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Neue Rheinische Zeitung. Nr. 173. Köln, 20. Dezember 1848.

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im September die Mediation und jetzt die Stadt Brüssel, als Sitz der Mediation angenommen.

Was aber das Programm des neuen Wiener Kabinets betreffe, so erscheine es ihm als eine neue Ausflucht der östreichischen Politik. Es folgen hierauf, da der Minister sich überhaupt sehr vag und unentschieden ausspricht, von mehrern Seiten heftige Ausfälle und Anklagen gegen die ganze bisherige Politik der Turiner Minister. -- Der Marquis Ricci ist zum Bevöllmächtigten für den Kongreß in Brüssel ernannt.

Nach dem "Corriere merkantile" vom 9. Dez. werden aufr dem Brüsseler Kongresse folgende vier wesentlich verschiedene Vemittelungsvorschläge zur Berathung kommen:

1) Der von England ausgehende, nach welchem die Lombardei und die Herzogthümer mit Sardinien vereinigt, Venedigs Verhältniß und Verfassung aber seiner Selbstbestimmung überlassen bleiben.

2) Der von Frankreich, welcher die vollständige Befreiung Italiens voranstelle, jedoch bis jetzt nicht näher erklärt habe, was es "unter dieser Phrase" verstünde, und sich nur mit Bestimmtheit gegen eine Vergrößerung der sardinischen Staaten ausspreche.

3) Der von Frankfurt, nach welchem der lombardisch-venetianische Staat von Oesterreich unabhängig werde, aber unter die Herrschaft eines österreichischen Prinzen gestellt werden und mit Deutschland durch einen Handels- und Zoll-Verband verbunden werden soll; und endlich

4) Der des Ministeriums von Olmütz, das eben auf keines dieser Projekte eingehe und hartnäckig darauf bestehe, das lombardisch-venetianische Reich müsse mit Oesterreich verbunden bleiben. Hinter diesen vier Vorschlägen stecke ein fünfter, der noch nicht hervortrete, aber von Rußland gehegt und, wie es scheine, von Radetzky selbst unterstützt werde.

Venedig, 10. Dez.

Die Neuigkeit des Tages ist ein besonderer Waffenstillstand von zwei Monaten und Friedensunterhandlungen auf Grundlage der Anerkennung Venedigs als unabhängigen Staat. Bereits ist dem Civil der Ueberschritt der Grenzlinie gestattet, und eine Menge Landleute strömen mit Schiffen aller Art und Lebensmitteln in die Stadt.

(Eidg. Z.)
Rom, 8. Dez.

Truppen sind nach Civita-Vecchia wirklich abgegangen, um das dortige Fort zu verstärken, und es scheint, als wenn für den Fall der Landung französischer Truppen der Mamianische Befehl, sie feindlich zu empfangen, wirklich zur Ausführung kommen solle.

(A. Z.)
* Rom, 7. Dez.

Die Deputirtenkammer hat fast einstimmig folgenden Antrag Mamiani's angenommen: "Die Deputirtenkammer gesellt sich dem Proteste des Ministeriums gegen die Pläne bei, welche General Cavaignac in der Sitzung der Nat.-Vers. vom 28. Novbr. entwickelt hat."

Französische Republik.
Paris, 17. Decbr.

Obgleich Sonntag, setzt doch der Kammerausschuß seit eilf Uhr die Prüfung der aus allen Richtungen der Republik herbeiströmenden Wahlprotokolle fort. Er will bis Mittwoch damit fertig werden, um schon am Donnerstage zur Installation des neuen Präsidenten zu schreiten.

Im Elysee-National (schräge gegenüber der Nationalversammlung) arbeiten Tapezierer, Vergolder, Maler etc. Tag und Nacht, um wie sich der "Constitutionnel" ausdrückt, den etwas vergilbten Luxus der kaiserlichen Gemächer neu herzustellen und den Bedürfnissen der Zeit anzupassen.

In den Gängen des an die elysäischen Felder stoßenden Parkes, wo noch jüngst Volksconzerte stattfanden, streuen die Gärtner bereits weißen Sand. etc.

Bis heute Mittag war in Paris ungefähr folgendes Wahlresultat bekannt:

1) Für Louis Napoleon Bonaparte 4,850,000 Stimmen.

2) Für den General Cavaignac nur 1,240,000.

Also über 7 Millionen Franzosen nahmen an der letzten Wahl Theil und noch fehlen mehrere Distrikte; ebenso Corsika, Algerien und die Kolonien.

Dieser enorme Sieg veranlaßt, das "Memorial bordelais" zu folgendem Vergleich:

"Im Jahre 1800 (VIII.) stimmten 3,011,007 gegen 1562 für das zeitweilige Consulat an Bonaparte, Cambaceres und Lebrün.

Für das Consulat auf Lebenszeit stimmten 3,568,888 gegen 8,374 und für das erbliche Kaiserthum (1804) stimmten 3,520,075 gegen 2,579.

-- Die vornehme Welt strömt in Masse nach Paris zurück, wo große Vorbereitungen für die Präsidenteninstallirung getroffen werden. Alle Luxusfabrikanten haben die Hände voll. Im Bazar de voyage allein sind mehrere Millionen bunte Laternen zur Illumination bestellt. Viele große Hauseigenthümer lassen Gaskränze anlegen. in deren Mitte der Name des Gefeierten in Flammenschrift prangen wird. Diese Gaskränze und Güirlanden sind aus dünnen Bleiröhren mit feinen Oeffnungen gebildet, die sich längs der Thüren und Fenster der Häuser hinziehen und einen großen Effekt machen. So lange dieser Charlatanismus auf Kosten jener Eigenthümer geschieht, wollen wir nicht dagegen protestiren.

-- In den Ministerialbüreaus wird aufgeräumt. Jeder abtretende Minister möchte vor seinem Ende noch recht viel für das Volk thun. Es ist ein wahrer demokratischer Eifer unter sie gefahren. So erläßt heute Vivien der Staatsbauten Minister eine Verordnung, welche die am 15. Juli 1848 verfügten 2 Prozent Lohnabzüge von den Staatsarbeitern in den Staatswerkstätten zu einem Kapitalstock zusammenwirft, aus welchem verstümmelte Arbeiter und ihre Familien ernährt werden sollen. Alle Staatsbaumeister werden angewiesen, pünktliche Berichte über die Lage des Proletariats einzusenden. Die Jahresgehalte für jede Familie betragen 300 Franken.

-- Cavaignac beabsichtigt, wie es scheint, vor seinem Abschied noch eine große Aenderung im Marinepersonal vorzunehmen. Man spricht von mehreren Admirälen, 18 Kapitainen, 32 Linienschiffs-Offizieren etc. Allein Verniac, Marineminister, soll Bedenken geäußert haben. Auf diese Nachricht hin protestirt der "Constitutionel heute sehr energisch gegen diesen Wechsel. "Diese Initiative, meint er, gehöre dem neuen Präsidenten."

-- Der Moniteur beeilt sich, folgendes Handschreiben des Papstes an Cavaignac zur öffentlichen Kenntniß zu bringen:

"Herr General! Mein Herz ist gerührt und ich bin von Erkenntlichkeit durchdrungen für die schnelle und edelmüthige Erhebung der ältesten Tochter der Kirche, die sich beeifert und sich bereits in Bewegung setzt, um dem souveränen Pontifex zu Hülfe zu eilen. Die günstige Gelegenheit wird sich mir ohne Zweifel bieten, um in Person Frankreich meine väterlichen Gefühle zu bezeugen und auf französischem Boden mit meiner eignen Hand die Segnungen des Herrn auszuspenden, wie ich jetzt schon mit meiner Stimme ihn anrufe, zu gestatten, daß sich diese Segnungen reichlich über Sie und ganz Frankreich ausbreiten.

Gegeben zu Gaeta am 7. Decbr. 1848.

(gez.) Pius Papa Nonus.

-- 405 Deputirte der Nationalversammlung haben bereits ihre Visitenkarten zum Zeichen ihrer Unterwerfung unter den demokratischen Kaiser abgegeben.

-- Barbes richtet aus dem Donjon von Vincennes ein Schreiben an die demokratischen Journale, in welchem er sagt, daß -- stände er wirklich auf den berüchtigten Listen -- dies gegen seinen Willen geschehen wäre. Wenn er von jeher die volksfeindlichen Regierungssysteme bekämpft habe, so habe er dies keineswegs in Aussicht auf einen Geldlohn gethan.

-- Das römische Geschwader in Marseille ist ausgeschifft. Die Truppen haben aber Befehl erhalten, sich auf den ersten Wink wieder bereit zu halten. Sie bleiben auf dem Kriegsfuße.

-- Die Bankdirektion veröffentlicht heute ihren Wochenbericht. Die Baarbestände sind in Paris bis 138,067,641 Frs. und in den Departements auf 111,246,545 Frs. gestiegen. (Schlimmes Zeichen). Die rückständigen oder protestirten Papiere belaufen sich immer noch auf 11,948,890 Frs. 95 Ct.

-- Konsul Thouardt, der seinem ehemaligen Herrn und Meister Hetzel, Generalsekretär des Ministers des Auswärtigen (jetzt wieder Buchhändler) im Saale der Pas-Perdus ins Gesicht spie: ist gestern zu drei Monaten Gefängniß und 100 Frs. Geldbuße verurtheilt worden.

-- Barbet, der als Verfasser einer feurigen Flugschrift, "Le Coup de Sabre oder das Reich des Satans," ebenfalls vor Gericht stand, ist freigesprochen worden.

-- Letronne, der auch im Auslande nicht unbekannte Wächter unserer literarischen Nationalschätze in der Politik, ist gestorben. Seine verschiedenen Aemter brachten ihm jährlich etwa 40,000 Frs. ein.

-- "Siecle," offenbar von Cavaignac beauftragt, erklärt die Gerüchte, welche den Cavaignac, in Anerkennung seiner großen Verdienste, von Louis Bonaparte zum Marschall von Frankreich mit dem Großcordon der Ehrenlegion erheben lassen, als lächerliches Geschwätz. Auch habe Lamoriciere nie daran gedacht, dem Herrn Louis Bonaparte seine Dienste anzubieten.

-- Man befürchtete einige Zeit -- sagt die ultra-reaktionäre "Assemblee Nationale" -- daß sich Bugeaud und Changarnier (bekanntlich in ewiger Spannung in Algerien) schwerlich vertragen würden. Wir können jedoch versichern, daß dem nicht so ist. Hr. Changarnier war der Erste, der dem Marschalle bei seiner Ankunft in Paris aufwartete. Es ist auch nicht einmal mehr ein Schatten von Mißstimmung zwischen den beiden (royalistischen) Generalen vorhanden. Es herrscht das herzlichste Einverständniß unter ihnen.

-- Der Legitimistenklub in der Duphot-Straße ist überaus thätig. Er hat folgende Beschlüsse gefaßt: 1) Alle legitimistischen Journale leihen in der ihnen speziell zu bezeichnenden Weise dem neuen Präsidenten Louis Bonaparte ihre ganze Unterstützung. 2) Sie werden Alles aufbieten, um die Auflösung der Nationalversammlung zu erwirken. 3), 4) und 5) sind der Aufbringung und Verfügung von Geldmitteln gewidmet.

-- (Proklamation des Junihelden Lamoriciere an die Armee.)

Tagesbefehl, Paris, 14. Decbr. 1848 "Offiziere, Unteroffiziere und Soldaten! Zum ersten Male war das ganze Volk berufen, den Präsidenten der Republik zu wählen. In wenigen Tagen wird die Nationalversammlung den Namen proklamirt haben, den das allgemeine Stimmrecht bezeichnete. Wenn inmittelst Aufhetzer Euch zu sträflichen Manifestationen verleiten wollten, werdet Ihr Eure Pflicht zu erfüllen wissen. Die Regierung ist bereit, dem Erwählten der Nation die temporäre Macht zu übergeben, die ihr von der Nationalversammlung verliehen wurde; sie soll und will sie unberührt und geachtet zurückgeben. Der Kriegsminister, der Euch so brav und so ergeben im Kampfe und so geduldig und ruhig in den Tagen sah, die ihm folgten, er zählt auf Euch, um ihn bis ans Ende in seinem Auftrage zu unterstützen, der darin bestand, die Ordnung aufrecht zu erhalten und dem Gesetz Achtung zu verschaffen.

Der Kriegsminister und Oberbefehlshaber der Armee (gez.) de Lamoriciere

-- Der Moniteur veröffentlicht heute noch folgenden Briefwechsel zwischen Cavaignac und dem Papst zur nachträglichen Rechtfertigung des Ersteren.

I. General Cavaignac an Se. Heiligkeit.

Paris, 3. Dezember 1848.

Sehr heiliger Vater!

Ich übersende Ew. Heiligkeit durch einen meiner Adjudanten gegenwärtige Depesche nebst einer Beilage vom Erzbischof von Nicea, Ihrem Nuntius bei der Regierung der Republik. Die französische Nation, tief betroffen von dem Kummer, dem Ew. Heiligkeit in den letzten Tagen ausgesetzt war, fühlt sich nicht weniger gerührt von dem Wunsche väterlichen Vertrauens, das Ew. Heiligkeit bewog, bei ihr eine zeitweise Gastfreundschaft anzusprechen, welche Ew. Heiligkeit würdig zu gewähren sie glücklich und stolz sein wird. Ich schreibe deshalb an Sie, damit kein Gefühl der Beunruhigung, keine Furcht ohne Grund Ihren ersten Entschluß verdränge und Ew. Heiligkeit davon abbringe. Die Republik, deren Bestehen schon durch den wohlüberlegten, ausdauernden und souverainen Willen der französischen Nation schon consekrirt ist, würde mit Stolz zusehen, wie Ew. Heiligkeit der Welt das Schauspiel einer religiösen Consekration dieses Willens geben durch Ihre Gegenwart, und welche sie mit der Würde und der religiösen Achtung empfangen würde, welche dieser großen und edelherzigen Nation zukommt. Ich fühlte das Bedürfniß, Ew. Heiligkeit diese Versicherung auszusprechen und ich hege das Verlangen, daß Ihnen dieselbe ohne Zögerung zugehen möge.

In diesen Gefühlen, sehr heiliger Vater, bin ich Ihr respektvoller Sohn.

(gez.) General Cavaignac.

II. Antwort (abschlägige) des Papstes.

Mein Herr General!

Ich habe durch Vermittlung des Hrn. v. Corcelles einen Brief an Sie gerichtet, worin ich Sie bat, Frankreich meine väterlichen Gefühle und meine äußerste Dankbarkeit auszudrücken Diese Dankbarkeit wächst mehr und mehr beim Anblick der neuen Schritte, die Sie, Hr. General, bei mir sowohl in Ihrem als im Namen Frankreichs thun, indem Sie mir durch einen Ihrer Adjudanten einen Brief senden, in dem Sie mir die Gastfreundschaft eines Landes anbieten, welches stets reich an entschieden katholischen und dem päpstlichen Stuhle ergebenen großen Geistern war und es auch stets bleiben wird.

Hierbei fühlt mein Herz von Neuem das Bedürfniß, Ihnen zu versichern, daß die günstige Gelegenheit nicht ermangeln wird, wo ich mit meiner eigenen Hand den apostolischen Segen über die große und edelmüthige französische Familie werde spenden können. Hat mich auch die Vorsehung durch überraschende Wege an den Ort geführt, wo ich mich augenblicklich aufhalte, ohne daß ich das Geringste premeditirt noch verabredet hätte, so wird mich dies Ereigniß doch nicht hindern, schon hier mich vor Gott nieder zu werfen, dessen, obgleich unwürdiger, Statthalter ich bin und ihn anzuflehen, über Sie und ganz Frankreich seinen Segen zu ergießen.

Gegeben zu Gaeta, den 10. Dezember 1848.

(gez.) Pius, papa nonus.

* Paris.

Banketts folgen sich auf Banketts. Toaste werden gebracht dem Louis Blanc, Caussidiere und Ledru-Rollin. In allen Provinzen, in allen Departements, wo doch allenthalben Louis Napoleon die Majorität gehabt, wird seines Namens nicht erwähnt: man gibt stillschweigend zu verstehn, daß man seinen Namen geschrieben, und sich einen andern Namen dabei gedacht habe. In dem Departement von Puy-de-Dome fanden sich dieselben Wähler, die für Louis Napoleon gestimmt hatten, zusammen, um die Montagne leben zu lassen. Die Bedeutung Napoleons tritt immer mehr an den Tag.

12 Paris, 17. Dez.

Was aus dem Allen nun werden wird? Wie soll das Alles werden? Diejenigen, welche beständig diese Frage aufstellen, und weiter nichts als das Ende von dem Allen sehn und wissen wollen, wissen und sehn nicht, was da Alles geworden, und wie das Alles angefangen hat. Es sind kleine, harmlose Krämer, die stets ruhig hinter ihrem Comptoir gesessen und um jeden Preis wieder, wie ehemals, dahinter sitzen wollen, wenn nur die Geschäfte ein wenig besser gingen, als ehemals. Ja ehemals, ich meine vor 2 oder 3 Jahren, daß hätten sie gezittert vor jeder Störung, vor jeder Stockung in den Geschäften. Sie lebten damals noch in dem süßen Wahne, nach 2 oder 3 Jahren ihre Geschäfte der Maßen ausgedehnt zu haben, da sie, was der Franzose nennt, ihre Fortune gemacht hätten und nun sich gänzlich von den Geschäften hätten zurückziehen können. Das ist so der Traum, das Ideal, des Pariser Kleinhändlers. Aber die 2 bis 3 Jahre verflossen, die Geschäfte gingen immer schlechter, die Käufer und Kunden wurden immer spärlicher und der arme Mann fand sich immer mehr und mehr unter dem Drucke des Banquiers und Wucherers, der seine Wechsel esokmptirte. Um diesem Drucke mit einem Male ein Ende zu machen, ging der Mann auf die Börse, ließ sich in Spekulationen ein, und wurde völlig ruinirt.

Die hohe Bourgeoisie, die Aristokratie der Finanzen, profitirte allein bei diesem allgemeinen Ruine der Kleinbürger. Bei der Wahlreform, die damals von der Linken betrieben wurde, waren die Ideologen der Kleinbürger, die Advokaten und Aerzte, die sogenannten Capacitäten allein thätig. Indem sie ihre politische Stellung zu erringen suchten, mußten sie natürlich der Klasse, welche sie vertraten, ebenfalls zur Herrschaft verhelfen. -- Die Wahlreform schlug in eine Revolution um. Jeder Franzose ist ein geborner Soldat und jeder Krämer geborner Nationalgarde. Er ließ die Revolution ruhig geschehn. Die Republik ward proklamirt -- die politische Herrschaft der Finanziers war gestürzt. Alle Geschäfte lagen brach. Die "Politiker" griffen nach ihrem Kopfe, die Geldmänner nach ihre Tasche, und die meisten nach dem Einen und dem Andern. Diejenigen, welche in der gestürzten Verwaltung die Geldverhältnisse regulirt hatten, einzig und allein zu Gunsten der Geldaristokratie, liefen Gefahr ihren Kopf, und letztere ihren Kredit zu verlieren.

Die Furcht, die Bestürzung in der gestürzten Klasse war so groß, daß sie zu Allem eingewilligt hätte. Aber die Bestürzung war nicht minder groß unter den Siegern. Sie trauten sich nicht, die Zügel zu ergreifen; sie wußten nicht, wer eigentlich die Sieger waren. Der "Populaire" mit Cabet an der Spitze, als die am meisten vorwärts geschrittene Partei, wandte sich an die Reforme, die Reforme an den National, der National an die Partei des Odillon-Barrot, mit welcher die Wahlreform begonnen hatte. Indessen war in der Kammer die Republik von Ledru-Rollin proklamirt und die Partei Odillon-Barrots, welcher für die Regentschaft gestimmt hatte, geschlagen worden. Die Partei des Nationals und der Reform, mit dem versöhnenden Geiste Lamartine's in ihrer Mitte, bildeten die provisorische Regierung. In dem Kampfe, der sich jetzt zwischen der Partei des Nationals und der Reform entspann, spielte Lamartine die Rolle eines Schleichhändlers. Alle Maßregeln, welche die provisorische Regierung hätte nehmen können zur Sicherung des errungenen Sieges, waren entweder falsch oder wurden vereitelt durch die Partei des Nationals. Die Männer der geschlagenen Partei drängten sich zu den Wahlen: sie merkten, daß, da nichts an den Eigenthumsverhältnissen geändert war, sie mit ihrer Spezialität sich wieder herandrängen durften. Der National, der weiter nichts that, als die alten socialen Verhältnisse in die politisch-republikanische Sprache zu übersetzen, mußte einer Partei willkommen sein, der im Grunde jede politische Form gleichgültig ist, wenn sie nur die socialen Verhältnisse zu ihrem Vortheil bestehen läßt. Freilich wären ihr die alten erprobten Männer wie Thiers, Mole, und zumal Guizot lieber gewesen. Aber sie unterdrückte diesen ihren Widerwillen und das Journal des Debats wurde der Lobredner des National, um auf die Reform schlagen zu können.

Nach dem 24. Juni war der National völlig an der Herrschaft, Lamartine entfernt und die Partei der Reforme gänzlich geschlagen. Der National rückte mit seiner Spezialität, der Konstitution, zum Vorschein. Diese Konstitution, das Machwerk des Herrn Marrast, war weiter nichts als der Abdruck der alten Verhältnisse. Sie war aus diesen Verhältnissen hervorgegangen, und auf die wirklichen Verhältnisse angewandt, mußte sie in die alten Verhältnisse zurückführen. Die erste Anwendung der Konstitution war die Präsidentenwahl: Sie wurde vollzogen mittelst der Konstitution und durch die Konstitution. Der erste Akt des Nationals, mit dem er in's Leben treten wollte, mußte ihm den Tod zuführen. Sein Leben war das alte vergangene Leben, blos in einem andern Ausdrucke. Der National als Journal konnte fortleben ohne den National als Regierung. Von dem Augenblicke an, wo dies Journal wirklich Regierung wurde, mußte die Regierung wieder Journal werden. Marrast, der Präsident einer Regierung, welche die alten Verhältnisse in einer andern Sprache wiedergab, muß wieder Journalist werden, sobald die Sprache sich löste von den Verhältnissen, und die Verhältnisse nicht mehr ihre Inkorporation in den mit dieser Sprache verbundenen Personen fanden. Aber die jetzt frei gewordene Sprache des National von dem Augenblicke an, wo sie aufgehört hat, die nationale Sprache zu sein, macht auch die früher gebundene Sprache der anderen Journale, der Debats u. s. w. frei. Die Revolution vom Februar war nur ein coup de main, bloß der Handstreich einer Minorität: diese Minorität ist geschlagen, besiegt: die Franzosen sind keine geborene Republikaner (meint das Journal des Debats). Nach der Februar-Revolution war das "Debats" ein Republikaner, ganz wie der National: Es sah das fürchterliche Proletariat vor sich, in unabsehbaren Zügen, die so leicht seiner Herrschaft, seinem Leben hätten ein Ende machen können. Es klammerte sich an den früher so verhöhnten Lamartine an. Jetzt verhöhnt es auf's neue Lamartine, nennt ihn einen Revolutionär, und die Revolution einen Handstreich! Diese Leute haben ganz die Seele der Kourse bekommen!

Auf den leichtesten Hauch schwellen sie an oder fallen. Weil 5 Millionen für Louis Napoleon gestimmt haben, und Louis Napoleon zu Ministern Leute wie Thiers und Mole nehmen will, hat sich in den Augen der Bourgeois-Partei die Sachlage verändert. Als wenn die Entfernung der Partei nicht der größte Gewinn für die Demokratie wäre! Zeigt sich nicht jeden Augenblick noch die Stärke der ganzen demokratischen Partei in ihrem Zusammenwirken mit der Armee, die offen erklärt, daß sie nie mehr gegen Juni-Insurgenten kämpfen wird, und den Beweis davon gibt, indem sie gegen Cavaignac und für Napoleon stimmt, um aus den engen Gränzen wieder herauszutreten und die Feinde der Demokraten, die Windischgrätze und Consorten, zu vernichten.

Spanien.
* Madrid, 8. Dez.

Der Karlist, Oberst Posas, mit seinen 600 Mann Infanterie und 30 Mann Kavallerie, hat sich freiwillig dem General Concha gestellt, bei Esparraguera, nahe bei Lerida, während der General eben auf dem Weg nach Barcelona war, um den Oberbefehl der katalonischen Provinzen zu übernehmen. Es fand zwischen beiden eine Art von Konvention Statt, in Folge deren der besagte Oberst und seine Offiziere als solche in der regulären Armee der Königin anerkannt sind. Die moralische "Times" findet hierin ein sehr böses Beispiel, was Gesellen aller Art veranlassen werde, eine Bande von Mißvergnügten um sich zu sammeln, zu dem einzigen Behufe, sich unmittelbar nachher zu unterwerfen, um dann als Oberst oder selbst als Brigadiergenerale anerkannt zu werden.

Das auswärtige diplomatische Korps betrachtet sich als insultirt durch ein Circular, welches ihm von dem Generaldirektor der Douane zugegangen ist, worin er dasselbe ermahnt, nicht mehr wie bisher das ihm gestattete Privilegium, Waaren zu seinem Privatgebrauch frei zu importiren, zum Einschmuggeln von Kaufmannsgütern zu mißbrauchen. Verschiedene der auswärtigen Gesandten sollen Satisfaktion verlangt haben.

Der Krieg der Karlisten in Katalonien ist so gefahrdrohend, daß die Regierung im Moniteur vom 6. Dezember 25,000 Mann, die Jugend von 16 bis 18 Jahren, zur Conscription für 1849 heranzieht. Diese Verordnung ist unconstitutionnell, da die Cortes den 15. Dezember zusammen kommen und ihnen allein zukömmt, die Conscription für 1849 auszuschreiben.

Die langschwebenden Ansprüche Don Manuel Godoy's, des Friedensprinzen, der noch lebt und zu Paris residirt, sind zuge-

im September die Mediation und jetzt die Stadt Brüssel, als Sitz der Mediation angenommen.

Was aber das Programm des neuen Wiener Kabinets betreffe, so erscheine es ihm als eine neue Ausflucht der östreichischen Politik. Es folgen hierauf, da der Minister sich überhaupt sehr vag und unentschieden ausspricht, von mehrern Seiten heftige Ausfälle und Anklagen gegen die ganze bisherige Politik der Turiner Minister. — Der Marquis Ricci ist zum Bevöllmächtigten für den Kongreß in Brüssel ernannt.

Nach dem „Corriere merkantile“ vom 9. Dez. werden aufr dem Brüsseler Kongresse folgende vier wesentlich verschiedene Vemittelungsvorschläge zur Berathung kommen:

1) Der von England ausgehende, nach welchem die Lombardei und die Herzogthümer mit Sardinien vereinigt, Venedigs Verhältniß und Verfassung aber seiner Selbstbestimmung überlassen bleiben.

2) Der von Frankreich, welcher die vollständige Befreiung Italiens voranstelle, jedoch bis jetzt nicht näher erklärt habe, was es „unter dieser Phrase“ verstünde, und sich nur mit Bestimmtheit gegen eine Vergrößerung der sardinischen Staaten ausspreche.

3) Der von Frankfurt, nach welchem der lombardisch-venetianische Staat von Oesterreich unabhängig werde, aber unter die Herrschaft eines österreichischen Prinzen gestellt werden und mit Deutschland durch einen Handels- und Zoll-Verband verbunden werden soll; und endlich

4) Der des Ministeriums von Olmütz, das eben auf keines dieser Projekte eingehe und hartnäckig darauf bestehe, das lombardisch-venetianische Reich müsse mit Oesterreich verbunden bleiben. Hinter diesen vier Vorschlägen stecke ein fünfter, der noch nicht hervortrete, aber von Rußland gehegt und, wie es scheine, von Radetzky selbst unterstützt werde.

Venedig, 10. Dez.

Die Neuigkeit des Tages ist ein besonderer Waffenstillstand von zwei Monaten und Friedensunterhandlungen auf Grundlage der Anerkennung Venedigs als unabhängigen Staat. Bereits ist dem Civil der Ueberschritt der Grenzlinie gestattet, und eine Menge Landleute strömen mit Schiffen aller Art und Lebensmitteln in die Stadt.

(Eidg. Z.)
Rom, 8. Dez.

Truppen sind nach Civita-Vecchia wirklich abgegangen, um das dortige Fort zu verstärken, und es scheint, als wenn für den Fall der Landung französischer Truppen der Mamianische Befehl, sie feindlich zu empfangen, wirklich zur Ausführung kommen solle.

(A. Z.)
* Rom, 7. Dez.

Die Deputirtenkammer hat fast einstimmig folgenden Antrag Mamiani's angenommen: „Die Deputirtenkammer gesellt sich dem Proteste des Ministeriums gegen die Pläne bei, welche General Cavaignac in der Sitzung der Nat.-Vers. vom 28. Novbr. entwickelt hat.“

Französische Republik.
Paris, 17. Decbr.

Obgleich Sonntag, setzt doch der Kammerausschuß seit eilf Uhr die Prüfung der aus allen Richtungen der Republik herbeiströmenden Wahlprotokolle fort. Er will bis Mittwoch damit fertig werden, um schon am Donnerstage zur Installation des neuen Präsidenten zu schreiten.

Im Elysée-National (schräge gegenüber der Nationalversammlung) arbeiten Tapezierer, Vergolder, Maler etc. Tag und Nacht, um wie sich der „Constitutionnel“ ausdrückt, den etwas vergilbten Luxus der kaiserlichen Gemächer neu herzustellen und den Bedürfnissen der Zeit anzupassen.

In den Gängen des an die elysäischen Felder stoßenden Parkes, wo noch jüngst Volksconzerte stattfanden, streuen die Gärtner bereits weißen Sand. etc.

Bis heute Mittag war in Paris ungefähr folgendes Wahlresultat bekannt:

1) Für Louis Napoleon Bonaparte 4,850,000 Stimmen.

2) Für den General Cavaignac nur 1,240,000.

Also über 7 Millionen Franzosen nahmen an der letzten Wahl Theil und noch fehlen mehrere Distrikte; ebenso Corsika, Algerien und die Kolonien.

Dieser enorme Sieg veranlaßt, das „Memorial bordelais“ zu folgendem Vergleich:

„Im Jahre 1800 (VIII.) stimmten 3,011,007 gegen 1562 für das zeitweilige Consulat an Bonaparte, Cambaceres und Lebrün.

Für das Consulat auf Lebenszeit stimmten 3,568,888 gegen 8,374 und für das erbliche Kaiserthum (1804) stimmten 3,520,075 gegen 2,579.

— Die vornehme Welt strömt in Masse nach Paris zurück, wo große Vorbereitungen für die Präsidenteninstallirung getroffen werden. Alle Luxusfabrikanten haben die Hände voll. Im Bazar de voyage allein sind mehrere Millionen bunte Laternen zur Illumination bestellt. Viele große Hauseigenthümer lassen Gaskränze anlegen. in deren Mitte der Name des Gefeierten in Flammenschrift prangen wird. Diese Gaskränze und Güirlanden sind aus dünnen Bleiröhren mit feinen Oeffnungen gebildet, die sich längs der Thüren und Fenster der Häuser hinziehen und einen großen Effekt machen. So lange dieser Charlatanismus auf Kosten jener Eigenthümer geschieht, wollen wir nicht dagegen protestiren.

— In den Ministerialbüreaus wird aufgeräumt. Jeder abtretende Minister möchte vor seinem Ende noch recht viel für das Volk thun. Es ist ein wahrer demokratischer Eifer unter sie gefahren. So erläßt heute Vivien der Staatsbauten Minister eine Verordnung, welche die am 15. Juli 1848 verfügten 2 Prozent Lohnabzüge von den Staatsarbeitern in den Staatswerkstätten zu einem Kapitalstock zusammenwirft, aus welchem verstümmelte Arbeiter und ihre Familien ernährt werden sollen. Alle Staatsbaumeister werden angewiesen, pünktliche Berichte über die Lage des Proletariats einzusenden. Die Jahresgehalte für jede Familie betragen 300 Franken.

— Cavaignac beabsichtigt, wie es scheint, vor seinem Abschied noch eine große Aenderung im Marinepersonal vorzunehmen. Man spricht von mehreren Admirälen, 18 Kapitainen, 32 Linienschiffs-Offizieren etc. Allein Verniac, Marineminister, soll Bedenken geäußert haben. Auf diese Nachricht hin protestirt der „Constitutionel heute sehr energisch gegen diesen Wechsel. „Diese Initiative, meint er, gehöre dem neuen Präsidenten.“

— Der Moniteur beeilt sich, folgendes Handschreiben des Papstes an Cavaignac zur öffentlichen Kenntniß zu bringen:

„Herr General! Mein Herz ist gerührt und ich bin von Erkenntlichkeit durchdrungen für die schnelle und edelmüthige Erhebung der ältesten Tochter der Kirche, die sich beeifert und sich bereits in Bewegung setzt, um dem souveränen Pontifex zu Hülfe zu eilen. Die günstige Gelegenheit wird sich mir ohne Zweifel bieten, um in Person Frankreich meine väterlichen Gefühle zu bezeugen und auf französischem Boden mit meiner eignen Hand die Segnungen des Herrn auszuspenden, wie ich jetzt schon mit meiner Stimme ihn anrufe, zu gestatten, daß sich diese Segnungen reichlich über Sie und ganz Frankreich ausbreiten.

Gegeben zu Gaeta am 7. Decbr. 1848.

(gez.) Pius Papa Nonus.

— 405 Deputirte der Nationalversammlung haben bereits ihre Visitenkarten zum Zeichen ihrer Unterwerfung unter den demokratischen Kaiser abgegeben.

— Barbes richtet aus dem Donjon von Vincennes ein Schreiben an die demokratischen Journale, in welchem er sagt, daß — stände er wirklich auf den berüchtigten Listen — dies gegen seinen Willen geschehen wäre. Wenn er von jeher die volksfeindlichen Regierungssysteme bekämpft habe, so habe er dies keineswegs in Aussicht auf einen Geldlohn gethan.

— Das römische Geschwader in Marseille ist ausgeschifft. Die Truppen haben aber Befehl erhalten, sich auf den ersten Wink wieder bereit zu halten. Sie bleiben auf dem Kriegsfuße.

— Die Bankdirektion veröffentlicht heute ihren Wochenbericht. Die Baarbestände sind in Paris bis 138,067,641 Frs. und in den Departements auf 111,246,545 Frs. gestiegen. (Schlimmes Zeichen). Die rückständigen oder protestirten Papiere belaufen sich immer noch auf 11,948,890 Frs. 95 Ct.

— Konsul Thouardt, der seinem ehemaligen Herrn und Meister Hetzel, Generalsekretär des Ministers des Auswärtigen (jetzt wieder Buchhändler) im Saale der Pas-Perdus ins Gesicht spie: ist gestern zu drei Monaten Gefängniß und 100 Frs. Geldbuße verurtheilt worden.

— Barbet, der als Verfasser einer feurigen Flugschrift, „Le Coup de Sabre oder das Reich des Satans,“ ebenfalls vor Gericht stand, ist freigesprochen worden.

— Letronne, der auch im Auslande nicht unbekannte Wächter unserer literarischen Nationalschätze in der Politik, ist gestorben. Seine verschiedenen Aemter brachten ihm jährlich etwa 40,000 Frs. ein.

— „Siecle,“ offenbar von Cavaignac beauftragt, erklärt die Gerüchte, welche den Cavaignac, in Anerkennung seiner großen Verdienste, von Louis Bonaparte zum Marschall von Frankreich mit dem Großcordon der Ehrenlegion erheben lassen, als lächerliches Geschwätz. Auch habe Lamoriciere nie daran gedacht, dem Herrn Louis Bonaparte seine Dienste anzubieten.

— Man befürchtete einige Zeit — sagt die ultra-reaktionäre „Assemblée Nationale“ — daß sich Bugeaud und Changarnier (bekanntlich in ewiger Spannung in Algerien) schwerlich vertragen würden. Wir können jedoch versichern, daß dem nicht so ist. Hr. Changarnier war der Erste, der dem Marschalle bei seiner Ankunft in Paris aufwartete. Es ist auch nicht einmal mehr ein Schatten von Mißstimmung zwischen den beiden (royalistischen) Generalen vorhanden. Es herrscht das herzlichste Einverständniß unter ihnen.

— Der Legitimistenklub in der Duphot-Straße ist überaus thätig. Er hat folgende Beschlüsse gefaßt: 1) Alle legitimistischen Journale leihen in der ihnen speziell zu bezeichnenden Weise dem neuen Präsidenten Louis Bonaparte ihre ganze Unterstützung. 2) Sie werden Alles aufbieten, um die Auflösung der Nationalversammlung zu erwirken. 3), 4) und 5) sind der Aufbringung und Verfügung von Geldmitteln gewidmet.

— (Proklamation des Junihelden Lamoriciere an die Armee.)

Tagesbefehl, Paris, 14. Decbr. 1848 „Offiziere, Unteroffiziere und Soldaten! Zum ersten Male war das ganze Volk berufen, den Präsidenten der Republik zu wählen. In wenigen Tagen wird die Nationalversammlung den Namen proklamirt haben, den das allgemeine Stimmrecht bezeichnete. Wenn inmittelst Aufhetzer Euch zu sträflichen Manifestationen verleiten wollten, werdet Ihr Eure Pflicht zu erfüllen wissen. Die Regierung ist bereit, dem Erwählten der Nation die temporäre Macht zu übergeben, die ihr von der Nationalversammlung verliehen wurde; sie soll und will sie unberührt und geachtet zurückgeben. Der Kriegsminister, der Euch so brav und so ergeben im Kampfe und so geduldig und ruhig in den Tagen sah, die ihm folgten, er zählt auf Euch, um ihn bis ans Ende in seinem Auftrage zu unterstützen, der darin bestand, die Ordnung aufrecht zu erhalten und dem Gesetz Achtung zu verschaffen.

Der Kriegsminister und Oberbefehlshaber der Armee (gez.) de Lamoriciere

— Der Moniteur veröffentlicht heute noch folgenden Briefwechsel zwischen Cavaignac und dem Papst zur nachträglichen Rechtfertigung des Ersteren.

I. General Cavaignac an Se. Heiligkeit.

Paris, 3. Dezember 1848.

Sehr heiliger Vater!

Ich übersende Ew. Heiligkeit durch einen meiner Adjudanten gegenwärtige Depesche nebst einer Beilage vom Erzbischof von Nicea, Ihrem Nuntius bei der Regierung der Republik. Die französische Nation, tief betroffen von dem Kummer, dem Ew. Heiligkeit in den letzten Tagen ausgesetzt war, fühlt sich nicht weniger gerührt von dem Wunsche väterlichen Vertrauens, das Ew. Heiligkeit bewog, bei ihr eine zeitweise Gastfreundschaft anzusprechen, welche Ew. Heiligkeit würdig zu gewähren sie glücklich und stolz sein wird. Ich schreibe deshalb an Sie, damit kein Gefühl der Beunruhigung, keine Furcht ohne Grund Ihren ersten Entschluß verdränge und Ew. Heiligkeit davon abbringe. Die Republik, deren Bestehen schon durch den wohlüberlegten, ausdauernden und souverainen Willen der französischen Nation schon consekrirt ist, würde mit Stolz zusehen, wie Ew. Heiligkeit der Welt das Schauspiel einer religiösen Consekration dieses Willens geben durch Ihre Gegenwart, und welche sie mit der Würde und der religiösen Achtung empfangen würde, welche dieser großen und edelherzigen Nation zukommt. Ich fühlte das Bedürfniß, Ew. Heiligkeit diese Versicherung auszusprechen und ich hege das Verlangen, daß Ihnen dieselbe ohne Zögerung zugehen möge.

In diesen Gefühlen, sehr heiliger Vater, bin ich Ihr respektvoller Sohn.

(gez.) General Cavaignac.

II. Antwort (abschlägige) des Papstes.

Mein Herr General!

Ich habe durch Vermittlung des Hrn. v. Corcelles einen Brief an Sie gerichtet, worin ich Sie bat, Frankreich meine väterlichen Gefühle und meine äußerste Dankbarkeit auszudrücken Diese Dankbarkeit wächst mehr und mehr beim Anblick der neuen Schritte, die Sie, Hr. General, bei mir sowohl in Ihrem als im Namen Frankreichs thun, indem Sie mir durch einen Ihrer Adjudanten einen Brief senden, in dem Sie mir die Gastfreundschaft eines Landes anbieten, welches stets reich an entschieden katholischen und dem päpstlichen Stuhle ergebenen großen Geistern war und es auch stets bleiben wird.

Hierbei fühlt mein Herz von Neuem das Bedürfniß, Ihnen zu versichern, daß die günstige Gelegenheit nicht ermangeln wird, wo ich mit meiner eigenen Hand den apostolischen Segen über die große und edelmüthige französische Familie werde spenden können. Hat mich auch die Vorsehung durch überraschende Wege an den Ort geführt, wo ich mich augenblicklich aufhalte, ohne daß ich das Geringste premeditirt noch verabredet hätte, so wird mich dies Ereigniß doch nicht hindern, schon hier mich vor Gott nieder zu werfen, dessen, obgleich unwürdiger, Statthalter ich bin und ihn anzuflehen, über Sie und ganz Frankreich seinen Segen zu ergießen.

Gegeben zu Gaeta, den 10. Dezember 1848.

(gez.) Pius, papa nonus.

* Paris.

Banketts folgen sich auf Banketts. Toaste werden gebracht dem Louis Blanc, Caussidiere und Ledru-Rollin. In allen Provinzen, in allen Departements, wo doch allenthalben Louis Napoleon die Majorität gehabt, wird seines Namens nicht erwähnt: man gibt stillschweigend zu verstehn, daß man seinen Namen geschrieben, und sich einen andern Namen dabei gedacht habe. In dem Departement von Puy-de-Dôme fanden sich dieselben Wähler, die für Louis Napoleon gestimmt hatten, zusammen, um die Montagne leben zu lassen. Die Bedeutung Napoleons tritt immer mehr an den Tag.

12 Paris, 17. Dez.

Was aus dem Allen nun werden wird? Wie soll das Alles werden? Diejenigen, welche beständig diese Frage aufstellen, und weiter nichts als das Ende von dem Allen sehn und wissen wollen, wissen und sehn nicht, was da Alles geworden, und wie das Alles angefangen hat. Es sind kleine, harmlose Krämer, die stets ruhig hinter ihrem Comptoir gesessen und um jeden Preis wieder, wie ehemals, dahinter sitzen wollen, wenn nur die Geschäfte ein wenig besser gingen, als ehemals. Ja ehemals, ich meine vor 2 oder 3 Jahren, daß hätten sie gezittert vor jeder Störung, vor jeder Stockung in den Geschäften. Sie lebten damals noch in dem süßen Wahne, nach 2 oder 3 Jahren ihre Geschäfte der Maßen ausgedehnt zu haben, da sie, was der Franzose nennt, ihre Fortune gemacht hätten und nun sich gänzlich von den Geschäften hätten zurückziehen können. Das ist so der Traum, das Ideal, des Pariser Kleinhändlers. Aber die 2 bis 3 Jahre verflossen, die Geschäfte gingen immer schlechter, die Käufer und Kunden wurden immer spärlicher und der arme Mann fand sich immer mehr und mehr unter dem Drucke des Banquiers und Wucherers, der seine Wechsel esokmptirte. Um diesem Drucke mit einem Male ein Ende zu machen, ging der Mann auf die Börse, ließ sich in Spekulationen ein, und wurde völlig ruinirt.

Die hohe Bourgeoisie, die Aristokratie der Finanzen, profitirte allein bei diesem allgemeinen Ruine der Kleinbürger. Bei der Wahlreform, die damals von der Linken betrieben wurde, waren die Ideologen der Kleinbürger, die Advokaten und Aerzte, die sogenannten Capacitäten allein thätig. Indem sie ihre politische Stellung zu erringen suchten, mußten sie natürlich der Klasse, welche sie vertraten, ebenfalls zur Herrschaft verhelfen. — Die Wahlreform schlug in eine Revolution um. Jeder Franzose ist ein geborner Soldat und jeder Krämer geborner Nationalgarde. Er ließ die Revolution ruhig geschehn. Die Republik ward proklamirt — die politische Herrschaft der Finanziers war gestürzt. Alle Geschäfte lagen brach. Die „Politiker“ griffen nach ihrem Kopfe, die Geldmänner nach ihre Tasche, und die meisten nach dem Einen und dem Andern. Diejenigen, welche in der gestürzten Verwaltung die Geldverhältnisse regulirt hatten, einzig und allein zu Gunsten der Geldaristokratie, liefen Gefahr ihren Kopf, und letztere ihren Kredit zu verlieren.

Die Furcht, die Bestürzung in der gestürzten Klasse war so groß, daß sie zu Allem eingewilligt hätte. Aber die Bestürzung war nicht minder groß unter den Siegern. Sie trauten sich nicht, die Zügel zu ergreifen; sie wußten nicht, wer eigentlich die Sieger waren. Der „Populaire“ mit Cabet an der Spitze, als die am meisten vorwärts geschrittene Partei, wandte sich an die Reforme, die Reforme an den National, der National an die Partei des Odillon-Barrot, mit welcher die Wahlreform begonnen hatte. Indessen war in der Kammer die Republik von Ledru-Rollin proklamirt und die Partei Odillon-Barrots, welcher für die Regentschaft gestimmt hatte, geschlagen worden. Die Partei des Nationals und der Reform, mit dem versöhnenden Geiste Lamartine's in ihrer Mitte, bildeten die provisorische Regierung. In dem Kampfe, der sich jetzt zwischen der Partei des Nationals und der Reform entspann, spielte Lamartine die Rolle eines Schleichhändlers. Alle Maßregeln, welche die provisorische Regierung hätte nehmen können zur Sicherung des errungenen Sieges, waren entweder falsch oder wurden vereitelt durch die Partei des Nationals. Die Männer der geschlagenen Partei drängten sich zu den Wahlen: sie merkten, daß, da nichts an den Eigenthumsverhältnissen geändert war, sie mit ihrer Spezialität sich wieder herandrängen durften. Der National, der weiter nichts that, als die alten socialen Verhältnisse in die politisch-republikanische Sprache zu übersetzen, mußte einer Partei willkommen sein, der im Grunde jede politische Form gleichgültig ist, wenn sie nur die socialen Verhältnisse zu ihrem Vortheil bestehen läßt. Freilich wären ihr die alten erprobten Männer wie Thiers, Molé, und zumal Guizot lieber gewesen. Aber sie unterdrückte diesen ihren Widerwillen und das Journal des Debats wurde der Lobredner des National, um auf die Reform schlagen zu können.

Nach dem 24. Juni war der National völlig an der Herrschaft, Lamartine entfernt und die Partei der Reforme gänzlich geschlagen. Der National rückte mit seiner Spezialität, der Konstitution, zum Vorschein. Diese Konstitution, das Machwerk des Herrn Marrast, war weiter nichts als der Abdruck der alten Verhältnisse. Sie war aus diesen Verhältnissen hervorgegangen, und auf die wirklichen Verhältnisse angewandt, mußte sie in die alten Verhältnisse zurückführen. Die erste Anwendung der Konstitution war die Präsidentenwahl: Sie wurde vollzogen mittelst der Konstitution und durch die Konstitution. Der erste Akt des Nationals, mit dem er in's Leben treten wollte, mußte ihm den Tod zuführen. Sein Leben war das alte vergangene Leben, blos in einem andern Ausdrucke. Der National als Journal konnte fortleben ohne den National als Regierung. Von dem Augenblicke an, wo dies Journal wirklich Regierung wurde, mußte die Regierung wieder Journal werden. Marrast, der Präsident einer Regierung, welche die alten Verhältnisse in einer andern Sprache wiedergab, muß wieder Journalist werden, sobald die Sprache sich löste von den Verhältnissen, und die Verhältnisse nicht mehr ihre Inkorporation in den mit dieser Sprache verbundenen Personen fanden. Aber die jetzt frei gewordene Sprache des National von dem Augenblicke an, wo sie aufgehört hat, die nationale Sprache zu sein, macht auch die früher gebundene Sprache der anderen Journale, der Debats u. s. w. frei. Die Revolution vom Februar war nur ein coup de main, bloß der Handstreich einer Minorität: diese Minorität ist geschlagen, besiegt: die Franzosen sind keine geborene Republikaner (meint das Journal des Debats). Nach der Februar-Revolution war das „Debats“ ein Republikaner, ganz wie der National: Es sah das fürchterliche Proletariat vor sich, in unabsehbaren Zügen, die so leicht seiner Herrschaft, seinem Leben hätten ein Ende machen können. Es klammerte sich an den früher so verhöhnten Lamartine an. Jetzt verhöhnt es auf's neue Lamartine, nennt ihn einen Revolutionär, und die Revolution einen Handstreich! Diese Leute haben ganz die Seele der Kourse bekommen!

Auf den leichtesten Hauch schwellen sie an oder fallen. Weil 5 Millionen für Louis Napoleon gestimmt haben, und Louis Napoleon zu Ministern Leute wie Thiers und Molé nehmen will, hat sich in den Augen der Bourgeois-Partei die Sachlage verändert. Als wenn die Entfernung der Partei nicht der größte Gewinn für die Demokratie wäre! Zeigt sich nicht jeden Augenblick noch die Stärke der ganzen demokratischen Partei in ihrem Zusammenwirken mit der Armee, die offen erklärt, daß sie nie mehr gegen Juni-Insurgenten kämpfen wird, und den Beweis davon gibt, indem sie gegen Cavaignac und für Napoleon stimmt, um aus den engen Gränzen wieder herauszutreten und die Feinde der Demokraten, die Windischgrätze und Consorten, zu vernichten.

Spanien.
* Madrid, 8. Dez.

Der Karlist, Oberst Posas, mit seinen 600 Mann Infanterie und 30 Mann Kavallerie, hat sich freiwillig dem General Concha gestellt, bei Esparraguera, nahe bei Lerida, während der General eben auf dem Weg nach Barcelona war, um den Oberbefehl der katalonischen Provinzen zu übernehmen. Es fand zwischen beiden eine Art von Konvention Statt, in Folge deren der besagte Oberst und seine Offiziere als solche in der regulären Armee der Königin anerkannt sind. Die moralische „Times“ findet hierin ein sehr böses Beispiel, was Gesellen aller Art veranlassen werde, eine Bande von Mißvergnügten um sich zu sammeln, zu dem einzigen Behufe, sich unmittelbar nachher zu unterwerfen, um dann als Oberst oder selbst als Brigadiergenerale anerkannt zu werden.

Das auswärtige diplomatische Korps betrachtet sich als insultirt durch ein Circular, welches ihm von dem Generaldirektor der Douane zugegangen ist, worin er dasselbe ermahnt, nicht mehr wie bisher das ihm gestattete Privilegium, Waaren zu seinem Privatgebrauch frei zu importiren, zum Einschmuggeln von Kaufmannsgütern zu mißbrauchen. Verschiedene der auswärtigen Gesandten sollen Satisfaktion verlangt haben.

Der Krieg der Karlisten in Katalonien ist so gefahrdrohend, daß die Regierung im Moniteur vom 6. Dezember 25,000 Mann, die Jugend von 16 bis 18 Jahren, zur Conscription für 1849 heranzieht. Diese Verordnung ist unconstitutionnell, da die Cortes den 15. Dezember zusammen kommen und ihnen allein zukömmt, die Conscription für 1849 auszuschreiben.

Die langschwebenden Ansprüche Don Manuel Godoy's, des Friedensprinzen, der noch lebt und zu Paris residirt, sind zuge-

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          <p><pb facs="#f0003" n="0935"/>
im September die Mediation und jetzt die Stadt Brüssel, als Sitz der Mediation angenommen.</p>
          <p>Was aber das Programm des neuen Wiener Kabinets betreffe, so erscheine es ihm als eine neue Ausflucht der östreichischen Politik. Es folgen hierauf, da der Minister sich überhaupt sehr vag und unentschieden ausspricht, von mehrern Seiten heftige Ausfälle und Anklagen gegen die ganze bisherige Politik der Turiner Minister. &#x2014; Der Marquis Ricci ist zum Bevöllmächtigten für den Kongreß in Brüssel ernannt.</p>
          <p>Nach dem &#x201E;Corriere merkantile&#x201C; vom 9. Dez. werden aufr dem Brüsseler Kongresse folgende vier wesentlich verschiedene Vemittelungsvorschläge zur Berathung kommen:</p>
          <p>1) Der von England ausgehende, nach welchem die Lombardei und die Herzogthümer mit Sardinien vereinigt, Venedigs Verhältniß und Verfassung aber seiner Selbstbestimmung überlassen bleiben.</p>
          <p>2) Der von Frankreich, welcher die vollständige Befreiung Italiens voranstelle, jedoch bis jetzt nicht näher erklärt habe, was es &#x201E;unter dieser Phrase&#x201C; verstünde, und sich nur mit Bestimmtheit gegen eine Vergrößerung der sardinischen Staaten ausspreche.</p>
          <p>3) Der von <hi rendition="#g">Frankfurt,</hi> nach welchem der lombardisch-venetianische Staat von Oesterreich unabhängig werde, aber unter die Herrschaft eines österreichischen Prinzen gestellt werden und mit Deutschland durch einen Handels- und Zoll-Verband verbunden werden soll; und endlich</p>
          <p>4) Der des Ministeriums von Olmütz, das eben auf keines dieser Projekte eingehe und hartnäckig darauf bestehe, das lombardisch-venetianische Reich müsse mit Oesterreich verbunden bleiben. Hinter diesen vier Vorschlägen stecke ein fünfter, der noch nicht hervortrete, aber von Rußland gehegt und, wie es scheine, von Radetzky selbst unterstützt werde.</p>
        </div>
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          <head>Venedig, 10. Dez.</head>
          <p>Die Neuigkeit des Tages ist ein besonderer Waffenstillstand von zwei Monaten und Friedensunterhandlungen auf Grundlage der Anerkennung Venedigs als unabhängigen Staat. Bereits ist dem Civil der Ueberschritt der Grenzlinie gestattet, und eine Menge Landleute strömen mit Schiffen aller Art und Lebensmitteln in die Stadt.</p>
          <bibl>(Eidg. Z.)</bibl>
        </div>
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          <head>Rom, 8. Dez.</head>
          <p>Truppen sind nach Civita-Vecchia wirklich abgegangen, um das dortige Fort zu verstärken, und es scheint, als wenn für den Fall der Landung französischer Truppen der Mamianische Befehl, sie feindlich zu empfangen, wirklich zur Ausführung kommen solle.</p>
          <bibl>(A. Z.)</bibl>
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          <head><bibl><author>*</author></bibl> Rom, 7. Dez.</head>
          <p>Die Deputirtenkammer hat fast einstimmig folgenden Antrag Mamiani's angenommen: &#x201E;Die Deputirtenkammer gesellt sich dem Proteste des Ministeriums gegen die Pläne bei, welche General Cavaignac in der Sitzung der Nat.-Vers. vom 28. Novbr. entwickelt hat.&#x201C;</p>
        </div>
      </div>
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        <head>Französische Republik.</head>
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          <head>Paris, 17. Decbr.</head>
          <p>Obgleich Sonntag, setzt doch der Kammerausschuß seit eilf Uhr die Prüfung der aus allen Richtungen der Republik herbeiströmenden Wahlprotokolle fort. Er will bis Mittwoch damit fertig werden, um schon am Donnerstage zur Installation des neuen Präsidenten zu schreiten.</p>
          <p>Im Elysée-National (schräge gegenüber der Nationalversammlung) arbeiten Tapezierer, Vergolder, Maler etc. Tag und Nacht, um wie sich der &#x201E;Constitutionnel&#x201C; ausdrückt, den etwas vergilbten Luxus der kaiserlichen Gemächer neu herzustellen und den Bedürfnissen der Zeit anzupassen.</p>
          <p>In den Gängen des an die elysäischen Felder stoßenden Parkes, wo noch jüngst Volksconzerte stattfanden, streuen die Gärtner bereits weißen Sand. etc.</p>
          <p>Bis heute Mittag war in Paris ungefähr folgendes Wahlresultat bekannt:</p>
          <p>1) Für Louis Napoleon Bonaparte 4,850,000 Stimmen.</p>
          <p>2) Für den General Cavaignac nur 1,240,000.</p>
          <p>Also über 7 Millionen Franzosen nahmen an der letzten Wahl Theil und noch fehlen mehrere Distrikte; ebenso Corsika, Algerien und die Kolonien.</p>
          <p>Dieser enorme Sieg veranlaßt, das &#x201E;Memorial bordelais&#x201C; zu folgendem Vergleich:</p>
          <p>&#x201E;Im Jahre 1800 (VIII.) stimmten 3,011,007 gegen 1562 für das zeitweilige Consulat an Bonaparte, Cambaceres und Lebrün.</p>
          <p>Für das Consulat auf Lebenszeit stimmten 3,568,888 gegen 8,374 und für das erbliche Kaiserthum (1804) stimmten 3,520,075 gegen 2,579.</p>
          <p>&#x2014; Die vornehme Welt strömt in Masse nach Paris zurück, wo große Vorbereitungen für die Präsidenteninstallirung getroffen werden. Alle Luxusfabrikanten haben die Hände voll. Im Bazar de voyage allein sind mehrere Millionen bunte Laternen zur Illumination bestellt. Viele große Hauseigenthümer lassen Gaskränze anlegen. in deren Mitte der Name des Gefeierten in Flammenschrift prangen wird. Diese Gaskränze und Güirlanden sind aus dünnen Bleiröhren mit feinen Oeffnungen gebildet, die sich längs der Thüren und Fenster der Häuser hinziehen und einen großen Effekt machen. So lange dieser Charlatanismus auf Kosten jener Eigenthümer geschieht, wollen wir nicht dagegen protestiren.</p>
          <p>&#x2014; In den Ministerialbüreaus wird aufgeräumt. Jeder abtretende Minister möchte vor seinem Ende noch recht viel für das Volk thun. Es ist ein wahrer demokratischer Eifer unter sie gefahren. So erläßt heute Vivien der Staatsbauten Minister eine Verordnung, welche die am 15. Juli 1848 verfügten 2 Prozent Lohnabzüge von den Staatsarbeitern in den Staatswerkstätten zu einem Kapitalstock zusammenwirft, aus welchem verstümmelte Arbeiter und ihre Familien ernährt werden sollen. Alle Staatsbaumeister werden angewiesen, pünktliche Berichte über die Lage des Proletariats einzusenden. Die Jahresgehalte für jede Familie betragen 300 Franken.</p>
          <p>&#x2014; Cavaignac beabsichtigt, wie es scheint, vor seinem Abschied noch eine große Aenderung im Marinepersonal vorzunehmen. Man spricht von mehreren Admirälen, 18 Kapitainen, 32 Linienschiffs-Offizieren etc. Allein Verniac, Marineminister, soll Bedenken geäußert haben. Auf diese Nachricht hin protestirt der &#x201E;Constitutionel heute sehr energisch gegen diesen Wechsel. &#x201E;Diese Initiative, meint er, gehöre dem neuen Präsidenten.&#x201C;</p>
          <p>&#x2014; Der Moniteur beeilt sich, folgendes Handschreiben des Papstes an Cavaignac zur öffentlichen Kenntniß zu bringen:</p>
          <p>&#x201E;Herr General! Mein Herz ist gerührt und ich bin von Erkenntlichkeit durchdrungen für die schnelle und edelmüthige Erhebung der ältesten Tochter der Kirche, die sich beeifert und sich bereits in Bewegung setzt, um dem souveränen Pontifex zu Hülfe zu eilen. Die günstige Gelegenheit wird sich mir ohne Zweifel bieten, um in <hi rendition="#g">Person</hi> Frankreich meine väterlichen Gefühle zu bezeugen und auf französischem Boden mit meiner eignen Hand die Segnungen des Herrn auszuspenden, wie ich jetzt schon mit meiner Stimme ihn anrufe, zu gestatten, daß sich diese Segnungen reichlich über Sie und ganz Frankreich ausbreiten.</p>
          <p>Gegeben zu Gaeta am 7. Decbr. 1848.</p>
          <p>(gez.) Pius Papa Nonus.</p>
          <p>&#x2014; 405 Deputirte der Nationalversammlung haben bereits ihre Visitenkarten zum Zeichen ihrer Unterwerfung unter den demokratischen Kaiser abgegeben.</p>
          <p>&#x2014; Barbes richtet aus dem Donjon von Vincennes ein Schreiben an die demokratischen Journale, in welchem er sagt, daß &#x2014; stände er wirklich auf den berüchtigten Listen &#x2014; dies gegen seinen Willen geschehen wäre. Wenn er von jeher die volksfeindlichen Regierungssysteme bekämpft habe, so habe er dies keineswegs in Aussicht auf einen Geldlohn gethan.</p>
          <p>&#x2014; Das römische Geschwader in Marseille ist ausgeschifft. Die Truppen haben aber Befehl erhalten, sich auf den ersten Wink wieder bereit zu halten. Sie bleiben auf dem Kriegsfuße.</p>
          <p>&#x2014; Die Bankdirektion veröffentlicht heute ihren Wochenbericht. Die Baarbestände sind in Paris bis 138,067,641 Frs. und in den Departements auf 111,246,545 Frs. gestiegen. (Schlimmes Zeichen). Die rückständigen oder protestirten Papiere belaufen sich immer noch auf 11,948,890 Frs. 95 Ct.</p>
          <p>&#x2014; Konsul Thouardt, der seinem ehemaligen Herrn und Meister Hetzel, Generalsekretär des Ministers des Auswärtigen (jetzt wieder Buchhändler) im Saale der Pas-Perdus ins Gesicht spie: ist gestern zu drei Monaten Gefängniß und 100 Frs. Geldbuße verurtheilt worden.</p>
          <p>&#x2014; Barbet, der als Verfasser einer feurigen Flugschrift, &#x201E;Le Coup de Sabre oder das Reich des Satans,&#x201C; ebenfalls vor Gericht stand, ist freigesprochen worden.</p>
          <p>&#x2014; Letronne, der auch im Auslande nicht unbekannte Wächter unserer literarischen Nationalschätze in der Politik, ist gestorben. Seine verschiedenen Aemter brachten ihm jährlich etwa 40,000 Frs. ein.</p>
          <p>&#x2014; &#x201E;Siecle,&#x201C; offenbar von Cavaignac beauftragt, erklärt die Gerüchte, welche den Cavaignac, in Anerkennung seiner großen Verdienste, von Louis Bonaparte zum Marschall von Frankreich mit dem Großcordon der Ehrenlegion erheben lassen, als lächerliches Geschwätz. Auch habe Lamoriciere nie daran gedacht, dem Herrn Louis Bonaparte seine Dienste anzubieten.</p>
          <p>&#x2014; Man befürchtete einige Zeit &#x2014; sagt die ultra-reaktionäre &#x201E;Assemblée Nationale&#x201C; &#x2014; daß sich Bugeaud und Changarnier (bekanntlich in ewiger Spannung in Algerien) schwerlich vertragen würden. Wir können jedoch versichern, daß dem nicht so ist. Hr. Changarnier war der Erste, der dem Marschalle bei seiner Ankunft in Paris aufwartete. Es ist auch nicht einmal mehr ein Schatten von Mißstimmung zwischen den beiden (royalistischen) Generalen vorhanden. Es herrscht das herzlichste Einverständniß unter ihnen.</p>
          <p>&#x2014; Der Legitimistenklub in der Duphot-Straße ist überaus thätig. Er hat folgende Beschlüsse gefaßt: 1) Alle legitimistischen Journale leihen in der ihnen speziell zu bezeichnenden Weise dem neuen Präsidenten Louis Bonaparte ihre ganze Unterstützung. 2) Sie werden Alles aufbieten, um die Auflösung der Nationalversammlung zu erwirken. 3), 4) und 5) sind der Aufbringung und Verfügung von Geldmitteln gewidmet.</p>
          <p>&#x2014; (Proklamation des Junihelden Lamoriciere an die Armee.)</p>
          <p>Tagesbefehl, Paris, 14. Decbr. 1848 &#x201E;Offiziere, Unteroffiziere und Soldaten! Zum ersten Male war das ganze Volk berufen, den Präsidenten der Republik zu wählen. In wenigen Tagen wird die Nationalversammlung den Namen proklamirt haben, den das allgemeine Stimmrecht bezeichnete. Wenn inmittelst Aufhetzer Euch zu sträflichen Manifestationen verleiten wollten, werdet Ihr Eure Pflicht zu erfüllen wissen. Die Regierung ist bereit, dem Erwählten der Nation die temporäre Macht zu übergeben, die ihr von der Nationalversammlung verliehen wurde; sie soll und will sie unberührt und geachtet zurückgeben. Der Kriegsminister, der Euch so brav und so ergeben im Kampfe und so geduldig und ruhig in den Tagen sah, die ihm folgten, er zählt auf Euch, um ihn bis ans Ende in seinem Auftrage zu unterstützen, der darin bestand, die Ordnung aufrecht zu erhalten und dem Gesetz Achtung zu verschaffen.</p>
          <p>Der Kriegsminister und Oberbefehlshaber der Armee (gez.) <hi rendition="#g">de Lamoriciere</hi> </p>
          <p>&#x2014; Der Moniteur veröffentlicht heute noch folgenden Briefwechsel zwischen Cavaignac und dem Papst zur nachträglichen Rechtfertigung des Ersteren.</p>
          <p>I. General Cavaignac an Se. Heiligkeit.</p>
          <p>Paris, 3. Dezember 1848.</p>
          <p>Sehr heiliger Vater!</p>
          <p>Ich übersende Ew. Heiligkeit durch einen meiner Adjudanten gegenwärtige Depesche nebst einer Beilage vom Erzbischof von Nicea, Ihrem Nuntius bei der Regierung der Republik. Die französische Nation, tief betroffen von dem Kummer, dem Ew. Heiligkeit in den letzten Tagen ausgesetzt war, fühlt sich nicht weniger gerührt von dem Wunsche väterlichen Vertrauens, das Ew. Heiligkeit bewog, bei ihr eine zeitweise Gastfreundschaft anzusprechen, welche Ew. Heiligkeit würdig zu gewähren sie glücklich und stolz sein wird. Ich schreibe deshalb an Sie, damit kein Gefühl der Beunruhigung, keine Furcht ohne Grund Ihren ersten Entschluß verdränge und Ew. Heiligkeit davon abbringe. Die Republik, deren Bestehen schon durch den wohlüberlegten, ausdauernden und souverainen Willen der französischen Nation schon consekrirt ist, würde mit Stolz zusehen, wie Ew. Heiligkeit der Welt das Schauspiel einer religiösen Consekration dieses Willens geben durch Ihre Gegenwart, und welche sie mit der Würde und der religiösen Achtung empfangen würde, welche dieser großen und edelherzigen Nation zukommt. Ich fühlte das Bedürfniß, Ew. Heiligkeit diese Versicherung auszusprechen und ich hege das Verlangen, daß Ihnen dieselbe ohne Zögerung zugehen möge.</p>
          <p>In diesen Gefühlen, sehr heiliger Vater, bin ich Ihr respektvoller Sohn.</p>
          <p>(gez.) General <hi rendition="#g">Cavaignac</hi>.</p>
          <p>II. Antwort (abschlägige) des Papstes.</p>
          <p>Mein Herr General!</p>
          <p>Ich habe durch Vermittlung des Hrn. v. Corcelles einen Brief an Sie gerichtet, worin ich Sie bat, Frankreich meine väterlichen Gefühle und meine äußerste Dankbarkeit auszudrücken Diese Dankbarkeit wächst mehr und mehr beim Anblick der neuen Schritte, die Sie, Hr. General, bei mir sowohl in Ihrem als im Namen Frankreichs thun, indem Sie mir durch einen Ihrer Adjudanten einen Brief senden, in dem Sie mir die Gastfreundschaft eines Landes anbieten, welches stets reich an entschieden katholischen und dem päpstlichen Stuhle ergebenen großen Geistern war und es auch stets bleiben wird.</p>
          <p>Hierbei fühlt mein Herz von Neuem das Bedürfniß, Ihnen zu versichern, daß die günstige Gelegenheit nicht ermangeln wird, wo ich mit meiner eigenen Hand den apostolischen Segen über die große und edelmüthige französische Familie werde spenden können. Hat mich auch die Vorsehung durch überraschende Wege an den Ort geführt, wo ich mich augenblicklich aufhalte, ohne daß ich das Geringste premeditirt noch verabredet hätte, so wird mich dies Ereigniß doch nicht hindern, schon hier mich vor Gott nieder zu werfen, dessen, obgleich unwürdiger, Statthalter ich bin und ihn anzuflehen, über Sie und ganz Frankreich seinen Segen zu ergießen.</p>
          <p>Gegeben zu Gaeta, den 10. Dezember 1848.</p>
          <p>(gez.) <hi rendition="#g">Pius,</hi> papa nonus.</p>
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          <p>Was aus dem Allen nun werden wird? Wie soll das Alles werden? Diejenigen, welche beständig diese Frage aufstellen, und weiter nichts als das Ende von dem Allen sehn und wissen wollen, wissen und sehn nicht, was da Alles geworden, und wie das Alles angefangen hat. Es sind kleine, harmlose Krämer, die stets ruhig hinter ihrem Comptoir gesessen und um jeden Preis wieder, wie ehemals, dahinter sitzen wollen, wenn nur die Geschäfte ein wenig besser gingen, als ehemals. Ja ehemals, ich meine vor 2 oder 3 Jahren, daß hätten sie gezittert vor jeder Störung, vor jeder Stockung in den Geschäften. Sie lebten damals noch in dem süßen Wahne, nach 2 oder 3 Jahren ihre Geschäfte der Maßen ausgedehnt zu haben, da sie, was der Franzose nennt, ihre Fortune gemacht hätten und nun sich gänzlich von den Geschäften hätten zurückziehen können. Das ist so der Traum, das Ideal, des Pariser Kleinhändlers. Aber die 2 bis 3 Jahre verflossen, die Geschäfte gingen immer schlechter, die Käufer und Kunden wurden immer spärlicher und der arme Mann fand sich immer mehr und mehr unter dem Drucke des Banquiers und Wucherers, der seine Wechsel esokmptirte. Um diesem Drucke mit einem Male ein Ende zu machen, ging der Mann auf die Börse, ließ sich in Spekulationen ein, und wurde völlig ruinirt.</p>
          <p>Die hohe Bourgeoisie, die Aristokratie der Finanzen, profitirte allein bei diesem allgemeinen Ruine der Kleinbürger. Bei der Wahlreform, die damals von der Linken betrieben wurde, waren die Ideologen der Kleinbürger, die Advokaten und Aerzte, die sogenannten Capacitäten allein thätig. Indem sie ihre politische Stellung zu erringen suchten, mußten sie natürlich der Klasse, welche sie vertraten, ebenfalls zur Herrschaft verhelfen. &#x2014; Die Wahlreform schlug in eine Revolution um. Jeder Franzose ist ein geborner Soldat und jeder Krämer geborner Nationalgarde. Er ließ die Revolution ruhig geschehn. Die Republik ward proklamirt &#x2014; die politische Herrschaft der Finanziers war gestürzt. Alle Geschäfte lagen brach. Die &#x201E;Politiker&#x201C; griffen nach ihrem Kopfe, die Geldmänner nach ihre Tasche, und die meisten nach dem Einen und dem Andern. Diejenigen, welche in der gestürzten Verwaltung die Geldverhältnisse regulirt hatten, einzig und allein zu Gunsten der Geldaristokratie, liefen Gefahr ihren Kopf, und letztere ihren Kredit zu verlieren.</p>
          <p>Die Furcht, die Bestürzung in der gestürzten Klasse war so groß, daß sie zu Allem eingewilligt hätte. Aber die Bestürzung war nicht minder groß unter den Siegern. Sie trauten sich nicht, die Zügel zu ergreifen; sie wußten nicht, wer eigentlich die Sieger waren. Der &#x201E;Populaire&#x201C; mit Cabet an der Spitze, als die am meisten vorwärts geschrittene Partei, wandte sich an die Reforme, die Reforme an den National, der National an die Partei des Odillon-Barrot, mit welcher die Wahlreform begonnen hatte. Indessen war in der Kammer die Republik von Ledru-Rollin proklamirt und die Partei Odillon-Barrots, welcher für die Regentschaft gestimmt hatte, geschlagen worden. Die Partei des Nationals und der Reform, mit dem versöhnenden Geiste Lamartine's in ihrer Mitte, bildeten die provisorische Regierung. In dem Kampfe, der sich jetzt zwischen der Partei des Nationals und der Reform entspann, spielte Lamartine die Rolle eines Schleichhändlers. Alle Maßregeln, welche die provisorische Regierung hätte nehmen können zur Sicherung des errungenen Sieges, waren entweder falsch oder wurden vereitelt durch die Partei des Nationals. Die Männer der geschlagenen Partei drängten sich zu den Wahlen: sie merkten, daß, da nichts an den Eigenthumsverhältnissen geändert war, sie mit ihrer Spezialität sich wieder herandrängen durften. Der National, der weiter nichts that, als die alten socialen Verhältnisse in die politisch-republikanische Sprache zu übersetzen, mußte einer Partei willkommen sein, der im Grunde jede politische Form gleichgültig ist, wenn sie nur die socialen Verhältnisse zu ihrem Vortheil bestehen läßt. Freilich wären ihr die alten erprobten Männer wie Thiers, Molé, und zumal Guizot lieber gewesen. Aber sie unterdrückte diesen ihren Widerwillen und das Journal des Debats wurde der Lobredner des National, um auf die Reform schlagen zu können.</p>
          <p>Nach dem 24. Juni war der National völlig an der Herrschaft, Lamartine entfernt und die Partei der Reforme gänzlich geschlagen. Der National rückte mit seiner Spezialität, der Konstitution, zum Vorschein. Diese Konstitution, das Machwerk des Herrn Marrast, war weiter nichts als der Abdruck der alten Verhältnisse. Sie war aus diesen Verhältnissen hervorgegangen, und auf die wirklichen Verhältnisse angewandt, mußte sie in die alten Verhältnisse zurückführen. Die erste Anwendung der Konstitution war die Präsidentenwahl: Sie wurde vollzogen mittelst der Konstitution und <hi rendition="#g">durch</hi> die Konstitution. Der erste Akt des Nationals, mit dem er in's Leben treten wollte, mußte ihm den Tod zuführen. Sein Leben war das alte vergangene Leben, blos in einem andern Ausdrucke. Der National als Journal konnte fortleben ohne den National als Regierung. Von dem Augenblicke an, wo dies Journal wirklich Regierung wurde, mußte die Regierung wieder Journal werden. Marrast, der Präsident einer Regierung, welche die alten Verhältnisse in einer andern Sprache wiedergab, muß wieder Journalist werden, sobald die Sprache sich löste von den Verhältnissen, und die Verhältnisse nicht mehr ihre Inkorporation in den mit dieser Sprache verbundenen Personen fanden. Aber die jetzt frei gewordene Sprache des National von dem Augenblicke an, wo sie aufgehört hat, die nationale Sprache zu sein, macht auch die früher gebundene Sprache der anderen Journale, der Debats u. s. w. frei. Die Revolution vom Februar war nur ein coup de main, bloß der Handstreich einer Minorität: diese Minorität ist geschlagen, besiegt: die Franzosen sind keine geborene Republikaner (meint das Journal des Debats). Nach der Februar-Revolution war das &#x201E;Debats&#x201C; ein Republikaner, ganz wie der National: Es sah das fürchterliche Proletariat vor sich, in unabsehbaren Zügen, die so leicht seiner Herrschaft, seinem Leben hätten ein Ende machen können. Es klammerte sich an den früher so verhöhnten Lamartine an. Jetzt verhöhnt es auf's neue Lamartine, nennt ihn einen Revolutionär, und die Revolution einen Handstreich! Diese Leute haben ganz die Seele der Kourse bekommen!</p>
          <p>Auf den leichtesten Hauch schwellen sie an oder fallen. Weil 5 Millionen für Louis Napoleon gestimmt haben, und Louis Napoleon zu Ministern Leute wie Thiers und Molé nehmen will, hat sich in den Augen der Bourgeois-Partei die Sachlage verändert. Als wenn die Entfernung der Partei nicht der größte Gewinn für die Demokratie wäre! Zeigt sich nicht jeden Augenblick noch die Stärke der ganzen demokratischen Partei in ihrem Zusammenwirken mit der Armee, die offen erklärt, daß sie nie mehr gegen Juni-Insurgenten kämpfen wird, und den Beweis davon gibt, indem sie <hi rendition="#g">gegen</hi> Cavaignac und <hi rendition="#g">für</hi> Napoleon stimmt, um aus den engen Gränzen wieder herauszutreten und die Feinde der Demokraten, die Windischgrätze und Consorten, zu vernichten.</p>
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        <head>Spanien.</head>
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          <head><bibl><author>*</author></bibl> Madrid, 8. Dez.</head>
          <p>Der Karlist, Oberst <hi rendition="#g">Posas,</hi> mit seinen 600 Mann Infanterie und 30 Mann Kavallerie, hat sich freiwillig dem General Concha gestellt, bei Esparraguera, nahe bei Lerida, während der General eben auf dem Weg nach Barcelona war, um den Oberbefehl der katalonischen Provinzen zu übernehmen. Es fand zwischen beiden eine Art von Konvention Statt, in Folge deren der besagte Oberst und seine Offiziere als solche in der regulären Armee der Königin anerkannt sind. Die moralische &#x201E;Times&#x201C; findet hierin ein sehr böses Beispiel, was Gesellen aller Art veranlassen werde, eine Bande von Mißvergnügten um sich zu sammeln, zu dem einzigen Behufe, sich unmittelbar nachher zu unterwerfen, um dann als Oberst oder selbst als Brigadiergenerale anerkannt zu werden.</p>
          <p>Das auswärtige diplomatische Korps betrachtet sich als insultirt durch ein Circular, welches ihm von dem Generaldirektor der Douane zugegangen ist, worin er dasselbe ermahnt, nicht mehr wie bisher das ihm gestattete Privilegium, Waaren zu seinem Privatgebrauch frei zu importiren, zum Einschmuggeln von Kaufmannsgütern zu mißbrauchen. Verschiedene der auswärtigen Gesandten sollen Satisfaktion verlangt haben.</p>
          <p>Der Krieg der Karlisten in Katalonien ist so gefahrdrohend, daß die Regierung im Moniteur vom 6. Dezember 25,000 Mann, die Jugend von 16 bis 18 Jahren, zur Conscription für 1849 heranzieht. Diese Verordnung ist unconstitutionnell, da die Cortes den 15. Dezember zusammen kommen und ihnen allein zukömmt, die Conscription für 1849 auszuschreiben.</p>
          <p>Die langschwebenden Ansprüche Don Manuel Godoy's, des Friedensprinzen, der noch lebt und zu Paris residirt, sind zuge-
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[0935/0003] im September die Mediation und jetzt die Stadt Brüssel, als Sitz der Mediation angenommen. Was aber das Programm des neuen Wiener Kabinets betreffe, so erscheine es ihm als eine neue Ausflucht der östreichischen Politik. Es folgen hierauf, da der Minister sich überhaupt sehr vag und unentschieden ausspricht, von mehrern Seiten heftige Ausfälle und Anklagen gegen die ganze bisherige Politik der Turiner Minister. — Der Marquis Ricci ist zum Bevöllmächtigten für den Kongreß in Brüssel ernannt. Nach dem „Corriere merkantile“ vom 9. Dez. werden aufr dem Brüsseler Kongresse folgende vier wesentlich verschiedene Vemittelungsvorschläge zur Berathung kommen: 1) Der von England ausgehende, nach welchem die Lombardei und die Herzogthümer mit Sardinien vereinigt, Venedigs Verhältniß und Verfassung aber seiner Selbstbestimmung überlassen bleiben. 2) Der von Frankreich, welcher die vollständige Befreiung Italiens voranstelle, jedoch bis jetzt nicht näher erklärt habe, was es „unter dieser Phrase“ verstünde, und sich nur mit Bestimmtheit gegen eine Vergrößerung der sardinischen Staaten ausspreche. 3) Der von Frankfurt, nach welchem der lombardisch-venetianische Staat von Oesterreich unabhängig werde, aber unter die Herrschaft eines österreichischen Prinzen gestellt werden und mit Deutschland durch einen Handels- und Zoll-Verband verbunden werden soll; und endlich 4) Der des Ministeriums von Olmütz, das eben auf keines dieser Projekte eingehe und hartnäckig darauf bestehe, das lombardisch-venetianische Reich müsse mit Oesterreich verbunden bleiben. Hinter diesen vier Vorschlägen stecke ein fünfter, der noch nicht hervortrete, aber von Rußland gehegt und, wie es scheine, von Radetzky selbst unterstützt werde. Venedig, 10. Dez. Die Neuigkeit des Tages ist ein besonderer Waffenstillstand von zwei Monaten und Friedensunterhandlungen auf Grundlage der Anerkennung Venedigs als unabhängigen Staat. Bereits ist dem Civil der Ueberschritt der Grenzlinie gestattet, und eine Menge Landleute strömen mit Schiffen aller Art und Lebensmitteln in die Stadt. (Eidg. Z.) Rom, 8. Dez. Truppen sind nach Civita-Vecchia wirklich abgegangen, um das dortige Fort zu verstärken, und es scheint, als wenn für den Fall der Landung französischer Truppen der Mamianische Befehl, sie feindlich zu empfangen, wirklich zur Ausführung kommen solle. (A. Z.) * Rom, 7. Dez. Die Deputirtenkammer hat fast einstimmig folgenden Antrag Mamiani's angenommen: „Die Deputirtenkammer gesellt sich dem Proteste des Ministeriums gegen die Pläne bei, welche General Cavaignac in der Sitzung der Nat.-Vers. vom 28. Novbr. entwickelt hat.“ Französische Republik. Paris, 17. Decbr. Obgleich Sonntag, setzt doch der Kammerausschuß seit eilf Uhr die Prüfung der aus allen Richtungen der Republik herbeiströmenden Wahlprotokolle fort. Er will bis Mittwoch damit fertig werden, um schon am Donnerstage zur Installation des neuen Präsidenten zu schreiten. Im Elysée-National (schräge gegenüber der Nationalversammlung) arbeiten Tapezierer, Vergolder, Maler etc. Tag und Nacht, um wie sich der „Constitutionnel“ ausdrückt, den etwas vergilbten Luxus der kaiserlichen Gemächer neu herzustellen und den Bedürfnissen der Zeit anzupassen. In den Gängen des an die elysäischen Felder stoßenden Parkes, wo noch jüngst Volksconzerte stattfanden, streuen die Gärtner bereits weißen Sand. etc. Bis heute Mittag war in Paris ungefähr folgendes Wahlresultat bekannt: 1) Für Louis Napoleon Bonaparte 4,850,000 Stimmen. 2) Für den General Cavaignac nur 1,240,000. Also über 7 Millionen Franzosen nahmen an der letzten Wahl Theil und noch fehlen mehrere Distrikte; ebenso Corsika, Algerien und die Kolonien. Dieser enorme Sieg veranlaßt, das „Memorial bordelais“ zu folgendem Vergleich: „Im Jahre 1800 (VIII.) stimmten 3,011,007 gegen 1562 für das zeitweilige Consulat an Bonaparte, Cambaceres und Lebrün. Für das Consulat auf Lebenszeit stimmten 3,568,888 gegen 8,374 und für das erbliche Kaiserthum (1804) stimmten 3,520,075 gegen 2,579. — Die vornehme Welt strömt in Masse nach Paris zurück, wo große Vorbereitungen für die Präsidenteninstallirung getroffen werden. Alle Luxusfabrikanten haben die Hände voll. Im Bazar de voyage allein sind mehrere Millionen bunte Laternen zur Illumination bestellt. Viele große Hauseigenthümer lassen Gaskränze anlegen. in deren Mitte der Name des Gefeierten in Flammenschrift prangen wird. Diese Gaskränze und Güirlanden sind aus dünnen Bleiröhren mit feinen Oeffnungen gebildet, die sich längs der Thüren und Fenster der Häuser hinziehen und einen großen Effekt machen. So lange dieser Charlatanismus auf Kosten jener Eigenthümer geschieht, wollen wir nicht dagegen protestiren. — In den Ministerialbüreaus wird aufgeräumt. Jeder abtretende Minister möchte vor seinem Ende noch recht viel für das Volk thun. Es ist ein wahrer demokratischer Eifer unter sie gefahren. So erläßt heute Vivien der Staatsbauten Minister eine Verordnung, welche die am 15. Juli 1848 verfügten 2 Prozent Lohnabzüge von den Staatsarbeitern in den Staatswerkstätten zu einem Kapitalstock zusammenwirft, aus welchem verstümmelte Arbeiter und ihre Familien ernährt werden sollen. Alle Staatsbaumeister werden angewiesen, pünktliche Berichte über die Lage des Proletariats einzusenden. Die Jahresgehalte für jede Familie betragen 300 Franken. — Cavaignac beabsichtigt, wie es scheint, vor seinem Abschied noch eine große Aenderung im Marinepersonal vorzunehmen. Man spricht von mehreren Admirälen, 18 Kapitainen, 32 Linienschiffs-Offizieren etc. Allein Verniac, Marineminister, soll Bedenken geäußert haben. Auf diese Nachricht hin protestirt der „Constitutionel heute sehr energisch gegen diesen Wechsel. „Diese Initiative, meint er, gehöre dem neuen Präsidenten.“ — Der Moniteur beeilt sich, folgendes Handschreiben des Papstes an Cavaignac zur öffentlichen Kenntniß zu bringen: „Herr General! Mein Herz ist gerührt und ich bin von Erkenntlichkeit durchdrungen für die schnelle und edelmüthige Erhebung der ältesten Tochter der Kirche, die sich beeifert und sich bereits in Bewegung setzt, um dem souveränen Pontifex zu Hülfe zu eilen. Die günstige Gelegenheit wird sich mir ohne Zweifel bieten, um in Person Frankreich meine väterlichen Gefühle zu bezeugen und auf französischem Boden mit meiner eignen Hand die Segnungen des Herrn auszuspenden, wie ich jetzt schon mit meiner Stimme ihn anrufe, zu gestatten, daß sich diese Segnungen reichlich über Sie und ganz Frankreich ausbreiten. Gegeben zu Gaeta am 7. Decbr. 1848. (gez.) Pius Papa Nonus. — 405 Deputirte der Nationalversammlung haben bereits ihre Visitenkarten zum Zeichen ihrer Unterwerfung unter den demokratischen Kaiser abgegeben. — Barbes richtet aus dem Donjon von Vincennes ein Schreiben an die demokratischen Journale, in welchem er sagt, daß — stände er wirklich auf den berüchtigten Listen — dies gegen seinen Willen geschehen wäre. Wenn er von jeher die volksfeindlichen Regierungssysteme bekämpft habe, so habe er dies keineswegs in Aussicht auf einen Geldlohn gethan. — Das römische Geschwader in Marseille ist ausgeschifft. Die Truppen haben aber Befehl erhalten, sich auf den ersten Wink wieder bereit zu halten. Sie bleiben auf dem Kriegsfuße. — Die Bankdirektion veröffentlicht heute ihren Wochenbericht. Die Baarbestände sind in Paris bis 138,067,641 Frs. und in den Departements auf 111,246,545 Frs. gestiegen. (Schlimmes Zeichen). Die rückständigen oder protestirten Papiere belaufen sich immer noch auf 11,948,890 Frs. 95 Ct. — Konsul Thouardt, der seinem ehemaligen Herrn und Meister Hetzel, Generalsekretär des Ministers des Auswärtigen (jetzt wieder Buchhändler) im Saale der Pas-Perdus ins Gesicht spie: ist gestern zu drei Monaten Gefängniß und 100 Frs. Geldbuße verurtheilt worden. — Barbet, der als Verfasser einer feurigen Flugschrift, „Le Coup de Sabre oder das Reich des Satans,“ ebenfalls vor Gericht stand, ist freigesprochen worden. — Letronne, der auch im Auslande nicht unbekannte Wächter unserer literarischen Nationalschätze in der Politik, ist gestorben. Seine verschiedenen Aemter brachten ihm jährlich etwa 40,000 Frs. ein. — „Siecle,“ offenbar von Cavaignac beauftragt, erklärt die Gerüchte, welche den Cavaignac, in Anerkennung seiner großen Verdienste, von Louis Bonaparte zum Marschall von Frankreich mit dem Großcordon der Ehrenlegion erheben lassen, als lächerliches Geschwätz. Auch habe Lamoriciere nie daran gedacht, dem Herrn Louis Bonaparte seine Dienste anzubieten. — Man befürchtete einige Zeit — sagt die ultra-reaktionäre „Assemblée Nationale“ — daß sich Bugeaud und Changarnier (bekanntlich in ewiger Spannung in Algerien) schwerlich vertragen würden. Wir können jedoch versichern, daß dem nicht so ist. Hr. Changarnier war der Erste, der dem Marschalle bei seiner Ankunft in Paris aufwartete. Es ist auch nicht einmal mehr ein Schatten von Mißstimmung zwischen den beiden (royalistischen) Generalen vorhanden. Es herrscht das herzlichste Einverständniß unter ihnen. — Der Legitimistenklub in der Duphot-Straße ist überaus thätig. Er hat folgende Beschlüsse gefaßt: 1) Alle legitimistischen Journale leihen in der ihnen speziell zu bezeichnenden Weise dem neuen Präsidenten Louis Bonaparte ihre ganze Unterstützung. 2) Sie werden Alles aufbieten, um die Auflösung der Nationalversammlung zu erwirken. 3), 4) und 5) sind der Aufbringung und Verfügung von Geldmitteln gewidmet. — (Proklamation des Junihelden Lamoriciere an die Armee.) Tagesbefehl, Paris, 14. Decbr. 1848 „Offiziere, Unteroffiziere und Soldaten! Zum ersten Male war das ganze Volk berufen, den Präsidenten der Republik zu wählen. In wenigen Tagen wird die Nationalversammlung den Namen proklamirt haben, den das allgemeine Stimmrecht bezeichnete. Wenn inmittelst Aufhetzer Euch zu sträflichen Manifestationen verleiten wollten, werdet Ihr Eure Pflicht zu erfüllen wissen. Die Regierung ist bereit, dem Erwählten der Nation die temporäre Macht zu übergeben, die ihr von der Nationalversammlung verliehen wurde; sie soll und will sie unberührt und geachtet zurückgeben. Der Kriegsminister, der Euch so brav und so ergeben im Kampfe und so geduldig und ruhig in den Tagen sah, die ihm folgten, er zählt auf Euch, um ihn bis ans Ende in seinem Auftrage zu unterstützen, der darin bestand, die Ordnung aufrecht zu erhalten und dem Gesetz Achtung zu verschaffen. Der Kriegsminister und Oberbefehlshaber der Armee (gez.) de Lamoriciere — Der Moniteur veröffentlicht heute noch folgenden Briefwechsel zwischen Cavaignac und dem Papst zur nachträglichen Rechtfertigung des Ersteren. I. General Cavaignac an Se. Heiligkeit. Paris, 3. Dezember 1848. Sehr heiliger Vater! Ich übersende Ew. Heiligkeit durch einen meiner Adjudanten gegenwärtige Depesche nebst einer Beilage vom Erzbischof von Nicea, Ihrem Nuntius bei der Regierung der Republik. Die französische Nation, tief betroffen von dem Kummer, dem Ew. Heiligkeit in den letzten Tagen ausgesetzt war, fühlt sich nicht weniger gerührt von dem Wunsche väterlichen Vertrauens, das Ew. Heiligkeit bewog, bei ihr eine zeitweise Gastfreundschaft anzusprechen, welche Ew. Heiligkeit würdig zu gewähren sie glücklich und stolz sein wird. Ich schreibe deshalb an Sie, damit kein Gefühl der Beunruhigung, keine Furcht ohne Grund Ihren ersten Entschluß verdränge und Ew. Heiligkeit davon abbringe. Die Republik, deren Bestehen schon durch den wohlüberlegten, ausdauernden und souverainen Willen der französischen Nation schon consekrirt ist, würde mit Stolz zusehen, wie Ew. Heiligkeit der Welt das Schauspiel einer religiösen Consekration dieses Willens geben durch Ihre Gegenwart, und welche sie mit der Würde und der religiösen Achtung empfangen würde, welche dieser großen und edelherzigen Nation zukommt. Ich fühlte das Bedürfniß, Ew. Heiligkeit diese Versicherung auszusprechen und ich hege das Verlangen, daß Ihnen dieselbe ohne Zögerung zugehen möge. In diesen Gefühlen, sehr heiliger Vater, bin ich Ihr respektvoller Sohn. (gez.) General Cavaignac. II. Antwort (abschlägige) des Papstes. Mein Herr General! Ich habe durch Vermittlung des Hrn. v. Corcelles einen Brief an Sie gerichtet, worin ich Sie bat, Frankreich meine väterlichen Gefühle und meine äußerste Dankbarkeit auszudrücken Diese Dankbarkeit wächst mehr und mehr beim Anblick der neuen Schritte, die Sie, Hr. General, bei mir sowohl in Ihrem als im Namen Frankreichs thun, indem Sie mir durch einen Ihrer Adjudanten einen Brief senden, in dem Sie mir die Gastfreundschaft eines Landes anbieten, welches stets reich an entschieden katholischen und dem päpstlichen Stuhle ergebenen großen Geistern war und es auch stets bleiben wird. Hierbei fühlt mein Herz von Neuem das Bedürfniß, Ihnen zu versichern, daß die günstige Gelegenheit nicht ermangeln wird, wo ich mit meiner eigenen Hand den apostolischen Segen über die große und edelmüthige französische Familie werde spenden können. Hat mich auch die Vorsehung durch überraschende Wege an den Ort geführt, wo ich mich augenblicklich aufhalte, ohne daß ich das Geringste premeditirt noch verabredet hätte, so wird mich dies Ereigniß doch nicht hindern, schon hier mich vor Gott nieder zu werfen, dessen, obgleich unwürdiger, Statthalter ich bin und ihn anzuflehen, über Sie und ganz Frankreich seinen Segen zu ergießen. Gegeben zu Gaeta, den 10. Dezember 1848. (gez.) Pius, papa nonus. * Paris. Banketts folgen sich auf Banketts. Toaste werden gebracht dem Louis Blanc, Caussidiere und Ledru-Rollin. In allen Provinzen, in allen Departements, wo doch allenthalben Louis Napoleon die Majorität gehabt, wird seines Namens nicht erwähnt: man gibt stillschweigend zu verstehn, daß man seinen Namen geschrieben, und sich einen andern Namen dabei gedacht habe. In dem Departement von Puy-de-Dôme fanden sich dieselben Wähler, die für Louis Napoleon gestimmt hatten, zusammen, um die Montagne leben zu lassen. Die Bedeutung Napoleons tritt immer mehr an den Tag. 12 Paris, 17. Dez. Was aus dem Allen nun werden wird? Wie soll das Alles werden? Diejenigen, welche beständig diese Frage aufstellen, und weiter nichts als das Ende von dem Allen sehn und wissen wollen, wissen und sehn nicht, was da Alles geworden, und wie das Alles angefangen hat. Es sind kleine, harmlose Krämer, die stets ruhig hinter ihrem Comptoir gesessen und um jeden Preis wieder, wie ehemals, dahinter sitzen wollen, wenn nur die Geschäfte ein wenig besser gingen, als ehemals. Ja ehemals, ich meine vor 2 oder 3 Jahren, daß hätten sie gezittert vor jeder Störung, vor jeder Stockung in den Geschäften. Sie lebten damals noch in dem süßen Wahne, nach 2 oder 3 Jahren ihre Geschäfte der Maßen ausgedehnt zu haben, da sie, was der Franzose nennt, ihre Fortune gemacht hätten und nun sich gänzlich von den Geschäften hätten zurückziehen können. Das ist so der Traum, das Ideal, des Pariser Kleinhändlers. Aber die 2 bis 3 Jahre verflossen, die Geschäfte gingen immer schlechter, die Käufer und Kunden wurden immer spärlicher und der arme Mann fand sich immer mehr und mehr unter dem Drucke des Banquiers und Wucherers, der seine Wechsel esokmptirte. Um diesem Drucke mit einem Male ein Ende zu machen, ging der Mann auf die Börse, ließ sich in Spekulationen ein, und wurde völlig ruinirt. Die hohe Bourgeoisie, die Aristokratie der Finanzen, profitirte allein bei diesem allgemeinen Ruine der Kleinbürger. Bei der Wahlreform, die damals von der Linken betrieben wurde, waren die Ideologen der Kleinbürger, die Advokaten und Aerzte, die sogenannten Capacitäten allein thätig. Indem sie ihre politische Stellung zu erringen suchten, mußten sie natürlich der Klasse, welche sie vertraten, ebenfalls zur Herrschaft verhelfen. — Die Wahlreform schlug in eine Revolution um. Jeder Franzose ist ein geborner Soldat und jeder Krämer geborner Nationalgarde. Er ließ die Revolution ruhig geschehn. Die Republik ward proklamirt — die politische Herrschaft der Finanziers war gestürzt. Alle Geschäfte lagen brach. Die „Politiker“ griffen nach ihrem Kopfe, die Geldmänner nach ihre Tasche, und die meisten nach dem Einen und dem Andern. Diejenigen, welche in der gestürzten Verwaltung die Geldverhältnisse regulirt hatten, einzig und allein zu Gunsten der Geldaristokratie, liefen Gefahr ihren Kopf, und letztere ihren Kredit zu verlieren. Die Furcht, die Bestürzung in der gestürzten Klasse war so groß, daß sie zu Allem eingewilligt hätte. Aber die Bestürzung war nicht minder groß unter den Siegern. Sie trauten sich nicht, die Zügel zu ergreifen; sie wußten nicht, wer eigentlich die Sieger waren. Der „Populaire“ mit Cabet an der Spitze, als die am meisten vorwärts geschrittene Partei, wandte sich an die Reforme, die Reforme an den National, der National an die Partei des Odillon-Barrot, mit welcher die Wahlreform begonnen hatte. Indessen war in der Kammer die Republik von Ledru-Rollin proklamirt und die Partei Odillon-Barrots, welcher für die Regentschaft gestimmt hatte, geschlagen worden. Die Partei des Nationals und der Reform, mit dem versöhnenden Geiste Lamartine's in ihrer Mitte, bildeten die provisorische Regierung. In dem Kampfe, der sich jetzt zwischen der Partei des Nationals und der Reform entspann, spielte Lamartine die Rolle eines Schleichhändlers. Alle Maßregeln, welche die provisorische Regierung hätte nehmen können zur Sicherung des errungenen Sieges, waren entweder falsch oder wurden vereitelt durch die Partei des Nationals. Die Männer der geschlagenen Partei drängten sich zu den Wahlen: sie merkten, daß, da nichts an den Eigenthumsverhältnissen geändert war, sie mit ihrer Spezialität sich wieder herandrängen durften. Der National, der weiter nichts that, als die alten socialen Verhältnisse in die politisch-republikanische Sprache zu übersetzen, mußte einer Partei willkommen sein, der im Grunde jede politische Form gleichgültig ist, wenn sie nur die socialen Verhältnisse zu ihrem Vortheil bestehen läßt. Freilich wären ihr die alten erprobten Männer wie Thiers, Molé, und zumal Guizot lieber gewesen. Aber sie unterdrückte diesen ihren Widerwillen und das Journal des Debats wurde der Lobredner des National, um auf die Reform schlagen zu können. Nach dem 24. Juni war der National völlig an der Herrschaft, Lamartine entfernt und die Partei der Reforme gänzlich geschlagen. Der National rückte mit seiner Spezialität, der Konstitution, zum Vorschein. Diese Konstitution, das Machwerk des Herrn Marrast, war weiter nichts als der Abdruck der alten Verhältnisse. Sie war aus diesen Verhältnissen hervorgegangen, und auf die wirklichen Verhältnisse angewandt, mußte sie in die alten Verhältnisse zurückführen. Die erste Anwendung der Konstitution war die Präsidentenwahl: Sie wurde vollzogen mittelst der Konstitution und durch die Konstitution. Der erste Akt des Nationals, mit dem er in's Leben treten wollte, mußte ihm den Tod zuführen. Sein Leben war das alte vergangene Leben, blos in einem andern Ausdrucke. Der National als Journal konnte fortleben ohne den National als Regierung. Von dem Augenblicke an, wo dies Journal wirklich Regierung wurde, mußte die Regierung wieder Journal werden. Marrast, der Präsident einer Regierung, welche die alten Verhältnisse in einer andern Sprache wiedergab, muß wieder Journalist werden, sobald die Sprache sich löste von den Verhältnissen, und die Verhältnisse nicht mehr ihre Inkorporation in den mit dieser Sprache verbundenen Personen fanden. Aber die jetzt frei gewordene Sprache des National von dem Augenblicke an, wo sie aufgehört hat, die nationale Sprache zu sein, macht auch die früher gebundene Sprache der anderen Journale, der Debats u. s. w. frei. Die Revolution vom Februar war nur ein coup de main, bloß der Handstreich einer Minorität: diese Minorität ist geschlagen, besiegt: die Franzosen sind keine geborene Republikaner (meint das Journal des Debats). Nach der Februar-Revolution war das „Debats“ ein Republikaner, ganz wie der National: Es sah das fürchterliche Proletariat vor sich, in unabsehbaren Zügen, die so leicht seiner Herrschaft, seinem Leben hätten ein Ende machen können. Es klammerte sich an den früher so verhöhnten Lamartine an. Jetzt verhöhnt es auf's neue Lamartine, nennt ihn einen Revolutionär, und die Revolution einen Handstreich! Diese Leute haben ganz die Seele der Kourse bekommen! Auf den leichtesten Hauch schwellen sie an oder fallen. Weil 5 Millionen für Louis Napoleon gestimmt haben, und Louis Napoleon zu Ministern Leute wie Thiers und Molé nehmen will, hat sich in den Augen der Bourgeois-Partei die Sachlage verändert. Als wenn die Entfernung der Partei nicht der größte Gewinn für die Demokratie wäre! Zeigt sich nicht jeden Augenblick noch die Stärke der ganzen demokratischen Partei in ihrem Zusammenwirken mit der Armee, die offen erklärt, daß sie nie mehr gegen Juni-Insurgenten kämpfen wird, und den Beweis davon gibt, indem sie gegen Cavaignac und für Napoleon stimmt, um aus den engen Gränzen wieder herauszutreten und die Feinde der Demokraten, die Windischgrätze und Consorten, zu vernichten. Spanien. * Madrid, 8. Dez. Der Karlist, Oberst Posas, mit seinen 600 Mann Infanterie und 30 Mann Kavallerie, hat sich freiwillig dem General Concha gestellt, bei Esparraguera, nahe bei Lerida, während der General eben auf dem Weg nach Barcelona war, um den Oberbefehl der katalonischen Provinzen zu übernehmen. Es fand zwischen beiden eine Art von Konvention Statt, in Folge deren der besagte Oberst und seine Offiziere als solche in der regulären Armee der Königin anerkannt sind. Die moralische „Times“ findet hierin ein sehr böses Beispiel, was Gesellen aller Art veranlassen werde, eine Bande von Mißvergnügten um sich zu sammeln, zu dem einzigen Behufe, sich unmittelbar nachher zu unterwerfen, um dann als Oberst oder selbst als Brigadiergenerale anerkannt zu werden. Das auswärtige diplomatische Korps betrachtet sich als insultirt durch ein Circular, welches ihm von dem Generaldirektor der Douane zugegangen ist, worin er dasselbe ermahnt, nicht mehr wie bisher das ihm gestattete Privilegium, Waaren zu seinem Privatgebrauch frei zu importiren, zum Einschmuggeln von Kaufmannsgütern zu mißbrauchen. Verschiedene der auswärtigen Gesandten sollen Satisfaktion verlangt haben. Der Krieg der Karlisten in Katalonien ist so gefahrdrohend, daß die Regierung im Moniteur vom 6. Dezember 25,000 Mann, die Jugend von 16 bis 18 Jahren, zur Conscription für 1849 heranzieht. Diese Verordnung ist unconstitutionnell, da die Cortes den 15. Dezember zusammen kommen und ihnen allein zukömmt, die Conscription für 1849 auszuschreiben. Die langschwebenden Ansprüche Don Manuel Godoy's, des Friedensprinzen, der noch lebt und zu Paris residirt, sind zuge-

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Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

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Die angegebenen Seitenzahlen beziehen sich auf die Ausgabe: Neue Rheinische Zeitung. Organ der Demokratie. Bd. 1 (Nummer 1 bis Nummer 183) Köln, 1. Juni 1848 bis 31. Dezember 1848. Glashütten im Taunus, Verlag Detlev Auvermann KG 1973.




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Zitationshilfe: Neue Rheinische Zeitung. Nr. 173. Köln, 20. Dezember 1848, S. 0935. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_nrhz173_1848/3>, abgerufen am 21.11.2024.