Neue Rheinische Zeitung. Nr. 160. Köln, 5. Dezember 1848.errungenen Rechte Eures Volkes zu wahren berufen sind. In diesem Augenblick ist es unsere Pflicht, Euch, unsere Brüder und Kameraden, aus der unseligen Verblendung zu reißen, in die man Euch mit Arglist verstrickt hat. Auf der einen Seite steht Euer König, an dem Ihr mit Hingebung hängt, dem Ihr Treue geschworen habt. Wie gerne möchte man Euch einreden, daß Ihr Euch durch diesen Schwur verbunden hättet, blindlings. sklavisch dem Willen dieses einen Mannes zu gehorchen. Dem ist nicht so. Ihr habt nicht der Person des Königs den Treuschwur geleistet, -- Ihr habt in dem Könige Eurem Vaterlande geschworen, ihm nur, solange er ein würdiger Vertreter desselben ist. -- Ist er das? Ist es redlich, ist es königlich gehandelt, wenn er, der 1847 bei Eröffnung des ersten Landtages feierlich die Worte sprach: "ich will nicht, daß eine Konstitution sich zwischen mich und die Vorsehung dränge," der im März 1848, diesem Prinzipe getreu, sein Volk niederschießen ließ, als es die Konstitution verlangte; der dann, plötzlich die Rolle tauschend, in der deutschen Trikolore erschien und proklamirte, Preußen gehe fortan in Deutschland auf, und solle so freie Institutionen erhalten, wie irgend ein deutscher Staat; der sich bald darauf den Schein gab, hier in Schleswig-Holstein die Rechte eines unterdrückten Volkes zu vertheidigen! -- ist es königlich, ist es ehrlich, -- wenn eben dieser Fürst jetzt, wo die junge Freiheit wieder zu unterliegen droht, ein Ministerium an die Spitze seines Staates stellen will, welches den Errungenschaften der Neuzeit entschieden feindlich ist, wenn er die von 16 Mill. Preußen gewählten Volksvertreter, da sie gegen diesen unerhörten Machtstreich protestiren, erst durch List zu entfernen sucht, und dann, da sie wie Männer auf ihren Plätzen bleiben, durch seine Soldaten herausschleppen läßt, wenn er die Bürgerwehr, der er eben die Waffen in die Hand gegeben und welche sie nie geschändet hat, entwaffnen, wenn er eine ruhige Stadt, seine Vaterstadt, das Herz seines Reiches, in Belagerungszustand erklärt? Das hat Euer König gethan, hat es gethan -- durch Euch. Kameraden! Euch, selbst Preußen, hat er zu Henkersknechten an Preußens Freiheit ausersehen! Bis jetzt habt Ihr gehorcht, Euer Land sieht mit bitterm Schmerz, mit Indignation, mit Wuth auf seine verblendeten Söhne, die da sind, das Vaterland zu schützen, nicht einer Tyrannenlaune zu fröhnen! Noch ist es Zeit! Noch schreit nicht vergossenes Bürgerblut zum Himmel um Rache, noch ist die Brandfackel nicht in Eure Hauptstadt geschleudert! Sehet es an, dieses Berlin, dieses Volk, welches Ihr morden sollt. Großartig steht es in diesem Augenblicke da! Es stürmt kein Zeughaus, es baut keine Barrikaden, ruhig erwartet es, wie weit die physische rohe Gewalt es gegen das Recht treiben wird. Aber eben so männlich besteht es auf diesem seinem Rechte! es ist ihm theuer, denn es ist mit Blut erkauft! Nie und nimmer mehr wird es sich dasselbe abschmeicheln oder abtrotzen lassen! Die Bürgerwehr kehrt ihre Waffen nicht gegen Euch, aber läßt sie sich auch nicht aus den Händen winden! -- Ein freier Mann gibt die Waffen nicht ab, die er mit Ehren getragen hat! Eure Vertreter umgeben sich nicht mit einem Zaun von Bajonetten, aber sie weichen auch nicht von ihrem Platze, bis ihr sie herabzerrt. So steht Euer Volk da, ruhig, kühn, die Brust Euch preisgegeben, die kein anderer Panzer schützt, als der des Rechtes! Wohlan! stoßet zu, wenn Ihr das Herz dazu habt! Kameraden! Ihr habt in unserem Lande gefochten für die Freiheit, kehret Eure ruhmvollen Waffen nicht gegen die Freiheit des Vaterlandes! Ihr seid keine Söldlinge; dem Söldling ist es gleich, wogegen er kommandirt wird; er hat keine Gesinnung. Wollt Ihr auch Söldlinge sein? Höret endlich einmal auf, reine Soldaten zu sein, ohne anderen Inhalt, als einige hergebrachte soldatische Tugenden; schließt auch Ihr Euch der großen Gegenwart an, werdet Bürger, Deutsche, Söhne des Jahres 1848! Ihr sollt Eure Waffen nicht gegen den König kehren, aber bei Gott! Ihr sollt sie auch nicht zu Henkerbeilen an Euren Vätern und Brüdern machen. Stellt Euch offen auf die Seite des Volks, auf die Seite seiner anerkannten Vertreter, die ja nichts anderes wollen, als was das Volk will, und ein Theil dieses Volkes seid ja doch auch Ihr! Es handelt sich nicht um einen Straßenauflauf, um eine Pöbel-Emeute -- das Volk ringt um seine Rechte, und gegen den ausgesprochenen Willen von 16 Millionen Menschen stemmt sich ein einzelnes Individuum an, welches keinen anderen Vorzug hat, als den, daß es König heißt! Erkläret Eurem König, daß Ihr Eure Waffen nicht gegen den Willen der Nation erheben werdet, daß Ihr vielmehr darin den Beruf des Kriegers erkennt, die Freiheit, die das Volk errungen, die der Fürst bestätigt hat, gegen äußere wie innere Feinde bis zum letzten Blutstropfen zu vertheidigen. Die Soldaten und Unteroffiziere des 7. Schleswig-Holsteinischen Infanterie-Bataillons. X Triest, 28. Novbr. Der Tod Ibrahim Pascha's erfolgte zu Cairo in der Nacht vom 9.-10. d. Mts., nachdem er einige Tage in völlig bewußtlosem Zustande dagelegen. Sein Leichenbegängniß war nicht sowohl einfach, als vielmehr auffallend ärmlich. Nur wenige Truppen waren ausgerückt und von andern Personen auch nicht viele erschienen. Er war 1789 geboren. Von seinen 3 Söhnen studieren 2 in Paris, der mittlere befindet sich in Cairo. Sie erben zu gleichen Theilen das hinterlassene Vermögen, das zu den bedeutendsten im Oriente gehört. Die Nachricht von Ibrahim Pascha's Ableben empfing sein Vater mit dem Ausruf: "Schade!", sprach aber sofort von andern Dingen und zwar irre, wie gewöhnlich. Es versammelte sich gleich nach dem Tode Ibrahims ein Divan, in welchem beschlossen wurde, Mehemed Alis Enkel, Abas Pascha aus Mecca und Said Pascha, nunmehr Mehemed Alis ältesten Sohn herbeizuholen, die Geschäfte im Namen des Präsidenten des Divans zu betreiben und von Allem alsbald an die hohe Pforte zu berichten Der Beschluß wurde den Konsuln der 4 Großmächte mitgetheilt, die nicht säumten, sogleich die Nachricht an ihre resp. Höfe weiter zu befördern. Polen. * Lemberg, 28. November. Um sich von dem Zustande, in welchem Lemberg's Bewohner noch fortwährend leben, einen kleinen Begriff zu machen, braucht man blos nachstehende Kundmachung ins Auge zu fassen. "Im Punkte 7 meiner Kundmachung vom 3. d. M. heißt es, "daß gegen jene, welche zum Aufruhr aufwiegeln, das Standrecht angeordnet ist." Es ist mir nun zur Kenntniß gekommen, daß sich viele Einwohner erlauben, in Wirths- und Kaffeehäusern und andern Versammlungsorten freche, empörende Reden gegen die österreichische Regierung, als auch gegen die, durch den Belagerungszustand der Stadt von mir als nothwendig ergriffenen Maßregeln zu führen. Da derlei Aeußerungen, wenn sie auch nicht auf einen zu bewerkstelligenden Aufruhr unmittelbar abzielen, doch immerhin dahin ausgehen, die Gemüther aufzuregen, wodurch die Ruhe und Sicherheit der Stadt neuerdings gefährdet werden kann, so gebe ich hiermit bekannt, daß alle jene, die wegen derlei gefährlichen Reden ergriffen, nach aller Strenge der Gesetze untersucht und bestraft, in dem, im Punkte 7 meiner Kundmachung vom 3. d. M. angeführten Falle aber, unnachsichtlich dem standrechtlichen Gerichte übergeben werden. Ich fordere alle gutgesinnten -- Ruhe und Ordnung liebenden Bürger der Stadt auf, solche gefährliche Individuen unnachsichtlich zu ergreifen, -- und dem hiesigen Militär-Stadt-Commando zur weiteren Amtshandlung zu übergeben. Lemberg, am 25. November 1848. Hammerstein, General der Cavallerie und Commandirender in Galizien." Ungarn. Aus Ungarisch-Hradisch berichten die "Holomaucke Nowiny", Tausenau sei daselbst am 21. d. in der Stadt herumgezogen, als Pelzhändler verkleidet und Pelze zu 40 fl. C.-M. verkaufend. Ein Student, der sich seiner noch von der Wiener Hochschule her erinnerte, habe ihn erkannt, indeß sei ihm nichts in den Weg gelegt worden und Tausenau sei nach Napajedl abgereist. Italien. * Rom. Daß der Papst am 23. November wirklich geflohen ist, meldeten wir in unserer zweiten Ausgabe von gestern. Unsere gewöhnlichen Nachrichten reichen nur bis zum 22. Damals war Alles ruhig, das Ministerium arbeitete ohne Aufhören. Marquis Bauze, Minghetti und Graf Bevilacqua, alle drei Deputirte von Bologna und der Theilnahme an der von Rossi organisirten Obscurantisten-Congregation verdächtig (was sich jetzt bestätigt) hatten am 21. ihre Demission gegeben und sich von Rom entfernt. Fast alle Kardinäle, mit Ausnahme von vier oder fünf, waren heimlich von Rom fortgegangen. Lambruschini hatte bei den französischen Nonnen des Klosters Alla Longara Zuflucht geuommen. Auf dem Kloster wehte seitdem die Fahne der französischen Republik. Aus Rom meldet der "Schwäb. Merkur", daß der würtembergische Geschäftsträger dem Reichsgesandten Heckscher ein Bankett gegeben. Wann werden wir einmal von Reichsbeamten etwas anderes hören, als daß sie Fußtritte und etwas zu essen bekommen? * Rom, 23. Novbr. Einem Gerücht zufolge, schlägt sich General Zucchi in der Nähe von Ravenna gegen die Garibaldi'sche Legion. * Florenz. Nach der "Alba" vom 24. Nov. soll Toskana in eklatanter Weise mit dem König von Neapel gebrochen haben. Anlaß gab das von Neapel an die toskanische Regierung gestellte Verlangen, einen Artikel über Sizilien im toskanischen Moniteur zu widerrufen. Die Regierung hatte hierzu keine Lust, worauf der neapolitanische Gesandte zu Florenz sich am 24. seine Pässe ausfertigen ließ. Die toskanische Gesandtschaft zu Neapel ist dagegen nach Florenz zurückberufen worden. -- Die Municipalität von Florenz hat eine Ergebenheitsadresse an den Großherzog gerichtet. Die Unruhstifter bei den Wahlen werden eifrig verfolgt. 69 Florenz, 20. Novbr. Nach Privatberichten, die aus Pesaro (einer Stadt in der Delegation von Urbino, Kirchenstaat) hier eingetroffen, war dort am 19. d. ein Aufstand ausgebrochen, der die Vertreibung der Polizei zum Zwecke hatte. Es wurden derselben alle Papiere weggenommen, in Haufen gethürmt und Freudenfeuer damit angezündet. * Turiu, 27. Novbr. In der heutigen Sitzung der Deputirtenkammer beantragte Gen. Antonelli alsbaldige wirksame Unterstützung Venedigs in seinem Kampfe gegen Oestreich. Die Kammer beschloß, den Antrag in Erwägung zu nehmen. Schweiz. ** Bern, 30. Nov. Der Inhalt dieses Artikels kann aus urheberrechtlichen Gründen nicht angezeigt werden. ** Bern, 1. Dez. Der Inhalt dieses Artikels kann aus urheberrechtlichen Gründen nicht angezeigt werden. ** Baselland, 1. Dec. Wie in allen andern Gegenden der Schweiz, so haben auch hier die neuesten Veröffentlichungen deutscher Reichsspionen-Berichte die größte Indignation erregt. Wer wie wir, dicht an der Grenze wohnt und weiß, was wirklich vorgeht, nur der kann wirklich darüber urtheilen, aus welchen Lügen diese Berichte von Anfang bis zu Ende komponirt sind. Aber die Reichspolitik beschränkt sich darauf nicht. Die deutschen Behörden, gestützt auf solche Lügenberichte, schämen sich nicht, an unsere schweizer Beamten die impertinentesten Anforderungen zu machen. So schreibt das großh. bad. Bezirksamt Lörrach in einem Sendschreiben ohne Datum an das Statthalteramt Arlesheim: im Wirthshause zum Löwen auf dem Birsfeld seien 8 Kisten Gewehre, den Flüchtlingen gehörig, verborgen, und in der Krone zu Arlesheim sei ebenfalls eine Kiste Kommisflinten und zwar nnter dem Bette der Wirthin, im hintern Zimmer zu ebner Erde. Nun muß man aber ja nicht glauben, der betreffende Spion habe wirklich seine Nase unter das Bett der Kronenwirthin zu Arlesheim gesteckt -- unsere Wirthinnen kennen diese Spione und behandeln sie wie sie's verdienen, so daß noch keiner von ihnen die Schlafstube einer schweizer Wirthin gesehen haben wird -- im Gegentheil, man hat dem Spion, einem gewissen Bohrer, Ex-Rechtspraktikanten diese Geschichten aufgebunden und das groß. badische Bezirksamt Lörrach hat sich wirklich durch diese Mährchen ins Bockshorn jagen lassen. Soviel wir wissen, ist gar kein Flüchtling in Baselland, und Metternich, die O. P. A. Z. mag sagen was sie will, ist nicht in Muttenz. Aber die Reichs-Mouchards müssen doch leben, und um zu leben, etwas berichten. Das Statthalteramt Arlesheim dürfte es bald leid werden, auf solche albernen Mährchen hin unter die Betten der Wirthinnen zu guckne und auf gar nicht existirende Flinten Jagd zu machen. ** Sion, 25. Novbr. Gestern schloß der Große Rath von Wallis seine Session. Er hat eine neue Kriminalordnung berathen, die mit dem 1. Juli künftigen Jahres in Kraft tritt. Außerdem hat er die Kriegssteuer in Folge des Sonderbundskriegs nicht anf die reiche Geistlichkeit und Klöster, wie anfangs beabsichtigt, sondern auf die armen Gemeinden gelegt, die sie nun nnter sich umlegen können wie sie wollen. Das Hauptwerk der Session ist aber ein Vertrag mit dem Bischof und Kapitel von Sion, wodurch diese die Verwandlung ihrer ehemaligen Kirchengüter in Staats-Eigenthum anerkennen und an den Kriegskosten sich betheiligen, wogegen der Staat ihnen den Nießbrauch einer Menge von Gebäulichkeiten überläßt. Der Abtei von Saint Maurice, die ebenfalls enorme Güter besitzt, ist ein ähnlicher Vertrag vorgelegt worden, mit der Weisung, daß sie ihn binnen 14 Tagen zu unter[z]eichnen habe, wo nicht, werde gegen sie eingeschritten und das Zwangsgesetz vom 29. Jan. angewandt. Inzwischen hat die Abtei Gelegenheit, ihr Mobilarvermögen, das hauptsächlich dem Zwangsgesetze verfallen würde, während der 14 Tage über den Bernhard nach Piemont zu schaffen und der Walliser Staatsrath wird das Nachsehen haben. Es ist schlimm, daß die sonderbündlerischen Ober-Walliser Deputirten jedes energische Einschreiten gegen die ebenso übermüthigen und faulen wie reichen Niederwalliser Klöster bisher zzu hintertreiben wußten. ** Uri. In Altorf wurde am 17. Novbr. der Jahrestag des Treffens von Airola von den sonderbündlerischen Offizieren gefeiert. Man erinnert sich, daß im Sonderbundskriege die Uriner und Walliser 2000 Mann stark, mit Artillerie am 17. Nov. den Gotthard herabkamen, während eines dichten Nebels die Höhen, welche Airolo, beherrschen, besetzten, und nach hartnäckigem Kampf die Tessiner in die Flucht schlugen. Die urkantönliche Presse findet die Feier dieses einzigen Sonderbundserfolgs ganz natürlich und unschuldig. Es ist alles beim Alten grblieben in diesen unverdorbenen Hirtenthälern. ** Nidwalden. Die hier gewählten sonderbündlerischen Abgeordneten zum Nationalrath und Ständerath konnten nur dadurch einer Katzenmusik entgehen, daß sie sich mit einer Leibgarde von 40 frommen Alpensöhnen umgaben. Glücklicher Weise kamen sie zu spät, um noch Gelegenheit zu finden, unseru Kanton in dieser Session vor der Schweiz und Europa zu blamiren. Sie werden es aber gewiß nachholen. * Graubünden. Der Kleine Rath, dessen erstes direktes Steuersystem vom Großen Rath verworfen wurde, schlägt nun ein neues System progressiver Besteuerung vor. Jeder Vermögenskomplex von 200-10,000 fl. soll 1 vom Tausend, von 10,000 bis 20,000 fl. 1 1/10, von 20-30,000 fl. 1 2/10 u. s. w. bis auf 160,000 fl., wonach von letzterer Summa und darüber 2 5/10 vom Tausend (1/4 ^%.) zu zahlen ist. Man sieht diese Art Progressivsteuer ist ziemlich unschuldig. Wer 1000 fl. besitzt, zahlt einen Gulden, wer 160,000 fl. besitzt, 400 Gulden. Der letzteren sind aber nicht gar viele in unsrem Kanton, und die Mehrheit der Bevölkerung, die unter 200 fl. besitzt, wird ganz steuerfrei sein. * Thurgau. Die Nachrichten über die deutsche Grenzsperre werden immer widersprechender. Jetzt sollte sie am 27. endlich definitiv in Kraft treten. Aber man hüte sich, zu sehr darauf zu trauen; die "Entschließungen" der Reichsgewalt werden täglich unergründlicher. Französische Republik. 17 Paris, 1. Dezember. Der "Moniteur" brachte neulich den Bericht der Kommission über die neun Millionen für außergewöhnlichen Beistand der hülfsbedürftigen Bürger im Seinedepartement. Sechs Mill. hatte man schon seit Juni dafür ausgegeben; macht also fünfzehn im Ganzen. Die Nationalwerkstätten kosteten in vier Monaten auch fünfzehn Mill. Bürger Bourbeau beweist nun, daß vom Oktober 48 bis April 49 ein Viertel der pariser Bevölkerung nach dieser "Civilliste des Hungers", wie Emil Girardin es nennt, unterstützt werden wird. Nämlich im Oktober 263,000 Menschen, November 263,000, Dezember 280,000, Januar schon 300,000, Februar ditto, März ditto, April wieder 280,000. Und die Ironie dieser Philanthropie ist, daß im Oktober und November davon auf den Kopf nur zwölf Centimen, und für die andern Monate nur drei Sous (etwas über einen Silbergroschen) kommen. "Davon kleidet, speist, wärmt, logirt Euch, das heißt zieht Euren Todeskampf in die Länge, aber den Kredit ruft Ihr damit nicht zurück", ruft Girardin. Die zwei Drittel der 9 Mill. zahlt wieder die "gute Stadt Paris", wie sie sich mit dem mittelalterlichen offiziellen Titel gern noch nennt. Die ordinären Einnahmen derselben für 1848 sollten 44 Mill. sein, aber es fehlten jetzt, beim Licht besehen, 10 1/2 Mill. daran; die außerordentlichen sollten 1,800,000 Franken betragen, es fehlen jetzt 1,237,000 daran. Im letzten August sollte die Stadt für die großen Bauten 25 Mill. entlehnen; das geht jetzt nicht mehr, das Defizit ist zu hoch! Also wird von 1849 ab zu den vier direkten Auflagen noch die ganz neue von 5 4/10 Ueber-Centimen gehäuft; zu der Patentsteuer 26 Centimen, zur Thür- und Fenstersteuer 34 1/10 Centimen, zur Grundsteuer 63 [unleserliches Material]/10 Centimen, zur Personal- und Mobilarsteuer 64 Centimen. Namentlich letztere beide sind also schwer überlastet. Daher soll nun der Staat dem Seinedepartement ein Drittel der neun Mill. abnehmen. Der treffliche Sozialdemokrat und Klubführer Bernard (aus Caocassame) ist so eben par defaut zu einem halben, Barnabe einem ganzen Jahre und tausend Franken verurtheilt, als Ver- Hierzu eine Beilage. errungenen Rechte Eures Volkes zu wahren berufen sind. In diesem Augenblick ist es unsere Pflicht, Euch, unsere Brüder und Kameraden, aus der unseligen Verblendung zu reißen, in die man Euch mit Arglist verstrickt hat. Auf der einen Seite steht Euer König, an dem Ihr mit Hingebung hängt, dem Ihr Treue geschworen habt. Wie gerne möchte man Euch einreden, daß Ihr Euch durch diesen Schwur verbunden hättet, blindlings. sklavisch dem Willen dieses einen Mannes zu gehorchen. Dem ist nicht so. Ihr habt nicht der Person des Königs den Treuschwur geleistet, — Ihr habt in dem Könige Eurem Vaterlande geschworen, ihm nur, solange er ein würdiger Vertreter desselben ist. — Ist er das? Ist es redlich, ist es königlich gehandelt, wenn er, der 1847 bei Eröffnung des ersten Landtages feierlich die Worte sprach: „ich will nicht, daß eine Konstitution sich zwischen mich und die Vorsehung dränge,“ der im März 1848, diesem Prinzipe getreu, sein Volk niederschießen ließ, als es die Konstitution verlangte; der dann, plötzlich die Rolle tauschend, in der deutschen Trikolore erschien und proklamirte, Preußen gehe fortan in Deutschland auf, und solle so freie Institutionen erhalten, wie irgend ein deutscher Staat; der sich bald darauf den Schein gab, hier in Schleswig-Holstein die Rechte eines unterdrückten Volkes zu vertheidigen! — ist es königlich, ist es ehrlich, — wenn eben dieser Fürst jetzt, wo die junge Freiheit wieder zu unterliegen droht, ein Ministerium an die Spitze seines Staates stellen will, welches den Errungenschaften der Neuzeit entschieden feindlich ist, wenn er die von 16 Mill. Preußen gewählten Volksvertreter, da sie gegen diesen unerhörten Machtstreich protestiren, erst durch List zu entfernen sucht, und dann, da sie wie Männer auf ihren Plätzen bleiben, durch seine Soldaten herausschleppen läßt, wenn er die Bürgerwehr, der er eben die Waffen in die Hand gegeben und welche sie nie geschändet hat, entwaffnen, wenn er eine ruhige Stadt, seine Vaterstadt, das Herz seines Reiches, in Belagerungszustand erklärt? Das hat Euer König gethan, hat es gethan — durch Euch. Kameraden! Euch, selbst Preußen, hat er zu Henkersknechten an Preußens Freiheit ausersehen! Bis jetzt habt Ihr gehorcht, Euer Land sieht mit bitterm Schmerz, mit Indignation, mit Wuth auf seine verblendeten Söhne, die da sind, das Vaterland zu schützen, nicht einer Tyrannenlaune zu fröhnen! Noch ist es Zeit! Noch schreit nicht vergossenes Bürgerblut zum Himmel um Rache, noch ist die Brandfackel nicht in Eure Hauptstadt geschleudert! Sehet es an, dieses Berlin, dieses Volk, welches Ihr morden sollt. Großartig steht es in diesem Augenblicke da! Es stürmt kein Zeughaus, es baut keine Barrikaden, ruhig erwartet es, wie weit die physische rohe Gewalt es gegen das Recht treiben wird. Aber eben so männlich besteht es auf diesem seinem Rechte! es ist ihm theuer, denn es ist mit Blut erkauft! Nie und nimmer mehr wird es sich dasselbe abschmeicheln oder abtrotzen lassen! Die Bürgerwehr kehrt ihre Waffen nicht gegen Euch, aber läßt sie sich auch nicht aus den Händen winden! — Ein freier Mann gibt die Waffen nicht ab, die er mit Ehren getragen hat! Eure Vertreter umgeben sich nicht mit einem Zaun von Bajonetten, aber sie weichen auch nicht von ihrem Platze, bis ihr sie herabzerrt. So steht Euer Volk da, ruhig, kühn, die Brust Euch preisgegeben, die kein anderer Panzer schützt, als der des Rechtes! Wohlan! stoßet zu, wenn Ihr das Herz dazu habt! Kameraden! Ihr habt in unserem Lande gefochten für die Freiheit, kehret Eure ruhmvollen Waffen nicht gegen die Freiheit des Vaterlandes! Ihr seid keine Söldlinge; dem Söldling ist es gleich, wogegen er kommandirt wird; er hat keine Gesinnung. Wollt Ihr auch Söldlinge sein? Höret endlich einmal auf, reine Soldaten zu sein, ohne anderen Inhalt, als einige hergebrachte soldatische Tugenden; schließt auch Ihr Euch der großen Gegenwart an, werdet Bürger, Deutsche, Söhne des Jahres 1848! Ihr sollt Eure Waffen nicht gegen den König kehren, aber bei Gott! Ihr sollt sie auch nicht zu Henkerbeilen an Euren Vätern und Brüdern machen. Stellt Euch offen auf die Seite des Volks, auf die Seite seiner anerkannten Vertreter, die ja nichts anderes wollen, als was das Volk will, und ein Theil dieses Volkes seid ja doch auch Ihr! Es handelt sich nicht um einen Straßenauflauf, um eine Pöbel-Emeute — das Volk ringt um seine Rechte, und gegen den ausgesprochenen Willen von 16 Millionen Menschen stemmt sich ein einzelnes Individuum an, welches keinen anderen Vorzug hat, als den, daß es König heißt! Erkläret Eurem König, daß Ihr Eure Waffen nicht gegen den Willen der Nation erheben werdet, daß Ihr vielmehr darin den Beruf des Kriegers erkennt, die Freiheit, die das Volk errungen, die der Fürst bestätigt hat, gegen äußere wie innere Feinde bis zum letzten Blutstropfen zu vertheidigen. Die Soldaten und Unteroffiziere des 7. Schleswig-Holsteinischen Infanterie-Bataillons. X Triest, 28. Novbr. Der Tod Ibrahim Pascha's erfolgte zu Cairo in der Nacht vom 9.-10. d. Mts., nachdem er einige Tage in völlig bewußtlosem Zustande dagelegen. Sein Leichenbegängniß war nicht sowohl einfach, als vielmehr auffallend ärmlich. Nur wenige Truppen waren ausgerückt und von andern Personen auch nicht viele erschienen. Er war 1789 geboren. Von seinen 3 Söhnen studieren 2 in Paris, der mittlere befindet sich in Cairo. Sie erben zu gleichen Theilen das hinterlassene Vermögen, das zu den bedeutendsten im Oriente gehört. Die Nachricht von Ibrahim Pascha's Ableben empfing sein Vater mit dem Ausruf: „Schade!“, sprach aber sofort von andern Dingen und zwar irre, wie gewöhnlich. Es versammelte sich gleich nach dem Tode Ibrahims ein Divan, in welchem beschlossen wurde, Mehemed Alis Enkel, Abas Pascha aus Mecca und Said Pascha, nunmehr Mehemed Alis ältesten Sohn herbeizuholen, die Geschäfte im Namen des Präsidenten des Divans zu betreiben und von Allem alsbald an die hohe Pforte zu berichten Der Beschluß wurde den Konsuln der 4 Großmächte mitgetheilt, die nicht säumten, sogleich die Nachricht an ihre resp. Höfe weiter zu befördern. Polen. * Lemberg, 28. November. Um sich von dem Zustande, in welchem Lemberg's Bewohner noch fortwährend leben, einen kleinen Begriff zu machen, braucht man blos nachstehende Kundmachung ins Auge zu fassen. „Im Punkte 7 meiner Kundmachung vom 3. d. M. heißt es, „daß gegen jene, welche zum Aufruhr aufwiegeln, das Standrecht angeordnet ist.“ Es ist mir nun zur Kenntniß gekommen, daß sich viele Einwohner erlauben, in Wirths- und Kaffeehäusern und andern Versammlungsorten freche, empörende Reden gegen die österreichische Regierung, als auch gegen die, durch den Belagerungszustand der Stadt von mir als nothwendig ergriffenen Maßregeln zu führen. Da derlei Aeußerungen, wenn sie auch nicht auf einen zu bewerkstelligenden Aufruhr unmittelbar abzielen, doch immerhin dahin ausgehen, die Gemüther aufzuregen, wodurch die Ruhe und Sicherheit der Stadt neuerdings gefährdet werden kann, so gebe ich hiermit bekannt, daß alle jene, die wegen derlei gefährlichen Reden ergriffen, nach aller Strenge der Gesetze untersucht und bestraft, in dem, im Punkte 7 meiner Kundmachung vom 3. d. M. angeführten Falle aber, unnachsichtlich dem standrechtlichen Gerichte übergeben werden. Ich fordere alle gutgesinnten — Ruhe und Ordnung liebenden Bürger der Stadt auf, solche gefährliche Individuen unnachsichtlich zu ergreifen, — und dem hiesigen Militär-Stadt-Commando zur weiteren Amtshandlung zu übergeben. Lemberg, am 25. November 1848. Hammerstein, General der Cavallerie und Commandirender in Galizien.“ Ungarn. Aus Ungarisch-Hradisch berichten die „Holomaucke Nowiny“, Tausenau sei daselbst am 21. d. in der Stadt herumgezogen, als Pelzhändler verkleidet und Pelze zu 40 fl. C.-M. verkaufend. Ein Student, der sich seiner noch von der Wiener Hochschule her erinnerte, habe ihn erkannt, indeß sei ihm nichts in den Weg gelegt worden und Tausenau sei nach Napajedl abgereist. Italien. * Rom. Daß der Papst am 23. November wirklich geflohen ist, meldeten wir in unserer zweiten Ausgabe von gestern. Unsere gewöhnlichen Nachrichten reichen nur bis zum 22. Damals war Alles ruhig, das Ministerium arbeitete ohne Aufhören. Marquis Bauzé, Minghetti und Graf Bevilacqua, alle drei Deputirte von Bologna und der Theilnahme an der von Rossi organisirten Obscurantisten-Congregation verdächtig (was sich jetzt bestätigt) hatten am 21. ihre Demission gegeben und sich von Rom entfernt. Fast alle Kardinäle, mit Ausnahme von vier oder fünf, waren heimlich von Rom fortgegangen. Lambruschini hatte bei den französischen Nonnen des Klosters Alla Longara Zuflucht geuommen. Auf dem Kloster wehte seitdem die Fahne der französischen Republik. Aus Rom meldet der „Schwäb. Merkur“, daß der würtembergische Geschäftsträger dem Reichsgesandten Heckscher ein Bankett gegeben. Wann werden wir einmal von Reichsbeamten etwas anderes hören, als daß sie Fußtritte und etwas zu essen bekommen? * Rom, 23. Novbr. Einem Gerücht zufolge, schlägt sich General Zucchi in der Nähe von Ravenna gegen die Garibaldi'sche Legion. * Florenz. Nach der „Alba“ vom 24. Nov. soll Toskana in eklatanter Weise mit dem König von Neapel gebrochen haben. Anlaß gab das von Neapel an die toskanische Regierung gestellte Verlangen, einen Artikel über Sizilien im toskanischen Moniteur zu widerrufen. Die Regierung hatte hierzu keine Lust, worauf der neapolitanische Gesandte zu Florenz sich am 24. seine Pässe ausfertigen ließ. Die toskanische Gesandtschaft zu Neapel ist dagegen nach Florenz zurückberufen worden. — Die Municipalität von Florenz hat eine Ergebenheitsadresse an den Großherzog gerichtet. Die Unruhstifter bei den Wahlen werden eifrig verfolgt. 69 Florenz, 20. Novbr. Nach Privatberichten, die aus Pesaro (einer Stadt in der Delegation von Urbino, Kirchenstaat) hier eingetroffen, war dort am 19. d. ein Aufstand ausgebrochen, der die Vertreibung der Polizei zum Zwecke hatte. Es wurden derselben alle Papiere weggenommen, in Haufen gethürmt und Freudenfeuer damit angezündet. * Turiu, 27. Novbr. In der heutigen Sitzung der Deputirtenkammer beantragte Gen. Antonelli alsbaldige wirksame Unterstützung Venedigs in seinem Kampfe gegen Oestreich. Die Kammer beschloß, den Antrag in Erwägung zu nehmen. Schweiz. ** Bern, 30. Nov. Der Inhalt dieses Artikels kann aus urheberrechtlichen Gründen nicht angezeigt werden. ** Bern, 1. Dez. Der Inhalt dieses Artikels kann aus urheberrechtlichen Gründen nicht angezeigt werden. ** Baselland, 1. Dec. Wie in allen andern Gegenden der Schweiz, so haben auch hier die neuesten Veröffentlichungen deutscher Reichsspionen-Berichte die größte Indignation erregt. Wer wie wir, dicht an der Grenze wohnt und weiß, was wirklich vorgeht, nur der kann wirklich darüber urtheilen, aus welchen Lügen diese Berichte von Anfang bis zu Ende komponirt sind. Aber die Reichspolitik beschränkt sich darauf nicht. Die deutschen Behörden, gestützt auf solche Lügenberichte, schämen sich nicht, an unsere schweizer Beamten die impertinentesten Anforderungen zu machen. So schreibt das großh. bad. Bezirksamt Lörrach in einem Sendschreiben ohne Datum an das Statthalteramt Arlesheim: im Wirthshause zum Löwen auf dem Birsfeld seien 8 Kisten Gewehre, den Flüchtlingen gehörig, verborgen, und in der Krone zu Arlesheim sei ebenfalls eine Kiste Kommisflinten und zwar nnter dem Bette der Wirthin, im hintern Zimmer zu ebner Erde. Nun muß man aber ja nicht glauben, der betreffende Spion habe wirklich seine Nase unter das Bett der Kronenwirthin zu Arlesheim gesteckt — unsere Wirthinnen kennen diese Spione und behandeln sie wie sie's verdienen, so daß noch keiner von ihnen die Schlafstube einer schweizer Wirthin gesehen haben wird — im Gegentheil, man hat dem Spion, einem gewissen Bohrer, Ex-Rechtspraktikanten diese Geschichten aufgebunden und das groß. badische Bezirksamt Lörrach hat sich wirklich durch diese Mährchen ins Bockshorn jagen lassen. Soviel wir wissen, ist gar kein Flüchtling in Baselland, und Metternich, die O. P. A. Z. mag sagen was sie will, ist nicht in Muttenz. Aber die Reichs-Mouchards müssen doch leben, und um zu leben, etwas berichten. Das Statthalteramt Arlesheim dürfte es bald leid werden, auf solche albernen Mährchen hin unter die Betten der Wirthinnen zu guckne und auf gar nicht existirende Flinten Jagd zu machen. ** Sion, 25. Novbr. Gestern schloß der Große Rath von Wallis seine Session. Er hat eine neue Kriminalordnung berathen, die mit dem 1. Juli künftigen Jahres in Kraft tritt. Außerdem hat er die Kriegssteuer in Folge des Sonderbundskriegs nicht anf die reiche Geistlichkeit und Klöster, wie anfangs beabsichtigt, sondern auf die armen Gemeinden gelegt, die sie nun nnter sich umlegen können wie sie wollen. Das Hauptwerk der Session ist aber ein Vertrag mit dem Bischof und Kapitel von Sion, wodurch diese die Verwandlung ihrer ehemaligen Kirchengüter in Staats-Eigenthum anerkennen und an den Kriegskosten sich betheiligen, wogegen der Staat ihnen den Nießbrauch einer Menge von Gebäulichkeiten überläßt. Der Abtei von Saint Maurice, die ebenfalls enorme Güter besitzt, ist ein ähnlicher Vertrag vorgelegt worden, mit der Weisung, daß sie ihn binnen 14 Tagen zu unter[z]eichnen habe, wo nicht, werde gegen sie eingeschritten und das Zwangsgesetz vom 29. Jan. angewandt. Inzwischen hat die Abtei Gelegenheit, ihr Mobilarvermögen, das hauptsächlich dem Zwangsgesetze verfallen würde, während der 14 Tage über den Bernhard nach Piemont zu schaffen und der Walliser Staatsrath wird das Nachsehen haben. Es ist schlimm, daß die sonderbündlerischen Ober-Walliser Deputirten jedes energische Einschreiten gegen die ebenso übermüthigen und faulen wie reichen Niederwalliser Klöster bisher zzu hintertreiben wußten. ** Uri. In Altorf wurde am 17. Novbr. der Jahrestag des Treffens von Airola von den sonderbündlerischen Offizieren gefeiert. Man erinnert sich, daß im Sonderbundskriege die Uriner und Walliser 2000 Mann stark, mit Artillerie am 17. Nov. den Gotthard herabkamen, während eines dichten Nebels die Höhen, welche Airolo, beherrschen, besetzten, und nach hartnäckigem Kampf die Tessiner in die Flucht schlugen. Die urkantönliche Presse findet die Feier dieses einzigen Sonderbundserfolgs ganz natürlich und unschuldig. Es ist alles beim Alten grblieben in diesen unverdorbenen Hirtenthälern. ** Nidwalden. Die hier gewählten sonderbündlerischen Abgeordneten zum Nationalrath und Ständerath konnten nur dadurch einer Katzenmusik entgehen, daß sie sich mit einer Leibgarde von 40 frommen Alpensöhnen umgaben. Glücklicher Weise kamen sie zu spät, um noch Gelegenheit zu finden, unseru Kanton in dieser Session vor der Schweiz und Europa zu blamiren. Sie werden es aber gewiß nachholen. * Graubünden. Der Kleine Rath, dessen erstes direktes Steuersystem vom Großen Rath verworfen wurde, schlägt nun ein neues System progressiver Besteuerung vor. Jeder Vermögenskomplex von 200-10,000 fl. soll 1 vom Tausend, von 10,000 bis 20,000 fl. 1 1/10, von 20-30,000 fl. 1 2/10 u. s. w. bis auf 160,000 fl., wonach von letzterer Summa und darüber 2 5/10 vom Tausend (1/4 ^%.) zu zahlen ist. Man sieht diese Art Progressivsteuer ist ziemlich unschuldig. Wer 1000 fl. besitzt, zahlt einen Gulden, wer 160,000 fl. besitzt, 400 Gulden. Der letzteren sind aber nicht gar viele in unsrem Kanton, und die Mehrheit der Bevölkerung, die unter 200 fl. besitzt, wird ganz steuerfrei sein. * Thurgau. Die Nachrichten über die deutsche Grenzsperre werden immer widersprechender. Jetzt sollte sie am 27. endlich definitiv in Kraft treten. Aber man hüte sich, zu sehr darauf zu trauen; die „Entschließungen“ der Reichsgewalt werden täglich unergründlicher. Französische Republik. 17 Paris, 1. Dezember. Der „Moniteur“ brachte neulich den Bericht der Kommission über die neun Millionen für außergewöhnlichen Beistand der hülfsbedürftigen Bürger im Seinedepartement. Sechs Mill. hatte man schon seit Juni dafür ausgegeben; macht also fünfzehn im Ganzen. Die Nationalwerkstätten kosteten in vier Monaten auch fünfzehn Mill. Bürger Bourbeau beweist nun, daß vom Oktober 48 bis April 49 ein Viertel der pariser Bevölkerung nach dieser „Civilliste des Hungers“, wie Emil Girardin es nennt, unterstützt werden wird. Nämlich im Oktober 263,000 Menschen, November 263,000, Dezember 280,000, Januar schon 300,000, Februar ditto, März ditto, April wieder 280,000. Und die Ironie dieser Philanthropie ist, daß im Oktober und November davon auf den Kopf nur zwölf Centimen, und für die andern Monate nur drei Sous (etwas über einen Silbergroschen) kommen. „Davon kleidet, speist, wärmt, logirt Euch, das heißt zieht Euren Todeskampf in die Länge, aber den Kredit ruft Ihr damit nicht zurück“, ruft Girardin. Die zwei Drittel der 9 Mill. zahlt wieder die „gute Stadt Paris“, wie sie sich mit dem mittelalterlichen offiziellen Titel gern noch nennt. Die ordinären Einnahmen derselben für 1848 sollten 44 Mill. sein, aber es fehlten jetzt, beim Licht besehen, 10 1/2 Mill. daran; die außerordentlichen sollten 1,800,000 Franken betragen, es fehlen jetzt 1,237,000 daran. Im letzten August sollte die Stadt für die großen Bauten 25 Mill. entlehnen; das geht jetzt nicht mehr, das Defizit ist zu hoch! Also wird von 1849 ab zu den vier direkten Auflagen noch die ganz neue von 5 4/10 Ueber-Centimen gehäuft; zu der Patentsteuer 26 Centimen, zur Thür- und Fenstersteuer 34 1/10 Centimen, zur Grundsteuer 63 [unleserliches Material]/10 Centimen, zur Personal- und Mobilarsteuer 64 Centimen. Namentlich letztere beide sind also schwer überlastet. Daher soll nun der Staat dem Seinedepartement ein Drittel der neun Mill. abnehmen. Der treffliche Sozialdemokrat und Klubführer Bernard (aus Caocassame) ist so eben par défaut zu einem halben, Barnabé einem ganzen Jahre und tausend Franken verurtheilt, als Ver- Hierzu eine Beilage. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div xml:id="ar160_028" type="jArticle"> <p><pb facs="#f0004" n="0854"/> errungenen Rechte Eures Volkes zu wahren berufen sind. In diesem Augenblick ist es unsere Pflicht, Euch, unsere Brüder und Kameraden, aus der unseligen Verblendung zu reißen, in die man Euch mit Arglist verstrickt hat.</p> <p>Auf der einen Seite steht Euer König, an dem Ihr mit Hingebung hängt, dem Ihr Treue geschworen habt. Wie gerne möchte man Euch einreden, daß Ihr Euch durch diesen Schwur verbunden hättet, blindlings. sklavisch dem Willen dieses einen Mannes zu gehorchen. Dem ist nicht so. Ihr habt nicht der Person des Königs den Treuschwur geleistet, — Ihr habt in dem Könige Eurem Vaterlande geschworen, ihm nur, solange er ein würdiger Vertreter desselben ist. — Ist er das? Ist es redlich, ist es königlich gehandelt, wenn er, der 1847 bei Eröffnung des ersten Landtages feierlich die Worte sprach: „ich will nicht, daß eine Konstitution sich zwischen mich und die Vorsehung dränge,“ der im März 1848, diesem Prinzipe getreu, sein Volk niederschießen ließ, als es die Konstitution verlangte; der dann, plötzlich die Rolle tauschend, in der deutschen Trikolore erschien und proklamirte, Preußen gehe fortan in Deutschland auf, und solle so freie Institutionen erhalten, wie irgend ein deutscher Staat; der sich bald darauf den Schein gab, hier in Schleswig-Holstein die Rechte eines unterdrückten Volkes zu vertheidigen! — ist es königlich, ist es ehrlich, — wenn eben dieser Fürst jetzt, wo die junge Freiheit wieder zu unterliegen droht, ein Ministerium an die Spitze seines Staates stellen will, welches den Errungenschaften der Neuzeit entschieden feindlich ist, wenn er die von 16 Mill. Preußen gewählten Volksvertreter, da sie gegen diesen unerhörten Machtstreich protestiren, erst durch List zu entfernen sucht, und dann, da sie wie Männer auf ihren Plätzen bleiben, durch seine Soldaten herausschleppen läßt, wenn er die Bürgerwehr, der er eben die Waffen in die Hand gegeben und welche sie nie geschändet hat, entwaffnen, wenn er eine ruhige Stadt, seine Vaterstadt, das Herz seines Reiches, in Belagerungszustand erklärt?</p> <p>Das hat Euer König gethan, hat es gethan — durch Euch. Kameraden! Euch, selbst Preußen, hat er zu Henkersknechten an Preußens Freiheit ausersehen! Bis jetzt habt Ihr gehorcht, Euer Land sieht mit bitterm Schmerz, mit Indignation, mit Wuth auf seine verblendeten Söhne, die da sind, das Vaterland zu schützen, nicht einer Tyrannenlaune zu fröhnen! Noch ist es Zeit! Noch schreit nicht vergossenes Bürgerblut zum Himmel um Rache, noch ist die Brandfackel nicht in Eure Hauptstadt geschleudert! Sehet es an, dieses Berlin, dieses Volk, welches Ihr morden sollt. Großartig steht es in diesem Augenblicke da! Es stürmt kein Zeughaus, es baut keine Barrikaden, ruhig erwartet es, wie weit die physische rohe Gewalt es gegen das Recht treiben wird. Aber eben so männlich besteht es auf diesem seinem Rechte! es ist ihm theuer, denn es ist mit Blut erkauft! Nie und nimmer mehr wird es sich dasselbe abschmeicheln oder abtrotzen lassen! Die Bürgerwehr kehrt ihre Waffen nicht gegen Euch, aber läßt sie sich auch nicht aus den Händen winden! — Ein freier Mann gibt die Waffen nicht ab, die er mit Ehren getragen hat! Eure Vertreter umgeben sich nicht mit einem Zaun von Bajonetten, aber sie weichen auch nicht von ihrem Platze, bis ihr sie herabzerrt. So steht Euer Volk da, ruhig, kühn, die Brust Euch preisgegeben, die kein anderer Panzer schützt, als der des Rechtes! Wohlan! stoßet zu, wenn Ihr das Herz dazu habt!</p> <p>Kameraden! Ihr habt in unserem Lande gefochten für die Freiheit, kehret Eure ruhmvollen Waffen nicht gegen die Freiheit des Vaterlandes! Ihr seid keine Söldlinge; dem Söldling ist es gleich, wogegen er kommandirt wird; er hat keine Gesinnung. Wollt Ihr auch Söldlinge sein? Höret endlich einmal auf, reine Soldaten zu sein, ohne anderen Inhalt, als einige hergebrachte soldatische Tugenden; schließt auch Ihr Euch der großen Gegenwart an, werdet Bürger, Deutsche, Söhne des Jahres 1848! Ihr sollt Eure Waffen nicht gegen den König kehren, aber bei Gott! Ihr sollt sie auch nicht zu Henkerbeilen an Euren Vätern und Brüdern machen. Stellt Euch offen auf die Seite des Volks, auf die Seite seiner anerkannten Vertreter, die ja nichts anderes wollen, als was das Volk will, und ein Theil dieses Volkes seid ja doch auch Ihr! Es handelt sich nicht um einen Straßenauflauf, um eine Pöbel-Emeute — das Volk ringt um seine Rechte, und gegen den ausgesprochenen Willen von 16 Millionen Menschen stemmt sich ein einzelnes Individuum an, welches keinen anderen Vorzug hat, als den, daß es König heißt! Erkläret Eurem König, daß Ihr Eure Waffen nicht gegen den Willen der Nation erheben werdet, daß Ihr vielmehr darin den Beruf des Kriegers erkennt, die Freiheit, die das Volk errungen, die der Fürst bestätigt hat, gegen äußere wie innere Feinde bis zum letzten Blutstropfen zu vertheidigen.</p> <p>Die Soldaten und Unteroffiziere des 7. Schleswig-Holsteinischen Infanterie-Bataillons.</p> </div> <div xml:id="ar160_029" type="jArticle"> <head><bibl><author>X</author></bibl> Triest, 28. Novbr.</head> <p>Der Tod <hi rendition="#g">Ibrahim Pascha's</hi> erfolgte zu Cairo in der Nacht vom 9.-10. d. Mts., nachdem er einige Tage in völlig bewußtlosem Zustande dagelegen. Sein Leichenbegängniß war nicht sowohl einfach, als vielmehr auffallend ärmlich. Nur wenige Truppen waren ausgerückt und von andern Personen auch nicht viele erschienen. Er war 1789 geboren. Von seinen 3 Söhnen studieren 2 in Paris, der mittlere befindet sich in Cairo. Sie erben zu gleichen Theilen das hinterlassene Vermögen, das zu den bedeutendsten im Oriente gehört.</p> <p>Die Nachricht von Ibrahim Pascha's Ableben empfing sein Vater mit dem Ausruf: „Schade!“, sprach aber sofort von andern Dingen und zwar irre, wie gewöhnlich.</p> <p>Es versammelte sich gleich nach dem Tode Ibrahims ein Divan, in welchem beschlossen wurde, Mehemed Alis Enkel, Abas Pascha aus Mecca und Said Pascha, nunmehr Mehemed Alis ältesten Sohn herbeizuholen, die Geschäfte im Namen des Präsidenten des Divans zu betreiben und von Allem alsbald an die hohe Pforte zu berichten</p> <p>Der Beschluß wurde den Konsuln der 4 Großmächte mitgetheilt, die nicht säumten, sogleich die Nachricht an ihre resp. Höfe weiter zu befördern.</p> </div> </div> <div n="1"> <head>Polen.</head> <div xml:id="ar160_030" type="jArticle"> <head><bibl><author>*</author></bibl> Lemberg, 28. November.</head> <p>Um sich von dem Zustande, in welchem Lemberg's Bewohner noch fortwährend leben, einen kleinen Begriff zu machen, braucht man blos nachstehende Kundmachung ins Auge zu fassen.</p> <p>„Im Punkte 7 meiner Kundmachung vom 3. d. M. heißt es, „daß gegen jene, welche zum Aufruhr aufwiegeln, das Standrecht angeordnet ist.“</p> <p>Es ist mir nun zur Kenntniß gekommen, daß sich viele Einwohner erlauben, in Wirths- und Kaffeehäusern und andern Versammlungsorten freche, empörende Reden gegen die österreichische Regierung, als auch gegen die, durch den Belagerungszustand der Stadt von mir als nothwendig ergriffenen Maßregeln zu führen.</p> <p>Da derlei Aeußerungen, wenn sie auch nicht auf einen zu bewerkstelligenden Aufruhr unmittelbar abzielen, doch immerhin dahin ausgehen, die Gemüther aufzuregen, wodurch die Ruhe und Sicherheit der Stadt neuerdings gefährdet werden kann, so gebe ich hiermit bekannt, daß alle jene, die wegen derlei gefährlichen Reden ergriffen, nach aller Strenge der Gesetze untersucht und bestraft, in dem, im Punkte 7 meiner Kundmachung vom 3. d. M. angeführten Falle aber, unnachsichtlich dem standrechtlichen Gerichte übergeben werden.</p> <p>Ich fordere alle gutgesinnten — Ruhe und Ordnung liebenden Bürger der Stadt auf, solche gefährliche Individuen unnachsichtlich zu ergreifen, — und dem hiesigen Militär-Stadt-Commando zur weiteren Amtshandlung zu übergeben.</p> <p>Lemberg, am 25. November 1848.</p> <p><hi rendition="#g">Hammerstein,</hi> General der Cavallerie und Commandirender in Galizien.“</p> </div> </div> <div n="1"> <head>Ungarn.</head> <div xml:id="ar160_031" type="jArticle"> <head>Aus Ungarisch-Hradisch</head> <p>berichten die „Holomaucke Nowiny“, Tausenau sei daselbst am 21. d. in der Stadt herumgezogen, als Pelzhändler verkleidet und Pelze zu 40 fl. C.-M. verkaufend. Ein Student, der sich seiner noch von der Wiener Hochschule her erinnerte, habe ihn erkannt, indeß sei ihm nichts in den Weg gelegt worden und Tausenau sei nach Napajedl abgereist.</p> </div> </div> <div n="1"> <head>Italien.</head> <div xml:id="ar160_032" type="jArticle"> <head><bibl><author>*</author></bibl> Rom.</head> <p>Daß der Papst am 23. November <hi rendition="#g">wirklich</hi> geflohen ist, meldeten wir in unserer zweiten Ausgabe von gestern. Unsere gewöhnlichen Nachrichten reichen nur bis zum 22. Damals war Alles ruhig, das Ministerium arbeitete ohne Aufhören. Marquis Bauzé, Minghetti und Graf Bevilacqua, alle drei Deputirte von Bologna und der Theilnahme an der von Rossi organisirten Obscurantisten-Congregation verdächtig (was sich jetzt bestätigt) hatten am 21. ihre Demission gegeben und sich von Rom entfernt. Fast alle Kardinäle, mit Ausnahme von vier oder fünf, waren heimlich von Rom fortgegangen. Lambruschini hatte bei den französischen Nonnen des Klosters Alla Longara Zuflucht geuommen. Auf dem Kloster wehte seitdem die Fahne der französischen Republik.</p> <p>Aus <hi rendition="#b">Rom</hi> meldet der „Schwäb. Merkur“, daß der würtembergische Geschäftsträger dem Reichsgesandten Heckscher ein Bankett gegeben. Wann werden wir einmal von Reichsbeamten etwas anderes hören, als daß sie Fußtritte und etwas zu essen bekommen?</p> </div> <div xml:id="ar160_033" type="jArticle"> <head><bibl><author>*</author></bibl> Rom, 23. Novbr.</head> <p>Einem Gerücht zufolge, schlägt sich General Zucchi in der Nähe von Ravenna gegen die Garibaldi'sche Legion.</p> </div> <div xml:id="ar160_034" type="jArticle"> <head><bibl><author>*</author></bibl> Florenz.</head> <p>Nach der „Alba“ vom 24. Nov. soll Toskana in eklatanter Weise mit dem König von Neapel gebrochen haben. Anlaß gab das von Neapel an die toskanische Regierung gestellte Verlangen, einen Artikel über Sizilien im toskanischen Moniteur zu widerrufen. Die Regierung hatte hierzu keine Lust, worauf der neapolitanische Gesandte zu Florenz sich am 24. seine Pässe ausfertigen ließ. Die toskanische Gesandtschaft zu Neapel ist dagegen nach Florenz zurückberufen worden. — Die Municipalität von Florenz hat eine Ergebenheitsadresse an den Großherzog gerichtet. Die Unruhstifter bei den Wahlen werden eifrig verfolgt.</p> </div> <div xml:id="ar160_035" type="jArticle"> <head><bibl><author>69</author></bibl> Florenz, 20. Novbr.</head> <p>Nach Privatberichten, die aus Pesaro (einer Stadt in der Delegation von Urbino, Kirchenstaat) hier eingetroffen, war dort am 19. d. ein Aufstand ausgebrochen, der die Vertreibung der Polizei zum Zwecke hatte. Es wurden derselben alle Papiere weggenommen, in Haufen gethürmt und Freudenfeuer damit angezündet.</p> </div> <div xml:id="ar160_036" type="jArticle"> <head><bibl><author>*</author></bibl> Turiu, 27. Novbr.</head> <p>In der heutigen Sitzung der Deputirtenkammer beantragte Gen. Antonelli alsbaldige wirksame Unterstützung Venedigs in seinem Kampfe gegen Oestreich. Die Kammer beschloß, den Antrag in Erwägung zu nehmen.</p> </div> </div> <div n="1"> <head>Schweiz.</head> <div xml:id="ar160_037_c" type="jArticle"> <note type="editorial">Edition: <bibl>Friedrich Engels: Duell zwischen Berg und Luvini, vorgesehen für: MEGA<hi rendition="#sup">2</hi>, I/8. </bibl> </note> <head><bibl><author>**</author></bibl> Bern, 30. Nov.</head> <gap reason="copyright"/> </div> <div xml:id="ar160_038_c" type="jArticle"> <note type="editorial">Edition: <bibl>Friedrich Engels: Die deutsche Grenzsperre – Das Reich – Der Kriegsrat, vorgesehen für: MEGA<hi rendition="#sup">2</hi>, I/8. </bibl> </note> <head><bibl><author>**</author></bibl> Bern, 1. Dez.</head> <gap reason="copyright"/> </div> <div xml:id="ar160_039" type="jArticle"> <head><bibl><author>**</author></bibl> Baselland, 1. Dec.</head> <p>Wie in allen andern Gegenden der Schweiz, so haben auch hier die neuesten Veröffentlichungen deutscher Reichsspionen-Berichte die größte Indignation erregt. Wer wie wir, dicht an der Grenze wohnt und weiß, was wirklich vorgeht, nur der kann wirklich darüber urtheilen, aus welchen Lügen diese Berichte von Anfang bis zu Ende komponirt sind. Aber die Reichspolitik beschränkt sich darauf nicht. Die deutschen Behörden, gestützt auf solche Lügenberichte, schämen sich nicht, an unsere schweizer Beamten die impertinentesten Anforderungen zu machen. So schreibt das großh. bad. Bezirksamt Lörrach in einem Sendschreiben <hi rendition="#g">ohne Datum</hi> an das Statthalteramt Arlesheim: im Wirthshause zum Löwen auf dem Birsfeld seien 8 Kisten Gewehre, den Flüchtlingen gehörig, verborgen, und in der Krone zu Arlesheim sei ebenfalls eine Kiste Kommisflinten und zwar nnter dem Bette der Wirthin, im hintern Zimmer zu ebner Erde. Nun muß man aber ja nicht glauben, der betreffende Spion habe wirklich seine Nase unter das Bett der Kronenwirthin zu Arlesheim gesteckt — unsere Wirthinnen kennen diese Spione und behandeln sie wie sie's verdienen, so daß noch keiner von ihnen die Schlafstube einer schweizer Wirthin gesehen haben wird — im Gegentheil, man hat dem Spion, einem gewissen <hi rendition="#g">Bohrer,</hi> Ex-Rechtspraktikanten diese Geschichten aufgebunden und das groß. badische Bezirksamt Lörrach hat sich wirklich durch diese Mährchen ins Bockshorn jagen lassen. Soviel wir wissen, ist <hi rendition="#g">gar kein Flüchtling</hi> in Baselland, und Metternich, die O. P. A. Z. mag sagen was sie will, ist <hi rendition="#g">nicht</hi> in Muttenz. Aber die Reichs-Mouchards müssen doch leben, und um zu leben, etwas berichten. Das Statthalteramt Arlesheim dürfte es bald leid werden, auf solche albernen Mährchen hin unter die Betten der Wirthinnen zu guckne und auf gar nicht existirende Flinten Jagd zu machen.</p> </div> <div xml:id="ar160_040" type="jArticle"> <head><bibl><author>**</author></bibl> Sion, 25. Novbr.</head> <p>Gestern schloß der Große Rath von Wallis seine Session. Er hat eine neue Kriminalordnung berathen, die mit dem 1. Juli künftigen Jahres in Kraft tritt. Außerdem hat er die Kriegssteuer in Folge des Sonderbundskriegs nicht anf die reiche Geistlichkeit und Klöster, wie anfangs beabsichtigt, sondern auf die armen Gemeinden gelegt, die sie nun nnter sich umlegen können wie sie wollen. Das Hauptwerk der Session ist aber ein Vertrag mit dem Bischof und Kapitel von Sion, wodurch diese die Verwandlung ihrer ehemaligen Kirchengüter in Staats-Eigenthum anerkennen und an den Kriegskosten sich betheiligen, wogegen der Staat ihnen den Nießbrauch einer Menge von Gebäulichkeiten überläßt. Der Abtei von Saint Maurice, die ebenfalls enorme Güter besitzt, ist ein ähnlicher Vertrag vorgelegt worden, mit der Weisung, daß sie ihn binnen 14 Tagen zu unter[z]eichnen habe, wo nicht, werde gegen sie eingeschritten und das Zwangsgesetz vom 29. Jan. angewandt. Inzwischen hat die Abtei Gelegenheit, ihr Mobilarvermögen, das hauptsächlich dem Zwangsgesetze verfallen würde, während der 14 Tage über den Bernhard nach Piemont zu schaffen und der Walliser Staatsrath wird das Nachsehen haben. Es ist schlimm, daß die sonderbündlerischen Ober-Walliser Deputirten jedes energische Einschreiten gegen die ebenso übermüthigen und faulen wie reichen Niederwalliser Klöster bisher zzu hintertreiben wußten.</p> </div> <div xml:id="ar160_041" type="jArticle"> <head><bibl><author>**</author></bibl> Uri.</head> <p>In Altorf wurde am 17. Novbr. der Jahrestag des Treffens von Airola von den sonderbündlerischen Offizieren gefeiert. Man erinnert sich, daß im Sonderbundskriege die Uriner und Walliser 2000 Mann stark, mit Artillerie am 17. Nov. den Gotthard herabkamen, während eines dichten Nebels die Höhen, welche Airolo, beherrschen, besetzten, und nach hartnäckigem Kampf die Tessiner in die Flucht schlugen. Die urkantönliche Presse findet die Feier dieses einzigen Sonderbundserfolgs ganz natürlich und unschuldig. Es ist alles beim Alten grblieben in diesen unverdorbenen Hirtenthälern.</p> </div> <div xml:id="ar160_042" type="jArticle"> <head><bibl><author>**</author></bibl> Nidwalden.</head> <p>Die hier gewählten sonderbündlerischen Abgeordneten zum Nationalrath und Ständerath konnten nur dadurch einer Katzenmusik entgehen, daß sie sich mit einer Leibgarde von 40 frommen Alpensöhnen umgaben. Glücklicher Weise kamen sie zu spät, um noch Gelegenheit zu finden, unseru Kanton in dieser Session vor der Schweiz und Europa zu blamiren. Sie werden es aber gewiß nachholen.</p> </div> <div xml:id="ar160_043" type="jArticle"> <head><bibl><author>*</author></bibl> Graubünden.</head> <p>Der Kleine Rath, dessen erstes direktes Steuersystem vom Großen Rath verworfen wurde, schlägt nun ein neues System progressiver Besteuerung vor. Jeder Vermögenskomplex von 200-10,000 fl. soll 1 vom Tausend, von 10,000 bis 20,000 fl. 1 1/10, von 20-30,000 fl. 1 2/10 u. s. w. bis auf 160,000 fl., wonach von letzterer Summa und darüber 2 5/10 vom Tausend (1/4 ^%.) zu zahlen ist. Man sieht diese Art Progressivsteuer ist ziemlich unschuldig. Wer 1000 fl. besitzt, zahlt einen Gulden, wer 160,000 fl. besitzt, 400 Gulden. Der letzteren sind aber nicht gar viele in unsrem Kanton, und die Mehrheit der Bevölkerung, die <hi rendition="#g">unter</hi> 200 fl. besitzt, wird ganz steuerfrei sein.</p> </div> <div xml:id="ar160_044" type="jArticle"> <head><bibl><author>*</author></bibl> Thurgau.</head> <p>Die Nachrichten über die deutsche Grenzsperre werden immer widersprechender. Jetzt sollte sie am 27. endlich definitiv in Kraft treten. Aber man hüte sich, zu sehr darauf zu trauen; die „Entschließungen“ der Reichsgewalt werden täglich unergründlicher.</p> </div> </div> <div n="1"> <head>Französische Republik.</head> <div xml:id="ar160_045" type="jArticle"> <head><bibl><author>17</author></bibl> Paris, 1. Dezember.</head> <p>Der „Moniteur“ brachte neulich den Bericht der Kommission über die <hi rendition="#b">neun</hi> Millionen für außergewöhnlichen Beistand der hülfsbedürftigen Bürger im Seinedepartement. Sechs Mill. hatte man schon seit Juni dafür ausgegeben; macht also fünfzehn im Ganzen. Die Nationalwerkstätten kosteten in vier Monaten auch fünfzehn Mill. Bürger Bourbeau beweist nun, daß vom Oktober 48 bis April 49 <hi rendition="#g">ein Viertel</hi> der pariser Bevölkerung nach dieser „Civilliste des Hungers“, wie Emil Girardin es nennt, unterstützt werden wird. Nämlich im Oktober 263,000 Menschen, November 263,000, Dezember 280,000, Januar schon 300,000, Februar ditto, März ditto, April wieder 280,000. Und die Ironie dieser Philanthropie ist, daß im Oktober und November davon auf den Kopf nur zwölf Centimen, und für die andern Monate nur drei Sous (etwas über einen Silbergroschen) kommen. „Davon kleidet, speist, wärmt, logirt Euch, das heißt zieht Euren Todeskampf in die Länge, aber den Kredit ruft Ihr damit nicht zurück“, ruft Girardin. Die zwei Drittel der 9 Mill. zahlt wieder die „gute Stadt Paris“, wie sie sich mit dem mittelalterlichen offiziellen Titel gern noch nennt. Die ordinären Einnahmen derselben für 1848 sollten 44 Mill. sein, aber es fehlten jetzt, beim Licht besehen, 10 1/2 Mill. daran; die außerordentlichen sollten 1,800,000 Franken betragen, es fehlen jetzt 1,237,000 daran. Im letzten August sollte die Stadt für die großen Bauten 25 Mill. entlehnen; das geht jetzt nicht mehr, das Defizit ist zu hoch! Also wird von 1849 ab zu den vier direkten Auflagen noch die ganz neue von 5 4/10 Ueber-Centimen gehäuft; zu der <hi rendition="#g">Patentsteuer</hi> 26 Centimen, zur <hi rendition="#g">Thür-</hi> und <hi rendition="#g">Fenstersteuer</hi> 34 1/10 Centimen, zur <hi rendition="#g">Grundsteuer</hi> 63 <gap reason="illegible"/>/10 Centimen, zur <hi rendition="#g">Personal-</hi> und <hi rendition="#g">Mobilarsteuer</hi> 64 Centimen. Namentlich letztere beide sind also schwer überlastet. 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errungenen Rechte Eures Volkes zu wahren berufen sind. In diesem Augenblick ist es unsere Pflicht, Euch, unsere Brüder und Kameraden, aus der unseligen Verblendung zu reißen, in die man Euch mit Arglist verstrickt hat.
Auf der einen Seite steht Euer König, an dem Ihr mit Hingebung hängt, dem Ihr Treue geschworen habt. Wie gerne möchte man Euch einreden, daß Ihr Euch durch diesen Schwur verbunden hättet, blindlings. sklavisch dem Willen dieses einen Mannes zu gehorchen. Dem ist nicht so. Ihr habt nicht der Person des Königs den Treuschwur geleistet, — Ihr habt in dem Könige Eurem Vaterlande geschworen, ihm nur, solange er ein würdiger Vertreter desselben ist. — Ist er das? Ist es redlich, ist es königlich gehandelt, wenn er, der 1847 bei Eröffnung des ersten Landtages feierlich die Worte sprach: „ich will nicht, daß eine Konstitution sich zwischen mich und die Vorsehung dränge,“ der im März 1848, diesem Prinzipe getreu, sein Volk niederschießen ließ, als es die Konstitution verlangte; der dann, plötzlich die Rolle tauschend, in der deutschen Trikolore erschien und proklamirte, Preußen gehe fortan in Deutschland auf, und solle so freie Institutionen erhalten, wie irgend ein deutscher Staat; der sich bald darauf den Schein gab, hier in Schleswig-Holstein die Rechte eines unterdrückten Volkes zu vertheidigen! — ist es königlich, ist es ehrlich, — wenn eben dieser Fürst jetzt, wo die junge Freiheit wieder zu unterliegen droht, ein Ministerium an die Spitze seines Staates stellen will, welches den Errungenschaften der Neuzeit entschieden feindlich ist, wenn er die von 16 Mill. Preußen gewählten Volksvertreter, da sie gegen diesen unerhörten Machtstreich protestiren, erst durch List zu entfernen sucht, und dann, da sie wie Männer auf ihren Plätzen bleiben, durch seine Soldaten herausschleppen läßt, wenn er die Bürgerwehr, der er eben die Waffen in die Hand gegeben und welche sie nie geschändet hat, entwaffnen, wenn er eine ruhige Stadt, seine Vaterstadt, das Herz seines Reiches, in Belagerungszustand erklärt?
Das hat Euer König gethan, hat es gethan — durch Euch. Kameraden! Euch, selbst Preußen, hat er zu Henkersknechten an Preußens Freiheit ausersehen! Bis jetzt habt Ihr gehorcht, Euer Land sieht mit bitterm Schmerz, mit Indignation, mit Wuth auf seine verblendeten Söhne, die da sind, das Vaterland zu schützen, nicht einer Tyrannenlaune zu fröhnen! Noch ist es Zeit! Noch schreit nicht vergossenes Bürgerblut zum Himmel um Rache, noch ist die Brandfackel nicht in Eure Hauptstadt geschleudert! Sehet es an, dieses Berlin, dieses Volk, welches Ihr morden sollt. Großartig steht es in diesem Augenblicke da! Es stürmt kein Zeughaus, es baut keine Barrikaden, ruhig erwartet es, wie weit die physische rohe Gewalt es gegen das Recht treiben wird. Aber eben so männlich besteht es auf diesem seinem Rechte! es ist ihm theuer, denn es ist mit Blut erkauft! Nie und nimmer mehr wird es sich dasselbe abschmeicheln oder abtrotzen lassen! Die Bürgerwehr kehrt ihre Waffen nicht gegen Euch, aber läßt sie sich auch nicht aus den Händen winden! — Ein freier Mann gibt die Waffen nicht ab, die er mit Ehren getragen hat! Eure Vertreter umgeben sich nicht mit einem Zaun von Bajonetten, aber sie weichen auch nicht von ihrem Platze, bis ihr sie herabzerrt. So steht Euer Volk da, ruhig, kühn, die Brust Euch preisgegeben, die kein anderer Panzer schützt, als der des Rechtes! Wohlan! stoßet zu, wenn Ihr das Herz dazu habt!
Kameraden! Ihr habt in unserem Lande gefochten für die Freiheit, kehret Eure ruhmvollen Waffen nicht gegen die Freiheit des Vaterlandes! Ihr seid keine Söldlinge; dem Söldling ist es gleich, wogegen er kommandirt wird; er hat keine Gesinnung. Wollt Ihr auch Söldlinge sein? Höret endlich einmal auf, reine Soldaten zu sein, ohne anderen Inhalt, als einige hergebrachte soldatische Tugenden; schließt auch Ihr Euch der großen Gegenwart an, werdet Bürger, Deutsche, Söhne des Jahres 1848! Ihr sollt Eure Waffen nicht gegen den König kehren, aber bei Gott! Ihr sollt sie auch nicht zu Henkerbeilen an Euren Vätern und Brüdern machen. Stellt Euch offen auf die Seite des Volks, auf die Seite seiner anerkannten Vertreter, die ja nichts anderes wollen, als was das Volk will, und ein Theil dieses Volkes seid ja doch auch Ihr! Es handelt sich nicht um einen Straßenauflauf, um eine Pöbel-Emeute — das Volk ringt um seine Rechte, und gegen den ausgesprochenen Willen von 16 Millionen Menschen stemmt sich ein einzelnes Individuum an, welches keinen anderen Vorzug hat, als den, daß es König heißt! Erkläret Eurem König, daß Ihr Eure Waffen nicht gegen den Willen der Nation erheben werdet, daß Ihr vielmehr darin den Beruf des Kriegers erkennt, die Freiheit, die das Volk errungen, die der Fürst bestätigt hat, gegen äußere wie innere Feinde bis zum letzten Blutstropfen zu vertheidigen.
Die Soldaten und Unteroffiziere des 7. Schleswig-Holsteinischen Infanterie-Bataillons.
X Triest, 28. Novbr. Der Tod Ibrahim Pascha's erfolgte zu Cairo in der Nacht vom 9.-10. d. Mts., nachdem er einige Tage in völlig bewußtlosem Zustande dagelegen. Sein Leichenbegängniß war nicht sowohl einfach, als vielmehr auffallend ärmlich. Nur wenige Truppen waren ausgerückt und von andern Personen auch nicht viele erschienen. Er war 1789 geboren. Von seinen 3 Söhnen studieren 2 in Paris, der mittlere befindet sich in Cairo. Sie erben zu gleichen Theilen das hinterlassene Vermögen, das zu den bedeutendsten im Oriente gehört.
Die Nachricht von Ibrahim Pascha's Ableben empfing sein Vater mit dem Ausruf: „Schade!“, sprach aber sofort von andern Dingen und zwar irre, wie gewöhnlich.
Es versammelte sich gleich nach dem Tode Ibrahims ein Divan, in welchem beschlossen wurde, Mehemed Alis Enkel, Abas Pascha aus Mecca und Said Pascha, nunmehr Mehemed Alis ältesten Sohn herbeizuholen, die Geschäfte im Namen des Präsidenten des Divans zu betreiben und von Allem alsbald an die hohe Pforte zu berichten
Der Beschluß wurde den Konsuln der 4 Großmächte mitgetheilt, die nicht säumten, sogleich die Nachricht an ihre resp. Höfe weiter zu befördern.
Polen. * Lemberg, 28. November. Um sich von dem Zustande, in welchem Lemberg's Bewohner noch fortwährend leben, einen kleinen Begriff zu machen, braucht man blos nachstehende Kundmachung ins Auge zu fassen.
„Im Punkte 7 meiner Kundmachung vom 3. d. M. heißt es, „daß gegen jene, welche zum Aufruhr aufwiegeln, das Standrecht angeordnet ist.“
Es ist mir nun zur Kenntniß gekommen, daß sich viele Einwohner erlauben, in Wirths- und Kaffeehäusern und andern Versammlungsorten freche, empörende Reden gegen die österreichische Regierung, als auch gegen die, durch den Belagerungszustand der Stadt von mir als nothwendig ergriffenen Maßregeln zu führen.
Da derlei Aeußerungen, wenn sie auch nicht auf einen zu bewerkstelligenden Aufruhr unmittelbar abzielen, doch immerhin dahin ausgehen, die Gemüther aufzuregen, wodurch die Ruhe und Sicherheit der Stadt neuerdings gefährdet werden kann, so gebe ich hiermit bekannt, daß alle jene, die wegen derlei gefährlichen Reden ergriffen, nach aller Strenge der Gesetze untersucht und bestraft, in dem, im Punkte 7 meiner Kundmachung vom 3. d. M. angeführten Falle aber, unnachsichtlich dem standrechtlichen Gerichte übergeben werden.
Ich fordere alle gutgesinnten — Ruhe und Ordnung liebenden Bürger der Stadt auf, solche gefährliche Individuen unnachsichtlich zu ergreifen, — und dem hiesigen Militär-Stadt-Commando zur weiteren Amtshandlung zu übergeben.
Lemberg, am 25. November 1848.
Hammerstein, General der Cavallerie und Commandirender in Galizien.“
Ungarn. Aus Ungarisch-Hradisch berichten die „Holomaucke Nowiny“, Tausenau sei daselbst am 21. d. in der Stadt herumgezogen, als Pelzhändler verkleidet und Pelze zu 40 fl. C.-M. verkaufend. Ein Student, der sich seiner noch von der Wiener Hochschule her erinnerte, habe ihn erkannt, indeß sei ihm nichts in den Weg gelegt worden und Tausenau sei nach Napajedl abgereist.
Italien. * Rom. Daß der Papst am 23. November wirklich geflohen ist, meldeten wir in unserer zweiten Ausgabe von gestern. Unsere gewöhnlichen Nachrichten reichen nur bis zum 22. Damals war Alles ruhig, das Ministerium arbeitete ohne Aufhören. Marquis Bauzé, Minghetti und Graf Bevilacqua, alle drei Deputirte von Bologna und der Theilnahme an der von Rossi organisirten Obscurantisten-Congregation verdächtig (was sich jetzt bestätigt) hatten am 21. ihre Demission gegeben und sich von Rom entfernt. Fast alle Kardinäle, mit Ausnahme von vier oder fünf, waren heimlich von Rom fortgegangen. Lambruschini hatte bei den französischen Nonnen des Klosters Alla Longara Zuflucht geuommen. Auf dem Kloster wehte seitdem die Fahne der französischen Republik.
Aus Rom meldet der „Schwäb. Merkur“, daß der würtembergische Geschäftsträger dem Reichsgesandten Heckscher ein Bankett gegeben. Wann werden wir einmal von Reichsbeamten etwas anderes hören, als daß sie Fußtritte und etwas zu essen bekommen?
* Rom, 23. Novbr. Einem Gerücht zufolge, schlägt sich General Zucchi in der Nähe von Ravenna gegen die Garibaldi'sche Legion.
* Florenz. Nach der „Alba“ vom 24. Nov. soll Toskana in eklatanter Weise mit dem König von Neapel gebrochen haben. Anlaß gab das von Neapel an die toskanische Regierung gestellte Verlangen, einen Artikel über Sizilien im toskanischen Moniteur zu widerrufen. Die Regierung hatte hierzu keine Lust, worauf der neapolitanische Gesandte zu Florenz sich am 24. seine Pässe ausfertigen ließ. Die toskanische Gesandtschaft zu Neapel ist dagegen nach Florenz zurückberufen worden. — Die Municipalität von Florenz hat eine Ergebenheitsadresse an den Großherzog gerichtet. Die Unruhstifter bei den Wahlen werden eifrig verfolgt.
69 Florenz, 20. Novbr. Nach Privatberichten, die aus Pesaro (einer Stadt in der Delegation von Urbino, Kirchenstaat) hier eingetroffen, war dort am 19. d. ein Aufstand ausgebrochen, der die Vertreibung der Polizei zum Zwecke hatte. Es wurden derselben alle Papiere weggenommen, in Haufen gethürmt und Freudenfeuer damit angezündet.
* Turiu, 27. Novbr. In der heutigen Sitzung der Deputirtenkammer beantragte Gen. Antonelli alsbaldige wirksame Unterstützung Venedigs in seinem Kampfe gegen Oestreich. Die Kammer beschloß, den Antrag in Erwägung zu nehmen.
Schweiz. ** Bern, 30. Nov. _ ** Bern, 1. Dez. _ ** Baselland, 1. Dec. Wie in allen andern Gegenden der Schweiz, so haben auch hier die neuesten Veröffentlichungen deutscher Reichsspionen-Berichte die größte Indignation erregt. Wer wie wir, dicht an der Grenze wohnt und weiß, was wirklich vorgeht, nur der kann wirklich darüber urtheilen, aus welchen Lügen diese Berichte von Anfang bis zu Ende komponirt sind. Aber die Reichspolitik beschränkt sich darauf nicht. Die deutschen Behörden, gestützt auf solche Lügenberichte, schämen sich nicht, an unsere schweizer Beamten die impertinentesten Anforderungen zu machen. So schreibt das großh. bad. Bezirksamt Lörrach in einem Sendschreiben ohne Datum an das Statthalteramt Arlesheim: im Wirthshause zum Löwen auf dem Birsfeld seien 8 Kisten Gewehre, den Flüchtlingen gehörig, verborgen, und in der Krone zu Arlesheim sei ebenfalls eine Kiste Kommisflinten und zwar nnter dem Bette der Wirthin, im hintern Zimmer zu ebner Erde. Nun muß man aber ja nicht glauben, der betreffende Spion habe wirklich seine Nase unter das Bett der Kronenwirthin zu Arlesheim gesteckt — unsere Wirthinnen kennen diese Spione und behandeln sie wie sie's verdienen, so daß noch keiner von ihnen die Schlafstube einer schweizer Wirthin gesehen haben wird — im Gegentheil, man hat dem Spion, einem gewissen Bohrer, Ex-Rechtspraktikanten diese Geschichten aufgebunden und das groß. badische Bezirksamt Lörrach hat sich wirklich durch diese Mährchen ins Bockshorn jagen lassen. Soviel wir wissen, ist gar kein Flüchtling in Baselland, und Metternich, die O. P. A. Z. mag sagen was sie will, ist nicht in Muttenz. Aber die Reichs-Mouchards müssen doch leben, und um zu leben, etwas berichten. Das Statthalteramt Arlesheim dürfte es bald leid werden, auf solche albernen Mährchen hin unter die Betten der Wirthinnen zu guckne und auf gar nicht existirende Flinten Jagd zu machen.
** Sion, 25. Novbr. Gestern schloß der Große Rath von Wallis seine Session. Er hat eine neue Kriminalordnung berathen, die mit dem 1. Juli künftigen Jahres in Kraft tritt. Außerdem hat er die Kriegssteuer in Folge des Sonderbundskriegs nicht anf die reiche Geistlichkeit und Klöster, wie anfangs beabsichtigt, sondern auf die armen Gemeinden gelegt, die sie nun nnter sich umlegen können wie sie wollen. Das Hauptwerk der Session ist aber ein Vertrag mit dem Bischof und Kapitel von Sion, wodurch diese die Verwandlung ihrer ehemaligen Kirchengüter in Staats-Eigenthum anerkennen und an den Kriegskosten sich betheiligen, wogegen der Staat ihnen den Nießbrauch einer Menge von Gebäulichkeiten überläßt. Der Abtei von Saint Maurice, die ebenfalls enorme Güter besitzt, ist ein ähnlicher Vertrag vorgelegt worden, mit der Weisung, daß sie ihn binnen 14 Tagen zu unter[z]eichnen habe, wo nicht, werde gegen sie eingeschritten und das Zwangsgesetz vom 29. Jan. angewandt. Inzwischen hat die Abtei Gelegenheit, ihr Mobilarvermögen, das hauptsächlich dem Zwangsgesetze verfallen würde, während der 14 Tage über den Bernhard nach Piemont zu schaffen und der Walliser Staatsrath wird das Nachsehen haben. Es ist schlimm, daß die sonderbündlerischen Ober-Walliser Deputirten jedes energische Einschreiten gegen die ebenso übermüthigen und faulen wie reichen Niederwalliser Klöster bisher zzu hintertreiben wußten.
** Uri. In Altorf wurde am 17. Novbr. der Jahrestag des Treffens von Airola von den sonderbündlerischen Offizieren gefeiert. Man erinnert sich, daß im Sonderbundskriege die Uriner und Walliser 2000 Mann stark, mit Artillerie am 17. Nov. den Gotthard herabkamen, während eines dichten Nebels die Höhen, welche Airolo, beherrschen, besetzten, und nach hartnäckigem Kampf die Tessiner in die Flucht schlugen. Die urkantönliche Presse findet die Feier dieses einzigen Sonderbundserfolgs ganz natürlich und unschuldig. Es ist alles beim Alten grblieben in diesen unverdorbenen Hirtenthälern.
** Nidwalden. Die hier gewählten sonderbündlerischen Abgeordneten zum Nationalrath und Ständerath konnten nur dadurch einer Katzenmusik entgehen, daß sie sich mit einer Leibgarde von 40 frommen Alpensöhnen umgaben. Glücklicher Weise kamen sie zu spät, um noch Gelegenheit zu finden, unseru Kanton in dieser Session vor der Schweiz und Europa zu blamiren. Sie werden es aber gewiß nachholen.
* Graubünden. Der Kleine Rath, dessen erstes direktes Steuersystem vom Großen Rath verworfen wurde, schlägt nun ein neues System progressiver Besteuerung vor. Jeder Vermögenskomplex von 200-10,000 fl. soll 1 vom Tausend, von 10,000 bis 20,000 fl. 1 1/10, von 20-30,000 fl. 1 2/10 u. s. w. bis auf 160,000 fl., wonach von letzterer Summa und darüber 2 5/10 vom Tausend (1/4 ^%.) zu zahlen ist. Man sieht diese Art Progressivsteuer ist ziemlich unschuldig. Wer 1000 fl. besitzt, zahlt einen Gulden, wer 160,000 fl. besitzt, 400 Gulden. Der letzteren sind aber nicht gar viele in unsrem Kanton, und die Mehrheit der Bevölkerung, die unter 200 fl. besitzt, wird ganz steuerfrei sein.
* Thurgau. Die Nachrichten über die deutsche Grenzsperre werden immer widersprechender. Jetzt sollte sie am 27. endlich definitiv in Kraft treten. Aber man hüte sich, zu sehr darauf zu trauen; die „Entschließungen“ der Reichsgewalt werden täglich unergründlicher.
Französische Republik. 17 Paris, 1. Dezember. Der „Moniteur“ brachte neulich den Bericht der Kommission über die neun Millionen für außergewöhnlichen Beistand der hülfsbedürftigen Bürger im Seinedepartement. Sechs Mill. hatte man schon seit Juni dafür ausgegeben; macht also fünfzehn im Ganzen. Die Nationalwerkstätten kosteten in vier Monaten auch fünfzehn Mill. Bürger Bourbeau beweist nun, daß vom Oktober 48 bis April 49 ein Viertel der pariser Bevölkerung nach dieser „Civilliste des Hungers“, wie Emil Girardin es nennt, unterstützt werden wird. Nämlich im Oktober 263,000 Menschen, November 263,000, Dezember 280,000, Januar schon 300,000, Februar ditto, März ditto, April wieder 280,000. Und die Ironie dieser Philanthropie ist, daß im Oktober und November davon auf den Kopf nur zwölf Centimen, und für die andern Monate nur drei Sous (etwas über einen Silbergroschen) kommen. „Davon kleidet, speist, wärmt, logirt Euch, das heißt zieht Euren Todeskampf in die Länge, aber den Kredit ruft Ihr damit nicht zurück“, ruft Girardin. Die zwei Drittel der 9 Mill. zahlt wieder die „gute Stadt Paris“, wie sie sich mit dem mittelalterlichen offiziellen Titel gern noch nennt. Die ordinären Einnahmen derselben für 1848 sollten 44 Mill. sein, aber es fehlten jetzt, beim Licht besehen, 10 1/2 Mill. daran; die außerordentlichen sollten 1,800,000 Franken betragen, es fehlen jetzt 1,237,000 daran. Im letzten August sollte die Stadt für die großen Bauten 25 Mill. entlehnen; das geht jetzt nicht mehr, das Defizit ist zu hoch! Also wird von 1849 ab zu den vier direkten Auflagen noch die ganz neue von 5 4/10 Ueber-Centimen gehäuft; zu der Patentsteuer 26 Centimen, zur Thür- und Fenstersteuer 34 1/10 Centimen, zur Grundsteuer 63 _ /10 Centimen, zur Personal- und Mobilarsteuer 64 Centimen. Namentlich letztere beide sind also schwer überlastet. Daher soll nun der Staat dem Seinedepartement ein Drittel der neun Mill. abnehmen.
Der treffliche Sozialdemokrat und Klubführer Bernard (aus Caocassame) ist so eben par défaut zu einem halben, Barnabé einem ganzen Jahre und tausend Franken verurtheilt, als Ver-
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Weitere Informationen:Die angegebenen Seitenzahlen beziehen sich auf die Ausgabe: Neue Rheinische Zeitung. Organ der Demokratie. Bd. 1 (Nummer 1 bis Nummer 183) Köln, 1. Juni 1848 bis 31. Dezember 1848. Glashütten im Taunus, Verlag Detlev Auvermann KG 1973.
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