Neue Rheinische Zeitung. Nr. 155. Köln, 29. November 1848.
An den Früchten sollt ihr sie erkennen! [Deutschland] Anderer Seits muß ich Ihnen aber auch vorstellen, was Sie, Herr Candator, riskiren, wenn Sie vom passiven zum aktiven Widerstand übergehen. Von der einen Seite muß ich Ihnen sagen, Sie werden auf diesem Wege nichts ausrichten können. Taglich trifft mehr Militär hier ein. Ich bin zwar davon nicht so genau unterrichtet, doch hat man mir erzählt, es würden morgen noch einige Bataillone hier anlangen; auch spricht man von Reichstruppen -- ja, es sollen wirklich Reichstruppen an den Niederrhein kommen -- ich weiß dies freilich so wenig wie Sie genau, allein es heißt so. Was wollen Sie da machen? Selbst wenn Sie für einige Tage einen Sieg erringen können, so müßten Sie doch bald unterliegen; man wurde Sie total einschließen. Daran ist also nicht zu denken. Außerdem würde die ganze Mark Ihnen auf den Hals kommen. Ja, ich darf Ihnen sagen, -- und sollen mir die Lippen verdorren und der Fußboden unter meinen Füßen versinken, wenn es nicht wahr ist, -- es sind noch keine sechs Stunden her, da standen auf derselben Stelle, wo Sie jetzt stehen, Deputationen von Elberfeld, von Mülheim, aus der Mark und andern Gegenden, die mir erklärten, man würde von dort aus zur Hülfe der Regierung aufbrechen, sobald dies verlangt werde. Ich sagte aber, das wäre fern von mir, ich würde meine Hand zu keinem Bürgerkriege hergeben. So steht die Sache, meine Herren. Cantador: Herr Präsident, unsere Umgebung, unsere Landschaft würde auch auf der andern Seite nicht zurückbleiben. Präsident: Man würde diese Zuzüge abzuschneiden wissen, sie nöthigenfalls mit Kartätschen empfangen, sie wurden gar nicht bis hierher kommen. Aber lassen Sie mich ausreden. So sieht es von der einen Seite aus; von der andern, Herr Cantador, fallen Sie, sobald Sie den passiven Widerstand verlassen und zum aktiven übergehen, wozu Sie die Nationalversammlung nicht aufgefordert hat, Sie also dieselbe auch nicht mehr im Rücken haben, als Empörer unter Art. 4 des Code Napoleon. Dort liegt der Code Napoleon -- ich kann nicht dafür, aber ich muß Ihnen sagen, dann würden Sie, und Sie alle meine Herren, die sich an der Empörung betheiligt hätten, eine Kugel an den Kopf bekommen. Cantador: Herr Präsident, wir haben geschworen mit der National-Versammlung, mit der gesetzlichen Freiheit zu stehen und zu fallen. Wir wollen nicht die Anarchie, sondern nur den Sturz eines hochverrätherischen Ministeriums. Wir werden keinen Kampf provoziren, wir bereiten uns aber auf den Kampf vor und werden ihn aufnehmen, wenn es nicht anders geht, wenn wir dazu aufgefordert werden. Uebrigens schreckt mich weder die Drohung mit einer Kompagnie Schützen noch eine Drohung mit der Guillotine. Wir werden den Umständen nach handeln und gewiß nicht leichtsinnig einen blutigen Kampf beginnen. Präsident: Liebster Herr Cantador, ich muß Ihnen offen gestehen, ich höre Sie sehr gerne so in Begeisterung von der Freiheit reden; Sie fühlen das tief und ich bin auch einigermaßen mit Ihnen einverstanden, aber -- aber halten Sie sich beim passiven Widerstand. (Einige der Deputirten sprechen ebenfalls für den passiven Widerstand). Der Präsident fährt fort: Glauben Sie mir, Herr Cantador, Sie kommen mit dem passiven Widerstand weiter als mit einem Kampfe, dem eine sichere Niederlage bevorsteht, durch welchen Sie dem bald weichenden Ministerium Brandenburg noch vorher einen Sieg verschaffen. Glauben Sie mir, ich habe die Unterschrift des Ministers Brandenburg noch nicht zu Gesichte bekommen. Dies Ministerium kömmt gar nicht dazu, Verfügungen zu erlassen; es hat immer nur zu kämpfen und abzuwehren. Ich bin ganz mit Ihnen einverstanden, dies Ministerium kann sich nicht halten; ja ich sage Ihnen, wenn es sich noch länger als acht bis zehn Tage hält, dann kündigen ihm sämmtliche Behörden den Gehorsam auf. Deshalb, meine Herren, warten Sie die Sache ruhig ab. Was mich persönlich betrifft -- ich bin 23 Jahre Soldat gewesen -- so mag da vorkommen, was da will, ich werde ruhig hier in meinem Zimmer bleiben und nicht von der Stelle weichen. *) Was hätten Sie auch damit gewonnen, wenn Sie mich beseitigen wollten, Sie würden sofort einen andern Präsidenten bekommen, der viel schlimmer sein würde als ich. Groote: Herr Präsident, Sie haben sich jetzt offen ausgesprochen, wir wollen dasselbe thun. Die Bürgerwehr hält die Maßregeln des jetzigen Ministeriums für ungesetzlich und sich für verpflichtet, ihnen den passiven Widerstand entgegen zu setzen. Man hüte sich jedoch, Konflikte zwischen Militär und Civil hervorzurufen; es könnten diese die Brandfackel in die Stadt schleudern. Eine Auflösung der Bürgerwehr würde ein unbegründetes Verfahrrn sein, da die Bürgerwehr jede Anarchie mit Kraft zu unterdrücken gewillt ist. Cantador: Herr Präsident, auf Ihre Versicherung hin macht sich die Bürgerwehr hiermit stark, für die Ruhe und Ordnung der Stadt einzustehen und jedem anarchischen Auftritt mit aller Kraft entgegen zu treten. Präsident: So gehen wir, bester Herr Cantador, Hand in Hand. Der passive Widerstand ist ein ganz schönes Wort, bleiben Sie dabei, besuchen Sie mich, so oft Sie wollen, wenn Sie mir irgend etwas zu sagen haben Clasen: Ich habe Ihnen, Herr Präsident, noch ein Ansuchen zu stellen. Wie Sie wissen, ist das hier nicht beliebte Bataillon des 13. Regiments hieher zurückgekehrt. Es steht zu befürchten, daß, so wie damals, so auch jetzt Konflikte stattfinden werden, die man jetzt benutzen könnte, den gefürchteten Belagerungszustand herbeizuführen. Wir bitten Sie deshalb, mit dem Hrn. General v. Drigalski Rücksprache nehmen zu wollen und ihn zu veranlassen, die geeigneten Vorsichtsmaßregeln zu ergreifen. Der Antrag wird von den andern unterstützt. Spohr: Ich finde es an und für sich unrecht, gerade in jetziger Zeit das Bataillon wieder hieher zu verlegen, als beabsichtige man den Konflikt. Cantador: Der Ansicht bin ich auch. Präsident: Nun, meine Herren, ich will mich noch heute Abend um 9 Uhr deshalb zum Herrn General begeben. Ich werde Alles aufbieten, einen Ausbruch von Feindseligkeiten zu verhüten. Einer der Deputation: Man hat uns ferner, Herr Präsident, gesagt, daß Sie seit einigen Tagen eine vollständige Wache zur Nachtzeit im Regierungsgebäude aufziehen lassen. Man hat von 26 Mann gesprochen. Es scheint, Sie befürchten etwas, Sie glauben die Kasse nicht sicher. Wie verhält sich dies? Cantador: Sollte dies der Fall sein, so bitte ich, von einer Bürgerwehrwache Gebrauch zu machen. Präsident: Meine Herren, auch diese Sache ist nicht so schlimm, wie Sie dieselbe ansehen. Der General v. Drigalski schrieb mir vorgestern, es wäre etwas unbequem, den Posten an der Regierungshauptkasse von solcher Entfernung aus beziehen zu lassen und ersuchte mich deshalb, ihm für sechs Mann, ich sage: nur für sechs Mann Ablösung, ein Zimmer im Gebäude selbst anzuweisen. Einer der Deputation: Nur sonderbar, daß jetzt auf einmal die Entfernung so bedeutend geworden! Präsident: Ich versichere Sie, so hat mir der General geschrieben. Spohr kann sich eines Lächelns nicht enthalten, die andern sehen sich etwas räthselhaft an Der Präsident läßt sich jedoch nicht irre machen, wiederholt in andern Redensarten das schon früher Gesagte und schließt endlich mit den Worten: "So, meine Herren, hoffe ich, werden wir Freunde bleiben, (er reicht jedem Einzeln die Hand) und auch Sie Herr Dietze, wir wollen schon wieder Freunde werden." Herr Dietze: Ja, Herr Präsident, das darf aber nicht wieder vorkommen. Groote: Sie werden, Herr Präsident, doch erlauben, daß wir Ihre Erklärung in Betreff des Belagerungszustandes und der andern Punkte zur Mittheilung bringen, denn deshalb sind wir doch hierher gekommen Präsident (unklar): O ja, gewiß, so weit dies erforderlich. Die Deputation entfernte sich unter den freundschaftlichsten Versicherungen des Herrn Präsidenten. Umstände können selbst eine Indiskretion zur Pflicht machen. Wir halten uns durch das auf diese Unterredung gefolgte Verfahren des Herrn Präsidenten verpflichtet, vorstehenden möglichst genauen Abdruck der gepflogenen Verhandlungen der Offentlichkeit zu übergeben. Man vergleiche die in demselben enthaltenen ipsissima verba des Herrn Präsidenten mit den Eingangsworten des Belagerungspublikandums, man vergleiche sie mit der Bekanntmachung desselben vom 22. d. M. Nur ein Tag liegt zwischen jener Unterredung und diesen Erlassen. An diesem Tage ereignete sich in ganz Düsseldorf nichts politisch Bemerkenswerthes, als daß vier Bürgerwehr-Offiziere an das hiesige Postamt einige höfliche Fragen richteten, um die aufgeregte Menge mit gutem Gewissen beruhigen zu können. Den Regierungs-Präsidenten setzte man nicht ab, auch keine provisorische Regierung ein. Die Bürgerwehr besetzte nicht die Regierungskassen und machte auch keinen Angriff auf die Kaserne: dennoch verhängte der Herr Präsident den Belagerungszustand. Als charakterische Merkmale der ganzen Begebenheit sind, a) das in dem Belagerungspublikandum offen gelassene Datum und b) die in demselben fehlende Erwähnung des Vorfalls an der Post, der doch den Ausschlag gegeben haben soll, zu betrachten. Aus letzterm geht hervor, daß das Aktenstück, wenn nicht schon früher, so doch am 21. Mittags gedruckt gewesen sein mußte. Am 20. Abends um 7 Uhr versicherte uns der Präsident, er denke nicht daran, den Belagerungszustand auszusprechen. Wir beschuldigten den Letztern öffentlich der Wortbrüchigkeit, er nannte dies Verläumdung. Das Publikum urtheile. Düsseldorf, den 24. Nov. 1848. Lor. Cantador. Der Regierungspräsident Herr v. Spiegel sagt in Nr. 308 d. Bl. unterm 23. Nov: "Am Abende des 21. November wurde von Seiten einiger Bürger sowohl, als durch Offiziere der Bürgerwehr ein Attentat auf die königl. Post verübt, das die Verhinderung der Absendung von Geldern des Staates zum Zweck hatte" Meines Wissens versteht man in aller Welt unter "Attentat" einen gewaltsamen Angriff. Insofern nun dem Herrn von Spiegel dies zugleich mit der Angabe, wir hätten die Absendung von Staatsgeldern verhindern wollen, amtlich festgesetzt worden ist, erkläre ich für meine Person, der ich vom Chef der Bürgerwehr mit unter jenen Offizieren beordert war, das Posteigenthum mit allen zu Gebote stehenden Mitteln zu schützen, also auch dadurch zu schützen, daß ich falsche Gerüchte zu wiederlegen suchte; -- der ich ferner an die Postbeamten nur die höflichste Anfrage richtete und in kein anderes Lokal eingetreten bin, als in die, so viel mir bekannt, jedem ehrlichen Manne Behufs Nachfrage offen stehende Packkammer -- das die angebliche amtliche Feststellung eine amtliche Lüge ist, gegen welche ich mit allen gesetzlichen Mitteln zu Felde ziehen werde. Indem ich mich im Uebrigen auf den bereits von uns in Nr. 307 dieses Blattes veröffentlichten wahren Hergang dieses Vorfalles beziehe, bemerke ich nur noch, daß der Herr Ober-Postdirektor Maurenbrecher, an den doch zunächst die amtliche Mittheilung ergangen sein wird, in einem Schreiben vom 21. d. Mts. an das Kommando der Bürgerwehr mit keiner Silbe eines Attentats erwähnt, sondern sich nur über unbefugtes Nachfragen, unzulässige Kenntnißnahme von Adressen und Sachen u. dgl. beklagt. Die Zeitungs-Redaktionen, welche die Darstellung des Herr von Spiegel aufgenommen, wollen gefälligst auch meine Erklärung aufnehmen. Düsseldorf, den 25. Nov. 1848. Lorenz Clasen. 15 Elberfeld, 25. Nov. Ein wichtiger Tag, der heutige. Es war Stellvertreterwahl für Berlin. Gewählt wurde Hr. Kommerzienrath v. d. Heydt, wie das von unsern heulenden wupperthaler Wahlmännern zu erwarten stand. Der Gewählte versprach, noch heute Abend nach Brandenburg abzureisen. Sie fragen, wie dieser Mann es wagen kann, während der wirkliche Deputirte, Bredt, fortwährend in Berlin ist, nach Brandenburg zu gehen? Nun, ich antworte darauf, indem ich Sie an die politische Laufbahn dieses Herrn in den letzten Jahren erinnern. Als Mitglied des rheinischen Provinzial-Landtags trat er so servil auf, daß es fast den Servilen selbst zu arg wurde. Sein damaliges Verhalten ist in der alten Rhein. Zeitung auf's Trefflichste geschildert worden. Kam 1847 der vereinigte Landtag. Herr v. d. Heydt tritt hier als Mitglied der liberalen Opposition auf. Dafür bekommt er später vom Könige von Preußen, bei dessen Anwesenheit in Elberfeld, Fußtritte, Sie kuriren ihn so vollständig, daß er wieder als schwarzweißer Mitstreiter figuriren und den andern Wupperthalern gleichen Gelichters voranheulen kann. Das ist der Mann, der jetzt als Stellvertreter nach Brandenburg eilt!! * Münster, 27. November. "Uns ist so kannibalisch wohl, Davon haben wir auch hier eine Probe gehabt. Gestern Abend drangen 60-80 Mann des kürzlich hierher zurückverlegten 15. Infanterieregiments -- aus dem Mindenschen -- bewaffnet in eine ruhige Volksversammlung und jagten dieselbe durch Hauen und Stechen auseinander. Widerstand war nicht möglich, weil der Ueberfall theils zu plötzlich, theils gut organisirt war. Ein Unteroffizier war der Führer. Viele ruhige Bürger sind mehr oder weniger -- einige sehr bedeutend -- verwundet. Die Aufregung war furchtbar und ist nur durch das Versprechen des Generals v. d. Groeben, daß strengste Untersuchung und sofortige Entfernung des Regiments stattfinden solle, besänftigt worden. Schon mehrere Tage hieß es, daß den Soldaten viel Schnapps gegeben sei und gestern Morgen waren durch unbekannte Menschen die aufregendsten Plakate unter die Soldaten vertheilt, zu deren Druck sich besonders der hiesige Buchhändler Coppenrath, eine Milchschwester des Hrn. Dümont, hergiebt. Wo er das Geld herbekömmt, denn umsonst thut er nichts, ist Jedermann ein Räthsel. Der letzte Funken, der noch für das frühere Preußen hier glimmte, ist erloschen. Bisher ist nicht die geringste Reibung zwischen Militär und Bürgern vorgefallen und die Volksversammlungen verliefen stets in der musterhaftesten Ordnung. Gerade den Rednern in denselben ist es wesentlich zuzuschreiben, daß das Volk seinem Grolle gegen die hier befindlichen weggelaufenen Deputirten nicht Luft gemacht hat, denn dieser war so heftig, daß eine Bürgerwehrversammlung, aus der großen Mehrheit der Bürgerwehr bestehend, einstimmig beschloß, der fortgelaufene Deputirte Tüshaus sei nicht mehr würdig, Mitglied der Bürgerwehr zu sein. Daß der Belagerungszustand gelingen wird, steht nicht in Aussicht. Zu den Aufregungen des Militärs soll auch der Militärprediger Menk beigetragen haben; er ist Vorstand des katholischen Vereins, der theils wegen seiner Leiter, theils wegen seiner Deputirtenwahl-Manöver in Mißkredit gekommen. * Münster, 27. Novbr. Die Ruhe kehrt nicht wieder; das Volk ist trotz aller Ermahnungen in furchtbarer Aufregung. Soldaten des 15. Regiments, welche heute ganz frech mit Seitengewehren über die Straßen gingen, sind verwundet. Das Volk verlangte schon gestern Entfernung der 15er, allein wie wir hören, hat der bei den Bürgern verhaßte Magistratsvorstand, der bekannte v. Olfers, aus den Gefühlen eigener Sicherheit sich dagegen erklärt. Wären die 15er heute Morgen ausgezogen, so hatten wir Ruhe. Das leidet aber wohl "die Ehre" nicht!! Preußen, Preußen, was bist du übel berathen. Die Aufregung ist um so größer, je verhaßter der hiesige Regierungspräsident von Bodelschwingh ist. Man erzählt sich mit Bestimmtheit, daß die 15er gestern absichtlich ein Kind erschlagen haben. * Münster, 28. Nov. Ein heute eintreffender Reisende versichert, Münster sei in Belagerungszustand erklärt. Wir müssen die Bestätigung abwarten. X Berlin, 25. November. Der Abgeordnete Grabow ist unermüdlich in Versuchen, noch eine friedliche Ausgleichung zwischen Krone und Volk zu bewirken. Er machte gestern allen Fraktionen der Berliner Nationalversammlung einen Vorschlag dahin: Daß des Königs Majestät das Ministerium Brandenburg entlassen und dies der Versammlung mit dem Hinzufügen bekannt machen solle, daß er bereit sei, ein neues volksthümliches Ministerium zu ernennen, zu dem Behufe aber genöthigt sei, die Versammlung noch auf 8 Tage zu vertagen, Grabow stellte die Frage: Ob die Fraktionen, wenn eine solche königliche Botschaft ergeht, geneigt seien, dem König ihren Dank dafür auszusprechen und diese Vertagung anzunehmen? Er erklärte dies für den letzten Versuch, den er im Interesse des Friedens noch machen wolle und daß, wenn dieser mißglücke, er kein weiteres Mittel kenne. Gleichzeitig versicherte er allen Fraktionen mit der größten Bestimmtheit, daß er am Montag nicht nach Brandenburg gehen werde, sondern Dienstag nach Hause zurückkehren wolle, um sein Mandat niederzulegen, wenn ein friedlicher Vergleich bis dahin nicht gelingen sollte. Alle Fraktionen nahmen diesen Vorschlag an, mit der einzigen Maßgabe, daß einige derselben statt der Vertagung nur eine Aussetzung der Sitzungen gestatten wollten und daß man die Fassung der Dankerklärung sich noch vorbehielt. Während dies verhandelt ward, erschienen die Abgeordneten Hesse (Solingen) und Meusebach, als Deputirte der ausgetretenen Fraktion (Rechte) im Hotel de Russie und erklärten dort, daß ihre Partei diesen Vorschlag Grabow's nicht annehme. Ihre Fraktion (gegen 60 Mitglieder) wären fest entschlossen, Montag nach Brandenburg zu gehen und zwar aus zwei Gründen; einmal, weil sie dem Ministerio Brandenburg dadurch Gelegenheit geben wollte, sich in Bezug auf das erhaltene Mißtrauens-Votum zu rechtfertigen und dann, weil ihre Fraktion der Ansicht sei, daß die Versammlung hier unter den Bajonetten nicht frei berathen könne. Der letzte Grund klingt höchst sonderbar, wenn man erwägt, daß gerade diese Fraktion die Unfreiheit der Versammlung stets aus dem Mangel von Bajonetten abgeleitet hat. Berlin. Brigade-Befehl. Ich empfehle den Eintritt in die Kaserne strenger zu kontrolliren, namentlich, wenn ein Nicht-Militär, der in der Kaserne selbst nicht wohnt, hereingelassen werden will und Jemanden, vom Feldwebel abwärts besuchen will, Der Herr Präsident soll sich seit dem Belagerungszustande in der Kaserne unter dem Schutze der Bajonette befinden.
An den Früchten sollt ihr sie erkennen! [Deutschland] Anderer Seits muß ich Ihnen aber auch vorstellen, was Sie, Herr Candator, riskiren, wenn Sie vom passiven zum aktiven Widerstand übergehen. Von der einen Seite muß ich Ihnen sagen, Sie werden auf diesem Wege nichts ausrichten können. Taglich trifft mehr Militär hier ein. Ich bin zwar davon nicht so genau unterrichtet, doch hat man mir erzählt, es würden morgen noch einige Bataillone hier anlangen; auch spricht man von Reichstruppen — ja, es sollen wirklich Reichstruppen an den Niederrhein kommen — ich weiß dies freilich so wenig wie Sie genau, allein es heißt so. Was wollen Sie da machen? Selbst wenn Sie für einige Tage einen Sieg erringen können, so müßten Sie doch bald unterliegen; man wurde Sie total einschließen. Daran ist also nicht zu denken. Außerdem würde die ganze Mark Ihnen auf den Hals kommen. Ja, ich darf Ihnen sagen, — und sollen mir die Lippen verdorren und der Fußboden unter meinen Füßen versinken, wenn es nicht wahr ist, — es sind noch keine sechs Stunden her, da standen auf derselben Stelle, wo Sie jetzt stehen, Deputationen von Elberfeld, von Mülheim, aus der Mark und andern Gegenden, die mir erklärten, man würde von dort aus zur Hülfe der Regierung aufbrechen, sobald dies verlangt werde. Ich sagte aber, das wäre fern von mir, ich würde meine Hand zu keinem Bürgerkriege hergeben. So steht die Sache, meine Herren. Cantador: Herr Präsident, unsere Umgebung, unsere Landschaft würde auch auf der andern Seite nicht zurückbleiben. Präsident: Man würde diese Zuzüge abzuschneiden wissen, sie nöthigenfalls mit Kartätschen empfangen, sie wurden gar nicht bis hierher kommen. Aber lassen Sie mich ausreden. So sieht es von der einen Seite aus; von der andern, Herr Cantador, fallen Sie, sobald Sie den passiven Widerstand verlassen und zum aktiven übergehen, wozu Sie die Nationalversammlung nicht aufgefordert hat, Sie also dieselbe auch nicht mehr im Rücken haben, als Empörer unter Art. 4 des Code Napoleon. Dort liegt der Code Napoleon — ich kann nicht dafür, aber ich muß Ihnen sagen, dann würden Sie, und Sie alle meine Herren, die sich an der Empörung betheiligt hätten, eine Kugel an den Kopf bekommen. Cantador: Herr Präsident, wir haben geschworen mit der National-Versammlung, mit der gesetzlichen Freiheit zu stehen und zu fallen. Wir wollen nicht die Anarchie, sondern nur den Sturz eines hochverrätherischen Ministeriums. Wir werden keinen Kampf provoziren, wir bereiten uns aber auf den Kampf vor und werden ihn aufnehmen, wenn es nicht anders geht, wenn wir dazu aufgefordert werden. Uebrigens schreckt mich weder die Drohung mit einer Kompagnie Schützen noch eine Drohung mit der Guillotine. Wir werden den Umständen nach handeln und gewiß nicht leichtsinnig einen blutigen Kampf beginnen. Präsident: Liebster Herr Cantador, ich muß Ihnen offen gestehen, ich höre Sie sehr gerne so in Begeisterung von der Freiheit reden; Sie fühlen das tief und ich bin auch einigermaßen mit Ihnen einverstanden, aber — aber halten Sie sich beim passiven Widerstand. (Einige der Deputirten sprechen ebenfalls für den passiven Widerstand). Der Präsident fährt fort: Glauben Sie mir, Herr Cantador, Sie kommen mit dem passiven Widerstand weiter als mit einem Kampfe, dem eine sichere Niederlage bevorsteht, durch welchen Sie dem bald weichenden Ministerium Brandenburg noch vorher einen Sieg verschaffen. Glauben Sie mir, ich habe die Unterschrift des Ministers Brandenburg noch nicht zu Gesichte bekommen. Dies Ministerium kömmt gar nicht dazu, Verfügungen zu erlassen; es hat immer nur zu kämpfen und abzuwehren. Ich bin ganz mit Ihnen einverstanden, dies Ministerium kann sich nicht halten; ja ich sage Ihnen, wenn es sich noch länger als acht bis zehn Tage hält, dann kündigen ihm sämmtliche Behörden den Gehorsam auf. Deshalb, meine Herren, warten Sie die Sache ruhig ab. Was mich persönlich betrifft — ich bin 23 Jahre Soldat gewesen — so mag da vorkommen, was da will, ich werde ruhig hier in meinem Zimmer bleiben und nicht von der Stelle weichen. *) Was hätten Sie auch damit gewonnen, wenn Sie mich beseitigen wollten, Sie würden sofort einen andern Präsidenten bekommen, der viel schlimmer sein würde als ich. Groote: Herr Präsident, Sie haben sich jetzt offen ausgesprochen, wir wollen dasselbe thun. Die Bürgerwehr hält die Maßregeln des jetzigen Ministeriums für ungesetzlich und sich für verpflichtet, ihnen den passiven Widerstand entgegen zu setzen. Man hüte sich jedoch, Konflikte zwischen Militär und Civil hervorzurufen; es könnten diese die Brandfackel in die Stadt schleudern. Eine Auflösung der Bürgerwehr würde ein unbegründetes Verfahrrn sein, da die Bürgerwehr jede Anarchie mit Kraft zu unterdrücken gewillt ist. Cantador: Herr Präsident, auf Ihre Versicherung hin macht sich die Bürgerwehr hiermit stark, für die Ruhe und Ordnung der Stadt einzustehen und jedem anarchischen Auftritt mit aller Kraft entgegen zu treten. Präsident: So gehen wir, bester Herr Cantador, Hand in Hand. Der passive Widerstand ist ein ganz schönes Wort, bleiben Sie dabei, besuchen Sie mich, so oft Sie wollen, wenn Sie mir irgend etwas zu sagen haben Clasen: Ich habe Ihnen, Herr Präsident, noch ein Ansuchen zu stellen. Wie Sie wissen, ist das hier nicht beliebte Bataillon des 13. Regiments hieher zurückgekehrt. Es steht zu befürchten, daß, so wie damals, so auch jetzt Konflikte stattfinden werden, die man jetzt benutzen könnte, den gefürchteten Belagerungszustand herbeizuführen. Wir bitten Sie deshalb, mit dem Hrn. General v. Drigalski Rücksprache nehmen zu wollen und ihn zu veranlassen, die geeigneten Vorsichtsmaßregeln zu ergreifen. Der Antrag wird von den andern unterstützt. Spohr: Ich finde es an und für sich unrecht, gerade in jetziger Zeit das Bataillon wieder hieher zu verlegen, als beabsichtige man den Konflikt. Cantador: Der Ansicht bin ich auch. Präsident: Nun, meine Herren, ich will mich noch heute Abend um 9 Uhr deshalb zum Herrn General begeben. Ich werde Alles aufbieten, einen Ausbruch von Feindseligkeiten zu verhüten. Einer der Deputation: Man hat uns ferner, Herr Präsident, gesagt, daß Sie seit einigen Tagen eine vollständige Wache zur Nachtzeit im Regierungsgebäude aufziehen lassen. Man hat von 26 Mann gesprochen. Es scheint, Sie befürchten etwas, Sie glauben die Kasse nicht sicher. Wie verhält sich dies? Cantador: Sollte dies der Fall sein, so bitte ich, von einer Bürgerwehrwache Gebrauch zu machen. Präsident: Meine Herren, auch diese Sache ist nicht so schlimm, wie Sie dieselbe ansehen. Der General v. Drigalski schrieb mir vorgestern, es wäre etwas unbequem, den Posten an der Regierungshauptkasse von solcher Entfernung aus beziehen zu lassen und ersuchte mich deshalb, ihm für sechs Mann, ich sage: nur für sechs Mann Ablösung, ein Zimmer im Gebäude selbst anzuweisen. Einer der Deputation: Nur sonderbar, daß jetzt auf einmal die Entfernung so bedeutend geworden! Präsident: Ich versichere Sie, so hat mir der General geschrieben. Spohr kann sich eines Lächelns nicht enthalten, die andern sehen sich etwas räthselhaft an Der Präsident läßt sich jedoch nicht irre machen, wiederholt in andern Redensarten das schon früher Gesagte und schließt endlich mit den Worten: „So, meine Herren, hoffe ich, werden wir Freunde bleiben, (er reicht jedem Einzeln die Hand) und auch Sie Herr Dietze, wir wollen schon wieder Freunde werden.“ Herr Dietze: Ja, Herr Präsident, das darf aber nicht wieder vorkommen. Groote: Sie werden, Herr Präsident, doch erlauben, daß wir Ihre Erklärung in Betreff des Belagerungszustandes und der andern Punkte zur Mittheilung bringen, denn deshalb sind wir doch hierher gekommen Präsident (unklar): O ja, gewiß, so weit dies erforderlich. Die Deputation entfernte sich unter den freundschaftlichsten Versicherungen des Herrn Präsidenten. Umstände können selbst eine Indiskretion zur Pflicht machen. Wir halten uns durch das auf diese Unterredung gefolgte Verfahren des Herrn Präsidenten verpflichtet, vorstehenden möglichst genauen Abdruck der gepflogenen Verhandlungen der Offentlichkeit zu übergeben. Man vergleiche die in demselben enthaltenen ipsissima verba des Herrn Präsidenten mit den Eingangsworten des Belagerungspublikandums, man vergleiche sie mit der Bekanntmachung desselben vom 22. d. M. Nur ein Tag liegt zwischen jener Unterredung und diesen Erlassen. An diesem Tage ereignete sich in ganz Düsseldorf nichts politisch Bemerkenswerthes, als daß vier Bürgerwehr-Offiziere an das hiesige Postamt einige höfliche Fragen richteten, um die aufgeregte Menge mit gutem Gewissen beruhigen zu können. Den Regierungs-Präsidenten setzte man nicht ab, auch keine provisorische Regierung ein. Die Bürgerwehr besetzte nicht die Regierungskassen und machte auch keinen Angriff auf die Kaserne: dennoch verhängte der Herr Präsident den Belagerungszustand. Als charakterische Merkmale der ganzen Begebenheit sind, a) das in dem Belagerungspublikandum offen gelassene Datum und b) die in demselben fehlende Erwähnung des Vorfalls an der Post, der doch den Ausschlag gegeben haben soll, zu betrachten. Aus letzterm geht hervor, daß das Aktenstück, wenn nicht schon früher, so doch am 21. Mittags gedruckt gewesen sein mußte. Am 20. Abends um 7 Uhr versicherte uns der Präsident, er denke nicht daran, den Belagerungszustand auszusprechen. Wir beschuldigten den Letztern öffentlich der Wortbrüchigkeit, er nannte dies Verläumdung. Das Publikum urtheile. Düsseldorf, den 24. Nov. 1848. Lor. Cantador. Der Regierungspräsident Herr v. Spiegel sagt in Nr. 308 d. Bl. unterm 23. Nov: „Am Abende des 21. November wurde von Seiten einiger Bürger sowohl, als durch Offiziere der Bürgerwehr ein Attentat auf die königl. Post verübt, das die Verhinderung der Absendung von Geldern des Staates zum Zweck hatte“ Meines Wissens versteht man in aller Welt unter „Attentat“ einen gewaltsamen Angriff. Insofern nun dem Herrn von Spiegel dies zugleich mit der Angabe, wir hätten die Absendung von Staatsgeldern verhindern wollen, amtlich festgesetzt worden ist, erkläre ich für meine Person, der ich vom Chef der Bürgerwehr mit unter jenen Offizieren beordert war, das Posteigenthum mit allen zu Gebote stehenden Mitteln zu schützen, also auch dadurch zu schützen, daß ich falsche Gerüchte zu wiederlegen suchte; — der ich ferner an die Postbeamten nur die höflichste Anfrage richtete und in kein anderes Lokal eingetreten bin, als in die, so viel mir bekannt, jedem ehrlichen Manne Behufs Nachfrage offen stehende Packkammer — das die angebliche amtliche Feststellung eine amtliche Lüge ist, gegen welche ich mit allen gesetzlichen Mitteln zu Felde ziehen werde. Indem ich mich im Uebrigen auf den bereits von uns in Nr. 307 dieses Blattes veröffentlichten wahren Hergang dieses Vorfalles beziehe, bemerke ich nur noch, daß der Herr Ober-Postdirektor Maurenbrecher, an den doch zunächst die amtliche Mittheilung ergangen sein wird, in einem Schreiben vom 21. d. Mts. an das Kommando der Bürgerwehr mit keiner Silbe eines Attentats erwähnt, sondern sich nur über unbefugtes Nachfragen, unzulässige Kenntnißnahme von Adressen und Sachen u. dgl. beklagt. Die Zeitungs-Redaktionen, welche die Darstellung des Herr von Spiegel aufgenommen, wollen gefälligst auch meine Erklärung aufnehmen. Düsseldorf, den 25. Nov. 1848. Lorenz Clasen. 15 Elberfeld, 25. Nov. Ein wichtiger Tag, der heutige. Es war Stellvertreterwahl für Berlin. Gewählt wurde Hr. Kommerzienrath v. d. Heydt, wie das von unsern heulenden wupperthaler Wahlmännern zu erwarten stand. Der Gewählte versprach, noch heute Abend nach Brandenburg abzureisen. Sie fragen, wie dieser Mann es wagen kann, während der wirkliche Deputirte, Bredt, fortwährend in Berlin ist, nach Brandenburg zu gehen? Nun, ich antworte darauf, indem ich Sie an die politische Laufbahn dieses Herrn in den letzten Jahren erinnern. Als Mitglied des rheinischen Provinzial-Landtags trat er so servil auf, daß es fast den Servilen selbst zu arg wurde. Sein damaliges Verhalten ist in der alten Rhein. Zeitung auf's Trefflichste geschildert worden. Kam 1847 der vereinigte Landtag. Herr v. d. Heydt tritt hier als Mitglied der liberalen Opposition auf. Dafür bekommt er später vom Könige von Preußen, bei dessen Anwesenheit in Elberfeld, Fußtritte, Sie kuriren ihn so vollständig, daß er wieder als schwarzweißer Mitstreiter figuriren und den andern Wupperthalern gleichen Gelichters voranheulen kann. Das ist der Mann, der jetzt als Stellvertreter nach Brandenburg eilt!! * Münster, 27. November. „Uns ist so kannibalisch wohl, Davon haben wir auch hier eine Probe gehabt. Gestern Abend drangen 60-80 Mann des kürzlich hierher zurückverlegten 15. Infanterieregiments — aus dem Mindenschen — bewaffnet in eine ruhige Volksversammlung und jagten dieselbe durch Hauen und Stechen auseinander. Widerstand war nicht möglich, weil der Ueberfall theils zu plötzlich, theils gut organisirt war. Ein Unteroffizier war der Führer. Viele ruhige Bürger sind mehr oder weniger — einige sehr bedeutend — verwundet. Die Aufregung war furchtbar und ist nur durch das Versprechen des Generals v. d. Groeben, daß strengste Untersuchung und sofortige Entfernung des Regiments stattfinden solle, besänftigt worden. Schon mehrere Tage hieß es, daß den Soldaten viel Schnapps gegeben sei und gestern Morgen waren durch unbekannte Menschen die aufregendsten Plakate unter die Soldaten vertheilt, zu deren Druck sich besonders der hiesige Buchhändler Coppenrath, eine Milchschwester des Hrn. Dümont, hergiebt. Wo er das Geld herbekömmt, denn umsonst thut er nichts, ist Jedermann ein Räthsel. Der letzte Funken, der noch für das frühere Preußen hier glimmte, ist erloschen. Bisher ist nicht die geringste Reibung zwischen Militär und Bürgern vorgefallen und die Volksversammlungen verliefen stets in der musterhaftesten Ordnung. Gerade den Rednern in denselben ist es wesentlich zuzuschreiben, daß das Volk seinem Grolle gegen die hier befindlichen weggelaufenen Deputirten nicht Luft gemacht hat, denn dieser war so heftig, daß eine Bürgerwehrversammlung, aus der großen Mehrheit der Bürgerwehr bestehend, einstimmig beschloß, der fortgelaufene Deputirte Tüshaus sei nicht mehr würdig, Mitglied der Bürgerwehr zu sein. Daß der Belagerungszustand gelingen wird, steht nicht in Aussicht. Zu den Aufregungen des Militärs soll auch der Militärprediger Menk beigetragen haben; er ist Vorstand des katholischen Vereins, der theils wegen seiner Leiter, theils wegen seiner Deputirtenwahl-Manöver in Mißkredit gekommen. * Münster, 27. Novbr. Die Ruhe kehrt nicht wieder; das Volk ist trotz aller Ermahnungen in furchtbarer Aufregung. Soldaten des 15. Regiments, welche heute ganz frech mit Seitengewehren über die Straßen gingen, sind verwundet. Das Volk verlangte schon gestern Entfernung der 15er, allein wie wir hören, hat der bei den Bürgern verhaßte Magistratsvorstand, der bekannte v. Olfers, aus den Gefühlen eigener Sicherheit sich dagegen erklärt. Wären die 15er heute Morgen ausgezogen, so hatten wir Ruhe. Das leidet aber wohl „die Ehre“ nicht!! Preußen, Preußen, was bist du übel berathen. Die Aufregung ist um so größer, je verhaßter der hiesige Regierungspräsident von Bodelschwingh ist. Man erzählt sich mit Bestimmtheit, daß die 15er gestern absichtlich ein Kind erschlagen haben. * Münster, 28. Nov. Ein heute eintreffender Reisende versichert, Münster sei in Belagerungszustand erklärt. Wir müssen die Bestätigung abwarten. X Berlin, 25. November. Der Abgeordnete Grabow ist unermüdlich in Versuchen, noch eine friedliche Ausgleichung zwischen Krone und Volk zu bewirken. Er machte gestern allen Fraktionen der Berliner Nationalversammlung einen Vorschlag dahin: Daß des Königs Majestät das Ministerium Brandenburg entlassen und dies der Versammlung mit dem Hinzufügen bekannt machen solle, daß er bereit sei, ein neues volksthümliches Ministerium zu ernennen, zu dem Behufe aber genöthigt sei, die Versammlung noch auf 8 Tage zu vertagen, Grabow stellte die Frage: Ob die Fraktionen, wenn eine solche königliche Botschaft ergeht, geneigt seien, dem König ihren Dank dafür auszusprechen und diese Vertagung anzunehmen? Er erklärte dies für den letzten Versuch, den er im Interesse des Friedens noch machen wolle und daß, wenn dieser mißglücke, er kein weiteres Mittel kenne. Gleichzeitig versicherte er allen Fraktionen mit der größten Bestimmtheit, daß er am Montag nicht nach Brandenburg gehen werde, sondern Dienstag nach Hause zurückkehren wolle, um sein Mandat niederzulegen, wenn ein friedlicher Vergleich bis dahin nicht gelingen sollte. Alle Fraktionen nahmen diesen Vorschlag an, mit der einzigen Maßgabe, daß einige derselben statt der Vertagung nur eine Aussetzung der Sitzungen gestatten wollten und daß man die Fassung der Dankerklärung sich noch vorbehielt. Während dies verhandelt ward, erschienen die Abgeordneten Hesse (Solingen) und Meusebach, als Deputirte der ausgetretenen Fraktion (Rechte) im Hotel de Russie und erklärten dort, daß ihre Partei diesen Vorschlag Grabow's nicht annehme. Ihre Fraktion (gegen 60 Mitglieder) wären fest entschlossen, Montag nach Brandenburg zu gehen und zwar aus zwei Gründen; einmal, weil sie dem Ministerio Brandenburg dadurch Gelegenheit geben wollte, sich in Bezug auf das erhaltene Mißtrauens-Votum zu rechtfertigen und dann, weil ihre Fraktion der Ansicht sei, daß die Versammlung hier unter den Bajonetten nicht frei berathen könne. Der letzte Grund klingt höchst sonderbar, wenn man erwägt, daß gerade diese Fraktion die Unfreiheit der Versammlung stets aus dem Mangel von Bajonetten abgeleitet hat. Berlin. Brigade-Befehl. Ich empfehle den Eintritt in die Kaserne strenger zu kontrolliren, namentlich, wenn ein Nicht-Militär, der in der Kaserne selbst nicht wohnt, hereingelassen werden will und Jemanden, vom Feldwebel abwärts besuchen will, Der Herr Präsident soll sich seit dem Belagerungszustande in der Kaserne unter dem Schutze der Bajonette befinden.
<TEI> <text> <body> <div type="jFeuilleton" n="1"> <div xml:id="ar155_004" type="jArticle"> <table> <pb facs="#f0002" n="0818"/> <row> <cell><hi rendition="#g">Worte</hi>.</cell> <cell><hi rendition="#g">Thaten und Thatsachen</hi>.</cell> </row> <row> <cell>Im konstitutionellen Staate repräsentirt der König die Idee der Gnade, der Väterlichkeit.</cell> <cell>Keine der vielen Deputationen aus dem Lande wird vorgelassen. Den Beauftragten der Berliner Stadtverordneten erklärt der Minister Brandenburg: „<hi rendition="#g">Er könne nicht zugeben,</hi> daß jetzt eine Deputation <hi rendition="#g">das Gefühl des Königs rege mache,</hi> um Maßregel zu verhindern, die das verantwortliche Ministerium auszuführen für nöthig erachte.“</cell> </row> <row> <cell>Der Krone beruft sich in jener Proklamation vom 11. Nov. auf das Volk.</cell> <cell>Viele Hunderte von Adressen (der Belagerungszustand hemmt den rechtzeitigen Druck eines vollständigen Berichts darüber), von den größten Städten bis zu den kleinsten Dörfern, aus vielen Orten von Magistrat und Stadtverordneten, ergehen an die Nationalversammlung, zum Theil auch an den König, und erklären der Nationalversammlung ihre volle Zustimmung. — Der Ministerpräsident sagte einer Deputation von Frankfurt a. d. O.: „Wenn die Minister jede Deputation <hi rendition="#g">für</hi> die Nationalversammlung nach Potsdam begleiten sollten, so würden sie gar nicht von dort fortkommen.“</cell> </row> <row> <cell>„Das Volk“, sagt jene Proklamation, „werde den ungesetzlichen Widerstand eines Theils seiner Vertreter ernst und entschieden mißbilligen.“</cell> <cell>Das Volk sendet Tag für Tag für die ausgetretenen Abgeordneten die Stellvertreter ein; auch die beurlaubten Abgeordneten eilen herbei.</cell> </row> <row> <cell>Auf <hi rendition="#g">das Volk</hi> beruft sich die Krone.</cell> <cell>Von einigen Städten, von mehreren sogenannten „patriotischen Vereinen“ und „ Preußenvereinen“ gehen, wie berichtet wird, der Krone zustimmende Adressen zu, also von jenen Vereinen, welche sich eifrig gegen die Grundbesteuerung der Rittergüter erklärten.</cell> </row> <row> <cell>Die Regierungsblätter sprechen fortwährend von den anarchischen Zuständen der Hauptstadt.</cell> <cell>Mehrere ausgetretene Abgeordnete, in ihrer Heimath gefährdet, kommen nach Berlin zurück, um sich hier in Sicherheit aufzuhalten.</cell> </row> <row> <cell><hi rendition="#g">Worte</hi>.</cell> <cell><hi rendition="#g">Thaten und Thatsachen</hi>.</cell> </row> <row> <cell>Die Botschaft sagte: „einem andern Ministerium als einem solchen, von welchem zu erwarten stehe, daß es sich Ansprüche auf das Vertrauen des Landes zu erwerben wissen werde, werde niemals die Leitung der Regierung anvertraut werden.“</cell> <cell>Das Ministerium Brandenburg, Ladenberg, Mnnteuffel, Strotha hat am 9. November bis heut, 18. November, unter dem lauten Widerspruch des Landes, die Leitung der Regierung in den Händen.</cell> </row> <row> <cell>Die Krone fordert Vertrauen, daß sie ihre Versprechungen in den Märztagen halten werde.</cell> <cell>Das Volk fordert sein gutes Recht; es mag sein Recht nicht auf das Herz eines Menschen bauen. Eine hohe Person sagt den Berliner Stadtverordneten, „die Krone habe sich durch ihr inkonsequentes, schwankendes Verhalten in den Märztagen in eine schiefe Stellung gebracht.“ — Verstanden?</cell> </row> <row> <cell>Die Botschaft vom 8. Nov. sagt: „die Nationalversammlung solle vom 27. ab ihre Arbeit in Brandenbrurg fortsetzen“.</cell> <cell>Die Kanzlei mit den wichtigen Akten der Nationalversammlung ist, trotz der Mahnung des Präsidenten der Nationalversammlung an den Minister Manteuffel, ohne alle Aufsicht in den Händen, der dort lagernden Soldaten. Ist das die Vorbereitung auf die Fortsetzung der Berathungen in Brandenburg?</cell> </row> <row> <cell>Das Ministerium hat Worte — und Bayonnette.</cell> <cell>Die Nationalversammlung hat ihr gutes Recht!</cell> </row> <row> <cell> <hi rendition="#g">Worte klingen!</hi> </cell> <cell> <hi rendition="#g">Thaten sprechen!</hi> </cell> </row> </table> <p> <hi rendition="#b">An den Früchten sollt ihr sie erkennen!</hi> </p> </div> </div> <div n="1"> <head>[Deutschland]</head> <div xml:id="ar155_005" type="jArticle"> <p>Anderer Seits muß ich Ihnen aber auch vorstellen, was Sie, Herr Candator, riskiren, wenn Sie vom passiven zum aktiven Widerstand übergehen. Von der einen Seite muß ich Ihnen sagen, Sie werden auf diesem Wege nichts ausrichten können. Taglich trifft mehr Militär hier ein. Ich bin zwar davon nicht so genau unterrichtet, doch hat man mir erzählt, es würden morgen noch einige Bataillone hier anlangen; auch spricht man von Reichstruppen — ja, es sollen wirklich Reichstruppen an den Niederrhein kommen — ich weiß dies freilich so wenig wie Sie genau, allein es heißt so. Was wollen Sie da machen? Selbst wenn Sie für einige Tage einen Sieg erringen können, so müßten Sie doch bald unterliegen; man wurde Sie total einschließen. Daran ist also nicht zu denken. Außerdem würde die ganze Mark Ihnen auf den Hals kommen. Ja, ich darf Ihnen sagen, — und sollen mir die Lippen verdorren und der Fußboden unter meinen Füßen versinken, wenn es nicht wahr ist, — es sind noch keine sechs Stunden her, da standen auf derselben Stelle, wo Sie jetzt stehen, Deputationen von Elberfeld, von Mülheim, aus der Mark und andern Gegenden, die mir erklärten, man würde von dort aus zur Hülfe der Regierung aufbrechen, sobald dies verlangt werde. Ich sagte aber, das wäre fern von mir, ich würde meine Hand zu keinem Bürgerkriege hergeben. So steht die Sache, meine Herren.</p> <p><hi rendition="#g">Cantador:</hi> Herr Präsident, unsere Umgebung, unsere Landschaft würde auch auf der andern Seite nicht zurückbleiben.</p> <p><hi rendition="#g">Präsident:</hi> Man würde diese Zuzüge abzuschneiden wissen, sie nöthigenfalls mit Kartätschen empfangen, sie wurden gar nicht bis hierher kommen. Aber lassen Sie mich ausreden. So sieht es von der einen Seite aus; von der andern, Herr Cantador, fallen Sie, sobald Sie den passiven Widerstand verlassen und zum aktiven übergehen, wozu Sie die Nationalversammlung nicht aufgefordert hat, Sie also dieselbe auch nicht mehr im Rücken haben, als Empörer unter Art. 4 des Code Napoleon. Dort liegt der Code Napoleon — ich kann nicht dafür, aber ich muß Ihnen sagen, dann würden Sie, und Sie alle meine Herren, die sich an der Empörung betheiligt hätten, eine Kugel an den Kopf bekommen.</p> <p><hi rendition="#g">Cantador:</hi> Herr Präsident, wir haben geschworen mit der National-Versammlung, mit der gesetzlichen Freiheit zu stehen und zu fallen. Wir wollen nicht die Anarchie, sondern nur den Sturz eines hochverrätherischen Ministeriums. Wir werden keinen Kampf provoziren, wir bereiten uns aber auf den Kampf vor und werden ihn aufnehmen, wenn es nicht anders geht, wenn wir dazu aufgefordert werden. Uebrigens schreckt mich weder die Drohung mit einer Kompagnie Schützen noch eine Drohung mit der Guillotine. Wir werden den Umständen nach handeln und gewiß nicht leichtsinnig einen blutigen Kampf beginnen.</p> <p><hi rendition="#g">Präsident:</hi> Liebster Herr Cantador, ich muß Ihnen offen gestehen, ich höre Sie sehr gerne so in Begeisterung von der Freiheit reden; Sie fühlen das tief und ich bin auch einigermaßen mit Ihnen einverstanden, aber — aber halten Sie sich beim passiven Widerstand. (Einige der Deputirten sprechen ebenfalls für den passiven Widerstand).</p> <p>Der <hi rendition="#g">Präsident</hi> fährt fort: Glauben Sie mir, Herr Cantador, Sie kommen mit dem passiven Widerstand weiter als mit einem Kampfe, dem eine sichere Niederlage bevorsteht, durch welchen Sie dem bald weichenden Ministerium Brandenburg noch vorher einen Sieg verschaffen. Glauben Sie mir, ich habe die Unterschrift des Ministers Brandenburg noch nicht zu Gesichte bekommen. Dies Ministerium kömmt gar nicht dazu, Verfügungen zu erlassen; es hat immer nur zu kämpfen und abzuwehren. Ich bin ganz mit Ihnen einverstanden, dies Ministerium kann sich nicht halten; ja ich sage Ihnen, wenn es sich noch länger als acht bis zehn Tage hält, dann kündigen ihm sämmtliche Behörden den Gehorsam auf. Deshalb, meine Herren, warten Sie die Sache ruhig ab. Was mich persönlich betrifft — ich bin 23 Jahre Soldat gewesen — so mag da vorkommen, was da will, ich werde ruhig hier in meinem Zimmer bleiben und nicht von der Stelle weichen. *)<note place="foot"> Der Herr Präsident soll sich seit dem Belagerungszustande in der Kaserne unter dem Schutze der Bajonette befinden.</note> Was hätten Sie auch damit gewonnen, wenn Sie mich beseitigen wollten, Sie würden sofort einen andern Präsidenten bekommen, der viel schlimmer sein würde als ich.</p> <p><hi rendition="#g">Groote:</hi> Herr Präsident, Sie haben sich jetzt offen ausgesprochen, wir wollen dasselbe thun. Die Bürgerwehr hält die Maßregeln des jetzigen Ministeriums für ungesetzlich und sich für verpflichtet, ihnen den passiven Widerstand entgegen zu setzen. Man hüte sich jedoch, Konflikte zwischen Militär und Civil hervorzurufen; es könnten diese die Brandfackel in die Stadt schleudern. Eine Auflösung der Bürgerwehr würde ein unbegründetes Verfahrrn sein, da die Bürgerwehr jede Anarchie mit Kraft zu unterdrücken gewillt ist.</p> <p><hi rendition="#g">Cantador:</hi> Herr Präsident, auf Ihre Versicherung hin macht sich die Bürgerwehr hiermit stark, für die Ruhe und Ordnung der Stadt einzustehen und jedem anarchischen Auftritt mit aller Kraft entgegen zu treten.</p> <p><hi rendition="#g">Präsident:</hi> So gehen wir, bester Herr Cantador, Hand in Hand. Der passive Widerstand ist ein ganz schönes Wort, bleiben Sie dabei, besuchen Sie mich, so oft Sie wollen, wenn Sie mir irgend etwas zu sagen haben</p> <p><hi rendition="#g">Clasen:</hi> Ich habe Ihnen, Herr Präsident, noch ein Ansuchen zu stellen. Wie Sie wissen, ist das hier nicht beliebte Bataillon des 13. Regiments hieher zurückgekehrt. Es steht zu befürchten, daß, so wie damals, so auch jetzt Konflikte stattfinden werden, die man jetzt benutzen könnte, den gefürchteten Belagerungszustand herbeizuführen. Wir bitten Sie deshalb, mit dem Hrn. General v. Drigalski Rücksprache nehmen zu wollen und ihn zu veranlassen, die geeigneten Vorsichtsmaßregeln zu ergreifen.</p> <p>Der Antrag wird von den andern unterstützt.</p> <p><hi rendition="#g">Spohr:</hi> Ich finde es an und für sich unrecht, gerade in jetziger Zeit das Bataillon wieder hieher zu verlegen, als beabsichtige man den Konflikt.</p> <p><hi rendition="#g">Cantador:</hi> Der Ansicht bin ich auch.</p> <p><hi rendition="#g">Präsident:</hi> Nun, meine Herren, ich will mich noch heute Abend um 9 Uhr deshalb zum Herrn General begeben. Ich werde Alles aufbieten, einen Ausbruch von Feindseligkeiten zu verhüten.</p> <p><hi rendition="#g">Einer der Deputation:</hi> Man hat uns ferner, Herr Präsident, gesagt, daß Sie seit einigen Tagen eine vollständige Wache zur Nachtzeit im Regierungsgebäude aufziehen lassen. Man hat von 26 Mann gesprochen. Es scheint, Sie befürchten etwas, Sie glauben die Kasse nicht sicher. Wie verhält sich dies?</p> <p><hi rendition="#g">Cantador:</hi> Sollte dies der Fall sein, so bitte ich, von einer Bürgerwehrwache Gebrauch zu machen.</p> <p><hi rendition="#g">Präsident:</hi> Meine Herren, auch diese Sache ist nicht so schlimm, wie Sie dieselbe ansehen. Der General v. Drigalski schrieb mir vorgestern, es wäre etwas unbequem, den Posten an der Regierungshauptkasse von solcher Entfernung aus beziehen zu lassen und ersuchte mich deshalb, ihm für sechs Mann, ich sage: nur für sechs Mann Ablösung, ein Zimmer im Gebäude selbst anzuweisen.</p> <p><hi rendition="#g">Einer der Deputation:</hi> Nur sonderbar, daß jetzt auf einmal die Entfernung so bedeutend geworden!</p> <p><hi rendition="#g">Präsident:</hi> Ich versichere Sie, so hat mir der General geschrieben.</p> <p><hi rendition="#g">Spohr</hi> kann sich eines Lächelns nicht enthalten, die andern sehen sich etwas räthselhaft an Der Präsident läßt sich jedoch nicht irre machen, wiederholt in andern Redensarten das schon früher Gesagte und schließt endlich mit den Worten: „So, meine Herren, hoffe ich, werden wir Freunde bleiben, (er reicht jedem Einzeln die Hand) und auch Sie Herr Dietze, wir wollen schon wieder Freunde werden.“</p> <p>Herr <hi rendition="#g">Dietze:</hi> Ja, Herr Präsident, das darf aber nicht wieder vorkommen.</p> <p><hi rendition="#g">Groote:</hi> Sie werden, Herr Präsident, doch erlauben, daß wir Ihre Erklärung in Betreff des Belagerungszustandes und der andern Punkte zur Mittheilung bringen, denn deshalb sind wir doch hierher gekommen</p> <p><hi rendition="#g">Präsident</hi> (unklar): O ja, gewiß, so weit dies erforderlich.</p> <p>Die Deputation entfernte sich unter den freundschaftlichsten Versicherungen des Herrn Präsidenten.</p> <p>Umstände können selbst eine Indiskretion zur Pflicht machen. Wir halten uns durch das auf diese Unterredung gefolgte Verfahren des Herrn Präsidenten verpflichtet, vorstehenden möglichst genauen Abdruck der gepflogenen Verhandlungen der Offentlichkeit zu übergeben. Man vergleiche die in demselben enthaltenen ipsissima verba des Herrn Präsidenten mit den Eingangsworten des Belagerungspublikandums, man vergleiche sie mit der Bekanntmachung desselben vom 22. d. M. Nur ein Tag liegt zwischen jener Unterredung und diesen Erlassen. An diesem Tage ereignete sich in ganz Düsseldorf nichts politisch Bemerkenswerthes, als daß vier Bürgerwehr-Offiziere an das hiesige Postamt einige höfliche Fragen richteten, um die aufgeregte Menge mit gutem Gewissen beruhigen zu können. Den Regierungs-Präsidenten setzte man nicht ab, auch keine provisorische Regierung ein. Die Bürgerwehr besetzte nicht die Regierungskassen und machte auch keinen Angriff auf die Kaserne: dennoch verhängte der Herr Präsident den Belagerungszustand.</p> <p>Als charakterische Merkmale der ganzen Begebenheit sind, a) das in dem Belagerungspublikandum offen gelassene Datum und b) die in demselben fehlende Erwähnung des Vorfalls an der Post, der doch den Ausschlag gegeben haben soll, zu betrachten. Aus letzterm geht hervor, daß das Aktenstück, wenn nicht schon früher, so doch am 21. Mittags gedruckt gewesen sein mußte. Am 20. Abends um 7 Uhr versicherte uns der Präsident, er denke nicht daran, den Belagerungszustand auszusprechen.</p> <p>Wir beschuldigten den Letztern öffentlich der Wortbrüchigkeit, er nannte dies Verläumdung. Das Publikum urtheile.</p> <p>Düsseldorf, den 24. Nov. 1848.</p> <p> <hi rendition="#g"> <hi rendition="#et">Lor. Cantador.<lb/> P. C. T. Spohr.<lb/> Lor. Clasen.<lb/> Alf. Groote.</hi> </hi> </p> </div> <div xml:id="ar155_006" type="jArticle"> <p>Der Regierungspräsident Herr v. Spiegel sagt in Nr. 308 d. Bl. unterm 23. Nov:</p> <p rendition="#et">„Am Abende des 21. November wurde von Seiten einiger Bürger sowohl, als durch Offiziere der Bürgerwehr ein Attentat auf die königl. Post verübt, das die Verhinderung der Absendung von Geldern des Staates zum Zweck hatte“<lb/> „— — Nach diesem Attentat, von welchem ich zuvor die Gewißheit aus sicherster Quelle amtlich feststellen ließ, war ein solcher Schritt u. s. w.“</p> <p>Meines Wissens versteht man in aller Welt unter „Attentat“ einen gewaltsamen Angriff. Insofern nun dem Herrn von Spiegel dies zugleich mit der Angabe, wir hätten die Absendung von Staatsgeldern verhindern wollen, amtlich festgesetzt worden ist, erkläre ich für meine Person, der ich vom Chef der Bürgerwehr mit unter jenen Offizieren beordert war, das Posteigenthum mit allen zu Gebote stehenden Mitteln zu schützen, also auch dadurch zu schützen, daß ich falsche Gerüchte zu wiederlegen suchte; — der ich ferner an die Postbeamten nur die höflichste Anfrage richtete und in kein anderes Lokal eingetreten bin, als in die, so viel mir bekannt, jedem ehrlichen Manne Behufs Nachfrage offen stehende Packkammer — das die angebliche amtliche Feststellung eine amtliche Lüge ist, gegen welche ich mit allen gesetzlichen Mitteln zu Felde ziehen werde.</p> <p>Indem ich mich im Uebrigen auf den bereits von uns in Nr. 307 dieses Blattes veröffentlichten wahren Hergang dieses Vorfalles beziehe, bemerke ich nur noch, daß der Herr Ober-Postdirektor Maurenbrecher, an den doch zunächst die amtliche Mittheilung ergangen sein wird, in einem Schreiben vom 21. d. Mts. an das Kommando der Bürgerwehr mit keiner Silbe eines Attentats erwähnt, sondern sich nur über unbefugtes Nachfragen, unzulässige Kenntnißnahme von Adressen und Sachen u. dgl. beklagt.</p> <p>Die Zeitungs-Redaktionen, welche die Darstellung des Herr von Spiegel aufgenommen, wollen gefälligst auch meine Erklärung aufnehmen.</p> <p>Düsseldorf, den 25. Nov. 1848.</p> <p> <hi rendition="#g">Lorenz Clasen.</hi> </p> </div> <div xml:id="ar155_007" type="jArticle"> <head><bibl><author>15</author></bibl> Elberfeld, 25. Nov.</head> <p>Ein wichtiger Tag, der heutige. Es war Stellvertreterwahl für Berlin. Gewählt wurde Hr. Kommerzienrath v. d. Heydt, wie das von unsern heulenden wupperthaler Wahlmännern zu erwarten stand. Der Gewählte versprach, noch heute Abend nach Brandenburg abzureisen. Sie fragen, wie dieser Mann es wagen kann, während der wirkliche Deputirte, Bredt, fortwährend in Berlin ist, nach Brandenburg zu gehen? Nun, ich antworte darauf, indem ich Sie an die politische Laufbahn dieses Herrn in den letzten Jahren erinnern. Als Mitglied des rheinischen Provinzial-Landtags trat er so servil auf, daß es fast den Servilen selbst zu arg wurde. Sein damaliges Verhalten ist in der alten Rhein. Zeitung auf's Trefflichste geschildert worden. Kam 1847 der vereinigte Landtag. Herr v. d. Heydt tritt hier als Mitglied der liberalen Opposition auf. Dafür bekommt er später vom Könige von Preußen, bei dessen Anwesenheit in Elberfeld, Fußtritte, Sie kuriren ihn so vollständig, daß er wieder als schwarzweißer Mitstreiter figuriren und den andern Wupperthalern gleichen Gelichters voranheulen kann. Das ist der Mann, der jetzt als Stellvertreter nach Brandenburg eilt!!</p> </div> <div xml:id="ar155_008" type="jArticle"> <head><bibl><author>*</author></bibl> Münster, 27. November.</head> <p rendition="#et">„Uns ist so kannibalisch wohl,<lb/> Als wie 12,000 Säuen.“</p> <p>Davon haben wir auch hier eine Probe gehabt. Gestern Abend drangen 60-80 Mann des kürzlich hierher zurückverlegten 15. Infanterieregiments — aus dem Mindenschen — bewaffnet in eine ruhige Volksversammlung und jagten dieselbe durch Hauen und Stechen auseinander. Widerstand war nicht möglich, weil der Ueberfall theils zu plötzlich, theils gut organisirt war. Ein Unteroffizier war der Führer. Viele ruhige Bürger sind mehr oder weniger — einige sehr bedeutend — verwundet. Die Aufregung war furchtbar und ist nur durch das Versprechen des Generals v. d. Groeben, daß strengste Untersuchung und sofortige Entfernung des Regiments stattfinden solle, besänftigt worden.</p> <p>Schon mehrere Tage hieß es, daß den Soldaten viel Schnapps gegeben sei und gestern Morgen waren durch unbekannte Menschen die aufregendsten Plakate unter die Soldaten vertheilt, zu deren Druck sich besonders der hiesige Buchhändler Coppenrath, eine Milchschwester des Hrn. Dümont, hergiebt.</p> <p>Wo er das Geld herbekömmt, denn umsonst thut er nichts, ist Jedermann ein Räthsel. Der letzte Funken, der noch für das frühere Preußen hier glimmte, ist erloschen. Bisher ist nicht die geringste Reibung zwischen Militär und Bürgern vorgefallen und die Volksversammlungen verliefen stets in der musterhaftesten Ordnung.</p> <p>Gerade den Rednern in denselben ist es wesentlich zuzuschreiben, daß das Volk seinem Grolle gegen die hier befindlichen weggelaufenen Deputirten nicht Luft gemacht hat, denn dieser war so heftig, daß eine Bürgerwehrversammlung, aus der großen Mehrheit der Bürgerwehr bestehend, einstimmig beschloß, der fortgelaufene Deputirte Tüshaus sei nicht mehr würdig, Mitglied der Bürgerwehr zu sein.</p> <p>Daß der Belagerungszustand gelingen wird, steht nicht in Aussicht. Zu den Aufregungen des Militärs soll auch der Militärprediger Menk beigetragen haben; er ist Vorstand des katholischen Vereins, der theils wegen seiner Leiter, theils wegen seiner Deputirtenwahl-Manöver in Mißkredit gekommen.</p> </div> <div xml:id="ar155_009" type="jArticle"> <head><bibl><author>*</author></bibl> Münster, 27. Novbr.</head> <p>Die Ruhe kehrt nicht wieder; das Volk ist trotz aller Ermahnungen in furchtbarer Aufregung. Soldaten des 15. Regiments, welche heute ganz frech mit Seitengewehren über die Straßen gingen, sind verwundet. Das Volk verlangte schon gestern Entfernung der 15er, allein wie wir hören, hat der bei den Bürgern verhaßte Magistratsvorstand, der bekannte v. Olfers, aus den Gefühlen eigener Sicherheit sich dagegen erklärt. Wären die 15er heute Morgen ausgezogen, so hatten wir Ruhe. Das leidet aber wohl „die Ehre“ nicht!! Preußen, Preußen, was bist du übel berathen.</p> <p>Die Aufregung ist um so größer, je verhaßter der hiesige Regierungspräsident von Bodelschwingh ist.</p> <p>Man erzählt sich mit Bestimmtheit, daß die 15er gestern absichtlich ein Kind erschlagen haben.</p> </div> <div xml:id="ar155_010" type="jArticle"> <head><bibl><author>*</author></bibl> Münster, 28. Nov.</head> <p>Ein heute eintreffender Reisende versichert, <hi rendition="#g">Münster sei in Belagerungszustand erklärt</hi>. Wir müssen die Bestätigung abwarten.</p> </div> <div xml:id="ar155_011" type="jArticle"> <head><bibl><author>X</author></bibl> Berlin, 25. November.</head> <p>Der Abgeordnete <hi rendition="#g">Grabow</hi> ist unermüdlich in Versuchen, noch eine friedliche Ausgleichung zwischen Krone und Volk zu bewirken.</p> <p>Er machte gestern allen Fraktionen der Berliner Nationalversammlung einen Vorschlag dahin: Daß des Königs Majestät das Ministerium Brandenburg entlassen und dies der Versammlung mit dem Hinzufügen bekannt machen solle, daß er bereit sei, ein neues volksthümliches Ministerium zu ernennen, zu dem Behufe aber genöthigt sei, die Versammlung noch auf 8 Tage zu vertagen,</p> <p><hi rendition="#g">Grabow</hi> stellte die Frage: Ob die Fraktionen, wenn eine solche königliche Botschaft ergeht, geneigt seien, dem König ihren Dank dafür auszusprechen und diese Vertagung anzunehmen? Er erklärte dies für den letzten Versuch, den er im Interesse des Friedens noch machen wolle und daß, wenn dieser mißglücke, er kein weiteres Mittel kenne. Gleichzeitig versicherte er allen Fraktionen mit der größten Bestimmtheit, daß er am Montag nicht nach Brandenburg gehen werde, sondern Dienstag nach Hause zurückkehren wolle, um sein Mandat niederzulegen, wenn ein friedlicher Vergleich bis dahin nicht gelingen sollte.</p> <p>Alle Fraktionen nahmen diesen Vorschlag an, mit der einzigen Maßgabe, daß einige derselben statt der Vertagung nur eine Aussetzung der Sitzungen gestatten wollten und daß man die Fassung der Dankerklärung sich noch vorbehielt.</p> <p>Während dies verhandelt ward, erschienen die Abgeordneten <hi rendition="#g">Hesse</hi> (Solingen) und <hi rendition="#g">Meusebach,</hi> als Deputirte der ausgetretenen Fraktion (Rechte) im Hotel de Russie und erklärten dort, daß ihre Partei diesen Vorschlag Grabow's nicht annehme.</p> <p>Ihre Fraktion (gegen 60 Mitglieder) wären fest entschlossen, Montag nach Brandenburg zu gehen und zwar aus zwei Gründen; einmal, weil sie dem Ministerio Brandenburg dadurch Gelegenheit geben wollte, sich in Bezug auf das erhaltene Mißtrauens-Votum zu rechtfertigen und dann, weil ihre Fraktion der Ansicht sei, daß die Versammlung hier unter den Bajonetten nicht frei berathen könne. Der letzte Grund klingt höchst sonderbar, wenn man erwägt, daß gerade diese Fraktion die Unfreiheit der Versammlung stets aus dem Mangel von Bajonetten abgeleitet hat.</p> </div> <div xml:id="ar155_012" type="jArticle"> <head>Berlin.</head> <p><hi rendition="#g">Brigade-Befehl</hi>. Ich empfehle den Eintritt in die Kaserne strenger zu kontrolliren, namentlich, wenn ein Nicht-Militär, der in der Kaserne selbst nicht wohnt, hereingelassen werden will und Jemanden, vom Feldwebel abwärts besuchen will, </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0818/0002]
Worte. Thaten und Thatsachen.
Im konstitutionellen Staate repräsentirt der König die Idee der Gnade, der Väterlichkeit. Keine der vielen Deputationen aus dem Lande wird vorgelassen. Den Beauftragten der Berliner Stadtverordneten erklärt der Minister Brandenburg: „Er könne nicht zugeben, daß jetzt eine Deputation das Gefühl des Königs rege mache, um Maßregel zu verhindern, die das verantwortliche Ministerium auszuführen für nöthig erachte.“
Der Krone beruft sich in jener Proklamation vom 11. Nov. auf das Volk. Viele Hunderte von Adressen (der Belagerungszustand hemmt den rechtzeitigen Druck eines vollständigen Berichts darüber), von den größten Städten bis zu den kleinsten Dörfern, aus vielen Orten von Magistrat und Stadtverordneten, ergehen an die Nationalversammlung, zum Theil auch an den König, und erklären der Nationalversammlung ihre volle Zustimmung. — Der Ministerpräsident sagte einer Deputation von Frankfurt a. d. O.: „Wenn die Minister jede Deputation für die Nationalversammlung nach Potsdam begleiten sollten, so würden sie gar nicht von dort fortkommen.“
„Das Volk“, sagt jene Proklamation, „werde den ungesetzlichen Widerstand eines Theils seiner Vertreter ernst und entschieden mißbilligen.“ Das Volk sendet Tag für Tag für die ausgetretenen Abgeordneten die Stellvertreter ein; auch die beurlaubten Abgeordneten eilen herbei.
Auf das Volk beruft sich die Krone. Von einigen Städten, von mehreren sogenannten „patriotischen Vereinen“ und „ Preußenvereinen“ gehen, wie berichtet wird, der Krone zustimmende Adressen zu, also von jenen Vereinen, welche sich eifrig gegen die Grundbesteuerung der Rittergüter erklärten.
Die Regierungsblätter sprechen fortwährend von den anarchischen Zuständen der Hauptstadt. Mehrere ausgetretene Abgeordnete, in ihrer Heimath gefährdet, kommen nach Berlin zurück, um sich hier in Sicherheit aufzuhalten.
Worte. Thaten und Thatsachen.
Die Botschaft sagte: „einem andern Ministerium als einem solchen, von welchem zu erwarten stehe, daß es sich Ansprüche auf das Vertrauen des Landes zu erwerben wissen werde, werde niemals die Leitung der Regierung anvertraut werden.“ Das Ministerium Brandenburg, Ladenberg, Mnnteuffel, Strotha hat am 9. November bis heut, 18. November, unter dem lauten Widerspruch des Landes, die Leitung der Regierung in den Händen.
Die Krone fordert Vertrauen, daß sie ihre Versprechungen in den Märztagen halten werde. Das Volk fordert sein gutes Recht; es mag sein Recht nicht auf das Herz eines Menschen bauen. Eine hohe Person sagt den Berliner Stadtverordneten, „die Krone habe sich durch ihr inkonsequentes, schwankendes Verhalten in den Märztagen in eine schiefe Stellung gebracht.“ — Verstanden?
Die Botschaft vom 8. Nov. sagt: „die Nationalversammlung solle vom 27. ab ihre Arbeit in Brandenbrurg fortsetzen“. Die Kanzlei mit den wichtigen Akten der Nationalversammlung ist, trotz der Mahnung des Präsidenten der Nationalversammlung an den Minister Manteuffel, ohne alle Aufsicht in den Händen, der dort lagernden Soldaten. Ist das die Vorbereitung auf die Fortsetzung der Berathungen in Brandenburg?
Das Ministerium hat Worte — und Bayonnette. Die Nationalversammlung hat ihr gutes Recht!
Worte klingen! Thaten sprechen!
An den Früchten sollt ihr sie erkennen!
[Deutschland] Anderer Seits muß ich Ihnen aber auch vorstellen, was Sie, Herr Candator, riskiren, wenn Sie vom passiven zum aktiven Widerstand übergehen. Von der einen Seite muß ich Ihnen sagen, Sie werden auf diesem Wege nichts ausrichten können. Taglich trifft mehr Militär hier ein. Ich bin zwar davon nicht so genau unterrichtet, doch hat man mir erzählt, es würden morgen noch einige Bataillone hier anlangen; auch spricht man von Reichstruppen — ja, es sollen wirklich Reichstruppen an den Niederrhein kommen — ich weiß dies freilich so wenig wie Sie genau, allein es heißt so. Was wollen Sie da machen? Selbst wenn Sie für einige Tage einen Sieg erringen können, so müßten Sie doch bald unterliegen; man wurde Sie total einschließen. Daran ist also nicht zu denken. Außerdem würde die ganze Mark Ihnen auf den Hals kommen. Ja, ich darf Ihnen sagen, — und sollen mir die Lippen verdorren und der Fußboden unter meinen Füßen versinken, wenn es nicht wahr ist, — es sind noch keine sechs Stunden her, da standen auf derselben Stelle, wo Sie jetzt stehen, Deputationen von Elberfeld, von Mülheim, aus der Mark und andern Gegenden, die mir erklärten, man würde von dort aus zur Hülfe der Regierung aufbrechen, sobald dies verlangt werde. Ich sagte aber, das wäre fern von mir, ich würde meine Hand zu keinem Bürgerkriege hergeben. So steht die Sache, meine Herren.
Cantador: Herr Präsident, unsere Umgebung, unsere Landschaft würde auch auf der andern Seite nicht zurückbleiben.
Präsident: Man würde diese Zuzüge abzuschneiden wissen, sie nöthigenfalls mit Kartätschen empfangen, sie wurden gar nicht bis hierher kommen. Aber lassen Sie mich ausreden. So sieht es von der einen Seite aus; von der andern, Herr Cantador, fallen Sie, sobald Sie den passiven Widerstand verlassen und zum aktiven übergehen, wozu Sie die Nationalversammlung nicht aufgefordert hat, Sie also dieselbe auch nicht mehr im Rücken haben, als Empörer unter Art. 4 des Code Napoleon. Dort liegt der Code Napoleon — ich kann nicht dafür, aber ich muß Ihnen sagen, dann würden Sie, und Sie alle meine Herren, die sich an der Empörung betheiligt hätten, eine Kugel an den Kopf bekommen.
Cantador: Herr Präsident, wir haben geschworen mit der National-Versammlung, mit der gesetzlichen Freiheit zu stehen und zu fallen. Wir wollen nicht die Anarchie, sondern nur den Sturz eines hochverrätherischen Ministeriums. Wir werden keinen Kampf provoziren, wir bereiten uns aber auf den Kampf vor und werden ihn aufnehmen, wenn es nicht anders geht, wenn wir dazu aufgefordert werden. Uebrigens schreckt mich weder die Drohung mit einer Kompagnie Schützen noch eine Drohung mit der Guillotine. Wir werden den Umständen nach handeln und gewiß nicht leichtsinnig einen blutigen Kampf beginnen.
Präsident: Liebster Herr Cantador, ich muß Ihnen offen gestehen, ich höre Sie sehr gerne so in Begeisterung von der Freiheit reden; Sie fühlen das tief und ich bin auch einigermaßen mit Ihnen einverstanden, aber — aber halten Sie sich beim passiven Widerstand. (Einige der Deputirten sprechen ebenfalls für den passiven Widerstand).
Der Präsident fährt fort: Glauben Sie mir, Herr Cantador, Sie kommen mit dem passiven Widerstand weiter als mit einem Kampfe, dem eine sichere Niederlage bevorsteht, durch welchen Sie dem bald weichenden Ministerium Brandenburg noch vorher einen Sieg verschaffen. Glauben Sie mir, ich habe die Unterschrift des Ministers Brandenburg noch nicht zu Gesichte bekommen. Dies Ministerium kömmt gar nicht dazu, Verfügungen zu erlassen; es hat immer nur zu kämpfen und abzuwehren. Ich bin ganz mit Ihnen einverstanden, dies Ministerium kann sich nicht halten; ja ich sage Ihnen, wenn es sich noch länger als acht bis zehn Tage hält, dann kündigen ihm sämmtliche Behörden den Gehorsam auf. Deshalb, meine Herren, warten Sie die Sache ruhig ab. Was mich persönlich betrifft — ich bin 23 Jahre Soldat gewesen — so mag da vorkommen, was da will, ich werde ruhig hier in meinem Zimmer bleiben und nicht von der Stelle weichen. *) Was hätten Sie auch damit gewonnen, wenn Sie mich beseitigen wollten, Sie würden sofort einen andern Präsidenten bekommen, der viel schlimmer sein würde als ich.
Groote: Herr Präsident, Sie haben sich jetzt offen ausgesprochen, wir wollen dasselbe thun. Die Bürgerwehr hält die Maßregeln des jetzigen Ministeriums für ungesetzlich und sich für verpflichtet, ihnen den passiven Widerstand entgegen zu setzen. Man hüte sich jedoch, Konflikte zwischen Militär und Civil hervorzurufen; es könnten diese die Brandfackel in die Stadt schleudern. Eine Auflösung der Bürgerwehr würde ein unbegründetes Verfahrrn sein, da die Bürgerwehr jede Anarchie mit Kraft zu unterdrücken gewillt ist.
Cantador: Herr Präsident, auf Ihre Versicherung hin macht sich die Bürgerwehr hiermit stark, für die Ruhe und Ordnung der Stadt einzustehen und jedem anarchischen Auftritt mit aller Kraft entgegen zu treten.
Präsident: So gehen wir, bester Herr Cantador, Hand in Hand. Der passive Widerstand ist ein ganz schönes Wort, bleiben Sie dabei, besuchen Sie mich, so oft Sie wollen, wenn Sie mir irgend etwas zu sagen haben
Clasen: Ich habe Ihnen, Herr Präsident, noch ein Ansuchen zu stellen. Wie Sie wissen, ist das hier nicht beliebte Bataillon des 13. Regiments hieher zurückgekehrt. Es steht zu befürchten, daß, so wie damals, so auch jetzt Konflikte stattfinden werden, die man jetzt benutzen könnte, den gefürchteten Belagerungszustand herbeizuführen. Wir bitten Sie deshalb, mit dem Hrn. General v. Drigalski Rücksprache nehmen zu wollen und ihn zu veranlassen, die geeigneten Vorsichtsmaßregeln zu ergreifen.
Der Antrag wird von den andern unterstützt.
Spohr: Ich finde es an und für sich unrecht, gerade in jetziger Zeit das Bataillon wieder hieher zu verlegen, als beabsichtige man den Konflikt.
Cantador: Der Ansicht bin ich auch.
Präsident: Nun, meine Herren, ich will mich noch heute Abend um 9 Uhr deshalb zum Herrn General begeben. Ich werde Alles aufbieten, einen Ausbruch von Feindseligkeiten zu verhüten.
Einer der Deputation: Man hat uns ferner, Herr Präsident, gesagt, daß Sie seit einigen Tagen eine vollständige Wache zur Nachtzeit im Regierungsgebäude aufziehen lassen. Man hat von 26 Mann gesprochen. Es scheint, Sie befürchten etwas, Sie glauben die Kasse nicht sicher. Wie verhält sich dies?
Cantador: Sollte dies der Fall sein, so bitte ich, von einer Bürgerwehrwache Gebrauch zu machen.
Präsident: Meine Herren, auch diese Sache ist nicht so schlimm, wie Sie dieselbe ansehen. Der General v. Drigalski schrieb mir vorgestern, es wäre etwas unbequem, den Posten an der Regierungshauptkasse von solcher Entfernung aus beziehen zu lassen und ersuchte mich deshalb, ihm für sechs Mann, ich sage: nur für sechs Mann Ablösung, ein Zimmer im Gebäude selbst anzuweisen.
Einer der Deputation: Nur sonderbar, daß jetzt auf einmal die Entfernung so bedeutend geworden!
Präsident: Ich versichere Sie, so hat mir der General geschrieben.
Spohr kann sich eines Lächelns nicht enthalten, die andern sehen sich etwas räthselhaft an Der Präsident läßt sich jedoch nicht irre machen, wiederholt in andern Redensarten das schon früher Gesagte und schließt endlich mit den Worten: „So, meine Herren, hoffe ich, werden wir Freunde bleiben, (er reicht jedem Einzeln die Hand) und auch Sie Herr Dietze, wir wollen schon wieder Freunde werden.“
Herr Dietze: Ja, Herr Präsident, das darf aber nicht wieder vorkommen.
Groote: Sie werden, Herr Präsident, doch erlauben, daß wir Ihre Erklärung in Betreff des Belagerungszustandes und der andern Punkte zur Mittheilung bringen, denn deshalb sind wir doch hierher gekommen
Präsident (unklar): O ja, gewiß, so weit dies erforderlich.
Die Deputation entfernte sich unter den freundschaftlichsten Versicherungen des Herrn Präsidenten.
Umstände können selbst eine Indiskretion zur Pflicht machen. Wir halten uns durch das auf diese Unterredung gefolgte Verfahren des Herrn Präsidenten verpflichtet, vorstehenden möglichst genauen Abdruck der gepflogenen Verhandlungen der Offentlichkeit zu übergeben. Man vergleiche die in demselben enthaltenen ipsissima verba des Herrn Präsidenten mit den Eingangsworten des Belagerungspublikandums, man vergleiche sie mit der Bekanntmachung desselben vom 22. d. M. Nur ein Tag liegt zwischen jener Unterredung und diesen Erlassen. An diesem Tage ereignete sich in ganz Düsseldorf nichts politisch Bemerkenswerthes, als daß vier Bürgerwehr-Offiziere an das hiesige Postamt einige höfliche Fragen richteten, um die aufgeregte Menge mit gutem Gewissen beruhigen zu können. Den Regierungs-Präsidenten setzte man nicht ab, auch keine provisorische Regierung ein. Die Bürgerwehr besetzte nicht die Regierungskassen und machte auch keinen Angriff auf die Kaserne: dennoch verhängte der Herr Präsident den Belagerungszustand.
Als charakterische Merkmale der ganzen Begebenheit sind, a) das in dem Belagerungspublikandum offen gelassene Datum und b) die in demselben fehlende Erwähnung des Vorfalls an der Post, der doch den Ausschlag gegeben haben soll, zu betrachten. Aus letzterm geht hervor, daß das Aktenstück, wenn nicht schon früher, so doch am 21. Mittags gedruckt gewesen sein mußte. Am 20. Abends um 7 Uhr versicherte uns der Präsident, er denke nicht daran, den Belagerungszustand auszusprechen.
Wir beschuldigten den Letztern öffentlich der Wortbrüchigkeit, er nannte dies Verläumdung. Das Publikum urtheile.
Düsseldorf, den 24. Nov. 1848.
Lor. Cantador.
P. C. T. Spohr.
Lor. Clasen.
Alf. Groote.
Der Regierungspräsident Herr v. Spiegel sagt in Nr. 308 d. Bl. unterm 23. Nov:
„Am Abende des 21. November wurde von Seiten einiger Bürger sowohl, als durch Offiziere der Bürgerwehr ein Attentat auf die königl. Post verübt, das die Verhinderung der Absendung von Geldern des Staates zum Zweck hatte“
„— — Nach diesem Attentat, von welchem ich zuvor die Gewißheit aus sicherster Quelle amtlich feststellen ließ, war ein solcher Schritt u. s. w.“
Meines Wissens versteht man in aller Welt unter „Attentat“ einen gewaltsamen Angriff. Insofern nun dem Herrn von Spiegel dies zugleich mit der Angabe, wir hätten die Absendung von Staatsgeldern verhindern wollen, amtlich festgesetzt worden ist, erkläre ich für meine Person, der ich vom Chef der Bürgerwehr mit unter jenen Offizieren beordert war, das Posteigenthum mit allen zu Gebote stehenden Mitteln zu schützen, also auch dadurch zu schützen, daß ich falsche Gerüchte zu wiederlegen suchte; — der ich ferner an die Postbeamten nur die höflichste Anfrage richtete und in kein anderes Lokal eingetreten bin, als in die, so viel mir bekannt, jedem ehrlichen Manne Behufs Nachfrage offen stehende Packkammer — das die angebliche amtliche Feststellung eine amtliche Lüge ist, gegen welche ich mit allen gesetzlichen Mitteln zu Felde ziehen werde.
Indem ich mich im Uebrigen auf den bereits von uns in Nr. 307 dieses Blattes veröffentlichten wahren Hergang dieses Vorfalles beziehe, bemerke ich nur noch, daß der Herr Ober-Postdirektor Maurenbrecher, an den doch zunächst die amtliche Mittheilung ergangen sein wird, in einem Schreiben vom 21. d. Mts. an das Kommando der Bürgerwehr mit keiner Silbe eines Attentats erwähnt, sondern sich nur über unbefugtes Nachfragen, unzulässige Kenntnißnahme von Adressen und Sachen u. dgl. beklagt.
Die Zeitungs-Redaktionen, welche die Darstellung des Herr von Spiegel aufgenommen, wollen gefälligst auch meine Erklärung aufnehmen.
Düsseldorf, den 25. Nov. 1848.
Lorenz Clasen.
15 Elberfeld, 25. Nov. Ein wichtiger Tag, der heutige. Es war Stellvertreterwahl für Berlin. Gewählt wurde Hr. Kommerzienrath v. d. Heydt, wie das von unsern heulenden wupperthaler Wahlmännern zu erwarten stand. Der Gewählte versprach, noch heute Abend nach Brandenburg abzureisen. Sie fragen, wie dieser Mann es wagen kann, während der wirkliche Deputirte, Bredt, fortwährend in Berlin ist, nach Brandenburg zu gehen? Nun, ich antworte darauf, indem ich Sie an die politische Laufbahn dieses Herrn in den letzten Jahren erinnern. Als Mitglied des rheinischen Provinzial-Landtags trat er so servil auf, daß es fast den Servilen selbst zu arg wurde. Sein damaliges Verhalten ist in der alten Rhein. Zeitung auf's Trefflichste geschildert worden. Kam 1847 der vereinigte Landtag. Herr v. d. Heydt tritt hier als Mitglied der liberalen Opposition auf. Dafür bekommt er später vom Könige von Preußen, bei dessen Anwesenheit in Elberfeld, Fußtritte, Sie kuriren ihn so vollständig, daß er wieder als schwarzweißer Mitstreiter figuriren und den andern Wupperthalern gleichen Gelichters voranheulen kann. Das ist der Mann, der jetzt als Stellvertreter nach Brandenburg eilt!!
* Münster, 27. November. „Uns ist so kannibalisch wohl,
Als wie 12,000 Säuen.“
Davon haben wir auch hier eine Probe gehabt. Gestern Abend drangen 60-80 Mann des kürzlich hierher zurückverlegten 15. Infanterieregiments — aus dem Mindenschen — bewaffnet in eine ruhige Volksversammlung und jagten dieselbe durch Hauen und Stechen auseinander. Widerstand war nicht möglich, weil der Ueberfall theils zu plötzlich, theils gut organisirt war. Ein Unteroffizier war der Führer. Viele ruhige Bürger sind mehr oder weniger — einige sehr bedeutend — verwundet. Die Aufregung war furchtbar und ist nur durch das Versprechen des Generals v. d. Groeben, daß strengste Untersuchung und sofortige Entfernung des Regiments stattfinden solle, besänftigt worden.
Schon mehrere Tage hieß es, daß den Soldaten viel Schnapps gegeben sei und gestern Morgen waren durch unbekannte Menschen die aufregendsten Plakate unter die Soldaten vertheilt, zu deren Druck sich besonders der hiesige Buchhändler Coppenrath, eine Milchschwester des Hrn. Dümont, hergiebt.
Wo er das Geld herbekömmt, denn umsonst thut er nichts, ist Jedermann ein Räthsel. Der letzte Funken, der noch für das frühere Preußen hier glimmte, ist erloschen. Bisher ist nicht die geringste Reibung zwischen Militär und Bürgern vorgefallen und die Volksversammlungen verliefen stets in der musterhaftesten Ordnung.
Gerade den Rednern in denselben ist es wesentlich zuzuschreiben, daß das Volk seinem Grolle gegen die hier befindlichen weggelaufenen Deputirten nicht Luft gemacht hat, denn dieser war so heftig, daß eine Bürgerwehrversammlung, aus der großen Mehrheit der Bürgerwehr bestehend, einstimmig beschloß, der fortgelaufene Deputirte Tüshaus sei nicht mehr würdig, Mitglied der Bürgerwehr zu sein.
Daß der Belagerungszustand gelingen wird, steht nicht in Aussicht. Zu den Aufregungen des Militärs soll auch der Militärprediger Menk beigetragen haben; er ist Vorstand des katholischen Vereins, der theils wegen seiner Leiter, theils wegen seiner Deputirtenwahl-Manöver in Mißkredit gekommen.
* Münster, 27. Novbr. Die Ruhe kehrt nicht wieder; das Volk ist trotz aller Ermahnungen in furchtbarer Aufregung. Soldaten des 15. Regiments, welche heute ganz frech mit Seitengewehren über die Straßen gingen, sind verwundet. Das Volk verlangte schon gestern Entfernung der 15er, allein wie wir hören, hat der bei den Bürgern verhaßte Magistratsvorstand, der bekannte v. Olfers, aus den Gefühlen eigener Sicherheit sich dagegen erklärt. Wären die 15er heute Morgen ausgezogen, so hatten wir Ruhe. Das leidet aber wohl „die Ehre“ nicht!! Preußen, Preußen, was bist du übel berathen.
Die Aufregung ist um so größer, je verhaßter der hiesige Regierungspräsident von Bodelschwingh ist.
Man erzählt sich mit Bestimmtheit, daß die 15er gestern absichtlich ein Kind erschlagen haben.
* Münster, 28. Nov. Ein heute eintreffender Reisende versichert, Münster sei in Belagerungszustand erklärt. Wir müssen die Bestätigung abwarten.
X Berlin, 25. November. Der Abgeordnete Grabow ist unermüdlich in Versuchen, noch eine friedliche Ausgleichung zwischen Krone und Volk zu bewirken.
Er machte gestern allen Fraktionen der Berliner Nationalversammlung einen Vorschlag dahin: Daß des Königs Majestät das Ministerium Brandenburg entlassen und dies der Versammlung mit dem Hinzufügen bekannt machen solle, daß er bereit sei, ein neues volksthümliches Ministerium zu ernennen, zu dem Behufe aber genöthigt sei, die Versammlung noch auf 8 Tage zu vertagen,
Grabow stellte die Frage: Ob die Fraktionen, wenn eine solche königliche Botschaft ergeht, geneigt seien, dem König ihren Dank dafür auszusprechen und diese Vertagung anzunehmen? Er erklärte dies für den letzten Versuch, den er im Interesse des Friedens noch machen wolle und daß, wenn dieser mißglücke, er kein weiteres Mittel kenne. Gleichzeitig versicherte er allen Fraktionen mit der größten Bestimmtheit, daß er am Montag nicht nach Brandenburg gehen werde, sondern Dienstag nach Hause zurückkehren wolle, um sein Mandat niederzulegen, wenn ein friedlicher Vergleich bis dahin nicht gelingen sollte.
Alle Fraktionen nahmen diesen Vorschlag an, mit der einzigen Maßgabe, daß einige derselben statt der Vertagung nur eine Aussetzung der Sitzungen gestatten wollten und daß man die Fassung der Dankerklärung sich noch vorbehielt.
Während dies verhandelt ward, erschienen die Abgeordneten Hesse (Solingen) und Meusebach, als Deputirte der ausgetretenen Fraktion (Rechte) im Hotel de Russie und erklärten dort, daß ihre Partei diesen Vorschlag Grabow's nicht annehme.
Ihre Fraktion (gegen 60 Mitglieder) wären fest entschlossen, Montag nach Brandenburg zu gehen und zwar aus zwei Gründen; einmal, weil sie dem Ministerio Brandenburg dadurch Gelegenheit geben wollte, sich in Bezug auf das erhaltene Mißtrauens-Votum zu rechtfertigen und dann, weil ihre Fraktion der Ansicht sei, daß die Versammlung hier unter den Bajonetten nicht frei berathen könne. Der letzte Grund klingt höchst sonderbar, wenn man erwägt, daß gerade diese Fraktion die Unfreiheit der Versammlung stets aus dem Mangel von Bajonetten abgeleitet hat.
Berlin. Brigade-Befehl. Ich empfehle den Eintritt in die Kaserne strenger zu kontrolliren, namentlich, wenn ein Nicht-Militär, der in der Kaserne selbst nicht wohnt, hereingelassen werden will und Jemanden, vom Feldwebel abwärts besuchen will,
Der Herr Präsident soll sich seit dem Belagerungszustande in der Kaserne unter dem Schutze der Bajonette befinden.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Marx-Engels-Gesamtausgabe: Bereitstellung der Texttranskription.
(2017-03-20T13:08:10Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jürgen Herres: Konvertierung TUSTEP nach XML
(2017-03-20T13:08:10Z)
Maria Ermakova, Benjamin Fiechter, Susanne Haaf, Frank Wiegand: Konvertierung XML nach DTA-Basisformat
(2017-03-20T13:08:10Z)
Weitere Informationen:Die angegebenen Seitenzahlen beziehen sich auf die Ausgabe: Neue Rheinische Zeitung. Organ der Demokratie. Bd. 1 (Nummer 1 bis Nummer 183) Köln, 1. Juni 1848 bis 31. Dezember 1848. Glashütten im Taunus, Verlag Detlev Auvermann KG 1973.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |