murat, nachdem er den Kaiser Napoleon verlassen hatte, befahl allen Franzosen, die in Diensten Neapels standen, sich als Neapolitaner naturalisiren zu lassen, wenn sie nicht Gefahr laufen wollten, ihre Stelle zu verlieren. J. B. Cavaignac, der damals Direktor des „Enregistrement“ war, wurde Neapolitaner, und ließ ebenfalls seine zwei Söhne, Godefroy und Eugene, naturalisiren. Denken Sie wohl, daß Cavaignac, der Vater, als guter Franzose und guter Republikaner gehandelt hat? J. B. Cavaignac, der, wie er wörtlich sagt, „seine beiden Söhne dem König dem König von Neapel geschenkt hat:“ ließ sie Pagen werden. War J. B. Cavaignac noch Republikaner, als das Gesetz vom Februar 1815 die alten sogenannten „votirenden“ Conventionelle aus Frankreich verbannte? Behielt J. B. Cavaignac in Belgien die royalistischen Gesinnungen bei, die er so offen in Neapel bekundet hatte, oder wurde er, was er 1793 war? Diese Frage ist sehr schwierig zu beantworten. Kommen wir vom Vater auf den Sohn, so wird unsere Verlegenheit noch größer. Von der Erziehung hängt die Ueberzeugung eines Mannes ab; das läugnet Niemand. Nun frage ich, wo und wie sind die Kinder Cavaignac's erzogen worden, von denen der jüngere, der heute an der Spitze der Regierung steht, uns als ein Republikaner angepriesen wird. Die beiden Cavaignac's brachten ihre ersten Jünglingsjahre im Antichambre des Königs Murat zu; ich habe sie gesehen hinter seinem Wagen stehn, ich habe gesehen, wie sie während des Mittagessens die Teller dem König Murat präsentirten, dessen Livree sie trugen. Dies sind allerdings Funktionen, die sich schwerlich mit demjenigen Stolz, demjenigen Adel der Gesinnungen in Einklang setzen lassen, den die Republikaner von Geburt haben sollen. Waren diese jungen Burschen damals Republikaner oder Royalisten? Man wird mir antworten: sie gehorchten damals ihrem Herrn Vater, resp. Bürger Vater Gut. Aber als Eugene großjährig geworden, als er keinem Herrn oder Bürger Vater zu gehorchen brauchte, trat er in die Dienste Karls X. und leistete ihm den Eid der Treue. Denken Sie wohl, daß er damals Republikaner war? Ich glaube nicht; sonst müßte ich ja annehmen, daß er einen falschen Eid schwur. Als er in Afrika, an der Spitze seines Regiments, vor dem Könige, vor den Prinzen vorbeimarschirte, und den Athem sich ausschrie, um sein „es lebe der König, es leben die Prinzen,“ recht laut, recht arabisch ertönen zu lassen, war er damals Royalist oder Republikaner? Hierüber möchte ich gerne Ihre Meinung hören. Die Freunde der Cavaignac'schen Dynastie haben Biographen aller Art über Louis Napoleon, über seinen Vater und Verwandten veröffentlicht, warum sollte man nicht suchen, zu erforschen, wie es mit der Biographie und dem Republikanismus Cavaignac's steht? Paris, 16. Nov. Die Präsidentenwahl verrückt alle Köpfe. Nicht nur in allen politischen Zirkeln, sondern auch in allen Familienstuben spricht man von nichts als Louis Bonaparte und Cavaignac. Die Bonapartisten gebehrden sich fast wahnsinnig. Vor ihrem Centralklub (Passage Jouffroy am Boulevard) sammelten sich gestern Abend etwa tausend Menschen, weil er jedem politischen Gegner den Einlaß verweigert hatte. Der Andrang wurde immer stärker, und trotzdem man von den Fenstern des Klubs herab mit Wasser gegen sie spritzte, hielten sie doch so lange Stand, bis sich der Klub aufhob. Von den Wasserspritzen dürfte man gar bald zu Flintenschüssen übergehen. Die demokratischen Klubs beweisen sich indessen nicht viel toleranter. Vorgestern fand unter Altoa Shee's Vorsitz im Montesquieusaale eine Sitzung statt, in welcher ein Napoleonist das Wort verlangte und erhielt. Kaum hatte er angefangen die Verdienste des „Prinzen“ zu loben, so schrie man aus vollem Halse: Reißt den Kerl herunter! Das ist ein bezahlter Lakey aus der Rue de la Chaussée d'Antin, wo man nur Glacehandschuhe und glanzlederne Stiefeln trägt u. s. w. u. s. w. Die Köpfe erhitzten sich mit jedem Augenblicke mehr, und wenn der Saalkellner nicht den vortrefflichen Einfall gehabt hätte, das Gas auszulöschen, wodurch plötzliche Finsterniß entstand, die allem Geschrei ein Ende machte, so wäre es wahrscheinlich zu derben Auftritten gekommen. So aber zerstreute sich die über 3000 Mann zählende Versammlung und Jeder lachte herzlich über die List des Saalwärters. Aehnlicher Beispiele könnte man noch mehrere anführen. — Der Moniteur sagt: Das Blatt „Liberte“ (und nach ihm die Patrie etc.) enthalten heute ein langes Zwiegespräch, das angeblich zwischen Thiers und dem General Cavaignac in einem der Seitengänge der Nationalversammlung stattgefunden haben solle. Diese ganze Geschichte ist eine Fabel, welche der Einbildungskraft der „Liberte“ entsprungen. — Vergers, Schwiegersohn derjenigen Dame, die der „Presse“ zufolge der Vater Cavaignac's genothzüchtigt haben solle, ehe er das Leben ihres Vaters zu retten versprach, ist von seiner bisherigen Präfektenstelle der orientalischen Pyrenäen, zum Präfekten des Aude-Departements, an die Stelle Dupont Wilhe's ernannt worden. Da wird's neuen Lärm in der „Presse“ absetzen. — Heute Abend ist großer Hofball bei Herr und Madame Armand Marrast. — Cabet, dessen Wohnung die Bürgerwehr am 15. Mai stürmte und in welcher sie Waffen und Munition fand, stand gestern vor dem Zuchtgericht und ist zu 1 Monat Gefängniß und 100 Franken Geldstrafe verurtheilt worden. — Unter dem Titel: „Die Prätendenten vor dem Volke“, ist eine sehr aufrührerische, d. h. stock-aristokratische Broschüre erschienen, welche von der Demokratie pacifique unbarmherzig gegeißelt wird. Eine andere Broschüre, „Organisation de la Fraternite“, birgt einigen guten Willen, ist aber nicht weniger bornirt. — (Arbeiter-Assoziationen.) Mit diesem Gegenstande beschäftigte sich gestern die Nationalversammlung volle drei Stunden. Man entsinnt sich, daß die Nationalversammlung in der Juniangst eine lithographirte Proklamation hinter die Barrikaden schleudern ließ, worin sie den Arbeitern zurief: Brüder! Verirrte Brüder! Leget doch Eure Waffen nieder! Höret die Stimme Eurer Vertreter, Ihr sollet Euch ja assoziren können etc., kurz, es soll all' Eueren Leiden nach Kräften abgeholfen werden; nur leget die Waffen nieder; damit das Blutbad aufhöre u. s. w. u. s. w. Diese Proklamation trug in der That viel zum Siege der Bürgerwehr bei; mehrere der bedeutendsten Barrikaden stellten das Feuer ein und das Stadthaus ward nicht genommen. Die Schlacht einmal vorüber, erkaltete der Eifer. Man begnügte sich, am 5. Juli drei Mill. Frks. zu votiren, welche zur Unterstützung von Arbeiterassoziationen unter einander oder mit ihren Meistern verwandt werden sollen. Mehr als 440 Assoziationen haben sich bereits an den Minister gewandt, um die nöthigen Betriebskapitalien zu erreichen. Es ist aber eine Kommission niedergesetzt worden, welche alle diese Anträge genau prüft, damit nicht auch diese letzte Errungenschaft der Februarrevolution eskamotirt werde. Die Nationalversammlung hat nun gestern beschlossen, daß den Arbeiterassoziationen die erforderlichen Betriebskapitalien zu 3 pCt: Zinsen vorgeschossen werden sollen. Sollte das erforderliche Betriebskapital die Summe von 25,000 Frks. übersteigen, dann müssen 5 pCt. gezahlt werden. Uebrigens muß das Kapital nach und nach zurückgezahlt werden. Indessen wird aus Zins- und Rückzahlungssummen, ein General-Assoziationsstock gebildet, der künftigen andern Versuchen zu Gute kommen soll. Die Pariser Arbeiter assoziren sich wirklich in allen Ecken und schaffen beinahe Wunder, trotz der Dürftigkeit obiger Betriebsfonds. 1500 Bäckergesellen backen das schönste Brod seit acht Tagen: alle Meister gerathen in Verzweiflung, und dreißig andere Arbeitervereine drohen anderen Erwerbszweigen mit demselben Existenzbruch. Entweder müssen sich die Meister mit ihren ehemaligen Gesellen assoziren oder sie gehen unter. Die Union der Schneidergesellen in der Rue St. Denis 29 gibt sogar Papiergeld aus, gegen das man sich Anzüge auswechseln kann. Kein Wunder, wenn die Herren Dupin (der alte) und Corbon, „der Patron“, daher gestern verzweifelt ausriefen: das führe zum Kommunismus. — Nationalversammlung. Sitzung vom 16. November. Anfang 1 Uhr Präsident Marrast. Es mögen etwa 510 Deputirte anwesend sein. Gisclard gibt seine Demission als Volksvertreter. „Wir sind, heißt es in seinem Briefe, nur berufen, eine neue Verfassung zu machen. Dieselbe ist fertig, ich betrachte also mein Mandat als erloschen.“ Das Departement Tarn, dem dieser Deputirte angehört, wird also einen andern Deputirten zu erwählen haben. An der Tagesordnung ist das Büdget von 1848, in dem man gestern den ganzen Unterrichtsabschnitt durchjagte. Deslongrais, dem die Künstler und Akademiker, Professoren u. s. w. zu viele Stellen verbinden, d. h zu viele Staatsgehalte gleichzeitig beziehen, stellt folgende Aditionalparagraphen: „Vom 1. Januar 1849 können die vom Unterrichts-Ministerium abhängigen Beamten, die bisher dem Cumulgesetze noch nicht unterworfen waren, nicht ferner Doppelgehalte beziehen, ohne daß das eine Gehalt nicht um die Hälfte verkürzt werde. In keinem Falle dürfen sämmtliche Gehaltsbeträge die Summe von 12000 Franken übersteigen.“ Lasteyrie beantragt Vertagung. Besnard: Das Cumulgesetz sei votirt. Es müsse auch diesem Mißbrauche mithin gesteuert werden. De Tracy unterstützt die Vertagung. Guichard: Die Volksstimme fordert schon längst die Abschaffung obiger Mißbräuche. Er unterstützt den Antrag. Freslon, Unterrichts- und Kultus-Minister, bekämpft die sofortige Debatte und bevorwortet die Vertagung. Es hieße eine solche Gehaltsverkürzung dem Ruhme, dem Kunsteifer schaden. Die Vertagung wird zur Abstimmung gebracht, aber verworfen. Die Debatte wird wieder aufgenommen. Besnard, Flocon, Tracy, Messiat, Souvai[unleserliches Material]e, Dahirel und Freélon gerathen hart aneinander. Die Einen rechtfertigen den Cumul, die Andern wollen auch die Künste der Concurrenz übergeben. Endlich schreitet man zur Abstimmung. Es stimmen für sofortige Abschaffung des Cumuls oder der Gehaltsbeschränkung 267, für Freslons Antrag auf Verschiebung erhoben sich 306 Stimmen. Somit wäre das Unterrichtsministerium endlich abgemacht. Das Unterrichtsbüdget erledigt, schreitet die Versammlung zum zweiten Theile desselben, nämlich zu den kirchlichen Ausgaben im engern Sinne. Repellin wundert sich, daß das Domkapitel von St. Denis im Büdget noch sigurire ebenso noch einige andere geistliche Faulpfründen z. B. General-Kultus-Administratoren u. s. w. Bineau im Namen des Finanzausschusses: Es seien meistens Greise, die man aussterben lassen wolle. Isambert verspricht desgleichen diese Oekonomie einzuführen. Kapitel 1, 2, 3 und 4 (letzteres von den Gehältern der Erzbischöfe und Bischöfen handelnd) wurde etwas angefochten, man wollte z. B. den Erzbischof von Paris nur 30,000 statt 40,000 Frk. zahlen. Lespinasse und Freslon vertheidigen indessen die 40,000 und sie gehen durch. Die übrigen Kirchenkapitel werden rasch erledigt. Dufaure, Minister, bittet, morgen das Büdget zu unterbrechen und drei Eisenbahnlinien zu diskutiren. Bineau protestirt. Dufaure: Es handelt sich darum, dem Proletariat Arbeit zu verschaffen. Die Versammlung entscheidet, daß sie morgen jene Bahnen diskutiren werde. Dann geht sie zum Büdget des Innern über. Zwei Punkte geben zu Erörterungen Veranlassung. 1) Der Telegraphendienst und 2) die Spezialkontrole gegen fremden, namentlich belgischen Nachdruck. Bei beiden wird auf Personalverminderung angetragen, welche theilweise genehmigt wurde. Die Sitzung wird um 6 Uhr aufgehoben. Großbritannien. * London, 16. Nov. Die Times sagt heute in einem Artikel über Amerika: „Die amerikanische Präsidentschaftswahl ist jetzt entschieden und in 8 oder 10 Tagen werden wir das Resultat wissen. Natürlich sind wir dabei interessirt. Die Bewohner der Vereinigten Staaten sind in mancher Beziehung unsere Nachbarn und es kann uns wahrlich nicht gleichgültig sein, ob sie frei und friedlich regiert werden oder nicht. Eine neue Präsidentschaft eröffnet ein neues Kapitel von Ereignissen und stößt diesen oder jenen Punkt ver politischen Agitation in den Vordergrund. Wie jetzt die Sachen stehen, sind wir in England wahrhaft mit europäischer Politik überschüttet und von Taylor und Caß kennen wir eigentlich wenig mehr als ihre Namen. Sogar in den Vereinigten Staaten ist das Interesse für sie mehr forcirt als natürlich, die beiden Generäle und ihre Unterstützer sind beiderseits neu in ihrer politischen Stellung. Taylor will Frieden und Protektion. Caß hält sich an den Krieg und den Freihandel. Nun ist der Krieg unzweifelhaft ein schlimmeres Ding als ein Prohibitivtarif; die Drohung des einen mag aber noch immer weniger gefährlich als die Drohung des Andern sein. Ein Kind wird z. B. weniger erschrecken, wenn man ihm sagte: „Ich schneide deinen Kopf ab!“ als wenn man ihm erklärte, „daß es keinen Pudding mehr haben solle.“ Es wird Taylor leichter sein, etwas für seine Manufaktur-Unterstützer zu thun, als es für Caß leicht sein wird, seinen irischen Alliirten Gelegenheit zu geben, den Britten die Hälfte abzuschneiden. Jedenfalls müssen wir indeß des Prinzips wegen schon den vorziehen, der uns im Namen des Friedens entgegen tritt. Republiken stürzen sich nur zu leicht in Kriege. Ein Konsul oder ein Präsident hat nur eine kurze Zeit vor sich, und will natürlich seine Regierung gern durch ein dauerndes Monument bezeichnen. Texas und Californien machen Hrn. Polk unsterblich, und es ist leicht möglich, daß General Caß seinen Namen mit der Annäherung von Cuba zu verbinden suchen wird.“ Die Unterzeichneten Bürger Kölns erklären hiermit, daß sie den beiden Gemeinderäthen Hölterhoff und Heuser nicht länger ihr Vertrauen schenken können, und zwar aus dem Grunde, weil jene Herren den bekannten anonymen Protest (s. Kölnische Zeitung 306) gegen den gesetzlichen Beschluß des Stadtrathes, betreffend die Adresse an die Nationalversammlung, verfaßt haben. Köln, 14. November 1848. (Folgen 1200 Unterschriften.) Dem Herrn Stellvertretenden Bürgermeister, Beigeordneter Herrn Schenk. Einem verehrlichen Gemeinderath der Stadt Düsseldorf. Ganz in Uebereinstimmung mit dem am 12. d. M. von Seiten des Gemeinderaths gefaßten Beschlusses: — „nur die in Berlin versammelte hohe Nationalversammlung als einzig gesetzgebende Behörde anzuerkennen“ — erlauben sich Unterzeichnete an den verehrlichen Gemeinderaht, mit Bezugnahme auf die am 15. d. M beschlossene Steuerverweigerung Seitens der Nationalversammlung, die Frage zu stellen: wie diese Steuerverweigerung in Beziehung der Schlachtsteuer von den Unterzeichneten zu handhaben sein dürfte? Jedenfalls fügen wir die Erklärung bei, daß wir der Beschlußnahme der National-Versammlung, als der einzig rechtmäßig gesetzlichen Behörde, unter allen Umständen sofort nachkommen werden. Düsseldorf den 17. November. Die Metzgermeister der Stadt Düsseldorf. Für den demokratischen Central-Ausschuß in Berlin sind bei der Expedition dieser Zeitung ferner eingegangen: R. (Republikanerin) „Tod dem Rülps“! 1 Thlr. — Aus Lüdenscheid 1 Thlr. — E. u W. H aus Solingen 5 Thlr. — In Cochem an der Mosel gesammelt 50 Thlr. — In Hamm gesammelt 10 Thlr. — Zusammen 336 Thlr. 5 Sgr. und 48 Kreuzer. Von der Expedition gestempelte Listen liegen zur Unterzeichnung offen bei: A. Steintraßer, Perlenpfuhl; Handelsnachrichten. [irrelevantes Material]
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div xml:id="ar147-2_014" type="jArticle"> <p><pb facs="#f0003" n="0771"/> bringen. Der <hi rendition="#g">General Cavaignac</hi> sagte: die Ehre der Armee erheischte, daß ich in meinem Systeme beharre. Würde eine einzige meiner Kompagnien entwaffnet, so würde ich mir eine Kugel durch den Kopf jagen. Die Nationalgarde mag die Barrikaden angreifen. Wird sie geschlagen, so ziehe ich es vor, mich in die Ebene St. Denis zurückzuziehen, und hier der Emeute eine Schlacht zu liefern.“</p> <p>Der Leser verwandle sich in einen Geschwornen. Er lege die Hand auf's Herz und antworte auf diese Frage:</p> <p>„Konnte der General Cavaignac die Insurrektion vom 23. Juni verhindern?“</p> <p>„Wenn er sie nicht verhindert hat, geschah es nicht, weil es in <hi rendition="#g">seinem Plane</hi> lag, sie umfangreich und gefahrdrohend genug zu machen, um den Sturz der Exekutivkommission zu beschleunigen und an die Nothwendigkeit der Diktatur glauben zu machen?“</p> <p>Ja oder Nein?</p> </div> <div xml:id="ar147-2_015" type="jArticle"> <head><bibl><author>19</author></bibl> Paris, 15. Nov.</head> <p>Die Montagne hat mit ihrer Empfehlung Ledru-Rollins unter den Pariser Revolutionären nichts erreicht: <hi rendition="#g">das demokratische Central-Wahlkomite der vier Seinedepartements hat sich vorgestern mit 72 Stimmen gegen 6 (die sich der Abstimmung enthielten) für die Candidatur des Gefangenen von Vincennes, Francois Vincent Raspail, entschieden!</hi> </p> <p>Der äußere Anlaß dieses Beschlusses, der wahrscheinlich die Stimmen der demokratischen Partei in der Präsidentenwahl zersplittern wird, ist in Kürze folgender. Das Centralkomite entwarf eine Liste von Kandidaten, die ihm für eine demokratische Regierung die meisten Garantien zu bieten schienen; es waren Albert, Barbes, Louis Blanc, Blanqui, Cabet, Lagrange, Ledru-Rollin, Raspail. Eine Deputation begab sich zu den Designirten, um ihnen ein demokratisches Programm zur Erklärung vorzulegen und Jeden einzeln zu befragen, ob er im Fall, daß Einer der Andern den Vorzug erhielte, im Interesse des allgemeinen Zusammenwirkens von seiner Kandidatur abstehen wolle. Von sieben der Bezeichneten kehrte die Deputation mit befriedigender Antwort zurück; der achte jedoch, Hr. Ledru-Rollin, erklärte nach mehrfachen Ausstellungen an dem Programm, daß er in keinem Fall von seiner Kandidatur abstehen könne, weil er dieselbe bereits in mehreren <hi rendition="#g">Departments</hi> angenommen habe. Nach einer kurzen Berathung, ob man diese Angelegenheit vorher noch in den Klubs und Reunionen zur Sprache bringen solle, entschied sich darauf das Komite in der erwähnten Weise für die Kandidatur Raspails.</p> <p>Die Freunde des Hrn. Ledru-Rollin sind wüthend über diesen Beschluß; in den Wahlvereinen herrscht die größte Aufregung, und auf den Boulevards Montmartre und St. Denis sieht man seit gestern und heute Abend zahlreiche Haufen, welche sich mit wüthender Erbitterung für und wider Ledru-Rollin streiten.</p> <p>In den Klubs der Rue Grenelle St. Honore und Wauxhall wurde der Beschluß des Centralcomite's mit großem Jubel aufgenommen; die Arbeiter riefen noch lange draußen auf den Straßen: Vive Raspail! Vive la république democratique et sociale! In der Reunion des Saales Montesquieu, wo sich mehrere Deputirte der Montagne eingefunden hatten, stritten sich die avancirten Revolutionäre auf das Heftigste mit der Partei der Reforme. Die letztern griffen das Centralcomite an, welches nicht aus direkter Wahl, sondern aus den Vorständen der „gerade zufällig bestehenden Klubs“ hervorgegangen sei. Mehrere Redner vertheidigten dasselbe, indem sie zugleich Ledru-Rollin, der in letzter Zeit durch seine Zurückgezogenheit um das Wohlwollen der kleinen Bourgeoisie gebuhlt habe, heftig, angriffen, und als einer derselben bei Gelegenheit der Erklärung Ledru-Rollin's betreff der Departements ausrief: „Hr. Ledru-Rollin mag sich immer auf das Land verlassen, Paris wird die Revolution machen!“ folgte ihm der stürmische anhaltende Beifall der zahlreich versammelten Arbeiter.</p> <p>Wenn, wie nicht zu bezweifeln, das Central-Komite auf seinem Beschluß beharrt, so ist Hr. Ledru-Rollin in der Urwahl vollständig enfoncirt, denn die Pariser Demokratie war seine Hauptstütze.</p> <p>Wie man sagt, hat das Central-Komite nach der neuesten Zählung in den Seinedepartements über <hi rendition="#g">sichere</hi> 180,000 Stimmen zu verfügen. In den Departements wird indeß Raspail nicht so sicher triumphiren, da die Zeit für weitere Propaganda zu kurz ist und die Agenten Ledru-Rollins im Besitz der meisten demokratischen Provinzialblätter sind. Das Central-Komite weiß übrigens sehr wohl, daß es mit Raspail in der Urwahl nicht durchdringen kann, allein es hat, wie mir in dem Klub der Rue Grenelle eins seiner Mitglieder sagte, „<hi rendition="#g">für den Fall</hi> einer Revolution dem Volke ein besseres Feldgeschrei geben wollen, als die Helden der Reforme.“</p> </div> <div xml:id="ar147-2_016" type="jArticle"> <head><bibl><author>*</author></bibl> Paris, 17. Nov.</head> <p>Brief eines 80jährigen Greises an die Presse. Ich habe einen kleinen Fehler: ich bin etwas neugieriger Natur. Da Sie nun so genau die Geschichte der Cavaignac'schen Dynastie kennen, so möchte ich Sie bitten, mich über einen Punkt aufzuklären, der, ich muß es gestehen, mich in große Verlegenheit setzt:</p> <p>Meine Frage lautet:</p> <p rendition="#et">1) Wann haben die Cavaignac's angefangen, Republikaner zu sein?<lb/> 2) Wann haben sie aufgehört, Republikaner zu sein?<lb/> 5) Zu welcher Zeit sind sie wieder Republikaner geworden?</p> <p>Die Archiven der alten Provinz Guercy enthalten mehrere Briefe aus den Jahren 1786 und 87, in denen J. B. Cavaignac den Intendanten flehentlich bittet, ihm doch eine Stelle als Empfänger der Salzsteuer zukommen zu lassen und diese seine Bitte durch „das heiße Verlangen“ motivirte, „dem Könige zu dienen.“ J. B. Cavaignac war zu dieser Zeit ohne Zweifel ein eifriger Royalist. Im Jahre 1793, da verhielt sich die Sache ganz anders. Der Revolutionsplatz, die Gers- und Landes-Departements und noch viele andere Dinge könnten mich wohl bestimmen, J. B. Cavaignac für einen reinen Republikaner zu halten, hätte ich ihn nicht einige Jahre später in Neapel in den Diensten des Königs Murat gefunden, dem er „den Eid der Treue“ geleistet. Denken Sie, daß dieser J. B. Cavaignac noch Republikaner war?</p> <p>Der König Murat, nachdem er den Kaiser Napoleon verlassen hatte, befahl allen Franzosen, die in Diensten Neapels standen, sich als Neapolitaner naturalisiren zu lassen, wenn sie nicht Gefahr laufen wollten, ihre Stelle zu verlieren. J. B. Cavaignac, der damals Direktor des „Enregistrement“ war, wurde Neapolitaner, und ließ ebenfalls seine zwei Söhne, Godefroy und Eugene, naturalisiren. Denken Sie wohl, daß Cavaignac, der Vater, als guter Franzose und guter Republikaner gehandelt hat?</p> <p>J. B. Cavaignac, der, wie er wörtlich sagt, „seine beiden Söhne dem König dem König von Neapel <hi rendition="#g">geschenkt hat</hi>:“ ließ sie Pagen werden.</p> <p>War J. B. Cavaignac noch Republikaner, als das Gesetz vom Februar 1815 die alten sogenannten „votirenden“ Conventionelle aus Frankreich verbannte?</p> <p>Behielt J. B. Cavaignac in Belgien die royalistischen Gesinnungen bei, die er so offen in Neapel bekundet hatte, oder wurde er, was er 1793 war? Diese Frage ist sehr schwierig zu beantworten.</p> <p>Kommen wir vom Vater auf den Sohn, so wird unsere Verlegenheit noch größer. Von der Erziehung hängt die Ueberzeugung eines Mannes ab; das läugnet Niemand. Nun frage ich, wo und wie sind die Kinder Cavaignac's erzogen worden, von denen der jüngere, der heute an der Spitze der Regierung steht, uns als ein Republikaner angepriesen wird. Die beiden Cavaignac's brachten ihre ersten Jünglingsjahre im Antichambre des Königs Murat zu; ich habe sie gesehen hinter seinem Wagen stehn, ich habe gesehen, wie sie während des Mittagessens die Teller dem König Murat präsentirten, dessen Livree sie trugen. Dies sind allerdings Funktionen, die sich schwerlich mit demjenigen Stolz, demjenigen Adel der Gesinnungen in Einklang setzen lassen, den die Republikaner von Geburt haben sollen. Waren diese jungen Burschen damals Republikaner oder Royalisten? Man wird mir antworten: sie gehorchten damals ihrem Herrn Vater, resp. Bürger Vater Gut. Aber als Eugene großjährig geworden, als er keinem Herrn oder Bürger Vater zu gehorchen brauchte, trat er in die Dienste Karls X. und leistete ihm den Eid der Treue. Denken Sie wohl, daß er damals Republikaner war? Ich glaube nicht; sonst müßte ich ja annehmen, daß er einen falschen Eid schwur. Als er in Afrika, an der Spitze seines Regiments, vor dem Könige, vor den Prinzen vorbeimarschirte, und den Athem sich ausschrie, um sein „es lebe der König, es leben die Prinzen,“ recht laut, recht arabisch ertönen zu lassen, war er damals Royalist oder Republikaner? Hierüber möchte ich gerne Ihre Meinung hören. Die Freunde der Cavaignac'schen Dynastie haben Biographen aller Art über Louis Napoleon, über seinen Vater und Verwandten veröffentlicht, warum sollte man nicht suchen, zu erforschen, wie es mit der Biographie und dem Republikanismus Cavaignac's steht?</p> </div> <div xml:id="ar147-2_017" type="jArticle"> <head>Paris, 16. Nov.</head> <p>Die Präsidentenwahl verrückt alle Köpfe. Nicht nur in allen politischen Zirkeln, sondern auch in allen Familienstuben spricht man von nichts als Louis Bonaparte und Cavaignac.</p> <p>Die Bonapartisten gebehrden sich fast wahnsinnig. Vor ihrem Centralklub (Passage Jouffroy am Boulevard) sammelten sich gestern Abend etwa tausend Menschen, weil er jedem politischen Gegner den Einlaß verweigert hatte. Der Andrang wurde immer stärker, und trotzdem man von den Fenstern des Klubs herab mit Wasser gegen sie spritzte, hielten sie doch so lange Stand, bis sich der Klub aufhob. Von den Wasserspritzen dürfte man gar bald zu Flintenschüssen übergehen.</p> <p>Die demokratischen Klubs beweisen sich indessen nicht viel toleranter. Vorgestern fand unter Altoa Shee's Vorsitz im Montesquieusaale eine Sitzung statt, in welcher ein Napoleonist das Wort verlangte und erhielt. Kaum hatte er angefangen die Verdienste des „Prinzen“ zu loben, so schrie man aus vollem Halse: Reißt den Kerl herunter! Das ist ein bezahlter Lakey aus der Rue de la Chaussée d'Antin, wo man nur Glacehandschuhe und glanzlederne Stiefeln trägt u. s. w. u. s. w. Die Köpfe erhitzten sich mit jedem Augenblicke mehr, und wenn der Saalkellner nicht den vortrefflichen Einfall gehabt hätte, das Gas auszulöschen, wodurch plötzliche Finsterniß entstand, die allem Geschrei ein Ende machte, so wäre es wahrscheinlich zu derben Auftritten gekommen. So aber zerstreute sich die über 3000 Mann zählende Versammlung und Jeder lachte herzlich über die List des Saalwärters. Aehnlicher Beispiele könnte man noch mehrere anführen.</p> <p>— Der Moniteur sagt: Das Blatt „Liberte“ (und nach ihm die Patrie etc.) enthalten heute ein langes Zwiegespräch, das angeblich zwischen Thiers und dem General Cavaignac in einem der Seitengänge der Nationalversammlung stattgefunden haben solle. Diese ganze Geschichte ist eine Fabel, welche der Einbildungskraft der „Liberte“ entsprungen.</p> <p>— Vergers, Schwiegersohn derjenigen Dame, die der „Presse“ zufolge der Vater Cavaignac's genothzüchtigt haben solle, ehe er das Leben ihres Vaters zu retten versprach, ist von seiner bisherigen Präfektenstelle der orientalischen Pyrenäen, zum Präfekten des Aude-Departements, an die Stelle Dupont Wilhe's ernannt worden. Da wird's neuen Lärm in der „Presse“ absetzen.</p> <p>— Heute Abend ist großer Hofball bei Herr und Madame Armand Marrast.</p> <p>— Cabet, dessen Wohnung die Bürgerwehr am 15. Mai stürmte und in welcher sie Waffen und Munition fand, stand gestern vor dem Zuchtgericht und ist zu 1 Monat Gefängniß und 100 Franken Geldstrafe verurtheilt worden.</p> <p>— Unter dem Titel: „Die Prätendenten vor dem Volke“, ist eine sehr aufrührerische, d. h. stock-aristokratische Broschüre erschienen, welche von der Demokratie pacifique unbarmherzig gegeißelt wird.</p> <p>Eine andere Broschüre, „Organisation de la Fraternite“, birgt einigen guten Willen, ist aber nicht weniger bornirt.</p> <p>— (Arbeiter-Assoziationen.) Mit diesem Gegenstande beschäftigte sich gestern die Nationalversammlung volle drei Stunden. Man entsinnt sich, daß die Nationalversammlung in der Juniangst eine lithographirte Proklamation hinter die Barrikaden schleudern ließ, worin sie den Arbeitern zurief: Brüder! Verirrte Brüder! Leget doch Eure Waffen nieder! Höret die Stimme Eurer Vertreter, Ihr sollet Euch ja assoziren können etc., kurz, es soll all' Eueren Leiden nach Kräften abgeholfen werden; nur leget die Waffen nieder; damit das Blutbad aufhöre u. s. w. u. s. w. Diese Proklamation trug in der That viel zum Siege der Bürgerwehr bei; mehrere der bedeutendsten Barrikaden stellten das Feuer ein und das Stadthaus ward nicht genommen. Die Schlacht einmal vorüber, erkaltete der Eifer. Man begnügte sich, am 5. Juli drei Mill. Frks. zu votiren, welche zur Unterstützung von Arbeiterassoziationen unter einander oder mit ihren Meistern verwandt werden sollen. Mehr als 440 Assoziationen haben sich bereits an den Minister gewandt, um die nöthigen Betriebskapitalien zu erreichen. Es ist aber eine Kommission niedergesetzt worden, welche alle diese Anträge genau prüft, damit nicht auch diese letzte Errungenschaft der Februarrevolution eskamotirt werde. Die Nationalversammlung hat nun gestern beschlossen, daß den Arbeiterassoziationen die erforderlichen Betriebskapitalien zu 3 pCt: Zinsen vorgeschossen werden sollen. Sollte das erforderliche Betriebskapital die Summe von 25,000 Frks. übersteigen, dann müssen 5 pCt. gezahlt werden. Uebrigens muß das Kapital nach und nach zurückgezahlt werden. Indessen wird aus Zins- und Rückzahlungssummen, ein General-Assoziationsstock gebildet, der künftigen andern Versuchen zu Gute kommen soll. Die Pariser Arbeiter assoziren sich wirklich in allen Ecken und schaffen beinahe Wunder, trotz der Dürftigkeit obiger Betriebsfonds. 1500 Bäckergesellen backen das schönste Brod seit acht Tagen: alle Meister gerathen in Verzweiflung, und dreißig andere Arbeitervereine drohen anderen Erwerbszweigen mit demselben Existenzbruch. Entweder müssen sich die Meister mit ihren ehemaligen Gesellen assoziren oder sie gehen unter. Die Union der Schneidergesellen in der Rue St. Denis 29 gibt sogar Papiergeld aus, gegen das man sich Anzüge auswechseln kann. Kein Wunder, wenn die Herren Dupin (der alte) und Corbon, „der Patron“, daher gestern verzweifelt ausriefen: das führe zum Kommunismus.</p> <p>— Nationalversammlung. Sitzung vom 16. November. Anfang 1 Uhr Präsident Marrast. Es mögen etwa 510 Deputirte anwesend sein.</p> <p>Gisclard gibt seine Demission als Volksvertreter. „Wir sind, heißt es in seinem Briefe, nur berufen, eine neue Verfassung zu machen. Dieselbe ist fertig, ich betrachte also mein Mandat als erloschen.“ Das Departement Tarn, dem dieser Deputirte angehört, wird also einen andern Deputirten zu erwählen haben.</p> <p>An der Tagesordnung ist das Büdget von 1848, in dem man gestern den ganzen Unterrichtsabschnitt durchjagte.</p> <p>Deslongrais, dem die Künstler und Akademiker, Professoren u. s. w. zu viele Stellen verbinden, d. h zu viele Staatsgehalte gleichzeitig beziehen, stellt folgende Aditionalparagraphen:</p> <p rendition="#et">„Vom 1. Januar 1849 können die vom Unterrichts-Ministerium abhängigen Beamten, die bisher dem Cumulgesetze noch nicht unterworfen waren, nicht ferner Doppelgehalte beziehen, ohne daß das eine Gehalt nicht um die Hälfte verkürzt werde. In keinem Falle dürfen sämmtliche Gehaltsbeträge die Summe von 12000 Franken übersteigen.“</p> <p>Lasteyrie beantragt Vertagung.</p> <p>Besnard: Das Cumulgesetz sei votirt. Es müsse auch diesem Mißbrauche mithin gesteuert werden.</p> <p>De Tracy unterstützt die Vertagung.</p> <p>Guichard: Die Volksstimme fordert schon längst die Abschaffung obiger Mißbräuche. Er unterstützt den Antrag.</p> <p>Freslon, Unterrichts- und Kultus-Minister, bekämpft die sofortige Debatte und bevorwortet die Vertagung. Es hieße eine solche Gehaltsverkürzung dem Ruhme, dem Kunsteifer schaden.</p> <p>Die Vertagung wird zur Abstimmung gebracht, aber verworfen.</p> <p>Die Debatte wird wieder aufgenommen.</p> <p>Besnard, Flocon, Tracy, Messiat, Souvai<gap reason="illegible"/>e, Dahirel und Freélon gerathen hart aneinander. Die Einen rechtfertigen den Cumul, die Andern wollen auch die Künste der Concurrenz übergeben.</p> <p>Endlich schreitet man zur Abstimmung.</p> <p>Es stimmen für sofortige Abschaffung des Cumuls oder der Gehaltsbeschränkung 267, für Freslons Antrag auf Verschiebung erhoben sich 306 Stimmen.</p> <p>Somit wäre das Unterrichtsministerium endlich abgemacht.</p> <p>Das Unterrichtsbüdget erledigt, schreitet die Versammlung zum zweiten Theile desselben, nämlich zu den kirchlichen Ausgaben im engern Sinne.</p> <p>Repellin wundert sich, daß das Domkapitel von St. Denis im Büdget noch sigurire ebenso noch einige andere geistliche Faulpfründen z. B. General-Kultus-Administratoren u. s. w.</p> <p>Bineau im Namen des Finanzausschusses: Es seien meistens Greise, die man aussterben lassen wolle.</p> <p>Isambert verspricht desgleichen diese Oekonomie einzuführen.</p> <p>Kapitel 1, 2, 3 und 4 (letzteres von den Gehältern der Erzbischöfe und Bischöfen handelnd) wurde etwas angefochten, man wollte z. B. den Erzbischof von Paris nur 30,000 statt 40,000 Frk. zahlen.</p> <p>Lespinasse und Freslon vertheidigen indessen die 40,000 und sie gehen durch.</p> <p>Die übrigen Kirchenkapitel werden rasch erledigt.</p> <p>Dufaure, Minister, bittet, morgen das Büdget zu unterbrechen und drei Eisenbahnlinien zu diskutiren.</p> <p>Bineau protestirt.</p> <p>Dufaure: Es handelt sich darum, dem Proletariat Arbeit zu verschaffen.</p> <p>Die Versammlung entscheidet, daß sie morgen jene Bahnen diskutiren werde. Dann geht sie zum Büdget des Innern über.</p> <p>Zwei Punkte geben zu Erörterungen Veranlassung. 1) Der Telegraphendienst und 2) die Spezialkontrole gegen fremden, namentlich belgischen Nachdruck. Bei beiden wird auf Personalverminderung angetragen, welche theilweise genehmigt wurde.</p> <p>Die Sitzung wird um 6 Uhr aufgehoben.</p> </div> </div> <div n="1"> <head>Großbritannien.</head> <div xml:id="ar147-2_018" type="jArticle"> <head><bibl><author>*</author></bibl> London, 16. Nov.</head> <p>Die Times sagt heute in einem Artikel über Amerika:</p> <p>„Die amerikanische Präsidentschaftswahl ist jetzt entschieden und in 8 oder 10 Tagen werden wir das Resultat wissen. Natürlich sind wir dabei interessirt. Die Bewohner der Vereinigten Staaten sind in mancher Beziehung unsere Nachbarn und es kann uns wahrlich nicht gleichgültig sein, ob sie frei und friedlich regiert werden oder nicht. Eine neue Präsidentschaft eröffnet ein neues Kapitel von Ereignissen und stößt diesen oder jenen Punkt ver politischen Agitation in den Vordergrund. Wie jetzt die Sachen stehen, sind wir in England wahrhaft mit europäischer Politik überschüttet und von Taylor und Caß kennen wir eigentlich wenig mehr als ihre Namen. Sogar in den Vereinigten Staaten ist das Interesse für sie mehr forcirt als natürlich, die beiden Generäle und ihre Unterstützer sind beiderseits neu in ihrer politischen Stellung. Taylor will Frieden und Protektion. Caß hält sich an den Krieg und den Freihandel. Nun ist der Krieg unzweifelhaft ein schlimmeres Ding als ein Prohibitivtarif; die Drohung des einen mag aber noch immer weniger gefährlich als die Drohung des Andern sein. Ein Kind wird z. B. weniger erschrecken, wenn man ihm sagte: „Ich schneide deinen Kopf ab!“ als wenn man ihm erklärte, „daß es keinen Pudding mehr haben solle.“</p> <p>Es wird Taylor leichter sein, etwas für seine Manufaktur-Unterstützer zu thun, als es für Caß leicht sein wird, seinen irischen Alliirten Gelegenheit zu geben, den Britten die Hälfte abzuschneiden. Jedenfalls müssen wir indeß des Prinzips wegen schon den vorziehen, der uns im Namen des Friedens entgegen tritt. Republiken stürzen sich nur zu leicht in Kriege. Ein Konsul oder ein Präsident hat nur eine kurze Zeit vor sich, und will natürlich seine Regierung gern durch ein dauerndes Monument bezeichnen. Texas und Californien machen Hrn. Polk unsterblich, und es ist leicht möglich, daß General Caß seinen Namen mit der Annäherung von Cuba zu verbinden suchen wird.“</p> </div> </div> <div type="jReadersLetters" n="1"> <div xml:id="ar147-2_019" type="jArticle"> <p>Die Unterzeichneten Bürger Kölns erklären hiermit, daß sie den beiden Gemeinderäthen <hi rendition="#b">Hölterhoff</hi> und <hi rendition="#b">Heuser</hi> nicht länger ihr Vertrauen schenken können, und zwar aus dem Grunde, weil jene Herren den bekannten anonymen Protest (s. Kölnische Zeitung 306) gegen den gesetzlichen Beschluß des Stadtrathes, betreffend die Adresse an die Nationalversammlung, verfaßt haben.</p> <p>Köln, 14. November 1848. (Folgen 1200 Unterschriften.)</p> <p>Dem Herrn Stellvertretenden Bürgermeister, Beigeordneter Herrn <hi rendition="#g">Schenk</hi>.</p> </div> <div xml:id="ar147-2_020" type="jArticle"> <head>Einem verehrlichen Gemeinderath der Stadt Düsseldorf.</head> <p>Ganz in Uebereinstimmung mit dem am 12. d. M. von Seiten des Gemeinderaths gefaßten Beschlusses: — „nur die in Berlin versammelte hohe Nationalversammlung als einzig gesetzgebende Behörde anzuerkennen“ — erlauben sich Unterzeichnete an den verehrlichen Gemeinderaht, mit Bezugnahme auf die am 15. d. M beschlossene Steuerverweigerung Seitens der Nationalversammlung, die Frage zu stellen: wie diese Steuerverweigerung in Beziehung der Schlachtsteuer von den Unterzeichneten zu handhaben sein dürfte?</p> <p>Jedenfalls fügen wir die Erklärung bei, daß wir der Beschlußnahme der National-Versammlung, als der einzig rechtmäßig gesetzlichen Behörde, unter allen Umständen sofort nachkommen werden.</p> <p>Düsseldorf den 17. November.</p> <p><hi rendition="#g">Die Metzgermeister der Stadt Düsseldorf</hi>.</p> </div> <div xml:id="ar147-2_021" type="jArticle"> <p> <hi rendition="#b">Für den demokratischen Central-Ausschuß in Berlin sind bei der Expedition dieser Zeitung ferner eingegangen:</hi> </p> <p>R. (Republikanerin) „Tod dem Rülps“! 1 Thlr. — Aus Lüdenscheid 1 Thlr. — E. u W. H aus Solingen 5 Thlr. — In Cochem an der Mosel gesammelt 50 Thlr. — In Hamm gesammelt 10 Thlr. — Zusammen 336 Thlr. 5 Sgr. und 48 Kreuzer.</p> <p>Von der Expedition gestempelte Listen liegen zur Unterzeichnung offen bei:</p> <p rendition="#et">A. Steintraßer, Perlenpfuhl;<lb/> Halin, Börse;<lb/> Hamspohn, Freischütz, Hochstraße;<lb/> Ciser, beim Eingange während der Volksversammlungen;<lb/> J. Obladen, Streitzeuggasse;<lb/> Resource, Gesellschaft, Sandkaul.<lb/> Stollwerk, Schildergasse.</p> </div> </div> <div n="1"> <head>Handelsnachrichten.</head> <gap reason="insignificant"/> </div> </body> </text> </TEI> [0771/0003]
bringen. Der General Cavaignac sagte: die Ehre der Armee erheischte, daß ich in meinem Systeme beharre. Würde eine einzige meiner Kompagnien entwaffnet, so würde ich mir eine Kugel durch den Kopf jagen. Die Nationalgarde mag die Barrikaden angreifen. Wird sie geschlagen, so ziehe ich es vor, mich in die Ebene St. Denis zurückzuziehen, und hier der Emeute eine Schlacht zu liefern.“
Der Leser verwandle sich in einen Geschwornen. Er lege die Hand auf's Herz und antworte auf diese Frage:
„Konnte der General Cavaignac die Insurrektion vom 23. Juni verhindern?“
„Wenn er sie nicht verhindert hat, geschah es nicht, weil es in seinem Plane lag, sie umfangreich und gefahrdrohend genug zu machen, um den Sturz der Exekutivkommission zu beschleunigen und an die Nothwendigkeit der Diktatur glauben zu machen?“
Ja oder Nein?
19 Paris, 15. Nov. Die Montagne hat mit ihrer Empfehlung Ledru-Rollins unter den Pariser Revolutionären nichts erreicht: das demokratische Central-Wahlkomite der vier Seinedepartements hat sich vorgestern mit 72 Stimmen gegen 6 (die sich der Abstimmung enthielten) für die Candidatur des Gefangenen von Vincennes, Francois Vincent Raspail, entschieden!
Der äußere Anlaß dieses Beschlusses, der wahrscheinlich die Stimmen der demokratischen Partei in der Präsidentenwahl zersplittern wird, ist in Kürze folgender. Das Centralkomite entwarf eine Liste von Kandidaten, die ihm für eine demokratische Regierung die meisten Garantien zu bieten schienen; es waren Albert, Barbes, Louis Blanc, Blanqui, Cabet, Lagrange, Ledru-Rollin, Raspail. Eine Deputation begab sich zu den Designirten, um ihnen ein demokratisches Programm zur Erklärung vorzulegen und Jeden einzeln zu befragen, ob er im Fall, daß Einer der Andern den Vorzug erhielte, im Interesse des allgemeinen Zusammenwirkens von seiner Kandidatur abstehen wolle. Von sieben der Bezeichneten kehrte die Deputation mit befriedigender Antwort zurück; der achte jedoch, Hr. Ledru-Rollin, erklärte nach mehrfachen Ausstellungen an dem Programm, daß er in keinem Fall von seiner Kandidatur abstehen könne, weil er dieselbe bereits in mehreren Departments angenommen habe. Nach einer kurzen Berathung, ob man diese Angelegenheit vorher noch in den Klubs und Reunionen zur Sprache bringen solle, entschied sich darauf das Komite in der erwähnten Weise für die Kandidatur Raspails.
Die Freunde des Hrn. Ledru-Rollin sind wüthend über diesen Beschluß; in den Wahlvereinen herrscht die größte Aufregung, und auf den Boulevards Montmartre und St. Denis sieht man seit gestern und heute Abend zahlreiche Haufen, welche sich mit wüthender Erbitterung für und wider Ledru-Rollin streiten.
In den Klubs der Rue Grenelle St. Honore und Wauxhall wurde der Beschluß des Centralcomite's mit großem Jubel aufgenommen; die Arbeiter riefen noch lange draußen auf den Straßen: Vive Raspail! Vive la république democratique et sociale! In der Reunion des Saales Montesquieu, wo sich mehrere Deputirte der Montagne eingefunden hatten, stritten sich die avancirten Revolutionäre auf das Heftigste mit der Partei der Reforme. Die letztern griffen das Centralcomite an, welches nicht aus direkter Wahl, sondern aus den Vorständen der „gerade zufällig bestehenden Klubs“ hervorgegangen sei. Mehrere Redner vertheidigten dasselbe, indem sie zugleich Ledru-Rollin, der in letzter Zeit durch seine Zurückgezogenheit um das Wohlwollen der kleinen Bourgeoisie gebuhlt habe, heftig, angriffen, und als einer derselben bei Gelegenheit der Erklärung Ledru-Rollin's betreff der Departements ausrief: „Hr. Ledru-Rollin mag sich immer auf das Land verlassen, Paris wird die Revolution machen!“ folgte ihm der stürmische anhaltende Beifall der zahlreich versammelten Arbeiter.
Wenn, wie nicht zu bezweifeln, das Central-Komite auf seinem Beschluß beharrt, so ist Hr. Ledru-Rollin in der Urwahl vollständig enfoncirt, denn die Pariser Demokratie war seine Hauptstütze.
Wie man sagt, hat das Central-Komite nach der neuesten Zählung in den Seinedepartements über sichere 180,000 Stimmen zu verfügen. In den Departements wird indeß Raspail nicht so sicher triumphiren, da die Zeit für weitere Propaganda zu kurz ist und die Agenten Ledru-Rollins im Besitz der meisten demokratischen Provinzialblätter sind. Das Central-Komite weiß übrigens sehr wohl, daß es mit Raspail in der Urwahl nicht durchdringen kann, allein es hat, wie mir in dem Klub der Rue Grenelle eins seiner Mitglieder sagte, „für den Fall einer Revolution dem Volke ein besseres Feldgeschrei geben wollen, als die Helden der Reforme.“
* Paris, 17. Nov. Brief eines 80jährigen Greises an die Presse. Ich habe einen kleinen Fehler: ich bin etwas neugieriger Natur. Da Sie nun so genau die Geschichte der Cavaignac'schen Dynastie kennen, so möchte ich Sie bitten, mich über einen Punkt aufzuklären, der, ich muß es gestehen, mich in große Verlegenheit setzt:
Meine Frage lautet:
1) Wann haben die Cavaignac's angefangen, Republikaner zu sein?
2) Wann haben sie aufgehört, Republikaner zu sein?
5) Zu welcher Zeit sind sie wieder Republikaner geworden?
Die Archiven der alten Provinz Guercy enthalten mehrere Briefe aus den Jahren 1786 und 87, in denen J. B. Cavaignac den Intendanten flehentlich bittet, ihm doch eine Stelle als Empfänger der Salzsteuer zukommen zu lassen und diese seine Bitte durch „das heiße Verlangen“ motivirte, „dem Könige zu dienen.“ J. B. Cavaignac war zu dieser Zeit ohne Zweifel ein eifriger Royalist. Im Jahre 1793, da verhielt sich die Sache ganz anders. Der Revolutionsplatz, die Gers- und Landes-Departements und noch viele andere Dinge könnten mich wohl bestimmen, J. B. Cavaignac für einen reinen Republikaner zu halten, hätte ich ihn nicht einige Jahre später in Neapel in den Diensten des Königs Murat gefunden, dem er „den Eid der Treue“ geleistet. Denken Sie, daß dieser J. B. Cavaignac noch Republikaner war?
Der König Murat, nachdem er den Kaiser Napoleon verlassen hatte, befahl allen Franzosen, die in Diensten Neapels standen, sich als Neapolitaner naturalisiren zu lassen, wenn sie nicht Gefahr laufen wollten, ihre Stelle zu verlieren. J. B. Cavaignac, der damals Direktor des „Enregistrement“ war, wurde Neapolitaner, und ließ ebenfalls seine zwei Söhne, Godefroy und Eugene, naturalisiren. Denken Sie wohl, daß Cavaignac, der Vater, als guter Franzose und guter Republikaner gehandelt hat?
J. B. Cavaignac, der, wie er wörtlich sagt, „seine beiden Söhne dem König dem König von Neapel geschenkt hat:“ ließ sie Pagen werden.
War J. B. Cavaignac noch Republikaner, als das Gesetz vom Februar 1815 die alten sogenannten „votirenden“ Conventionelle aus Frankreich verbannte?
Behielt J. B. Cavaignac in Belgien die royalistischen Gesinnungen bei, die er so offen in Neapel bekundet hatte, oder wurde er, was er 1793 war? Diese Frage ist sehr schwierig zu beantworten.
Kommen wir vom Vater auf den Sohn, so wird unsere Verlegenheit noch größer. Von der Erziehung hängt die Ueberzeugung eines Mannes ab; das läugnet Niemand. Nun frage ich, wo und wie sind die Kinder Cavaignac's erzogen worden, von denen der jüngere, der heute an der Spitze der Regierung steht, uns als ein Republikaner angepriesen wird. Die beiden Cavaignac's brachten ihre ersten Jünglingsjahre im Antichambre des Königs Murat zu; ich habe sie gesehen hinter seinem Wagen stehn, ich habe gesehen, wie sie während des Mittagessens die Teller dem König Murat präsentirten, dessen Livree sie trugen. Dies sind allerdings Funktionen, die sich schwerlich mit demjenigen Stolz, demjenigen Adel der Gesinnungen in Einklang setzen lassen, den die Republikaner von Geburt haben sollen. Waren diese jungen Burschen damals Republikaner oder Royalisten? Man wird mir antworten: sie gehorchten damals ihrem Herrn Vater, resp. Bürger Vater Gut. Aber als Eugene großjährig geworden, als er keinem Herrn oder Bürger Vater zu gehorchen brauchte, trat er in die Dienste Karls X. und leistete ihm den Eid der Treue. Denken Sie wohl, daß er damals Republikaner war? Ich glaube nicht; sonst müßte ich ja annehmen, daß er einen falschen Eid schwur. Als er in Afrika, an der Spitze seines Regiments, vor dem Könige, vor den Prinzen vorbeimarschirte, und den Athem sich ausschrie, um sein „es lebe der König, es leben die Prinzen,“ recht laut, recht arabisch ertönen zu lassen, war er damals Royalist oder Republikaner? Hierüber möchte ich gerne Ihre Meinung hören. Die Freunde der Cavaignac'schen Dynastie haben Biographen aller Art über Louis Napoleon, über seinen Vater und Verwandten veröffentlicht, warum sollte man nicht suchen, zu erforschen, wie es mit der Biographie und dem Republikanismus Cavaignac's steht?
Paris, 16. Nov. Die Präsidentenwahl verrückt alle Köpfe. Nicht nur in allen politischen Zirkeln, sondern auch in allen Familienstuben spricht man von nichts als Louis Bonaparte und Cavaignac.
Die Bonapartisten gebehrden sich fast wahnsinnig. Vor ihrem Centralklub (Passage Jouffroy am Boulevard) sammelten sich gestern Abend etwa tausend Menschen, weil er jedem politischen Gegner den Einlaß verweigert hatte. Der Andrang wurde immer stärker, und trotzdem man von den Fenstern des Klubs herab mit Wasser gegen sie spritzte, hielten sie doch so lange Stand, bis sich der Klub aufhob. Von den Wasserspritzen dürfte man gar bald zu Flintenschüssen übergehen.
Die demokratischen Klubs beweisen sich indessen nicht viel toleranter. Vorgestern fand unter Altoa Shee's Vorsitz im Montesquieusaale eine Sitzung statt, in welcher ein Napoleonist das Wort verlangte und erhielt. Kaum hatte er angefangen die Verdienste des „Prinzen“ zu loben, so schrie man aus vollem Halse: Reißt den Kerl herunter! Das ist ein bezahlter Lakey aus der Rue de la Chaussée d'Antin, wo man nur Glacehandschuhe und glanzlederne Stiefeln trägt u. s. w. u. s. w. Die Köpfe erhitzten sich mit jedem Augenblicke mehr, und wenn der Saalkellner nicht den vortrefflichen Einfall gehabt hätte, das Gas auszulöschen, wodurch plötzliche Finsterniß entstand, die allem Geschrei ein Ende machte, so wäre es wahrscheinlich zu derben Auftritten gekommen. So aber zerstreute sich die über 3000 Mann zählende Versammlung und Jeder lachte herzlich über die List des Saalwärters. Aehnlicher Beispiele könnte man noch mehrere anführen.
— Der Moniteur sagt: Das Blatt „Liberte“ (und nach ihm die Patrie etc.) enthalten heute ein langes Zwiegespräch, das angeblich zwischen Thiers und dem General Cavaignac in einem der Seitengänge der Nationalversammlung stattgefunden haben solle. Diese ganze Geschichte ist eine Fabel, welche der Einbildungskraft der „Liberte“ entsprungen.
— Vergers, Schwiegersohn derjenigen Dame, die der „Presse“ zufolge der Vater Cavaignac's genothzüchtigt haben solle, ehe er das Leben ihres Vaters zu retten versprach, ist von seiner bisherigen Präfektenstelle der orientalischen Pyrenäen, zum Präfekten des Aude-Departements, an die Stelle Dupont Wilhe's ernannt worden. Da wird's neuen Lärm in der „Presse“ absetzen.
— Heute Abend ist großer Hofball bei Herr und Madame Armand Marrast.
— Cabet, dessen Wohnung die Bürgerwehr am 15. Mai stürmte und in welcher sie Waffen und Munition fand, stand gestern vor dem Zuchtgericht und ist zu 1 Monat Gefängniß und 100 Franken Geldstrafe verurtheilt worden.
— Unter dem Titel: „Die Prätendenten vor dem Volke“, ist eine sehr aufrührerische, d. h. stock-aristokratische Broschüre erschienen, welche von der Demokratie pacifique unbarmherzig gegeißelt wird.
Eine andere Broschüre, „Organisation de la Fraternite“, birgt einigen guten Willen, ist aber nicht weniger bornirt.
— (Arbeiter-Assoziationen.) Mit diesem Gegenstande beschäftigte sich gestern die Nationalversammlung volle drei Stunden. Man entsinnt sich, daß die Nationalversammlung in der Juniangst eine lithographirte Proklamation hinter die Barrikaden schleudern ließ, worin sie den Arbeitern zurief: Brüder! Verirrte Brüder! Leget doch Eure Waffen nieder! Höret die Stimme Eurer Vertreter, Ihr sollet Euch ja assoziren können etc., kurz, es soll all' Eueren Leiden nach Kräften abgeholfen werden; nur leget die Waffen nieder; damit das Blutbad aufhöre u. s. w. u. s. w. Diese Proklamation trug in der That viel zum Siege der Bürgerwehr bei; mehrere der bedeutendsten Barrikaden stellten das Feuer ein und das Stadthaus ward nicht genommen. Die Schlacht einmal vorüber, erkaltete der Eifer. Man begnügte sich, am 5. Juli drei Mill. Frks. zu votiren, welche zur Unterstützung von Arbeiterassoziationen unter einander oder mit ihren Meistern verwandt werden sollen. Mehr als 440 Assoziationen haben sich bereits an den Minister gewandt, um die nöthigen Betriebskapitalien zu erreichen. Es ist aber eine Kommission niedergesetzt worden, welche alle diese Anträge genau prüft, damit nicht auch diese letzte Errungenschaft der Februarrevolution eskamotirt werde. Die Nationalversammlung hat nun gestern beschlossen, daß den Arbeiterassoziationen die erforderlichen Betriebskapitalien zu 3 pCt: Zinsen vorgeschossen werden sollen. Sollte das erforderliche Betriebskapital die Summe von 25,000 Frks. übersteigen, dann müssen 5 pCt. gezahlt werden. Uebrigens muß das Kapital nach und nach zurückgezahlt werden. Indessen wird aus Zins- und Rückzahlungssummen, ein General-Assoziationsstock gebildet, der künftigen andern Versuchen zu Gute kommen soll. Die Pariser Arbeiter assoziren sich wirklich in allen Ecken und schaffen beinahe Wunder, trotz der Dürftigkeit obiger Betriebsfonds. 1500 Bäckergesellen backen das schönste Brod seit acht Tagen: alle Meister gerathen in Verzweiflung, und dreißig andere Arbeitervereine drohen anderen Erwerbszweigen mit demselben Existenzbruch. Entweder müssen sich die Meister mit ihren ehemaligen Gesellen assoziren oder sie gehen unter. Die Union der Schneidergesellen in der Rue St. Denis 29 gibt sogar Papiergeld aus, gegen das man sich Anzüge auswechseln kann. Kein Wunder, wenn die Herren Dupin (der alte) und Corbon, „der Patron“, daher gestern verzweifelt ausriefen: das führe zum Kommunismus.
— Nationalversammlung. Sitzung vom 16. November. Anfang 1 Uhr Präsident Marrast. Es mögen etwa 510 Deputirte anwesend sein.
Gisclard gibt seine Demission als Volksvertreter. „Wir sind, heißt es in seinem Briefe, nur berufen, eine neue Verfassung zu machen. Dieselbe ist fertig, ich betrachte also mein Mandat als erloschen.“ Das Departement Tarn, dem dieser Deputirte angehört, wird also einen andern Deputirten zu erwählen haben.
An der Tagesordnung ist das Büdget von 1848, in dem man gestern den ganzen Unterrichtsabschnitt durchjagte.
Deslongrais, dem die Künstler und Akademiker, Professoren u. s. w. zu viele Stellen verbinden, d. h zu viele Staatsgehalte gleichzeitig beziehen, stellt folgende Aditionalparagraphen:
„Vom 1. Januar 1849 können die vom Unterrichts-Ministerium abhängigen Beamten, die bisher dem Cumulgesetze noch nicht unterworfen waren, nicht ferner Doppelgehalte beziehen, ohne daß das eine Gehalt nicht um die Hälfte verkürzt werde. In keinem Falle dürfen sämmtliche Gehaltsbeträge die Summe von 12000 Franken übersteigen.“
Lasteyrie beantragt Vertagung.
Besnard: Das Cumulgesetz sei votirt. Es müsse auch diesem Mißbrauche mithin gesteuert werden.
De Tracy unterstützt die Vertagung.
Guichard: Die Volksstimme fordert schon längst die Abschaffung obiger Mißbräuche. Er unterstützt den Antrag.
Freslon, Unterrichts- und Kultus-Minister, bekämpft die sofortige Debatte und bevorwortet die Vertagung. Es hieße eine solche Gehaltsverkürzung dem Ruhme, dem Kunsteifer schaden.
Die Vertagung wird zur Abstimmung gebracht, aber verworfen.
Die Debatte wird wieder aufgenommen.
Besnard, Flocon, Tracy, Messiat, Souvai_ e, Dahirel und Freélon gerathen hart aneinander. Die Einen rechtfertigen den Cumul, die Andern wollen auch die Künste der Concurrenz übergeben.
Endlich schreitet man zur Abstimmung.
Es stimmen für sofortige Abschaffung des Cumuls oder der Gehaltsbeschränkung 267, für Freslons Antrag auf Verschiebung erhoben sich 306 Stimmen.
Somit wäre das Unterrichtsministerium endlich abgemacht.
Das Unterrichtsbüdget erledigt, schreitet die Versammlung zum zweiten Theile desselben, nämlich zu den kirchlichen Ausgaben im engern Sinne.
Repellin wundert sich, daß das Domkapitel von St. Denis im Büdget noch sigurire ebenso noch einige andere geistliche Faulpfründen z. B. General-Kultus-Administratoren u. s. w.
Bineau im Namen des Finanzausschusses: Es seien meistens Greise, die man aussterben lassen wolle.
Isambert verspricht desgleichen diese Oekonomie einzuführen.
Kapitel 1, 2, 3 und 4 (letzteres von den Gehältern der Erzbischöfe und Bischöfen handelnd) wurde etwas angefochten, man wollte z. B. den Erzbischof von Paris nur 30,000 statt 40,000 Frk. zahlen.
Lespinasse und Freslon vertheidigen indessen die 40,000 und sie gehen durch.
Die übrigen Kirchenkapitel werden rasch erledigt.
Dufaure, Minister, bittet, morgen das Büdget zu unterbrechen und drei Eisenbahnlinien zu diskutiren.
Bineau protestirt.
Dufaure: Es handelt sich darum, dem Proletariat Arbeit zu verschaffen.
Die Versammlung entscheidet, daß sie morgen jene Bahnen diskutiren werde. Dann geht sie zum Büdget des Innern über.
Zwei Punkte geben zu Erörterungen Veranlassung. 1) Der Telegraphendienst und 2) die Spezialkontrole gegen fremden, namentlich belgischen Nachdruck. Bei beiden wird auf Personalverminderung angetragen, welche theilweise genehmigt wurde.
Die Sitzung wird um 6 Uhr aufgehoben.
Großbritannien. * London, 16. Nov. Die Times sagt heute in einem Artikel über Amerika:
„Die amerikanische Präsidentschaftswahl ist jetzt entschieden und in 8 oder 10 Tagen werden wir das Resultat wissen. Natürlich sind wir dabei interessirt. Die Bewohner der Vereinigten Staaten sind in mancher Beziehung unsere Nachbarn und es kann uns wahrlich nicht gleichgültig sein, ob sie frei und friedlich regiert werden oder nicht. Eine neue Präsidentschaft eröffnet ein neues Kapitel von Ereignissen und stößt diesen oder jenen Punkt ver politischen Agitation in den Vordergrund. Wie jetzt die Sachen stehen, sind wir in England wahrhaft mit europäischer Politik überschüttet und von Taylor und Caß kennen wir eigentlich wenig mehr als ihre Namen. Sogar in den Vereinigten Staaten ist das Interesse für sie mehr forcirt als natürlich, die beiden Generäle und ihre Unterstützer sind beiderseits neu in ihrer politischen Stellung. Taylor will Frieden und Protektion. Caß hält sich an den Krieg und den Freihandel. Nun ist der Krieg unzweifelhaft ein schlimmeres Ding als ein Prohibitivtarif; die Drohung des einen mag aber noch immer weniger gefährlich als die Drohung des Andern sein. Ein Kind wird z. B. weniger erschrecken, wenn man ihm sagte: „Ich schneide deinen Kopf ab!“ als wenn man ihm erklärte, „daß es keinen Pudding mehr haben solle.“
Es wird Taylor leichter sein, etwas für seine Manufaktur-Unterstützer zu thun, als es für Caß leicht sein wird, seinen irischen Alliirten Gelegenheit zu geben, den Britten die Hälfte abzuschneiden. Jedenfalls müssen wir indeß des Prinzips wegen schon den vorziehen, der uns im Namen des Friedens entgegen tritt. Republiken stürzen sich nur zu leicht in Kriege. Ein Konsul oder ein Präsident hat nur eine kurze Zeit vor sich, und will natürlich seine Regierung gern durch ein dauerndes Monument bezeichnen. Texas und Californien machen Hrn. Polk unsterblich, und es ist leicht möglich, daß General Caß seinen Namen mit der Annäherung von Cuba zu verbinden suchen wird.“
Die Unterzeichneten Bürger Kölns erklären hiermit, daß sie den beiden Gemeinderäthen Hölterhoff und Heuser nicht länger ihr Vertrauen schenken können, und zwar aus dem Grunde, weil jene Herren den bekannten anonymen Protest (s. Kölnische Zeitung 306) gegen den gesetzlichen Beschluß des Stadtrathes, betreffend die Adresse an die Nationalversammlung, verfaßt haben.
Köln, 14. November 1848. (Folgen 1200 Unterschriften.)
Dem Herrn Stellvertretenden Bürgermeister, Beigeordneter Herrn Schenk.
Einem verehrlichen Gemeinderath der Stadt Düsseldorf. Ganz in Uebereinstimmung mit dem am 12. d. M. von Seiten des Gemeinderaths gefaßten Beschlusses: — „nur die in Berlin versammelte hohe Nationalversammlung als einzig gesetzgebende Behörde anzuerkennen“ — erlauben sich Unterzeichnete an den verehrlichen Gemeinderaht, mit Bezugnahme auf die am 15. d. M beschlossene Steuerverweigerung Seitens der Nationalversammlung, die Frage zu stellen: wie diese Steuerverweigerung in Beziehung der Schlachtsteuer von den Unterzeichneten zu handhaben sein dürfte?
Jedenfalls fügen wir die Erklärung bei, daß wir der Beschlußnahme der National-Versammlung, als der einzig rechtmäßig gesetzlichen Behörde, unter allen Umständen sofort nachkommen werden.
Düsseldorf den 17. November.
Die Metzgermeister der Stadt Düsseldorf.
Für den demokratischen Central-Ausschuß in Berlin sind bei der Expedition dieser Zeitung ferner eingegangen:
R. (Republikanerin) „Tod dem Rülps“! 1 Thlr. — Aus Lüdenscheid 1 Thlr. — E. u W. H aus Solingen 5 Thlr. — In Cochem an der Mosel gesammelt 50 Thlr. — In Hamm gesammelt 10 Thlr. — Zusammen 336 Thlr. 5 Sgr. und 48 Kreuzer.
Von der Expedition gestempelte Listen liegen zur Unterzeichnung offen bei:
A. Steintraßer, Perlenpfuhl;
Halin, Börse;
Hamspohn, Freischütz, Hochstraße;
Ciser, beim Eingange während der Volksversammlungen;
J. Obladen, Streitzeuggasse;
Resource, Gesellschaft, Sandkaul.
Stollwerk, Schildergasse.
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(2017-03-20T13:08:10Z)
Weitere Informationen:Die angegebenen Seitenzahlen beziehen sich auf die Ausgabe: Neue Rheinische Zeitung. Organ der Demokratie. Bd. 1 (Nummer 1 bis Nummer 183) Köln, 1. Juni 1848 bis 31. Dezember 1848. Glashütten im Taunus, Verlag Detlev Auvermann KG 1973.
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