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Neue Rheinische Zeitung. Nr. 176. Köln, 23. Dezember 1848.

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Michael und ein Bat. Prinz Wilhelm von Preußen) mit 12 Kanonen umzingelt.

Die nachrückenden k. k. Truppen wurden in ihre Schanzen zurückgetrieben; Hurban's und Stur's Korps suchten in wilder Auflösung in der Flucht das Heil; nur wenige retteten sich; von der Führern sind zwei gefangen, und wahrscheinlich schon erhängt, denn man macht hier eben so kurzen Prozeß, als Hr. Windischgrätz in Wien. Auch die 4 Compagnien kaiserl. Truppen, sammt Raketen-Batterie wurden gefangen genommen (bei Neustadt ein Theil, bei Sillein der andere). Die in der Gegend von Teschen stehenden Truppen zogen sich zurück, und erwarten Verstärkungen, besonders Kanonen, deren auch heute 6 Stück in Oderberg anlangten.

In der Slovakei ist die Stimmung nicht allein durchgängig, sondern allgemein den Ungarn günstig, und mehrere czechische Emissäre wurden vom Landvolke den Ungarn ausgeliefert. Die Ungarn haben Ueberfluß an Lebensmitteln und Geld (nicht allein Kossuth'sche Papiere, sondern schöne Kremnitzer Dukaten, ganz neu, mit magyarischer Prägung); die Kaiserlichen haben kein Geld und sehen sich daher zu erdrückenden Requisitionen genöthigt, was das Landvolk aufbringt.

Das Papiergeld der Bank wird nur gegen 20-50 pCt. Verlust angenommen, Kossuth'sche Noten mit 15 pCt. Verlust in der ganzen Slovakei angenommen.

Auch in österreichisch Schlesien ist die Aufregung groß, und die erste bedeutende Niederlage bringt das ganze Land in Aufstand.

(Allg. O.-Z.)
Spanien.
* Madrid, 15. Decbr.

Die Königin hat heute die Sitzung der Cortes eröffnet. Königliches Cortege -- das versteht sich: die Straßen mit Menschen und die Hotels mit Noblesse angefüllt, wie anders?

Kanonengeläute und Glockengedonner -- das ist so der Ton geworden!

"Meine Herren Senatoren und Deputirten! Niemals war es mir so angenehm, mich von Ihnen umgeben zu sehen, als gerade heute, nach den Tagen der schweren Prüfung, die wir zusammen durchwandert. Ich hoffe mit Zuversicht, daß Sie nie aus festerem Entschlusse gekommen sind, Ihre ganze Thätigkeit und Ihren ganzen Eifer der Befestigung der Krone und der Constitution zuzuwenden.

Wie es von seiner väterlichen Fürsorge zu erwarten stand, hat der heilige Vater seine alten Verbindungen mit dem katholischen Spanien wieder hergestellt; aber in derselben Stunde, in der ich Ihnen dieses glückliche Ereigniß anzeige, muß ich Sie zugleich von einem andern traurigen, schmerzlichen in Kenntniß setzen. Der Hohe Priester hat sich in die Nothwendigkeit versetzt gesehen, die Hauptstadt der katholischen Welt zu verlassen, und einen Zufluchtsort auf fremder Erde zu suchen.

Unter hiesen schmerzlichen Umständen habe ich keinen Augenblick Anstand genommen, ihm den Schutz Spanien's anzubieten; eine sichere Zufluchtsstätte inmitten dieser Nation, die immer so katholisch, immer so fromm.

Meine Verbindungen mit den meisten der fremden Mächte haben sich bedeutend ausgedehnt: die Regierungen von Preußen, Sardinien, Oestreich und Toskana haben ihre Repräsentanten gesandt.

Zwischen der neuen französischen Republik und mir bestehen freundschaftliche Beziehungen, wie sie immer bestanden haben zwischen zwei benachbarten Nationen, welche so viele alte Bande aneinander fesseln. (Isabella und die Republik.)

Unangenehme Ereignisse, die zu vermeiden von meiner Regierung nicht abhing, haben eine Unterbrechung der diplomatischen Verbindungen mit England verursacht; aber ich hege das Vertrauen, daß sie bald wieder hergestellt werden, wie es zweien befreundeten Nationen geziemt; sie werden hergestellt werden, sobald einmal die Handlungen und Absichten der spanischen Regierung ihrem wahren Werthe nach erkannt worden sind.

Mitten in den allgemeinen, unerwarteten Umwälzungen, welche Europa erschüttert haben, ist Spanien seinem Throne und seinen Institutionen treu geblieben. Zwar hat der Aufruhr zu wiederholten Malen das Haupt erhoben und die Straßen von Madrid, so wie die Städte und Dörfer der Halbinsel mit Blut gefärbt; (das ist eine Kleinigkeit, ein zwar für die unschuldige Isabella!) aber die entgegengesetzten Parteien, einig zwar in ihrem abscheulichen Bündnisse, haben unterliegen müssen allenthalben vor dem verständigen, loyalen Sinne (?) der Bevölkerung, vor der Tapferkeit und der Disciplin der Armee, so wie der energischen Handlung der Regierung und der Autoritäten (!!). In Katalonien allein sind noch rebellische Streitkräfte übrig, und auch die, hoffe ich, werden bald verschwinden.

Was besonders zu diesem Resultate kräftig wirkend beigetragen hat, das sind die von meiner Regierung adoptirten Maßregeln und die Anwendung der außerordentlichen Gewalten, welche Sie durch die Gesetze in der verflossenen Session bewilligt haben. Der glückliche Erfolg dieser Maßregeln ist ein Beweis der Erfahrung, der Vorhersicht und der Einsicht von Seiten der Cortes (!).

Die Provinzen jenseits des Meeres, sowohl in Amerika als in Asien erfreuen sich unter dem Schutze des Mutterlandes, einer immer steigenden Wohlfahrt. Ihre beständige und anerkannte Treue hat sie nicht allein vor dem Unglück bewahrt, welches die in denselben Regionen gelegenen Colonieen heimgesucht hat; sondern hat sie auch in den Stand gesetzt, eine wirksame und uninteressirte (?) Stütze den Völkerschaften angedeihen zu lassen, welche, in ihrer Noth und Gefahr, mit Recht gedacht haben, daß sie nicht vergebens an den chevaleresken Sinn der Castilianer appelliren würden. (Je te reconnais bien la, Margarethe.)

Die Armee hat mitten in der Krise, welche Europa durchwühlt, ihre Subordination und ihre strenge Disciplin bewahrt. Diesem Geist der Disciplin, so wie ihrer erprobten Tapferkeit verdankt sie die hohe Achtung, in welcher sie bei der Nation und bei mir steht.

Mit der National-Flotte vereinigt hat sie unsere Besitzungen in Afrika vor den wilden Banden von Mauresken zu schützen gewußt; sie hat in Asien die Piraten, welche das Meer unsicher machten, allenthalben besiegt; ihre Niederlassungen und Festungswerke vernichtet, ihre Schiffe und Artillerie weggenommen, und die Freiheit Hunderten von gefangenen Christen wiedergegeben. Auf der Halbinsel selbst hat sie den Thron und die Constitution aufrecht erhalten gegen jede Art von Empörung. (Zum zweiten Male!)

Wohlbekannte Ereignisse haben es nicht erlaubt, bis heute die Resultate zu erzielen, welche von dem durch die Cortes votirten Steuermodus zu erwarten sind; ebenso wenig konnte ein Ebenmaß zwischen den Ausgaben und Eingaben erzielt werden. Aus diesem Grunde vornehmlich hat sich meine Regierung in die Nothwendigkeit versetzt gesehen, von der ihr bewilligten Autorisation Gebrauch zu machen und eine rückzahlbare Erhebung von 100 Millionen zu dekretiren, von welchen Ihnen in gehöriger Form Rechenschaft abgelegt werden soll. (Rien que cela!)

Man wird Ihnen ohne Verzug die Grunde der Ausgaben und die ihnen entsprechenden Rechnungen vorlegen, damit die Cortes sie prüfen und der öffentliche Dienst gesichert sei; zu gleicher Zeit wird man die vom Handel und Ackerbau erheischten Verbesserungen vornehmen.

Mit gleichem Interesse sind die Rechte der Staatsgläubiger, sowohl der fremden als der inländischen, berücksichtigt worden. Ungeachtet der beständigen Opfer, welche die Nation gebracht hat und noch bringt, um den Frieden in der Monarchie aufrecht zu halten, wird die Regierung doch nicht ermangeln, Ihre Aufmerksamkeit auf die Mittel zu leiten, die geeignet sein könnten, den Credit zu verbessern.

Kraft der Autorisation, die in der vorhergehenden Session meiner Regierung gegeben worden, ist das neue Strafgesetzbuch in Kraft getreten; über die Veränderungen, die in verschiedenen seiner Verfügungen getroffen werden mußten, wird Ihnen Rechenschaft abgelegt werden. Noch andere Gesetze werden Ihrer Berathung vorgelegt werden; unter diesen namentlich das Gesetz in Betreff einer permanenten und hinreichenden Votation für den Cultus und den Clerus.

Dies, meine Herren, ist der allgemeine Ueberblick über den Stand des Landes und der Geschäfte der gegenwärtigen Legislatur. Zu keiner Zeit bedurfte es mehr Muth und mehr Entschlossenheit, um das angefangene Werk glücklich zu vollenden, und um den Thron und die Constitution gegen die wiederholten Versuche von Rebellion und Anarchie zu befestigen (3 Mal), aber ich zähle auf Ihre Festigkeit, Ihren Patriotismus u. s. w. ....; ich zähle auf den Beistand der göttlichen Vorsehung, an welche diese große und edelmüthige Nation sich nie vergebens gewandt hat.

Französische Republik.
12 Paris, 19. Dez.

Wer hat sich nicht Alles um das Vaterland verdient gemacht? Wem hat die Nationalversammlung nicht diese Phrase des vergangenen Jahrhunderts um das Haupt gewunden? Und wer blieb gleichgültiger als das Vaterland bei der Verleihung dieses rothen Adlerordens mit der Schleife und ohne Eichenlaub? Als die französische Gesellschaft des vorigen Jahrhunderts die Feudalverhältnisse zusammenschlug, und einen harten Kampf zu bestehen hatte mit den Feudalherrn im Innern sowohl als nach Außen, da hatte das Vaterland eine Bedeutung für die Citoyens, und die für die Citoyens errungenen Triumphe waren Triumphe für das gesammte Vaterland. Unter der Bourgeois-Herrschaft Louis Philipp's und Guizot's bekamen "diese Verdienste um das Vaterland" ihren wahren Namen. Es wurden Vertrauensvota, Satisfaktionsvota, welche die Kammer ihnen gewährte, um ihre Zufriedenheit mit der bestehenden Verwaltung auszudrücken. Das republikanische Spießbürgerthum der Herrn vom National hat die alten Phrasen wieder hervorgeholt, und die Nationalkammer hat nacheinander allen ihren verschiedenen Fraktionen, allen den verschiedenen Verwaltungen diese Boten zukommen lassen, so daß aus der Addition dieser Vertrauensvota weiter nichts hervorgeht, als der Ausspruch: die Nationalversammlung erkennt, daß die Nationalversammlung sich wohl um das Vaterland d. h. sich wohl um sich selbst verdient gemacht hat. Sie erkennt ihre Existenz als eine nothwendige an. Der General Cavaignac hat die meisten dieser Vertrauensvoten eingeerndtet, und er galt in letzter Instanz als ihr einziger Ausdruck. Dem General ist von der Nation dieses Vertrauensvotum entzogen worden, und mit der Entziehung dieses Vertrauensvotums geht der Nationalkammer der sogenannte "Rechtsboden" verloren. Die Nationalkammer, erklärt der Emancipateur von Cambrai, hat sich schlecht um das Vaterland verdient gemacht, und von Cavaignac anfangend geht das Journal rückwärts in die Geschichte bis zum 4. Mai, wo die Versammlung zusammenkam, und schließt damit, daß die Nationalversammlung sich schlecht um das Vaterland verdient gemacht habe, als sie die honette Republik proklamirte.

Die "Gazette de France" giebt diesen Artikel wieder, und Hr. Rolland interpellirte die National-Versammlung wegen dieses Angriffes auf ihre Souveränität. Herr Marie erwiedert, daß die beiden Journale bereits in den Anklagezustand versetzt worden sein. Der Moment für diese Anklage kann nicht schlechter gewählt sein als gerade in den jetzigen Verhältnissen, wo die Existenz der Kammer selbst gefährdet ist, und wo es darauf ankömmt die wahre Bedeutung von Napoleon kennen zu lernen, durch eine Zergliederung Napoleon's, durch eine Zerlegung Napoleon's in seine einzelne Theile, das heißt durch eine neue Zusammenberufung der Kammer. Zwar erklärt Lameth, der im Sinne des Herrn Rollands sprach, daß die Verräther an's Vaterland allein erklären könnten, die Nation wünsche den Schluß der jetzigen National-Versammlung. Wer sind die Verräther? wer ist die Nation? So lange Napoleon noch als eine kompakte Masse erscheint, so lange Louis Napoleon aufgeht in eine Zahl mit furchtbaren Nullen, ist die Kammer im Wiederspruche mit dieser Zahl, mit der Nation, und die "Verräther," welche dieses erklären, gelten in diesem Augenblicke als das Organ dieser Zahl.

Das vornehmste dieser Organe ist die "Presse", ist Girardin, und für den Augenblick können wir Girardin's Presse als das halboffizielle Blatt Napoleon's betrachten. Die Auflösung der französischen Kammer steht in Aussicht; der "National" eifert dagegen und vertheidigt die Kammer, welche bei ihrem Entstehn so wenig ihn befriedigte. Auch die "Reforme" will die Kammer nicht aufgelöst sehen, bloß um dem Präsidenten Napoleon gegenüber eine Majorität zu bilden.

Bedenkt man nun noch, daß gerade die Kammer heute noch auf den Antrag des Herrn Lagrange in Bezug auf die Amnestiefrage beschlossen hat, im geheimen Scrutinium darüber zu entscheiden; daß sie es nicht wagt, im offenen Scrutinium die Juni-Insurrektion nur im leisesten zu berühren: so kann man nicht anders sagen, als daß die Feinde der Republik, ob honett, ob demokratisch, gerade diejenigen sind, welche am meisten dazu beitragen, der rothen Republik zu ihrem Triumphe zu verhelfen.

Ihre Sprache wird immer bestimmter, in den Klubs sowohl als auf der Straße. Selbst aus dem Gefängnisse läßt sie ihre Sprache vernehmen, und Barbes schreibt aus Vincennes einen Brief, der, wie die Debats in ihrem Aerger bemerken, "keines Kommentars bedarf", vermuthlich weil Herr Hebert nicht mehr da ist.

Dieser Brief ist an den Redakteur der "demokratischen und sozialen Revolution" gerichtet und lautet folgendermaßen:

"Es scheint, daß mein Namen ebenfalls auf der famösen Liste der National-Belohnungen figurirt. Ich habe nicht den mindesten Groll gegen den Verfasser dieser Liste, weil er meinen Namen neben den Namen von sogenannten Mördern und Dieben gesetzt hat. Die Wittwe und die Kinder Pepin's, die Verwandten des heldenmüthigen Alibaud's und Darmes' sind rein von allem Schmutze und ein Republikaner kann von der Berührung mit ihnen nicht im Geringsten befleckt werden. -- Mein Schamgefühl empört sich sogar nicht wenn mein Namen neben andern sogenannten Missethätern steht, wie Mialon z. B., dieser unglückliche Proletarier, der zur ewigen Galeerenstrafe verurtheilt worden ist, weil er sich in den Maitagen von 1839 geschlagen hat, und der vor dieser Verurtheilung 5 Jahre enger Haft überstanden, weil er unter dem Schutte eines Hauses, woran er arbeitete, ein Stück altes Eisen genommen hatte, das nach dem Eingeständnisse des Staatsprokurators am Pairshofe nicht über einen Franken werth war...... Wenn ich meine Pflichten als Bürger in dem Kampfe meiner Brüder gegen eine niederträchtige Regierung erfüllt habe, so geschah dies gewiß nicht in der Hoffnung auf eine Belohnung. Jede pekuniäre Unterstützung, die ich annehmen würde, wäre ein Raub zum Nachtheile so vieler anderer frühern politischen Gefangenen, die der Unterstützung mehr bedürfen als ich. Ich erkläre daher, daß wenn mein Name auf dieser Liste figurirt, dies ohne mein Vorwissen geschehen ist.

Barbes."

12 Paris, 20. Dezbr.

So haben wir ihn endlich! Wen? Den Präsidenten Louis Napoleon Bonaparte. Aus Furcht vor der Masse von Gläubigern, die an die Napoleonische Massa Forderungen zu stellen hatten, aus Furcht vor der Heftigkeit, mit welcher die Forderungen gestellt wurden, und damit man ja nicht verleitet würde, dieselben auf ungesetzlichem Wege einzutreiben, hat man Napoleon zum Staatseigenthum erklärt. Jetzt ist er Präsident, ein und untheilbar. Marrast selbst hat es erklärt, von der Höhe der Tribüne, in voller Nationalversammlung: im Namen der Konstitution. Wenn einst die Konstitution verloren geht, wenn sie verschwindet aus der Welt, wie irgend ein anderer römischer oder griechischer Codex, so wird man sie wiederfinden tief im Herzen Marrast's. Cavaignac hat seine Vollmacht niedergelegt. Er war tief gerührt, als er von der Republik sprach, die er mit so vielem Blute befestigt hat. Wenn einst die Republik verloren geht, wenn sie verschwindet aus der Welt, mit ihrer ganzen Umgebung von Mobilgarden und arabischen Soldaten, so wird man sie wieder finden tief im Herzen des Generals. Bonaparte besteigt die Tribüne und leistet den Eid auf die Konstitution. Er hat den Stern auf dem schwarzen Rocke. Wenn einst im Herzen der Nation Napoleon verloren gehen könnte, würde man Napoleon wiederfinden unter dem Sterne Napoleon's?

Paris, 20. Dezbr.

Große Bestürzung in der Finanzwelt! Die fünfprozentige Rente -- unser Staatsbarometer -- ist inmitten des Elektoraljubels um drei Franken und fünfundzwanzig Centimen (beträgt mehr als 3 1/4 Prozent) gefallen und Hr. Rothschild soll einige sehr inhaltschwere Worte in Bezug auf das nächste Semester haben fallen lassen, die eine allgemeine Versteigerung trotz Napoleons glänzenden Versprechungen hervorgerufen.

Das Gespenst des Nationalbankerotts tritt der Börsenwelt vor die Augen. Darum beeilt sich heute der Moniteur, sie durch eine offizielle Darstellung der General-Finanzlage der Republik zu beruhigen. Dieses Aktenstück kann also gleichzeitig als das finanzielle Testament der Cavaignac'schen Staatsverwaltung oder Säbelherrschaft betrachtet werden.

Hier ist es in seinen Hauptresultaten:

Am 20. Juni 1848 befanden sich in der Central-Staatskasse 25,141,000 Franken. Diese Summe sank am 1. Juli (nach der Schlacht) auf 12,303,000 Franken und am 4. desselben Monats waren von ihr nur noch 6,906,000 Franken übrig. In jenem Augenblick war die Verlegenheit der Staatskasse am größten. Das tägliche Defizit betrug die enorme Summe von mehr als Zwei Millionen Franken. In der Periode vom 25. Oktober bis zum 10. November gelang es dem rothschild'schen Agenten Goudchaux dieses enorme Defizit auf 1,238,000 Franken per Tag herabzudrücken. Goudchaux (der einzige demokratische Bankier von Paris, wie er sich selbst auf der Bühne der Nationalversammlung nannte) entwickelte in der That einen bewunderungswürdigen Eifer in der Verordnung von Zwangsersparissen, demzufolge es möglich wurde, das tägliche Defizit vom 10. November bis zum 24. Dezember auf 101,400 Franken herabzudrücken. Mit andern Worten: die Einnahme wurde von den Ausgaben täglich nur noch um 101,400 Franken überstiegen. Das Resultat der Präsidentenwahl einmal bekannt, entwickelten die Generalsteuereinnehmer eine außerordentliche Thätigkeit, so daß die Staatskasse von ihnen am 31. Dezember auf mehr als 40 Millionen Franken rechnen könne.

"Fügen wir nun noch -- schließt der Moniteur das merkwürdige Aktenstück -- die bedeutenden außerordentlichen Einnahmen des 1849er Büdgets zu obiger Steuersumme hinzu, so darf die Finanzlage der Republik sich keineswegs beunruhigen. Diese außerordentlichen Einnahmen bestehen:

a) in der Ratenzahlung des Rothschild'schen Anleihens mit64,000,000
b) Ratenzahlung aus Lyon30,000,000
c) Nordbahn12,000,000
d) Von Bankanleihen (2. Portion)75,000,000
Beträgt181,000,000
Hiezu obige Steuersumme40,000,000
Im Ganzen221,000,000

Die französische Republik eröffnet also den Staatsdienst von 1849 mit einem Finanzetat von 221,000,000 Franken, zahlbar am 1. Januar 1849. In diesem Abschluß sind keineswegs die bedeutenden Hülfsquellen begriffen, welche der Staatskasse aus dem Tagportefeuille der verschiedenen Verwaltungszweige zufließen."

So weit der Moniteur. An der heutigen Börse machte dieses Finanz-Testament großen Eindruck. Die 3prozentige Rente eröffnete mit 45 1/2, 1/4 und droht noch tiefer zu sinken. Es herrscht ein wahrer panischer Schrecken in der Kulisse. Die ehrbare 5% Rente folgt dem allgemeinen Desastre und eröffnete um 1 Uhr entsetzlich flau mit 75 und 74 1/2 und 74 1/4, 1/3. Die Angst wird mit jedem Augenblicke größer.

-- Die Nationalversammlung hat heute Louis Napoleon Bonaparte zum Präsidenten proklamirt. Die Eile der Proklamirung soll durch Entdeckung eines imperialistisch-sozialistischen Komplots herbeigeführt worden sein.

-- Das allgemeine Stimmenresultat ist bis jetzt:

Für Louis Napoleon 5,680,395 Stimmen.

Für Cavaignac 1,444,520 Stimmen.

-- National-Versammlung. Sitzung vom 20 Dezember. Anfang 3 Uhr. Präsident Marrast. Große militärische Vorsichtsmaßregeln decken die Zugänge. Einige Bataillone der Mobilgarde und Linie halten sich im Tuileriengarten schlagfertig und vor der Brücke stellt sich das Dragonerregiment vom Quai d'Orsay auf. Das Sitzungsgebäude selbst ist mit anderen Truppen und Artillerie angefüllt. Der Grund zu diesen Vorsichtsmaßregeln soll in Polizeiberichten liegen, welche eine kaiserlich-socialistische Bewegung gegen den Saal verrathen. Das ist offenbar eine Lüge, denn bezüglich der Socialisten und Kommunisten, so sehnen sich ihre Führer durchaus nach keinem Putsche, sondern nach einjähriger (!) Ruhe, um das Volk zu organisiren.

Die Bänke sind zeitig voll und wir hören, daß die Wahlprüfungskommission beschlossen habe, heute schon ihren Bericht abzustatten und den Präsidenten proklamiren zu lassen. Darum herrscht eine große Aufregung in den Reihen.

Kein Mensch hört auf das Protokoll; Alles unterhält sich lebhaft.

Mortimer Ternaux, Pariser Stadtrath, nimmt das Wort vor der Tagesordnung. Bürger Beaumont, sagt er, behauptete neulich bei Gelegenheit einer Petition der Februarverwundeten, daß über 1,300,000 Fr. für sie auf dem Subscriptionswege eingegangen, daß aber nur 300,000 Fr. unter sie vertheilt worden seien und wohin denn die Million Fr. gekommen. Ich erkläre hiermit, daß diese Angaben durchaus irrig sind und daß sich Jedermann die nöthigen Details im Ausschusse, den er vertrete, holen könne.

Auf der Tagesordnung tauchen zwei Gesuche auf, das eine von Guerret gegen Caussidiere, das andere von Ballon gegen Türk, um Vollmachtsertheilung zur gerichtlichen Verfolgung beider Deputirten.

Beide Gesuche werden verworfen.

Mehrere unbedeutend Anträge werden verschoben.

Kurz vor 4 Uhr tritt Quastor Lebreton in Generalsuniform in den Saal. Ihm folgt bald Louis Napoleon Bonaparte im schwarzen Ueberrock. Er setzt sich neben Odillon-Barrot. (Agitation).

Marrast: Waldeck Rousseau hat das Wort, um den Bericht über die Präsidentenwahl vorzulesen.

Waldeck Rousseau beginnt diesen Bericht voll interessanter Daten. Offiziell sind bisher 7,326,345 Wähler konstatirt, von denen 5,434,000 für Napoleon, 1,448,000 für Cavaignac stimmten. Mit Ausnahme Grenobles ging überall die Wahl mit Ruhe vor sich.

Mehrere Unregelmäßigkeiten haben sich, fährt W. Rousseau fort, bei den Wahlen an einigen Orten eingeschlichen. Sie sind dem Minister des Innern zur Verhütung von Wiederholungen mitgetheilt worden. Im Ganzen stellt sich die Wahl des Bürgers Louis Napoleon Bonaparte als vollkommen regelmäßig heraus. Es ist im Schooße der Kommission der Einwand erhoben worden, daß Louis Napoleon Bonaparte im Auslande (Thurgau in der Schweiz) mit dem Staatsbürgerrecht beliehen worden sei, das er auch dort wirklich ausgeübt habe. Indessen hält die Mehrheit der Kommission diesen Einwand nicht für stichhaltig und sie bezeichnet Ihnen den Bürger Louis Napoleon Bonaparte hiermit als den Auserwählten des französischen Volkes für das Präsidium. Bürger Vertreter! (schließt Waldeck Rousseau) vor neun Monaten proklamirtet Ihr von der Haupttreppe dieses Gebäudes herab die Republick, heute schlägt Euch die Kommission vor, den Bürger Louis Napoleon Bonaparte als Präsidenten der Republick zu proklamiren. (Beifall zur Rechten. Große Bewegung im Saale).

Cavaignac steigt auf die Bühne. (Tiefe Stille.) Ich beehre mich, die National-Versammlung zu benachrichtigen, daß das gegenwärtige Ministerium seine Demission insgesammt eingereicht hat. Gleichzeitig gebe auch ich hiermit die Staatsgewalt in die Hände der National-Versammlung zurück, mit der sie mich vor 6 Monaten beehrt hatte. Ich bewahre eine ewige Erkenntlichkeit für das Wohlwollen, mit dem Sie mich beschenkt haben. (Beifall).

Marrast proklamirt nun den Gewählten zum Präsidenten.

Im Namen des französischen Volkes proklamire ich hiermit, in Betracht, daß der Bürger Charles Louis Napoleon Bonaparte die Wahlfähigkeitsbedingungen erfüllt, in Rücksicht auf die Stimmenmehrheit, die er vereinigt, den Bürger Charles Louis Napoleon Bonaparte, Kraft der Verfassung, zum Präsidenten der französischen Republik, von diesem Tage ab bis zum dritten Sonntage des Mai 1852. Ich lade den Bürger Louis Napoleon Bonaparte ein, sich der Bühne zu nähern und den Eid der Verfassung zu leisten

Louis Napoleon Bonaparte steigt auf die Bühne. Seine rechte Hand ist bloß (ohne Handschuh), ein Ordensstern strahlt auf seiner Brust.

Marrast liest ihm den Schwur vor. Bonaparte spricht ihn nach. Man hört deutlich die Worte: Ich schwöre es! (Sensation).

Marrast: Die Proklamation soll in allen Gemeinden der Republik öffentlich angeheftet werden. Präsident Louis Napoleon Bonaparte hat das Wort

Bonaparte: (Allgemeine Stille.) Bürger Vertreter! Das Stimmrecht der Nation beruft mich zur Präsidentschaft, legt mir aber auch Pflichten

Hierzu eine Beilage.

Michael und ein Bat. Prinz Wilhelm von Preußen) mit 12 Kanonen umzingelt.

Die nachrückenden k. k. Truppen wurden in ihre Schanzen zurückgetrieben; Hurban's und Stur's Korps suchten in wilder Auflösung in der Flucht das Heil; nur wenige retteten sich; von der Führern sind zwei gefangen, und wahrscheinlich schon erhängt, denn man macht hier eben so kurzen Prozeß, als Hr. Windischgrätz in Wien. Auch die 4 Compagnien kaiserl. Truppen, sammt Raketen-Batterie wurden gefangen genommen (bei Neustadt ein Theil, bei Sillein der andere). Die in der Gegend von Teschen stehenden Truppen zogen sich zurück, und erwarten Verstärkungen, besonders Kanonen, deren auch heute 6 Stück in Oderberg anlangten.

In der Slovakei ist die Stimmung nicht allein durchgängig, sondern allgemein den Ungarn günstig, und mehrere czechische Emissäre wurden vom Landvolke den Ungarn ausgeliefert. Die Ungarn haben Ueberfluß an Lebensmitteln und Geld (nicht allein Kossuth'sche Papiere, sondern schöne Kremnitzer Dukaten, ganz neu, mit magyarischer Prägung); die Kaiserlichen haben kein Geld und sehen sich daher zu erdrückenden Requisitionen genöthigt, was das Landvolk aufbringt.

Das Papiergeld der Bank wird nur gegen 20-50 pCt. Verlust angenommen, Kossuth'sche Noten mit 15 pCt. Verlust in der ganzen Slovakei angenommen.

Auch in österreichisch Schlesien ist die Aufregung groß, und die erste bedeutende Niederlage bringt das ganze Land in Aufstand.

(Allg. O.-Z.)
Spanien.
* Madrid, 15. Decbr.

Die Königin hat heute die Sitzung der Cortes eröffnet. Königliches Cortège — das versteht sich: die Straßen mit Menschen und die Hotels mit Noblesse angefüllt, wie anders?

Kanonengeläute und Glockengedonner — das ist so der Ton geworden!

„Meine Herren Senatoren und Deputirten! Niemals war es mir so angenehm, mich von Ihnen umgeben zu sehen, als gerade heute, nach den Tagen der schweren Prüfung, die wir zusammen durchwandert. Ich hoffe mit Zuversicht, daß Sie nie aus festerem Entschlusse gekommen sind, Ihre ganze Thätigkeit und Ihren ganzen Eifer der Befestigung der Krone und der Constitution zuzuwenden.

Wie es von seiner väterlichen Fürsorge zu erwarten stand, hat der heilige Vater seine alten Verbindungen mit dem katholischen Spanien wieder hergestellt; aber in derselben Stunde, in der ich Ihnen dieses glückliche Ereigniß anzeige, muß ich Sie zugleich von einem andern traurigen, schmerzlichen in Kenntniß setzen. Der Hohe Priester hat sich in die Nothwendigkeit versetzt gesehen, die Hauptstadt der katholischen Welt zu verlassen, und einen Zufluchtsort auf fremder Erde zu suchen.

Unter hiesen schmerzlichen Umständen habe ich keinen Augenblick Anstand genommen, ihm den Schutz Spanien's anzubieten; eine sichere Zufluchtsstätte inmitten dieser Nation, die immer so katholisch, immer so fromm.

Meine Verbindungen mit den meisten der fremden Mächte haben sich bedeutend ausgedehnt: die Regierungen von Preußen, Sardinien, Oestreich und Toskana haben ihre Repräsentanten gesandt.

Zwischen der neuen französischen Republik und mir bestehen freundschaftliche Beziehungen, wie sie immer bestanden haben zwischen zwei benachbarten Nationen, welche so viele alte Bande aneinander fesseln. (Isabella und die Republik.)

Unangenehme Ereignisse, die zu vermeiden von meiner Regierung nicht abhing, haben eine Unterbrechung der diplomatischen Verbindungen mit England verursacht; aber ich hege das Vertrauen, daß sie bald wieder hergestellt werden, wie es zweien befreundeten Nationen geziemt; sie werden hergestellt werden, sobald einmal die Handlungen und Absichten der spanischen Regierung ihrem wahren Werthe nach erkannt worden sind.

Mitten in den allgemeinen, unerwarteten Umwälzungen, welche Europa erschüttert haben, ist Spanien seinem Throne und seinen Institutionen treu geblieben. Zwar hat der Aufruhr zu wiederholten Malen das Haupt erhoben und die Straßen von Madrid, so wie die Städte und Dörfer der Halbinsel mit Blut gefärbt; (das ist eine Kleinigkeit, ein zwar für die unschuldige Isabella!) aber die entgegengesetzten Parteien, einig zwar in ihrem abscheulichen Bündnisse, haben unterliegen müssen allenthalben vor dem verständigen, loyalen Sinne (?) der Bevölkerung, vor der Tapferkeit und der Disciplin der Armee, so wie der energischen Handlung der Regierung und der Autoritäten (!!). In Katalonien allein sind noch rebellische Streitkräfte übrig, und auch die, hoffe ich, werden bald verschwinden.

Was besonders zu diesem Resultate kräftig wirkend beigetragen hat, das sind die von meiner Regierung adoptirten Maßregeln und die Anwendung der außerordentlichen Gewalten, welche Sie durch die Gesetze in der verflossenen Session bewilligt haben. Der glückliche Erfolg dieser Maßregeln ist ein Beweis der Erfahrung, der Vorhersicht und der Einsicht von Seiten der Cortes (!).

Die Provinzen jenseits des Meeres, sowohl in Amerika als in Asien erfreuen sich unter dem Schutze des Mutterlandes, einer immer steigenden Wohlfahrt. Ihre beständige und anerkannte Treue hat sie nicht allein vor dem Unglück bewahrt, welches die in denselben Regionen gelegenen Colonieen heimgesucht hat; sondern hat sie auch in den Stand gesetzt, eine wirksame und uninteressirte (?) Stütze den Völkerschaften angedeihen zu lassen, welche, in ihrer Noth und Gefahr, mit Recht gedacht haben, daß sie nicht vergebens an den chevaleresken Sinn der Castilianer appelliren würden. (Je te reconnais bien là, Margarethe.)

Die Armee hat mitten in der Krise, welche Europa durchwühlt, ihre Subordination und ihre strenge Disciplin bewahrt. Diesem Geist der Disciplin, so wie ihrer erprobten Tapferkeit verdankt sie die hohe Achtung, in welcher sie bei der Nation und bei mir steht.

Mit der National-Flotte vereinigt hat sie unsere Besitzungen in Afrika vor den wilden Banden von Mauresken zu schützen gewußt; sie hat in Asien die Piraten, welche das Meer unsicher machten, allenthalben besiegt; ihre Niederlassungen und Festungswerke vernichtet, ihre Schiffe und Artillerie weggenommen, und die Freiheit Hunderten von gefangenen Christen wiedergegeben. Auf der Halbinsel selbst hat sie den Thron und die Constitution aufrecht erhalten gegen jede Art von Empörung. (Zum zweiten Male!)

Wohlbekannte Ereignisse haben es nicht erlaubt, bis heute die Resultate zu erzielen, welche von dem durch die Cortes votirten Steuermodus zu erwarten sind; ebenso wenig konnte ein Ebenmaß zwischen den Ausgaben und Eingaben erzielt werden. Aus diesem Grunde vornehmlich hat sich meine Regierung in die Nothwendigkeit versetzt gesehen, von der ihr bewilligten Autorisation Gebrauch zu machen und eine rückzahlbare Erhebung von 100 Millionen zu dekretiren, von welchen Ihnen in gehöriger Form Rechenschaft abgelegt werden soll. (Rien que cela!)

Man wird Ihnen ohne Verzug die Grunde der Ausgaben und die ihnen entsprechenden Rechnungen vorlegen, damit die Cortes sie prüfen und der öffentliche Dienst gesichert sei; zu gleicher Zeit wird man die vom Handel und Ackerbau erheischten Verbesserungen vornehmen.

Mit gleichem Interesse sind die Rechte der Staatsgläubiger, sowohl der fremden als der inländischen, berücksichtigt worden. Ungeachtet der beständigen Opfer, welche die Nation gebracht hat und noch bringt, um den Frieden in der Monarchie aufrecht zu halten, wird die Regierung doch nicht ermangeln, Ihre Aufmerksamkeit auf die Mittel zu leiten, die geeignet sein könnten, den Credit zu verbessern.

Kraft der Autorisation, die in der vorhergehenden Session meiner Regierung gegeben worden, ist das neue Strafgesetzbuch in Kraft getreten; über die Veränderungen, die in verschiedenen seiner Verfügungen getroffen werden mußten, wird Ihnen Rechenschaft abgelegt werden. Noch andere Gesetze werden Ihrer Berathung vorgelegt werden; unter diesen namentlich das Gesetz in Betreff einer permanenten und hinreichenden Votation für den Cultus und den Clerus.

Dies, meine Herren, ist der allgemeine Ueberblick über den Stand des Landes und der Geschäfte der gegenwärtigen Legislatur. Zu keiner Zeit bedurfte es mehr Muth und mehr Entschlossenheit, um das angefangene Werk glücklich zu vollenden, und um den Thron und die Constitution gegen die wiederholten Versuche von Rebellion und Anarchie zu befestigen (3 Mal), aber ich zähle auf Ihre Festigkeit, Ihren Patriotismus u. s. w. ‥‥; ich zähle auf den Beistand der göttlichen Vorsehung, an welche diese große und edelmüthige Nation sich nie vergebens gewandt hat.

Französische Republik.
12 Paris, 19. Dez.

Wer hat sich nicht Alles um das Vaterland verdient gemacht? Wem hat die Nationalversammlung nicht diese Phrase des vergangenen Jahrhunderts um das Haupt gewunden? Und wer blieb gleichgültiger als das Vaterland bei der Verleihung dieses rothen Adlerordens mit der Schleife und ohne Eichenlaub? Als die französische Gesellschaft des vorigen Jahrhunderts die Feudalverhältnisse zusammenschlug, und einen harten Kampf zu bestehen hatte mit den Feudalherrn im Innern sowohl als nach Außen, da hatte das Vaterland eine Bedeutung für die Citoyens, und die für die Citoyens errungenen Triumphe waren Triumphe für das gesammte Vaterland. Unter der Bourgeois-Herrschaft Louis Philipp's und Guizot's bekamen „diese Verdienste um das Vaterland“ ihren wahren Namen. Es wurden Vertrauensvota, Satisfaktionsvota, welche die Kammer ihnen gewährte, um ihre Zufriedenheit mit der bestehenden Verwaltung auszudrücken. Das republikanische Spießbürgerthum der Herrn vom National hat die alten Phrasen wieder hervorgeholt, und die Nationalkammer hat nacheinander allen ihren verschiedenen Fraktionen, allen den verschiedenen Verwaltungen diese Boten zukommen lassen, so daß aus der Addition dieser Vertrauensvota weiter nichts hervorgeht, als der Ausspruch: die Nationalversammlung erkennt, daß die Nationalversammlung sich wohl um das Vaterland d. h. sich wohl um sich selbst verdient gemacht hat. Sie erkennt ihre Existenz als eine nothwendige an. Der General Cavaignac hat die meisten dieser Vertrauensvoten eingeerndtet, und er galt in letzter Instanz als ihr einziger Ausdruck. Dem General ist von der Nation dieses Vertrauensvotum entzogen worden, und mit der Entziehung dieses Vertrauensvotums geht der Nationalkammer der sogenannte „Rechtsboden“ verloren. Die Nationalkammer, erklärt der Emancipateur von Cambrai, hat sich schlecht um das Vaterland verdient gemacht, und von Cavaignac anfangend geht das Journal rückwärts in die Geschichte bis zum 4. Mai, wo die Versammlung zusammenkam, und schließt damit, daß die Nationalversammlung sich schlecht um das Vaterland verdient gemacht habe, als sie die honette Republik proklamirte.

Die „Gazette de France“ giebt diesen Artikel wieder, und Hr. Rolland interpellirte die National-Versammlung wegen dieses Angriffes auf ihre Souveränität. Herr Marie erwiedert, daß die beiden Journale bereits in den Anklagezustand versetzt worden sein. Der Moment für diese Anklage kann nicht schlechter gewählt sein als gerade in den jetzigen Verhältnissen, wo die Existenz der Kammer selbst gefährdet ist, und wo es darauf ankömmt die wahre Bedeutung von Napoleon kennen zu lernen, durch eine Zergliederung Napoleon's, durch eine Zerlegung Napoleon's in seine einzelne Theile, das heißt durch eine neue Zusammenberufung der Kammer. Zwar erklärt Lameth, der im Sinne des Herrn Rollands sprach, daß die Verräther an's Vaterland allein erklären könnten, die Nation wünsche den Schluß der jetzigen National-Versammlung. Wer sind die Verräther? wer ist die Nation? So lange Napoleon noch als eine kompakte Masse erscheint, so lange Louis Napoleon aufgeht in eine Zahl mit furchtbaren Nullen, ist die Kammer im Wiederspruche mit dieser Zahl, mit der Nation, und die „Verräther,“ welche dieses erklären, gelten in diesem Augenblicke als das Organ dieser Zahl.

Das vornehmste dieser Organe ist die „Presse“, ist Girardin, und für den Augenblick können wir Girardin's Presse als das halboffizielle Blatt Napoleon's betrachten. Die Auflösung der französischen Kammer steht in Aussicht; der „National“ eifert dagegen und vertheidigt die Kammer, welche bei ihrem Entstehn so wenig ihn befriedigte. Auch die „Reforme“ will die Kammer nicht aufgelöst sehen, bloß um dem Präsidenten Napoleon gegenüber eine Majorität zu bilden.

Bedenkt man nun noch, daß gerade die Kammer heute noch auf den Antrag des Herrn Lagrange in Bezug auf die Amnestiefrage beschlossen hat, im geheimen Scrutinium darüber zu entscheiden; daß sie es nicht wagt, im offenen Scrutinium die Juni-Insurrektion nur im leisesten zu berühren: so kann man nicht anders sagen, als daß die Feinde der Republik, ob honett, ob demokratisch, gerade diejenigen sind, welche am meisten dazu beitragen, der rothen Republik zu ihrem Triumphe zu verhelfen.

Ihre Sprache wird immer bestimmter, in den Klubs sowohl als auf der Straße. Selbst aus dem Gefängnisse läßt sie ihre Sprache vernehmen, und Barbes schreibt aus Vincennes einen Brief, der, wie die Debats in ihrem Aerger bemerken, „keines Kommentars bedarf“, vermuthlich weil Herr Hebert nicht mehr da ist.

Dieser Brief ist an den Redakteur der „demokratischen und sozialen Revolution“ gerichtet und lautet folgendermaßen:

„Es scheint, daß mein Namen ebenfalls auf der famösen Liste der National-Belohnungen figurirt. Ich habe nicht den mindesten Groll gegen den Verfasser dieser Liste, weil er meinen Namen neben den Namen von sogenannten Mördern und Dieben gesetzt hat. Die Wittwe und die Kinder Pepin's, die Verwandten des heldenmüthigen Alibaud's und Darmes' sind rein von allem Schmutze und ein Republikaner kann von der Berührung mit ihnen nicht im Geringsten befleckt werden. — Mein Schamgefühl empört sich sogar nicht wenn mein Namen neben andern sogenannten Missethätern steht, wie Mialon z. B., dieser unglückliche Proletarier, der zur ewigen Galeerenstrafe verurtheilt worden ist, weil er sich in den Maitagen von 1839 geschlagen hat, und der vor dieser Verurtheilung 5 Jahre enger Haft überstanden, weil er unter dem Schutte eines Hauses, woran er arbeitete, ein Stück altes Eisen genommen hatte, das nach dem Eingeständnisse des Staatsprokurators am Pairshofe nicht über einen Franken werth war.‥… Wenn ich meine Pflichten als Bürger in dem Kampfe meiner Brüder gegen eine niederträchtige Regierung erfüllt habe, so geschah dies gewiß nicht in der Hoffnung auf eine Belohnung. Jede pekuniäre Unterstützung, die ich annehmen würde, wäre ein Raub zum Nachtheile so vieler anderer frühern politischen Gefangenen, die der Unterstützung mehr bedürfen als ich. Ich erkläre daher, daß wenn mein Name auf dieser Liste figurirt, dies ohne mein Vorwissen geschehen ist.

Barbes.“

12 Paris, 20. Dezbr.

So haben wir ihn endlich! Wen? Den Präsidenten Louis Napoleon Bonaparte. Aus Furcht vor der Masse von Gläubigern, die an die Napoleonische Massa Forderungen zu stellen hatten, aus Furcht vor der Heftigkeit, mit welcher die Forderungen gestellt wurden, und damit man ja nicht verleitet würde, dieselben auf ungesetzlichem Wege einzutreiben, hat man Napoleon zum Staatseigenthum erklärt. Jetzt ist er Präsident, ein und untheilbar. Marrast selbst hat es erklärt, von der Höhe der Tribüne, in voller Nationalversammlung: im Namen der Konstitution. Wenn einst die Konstitution verloren geht, wenn sie verschwindet aus der Welt, wie irgend ein anderer römischer oder griechischer Codex, so wird man sie wiederfinden tief im Herzen Marrast's. Cavaignac hat seine Vollmacht niedergelegt. Er war tief gerührt, als er von der Republik sprach, die er mit so vielem Blute befestigt hat. Wenn einst die Republik verloren geht, wenn sie verschwindet aus der Welt, mit ihrer ganzen Umgebung von Mobilgarden und arabischen Soldaten, so wird man sie wieder finden tief im Herzen des Generals. Bonaparte besteigt die Tribüne und leistet den Eid auf die Konstitution. Er hat den Stern auf dem schwarzen Rocke. Wenn einst im Herzen der Nation Napoleon verloren gehen könnte, würde man Napoleon wiederfinden unter dem Sterne Napoleon's?

Paris, 20. Dezbr.

Große Bestürzung in der Finanzwelt! Die fünfprozentige Rente — unser Staatsbarometer — ist inmitten des Elektoraljubels um drei Franken und fünfundzwanzig Centimen (beträgt mehr als 3 1/4 Prozent) gefallen und Hr. Rothschild soll einige sehr inhaltschwere Worte in Bezug auf das nächste Semester haben fallen lassen, die eine allgemeine Versteigerung trotz Napoleons glänzenden Versprechungen hervorgerufen.

Das Gespenst des Nationalbankerotts tritt der Börsenwelt vor die Augen. Darum beeilt sich heute der Moniteur, sie durch eine offizielle Darstellung der General-Finanzlage der Republik zu beruhigen. Dieses Aktenstück kann also gleichzeitig als das finanzielle Testament der Cavaignac'schen Staatsverwaltung oder Säbelherrschaft betrachtet werden.

Hier ist es in seinen Hauptresultaten:

Am 20. Juni 1848 befanden sich in der Central-Staatskasse 25,141,000 Franken. Diese Summe sank am 1. Juli (nach der Schlacht) auf 12,303,000 Franken und am 4. desselben Monats waren von ihr nur noch 6,906,000 Franken übrig. In jenem Augenblick war die Verlegenheit der Staatskasse am größten. Das tägliche Defizit betrug die enorme Summe von mehr als Zwei Millionen Franken. In der Periode vom 25. Oktober bis zum 10. November gelang es dem rothschild'schen Agenten Goudchaux dieses enorme Defizit auf 1,238,000 Franken per Tag herabzudrücken. Goudchaux (der einzige demokratische Bankier von Paris, wie er sich selbst auf der Bühne der Nationalversammlung nannte) entwickelte in der That einen bewunderungswürdigen Eifer in der Verordnung von Zwangsersparissen, demzufolge es möglich wurde, das tägliche Defizit vom 10. November bis zum 24. Dezember auf 101,400 Franken herabzudrücken. Mit andern Worten: die Einnahme wurde von den Ausgaben täglich nur noch um 101,400 Franken überstiegen. Das Resultat der Präsidentenwahl einmal bekannt, entwickelten die Generalsteuereinnehmer eine außerordentliche Thätigkeit, so daß die Staatskasse von ihnen am 31. Dezember auf mehr als 40 Millionen Franken rechnen könne.

„Fügen wir nun noch — schließt der Moniteur das merkwürdige Aktenstück — die bedeutenden außerordentlichen Einnahmen des 1849er Büdgets zu obiger Steuersumme hinzu, so darf die Finanzlage der Republik sich keineswegs beunruhigen. Diese außerordentlichen Einnahmen bestehen:

a) in der Ratenzahlung des Rothschild'schen Anleihens mit64,000,000
b) Ratenzahlung aus Lyon30,000,000
c) Nordbahn12,000,000
d) Von Bankanleihen (2. Portion)75,000,000
Beträgt181,000,000
Hiezu obige Steuersumme40,000,000
Im Ganzen221,000,000

Die französische Republik eröffnet also den Staatsdienst von 1849 mit einem Finanzetat von 221,000,000 Franken, zahlbar am 1. Januar 1849. In diesem Abschluß sind keineswegs die bedeutenden Hülfsquellen begriffen, welche der Staatskasse aus dem Tagportefeuille der verschiedenen Verwaltungszweige zufließen.“

So weit der Moniteur. An der heutigen Börse machte dieses Finanz-Testament großen Eindruck. Die 3prozentige Rente eröffnete mit 45 1/2, 1/4 und droht noch tiefer zu sinken. Es herrscht ein wahrer panischer Schrecken in der Kulisse. Die ehrbare 5% Rente folgt dem allgemeinen Desastre und eröffnete um 1 Uhr entsetzlich flau mit 75 und 74 1/2 und 74 1/4, 1/3. Die Angst wird mit jedem Augenblicke größer.

Die Nationalversammlung hat heute Louis Napoleon Bonaparte zum Präsidenten proklamirt. Die Eile der Proklamirung soll durch Entdeckung eines imperialistisch-sozialistischen Komplots herbeigeführt worden sein.

— Das allgemeine Stimmenresultat ist bis jetzt:

Für Louis Napoleon 5,680,395 Stimmen.

Für Cavaignac 1,444,520 Stimmen.

National-Versammlung. Sitzung vom 20 Dezember. Anfang 3 Uhr. Präsident Marrast. Große militärische Vorsichtsmaßregeln decken die Zugänge. Einige Bataillone der Mobilgarde und Linie halten sich im Tuileriengarten schlagfertig und vor der Brücke stellt sich das Dragonerregiment vom Quai d'Orsay auf. Das Sitzungsgebäude selbst ist mit anderen Truppen und Artillerie angefüllt. Der Grund zu diesen Vorsichtsmaßregeln soll in Polizeiberichten liegen, welche eine kaiserlich-socialistische Bewegung gegen den Saal verrathen. Das ist offenbar eine Lüge, denn bezüglich der Socialisten und Kommunisten, so sehnen sich ihre Führer durchaus nach keinem Putsche, sondern nach einjähriger (!) Ruhe, um das Volk zu organisiren.

Die Bänke sind zeitig voll und wir hören, daß die Wahlprüfungskommission beschlossen habe, heute schon ihren Bericht abzustatten und den Präsidenten proklamiren zu lassen. Darum herrscht eine große Aufregung in den Reihen.

Kein Mensch hört auf das Protokoll; Alles unterhält sich lebhaft.

Mortimer Ternaux, Pariser Stadtrath, nimmt das Wort vor der Tagesordnung. Bürger Beaumont, sagt er, behauptete neulich bei Gelegenheit einer Petition der Februarverwundeten, daß über 1,300,000 Fr. für sie auf dem Subscriptionswege eingegangen, daß aber nur 300,000 Fr. unter sie vertheilt worden seien und wohin denn die Million Fr. gekommen. Ich erkläre hiermit, daß diese Angaben durchaus irrig sind und daß sich Jedermann die nöthigen Details im Ausschusse, den er vertrete, holen könne.

Auf der Tagesordnung tauchen zwei Gesuche auf, das eine von Guerret gegen Caussidiere, das andere von Ballon gegen Türk, um Vollmachtsertheilung zur gerichtlichen Verfolgung beider Deputirten.

Beide Gesuche werden verworfen.

Mehrere unbedeutend Anträge werden verschoben.

Kurz vor 4 Uhr tritt Quastor Lebreton in Generalsuniform in den Saal. Ihm folgt bald Louis Napoleon Bonaparte im schwarzen Ueberrock. Er setzt sich neben Odillon-Barrot. (Agitation).

Marrast: Waldeck Rousseau hat das Wort, um den Bericht über die Präsidentenwahl vorzulesen.

Waldeck Rousseau beginnt diesen Bericht voll interessanter Daten. Offiziell sind bisher 7,326,345 Wähler konstatirt, von denen 5,434,000 für Napoleon, 1,448,000 für Cavaignac stimmten. Mit Ausnahme Grenobles ging überall die Wahl mit Ruhe vor sich.

Mehrere Unregelmäßigkeiten haben sich, fährt W. Rousseau fort, bei den Wahlen an einigen Orten eingeschlichen. Sie sind dem Minister des Innern zur Verhütung von Wiederholungen mitgetheilt worden. Im Ganzen stellt sich die Wahl des Bürgers Louis Napoleon Bonaparte als vollkommen regelmäßig heraus. Es ist im Schooße der Kommission der Einwand erhoben worden, daß Louis Napoleon Bonaparte im Auslande (Thurgau in der Schweiz) mit dem Staatsbürgerrecht beliehen worden sei, das er auch dort wirklich ausgeübt habe. Indessen hält die Mehrheit der Kommission diesen Einwand nicht für stichhaltig und sie bezeichnet Ihnen den Bürger Louis Napoleon Bonaparte hiermit als den Auserwählten des französischen Volkes für das Präsidium. Bürger Vertreter! (schließt Waldeck Rousseau) vor neun Monaten proklamirtet Ihr von der Haupttreppe dieses Gebäudes herab die Republick, heute schlägt Euch die Kommission vor, den Bürger Louis Napoleon Bonaparte als Präsidenten der Republick zu proklamiren. (Beifall zur Rechten. Große Bewegung im Saale).

Cavaignac steigt auf die Bühne. (Tiefe Stille.) Ich beehre mich, die National-Versammlung zu benachrichtigen, daß das gegenwärtige Ministerium seine Demission insgesammt eingereicht hat. Gleichzeitig gebe auch ich hiermit die Staatsgewalt in die Hände der National-Versammlung zurück, mit der sie mich vor 6 Monaten beehrt hatte. Ich bewahre eine ewige Erkenntlichkeit für das Wohlwollen, mit dem Sie mich beschenkt haben. (Beifall).

Marrast proklamirt nun den Gewählten zum Präsidenten.

Im Namen des französischen Volkes proklamire ich hiermit, in Betracht, daß der Bürger Charles Louis Napoleon Bonaparte die Wahlfähigkeitsbedingungen erfüllt, in Rücksicht auf die Stimmenmehrheit, die er vereinigt, den Bürger Charles Louis Napoleon Bonaparte, Kraft der Verfassung, zum Präsidenten der französischen Republik, von diesem Tage ab bis zum dritten Sonntage des Mai 1852. Ich lade den Bürger Louis Napoleon Bonaparte ein, sich der Bühne zu nähern und den Eid der Verfassung zu leisten

Louis Napoleon Bonaparte steigt auf die Bühne. Seine rechte Hand ist bloß (ohne Handschuh), ein Ordensstern strahlt auf seiner Brust.

Marrast liest ihm den Schwur vor. Bonaparte spricht ihn nach. Man hört deutlich die Worte: Ich schwöre es! (Sensation).

Marrast: Die Proklamation soll in allen Gemeinden der Republik öffentlich angeheftet werden. Präsident Louis Napoleon Bonaparte hat das Wort

Bonaparte: (Allgemeine Stille.) Bürger Vertreter! Das Stimmrecht der Nation beruft mich zur Präsidentschaft, legt mir aber auch Pflichten

Hierzu eine Beilage.

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          <p><pb facs="#f0004" n="0950"/>
Michael und ein Bat. Prinz Wilhelm von Preußen) mit 12 Kanonen umzingelt.</p>
          <p>Die nachrückenden k. k. Truppen wurden in ihre Schanzen zurückgetrieben; Hurban's und Stur's Korps suchten in wilder Auflösung in der Flucht das Heil; nur wenige retteten sich; von der Führern sind zwei gefangen, und wahrscheinlich schon erhängt, denn man macht hier eben so kurzen Prozeß, als Hr. Windischgrätz in Wien. Auch die 4 Compagnien kaiserl. Truppen, sammt Raketen-Batterie wurden gefangen genommen (bei Neustadt ein Theil, bei Sillein der andere). Die in der Gegend von Teschen stehenden Truppen zogen sich zurück, und erwarten Verstärkungen, besonders Kanonen, deren auch heute 6 Stück in Oderberg anlangten.</p>
          <p>In der Slovakei ist die Stimmung nicht allein durchgängig, sondern allgemein den Ungarn günstig, und mehrere czechische Emissäre wurden vom Landvolke den Ungarn ausgeliefert. Die Ungarn haben Ueberfluß an Lebensmitteln und Geld (nicht allein Kossuth'sche Papiere, sondern schöne Kremnitzer Dukaten, ganz neu, mit magyarischer Prägung); die Kaiserlichen haben kein Geld und sehen sich daher zu erdrückenden Requisitionen genöthigt, was das Landvolk aufbringt.</p>
          <p>Das Papiergeld der Bank wird nur gegen 20-50 pCt. Verlust angenommen, Kossuth'sche Noten mit 15 pCt. Verlust in der ganzen Slovakei angenommen.</p>
          <p>Auch in österreichisch Schlesien ist die Aufregung groß, und die erste bedeutende Niederlage bringt das ganze Land in Aufstand.</p>
          <bibl>(Allg. O.-Z.)</bibl>
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        <head>Spanien.</head>
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          <head><bibl><author>*</author></bibl> Madrid, 15. Decbr.</head>
          <p>Die Königin hat heute die Sitzung der Cortes eröffnet. Königliches Cortège &#x2014; das versteht sich: die Straßen mit Menschen und die Hotels mit Noblesse angefüllt, wie anders?</p>
          <p><hi rendition="#g">Kanonengeläute</hi> und <hi rendition="#g">Glockengedonner</hi> &#x2014; das ist so der Ton geworden!</p>
          <p>&#x201E;Meine Herren Senatoren und Deputirten! Niemals war es mir so angenehm, mich von Ihnen umgeben zu sehen, als gerade heute, nach den Tagen der schweren Prüfung, die wir zusammen durchwandert. Ich hoffe mit Zuversicht, daß Sie nie aus festerem Entschlusse gekommen sind, Ihre ganze Thätigkeit und Ihren ganzen Eifer der Befestigung der Krone und der Constitution zuzuwenden.</p>
          <p>Wie es von seiner väterlichen Fürsorge zu erwarten stand, hat der heilige Vater seine alten Verbindungen mit dem katholischen Spanien wieder hergestellt; aber in derselben Stunde, in der ich Ihnen dieses glückliche Ereigniß anzeige, muß ich Sie zugleich von einem andern traurigen, schmerzlichen in Kenntniß setzen. Der Hohe Priester hat sich in die Nothwendigkeit versetzt gesehen, die Hauptstadt der katholischen Welt zu verlassen, und einen Zufluchtsort auf fremder Erde zu suchen.</p>
          <p>Unter hiesen schmerzlichen Umständen habe ich keinen Augenblick Anstand genommen, ihm den Schutz Spanien's anzubieten; eine sichere Zufluchtsstätte inmitten dieser Nation, die immer so katholisch, immer so fromm.</p>
          <p>Meine Verbindungen mit den meisten der fremden Mächte haben sich bedeutend ausgedehnt: die Regierungen von Preußen, Sardinien, Oestreich und Toskana haben ihre Repräsentanten gesandt.</p>
          <p>Zwischen der neuen französischen Republik und mir bestehen freundschaftliche Beziehungen, wie sie immer bestanden haben zwischen zwei benachbarten Nationen, welche so viele alte Bande aneinander fesseln. (Isabella und die Republik.)</p>
          <p>Unangenehme Ereignisse, die zu vermeiden von meiner Regierung nicht abhing, haben eine Unterbrechung der diplomatischen Verbindungen mit England verursacht; aber ich hege das Vertrauen, daß sie bald wieder hergestellt werden, wie es zweien befreundeten Nationen geziemt; sie werden hergestellt werden, sobald einmal die Handlungen und Absichten der spanischen Regierung ihrem wahren Werthe nach erkannt worden sind.</p>
          <p>Mitten in den allgemeinen, unerwarteten Umwälzungen, welche Europa erschüttert haben, ist Spanien seinem Throne und seinen Institutionen treu geblieben. Zwar hat der Aufruhr zu wiederholten Malen das Haupt erhoben und die Straßen von Madrid, so wie die Städte und Dörfer der Halbinsel mit Blut gefärbt; (das ist eine Kleinigkeit, ein <hi rendition="#g">zwar</hi> für die unschuldige Isabella!) aber die entgegengesetzten Parteien, einig zwar in ihrem abscheulichen Bündnisse, haben unterliegen müssen allenthalben vor dem verständigen, loyalen Sinne (?) der Bevölkerung, vor der Tapferkeit und der Disciplin der Armee, so wie der energischen Handlung der Regierung und der Autoritäten (!!). In Katalonien allein sind noch rebellische Streitkräfte übrig, und auch die, hoffe ich, werden bald verschwinden.</p>
          <p>Was besonders zu diesem Resultate kräftig wirkend beigetragen hat, das sind die von meiner Regierung adoptirten Maßregeln und die Anwendung der außerordentlichen Gewalten, welche Sie durch die Gesetze in der verflossenen Session bewilligt haben. Der glückliche Erfolg dieser Maßregeln ist ein Beweis der Erfahrung, der Vorhersicht und der Einsicht von Seiten der Cortes (!).</p>
          <p>Die Provinzen jenseits des Meeres, sowohl in Amerika als in Asien erfreuen sich unter dem Schutze des Mutterlandes, einer immer steigenden Wohlfahrt. Ihre beständige und anerkannte Treue hat sie nicht allein vor dem Unglück bewahrt, welches die in denselben Regionen gelegenen Colonieen heimgesucht hat; sondern hat sie auch in den Stand gesetzt, eine wirksame und uninteressirte (?) Stütze den Völkerschaften angedeihen zu lassen, welche, in ihrer Noth und Gefahr, mit Recht gedacht haben, daß sie nicht vergebens an den chevaleresken Sinn der Castilianer appelliren würden. (Je te reconnais bien là, Margarethe.)</p>
          <p>Die Armee hat mitten in der Krise, welche Europa durchwühlt, ihre Subordination und ihre strenge Disciplin bewahrt. Diesem Geist der Disciplin, so wie ihrer erprobten Tapferkeit verdankt sie die hohe Achtung, in welcher sie bei der Nation und bei mir steht.</p>
          <p>Mit der National-Flotte vereinigt hat sie unsere Besitzungen in Afrika vor den wilden Banden von Mauresken zu schützen gewußt; sie hat in Asien die Piraten, welche das Meer unsicher machten, allenthalben besiegt; ihre Niederlassungen und Festungswerke vernichtet, ihre Schiffe und Artillerie weggenommen, und die Freiheit Hunderten von gefangenen Christen wiedergegeben. Auf der Halbinsel selbst hat sie den Thron und die Constitution aufrecht erhalten gegen jede Art von Empörung. (Zum zweiten Male!)</p>
          <p>Wohlbekannte Ereignisse haben es nicht erlaubt, bis heute die Resultate zu erzielen, welche von dem durch die Cortes votirten Steuermodus zu erwarten sind; ebenso wenig konnte ein Ebenmaß zwischen den Ausgaben und Eingaben erzielt werden. Aus diesem Grunde vornehmlich hat sich meine Regierung in die Nothwendigkeit versetzt gesehen, von der ihr bewilligten Autorisation Gebrauch zu machen und eine rückzahlbare Erhebung von 100 Millionen zu dekretiren, von welchen Ihnen in gehöriger Form Rechenschaft abgelegt werden soll. (Rien que cela!)</p>
          <p>Man wird Ihnen ohne Verzug die Grunde der Ausgaben und die ihnen entsprechenden Rechnungen vorlegen, damit die Cortes sie prüfen und der öffentliche Dienst gesichert sei; zu gleicher Zeit wird man die vom Handel und Ackerbau erheischten Verbesserungen vornehmen.</p>
          <p>Mit gleichem Interesse sind die Rechte der Staatsgläubiger, sowohl der fremden als der inländischen, berücksichtigt worden. Ungeachtet der beständigen Opfer, welche die Nation gebracht hat und noch bringt, um den Frieden in der Monarchie aufrecht zu halten, wird die Regierung doch nicht ermangeln, Ihre Aufmerksamkeit auf die Mittel zu leiten, die geeignet sein könnten, den Credit zu verbessern.</p>
          <p>Kraft der Autorisation, die in der vorhergehenden Session meiner Regierung gegeben worden, ist das neue Strafgesetzbuch in Kraft getreten; über die Veränderungen, die in verschiedenen seiner Verfügungen getroffen werden mußten, wird Ihnen Rechenschaft abgelegt werden. Noch andere Gesetze werden Ihrer Berathung vorgelegt werden; unter diesen namentlich das Gesetz in Betreff einer permanenten und hinreichenden Votation für den Cultus und den Clerus.</p>
          <p>Dies, meine Herren, ist der allgemeine Ueberblick über den Stand des Landes und der Geschäfte der gegenwärtigen Legislatur. Zu keiner Zeit bedurfte es mehr Muth und mehr Entschlossenheit, um das angefangene Werk glücklich zu vollenden, und um den Thron und die Constitution gegen die wiederholten Versuche von Rebellion und Anarchie zu befestigen (3 Mal), aber ich zähle auf Ihre Festigkeit, Ihren Patriotismus u. s. w. &#x2025;&#x2025;; ich zähle auf den Beistand der göttlichen Vorsehung, an welche diese große und edelmüthige Nation sich nie vergebens gewandt hat.</p>
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        <head>Französische Republik.</head>
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          <head><bibl><author>12</author></bibl> Paris, 19. Dez.</head>
          <p>Wer hat sich nicht Alles um das Vaterland verdient gemacht? Wem hat die Nationalversammlung nicht diese Phrase des vergangenen Jahrhunderts um das Haupt gewunden? Und wer blieb gleichgültiger als das Vaterland bei der Verleihung dieses rothen Adlerordens mit der Schleife und ohne Eichenlaub? Als die französische Gesellschaft des vorigen Jahrhunderts die Feudalverhältnisse zusammenschlug, und einen harten Kampf zu bestehen hatte mit den Feudalherrn im Innern sowohl als nach Außen, da hatte das Vaterland eine Bedeutung für die Citoyens, und die für die Citoyens errungenen Triumphe waren Triumphe für das gesammte Vaterland. Unter der Bourgeois-Herrschaft Louis Philipp's und Guizot's bekamen &#x201E;diese Verdienste um das Vaterland&#x201C; ihren wahren Namen. Es wurden Vertrauensvota, Satisfaktionsvota, welche die Kammer ihnen gewährte, um ihre Zufriedenheit mit der bestehenden Verwaltung auszudrücken. Das republikanische Spießbürgerthum der Herrn vom National hat die alten Phrasen wieder hervorgeholt, und die Nationalkammer hat nacheinander allen ihren verschiedenen Fraktionen, allen den verschiedenen Verwaltungen diese Boten zukommen lassen, so daß aus der Addition dieser Vertrauensvota weiter nichts hervorgeht, als der Ausspruch: die Nationalversammlung erkennt, daß die Nationalversammlung sich wohl um das Vaterland d. h. sich wohl um sich selbst verdient gemacht hat. Sie erkennt ihre Existenz als eine nothwendige an. Der General Cavaignac hat die meisten dieser Vertrauensvoten eingeerndtet, und er galt in letzter Instanz als ihr einziger Ausdruck. Dem General ist von der Nation dieses Vertrauensvotum entzogen worden, und mit der Entziehung dieses Vertrauensvotums geht der Nationalkammer der sogenannte &#x201E;Rechtsboden&#x201C; verloren. Die Nationalkammer, erklärt der Emancipateur von Cambrai, hat sich schlecht um das Vaterland verdient gemacht, und von Cavaignac anfangend geht das Journal rückwärts in die Geschichte bis zum 4. Mai, wo die Versammlung zusammenkam, und schließt damit, daß die Nationalversammlung sich schlecht um das Vaterland verdient gemacht habe, als sie die honette Republik proklamirte.</p>
          <p>Die &#x201E;Gazette de France&#x201C; giebt diesen Artikel wieder, und Hr. Rolland interpellirte die National-Versammlung wegen dieses Angriffes auf ihre Souveränität. Herr Marie erwiedert, daß die beiden Journale bereits in den Anklagezustand versetzt worden sein. Der Moment für diese Anklage kann nicht schlechter gewählt sein als gerade in den jetzigen Verhältnissen, wo die Existenz der Kammer selbst gefährdet ist, und wo es darauf ankömmt die wahre Bedeutung von Napoleon kennen zu lernen, durch eine Zergliederung Napoleon's, durch eine Zerlegung Napoleon's in seine einzelne Theile, das heißt durch eine neue Zusammenberufung der Kammer. Zwar erklärt Lameth, der im Sinne des Herrn Rollands sprach, daß die Verräther an's Vaterland allein erklären könnten, die Nation wünsche den Schluß der jetzigen National-Versammlung. Wer sind die Verräther? wer ist die Nation? So lange Napoleon noch als eine kompakte Masse erscheint, so lange Louis Napoleon aufgeht in eine Zahl mit furchtbaren Nullen, ist die Kammer im Wiederspruche mit dieser Zahl, mit der Nation, und die &#x201E;Verräther,&#x201C; welche dieses erklären, gelten in diesem Augenblicke als das Organ dieser Zahl.</p>
          <p>Das vornehmste dieser Organe ist die &#x201E;Presse&#x201C;, ist Girardin, und für den Augenblick können wir Girardin's Presse als das halboffizielle Blatt Napoleon's betrachten. Die Auflösung der französischen Kammer steht in Aussicht; der &#x201E;National&#x201C; eifert dagegen und vertheidigt die Kammer, welche bei ihrem Entstehn so wenig ihn befriedigte. Auch die &#x201E;Reforme&#x201C; will die Kammer nicht aufgelöst sehen, bloß um dem Präsidenten Napoleon gegenüber eine Majorität zu bilden.</p>
          <p>Bedenkt man nun noch, daß gerade die Kammer heute noch auf den Antrag des Herrn Lagrange in Bezug auf die Amnestiefrage beschlossen hat, im geheimen Scrutinium darüber zu entscheiden; daß sie es nicht wagt, im offenen Scrutinium die Juni-Insurrektion nur im leisesten zu berühren: so kann man nicht anders sagen, als daß die Feinde der Republik, ob honett, ob demokratisch, gerade diejenigen sind, welche am meisten dazu beitragen, der rothen Republik zu ihrem Triumphe zu verhelfen.</p>
          <p>Ihre Sprache wird immer bestimmter, in den Klubs sowohl als auf der Straße. Selbst aus dem Gefängnisse läßt sie ihre Sprache vernehmen, und Barbes schreibt aus Vincennes einen Brief, der, wie die Debats in ihrem Aerger bemerken, &#x201E;keines Kommentars bedarf&#x201C;, vermuthlich weil Herr Hebert nicht mehr da ist.</p>
          <p>Dieser Brief ist an den Redakteur der &#x201E;demokratischen und sozialen Revolution&#x201C; gerichtet und lautet folgendermaßen:</p>
          <p>&#x201E;Es scheint, daß mein Namen ebenfalls auf der famösen Liste der National-Belohnungen figurirt. Ich habe nicht den mindesten Groll gegen den Verfasser dieser Liste, weil er meinen Namen neben den Namen von sogenannten Mördern und Dieben gesetzt hat. Die Wittwe und die Kinder Pepin's, die Verwandten des heldenmüthigen Alibaud's und Darmes' sind rein von allem Schmutze und ein Republikaner kann von der Berührung mit ihnen nicht im Geringsten befleckt werden. &#x2014; Mein Schamgefühl empört sich sogar nicht wenn mein Namen neben andern sogenannten Missethätern steht, wie Mialon z. B., dieser unglückliche Proletarier, der zur ewigen Galeerenstrafe verurtheilt worden ist, weil er sich in den Maitagen von 1839 geschlagen hat, und der vor dieser Verurtheilung 5 Jahre enger Haft überstanden, weil er unter dem Schutte eines Hauses, woran er arbeitete, ein Stück altes Eisen genommen hatte, das nach dem Eingeständnisse des Staatsprokurators am Pairshofe nicht über <hi rendition="#g">einen</hi> Franken werth war.&#x2025;&#x2026; Wenn ich meine Pflichten als Bürger in dem Kampfe meiner Brüder gegen eine niederträchtige Regierung erfüllt habe, so geschah dies gewiß nicht in der Hoffnung auf eine Belohnung. Jede pekuniäre Unterstützung, die ich annehmen würde, wäre ein Raub zum Nachtheile so vieler anderer frühern politischen Gefangenen, die der Unterstützung mehr bedürfen als ich. Ich erkläre daher, daß wenn mein Name auf dieser Liste figurirt, dies ohne mein Vorwissen geschehen ist.</p>
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          <head><bibl><author>12</author></bibl> Paris, 20. Dezbr.</head>
          <p>So haben wir ihn endlich! Wen? Den Präsidenten Louis Napoleon Bonaparte. Aus Furcht vor der Masse von Gläubigern, die an die Napoleonische Massa Forderungen zu stellen hatten, aus Furcht vor der Heftigkeit, mit welcher die Forderungen gestellt wurden, und damit man ja nicht verleitet würde, dieselben auf ungesetzlichem Wege einzutreiben, hat man Napoleon zum Staatseigenthum erklärt. Jetzt ist er Präsident, ein und untheilbar. Marrast selbst hat es erklärt, von der Höhe der Tribüne, in voller Nationalversammlung: im Namen der Konstitution. Wenn einst die Konstitution verloren geht, wenn sie verschwindet aus der Welt, wie irgend ein anderer römischer oder griechischer Codex, so wird man sie wiederfinden tief im Herzen Marrast's. Cavaignac hat seine Vollmacht niedergelegt. Er war tief gerührt, als er von der Republik sprach, die er mit so vielem Blute befestigt hat. Wenn einst die Republik verloren geht, wenn sie verschwindet aus der Welt, mit ihrer ganzen Umgebung von Mobilgarden und arabischen Soldaten, so wird man sie wieder finden tief im Herzen des Generals. Bonaparte besteigt die Tribüne und leistet den Eid auf die Konstitution. Er hat den Stern auf dem schwarzen Rocke. Wenn einst im Herzen der Nation Napoleon verloren gehen könnte, würde man Napoleon wiederfinden unter dem Sterne Napoleon's?</p>
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          <head>Paris, 20. Dezbr.</head>
          <p>Große Bestürzung in der Finanzwelt! Die fünfprozentige Rente &#x2014; unser Staatsbarometer &#x2014; ist inmitten des Elektoraljubels um drei Franken und fünfundzwanzig Centimen (beträgt mehr als 3 1/4 Prozent) gefallen und Hr. Rothschild soll einige sehr inhaltschwere Worte in Bezug auf das nächste Semester haben fallen lassen, die eine allgemeine Versteigerung trotz Napoleons glänzenden Versprechungen hervorgerufen.</p>
          <p>Das Gespenst des Nationalbankerotts tritt der Börsenwelt vor die Augen. Darum beeilt sich heute der <hi rendition="#g">Moniteur</hi>, sie durch eine offizielle Darstellung der General-Finanzlage der Republik zu beruhigen. Dieses Aktenstück kann also gleichzeitig als das finanzielle Testament der Cavaignac'schen Staatsverwaltung oder Säbelherrschaft betrachtet werden.</p>
          <p>Hier ist es in seinen Hauptresultaten:</p>
          <p>Am 20. Juni 1848 befanden sich in der Central-Staatskasse 25,141,000 Franken. Diese Summe sank am 1. Juli (nach der Schlacht) auf 12,303,000 Franken und am 4. desselben Monats waren von ihr nur noch 6,906,000 Franken übrig. In jenem Augenblick war die Verlegenheit der Staatskasse am größten. Das <hi rendition="#g">tägliche</hi> Defizit betrug die enorme Summe von mehr als Zwei Millionen Franken. In der Periode vom 25. Oktober bis zum 10. November gelang es dem rothschild'schen Agenten Goudchaux dieses enorme Defizit auf 1,238,000 Franken per Tag herabzudrücken. Goudchaux (der einzige demokratische Bankier von Paris, wie er sich selbst auf der Bühne der Nationalversammlung nannte) entwickelte in der That einen bewunderungswürdigen Eifer in der Verordnung von Zwangsersparissen, demzufolge es möglich wurde, das tägliche Defizit vom 10. November bis zum 24. Dezember auf 101,400 Franken herabzudrücken. Mit andern Worten: die Einnahme wurde von den Ausgaben täglich nur noch um 101,400 Franken überstiegen. Das Resultat der Präsidentenwahl einmal bekannt, entwickelten die Generalsteuereinnehmer eine außerordentliche Thätigkeit, so daß die Staatskasse von ihnen am 31. Dezember auf mehr als 40 Millionen Franken rechnen könne.</p>
          <p>&#x201E;Fügen wir nun noch &#x2014; schließt der Moniteur das merkwürdige Aktenstück &#x2014; die bedeutenden außerordentlichen Einnahmen des 1849er Büdgets zu obiger Steuersumme hinzu, so darf die Finanzlage der Republik sich keineswegs beunruhigen. Diese außerordentlichen Einnahmen bestehen:</p>
          <table>
            <row>
              <cell>a) in der Ratenzahlung des Rothschild'schen Anleihens mit</cell>
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              <cell>64,000,000</cell>
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              <cell>b) Ratenzahlung aus Lyon</cell>
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              <cell>30,000,000</cell>
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              <cell>c) Nordbahn</cell>
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              <cell>d) Von Bankanleihen (2. Portion)</cell>
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              <cell>75,000,000</cell>
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              <cell>Beträgt</cell>
              <cell>181,000,000</cell>
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              <cell>Hiezu obige Steuersumme</cell>
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              <cell>40,000,000</cell>
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              <cell>Im Ganzen</cell>
              <cell>221,000,000</cell>
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          </table>
          <p>Die französische Republik eröffnet also den Staatsdienst von 1849 mit einem Finanzetat von 221,000,000 Franken, zahlbar am 1. Januar 1849. In diesem Abschluß sind keineswegs die bedeutenden Hülfsquellen begriffen, welche der Staatskasse aus dem Tagportefeuille der verschiedenen Verwaltungszweige zufließen.&#x201C;</p>
          <p>So weit der Moniteur. An der heutigen Börse machte dieses Finanz-Testament großen Eindruck. Die 3prozentige Rente eröffnete mit 45 1/2, 1/4 und droht noch tiefer zu sinken. Es herrscht ein wahrer panischer Schrecken in der Kulisse. Die ehrbare 5% Rente folgt dem allgemeinen Desastre und eröffnete um 1 Uhr entsetzlich flau mit 75 und 74 1/2 und 74 1/4, 1/3. Die Angst wird mit jedem Augenblicke größer.</p>
          <p>&#x2014; <hi rendition="#b">Die Nationalversammlung hat heute Louis Napoleon Bonaparte zum Präsidenten proklamirt.</hi> Die Eile der Proklamirung soll durch Entdeckung eines imperialistisch-sozialistischen Komplots herbeigeführt worden sein.</p>
          <p>&#x2014; Das allgemeine Stimmenresultat ist bis jetzt:</p>
          <p rendition="#et">Für Louis Napoleon 5,680,395 Stimmen.</p>
          <p rendition="#et">Für Cavaignac 1,444,520 Stimmen.</p>
          <p>&#x2014; <hi rendition="#g">National-Versammlung</hi>. Sitzung vom 20 Dezember. Anfang 3 Uhr. Präsident Marrast. Große militärische Vorsichtsmaßregeln decken die Zugänge. Einige Bataillone der Mobilgarde und Linie halten sich im Tuileriengarten schlagfertig und vor der Brücke stellt sich das Dragonerregiment vom Quai d'Orsay auf. Das Sitzungsgebäude selbst ist mit anderen Truppen und Artillerie angefüllt. Der Grund zu diesen Vorsichtsmaßregeln soll in Polizeiberichten liegen, welche eine kaiserlich-socialistische Bewegung gegen den Saal verrathen. Das ist offenbar eine Lüge, denn bezüglich der Socialisten und Kommunisten, so sehnen sich ihre Führer durchaus nach keinem Putsche, sondern nach einjähriger (!) Ruhe, um das Volk zu organisiren.</p>
          <p>Die Bänke sind zeitig voll und wir hören, daß die Wahlprüfungskommission beschlossen habe, heute schon ihren Bericht abzustatten und den Präsidenten proklamiren zu lassen. Darum herrscht eine große Aufregung in den Reihen.</p>
          <p>Kein Mensch hört auf das Protokoll; Alles unterhält sich lebhaft.</p>
          <p><hi rendition="#g">Mortimer Ternaux</hi>, Pariser Stadtrath, nimmt das Wort vor der Tagesordnung. Bürger Beaumont, sagt er, behauptete neulich bei Gelegenheit einer Petition der Februarverwundeten, daß über 1,300,000 Fr. für sie auf dem Subscriptionswege eingegangen, daß aber nur 300,000 Fr. unter sie vertheilt worden seien und wohin denn die Million Fr. gekommen. Ich erkläre hiermit, daß diese Angaben durchaus irrig sind und daß sich Jedermann die nöthigen Details im Ausschusse, den er vertrete, holen könne.</p>
          <p>Auf der Tagesordnung tauchen zwei Gesuche auf, das eine von Guerret gegen Caussidiere, das andere von Ballon gegen Türk, um Vollmachtsertheilung zur gerichtlichen Verfolgung beider Deputirten.</p>
          <p>Beide Gesuche werden verworfen.</p>
          <p>Mehrere unbedeutend Anträge werden verschoben.</p>
          <p>Kurz vor 4 Uhr tritt Quastor Lebreton in Generalsuniform in den Saal. Ihm folgt bald Louis Napoleon Bonaparte im schwarzen Ueberrock. Er setzt sich neben Odillon-Barrot. (Agitation).</p>
          <p><hi rendition="#g">Marrast</hi>: Waldeck Rousseau hat das Wort, um den Bericht über die Präsidentenwahl vorzulesen.</p>
          <p><hi rendition="#g">Waldeck Rousseau</hi> beginnt diesen Bericht voll interessanter Daten. Offiziell sind bisher 7,326,345 Wähler konstatirt, von denen 5,434,000 für Napoleon, 1,448,000 für Cavaignac stimmten. Mit Ausnahme Grenobles ging überall die Wahl mit Ruhe vor sich.</p>
          <p>Mehrere Unregelmäßigkeiten haben sich, fährt W. Rousseau fort, bei den Wahlen an einigen Orten eingeschlichen. Sie sind dem Minister des Innern zur Verhütung von Wiederholungen mitgetheilt worden. Im Ganzen stellt sich die Wahl des Bürgers Louis Napoleon Bonaparte als vollkommen regelmäßig heraus. Es ist im Schooße der Kommission der Einwand erhoben worden, daß Louis Napoleon Bonaparte im Auslande (Thurgau in der Schweiz) mit dem Staatsbürgerrecht beliehen worden sei, das er auch dort wirklich ausgeübt habe. Indessen hält die Mehrheit der Kommission diesen Einwand nicht für stichhaltig und sie bezeichnet Ihnen den Bürger Louis Napoleon Bonaparte hiermit als den Auserwählten des französischen Volkes für das Präsidium. Bürger Vertreter! (schließt Waldeck Rousseau) vor neun Monaten proklamirtet Ihr von der Haupttreppe dieses Gebäudes herab die Republick, heute schlägt Euch die Kommission vor, den Bürger Louis Napoleon Bonaparte als Präsidenten der Republick zu proklamiren. (Beifall zur Rechten. Große Bewegung im Saale).</p>
          <p><hi rendition="#g">Cavaignac</hi> steigt auf die Bühne. (Tiefe Stille.) Ich beehre mich, die National-Versammlung zu benachrichtigen, daß das gegenwärtige Ministerium seine Demission insgesammt eingereicht hat. Gleichzeitig gebe auch ich hiermit die Staatsgewalt in die Hände der National-Versammlung zurück, mit der sie mich vor 6 Monaten beehrt hatte. Ich bewahre eine ewige Erkenntlichkeit für das Wohlwollen, mit dem Sie mich beschenkt haben. (Beifall).</p>
          <p><hi rendition="#g">Marrast</hi> proklamirt nun den Gewählten zum Präsidenten.</p>
          <p>Im Namen des französischen Volkes proklamire ich hiermit, in Betracht, daß der Bürger Charles Louis Napoleon Bonaparte die Wahlfähigkeitsbedingungen erfüllt, in Rücksicht auf die Stimmenmehrheit, die er vereinigt, den Bürger Charles Louis Napoleon Bonaparte, Kraft der Verfassung, zum Präsidenten der französischen Republik, von diesem Tage ab bis zum dritten Sonntage des Mai 1852. Ich lade den Bürger Louis Napoleon Bonaparte ein, sich der Bühne zu nähern und den Eid der Verfassung zu leisten</p>
          <p>Louis Napoleon Bonaparte steigt auf die Bühne. Seine rechte Hand ist bloß (ohne Handschuh), ein Ordensstern strahlt auf seiner Brust.</p>
          <p>Marrast liest ihm den Schwur vor. Bonaparte spricht ihn nach. Man hört deutlich die Worte: Ich schwöre es! (Sensation).</p>
          <p><hi rendition="#g">Marrast</hi>: Die Proklamation soll in allen Gemeinden der Republik öffentlich angeheftet werden. Präsident Louis Napoleon Bonaparte hat das Wort</p>
          <p><hi rendition="#g">Bonaparte</hi>: (Allgemeine Stille.) Bürger Vertreter! Das Stimmrecht der Nation beruft mich zur Präsidentschaft, legt mir aber auch Pflichten</p>
          <p>
            <ref type="link"> <hi rendition="#b">Hierzu eine Beilage.</hi> </ref>
          </p>
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    </body>
  </text>
</TEI>
[0950/0004] Michael und ein Bat. Prinz Wilhelm von Preußen) mit 12 Kanonen umzingelt. Die nachrückenden k. k. Truppen wurden in ihre Schanzen zurückgetrieben; Hurban's und Stur's Korps suchten in wilder Auflösung in der Flucht das Heil; nur wenige retteten sich; von der Führern sind zwei gefangen, und wahrscheinlich schon erhängt, denn man macht hier eben so kurzen Prozeß, als Hr. Windischgrätz in Wien. Auch die 4 Compagnien kaiserl. Truppen, sammt Raketen-Batterie wurden gefangen genommen (bei Neustadt ein Theil, bei Sillein der andere). Die in der Gegend von Teschen stehenden Truppen zogen sich zurück, und erwarten Verstärkungen, besonders Kanonen, deren auch heute 6 Stück in Oderberg anlangten. In der Slovakei ist die Stimmung nicht allein durchgängig, sondern allgemein den Ungarn günstig, und mehrere czechische Emissäre wurden vom Landvolke den Ungarn ausgeliefert. Die Ungarn haben Ueberfluß an Lebensmitteln und Geld (nicht allein Kossuth'sche Papiere, sondern schöne Kremnitzer Dukaten, ganz neu, mit magyarischer Prägung); die Kaiserlichen haben kein Geld und sehen sich daher zu erdrückenden Requisitionen genöthigt, was das Landvolk aufbringt. Das Papiergeld der Bank wird nur gegen 20-50 pCt. Verlust angenommen, Kossuth'sche Noten mit 15 pCt. Verlust in der ganzen Slovakei angenommen. Auch in österreichisch Schlesien ist die Aufregung groß, und die erste bedeutende Niederlage bringt das ganze Land in Aufstand. (Allg. O.-Z.) Spanien. * Madrid, 15. Decbr. Die Königin hat heute die Sitzung der Cortes eröffnet. Königliches Cortège — das versteht sich: die Straßen mit Menschen und die Hotels mit Noblesse angefüllt, wie anders? Kanonengeläute und Glockengedonner — das ist so der Ton geworden! „Meine Herren Senatoren und Deputirten! Niemals war es mir so angenehm, mich von Ihnen umgeben zu sehen, als gerade heute, nach den Tagen der schweren Prüfung, die wir zusammen durchwandert. Ich hoffe mit Zuversicht, daß Sie nie aus festerem Entschlusse gekommen sind, Ihre ganze Thätigkeit und Ihren ganzen Eifer der Befestigung der Krone und der Constitution zuzuwenden. Wie es von seiner väterlichen Fürsorge zu erwarten stand, hat der heilige Vater seine alten Verbindungen mit dem katholischen Spanien wieder hergestellt; aber in derselben Stunde, in der ich Ihnen dieses glückliche Ereigniß anzeige, muß ich Sie zugleich von einem andern traurigen, schmerzlichen in Kenntniß setzen. Der Hohe Priester hat sich in die Nothwendigkeit versetzt gesehen, die Hauptstadt der katholischen Welt zu verlassen, und einen Zufluchtsort auf fremder Erde zu suchen. Unter hiesen schmerzlichen Umständen habe ich keinen Augenblick Anstand genommen, ihm den Schutz Spanien's anzubieten; eine sichere Zufluchtsstätte inmitten dieser Nation, die immer so katholisch, immer so fromm. Meine Verbindungen mit den meisten der fremden Mächte haben sich bedeutend ausgedehnt: die Regierungen von Preußen, Sardinien, Oestreich und Toskana haben ihre Repräsentanten gesandt. Zwischen der neuen französischen Republik und mir bestehen freundschaftliche Beziehungen, wie sie immer bestanden haben zwischen zwei benachbarten Nationen, welche so viele alte Bande aneinander fesseln. (Isabella und die Republik.) Unangenehme Ereignisse, die zu vermeiden von meiner Regierung nicht abhing, haben eine Unterbrechung der diplomatischen Verbindungen mit England verursacht; aber ich hege das Vertrauen, daß sie bald wieder hergestellt werden, wie es zweien befreundeten Nationen geziemt; sie werden hergestellt werden, sobald einmal die Handlungen und Absichten der spanischen Regierung ihrem wahren Werthe nach erkannt worden sind. Mitten in den allgemeinen, unerwarteten Umwälzungen, welche Europa erschüttert haben, ist Spanien seinem Throne und seinen Institutionen treu geblieben. Zwar hat der Aufruhr zu wiederholten Malen das Haupt erhoben und die Straßen von Madrid, so wie die Städte und Dörfer der Halbinsel mit Blut gefärbt; (das ist eine Kleinigkeit, ein zwar für die unschuldige Isabella!) aber die entgegengesetzten Parteien, einig zwar in ihrem abscheulichen Bündnisse, haben unterliegen müssen allenthalben vor dem verständigen, loyalen Sinne (?) der Bevölkerung, vor der Tapferkeit und der Disciplin der Armee, so wie der energischen Handlung der Regierung und der Autoritäten (!!). In Katalonien allein sind noch rebellische Streitkräfte übrig, und auch die, hoffe ich, werden bald verschwinden. Was besonders zu diesem Resultate kräftig wirkend beigetragen hat, das sind die von meiner Regierung adoptirten Maßregeln und die Anwendung der außerordentlichen Gewalten, welche Sie durch die Gesetze in der verflossenen Session bewilligt haben. Der glückliche Erfolg dieser Maßregeln ist ein Beweis der Erfahrung, der Vorhersicht und der Einsicht von Seiten der Cortes (!). Die Provinzen jenseits des Meeres, sowohl in Amerika als in Asien erfreuen sich unter dem Schutze des Mutterlandes, einer immer steigenden Wohlfahrt. Ihre beständige und anerkannte Treue hat sie nicht allein vor dem Unglück bewahrt, welches die in denselben Regionen gelegenen Colonieen heimgesucht hat; sondern hat sie auch in den Stand gesetzt, eine wirksame und uninteressirte (?) Stütze den Völkerschaften angedeihen zu lassen, welche, in ihrer Noth und Gefahr, mit Recht gedacht haben, daß sie nicht vergebens an den chevaleresken Sinn der Castilianer appelliren würden. (Je te reconnais bien là, Margarethe.) Die Armee hat mitten in der Krise, welche Europa durchwühlt, ihre Subordination und ihre strenge Disciplin bewahrt. Diesem Geist der Disciplin, so wie ihrer erprobten Tapferkeit verdankt sie die hohe Achtung, in welcher sie bei der Nation und bei mir steht. Mit der National-Flotte vereinigt hat sie unsere Besitzungen in Afrika vor den wilden Banden von Mauresken zu schützen gewußt; sie hat in Asien die Piraten, welche das Meer unsicher machten, allenthalben besiegt; ihre Niederlassungen und Festungswerke vernichtet, ihre Schiffe und Artillerie weggenommen, und die Freiheit Hunderten von gefangenen Christen wiedergegeben. Auf der Halbinsel selbst hat sie den Thron und die Constitution aufrecht erhalten gegen jede Art von Empörung. (Zum zweiten Male!) Wohlbekannte Ereignisse haben es nicht erlaubt, bis heute die Resultate zu erzielen, welche von dem durch die Cortes votirten Steuermodus zu erwarten sind; ebenso wenig konnte ein Ebenmaß zwischen den Ausgaben und Eingaben erzielt werden. Aus diesem Grunde vornehmlich hat sich meine Regierung in die Nothwendigkeit versetzt gesehen, von der ihr bewilligten Autorisation Gebrauch zu machen und eine rückzahlbare Erhebung von 100 Millionen zu dekretiren, von welchen Ihnen in gehöriger Form Rechenschaft abgelegt werden soll. (Rien que cela!) Man wird Ihnen ohne Verzug die Grunde der Ausgaben und die ihnen entsprechenden Rechnungen vorlegen, damit die Cortes sie prüfen und der öffentliche Dienst gesichert sei; zu gleicher Zeit wird man die vom Handel und Ackerbau erheischten Verbesserungen vornehmen. Mit gleichem Interesse sind die Rechte der Staatsgläubiger, sowohl der fremden als der inländischen, berücksichtigt worden. Ungeachtet der beständigen Opfer, welche die Nation gebracht hat und noch bringt, um den Frieden in der Monarchie aufrecht zu halten, wird die Regierung doch nicht ermangeln, Ihre Aufmerksamkeit auf die Mittel zu leiten, die geeignet sein könnten, den Credit zu verbessern. Kraft der Autorisation, die in der vorhergehenden Session meiner Regierung gegeben worden, ist das neue Strafgesetzbuch in Kraft getreten; über die Veränderungen, die in verschiedenen seiner Verfügungen getroffen werden mußten, wird Ihnen Rechenschaft abgelegt werden. Noch andere Gesetze werden Ihrer Berathung vorgelegt werden; unter diesen namentlich das Gesetz in Betreff einer permanenten und hinreichenden Votation für den Cultus und den Clerus. Dies, meine Herren, ist der allgemeine Ueberblick über den Stand des Landes und der Geschäfte der gegenwärtigen Legislatur. Zu keiner Zeit bedurfte es mehr Muth und mehr Entschlossenheit, um das angefangene Werk glücklich zu vollenden, und um den Thron und die Constitution gegen die wiederholten Versuche von Rebellion und Anarchie zu befestigen (3 Mal), aber ich zähle auf Ihre Festigkeit, Ihren Patriotismus u. s. w. ‥‥; ich zähle auf den Beistand der göttlichen Vorsehung, an welche diese große und edelmüthige Nation sich nie vergebens gewandt hat. Französische Republik. 12 Paris, 19. Dez. Wer hat sich nicht Alles um das Vaterland verdient gemacht? Wem hat die Nationalversammlung nicht diese Phrase des vergangenen Jahrhunderts um das Haupt gewunden? Und wer blieb gleichgültiger als das Vaterland bei der Verleihung dieses rothen Adlerordens mit der Schleife und ohne Eichenlaub? Als die französische Gesellschaft des vorigen Jahrhunderts die Feudalverhältnisse zusammenschlug, und einen harten Kampf zu bestehen hatte mit den Feudalherrn im Innern sowohl als nach Außen, da hatte das Vaterland eine Bedeutung für die Citoyens, und die für die Citoyens errungenen Triumphe waren Triumphe für das gesammte Vaterland. Unter der Bourgeois-Herrschaft Louis Philipp's und Guizot's bekamen „diese Verdienste um das Vaterland“ ihren wahren Namen. Es wurden Vertrauensvota, Satisfaktionsvota, welche die Kammer ihnen gewährte, um ihre Zufriedenheit mit der bestehenden Verwaltung auszudrücken. Das republikanische Spießbürgerthum der Herrn vom National hat die alten Phrasen wieder hervorgeholt, und die Nationalkammer hat nacheinander allen ihren verschiedenen Fraktionen, allen den verschiedenen Verwaltungen diese Boten zukommen lassen, so daß aus der Addition dieser Vertrauensvota weiter nichts hervorgeht, als der Ausspruch: die Nationalversammlung erkennt, daß die Nationalversammlung sich wohl um das Vaterland d. h. sich wohl um sich selbst verdient gemacht hat. Sie erkennt ihre Existenz als eine nothwendige an. Der General Cavaignac hat die meisten dieser Vertrauensvoten eingeerndtet, und er galt in letzter Instanz als ihr einziger Ausdruck. Dem General ist von der Nation dieses Vertrauensvotum entzogen worden, und mit der Entziehung dieses Vertrauensvotums geht der Nationalkammer der sogenannte „Rechtsboden“ verloren. Die Nationalkammer, erklärt der Emancipateur von Cambrai, hat sich schlecht um das Vaterland verdient gemacht, und von Cavaignac anfangend geht das Journal rückwärts in die Geschichte bis zum 4. Mai, wo die Versammlung zusammenkam, und schließt damit, daß die Nationalversammlung sich schlecht um das Vaterland verdient gemacht habe, als sie die honette Republik proklamirte. Die „Gazette de France“ giebt diesen Artikel wieder, und Hr. Rolland interpellirte die National-Versammlung wegen dieses Angriffes auf ihre Souveränität. Herr Marie erwiedert, daß die beiden Journale bereits in den Anklagezustand versetzt worden sein. Der Moment für diese Anklage kann nicht schlechter gewählt sein als gerade in den jetzigen Verhältnissen, wo die Existenz der Kammer selbst gefährdet ist, und wo es darauf ankömmt die wahre Bedeutung von Napoleon kennen zu lernen, durch eine Zergliederung Napoleon's, durch eine Zerlegung Napoleon's in seine einzelne Theile, das heißt durch eine neue Zusammenberufung der Kammer. Zwar erklärt Lameth, der im Sinne des Herrn Rollands sprach, daß die Verräther an's Vaterland allein erklären könnten, die Nation wünsche den Schluß der jetzigen National-Versammlung. Wer sind die Verräther? wer ist die Nation? So lange Napoleon noch als eine kompakte Masse erscheint, so lange Louis Napoleon aufgeht in eine Zahl mit furchtbaren Nullen, ist die Kammer im Wiederspruche mit dieser Zahl, mit der Nation, und die „Verräther,“ welche dieses erklären, gelten in diesem Augenblicke als das Organ dieser Zahl. Das vornehmste dieser Organe ist die „Presse“, ist Girardin, und für den Augenblick können wir Girardin's Presse als das halboffizielle Blatt Napoleon's betrachten. Die Auflösung der französischen Kammer steht in Aussicht; der „National“ eifert dagegen und vertheidigt die Kammer, welche bei ihrem Entstehn so wenig ihn befriedigte. Auch die „Reforme“ will die Kammer nicht aufgelöst sehen, bloß um dem Präsidenten Napoleon gegenüber eine Majorität zu bilden. Bedenkt man nun noch, daß gerade die Kammer heute noch auf den Antrag des Herrn Lagrange in Bezug auf die Amnestiefrage beschlossen hat, im geheimen Scrutinium darüber zu entscheiden; daß sie es nicht wagt, im offenen Scrutinium die Juni-Insurrektion nur im leisesten zu berühren: so kann man nicht anders sagen, als daß die Feinde der Republik, ob honett, ob demokratisch, gerade diejenigen sind, welche am meisten dazu beitragen, der rothen Republik zu ihrem Triumphe zu verhelfen. Ihre Sprache wird immer bestimmter, in den Klubs sowohl als auf der Straße. Selbst aus dem Gefängnisse läßt sie ihre Sprache vernehmen, und Barbes schreibt aus Vincennes einen Brief, der, wie die Debats in ihrem Aerger bemerken, „keines Kommentars bedarf“, vermuthlich weil Herr Hebert nicht mehr da ist. Dieser Brief ist an den Redakteur der „demokratischen und sozialen Revolution“ gerichtet und lautet folgendermaßen: „Es scheint, daß mein Namen ebenfalls auf der famösen Liste der National-Belohnungen figurirt. Ich habe nicht den mindesten Groll gegen den Verfasser dieser Liste, weil er meinen Namen neben den Namen von sogenannten Mördern und Dieben gesetzt hat. Die Wittwe und die Kinder Pepin's, die Verwandten des heldenmüthigen Alibaud's und Darmes' sind rein von allem Schmutze und ein Republikaner kann von der Berührung mit ihnen nicht im Geringsten befleckt werden. — Mein Schamgefühl empört sich sogar nicht wenn mein Namen neben andern sogenannten Missethätern steht, wie Mialon z. B., dieser unglückliche Proletarier, der zur ewigen Galeerenstrafe verurtheilt worden ist, weil er sich in den Maitagen von 1839 geschlagen hat, und der vor dieser Verurtheilung 5 Jahre enger Haft überstanden, weil er unter dem Schutte eines Hauses, woran er arbeitete, ein Stück altes Eisen genommen hatte, das nach dem Eingeständnisse des Staatsprokurators am Pairshofe nicht über einen Franken werth war.‥… Wenn ich meine Pflichten als Bürger in dem Kampfe meiner Brüder gegen eine niederträchtige Regierung erfüllt habe, so geschah dies gewiß nicht in der Hoffnung auf eine Belohnung. Jede pekuniäre Unterstützung, die ich annehmen würde, wäre ein Raub zum Nachtheile so vieler anderer frühern politischen Gefangenen, die der Unterstützung mehr bedürfen als ich. Ich erkläre daher, daß wenn mein Name auf dieser Liste figurirt, dies ohne mein Vorwissen geschehen ist. Barbes.“ 12 Paris, 20. Dezbr. So haben wir ihn endlich! Wen? Den Präsidenten Louis Napoleon Bonaparte. Aus Furcht vor der Masse von Gläubigern, die an die Napoleonische Massa Forderungen zu stellen hatten, aus Furcht vor der Heftigkeit, mit welcher die Forderungen gestellt wurden, und damit man ja nicht verleitet würde, dieselben auf ungesetzlichem Wege einzutreiben, hat man Napoleon zum Staatseigenthum erklärt. Jetzt ist er Präsident, ein und untheilbar. Marrast selbst hat es erklärt, von der Höhe der Tribüne, in voller Nationalversammlung: im Namen der Konstitution. Wenn einst die Konstitution verloren geht, wenn sie verschwindet aus der Welt, wie irgend ein anderer römischer oder griechischer Codex, so wird man sie wiederfinden tief im Herzen Marrast's. Cavaignac hat seine Vollmacht niedergelegt. Er war tief gerührt, als er von der Republik sprach, die er mit so vielem Blute befestigt hat. Wenn einst die Republik verloren geht, wenn sie verschwindet aus der Welt, mit ihrer ganzen Umgebung von Mobilgarden und arabischen Soldaten, so wird man sie wieder finden tief im Herzen des Generals. Bonaparte besteigt die Tribüne und leistet den Eid auf die Konstitution. Er hat den Stern auf dem schwarzen Rocke. Wenn einst im Herzen der Nation Napoleon verloren gehen könnte, würde man Napoleon wiederfinden unter dem Sterne Napoleon's? Paris, 20. Dezbr. Große Bestürzung in der Finanzwelt! Die fünfprozentige Rente — unser Staatsbarometer — ist inmitten des Elektoraljubels um drei Franken und fünfundzwanzig Centimen (beträgt mehr als 3 1/4 Prozent) gefallen und Hr. Rothschild soll einige sehr inhaltschwere Worte in Bezug auf das nächste Semester haben fallen lassen, die eine allgemeine Versteigerung trotz Napoleons glänzenden Versprechungen hervorgerufen. Das Gespenst des Nationalbankerotts tritt der Börsenwelt vor die Augen. Darum beeilt sich heute der Moniteur, sie durch eine offizielle Darstellung der General-Finanzlage der Republik zu beruhigen. Dieses Aktenstück kann also gleichzeitig als das finanzielle Testament der Cavaignac'schen Staatsverwaltung oder Säbelherrschaft betrachtet werden. Hier ist es in seinen Hauptresultaten: Am 20. Juni 1848 befanden sich in der Central-Staatskasse 25,141,000 Franken. Diese Summe sank am 1. Juli (nach der Schlacht) auf 12,303,000 Franken und am 4. desselben Monats waren von ihr nur noch 6,906,000 Franken übrig. In jenem Augenblick war die Verlegenheit der Staatskasse am größten. Das tägliche Defizit betrug die enorme Summe von mehr als Zwei Millionen Franken. In der Periode vom 25. Oktober bis zum 10. November gelang es dem rothschild'schen Agenten Goudchaux dieses enorme Defizit auf 1,238,000 Franken per Tag herabzudrücken. Goudchaux (der einzige demokratische Bankier von Paris, wie er sich selbst auf der Bühne der Nationalversammlung nannte) entwickelte in der That einen bewunderungswürdigen Eifer in der Verordnung von Zwangsersparissen, demzufolge es möglich wurde, das tägliche Defizit vom 10. November bis zum 24. Dezember auf 101,400 Franken herabzudrücken. Mit andern Worten: die Einnahme wurde von den Ausgaben täglich nur noch um 101,400 Franken überstiegen. Das Resultat der Präsidentenwahl einmal bekannt, entwickelten die Generalsteuereinnehmer eine außerordentliche Thätigkeit, so daß die Staatskasse von ihnen am 31. Dezember auf mehr als 40 Millionen Franken rechnen könne. „Fügen wir nun noch — schließt der Moniteur das merkwürdige Aktenstück — die bedeutenden außerordentlichen Einnahmen des 1849er Büdgets zu obiger Steuersumme hinzu, so darf die Finanzlage der Republik sich keineswegs beunruhigen. Diese außerordentlichen Einnahmen bestehen: a) in der Ratenzahlung des Rothschild'schen Anleihens mit 64,000,000 b) Ratenzahlung aus Lyon 30,000,000 c) Nordbahn 12,000,000 d) Von Bankanleihen (2. Portion) 75,000,000 Beträgt 181,000,000 Hiezu obige Steuersumme 40,000,000 Im Ganzen 221,000,000 Die französische Republik eröffnet also den Staatsdienst von 1849 mit einem Finanzetat von 221,000,000 Franken, zahlbar am 1. Januar 1849. In diesem Abschluß sind keineswegs die bedeutenden Hülfsquellen begriffen, welche der Staatskasse aus dem Tagportefeuille der verschiedenen Verwaltungszweige zufließen.“ So weit der Moniteur. An der heutigen Börse machte dieses Finanz-Testament großen Eindruck. Die 3prozentige Rente eröffnete mit 45 1/2, 1/4 und droht noch tiefer zu sinken. Es herrscht ein wahrer panischer Schrecken in der Kulisse. Die ehrbare 5% Rente folgt dem allgemeinen Desastre und eröffnete um 1 Uhr entsetzlich flau mit 75 und 74 1/2 und 74 1/4, 1/3. Die Angst wird mit jedem Augenblicke größer. — Die Nationalversammlung hat heute Louis Napoleon Bonaparte zum Präsidenten proklamirt. Die Eile der Proklamirung soll durch Entdeckung eines imperialistisch-sozialistischen Komplots herbeigeführt worden sein. — Das allgemeine Stimmenresultat ist bis jetzt: Für Louis Napoleon 5,680,395 Stimmen. Für Cavaignac 1,444,520 Stimmen. — National-Versammlung. Sitzung vom 20 Dezember. Anfang 3 Uhr. Präsident Marrast. Große militärische Vorsichtsmaßregeln decken die Zugänge. Einige Bataillone der Mobilgarde und Linie halten sich im Tuileriengarten schlagfertig und vor der Brücke stellt sich das Dragonerregiment vom Quai d'Orsay auf. Das Sitzungsgebäude selbst ist mit anderen Truppen und Artillerie angefüllt. Der Grund zu diesen Vorsichtsmaßregeln soll in Polizeiberichten liegen, welche eine kaiserlich-socialistische Bewegung gegen den Saal verrathen. Das ist offenbar eine Lüge, denn bezüglich der Socialisten und Kommunisten, so sehnen sich ihre Führer durchaus nach keinem Putsche, sondern nach einjähriger (!) Ruhe, um das Volk zu organisiren. Die Bänke sind zeitig voll und wir hören, daß die Wahlprüfungskommission beschlossen habe, heute schon ihren Bericht abzustatten und den Präsidenten proklamiren zu lassen. Darum herrscht eine große Aufregung in den Reihen. Kein Mensch hört auf das Protokoll; Alles unterhält sich lebhaft. Mortimer Ternaux, Pariser Stadtrath, nimmt das Wort vor der Tagesordnung. Bürger Beaumont, sagt er, behauptete neulich bei Gelegenheit einer Petition der Februarverwundeten, daß über 1,300,000 Fr. für sie auf dem Subscriptionswege eingegangen, daß aber nur 300,000 Fr. unter sie vertheilt worden seien und wohin denn die Million Fr. gekommen. Ich erkläre hiermit, daß diese Angaben durchaus irrig sind und daß sich Jedermann die nöthigen Details im Ausschusse, den er vertrete, holen könne. Auf der Tagesordnung tauchen zwei Gesuche auf, das eine von Guerret gegen Caussidiere, das andere von Ballon gegen Türk, um Vollmachtsertheilung zur gerichtlichen Verfolgung beider Deputirten. Beide Gesuche werden verworfen. Mehrere unbedeutend Anträge werden verschoben. Kurz vor 4 Uhr tritt Quastor Lebreton in Generalsuniform in den Saal. Ihm folgt bald Louis Napoleon Bonaparte im schwarzen Ueberrock. Er setzt sich neben Odillon-Barrot. (Agitation). Marrast: Waldeck Rousseau hat das Wort, um den Bericht über die Präsidentenwahl vorzulesen. Waldeck Rousseau beginnt diesen Bericht voll interessanter Daten. Offiziell sind bisher 7,326,345 Wähler konstatirt, von denen 5,434,000 für Napoleon, 1,448,000 für Cavaignac stimmten. Mit Ausnahme Grenobles ging überall die Wahl mit Ruhe vor sich. Mehrere Unregelmäßigkeiten haben sich, fährt W. Rousseau fort, bei den Wahlen an einigen Orten eingeschlichen. Sie sind dem Minister des Innern zur Verhütung von Wiederholungen mitgetheilt worden. Im Ganzen stellt sich die Wahl des Bürgers Louis Napoleon Bonaparte als vollkommen regelmäßig heraus. Es ist im Schooße der Kommission der Einwand erhoben worden, daß Louis Napoleon Bonaparte im Auslande (Thurgau in der Schweiz) mit dem Staatsbürgerrecht beliehen worden sei, das er auch dort wirklich ausgeübt habe. Indessen hält die Mehrheit der Kommission diesen Einwand nicht für stichhaltig und sie bezeichnet Ihnen den Bürger Louis Napoleon Bonaparte hiermit als den Auserwählten des französischen Volkes für das Präsidium. Bürger Vertreter! (schließt Waldeck Rousseau) vor neun Monaten proklamirtet Ihr von der Haupttreppe dieses Gebäudes herab die Republick, heute schlägt Euch die Kommission vor, den Bürger Louis Napoleon Bonaparte als Präsidenten der Republick zu proklamiren. (Beifall zur Rechten. Große Bewegung im Saale). Cavaignac steigt auf die Bühne. (Tiefe Stille.) Ich beehre mich, die National-Versammlung zu benachrichtigen, daß das gegenwärtige Ministerium seine Demission insgesammt eingereicht hat. Gleichzeitig gebe auch ich hiermit die Staatsgewalt in die Hände der National-Versammlung zurück, mit der sie mich vor 6 Monaten beehrt hatte. Ich bewahre eine ewige Erkenntlichkeit für das Wohlwollen, mit dem Sie mich beschenkt haben. (Beifall). Marrast proklamirt nun den Gewählten zum Präsidenten. Im Namen des französischen Volkes proklamire ich hiermit, in Betracht, daß der Bürger Charles Louis Napoleon Bonaparte die Wahlfähigkeitsbedingungen erfüllt, in Rücksicht auf die Stimmenmehrheit, die er vereinigt, den Bürger Charles Louis Napoleon Bonaparte, Kraft der Verfassung, zum Präsidenten der französischen Republik, von diesem Tage ab bis zum dritten Sonntage des Mai 1852. Ich lade den Bürger Louis Napoleon Bonaparte ein, sich der Bühne zu nähern und den Eid der Verfassung zu leisten Louis Napoleon Bonaparte steigt auf die Bühne. Seine rechte Hand ist bloß (ohne Handschuh), ein Ordensstern strahlt auf seiner Brust. Marrast liest ihm den Schwur vor. Bonaparte spricht ihn nach. Man hört deutlich die Worte: Ich schwöre es! (Sensation). Marrast: Die Proklamation soll in allen Gemeinden der Republik öffentlich angeheftet werden. Präsident Louis Napoleon Bonaparte hat das Wort Bonaparte: (Allgemeine Stille.) Bürger Vertreter! Das Stimmrecht der Nation beruft mich zur Präsidentschaft, legt mir aber auch Pflichten Hierzu eine Beilage.

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Die angegebenen Seitenzahlen beziehen sich auf die Ausgabe: Neue Rheinische Zeitung. Organ der Demokratie. Bd. 1 (Nummer 1 bis Nummer 183) Köln, 1. Juni 1848 bis 31. Dezember 1848. Glashütten im Taunus, Verlag Detlev Auvermann KG 1973.




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Zitationshilfe: Neue Rheinische Zeitung. Nr. 176. Köln, 23. Dezember 1848, S. 0950. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_nrhz176_1848/4>, abgerufen am 03.12.2024.