Neue Rheinische Zeitung. Nr. 157. Köln, 1. Dezember 1848. Beilage.Beilage zu Nr. 157 der Neuen Rheinischen Zeitung. Organ der Demokratie. Freitag 1. Dezember 1848. [Italien] Die Civica hat die Wachen im Quirinal übernommen. Einige Haufen Volks machten sich auf den Weg, um den Kardinal Morandi aufzusuchen und festzunehmen; ich höre bis jetzt indeß nicht, daß sie ihn gefunden. Er wird sich wohl zur rechten Zeit aus dem Staube gemacht haben. Galetti hat sich alle Mühe gegeben, die Volkswuth etwas zu beruhigen. Rosmini und Sereni haben erklärt, sie könnten unter keiner Bedingung in das neue demokratische Ministerium eintreten. Polen. Aus Galizien, 22. Novbr. Einem allgemein verbreiteten Gerüchte nach sollte der Belagerungszustand von Lemberg mit dem 20. d. M. aufhören; dies ist jedoch bis jetzt nicht der Fall gewesen; im Gegentheile, alle Verfügungen, die den dortigen Platz betreffen, erscheinen von Baron Hammerstein gezeichnet. Den durch die Beschießung Lembergs verursachten Schaden schätzt man auf mehrere Millionen; die Herstellung des Rathhauses allein schlägt man auf den Betrag von 120,000 Fl. K.-M. an. Den größten Verlust jedoch hat Lemberg und mit dieser Stadt ganz Galizien durch die durch den Brand bewirkte Vernichtung der Bibliothek, des Naturalienkabinets, des physikalischen Kabinets, sowie der im technischen Institute befindlich gewesenen Präparate und Modelle erlitten: unmöglich ist es, diesen bedauernswerthen Schaden aus den im Lande befindlichen Fonds gut zu machen. Advokat Malisch ist seiner Haft gänzlich entlassen; das Nämliche steht von Professor Groß, Kommandanten der akademischen Legion, zu erwarten; was mit den übrigen Verhafteten geschehen wird, oder welchen Verlauf die mit ihnen bisher gepflogene Untersuchung nimmt, ist noch nicht bekannt. (Const. Bl. a. B.) 103 Krakau, 24. Nov. Gestern langten gegen 50 aus Lemberg verwiesene Emigranten hier an. Sie wollten durchs Preußische nach Belgien. Preußen aber hat erklärt, daß es jeden Emigranten an der Grenze zurückweisen wird. So müssen diese einstweilen hier bleiben, bis Schwarzenberg-Windischgrätz über ihr Loos entschieden haben wird. Der östreichischen Regierung ist's immerhin zuzutrauen, daß sie die aus russisch Polen Gebürtigen ausliefert. Aus Ungarn lauten alle Nachrichten dahin, daß die Vertheidigungsmaaßregeln energisch betrieben werden. Zwischen Preßburg, Tyrnau und Raab wird jeder Punkt befestigt, der sich irgend zu diesem Zwecke eignet. Alle Wege die ohnehin schlecht genug sind, macht man vollends unpractikabel. Besonders großartig sollen die Verschanzungen sein, welche man zur Vertheidigung Pesth's anlegt. Schweiz. ** Bern, 27. Nov. Der Inhalt dieses Artikels kann aus urheberrechtlichen Gründen nicht angezeigt werden. ** Bern, 26. Nov. Der Inhalt dieses Artikels kann aus urheberrechtlichen Gründen nicht angezeigt werden. ** Lugano, 25. Nov. Die Geistlichkeit unsres Kantons hat vom Bischof von Como, einem alten Anhänger der Oestreicher, ein Cirkular erhalten, worin er ihnen befiehlt, die flüchtigen italienischen Geistlichen nicht die Messe feiern zu lassen! Glücklicher Weise aber muß ein solches Rundschreiben erst das Placet unsrer Regierung erhalten, und darauf wird der Hr. Bischof lange warten können. Was unsre Angelegenheiten angeht, so begreifen Sie, daß die Beschlüsse des Nationalraths wegen Tessin hier keine Freude erregt haben. Indessen hält unsre gekränkte Bevölkerung ihren Unwillen zurück, und antwortet auf den Beschluß durch eine ausgesuchte Höflichkeit gegen die hier anwesenden Bundesbehörden. So brachte die Musik unsrer Civica am 21. nicht nur Herrn Franscini aus Anlaß seiner Wahl in den Bundesrath, sondern gleich hernach auch dem ebenfalls gewählten Hrn. Munziger eine Serenade, trotzdem gerade Hr. Munzinger der eidgenössische Repräsentant ist, der am allerwenigsten Rücksichten auf unsre Regierung, unsre Sitten und unsre Sympathieen nahm. Der berühmte Schuß, der nach Hrn. Munzinger's Schreiben und Hrn. Eschers Rede im Nationalrath durch Tessiner auf eine schweizer Ordonnanz abgefeuert wurde, lößt sich auch in Nichts auf. Der Brigadekommandant, Oberst Ritter, hat den Repräsentanten mitgetheilt, daß "nach Inspektion der Lokalität für gewiß angenommen werden kann, daß der fragliche Schuß keineswegs gegen die Ordonnanz abgefeuert wurde. Er hat indessen desto besser in Bern seine Wirkung als Schreckschuß auf die deutschen Nationalräthe gethan. Die schweizerischeu Truppen benehmen sich dagegen stellenweise noch immer höchst unpassend. In Chiasso, an der Gränze bei Como, spazierte neulich Major Wälli ganz cordial mit zwei östreichischen Offizieren durch das Dorf und trat in's Caffe Nazionale. Er that gerade, als führe er sie zur Schau durch's Tessiner Gebiet, und die Oestreicher ließen ihre Säbel recht stolz über das Pflaster klappern. Ein Gamin, wahrscheinlich aus Absicht, verwickelte sich in den Säbel eines der Offiziere, als sie aus dem Caffe traten, und gab den Umstehenden Veranlassung zu einiger Heiterkeit. Hierüber erbittert, schrieb Major Wälli an den Gemeinderath, dem er anzeigte, daß er im Widerholungsfalle solche Beleidigungen als ihm selbst widerfahren ansehe, nach den ihm zugekommenen Befehlen handeln und die Schuldigen sofort arretiren würde. Der Gemeinderath antwortete würdig, machte auf das Unpassende aufmerksam, daß östreichische Offiziere, und besonders bewaffnet, das Tessiner Gebiet beträten, und erklärte, er werde an die Regierung nach Lugano berichten. Wenige Tage nachher kamen sechs östreichische Offiziere bewaffnet zu Major Wälli, der sie offenbar eingeladen hatte, und sie, um ihnen die Wirksamkeit seines Schutzes zu beweisen, von Caffe zu Caffe, von Wirthshaus zu Wirthshaus führte und vor den Augen der Tessiner mit ihnen fraternisirte. Um das Maaß voll zu machen, kam noch ein östreichischer Offizier nach, säbelklirrend und von zwei mit Säbel und Flinte bewaffneten Kroaten begleitet. Und die schweizerischen Schildwachen an der Gränze ließen sie ruhig passiren -- und unsre Tessiner sollen nicht entrüstet sein, daß der Boden, der den italienischen Freiheitskämpfern kein Asyl geben darf, von den Unterdrückern Italien's betreten wird, und daß die Schergen Radetzki's bewaffnet in eine Republik kommen dürfen, die den Italienern jede Flinte, jeden Säbel abnahm! Belgien. 12 Brüssel, 28. Nov. Wenn Belgien, der "konstitutionelle Musterstaat," von sich etwas hören läßt, so kann man sicher sein, daß von irgend einer stillen Infamie die Rede ist. Wer spricht von Belgien, dem Lande des stillen Hungers, des stillen Elends, dem Lande der Jesuiten und der Hody's, das halb von Affen, halb von Beduinen bewohnt ist, wer spricht von diesem Lande außer hier und da ein König, der das Land der Contrefa[unleserliches Material]on zum Original seiner Constitution gebrauchen will? Das konstitutionelle Musterland ist durch Windischgrätz und Brandenburg auf den Höhepunkt seiner Blüthe angelangt. Die feige Bosheit der belgischen Regierung nimmt noch gräßlichere Formen an als die Grausamkeit eines Windischgrätz. Auf ganz konstitutionellem Wege verwickelt man Männer, wie Mellinet, dem Belgien seine Befreiung von Holland verdankt, Tedesco und Ballieu, die nicht aus Lüttich und Brüssel gewichen sind, in einen Prozeß gewaltsamen Angriffs auf die belgische Grenze, verurtheilt sie zu Tode, und läßt dann die königliche Gnade hinzukommen, um die Todesstrafe in 20jährige Festung zu verwandeln. Derselbe König, der so gerne seine Krone für 800,000 Franken jährlichen Gehalts an die Demokraten verschachert hätte, verurtheilt jetzt dieselben Demokraten, weil sie bereit gewesen sind, diese Krone zu kaufen. Den Franzosen verdankt Belgien seine Existenz, als "konstitutionelles Musterland." Hätten sie nach der Februarrevolution nur die mindeste Bewegung gemacht, die mindeste Forderung gestellt, so wäre Belgien, sammt "Sack und Pack" sammt "König Leopold und Polizeiminister Hody" in Frankreich aufgegangen. Weil aber die Franzosen anstanden, und das Musterland zur Nachbildung Preußens bestehen ließen, rächt sich König Leopold an Männern, denen er den Gedanken dieses Anschlusses unterschiebt. Das flandrische Elend wächst in ungeheurem Maße auf dem konstitutionellen Rechtsboden Belgiens. Dieses Elend, dieses Siechthum ist grade die Lebensbedingung des konstitutionellen Musterstaates. Aber, was liegt daran; die belgische Unabhängigkeit, die belgische Konstitution ist gerettet und mit ihr Leopold. Der Koburger sitzt also bloß noch auf seinem Throne, weil ihn die Franzosen darauf sitzen lassen, und weil überhaupt Cavaignac Leute wie Leopold braucht. Wozu ein Leopold noch brauchbar sein kann, nachdem er die Mannstüchtigkeit der Koburger Krone verloren hat? Ei nun zum Polizeiamte, um mit Hedy's Beistand alle dem Herrn Cavaignac und Consorten, als da sind Windischgrätz, Brandenburg, Palmerston, Schmerling etc. etc. ich sage, um alle diesen Herrn mißfällige Personen aus dem freien, "gastfreundlichen" Belgien zu vertreiben. Als Polizeiminister ist wirklich der König Leopold ausgezeichnet. Er unterschreibt mit höchsteigener Hand und binnen 24 Stunden den Expulsionspaß aller ihm von fremden Gesandschaften aufgegebenen Personen und hält zu jeder Stunde Zellenwagen auf der Eisenbahn bereit. Französische Republik. 17 Paris, 27. Nov. Wie wohlwollend der französische sog. aufgeklärte Klerus sich über uns ausläßt, erhellt z. B. aus der "Ere Nouvelle" vom 25. November wo der Hr. Pater Lacordaire folgendes predigt: "In Düsseldorf schlug ein, kürzlich noch des Beutelschneidens angeklagter Redner eines Klubs, in der Volksversammlung die Erwählung einer provisorischen Regierung vor; das Ding ist natürlich nur deshalb ernsthaft, weil es dabei Anarchie giebt. Die Ultrademokraten sind bisher so schlau gewesen, die konstitutionelle Linke an sich zu fesseln; in Köln freilich vergriffen sie sich beinahe an der Kölner Zeitung, und noch zur rechten Zeit kam ihnen die Idee, sie würden der Welt zum Gelächter werden, wenn sie gerade eine Verletzung der Preßfreiheit machten, und so entsagten sie denn klüglich diesem Plane. Uebrigens wer könnte wohl der Kölnischen Zeitung reaktionäres Streben vorwerfen? -- Die beiden Streitmächte in Preußen sollten aber schleunigst gegenseitige Zugeständnisse machen, sonst versinken die Verhältnisse in den Abgrund der entsetzlichsten Leidenschaften der äußersten Partei; wir wissen ganz genau, daß die Gemüther in Deutschlands in fieberhaftester Ueberspanntheit pulsiren und selbst der ruhigste Mensch darf darob erschrecken, wie der gewandteste. Nein, in diesem Augenblick darf keine beider Parteien es auf einen Bürgerkrieg ankommen lassen. Der König will, scheint es, den 27. d. M. abwarten, ehe er sich über die famose octroyirte Charte vernehmen läßt, übrigens wird den Aristokraten die Konstitution noch viel zu demokratisch erscheinen. Der Hof pocht auf die ihm zugekommenen Adressen, aber 587 hat die Versammlung schon; auch der Kriminalsenat Berlins ist für letztere. In Breslau war die Thorheit der Radikalen groß genug, die rothe Republik durch eine provisorische Regierungskommission herauf zu beschwören; wahrlich, man muß mißtrauisch sein gegen Kinder. Glücklicherweise traten energische ruhige Bürger dagegen auf, u. s. w." -- Das hiesige polnische Demokratencomite schreibt so eben an die "Democratie pacifique": "Wenn die ganze europäische Demokratie mit dem Gefühle des Zorns der deutschen Demokraten über Blum's Ermordung sympathisirt, so hat die polnische ganz besondern Anlaß, um die Wucht dieses Verlustes zu empfinden. Blum war einer der unermüdlichsten, beredtesten Vertheidiger des polnischen Rechts, einer der aufopferndsten Freunde der Söhne Polens. Seit 1837 hat er fort und fort Dienste unserm Lande erzeigt. Und so sei es uns vergönnt, voll Ehrfurcht und Dankbarkeit der Demonstration beizutreten, indem wir in dem Bureau unseres Blattes: Demokrat polski "eine polnische Subskription" für des Märtyrers Familie eröffnen. General Sznayde, der Sekretär Chrystowski." Es heißt, die hiesigen Italiener uud Spanier werden ein Aehnliches machen. -- Die neue Tribune de la Gironde in der verpestetsten Ultrabourgeoisstadt Frankreichs, sagt: Die Democratie pacifique in Paris eröffnet so eben die europäische Subskripton für Blum's Famile mit folgenden Ehrenworten: Europa's Demokraten werden mit dem Schmerz und der Entrüstung der deutschen Demokraten wegen dieses Meuchelmords sympathisiren. Aber solche Sympathie darf nicht unfruchtbar sein. Mögen die Hinterbliebenen des erlauchten Freiheitsmärtyrers bei den Völkern den Ersatz finden für den Verlust, den ihnen die Könige zugefügt. Völker werden dankbarer sein als die Könige, deren Undankbarkeit längst sprüchwörtlich wurde. Wir rufen also unsere Mitbrüder in Frankreichs Demokratenpresse feierlich auf, eine Subskription in ihren Redaktionsbureau's zu veranstalten und ein Centralcomite zu diesem heiligen Behufe zu formiren. Der Betrag wird niedrig gestellt, damit der Heller des armen Mannes nicht abgewiesen werde. Die Redaktion der Democratie pacifique steuert 20 Franken. "Wir hoffen," setzt die Bordoleser Tribune hinzu, "dieser Aufruf findet ein gebührendes Echo in Frankreich, wo nur irgend noch Sinn für Brüderlichkeit ist. Seit dem heutigen Tage muß endlich das Bruderthumsprinzip praktisch auftreten als sich verwirklichende Solidarität aller europäischen Republikaner. Wir konnten freilich dem muthigen Streben unserer deutschen Brüder nicht zu Hülfe kommen: -- nun so äußern wir wenigstens unsere glühende Sympathie und ehrfurchtsvollste Bewunderung! Die Tribune de la Gironde hat demnach für 10 Fr. in ihrer Redaktion subskribirt, und ladet die Demokraten zur Nachahmung dieses Schrittes ein." Dasselbe geschah bereits in Lyon und andern Orten. * Paris. Herr Cavaignac. Die Debatten über Cavaignac haben in der Kammer stattgefunden. Die Anklagen gegen ihn erheben sich drohender als je. Das Satisfaktionsvotum der Kammer hat sie in keiner Hinsicht vernichtet. Seit dem 17. Mai war Cavaignac Kriegsminister. Hat er in dieser Eigenschaft die Insurrektion vom 23. Juni verhüten können? Ja! -- Was hat er gethan? Er hat Paris und die Gesellschaft auf's Spiel gesetzt. Und nachdem er die ganze Gesellschaft in Lebensgefahr gebracht, hat er sie gerettet? Nein! -- Mußte er nicht mit der exekutiven Gewalt ebenfalls sich zurückziehen? Ja! -- Hat er sich wirklich zurückgezogen? Nein! Wie am 17. April, so war auch am 22. Juni nichts leichter, als die Insurrektion einzuschüchtern. Man brauchte nur eine starke Militärmacht heranrücken zu lassen. Daß aber Cavaignac eine Truppenmasse von 42,000 Mann zu seiner Verfügung hatte, geht aus seinem eigenen Geständnisse hervor. Was thut Cavaignac? Gar nichts; sondern er läßt, nach dem Ausdrucke von Marrast, die Barrikaden sich in aller Friedfertigkeit aufthürmen. Und warum? "Weil er einen Plan verfolgt". -- Und was ist dieser Plan? Seine Truppen nicht zu zersplittern, und lieber eine Insurrektion zu bekämpfen, als eine Emeute zu verhüten, lieber eine Schlacht zu liefern, als eine Zusammenschaarung zu zerstreuen. Wenn aber dieses sein Plan war, so hätte er doch wenigstens die Offiziere der Nationalgarde davon in Kenntniß setzen müssen, damit sie ruhig zu Hause blieben, und sich nicht abschlachten ließen vor den Barrikaden. -- Gewiß, das Blut der Soldaten ist kostbar, und verdient geschont zu werden. Aber ist das Blut der Bürgergarde nicht ebenso kostbar, und hat man nicht leichtsinniger Weise Bürgerblut vergossen, um Soldatenblut zu schonen? Hat Cavaignac nicht absichtlich die Insurrektion ermuthigt, in demselben Maße, als er die Nationalgarde entmuthigte? Und als St. Barthelemy St. Hilaire dies dem General Cavaignac vorstellte, was antwortete letzterer darauf? "Bin ich hier, um Eure Pariser und Eure Nationalgarde zu vertheidigen? Sie möge selbst ihre Stadt und ihre Läden und Kräme vertheidigen! Ich will meine Truppen nicht zersplitteru. Ich denke noch an 1830 und 1848" -- Das ist der famose Plan Cavaignac's, das ist, was er sein "Contentracionssystem" nennt. Er hält seine Truppen konzentrirt, bis die Barrikaden fertig sind, und schickt dann die Nationalgarde ins Feuer, bis sie sich verblutet hat; dann erst kommt der Angriff der Truppen, dann kommen die Kar- Beilage zu Nr. 157 der Neuen Rheinischen Zeitung. Organ der Demokratie. Freitag 1. Dezember 1848. [Italien] Die Civica hat die Wachen im Quirinal übernommen. Einige Haufen Volks machten sich auf den Weg, um den Kardinal Morandi aufzusuchen und festzunehmen; ich höre bis jetzt indeß nicht, daß sie ihn gefunden. Er wird sich wohl zur rechten Zeit aus dem Staube gemacht haben. Galetti hat sich alle Mühe gegeben, die Volkswuth etwas zu beruhigen. Rosmini und Sereni haben erklärt, sie könnten unter keiner Bedingung in das neue demokratische Ministerium eintreten. Polen. Aus Galizien, 22. Novbr. Einem allgemein verbreiteten Gerüchte nach sollte der Belagerungszustand von Lemberg mit dem 20. d. M. aufhören; dies ist jedoch bis jetzt nicht der Fall gewesen; im Gegentheile, alle Verfügungen, die den dortigen Platz betreffen, erscheinen von Baron Hammerstein gezeichnet. Den durch die Beschießung Lembergs verursachten Schaden schätzt man auf mehrere Millionen; die Herstellung des Rathhauses allein schlägt man auf den Betrag von 120,000 Fl. K.-M. an. Den größten Verlust jedoch hat Lemberg und mit dieser Stadt ganz Galizien durch die durch den Brand bewirkte Vernichtung der Bibliothek, des Naturalienkabinets, des physikalischen Kabinets, sowie der im technischen Institute befindlich gewesenen Präparate und Modelle erlitten: unmöglich ist es, diesen bedauernswerthen Schaden aus den im Lande befindlichen Fonds gut zu machen. Advokat Malisch ist seiner Haft gänzlich entlassen; das Nämliche steht von Professor Groß, Kommandanten der akademischen Legion, zu erwarten; was mit den übrigen Verhafteten geschehen wird, oder welchen Verlauf die mit ihnen bisher gepflogene Untersuchung nimmt, ist noch nicht bekannt. (Const. Bl. a. B.) 103 Krakau, 24. Nov. Gestern langten gegen 50 aus Lemberg verwiesene Emigranten hier an. Sie wollten durchs Preußische nach Belgien. Preußen aber hat erklärt, daß es jeden Emigranten an der Grenze zurückweisen wird. So müssen diese einstweilen hier bleiben, bis Schwarzenberg-Windischgrätz über ihr Loos entschieden haben wird. Der östreichischen Regierung ist's immerhin zuzutrauen, daß sie die aus russisch Polen Gebürtigen ausliefert. Aus Ungarn lauten alle Nachrichten dahin, daß die Vertheidigungsmaaßregeln energisch betrieben werden. Zwischen Preßburg, Tyrnau und Raab wird jeder Punkt befestigt, der sich irgend zu diesem Zwecke eignet. Alle Wege die ohnehin schlecht genug sind, macht man vollends unpractikabel. Besonders großartig sollen die Verschanzungen sein, welche man zur Vertheidigung Pesth's anlegt. Schweiz. ** Bern, 27. Nov. Der Inhalt dieses Artikels kann aus urheberrechtlichen Gründen nicht angezeigt werden. ** Bern, 26. Nov. Der Inhalt dieses Artikels kann aus urheberrechtlichen Gründen nicht angezeigt werden. ** Lugano, 25. Nov. Die Geistlichkeit unsres Kantons hat vom Bischof von Como, einem alten Anhänger der Oestreicher, ein Cirkular erhalten, worin er ihnen befiehlt, die flüchtigen italienischen Geistlichen nicht die Messe feiern zu lassen! Glücklicher Weise aber muß ein solches Rundschreiben erst das Placet unsrer Regierung erhalten, und darauf wird der Hr. Bischof lange warten können. Was unsre Angelegenheiten angeht, so begreifen Sie, daß die Beschlüsse des Nationalraths wegen Tessin hier keine Freude erregt haben. Indessen hält unsre gekränkte Bevölkerung ihren Unwillen zurück, und antwortet auf den Beschluß durch eine ausgesuchte Höflichkeit gegen die hier anwesenden Bundesbehörden. So brachte die Musik unsrer Civica am 21. nicht nur Herrn Franscini aus Anlaß seiner Wahl in den Bundesrath, sondern gleich hernach auch dem ebenfalls gewählten Hrn. Munziger eine Serenade, trotzdem gerade Hr. Munzinger der eidgenössische Repräsentant ist, der am allerwenigsten Rücksichten auf unsre Regierung, unsre Sitten und unsre Sympathieen nahm. Der berühmte Schuß, der nach Hrn. Munzinger's Schreiben und Hrn. Eschers Rede im Nationalrath durch Tessiner auf eine schweizer Ordonnanz abgefeuert wurde, lößt sich auch in Nichts auf. Der Brigadekommandant, Oberst Ritter, hat den Repräsentanten mitgetheilt, daß „nach Inspektion der Lokalität für gewiß angenommen werden kann, daß der fragliche Schuß keineswegs gegen die Ordonnanz abgefeuert wurde. Er hat indessen desto besser in Bern seine Wirkung als Schreckschuß auf die deutschen Nationalräthe gethan. Die schweizerischeu Truppen benehmen sich dagegen stellenweise noch immer höchst unpassend. In Chiasso, an der Gränze bei Como, spazierte neulich Major Wälli ganz cordial mit zwei östreichischen Offizieren durch das Dorf und trat in's Caffe Nazionale. Er that gerade, als führe er sie zur Schau durch's Tessiner Gebiet, und die Oestreicher ließen ihre Säbel recht stolz über das Pflaster klappern. Ein Gamin, wahrscheinlich aus Absicht, verwickelte sich in den Säbel eines der Offiziere, als sie aus dem Caffe traten, und gab den Umstehenden Veranlassung zu einiger Heiterkeit. Hierüber erbittert, schrieb Major Wälli an den Gemeinderath, dem er anzeigte, daß er im Widerholungsfalle solche Beleidigungen als ihm selbst widerfahren ansehe, nach den ihm zugekommenen Befehlen handeln und die Schuldigen sofort arretiren würde. Der Gemeinderath antwortete würdig, machte auf das Unpassende aufmerksam, daß östreichische Offiziere, und besonders bewaffnet, das Tessiner Gebiet beträten, und erklärte, er werde an die Regierung nach Lugano berichten. Wenige Tage nachher kamen sechs östreichische Offiziere bewaffnet zu Major Wälli, der sie offenbar eingeladen hatte, und sie, um ihnen die Wirksamkeit seines Schutzes zu beweisen, von Caffe zu Caffe, von Wirthshaus zu Wirthshaus führte und vor den Augen der Tessiner mit ihnen fraternisirte. Um das Maaß voll zu machen, kam noch ein östreichischer Offizier nach, säbelklirrend und von zwei mit Säbel und Flinte bewaffneten Kroaten begleitet. Und die schweizerischen Schildwachen an der Gränze ließen sie ruhig passiren — und unsre Tessiner sollen nicht entrüstet sein, daß der Boden, der den italienischen Freiheitskämpfern kein Asyl geben darf, von den Unterdrückern Italien's betreten wird, und daß die Schergen Radetzki's bewaffnet in eine Republik kommen dürfen, die den Italienern jede Flinte, jeden Säbel abnahm! Belgien. 12 Brüssel, 28. Nov. Wenn Belgien, der „konstitutionelle Musterstaat,“ von sich etwas hören läßt, so kann man sicher sein, daß von irgend einer stillen Infamie die Rede ist. Wer spricht von Belgien, dem Lande des stillen Hungers, des stillen Elends, dem Lande der Jesuiten und der Hody's, das halb von Affen, halb von Beduinen bewohnt ist, wer spricht von diesem Lande außer hier und da ein König, der das Land der Contrefa[unleserliches Material]on zum Original seiner Constitution gebrauchen will? Das konstitutionelle Musterland ist durch Windischgrätz und Brandenburg auf den Höhepunkt seiner Blüthe angelangt. Die feige Bosheit der belgischen Regierung nimmt noch gräßlichere Formen an als die Grausamkeit eines Windischgrätz. Auf ganz konstitutionellem Wege verwickelt man Männer, wie Mellinet, dem Belgien seine Befreiung von Holland verdankt, Tedesco und Ballieu, die nicht aus Lüttich und Brüssel gewichen sind, in einen Prozeß gewaltsamen Angriffs auf die belgische Grenze, verurtheilt sie zu Tode, und läßt dann die königliche Gnade hinzukommen, um die Todesstrafe in 20jährige Festung zu verwandeln. Derselbe König, der so gerne seine Krone für 800,000 Franken jährlichen Gehalts an die Demokraten verschachert hätte, verurtheilt jetzt dieselben Demokraten, weil sie bereit gewesen sind, diese Krone zu kaufen. Den Franzosen verdankt Belgien seine Existenz, als „konstitutionelles Musterland.“ Hätten sie nach der Februarrevolution nur die mindeste Bewegung gemacht, die mindeste Forderung gestellt, so wäre Belgien, sammt „Sack und Pack“ sammt „König Leopold und Polizeiminister Hody“ in Frankreich aufgegangen. Weil aber die Franzosen anstanden, und das Musterland zur Nachbildung Preußens bestehen ließen, rächt sich König Leopold an Männern, denen er den Gedanken dieses Anschlusses unterschiebt. Das flandrische Elend wächst in ungeheurem Maße auf dem konstitutionellen Rechtsboden Belgiens. Dieses Elend, dieses Siechthum ist grade die Lebensbedingung des konstitutionellen Musterstaates. Aber, was liegt daran; die belgische Unabhängigkeit, die belgische Konstitution ist gerettet und mit ihr Leopold. Der Koburger sitzt also bloß noch auf seinem Throne, weil ihn die Franzosen darauf sitzen lassen, und weil überhaupt Cavaignac Leute wie Leopold braucht. Wozu ein Leopold noch brauchbar sein kann, nachdem er die Mannstüchtigkeit der Koburger Krone verloren hat? Ei nun zum Polizeiamte, um mit Hedy's Beistand alle dem Herrn Cavaignac und Consorten, als da sind Windischgrätz, Brandenburg, Palmerston, Schmerling etc. etc. ich sage, um alle diesen Herrn mißfällige Personen aus dem freien, „gastfreundlichen“ Belgien zu vertreiben. Als Polizeiminister ist wirklich der König Leopold ausgezeichnet. Er unterschreibt mit höchsteigener Hand und binnen 24 Stunden den Expulsionspaß aller ihm von fremden Gesandschaften aufgegebenen Personen und hält zu jeder Stunde Zellenwagen auf der Eisenbahn bereit. Französische Republik. 17 Paris, 27. Nov. Wie wohlwollend der französische sog. aufgeklärte Klerus sich über uns ausläßt, erhellt z. B. aus der „Ere Nouvelle“ vom 25. November wo der Hr. Pater Lacordaire folgendes predigt: „In Düsseldorf schlug ein, kürzlich noch des Beutelschneidens angeklagter Redner eines Klubs, in der Volksversammlung die Erwählung einer provisorischen Regierung vor; das Ding ist natürlich nur deshalb ernsthaft, weil es dabei Anarchie giebt. Die Ultrademokraten sind bisher so schlau gewesen, die konstitutionelle Linke an sich zu fesseln; in Köln freilich vergriffen sie sich beinahe an der Kölner Zeitung, und noch zur rechten Zeit kam ihnen die Idee, sie würden der Welt zum Gelächter werden, wenn sie gerade eine Verletzung der Preßfreiheit machten, und so entsagten sie denn klüglich diesem Plane. Uebrigens wer könnte wohl der Kölnischen Zeitung reaktionäres Streben vorwerfen? — Die beiden Streitmächte in Preußen sollten aber schleunigst gegenseitige Zugeständnisse machen, sonst versinken die Verhältnisse in den Abgrund der entsetzlichsten Leidenschaften der äußersten Partei; wir wissen ganz genau, daß die Gemüther in Deutschlands in fieberhaftester Ueberspanntheit pulsiren und selbst der ruhigste Mensch darf darob erschrecken, wie der gewandteste. Nein, in diesem Augenblick darf keine beider Parteien es auf einen Bürgerkrieg ankommen lassen. Der König will, scheint es, den 27. d. M. abwarten, ehe er sich über die famose octroyirte Charte vernehmen läßt, übrigens wird den Aristokraten die Konstitution noch viel zu demokratisch erscheinen. Der Hof pocht auf die ihm zugekommenen Adressen, aber 587 hat die Versammlung schon; auch der Kriminalsenat Berlins ist für letztere. In Breslau war die Thorheit der Radikalen groß genug, die rothe Republik durch eine provisorische Regierungskommission herauf zu beschwören; wahrlich, man muß mißtrauisch sein gegen Kinder. Glücklicherweise traten energische ruhige Bürger dagegen auf, u. s. w.“ — Das hiesige polnische Demokratencomité schreibt so eben an die „Democratie pacifique“: „Wenn die ganze europäische Demokratie mit dem Gefühle des Zorns der deutschen Demokraten über Blum's Ermordung sympathisirt, so hat die polnische ganz besondern Anlaß, um die Wucht dieses Verlustes zu empfinden. Blum war einer der unermüdlichsten, beredtesten Vertheidiger des polnischen Rechts, einer der aufopferndsten Freunde der Söhne Polens. Seit 1837 hat er fort und fort Dienste unserm Lande erzeigt. Und so sei es uns vergönnt, voll Ehrfurcht und Dankbarkeit der Demonstration beizutreten, indem wir in dem Bureau unseres Blattes: Demokrat polski „eine polnische Subskription“ für des Märtyrers Familie eröffnen. General Sznayde, der Sekretär Chrystowski.“ Es heißt, die hiesigen Italiener uud Spanier werden ein Aehnliches machen. — Die neue Tribune de la Gironde in der verpestetsten Ultrabourgeoisstadt Frankreichs, sagt: Die Democratie pacifique in Paris eröffnet so eben die europäische Subskripton für Blum's Famile mit folgenden Ehrenworten: Europa's Demokraten werden mit dem Schmerz und der Entrüstung der deutschen Demokraten wegen dieses Meuchelmords sympathisiren. Aber solche Sympathie darf nicht unfruchtbar sein. Mögen die Hinterbliebenen des erlauchten Freiheitsmärtyrers bei den Völkern den Ersatz finden für den Verlust, den ihnen die Könige zugefügt. Völker werden dankbarer sein als die Könige, deren Undankbarkeit längst sprüchwörtlich wurde. Wir rufen also unsere Mitbrüder in Frankreichs Demokratenpresse feierlich auf, eine Subskription in ihren Redaktionsbureau's zu veranstalten und ein Centralcomite zu diesem heiligen Behufe zu formiren. Der Betrag wird niedrig gestellt, damit der Heller des armen Mannes nicht abgewiesen werde. Die Redaktion der Democratie pacifique steuert 20 Franken. „Wir hoffen,“ setzt die Bordoleser Tribune hinzu, „dieser Aufruf findet ein gebührendes Echo in Frankreich, wo nur irgend noch Sinn für Brüderlichkeit ist. Seit dem heutigen Tage muß endlich das Bruderthumsprinzip praktisch auftreten als sich verwirklichende Solidarität aller europäischen Republikaner. Wir konnten freilich dem muthigen Streben unserer deutschen Brüder nicht zu Hülfe kommen: — nun so äußern wir wenigstens unsere glühende Sympathie und ehrfurchtsvollste Bewunderung! Die Tribune de la Gironde hat demnach für 10 Fr. in ihrer Redaktion subskribirt, und ladet die Demokraten zur Nachahmung dieses Schrittes ein.“ Dasselbe geschah bereits in Lyon und andern Orten. * Paris. Herr Cavaignac. Die Debatten über Cavaignac haben in der Kammer stattgefunden. Die Anklagen gegen ihn erheben sich drohender als je. Das Satisfaktionsvotum der Kammer hat sie in keiner Hinsicht vernichtet. Seit dem 17. Mai war Cavaignac Kriegsminister. Hat er in dieser Eigenschaft die Insurrektion vom 23. Juni verhüten können? Ja! — Was hat er gethan? Er hat Paris und die Gesellschaft auf's Spiel gesetzt. Und nachdem er die ganze Gesellschaft in Lebensgefahr gebracht, hat er sie gerettet? Nein! — Mußte er nicht mit der exekutiven Gewalt ebenfalls sich zurückziehen? Ja! — Hat er sich wirklich zurückgezogen? Nein! Wie am 17. April, so war auch am 22. Juni nichts leichter, als die Insurrektion einzuschüchtern. Man brauchte nur eine starke Militärmacht heranrücken zu lassen. Daß aber Cavaignac eine Truppenmasse von 42,000 Mann zu seiner Verfügung hatte, geht aus seinem eigenen Geständnisse hervor. Was thut Cavaignac? Gar nichts; sondern er läßt, nach dem Ausdrucke von Marrast, die Barrikaden sich in aller Friedfertigkeit aufthürmen. Und warum? „Weil er einen Plan verfolgt“. — Und was ist dieser Plan? Seine Truppen nicht zu zersplittern, und lieber eine Insurrektion zu bekämpfen, als eine Emeute zu verhüten, lieber eine Schlacht zu liefern, als eine Zusammenschaarung zu zerstreuen. Wenn aber dieses sein Plan war, so hätte er doch wenigstens die Offiziere der Nationalgarde davon in Kenntniß setzen müssen, damit sie ruhig zu Hause blieben, und sich nicht abschlachten ließen vor den Barrikaden. — Gewiß, das Blut der Soldaten ist kostbar, und verdient geschont zu werden. Aber ist das Blut der Bürgergarde nicht ebenso kostbar, und hat man nicht leichtsinniger Weise Bürgerblut vergossen, um Soldatenblut zu schonen? Hat Cavaignac nicht absichtlich die Insurrektion ermuthigt, in demselben Maße, als er die Nationalgarde entmuthigte? Und als St. Barthelemy St. Hilaire dies dem General Cavaignac vorstellte, was antwortete letzterer darauf? „Bin ich hier, um Eure Pariser und Eure Nationalgarde zu vertheidigen? Sie möge selbst ihre Stadt und ihre Läden und Kräme vertheidigen! Ich will meine Truppen nicht zersplitteru. Ich denke noch an 1830 und 1848“ — Das ist der famose Plan Cavaignac's, das ist, was er sein „Contentracionssystem“ nennt. Er hält seine Truppen konzentrirt, bis die Barrikaden fertig sind, und schickt dann die Nationalgarde ins Feuer, bis sie sich verblutet hat; dann erst kommt der Angriff der Truppen, dann kommen die Kar- <TEI> <text> <pb facs="#f0001" n="0835"/> <front> <titlePage type="heading"> <titlePart type="main">Beilage zu Nr. 157 der Neuen Rheinischen Zeitung.</titlePart> <titlePart type="sub">Organ der Demokratie.</titlePart> <docImprint> <docDate>Freitag 1. Dezember 1848.</docDate> </docImprint> </titlePage> </front> <body> <div n="1"> <head>[Italien]</head> <div xml:id="ar157b_001" type="jArticle"> <p>Die Civica hat die Wachen im Quirinal übernommen. Einige Haufen Volks machten sich auf den Weg, um den Kardinal Morandi aufzusuchen und festzunehmen; ich höre bis jetzt indeß nicht, daß sie ihn gefunden. Er wird sich wohl zur rechten Zeit aus dem Staube gemacht haben. Galetti hat sich alle Mühe gegeben, die Volkswuth etwas zu beruhigen.</p> <p>Rosmini und Sereni haben erklärt, sie könnten unter keiner Bedingung in das neue demokratische Ministerium eintreten.</p> </div> </div> <div n="1"> <head>Polen.</head> <div xml:id="ar157b_002" type="jArticle"> <head>Aus Galizien, 22. Novbr.</head> <p>Einem allgemein verbreiteten Gerüchte nach sollte der Belagerungszustand von Lemberg mit dem 20. d. M. aufhören; dies ist jedoch bis jetzt nicht der Fall gewesen; im Gegentheile, alle Verfügungen, die den dortigen Platz betreffen, erscheinen von Baron Hammerstein gezeichnet. Den durch die Beschießung Lembergs verursachten Schaden schätzt man auf mehrere Millionen; die Herstellung des Rathhauses allein schlägt man auf den Betrag von 120,000 Fl. K.-M. an. Den größten Verlust jedoch hat Lemberg und mit dieser Stadt ganz Galizien durch die durch den Brand bewirkte Vernichtung der Bibliothek, des Naturalienkabinets, des physikalischen Kabinets, sowie der im technischen Institute befindlich gewesenen Präparate und Modelle erlitten: unmöglich ist es, diesen bedauernswerthen Schaden aus den im Lande befindlichen Fonds gut zu machen. Advokat Malisch ist seiner Haft gänzlich entlassen; das Nämliche steht von Professor Groß, Kommandanten der akademischen Legion, zu erwarten; was mit den übrigen Verhafteten geschehen wird, oder welchen Verlauf die mit ihnen bisher gepflogene Untersuchung nimmt, ist noch nicht bekannt.</p> <bibl>(Const. Bl. a. B.)</bibl> </div> <div xml:id="ar157b_003" type="jArticle"> <head><bibl><author>103</author></bibl> Krakau, 24. Nov.</head> <p>Gestern langten gegen 50 aus Lemberg verwiesene Emigranten hier an. Sie wollten durchs Preußische nach Belgien. Preußen aber hat erklärt, daß es jeden Emigranten an der Grenze zurückweisen wird. So müssen diese einstweilen hier bleiben, bis Schwarzenberg-Windischgrätz über ihr Loos entschieden haben wird. Der östreichischen Regierung ist's immerhin zuzutrauen, daß sie die aus russisch Polen Gebürtigen ausliefert. Aus Ungarn lauten alle Nachrichten dahin, daß die Vertheidigungsmaaßregeln energisch betrieben werden. Zwischen Preßburg, Tyrnau und Raab wird jeder Punkt befestigt, der sich irgend zu diesem Zwecke eignet. Alle Wege die ohnehin schlecht genug sind, macht man vollends unpractikabel. Besonders großartig sollen die Verschanzungen sein, welche man zur Vertheidigung Pesth's anlegt.</p> </div> </div> <div n="1"> <head>Schweiz.</head> <div xml:id="ar157b_004_c" type="jArticle"> <note type="editorial">Edition: <bibl>Friedrich Engels: Sitzung des Nationalrats, vorgesehen für: MEGA<hi rendition="#sup">2</hi>, I/8. </bibl> </note> <head><bibl><author>**</author></bibl> Bern, 27. Nov.</head> <gap reason="copyright"/> </div> <div xml:id="ar157b_005_c" type="jArticle"> <note type="editorial">Edition: <bibl>Friedrich Engels: Sitzung des Nationalrats – Ständerat – Protest des Papstes …, vorgesehen für: MEGA<hi rendition="#sup">2</hi>, I/8. </bibl> </note> <head><bibl><author>**</author></bibl> Bern, 26. Nov.</head> <gap reason="copyright"/> </div> <div xml:id="ar157b_006" type="jArticle"> <head><bibl><author>**</author></bibl> Lugano, 25. Nov.</head> <p>Die Geistlichkeit unsres Kantons hat vom Bischof von Como, einem alten Anhänger der Oestreicher, ein Cirkular erhalten, worin er ihnen befiehlt, die flüchtigen italienischen Geistlichen <hi rendition="#g">nicht die Messe feiern zu lassen</hi>! Glücklicher Weise aber muß ein solches Rundschreiben erst das Placet unsrer Regierung erhalten, und darauf wird der Hr. Bischof lange warten können.</p> <p>Was unsre Angelegenheiten angeht, so begreifen Sie, daß die Beschlüsse des Nationalraths wegen Tessin hier keine Freude erregt haben. Indessen hält unsre gekränkte Bevölkerung ihren Unwillen zurück, und antwortet auf den Beschluß durch eine ausgesuchte Höflichkeit gegen die hier anwesenden Bundesbehörden. So brachte die Musik unsrer Civica am 21. nicht nur Herrn Franscini aus Anlaß seiner Wahl in den Bundesrath, sondern gleich hernach auch dem ebenfalls gewählten Hrn. Munziger eine Serenade, trotzdem gerade Hr. Munzinger der eidgenössische Repräsentant ist, der am allerwenigsten Rücksichten auf unsre Regierung, unsre Sitten und unsre Sympathieen nahm.</p> <p>Der berühmte Schuß, der nach Hrn. Munzinger's Schreiben und Hrn. Eschers Rede im Nationalrath durch Tessiner auf eine schweizer Ordonnanz abgefeuert wurde, lößt sich auch in Nichts auf. Der Brigadekommandant, Oberst Ritter, hat den Repräsentanten mitgetheilt, daß „nach Inspektion der Lokalität für gewiß angenommen werden kann, daß der fragliche Schuß keineswegs gegen die Ordonnanz abgefeuert wurde. Er hat indessen desto besser in Bern seine Wirkung als Schreckschuß auf die deutschen Nationalräthe gethan.</p> <p>Die schweizerischeu Truppen benehmen sich dagegen stellenweise noch immer höchst unpassend. In Chiasso, an der Gränze bei Como, spazierte neulich Major Wälli ganz cordial mit zwei östreichischen Offizieren durch das Dorf und trat in's Caffe Nazionale. Er that gerade, als führe er sie zur Schau durch's Tessiner Gebiet, und die Oestreicher ließen ihre Säbel recht stolz über das Pflaster klappern. Ein Gamin, wahrscheinlich aus Absicht, verwickelte sich in den Säbel eines der Offiziere, als sie aus dem Caffe traten, und gab den Umstehenden Veranlassung zu einiger Heiterkeit. Hierüber erbittert, schrieb Major Wälli an den Gemeinderath, dem er anzeigte, daß er im Widerholungsfalle solche Beleidigungen als ihm selbst widerfahren ansehe, nach den ihm zugekommenen Befehlen handeln und die Schuldigen sofort arretiren würde. Der Gemeinderath antwortete würdig, machte auf das Unpassende aufmerksam, daß östreichische Offiziere, und besonders bewaffnet, das Tessiner Gebiet beträten, und erklärte, er werde an die Regierung nach Lugano berichten. Wenige Tage nachher kamen <hi rendition="#g">sechs</hi> östreichische Offiziere bewaffnet zu Major Wälli, der sie offenbar eingeladen hatte, und sie, um ihnen die Wirksamkeit seines Schutzes zu beweisen, von Caffe zu Caffe, von Wirthshaus zu Wirthshaus führte und vor den Augen der Tessiner mit ihnen fraternisirte. Um das Maaß voll zu machen, kam noch ein östreichischer Offizier nach, säbelklirrend und von zwei mit Säbel und Flinte bewaffneten Kroaten begleitet. Und die schweizerischen Schildwachen an der Gränze ließen sie ruhig passiren — und unsre Tessiner sollen nicht entrüstet sein, daß der Boden, der den italienischen Freiheitskämpfern kein Asyl geben darf, von den Unterdrückern Italien's betreten wird, und daß die Schergen Radetzki's <hi rendition="#g">bewaffnet</hi> in eine Republik kommen dürfen, die den Italienern jede Flinte, jeden Säbel abnahm!</p> </div> </div> <div n="1"> <head>Belgien.</head> <div xml:id="ar157b_007" type="jArticle"> <head><bibl><author>12</author></bibl> Brüssel, 28. Nov.</head> <p>Wenn Belgien, der „konstitutionelle Musterstaat,“ von sich etwas hören läßt, so kann man sicher sein, daß von irgend einer stillen Infamie die Rede ist. Wer spricht von Belgien, dem Lande des stillen Hungers, des stillen Elends, dem Lande der Jesuiten und der Hody's, das halb von Affen, halb von Beduinen bewohnt ist, wer spricht von diesem Lande außer hier und da ein König, der das Land der Contrefa<gap reason="illegible"/>on zum Original seiner Constitution gebrauchen will? Das konstitutionelle Musterland ist durch Windischgrätz und Brandenburg auf den Höhepunkt seiner Blüthe angelangt. Die feige Bosheit der belgischen Regierung nimmt noch gräßlichere Formen an als die Grausamkeit eines Windischgrätz. Auf ganz konstitutionellem Wege verwickelt man Männer, wie Mellinet, dem Belgien seine Befreiung von Holland verdankt, Tedesco und Ballieu, die nicht aus Lüttich und Brüssel gewichen sind, in einen Prozeß gewaltsamen Angriffs auf die belgische Grenze, verurtheilt sie zu Tode, und läßt dann die königliche Gnade hinzukommen, um die Todesstrafe in 20jährige Festung zu verwandeln. Derselbe König, der so gerne seine Krone für 800,000 Franken jährlichen Gehalts an die Demokraten verschachert hätte, verurtheilt jetzt dieselben Demokraten, weil sie bereit gewesen sind, diese Krone zu kaufen. Den Franzosen verdankt Belgien seine Existenz, als „konstitutionelles Musterland.“ Hätten sie nach der Februarrevolution nur die mindeste Bewegung gemacht, die mindeste Forderung gestellt, so wäre Belgien, sammt „Sack und Pack“ sammt „König Leopold und Polizeiminister Hody“ in Frankreich aufgegangen. Weil aber die Franzosen anstanden, und das Musterland zur Nachbildung Preußens bestehen ließen, rächt sich König Leopold an Männern, denen er den Gedanken dieses Anschlusses unterschiebt. Das flandrische Elend wächst in ungeheurem Maße auf dem konstitutionellen Rechtsboden Belgiens.</p> <p>Dieses Elend, dieses Siechthum ist grade die Lebensbedingung des konstitutionellen Musterstaates. Aber, was liegt daran; die belgische Unabhängigkeit, die belgische Konstitution ist gerettet und mit ihr Leopold. Der Koburger sitzt also bloß noch auf seinem Throne, weil ihn die Franzosen darauf sitzen lassen, und weil überhaupt Cavaignac Leute wie Leopold braucht. Wozu ein Leopold noch brauchbar sein kann, nachdem er die Mannstüchtigkeit der Koburger Krone verloren hat? Ei nun zum Polizeiamte, um mit Hedy's Beistand alle dem Herrn Cavaignac und Consorten, als da sind Windischgrätz, Brandenburg, Palmerston, Schmerling etc. etc. ich sage, um alle diesen Herrn mißfällige Personen aus dem freien, „gastfreundlichen“ Belgien zu vertreiben. Als Polizeiminister ist wirklich der König Leopold ausgezeichnet. Er unterschreibt mit höchsteigener Hand und binnen 24 Stunden den Expulsionspaß aller ihm von fremden Gesandschaften aufgegebenen Personen und hält zu jeder Stunde Zellenwagen auf der Eisenbahn bereit.</p> </div> </div> <div n="1"> <head>Französische Republik.</head> <div xml:id="ar157b_008" type="jArticle"> <head><bibl><author>17</author></bibl> Paris, 27. Nov.</head> <p>Wie wohlwollend der französische sog. <hi rendition="#g">aufgeklärte</hi> Klerus sich über uns ausläßt, erhellt z. B. aus der „Ere Nouvelle“ vom 25. November wo der Hr. Pater Lacordaire folgendes predigt: „In Düsseldorf schlug ein, kürzlich noch des Beutelschneidens angeklagter Redner eines Klubs, in der Volksversammlung die Erwählung einer provisorischen Regierung vor; das Ding ist natürlich nur deshalb ernsthaft, weil es dabei Anarchie giebt. Die Ultrademokraten sind bisher so schlau gewesen, die konstitutionelle Linke an sich zu fesseln; in Köln freilich vergriffen sie sich beinahe an der Kölner Zeitung, und noch zur rechten Zeit kam ihnen die Idee, sie würden der Welt zum Gelächter werden, wenn sie gerade eine Verletzung der Preßfreiheit machten, und so entsagten sie denn klüglich diesem Plane. Uebrigens wer könnte wohl der Kölnischen Zeitung reaktionäres Streben vorwerfen? — Die beiden Streitmächte in Preußen sollten aber schleunigst gegenseitige Zugeständnisse machen, sonst versinken die Verhältnisse in den Abgrund der entsetzlichsten Leidenschaften der äußersten Partei; wir wissen ganz genau, daß die Gemüther in Deutschlands in fieberhaftester Ueberspanntheit pulsiren und selbst der ruhigste Mensch darf darob erschrecken, wie der gewandteste. Nein, in diesem Augenblick darf keine beider Parteien es auf einen Bürgerkrieg ankommen lassen. Der König will, scheint es, den 27. d. M. abwarten, ehe er sich über die famose octroyirte Charte vernehmen läßt, übrigens wird den Aristokraten die Konstitution noch viel zu demokratisch erscheinen. Der Hof pocht auf die ihm zugekommenen Adressen, aber 587 hat die Versammlung schon; auch der Kriminalsenat Berlins ist für letztere. In Breslau war die Thorheit der Radikalen groß genug, die rothe Republik durch eine provisorische Regierungskommission herauf zu beschwören; wahrlich, man muß mißtrauisch sein gegen Kinder. Glücklicherweise traten energische ruhige Bürger dagegen auf, u. s. w.“ — Das hiesige polnische Demokratencomité schreibt so eben an die „Democratie pacifique“: „Wenn die ganze europäische Demokratie mit dem Gefühle des Zorns der deutschen Demokraten über <hi rendition="#g">Blum's Ermordung</hi> sympathisirt, so hat die polnische ganz besondern Anlaß, um die Wucht dieses Verlustes zu empfinden. Blum war einer der unermüdlichsten, beredtesten Vertheidiger des polnischen Rechts, einer der aufopferndsten Freunde der Söhne Polens. Seit 1837 hat er fort und fort Dienste unserm Lande erzeigt. Und so sei es uns vergönnt, voll Ehrfurcht und Dankbarkeit der Demonstration beizutreten, indem wir in dem Bureau unseres Blattes: Demokrat polski „eine polnische Subskription“ für des Märtyrers Familie eröffnen. General Sznayde, der Sekretär Chrystowski.“ Es heißt, die hiesigen Italiener uud Spanier werden ein Aehnliches machen. — Die neue Tribune de la Gironde in der verpestetsten Ultrabourgeoisstadt Frankreichs, sagt: Die Democratie pacifique in Paris eröffnet so eben die europäische Subskripton für Blum's Famile mit folgenden Ehrenworten: Europa's Demokraten werden mit dem Schmerz und der Entrüstung der deutschen Demokraten wegen dieses Meuchelmords sympathisiren. Aber solche Sympathie darf nicht unfruchtbar sein. Mögen die Hinterbliebenen des erlauchten Freiheitsmärtyrers bei den Völkern den Ersatz finden für den Verlust, den ihnen die Könige zugefügt. Völker werden dankbarer sein als die Könige, deren Undankbarkeit längst sprüchwörtlich wurde. Wir rufen also unsere Mitbrüder in Frankreichs Demokratenpresse feierlich auf, eine Subskription in ihren Redaktionsbureau's zu veranstalten und ein Centralcomite zu diesem heiligen Behufe zu formiren. Der Betrag wird niedrig gestellt, damit der Heller des armen Mannes nicht abgewiesen werde. Die Redaktion der Democratie pacifique steuert 20 Franken. „Wir hoffen,“ setzt die Bordoleser Tribune hinzu, „dieser Aufruf findet ein gebührendes Echo in Frankreich, wo nur irgend noch Sinn für Brüderlichkeit ist. Seit dem heutigen Tage muß endlich das Bruderthumsprinzip praktisch auftreten als sich verwirklichende Solidarität aller europäischen Republikaner. Wir konnten freilich dem muthigen Streben unserer deutschen Brüder nicht zu Hülfe kommen: — nun so äußern wir wenigstens unsere glühende Sympathie und ehrfurchtsvollste Bewunderung! Die Tribune de la Gironde hat demnach für 10 Fr. in ihrer Redaktion subskribirt, und ladet die Demokraten zur Nachahmung dieses Schrittes ein.“ Dasselbe geschah bereits in Lyon und andern Orten.</p> </div> <div xml:id="ar157b_009" type="jArticle"> <head><bibl><author>*</author></bibl> Paris.</head> <p><hi rendition="#g">Herr Cavaignac</hi>.</p> <p>Die Debatten über Cavaignac haben in der Kammer stattgefunden. Die Anklagen gegen ihn erheben sich drohender als je. Das Satisfaktionsvotum der Kammer hat sie in keiner Hinsicht vernichtet.</p> <p>Seit dem 17. Mai war Cavaignac Kriegsminister. Hat er in dieser Eigenschaft die Insurrektion vom 23. Juni verhüten können? Ja! — Was hat er gethan? Er hat Paris und die Gesellschaft auf's Spiel gesetzt. Und nachdem er die ganze Gesellschaft in Lebensgefahr gebracht, hat er sie gerettet? Nein! — Mußte er nicht mit der exekutiven Gewalt ebenfalls sich zurückziehen? Ja! — Hat er sich wirklich zurückgezogen? Nein!</p> <p>Wie am 17. April, so war auch am 22. Juni nichts leichter, als die Insurrektion einzuschüchtern. Man brauchte nur eine starke Militärmacht heranrücken zu lassen. Daß aber Cavaignac eine Truppenmasse von 42,000 Mann zu seiner Verfügung hatte, geht aus seinem eigenen Geständnisse hervor. Was thut Cavaignac? Gar nichts; sondern er läßt, nach dem Ausdrucke von Marrast, die Barrikaden sich in aller Friedfertigkeit aufthürmen. Und warum? „Weil er einen Plan verfolgt“. — Und was ist dieser Plan? Seine Truppen nicht zu zersplittern, und lieber eine Insurrektion zu bekämpfen, als eine Emeute zu verhüten, lieber eine Schlacht zu liefern, als eine Zusammenschaarung zu zerstreuen. Wenn aber dieses sein Plan war, so hätte er doch wenigstens die Offiziere der Nationalgarde davon in Kenntniß setzen müssen, damit sie ruhig zu Hause blieben, und sich nicht abschlachten ließen vor den Barrikaden. — Gewiß, das Blut der Soldaten ist kostbar, und verdient geschont zu werden. Aber ist das Blut der Bürgergarde nicht ebenso kostbar, und hat man nicht leichtsinniger Weise Bürgerblut vergossen, um Soldatenblut zu schonen? Hat Cavaignac nicht absichtlich die Insurrektion ermuthigt, in demselben Maße, als er die Nationalgarde entmuthigte?</p> <p>Und als St. Barthelemy St. Hilaire dies dem General Cavaignac vorstellte, was antwortete letzterer darauf? „Bin ich hier, um Eure Pariser und Eure Nationalgarde zu vertheidigen? Sie möge selbst ihre Stadt und ihre Läden und Kräme vertheidigen! Ich will meine Truppen nicht zersplitteru. Ich denke noch an 1830 und 1848“ — Das ist der famose Plan Cavaignac's, das ist, was er sein „Contentracionssystem“ nennt. Er hält seine Truppen konzentrirt, bis die Barrikaden fertig sind, und schickt dann die Nationalgarde ins Feuer, bis sie sich verblutet hat; dann erst kommt der Angriff der Truppen, dann kommen die Kar- </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0835/0001]
Beilage zu Nr. 157 der Neuen Rheinischen Zeitung. Organ der Demokratie. Freitag 1. Dezember 1848. [Italien] Die Civica hat die Wachen im Quirinal übernommen. Einige Haufen Volks machten sich auf den Weg, um den Kardinal Morandi aufzusuchen und festzunehmen; ich höre bis jetzt indeß nicht, daß sie ihn gefunden. Er wird sich wohl zur rechten Zeit aus dem Staube gemacht haben. Galetti hat sich alle Mühe gegeben, die Volkswuth etwas zu beruhigen.
Rosmini und Sereni haben erklärt, sie könnten unter keiner Bedingung in das neue demokratische Ministerium eintreten.
Polen. Aus Galizien, 22. Novbr. Einem allgemein verbreiteten Gerüchte nach sollte der Belagerungszustand von Lemberg mit dem 20. d. M. aufhören; dies ist jedoch bis jetzt nicht der Fall gewesen; im Gegentheile, alle Verfügungen, die den dortigen Platz betreffen, erscheinen von Baron Hammerstein gezeichnet. Den durch die Beschießung Lembergs verursachten Schaden schätzt man auf mehrere Millionen; die Herstellung des Rathhauses allein schlägt man auf den Betrag von 120,000 Fl. K.-M. an. Den größten Verlust jedoch hat Lemberg und mit dieser Stadt ganz Galizien durch die durch den Brand bewirkte Vernichtung der Bibliothek, des Naturalienkabinets, des physikalischen Kabinets, sowie der im technischen Institute befindlich gewesenen Präparate und Modelle erlitten: unmöglich ist es, diesen bedauernswerthen Schaden aus den im Lande befindlichen Fonds gut zu machen. Advokat Malisch ist seiner Haft gänzlich entlassen; das Nämliche steht von Professor Groß, Kommandanten der akademischen Legion, zu erwarten; was mit den übrigen Verhafteten geschehen wird, oder welchen Verlauf die mit ihnen bisher gepflogene Untersuchung nimmt, ist noch nicht bekannt.
(Const. Bl. a. B.) 103 Krakau, 24. Nov. Gestern langten gegen 50 aus Lemberg verwiesene Emigranten hier an. Sie wollten durchs Preußische nach Belgien. Preußen aber hat erklärt, daß es jeden Emigranten an der Grenze zurückweisen wird. So müssen diese einstweilen hier bleiben, bis Schwarzenberg-Windischgrätz über ihr Loos entschieden haben wird. Der östreichischen Regierung ist's immerhin zuzutrauen, daß sie die aus russisch Polen Gebürtigen ausliefert. Aus Ungarn lauten alle Nachrichten dahin, daß die Vertheidigungsmaaßregeln energisch betrieben werden. Zwischen Preßburg, Tyrnau und Raab wird jeder Punkt befestigt, der sich irgend zu diesem Zwecke eignet. Alle Wege die ohnehin schlecht genug sind, macht man vollends unpractikabel. Besonders großartig sollen die Verschanzungen sein, welche man zur Vertheidigung Pesth's anlegt.
Schweiz. ** Bern, 27. Nov. _ ** Bern, 26. Nov. _ ** Lugano, 25. Nov. Die Geistlichkeit unsres Kantons hat vom Bischof von Como, einem alten Anhänger der Oestreicher, ein Cirkular erhalten, worin er ihnen befiehlt, die flüchtigen italienischen Geistlichen nicht die Messe feiern zu lassen! Glücklicher Weise aber muß ein solches Rundschreiben erst das Placet unsrer Regierung erhalten, und darauf wird der Hr. Bischof lange warten können.
Was unsre Angelegenheiten angeht, so begreifen Sie, daß die Beschlüsse des Nationalraths wegen Tessin hier keine Freude erregt haben. Indessen hält unsre gekränkte Bevölkerung ihren Unwillen zurück, und antwortet auf den Beschluß durch eine ausgesuchte Höflichkeit gegen die hier anwesenden Bundesbehörden. So brachte die Musik unsrer Civica am 21. nicht nur Herrn Franscini aus Anlaß seiner Wahl in den Bundesrath, sondern gleich hernach auch dem ebenfalls gewählten Hrn. Munziger eine Serenade, trotzdem gerade Hr. Munzinger der eidgenössische Repräsentant ist, der am allerwenigsten Rücksichten auf unsre Regierung, unsre Sitten und unsre Sympathieen nahm.
Der berühmte Schuß, der nach Hrn. Munzinger's Schreiben und Hrn. Eschers Rede im Nationalrath durch Tessiner auf eine schweizer Ordonnanz abgefeuert wurde, lößt sich auch in Nichts auf. Der Brigadekommandant, Oberst Ritter, hat den Repräsentanten mitgetheilt, daß „nach Inspektion der Lokalität für gewiß angenommen werden kann, daß der fragliche Schuß keineswegs gegen die Ordonnanz abgefeuert wurde. Er hat indessen desto besser in Bern seine Wirkung als Schreckschuß auf die deutschen Nationalräthe gethan.
Die schweizerischeu Truppen benehmen sich dagegen stellenweise noch immer höchst unpassend. In Chiasso, an der Gränze bei Como, spazierte neulich Major Wälli ganz cordial mit zwei östreichischen Offizieren durch das Dorf und trat in's Caffe Nazionale. Er that gerade, als führe er sie zur Schau durch's Tessiner Gebiet, und die Oestreicher ließen ihre Säbel recht stolz über das Pflaster klappern. Ein Gamin, wahrscheinlich aus Absicht, verwickelte sich in den Säbel eines der Offiziere, als sie aus dem Caffe traten, und gab den Umstehenden Veranlassung zu einiger Heiterkeit. Hierüber erbittert, schrieb Major Wälli an den Gemeinderath, dem er anzeigte, daß er im Widerholungsfalle solche Beleidigungen als ihm selbst widerfahren ansehe, nach den ihm zugekommenen Befehlen handeln und die Schuldigen sofort arretiren würde. Der Gemeinderath antwortete würdig, machte auf das Unpassende aufmerksam, daß östreichische Offiziere, und besonders bewaffnet, das Tessiner Gebiet beträten, und erklärte, er werde an die Regierung nach Lugano berichten. Wenige Tage nachher kamen sechs östreichische Offiziere bewaffnet zu Major Wälli, der sie offenbar eingeladen hatte, und sie, um ihnen die Wirksamkeit seines Schutzes zu beweisen, von Caffe zu Caffe, von Wirthshaus zu Wirthshaus führte und vor den Augen der Tessiner mit ihnen fraternisirte. Um das Maaß voll zu machen, kam noch ein östreichischer Offizier nach, säbelklirrend und von zwei mit Säbel und Flinte bewaffneten Kroaten begleitet. Und die schweizerischen Schildwachen an der Gränze ließen sie ruhig passiren — und unsre Tessiner sollen nicht entrüstet sein, daß der Boden, der den italienischen Freiheitskämpfern kein Asyl geben darf, von den Unterdrückern Italien's betreten wird, und daß die Schergen Radetzki's bewaffnet in eine Republik kommen dürfen, die den Italienern jede Flinte, jeden Säbel abnahm!
Belgien. 12 Brüssel, 28. Nov. Wenn Belgien, der „konstitutionelle Musterstaat,“ von sich etwas hören läßt, so kann man sicher sein, daß von irgend einer stillen Infamie die Rede ist. Wer spricht von Belgien, dem Lande des stillen Hungers, des stillen Elends, dem Lande der Jesuiten und der Hody's, das halb von Affen, halb von Beduinen bewohnt ist, wer spricht von diesem Lande außer hier und da ein König, der das Land der Contrefa_ on zum Original seiner Constitution gebrauchen will? Das konstitutionelle Musterland ist durch Windischgrätz und Brandenburg auf den Höhepunkt seiner Blüthe angelangt. Die feige Bosheit der belgischen Regierung nimmt noch gräßlichere Formen an als die Grausamkeit eines Windischgrätz. Auf ganz konstitutionellem Wege verwickelt man Männer, wie Mellinet, dem Belgien seine Befreiung von Holland verdankt, Tedesco und Ballieu, die nicht aus Lüttich und Brüssel gewichen sind, in einen Prozeß gewaltsamen Angriffs auf die belgische Grenze, verurtheilt sie zu Tode, und läßt dann die königliche Gnade hinzukommen, um die Todesstrafe in 20jährige Festung zu verwandeln. Derselbe König, der so gerne seine Krone für 800,000 Franken jährlichen Gehalts an die Demokraten verschachert hätte, verurtheilt jetzt dieselben Demokraten, weil sie bereit gewesen sind, diese Krone zu kaufen. Den Franzosen verdankt Belgien seine Existenz, als „konstitutionelles Musterland.“ Hätten sie nach der Februarrevolution nur die mindeste Bewegung gemacht, die mindeste Forderung gestellt, so wäre Belgien, sammt „Sack und Pack“ sammt „König Leopold und Polizeiminister Hody“ in Frankreich aufgegangen. Weil aber die Franzosen anstanden, und das Musterland zur Nachbildung Preußens bestehen ließen, rächt sich König Leopold an Männern, denen er den Gedanken dieses Anschlusses unterschiebt. Das flandrische Elend wächst in ungeheurem Maße auf dem konstitutionellen Rechtsboden Belgiens.
Dieses Elend, dieses Siechthum ist grade die Lebensbedingung des konstitutionellen Musterstaates. Aber, was liegt daran; die belgische Unabhängigkeit, die belgische Konstitution ist gerettet und mit ihr Leopold. Der Koburger sitzt also bloß noch auf seinem Throne, weil ihn die Franzosen darauf sitzen lassen, und weil überhaupt Cavaignac Leute wie Leopold braucht. Wozu ein Leopold noch brauchbar sein kann, nachdem er die Mannstüchtigkeit der Koburger Krone verloren hat? Ei nun zum Polizeiamte, um mit Hedy's Beistand alle dem Herrn Cavaignac und Consorten, als da sind Windischgrätz, Brandenburg, Palmerston, Schmerling etc. etc. ich sage, um alle diesen Herrn mißfällige Personen aus dem freien, „gastfreundlichen“ Belgien zu vertreiben. Als Polizeiminister ist wirklich der König Leopold ausgezeichnet. Er unterschreibt mit höchsteigener Hand und binnen 24 Stunden den Expulsionspaß aller ihm von fremden Gesandschaften aufgegebenen Personen und hält zu jeder Stunde Zellenwagen auf der Eisenbahn bereit.
Französische Republik. 17 Paris, 27. Nov. Wie wohlwollend der französische sog. aufgeklärte Klerus sich über uns ausläßt, erhellt z. B. aus der „Ere Nouvelle“ vom 25. November wo der Hr. Pater Lacordaire folgendes predigt: „In Düsseldorf schlug ein, kürzlich noch des Beutelschneidens angeklagter Redner eines Klubs, in der Volksversammlung die Erwählung einer provisorischen Regierung vor; das Ding ist natürlich nur deshalb ernsthaft, weil es dabei Anarchie giebt. Die Ultrademokraten sind bisher so schlau gewesen, die konstitutionelle Linke an sich zu fesseln; in Köln freilich vergriffen sie sich beinahe an der Kölner Zeitung, und noch zur rechten Zeit kam ihnen die Idee, sie würden der Welt zum Gelächter werden, wenn sie gerade eine Verletzung der Preßfreiheit machten, und so entsagten sie denn klüglich diesem Plane. Uebrigens wer könnte wohl der Kölnischen Zeitung reaktionäres Streben vorwerfen? — Die beiden Streitmächte in Preußen sollten aber schleunigst gegenseitige Zugeständnisse machen, sonst versinken die Verhältnisse in den Abgrund der entsetzlichsten Leidenschaften der äußersten Partei; wir wissen ganz genau, daß die Gemüther in Deutschlands in fieberhaftester Ueberspanntheit pulsiren und selbst der ruhigste Mensch darf darob erschrecken, wie der gewandteste. Nein, in diesem Augenblick darf keine beider Parteien es auf einen Bürgerkrieg ankommen lassen. Der König will, scheint es, den 27. d. M. abwarten, ehe er sich über die famose octroyirte Charte vernehmen läßt, übrigens wird den Aristokraten die Konstitution noch viel zu demokratisch erscheinen. Der Hof pocht auf die ihm zugekommenen Adressen, aber 587 hat die Versammlung schon; auch der Kriminalsenat Berlins ist für letztere. In Breslau war die Thorheit der Radikalen groß genug, die rothe Republik durch eine provisorische Regierungskommission herauf zu beschwören; wahrlich, man muß mißtrauisch sein gegen Kinder. Glücklicherweise traten energische ruhige Bürger dagegen auf, u. s. w.“ — Das hiesige polnische Demokratencomité schreibt so eben an die „Democratie pacifique“: „Wenn die ganze europäische Demokratie mit dem Gefühle des Zorns der deutschen Demokraten über Blum's Ermordung sympathisirt, so hat die polnische ganz besondern Anlaß, um die Wucht dieses Verlustes zu empfinden. Blum war einer der unermüdlichsten, beredtesten Vertheidiger des polnischen Rechts, einer der aufopferndsten Freunde der Söhne Polens. Seit 1837 hat er fort und fort Dienste unserm Lande erzeigt. Und so sei es uns vergönnt, voll Ehrfurcht und Dankbarkeit der Demonstration beizutreten, indem wir in dem Bureau unseres Blattes: Demokrat polski „eine polnische Subskription“ für des Märtyrers Familie eröffnen. General Sznayde, der Sekretär Chrystowski.“ Es heißt, die hiesigen Italiener uud Spanier werden ein Aehnliches machen. — Die neue Tribune de la Gironde in der verpestetsten Ultrabourgeoisstadt Frankreichs, sagt: Die Democratie pacifique in Paris eröffnet so eben die europäische Subskripton für Blum's Famile mit folgenden Ehrenworten: Europa's Demokraten werden mit dem Schmerz und der Entrüstung der deutschen Demokraten wegen dieses Meuchelmords sympathisiren. Aber solche Sympathie darf nicht unfruchtbar sein. Mögen die Hinterbliebenen des erlauchten Freiheitsmärtyrers bei den Völkern den Ersatz finden für den Verlust, den ihnen die Könige zugefügt. Völker werden dankbarer sein als die Könige, deren Undankbarkeit längst sprüchwörtlich wurde. Wir rufen also unsere Mitbrüder in Frankreichs Demokratenpresse feierlich auf, eine Subskription in ihren Redaktionsbureau's zu veranstalten und ein Centralcomite zu diesem heiligen Behufe zu formiren. Der Betrag wird niedrig gestellt, damit der Heller des armen Mannes nicht abgewiesen werde. Die Redaktion der Democratie pacifique steuert 20 Franken. „Wir hoffen,“ setzt die Bordoleser Tribune hinzu, „dieser Aufruf findet ein gebührendes Echo in Frankreich, wo nur irgend noch Sinn für Brüderlichkeit ist. Seit dem heutigen Tage muß endlich das Bruderthumsprinzip praktisch auftreten als sich verwirklichende Solidarität aller europäischen Republikaner. Wir konnten freilich dem muthigen Streben unserer deutschen Brüder nicht zu Hülfe kommen: — nun so äußern wir wenigstens unsere glühende Sympathie und ehrfurchtsvollste Bewunderung! Die Tribune de la Gironde hat demnach für 10 Fr. in ihrer Redaktion subskribirt, und ladet die Demokraten zur Nachahmung dieses Schrittes ein.“ Dasselbe geschah bereits in Lyon und andern Orten.
* Paris. Herr Cavaignac.
Die Debatten über Cavaignac haben in der Kammer stattgefunden. Die Anklagen gegen ihn erheben sich drohender als je. Das Satisfaktionsvotum der Kammer hat sie in keiner Hinsicht vernichtet.
Seit dem 17. Mai war Cavaignac Kriegsminister. Hat er in dieser Eigenschaft die Insurrektion vom 23. Juni verhüten können? Ja! — Was hat er gethan? Er hat Paris und die Gesellschaft auf's Spiel gesetzt. Und nachdem er die ganze Gesellschaft in Lebensgefahr gebracht, hat er sie gerettet? Nein! — Mußte er nicht mit der exekutiven Gewalt ebenfalls sich zurückziehen? Ja! — Hat er sich wirklich zurückgezogen? Nein!
Wie am 17. April, so war auch am 22. Juni nichts leichter, als die Insurrektion einzuschüchtern. Man brauchte nur eine starke Militärmacht heranrücken zu lassen. Daß aber Cavaignac eine Truppenmasse von 42,000 Mann zu seiner Verfügung hatte, geht aus seinem eigenen Geständnisse hervor. Was thut Cavaignac? Gar nichts; sondern er läßt, nach dem Ausdrucke von Marrast, die Barrikaden sich in aller Friedfertigkeit aufthürmen. Und warum? „Weil er einen Plan verfolgt“. — Und was ist dieser Plan? Seine Truppen nicht zu zersplittern, und lieber eine Insurrektion zu bekämpfen, als eine Emeute zu verhüten, lieber eine Schlacht zu liefern, als eine Zusammenschaarung zu zerstreuen. Wenn aber dieses sein Plan war, so hätte er doch wenigstens die Offiziere der Nationalgarde davon in Kenntniß setzen müssen, damit sie ruhig zu Hause blieben, und sich nicht abschlachten ließen vor den Barrikaden. — Gewiß, das Blut der Soldaten ist kostbar, und verdient geschont zu werden. Aber ist das Blut der Bürgergarde nicht ebenso kostbar, und hat man nicht leichtsinniger Weise Bürgerblut vergossen, um Soldatenblut zu schonen? Hat Cavaignac nicht absichtlich die Insurrektion ermuthigt, in demselben Maße, als er die Nationalgarde entmuthigte?
Und als St. Barthelemy St. Hilaire dies dem General Cavaignac vorstellte, was antwortete letzterer darauf? „Bin ich hier, um Eure Pariser und Eure Nationalgarde zu vertheidigen? Sie möge selbst ihre Stadt und ihre Läden und Kräme vertheidigen! Ich will meine Truppen nicht zersplitteru. Ich denke noch an 1830 und 1848“ — Das ist der famose Plan Cavaignac's, das ist, was er sein „Contentracionssystem“ nennt. Er hält seine Truppen konzentrirt, bis die Barrikaden fertig sind, und schickt dann die Nationalgarde ins Feuer, bis sie sich verblutet hat; dann erst kommt der Angriff der Truppen, dann kommen die Kar-
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Weitere Informationen:Die angegebenen Seitenzahlen beziehen sich auf die Ausgabe: Neue Rheinische Zeitung. Organ der Demokratie. Bd. 1 (Nummer 1 bis Nummer 183) Köln, 1. Juni 1848 bis 31. Dezember 1848. Glashütten im Taunus, Verlag Detlev Auvermann KG 1973.
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