Neue Rheinische Zeitung. Nr. 165. Köln, 10. Dezember 1848. Zweite Ausgabe.Italien. * Rom, 27. Nov. Der Senat hat den wenigen zurückgebliebenen Kardinälen die ausdrücklichsten Zusicherungen gegeben, daß das Volk ihnen kein Haar krümmen werde. Seit der Abreise des Pabstes ist noch nicht die mindeste Unordnung vorgefallen. Nie war die Stadt ruhiger und nie fielen weniger Ueberschreitungen des Gesetzes vor, als jetzt. In der Senatssitzung von gestern beantragte Folchi die Ernennung eines andern Staatshauptes, da das bisherige geflüchtet sei. Der Vorschlag wurde verworfen. Wie wir hören, will der Pabst eine Encyclica gegen Rom erlassen. Man wartet darauf, um dann energischere Beschlüsse zu fassen. Sollte die neapolitanische Regierung einen Einfall versuchen, so wird sie die Bewohner des Kirchenstaats gerüstet finden. * Rom, 27. November. Kardinal Orioli ist zum einstweiligen Stellvertreter des Papstes ernannt worden. Die Stadt ist ruhig. Die Geschäfte gehen wieder ihren gewöhnlichen Gang, die Theater sind nicht länger geschlossen. Die retrograde Partei hatte gehofft, die Abreise des Pabstes würde eine Reaktion veranlassen, aber nicht allein hat eine solche bis jetzt nicht Statt gefunden, sondern nach der Haltung des Volkes zu urtheilen, ist sie auch ganz und gar unmöglich. Minister Galletti, um einen fingirten Protest des Pabstes gegen das neue Ministerium zu widerlegen, welcher in dem neapolitanische Blatte "il Tempo" zu lesen war, hat dem diplomatischen Corps ein Handbillet des h. Vaters mitgetheilt, worin dieser das Ministerium in aller Form anerkennt. Die Kartätschenmajestät von Neapel soll dem Pabste 4 Dampffregatten und eine ansehnliche Truppenmacht zur Verfügung gestellt haben. * Bologna, 28. Nov. Nach Empfang der Nachricht von der Abreise des Papstes von Rom, hat der Prolegat von Bologna, Kardinal Spada, eine Proklamation an die Bologneser erlassen, worin er jenes Faktum zur öffentlichen Kenntniß bringt und gleichzeitig erklärt, daß er sich für die Administration der Provinz den General Zucchi und den Senator Zucchini beigesellt habe. Schutz der öffentlichen Ordnung und Aufrechthaltung der großen Prinzipien der Freiheit und der Nationalität werden versprochen. * Rimini, 26. Novbr. Sieben Uhr Abends am 23. Nov. traf zu Cesena ein von Rom kommender Kurier ein. Ein Unbekannter, der sich sorgfältig im Fond des Wagens verborgen hielt, begleitete ihn. Das Volk, welches sogleich Argwohn schöpfte, versammelte sich um den Wagen; der Unbekannte wurde auf sein Geheiß vor den Gouverneur geführt, wies sich jedoch vor demselben durch einen über Mailand nach Paris lautenden und vom Kardinal Soglio wie vom östreichischen Gesandten visirten Paß als einen gewissen Antonelli aus, der früher in den Kerkern der gestürzten Regierung geschmachtet habe. Man ließ ihn darauf ziehen, kaum aber hatte er sich im Galopp entfernt, als der sich zu spät besinnende Gouverneur plötzlich erklärte, der Reisende könne niemand anders sein, als Giuseppe Mastai, der Bruder des geflohenen Papstes. Die Ueberraschung war im Augenblick so groß, daß an keine weitere Verfolgung gedacht wurde. Man verliert sich hier in Muthmaßungen über die Mission des Entkommenen. * Florenz, 29. Novbr. Der hiesige "Moniteur" bringt die offizielle Nachricht vom Bruch zwischen Neapel und Toskana. "Es ist uns nicht recht erklärlich," sagt das Blatt, "weshalb das Kabinet von Neapel mit solcher Wuth gegen uns verfahren ist? Warum will es gerade an Toskana? Warum erklärt es nicht an Frankreich, England oder Piemont den Krieg, die sämmtlich das sizilianische Gouvernement anerkannt und seine offiziellen Repräsentanten zugelassen haben?" * In Marseiller Blättern liest man folgendes: Rom soll die Republik proklamirt haben, Mazzini ist seit einigen Tagen in der ewigen Stadt. -- Die sizilische Frage ist zwar scheinbar von der Diplomatie gelöst: allein die Sizilianer selbst wollen von dieser Art Lösung nichts wissen, indem sie jeden Vertrag zurückzuweisen entschlossen sind, der ihnen den Henker von Neapel und Messina zum Könige geben will. -- Wie es heißt, hat besagter Ferdinand die in Rom verabschiedeten Schweizer in seinen Dienst genommen. Französische Republik. 19 Paris, 6. Dezember. "Glauben Sie, daß ich hier bin, die Stadt und die Boutiken Eurer Pariser zu schützen?" -- Die Boutiken der Pariser! In der That, was gingen den Afrikaner Cavaignac im Juni die Boutiken des Pariser an? Herr Cavaignac sagte es, und Herr Cavaignac hatte Recht: "Zur Vertheidigung Eurer Stadt und Boutiken habt Ihr die Nationalgarden." So lange es sich bloß um die "Stadt" Paris und die "Boutiken" handelte, konnte Hr. Cavaignac die uniformirten Spießbürger an der Herstellung ihre schacherbetriebsamen Boutikenordnung sich abrackern lassen. Der "Diktator" mit seinen schnapsbegeisterten Mobilhorden begann erst sein Amt, als es sich mit der "Stadt" und den "Boutiken" zugleich um das "Vaterland", um die honette Republik handelte. -- Und wer will ihm einen Vorwurf machen, wenn er hierbei wieder die "Stadt" und die "Boutiken" aussetzte, wenn er die Insurrektion der "Stadt" und den "Boutiken" zum Trotz absichtlich anschwellen ließ, um mit seinem afrikanischen Centralisations-System desto sicherer die ganze Macht der Anti-Honetten zu vernichten? Der Afrikaner kam als "Retter des Vaterlandes," und nicht als Vertheidiger der "Pariser Boutiken." Ist das "Vaterland" nicht die Exposition der "Pariser Boutiken" werth? Aber die Boutiken! Die Boutiken! Der Juniheld Cavaignac hat sich in den "Boutiken" einen Feind erworben, welcher Cavaignac den Präsidentschaftskandidaten zu vernichten droht. Seit dem großen Stiergefecht in der Assemblee, wo jenes fatale Wort des Junihelden mit aller vernichtenden Verachtung der Umstände von Neuem der Boutikenwelt ins Gedächtniß gerufen wurde, ist in die kleine Bourgeoisie eine unbeschreibliche Erbitterung gegen den angebeteten Retter ihres "honetten" Vaterlandes gefahren. Daß er sie den Kugeln der Insurgenten ausgesetzt, können sie ihm noch vergeben; daß er aber muthwillig und verachtungsvoll dem Schließen ihrer Boutiken zugesehen, das ist mehr als ein Boutikenherz verzeihen kann, denn der Boutikenmann lebt nur in seiner Boutike. Es ist wunderbar, wie sich seit dem 25. Nov. die Stellung Cavaignac's und der Boutiken verändert hat. Cavaignac, der Junischlächter ist friedlich und sanft geworden, -- nicht blos, was das Ausland betrifft, -- er selbst, der Boutikenverachter, handelt mit den Ereignissen, mit den Fürbitten der Geistlichen, mit der Flucht des Papstes, wie ein Boutikenmann, für seine Präsidentschaftsinteressen. Und die Boutiken, die gemüthlich-schachernden, friedliebenden Boutiken haben plötzlich ein furchtbar kriegerisches Aussehen bekommen; die Epiciers, die Weinverkäufer und alle kleinen Trabanten der Boutikenwelt unterhalten einen wahrhaft wüthenden Krieg gegen den Konseilpräsidenten, und diese Propaganda ist jedenfalls ungleich gefährlicher, als alle Deklamationen der parlamentarischen Freunde Ledru-Rollins. Im Juni kehrten sich die Boutiken bei dem Anblick der Barrikaden in ihr Gehäuse zurück wie Schnecken, die an einen Stein stoßen; jetzt haben sie ihr friedliches Schacherthum weit zu einem unerschöpflichen, unangreifbaren Waffenlager geöffnet. Ihr ganzer Inhalt, alle ihre Waaren, die vor den Mobilen Cavaignac's und den Kugeln der Insurgenten sich so schnell verschlossen, sind ebenso viele Waffen geworden; mit jeder Unze Kaffee oder Zwei-Sous-Blase Tabak, die er einpackt, mit jedem petit-verre oder canon, welches er eingeschenkt, theilt der Boutikier dem Käufer seinen Haß gegen Cavaignac mit. Wer kann die Folgen dieser Propaganda berechnen Cavaignac mag immerhin die Soldaten zum Lesen seiner Biographie anhalten lassen, wie man sie unter der Restauration zum Anhören der Messe anhielt: die Pariser Boutiken werden ihn am 10. Dez. fallen lassen, wie er im Juni die Boutiken fallen ließ. Aber die Boutiken werden sich dadurch nicht vor ihrer sichern Zukunft, dem Bankerutt, erretten. 19 Paris, 7. Decbr. Die heutige No. des Proudhonschen "Peuple" theilt folgendes Rechen-Exempel mit, welches man im Ministerium des Innern über den muthmaßlichen Ausfall der Wahlen angestellt haben soll. Zahl der Stimmen vielleicht 9. Millionen, absolute Majorität 4 1/2 Million; von diesen werden erhalten.
Die Wahl würde also an die National-Versammlung zurückfallen, Man sieht dieser Berechnung an, daß sie nur die ministeriellen Hoffnungen auf die Endentscheidung der Assemblee ausdrückt. Weder Cavaignac noch Lamartine werden die angedeutete Stimmenzahl erhalten. Dagegen aber ist es wohl möglich, daß jetzt, wo die Royalisten auch das henriquinquistische mittägliche Frankreich für die "Brücke" Napoleon gewonnen haben, der "kleine Prinz mit dem großen Namen" die absolute Majorität erreichen kann. Interessant dei dieser Berechnung ist nur die Ansicht des Gouvernements über das Verhältniß der Anhänger Raspails und Ledru-Rollins. In dem Revolutionsclub (Rue Montesquieu) hatte neulich der alte Schwätzer Joly die großartige Berechnung aufgestellt, daß die 26 Mitglieder der Montagne in ihren Wahlen 2,100,000 Stimmen erhalten hätten und daß "also" der Candidat der vereinigten Montagne, Hr. Ledru-Rollin wenigstens diese 2 Millionen erwarten dürfte! Selbst die Regierungsmänner sehen indeß die Stärke der revolutionären Socialisten-Partei mit andern Augen an. Allerdings hat Hr. Ledru-Rollin, bei den Aprilwahlen 135,000 Stimmen erhalten, während Raspail 45,000 zählte. Aber schon im September zeigten sich bei den Seine-Wahlen 2,000 Stimmen für Raspail und seitdem hat sich noch Manches geändert. Wie die Sachen heute stehen vertritt Ledru-Rollin die Februar-Revolution, während sich hinter Raspail das Junigespenst erhebt. Und wie in dem Volk die Februar-Phrasen neben der Juni-Insurrektion angesehen werden, davon geben die Clubs und Bankets genügende Zeugnisse. Die parlamentarische Montagne läßt sich natürlich keine Mühe verdrießen, für ihren Benjamin noch einige Propaganda zu machen. Die sämmtl. Deputirten sind auf einmal mit wüthendem Eifer in die Klubs und Bankets gefahren, die man früher ziemlich vornehm bei Seite ließ. Nachdem das demokratische Central-Wahlcomite, welches die April- und Septemberwahlen leitete, mit 82 gegen 6 Stimmen Raspail zum Kandidaten designirt hatte, haben die Montagnards eine "Wahlkommission" geschaffen, zu der man übrigens blos Freunde Ledru-Rollin's zuließ, um dann erklären zu können, diese aus freier Selbstbestimmung hervorgegangene "Kommission" habe sich für Ledru-Rollin entschieden. In der Presse vertritt die "Reforme" und das kleine Blatt, die "Revolution democratique" an der auch Herwegh (wenigstens als Aktionär) betheiligt ist, die Ledru'schen Interessen, während der Proudhon'sche "Peuple" und eine Schaar fliegender Blätter für Raspail arbeiten. Der "Peuple" trägt in jeder Nummer mit großen Lettern die Erklärung an der Spitze: "Der von dem Central-Wahlcomite angenommene Kandidat ist J. V. Raspail, Repräsentant des Volks, gefangen zu Vincennes." Die "Revolution" greift das Wahl-Comite an, weil es den "Ex-Grafen" Alton-Shee zum Präsidenten hat, wogegen die kleineren Raspail'schen Blätter der Ledru'schen "Kommission" jeden Beruf bestreiten und über die einzelnen Mitglieder derselben, namentlich den alten Bürger Imbert, den Ex-Gouverneur der Tuilerien, unbescheidene Witze reißen. In den Provinzen haben sich die demokratischen Klubs und Kreisausschüsse von Lyon (mit 65,000 Stimmen aus Stadt und Umgegend), dem Departement du Vaucluse (Raspail's Geburtsort Carpentras), Bourges, Toulouse, Tours, Cherbourg, Blois und andern, nach Abstimmung der Klubisten für Raspail erklärt. Uebrigens macht sich das Central-Wahl-Comite über einen direkten Sieg in der Urwahl keine Illusionen. In einer Proklamation antwortet es auf die Vorwürfe einer Zersplitterung: "Die wahren revolutionären Sozialisten wollen keinen Präsidenten; indem sie sich an der Wahl betheiligen, wählen sie einen Mann, der die Präsidentschaft selbst abschaffen würde; Ledru-Rollin aber ist dieser Revolutionär nicht." Und auf dem Bankett der Schulen rief ein Arbeiter: "Wozu sind wir 120,000 hungernde Proletarier in Paris, um uns durch einen Präsidenten-König wieder um die Revolution berauben zu lassen? Wir werden mit jedem Präsidenten ein Ende machen!" Paris, 9. Dezbr. Auf dem Vendomeplatz und an den Ecken der Rivoli- und St. Honorestraßen stehen wieder starke Volksmassen, mit mancher eleganten Toilette vermischt, um dem demokratischen Kaiser ein Lebehoch zu bringen. Die Polizei sagt ihnen nichts. Im Faubourg St. Antoine geht es dagegen weniger ruhig zu. Ein Haufe von Arbeiter drang vorige Nacht in einen Wachtposten der Mobilgarde und entwaffnete denselben unter dem Rufe: "Nieder mit diesen Schergen Cavaignac's, wenn sie ihre Waffen nicht sofort strecken! National-Versammlung Sitzung vom 8. Dezember. Vizepräsident Corbon eröffnete die Sitzung um 2 Uhr. Pascal aus Aix: Bürger Lagrange regte gestern die Lage der Deportirten und ihrer unglücklichen Familien an, die in Folge der Junischlacht ins Elend gestürzt wurden. Ich trage darauf an, daß dieser Gegenstand (allgemeine Amnestie und Versorgung der Hinterlassenen) spätestens Montag zur Berathung kommen. Die Versammlung bestimmt den Dienstag. v. Vesin vor der Tagesordnung: Ich habe erfahren, daß die Mallposten gestern Abend auf Befehl des Ministeriums zurückgehalten worden sind. Ich stelle dasselbe hiermit zur Rede, um die Gründe zu hören. Trouve Chauvel: Der Minister des Innern nannte gestern im Laufe der Debatte die von den Journalen veröffentlichten Listen ein abscheuliches Verbrechen, aus diesem Grunde nahm ich es auf mich, die Abfahrt der Posten so lange zu verzögern, bis man wenigstens den Provinzialbeamten die Kammerverhandlungen als Antwort beilegen könne. Auf diese Weise erhielten die Departements dies Gift mit dem Gegengift (Beifall). Das Ministerium glaubt dem gestrigen Votum -- das darin bestand, einfach zur Tagesordnung zu schreiten -- sowie den Intentionen der Kammer gemäß gehandelt zu haben. Stimmen zur ebenen Linken: Recht so! Sie haben wohl daran gethan. Vesin stellt sich keineswegs mit dieser Erklärung zufrieden. Einer Kabinetsrücksicht halber dürfe man nicht alle Welt in Schrecken und Angst setzen. Das Postinstitut trage einen sozialen Charakter; die ganze Gesellschaft sei bei dessen Pünktlichkeit betheiligt. Etienne Arago, Postdirektor beruhigt den Redner mit der Erklärung, daß alle Postanstalten zur gehörigen Stunde von der Verzögerung benachrichtigt worden sein. Fresneau will noch sprechen. Aber man ruft von allen Seiten: Zur Tagesordnung! Die Versammlung kehrt zum Büdget zurück. Die Büdgetdebatte geschah nun summarisch und wurde bald erledigt. Die Versammlung schreitet zur Wahl der 30 Mitglieder, welche den provisorischen Staatsrath bilden soll. Ein erstes Resultat muß annullirt werden, weil keine beschlußfähige Zahl stimmte. Die Versammlung zieht sich abermals in die Abtheilungen zurück, um von Neuem zur Wahl zu schreiten. Um 5 1/2 Uhr zeigt Corbon an, daß die Skrutatoren mindestens noch zwei Stunden zu thun hätten, um die Stimmzettel zu entwickeln. Bei dieser Erklärung greift alle Welt nach dem Hut und kaum eine Viertelstunde später war der Saal gänzlich leer. Die Sitzung wird um 1/4 vor 6 Uhr geschlossen. Auf morgen die Verantwortlichkeitsfrage des Präsidenten. Diese Debatte verspricht sehr lebhaft zu werden. Großbritannien. 24 London, 7. Dez. Die Noth in Irland steigt! Das ist die gewöhnliche Formel der irischen wie der englischen Journale. Ja, die Noth steigt; aber nicht unter der großen Masse, die niedere Klasse genannt; denn hier hat sie längst eine Stufe erreicht, die nicht überschritten werden kann. Aber sie steigt unter denen, die noch vor einigen Jahren von Noth wenig oder gar nichts wußten. Sie erfaßt die Leute, die sich vor ihrer ganz sicher gewähnt und zeigt ihnen, daß bei einem so durch und durch faulen Zustande, wie der des irischen Gesellschaftskörpers ist, auch die bisher noch verschont gebliebenen Theile in progressiver Schnelligkeit angefressen werden. Halten wir uns diesmal an die Grafschaft Cork, das "irische Yorkshire." Eine Menge Familien, die man für immer dem Bereich pekuniärer Verlegenheiten entrückt glaubte, können nicht länger ihre dem Bankeruti sich nähernde Lage verbergen. Jeder Grafschaftsdistrikt zeigt das Schauspiel solcher dem Ruin verfallenden Familien. Die patrizische Klasse beginnt ihrerseits das Loos zu fühlen, das namentlich seit Hereinbrechen der Kartoffelseuche so schwer auf den Plebejern lastet. Die "Gentry" liefert von nun an täglich ihr Kontingent. Man berechnet den Verlust Irlands, den es in Folge der Kartoffelkrankheit erlitten, auf 43 Mill. Pfd. St. Sollte auch diese Schätzung übertrieben sein, so ist doch sicher der Verlust so groß, daß die Folgen nothwendig bis zur Noth auch in der sonst wohlhabenden Klasse führen mußten. Ein Gutsbesitzer aus einer der ältesten Familien hatte vor etwa 12 Jahren eine jährliche wohlbezahlte Grundrente von 11,000 Pfd. St. (c. 72,000 Thlr.). Auf seinen Besitzungen haftet eine Schuld von 100,000 Pf. Die Renten nun, die er seit 2 Jahren eingenommen. reichten nicht zur Deckung der Zinsen hin. Er vertrieb also eine Menge im Rückstand gebliebene Pächter. Andere machten sich heimlich, ohne die Rente zu zahlen, mit Allem, was sie hatten, nach Amerika davon. Jetzt liegen 4000 Morgen auf seinen Besitzungen brach. Einer seiner Gläubiger verlangt eine Hypothek von 25,000 Pf. zurück. Der Gutsbesitzer will, da das neue Gesetz, die "Encumbered Estates Bill" dies gestattet, einen Theil seiner Besitzung losschlagen, findet aber bei dem gegenwärtigen Stande des Geldmarktes selbst zu 25 pCt. des abgeschätzten Werthes keinen Käufer. Die Lage dieses Mannes ist allerdings sehr verschieden von der eines armen Pächters, dem der gierige Rachen des Hungertodes entgegenstarrt. Die Noth des Ersten, der leiblich noch lange nicht zu Grunde geht, ist eine ganz andere, als die des Zweiten. Aber dies eine Beispiel zeigt doch, welche Zukunft auch der mittleren, sogar der reichen Klasse harrt, wenn nicht Irland durch den Sturm einer durchgreifenden Revolution von dem Miasma der bisherigen Klassenherrschaft, des Whig- und Orangethums und was damit zusammenhängt, rein gefegt wird. Ich führte nur ein Beispiel an, füge aber hinzu, daß es, wie oben gesagt, deren in jeder Grafschaft bereits jetzt eine große Masse gibt, die mit jeder Woche zu größern Massen anschwellen. * Manchester, 7. Dezember. Unser Markt bleibt fest, ohne daß indeß höhere Preise bezahlt werden. Die Frage nach Garnen für Indien bleibt sehr gut, die deutschen Häuser kaufen dagegen fortwährend nur sehr wenig. Seit einigen Wochen arbeiten die Spinner hier und in der Umgegend die volle Zeit und die Vorräthe sind daher bedeutend größer geworden. Da sonst wenig Spekulationen unternommen werden und der Ausbau der Eisenbahnen einzig und allein das Geld in außergewöhnliche Kanäle zieht, so ist es natürlich, daß das Kapital sich wieder etwas mehr auf die Manufakturen wirft. * Köln, 8. Dezbr. Der Bürgermeister von Weiß hat in seiner Gemeinde nicht allein publizirt, daß das von der National-Versammlung in Berlin beschlossene und vom Könige sanctionirte Jagdgesetz auf der linken Rheinseite nicht gilt, sondern er hat auch den Grundbesitzern bei Strafe (welcher?) verboten, auf ihren Grundstücken zu jagen. Wir meinen, besagter Bürgermeister mag wohl "von Gnaden" stammen, und in diesem Falle braucht er sich nicht im Geringsten zu geniren. Für den demokratischen Central-Ausschuß in Berlin sind bei der Expedition dieser Zeitung ferner eingegangen: 5 Thlr. vom demokratischen Volksverein in Bilstein. Von der Expedition gestempelte Listen liegen zur Unterzeichnung offen bei: A. Steinstraßer, Perlenpfuhl; Köln, den 8. Dezbr. 1848. Für Robert Blum's Familie sind bei uns eingegangen: Von Schlosser in Bilstein 5 Thlr. Handelsnachrichten. [irrelevantes Material]
Italien. * Rom, 27. Nov. Der Senat hat den wenigen zurückgebliebenen Kardinälen die ausdrücklichsten Zusicherungen gegeben, daß das Volk ihnen kein Haar krümmen werde. Seit der Abreise des Pabstes ist noch nicht die mindeste Unordnung vorgefallen. Nie war die Stadt ruhiger und nie fielen weniger Ueberschreitungen des Gesetzes vor, als jetzt. In der Senatssitzung von gestern beantragte Folchi die Ernennung eines andern Staatshauptes, da das bisherige geflüchtet sei. Der Vorschlag wurde verworfen. Wie wir hören, will der Pabst eine Encyclica gegen Rom erlassen. Man wartet darauf, um dann energischere Beschlüsse zu fassen. Sollte die neapolitanische Regierung einen Einfall versuchen, so wird sie die Bewohner des Kirchenstaats gerüstet finden. * Rom, 27. November. Kardinal Orioli ist zum einstweiligen Stellvertreter des Papstes ernannt worden. Die Stadt ist ruhig. Die Geschäfte gehen wieder ihren gewöhnlichen Gang, die Theater sind nicht länger geschlossen. Die retrograde Partei hatte gehofft, die Abreise des Pabstes würde eine Reaktion veranlassen, aber nicht allein hat eine solche bis jetzt nicht Statt gefunden, sondern nach der Haltung des Volkes zu urtheilen, ist sie auch ganz und gar unmöglich. Minister Galletti, um einen fingirten Protest des Pabstes gegen das neue Ministerium zu widerlegen, welcher in dem neapolitanische Blatte „il Tempo“ zu lesen war, hat dem diplomatischen Corps ein Handbillet des h. Vaters mitgetheilt, worin dieser das Ministerium in aller Form anerkennt. Die Kartätschenmajestät von Neapel soll dem Pabste 4 Dampffregatten und eine ansehnliche Truppenmacht zur Verfügung gestellt haben. * Bologna, 28. Nov. Nach Empfang der Nachricht von der Abreise des Papstes von Rom, hat der Prolegat von Bologna, Kardinal Spada, eine Proklamation an die Bologneser erlassen, worin er jenes Faktum zur öffentlichen Kenntniß bringt und gleichzeitig erklärt, daß er sich für die Administration der Provinz den General Zucchi und den Senator Zucchini beigesellt habe. Schutz der öffentlichen Ordnung und Aufrechthaltung der großen Prinzipien der Freiheit und der Nationalität werden versprochen. * Rimini, 26. Novbr. Sieben Uhr Abends am 23. Nov. traf zu Cesena ein von Rom kommender Kurier ein. Ein Unbekannter, der sich sorgfältig im Fond des Wagens verborgen hielt, begleitete ihn. Das Volk, welches sogleich Argwohn schöpfte, versammelte sich um den Wagen; der Unbekannte wurde auf sein Geheiß vor den Gouverneur geführt, wies sich jedoch vor demselben durch einen über Mailand nach Paris lautenden und vom Kardinal Soglio wie vom östreichischen Gesandten visirten Paß als einen gewissen Antonelli aus, der früher in den Kerkern der gestürzten Regierung geschmachtet habe. Man ließ ihn darauf ziehen, kaum aber hatte er sich im Galopp entfernt, als der sich zu spät besinnende Gouverneur plötzlich erklärte, der Reisende könne niemand anders sein, als Giuseppe Mastai, der Bruder des geflohenen Papstes. Die Ueberraschung war im Augenblick so groß, daß an keine weitere Verfolgung gedacht wurde. Man verliert sich hier in Muthmaßungen über die Mission des Entkommenen. * Florenz, 29. Novbr. Der hiesige „Moniteur“ bringt die offizielle Nachricht vom Bruch zwischen Neapel und Toskana. „Es ist uns nicht recht erklärlich,“ sagt das Blatt, „weshalb das Kabinet von Neapel mit solcher Wuth gegen uns verfahren ist? Warum will es gerade an Toskana? Warum erklärt es nicht an Frankreich, England oder Piemont den Krieg, die sämmtlich das sizilianische Gouvernement anerkannt und seine offiziellen Repräsentanten zugelassen haben?“ * In Marseiller Blättern liest man folgendes: Rom soll die Republik proklamirt haben, Mazzini ist seit einigen Tagen in der ewigen Stadt. — Die sizilische Frage ist zwar scheinbar von der Diplomatie gelöst: allein die Sizilianer selbst wollen von dieser Art Lösung nichts wissen, indem sie jeden Vertrag zurückzuweisen entschlossen sind, der ihnen den Henker von Neapel und Messina zum Könige geben will. — Wie es heißt, hat besagter Ferdinand die in Rom verabschiedeten Schweizer in seinen Dienst genommen. Französische Republik. 19 Paris, 6. Dezember. „Glauben Sie, daß ich hier bin, die Stadt und die Boutiken Eurer Pariser zu schützen?“ — Die Boutiken der Pariser! In der That, was gingen den Afrikaner Cavaignac im Juni die Boutiken des Pariser an? Herr Cavaignac sagte es, und Herr Cavaignac hatte Recht: „Zur Vertheidigung Eurer Stadt und Boutiken habt Ihr die Nationalgarden.“ So lange es sich bloß um die „Stadt“ Paris und die „Boutiken“ handelte, konnte Hr. Cavaignac die uniformirten Spießbürger an der Herstellung ihre schacherbetriebsamen Boutikenordnung sich abrackern lassen. Der „Diktator“ mit seinen schnapsbegeisterten Mobilhorden begann erst sein Amt, als es sich mit der „Stadt“ und den „Boutiken“ zugleich um das „Vaterland“, um die honette Republik handelte. — Und wer will ihm einen Vorwurf machen, wenn er hierbei wieder die „Stadt“ und die „Boutiken“ aussetzte, wenn er die Insurrektion der „Stadt“ und den „Boutiken“ zum Trotz absichtlich anschwellen ließ, um mit seinem afrikanischen Centralisations-System desto sicherer die ganze Macht der Anti-Honetten zu vernichten? Der Afrikaner kam als „Retter des Vaterlandes,“ und nicht als Vertheidiger der „Pariser Boutiken.“ Ist das „Vaterland“ nicht die Exposition der „Pariser Boutiken“ werth? Aber die Boutiken! Die Boutiken! Der Juniheld Cavaignac hat sich in den „Boutiken“ einen Feind erworben, welcher Cavaignac den Präsidentschaftskandidaten zu vernichten droht. Seit dem großen Stiergefecht in der Assemblée, wo jenes fatale Wort des Junihelden mit aller vernichtenden Verachtung der Umstände von Neuem der Boutikenwelt ins Gedächtniß gerufen wurde, ist in die kleine Bourgeoisie eine unbeschreibliche Erbitterung gegen den angebeteten Retter ihres „honetten“ Vaterlandes gefahren. Daß er sie den Kugeln der Insurgenten ausgesetzt, können sie ihm noch vergeben; daß er aber muthwillig und verachtungsvoll dem Schließen ihrer Boutiken zugesehen, das ist mehr als ein Boutikenherz verzeihen kann, denn der Boutikenmann lebt nur in seiner Boutike. Es ist wunderbar, wie sich seit dem 25. Nov. die Stellung Cavaignac's und der Boutiken verändert hat. Cavaignac, der Junischlächter ist friedlich und sanft geworden, — nicht blos, was das Ausland betrifft, — er selbst, der Boutikenverachter, handelt mit den Ereignissen, mit den Fürbitten der Geistlichen, mit der Flucht des Papstes, wie ein Boutikenmann, für seine Präsidentschaftsinteressen. Und die Boutiken, die gemüthlich-schachernden, friedliebenden Boutiken haben plötzlich ein furchtbar kriegerisches Aussehen bekommen; die Epiciers, die Weinverkäufer und alle kleinen Trabanten der Boutikenwelt unterhalten einen wahrhaft wüthenden Krieg gegen den Konseilpräsidenten, und diese Propaganda ist jedenfalls ungleich gefährlicher, als alle Deklamationen der parlamentarischen Freunde Ledru-Rollins. Im Juni kehrten sich die Boutiken bei dem Anblick der Barrikaden in ihr Gehäuse zurück wie Schnecken, die an einen Stein stoßen; jetzt haben sie ihr friedliches Schacherthum weit zu einem unerschöpflichen, unangreifbaren Waffenlager geöffnet. Ihr ganzer Inhalt, alle ihre Waaren, die vor den Mobilen Cavaignac's und den Kugeln der Insurgenten sich so schnell verschlossen, sind ebenso viele Waffen geworden; mit jeder Unze Kaffee oder Zwei-Sous-Blase Tabak, die er einpackt, mit jedem petit-verre oder canon, welches er eingeschenkt, theilt der Boutikier dem Käufer seinen Haß gegen Cavaignac mit. Wer kann die Folgen dieser Propaganda berechnen Cavaignac mag immerhin die Soldaten zum Lesen seiner Biographie anhalten lassen, wie man sie unter der Restauration zum Anhören der Messe anhielt: die Pariser Boutiken werden ihn am 10. Dez. fallen lassen, wie er im Juni die Boutiken fallen ließ. Aber die Boutiken werden sich dadurch nicht vor ihrer sichern Zukunft, dem Bankerutt, erretten. 19 Paris, 7. Decbr. Die heutige No. des Proudhonschen „Peuple“ theilt folgendes Rechen-Exempel mit, welches man im Ministerium des Innern über den muthmaßlichen Ausfall der Wahlen angestellt haben soll. Zahl der Stimmen vielleicht 9. Millionen, absolute Majorität 4 1/2 Million; von diesen werden erhalten.
Die Wahl würde also an die National-Versammlung zurückfallen, Man sieht dieser Berechnung an, daß sie nur die ministeriellen Hoffnungen auf die Endentscheidung der Assemblée ausdrückt. Weder Cavaignac noch Lamartine werden die angedeutete Stimmenzahl erhalten. Dagegen aber ist es wohl möglich, daß jetzt, wo die Royalisten auch das henriquinquistische mittägliche Frankreich für die „Brücke“ Napoleon gewonnen haben, der „kleine Prinz mit dem großen Namen“ die absolute Majorität erreichen kann. Interessant dei dieser Berechnung ist nur die Ansicht des Gouvernements über das Verhältniß der Anhänger Raspails und Ledru-Rollins. In dem Revolutionsclub (Rue Montesquieu) hatte neulich der alte Schwätzer Joly die großartige Berechnung aufgestellt, daß die 26 Mitglieder der Montagne in ihren Wahlen 2,100,000 Stimmen erhalten hätten und daß „also“ der Candidat der vereinigten Montagne, Hr. Ledru-Rollin wenigstens diese 2 Millionen erwarten dürfte! Selbst die Regierungsmänner sehen indeß die Stärke der revolutionären Socialisten-Partei mit andern Augen an. Allerdings hat Hr. Ledru-Rollin, bei den Aprilwahlen 135,000 Stimmen erhalten, während Raspail 45,000 zählte. Aber schon im September zeigten sich bei den Seine-Wahlen 2,000 Stimmen für Raspail und seitdem hat sich noch Manches geändert. Wie die Sachen heute stehen vertritt Ledru-Rollin die Februar-Revolution, während sich hinter Raspail das Junigespenst erhebt. Und wie in dem Volk die Februar-Phrasen neben der Juni-Insurrektion angesehen werden, davon geben die Clubs und Bankets genügende Zeugnisse. Die parlamentarische Montagne läßt sich natürlich keine Mühe verdrießen, für ihren Benjamin noch einige Propaganda zu machen. Die sämmtl. Deputirten sind auf einmal mit wüthendem Eifer in die Klubs und Bankets gefahren, die man früher ziemlich vornehm bei Seite ließ. Nachdem das demokratische Central-Wahlcomité, welches die April- und Septemberwahlen leitete, mit 82 gegen 6 Stimmen Raspail zum Kandidaten designirt hatte, haben die Montagnards eine „Wahlkommission“ geschaffen, zu der man übrigens blos Freunde Ledru-Rollin's zuließ, um dann erklären zu können, diese aus freier Selbstbestimmung hervorgegangene „Kommission“ habe sich für Ledru-Rollin entschieden. In der Presse vertritt die „Reforme“ und das kleine Blatt, die „Revolution democratique“ an der auch Herwegh (wenigstens als Aktionär) betheiligt ist, die Ledru'schen Interessen, während der Proudhon'sche „Peuple“ und eine Schaar fliegender Blätter für Raspail arbeiten. Der „Peuple“ trägt in jeder Nummer mit großen Lettern die Erklärung an der Spitze: „Der von dem Central-Wahlcomité angenommene Kandidat ist J. V. Raspail, Repräsentant des Volks, gefangen zu Vincennes.“ Die „Revolution“ greift das Wahl-Comité an, weil es den „Ex-Grafen“ Alton-Shee zum Präsidenten hat, wogegen die kleineren Raspail'schen Blätter der Ledru'schen „Kommission“ jeden Beruf bestreiten und über die einzelnen Mitglieder derselben, namentlich den alten Bürger Imbert, den Ex-Gouverneur der Tuilerien, unbescheidene Witze reißen. In den Provinzen haben sich die demokratischen Klubs und Kreisausschüsse von Lyon (mit 65,000 Stimmen aus Stadt und Umgegend), dem Departement du Vaucluse (Raspail's Geburtsort Carpentras), Bourges, Toulouse, Tours, Cherbourg, Blois und andern, nach Abstimmung der Klubisten für Raspail erklärt. Uebrigens macht sich das Central-Wahl-Comité über einen direkten Sieg in der Urwahl keine Illusionen. In einer Proklamation antwortet es auf die Vorwürfe einer Zersplitterung: „Die wahren revolutionären Sozialisten wollen keinen Präsidenten; indem sie sich an der Wahl betheiligen, wählen sie einen Mann, der die Präsidentschaft selbst abschaffen würde; Ledru-Rollin aber ist dieser Revolutionär nicht.“ Und auf dem Bankett der Schulen rief ein Arbeiter: „Wozu sind wir 120,000 hungernde Proletarier in Paris, um uns durch einen Präsidenten-König wieder um die Revolution berauben zu lassen? Wir werden mit jedem Präsidenten ein Ende machen!“ Paris, 9. Dezbr. Auf dem Vendomeplatz und an den Ecken der Rivoli- und St. Honoréstraßen stehen wieder starke Volksmassen, mit mancher eleganten Toilette vermischt, um dem demokratischen Kaiser ein Lebehoch zu bringen. Die Polizei sagt ihnen nichts. Im Faubourg St. Antoine geht es dagegen weniger ruhig zu. Ein Haufe von Arbeiter drang vorige Nacht in einen Wachtposten der Mobilgarde und entwaffnete denselben unter dem Rufe: „Nieder mit diesen Schergen Cavaignac's, wenn sie ihre Waffen nicht sofort strecken! National-Versammlung Sitzung vom 8. Dezember. Vizepräsident Corbon eröffnete die Sitzung um 2 Uhr. Pascal aus Aix: Bürger Lagrange regte gestern die Lage der Deportirten und ihrer unglücklichen Familien an, die in Folge der Junischlacht ins Elend gestürzt wurden. Ich trage darauf an, daß dieser Gegenstand (allgemeine Amnestie und Versorgung der Hinterlassenen) spätestens Montag zur Berathung kommen. Die Versammlung bestimmt den Dienstag. v. Vesin vor der Tagesordnung: Ich habe erfahren, daß die Mallposten gestern Abend auf Befehl des Ministeriums zurückgehalten worden sind. Ich stelle dasselbe hiermit zur Rede, um die Gründe zu hören. Trouvé Chauvel: Der Minister des Innern nannte gestern im Laufe der Debatte die von den Journalen veröffentlichten Listen ein abscheuliches Verbrechen, aus diesem Grunde nahm ich es auf mich, die Abfahrt der Posten so lange zu verzögern, bis man wenigstens den Provinzialbeamten die Kammerverhandlungen als Antwort beilegen könne. Auf diese Weise erhielten die Departements dies Gift mit dem Gegengift (Beifall). Das Ministerium glaubt dem gestrigen Votum — das darin bestand, einfach zur Tagesordnung zu schreiten — sowie den Intentionen der Kammer gemäß gehandelt zu haben. Stimmen zur ebenen Linken: Recht so! Sie haben wohl daran gethan. Vesin stellt sich keineswegs mit dieser Erklärung zufrieden. Einer Kabinetsrücksicht halber dürfe man nicht alle Welt in Schrecken und Angst setzen. Das Postinstitut trage einen sozialen Charakter; die ganze Gesellschaft sei bei dessen Pünktlichkeit betheiligt. Etienne Arago, Postdirektor beruhigt den Redner mit der Erklärung, daß alle Postanstalten zur gehörigen Stunde von der Verzögerung benachrichtigt worden sein. Fresneau will noch sprechen. Aber man ruft von allen Seiten: Zur Tagesordnung! Die Versammlung kehrt zum Büdget zurück. Die Büdgetdebatte geschah nun summarisch und wurde bald erledigt. Die Versammlung schreitet zur Wahl der 30 Mitglieder, welche den provisorischen Staatsrath bilden soll. Ein erstes Resultat muß annullirt werden, weil keine beschlußfähige Zahl stimmte. Die Versammlung zieht sich abermals in die Abtheilungen zurück, um von Neuem zur Wahl zu schreiten. Um 5 1/2 Uhr zeigt Corbon an, daß die Skrutatoren mindestens noch zwei Stunden zu thun hätten, um die Stimmzettel zu entwickeln. Bei dieser Erklärung greift alle Welt nach dem Hut und kaum eine Viertelstunde später war der Saal gänzlich leer. Die Sitzung wird um 1/4 vor 6 Uhr geschlossen. Auf morgen die Verantwortlichkeitsfrage des Präsidenten. Diese Debatte verspricht sehr lebhaft zu werden. Großbritannien. 24 London, 7. Dez. Die Noth in Irland steigt! Das ist die gewöhnliche Formel der irischen wie der englischen Journale. Ja, die Noth steigt; aber nicht unter der großen Masse, die niedere Klasse genannt; denn hier hat sie längst eine Stufe erreicht, die nicht überschritten werden kann. Aber sie steigt unter denen, die noch vor einigen Jahren von Noth wenig oder gar nichts wußten. Sie erfaßt die Leute, die sich vor ihrer ganz sicher gewähnt und zeigt ihnen, daß bei einem so durch und durch faulen Zustande, wie der des irischen Gesellschaftskörpers ist, auch die bisher noch verschont gebliebenen Theile in progressiver Schnelligkeit angefressen werden. Halten wir uns diesmal an die Grafschaft Cork, das „irische Yorkshire.“ Eine Menge Familien, die man für immer dem Bereich pekuniärer Verlegenheiten entrückt glaubte, können nicht länger ihre dem Bankeruti sich nähernde Lage verbergen. Jeder Grafschaftsdistrikt zeigt das Schauspiel solcher dem Ruin verfallenden Familien. Die patrizische Klasse beginnt ihrerseits das Loos zu fühlen, das namentlich seit Hereinbrechen der Kartoffelseuche so schwer auf den Plebejern lastet. Die „Gentry“ liefert von nun an täglich ihr Kontingent. Man berechnet den Verlust Irlands, den es in Folge der Kartoffelkrankheit erlitten, auf 43 Mill. Pfd. St. Sollte auch diese Schätzung übertrieben sein, so ist doch sicher der Verlust so groß, daß die Folgen nothwendig bis zur Noth auch in der sonst wohlhabenden Klasse führen mußten. Ein Gutsbesitzer aus einer der ältesten Familien hatte vor etwa 12 Jahren eine jährliche wohlbezahlte Grundrente von 11,000 Pfd. St. (c. 72,000 Thlr.). Auf seinen Besitzungen haftet eine Schuld von 100,000 Pf. Die Renten nun, die er seit 2 Jahren eingenommen. reichten nicht zur Deckung der Zinsen hin. Er vertrieb also eine Menge im Rückstand gebliebene Pächter. Andere machten sich heimlich, ohne die Rente zu zahlen, mit Allem, was sie hatten, nach Amerika davon. Jetzt liegen 4000 Morgen auf seinen Besitzungen brach. Einer seiner Gläubiger verlangt eine Hypothek von 25,000 Pf. zurück. Der Gutsbesitzer will, da das neue Gesetz, die „Encumbered Estates Bill“ dies gestattet, einen Theil seiner Besitzung losschlagen, findet aber bei dem gegenwärtigen Stande des Geldmarktes selbst zu 25 pCt. des abgeschätzten Werthes keinen Käufer. Die Lage dieses Mannes ist allerdings sehr verschieden von der eines armen Pächters, dem der gierige Rachen des Hungertodes entgegenstarrt. Die Noth des Ersten, der leiblich noch lange nicht zu Grunde geht, ist eine ganz andere, als die des Zweiten. Aber dies eine Beispiel zeigt doch, welche Zukunft auch der mittleren, sogar der reichen Klasse harrt, wenn nicht Irland durch den Sturm einer durchgreifenden Revolution von dem Miasma der bisherigen Klassenherrschaft, des Whig- und Orangethums und was damit zusammenhängt, rein gefegt wird. Ich führte nur ein Beispiel an, füge aber hinzu, daß es, wie oben gesagt, deren in jeder Grafschaft bereits jetzt eine große Masse gibt, die mit jeder Woche zu größern Massen anschwellen. * Manchester, 7. Dezember. Unser Markt bleibt fest, ohne daß indeß höhere Preise bezahlt werden. Die Frage nach Garnen für Indien bleibt sehr gut, die deutschen Häuser kaufen dagegen fortwährend nur sehr wenig. Seit einigen Wochen arbeiten die Spinner hier und in der Umgegend die volle Zeit und die Vorräthe sind daher bedeutend größer geworden. Da sonst wenig Spekulationen unternommen werden und der Ausbau der Eisenbahnen einzig und allein das Geld in außergewöhnliche Kanäle zieht, so ist es natürlich, daß das Kapital sich wieder etwas mehr auf die Manufakturen wirft. * Köln, 8. Dezbr. Der Bürgermeister von Weiß hat in seiner Gemeinde nicht allein publizirt, daß das von der National-Versammlung in Berlin beschlossene und vom Könige sanctionirte Jagdgesetz auf der linken Rheinseite nicht gilt, sondern er hat auch den Grundbesitzern bei Strafe (welcher?) verboten, auf ihren Grundstücken zu jagen. Wir meinen, besagter Bürgermeister mag wohl „von Gnaden“ stammen, und in diesem Falle braucht er sich nicht im Geringsten zu geniren. Für den demokratischen Central-Ausschuß in Berlin sind bei der Expedition dieser Zeitung ferner eingegangen: 5 Thlr. vom demokratischen Volksverein in Bilstein. Von der Expedition gestempelte Listen liegen zur Unterzeichnung offen bei: A. Steinstraßer, Perlenpfuhl; Köln, den 8. Dezbr. 1848. Für Robert Blum's Familie sind bei uns eingegangen: Von Schlosser in Bilstein 5 Thlr. Handelsnachrichten. [irrelevantes Material]
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0003" n="0887"/> </div> <div n="1"> <head>Italien.</head> <div xml:id="ar165-2_012" type="jArticle"> <head><bibl><author>*</author></bibl> Rom, 27. Nov.</head> <p>Der Senat hat den wenigen zurückgebliebenen Kardinälen die ausdrücklichsten Zusicherungen gegeben, daß das Volk ihnen kein Haar krümmen werde. Seit der Abreise des Pabstes ist noch nicht die mindeste Unordnung vorgefallen. Nie war die Stadt ruhiger und nie fielen weniger Ueberschreitungen des Gesetzes vor, als jetzt. In der Senatssitzung von gestern beantragte Folchi die Ernennung eines andern Staatshauptes, da das bisherige geflüchtet sei. Der Vorschlag wurde verworfen. Wie wir hören, will der Pabst eine Encyclica gegen Rom erlassen. Man wartet darauf, um dann energischere Beschlüsse zu fassen. Sollte die neapolitanische Regierung einen Einfall versuchen, so wird sie die Bewohner des Kirchenstaats gerüstet finden.</p> </div> <div xml:id="ar165-2_013" type="jArticle"> <head><bibl><author>*</author></bibl> Rom, 27. November.</head> <p>Kardinal Orioli ist zum einstweiligen Stellvertreter des Papstes ernannt worden. Die Stadt ist ruhig. Die Geschäfte gehen wieder ihren gewöhnlichen Gang, die Theater sind nicht länger geschlossen. Die retrograde Partei hatte gehofft, die Abreise des Pabstes würde eine Reaktion veranlassen, aber nicht allein hat eine solche bis jetzt nicht Statt gefunden, sondern nach der Haltung des Volkes zu urtheilen, ist sie auch ganz und gar unmöglich. Minister Galletti, um einen fingirten Protest des Pabstes gegen das neue Ministerium zu widerlegen, welcher in dem neapolitanische Blatte „il Tempo“ zu lesen war, hat dem diplomatischen Corps ein Handbillet des h. Vaters mitgetheilt, worin dieser das Ministerium in aller Form anerkennt.</p> <p>Die Kartätschenmajestät von Neapel soll dem Pabste 4 Dampffregatten und eine ansehnliche Truppenmacht zur Verfügung gestellt haben.</p> </div> <div xml:id="ar165-2_014" type="jArticle"> <head><bibl><author>*</author></bibl> Bologna, 28. Nov.</head> <p>Nach Empfang der Nachricht von der Abreise des Papstes von Rom, hat der Prolegat von Bologna, Kardinal Spada, eine Proklamation an die Bologneser erlassen, worin er jenes Faktum zur öffentlichen Kenntniß bringt und gleichzeitig erklärt, daß er sich für die Administration der Provinz den General Zucchi und den Senator Zucchini beigesellt habe. Schutz der öffentlichen Ordnung und Aufrechthaltung der großen Prinzipien der Freiheit und der Nationalität werden versprochen.</p> </div> <div xml:id="ar165-2_015" type="jArticle"> <head><bibl><author>*</author></bibl> Rimini, 26. Novbr.</head> <p>Sieben Uhr Abends am 23. Nov. traf zu Cesena ein von Rom kommender Kurier ein. Ein Unbekannter, der sich sorgfältig im Fond des Wagens verborgen hielt, begleitete ihn. Das Volk, welches sogleich Argwohn schöpfte, versammelte sich um den Wagen; der Unbekannte wurde auf sein Geheiß vor den Gouverneur geführt, wies sich jedoch vor demselben durch einen über Mailand nach Paris lautenden und vom Kardinal Soglio wie vom östreichischen Gesandten visirten Paß als einen gewissen Antonelli aus, der früher in den Kerkern der gestürzten Regierung geschmachtet habe. Man ließ ihn darauf ziehen, kaum aber hatte er sich im Galopp entfernt, als der sich zu spät besinnende Gouverneur plötzlich erklärte, der Reisende könne niemand anders sein, als Giuseppe Mastai, der Bruder des geflohenen Papstes. Die Ueberraschung war im Augenblick so groß, daß an keine weitere Verfolgung gedacht wurde. Man verliert sich hier in Muthmaßungen über die Mission des Entkommenen.</p> </div> <div xml:id="ar165-2_016" type="jArticle"> <head><bibl><author>*</author></bibl> Florenz, 29. Novbr.</head> <p>Der hiesige „Moniteur“ bringt die offizielle Nachricht vom Bruch zwischen Neapel und Toskana. „Es ist uns nicht recht erklärlich,“ sagt das Blatt, „weshalb das Kabinet von Neapel mit solcher Wuth gegen uns verfahren ist? Warum will es gerade an Toskana? Warum erklärt es nicht an Frankreich, England oder Piemont den Krieg, die sämmtlich das sizilianische Gouvernement anerkannt und seine offiziellen Repräsentanten zugelassen haben?“</p> <p>* In Marseiller Blättern liest man folgendes: Rom soll die Republik proklamirt haben, Mazzini ist seit einigen Tagen in der ewigen Stadt. — Die sizilische Frage ist zwar scheinbar von der Diplomatie gelöst: allein die Sizilianer selbst wollen von dieser Art Lösung nichts wissen, indem sie jeden Vertrag zurückzuweisen entschlossen sind, der ihnen den Henker von Neapel und Messina zum Könige geben will. — Wie es heißt, hat besagter Ferdinand die in Rom verabschiedeten Schweizer in seinen Dienst genommen.</p> </div> </div> <div n="1"> <head>Französische Republik.</head> <div xml:id="ar165-2_017" type="jArticle"> <head><bibl><author>19</author></bibl> Paris, 6. Dezember.</head> <p>„Glauben Sie, daß ich hier bin, die Stadt und die Boutiken Eurer Pariser zu schützen?“ — Die Boutiken der Pariser! In der That, was gingen den Afrikaner Cavaignac im Juni die Boutiken des Pariser an? Herr Cavaignac sagte es, und Herr Cavaignac hatte Recht: „Zur Vertheidigung Eurer Stadt und Boutiken habt Ihr die Nationalgarden.“ So lange es sich bloß um die „Stadt“ Paris und die „Boutiken“ handelte, konnte Hr. Cavaignac die uniformirten Spießbürger an der Herstellung ihre schacherbetriebsamen Boutikenordnung sich abrackern lassen. Der „Diktator“ mit seinen schnapsbegeisterten Mobilhorden begann erst sein Amt, als es sich mit der „Stadt“ und den „Boutiken“ zugleich um das „Vaterland“, um die honette Republik handelte. — Und wer will ihm einen Vorwurf machen, wenn er hierbei wieder die „Stadt“ und die „Boutiken“ aussetzte, wenn er die Insurrektion der „Stadt“ und den „Boutiken“ zum Trotz absichtlich anschwellen ließ, um mit seinem afrikanischen Centralisations-System desto sicherer die ganze Macht der Anti-Honetten zu vernichten? Der Afrikaner kam als „Retter des Vaterlandes,“ und nicht als Vertheidiger der „Pariser Boutiken.“ Ist das „Vaterland“ nicht die Exposition der „Pariser Boutiken“ werth?</p> <p>Aber die Boutiken! Die Boutiken! Der Juniheld Cavaignac hat sich in den „Boutiken“ einen Feind erworben, welcher Cavaignac den Präsidentschaftskandidaten zu vernichten droht. Seit dem großen Stiergefecht in der Assemblée, wo jenes fatale Wort des Junihelden mit aller vernichtenden Verachtung der Umstände von Neuem der Boutikenwelt ins Gedächtniß gerufen wurde, ist in die kleine Bourgeoisie eine unbeschreibliche Erbitterung gegen den angebeteten Retter ihres „honetten“ Vaterlandes gefahren. Daß er sie den Kugeln der Insurgenten ausgesetzt, können sie ihm noch vergeben; daß er aber muthwillig und verachtungsvoll dem Schließen ihrer Boutiken zugesehen, das ist mehr als ein Boutikenherz verzeihen kann, denn der Boutikenmann lebt nur in seiner Boutike. Es ist wunderbar, wie sich seit dem 25. Nov. die Stellung Cavaignac's und der Boutiken verändert hat. Cavaignac, der Junischlächter ist friedlich und sanft geworden, — nicht blos, was das Ausland betrifft, — er selbst, der Boutikenverachter, handelt mit den Ereignissen, mit den Fürbitten der Geistlichen, mit der Flucht des Papstes, wie ein Boutikenmann, für seine Präsidentschaftsinteressen. Und die Boutiken, die gemüthlich-schachernden, friedliebenden Boutiken haben plötzlich ein furchtbar kriegerisches Aussehen bekommen; die Epiciers, die Weinverkäufer und alle kleinen Trabanten der Boutikenwelt unterhalten einen wahrhaft wüthenden Krieg gegen den Konseilpräsidenten, und diese Propaganda ist jedenfalls ungleich gefährlicher, als alle Deklamationen der parlamentarischen Freunde Ledru-Rollins. Im Juni kehrten sich die Boutiken bei dem Anblick der Barrikaden in ihr Gehäuse zurück wie Schnecken, die an einen Stein stoßen; jetzt haben sie ihr friedliches Schacherthum weit zu einem unerschöpflichen, unangreifbaren Waffenlager geöffnet. Ihr ganzer Inhalt, alle ihre Waaren, die vor den Mobilen Cavaignac's und den Kugeln der Insurgenten sich so schnell verschlossen, sind ebenso viele Waffen geworden; mit jeder Unze Kaffee oder Zwei-Sous-Blase Tabak, die er einpackt, mit jedem petit-verre oder canon, welches er eingeschenkt, theilt der Boutikier dem Käufer seinen Haß gegen Cavaignac mit. Wer kann die Folgen dieser Propaganda berechnen</p> <p>Cavaignac mag immerhin die Soldaten zum Lesen seiner Biographie anhalten lassen, wie man sie unter der Restauration zum Anhören der Messe anhielt: die Pariser Boutiken werden ihn am 10. Dez. fallen lassen, wie er im Juni die Boutiken fallen ließ. Aber die Boutiken werden sich dadurch nicht vor ihrer sichern Zukunft, dem Bankerutt, erretten.</p> </div> <div xml:id="ar165-2_018" type="jArticle"> <head><bibl><author>19</author></bibl> Paris, 7. Decbr.</head> <p>Die heutige No. des Proudhonschen „Peuple“ theilt folgendes Rechen-Exempel mit, welches man im Ministerium des Innern über den muthmaßlichen Ausfall der Wahlen angestellt haben soll. Zahl der Stimmen vielleicht 9. Millionen, absolute Majorität 4 1/2 Million; von diesen werden erhalten.</p> <table> <row> <cell>Louis Bonaparte</cell> <cell>3,500,000 Stimmen,</cell> </row> <row> <cell>Cavaignac</cell> <cell>3,000,000 Stimmen,</cell> </row> <row> <cell>Lamartine</cell> <cell>1,500,000 Stimmen,</cell> </row> <row> <cell>Raspail</cell> <cell>500,000 Stimmen,</cell> </row> <row> <cell>Ledru-Rollin</cell> <cell>300,000 Stimmen,</cell> </row> <row> <cell>Verlorne Stimmen</cell> <cell>200,000 Stimmen</cell> </row> </table> <p>Die Wahl würde also an die National-Versammlung zurückfallen,</p> <p>Man sieht dieser Berechnung an, daß sie nur die ministeriellen Hoffnungen auf die Endentscheidung der Assemblée ausdrückt. Weder Cavaignac noch Lamartine werden die angedeutete Stimmenzahl erhalten. Dagegen aber ist es wohl möglich, daß jetzt, wo die Royalisten auch das henriquinquistische mittägliche Frankreich für die „Brücke“ Napoleon gewonnen haben, der „kleine Prinz mit dem großen Namen“ die absolute Majorität erreichen kann.</p> <p>Interessant dei dieser Berechnung ist nur die Ansicht des Gouvernements über das Verhältniß der Anhänger Raspails und Ledru-Rollins. In dem Revolutionsclub (Rue Montesquieu) hatte neulich der alte Schwätzer Joly die großartige Berechnung aufgestellt, daß die 26 Mitglieder der Montagne in ihren Wahlen 2,100,000 Stimmen erhalten hätten und daß „also“ der Candidat der vereinigten Montagne, Hr. Ledru-Rollin wenigstens diese 2 Millionen erwarten dürfte! Selbst die Regierungsmänner sehen indeß die Stärke der revolutionären Socialisten-Partei mit andern Augen an. Allerdings hat Hr. Ledru-Rollin, bei den Aprilwahlen 135,000 Stimmen erhalten, während Raspail 45,000 zählte. Aber schon im September zeigten sich bei den Seine-Wahlen 2,000 Stimmen für Raspail und seitdem hat sich noch Manches geändert. Wie die Sachen heute stehen vertritt Ledru-Rollin die Februar-Revolution, während sich hinter Raspail das Junigespenst erhebt. Und wie in dem Volk die Februar-Phrasen neben der Juni-Insurrektion angesehen werden, davon geben die Clubs und Bankets genügende Zeugnisse.</p> <p>Die parlamentarische Montagne läßt sich natürlich keine Mühe verdrießen, für ihren Benjamin noch einige Propaganda zu machen. Die sämmtl. Deputirten sind auf einmal mit wüthendem Eifer in die Klubs und Bankets gefahren, die man früher ziemlich vornehm bei Seite ließ. Nachdem das demokratische Central-Wahlcomité, welches die April- und Septemberwahlen leitete, mit 82 gegen 6 Stimmen Raspail zum Kandidaten designirt hatte, haben die Montagnards eine „Wahlkommission“ geschaffen, zu der man übrigens blos Freunde Ledru-Rollin's zuließ, um dann erklären zu können, diese aus freier Selbstbestimmung hervorgegangene „Kommission“ habe sich für Ledru-Rollin entschieden. In der Presse vertritt die „Reforme“ und das kleine Blatt, die „Revolution democratique“ an der auch Herwegh (wenigstens als Aktionär) betheiligt ist, die Ledru'schen Interessen, während der Proudhon'sche „Peuple“ und eine Schaar fliegender Blätter für Raspail arbeiten. Der „Peuple“ trägt in jeder Nummer mit großen Lettern die Erklärung an der Spitze: „Der von dem Central-Wahlcomité angenommene Kandidat ist J. V. Raspail, Repräsentant des Volks, gefangen zu Vincennes.“ Die „Revolution“ greift das Wahl-Comité an, weil es den „Ex-Grafen“ <hi rendition="#g">Alton-Shee</hi> zum Präsidenten hat, wogegen die kleineren Raspail'schen Blätter der Ledru'schen „Kommission“ jeden Beruf bestreiten und über die einzelnen Mitglieder derselben, namentlich den alten Bürger <hi rendition="#g">Imbert,</hi> den Ex-Gouverneur der Tuilerien, unbescheidene Witze reißen. In den Provinzen haben sich die demokratischen Klubs und Kreisausschüsse von Lyon (mit 65,000 Stimmen aus Stadt und Umgegend), dem Departement du Vaucluse (Raspail's Geburtsort Carpentras), Bourges, Toulouse, Tours, Cherbourg, Blois und andern, nach Abstimmung der Klubisten für Raspail erklärt.</p> <p>Uebrigens macht sich das Central-Wahl-Comité über einen direkten Sieg in der Urwahl keine Illusionen. In einer Proklamation antwortet es auf die Vorwürfe einer Zersplitterung: „Die wahren revolutionären Sozialisten wollen keinen Präsidenten; indem sie sich an der Wahl betheiligen, wählen sie einen Mann, der die Präsidentschaft selbst abschaffen würde; Ledru-Rollin aber ist dieser Revolutionär nicht.“</p> <p>Und auf dem Bankett der Schulen rief ein Arbeiter: „Wozu sind wir 120,000 hungernde Proletarier in Paris, um uns durch einen Präsidenten-König wieder um die Revolution berauben zu lassen? Wir werden mit jedem Präsidenten ein Ende machen!“</p> </div> <div xml:id="ar165-2_019" type="jArticle"> <head>Paris, 9. Dezbr.</head> <p>Auf dem Vendomeplatz und an den Ecken der Rivoli- und St. Honoréstraßen stehen wieder starke Volksmassen, mit mancher eleganten Toilette vermischt, um dem demokratischen Kaiser ein Lebehoch zu bringen. Die Polizei sagt ihnen nichts.</p> <p>Im Faubourg St. Antoine geht es dagegen weniger ruhig zu. Ein Haufe von Arbeiter drang vorige Nacht in einen Wachtposten der Mobilgarde und entwaffnete denselben unter dem Rufe: „Nieder mit diesen Schergen Cavaignac's, wenn sie ihre Waffen nicht sofort strecken!</p> <p><hi rendition="#g">National-Versammlung</hi> Sitzung vom 8. Dezember. Vizepräsident Corbon eröffnete die Sitzung um 2 Uhr.</p> <p><hi rendition="#g">Pascal</hi> aus Aix: Bürger Lagrange regte gestern die Lage der Deportirten und ihrer unglücklichen Familien an, die in Folge der Junischlacht ins Elend gestürzt wurden. Ich trage darauf an, daß dieser Gegenstand (allgemeine Amnestie und Versorgung der Hinterlassenen) spätestens Montag zur Berathung kommen.</p> <p>Die Versammlung bestimmt den Dienstag.</p> <p>v. <hi rendition="#g">Vesin</hi> vor der Tagesordnung: Ich habe erfahren, daß die Mallposten gestern Abend auf Befehl des Ministeriums zurückgehalten worden sind. Ich stelle dasselbe hiermit zur Rede, um die Gründe zu hören.</p> <p><hi rendition="#g">Trouvé Chauvel:</hi> Der Minister des Innern nannte gestern im Laufe der Debatte die von den Journalen veröffentlichten Listen ein abscheuliches Verbrechen, aus diesem Grunde nahm ich es auf mich, die Abfahrt der Posten so lange zu verzögern, bis man wenigstens den Provinzialbeamten die Kammerverhandlungen als Antwort beilegen könne. Auf diese Weise erhielten die Departements dies Gift mit dem Gegengift (Beifall). Das Ministerium glaubt dem gestrigen Votum — das darin bestand, einfach zur Tagesordnung zu schreiten — sowie den Intentionen der Kammer gemäß gehandelt zu haben.</p> <p>Stimmen zur ebenen Linken: Recht so! Sie haben wohl daran gethan.</p> <p><hi rendition="#g">Vesin</hi> stellt sich keineswegs mit dieser Erklärung zufrieden. Einer Kabinetsrücksicht halber dürfe man nicht alle Welt in Schrecken und Angst setzen. Das Postinstitut trage einen sozialen Charakter; die ganze Gesellschaft sei bei dessen Pünktlichkeit betheiligt.</p> <p>Etienne <hi rendition="#g">Arago,</hi> Postdirektor beruhigt den Redner mit der Erklärung, daß alle Postanstalten zur gehörigen Stunde von der Verzögerung benachrichtigt worden sein.</p> <p><hi rendition="#g">Fresneau</hi> will noch sprechen. Aber man ruft von allen Seiten: Zur Tagesordnung!</p> <p>Die Versammlung kehrt zum Büdget zurück.</p> <p>Die Büdgetdebatte geschah nun summarisch und wurde bald erledigt.</p> <p>Die Versammlung schreitet zur Wahl der 30 Mitglieder, welche den provisorischen Staatsrath bilden soll.</p> <p>Ein erstes Resultat muß annullirt werden, weil keine beschlußfähige Zahl stimmte.</p> <p>Die Versammlung zieht sich abermals in die Abtheilungen zurück, um von Neuem zur Wahl zu schreiten.</p> <p>Um 5 1/2 Uhr zeigt Corbon an, daß die Skrutatoren mindestens noch zwei Stunden zu thun hätten, um die Stimmzettel zu entwickeln.</p> <p>Bei dieser Erklärung greift alle Welt nach dem Hut und kaum eine Viertelstunde später war der Saal gänzlich leer.</p> <p>Die Sitzung wird um 1/4 vor 6 Uhr geschlossen.</p> <p>Auf morgen die Verantwortlichkeitsfrage des Präsidenten.</p> <p>Diese Debatte verspricht sehr lebhaft zu werden.</p> </div> </div> <div n="1"> <head>Großbritannien.</head> <div xml:id="ar165-2_020" type="jArticle"> <head><bibl><author>24</author></bibl> London, 7. Dez.</head> <p>Die Noth in Irland steigt! Das ist die gewöhnliche Formel der irischen wie der englischen Journale. Ja, die Noth steigt; aber nicht unter der großen Masse, die niedere Klasse genannt; denn hier hat sie längst eine Stufe erreicht, die nicht überschritten werden kann. Aber sie steigt unter denen, die noch vor einigen Jahren von Noth wenig oder gar nichts wußten. Sie erfaßt die Leute, die sich vor ihrer ganz sicher gewähnt und zeigt ihnen, daß bei einem so durch und durch faulen Zustande, wie der des irischen Gesellschaftskörpers ist, auch die bisher noch verschont gebliebenen Theile in progressiver Schnelligkeit angefressen werden. Halten wir uns diesmal an die Grafschaft <hi rendition="#g">Cork,</hi> das „irische Yorkshire.“ Eine Menge Familien, die man für immer dem Bereich pekuniärer Verlegenheiten entrückt glaubte, können nicht länger ihre dem Bankeruti sich nähernde Lage verbergen. Jeder Grafschaftsdistrikt zeigt das Schauspiel solcher dem Ruin verfallenden Familien. Die patrizische Klasse beginnt ihrerseits das Loos zu fühlen, das namentlich seit Hereinbrechen der Kartoffelseuche so schwer auf den Plebejern lastet. Die „Gentry“ liefert von nun an täglich ihr Kontingent. Man berechnet den Verlust Irlands, den es in Folge der Kartoffelkrankheit erlitten, auf 43 Mill. Pfd. St. Sollte auch diese Schätzung übertrieben sein, so ist doch sicher der Verlust so groß, daß die Folgen nothwendig bis zur Noth auch in der sonst wohlhabenden Klasse führen mußten.</p> <p>Ein Gutsbesitzer aus einer der ältesten Familien hatte vor etwa 12 Jahren eine jährliche wohlbezahlte Grundrente von 11,000 Pfd. St. (c. 72,000 Thlr.). Auf seinen Besitzungen haftet eine Schuld von 100,000 Pf. Die Renten nun, die er seit 2 Jahren eingenommen. reichten nicht zur Deckung der Zinsen hin. Er vertrieb also eine Menge im Rückstand gebliebene Pächter. Andere machten sich heimlich, ohne die Rente zu zahlen, mit Allem, was sie hatten, nach Amerika davon. Jetzt liegen 4000 Morgen auf seinen Besitzungen brach. Einer seiner Gläubiger verlangt eine Hypothek von 25,000 Pf. zurück. Der Gutsbesitzer will, da das neue Gesetz, die „Encumbered Estates Bill“ dies gestattet, einen Theil seiner Besitzung losschlagen, findet aber bei dem gegenwärtigen Stande des Geldmarktes selbst zu 25 pCt. des abgeschätzten Werthes keinen Käufer.</p> <p>Die Lage dieses Mannes ist allerdings sehr verschieden von der eines armen Pächters, dem der gierige Rachen des Hungertodes entgegenstarrt. Die Noth des Ersten, der leiblich noch lange nicht zu Grunde geht, ist eine ganz andere, als die des Zweiten. Aber dies eine Beispiel zeigt doch, welche Zukunft auch der mittleren, sogar der reichen Klasse harrt, wenn nicht Irland durch den Sturm einer durchgreifenden Revolution von dem Miasma der bisherigen Klassenherrschaft, des Whig- und Orangethums und was damit zusammenhängt, rein gefegt wird. Ich führte nur ein Beispiel an, füge aber hinzu, daß es, wie oben gesagt, deren in jeder Grafschaft bereits jetzt eine große Masse gibt, die mit jeder Woche zu größern Massen anschwellen.</p> </div> <div xml:id="ar165-2_021" type="jArticle"> <head><bibl><author>*</author></bibl> Manchester, 7. Dezember.</head> <p>Unser Markt bleibt fest, ohne daß indeß höhere Preise bezahlt werden. Die Frage nach Garnen für Indien bleibt sehr gut, die deutschen Häuser kaufen dagegen fortwährend nur sehr wenig. Seit einigen Wochen arbeiten die Spinner hier und in der Umgegend die volle Zeit und die Vorräthe sind daher bedeutend größer geworden. Da sonst wenig Spekulationen unternommen werden und der Ausbau der Eisenbahnen einzig und allein das Geld in außergewöhnliche Kanäle zieht, so ist es natürlich, daß das Kapital sich wieder etwas mehr auf die Manufakturen wirft.</p> </div> </div> <div type="jReadersLetters" n="1"> <div xml:id="ar165-2_022" type="jArticle"> <head><bibl><author>*</author></bibl> Köln, 8. Dezbr.</head> <p>Der Bürgermeister von Weiß hat in seiner Gemeinde nicht allein publizirt, daß das von der National-Versammlung in Berlin beschlossene und vom Könige sanctionirte Jagdgesetz auf der linken Rheinseite nicht gilt, sondern er hat auch den Grundbesitzern bei Strafe (welcher?) verboten, auf ihren Grundstücken zu jagen. Wir meinen, besagter Bürgermeister mag wohl „von Gnaden“ stammen, und in diesem Falle braucht er sich nicht im Geringsten zu geniren.</p> </div> </div> <div n="1"> <p> <hi rendition="#b">Für den demokratischen Central-Ausschuß in Berlin sind bei der Expedition dieser Zeitung ferner eingegangen:</hi> </p> <p>5 Thlr. vom demokratischen Volksverein in Bilstein.</p> <p>Von der Expedition gestempelte Listen liegen zur Unterzeichnung offen bei:</p> <p rendition="#et">A. Steinstraßer, Perlenpfuhl;<lb/> Halin, Börse;<lb/> Hamspohn, Freischütz, Hochstraße;<lb/> Eiser, beim Eingange während der Volksversammlungen;<lb/> J. Obladen, Streitzeuggasse;<lb/> Stollwerk, Schildergasse.</p> <p>Köln, den 8. Dezbr. 1848.</p> </div> <div n="1"> <p> <hi rendition="#b">Für Robert Blum's Familie sind bei uns eingegangen:</hi> </p> <p>Von Schlosser in Bilstein 5 Thlr.</p> </div> <div n="1"> <head>Handelsnachrichten.</head> <gap reason="insignificant"/> </div> </body> </text> </TEI> [0887/0003]
Italien. * Rom, 27. Nov. Der Senat hat den wenigen zurückgebliebenen Kardinälen die ausdrücklichsten Zusicherungen gegeben, daß das Volk ihnen kein Haar krümmen werde. Seit der Abreise des Pabstes ist noch nicht die mindeste Unordnung vorgefallen. Nie war die Stadt ruhiger und nie fielen weniger Ueberschreitungen des Gesetzes vor, als jetzt. In der Senatssitzung von gestern beantragte Folchi die Ernennung eines andern Staatshauptes, da das bisherige geflüchtet sei. Der Vorschlag wurde verworfen. Wie wir hören, will der Pabst eine Encyclica gegen Rom erlassen. Man wartet darauf, um dann energischere Beschlüsse zu fassen. Sollte die neapolitanische Regierung einen Einfall versuchen, so wird sie die Bewohner des Kirchenstaats gerüstet finden.
* Rom, 27. November. Kardinal Orioli ist zum einstweiligen Stellvertreter des Papstes ernannt worden. Die Stadt ist ruhig. Die Geschäfte gehen wieder ihren gewöhnlichen Gang, die Theater sind nicht länger geschlossen. Die retrograde Partei hatte gehofft, die Abreise des Pabstes würde eine Reaktion veranlassen, aber nicht allein hat eine solche bis jetzt nicht Statt gefunden, sondern nach der Haltung des Volkes zu urtheilen, ist sie auch ganz und gar unmöglich. Minister Galletti, um einen fingirten Protest des Pabstes gegen das neue Ministerium zu widerlegen, welcher in dem neapolitanische Blatte „il Tempo“ zu lesen war, hat dem diplomatischen Corps ein Handbillet des h. Vaters mitgetheilt, worin dieser das Ministerium in aller Form anerkennt.
Die Kartätschenmajestät von Neapel soll dem Pabste 4 Dampffregatten und eine ansehnliche Truppenmacht zur Verfügung gestellt haben.
* Bologna, 28. Nov. Nach Empfang der Nachricht von der Abreise des Papstes von Rom, hat der Prolegat von Bologna, Kardinal Spada, eine Proklamation an die Bologneser erlassen, worin er jenes Faktum zur öffentlichen Kenntniß bringt und gleichzeitig erklärt, daß er sich für die Administration der Provinz den General Zucchi und den Senator Zucchini beigesellt habe. Schutz der öffentlichen Ordnung und Aufrechthaltung der großen Prinzipien der Freiheit und der Nationalität werden versprochen.
* Rimini, 26. Novbr. Sieben Uhr Abends am 23. Nov. traf zu Cesena ein von Rom kommender Kurier ein. Ein Unbekannter, der sich sorgfältig im Fond des Wagens verborgen hielt, begleitete ihn. Das Volk, welches sogleich Argwohn schöpfte, versammelte sich um den Wagen; der Unbekannte wurde auf sein Geheiß vor den Gouverneur geführt, wies sich jedoch vor demselben durch einen über Mailand nach Paris lautenden und vom Kardinal Soglio wie vom östreichischen Gesandten visirten Paß als einen gewissen Antonelli aus, der früher in den Kerkern der gestürzten Regierung geschmachtet habe. Man ließ ihn darauf ziehen, kaum aber hatte er sich im Galopp entfernt, als der sich zu spät besinnende Gouverneur plötzlich erklärte, der Reisende könne niemand anders sein, als Giuseppe Mastai, der Bruder des geflohenen Papstes. Die Ueberraschung war im Augenblick so groß, daß an keine weitere Verfolgung gedacht wurde. Man verliert sich hier in Muthmaßungen über die Mission des Entkommenen.
* Florenz, 29. Novbr. Der hiesige „Moniteur“ bringt die offizielle Nachricht vom Bruch zwischen Neapel und Toskana. „Es ist uns nicht recht erklärlich,“ sagt das Blatt, „weshalb das Kabinet von Neapel mit solcher Wuth gegen uns verfahren ist? Warum will es gerade an Toskana? Warum erklärt es nicht an Frankreich, England oder Piemont den Krieg, die sämmtlich das sizilianische Gouvernement anerkannt und seine offiziellen Repräsentanten zugelassen haben?“
* In Marseiller Blättern liest man folgendes: Rom soll die Republik proklamirt haben, Mazzini ist seit einigen Tagen in der ewigen Stadt. — Die sizilische Frage ist zwar scheinbar von der Diplomatie gelöst: allein die Sizilianer selbst wollen von dieser Art Lösung nichts wissen, indem sie jeden Vertrag zurückzuweisen entschlossen sind, der ihnen den Henker von Neapel und Messina zum Könige geben will. — Wie es heißt, hat besagter Ferdinand die in Rom verabschiedeten Schweizer in seinen Dienst genommen.
Französische Republik. 19 Paris, 6. Dezember. „Glauben Sie, daß ich hier bin, die Stadt und die Boutiken Eurer Pariser zu schützen?“ — Die Boutiken der Pariser! In der That, was gingen den Afrikaner Cavaignac im Juni die Boutiken des Pariser an? Herr Cavaignac sagte es, und Herr Cavaignac hatte Recht: „Zur Vertheidigung Eurer Stadt und Boutiken habt Ihr die Nationalgarden.“ So lange es sich bloß um die „Stadt“ Paris und die „Boutiken“ handelte, konnte Hr. Cavaignac die uniformirten Spießbürger an der Herstellung ihre schacherbetriebsamen Boutikenordnung sich abrackern lassen. Der „Diktator“ mit seinen schnapsbegeisterten Mobilhorden begann erst sein Amt, als es sich mit der „Stadt“ und den „Boutiken“ zugleich um das „Vaterland“, um die honette Republik handelte. — Und wer will ihm einen Vorwurf machen, wenn er hierbei wieder die „Stadt“ und die „Boutiken“ aussetzte, wenn er die Insurrektion der „Stadt“ und den „Boutiken“ zum Trotz absichtlich anschwellen ließ, um mit seinem afrikanischen Centralisations-System desto sicherer die ganze Macht der Anti-Honetten zu vernichten? Der Afrikaner kam als „Retter des Vaterlandes,“ und nicht als Vertheidiger der „Pariser Boutiken.“ Ist das „Vaterland“ nicht die Exposition der „Pariser Boutiken“ werth?
Aber die Boutiken! Die Boutiken! Der Juniheld Cavaignac hat sich in den „Boutiken“ einen Feind erworben, welcher Cavaignac den Präsidentschaftskandidaten zu vernichten droht. Seit dem großen Stiergefecht in der Assemblée, wo jenes fatale Wort des Junihelden mit aller vernichtenden Verachtung der Umstände von Neuem der Boutikenwelt ins Gedächtniß gerufen wurde, ist in die kleine Bourgeoisie eine unbeschreibliche Erbitterung gegen den angebeteten Retter ihres „honetten“ Vaterlandes gefahren. Daß er sie den Kugeln der Insurgenten ausgesetzt, können sie ihm noch vergeben; daß er aber muthwillig und verachtungsvoll dem Schließen ihrer Boutiken zugesehen, das ist mehr als ein Boutikenherz verzeihen kann, denn der Boutikenmann lebt nur in seiner Boutike. Es ist wunderbar, wie sich seit dem 25. Nov. die Stellung Cavaignac's und der Boutiken verändert hat. Cavaignac, der Junischlächter ist friedlich und sanft geworden, — nicht blos, was das Ausland betrifft, — er selbst, der Boutikenverachter, handelt mit den Ereignissen, mit den Fürbitten der Geistlichen, mit der Flucht des Papstes, wie ein Boutikenmann, für seine Präsidentschaftsinteressen. Und die Boutiken, die gemüthlich-schachernden, friedliebenden Boutiken haben plötzlich ein furchtbar kriegerisches Aussehen bekommen; die Epiciers, die Weinverkäufer und alle kleinen Trabanten der Boutikenwelt unterhalten einen wahrhaft wüthenden Krieg gegen den Konseilpräsidenten, und diese Propaganda ist jedenfalls ungleich gefährlicher, als alle Deklamationen der parlamentarischen Freunde Ledru-Rollins. Im Juni kehrten sich die Boutiken bei dem Anblick der Barrikaden in ihr Gehäuse zurück wie Schnecken, die an einen Stein stoßen; jetzt haben sie ihr friedliches Schacherthum weit zu einem unerschöpflichen, unangreifbaren Waffenlager geöffnet. Ihr ganzer Inhalt, alle ihre Waaren, die vor den Mobilen Cavaignac's und den Kugeln der Insurgenten sich so schnell verschlossen, sind ebenso viele Waffen geworden; mit jeder Unze Kaffee oder Zwei-Sous-Blase Tabak, die er einpackt, mit jedem petit-verre oder canon, welches er eingeschenkt, theilt der Boutikier dem Käufer seinen Haß gegen Cavaignac mit. Wer kann die Folgen dieser Propaganda berechnen
Cavaignac mag immerhin die Soldaten zum Lesen seiner Biographie anhalten lassen, wie man sie unter der Restauration zum Anhören der Messe anhielt: die Pariser Boutiken werden ihn am 10. Dez. fallen lassen, wie er im Juni die Boutiken fallen ließ. Aber die Boutiken werden sich dadurch nicht vor ihrer sichern Zukunft, dem Bankerutt, erretten.
19 Paris, 7. Decbr. Die heutige No. des Proudhonschen „Peuple“ theilt folgendes Rechen-Exempel mit, welches man im Ministerium des Innern über den muthmaßlichen Ausfall der Wahlen angestellt haben soll. Zahl der Stimmen vielleicht 9. Millionen, absolute Majorität 4 1/2 Million; von diesen werden erhalten.
Louis Bonaparte 3,500,000 Stimmen,
Cavaignac 3,000,000 Stimmen,
Lamartine 1,500,000 Stimmen,
Raspail 500,000 Stimmen,
Ledru-Rollin 300,000 Stimmen,
Verlorne Stimmen 200,000 Stimmen
Die Wahl würde also an die National-Versammlung zurückfallen,
Man sieht dieser Berechnung an, daß sie nur die ministeriellen Hoffnungen auf die Endentscheidung der Assemblée ausdrückt. Weder Cavaignac noch Lamartine werden die angedeutete Stimmenzahl erhalten. Dagegen aber ist es wohl möglich, daß jetzt, wo die Royalisten auch das henriquinquistische mittägliche Frankreich für die „Brücke“ Napoleon gewonnen haben, der „kleine Prinz mit dem großen Namen“ die absolute Majorität erreichen kann.
Interessant dei dieser Berechnung ist nur die Ansicht des Gouvernements über das Verhältniß der Anhänger Raspails und Ledru-Rollins. In dem Revolutionsclub (Rue Montesquieu) hatte neulich der alte Schwätzer Joly die großartige Berechnung aufgestellt, daß die 26 Mitglieder der Montagne in ihren Wahlen 2,100,000 Stimmen erhalten hätten und daß „also“ der Candidat der vereinigten Montagne, Hr. Ledru-Rollin wenigstens diese 2 Millionen erwarten dürfte! Selbst die Regierungsmänner sehen indeß die Stärke der revolutionären Socialisten-Partei mit andern Augen an. Allerdings hat Hr. Ledru-Rollin, bei den Aprilwahlen 135,000 Stimmen erhalten, während Raspail 45,000 zählte. Aber schon im September zeigten sich bei den Seine-Wahlen 2,000 Stimmen für Raspail und seitdem hat sich noch Manches geändert. Wie die Sachen heute stehen vertritt Ledru-Rollin die Februar-Revolution, während sich hinter Raspail das Junigespenst erhebt. Und wie in dem Volk die Februar-Phrasen neben der Juni-Insurrektion angesehen werden, davon geben die Clubs und Bankets genügende Zeugnisse.
Die parlamentarische Montagne läßt sich natürlich keine Mühe verdrießen, für ihren Benjamin noch einige Propaganda zu machen. Die sämmtl. Deputirten sind auf einmal mit wüthendem Eifer in die Klubs und Bankets gefahren, die man früher ziemlich vornehm bei Seite ließ. Nachdem das demokratische Central-Wahlcomité, welches die April- und Septemberwahlen leitete, mit 82 gegen 6 Stimmen Raspail zum Kandidaten designirt hatte, haben die Montagnards eine „Wahlkommission“ geschaffen, zu der man übrigens blos Freunde Ledru-Rollin's zuließ, um dann erklären zu können, diese aus freier Selbstbestimmung hervorgegangene „Kommission“ habe sich für Ledru-Rollin entschieden. In der Presse vertritt die „Reforme“ und das kleine Blatt, die „Revolution democratique“ an der auch Herwegh (wenigstens als Aktionär) betheiligt ist, die Ledru'schen Interessen, während der Proudhon'sche „Peuple“ und eine Schaar fliegender Blätter für Raspail arbeiten. Der „Peuple“ trägt in jeder Nummer mit großen Lettern die Erklärung an der Spitze: „Der von dem Central-Wahlcomité angenommene Kandidat ist J. V. Raspail, Repräsentant des Volks, gefangen zu Vincennes.“ Die „Revolution“ greift das Wahl-Comité an, weil es den „Ex-Grafen“ Alton-Shee zum Präsidenten hat, wogegen die kleineren Raspail'schen Blätter der Ledru'schen „Kommission“ jeden Beruf bestreiten und über die einzelnen Mitglieder derselben, namentlich den alten Bürger Imbert, den Ex-Gouverneur der Tuilerien, unbescheidene Witze reißen. In den Provinzen haben sich die demokratischen Klubs und Kreisausschüsse von Lyon (mit 65,000 Stimmen aus Stadt und Umgegend), dem Departement du Vaucluse (Raspail's Geburtsort Carpentras), Bourges, Toulouse, Tours, Cherbourg, Blois und andern, nach Abstimmung der Klubisten für Raspail erklärt.
Uebrigens macht sich das Central-Wahl-Comité über einen direkten Sieg in der Urwahl keine Illusionen. In einer Proklamation antwortet es auf die Vorwürfe einer Zersplitterung: „Die wahren revolutionären Sozialisten wollen keinen Präsidenten; indem sie sich an der Wahl betheiligen, wählen sie einen Mann, der die Präsidentschaft selbst abschaffen würde; Ledru-Rollin aber ist dieser Revolutionär nicht.“
Und auf dem Bankett der Schulen rief ein Arbeiter: „Wozu sind wir 120,000 hungernde Proletarier in Paris, um uns durch einen Präsidenten-König wieder um die Revolution berauben zu lassen? Wir werden mit jedem Präsidenten ein Ende machen!“
Paris, 9. Dezbr. Auf dem Vendomeplatz und an den Ecken der Rivoli- und St. Honoréstraßen stehen wieder starke Volksmassen, mit mancher eleganten Toilette vermischt, um dem demokratischen Kaiser ein Lebehoch zu bringen. Die Polizei sagt ihnen nichts.
Im Faubourg St. Antoine geht es dagegen weniger ruhig zu. Ein Haufe von Arbeiter drang vorige Nacht in einen Wachtposten der Mobilgarde und entwaffnete denselben unter dem Rufe: „Nieder mit diesen Schergen Cavaignac's, wenn sie ihre Waffen nicht sofort strecken!
National-Versammlung Sitzung vom 8. Dezember. Vizepräsident Corbon eröffnete die Sitzung um 2 Uhr.
Pascal aus Aix: Bürger Lagrange regte gestern die Lage der Deportirten und ihrer unglücklichen Familien an, die in Folge der Junischlacht ins Elend gestürzt wurden. Ich trage darauf an, daß dieser Gegenstand (allgemeine Amnestie und Versorgung der Hinterlassenen) spätestens Montag zur Berathung kommen.
Die Versammlung bestimmt den Dienstag.
v. Vesin vor der Tagesordnung: Ich habe erfahren, daß die Mallposten gestern Abend auf Befehl des Ministeriums zurückgehalten worden sind. Ich stelle dasselbe hiermit zur Rede, um die Gründe zu hören.
Trouvé Chauvel: Der Minister des Innern nannte gestern im Laufe der Debatte die von den Journalen veröffentlichten Listen ein abscheuliches Verbrechen, aus diesem Grunde nahm ich es auf mich, die Abfahrt der Posten so lange zu verzögern, bis man wenigstens den Provinzialbeamten die Kammerverhandlungen als Antwort beilegen könne. Auf diese Weise erhielten die Departements dies Gift mit dem Gegengift (Beifall). Das Ministerium glaubt dem gestrigen Votum — das darin bestand, einfach zur Tagesordnung zu schreiten — sowie den Intentionen der Kammer gemäß gehandelt zu haben.
Stimmen zur ebenen Linken: Recht so! Sie haben wohl daran gethan.
Vesin stellt sich keineswegs mit dieser Erklärung zufrieden. Einer Kabinetsrücksicht halber dürfe man nicht alle Welt in Schrecken und Angst setzen. Das Postinstitut trage einen sozialen Charakter; die ganze Gesellschaft sei bei dessen Pünktlichkeit betheiligt.
Etienne Arago, Postdirektor beruhigt den Redner mit der Erklärung, daß alle Postanstalten zur gehörigen Stunde von der Verzögerung benachrichtigt worden sein.
Fresneau will noch sprechen. Aber man ruft von allen Seiten: Zur Tagesordnung!
Die Versammlung kehrt zum Büdget zurück.
Die Büdgetdebatte geschah nun summarisch und wurde bald erledigt.
Die Versammlung schreitet zur Wahl der 30 Mitglieder, welche den provisorischen Staatsrath bilden soll.
Ein erstes Resultat muß annullirt werden, weil keine beschlußfähige Zahl stimmte.
Die Versammlung zieht sich abermals in die Abtheilungen zurück, um von Neuem zur Wahl zu schreiten.
Um 5 1/2 Uhr zeigt Corbon an, daß die Skrutatoren mindestens noch zwei Stunden zu thun hätten, um die Stimmzettel zu entwickeln.
Bei dieser Erklärung greift alle Welt nach dem Hut und kaum eine Viertelstunde später war der Saal gänzlich leer.
Die Sitzung wird um 1/4 vor 6 Uhr geschlossen.
Auf morgen die Verantwortlichkeitsfrage des Präsidenten.
Diese Debatte verspricht sehr lebhaft zu werden.
Großbritannien. 24 London, 7. Dez. Die Noth in Irland steigt! Das ist die gewöhnliche Formel der irischen wie der englischen Journale. Ja, die Noth steigt; aber nicht unter der großen Masse, die niedere Klasse genannt; denn hier hat sie längst eine Stufe erreicht, die nicht überschritten werden kann. Aber sie steigt unter denen, die noch vor einigen Jahren von Noth wenig oder gar nichts wußten. Sie erfaßt die Leute, die sich vor ihrer ganz sicher gewähnt und zeigt ihnen, daß bei einem so durch und durch faulen Zustande, wie der des irischen Gesellschaftskörpers ist, auch die bisher noch verschont gebliebenen Theile in progressiver Schnelligkeit angefressen werden. Halten wir uns diesmal an die Grafschaft Cork, das „irische Yorkshire.“ Eine Menge Familien, die man für immer dem Bereich pekuniärer Verlegenheiten entrückt glaubte, können nicht länger ihre dem Bankeruti sich nähernde Lage verbergen. Jeder Grafschaftsdistrikt zeigt das Schauspiel solcher dem Ruin verfallenden Familien. Die patrizische Klasse beginnt ihrerseits das Loos zu fühlen, das namentlich seit Hereinbrechen der Kartoffelseuche so schwer auf den Plebejern lastet. Die „Gentry“ liefert von nun an täglich ihr Kontingent. Man berechnet den Verlust Irlands, den es in Folge der Kartoffelkrankheit erlitten, auf 43 Mill. Pfd. St. Sollte auch diese Schätzung übertrieben sein, so ist doch sicher der Verlust so groß, daß die Folgen nothwendig bis zur Noth auch in der sonst wohlhabenden Klasse führen mußten.
Ein Gutsbesitzer aus einer der ältesten Familien hatte vor etwa 12 Jahren eine jährliche wohlbezahlte Grundrente von 11,000 Pfd. St. (c. 72,000 Thlr.). Auf seinen Besitzungen haftet eine Schuld von 100,000 Pf. Die Renten nun, die er seit 2 Jahren eingenommen. reichten nicht zur Deckung der Zinsen hin. Er vertrieb also eine Menge im Rückstand gebliebene Pächter. Andere machten sich heimlich, ohne die Rente zu zahlen, mit Allem, was sie hatten, nach Amerika davon. Jetzt liegen 4000 Morgen auf seinen Besitzungen brach. Einer seiner Gläubiger verlangt eine Hypothek von 25,000 Pf. zurück. Der Gutsbesitzer will, da das neue Gesetz, die „Encumbered Estates Bill“ dies gestattet, einen Theil seiner Besitzung losschlagen, findet aber bei dem gegenwärtigen Stande des Geldmarktes selbst zu 25 pCt. des abgeschätzten Werthes keinen Käufer.
Die Lage dieses Mannes ist allerdings sehr verschieden von der eines armen Pächters, dem der gierige Rachen des Hungertodes entgegenstarrt. Die Noth des Ersten, der leiblich noch lange nicht zu Grunde geht, ist eine ganz andere, als die des Zweiten. Aber dies eine Beispiel zeigt doch, welche Zukunft auch der mittleren, sogar der reichen Klasse harrt, wenn nicht Irland durch den Sturm einer durchgreifenden Revolution von dem Miasma der bisherigen Klassenherrschaft, des Whig- und Orangethums und was damit zusammenhängt, rein gefegt wird. Ich führte nur ein Beispiel an, füge aber hinzu, daß es, wie oben gesagt, deren in jeder Grafschaft bereits jetzt eine große Masse gibt, die mit jeder Woche zu größern Massen anschwellen.
* Manchester, 7. Dezember. Unser Markt bleibt fest, ohne daß indeß höhere Preise bezahlt werden. Die Frage nach Garnen für Indien bleibt sehr gut, die deutschen Häuser kaufen dagegen fortwährend nur sehr wenig. Seit einigen Wochen arbeiten die Spinner hier und in der Umgegend die volle Zeit und die Vorräthe sind daher bedeutend größer geworden. Da sonst wenig Spekulationen unternommen werden und der Ausbau der Eisenbahnen einzig und allein das Geld in außergewöhnliche Kanäle zieht, so ist es natürlich, daß das Kapital sich wieder etwas mehr auf die Manufakturen wirft.
* Köln, 8. Dezbr. Der Bürgermeister von Weiß hat in seiner Gemeinde nicht allein publizirt, daß das von der National-Versammlung in Berlin beschlossene und vom Könige sanctionirte Jagdgesetz auf der linken Rheinseite nicht gilt, sondern er hat auch den Grundbesitzern bei Strafe (welcher?) verboten, auf ihren Grundstücken zu jagen. Wir meinen, besagter Bürgermeister mag wohl „von Gnaden“ stammen, und in diesem Falle braucht er sich nicht im Geringsten zu geniren.
Für den demokratischen Central-Ausschuß in Berlin sind bei der Expedition dieser Zeitung ferner eingegangen:
5 Thlr. vom demokratischen Volksverein in Bilstein.
Von der Expedition gestempelte Listen liegen zur Unterzeichnung offen bei:
A. Steinstraßer, Perlenpfuhl;
Halin, Börse;
Hamspohn, Freischütz, Hochstraße;
Eiser, beim Eingange während der Volksversammlungen;
J. Obladen, Streitzeuggasse;
Stollwerk, Schildergasse.
Köln, den 8. Dezbr. 1848.
Für Robert Blum's Familie sind bei uns eingegangen:
Von Schlosser in Bilstein 5 Thlr.
Handelsnachrichten. _
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(2017-03-20T13:08:10Z)
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Jürgen Herres: Konvertierung TUSTEP nach XML
(2017-03-20T13:08:10Z)
Maria Ermakova, Benjamin Fiechter, Susanne Haaf, Frank Wiegand: Konvertierung XML nach DTA-Basisformat
(2017-03-20T13:08:10Z)
Weitere Informationen:Die angegebenen Seitenzahlen beziehen sich auf die Ausgabe: Neue Rheinische Zeitung. Organ der Demokratie. Bd. 1 (Nummer 1 bis Nummer 183) Köln, 1. Juni 1848 bis 31. Dezember 1848. Glashütten im Taunus, Verlag Detlev Auvermann KG 1973.
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