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Neue Rheinische Zeitung. Nr. 172. Köln, 19. Dezember 1848.

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Neue Rheinische Zeitung
Organ der Demokratie.
No. 172. Köln, Dienstag den 19. Dezember. 1848.

Bestellungen auf die "Neue Rheinische Zeitung" für das nächste Quartal, Januar bis März 1849, wolle man baldigst machen und zwar in Köln bei der Expedition der Zeitung (unter Hutmacher Nr. 17), auswärts bei den Postanstalten Deutschlands.

Für Frankreich übernehmen Abonnements Hr. G. A. Alexandre, Nr. 28 Brandgasse in Straßburg, und Nr. 23 rue Notre Dame de Nazareth in Paris, so wie das k. Oberpostamt in Aachen; für England die HH. J. J. Ewer u. Comp., 72, Newgate Street in London; für Belgien und Holland die resp. k. Briefpostämter und das Postbüreau in Lüttich.

Durch den Wegfall des Stempels wird der Abonnementspreis ermäßigt und beträgt von jetzt ab für Köln nur 1 Thlr. 7 Sgr. 6 Pf., bei allen preußischen Postanstalten, (das Porto einbegriffen) nur 1 Thlr. 17 Sgr. vierteljährlich; für Abonnenten im übrigen Deutschland tritt ein verhältnißmäßiger Postaufschlag hinzu.

Die Redaktion bleibt unverändert.

Die bisherigen Monatsgänge der "Neuen Rheinischen Zeitung" sind ihr Programm. Durch ihre persönlichen Verbindungen mit den Chefs der demokratischen Partei in England, Frankreich, Italien, Belgien und Nordamerika ist die Redaktion in Stand gesetzt, ihren Lesern die politisch-soziale Bewegung des Auslandes richtiger und klarer abzuspiegeln, als irgend ein anderes Blatt. Die "N. Rh. Ztg." ist in dieser Beziehung nicht blos das Organ der deutschen, sondern der europäischen Demokratie.

Inserate: Die vierspaltige Petitzeile oder deren Raum 1 Sgr. 6 Pf.

Anzeigen aller Art erlangen durch die großen Verbindungen unseres Blattes eine sehr weite Verbreitung.

Die Gerantur der "Neuen Rheinischen Zeitung."

Uebersicht.

Deutschland. Köln. (Friedrich Wilhelm IV. und die Breslauer Deputation. Uerdingen. (Eine Dankadresse). Kleve. (Kochs. -- Arntz). Münster. (Lieutenant Bruchhausen). Berlin. (Der Weihnachtsmarkt. -- D'Ester. Der demokratische Centralausschuß. -- Ende des Dowiatschen Prozesses. Breslau. (Der Bürgerwehrcongreß. -- Nachmittagssitzung desselben. -- Die Belagerungszustände. -- Erzwungene Ehelosigkeit. -- Die neuesten politischen Verurtheilungen. -- Pläne der Regierung in Betreff der Wahlen). Wien. (Der Prinz Karl in Olmütz. -- Intriguen. -- Der Lloyd und die franzosische Bourgeoisie. -- Oestreicher als preußische Patrioten. -- Die "Presse." -- Der junge Standrechtskaiser und seine Xantippe. -- Der Reichstag in Kremsier. -- Slaven und Deutsche. -- Großfürst Michael und Prinz Albert von Sachsen in Olmütz. -- Volkswuth über die Bourgeoisie. -- Hinrichtungen. -- Joseph des II. Statue. -- Ungarn von allen Seiten bedrängt. -- Verhaftungen auf dem Lande.) Pillau. (Politische Untersuchung gegen 13 Militärs.) Mähren. (Desertirte ungarische Husaren). Prag. (Aufhebung der demokratischen Vereine. -- Ein Befehl von Windischgrätz und Protest dagegen.) -- Frankfurt. (Ministerialveränderungen. -- N.-V. -- Streit unter den Truppen. -- Die pr. Soldaten.) Hamburg. (14. Dec. Die constituirende Versammlung. -- 15. Dec. Zweite Sitzung derselben.)

Ungarn. Preßburg. (Die Russen in Kronstadt.)

Italien. (Vier Vermittlungsvorschläge zum Brüßler Congreß.) Rom. (Protest der N.-V. -- Angebliche Bildung einer provis. Regierung. -- Ein Brief Zucchi's an Rossi. -- Zucchi und der römische Kriegsminister Latour.) Mailand. (Füsilladen.) Turin. (Die "Concordia").

Französische Republik. Paris. (Vorkehrungen Cavaignacs und Vorkehrungen des Volks. -- Vermischtes. -- National-Versammlung. -- Handschreiben des Papstes an Cavaignac. -- Proklamation Lamoricieres an die Armee. -- Stimmenzahl für Louis Napoleon. -- Gerichtliches. -- Barbet, Letrouet, Bugeaud u. Changarnier. -- Legitimistenclub. -- National-Versammlung. -- Louis Napoleon. -- Die Rue Poitiers. -- Cavaignac und die Arbeiter.

Großbritannien. London. (Ueber Auswanderung nach Australien. -- Chartistenprozeß in Liverpool.) -- Dublin. (Die Liquidation der "Versöhnungshalle.")

Deutschland.
68 Köln, 18. Dezbr.

Wie es nach den ersten Brandenburg-Wrangel'schen Gewaltthaten gegen die Vertreter des Volks Adressen regnete, die zur Freude des potsdamer Königthums in den Preußenvereinen "mit Gott, für König und Junkerschaft" fabrizirt wurden: so schneit es jetzt nach der Octroyirung einer Charte wiederum Adressen der outrirtesten Loyalität in solcher Menge, daß sie noch lange zur Füllung des "Pr.-St.-A." und der "N. Pr. Z." ausreichen werden,

Den Adressen schließen sich die Deputationen an. Nicht Deputationen, wie die aus Köln, Koblenz und Trier, welche zu Gunsten der Volksvertreter und gegen die brutale Gewart sprechen wollten. Für diese hat das Potsdamer Königthum weder Zeit noch Ohren.

Das "neugekräftigte" Königthum ist nur den Abgesandten der "Preußen"- und ähnlicher Vereine zugänglich. Bei ihrem Anblick geht ihm das Herz auf und es beginnt, sich um so ungenirter auszuschütten, als es seiner eigentlichen Sprache monatelang bittere Gewalt anthun mußte.

Unter jenen loyalen Deputationen finden wir auch eine aus Breslau. Bei ihr wollen wir einen Augenblick verweilen. Nicht wegen der Leute, aus denen die Deputation bestand, nicht um der Adresse willen, die sie nach Potsdam brachte: sondern wegen der Worte, die der König von Preußen huldreichst fallen ließ.

Nachdem er gedankt, daß grade von Breslau, von wo er so viel "Trübes und Bitteres" erfahren müssen, eine solche Deputation bei ihm erschienen sei, fuhr er fort: "Ich muß es Ihnen frei heraus sagen, daß die Behandlung, welche mir durch die Breslauer Deputation im März geworden, das Verletzendste war, was einem König in dieser Beziehung je geboten wurde. Dieser verletzenden Form mußte ich damals mit der Würde entgegen treten, welche ich mir und meinem Volke schuldig war u. s. w."

Die Könige haben das Glück, daß auch ihr Gedächtniß in unterthänigster Ergebenheit vor ihrer Majestät erstirbt. Andern Sterblichen wird selbst die Freude durch düstre Erinnerungen getrübt. Königen wird der Schmerz selbst aufgeklärt durch die Voraussicht, daß in bessern Zeiten das Gedächtniß selbst sein Gedächtniß verlieren muß.

Am 22. März sagte der König von Preußen vor dem gesammten damaligen Ministerium zur Breslauer Deputation, nachdem sie den Zweck ihres Kommens auseinandergesetzt:

"Ich danke Ihnen, m. H., daß Sie gekommen sind; ich sehe mit Freuden Männer mit den populärsten Namen vor mir; wirken Sie fort für Erhaltung der Monarchie, wie Sie bisher gewirkt, so werden Ihre Namen in der Geschichte gesegnet sein!"

So sprach der König von Preußen am 22. März zur Deputation von Breslau; die H. H. Kopisch, Abegg, Tschocke, Stadtrath Becker, Theinert, Heinrich Simon und die übrigen Mitglieder der Deputation sind deß Zeuge.

Kann ein Mensch, der über's Schwabenalter hinaus ist, innerhalb 8 Monaten in größern Widerspruch mit sich selbst gerathen? Es ist dieß nicht die erste Inkonsequenz Friedrich Wilhelms des Vierten, es wird kaum seine letzte sein.

Nehmen wir indeß die letzte Erklärung als die aufrichtig gemeinte, so fragt sich's, womit die März-Deputation aus Breslau so fürchterlich verletzt hat? Die Antwort ist nicht schwer. Die Deputation verlangte im Namen des Volkes allgemeines Stimmrecht und ähnliche gottlose und hochverrätherische Dinge, und das Königthum fühlte sich plötzlich "von Gottes Gnaden" nicht stark genug, dieser "pressure from without" (diesem Druck von außen) zu widerstehen. Es mußte die Forderungen der bürgerlichen Kanaille bewilligen oder -- sein Testament machen. Es zog das Erstere vor. Hinc illae lacrymae! Von daher das Gift und die Galle!

Und der König sprach zu der December-Deputation aus Breslau weiter:

"Gewiß der gute Sinn ist nicht erloschen, aber er trat in Breslau wie in andern großen Städtchen in den Hintergrund und so haben wir 7 Monate durchmachen müssen, von welchen jeder ächte Patriot nur wünschen kann, daß ihre Schmach aus unserer Geschichte ausgelöscht werde."

Sieben Monate der Schmach -- vom Zusammentritt der National-Versammlung im Mai bis zu ihrer Auflösung im December --: Interpellationen über die königlich-preußischen Gräuelthaten im Posen'schen, über die königlich-preußische Perfidie im dänischen Kriege, über das königlich-preußische Niederschießen von Bürgern und schwangern Frauen in Schweidnitz, über Exzesse der Soldateska an 100 andern Orten; Beschlüsse über Entfernung reaktionärer Offiziere, Abschaffung "von Gottes Gnaden", Aufhebung des Adels und seiner Vorrechte, Beseitigung der christlich-germanischen Wirthschaft mit Orden und sogenannten "Hundezeichen" und endlich bevorstehende Erlösung des Landvolks von seinen gutsherrlichen Lasten etc.: Diese "Schmach muß ausgelöscht" werden. Wie wird sie's? Durch Wrangel's haarscharfgeschliffene Schwerdter und kugelvolle Büchsen, durch Fortjagung der Volksvertreter, Einsperren der Kämpfer für des Volkes Rechte, durch allgemeinen Belagerungszustand und durch Octroyiren einer Verfassung, die uns nothwendig binnen Kurzem, könnte sie irgend Bestand gewinnen, in einen schlimmern Zustand zurückschleudern würde, als der vor 1848 war.

Friedrich Wilhelm in Potsdam fuhr fort:

"Was mich dabei, nächst Gottes Beistand, erhalten hat, was die ganze Zeit hindurch mein Trost gewesen, das ist die treffliche Haltung, die Treue und rührende Liebe des Landvolks. Ja, meine Herren, das platte Land hat die Städte beschämt. ... Bis zur Weichsel hin und darüber hinaus baten sie, als Zuzug nach Berlin kommen zu dürfen, um meine Feinde niederzuschlagen."

Und hat das Landvolk nicht Ursache zu seiner "Treue und rührenden Liebe"? Ist es nicht von den gnädigen Gutsherren, von den Landräthen, Patrimonialrichtern und Gensd'armen unter der Firma "von Gottes Gnaden" hinreichend gequält und ausgesaugt worden, so daß ihm wohl die Augen vor lauter "Liebe und Treue" übergehen mußten? Zeigt nicht der im Namen der National-Versammlung veröffentlichte Finanzbericht, daß [Fortsetzung]

Leben und Thaten des berühmten Ritters Schnapphahnski.
Zweite Abtheilung. -- Drittes Kapitel.

Der Graf hatte Alles aufgeboten, um die Herzogin glänzend zu empfangen. Vor allen Dingen hatte er für die Gesellschaft der hervorragendsten Häupter des benachbarten Adels gesorgt, die entweder für einige Tage bei ihrem Wirthe verweilten, oder am Abend von ihren Landsitzen zu der Wohnung des Grafen hinübereilten, um sich dann erst spät in der Nacht wieder zu entfernen.

Baron von ... war einer von den Gästen, die immer nur wenige Stunden blieben. -- Er war ein Fünfundvierziger, und ein hoher, breitschultriger, robuster Mann, mit braunem Schnurrbart und einem Backenbart, der in wilden Büscheln bis hoch hinauf auf die Wangen wuchs. Nase, Füße und Hände des Barons waren sehr gewöhnlich; zwei große lebendige Augen verliehen ihm aber einiges Interesse. In seinen Manieren war der Baron im höchsten Grade ungeschlacht; die geräumigsten Zimmer waren zu klein für seine grotesken Bewegungen; er zerbrach bei jeder Soiree einige Tassen, einen Stuhl, oder irgend ein anderes unschuldiges Möbel, so daß seine Freunde ihn ein für allemal als den kostspieligsten Gast bezeichneten. Im Gespräche war der Baron sehr verständlich; er führte die undiplomatischsten Redensarten, und drückte sich sogar sehr derb aus, wenn er in Eifer gerieth. Nichtsdestoweniger war er bei den Damen gern gesehn, denn der Baron war jedenfalls eine zu ehrliche Erscheinung, als daß man ihm hätte zürnen sollen. Er ließ sich auch so willig von den jungen Comtessen an der Nase herumführen, daß man ihm schon der komischen Scenen wegen, zu denen er Veranlassung gab, mit Freuden alle Extravaganzen verzieh. Schrecklich blieb er freilich für die meisten Damen, durch den mehr als pikanten Duft des Pferdestalles, den er fortwährend in seinen Kleidern trug. Die Röcke und Beinkleider des adligen Herrn waren dergestalt von diesem durchdringenden Parfum gesättigt, daß die Fürstin X. einst ohnmächtig wurde, als sie den Baron näher beroch. Ein wahrer Kampf entspann sich zwischen der Atmosphäre des Salons und der Atmosphäre des Stalls, wenn der Baron zur Thüre hineintrat, und Fürstin X. behauptete, sie glaube auch jedesmal nichts anderes als daß ein leibhaftiger, vierfüßiger Hengst hereinspaziere. Das Eigenthümliche und Charakteristische des Barons hatte sich aus seiner täglichen Beschäftigung, aus seinem stündlichen Umgang entwickelt. Der Baron war nämlich nicht nur ein leidenschaftlicher und ausgezeichneter Reiter, sondern er trieb auch in eigner Person den bedeutendsten Roßhandel. Besonderes Vergnügen machte es ihm stets, von wahrhaft fabelhaften Gewinnsten zu erzählen, die er bei seinem Schacher realisirt zu haben meinte. Kein Roßkamm, versicherte er, habe ihn je betrogen; er sei dagegen der Mann, der alle Welt überliste, und halbtod wollte er sich oft über diesen und jenen Israeliten lachen, den er bei dem letzten Geschäft hintergangen zu haben vorgab. Gut unterrichtete Freunde wußten indeß besser, wie es mit der Liebhaberei des Barons aussah. Sie hatten meistens schon selbst davon profitirt, und hüteten sich wohl, ihren enthusiastischen Bekannten in seinen Illusionen zu stören. Sie wußten, daß der Baron nur der Lust des Kaufens und des Verkaufens wegen den Roßhandel trieb, und daß er sich wenig daraus machte, wenn die Summe seiner Verluste jährlich einen nicht unbeträchtlichen Ausfall in seinen sonstigen Revenüen hervorbrachte. Vor allen andern zeichnete sich der Baron als Mitglied eines Reitjagd-Klubs aus, der nach englischem Muster, bei dem schlesischen Adel seiner Zeit viel Furore machte. Dieser Klub existirte nur für den Adel und für wenige auserlesene Bürgerliche; er sollte die Freuden des Reitens und der Jagd miteinander verbinden, "um die preußische Jugend wieder zu stählen."

Dieses "Stählens" bedurfte der Baron freilich nicht, denn trotz mancher Ausschweifungen mit den Landschönheiten seiner Umgebung, führte er im Ganzen ein sehr regelmäßiges Leben, und konservirte seinen eisernen Körper. Er stand Morgens mit der Sonne auf und schlief deswegen auch Abends im Salon, in der besten Gesellschaft, oft laut schnarchend auf seinem Stuhle ein. In den von den Landräthen ausgeschriebenen Kreisversammlungen, die in Schlesien gewöhnlich aus 50 adligen Gutsbesitzern und aus nur 6 oder 8 bürgerlichen und bäuerlichen Deputirten bestehen, fehlte der Baron selten. Noch pünktlicher fand er sich indeß auf den in allen benachbarten Orten regelmäßig statthabenden Wochenmärkten ein; nicht nur um Pferdehandel zu treiben und als Schaafzüchter seine Wolle an den Mann zu bringen, sondern namentlich der Annehmlichkeit wegen, viele Leute seines Gelichters beim Trunk oder Spiel zusammen anzutreffen. Diese Wochenmärkte bildeten für den schlesischen Adel lange Zeit einen besuchteren Sammelplatz, als die gegen das Ende der dreißiger Jahre gestifteten Adels-Reunionen, die zuerst nach den Freiheitskriegen auftauchten, dann aber für einige Jahre wieder verschwanden. Die Krone aller Vergnügungen war für den Baron der jährlich gleich nach Pfingsten stattfindende große Wollmarkt in Breslau. Es ist hinlänglich bekannt, daß der ganze schaafzüchtende schlesische Adel um diese Zeit nach der Hauptstadt der Provinz pilgert. Der Baron war von jeher einer der hervorragendsten Besucher dieses Marktes. Er schlug bei solchen Gelegenheiten mehr Geld todt als jeder andere, und es war ihm schon mehr als einmal passirt, daß er eine gehörige Portion Schulden machte, statt einen Haufen Geldes für die verkaufte Wolle mit nach Hause zurückzubringen. Außer dem unvermeidlichen Pferde- und Wollhandel, trieb der Baron auch noch die Runkelrüben-Kultur und die Schnapsbrennerei, so daß er also in seiner Person fast alle "nobeln Passionen" des schlesischen Landadels vereinigte.

Neue Rheinische Zeitung
Organ der Demokratie.
No. 172. Köln, Dienstag den 19. Dezember. 1848.

Bestellungen auf die „Neue Rheinische Zeitung“ für das nächste Quartal, Januar bis März 1849, wolle man baldigst machen und zwar in Köln bei der Expedition der Zeitung (unter Hutmacher Nr. 17), auswärts bei den Postanstalten Deutschlands.

Für Frankreich übernehmen Abonnements Hr. G. A. Alexandre, Nr. 28 Brandgasse in Straßburg, und Nr. 23 rue Notre Dame de Nazareth in Paris, so wie das k. Oberpostamt in Aachen; für England die HH. J. J. Ewer u. Comp., 72, Newgate Street in London; für Belgien und Holland die resp. k. Briefpostämter und das Postbüreau in Lüttich.

Durch den Wegfall des Stempels wird der Abonnementspreis ermäßigt und beträgt von jetzt ab für Köln nur 1 Thlr. 7 Sgr. 6 Pf., bei allen preußischen Postanstalten, (das Porto einbegriffen) nur 1 Thlr. 17 Sgr. vierteljährlich; für Abonnenten im übrigen Deutschland tritt ein verhältnißmäßiger Postaufschlag hinzu.

Die Redaktion bleibt unverändert.

Die bisherigen Monatsgänge der „Neuen Rheinischen Zeitung“ sind ihr Programm. Durch ihre persönlichen Verbindungen mit den Chefs der demokratischen Partei in England, Frankreich, Italien, Belgien und Nordamerika ist die Redaktion in Stand gesetzt, ihren Lesern die politisch-soziale Bewegung des Auslandes richtiger und klarer abzuspiegeln, als irgend ein anderes Blatt. Die „N. Rh. Ztg.“ ist in dieser Beziehung nicht blos das Organ der deutschen, sondern der europäischen Demokratie.

Inserate: Die vierspaltige Petitzeile oder deren Raum 1 Sgr. 6 Pf.

Anzeigen aller Art erlangen durch die großen Verbindungen unseres Blattes eine sehr weite Verbreitung.

Die Gerantur der „Neuen Rheinischen Zeitung.“

Uebersicht.

Deutschland. Köln. (Friedrich Wilhelm IV. und die Breslauer Deputation. Uerdingen. (Eine Dankadresse). Kleve. (Kochs. — Arntz). Münster. (Lieutenant Bruchhausen). Berlin. (Der Weihnachtsmarkt. — D'Ester. Der demokratische Centralausschuß. — Ende des Dowiatschen Prozesses. Breslau. (Der Bürgerwehrcongreß. — Nachmittagssitzung desselben. — Die Belagerungszustände. — Erzwungene Ehelosigkeit. — Die neuesten politischen Verurtheilungen. — Pläne der Regierung in Betreff der Wahlen). Wien. (Der Prinz Karl in Olmütz. — Intriguen. — Der Lloyd und die franzosische Bourgeoisie. — Oestreicher als preußische Patrioten. — Die „Presse.“ — Der junge Standrechtskaiser und seine Xantippe. — Der Reichstag in Kremsier. — Slaven und Deutsche. — Großfürst Michael und Prinz Albert von Sachsen in Olmütz. — Volkswuth über die Bourgeoisie. — Hinrichtungen. — Joseph des II. Statue. — Ungarn von allen Seiten bedrängt. — Verhaftungen auf dem Lande.) Pillau. (Politische Untersuchung gegen 13 Militärs.) Mähren. (Desertirte ungarische Husaren). Prag. (Aufhebung der demokratischen Vereine. — Ein Befehl von Windischgrätz und Protest dagegen.) — Frankfurt. (Ministerialveränderungen. — N.-V. — Streit unter den Truppen. — Die pr. Soldaten.) Hamburg. (14. Dec. Die constituirende Versammlung. — 15. Dec. Zweite Sitzung derselben.)

Ungarn. Preßburg. (Die Russen in Kronstadt.)

Italien. (Vier Vermittlungsvorschläge zum Brüßler Congreß.) Rom. (Protest der N.-V. — Angebliche Bildung einer provis. Regierung. — Ein Brief Zucchi's an Rossi. — Zucchi und der römische Kriegsminister Latour.) Mailand. (Füsilladen.) Turin. (Die „Concordia“).

Französische Republik. Paris. (Vorkehrungen Cavaignacs und Vorkehrungen des Volks. — Vermischtes. — National-Versammlung. — Handschreiben des Papstes an Cavaignac. — Proklamation Lamoricieres an die Armee. — Stimmenzahl für Louis Napoleon. — Gerichtliches. — Barbet, Letrouet, Bugeaud u. Changarnier. — Legitimistenclub. — National-Versammlung. — Louis Napoleon. — Die Rue Poitiers. — Cavaignac und die Arbeiter.

Großbritannien. London. (Ueber Auswanderung nach Australien. — Chartistenprozeß in Liverpool.) — Dublin. (Die Liquidation der „Versöhnungshalle.“)

Deutschland.
68 Köln, 18. Dezbr.

Wie es nach den ersten Brandenburg-Wrangel'schen Gewaltthaten gegen die Vertreter des Volks Adressen regnete, die zur Freude des potsdamer Königthums in den Preußenvereinen „mit Gott, für König und Junkerschaft“ fabrizirt wurden: so schneit es jetzt nach der Octroyirung einer Charte wiederum Adressen der outrirtesten Loyalität in solcher Menge, daß sie noch lange zur Füllung des „Pr.-St.-A.“ und der „N. Pr. Z.“ ausreichen werden,

Den Adressen schließen sich die Deputationen an. Nicht Deputationen, wie die aus Köln, Koblenz und Trier, welche zu Gunsten der Volksvertreter und gegen die brutale Gewart sprechen wollten. Für diese hat das Potsdamer Königthum weder Zeit noch Ohren.

Das „neugekräftigte“ Königthum ist nur den Abgesandten der „Preußen“- und ähnlicher Vereine zugänglich. Bei ihrem Anblick geht ihm das Herz auf und es beginnt, sich um so ungenirter auszuschütten, als es seiner eigentlichen Sprache monatelang bittere Gewalt anthun mußte.

Unter jenen loyalen Deputationen finden wir auch eine aus Breslau. Bei ihr wollen wir einen Augenblick verweilen. Nicht wegen der Leute, aus denen die Deputation bestand, nicht um der Adresse willen, die sie nach Potsdam brachte: sondern wegen der Worte, die der König von Preußen huldreichst fallen ließ.

Nachdem er gedankt, daß grade von Breslau, von wo er so viel „Trübes und Bitteres“ erfahren müssen, eine solche Deputation bei ihm erschienen sei, fuhr er fort: „Ich muß es Ihnen frei heraus sagen, daß die Behandlung, welche mir durch die Breslauer Deputation im März geworden, das Verletzendste war, was einem König in dieser Beziehung je geboten wurde. Dieser verletzenden Form mußte ich damals mit der Würde entgegen treten, welche ich mir und meinem Volke schuldig war u. s. w.“

Die Könige haben das Glück, daß auch ihr Gedächtniß in unterthänigster Ergebenheit vor ihrer Majestät erstirbt. Andern Sterblichen wird selbst die Freude durch düstre Erinnerungen getrübt. Königen wird der Schmerz selbst aufgeklärt durch die Voraussicht, daß in bessern Zeiten das Gedächtniß selbst sein Gedächtniß verlieren muß.

Am 22. März sagte der König von Preußen vor dem gesammten damaligen Ministerium zur Breslauer Deputation, nachdem sie den Zweck ihres Kommens auseinandergesetzt:

Ich danke Ihnen, m. H., daß Sie gekommen sind; ich sehe mit Freuden Männer mit den populärsten Namen vor mir; wirken Sie fort für Erhaltung der Monarchie, wie Sie bisher gewirkt, so werden Ihre Namen in der Geschichte gesegnet sein!“

So sprach der König von Preußen am 22. März zur Deputation von Breslau; die H. H. Kopisch, Abegg, Tschocke, Stadtrath Becker, Theinert, Heinrich Simon und die übrigen Mitglieder der Deputation sind deß Zeuge.

Kann ein Mensch, der über's Schwabenalter hinaus ist, innerhalb 8 Monaten in größern Widerspruch mit sich selbst gerathen? Es ist dieß nicht die erste Inkonsequenz Friedrich Wilhelms des Vierten, es wird kaum seine letzte sein.

Nehmen wir indeß die letzte Erklärung als die aufrichtig gemeinte, so fragt sich's, womit die März-Deputation aus Breslau so fürchterlich verletzt hat? Die Antwort ist nicht schwer. Die Deputation verlangte im Namen des Volkes allgemeines Stimmrecht und ähnliche gottlose und hochverrätherische Dinge, und das Königthum fühlte sich plötzlich „von Gottes Gnaden“ nicht stark genug, dieser „pressure from without“ (diesem Druck von außen) zu widerstehen. Es mußte die Forderungen der bürgerlichen Kanaille bewilligen oder — sein Testament machen. Es zog das Erstere vor. Hinc illae lacrymae! Von daher das Gift und die Galle!

Und der König sprach zu der December-Deputation aus Breslau weiter:

„Gewiß der gute Sinn ist nicht erloschen, aber er trat in Breslau wie in andern großen Städtchen in den Hintergrund und so haben wir 7 Monate durchmachen müssen, von welchen jeder ächte Patriot nur wünschen kann, daß ihre Schmach aus unserer Geschichte ausgelöscht werde.“

Sieben Monate der Schmach — vom Zusammentritt der National-Versammlung im Mai bis zu ihrer Auflösung im December —: Interpellationen über die königlich-preußischen Gräuelthaten im Posen'schen, über die königlich-preußische Perfidie im dänischen Kriege, über das königlich-preußische Niederschießen von Bürgern und schwangern Frauen in Schweidnitz, über Exzesse der Soldateska an 100 andern Orten; Beschlüsse über Entfernung reaktionärer Offiziere, Abschaffung „von Gottes Gnaden“, Aufhebung des Adels und seiner Vorrechte, Beseitigung der christlich-germanischen Wirthschaft mit Orden und sogenannten „Hundezeichen“ und endlich bevorstehende Erlösung des Landvolks von seinen gutsherrlichen Lasten etc.: Diese „Schmach muß ausgelöscht“ werden. Wie wird sie's? Durch Wrangel's haarscharfgeschliffene Schwerdter und kugelvolle Büchsen, durch Fortjagung der Volksvertreter, Einsperren der Kämpfer für des Volkes Rechte, durch allgemeinen Belagerungszustand und durch Octroyiren einer Verfassung, die uns nothwendig binnen Kurzem, könnte sie irgend Bestand gewinnen, in einen schlimmern Zustand zurückschleudern würde, als der vor 1848 war.

Friedrich Wilhelm in Potsdam fuhr fort:

„Was mich dabei, nächst Gottes Beistand, erhalten hat, was die ganze Zeit hindurch mein Trost gewesen, das ist die treffliche Haltung, die Treue und rührende Liebe des Landvolks. Ja, meine Herren, das platte Land hat die Städte beschämt. … Bis zur Weichsel hin und darüber hinaus baten sie, als Zuzug nach Berlin kommen zu dürfen, um meine Feinde niederzuschlagen.“

Und hat das Landvolk nicht Ursache zu seiner „Treue und rührenden Liebe“? Ist es nicht von den gnädigen Gutsherren, von den Landräthen, Patrimonialrichtern und Gensd'armen unter der Firma „von Gottes Gnaden“ hinreichend gequält und ausgesaugt worden, so daß ihm wohl die Augen vor lauter „Liebe und Treue“ übergehen mußten? Zeigt nicht der im Namen der National-Versammlung veröffentlichte Finanzbericht, daß [Fortsetzung]

Leben und Thaten des berühmten Ritters Schnapphahnski.
Zweite Abtheilung. — Drittes Kapitel.

Der Graf hatte Alles aufgeboten, um die Herzogin glänzend zu empfangen. Vor allen Dingen hatte er für die Gesellschaft der hervorragendsten Häupter des benachbarten Adels gesorgt, die entweder für einige Tage bei ihrem Wirthe verweilten, oder am Abend von ihren Landsitzen zu der Wohnung des Grafen hinübereilten, um sich dann erst spät in der Nacht wieder zu entfernen.

Baron von … war einer von den Gästen, die immer nur wenige Stunden blieben. — Er war ein Fünfundvierziger, und ein hoher, breitschultriger, robuster Mann, mit braunem Schnurrbart und einem Backenbart, der in wilden Büscheln bis hoch hinauf auf die Wangen wuchs. Nase, Füße und Hände des Barons waren sehr gewöhnlich; zwei große lebendige Augen verliehen ihm aber einiges Interesse. In seinen Manieren war der Baron im höchsten Grade ungeschlacht; die geräumigsten Zimmer waren zu klein für seine grotesken Bewegungen; er zerbrach bei jeder Soirée einige Tassen, einen Stuhl, oder irgend ein anderes unschuldiges Möbel, so daß seine Freunde ihn ein für allemal als den kostspieligsten Gast bezeichneten. Im Gespräche war der Baron sehr verständlich; er führte die undiplomatischsten Redensarten, und drückte sich sogar sehr derb aus, wenn er in Eifer gerieth. Nichtsdestoweniger war er bei den Damen gern gesehn, denn der Baron war jedenfalls eine zu ehrliche Erscheinung, als daß man ihm hätte zürnen sollen. Er ließ sich auch so willig von den jungen Comtessen an der Nase herumführen, daß man ihm schon der komischen Scenen wegen, zu denen er Veranlassung gab, mit Freuden alle Extravaganzen verzieh. Schrecklich blieb er freilich für die meisten Damen, durch den mehr als pikanten Duft des Pferdestalles, den er fortwährend in seinen Kleidern trug. Die Röcke und Beinkleider des adligen Herrn waren dergestalt von diesem durchdringenden Parfum gesättigt, daß die Fürstin X. einst ohnmächtig wurde, als sie den Baron näher beroch. Ein wahrer Kampf entspann sich zwischen der Atmosphäre des Salons und der Atmosphäre des Stalls, wenn der Baron zur Thüre hineintrat, und Fürstin X. behauptete, sie glaube auch jedesmal nichts anderes als daß ein leibhaftiger, vierfüßiger Hengst hereinspaziere. Das Eigenthümliche und Charakteristische des Barons hatte sich aus seiner täglichen Beschäftigung, aus seinem stündlichen Umgang entwickelt. Der Baron war nämlich nicht nur ein leidenschaftlicher und ausgezeichneter Reiter, sondern er trieb auch in eigner Person den bedeutendsten Roßhandel. Besonderes Vergnügen machte es ihm stets, von wahrhaft fabelhaften Gewinnsten zu erzählen, die er bei seinem Schacher realisirt zu haben meinte. Kein Roßkamm, versicherte er, habe ihn je betrogen; er sei dagegen der Mann, der alle Welt überliste, und halbtod wollte er sich oft über diesen und jenen Israeliten lachen, den er bei dem letzten Geschäft hintergangen zu haben vorgab. Gut unterrichtete Freunde wußten indeß besser, wie es mit der Liebhaberei des Barons aussah. Sie hatten meistens schon selbst davon profitirt, und hüteten sich wohl, ihren enthusiastischen Bekannten in seinen Illusionen zu stören. Sie wußten, daß der Baron nur der Lust des Kaufens und des Verkaufens wegen den Roßhandel trieb, und daß er sich wenig daraus machte, wenn die Summe seiner Verluste jährlich einen nicht unbeträchtlichen Ausfall in seinen sonstigen Revenüen hervorbrachte. Vor allen andern zeichnete sich der Baron als Mitglied eines Reitjagd-Klubs aus, der nach englischem Muster, bei dem schlesischen Adel seiner Zeit viel Furore machte. Dieser Klub existirte nur für den Adel und für wenige auserlesene Bürgerliche; er sollte die Freuden des Reitens und der Jagd miteinander verbinden, „um die preußische Jugend wieder zu stählen.“

Dieses „Stählens“ bedurfte der Baron freilich nicht, denn trotz mancher Ausschweifungen mit den Landschönheiten seiner Umgebung, führte er im Ganzen ein sehr regelmäßiges Leben, und konservirte seinen eisernen Körper. Er stand Morgens mit der Sonne auf und schlief deswegen auch Abends im Salon, in der besten Gesellschaft, oft laut schnarchend auf seinem Stuhle ein. In den von den Landräthen ausgeschriebenen Kreisversammlungen, die in Schlesien gewöhnlich aus 50 adligen Gutsbesitzern und aus nur 6 oder 8 bürgerlichen und bäuerlichen Deputirten bestehen, fehlte der Baron selten. Noch pünktlicher fand er sich indeß auf den in allen benachbarten Orten regelmäßig statthabenden Wochenmärkten ein; nicht nur um Pferdehandel zu treiben und als Schaafzüchter seine Wolle an den Mann zu bringen, sondern namentlich der Annehmlichkeit wegen, viele Leute seines Gelichters beim Trunk oder Spiel zusammen anzutreffen. Diese Wochenmärkte bildeten für den schlesischen Adel lange Zeit einen besuchteren Sammelplatz, als die gegen das Ende der dreißiger Jahre gestifteten Adels-Reunionen, die zuerst nach den Freiheitskriegen auftauchten, dann aber für einige Jahre wieder verschwanden. Die Krone aller Vergnügungen war für den Baron der jährlich gleich nach Pfingsten stattfindende große Wollmarkt in Breslau. Es ist hinlänglich bekannt, daß der ganze schaafzüchtende schlesische Adel um diese Zeit nach der Hauptstadt der Provinz pilgert. Der Baron war von jeher einer der hervorragendsten Besucher dieses Marktes. Er schlug bei solchen Gelegenheiten mehr Geld todt als jeder andere, und es war ihm schon mehr als einmal passirt, daß er eine gehörige Portion Schulden machte, statt einen Haufen Geldes für die verkaufte Wolle mit nach Hause zurückzubringen. Außer dem unvermeidlichen Pferde- und Wollhandel, trieb der Baron auch noch die Runkelrüben-Kultur und die Schnapsbrennerei, so daß er also in seiner Person fast alle „nobeln Passionen“ des schlesischen Landadels vereinigte.

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        <p>Für Frankreich übernehmen Abonnements Hr. <hi rendition="#g">G. A. Alexandre</hi>, Nr. 28 Brandgasse in <hi rendition="#g">Straßburg</hi>, und Nr. 23 rue Notre Dame de Nazareth in <hi rendition="#g">Paris</hi>, so wie das k. Oberpostamt in <hi rendition="#g">Aachen</hi>; für England die HH. J. J. <hi rendition="#g">Ewer</hi> u. Comp., 72, Newgate Street in <hi rendition="#g">London</hi>; für Belgien und Holland die resp. k. Briefpostämter und das Postbüreau in <hi rendition="#g">Lüttich</hi>.</p>
        <p>Durch den Wegfall des Stempels wird der Abonnementspreis ermäßigt und beträgt von jetzt ab für <hi rendition="#g">Köln</hi> <hi rendition="#b">nur 1</hi> <hi rendition="#g">Thlr</hi>. <hi rendition="#b">7</hi> <hi rendition="#g">Sgr</hi>. <hi rendition="#b">6</hi> <hi rendition="#g">Pf</hi>., bei allen preußischen Postanstalten, (das Porto einbegriffen) <hi rendition="#b">nur 1</hi> <hi rendition="#g">Thlr</hi>. <hi rendition="#b">17</hi> Sgr. vierteljährlich; für Abonnenten im übrigen Deutschland tritt ein verhältnißmäßiger Postaufschlag hinzu.</p>
        <p>Die Redaktion bleibt unverändert.</p>
        <p> <hi rendition="#b">Die bisherigen Monatsgänge der &#x201E;Neuen Rheinischen Zeitung&#x201C; sind ihr Programm. Durch ihre persönlichen Verbindungen mit den Chefs der demokratischen Partei in England, Frankreich, Italien, Belgien und Nordamerika ist die Redaktion in Stand gesetzt, ihren Lesern die politisch-soziale Bewegung des Auslandes richtiger und klarer abzuspiegeln, als irgend ein anderes Blatt. Die &#x201E;N. Rh. Ztg.&#x201C; ist in dieser Beziehung nicht blos das Organ der deutschen, sondern der europäischen Demokratie.</hi> </p>
        <p><hi rendition="#g">Inserate:</hi> Die vierspaltige Petitzeile oder deren Raum 1 Sgr. 6 Pf.</p>
        <p>Anzeigen aller Art erlangen durch die großen Verbindungen unseres Blattes eine sehr weite Verbreitung.</p>
        <p> <hi rendition="#b">Die Gerantur der &#x201E;Neuen Rheinischen Zeitung.&#x201C;</hi> </p>
      </div>
      <div type="contents" n="1">
        <head>Uebersicht.</head>
        <p><hi rendition="#g">Deutschland</hi>. Köln. (Friedrich Wilhelm IV. und die Breslauer Deputation. Uerdingen. (Eine Dankadresse). Kleve. (Kochs. &#x2014; Arntz). Münster. (Lieutenant Bruchhausen). Berlin. (Der Weihnachtsmarkt. &#x2014; D'Ester. Der demokratische Centralausschuß. &#x2014; Ende des Dowiatschen Prozesses. Breslau. (Der Bürgerwehrcongreß. &#x2014; Nachmittagssitzung desselben. &#x2014; Die Belagerungszustände. &#x2014; Erzwungene Ehelosigkeit. &#x2014; Die neuesten politischen Verurtheilungen. &#x2014; Pläne der Regierung in Betreff der Wahlen). Wien. (Der Prinz Karl in Olmütz. &#x2014; Intriguen. &#x2014; Der Lloyd und die franzosische Bourgeoisie. &#x2014; Oestreicher als preußische Patrioten. &#x2014; Die &#x201E;Presse.&#x201C; &#x2014; Der junge Standrechtskaiser und seine Xantippe. &#x2014; Der Reichstag in Kremsier. &#x2014; Slaven und Deutsche. &#x2014; Großfürst Michael und Prinz Albert von Sachsen in Olmütz. &#x2014; Volkswuth über die Bourgeoisie. &#x2014; Hinrichtungen. &#x2014; Joseph des II. Statue. &#x2014; Ungarn von allen Seiten bedrängt. &#x2014; Verhaftungen auf dem Lande.) Pillau. (Politische Untersuchung gegen 13 Militärs.) Mähren. (Desertirte ungarische Husaren). Prag. (Aufhebung der demokratischen Vereine. &#x2014; Ein Befehl von Windischgrätz und Protest dagegen.) &#x2014; Frankfurt. (Ministerialveränderungen. &#x2014; N.-V. &#x2014; Streit unter den Truppen. &#x2014; Die pr. Soldaten.) Hamburg. (14. Dec. Die constituirende Versammlung. &#x2014; 15. Dec. Zweite Sitzung derselben.)</p>
        <p><hi rendition="#g">Ungarn</hi>. Preßburg. (Die Russen in Kronstadt.)</p>
        <p><hi rendition="#g">Italien</hi>. (Vier Vermittlungsvorschläge zum Brüßler Congreß.) Rom. (Protest der N.-V. &#x2014; Angebliche Bildung einer provis. Regierung. &#x2014; Ein Brief Zucchi's an Rossi. &#x2014; Zucchi und der römische Kriegsminister Latour.) Mailand. (Füsilladen.) Turin. (Die &#x201E;Concordia&#x201C;).</p>
        <p><hi rendition="#g">Französische Republik</hi>. Paris. (Vorkehrungen Cavaignacs und Vorkehrungen des Volks. &#x2014; Vermischtes. &#x2014; National-Versammlung. &#x2014; Handschreiben des Papstes an Cavaignac. &#x2014; Proklamation Lamoricieres an die Armee. &#x2014; Stimmenzahl für Louis Napoleon. &#x2014; Gerichtliches. &#x2014; Barbet, Letrouet, Bugeaud u. Changarnier. &#x2014; Legitimistenclub. &#x2014; National-Versammlung. &#x2014; Louis Napoleon. &#x2014; Die Rue Poitiers. &#x2014; Cavaignac und die Arbeiter.</p>
        <p><hi rendition="#g">Großbritannien</hi>. London. (Ueber Auswanderung nach Australien. &#x2014; Chartistenprozeß in Liverpool.) &#x2014; Dublin. (Die Liquidation der &#x201E;Versöhnungshalle.&#x201C;)</p>
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        <head>Deutschland.</head>
        <div xml:id="ar172_001" type="jArticle">
          <head><bibl><author>68</author></bibl> Köln, 18. Dezbr.</head>
          <p>Wie es nach den ersten Brandenburg-Wrangel'schen Gewaltthaten gegen die Vertreter des Volks Adressen regnete, die zur Freude des potsdamer Königthums in den Preußenvereinen &#x201E;mit Gott, für König und Junkerschaft&#x201C; fabrizirt wurden: so schneit es jetzt nach der Octroyirung einer Charte wiederum Adressen der outrirtesten Loyalität in solcher Menge, daß sie noch lange zur Füllung des &#x201E;Pr.-St.-A.&#x201C; und der &#x201E;N. Pr. Z.&#x201C; ausreichen werden,</p>
          <p>Den Adressen schließen sich die Deputationen an. Nicht Deputationen, wie die aus Köln, Koblenz und Trier, welche zu Gunsten der Volksvertreter und gegen die brutale Gewart sprechen wollten. Für diese hat das Potsdamer Königthum weder Zeit noch Ohren.</p>
          <p>Das &#x201E;neugekräftigte&#x201C; Königthum ist nur den Abgesandten der &#x201E;Preußen&#x201C;- und ähnlicher Vereine zugänglich. Bei ihrem Anblick geht ihm das Herz auf und es beginnt, sich um so ungenirter auszuschütten, als es seiner eigentlichen Sprache monatelang bittere Gewalt anthun mußte.</p>
          <p>Unter jenen loyalen Deputationen finden wir auch eine aus <hi rendition="#g">Breslau</hi>. Bei ihr wollen wir einen Augenblick verweilen. Nicht wegen der Leute, aus denen die Deputation bestand, nicht um der Adresse willen, die sie nach Potsdam brachte: sondern wegen der Worte, die der König von Preußen huldreichst fallen ließ.</p>
          <p>Nachdem er gedankt, daß grade von Breslau, von wo er so viel &#x201E;Trübes und Bitteres&#x201C; erfahren müssen, eine solche Deputation bei ihm erschienen sei, fuhr er fort: &#x201E;Ich muß es Ihnen frei heraus sagen, daß die <hi rendition="#g">Behandlung, welche mir durch die Breslauer Deputation im März geworden, das Verletzendste war, was einem König in dieser Beziehung je geboten wurde</hi>. Dieser verletzenden Form mußte ich damals mit der Würde entgegen treten, welche ich mir und meinem Volke schuldig war u. s. w.&#x201C;</p>
          <p>Die Könige haben das Glück, daß auch ihr <hi rendition="#g">Gedächtniß</hi> in unterthänigster Ergebenheit vor ihrer Majestät erstirbt. Andern Sterblichen wird selbst die Freude durch düstre Erinnerungen getrübt. Königen wird der Schmerz selbst aufgeklärt durch die Voraussicht, daß in bessern Zeiten das Gedächtniß selbst sein Gedächtniß verlieren muß.</p>
          <p>Am 22. März sagte der König von Preußen vor dem gesammten damaligen Ministerium zur Breslauer Deputation, nachdem sie den Zweck ihres Kommens auseinandergesetzt:</p>
          <p>&#x201E;<hi rendition="#g">Ich danke Ihnen, m. H., daß Sie gekommen sind; ich sehe mit Freuden Männer mit den populärsten Namen vor mir; wirken Sie fort für Erhaltung der Monarchie, wie Sie bisher gewirkt, so werden Ihre Namen in der Geschichte gesegnet sein</hi>!&#x201C;</p>
          <p>So sprach der König von Preußen am 22. März zur Deputation von Breslau; die H. H. Kopisch, Abegg, Tschocke, Stadtrath Becker, Theinert, Heinrich Simon und die übrigen Mitglieder der Deputation sind deß Zeuge.</p>
          <p>Kann ein Mensch, der über's Schwabenalter hinaus ist, innerhalb 8 Monaten in größern Widerspruch mit sich selbst gerathen? Es ist dieß nicht die erste Inkonsequenz Friedrich Wilhelms des Vierten, es wird kaum seine letzte sein.</p>
          <p>Nehmen wir indeß die letzte Erklärung als die aufrichtig gemeinte, so fragt sich's, womit die März-Deputation aus Breslau so fürchterlich verletzt hat? Die Antwort ist nicht schwer. Die Deputation verlangte im Namen des Volkes <hi rendition="#g">allgemeines Stimmrecht</hi> und ähnliche gottlose und hochverrätherische Dinge, und das Königthum fühlte sich plötzlich &#x201E;von Gottes Gnaden&#x201C; nicht stark genug, dieser &#x201E;pressure from without&#x201C; (diesem Druck von außen) zu widerstehen. Es mußte die Forderungen der bürgerlichen Kanaille bewilligen oder &#x2014; sein Testament machen. Es zog das Erstere vor. Hinc illae lacrymae! Von daher das Gift und die Galle!</p>
          <p>Und der König sprach zu der December-Deputation aus Breslau weiter:</p>
          <p>&#x201E;Gewiß der gute Sinn ist nicht erloschen, aber er trat in Breslau wie in andern großen Städtchen in den Hintergrund und so haben wir 7 Monate durchmachen müssen, von welchen jeder ächte Patriot nur wünschen kann, daß ihre Schmach aus unserer Geschichte ausgelöscht werde.&#x201C;</p>
          <p>Sieben Monate der Schmach &#x2014; vom Zusammentritt der National-Versammlung im Mai bis zu ihrer Auflösung im December &#x2014;: Interpellationen über die königlich-preußischen Gräuelthaten im Posen'schen, über die königlich-preußische Perfidie im dänischen Kriege, über das königlich-preußische Niederschießen von Bürgern und schwangern Frauen in Schweidnitz, über Exzesse der Soldateska an 100 andern Orten; Beschlüsse über Entfernung reaktionärer Offiziere, Abschaffung &#x201E;von Gottes Gnaden&#x201C;, Aufhebung des Adels und seiner Vorrechte, Beseitigung der christlich-germanischen Wirthschaft mit Orden und sogenannten &#x201E;Hundezeichen&#x201C; und endlich bevorstehende <hi rendition="#g">Erlösung</hi> des Landvolks von seinen gutsherrlichen Lasten etc.: Diese &#x201E;Schmach muß ausgelöscht&#x201C; werden. Wie wird sie's? Durch Wrangel's haarscharfgeschliffene Schwerdter und kugelvolle Büchsen, durch Fortjagung der Volksvertreter, Einsperren der Kämpfer für des Volkes Rechte, durch allgemeinen Belagerungszustand und durch Octroyiren einer Verfassung, die uns nothwendig binnen Kurzem, könnte sie irgend Bestand gewinnen, in einen schlimmern Zustand zurückschleudern würde, als der vor 1848 war.</p>
          <p>Friedrich Wilhelm in Potsdam fuhr fort:</p>
          <p>&#x201E;Was mich dabei, nächst Gottes Beistand, erhalten hat, was die ganze Zeit hindurch mein Trost gewesen, das ist die treffliche Haltung, die Treue und rührende Liebe des Landvolks. Ja, meine Herren, das platte Land hat die Städte beschämt. &#x2026; Bis zur Weichsel hin und darüber hinaus baten sie, als Zuzug nach Berlin kommen zu dürfen, um <hi rendition="#g">meine Feinde</hi> niederzuschlagen.&#x201C;</p>
          <p>Und hat das Landvolk nicht Ursache zu seiner &#x201E;Treue und rührenden Liebe&#x201C;? Ist es nicht von den gnädigen Gutsherren, von den Landräthen, Patrimonialrichtern und Gensd'armen unter der Firma &#x201E;von Gottes Gnaden&#x201C; hinreichend gequält und ausgesaugt worden, so daß ihm wohl die Augen vor lauter &#x201E;Liebe und Treue&#x201C; übergehen mußten? Zeigt nicht der im Namen der National-Versammlung veröffentlichte Finanzbericht, daß <ref type="link_fsg">[Fortsetzung]</ref>                 </p>
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          <head>Leben und Thaten des berühmten Ritters Schnapphahnski.<lb/>
Zweite Abtheilung. &#x2014; Drittes Kapitel.</head>
          <p>Der Graf hatte Alles aufgeboten, um die Herzogin glänzend zu empfangen. Vor allen Dingen hatte er für die Gesellschaft der hervorragendsten Häupter des benachbarten Adels gesorgt, die entweder für einige Tage bei ihrem Wirthe verweilten, oder am Abend von ihren Landsitzen zu der Wohnung des Grafen hinübereilten, um sich dann erst spät in der Nacht wieder zu entfernen.</p>
          <p>Baron von &#x2026; war einer von den Gästen, die immer nur wenige Stunden blieben. &#x2014; Er war ein Fünfundvierziger, und ein hoher, breitschultriger, robuster Mann, mit braunem Schnurrbart und einem Backenbart, der in wilden Büscheln bis hoch hinauf auf die Wangen wuchs. Nase, Füße und Hände des Barons waren sehr gewöhnlich; zwei große lebendige Augen verliehen ihm aber einiges Interesse. In seinen Manieren war der Baron im höchsten Grade ungeschlacht; die geräumigsten Zimmer waren zu klein für seine grotesken Bewegungen; er zerbrach bei jeder Soirée einige Tassen, einen Stuhl, oder irgend ein anderes unschuldiges Möbel, so daß seine Freunde ihn ein für allemal als den kostspieligsten Gast bezeichneten. Im Gespräche war der Baron sehr verständlich; er führte die undiplomatischsten Redensarten, und drückte sich sogar sehr derb aus, wenn er in Eifer gerieth. Nichtsdestoweniger war er bei den Damen gern gesehn, denn der Baron war jedenfalls eine zu ehrliche Erscheinung, als daß man ihm hätte zürnen sollen. Er ließ sich auch so willig von den jungen Comtessen an der Nase herumführen, daß man ihm schon der komischen Scenen wegen, zu denen er Veranlassung gab, mit Freuden alle Extravaganzen verzieh. Schrecklich blieb er freilich für die meisten Damen, durch den mehr als pikanten Duft des Pferdestalles, den er fortwährend in seinen Kleidern trug. Die Röcke und Beinkleider des adligen Herrn waren dergestalt von diesem durchdringenden Parfum gesättigt, daß die Fürstin X. einst ohnmächtig wurde, als sie den Baron näher beroch. Ein wahrer Kampf entspann sich zwischen der Atmosphäre des Salons und der Atmosphäre des Stalls, wenn der Baron zur Thüre hineintrat, und Fürstin X. behauptete, sie glaube auch jedesmal nichts anderes als daß ein leibhaftiger, vierfüßiger Hengst hereinspaziere. Das Eigenthümliche und Charakteristische des Barons hatte sich aus seiner täglichen Beschäftigung, aus seinem stündlichen Umgang entwickelt. Der Baron war nämlich nicht nur ein leidenschaftlicher und ausgezeichneter Reiter, sondern er trieb auch in eigner Person den bedeutendsten Roßhandel. Besonderes Vergnügen machte es ihm stets, von wahrhaft fabelhaften Gewinnsten zu erzählen, die er bei seinem Schacher realisirt zu haben meinte. Kein Roßkamm, versicherte er, habe ihn je betrogen; <hi rendition="#g">er</hi> sei dagegen der Mann, der alle Welt überliste, und halbtod wollte er sich oft über diesen und jenen Israeliten lachen, den er bei dem letzten Geschäft hintergangen zu haben vorgab. Gut unterrichtete Freunde wußten indeß besser, wie es mit der Liebhaberei des Barons aussah. Sie hatten meistens schon selbst davon profitirt, und hüteten sich wohl, ihren enthusiastischen Bekannten in seinen Illusionen zu stören. Sie wußten, daß der Baron nur der Lust des Kaufens und des Verkaufens wegen den Roßhandel trieb, und daß er sich wenig daraus machte, wenn die Summe seiner Verluste jährlich einen nicht unbeträchtlichen Ausfall in seinen sonstigen Revenüen hervorbrachte. Vor allen andern zeichnete sich der Baron als Mitglied eines Reitjagd-Klubs aus, der nach englischem Muster, bei dem schlesischen Adel seiner Zeit viel Furore machte. Dieser Klub existirte nur für den Adel und für wenige auserlesene Bürgerliche; er sollte die Freuden des Reitens und der Jagd miteinander verbinden, &#x201E;um die preußische Jugend wieder zu stählen.&#x201C;</p>
          <p>Dieses &#x201E;Stählens&#x201C; bedurfte der Baron freilich nicht, denn trotz mancher Ausschweifungen mit den Landschönheiten seiner Umgebung, führte er im Ganzen ein sehr regelmäßiges Leben, und konservirte seinen eisernen Körper. Er stand Morgens mit der Sonne auf und schlief deswegen auch Abends im Salon, in der besten Gesellschaft, oft laut schnarchend auf seinem Stuhle ein. In den von den Landräthen ausgeschriebenen Kreisversammlungen, die in Schlesien gewöhnlich aus 50 adligen Gutsbesitzern und aus nur 6 oder 8 bürgerlichen und bäuerlichen Deputirten bestehen, fehlte der Baron selten. Noch pünktlicher fand er sich indeß auf den in allen benachbarten Orten regelmäßig statthabenden Wochenmärkten ein; nicht nur um Pferdehandel zu treiben und als Schaafzüchter seine Wolle an den Mann zu bringen, sondern namentlich der Annehmlichkeit wegen, viele Leute seines Gelichters beim Trunk oder Spiel zusammen anzutreffen. Diese Wochenmärkte bildeten für den schlesischen Adel lange Zeit einen besuchteren Sammelplatz, als die gegen das Ende der dreißiger Jahre gestifteten Adels-Reunionen, die zuerst nach den Freiheitskriegen auftauchten, dann aber für einige Jahre wieder verschwanden. Die Krone aller Vergnügungen war für den Baron der jährlich gleich nach Pfingsten stattfindende große Wollmarkt in Breslau. Es ist hinlänglich bekannt, daß der ganze schaafzüchtende schlesische Adel um diese Zeit nach der Hauptstadt der Provinz pilgert. Der Baron war von jeher einer der hervorragendsten Besucher dieses Marktes. Er schlug bei solchen Gelegenheiten mehr Geld todt als jeder andere, und es war ihm schon mehr als einmal passirt, daß er eine gehörige Portion Schulden machte, statt einen Haufen Geldes für die verkaufte Wolle mit nach Hause zurückzubringen. Außer dem unvermeidlichen Pferde- und Wollhandel, trieb der Baron auch noch die Runkelrüben-Kultur und die Schnapsbrennerei, so daß er also in seiner Person fast alle &#x201E;nobeln Passionen&#x201C; des schlesischen Landadels vereinigte.</p>
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[0927/0001] Neue Rheinische Zeitung Organ der Demokratie. No. 172. Köln, Dienstag den 19. Dezember. 1848. Bestellungen auf die „Neue Rheinische Zeitung“ für das nächste Quartal, Januar bis März 1849, wolle man baldigst machen und zwar in Köln bei der Expedition der Zeitung (unter Hutmacher Nr. 17), auswärts bei den Postanstalten Deutschlands. Für Frankreich übernehmen Abonnements Hr. G. A. Alexandre, Nr. 28 Brandgasse in Straßburg, und Nr. 23 rue Notre Dame de Nazareth in Paris, so wie das k. Oberpostamt in Aachen; für England die HH. J. J. Ewer u. Comp., 72, Newgate Street in London; für Belgien und Holland die resp. k. Briefpostämter und das Postbüreau in Lüttich. Durch den Wegfall des Stempels wird der Abonnementspreis ermäßigt und beträgt von jetzt ab für Köln nur 1 Thlr. 7 Sgr. 6 Pf., bei allen preußischen Postanstalten, (das Porto einbegriffen) nur 1 Thlr. 17 Sgr. vierteljährlich; für Abonnenten im übrigen Deutschland tritt ein verhältnißmäßiger Postaufschlag hinzu. Die Redaktion bleibt unverändert. Die bisherigen Monatsgänge der „Neuen Rheinischen Zeitung“ sind ihr Programm. Durch ihre persönlichen Verbindungen mit den Chefs der demokratischen Partei in England, Frankreich, Italien, Belgien und Nordamerika ist die Redaktion in Stand gesetzt, ihren Lesern die politisch-soziale Bewegung des Auslandes richtiger und klarer abzuspiegeln, als irgend ein anderes Blatt. Die „N. Rh. Ztg.“ ist in dieser Beziehung nicht blos das Organ der deutschen, sondern der europäischen Demokratie. Inserate: Die vierspaltige Petitzeile oder deren Raum 1 Sgr. 6 Pf. Anzeigen aller Art erlangen durch die großen Verbindungen unseres Blattes eine sehr weite Verbreitung. Die Gerantur der „Neuen Rheinischen Zeitung.“ Uebersicht. Deutschland. Köln. (Friedrich Wilhelm IV. und die Breslauer Deputation. Uerdingen. (Eine Dankadresse). Kleve. (Kochs. — Arntz). Münster. (Lieutenant Bruchhausen). Berlin. (Der Weihnachtsmarkt. — D'Ester. Der demokratische Centralausschuß. — Ende des Dowiatschen Prozesses. Breslau. (Der Bürgerwehrcongreß. — Nachmittagssitzung desselben. — Die Belagerungszustände. — Erzwungene Ehelosigkeit. — Die neuesten politischen Verurtheilungen. — Pläne der Regierung in Betreff der Wahlen). Wien. (Der Prinz Karl in Olmütz. — Intriguen. — Der Lloyd und die franzosische Bourgeoisie. — Oestreicher als preußische Patrioten. — Die „Presse.“ — Der junge Standrechtskaiser und seine Xantippe. — Der Reichstag in Kremsier. — Slaven und Deutsche. — Großfürst Michael und Prinz Albert von Sachsen in Olmütz. — Volkswuth über die Bourgeoisie. — Hinrichtungen. — Joseph des II. Statue. — Ungarn von allen Seiten bedrängt. — Verhaftungen auf dem Lande.) Pillau. (Politische Untersuchung gegen 13 Militärs.) Mähren. (Desertirte ungarische Husaren). Prag. (Aufhebung der demokratischen Vereine. — Ein Befehl von Windischgrätz und Protest dagegen.) — Frankfurt. (Ministerialveränderungen. — N.-V. — Streit unter den Truppen. — Die pr. Soldaten.) Hamburg. (14. Dec. Die constituirende Versammlung. — 15. Dec. Zweite Sitzung derselben.) Ungarn. Preßburg. (Die Russen in Kronstadt.) Italien. (Vier Vermittlungsvorschläge zum Brüßler Congreß.) Rom. (Protest der N.-V. — Angebliche Bildung einer provis. Regierung. — Ein Brief Zucchi's an Rossi. — Zucchi und der römische Kriegsminister Latour.) Mailand. (Füsilladen.) Turin. (Die „Concordia“). Französische Republik. Paris. (Vorkehrungen Cavaignacs und Vorkehrungen des Volks. — Vermischtes. — National-Versammlung. — Handschreiben des Papstes an Cavaignac. — Proklamation Lamoricieres an die Armee. — Stimmenzahl für Louis Napoleon. — Gerichtliches. — Barbet, Letrouet, Bugeaud u. Changarnier. — Legitimistenclub. — National-Versammlung. — Louis Napoleon. — Die Rue Poitiers. — Cavaignac und die Arbeiter. Großbritannien. London. (Ueber Auswanderung nach Australien. — Chartistenprozeß in Liverpool.) — Dublin. (Die Liquidation der „Versöhnungshalle.“) Deutschland. 68 Köln, 18. Dezbr. Wie es nach den ersten Brandenburg-Wrangel'schen Gewaltthaten gegen die Vertreter des Volks Adressen regnete, die zur Freude des potsdamer Königthums in den Preußenvereinen „mit Gott, für König und Junkerschaft“ fabrizirt wurden: so schneit es jetzt nach der Octroyirung einer Charte wiederum Adressen der outrirtesten Loyalität in solcher Menge, daß sie noch lange zur Füllung des „Pr.-St.-A.“ und der „N. Pr. Z.“ ausreichen werden, Den Adressen schließen sich die Deputationen an. Nicht Deputationen, wie die aus Köln, Koblenz und Trier, welche zu Gunsten der Volksvertreter und gegen die brutale Gewart sprechen wollten. Für diese hat das Potsdamer Königthum weder Zeit noch Ohren. Das „neugekräftigte“ Königthum ist nur den Abgesandten der „Preußen“- und ähnlicher Vereine zugänglich. Bei ihrem Anblick geht ihm das Herz auf und es beginnt, sich um so ungenirter auszuschütten, als es seiner eigentlichen Sprache monatelang bittere Gewalt anthun mußte. Unter jenen loyalen Deputationen finden wir auch eine aus Breslau. Bei ihr wollen wir einen Augenblick verweilen. Nicht wegen der Leute, aus denen die Deputation bestand, nicht um der Adresse willen, die sie nach Potsdam brachte: sondern wegen der Worte, die der König von Preußen huldreichst fallen ließ. Nachdem er gedankt, daß grade von Breslau, von wo er so viel „Trübes und Bitteres“ erfahren müssen, eine solche Deputation bei ihm erschienen sei, fuhr er fort: „Ich muß es Ihnen frei heraus sagen, daß die Behandlung, welche mir durch die Breslauer Deputation im März geworden, das Verletzendste war, was einem König in dieser Beziehung je geboten wurde. Dieser verletzenden Form mußte ich damals mit der Würde entgegen treten, welche ich mir und meinem Volke schuldig war u. s. w.“ Die Könige haben das Glück, daß auch ihr Gedächtniß in unterthänigster Ergebenheit vor ihrer Majestät erstirbt. Andern Sterblichen wird selbst die Freude durch düstre Erinnerungen getrübt. Königen wird der Schmerz selbst aufgeklärt durch die Voraussicht, daß in bessern Zeiten das Gedächtniß selbst sein Gedächtniß verlieren muß. Am 22. März sagte der König von Preußen vor dem gesammten damaligen Ministerium zur Breslauer Deputation, nachdem sie den Zweck ihres Kommens auseinandergesetzt: „Ich danke Ihnen, m. H., daß Sie gekommen sind; ich sehe mit Freuden Männer mit den populärsten Namen vor mir; wirken Sie fort für Erhaltung der Monarchie, wie Sie bisher gewirkt, so werden Ihre Namen in der Geschichte gesegnet sein!“ So sprach der König von Preußen am 22. März zur Deputation von Breslau; die H. H. Kopisch, Abegg, Tschocke, Stadtrath Becker, Theinert, Heinrich Simon und die übrigen Mitglieder der Deputation sind deß Zeuge. Kann ein Mensch, der über's Schwabenalter hinaus ist, innerhalb 8 Monaten in größern Widerspruch mit sich selbst gerathen? Es ist dieß nicht die erste Inkonsequenz Friedrich Wilhelms des Vierten, es wird kaum seine letzte sein. Nehmen wir indeß die letzte Erklärung als die aufrichtig gemeinte, so fragt sich's, womit die März-Deputation aus Breslau so fürchterlich verletzt hat? Die Antwort ist nicht schwer. Die Deputation verlangte im Namen des Volkes allgemeines Stimmrecht und ähnliche gottlose und hochverrätherische Dinge, und das Königthum fühlte sich plötzlich „von Gottes Gnaden“ nicht stark genug, dieser „pressure from without“ (diesem Druck von außen) zu widerstehen. Es mußte die Forderungen der bürgerlichen Kanaille bewilligen oder — sein Testament machen. Es zog das Erstere vor. Hinc illae lacrymae! Von daher das Gift und die Galle! Und der König sprach zu der December-Deputation aus Breslau weiter: „Gewiß der gute Sinn ist nicht erloschen, aber er trat in Breslau wie in andern großen Städtchen in den Hintergrund und so haben wir 7 Monate durchmachen müssen, von welchen jeder ächte Patriot nur wünschen kann, daß ihre Schmach aus unserer Geschichte ausgelöscht werde.“ Sieben Monate der Schmach — vom Zusammentritt der National-Versammlung im Mai bis zu ihrer Auflösung im December —: Interpellationen über die königlich-preußischen Gräuelthaten im Posen'schen, über die königlich-preußische Perfidie im dänischen Kriege, über das königlich-preußische Niederschießen von Bürgern und schwangern Frauen in Schweidnitz, über Exzesse der Soldateska an 100 andern Orten; Beschlüsse über Entfernung reaktionärer Offiziere, Abschaffung „von Gottes Gnaden“, Aufhebung des Adels und seiner Vorrechte, Beseitigung der christlich-germanischen Wirthschaft mit Orden und sogenannten „Hundezeichen“ und endlich bevorstehende Erlösung des Landvolks von seinen gutsherrlichen Lasten etc.: Diese „Schmach muß ausgelöscht“ werden. Wie wird sie's? Durch Wrangel's haarscharfgeschliffene Schwerdter und kugelvolle Büchsen, durch Fortjagung der Volksvertreter, Einsperren der Kämpfer für des Volkes Rechte, durch allgemeinen Belagerungszustand und durch Octroyiren einer Verfassung, die uns nothwendig binnen Kurzem, könnte sie irgend Bestand gewinnen, in einen schlimmern Zustand zurückschleudern würde, als der vor 1848 war. Friedrich Wilhelm in Potsdam fuhr fort: „Was mich dabei, nächst Gottes Beistand, erhalten hat, was die ganze Zeit hindurch mein Trost gewesen, das ist die treffliche Haltung, die Treue und rührende Liebe des Landvolks. Ja, meine Herren, das platte Land hat die Städte beschämt. … Bis zur Weichsel hin und darüber hinaus baten sie, als Zuzug nach Berlin kommen zu dürfen, um meine Feinde niederzuschlagen.“ Und hat das Landvolk nicht Ursache zu seiner „Treue und rührenden Liebe“? Ist es nicht von den gnädigen Gutsherren, von den Landräthen, Patrimonialrichtern und Gensd'armen unter der Firma „von Gottes Gnaden“ hinreichend gequält und ausgesaugt worden, so daß ihm wohl die Augen vor lauter „Liebe und Treue“ übergehen mußten? Zeigt nicht der im Namen der National-Versammlung veröffentlichte Finanzbericht, daß [Fortsetzung] Leben und Thaten des berühmten Ritters Schnapphahnski. Zweite Abtheilung. — Drittes Kapitel. Der Graf hatte Alles aufgeboten, um die Herzogin glänzend zu empfangen. Vor allen Dingen hatte er für die Gesellschaft der hervorragendsten Häupter des benachbarten Adels gesorgt, die entweder für einige Tage bei ihrem Wirthe verweilten, oder am Abend von ihren Landsitzen zu der Wohnung des Grafen hinübereilten, um sich dann erst spät in der Nacht wieder zu entfernen. Baron von … war einer von den Gästen, die immer nur wenige Stunden blieben. — Er war ein Fünfundvierziger, und ein hoher, breitschultriger, robuster Mann, mit braunem Schnurrbart und einem Backenbart, der in wilden Büscheln bis hoch hinauf auf die Wangen wuchs. Nase, Füße und Hände des Barons waren sehr gewöhnlich; zwei große lebendige Augen verliehen ihm aber einiges Interesse. In seinen Manieren war der Baron im höchsten Grade ungeschlacht; die geräumigsten Zimmer waren zu klein für seine grotesken Bewegungen; er zerbrach bei jeder Soirée einige Tassen, einen Stuhl, oder irgend ein anderes unschuldiges Möbel, so daß seine Freunde ihn ein für allemal als den kostspieligsten Gast bezeichneten. Im Gespräche war der Baron sehr verständlich; er führte die undiplomatischsten Redensarten, und drückte sich sogar sehr derb aus, wenn er in Eifer gerieth. Nichtsdestoweniger war er bei den Damen gern gesehn, denn der Baron war jedenfalls eine zu ehrliche Erscheinung, als daß man ihm hätte zürnen sollen. Er ließ sich auch so willig von den jungen Comtessen an der Nase herumführen, daß man ihm schon der komischen Scenen wegen, zu denen er Veranlassung gab, mit Freuden alle Extravaganzen verzieh. Schrecklich blieb er freilich für die meisten Damen, durch den mehr als pikanten Duft des Pferdestalles, den er fortwährend in seinen Kleidern trug. Die Röcke und Beinkleider des adligen Herrn waren dergestalt von diesem durchdringenden Parfum gesättigt, daß die Fürstin X. einst ohnmächtig wurde, als sie den Baron näher beroch. Ein wahrer Kampf entspann sich zwischen der Atmosphäre des Salons und der Atmosphäre des Stalls, wenn der Baron zur Thüre hineintrat, und Fürstin X. behauptete, sie glaube auch jedesmal nichts anderes als daß ein leibhaftiger, vierfüßiger Hengst hereinspaziere. Das Eigenthümliche und Charakteristische des Barons hatte sich aus seiner täglichen Beschäftigung, aus seinem stündlichen Umgang entwickelt. Der Baron war nämlich nicht nur ein leidenschaftlicher und ausgezeichneter Reiter, sondern er trieb auch in eigner Person den bedeutendsten Roßhandel. Besonderes Vergnügen machte es ihm stets, von wahrhaft fabelhaften Gewinnsten zu erzählen, die er bei seinem Schacher realisirt zu haben meinte. Kein Roßkamm, versicherte er, habe ihn je betrogen; er sei dagegen der Mann, der alle Welt überliste, und halbtod wollte er sich oft über diesen und jenen Israeliten lachen, den er bei dem letzten Geschäft hintergangen zu haben vorgab. Gut unterrichtete Freunde wußten indeß besser, wie es mit der Liebhaberei des Barons aussah. Sie hatten meistens schon selbst davon profitirt, und hüteten sich wohl, ihren enthusiastischen Bekannten in seinen Illusionen zu stören. Sie wußten, daß der Baron nur der Lust des Kaufens und des Verkaufens wegen den Roßhandel trieb, und daß er sich wenig daraus machte, wenn die Summe seiner Verluste jährlich einen nicht unbeträchtlichen Ausfall in seinen sonstigen Revenüen hervorbrachte. Vor allen andern zeichnete sich der Baron als Mitglied eines Reitjagd-Klubs aus, der nach englischem Muster, bei dem schlesischen Adel seiner Zeit viel Furore machte. Dieser Klub existirte nur für den Adel und für wenige auserlesene Bürgerliche; er sollte die Freuden des Reitens und der Jagd miteinander verbinden, „um die preußische Jugend wieder zu stählen.“ Dieses „Stählens“ bedurfte der Baron freilich nicht, denn trotz mancher Ausschweifungen mit den Landschönheiten seiner Umgebung, führte er im Ganzen ein sehr regelmäßiges Leben, und konservirte seinen eisernen Körper. Er stand Morgens mit der Sonne auf und schlief deswegen auch Abends im Salon, in der besten Gesellschaft, oft laut schnarchend auf seinem Stuhle ein. In den von den Landräthen ausgeschriebenen Kreisversammlungen, die in Schlesien gewöhnlich aus 50 adligen Gutsbesitzern und aus nur 6 oder 8 bürgerlichen und bäuerlichen Deputirten bestehen, fehlte der Baron selten. Noch pünktlicher fand er sich indeß auf den in allen benachbarten Orten regelmäßig statthabenden Wochenmärkten ein; nicht nur um Pferdehandel zu treiben und als Schaafzüchter seine Wolle an den Mann zu bringen, sondern namentlich der Annehmlichkeit wegen, viele Leute seines Gelichters beim Trunk oder Spiel zusammen anzutreffen. Diese Wochenmärkte bildeten für den schlesischen Adel lange Zeit einen besuchteren Sammelplatz, als die gegen das Ende der dreißiger Jahre gestifteten Adels-Reunionen, die zuerst nach den Freiheitskriegen auftauchten, dann aber für einige Jahre wieder verschwanden. Die Krone aller Vergnügungen war für den Baron der jährlich gleich nach Pfingsten stattfindende große Wollmarkt in Breslau. Es ist hinlänglich bekannt, daß der ganze schaafzüchtende schlesische Adel um diese Zeit nach der Hauptstadt der Provinz pilgert. Der Baron war von jeher einer der hervorragendsten Besucher dieses Marktes. Er schlug bei solchen Gelegenheiten mehr Geld todt als jeder andere, und es war ihm schon mehr als einmal passirt, daß er eine gehörige Portion Schulden machte, statt einen Haufen Geldes für die verkaufte Wolle mit nach Hause zurückzubringen. Außer dem unvermeidlichen Pferde- und Wollhandel, trieb der Baron auch noch die Runkelrüben-Kultur und die Schnapsbrennerei, so daß er also in seiner Person fast alle „nobeln Passionen“ des schlesischen Landadels vereinigte.

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Die angegebenen Seitenzahlen beziehen sich auf die Ausgabe: Neue Rheinische Zeitung. Organ der Demokratie. Bd. 1 (Nummer 1 bis Nummer 183) Köln, 1. Juni 1848 bis 31. Dezember 1848. Glashütten im Taunus, Verlag Detlev Auvermann KG 1973.




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Zitationshilfe: Neue Rheinische Zeitung. Nr. 172. Köln, 19. Dezember 1848, S. 0927. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_nrhz172_1848/1>, abgerufen am 21.11.2024.