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Neue Rheinische Zeitung. Nr. 172. Köln, 19. Dezember 1848. Beilage.

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Beilage zu Nr. 172 der Neuen Rheinischen Zeitung.
Organ der Demokratie.
Dienstag 19. Dezember 1848.
[Französische Republik]

Gouvernement Algeriens angeboten hat. Cavaignac fürchtet die Bonapartisten, von denen er aus dem Sattel geworfen zu werden glaubt; Grund genug für den honetten Republikaner des "Nationals", dem "Prinzen" zu einer Vereinbarung entgegen zu kommen, um "wenigstens Etwas" bei der Vertheilung des großen Raubes zu erhalten. Ledru-Rollin und die übrigen Montagnards, die Nachts nicht mehr in ihren Häusern schlafen, fürchten Napoleon und Cavaignac, von deren Trabanten sie wirklich einen Staatsstreich gegen sich besorgen; Grund für die deklamatorischen "Volksfreunde", die Unionssüchtigen zu spielen und aus persönlicher Angst das Volk von einem Kampfe mit seinem Todfeind, der Bourgeoisie, abzuhalten.

12 Paris, 16. Dez.

Als Napoleon von der Insel Elba losbrach, und der Moniteur von diesem Faktum Kunde gab: da hieß es im offiziellen Blatte: das Ungeheuer von Korsika hat die Insel verlassen; als er anlandete: der Rebell ist gelandet; als er in Lyon ankam: der General Bonaparte ist in Lyon eingezogen, und als er endlich vor Paris stand, da schrieb dasselbe offizielle Blatt: der Kaiser Napoleon wird seinen Einzug in Paris halten. Dieselbe Veränderung, die damals der Moniteur in seiner Sprache annahm, wird jetzt in allen Bourgeois-Journalen von Frankreich wahrgenommen, und zunächst im Journal des Debats. Die gewonnenen Stimmen Napoleons halten gleichen Schritt mit den zurückgelegten Meilen des Kaisers. Je näher er an Paris heranrückt, je mehr er durch die immer sich mehrenden Stimmen dem Präsidentenstuhle sich nähert, desto milder, sanfter, zahmer wird das Ungeheuer, desto gelehriger, geistvoller wird der Stierochse, und so steigt er vom Ochsen herauf durch die Schafsnatur hindurch bis Agnus Dei: Gottvolles Lamm! Ja, meinen Mole und Bugeaud, der Mann, wenn man ihn näher betrachtet, hat doch einen erhabenen Charakter, hohe, edle Gesinnung; er ist nicht so steif, wie man glaubte; nein, alle die alten Staatsmänner, wie Mole, Thiers und selbst Lamoriciere, die jetzt häufigen Umgang mit ihm pflegen, finden ihm eine gewisse Souplesse, d. h. eine Gelenksamkeit, die für einen obersten Lenker der Staatsmaschine sehr vortheilhaft und wohlthuend ist. O gewiß, wir sagten es gleich Anfangs, Napoleon ist nicht so dumm, wie er aussieht! Man muß ihn nur näher kennen lernen. Napoleon schwärmt; er schwärmt für Frankreich, für die Franzosen, die alle insgesammt seinen Namen ausgesprochen, seinen Namen angerufen haben, um von ihm allein ihre Errettung zu erflehen. Weiter sieht der Abkömmling des Kaisers nichts in den bereits 4 1/2 Million gewonnener Stimmen. Er ist glücklich und will Glückliche machen, und durch sie glücklich werden. Fern von Frankreich lebend, von allem französischen Leben abgeschnitten, hat er vom Franzosenthum weiter nichts gerettet, als die französische Sprache; und auch diese trägt merkliche Spuren von ihrem Verweilen im Auslande. Patriarchalisch-prinzlich-kaiserliches Wohlwollen für das Wohl seines Landes ist der vorherrschende Zug seines Charakters. Statt die seinem Namen und seiner Abstammung würdige Stellung zu erkaufen, sieht er Millionen von Franzosen, die ihm eine nie geträumte Stellung entgegentragen; ihn zwingen, sie anzunehmen. Er ist in seinem Ideale übertroffen worden.

Er will sich jetzt mit großen Staatsmännern umgeben, und die größten Männer sind natürlich diejenigen für ihn, welche ihm damals die meisten Fußtritte gaben; die also damals die ungeheure Macht in Händen hatten, "ihn während so langer Jahre seiner "angestammten" Rechte zu berauben. Was National, was Marrast, die ihn damals so gerne in Frankreich gesehen hätten? Das sind schwache Köpfe, Neulinge, unfähige Männer, die nicht zu regieren verstehen. Gewiß: Napoleon ist nicht so dumm, wie er aussieht. Er will ein ganz reaktionäres Ministerium bilden und in seinem Sinne eine dritte Restauration bewerkstelligen.

Napoleon ist zur Präsidentschaft gelangt durch das Zusammenwirken der extremen Parteien zum Sturz der honnetten Republik, der Republik des Nationals, dem Sturze Cavaignacs. Cavaignac, um die Republik in die Gränzen des Nationals festzuschließen, hatte sich in freundliche Korrespondenz eingelassen mit allen äußern Mächten, und sogar mit Windisch-Grätz. Also nach Außen hat er, wie wir gesagt, die alten Bourgeoisverhältnisse durch Traktate, im Innern durch Kugeln festnageln wollen. Die Kammer ging Hand in Hand mit dieser Politik und in Cavaignac sah sie ihren höchsten Ausdruck. Die Bauern, Arbeiter und die kleine Bourgeoisie haben Napoleon gewählt, um die Schmach im Auslande zu rächen, und mit den Despoten, Tyrannen und Windisch-Grätz zu brechen. Sie betrachten als ihre natürlichen Bundesgenossen die Demokraten des Auslandes. Die reaktionäre Partei, das reaktionäre Ministerium Napoleons muß jeden Augenblick sich eines Umsturzes gewärtig sein, wenn es nicht in etwa diesen Wünschen nachgiebt. Auf der andern Seite ist die Auflösung der Kammer für alle Parteien eine nothwendige Maßregel. Werden aber die Deputirten neu gewählt, so wird auch Napoleon neu gewählt, d. h. der einzige Napoleon wird in seine Theile zerlegt; die verschiedenen Parteien setzen an die Stelle des Collectivnamens den Eigennamen, und Napoleon, der bisheran vom größten Theile der Bevölkerung als die Negation Cavaignacs, als die Negation der honnetten Republik angenommen wurde, wird als die Negation Napoleons erscheinen.

Paris, 15. Dezember.

"La Liberte" (Kabinetsmoniteur des Prinzen) erfreut uns heute mit der noch etwas übertünchten Erklärung: daß das neue Kabinet die Nationalversammlung auflösen werde. Und das wundert unsere olympischen Zwerge?! ruft ein Abendblatt dazu.

-- Der National wirft heute das Leichentuch von sich und droht wie ein Gespenst aus dem Grabe. Dieser Wunder hat die zahlreiche Wiederwahl Marrast's zum Präsidenten der Nationalversammlung bewirkt. Er schüttelt die Perücke und sagt hämisch: "....Selbst Ausfluß des allgemeinen Stimmrechts, wird die Nationalversammlung die Erste sein, die den Willen des allgemeinen Stimmrechts, welcher er auch immer sein möge, achtet. Aber von ganz Frankreich mit der Mission betraut, über das heilige Pfand der Revolution zu wachen und ihr eigenes Werk, die Verfassung, zu hüten, hat sie durch obige Wahl erklären wollen, daß sie folgerichtig in ihrer hohen Mission sich nicht erschüttern lassen und ihrem Ursprunge und den Nothwendigkeiten der Zeit getreu die Grundsätze zu retten wissen werde .... Wir sahen in obiger Wahl weniger die Anerkennung persönlichem Verdienstes, so gerecht sie auch wäre, sondern einen Triumpf der demokratischen Meinung. Diese Skrutin beweist, daß die republikanische Mehrheit stets kampffertig stehe!

-- Die bonapartistischen Blätter sagen zu Marrast's Wahl, daß sie ihm keinen Kandidaten gegenüber gestellt hätten und darum sei er gewählt worden. Man sieht, der Krieg geht schon los.

-- Dem Vernehmen noch wird Hr. Bonaparte schon am nächsten Donnerstag den Eid in die Hände Marrast's leisten und als Präsident feierlichst einstallirt werden.

-- A. Fould soll sich geweigert haben, das Handelsportefeuille zu übernehmen. Er will die Finanzen haben, die dem Herrn Expair H. Passy zugedacht war. Dies würde unsere gestrige Liste ändern.

-- Unter dem Titel: "Etude d'histoire. Politique Royale," ist angeblich von Heinrich V. (Herzog von Frohsdorf) eine pikante Broschüre erschienen, die viel gelesen wird. Wirklicher Verfasser ist Laurentie, einer der Redakteure der Union.

-- Die Napoleonsaschenceremonie in der Invalidenkirche ist ohne alle Störung vorübergegangen.

-- Girardin hat heute seine "Presse" verkauft. Napoleon hat sie offenbar durch einen dritten erstehen lassen.

-- Folgende Ministerliste kann als offiziell gelten: 1) Odilon-Barrot, Conseilpräsident, Justiz und Kultus. 2) Leon de Malleville, Inneres. 3) Rulhiere, Krieg. 4) Tracy, Marine. 5) v. Falloux, Unterricht. 6) Leon Faucher, Staatsbauten. 7) Fould, Ackerbau und Handel. 8) Hippolyte Passy, Finanzen. 9) Berger, Exmaire, Polizeipräfekt von Paris. 10) Dubort, Postdirektor. 11) Baraguay d'Hillers, Divisionsgeneral von Paris.

-- Nationalversammlung. Sitzung vom 15. Decbr. Anfang 3 Uhr. Marrast präsidirt.

Vivien, Staatsbautenminister, legt ein Gesetz vor, das rasche Maaßregeln vorschlägt, um der Eisenbahngesellschaft von Paris nach Sceaux zu Hilfe zu kommen, da dieselbe sich insolvent erklärt habe, mithin der Dienst aufhören würde.

Wird zur schleunigen Berichterstattung empfohlen.

An der Tagesordnung steht zunächst die Bewilligung ein[e]s Viertels des Staatsbüdgets pro 1849.

Eine Stimme: Aber es ist ja noch kein Bericht darüber abgestattet.

Marrast: Das ist wahr, allein der Kriegsminister hat erklärt, daß der Armeedienst ins Stocken geriethe, wenn der Kredit nicht sofort votirt würde (Sensation.)

Es wird entschieden, sofort in die Debatte einzutreten.

St. Beuve: So dringend könne die Sache unmöglich sein. Ich bestehe darauf, daß erst berichtet werde. Da dieses in einer Stunde geschehen könne, so bitte ich so lange mit der Debatte zu warten.

Wird bewilligt. Man wartet mit dem Votum eine Stunde. Inzwischen legt Dufaure ein Dekret vor, das ein Anleihen der Bank an die Stadt Marseille genehmigt.

Dann geht die Versammlung zu den Floconschen Drawbacks über, deren Prämien um 5 Procent erhöht werden.

Bineau erscheint jetzt mit seinem Berichte im Namen des Finanzausschusses über die 4/12 des nächsten Büdgets.

Bineau trägt im Namen des Finanzausschusses darauf an:

Erstens die verlangten vier Zwölftheile des 1849ger Büdgets zu bewilligen.

Zweitens das Dekret der provisorischen Regierung vom 15. April 1848, welches die Salzsteuer aufhebt, zu streichen, d. h. die Berathung desselben aufs Unbestimmte zu vertagen.

Eine lebhafti Debatte entspinnt sich über diese beiden Anträge.

Pascal Duprat beantragt, man solle in Rücksicht auf den Regierungswechsel nur zwei Zwölftel des Büdgets bewilligen. Das sei genug. Wird verworfen.

Dezeimeris trägt darauf an, drei Zwölftel des Büdgets zu bewilligen.

Wird genehmigt (Sensation). Der Staatsdienst ist also auf drei Monate gesichert.

Man schreitet zum zweiten Punkt, zur berüchtigten Salzsteuer.

Goudchaux und mehre Redner, darunter der unermüdliche Desmesmay, versuchen, das Salzdekret zu retten.

Aber vergebens. Die Versammlung entscheidet mit 344 gegen 315 Stimmen (wie zahreich !), daß jenes Dekret provisorisch aufgehoben sei.

Marrast benachrichtigt schließlich die Versammlung, daß die Präsidentenwahlprüfungs-Commission die Abstimmung von 9 Departements und 15 Linienschiffen bereits erledigt haben.

Die Sitzung wird um 6 Uhr geschlossen.

Paris, 16. Dez.

Der Moniteur ruft heute die Wähler von 6 Departements von Neuem zusammen, um Volksvertreter zu wählen. Diese 6 Departements sind: Basses-Alpes, Indre, Indre und Loire, Manche, Oberrhein, Vienne. Sie haben am 7. Jan. ihre dimissionirten oder verstorbenen Vertreter zu ersetzen.

-- Der Moniteur promulgirt eine Menge bereits bekannter Dekrete der Nationalversammlung, worunter auch die Verlängerung der bekannten Gesetze vom 21. April 1832, 1. Mai 1834 und 24. Juli 1839 über Schutz und Unterstützung politischer Flüchtlinge bis zum Ende des Jahres 1849.

-- Bis heute Mittag kannte man bereits sechs Millionen Stimmen, von denen etwa 4 1/2 Millionen auf Louis Napoleon Bonaparte als Präsidenten der Republik fallen.

-- In vielen Gemeinden werden Bittschriften kolportirt, welche die Auflösung der Nationalversammlung verlangen.

-- Die berüchtigte religiös-politische Brüderschaft von St. Paul hielt gestern unter dem Vorsitz des neuen Erzbischofs Sibour eine sehr zahlreich besuchte Generalversammlung.

-- Nationalversammlung. Sitzung vom 16. Decbr. Anfang 3 Uhr. Präsident Marrast.

Unmittelbar nach Verlesung des Protokolls liest Marrast mehrere Gesetzentwurfe vor, welche einige Städte (darunter Boulogne, sur Mer und Grenoble) zur Uebersteuerung ermächtigen, um Kapitalien zu tilgen, die sie Behufs Beschäftigung ihres Proletariats bei Bauten etc. aufzunehmen sich gezwungen sahen.

Diese Gesetzentwürfe werden ohne alle Besprechung genehmigt.

Die Versammlung geht nun zur eigentlichen Tagesordnung über.

An derselben befindet sich zunächst die Debatte über die gestern noch übriggebliebenen Paragraphen des Büdgets für die nächsten drei Monate.

Artikel I. ermächtigt das Ministerium zur Erhebung der Steuern pro Januar, Februar und März 1849 (gestern schon genehmigt).

Artikel II. setzt die betreffende Summe derselben auf 340,000,000 Franken fest Im Voranschlage wurden 540,000,000 Franken verlangt. (Genehmigt).

Artikel III. und IV. verfügen die Transaktionen mit der Bank wegen der diesfälligen Auszahlungen.

Nach Erledigung des dreimonatlichen Büdgets kommt ein Antrag über Forstwirthschaft (Bepflanzung der kahlen Berge oder Hügel etc.) an die Reihe.

Dieser Antrag wurde bald nach Eröffnung der Nationalversammlung von dem Abgeordneten Defournel in der menschenfreundlichen Absicht gestellt, dem Proletariate zu Beschäftigung und Eigenthum zu verhelfen.

Mehr bedarf es nicht, um die Kammer gegen den Antrag zu stimmen. Warum blieb er bis heute im Aktenstaube liegen.

Trouve-Chauvel, Finanzminister, besteigt die Bühne, um den Antrag zu bekämpfen. Der Staat dürfe so enorme Prämien dem Ackerbauproletariat nicht aussetzen etc.

Eine Stimme ruft: Der Antrag gleiche einem agrarischen Gesetze (Lärm vom Berge).

Trouve-Chauvel fährt in Bekämpfung des Entwurfs fort. Er hat aber eine sehr schwache Stimme und kein Mensch hört ihm zu. Die Mehrzahl beschäftigt sich mit ganz andern Dingen als die Bewaldung einiger kahler Hügelketten auf hundert Stunden Entfernung.

Defournel, der dem Minister auf der Bühne folgt, gibt sich viel Mühe, seinen Antrag zu retten. Aber auch Er hat gegen die allgemeine Unaufmerksamkeit zu kämpfen. Sein Antrag ruft lebhafte Unterbrechungen hervor.

Verstehen wir den Redner Dufournel (nicht Defournel) recht, so zerfällt sein Antrag in zwei Theile. Erstens will er Wälder in Ackerland verwandelt wissen, zweitens will er schlechten (sandigen und steinigen) Boden in Waldung umgeschaffen wissen und dafür eine Prämie von 243 Fr. für jede Hectare im Dezember 1854 zahlen. Aber auch diesem S[a]tze widersetzt sich der Finanzminister aus allen Kräften, weil das die Staaskasse und alle Holzhändler ruiniren müßte.

Maissiat, ein Forstinspektor, widersetzt sich vorzüglich dem ersten Theile des Antrages, der darin besteht, aus Wald neue Aecker zu schaffen. "Das Holz (bemerkt er sehr geistreich) sei das Brod der Armen."

Hr. Maissiat zieht ganze Ballen Papier hervor, um wahrscheinlich die statistischen Irrthümer der Hrn. Dufournel zu bekämpfen.

Aber die Versammlung ruft: zum Schluß! zum Schluß! und die Debatte wird abgebrochen,

Marrast theilt mit, daß die Protokolle von 21 Departements eingelaufen seien.

Ferner hören wir, daß Bugeaud den Befehl der Alpenarmee erhält und Oudinot als Gesandter nach St Petersburg geht.

Die Sitzung wird um 6 Uhr geschlossen.

68 Paris.

Die reaktionären Umtriebe der Rue Poitiers werden jeden Tag größer; die honnetten Barrot und Thiers denken schon gradezu an Wiedereinsetzung eines imponirenden Hofes und Hofstaates! Die "Reforme" empörte sich gegen die Niederträchtigkeit der "rue Poitiers."

"Die Februar-Revolution, sagt sie, habe gewisse Prinzipienfragen auf immer gelös't; wenn der Prätendent geruhen sollte, uns einen Besuch abzustatten, so werden wir ihn mit Mistgabeln empfangen, wenn er mit seinem "Hofe" und mit Bajonnetten, wenn er mit dem Auslande sich festsetzen will. Wir haben die Republik, und wenn einer die Republik angreifen wollte, so würden wir sie mit den Waffen vertheidigen, sollten wir sogar ungeachtet des allgemeinen Stimmrechtes uns in der Minorität befinden." --

Die Aufregung in Paris wird jeden Tag größer. Die Wuth gegen Cavaignac kennt keine Gränzen mehr. Die Franzosen, die nach der Besiegung des Feinees immer die Großmuth eintreten lassen, sind dieses Mal unerbittlich. Cavaignac wird offen angeklagt, daß er nicht allein die Insurgenten, sondern auch die Generäle und seine Freunde von Algier aus mit Fleiß habe todt schießen lassen. Die Arbeiter verschmerzen ihren eigenen Verlust und bedauern den Verlust dieser Generäle, von denen einige ihre Feinde waren, um so mehr, als sie befürchten, daß Frankreich Mangel haben könnte an guten Generälen gegen die Windisch-Grätze aller Nationen. Die Jäger von Vincennes fraternisiren mit den Ouvriers. Die Demokraten in Wien, die anwesend in Paris sind, werden auf den Händen getragen.

Italien.
* Rom, 7. Dezbr.

Aus den im Nachlasse Rossi's saisirten Papieren, veröffentlicht der "Contemporaneo einen Brief des Generals Zucchi an Rossi. Er beginnt diesen Brief mit der Erklärung, daß er so viel als möglich die Wirkung von Garibaldi's Gegenwart zu Bologna zu paralysiren gesucht habe und fährt dann wörtlich fort:

"Bei Gott, wenn man nicht energische Maßregeln ergreift, wird das Lumpenpack am Ende kommandiren und das Gesetz diktiren. Sie wissen, daß ich kein Mann der Transaktionen bin: ich werde glücklich sei[unleserliches Material], sobald ich den Staat unseres heiligen Vaters ruhig und still sehen werde, was nicht wenig zur Ruhe der andern Staaten beitragen wird. Da es nicht unmöglich ist, daß Garibaldi in der Weigerung der Venetianer, ihn aufzunehmen, einen Vorwand findet, an irgend einem Punkte zu landen, habe ich 200 Schweizern, mit zwei Stück Kanonen und mit Munition versehen, befohlen, sich sofort nach Ravenna zu begeben. Wer immer sich in Waffen oder in Schaaren präsentirt, wird den Befehl erhalten, sich zu entfernen und im Weigerungsfalle mitraillirt werden. Da ich in Erfahrung bringe, daß Garibaldi sich zu Faenza aufgehalten hat, unter dem Vorwande seine Soldaten ausruhen zu lassen, schicke ich den General Latour, einen Mann der That, um ihn bis Ravenna zu eskortiren und einschiffen zu lassen. Wenn er Widerstand leistet, wird man ihn verhaften. Ich trete fest auf und moquire mich über die, die mich einen Verräther und Parteigänger der Deutschen nennen. In Wahrheit, ich habe großen Grund sie zu lieben. Zucchi."

Die "Gazzeta di Bologna" vom 2. Dez. meldet, daß der General Zucchi eigenmächtig einige Promotionen in der Armee angeordnet hat. Er soll selbst die Offiziere aller Waffengattungen zusammenberufen und ihnen erklärt haben, sie hingen nicht vom Kriegsminister, sondern von ihm allein ab. Eine solche Usurpation stände im vollsten Widerspruch zu seinem freiwilligen Austritt aus der Armee vom 27. Novbr.

Der römische Kriegsminister, Campello, hat ein Cirkular veröffentlicht, worin er erklärt, daß der Baron Karl Zucchi in einem Tagesbefehle sich Commissar Sr. Heiligkeit titulire. Der Minister schärft allen Civil- und Militärbehörden ein, in keiner Weise seinen Befehlen zu gehorchen; sie hätten nur den Befehlen zu gehorchen, die ihnen durch das Ministerium zukommen würden. Wer entgegen handle, werde als Rebell gegen die konstitutionellen Gesetze des Kirchenstaates betrachtet und als solcher verurtheilt und bestraft werden.

Die offizielle römische Zeitung spricht von der "Nevolte" des Generals Zucchi und man glaubt, daß der Verhaftsbefehl gegen ihn schon ausgefertigt ist. General Latour, der Kommandant der Schweizer, handelt im vollständigen Einverständnisse mit Zucchi und beide sind entschlossen, im Nothfalle Garibaldi und seine republikanische Freischaar zu entwaffnen.

* Meiland, 9. Decbr.

Die "Mailändische Zeitung" vom 9. Decbr. kündigt 5 neue Todesurtheile an; wovon 4. bereits vollstreckt sind. Die so füsillirten Italiener, waren schuldig erkannt worden von einer Patrouille in einer verdächtigen Haltung überrascht worden zu sein. Als Ueberführungsstücke hat man bei jedem Derselben gefunden -- -- ein Messer.

* Turin, 11. Decbr.

Die "Concordia" vom 11. Decbr. bringt keine neue Combinationen über das zu erwartende Ministerium. Sie bemerkt nur, daß man zu Turin ein wahrhaft italienisches Ministerium erwarte, welches wie zu Rom und Florenz, eine Constituante, für die Federation proklamiren würde.

Neueste Nachrichten.
* Köln, 17. Dezember.
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Handelsnachrichten. [irrelevantes Material]
Beilage zu Nr. 172 der Neuen Rheinischen Zeitung.
Organ der Demokratie.
Dienstag 19. Dezember 1848.
[Französische Republik]

Gouvernement Algeriens angeboten hat. Cavaignac fürchtet die Bonapartisten, von denen er aus dem Sattel geworfen zu werden glaubt; Grund genug für den honetten Republikaner des „Nationals“, dem „Prinzen“ zu einer Vereinbarung entgegen zu kommen, um „wenigstens Etwas“ bei der Vertheilung des großen Raubes zu erhalten. Ledru-Rollin und die übrigen Montagnards, die Nachts nicht mehr in ihren Häusern schlafen, fürchten Napoleon und Cavaignac, von deren Trabanten sie wirklich einen Staatsstreich gegen sich besorgen; Grund für die deklamatorischen „Volksfreunde“, die Unionssüchtigen zu spielen und aus persönlicher Angst das Volk von einem Kampfe mit seinem Todfeind, der Bourgeoisie, abzuhalten.

12 Paris, 16. Dez.

Als Napoleon von der Insel Elba losbrach, und der Moniteur von diesem Faktum Kunde gab: da hieß es im offiziellen Blatte: das Ungeheuer von Korsika hat die Insel verlassen; als er anlandete: der Rebell ist gelandet; als er in Lyon ankam: der General Bonaparte ist in Lyon eingezogen, und als er endlich vor Paris stand, da schrieb dasselbe offizielle Blatt: der Kaiser Napoleon wird seinen Einzug in Paris halten. Dieselbe Veränderung, die damals der Moniteur in seiner Sprache annahm, wird jetzt in allen Bourgeois-Journalen von Frankreich wahrgenommen, und zunächst im Journal des Debats. Die gewonnenen Stimmen Napoleons halten gleichen Schritt mit den zurückgelegten Meilen des Kaisers. Je näher er an Paris heranrückt, je mehr er durch die immer sich mehrenden Stimmen dem Präsidentenstuhle sich nähert, desto milder, sanfter, zahmer wird das Ungeheuer, desto gelehriger, geistvoller wird der Stierochse, und so steigt er vom Ochsen herauf durch die Schafsnatur hindurch bis Agnus Dei: Gottvolles Lamm! Ja, meinen Molé und Bugeaud, der Mann, wenn man ihn näher betrachtet, hat doch einen erhabenen Charakter, hohe, edle Gesinnung; er ist nicht so steif, wie man glaubte; nein, alle die alten Staatsmänner, wie Molé, Thiers und selbst Lamoriciere, die jetzt häufigen Umgang mit ihm pflegen, finden ihm eine gewisse Souplesse, d. h. eine Gelenksamkeit, die für einen obersten Lenker der Staatsmaschine sehr vortheilhaft und wohlthuend ist. O gewiß, wir sagten es gleich Anfangs, Napoleon ist nicht so dumm, wie er aussieht! Man muß ihn nur näher kennen lernen. Napoleon schwärmt; er schwärmt für Frankreich, für die Franzosen, die alle insgesammt seinen Namen ausgesprochen, seinen Namen angerufen haben, um von ihm allein ihre Errettung zu erflehen. Weiter sieht der Abkömmling des Kaisers nichts in den bereits 4 1/2 Million gewonnener Stimmen. Er ist glücklich und will Glückliche machen, und durch sie glücklich werden. Fern von Frankreich lebend, von allem französischen Leben abgeschnitten, hat er vom Franzosenthum weiter nichts gerettet, als die französische Sprache; und auch diese trägt merkliche Spuren von ihrem Verweilen im Auslande. Patriarchalisch-prinzlich-kaiserliches Wohlwollen für das Wohl seines Landes ist der vorherrschende Zug seines Charakters. Statt die seinem Namen und seiner Abstammung würdige Stellung zu erkaufen, sieht er Millionen von Franzosen, die ihm eine nie geträumte Stellung entgegentragen; ihn zwingen, sie anzunehmen. Er ist in seinem Ideale übertroffen worden.

Er will sich jetzt mit großen Staatsmännern umgeben, und die größten Männer sind natürlich diejenigen für ihn, welche ihm damals die meisten Fußtritte gaben; die also damals die ungeheure Macht in Händen hatten, „ihn während so langer Jahre seiner „angestammten“ Rechte zu berauben. Was National, was Marrast, die ihn damals so gerne in Frankreich gesehen hätten? Das sind schwache Köpfe, Neulinge, unfähige Männer, die nicht zu regieren verstehen. Gewiß: Napoleon ist nicht so dumm, wie er aussieht. Er will ein ganz reaktionäres Ministerium bilden und in seinem Sinne eine dritte Restauration bewerkstelligen.

Napoleon ist zur Präsidentschaft gelangt durch das Zusammenwirken der extremen Parteien zum Sturz der honnetten Republik, der Republik des Nationals, dem Sturze Cavaignacs. Cavaignac, um die Republik in die Gränzen des Nationals festzuschließen, hatte sich in freundliche Korrespondenz eingelassen mit allen äußern Mächten, und sogar mit Windisch-Grätz. Also nach Außen hat er, wie wir gesagt, die alten Bourgeoisverhältnisse durch Traktate, im Innern durch Kugeln festnageln wollen. Die Kammer ging Hand in Hand mit dieser Politik und in Cavaignac sah sie ihren höchsten Ausdruck. Die Bauern, Arbeiter und die kleine Bourgeoisie haben Napoleon gewählt, um die Schmach im Auslande zu rächen, und mit den Despoten, Tyrannen und Windisch-Grätz zu brechen. Sie betrachten als ihre natürlichen Bundesgenossen die Demokraten des Auslandes. Die reaktionäre Partei, das reaktionäre Ministerium Napoleons muß jeden Augenblick sich eines Umsturzes gewärtig sein, wenn es nicht in etwa diesen Wünschen nachgiebt. Auf der andern Seite ist die Auflösung der Kammer für alle Parteien eine nothwendige Maßregel. Werden aber die Deputirten neu gewählt, so wird auch Napoleon neu gewählt, d. h. der einzige Napoleon wird in seine Theile zerlegt; die verschiedenen Parteien setzen an die Stelle des Collectivnamens den Eigennamen, und Napoleon, der bisheran vom größten Theile der Bevölkerung als die Negation Cavaignacs, als die Negation der honnetten Republik angenommen wurde, wird als die Negation Napoleons erscheinen.

Paris, 15. Dezember.

„La Liberté“ (Kabinetsmoniteur des Prinzen) erfreut uns heute mit der noch etwas übertünchten Erklärung: daß das neue Kabinet die Nationalversammlung auflösen werde. Und das wundert unsere olympischen Zwerge?! ruft ein Abendblatt dazu.

— Der National wirft heute das Leichentuch von sich und droht wie ein Gespenst aus dem Grabe. Dieser Wunder hat die zahlreiche Wiederwahl Marrast's zum Präsidenten der Nationalversammlung bewirkt. Er schüttelt die Perücke und sagt hämisch: „‥‥Selbst Ausfluß des allgemeinen Stimmrechts, wird die Nationalversammlung die Erste sein, die den Willen des allgemeinen Stimmrechts, welcher er auch immer sein möge, achtet. Aber von ganz Frankreich mit der Mission betraut, über das heilige Pfand der Revolution zu wachen und ihr eigenes Werk, die Verfassung, zu hüten, hat sie durch obige Wahl erklären wollen, daß sie folgerichtig in ihrer hohen Mission sich nicht erschüttern lassen und ihrem Ursprunge und den Nothwendigkeiten der Zeit getreu die Grundsätze zu retten wissen werde ‥‥ Wir sahen in obiger Wahl weniger die Anerkennung persönlichem Verdienstes, so gerecht sie auch wäre, sondern einen Triumpf der demokratischen Meinung. Diese Skrutin beweist, daß die republikanische Mehrheit stets kampffertig stehe!

— Die bonapartistischen Blätter sagen zu Marrast's Wahl, daß sie ihm keinen Kandidaten gegenüber gestellt hätten und darum sei er gewählt worden. Man sieht, der Krieg geht schon los.

— Dem Vernehmen noch wird Hr. Bonaparte schon am nächsten Donnerstag den Eid in die Hände Marrast's leisten und als Präsident feierlichst einstallirt werden.

— A. Fould soll sich geweigert haben, das Handelsportefeuille zu übernehmen. Er will die Finanzen haben, die dem Herrn Expair H. Passy zugedacht war. Dies würde unsere gestrige Liste ändern.

— Unter dem Titel: »Etude d'histoire. Politique Royale,« ist angeblich von Heinrich V. (Herzog von Frohsdorf) eine pikante Broschüre erschienen, die viel gelesen wird. Wirklicher Verfasser ist Laurentie, einer der Redakteure der Union.

— Die Napoleonsaschenceremonie in der Invalidenkirche ist ohne alle Störung vorübergegangen.

— Girardin hat heute seine „Presse“ verkauft. Napoleon hat sie offenbar durch einen dritten erstehen lassen.

— Folgende Ministerliste kann als offiziell gelten: 1) Odilon-Barrot, Conseilpräsident, Justiz und Kultus. 2) Leon de Malleville, Inneres. 3) Rulhiere, Krieg. 4) Tracy, Marine. 5) v. Falloux, Unterricht. 6) Leon Faucher, Staatsbauten. 7) Fould, Ackerbau und Handel. 8) Hippolyte Passy, Finanzen. 9) Berger, Exmaire, Polizeipräfekt von Paris. 10) Dubort, Postdirektor. 11) Baraguay d'Hillers, Divisionsgeneral von Paris.

Nationalversammlung. Sitzung vom 15. Decbr. Anfang 3 Uhr. Marrast präsidirt.

Vivien, Staatsbautenminister, legt ein Gesetz vor, das rasche Maaßregeln vorschlägt, um der Eisenbahngesellschaft von Paris nach Sceaux zu Hilfe zu kommen, da dieselbe sich insolvent erklärt habe, mithin der Dienst aufhören würde.

Wird zur schleunigen Berichterstattung empfohlen.

An der Tagesordnung steht zunächst die Bewilligung ein[e]s Viertels des Staatsbüdgets pro 1849.

Eine Stimme: Aber es ist ja noch kein Bericht darüber abgestattet.

Marrast: Das ist wahr, allein der Kriegsminister hat erklärt, daß der Armeedienst ins Stocken geriethe, wenn der Kredit nicht sofort votirt würde (Sensation.)

Es wird entschieden, sofort in die Debatte einzutreten.

St. Beuve: So dringend könne die Sache unmöglich sein. Ich bestehe darauf, daß erst berichtet werde. Da dieses in einer Stunde geschehen könne, so bitte ich so lange mit der Debatte zu warten.

Wird bewilligt. Man wartet mit dem Votum eine Stunde. Inzwischen legt Dufaure ein Dekret vor, das ein Anleihen der Bank an die Stadt Marseille genehmigt.

Dann geht die Versammlung zu den Floconschen Drawbacks über, deren Prämien um 5 Procent erhöht werden.

Bineau erscheint jetzt mit seinem Berichte im Namen des Finanzausschusses über die 4/12 des nächsten Büdgets.

Bineau trägt im Namen des Finanzausschusses darauf an:

Erstens die verlangten vier Zwölftheile des 1849ger Büdgets zu bewilligen.

Zweitens das Dekret der provisorischen Regierung vom 15. April 1848, welches die Salzsteuer aufhebt, zu streichen, d. h. die Berathung desselben aufs Unbestimmte zu vertagen.

Eine lebhafti Debatte entspinnt sich über diese beiden Anträge.

Pascal Duprat beantragt, man solle in Rücksicht auf den Regierungswechsel nur zwei Zwölftel des Büdgets bewilligen. Das sei genug. Wird verworfen.

Dezeimeris trägt darauf an, drei Zwölftel des Büdgets zu bewilligen.

Wird genehmigt (Sensation). Der Staatsdienst ist also auf drei Monate gesichert.

Man schreitet zum zweiten Punkt, zur berüchtigten Salzsteuer.

Goudchaux und mehre Redner, darunter der unermüdliche Desmesmay, versuchen, das Salzdekret zu retten.

Aber vergebens. Die Versammlung entscheidet mit 344 gegen 315 Stimmen (wie zahreich !), daß jenes Dekret provisorisch aufgehoben sei.

Marrast benachrichtigt schließlich die Versammlung, daß die Präsidentenwahlprüfungs-Commission die Abstimmung von 9 Departements und 15 Linienschiffen bereits erledigt haben.

Die Sitzung wird um 6 Uhr geschlossen.

Paris, 16. Dez.

Der Moniteur ruft heute die Wähler von 6 Departements von Neuem zusammen, um Volksvertreter zu wählen. Diese 6 Departements sind: Basses-Alpes, Indre, Indre und Loire, Manche, Oberrhein, Vienne. Sie haben am 7. Jan. ihre dimissionirten oder verstorbenen Vertreter zu ersetzen.

— Der Moniteur promulgirt eine Menge bereits bekannter Dekrete der Nationalversammlung, worunter auch die Verlängerung der bekannten Gesetze vom 21. April 1832, 1. Mai 1834 und 24. Juli 1839 über Schutz und Unterstützung politischer Flüchtlinge bis zum Ende des Jahres 1849.

— Bis heute Mittag kannte man bereits sechs Millionen Stimmen, von denen etwa 4 1/2 Millionen auf Louis Napoleon Bonaparte als Präsidenten der Republik fallen.

— In vielen Gemeinden werden Bittschriften kolportirt, welche die Auflösung der Nationalversammlung verlangen.

— Die berüchtigte religiös-politische Brüderschaft von St. Paul hielt gestern unter dem Vorsitz des neuen Erzbischofs Sibour eine sehr zahlreich besuchte Generalversammlung.

Nationalversammlung. Sitzung vom 16. Decbr. Anfang 3 Uhr. Präsident Marrast.

Unmittelbar nach Verlesung des Protokolls liest Marrast mehrere Gesetzentwurfe vor, welche einige Städte (darunter Boulogne, sur Mer und Grenoble) zur Uebersteuerung ermächtigen, um Kapitalien zu tilgen, die sie Behufs Beschäftigung ihres Proletariats bei Bauten etc. aufzunehmen sich gezwungen sahen.

Diese Gesetzentwürfe werden ohne alle Besprechung genehmigt.

Die Versammlung geht nun zur eigentlichen Tagesordnung über.

An derselben befindet sich zunächst die Debatte über die gestern noch übriggebliebenen Paragraphen des Büdgets für die nächsten drei Monate.

Artikel I. ermächtigt das Ministerium zur Erhebung der Steuern pro Januar, Februar und März 1849 (gestern schon genehmigt).

Artikel II. setzt die betreffende Summe derselben auf 340,000,000 Franken fest Im Voranschlage wurden 540,000,000 Franken verlangt. (Genehmigt).

Artikel III. und IV. verfügen die Transaktionen mit der Bank wegen der diesfälligen Auszahlungen.

Nach Erledigung des dreimonatlichen Büdgets kommt ein Antrag über Forstwirthschaft (Bepflanzung der kahlen Berge oder Hügel etc.) an die Reihe.

Dieser Antrag wurde bald nach Eröffnung der Nationalversammlung von dem Abgeordneten Defournel in der menschenfreundlichen Absicht gestellt, dem Proletariate zu Beschäftigung und Eigenthum zu verhelfen.

Mehr bedarf es nicht, um die Kammer gegen den Antrag zu stimmen. Warum blieb er bis heute im Aktenstaube liegen.

Trouvé-Chauvel, Finanzminister, besteigt die Bühne, um den Antrag zu bekämpfen. Der Staat dürfe so enorme Prämien dem Ackerbauproletariat nicht aussetzen etc.

Eine Stimme ruft: Der Antrag gleiche einem agrarischen Gesetze (Lärm vom Berge).

Trouvé-Chauvel fährt in Bekämpfung des Entwurfs fort. Er hat aber eine sehr schwache Stimme und kein Mensch hört ihm zu. Die Mehrzahl beschäftigt sich mit ganz andern Dingen als die Bewaldung einiger kahler Hügelketten auf hundert Stunden Entfernung.

Defournel, der dem Minister auf der Bühne folgt, gibt sich viel Mühe, seinen Antrag zu retten. Aber auch Er hat gegen die allgemeine Unaufmerksamkeit zu kämpfen. Sein Antrag ruft lebhafte Unterbrechungen hervor.

Verstehen wir den Redner Dufournel (nicht Defournel) recht, so zerfällt sein Antrag in zwei Theile. Erstens will er Wälder in Ackerland verwandelt wissen, zweitens will er schlechten (sandigen und steinigen) Boden in Waldung umgeschaffen wissen und dafür eine Prämie von 243 Fr. für jede Hectare im Dezember 1854 zahlen. Aber auch diesem S[a]tze widersetzt sich der Finanzminister aus allen Kräften, weil das die Staaskasse und alle Holzhändler ruiniren müßte.

Maissiat, ein Forstinspektor, widersetzt sich vorzüglich dem ersten Theile des Antrages, der darin besteht, aus Wald neue Aecker zu schaffen. „Das Holz (bemerkt er sehr geistreich) sei das Brod der Armen.“

Hr. Maissiat zieht ganze Ballen Papier hervor, um wahrscheinlich die statistischen Irrthümer der Hrn. Dufournel zu bekämpfen.

Aber die Versammlung ruft: zum Schluß! zum Schluß! und die Debatte wird abgebrochen,

Marrast theilt mit, daß die Protokolle von 21 Departements eingelaufen seien.

Ferner hören wir, daß Bugeaud den Befehl der Alpenarmee erhält und Oudinot als Gesandter nach St Petersburg geht.

Die Sitzung wird um 6 Uhr geschlossen.

68 Paris.

Die reaktionären Umtriebe der Rue Poitiers werden jeden Tag größer; die honnetten Barrot und Thiers denken schon gradezu an Wiedereinsetzung eines imponirenden Hofes und Hofstaates! Die „Reforme“ empörte sich gegen die Niederträchtigkeit der „rue Poitiers.“

„Die Februar-Revolution, sagt sie, habe gewisse Prinzipienfragen auf immer gelös't; wenn der Prätendent geruhen sollte, uns einen Besuch abzustatten, so werden wir ihn mit Mistgabeln empfangen, wenn er mit seinem „Hofe“ und mit Bajonnetten, wenn er mit dem Auslande sich festsetzen will. Wir haben die Republik, und wenn einer die Republik angreifen wollte, so würden wir sie mit den Waffen vertheidigen, sollten wir sogar ungeachtet des allgemeinen Stimmrechtes uns in der Minorität befinden.“ —

Die Aufregung in Paris wird jeden Tag größer. Die Wuth gegen Cavaignac kennt keine Gränzen mehr. Die Franzosen, die nach der Besiegung des Feinees immer die Großmuth eintreten lassen, sind dieses Mal unerbittlich. Cavaignac wird offen angeklagt, daß er nicht allein die Insurgenten, sondern auch die Generäle und seine Freunde von Algier aus mit Fleiß habe todt schießen lassen. Die Arbeiter verschmerzen ihren eigenen Verlust und bedauern den Verlust dieser Generäle, von denen einige ihre Feinde waren, um so mehr, als sie befürchten, daß Frankreich Mangel haben könnte an guten Generälen gegen die Windisch-Grätze aller Nationen. Die Jäger von Vincennes fraternisiren mit den Ouvriers. Die Demokraten in Wien, die anwesend in Paris sind, werden auf den Händen getragen.

Italien.
* Rom, 7. Dezbr.

Aus den im Nachlasse Rossi's saisirten Papieren, veröffentlicht der „Contemporaneo einen Brief des Generals Zucchi an Rossi. Er beginnt diesen Brief mit der Erklärung, daß er so viel als möglich die Wirkung von Garibaldi's Gegenwart zu Bologna zu paralysiren gesucht habe und fährt dann wörtlich fort:

„Bei Gott, wenn man nicht energische Maßregeln ergreift, wird das Lumpenpack am Ende kommandiren und das Gesetz diktiren. Sie wissen, daß ich kein Mann der Transaktionen bin: ich werde glücklich sei[unleserliches Material], sobald ich den Staat unseres heiligen Vaters ruhig und still sehen werde, was nicht wenig zur Ruhe der andern Staaten beitragen wird. Da es nicht unmöglich ist, daß Garibaldi in der Weigerung der Venetianer, ihn aufzunehmen, einen Vorwand findet, an irgend einem Punkte zu landen, habe ich 200 Schweizern, mit zwei Stück Kanonen und mit Munition versehen, befohlen, sich sofort nach Ravenna zu begeben. Wer immer sich in Waffen oder in Schaaren präsentirt, wird den Befehl erhalten, sich zu entfernen und im Weigerungsfalle mitraillirt werden. Da ich in Erfahrung bringe, daß Garibaldi sich zu Faenza aufgehalten hat, unter dem Vorwande seine Soldaten ausruhen zu lassen, schicke ich den General Latour, einen Mann der That, um ihn bis Ravenna zu eskortiren und einschiffen zu lassen. Wenn er Widerstand leistet, wird man ihn verhaften. Ich trete fest auf und moquire mich über die, die mich einen Verräther und Parteigänger der Deutschen nennen. In Wahrheit, ich habe großen Grund sie zu lieben. Zucchi.“

Die „Gazzeta di Bologna“ vom 2. Dez. meldet, daß der General Zucchi eigenmächtig einige Promotionen in der Armee angeordnet hat. Er soll selbst die Offiziere aller Waffengattungen zusammenberufen und ihnen erklärt haben, sie hingen nicht vom Kriegsminister, sondern von ihm allein ab. Eine solche Usurpation stände im vollsten Widerspruch zu seinem freiwilligen Austritt aus der Armee vom 27. Novbr.

Der römische Kriegsminister, Campello, hat ein Cirkular veröffentlicht, worin er erklärt, daß der Baron Karl Zucchi in einem Tagesbefehle sich Commissar Sr. Heiligkeit titulire. Der Minister schärft allen Civil- und Militärbehörden ein, in keiner Weise seinen Befehlen zu gehorchen; sie hätten nur den Befehlen zu gehorchen, die ihnen durch das Ministerium zukommen würden. Wer entgegen handle, werde als Rebell gegen die konstitutionellen Gesetze des Kirchenstaates betrachtet und als solcher verurtheilt und bestraft werden.

Die offizielle römische Zeitung spricht von der „Nevolte“ des Generals Zucchi und man glaubt, daß der Verhaftsbefehl gegen ihn schon ausgefertigt ist. General Latour, der Kommandant der Schweizer, handelt im vollständigen Einverständnisse mit Zucchi und beide sind entschlossen, im Nothfalle Garibaldi und seine republikanische Freischaar zu entwaffnen.

* Meiland, 9. Decbr.

Die „Mailändische Zeitung“ vom 9. Decbr. kündigt 5 neue Todesurtheile an; wovon 4. bereits vollstreckt sind. Die so füsillirten Italiener, waren schuldig erkannt worden von einer Patrouille in einer verdächtigen Haltung überrascht worden zu sein. Als Ueberführungsstücke hat man bei jedem Derselben gefunden — — ein Messer.

* Turin, 11. Decbr.

Die „Concordia“ vom 11. Decbr. bringt keine neue Combinationen über das zu erwartende Ministerium. Sie bemerkt nur, daß man zu Turin ein wahrhaft italienisches Ministerium erwarte, welches wie zu Rom und Florenz, eine Constituante, für die Federation proklamiren würde.

Neueste Nachrichten.
* Köln, 17. Dezember.
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Handelsnachrichten. [irrelevantes Material]
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      <titlePage type="heading">
        <titlePart type="main">Beilage zu Nr. 172 der Neuen Rheinischen Zeitung.</titlePart>
        <titlePart type="sub">Organ der Demokratie.</titlePart>
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          <docDate>Dienstag 19. Dezember 1848.</docDate>
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        <head>[Französische Republik]</head>
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          <p>Gouvernement Algeriens angeboten hat. Cavaignac fürchtet die Bonapartisten, von denen er aus dem Sattel geworfen zu werden glaubt; Grund genug für den honetten Republikaner des &#x201E;Nationals&#x201C;, dem &#x201E;Prinzen&#x201C; zu einer Vereinbarung entgegen zu kommen, um &#x201E;wenigstens Etwas&#x201C; bei der Vertheilung des großen Raubes zu erhalten. Ledru-Rollin und die übrigen Montagnards, die Nachts nicht mehr in ihren Häusern schlafen, fürchten Napoleon und Cavaignac, von deren Trabanten sie wirklich einen Staatsstreich gegen sich besorgen; Grund für die deklamatorischen &#x201E;Volksfreunde&#x201C;, die Unionssüchtigen zu spielen und aus persönlicher Angst das Volk von einem Kampfe mit seinem Todfeind, der Bourgeoisie, abzuhalten.</p>
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          <head><bibl><author>12</author></bibl> Paris, 16. Dez.</head>
          <p>Als Napoleon von der Insel Elba losbrach, und der Moniteur von diesem Faktum Kunde gab: da hieß es im offiziellen Blatte: das Ungeheuer von Korsika hat die Insel verlassen; als er anlandete: der Rebell ist gelandet; als er in Lyon ankam: der General Bonaparte ist in Lyon eingezogen, und als er endlich vor Paris stand, da schrieb dasselbe offizielle Blatt: der Kaiser Napoleon wird seinen Einzug in Paris halten. Dieselbe Veränderung, die damals der Moniteur in seiner Sprache annahm, wird jetzt in allen Bourgeois-Journalen von Frankreich wahrgenommen, und zunächst im Journal des Debats. Die gewonnenen Stimmen Napoleons halten gleichen Schritt mit den zurückgelegten Meilen des Kaisers. Je näher er an Paris heranrückt, je mehr er durch die immer sich mehrenden Stimmen dem Präsidentenstuhle sich nähert, desto milder, sanfter, zahmer wird das Ungeheuer, desto gelehriger, geistvoller wird der Stierochse, und so steigt er vom Ochsen herauf durch die Schafsnatur hindurch bis Agnus Dei: Gottvolles Lamm! Ja, meinen Molé und Bugeaud, der Mann, wenn man ihn näher betrachtet, hat doch einen erhabenen Charakter, hohe, edle Gesinnung; er ist nicht so steif, wie man glaubte; nein, alle die alten Staatsmänner, wie Molé, Thiers und selbst Lamoriciere, die jetzt häufigen Umgang mit ihm pflegen, finden ihm eine gewisse Souplesse, d. h. eine Gelenksamkeit, die für einen obersten Lenker der Staatsmaschine sehr vortheilhaft und wohlthuend ist. O gewiß, wir sagten es gleich Anfangs, Napoleon ist nicht so dumm, wie er aussieht! Man muß ihn nur näher kennen lernen. Napoleon schwärmt; er schwärmt für Frankreich, für die Franzosen, die alle insgesammt seinen Namen ausgesprochen, seinen Namen angerufen haben, um von ihm allein ihre Errettung zu erflehen. Weiter sieht der Abkömmling des Kaisers nichts in den bereits 4 1/2 Million gewonnener Stimmen. Er ist glücklich und will Glückliche machen, und durch sie glücklich werden. Fern von Frankreich lebend, von allem französischen Leben abgeschnitten, hat er vom Franzosenthum weiter nichts gerettet, als die französische Sprache; und auch diese trägt merkliche Spuren von ihrem Verweilen im Auslande. Patriarchalisch-prinzlich-kaiserliches Wohlwollen für das Wohl seines Landes ist der vorherrschende Zug seines Charakters. Statt die seinem Namen und seiner Abstammung würdige Stellung zu erkaufen, sieht er Millionen von Franzosen, die ihm eine nie geträumte Stellung entgegentragen; ihn zwingen, sie anzunehmen. Er ist in seinem Ideale übertroffen worden.</p>
          <p>Er will sich jetzt mit großen Staatsmännern umgeben, und die größten Männer sind natürlich diejenigen für ihn, welche ihm damals die meisten Fußtritte gaben; die also damals die ungeheure Macht in Händen hatten, &#x201E;ihn während so langer Jahre seiner &#x201E;angestammten&#x201C; Rechte zu berauben. Was National, was Marrast, die ihn damals so gerne in Frankreich gesehen hätten? Das sind schwache Köpfe, Neulinge, unfähige Männer, die nicht zu regieren verstehen. Gewiß: Napoleon ist nicht so dumm, wie er aussieht. Er will ein ganz reaktionäres Ministerium bilden und in seinem Sinne eine dritte Restauration bewerkstelligen.</p>
          <p>Napoleon ist zur Präsidentschaft gelangt durch das Zusammenwirken der extremen Parteien zum Sturz der honnetten Republik, der Republik des Nationals, dem Sturze Cavaignacs. Cavaignac, um die Republik in die Gränzen des Nationals festzuschließen, hatte sich in freundliche Korrespondenz eingelassen mit allen äußern Mächten, und sogar mit Windisch-Grätz. Also nach Außen hat er, wie wir gesagt, die alten Bourgeoisverhältnisse durch Traktate, im Innern durch Kugeln festnageln wollen. Die Kammer ging Hand in Hand mit dieser Politik und in Cavaignac sah sie ihren höchsten Ausdruck. Die Bauern, Arbeiter und die kleine Bourgeoisie haben Napoleon gewählt, um die Schmach im Auslande zu rächen, und mit den Despoten, Tyrannen und Windisch-Grätz zu brechen. Sie betrachten als ihre natürlichen Bundesgenossen die Demokraten des Auslandes. Die reaktionäre Partei, das reaktionäre Ministerium Napoleons muß jeden Augenblick sich eines Umsturzes gewärtig sein, wenn es nicht in etwa diesen Wünschen nachgiebt. Auf der andern Seite ist die Auflösung der Kammer für alle Parteien eine nothwendige Maßregel. Werden aber die Deputirten neu gewählt, so wird auch Napoleon neu gewählt, d. h. der einzige Napoleon wird in seine Theile zerlegt; die verschiedenen Parteien setzen an die Stelle des Collectivnamens den Eigennamen, und Napoleon, der bisheran vom größten Theile der Bevölkerung als die Negation Cavaignacs, als die Negation der honnetten Republik angenommen wurde, wird als die Negation Napoleons erscheinen.</p>
        </div>
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          <head>Paris, 15. Dezember.</head>
          <p>&#x201E;La Liberté&#x201C; (Kabinetsmoniteur des Prinzen) erfreut uns heute mit der noch etwas übertünchten Erklärung: daß das neue Kabinet die Nationalversammlung auflösen werde. Und das wundert unsere olympischen Zwerge?! ruft ein Abendblatt dazu.</p>
          <p>&#x2014; Der National wirft heute das Leichentuch von sich und droht wie ein Gespenst aus dem Grabe. Dieser Wunder hat die zahlreiche Wiederwahl Marrast's zum Präsidenten der Nationalversammlung bewirkt. Er schüttelt die Perücke und sagt hämisch: &#x201E;&#x2025;&#x2025;Selbst Ausfluß des allgemeinen Stimmrechts, wird die Nationalversammlung die Erste sein, die den Willen des allgemeinen Stimmrechts, welcher er auch immer sein möge, achtet. Aber von ganz Frankreich mit der Mission betraut, über das heilige Pfand der Revolution zu wachen und ihr eigenes Werk, die Verfassung, zu hüten, hat sie durch obige Wahl erklären wollen, daß sie folgerichtig in ihrer hohen Mission sich nicht erschüttern lassen und ihrem Ursprunge und den Nothwendigkeiten der Zeit getreu die Grundsätze zu retten wissen werde &#x2025;&#x2025; Wir sahen in obiger Wahl weniger die Anerkennung persönlichem Verdienstes, so gerecht sie auch wäre, sondern einen Triumpf der demokratischen Meinung. Diese Skrutin beweist, daß die republikanische Mehrheit stets kampffertig stehe!</p>
          <p>&#x2014; Die bonapartistischen Blätter sagen zu Marrast's Wahl, daß sie ihm keinen Kandidaten gegenüber gestellt hätten und darum sei er gewählt worden. Man sieht, der Krieg geht schon los.</p>
          <p>&#x2014; Dem Vernehmen noch wird Hr. Bonaparte schon am nächsten Donnerstag den Eid in die Hände Marrast's leisten und als Präsident feierlichst einstallirt werden.</p>
          <p>&#x2014; A. Fould soll sich geweigert haben, das Handelsportefeuille zu übernehmen. Er will die Finanzen haben, die dem Herrn Expair H. Passy zugedacht war. Dies würde unsere gestrige Liste ändern.</p>
          <p>&#x2014; Unter dem Titel: »Etude d'histoire. Politique Royale,« ist angeblich von Heinrich V. (Herzog von Frohsdorf) eine pikante Broschüre erschienen, die viel gelesen wird. Wirklicher Verfasser ist <hi rendition="#g">Laurentie,</hi> einer der Redakteure der Union.</p>
          <p>&#x2014; Die Napoleonsaschenceremonie in der Invalidenkirche ist ohne alle Störung vorübergegangen.</p>
          <p>&#x2014; Girardin hat heute seine &#x201E;Presse&#x201C; verkauft. Napoleon hat sie offenbar durch einen dritten erstehen lassen.</p>
          <p>&#x2014; Folgende Ministerliste kann als offiziell gelten: 1) Odilon-Barrot, Conseilpräsident, Justiz und Kultus. 2) Leon de Malleville, Inneres. 3) Rulhiere, Krieg. 4) Tracy, Marine. 5) v. Falloux, Unterricht. 6) Leon Faucher, Staatsbauten. 7) Fould, Ackerbau und Handel. 8) Hippolyte Passy, Finanzen. 9) Berger, Exmaire, Polizeipräfekt von Paris. 10) Dubort, Postdirektor. 11) Baraguay d'Hillers, Divisionsgeneral von Paris.</p>
          <p>&#x2014; <hi rendition="#g">Nationalversammlung</hi>. Sitzung vom 15. Decbr. Anfang 3 Uhr. <hi rendition="#g">Marrast</hi> präsidirt.</p>
          <p><hi rendition="#g">Vivien,</hi> Staatsbautenminister, legt ein Gesetz vor, das rasche Maaßregeln vorschlägt, um der Eisenbahngesellschaft von Paris nach Sceaux zu Hilfe zu kommen, da dieselbe sich insolvent erklärt habe, mithin der Dienst aufhören würde.</p>
          <p>Wird zur schleunigen Berichterstattung empfohlen.</p>
          <p>An der Tagesordnung steht zunächst die Bewilligung ein[e]s Viertels des Staatsbüdgets pro 1849.</p>
          <p>Eine Stimme: Aber es ist ja noch kein Bericht darüber abgestattet.</p>
          <p><hi rendition="#g">Marrast:</hi> Das ist wahr, allein der Kriegsminister hat erklärt, daß der Armeedienst ins Stocken geriethe, wenn der Kredit nicht sofort votirt würde (Sensation.)</p>
          <p>Es wird entschieden, sofort in die Debatte einzutreten.</p>
          <p><hi rendition="#g">St. Beuve:</hi> So dringend könne die Sache unmöglich sein. Ich bestehe darauf, daß erst berichtet werde. Da dieses in einer Stunde geschehen könne, so bitte ich so lange mit der Debatte zu warten.</p>
          <p>Wird bewilligt. Man wartet mit dem Votum eine Stunde. Inzwischen legt <hi rendition="#g">Dufaure</hi> ein Dekret vor, das ein Anleihen der Bank an die Stadt Marseille genehmigt.</p>
          <p>Dann geht die Versammlung zu den Floconschen Drawbacks über, deren Prämien um 5 Procent erhöht werden.</p>
          <p><hi rendition="#g">Bineau</hi> erscheint jetzt mit seinem Berichte im Namen des Finanzausschusses über die 4/12 des nächsten Büdgets.</p>
          <p><hi rendition="#g">Bineau</hi> trägt im Namen des Finanzausschusses darauf an:</p>
          <p>Erstens die verlangten vier Zwölftheile des 1849ger Büdgets zu bewilligen.</p>
          <p>Zweitens das Dekret der provisorischen Regierung vom 15. April 1848, welches die Salzsteuer aufhebt, zu streichen, d. h. die Berathung desselben aufs Unbestimmte zu vertagen.</p>
          <p>Eine lebhafti Debatte entspinnt sich über diese beiden Anträge.</p>
          <p><hi rendition="#g">Pascal Duprat</hi> beantragt, man solle in Rücksicht auf den Regierungswechsel nur zwei Zwölftel des Büdgets bewilligen. Das sei genug. Wird verworfen.</p>
          <p><hi rendition="#g">Dezeimeris</hi> trägt darauf an, <hi rendition="#g">drei</hi> Zwölftel des Büdgets zu bewilligen.</p>
          <p>Wird genehmigt (Sensation). Der Staatsdienst ist also auf drei Monate gesichert.</p>
          <p>Man schreitet zum zweiten Punkt, zur berüchtigten Salzsteuer.</p>
          <p><hi rendition="#g">Goudchaux</hi> und mehre Redner, darunter der unermüdliche Desmesmay, versuchen, das Salzdekret zu retten.</p>
          <p>Aber vergebens. Die Versammlung entscheidet mit 344 gegen 315 Stimmen (wie zahreich !), daß jenes Dekret provisorisch aufgehoben sei.</p>
          <p><hi rendition="#g">Marrast</hi> benachrichtigt schließlich die Versammlung, daß die Präsidentenwahlprüfungs-Commission die Abstimmung von 9 Departements und 15 Linienschiffen bereits erledigt haben.</p>
          <p>Die Sitzung wird um 6 Uhr geschlossen.</p>
        </div>
        <div xml:id="ar172b_004" type="jArticle">
          <head>Paris, 16. Dez.</head>
          <p>Der Moniteur ruft heute die Wähler von 6 Departements von Neuem zusammen, um Volksvertreter zu wählen. Diese 6 Departements sind: Basses-Alpes, Indre, Indre und Loire, Manche, Oberrhein, Vienne. Sie haben am 7. Jan. ihre dimissionirten oder verstorbenen Vertreter zu ersetzen.</p>
          <p>&#x2014; Der Moniteur promulgirt eine Menge bereits bekannter Dekrete der Nationalversammlung, worunter auch die Verlängerung der bekannten Gesetze vom 21. April 1832, 1. Mai 1834 und 24. Juli 1839 über Schutz und Unterstützung politischer Flüchtlinge bis zum Ende des Jahres 1849.</p>
          <p>&#x2014; Bis heute Mittag kannte man bereits sechs Millionen Stimmen, von denen etwa 4 1/2 Millionen auf Louis Napoleon Bonaparte als Präsidenten der Republik fallen.</p>
          <p>&#x2014; In vielen Gemeinden werden Bittschriften kolportirt, welche die Auflösung der Nationalversammlung verlangen.</p>
          <p>&#x2014; Die berüchtigte religiös-politische Brüderschaft von St. Paul hielt gestern unter dem Vorsitz des neuen Erzbischofs Sibour eine sehr zahlreich besuchte Generalversammlung.</p>
          <p>&#x2014; <hi rendition="#g">Nationalversammlung</hi>. Sitzung vom 16. Decbr. Anfang 3 Uhr. Präsident <hi rendition="#g">Marrast</hi>.</p>
          <p>Unmittelbar nach Verlesung des Protokolls liest <hi rendition="#g">Marrast</hi> mehrere Gesetzentwurfe vor, welche einige Städte (darunter Boulogne, sur Mer und Grenoble) zur Uebersteuerung ermächtigen, um Kapitalien zu tilgen, die sie Behufs Beschäftigung ihres Proletariats bei Bauten etc. aufzunehmen sich gezwungen sahen.</p>
          <p>Diese Gesetzentwürfe werden ohne alle Besprechung genehmigt.</p>
          <p>Die Versammlung geht nun zur eigentlichen Tagesordnung über.</p>
          <p>An derselben befindet sich zunächst die Debatte über die gestern noch übriggebliebenen Paragraphen des Büdgets für die nächsten drei Monate.</p>
          <p>Artikel I. ermächtigt das Ministerium zur Erhebung der Steuern pro Januar, Februar und März 1849 (gestern schon genehmigt).</p>
          <p>Artikel II. setzt die betreffende Summe derselben auf 340,000,000 Franken fest Im Voranschlage wurden 540,000,000 Franken verlangt. (Genehmigt).</p>
          <p>Artikel III. und IV. verfügen die Transaktionen mit der Bank wegen der diesfälligen Auszahlungen.</p>
          <p>Nach Erledigung des dreimonatlichen Büdgets kommt ein Antrag über Forstwirthschaft (Bepflanzung der kahlen Berge oder Hügel etc.) an die Reihe.</p>
          <p>Dieser Antrag wurde bald nach Eröffnung der Nationalversammlung von dem Abgeordneten Defournel in der menschenfreundlichen Absicht gestellt, dem Proletariate zu Beschäftigung und Eigenthum zu verhelfen.</p>
          <p>Mehr bedarf es nicht, um die Kammer gegen den Antrag zu stimmen. Warum blieb er bis heute im Aktenstaube liegen.</p>
          <p>Trouvé-Chauvel, Finanzminister, besteigt die Bühne, um den Antrag zu bekämpfen. Der Staat dürfe so enorme Prämien dem Ackerbauproletariat nicht aussetzen etc.</p>
          <p>Eine Stimme ruft: Der Antrag gleiche einem agrarischen Gesetze (Lärm vom Berge).</p>
          <p>Trouvé-Chauvel fährt in Bekämpfung des Entwurfs fort. Er hat aber eine sehr schwache Stimme und kein Mensch hört ihm zu. Die Mehrzahl beschäftigt sich mit ganz andern Dingen als die Bewaldung einiger kahler Hügelketten auf hundert Stunden Entfernung.</p>
          <p>Defournel, der dem Minister auf der Bühne folgt, gibt sich viel Mühe, seinen Antrag zu retten. Aber auch Er hat gegen die allgemeine Unaufmerksamkeit zu kämpfen. Sein Antrag ruft lebhafte Unterbrechungen hervor.</p>
          <p>Verstehen wir den Redner Dufournel (nicht Defournel) recht, so zerfällt sein Antrag in zwei Theile. Erstens will er Wälder in Ackerland verwandelt wissen, zweitens will er schlechten (sandigen und steinigen) Boden in Waldung umgeschaffen wissen und dafür eine Prämie von 243 Fr. für jede <hi rendition="#g">Hectare</hi> im Dezember 1854 zahlen. Aber auch diesem S[a]tze widersetzt sich der Finanzminister aus allen Kräften, weil das die Staaskasse und alle Holzhändler ruiniren müßte.</p>
          <p>Maissiat, ein Forstinspektor, widersetzt sich vorzüglich dem ersten Theile des Antrages, der darin besteht, aus Wald neue Aecker zu schaffen. &#x201E;Das Holz (bemerkt er sehr geistreich) sei das Brod der Armen.&#x201C;</p>
          <p>Hr. Maissiat zieht ganze Ballen Papier hervor, um wahrscheinlich die statistischen Irrthümer der Hrn. Dufournel zu bekämpfen.</p>
          <p>Aber die Versammlung ruft: zum Schluß! zum Schluß! und die Debatte wird abgebrochen,</p>
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          <p>&#x201E;Die Februar-Revolution, sagt sie, habe gewisse Prinzipienfragen auf immer gelös't; wenn der Prätendent geruhen sollte, uns einen Besuch abzustatten, so werden wir ihn mit Mistgabeln empfangen, wenn er mit seinem &#x201E;Hofe&#x201C; und mit Bajonnetten, wenn er mit dem Auslande sich festsetzen will. Wir haben die Republik, und wenn einer die Republik angreifen wollte, so würden wir sie mit den Waffen vertheidigen, sollten wir sogar ungeachtet des allgemeinen Stimmrechtes uns in der Minorität befinden.&#x201C; &#x2014;</p>
          <p>Die Aufregung in Paris wird jeden Tag größer. Die Wuth gegen Cavaignac kennt keine Gränzen mehr. Die Franzosen, die nach der Besiegung des Feinees immer die Großmuth eintreten lassen, sind dieses Mal unerbittlich. Cavaignac wird offen angeklagt, daß er nicht allein die Insurgenten, sondern auch die Generäle und seine Freunde von Algier aus mit Fleiß habe todt schießen lassen. Die Arbeiter verschmerzen ihren eigenen Verlust und bedauern den Verlust dieser Generäle, von denen einige ihre Feinde waren, um so mehr, als sie befürchten, daß Frankreich Mangel haben könnte an guten Generälen gegen die Windisch-Grätze aller Nationen. Die Jäger von Vincennes fraternisiren mit den Ouvriers. Die Demokraten in Wien, die anwesend in Paris sind, werden auf den Händen getragen.</p>
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          <head><bibl><author>*</author></bibl> Rom, 7. Dezbr.</head>
          <p>Aus den im Nachlasse Rossi's saisirten Papieren, veröffentlicht der &#x201E;<hi rendition="#g">Contemporaneo</hi> einen Brief des Generals Zucchi an Rossi. Er beginnt diesen Brief mit der Erklärung, daß er so viel als möglich die Wirkung von Garibaldi's Gegenwart zu Bologna zu paralysiren gesucht habe und fährt dann wörtlich fort:</p>
          <p>&#x201E;Bei Gott, wenn man nicht energische Maßregeln ergreift, wird das Lumpenpack am Ende kommandiren und das Gesetz diktiren. Sie wissen, daß ich kein Mann der Transaktionen bin: ich werde glücklich sei<gap reason="illegible"/>, sobald ich den Staat unseres heiligen Vaters ruhig und still sehen werde, was nicht wenig zur Ruhe der andern Staaten beitragen wird. Da es nicht unmöglich ist, daß Garibaldi in der Weigerung der Venetianer, ihn aufzunehmen, einen Vorwand findet, an irgend einem Punkte zu landen, habe ich 200 Schweizern, mit zwei Stück Kanonen und mit Munition versehen, befohlen, sich sofort nach Ravenna zu begeben. Wer immer sich in Waffen oder in Schaaren präsentirt, wird den Befehl erhalten, sich zu entfernen und im Weigerungsfalle mitraillirt werden. Da ich in Erfahrung bringe, daß Garibaldi sich zu Faenza aufgehalten hat, unter dem Vorwande seine Soldaten ausruhen zu lassen, schicke ich den General Latour, einen Mann der That, um ihn bis Ravenna zu eskortiren und einschiffen zu lassen. Wenn er Widerstand leistet, wird man ihn verhaften. Ich trete fest auf und moquire mich über die, die mich einen Verräther und Parteigänger der Deutschen nennen. In Wahrheit, <hi rendition="#g">ich habe großen Grund sie zu lieben</hi>. Zucchi.&#x201C;</p>
          <p>Die &#x201E;Gazzeta di Bologna&#x201C; vom 2. Dez. meldet, daß der General Zucchi eigenmächtig einige Promotionen in der Armee angeordnet hat. Er soll selbst die Offiziere aller Waffengattungen zusammenberufen und ihnen erklärt haben, sie hingen nicht vom Kriegsminister, sondern von ihm allein ab. Eine solche Usurpation stände im vollsten Widerspruch zu seinem freiwilligen Austritt aus der Armee vom 27. Novbr.</p>
          <p>Der römische Kriegsminister, Campello, hat ein Cirkular veröffentlicht, worin er erklärt, daß der Baron Karl Zucchi in einem Tagesbefehle sich Commissar Sr. Heiligkeit titulire. Der Minister schärft allen Civil- und Militärbehörden ein, in keiner Weise seinen Befehlen zu gehorchen; sie hätten nur den Befehlen zu gehorchen, die ihnen durch das Ministerium zukommen würden. Wer entgegen handle, werde als Rebell gegen die konstitutionellen Gesetze des Kirchenstaates betrachtet und als solcher verurtheilt und bestraft werden.</p>
          <p>Die <hi rendition="#g">offizielle</hi> römische Zeitung spricht von der &#x201E;Nevolte&#x201C; des Generals Zucchi und man glaubt, daß der Verhaftsbefehl gegen ihn schon ausgefertigt ist. General Latour, der Kommandant der Schweizer, handelt im vollständigen Einverständnisse mit Zucchi und beide sind entschlossen, im Nothfalle Garibaldi und seine republikanische Freischaar zu entwaffnen.</p>
        </div>
        <div xml:id="ar172b_007" type="jArticle">
          <head><bibl><author>*</author></bibl> Meiland, 9. Decbr.</head>
          <p>Die &#x201E;Mailändische Zeitung&#x201C; vom 9. Decbr. kündigt 5 neue Todesurtheile an; wovon 4. bereits vollstreckt sind. Die so füsillirten Italiener, waren schuldig erkannt worden <hi rendition="#g">von einer Patrouille in einer verdächtigen Haltung überrascht</hi> worden zu sein. Als Ueberführungsstücke hat man bei jedem Derselben gefunden &#x2014; &#x2014; <hi rendition="#g">ein Messer</hi>.</p>
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          <head><bibl><author>*</author></bibl> Turin, 11. Decbr.</head>
          <p>Die &#x201E;Concordia&#x201C; vom 11. Decbr. bringt keine neue Combinationen über das zu erwartende Ministerium. Sie bemerkt nur, daß man zu Turin ein wahrhaft italienisches Ministerium erwarte, welches wie zu Rom und Florenz, eine Constituante, für die Federation proklamiren würde.</p>
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        <head>Neueste Nachrichten.</head>
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          <note type="editorial">Edition: <bibl>Karl Marx: Suspendierung von Drigalski, vorgesehen für: MEGA<hi rendition="#sup">2</hi>, I/8.         </bibl>                </note>
          <head><bibl><author>*</author></bibl> Köln, 17. Dezember.</head>
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        <head>Handelsnachrichten.</head>
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</TEI>
[0931/0001] Beilage zu Nr. 172 der Neuen Rheinischen Zeitung. Organ der Demokratie. Dienstag 19. Dezember 1848. [Französische Republik] Gouvernement Algeriens angeboten hat. Cavaignac fürchtet die Bonapartisten, von denen er aus dem Sattel geworfen zu werden glaubt; Grund genug für den honetten Republikaner des „Nationals“, dem „Prinzen“ zu einer Vereinbarung entgegen zu kommen, um „wenigstens Etwas“ bei der Vertheilung des großen Raubes zu erhalten. Ledru-Rollin und die übrigen Montagnards, die Nachts nicht mehr in ihren Häusern schlafen, fürchten Napoleon und Cavaignac, von deren Trabanten sie wirklich einen Staatsstreich gegen sich besorgen; Grund für die deklamatorischen „Volksfreunde“, die Unionssüchtigen zu spielen und aus persönlicher Angst das Volk von einem Kampfe mit seinem Todfeind, der Bourgeoisie, abzuhalten. 12 Paris, 16. Dez. Als Napoleon von der Insel Elba losbrach, und der Moniteur von diesem Faktum Kunde gab: da hieß es im offiziellen Blatte: das Ungeheuer von Korsika hat die Insel verlassen; als er anlandete: der Rebell ist gelandet; als er in Lyon ankam: der General Bonaparte ist in Lyon eingezogen, und als er endlich vor Paris stand, da schrieb dasselbe offizielle Blatt: der Kaiser Napoleon wird seinen Einzug in Paris halten. Dieselbe Veränderung, die damals der Moniteur in seiner Sprache annahm, wird jetzt in allen Bourgeois-Journalen von Frankreich wahrgenommen, und zunächst im Journal des Debats. Die gewonnenen Stimmen Napoleons halten gleichen Schritt mit den zurückgelegten Meilen des Kaisers. Je näher er an Paris heranrückt, je mehr er durch die immer sich mehrenden Stimmen dem Präsidentenstuhle sich nähert, desto milder, sanfter, zahmer wird das Ungeheuer, desto gelehriger, geistvoller wird der Stierochse, und so steigt er vom Ochsen herauf durch die Schafsnatur hindurch bis Agnus Dei: Gottvolles Lamm! Ja, meinen Molé und Bugeaud, der Mann, wenn man ihn näher betrachtet, hat doch einen erhabenen Charakter, hohe, edle Gesinnung; er ist nicht so steif, wie man glaubte; nein, alle die alten Staatsmänner, wie Molé, Thiers und selbst Lamoriciere, die jetzt häufigen Umgang mit ihm pflegen, finden ihm eine gewisse Souplesse, d. h. eine Gelenksamkeit, die für einen obersten Lenker der Staatsmaschine sehr vortheilhaft und wohlthuend ist. O gewiß, wir sagten es gleich Anfangs, Napoleon ist nicht so dumm, wie er aussieht! Man muß ihn nur näher kennen lernen. Napoleon schwärmt; er schwärmt für Frankreich, für die Franzosen, die alle insgesammt seinen Namen ausgesprochen, seinen Namen angerufen haben, um von ihm allein ihre Errettung zu erflehen. Weiter sieht der Abkömmling des Kaisers nichts in den bereits 4 1/2 Million gewonnener Stimmen. Er ist glücklich und will Glückliche machen, und durch sie glücklich werden. Fern von Frankreich lebend, von allem französischen Leben abgeschnitten, hat er vom Franzosenthum weiter nichts gerettet, als die französische Sprache; und auch diese trägt merkliche Spuren von ihrem Verweilen im Auslande. Patriarchalisch-prinzlich-kaiserliches Wohlwollen für das Wohl seines Landes ist der vorherrschende Zug seines Charakters. Statt die seinem Namen und seiner Abstammung würdige Stellung zu erkaufen, sieht er Millionen von Franzosen, die ihm eine nie geträumte Stellung entgegentragen; ihn zwingen, sie anzunehmen. Er ist in seinem Ideale übertroffen worden. Er will sich jetzt mit großen Staatsmännern umgeben, und die größten Männer sind natürlich diejenigen für ihn, welche ihm damals die meisten Fußtritte gaben; die also damals die ungeheure Macht in Händen hatten, „ihn während so langer Jahre seiner „angestammten“ Rechte zu berauben. Was National, was Marrast, die ihn damals so gerne in Frankreich gesehen hätten? Das sind schwache Köpfe, Neulinge, unfähige Männer, die nicht zu regieren verstehen. Gewiß: Napoleon ist nicht so dumm, wie er aussieht. Er will ein ganz reaktionäres Ministerium bilden und in seinem Sinne eine dritte Restauration bewerkstelligen. Napoleon ist zur Präsidentschaft gelangt durch das Zusammenwirken der extremen Parteien zum Sturz der honnetten Republik, der Republik des Nationals, dem Sturze Cavaignacs. Cavaignac, um die Republik in die Gränzen des Nationals festzuschließen, hatte sich in freundliche Korrespondenz eingelassen mit allen äußern Mächten, und sogar mit Windisch-Grätz. Also nach Außen hat er, wie wir gesagt, die alten Bourgeoisverhältnisse durch Traktate, im Innern durch Kugeln festnageln wollen. Die Kammer ging Hand in Hand mit dieser Politik und in Cavaignac sah sie ihren höchsten Ausdruck. Die Bauern, Arbeiter und die kleine Bourgeoisie haben Napoleon gewählt, um die Schmach im Auslande zu rächen, und mit den Despoten, Tyrannen und Windisch-Grätz zu brechen. Sie betrachten als ihre natürlichen Bundesgenossen die Demokraten des Auslandes. Die reaktionäre Partei, das reaktionäre Ministerium Napoleons muß jeden Augenblick sich eines Umsturzes gewärtig sein, wenn es nicht in etwa diesen Wünschen nachgiebt. Auf der andern Seite ist die Auflösung der Kammer für alle Parteien eine nothwendige Maßregel. Werden aber die Deputirten neu gewählt, so wird auch Napoleon neu gewählt, d. h. der einzige Napoleon wird in seine Theile zerlegt; die verschiedenen Parteien setzen an die Stelle des Collectivnamens den Eigennamen, und Napoleon, der bisheran vom größten Theile der Bevölkerung als die Negation Cavaignacs, als die Negation der honnetten Republik angenommen wurde, wird als die Negation Napoleons erscheinen. Paris, 15. Dezember. „La Liberté“ (Kabinetsmoniteur des Prinzen) erfreut uns heute mit der noch etwas übertünchten Erklärung: daß das neue Kabinet die Nationalversammlung auflösen werde. Und das wundert unsere olympischen Zwerge?! ruft ein Abendblatt dazu. — Der National wirft heute das Leichentuch von sich und droht wie ein Gespenst aus dem Grabe. Dieser Wunder hat die zahlreiche Wiederwahl Marrast's zum Präsidenten der Nationalversammlung bewirkt. Er schüttelt die Perücke und sagt hämisch: „‥‥Selbst Ausfluß des allgemeinen Stimmrechts, wird die Nationalversammlung die Erste sein, die den Willen des allgemeinen Stimmrechts, welcher er auch immer sein möge, achtet. Aber von ganz Frankreich mit der Mission betraut, über das heilige Pfand der Revolution zu wachen und ihr eigenes Werk, die Verfassung, zu hüten, hat sie durch obige Wahl erklären wollen, daß sie folgerichtig in ihrer hohen Mission sich nicht erschüttern lassen und ihrem Ursprunge und den Nothwendigkeiten der Zeit getreu die Grundsätze zu retten wissen werde ‥‥ Wir sahen in obiger Wahl weniger die Anerkennung persönlichem Verdienstes, so gerecht sie auch wäre, sondern einen Triumpf der demokratischen Meinung. Diese Skrutin beweist, daß die republikanische Mehrheit stets kampffertig stehe! — Die bonapartistischen Blätter sagen zu Marrast's Wahl, daß sie ihm keinen Kandidaten gegenüber gestellt hätten und darum sei er gewählt worden. Man sieht, der Krieg geht schon los. — Dem Vernehmen noch wird Hr. Bonaparte schon am nächsten Donnerstag den Eid in die Hände Marrast's leisten und als Präsident feierlichst einstallirt werden. — A. Fould soll sich geweigert haben, das Handelsportefeuille zu übernehmen. Er will die Finanzen haben, die dem Herrn Expair H. Passy zugedacht war. Dies würde unsere gestrige Liste ändern. — Unter dem Titel: »Etude d'histoire. Politique Royale,« ist angeblich von Heinrich V. (Herzog von Frohsdorf) eine pikante Broschüre erschienen, die viel gelesen wird. Wirklicher Verfasser ist Laurentie, einer der Redakteure der Union. — Die Napoleonsaschenceremonie in der Invalidenkirche ist ohne alle Störung vorübergegangen. — Girardin hat heute seine „Presse“ verkauft. Napoleon hat sie offenbar durch einen dritten erstehen lassen. — Folgende Ministerliste kann als offiziell gelten: 1) Odilon-Barrot, Conseilpräsident, Justiz und Kultus. 2) Leon de Malleville, Inneres. 3) Rulhiere, Krieg. 4) Tracy, Marine. 5) v. Falloux, Unterricht. 6) Leon Faucher, Staatsbauten. 7) Fould, Ackerbau und Handel. 8) Hippolyte Passy, Finanzen. 9) Berger, Exmaire, Polizeipräfekt von Paris. 10) Dubort, Postdirektor. 11) Baraguay d'Hillers, Divisionsgeneral von Paris. — Nationalversammlung. Sitzung vom 15. Decbr. Anfang 3 Uhr. Marrast präsidirt. Vivien, Staatsbautenminister, legt ein Gesetz vor, das rasche Maaßregeln vorschlägt, um der Eisenbahngesellschaft von Paris nach Sceaux zu Hilfe zu kommen, da dieselbe sich insolvent erklärt habe, mithin der Dienst aufhören würde. Wird zur schleunigen Berichterstattung empfohlen. An der Tagesordnung steht zunächst die Bewilligung ein[e]s Viertels des Staatsbüdgets pro 1849. Eine Stimme: Aber es ist ja noch kein Bericht darüber abgestattet. Marrast: Das ist wahr, allein der Kriegsminister hat erklärt, daß der Armeedienst ins Stocken geriethe, wenn der Kredit nicht sofort votirt würde (Sensation.) Es wird entschieden, sofort in die Debatte einzutreten. St. Beuve: So dringend könne die Sache unmöglich sein. Ich bestehe darauf, daß erst berichtet werde. Da dieses in einer Stunde geschehen könne, so bitte ich so lange mit der Debatte zu warten. Wird bewilligt. Man wartet mit dem Votum eine Stunde. Inzwischen legt Dufaure ein Dekret vor, das ein Anleihen der Bank an die Stadt Marseille genehmigt. Dann geht die Versammlung zu den Floconschen Drawbacks über, deren Prämien um 5 Procent erhöht werden. Bineau erscheint jetzt mit seinem Berichte im Namen des Finanzausschusses über die 4/12 des nächsten Büdgets. Bineau trägt im Namen des Finanzausschusses darauf an: Erstens die verlangten vier Zwölftheile des 1849ger Büdgets zu bewilligen. Zweitens das Dekret der provisorischen Regierung vom 15. April 1848, welches die Salzsteuer aufhebt, zu streichen, d. h. die Berathung desselben aufs Unbestimmte zu vertagen. Eine lebhafti Debatte entspinnt sich über diese beiden Anträge. Pascal Duprat beantragt, man solle in Rücksicht auf den Regierungswechsel nur zwei Zwölftel des Büdgets bewilligen. Das sei genug. Wird verworfen. Dezeimeris trägt darauf an, drei Zwölftel des Büdgets zu bewilligen. Wird genehmigt (Sensation). Der Staatsdienst ist also auf drei Monate gesichert. Man schreitet zum zweiten Punkt, zur berüchtigten Salzsteuer. Goudchaux und mehre Redner, darunter der unermüdliche Desmesmay, versuchen, das Salzdekret zu retten. Aber vergebens. Die Versammlung entscheidet mit 344 gegen 315 Stimmen (wie zahreich !), daß jenes Dekret provisorisch aufgehoben sei. Marrast benachrichtigt schließlich die Versammlung, daß die Präsidentenwahlprüfungs-Commission die Abstimmung von 9 Departements und 15 Linienschiffen bereits erledigt haben. Die Sitzung wird um 6 Uhr geschlossen. Paris, 16. Dez. Der Moniteur ruft heute die Wähler von 6 Departements von Neuem zusammen, um Volksvertreter zu wählen. Diese 6 Departements sind: Basses-Alpes, Indre, Indre und Loire, Manche, Oberrhein, Vienne. Sie haben am 7. Jan. ihre dimissionirten oder verstorbenen Vertreter zu ersetzen. — Der Moniteur promulgirt eine Menge bereits bekannter Dekrete der Nationalversammlung, worunter auch die Verlängerung der bekannten Gesetze vom 21. April 1832, 1. Mai 1834 und 24. Juli 1839 über Schutz und Unterstützung politischer Flüchtlinge bis zum Ende des Jahres 1849. — Bis heute Mittag kannte man bereits sechs Millionen Stimmen, von denen etwa 4 1/2 Millionen auf Louis Napoleon Bonaparte als Präsidenten der Republik fallen. — In vielen Gemeinden werden Bittschriften kolportirt, welche die Auflösung der Nationalversammlung verlangen. — Die berüchtigte religiös-politische Brüderschaft von St. Paul hielt gestern unter dem Vorsitz des neuen Erzbischofs Sibour eine sehr zahlreich besuchte Generalversammlung. — Nationalversammlung. Sitzung vom 16. Decbr. Anfang 3 Uhr. Präsident Marrast. Unmittelbar nach Verlesung des Protokolls liest Marrast mehrere Gesetzentwurfe vor, welche einige Städte (darunter Boulogne, sur Mer und Grenoble) zur Uebersteuerung ermächtigen, um Kapitalien zu tilgen, die sie Behufs Beschäftigung ihres Proletariats bei Bauten etc. aufzunehmen sich gezwungen sahen. Diese Gesetzentwürfe werden ohne alle Besprechung genehmigt. Die Versammlung geht nun zur eigentlichen Tagesordnung über. An derselben befindet sich zunächst die Debatte über die gestern noch übriggebliebenen Paragraphen des Büdgets für die nächsten drei Monate. Artikel I. ermächtigt das Ministerium zur Erhebung der Steuern pro Januar, Februar und März 1849 (gestern schon genehmigt). Artikel II. setzt die betreffende Summe derselben auf 340,000,000 Franken fest Im Voranschlage wurden 540,000,000 Franken verlangt. (Genehmigt). Artikel III. und IV. verfügen die Transaktionen mit der Bank wegen der diesfälligen Auszahlungen. Nach Erledigung des dreimonatlichen Büdgets kommt ein Antrag über Forstwirthschaft (Bepflanzung der kahlen Berge oder Hügel etc.) an die Reihe. Dieser Antrag wurde bald nach Eröffnung der Nationalversammlung von dem Abgeordneten Defournel in der menschenfreundlichen Absicht gestellt, dem Proletariate zu Beschäftigung und Eigenthum zu verhelfen. Mehr bedarf es nicht, um die Kammer gegen den Antrag zu stimmen. Warum blieb er bis heute im Aktenstaube liegen. Trouvé-Chauvel, Finanzminister, besteigt die Bühne, um den Antrag zu bekämpfen. Der Staat dürfe so enorme Prämien dem Ackerbauproletariat nicht aussetzen etc. Eine Stimme ruft: Der Antrag gleiche einem agrarischen Gesetze (Lärm vom Berge). Trouvé-Chauvel fährt in Bekämpfung des Entwurfs fort. Er hat aber eine sehr schwache Stimme und kein Mensch hört ihm zu. Die Mehrzahl beschäftigt sich mit ganz andern Dingen als die Bewaldung einiger kahler Hügelketten auf hundert Stunden Entfernung. Defournel, der dem Minister auf der Bühne folgt, gibt sich viel Mühe, seinen Antrag zu retten. Aber auch Er hat gegen die allgemeine Unaufmerksamkeit zu kämpfen. Sein Antrag ruft lebhafte Unterbrechungen hervor. Verstehen wir den Redner Dufournel (nicht Defournel) recht, so zerfällt sein Antrag in zwei Theile. Erstens will er Wälder in Ackerland verwandelt wissen, zweitens will er schlechten (sandigen und steinigen) Boden in Waldung umgeschaffen wissen und dafür eine Prämie von 243 Fr. für jede Hectare im Dezember 1854 zahlen. Aber auch diesem S[a]tze widersetzt sich der Finanzminister aus allen Kräften, weil das die Staaskasse und alle Holzhändler ruiniren müßte. Maissiat, ein Forstinspektor, widersetzt sich vorzüglich dem ersten Theile des Antrages, der darin besteht, aus Wald neue Aecker zu schaffen. „Das Holz (bemerkt er sehr geistreich) sei das Brod der Armen.“ Hr. Maissiat zieht ganze Ballen Papier hervor, um wahrscheinlich die statistischen Irrthümer der Hrn. Dufournel zu bekämpfen. Aber die Versammlung ruft: zum Schluß! zum Schluß! und die Debatte wird abgebrochen, Marrast theilt mit, daß die Protokolle von 21 Departements eingelaufen seien. Ferner hören wir, daß Bugeaud den Befehl der Alpenarmee erhält und Oudinot als Gesandter nach St Petersburg geht. Die Sitzung wird um 6 Uhr geschlossen. 68 Paris. Die reaktionären Umtriebe der Rue Poitiers werden jeden Tag größer; die honnetten Barrot und Thiers denken schon gradezu an Wiedereinsetzung eines imponirenden Hofes und Hofstaates! Die „Reforme“ empörte sich gegen die Niederträchtigkeit der „rue Poitiers.“ „Die Februar-Revolution, sagt sie, habe gewisse Prinzipienfragen auf immer gelös't; wenn der Prätendent geruhen sollte, uns einen Besuch abzustatten, so werden wir ihn mit Mistgabeln empfangen, wenn er mit seinem „Hofe“ und mit Bajonnetten, wenn er mit dem Auslande sich festsetzen will. Wir haben die Republik, und wenn einer die Republik angreifen wollte, so würden wir sie mit den Waffen vertheidigen, sollten wir sogar ungeachtet des allgemeinen Stimmrechtes uns in der Minorität befinden.“ — Die Aufregung in Paris wird jeden Tag größer. Die Wuth gegen Cavaignac kennt keine Gränzen mehr. Die Franzosen, die nach der Besiegung des Feinees immer die Großmuth eintreten lassen, sind dieses Mal unerbittlich. Cavaignac wird offen angeklagt, daß er nicht allein die Insurgenten, sondern auch die Generäle und seine Freunde von Algier aus mit Fleiß habe todt schießen lassen. Die Arbeiter verschmerzen ihren eigenen Verlust und bedauern den Verlust dieser Generäle, von denen einige ihre Feinde waren, um so mehr, als sie befürchten, daß Frankreich Mangel haben könnte an guten Generälen gegen die Windisch-Grätze aller Nationen. Die Jäger von Vincennes fraternisiren mit den Ouvriers. Die Demokraten in Wien, die anwesend in Paris sind, werden auf den Händen getragen. Italien. * Rom, 7. Dezbr. Aus den im Nachlasse Rossi's saisirten Papieren, veröffentlicht der „Contemporaneo einen Brief des Generals Zucchi an Rossi. Er beginnt diesen Brief mit der Erklärung, daß er so viel als möglich die Wirkung von Garibaldi's Gegenwart zu Bologna zu paralysiren gesucht habe und fährt dann wörtlich fort: „Bei Gott, wenn man nicht energische Maßregeln ergreift, wird das Lumpenpack am Ende kommandiren und das Gesetz diktiren. Sie wissen, daß ich kein Mann der Transaktionen bin: ich werde glücklich sei_ , sobald ich den Staat unseres heiligen Vaters ruhig und still sehen werde, was nicht wenig zur Ruhe der andern Staaten beitragen wird. Da es nicht unmöglich ist, daß Garibaldi in der Weigerung der Venetianer, ihn aufzunehmen, einen Vorwand findet, an irgend einem Punkte zu landen, habe ich 200 Schweizern, mit zwei Stück Kanonen und mit Munition versehen, befohlen, sich sofort nach Ravenna zu begeben. Wer immer sich in Waffen oder in Schaaren präsentirt, wird den Befehl erhalten, sich zu entfernen und im Weigerungsfalle mitraillirt werden. Da ich in Erfahrung bringe, daß Garibaldi sich zu Faenza aufgehalten hat, unter dem Vorwande seine Soldaten ausruhen zu lassen, schicke ich den General Latour, einen Mann der That, um ihn bis Ravenna zu eskortiren und einschiffen zu lassen. Wenn er Widerstand leistet, wird man ihn verhaften. Ich trete fest auf und moquire mich über die, die mich einen Verräther und Parteigänger der Deutschen nennen. In Wahrheit, ich habe großen Grund sie zu lieben. Zucchi.“ Die „Gazzeta di Bologna“ vom 2. Dez. meldet, daß der General Zucchi eigenmächtig einige Promotionen in der Armee angeordnet hat. Er soll selbst die Offiziere aller Waffengattungen zusammenberufen und ihnen erklärt haben, sie hingen nicht vom Kriegsminister, sondern von ihm allein ab. Eine solche Usurpation stände im vollsten Widerspruch zu seinem freiwilligen Austritt aus der Armee vom 27. Novbr. Der römische Kriegsminister, Campello, hat ein Cirkular veröffentlicht, worin er erklärt, daß der Baron Karl Zucchi in einem Tagesbefehle sich Commissar Sr. Heiligkeit titulire. Der Minister schärft allen Civil- und Militärbehörden ein, in keiner Weise seinen Befehlen zu gehorchen; sie hätten nur den Befehlen zu gehorchen, die ihnen durch das Ministerium zukommen würden. Wer entgegen handle, werde als Rebell gegen die konstitutionellen Gesetze des Kirchenstaates betrachtet und als solcher verurtheilt und bestraft werden. Die offizielle römische Zeitung spricht von der „Nevolte“ des Generals Zucchi und man glaubt, daß der Verhaftsbefehl gegen ihn schon ausgefertigt ist. General Latour, der Kommandant der Schweizer, handelt im vollständigen Einverständnisse mit Zucchi und beide sind entschlossen, im Nothfalle Garibaldi und seine republikanische Freischaar zu entwaffnen. * Meiland, 9. Decbr. Die „Mailändische Zeitung“ vom 9. Decbr. kündigt 5 neue Todesurtheile an; wovon 4. bereits vollstreckt sind. Die so füsillirten Italiener, waren schuldig erkannt worden von einer Patrouille in einer verdächtigen Haltung überrascht worden zu sein. Als Ueberführungsstücke hat man bei jedem Derselben gefunden — — ein Messer. * Turin, 11. Decbr. Die „Concordia“ vom 11. Decbr. bringt keine neue Combinationen über das zu erwartende Ministerium. Sie bemerkt nur, daß man zu Turin ein wahrhaft italienisches Ministerium erwarte, welches wie zu Rom und Florenz, eine Constituante, für die Federation proklamiren würde. Neueste Nachrichten. * Köln, 17. Dezember. _ Handelsnachrichten. _

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Die angegebenen Seitenzahlen beziehen sich auf die Ausgabe: Neue Rheinische Zeitung. Organ der Demokratie. Bd. 1 (Nummer 1 bis Nummer 183) Köln, 1. Juni 1848 bis 31. Dezember 1848. Glashütten im Taunus, Verlag Detlev Auvermann KG 1973.




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Zitationshilfe: Neue Rheinische Zeitung. Nr. 172. Köln, 19. Dezember 1848. Beilage, S. 0931. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_nrhz172b_1848/1>, abgerufen am 18.04.2024.