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Neue Rheinische Zeitung. Nr. 178. Köln, 25. Dezember 1848.

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zogin unwillkürlich in den Strudel der süßesten Liebesraserei mit sich fortriß.

"Unglücklich bin ich --" rief der Ritter, "unglücklich geworden seit zehn Minuten, weil ich noch daran verzweifeln muß, ob ich je wieder glücklich werde. Eine Rose fand ich -- darf ich sie brechen? Eine Perle fand ich -- -- darf ich sie an meine Brust drücken? --"

Aehnliche Phrasen entschlüpften dem Ritter zu Dutzenden. Die Herzogin gestand sich, daß sie schon viel dummes Zeug im Leben gehört habe, gewiß aber nicht so viele verliebte Schnörkel, wie sie der Ritter in Zeit von einer halben Stunde produzirte.

""Reisen Sie, Ritter! Suchen Sie Trost und Zerstreuung auf Reisen --""

"Gnädige Frau, verstoßen Sie mich nicht."

""Jagen Sie, Ritter! Suchen Sie Zerstreuung auf der Jagd --""

"Gnädige Frau, verjagen Sie mich nicht."

""Treiben Sie Künste und Wissenschaften, Ritter, zerstreuen Sie sich!""

"Lassen Sie mich das nicht in der Kunst suchen, was ich im Leben vor mir habe --"

So dauerte die Unterredung fort, und immer schwärmerischer schaute der Ritter auf die Dame, und immer entzückter blickte die Dame auf den Ritter.

"Doch ich kann von meinen Freunden nicht erwarten, daß sie die Liebesduselei zweier alter Sünder bis zu Ende lesen sollen. Das Geschwätz zweier Liebenden ist unter allen Umständen langweilig, und wenn auch eine Konversation, wie die der Herzogin und des Ritters, schon ihrer Heuchelei wegen interessanter ist, als eine wirkliche, aufrichtige, jugendliche Aventüre, so bleiben die mehr oder weniger abgedroschenen Phrasen doch immer dieselben. "Der süße Gram" und die "holde Noth" machen sich in schlechtstylisirten Briefen und in erbärmlichen Rede-Floskeln Luft und die Faseleien der Liebe sind unerträglich. Erst da wird die Liebe interessant, wo sie rein-sinnlich auftritt. Die sinnlichen Engel auf Erden sind ganz leidliche und interessante Geschöpfe, aber die geschlechtlosen Engel im Himmel wollen wir dem lieben Gotte überlassen."

Alle Leute, heißt es in unsern Manuskripten, die seiner Zeit auf dem Schlosse des Grafen anwesend waren, und die Manöver des Ritters, der Herzogin gegenüber, zu beobachten Gelegenheit hatten, meinten vor Lachen zu sterben. Der Ritter betrug sich wie der sentimentalste Affe und er führte diese Rolle mit einer solchen Konsequenz durch, daß die Herzogin sich immer mehr täuschen ließ, und wunderbarer Weise zuletzt gar nicht mehr daran zweifelte, daß der Ritter ihr mit demselben Verlangen entgegeneile, wie sie sich zu ihm hinübersehnte. Die Herzogin gestand sich, daß sie noch nie so geliebt worden sei. Alle ihre Jugendträume kehrten wieder; Alles was sie genossen, wurde auf's Neue bei ihr lebendig. Sie glaubte sich in jene Tage zurückversetzt, wo einst die Blüthe der französischen Jugend zu ihren Füßen lag, und in der Gestalt unseres Ritters erschienen ihr alle Männer, von denen sie Liebes erfuhr. Dem Ritter war es gelungen, was ihm der Graf als die schwierigste Aufgabe geschildert hatte. Es war ihm gelungen, die Jugend der Herzogin in ihr Alter zurückzuzaubern.

Als der Ritter aber so weit gelangt war, da kannte die Dankbarkeit der Herzogin keine Gränzen mehr. Wäre es Schnapphahnski's Wunsch gewesen: sie hätte wirklich mit Freuden ihre Schlösser in Brand gesteckt und ihre Demanten ins Meer geschleudert. Diese Dankbarkeit der alten, unverwüstlichen Dame soll etwas rührendes gehabt haben. In dem abscheulichen Gewirr der Lügen, der Heuchelei, der widerwärtigsten Eitelkeit und der schamlosesten Intriguen, tauchte diese Dankbarkeit, dem geschmolzenen Gold in seinen Schlacken ähnlich, als das einzig erquickliche Gefühl auf, und versöhnte gewissermaßen das bizarre und ekelerregende des ganzen Umgangs.

Auf unsern Ritter wirkte dies zurück. Zum ersten Male in seinem Leben schämte er sich. Er hatte zu sehr gesiegt, um sich nicht zu schämen. Aus der ersten unnatürlichen Annäherung wurde ein jahrelanges, zärtliches Verhältniß.

Nach dem Besuch auf dem Landsitze des Grafen, kehrte damals die Herzogin nach ihrem Schlosse zurück und es verstand sich von selbst, daß sie unsern Ritter mitnahm. Es erfolgte nun ein Zusammenleben, daß man unmöglich hinlänglich beschreiben kann. Ein griechischer Kultus wird eingerichtet; die Herzogin läßt die Badegrotte mit asiatischem Luxus neu meubliren und hier weilen die Liebenden halbe Tage lang. Odüsseus und Kalypso.

Also geschah's; da sank die Sonne, und Dunkel erhob sich.

Beide gingen zur Kammer der schöngewölbeten Grotte,

Und genossen der Lieb', und ruheten neben einander.

Todtmüde und nach Luft schnappend zieht sich der Ritter endlich nach seinem Gute zurück. Aber hierhin folgt ihm die Schöne, voll ungestillten Verlangens, in Mannskleidern -- -- --

Groß wie der Dienst war auch schließlich der Lohn. Auf ein em Schlag erhält der Ritter 200,000 Thaler.

Gespräch in der Komite-Sitzung des hiesigen Kunstvereins.

v. W. Nun, Ihr Sohn ist auch in die G.-Prozedur verwickelt.

v. G. Ja! Leider -- --

v. W. (ihm die Hand drückend) Lassen Sie sich das nicht verdrießen. Es wird Alles seine guten Früchte tragen.

[Deutschland]

[Fortsetzung] bisher seine Pflicht vernachläßigt und die Gesetzsammlung sowie ähnliche Publikationen wegen Unterlaß der Angabe der Druckerfirma nicht verfolgt habe, so könne dies in dem Urtheil des Gerichtshofs nichts ändern.

Gestern Abend ward hier die Probenummer eines neuen demokratischen Wochenblattes von halb ernsthaftem, halb heiterem Charakter ausgegeben. Dasselbe heißt: "Der blaue Montag, Organ des passiven Widerstandes," und verspricht nach der Probenummer zu urtheilen, ein wirksames Organ der Demokratie zu werden. Ein treffliches "Berliner Eingesandt" wollen wir daraus erwähnen. Dasselbe macht nämlich unter dem Titel "Warnungs-Anzeige" und mit Bezugnahme auf die allergnädigst geschenkte Verfassung, auf diejenigen Paragraphen des Landrechts -- Th. I. Tit. 11. §. 1153-1156 aufmerksam, welche die Lehre vom Widerruf der Schenkungen enthalten.

Ganz im Gegensatz zu einer Nachricht der heutigen Kreuz-Zeitung über den Enthusiasmus des pommerschen Landwehr-Garde-Bataillons bei der gestern im Schloß vom König abgehaltenen Parade, wird uns von zuverlässigen Augenzeugen berichtet, es habe das tiefste und bedeutsamste Stillschweigen geherrscht. Ueberhaupt sei die Stimmung dieses Bataillons keineswegs eine so durchaus "gute" als man in höhern Kreisen sich eingebildet. Trotz der feierlichen Einholung durch den Prinzen von Preußen ist es schon nöthig geworden, einzelne Landwehrmänner wegen ihrer "unzuverläßigen" Gesinnung nach Haus zu schicken. Ueber die Ursachen dieser demokratischen Epidemie befragte "gesinnungstüchtige" Unteroffizier sollen den Offizieren geantwortet haben, die häufigen Besuche von Berliner Landwehrmännern seien Schuld an allem Uebel. Die Offiziere frugen, ob man denn die Herren Berliner nicht hinauswerfen könne, wenn sie wieder kämen. Die Unteroffiziere aber antworteten, das wäre doch etwas gar zu bedenklich. "Sehr bedenklich Ew. Liebden"

* Berlin, 22. Dez.

Die "Lith. Korresp. meldet: In gut unterrichteten Kreisen unterhält man sich viel über die von Seiten unseres Gouvernements getroffenen und noch zu treffenden Vorbereitungen zur Aufstellung eines Observationskorps an den Rheingrenzen. Die Stärke desselben gibt man auf 100-150,000 Mann an.

* Berlin, 20. Dezember.

Der Staats-Anwalt, Hr. Sethe, fand natürlich keine Gesetzesstelle auf Wrangel, Brandenburg und Konsorten wegen ihres Hochverraths am Volke anwendbar. Dagegen beeilte er sich, Materialien zu sammeln zur Anklage gegen die Mitglieder der National-Versammlung welche für die Steuerverweigerung gestimmt haben. Er hat sich zu diesem Zweck an die Minister des Innern und der Finanzen gewandt (nachdem er sich mit ihnen vereinbart hatte?), damit sie hülfreiche Hand leisteten. Dem ist entsprochen und sämmtlichen Regierungen, wie durch diese allen Landräthen, Magistraten und Domänen-Rentämtern aufgegeben worden: "binnen allerspätestens acht Tagen darüber Anzeige zu erstatten: 1) in welcher Weise und in welchem Umfange die an dem Beschlusse der Steuerverweigerung betheiligten Abgeordneten auf die betreffenden Kreise und Gemeinden eingewirkt, in welcher Weise sie den gedachten Beschluß verkündet, und was sie sonst gethan haben, um denselben zur Ausführung zu bringen; 2) in wie weit in dieser Beziehung einzelne Abgeordnete und welche in Bezug auf den dortigen Kreis besonders thätig gewesen sind; und 3) ob etwa und an welchen Orten in Folge jenes Beschlusses Steuerverweigerungen stattgefunden haben. Gleichzeitig sollen dem zu erstattenden Berichte Exemplare der Plakate, welche zur Ausführung jenes Beschlusses verbreitet worden sind, beigefügt, sowie auch diejenigen Personen namhaft gemacht werden, welche durch Weiterverbreitung der Schriften, durch Aufreizung der Steuerpflichtigen zur Steuerverweigerung oder auf andere Art als Theilnehmer an dem Verbrechen erscheinen. Endlich sollen die zur Feststellung des Thatbestandes und der Thäterschaft vorhandenen Zeugen bezeichnet werden. Für den Fall, daß die Besitzer von Plakaten, Aufrufen, Briefen etc., in welchen zur Steuerverweigerung aufgefordert wird, die Herausgabe derselben verweigern, sollen sie darauf aufmerksam gemacht werden, daß es gleich beim Empfang dieser Stücke ihre Pflicht gewesen wäre, solche der Polizei- oder Gerichtsbehörde zu übergeben, und daß ein ferneres Zurückhalten sie der Complicität verdächtig machen würde."

Da diese Erlasse an die betreffenden Behörden wohl erst Mitte d. Mts. abgegangen und die erforderten Berichte wohl nicht vor Ende des Mts. eingehen dürften, so wird erst dann entschieden werden, gegen welche Abgeordnete die Kamarilla die Anklage vom Stapel lassen will.

So wird von der Contrerevolution Alles vorbereitet, um kurz vor den Wahlen einen Schlag zu führen, durch den sie eine Menge Wahlkandidaten durch's Einsperren beseitigt und ihrer Parthei den Kampfplatz frei macht. Dadurch hofft sie eine Volksvertretung nach ihrem Ebenbilde zu Stande zu bringen.

Aus Bernburg erfahren wir, daß vorgestern daselbst, obgleich alles ruhig geblieben, Reichstruppen eingerückt sind.

049 Berlin, 22. Dezbr.

Es giebt so manche gutmüthige Leute, die, wenn sie von den seit März besonders aber seit den November-Errungenschaften vorkommenden Soldaten-Exzessen und Militärgreueln hören, sich mit der Hoffnung beruhigen: Das wird Alles anders werden, wenn erst das Militär auf die Verfassung beeidigt sein wird. Ganz abgesehen davon, daß es doch vorerst auf die Beschaffenheit der Verfassung ankäme, denkt man in den hohen Regionen, deren Organ die "N. Pr. Ztg." ist, gar nicht daran, eine solche Vereidigung des Militärs vorzunehmen. Dieses Lieblingsblättchen des potsdamer Hofes belehrt uns darüber in folgender Weise:

"Durch die Vereidigung des Militärs auf die Verfassung haut der König sich selbst die rechte Hand ab, so, daß er weder Spazierstock, noch Degen, noch eine Feder führen kann. Warum? Der Umsturz-Partei -- die gegenwärtig nur in ihren Mitteln besiegt ist, jedoch nicht so, daß sie auch ihren Zweck aufgegeben hätte -- ist es dann ein leichteres Spiel, die Begriffe auch unter dem Militair zu verwirren und gegen den König -- aorgeblich als Uebertreter der Verfassung -- aufzureizen und für ihren Zweck zu gewinnen. Es ist aber auch dem Vaterlande die Stütze für die Zukunft genommen, weil es ohne ein treues Militair keinen Schutz vor Anarchie zu erwarten hat."

Das Blättchen spricht es anderwärts noch klarer aus, daß das Militair nur dem Könige Treue schwören darf, damit es nach wie vor ein sklavisches Werkzeug in den Händen des Absolutismus bleibe.

061 Wien, 20. Dez.

Die Verurtheilungen wegen "Zusammentreffen von Umständen" dauern fort, werden aber von unsern Standrechtsblättern ignorirt, nachdem sie offiziell in der Wienerin erschienen. Der Sohn eines Hofraths, den der Vater selbst denunzirt haben soll, ist zuletzt zu 12 Jahren Festung mit Eisen begnadigt, der Tischlergeselle Schwind aus Baiern aber zu 6 Monaten Robstockhaus mit Eisen aus dem Grunde verurtheilt worden, weil er unterlassen hatte, anzuzeigen, daß ein gewisser Dewald auf dem Boden ein Gewehr versteckt gehalten. -- Um die Bourgeoisie über die standrechtlichen Zustände hinaus zu unterhalten, hat das Ministerium Handelskammern errichtet, die Wünsche aussprechen dürfen; es hat damit zugleich im Prinzipe das maximum des zukünftigen Vereinsrechts ausgesprochen. Der Reichstag muß noch immer Geschäftsordnung berathen, und nebenbei den Hans Jörgel spielen; die Feiertage werden ihn vollends beseitigen. Der "jugendliche" Kaiser (offizieller Titel), hat den Serben einen Patriarchen und Woiwoden bewilligt, damit sie besser losschlagen; der erstere heißt Joseph Razacsich, ein geistlicher Bandit, der andere Suplikatz de Vitrz desgleichen ein weltlicher; die geforderten Rechte sollen, wie immer, nachfolgen. -- Die Büreaukratie wird durch neue aristokratische Ernennungen, wie der Lloyd sagt, der Neuzeit entgegengeführt, die Bourgeoisie wird eine Korn- und Mehlbörse erhalten; der Belagerungszustand, wie ich ganz sicher erfahre, wird niemals aufgehoben werden, obgleich vielleicht das militärische Unwesen mit dem Civilunwesen nach und nach wieder vertauscht werden dürfte. Wer sich noch von Ertheilung einer Verfassung etwas träumen läßt, der träumt in der That; unter dem Vorwande der Vorbereitung für's Neue soll Alles beim Alten gelassen, ja wieder hineingetrieben werden. Zur Köderung der Bourgeoisie und des dummen Deutschlands wird es aber an schönen Redensarten a la preußische Verfassung vielleicht nicht fehlen. Man gibt eine solche auf dem Papier, steckt unter dem Vorwande, es seien Anarchisten, alle Freiheitskämpfer ein, oder verfolgt sie, und hält mittlerweile alle Städte unter dem Belagerungszustande. Am 18. hatte eine Wahlbesprechung des ersten Bezirks statt; nur Grafen durften das Wort nehmen; Herr Schmerling wird vielleicht die Ehre haben, gewählt zu werden. Der Abgeordnete Violand bestreitet in einem Schreiben vom 17. Dez. den Wahlmännern das Recht, ihm ein Mißtrauensvotum mit dem Befehl der Resignation zuzusenden, weil er keins seiner Versprechen unerfüllt gelassen. Die Wiener Zeitung bringt außer dem gewöhnlichen Standrechtsgeheul fast nur drei Worte: Wehmuth aus allen Orten wegen der Abdikation, Jauchzen aus allen Orten wegen der Thronbesteigung, und Truppen; die Truppen müssen ex officio beide haben, weil sie sonst schwerlich aufzufinden wären. Unter dem Aushängschilde: "Wiener Gedanken eines von Frankfurt Heimgekehrten", enthält das bekannte Abendblatt, welches sich besser Uhu- oder Eulenblatt nennen sollte, einen über alle Maßen niederträchtigen Aufsatz über Blum. Der standrechtliche Verfasser hat zwar nur Wiener Gedanken, wie er selbst sagt, was einen völlig beruhigen könnte, weil die Gedanken des alten Wiens mit den Vapeurs der Moräste und Misthaufen bekanntlich in gleichem Rang stehen, ich muß Ihnen aber dennoch einige herausheben. Zuerst wird Blum's Persönlichkeit schlecht gemacht: "Lampenanzünder, unansehnlich von Figur, klein, dick, wohlgenährt, gut gefärbte Wangen, Stülpnase, dicke Lippen, epikuräischer Klosterbruder" sind hier des Wiener's glänzendste Gedanken. Dann wird gesagt, Blum habe von seinen Wählern ein mit 10,000 Unterschriften versehenes Mißtrauensvotum erhalten; er sei für die rothe Republik, für die Sache des Mordes aus dem Parlamente geschieden und hieher geeilt; Fröbel habe bei seiner Begnadigung die Thränen eines schwachen Weibes geweint, und das sonderbare Versprechen gegeben, ein ehrlicher Mann zu werden; Blum's letztes Wort: Er sterbe für die Freiheit! sei ein Irrthum gewesen, weil nicht die Knechtung über ihn gesiegt habe, sondern die staatliche Ordnung eines konstitutionellen Monarchen in ihm die Lehren der rothen Republik aus dem Felde geschlagen.

Darauf wird Blum's Ermordung mit dem völkerrechtlichen Bund von 1815, an dem auch das jetzige Ministerium noch festhalte, gerechtfertigt und somit das Gesetz vom 30. Sept. 1848, ja die ganze deutsche Revolution geleugnet. Schließlich heißt es: "Blums Tod ist eine sehr geringe Sühne für die Opfer, die die Demokratie hingeschlachtet. Doch weg mit diesem ehrwürdigen Namen! Washington und Franklin würden sich feierlichst verwahren gegen die Gleichstellung mit einer Partei, die den Verrath übt und den Mord u. s. w. " Mit solchen Sudeleien will man Blums Andenken hier im Volke schänden, aber es gelingt nicht.

102 Wien, 20. Dez.

Wieselburg, Tyrnau, Preßburg und Kaschin sind von den kaiserlichen Truppen besetzt; die Magyaren haben nur in Kaschin und Wieselburg einigen Widerstand geleistet. Heute ist das erste scharfe Frostwetter eingetreten, vielleicht dürfte es auf die Fortsetzung des Kriegs von Einfluß sein. Sie können sich darauf verlassen, daß Rußland die Ernennung Bonaparte's und den ungewissen Zustand Frankreichs beuutzend, in Ungarn rasch einrücken wird, um jedem Siegeszweifel ein Ende zu machen. Nikolaus wird sagen, so gut Frankreich den Papst in Civita-Vecchia beschützen will, kann ich den östreichischen Kaiser in Ungarn beschützen.

Einem Gerüchte zufolge soll vor einigen Tagen ein Klub aufgehoben worden sein; man soll 300 Anwesende betroffen haben. Sie können sich denken, wer solche Gerüchte erfindet und warum sie erfunden werden. Eine Menge gemeiner Polizeibüttel lief in den Straßen mit zwei Pfauenfedern am Hute herum, und damit wurde denn das Vorhandensein eines "Pfauenklubs" von dem Publikum unbestreitbar gemacht. Die Kroaten sind dadurch unschädlich gemacht worden, daß man sie in die ganze Armee vertheilt, und den Jellachich in's gefährlichste Vordertreffen gegen die Magyaren gestellt hat. -- Mit Entrüstung las man in der gestrigen Presse aus dem Frankfurter Parlamente Folgendes: "Das Reichsministerium legt die aus Wien eingegangenen Aktenstücke über die behauptete Ermordung von Wiener Studenten im Lager Auersperg's vor: die östreichischen Behörden verneinen Thatsache(!). Zimmermann zweifelt noch, Steinbauer aus Wien versichert, der Leichnam des Studenten, welcher zu diesen Fragen Anlaß gegeben, sei glaubwürdigen Nachrichten zufolge (!!) auf dem anatomischen Saale absichtlich verstümmelt und durch die ganze Stadt getragen worden, um die Leidenschaft der Bevölkerung zu regen. -- Und damit ist die Sache abgemacht? Mit mehr als mit 10,000 Eiden kann es bekräftigt werden, daß sowohl die östreichische Behörde, als der Gott weiß, wie honorirte Steinbauer die infamste Lüge geredet. Man wird auch die Mordthaten, die Räubereien und Brandhetzungen in Abrede stellen, welche die kroatischen Banditen, Peucker's Leibhusaren, hier verübt haben; daß sie neben einer Menge anderer Menschen den Portier des Gloppnitzer Bahnhofs und den Schüttelwirth nebst Familie beraubt, gemordet und vollständig gebraten haben. Ihr müßt nur die östreichische Behörden darüber fragen, ihr feigen deutschen Esel!

* Wien, 19. Dez.

Heute ist an Welden nachstehendes (3.) Armeebülletin angelangt:

"Preßburg, am 18. Dez. 1848. Ich beeile mich, Euer Exz. bekannt zu geben, daß ich so eben, Nachmittag 3 Uhr, mit dem 2. Armeekorps über Stampfen in Preßburg eingerückt bin, nachdem diese Stadt gestern vollständig vom Feinde geräumt und die Schiffbrücke abgefahren worden war. Nähere Details behalte ich mir vor. Mein Hauptquartier übertrage ich heute nach Carlburg.

Alfred Fürst zu Windisch-Grätz."

Ratibor, 20. Decbr.

Herr v. Kirchmann ist trotz aller Proteste in Ratibor angekommen und wird in diesen Tagen in sein Amt als Vice-Präsident des hiesigen Ober-Landesgerichts eingeführt werden. Für Ratibor ist Herr v. Kirchmann die verkörperte Idee der Volksfreundlichkeit, d. i. des aufrichtigen Wohlmeinens mit dem Volkswohl, im Gegensatze zu manchen -- -- Schriftgelehrten, die im März und April mit dem Volke schön thaten und nach den Wahlen ihre "Volksfreundlichkeit" wie ein unbequemes Gewand an den Nagel hingen. -- Auch die Mehrheit des hiesigen Richter- und Beamtenstandes ist über Herrn von Kirchmann's endliche Ankunft sehr erfreut; man versieht sich zu diesem Manne eines kräftigen und erfolgreichen Widerstandes gegen die Bureaukratie, die seit einiger Zeit in Ratibor ihr Hauptquartier aufgeschlagen zu haben scheint. Die Bureaukratie ist der Kitt, durch welchen das seit der Märzrevolution begonnene neue staatliche Leben noch mit dem alten Absolutismus zusammenhängt. So lange die Bureaukratie, dieses vielköpfige Ungeheuer, nicht gänzlich niedergedonnert und zerschmettert ist, so lange kann bei uns von politischer Freiheit nicht die Rede sein, so frei, so freisinnig und so breitbasig auch die papierne Verfassungsurkunde sein mag.

(A. Od.-Z.)
Merseburg, 20. Dezbr.

Der hiesige Regierungs-Assessor Pieper, welcher von seiner Mission nach den Kreisen Zeitz, Naumburg, Eckartsberga und Querfurt erst zurückgekehrt, hat sich sogleich wieder nach Naumburg begeben, um seine Untersuchung der dortigen Volksführer von Neuem anzufangen. Man glaubt jedoch, daß er dabei ebenso unglücklich als sein Vorgänger, Hr. v. Hinkeldey, sein werde. Von den vielen "verdächtigen" Personen Naumburgs, welche Hr. v. Hinkeldey im Sept. d. J. in Naumburg vor sich forderte und wiederholt inquirirte, ist nämlich von den Gerichten auch nicht eine einzige als strafbar befunden worden! Wie man sagt, sollen noch 20 andere Landschullehrer hiesiger Gegend in Folge ihrer demokratischen Agitationen zur Untersuchung gezogen werden.

(Aach. Z.)
München, 20. Dez.

Endlich ist es geschehen, was dem ganzen Gange der Letztzeit gemäß nicht mehr ausbleiben konnte, das Märzministerium ist von der Krone entlassen worden. Mit

zogin unwillkürlich in den Strudel der süßesten Liebesraserei mit sich fortriß.

„Unglücklich bin ich —“ rief der Ritter, „unglücklich geworden seit zehn Minuten, weil ich noch daran verzweifeln muß, ob ich je wieder glücklich werde. Eine Rose fand ich — darf ich sie brechen? Eine Perle fand ich — — darf ich sie an meine Brust drücken? —“

Aehnliche Phrasen entschlüpften dem Ritter zu Dutzenden. Die Herzogin gestand sich, daß sie schon viel dummes Zeug im Leben gehört habe, gewiß aber nicht so viele verliebte Schnörkel, wie sie der Ritter in Zeit von einer halben Stunde produzirte.

„„Reisen Sie, Ritter! Suchen Sie Trost und Zerstreuung auf Reisen —““

„Gnädige Frau, verstoßen Sie mich nicht.“

„„Jagen Sie, Ritter! Suchen Sie Zerstreuung auf der Jagd —““

„Gnädige Frau, verjagen Sie mich nicht.“

„„Treiben Sie Künste und Wissenschaften, Ritter, zerstreuen Sie sich!““

„Lassen Sie mich das nicht in der Kunst suchen, was ich im Leben vor mir habe —“

So dauerte die Unterredung fort, und immer schwärmerischer schaute der Ritter auf die Dame, und immer entzückter blickte die Dame auf den Ritter.

„Doch ich kann von meinen Freunden nicht erwarten, daß sie die Liebesduselei zweier alter Sünder bis zu Ende lesen sollen. Das Geschwätz zweier Liebenden ist unter allen Umständen langweilig, und wenn auch eine Konversation, wie die der Herzogin und des Ritters, schon ihrer Heuchelei wegen interessanter ist, als eine wirkliche, aufrichtige, jugendliche Aventüre, so bleiben die mehr oder weniger abgedroschenen Phrasen doch immer dieselben. „Der süße Gram“ und die „holde Noth“ machen sich in schlechtstylisirten Briefen und in erbärmlichen Rede-Floskeln Luft und die Faseleien der Liebe sind unerträglich. Erst da wird die Liebe interessant, wo sie rein-sinnlich auftritt. Die sinnlichen Engel auf Erden sind ganz leidliche und interessante Geschöpfe, aber die geschlechtlosen Engel im Himmel wollen wir dem lieben Gotte überlassen.“

Alle Leute, heißt es in unsern Manuskripten, die seiner Zeit auf dem Schlosse des Grafen anwesend waren, und die Manöver des Ritters, der Herzogin gegenüber, zu beobachten Gelegenheit hatten, meinten vor Lachen zu sterben. Der Ritter betrug sich wie der sentimentalste Affe und er führte diese Rolle mit einer solchen Konsequenz durch, daß die Herzogin sich immer mehr täuschen ließ, und wunderbarer Weise zuletzt gar nicht mehr daran zweifelte, daß der Ritter ihr mit demselben Verlangen entgegeneile, wie sie sich zu ihm hinübersehnte. Die Herzogin gestand sich, daß sie noch nie so geliebt worden sei. Alle ihre Jugendträume kehrten wieder; Alles was sie genossen, wurde auf's Neue bei ihr lebendig. Sie glaubte sich in jene Tage zurückversetzt, wo einst die Blüthe der französischen Jugend zu ihren Füßen lag, und in der Gestalt unseres Ritters erschienen ihr alle Männer, von denen sie Liebes erfuhr. Dem Ritter war es gelungen, was ihm der Graf als die schwierigste Aufgabe geschildert hatte. Es war ihm gelungen, die Jugend der Herzogin in ihr Alter zurückzuzaubern.

Als der Ritter aber so weit gelangt war, da kannte die Dankbarkeit der Herzogin keine Gränzen mehr. Wäre es Schnapphahnski's Wunsch gewesen: sie hätte wirklich mit Freuden ihre Schlösser in Brand gesteckt und ihre Demanten ins Meer geschleudert. Diese Dankbarkeit der alten, unverwüstlichen Dame soll etwas rührendes gehabt haben. In dem abscheulichen Gewirr der Lügen, der Heuchelei, der widerwärtigsten Eitelkeit und der schamlosesten Intriguen, tauchte diese Dankbarkeit, dem geschmolzenen Gold in seinen Schlacken ähnlich, als das einzig erquickliche Gefühl auf, und versöhnte gewissermaßen das bizarre und ekelerregende des ganzen Umgangs.

Auf unsern Ritter wirkte dies zurück. Zum ersten Male in seinem Leben schämte er sich. Er hatte zu sehr gesiegt, um sich nicht zu schämen. Aus der ersten unnatürlichen Annäherung wurde ein jahrelanges, zärtliches Verhältniß.

Nach dem Besuch auf dem Landsitze des Grafen, kehrte damals die Herzogin nach ihrem Schlosse zurück und es verstand sich von selbst, daß sie unsern Ritter mitnahm. Es erfolgte nun ein Zusammenleben, daß man unmöglich hinlänglich beschreiben kann. Ein griechischer Kultus wird eingerichtet; die Herzogin läßt die Badegrotte mit asiatischem Luxus neu meubliren und hier weilen die Liebenden halbe Tage lang. Odüsseus und Kalypso.

Also geschah's; da sank die Sonne, und Dunkel erhob sich.

Beide gingen zur Kammer der schöngewölbeten Grotte,

Und genossen der Lieb', und ruheten neben einander.

Todtmüde und nach Luft schnappend zieht sich der Ritter endlich nach seinem Gute zurück. Aber hierhin folgt ihm die Schöne, voll ungestillten Verlangens, in Mannskleidern — — —

Groß wie der Dienst war auch schließlich der Lohn. Auf ein em Schlag erhält der Ritter 200,000 Thaler.

Gespräch in der Komite-Sitzung des hiesigen Kunstvereins.

v. W. Nun, Ihr Sohn ist auch in die G.-Prozedur verwickelt.

v. G. Ja! Leider — —

v. W. (ihm die Hand drückend) Lassen Sie sich das nicht verdrießen. Es wird Alles seine guten Früchte tragen.

[Deutschland]

[Fortsetzung] bisher seine Pflicht vernachläßigt und die Gesetzsammlung sowie ähnliche Publikationen wegen Unterlaß der Angabe der Druckerfirma nicht verfolgt habe, so könne dies in dem Urtheil des Gerichtshofs nichts ändern.

Gestern Abend ward hier die Probenummer eines neuen demokratischen Wochenblattes von halb ernsthaftem, halb heiterem Charakter ausgegeben. Dasselbe heißt: „Der blaue Montag, Organ des passiven Widerstandes,“ und verspricht nach der Probenummer zu urtheilen, ein wirksames Organ der Demokratie zu werden. Ein treffliches „Berliner Eingesandt“ wollen wir daraus erwähnen. Dasselbe macht nämlich unter dem Titel „Warnungs-Anzeige“ und mit Bezugnahme auf die allergnädigst geschenkte Verfassung, auf diejenigen Paragraphen des Landrechts — Th. I. Tit. 11. §. 1153-1156 aufmerksam, welche die Lehre vom Widerruf der Schenkungen enthalten.

Ganz im Gegensatz zu einer Nachricht der heutigen Kreuz-Zeitung über den Enthusiasmus des pommerschen Landwehr-Garde-Bataillons bei der gestern im Schloß vom König abgehaltenen Parade, wird uns von zuverlässigen Augenzeugen berichtet, es habe das tiefste und bedeutsamste Stillschweigen geherrscht. Ueberhaupt sei die Stimmung dieses Bataillons keineswegs eine so durchaus „gute“ als man in höhern Kreisen sich eingebildet. Trotz der feierlichen Einholung durch den Prinzen von Preußen ist es schon nöthig geworden, einzelne Landwehrmänner wegen ihrer „unzuverläßigen“ Gesinnung nach Haus zu schicken. Ueber die Ursachen dieser demokratischen Epidemie befragte „gesinnungstüchtige“ Unteroffizier sollen den Offizieren geantwortet haben, die häufigen Besuche von Berliner Landwehrmännern seien Schuld an allem Uebel. Die Offiziere frugen, ob man denn die Herren Berliner nicht hinauswerfen könne, wenn sie wieder kämen. Die Unteroffiziere aber antworteten, das wäre doch etwas gar zu bedenklich. „Sehr bedenklich Ew. Liebden

* Berlin, 22. Dez.

Die „Lith. Korresp. meldet: In gut unterrichteten Kreisen unterhält man sich viel über die von Seiten unseres Gouvernements getroffenen und noch zu treffenden Vorbereitungen zur Aufstellung eines Observationskorps an den Rheingrenzen. Die Stärke desselben gibt man auf 100-150,000 Mann an.

* Berlin, 20. Dezember.

Der Staats-Anwalt, Hr. Sethe, fand natürlich keine Gesetzesstelle auf Wrangel, Brandenburg und Konsorten wegen ihres Hochverraths am Volke anwendbar. Dagegen beeilte er sich, Materialien zu sammeln zur Anklage gegen die Mitglieder der National-Versammlung welche für die Steuerverweigerung gestimmt haben. Er hat sich zu diesem Zweck an die Minister des Innern und der Finanzen gewandt (nachdem er sich mit ihnen vereinbart hatte?), damit sie hülfreiche Hand leisteten. Dem ist entsprochen und sämmtlichen Regierungen, wie durch diese allen Landräthen, Magistraten und Domänen-Rentämtern aufgegeben worden: „binnen allerspätestens acht Tagen darüber Anzeige zu erstatten: 1) in welcher Weise und in welchem Umfange die an dem Beschlusse der Steuerverweigerung betheiligten Abgeordneten auf die betreffenden Kreise und Gemeinden eingewirkt, in welcher Weise sie den gedachten Beschluß verkündet, und was sie sonst gethan haben, um denselben zur Ausführung zu bringen; 2) in wie weit in dieser Beziehung einzelne Abgeordnete und welche in Bezug auf den dortigen Kreis besonders thätig gewesen sind; und 3) ob etwa und an welchen Orten in Folge jenes Beschlusses Steuerverweigerungen stattgefunden haben. Gleichzeitig sollen dem zu erstattenden Berichte Exemplare der Plakate, welche zur Ausführung jenes Beschlusses verbreitet worden sind, beigefügt, sowie auch diejenigen Personen namhaft gemacht werden, welche durch Weiterverbreitung der Schriften, durch Aufreizung der Steuerpflichtigen zur Steuerverweigerung oder auf andere Art als Theilnehmer an dem Verbrechen erscheinen. Endlich sollen die zur Feststellung des Thatbestandes und der Thäterschaft vorhandenen Zeugen bezeichnet werden. Für den Fall, daß die Besitzer von Plakaten, Aufrufen, Briefen etc., in welchen zur Steuerverweigerung aufgefordert wird, die Herausgabe derselben verweigern, sollen sie darauf aufmerksam gemacht werden, daß es gleich beim Empfang dieser Stücke ihre Pflicht gewesen wäre, solche der Polizei- oder Gerichtsbehörde zu übergeben, und daß ein ferneres Zurückhalten sie der Complicität verdächtig machen würde.“

Da diese Erlasse an die betreffenden Behörden wohl erst Mitte d. Mts. abgegangen und die erforderten Berichte wohl nicht vor Ende des Mts. eingehen dürften, so wird erst dann entschieden werden, gegen welche Abgeordnete die Kamarilla die Anklage vom Stapel lassen will.

So wird von der Contrerevolution Alles vorbereitet, um kurz vor den Wahlen einen Schlag zu führen, durch den sie eine Menge Wahlkandidaten durch's Einsperren beseitigt und ihrer Parthei den Kampfplatz frei macht. Dadurch hofft sie eine Volksvertretung nach ihrem Ebenbilde zu Stande zu bringen.

Aus Bernburg erfahren wir, daß vorgestern daselbst, obgleich alles ruhig geblieben, Reichstruppen eingerückt sind.

049 Berlin, 22. Dezbr.

Es giebt so manche gutmüthige Leute, die, wenn sie von den seit März besonders aber seit den November-Errungenschaften vorkommenden Soldaten-Exzessen und Militärgreueln hören, sich mit der Hoffnung beruhigen: Das wird Alles anders werden, wenn erst das Militär auf die Verfassung beeidigt sein wird. Ganz abgesehen davon, daß es doch vorerst auf die Beschaffenheit der Verfassung ankäme, denkt man in den hohen Regionen, deren Organ die „N. Pr. Ztg.“ ist, gar nicht daran, eine solche Vereidigung des Militärs vorzunehmen. Dieses Lieblingsblättchen des potsdamer Hofes belehrt uns darüber in folgender Weise:

„Durch die Vereidigung des Militärs auf die Verfassung haut der König sich selbst die rechte Hand ab, so, daß er weder Spazierstock, noch Degen, noch eine Feder führen kann. Warum? Der Umsturz-Partei — die gegenwärtig nur in ihren Mitteln besiegt ist, jedoch nicht so, daß sie auch ihren Zweck aufgegeben hätte — ist es dann ein leichteres Spiel, die Begriffe auch unter dem Militair zu verwirren und gegen den König — aorgeblich als Uebertreter der Verfassung — aufzureizen und für ihren Zweck zu gewinnen. Es ist aber auch dem Vaterlande die Stütze für die Zukunft genommen, weil es ohne ein treues Militair keinen Schutz vor Anarchie zu erwarten hat.“

Das Blättchen spricht es anderwärts noch klarer aus, daß das Militair nur dem Könige Treue schwören darf, damit es nach wie vor ein sklavisches Werkzeug in den Händen des Absolutismus bleibe.

061 Wien, 20. Dez.

Die Verurtheilungen wegen „Zusammentreffen von Umständen“ dauern fort, werden aber von unsern Standrechtsblättern ignorirt, nachdem sie offiziell in der Wienerin erschienen. Der Sohn eines Hofraths, den der Vater selbst denunzirt haben soll, ist zuletzt zu 12 Jahren Festung mit Eisen begnadigt, der Tischlergeselle Schwind aus Baiern aber zu 6 Monaten Robstockhaus mit Eisen aus dem Grunde verurtheilt worden, weil er unterlassen hatte, anzuzeigen, daß ein gewisser Dewald auf dem Boden ein Gewehr versteckt gehalten. — Um die Bourgeoisie über die standrechtlichen Zustände hinaus zu unterhalten, hat das Ministerium Handelskammern errichtet, die Wünsche aussprechen dürfen; es hat damit zugleich im Prinzipe das maximum des zukünftigen Vereinsrechts ausgesprochen. Der Reichstag muß noch immer Geschäftsordnung berathen, und nebenbei den Hans Jörgel spielen; die Feiertage werden ihn vollends beseitigen. Der „jugendliche“ Kaiser (offizieller Titel), hat den Serben einen Patriarchen und Woiwoden bewilligt, damit sie besser losschlagen; der erstere heißt Joseph Razacsich, ein geistlicher Bandit, der andere Suplikatz de Vitrz desgleichen ein weltlicher; die geforderten Rechte sollen, wie immer, nachfolgen. — Die Büreaukratie wird durch neue aristokratische Ernennungen, wie der Lloyd sagt, der Neuzeit entgegengeführt, die Bourgeoisie wird eine Korn- und Mehlbörse erhalten; der Belagerungszustand, wie ich ganz sicher erfahre, wird niemals aufgehoben werden, obgleich vielleicht das militärische Unwesen mit dem Civilunwesen nach und nach wieder vertauscht werden dürfte. Wer sich noch von Ertheilung einer Verfassung etwas träumen läßt, der träumt in der That; unter dem Vorwande der Vorbereitung für's Neue soll Alles beim Alten gelassen, ja wieder hineingetrieben werden. Zur Köderung der Bourgeoisie und des dummen Deutschlands wird es aber an schönen Redensarten à la preußische Verfassung vielleicht nicht fehlen. Man gibt eine solche auf dem Papier, steckt unter dem Vorwande, es seien Anarchisten, alle Freiheitskämpfer ein, oder verfolgt sie, und hält mittlerweile alle Städte unter dem Belagerungszustande. Am 18. hatte eine Wahlbesprechung des ersten Bezirks statt; nur Grafen durften das Wort nehmen; Herr Schmerling wird vielleicht die Ehre haben, gewählt zu werden. Der Abgeordnete Violand bestreitet in einem Schreiben vom 17. Dez. den Wahlmännern das Recht, ihm ein Mißtrauensvotum mit dem Befehl der Resignation zuzusenden, weil er keins seiner Versprechen unerfüllt gelassen. Die Wiener Zeitung bringt außer dem gewöhnlichen Standrechtsgeheul fast nur drei Worte: Wehmuth aus allen Orten wegen der Abdikation, Jauchzen aus allen Orten wegen der Thronbesteigung, und Truppen; die Truppen müssen ex officio beide haben, weil sie sonst schwerlich aufzufinden wären. Unter dem Aushängschilde: „Wiener Gedanken eines von Frankfurt Heimgekehrten“, enthält das bekannte Abendblatt, welches sich besser Uhu- oder Eulenblatt nennen sollte, einen über alle Maßen niederträchtigen Aufsatz über Blum. Der standrechtliche Verfasser hat zwar nur Wiener Gedanken, wie er selbst sagt, was einen völlig beruhigen könnte, weil die Gedanken des alten Wiens mit den Vapeurs der Moräste und Misthaufen bekanntlich in gleichem Rang stehen, ich muß Ihnen aber dennoch einige herausheben. Zuerst wird Blum's Persönlichkeit schlecht gemacht: „Lampenanzünder, unansehnlich von Figur, klein, dick, wohlgenährt, gut gefärbte Wangen, Stülpnase, dicke Lippen, epikuräischer Klosterbruder“ sind hier des Wiener's glänzendste Gedanken. Dann wird gesagt, Blum habe von seinen Wählern ein mit 10,000 Unterschriften versehenes Mißtrauensvotum erhalten; er sei für die rothe Republik, für die Sache des Mordes aus dem Parlamente geschieden und hieher geeilt; Fröbel habe bei seiner Begnadigung die Thränen eines schwachen Weibes geweint, und das sonderbare Versprechen gegeben, ein ehrlicher Mann zu werden; Blum's letztes Wort: Er sterbe für die Freiheit! sei ein Irrthum gewesen, weil nicht die Knechtung über ihn gesiegt habe, sondern die staatliche Ordnung eines konstitutionellen Monarchen in ihm die Lehren der rothen Republik aus dem Felde geschlagen.

Darauf wird Blum's Ermordung mit dem völkerrechtlichen Bund von 1815, an dem auch das jetzige Ministerium noch festhalte, gerechtfertigt und somit das Gesetz vom 30. Sept. 1848, ja die ganze deutsche Revolution geleugnet. Schließlich heißt es: „Blums Tod ist eine sehr geringe Sühne für die Opfer, die die Demokratie hingeschlachtet. Doch weg mit diesem ehrwürdigen Namen! Washington und Franklin würden sich feierlichst verwahren gegen die Gleichstellung mit einer Partei, die den Verrath übt und den Mord u. s. w. “ Mit solchen Sudeleien will man Blums Andenken hier im Volke schänden, aber es gelingt nicht.

102 Wien, 20. Dez.

Wieselburg, Tyrnau, Preßburg und Kaschin sind von den kaiserlichen Truppen besetzt; die Magyaren haben nur in Kaschin und Wieselburg einigen Widerstand geleistet. Heute ist das erste scharfe Frostwetter eingetreten, vielleicht dürfte es auf die Fortsetzung des Kriegs von Einfluß sein. Sie können sich darauf verlassen, daß Rußland die Ernennung Bonaparte's und den ungewissen Zustand Frankreichs beuutzend, in Ungarn rasch einrücken wird, um jedem Siegeszweifel ein Ende zu machen. Nikolaus wird sagen, so gut Frankreich den Papst in Civita-Vecchia beschützen will, kann ich den östreichischen Kaiser in Ungarn beschützen.

Einem Gerüchte zufolge soll vor einigen Tagen ein Klub aufgehoben worden sein; man soll 300 Anwesende betroffen haben. Sie können sich denken, wer solche Gerüchte erfindet und warum sie erfunden werden. Eine Menge gemeiner Polizeibüttel lief in den Straßen mit zwei Pfauenfedern am Hute herum, und damit wurde denn das Vorhandensein eines „Pfauenklubs“ von dem Publikum unbestreitbar gemacht. Die Kroaten sind dadurch unschädlich gemacht worden, daß man sie in die ganze Armee vertheilt, und den Jellachich in's gefährlichste Vordertreffen gegen die Magyaren gestellt hat. — Mit Entrüstung las man in der gestrigen Presse aus dem Frankfurter Parlamente Folgendes: „Das Reichsministerium legt die aus Wien eingegangenen Aktenstücke über die behauptete Ermordung von Wiener Studenten im Lager Auersperg's vor: die östreichischen Behörden verneinen Thatsache(!). Zimmermann zweifelt noch, Steinbauer aus Wien versichert, der Leichnam des Studenten, welcher zu diesen Fragen Anlaß gegeben, sei glaubwürdigen Nachrichten zufolge (!!) auf dem anatomischen Saale absichtlich verstümmelt und durch die ganze Stadt getragen worden, um die Leidenschaft der Bevölkerung zu regen. — Und damit ist die Sache abgemacht? Mit mehr als mit 10,000 Eiden kann es bekräftigt werden, daß sowohl die östreichische Behörde, als der Gott weiß, wie honorirte Steinbauer die infamste Lüge geredet. Man wird auch die Mordthaten, die Räubereien und Brandhetzungen in Abrede stellen, welche die kroatischen Banditen, Peucker's Leibhusaren, hier verübt haben; daß sie neben einer Menge anderer Menschen den Portier des Gloppnitzer Bahnhofs und den Schüttelwirth nebst Familie beraubt, gemordet und vollständig gebraten haben. Ihr müßt nur die östreichische Behörden darüber fragen, ihr feigen deutschen Esel!

* Wien, 19. Dez.

Heute ist an Welden nachstehendes (3.) Armeebülletin angelangt:

„Preßburg, am 18. Dez. 1848. Ich beeile mich, Euer Exz. bekannt zu geben, daß ich so eben, Nachmittag 3 Uhr, mit dem 2. Armeekorps über Stampfen in Preßburg eingerückt bin, nachdem diese Stadt gestern vollständig vom Feinde geräumt und die Schiffbrücke abgefahren worden war. Nähere Details behalte ich mir vor. Mein Hauptquartier übertrage ich heute nach Carlburg.

Alfred Fürst zu Windisch-Grätz.“

Ratibor, 20. Decbr.

Herr v. Kirchmann ist trotz aller Proteste in Ratibor angekommen und wird in diesen Tagen in sein Amt als Vice-Präsident des hiesigen Ober-Landesgerichts eingeführt werden. Für Ratibor ist Herr v. Kirchmann die verkörperte Idee der Volksfreundlichkeit, d. i. des aufrichtigen Wohlmeinens mit dem Volkswohl, im Gegensatze zu manchen — — Schriftgelehrten, die im März und April mit dem Volke schön thaten und nach den Wahlen ihre „Volksfreundlichkeit“ wie ein unbequemes Gewand an den Nagel hingen. — Auch die Mehrheit des hiesigen Richter- und Beamtenstandes ist über Herrn von Kirchmann's endliche Ankunft sehr erfreut; man versieht sich zu diesem Manne eines kräftigen und erfolgreichen Widerstandes gegen die Bureaukratie, die seit einiger Zeit in Ratibor ihr Hauptquartier aufgeschlagen zu haben scheint. Die Bureaukratie ist der Kitt, durch welchen das seit der Märzrevolution begonnene neue staatliche Leben noch mit dem alten Absolutismus zusammenhängt. So lange die Bureaukratie, dieses vielköpfige Ungeheuer, nicht gänzlich niedergedonnert und zerschmettert ist, so lange kann bei uns von politischer Freiheit nicht die Rede sein, so frei, so freisinnig und so breitbasig auch die papierne Verfassungsurkunde sein mag.

(A. Od.-Z.)
Merseburg, 20. Dezbr.

Der hiesige Regierungs-Assessor Pieper, welcher von seiner Mission nach den Kreisen Zeitz, Naumburg, Eckartsberga und Querfurt erst zurückgekehrt, hat sich sogleich wieder nach Naumburg begeben, um seine Untersuchung der dortigen Volksführer von Neuem anzufangen. Man glaubt jedoch, daß er dabei ebenso unglücklich als sein Vorgänger, Hr. v. Hinkeldey, sein werde. Von den vielen „verdächtigen“ Personen Naumburgs, welche Hr. v. Hinkeldey im Sept. d. J. in Naumburg vor sich forderte und wiederholt inquirirte, ist nämlich von den Gerichten auch nicht eine einzige als strafbar befunden worden! Wie man sagt, sollen noch 20 andere Landschullehrer hiesiger Gegend in Folge ihrer demokratischen Agitationen zur Untersuchung gezogen werden.

(Aach. Z.)
München, 20. Dez.

Endlich ist es geschehen, was dem ganzen Gange der Letztzeit gemäß nicht mehr ausbleiben konnte, das Märzministerium ist von der Krone entlassen worden. Mit

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zogin unwillkürlich in den Strudel der süßesten Liebesraserei mit sich fortriß.</p>
          <p>&#x201E;Unglücklich bin ich &#x2014;&#x201C; rief der Ritter, &#x201E;unglücklich geworden seit zehn Minuten, weil ich noch daran verzweifeln muß, ob ich je wieder glücklich werde. Eine Rose fand ich &#x2014; darf ich sie brechen? Eine Perle fand ich &#x2014; &#x2014; darf ich sie an meine Brust drücken? &#x2014;&#x201C;</p>
          <p>Aehnliche Phrasen entschlüpften dem Ritter zu Dutzenden. Die Herzogin gestand sich, daß sie schon viel dummes Zeug im Leben gehört habe, gewiß aber nicht so viele verliebte Schnörkel, wie sie der Ritter in Zeit von einer halben Stunde produzirte.</p>
          <p>&#x201E;&#x201E;Reisen Sie, Ritter! Suchen Sie Trost und Zerstreuung auf Reisen &#x2014;&#x201C;&#x201C;</p>
          <p>&#x201E;Gnädige Frau, verstoßen Sie mich nicht.&#x201C;</p>
          <p>&#x201E;&#x201E;Jagen Sie, Ritter! Suchen Sie Zerstreuung auf der Jagd &#x2014;&#x201C;&#x201C;</p>
          <p>&#x201E;Gnädige Frau, verjagen Sie mich nicht.&#x201C;</p>
          <p>&#x201E;&#x201E;Treiben Sie Künste und Wissenschaften, Ritter, zerstreuen Sie sich!&#x201C;&#x201C;</p>
          <p>&#x201E;Lassen Sie mich <hi rendition="#g">das</hi> nicht in der Kunst suchen, was ich im Leben vor mir habe &#x2014;&#x201C;</p>
          <p>So dauerte die Unterredung fort, und immer schwärmerischer schaute der Ritter auf die Dame, und immer entzückter blickte die Dame auf den Ritter.</p>
          <p>&#x201E;Doch ich kann von meinen Freunden nicht erwarten, daß sie die Liebesduselei zweier alter Sünder bis zu Ende lesen sollen. Das Geschwätz zweier Liebenden ist unter allen Umständen langweilig, und wenn auch eine Konversation, wie die der Herzogin und des Ritters, schon ihrer Heuchelei wegen interessanter ist, als eine wirkliche, aufrichtige, jugendliche Aventüre, so bleiben die mehr oder weniger abgedroschenen Phrasen doch immer dieselben. &#x201E;Der süße Gram&#x201C; und die &#x201E;holde Noth&#x201C; machen sich in schlechtstylisirten Briefen und in erbärmlichen Rede-Floskeln Luft und die Faseleien der Liebe sind unerträglich. Erst da wird die Liebe interessant, wo sie rein-sinnlich auftritt. Die sinnlichen Engel auf Erden sind ganz leidliche und interessante Geschöpfe, aber die geschlechtlosen Engel im Himmel wollen wir dem lieben Gotte überlassen.&#x201C;</p>
          <p>Alle Leute, heißt es in unsern Manuskripten, die seiner Zeit auf dem Schlosse des Grafen anwesend waren, und die Manöver des Ritters, der Herzogin gegenüber, zu beobachten Gelegenheit hatten, meinten vor Lachen zu sterben. Der Ritter betrug sich wie der sentimentalste Affe und er führte diese Rolle mit einer solchen Konsequenz durch, daß die Herzogin sich immer mehr täuschen ließ, und wunderbarer Weise zuletzt gar nicht mehr daran zweifelte, daß der Ritter ihr mit demselben Verlangen entgegeneile, wie sie sich zu ihm hinübersehnte. Die Herzogin gestand sich, daß sie noch nie so geliebt worden sei. Alle ihre Jugendträume kehrten wieder; Alles was sie genossen, wurde auf's Neue bei ihr lebendig. Sie glaubte sich in jene Tage zurückversetzt, wo einst die Blüthe der französischen Jugend zu ihren Füßen lag, und in der Gestalt unseres Ritters erschienen ihr alle Männer, von denen sie Liebes erfuhr. Dem Ritter war es gelungen, was ihm der Graf als die schwierigste Aufgabe geschildert hatte. Es war ihm gelungen, die Jugend der Herzogin in ihr Alter zurückzuzaubern.</p>
          <p>Als der Ritter aber so weit gelangt war, da kannte die Dankbarkeit der Herzogin keine Gränzen mehr. Wäre es Schnapphahnski's Wunsch gewesen: sie hätte wirklich mit Freuden ihre Schlösser in Brand gesteckt und ihre Demanten ins Meer geschleudert. Diese Dankbarkeit der alten, unverwüstlichen Dame soll etwas rührendes gehabt haben. In dem abscheulichen Gewirr der Lügen, der Heuchelei, der widerwärtigsten Eitelkeit und der schamlosesten Intriguen, tauchte diese Dankbarkeit, dem geschmolzenen Gold in seinen Schlacken ähnlich, als das einzig erquickliche Gefühl auf, und versöhnte gewissermaßen das bizarre und ekelerregende des ganzen Umgangs.</p>
          <p>Auf unsern Ritter wirkte dies zurück. Zum ersten Male in seinem Leben schämte er sich. Er hatte zu sehr gesiegt, um sich nicht zu schämen. Aus der ersten unnatürlichen Annäherung wurde ein jahrelanges, zärtliches Verhältniß.</p>
          <p>Nach dem Besuch auf dem Landsitze des Grafen, kehrte damals die Herzogin nach ihrem Schlosse zurück und es verstand sich von selbst, daß sie unsern Ritter mitnahm. Es erfolgte nun ein Zusammenleben, daß man unmöglich hinlänglich beschreiben kann. Ein griechischer Kultus wird eingerichtet; die Herzogin läßt die Badegrotte mit asiatischem Luxus neu meubliren und hier weilen die Liebenden halbe Tage lang. Odüsseus und Kalypso.</p>
          <p>Also geschah's; da sank die Sonne, und Dunkel erhob sich.</p>
          <p>Beide gingen zur Kammer der schöngewölbeten Grotte,</p>
          <p>Und genossen der Lieb', und ruheten neben einander.</p>
          <p>Todtmüde und nach Luft schnappend zieht sich der Ritter endlich nach seinem Gute zurück. Aber hierhin folgt ihm die Schöne, voll ungestillten Verlangens, in <hi rendition="#g">Mannskleidern</hi> &#x2014; &#x2014; &#x2014;</p>
          <p>Groß wie der Dienst war auch schließlich der Lohn. Auf ein em Schlag erhält der Ritter 200,000 Thaler.</p>
        </div>
        <div xml:id="ar178_004" type="jArticle">
          <head>Gespräch in der Komite-Sitzung des hiesigen Kunstvereins.</head>
          <p>v. W. Nun, Ihr Sohn ist auch in die G.-Prozedur verwickelt.</p>
          <p>v. G. Ja! Leider &#x2014; &#x2014;</p>
          <p>v. W. (ihm die Hand drückend) Lassen Sie sich das nicht verdrießen. Es wird Alles seine guten Früchte tragen.</p>
        </div>
      </div>
      <div n="1">
        <head>[Deutschland]</head>
        <div xml:id="ar178_005" type="jArticle">
          <p><ref type="link_fsg">[Fortsetzung]</ref><hi rendition="#g">bisher seine Pflicht vernachläßigt und die Gesetzsammlung sowie ähnliche Publikationen wegen Unterlaß der Angabe der Druckerfirma nicht verfolgt habe, so könne dies in dem Urtheil des Gerichtshofs nichts ändern</hi>.</p>
          <p>Gestern Abend ward hier die Probenummer eines neuen demokratischen Wochenblattes von halb ernsthaftem, halb heiterem Charakter ausgegeben. Dasselbe heißt: &#x201E;<hi rendition="#g">Der blaue Montag,</hi> Organ des passiven Widerstandes,&#x201C; und verspricht nach der Probenummer zu urtheilen, ein wirksames Organ der Demokratie zu werden. Ein treffliches &#x201E;Berliner Eingesandt&#x201C; wollen wir daraus erwähnen. Dasselbe macht nämlich unter dem Titel &#x201E;Warnungs-Anzeige&#x201C; und mit Bezugnahme auf die allergnädigst geschenkte Verfassung, auf diejenigen Paragraphen des Landrechts &#x2014; Th. I. Tit. 11. §. 1153-1156 aufmerksam, welche die Lehre vom Widerruf der Schenkungen enthalten.</p>
          <p>Ganz im Gegensatz zu einer Nachricht der heutigen Kreuz-Zeitung über den Enthusiasmus des pommerschen Landwehr-Garde-Bataillons bei der gestern im Schloß vom König abgehaltenen Parade, wird uns von zuverlässigen Augenzeugen berichtet, es habe das tiefste und bedeutsamste Stillschweigen geherrscht. Ueberhaupt sei die Stimmung dieses Bataillons keineswegs eine so durchaus &#x201E;gute&#x201C; als man in höhern Kreisen sich eingebildet. Trotz der feierlichen Einholung durch den Prinzen von Preußen ist es schon nöthig geworden, einzelne Landwehrmänner wegen ihrer &#x201E;unzuverläßigen&#x201C; Gesinnung nach Haus zu schicken. Ueber die Ursachen dieser demokratischen Epidemie befragte &#x201E;gesinnungstüchtige&#x201C; Unteroffizier sollen den Offizieren geantwortet haben, die häufigen Besuche von Berliner Landwehrmännern seien Schuld an allem Uebel. Die Offiziere frugen, ob man denn die Herren Berliner nicht hinauswerfen könne, wenn sie wieder kämen. Die Unteroffiziere aber antworteten, das wäre doch etwas gar zu bedenklich. &#x201E;<hi rendition="#g">Sehr bedenklich Ew. Liebden</hi>&#x201C;</p>
        </div>
        <div xml:id="ar178_006" type="jArticle">
          <head><bibl><author>*</author></bibl> Berlin, 22. Dez.</head>
          <p>Die &#x201E;Lith. Korresp. meldet: In gut unterrichteten Kreisen unterhält man sich viel über die von Seiten unseres Gouvernements getroffenen und noch zu treffenden Vorbereitungen zur Aufstellung eines Observationskorps an den Rheingrenzen. Die Stärke desselben gibt man auf 100-150,000 Mann an.</p>
        </div>
        <div xml:id="ar178_007" type="jArticle">
          <head><bibl><author>*</author></bibl> Berlin, 20. Dezember.</head>
          <p>Der Staats-Anwalt, Hr. Sethe, fand natürlich keine Gesetzesstelle auf Wrangel, Brandenburg und Konsorten wegen ihres Hochverraths am Volke anwendbar. Dagegen beeilte er sich, Materialien zu sammeln zur Anklage gegen die Mitglieder der National-Versammlung welche für die Steuerverweigerung gestimmt haben. Er hat sich zu diesem Zweck an die Minister des Innern und der Finanzen gewandt (nachdem er sich mit ihnen vereinbart hatte?), damit sie hülfreiche Hand leisteten. Dem ist entsprochen und sämmtlichen Regierungen, wie durch diese allen Landräthen, Magistraten und Domänen-Rentämtern aufgegeben worden: &#x201E;binnen allerspätestens acht Tagen darüber Anzeige zu erstatten: 1) in welcher Weise und in welchem Umfange die an dem Beschlusse der Steuerverweigerung betheiligten Abgeordneten auf die betreffenden Kreise und Gemeinden eingewirkt, in welcher Weise sie den gedachten Beschluß verkündet, und was sie sonst gethan haben, um denselben zur Ausführung zu bringen; 2) in wie weit in dieser Beziehung einzelne Abgeordnete und welche in Bezug auf den dortigen Kreis besonders thätig gewesen sind; und 3) ob etwa und an welchen Orten in Folge jenes Beschlusses Steuerverweigerungen stattgefunden haben. Gleichzeitig sollen dem zu erstattenden Berichte Exemplare der Plakate, welche zur Ausführung jenes Beschlusses verbreitet worden sind, beigefügt, sowie auch diejenigen Personen namhaft gemacht werden, welche durch Weiterverbreitung der Schriften, durch Aufreizung der Steuerpflichtigen zur Steuerverweigerung oder auf andere Art als Theilnehmer an dem Verbrechen erscheinen. Endlich sollen die zur Feststellung des Thatbestandes und der Thäterschaft vorhandenen Zeugen bezeichnet werden. Für den Fall, daß die Besitzer von Plakaten, Aufrufen, Briefen etc., in welchen zur Steuerverweigerung aufgefordert wird, die Herausgabe derselben verweigern, sollen sie darauf aufmerksam gemacht werden, daß es gleich beim Empfang dieser Stücke ihre Pflicht gewesen wäre, solche der Polizei- oder Gerichtsbehörde zu übergeben, und daß ein ferneres Zurückhalten sie der Complicität verdächtig machen würde.&#x201C;</p>
          <p>Da diese Erlasse an die betreffenden Behörden wohl erst Mitte d. Mts. abgegangen und die erforderten Berichte wohl nicht vor Ende des Mts. eingehen dürften, so wird erst dann entschieden werden, gegen welche Abgeordnete die Kamarilla die Anklage vom Stapel lassen will.</p>
          <p>So wird von der Contrerevolution Alles vorbereitet, um kurz vor den Wahlen einen Schlag zu führen, durch den sie eine Menge Wahlkandidaten durch's Einsperren beseitigt und ihrer Parthei den Kampfplatz frei macht. Dadurch hofft sie eine Volksvertretung nach ihrem Ebenbilde zu Stande zu bringen.</p>
          <p>Aus Bernburg erfahren wir, daß vorgestern daselbst, obgleich alles ruhig geblieben, Reichstruppen eingerückt sind.</p>
        </div>
        <div xml:id="ar178_008" type="jArticle">
          <head><bibl><author>049</author></bibl> Berlin, 22. Dezbr.</head>
          <p>Es giebt so manche gutmüthige Leute, die, wenn sie von den seit März besonders aber seit den November-Errungenschaften vorkommenden Soldaten-Exzessen und Militärgreueln hören, sich mit der Hoffnung beruhigen: Das wird Alles anders werden, wenn erst das Militär auf die Verfassung beeidigt sein wird. Ganz abgesehen davon, daß es doch vorerst auf die Beschaffenheit der Verfassung ankäme, denkt man in den hohen Regionen, deren Organ die &#x201E;N. Pr. Ztg.&#x201C; ist, gar nicht daran, eine solche Vereidigung des Militärs vorzunehmen. Dieses Lieblingsblättchen des potsdamer Hofes belehrt uns darüber in folgender Weise:</p>
          <p>&#x201E;Durch die Vereidigung des Militärs auf die Verfassung <hi rendition="#g">haut der König sich selbst die rechte Hand ab,</hi> so, daß er weder Spazierstock, noch Degen, noch eine Feder führen kann. Warum? Der Umsturz-Partei &#x2014; die gegenwärtig nur in ihren Mitteln besiegt ist, jedoch nicht so, daß sie auch ihren Zweck aufgegeben hätte &#x2014; ist es dann ein leichteres Spiel, die Begriffe auch unter dem Militair zu verwirren und gegen den König &#x2014; aorgeblich als Uebertreter der Verfassung &#x2014; aufzureizen und für ihren Zweck zu gewinnen. Es ist aber auch dem Vaterlande die Stütze für die Zukunft genommen, weil es ohne ein treues Militair keinen Schutz vor Anarchie zu erwarten hat.&#x201C;</p>
          <p>Das Blättchen spricht es anderwärts noch klarer aus, daß das Militair nur dem Könige Treue schwören darf, damit es nach wie vor ein sklavisches Werkzeug in den Händen des Absolutismus bleibe.</p>
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          <head><bibl><author>061</author></bibl> Wien, 20. Dez.</head>
          <p>Die Verurtheilungen wegen &#x201E;Zusammentreffen von Umständen&#x201C; dauern fort, werden aber von unsern Standrechtsblättern ignorirt, nachdem sie offiziell in der Wienerin erschienen. Der Sohn eines Hofraths, den der Vater selbst denunzirt haben soll, ist zuletzt zu 12 Jahren Festung mit Eisen begnadigt, der Tischlergeselle <hi rendition="#g">Schwind</hi> aus Baiern aber zu 6 Monaten Robstockhaus mit Eisen aus dem Grunde verurtheilt worden, weil er unterlassen hatte, anzuzeigen, daß ein gewisser <hi rendition="#g">Dewald</hi> auf dem Boden ein Gewehr versteckt gehalten. &#x2014; Um die Bourgeoisie über die standrechtlichen Zustände hinaus zu unterhalten, hat das Ministerium Handelskammern errichtet, die Wünsche aussprechen dürfen; es hat damit zugleich im Prinzipe das maximum des zukünftigen Vereinsrechts ausgesprochen. Der Reichstag <hi rendition="#g">muß</hi> noch immer Geschäftsordnung berathen, und nebenbei den <hi rendition="#g">Hans Jörgel</hi> spielen; die Feiertage werden ihn vollends beseitigen. Der &#x201E;jugendliche&#x201C; Kaiser (offizieller Titel), hat den Serben einen Patriarchen und Woiwoden bewilligt, damit sie besser losschlagen; der erstere heißt Joseph <hi rendition="#g">Razacsich,</hi> ein geistlicher Bandit, der andere <hi rendition="#g">Suplikatz de Vitrz</hi> desgleichen ein weltlicher; die geforderten Rechte sollen, wie immer, nachfolgen. &#x2014; Die Büreaukratie wird durch neue aristokratische Ernennungen, wie der Lloyd sagt, der Neuzeit entgegengeführt, die Bourgeoisie wird eine Korn- und Mehlbörse erhalten; der Belagerungszustand, wie ich ganz sicher erfahre, wird niemals aufgehoben werden, obgleich vielleicht das militärische Unwesen mit dem Civilunwesen nach und nach wieder vertauscht werden dürfte. Wer sich noch von Ertheilung einer Verfassung etwas träumen läßt, der träumt in der That; unter dem Vorwande der Vorbereitung für's Neue soll Alles beim Alten gelassen, ja wieder hineingetrieben werden. Zur Köderung der Bourgeoisie und des dummen Deutschlands wird es aber an schönen Redensarten à la preußische Verfassung vielleicht nicht fehlen. Man gibt eine solche auf dem Papier, steckt unter dem Vorwande, es seien Anarchisten, alle Freiheitskämpfer ein, oder verfolgt sie, und hält mittlerweile alle Städte unter dem Belagerungszustande. Am 18. hatte eine Wahlbesprechung des ersten Bezirks statt; nur Grafen durften das Wort nehmen; Herr Schmerling wird vielleicht die Ehre haben, gewählt zu werden. Der Abgeordnete <hi rendition="#g">Violand</hi> bestreitet in einem Schreiben vom 17. Dez. den Wahlmännern das Recht, ihm ein Mißtrauensvotum mit dem Befehl der Resignation zuzusenden, weil er keins seiner Versprechen unerfüllt gelassen. Die Wiener Zeitung bringt außer dem gewöhnlichen Standrechtsgeheul fast nur drei Worte: <hi rendition="#g">Wehmuth</hi> aus allen Orten wegen der Abdikation, <hi rendition="#g">Jauchzen</hi> aus allen Orten wegen der Thronbesteigung, und <hi rendition="#g">Truppen</hi>; die Truppen müssen ex officio beide haben, weil sie sonst schwerlich aufzufinden wären. Unter dem Aushängschilde: &#x201E;<hi rendition="#g">Wiener</hi> Gedanken eines von Frankfurt Heimgekehrten&#x201C;, enthält das bekannte Abendblatt, welches sich besser Uhu- oder Eulenblatt nennen sollte, einen über alle Maßen niederträchtigen Aufsatz über <hi rendition="#g">Blum</hi>. Der standrechtliche Verfasser hat zwar nur <hi rendition="#g">Wiener</hi> Gedanken, wie er selbst sagt, was einen völlig beruhigen könnte, weil die Gedanken des alten Wiens mit den Vapeurs der Moräste und Misthaufen bekanntlich in gleichem Rang stehen, ich muß Ihnen aber dennoch einige herausheben. Zuerst wird Blum's Persönlichkeit schlecht gemacht: &#x201E;Lampenanzünder, unansehnlich von Figur, klein, dick, wohlgenährt, gut gefärbte Wangen, Stülpnase, dicke Lippen, epikuräischer Klosterbruder&#x201C; sind hier des Wiener's glänzendste Gedanken. Dann wird gesagt, Blum habe von seinen Wählern ein mit 10,000 Unterschriften versehenes Mißtrauensvotum erhalten; er sei für die rothe Republik, für die Sache des Mordes aus dem Parlamente geschieden und hieher geeilt; <hi rendition="#g">Fröbel habe bei seiner Begnadigung die Thränen eines schwachen Weibes geweint, und das sonderbare Versprechen gegeben,</hi> <hi rendition="#b">ein ehrlicher Mann zu werden;</hi> Blum's letztes Wort: Er sterbe für die Freiheit! sei ein Irrthum gewesen, weil nicht die Knechtung über ihn gesiegt habe, sondern die staatliche Ordnung eines konstitutionellen Monarchen in ihm die Lehren der rothen Republik aus dem Felde geschlagen.</p>
          <p>Darauf wird Blum's Ermordung mit dem völkerrechtlichen Bund von 1815, an dem auch das jetzige Ministerium noch festhalte, gerechtfertigt und somit das Gesetz vom 30. Sept. 1848, ja die ganze deutsche Revolution geleugnet. Schließlich heißt es: &#x201E;Blums Tod ist eine sehr geringe Sühne für die Opfer, die die Demokratie hingeschlachtet. Doch weg mit diesem ehrwürdigen Namen! Washington und Franklin würden sich feierlichst verwahren gegen die Gleichstellung mit einer Partei, die den Verrath übt und den Mord u. s. w. &#x201C; Mit solchen Sudeleien will man Blums Andenken hier im Volke schänden, aber es gelingt nicht.</p>
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          <head><bibl><author>102</author></bibl> Wien, 20. Dez.</head>
          <p>Wieselburg, Tyrnau, Preßburg und Kaschin sind von den kaiserlichen Truppen besetzt; die Magyaren haben nur in Kaschin und Wieselburg einigen Widerstand geleistet. Heute ist das erste scharfe Frostwetter eingetreten, vielleicht dürfte es auf die Fortsetzung des Kriegs von Einfluß sein. Sie können sich darauf verlassen, daß Rußland die Ernennung Bonaparte's und den ungewissen Zustand Frankreichs beuutzend, in Ungarn rasch einrücken wird, um jedem Siegeszweifel ein Ende zu machen. Nikolaus wird sagen, so gut Frankreich den Papst in Civita-Vecchia beschützen will, kann ich den östreichischen Kaiser in Ungarn beschützen.</p>
          <p>Einem Gerüchte zufolge soll vor einigen Tagen ein Klub aufgehoben worden sein; man soll 300 Anwesende betroffen haben. Sie können sich denken, wer solche Gerüchte erfindet und warum sie erfunden werden. Eine Menge gemeiner Polizeibüttel lief in den Straßen mit zwei Pfauenfedern am Hute herum, und damit wurde denn das Vorhandensein eines &#x201E;Pfauenklubs&#x201C; von dem Publikum unbestreitbar gemacht. Die Kroaten sind dadurch unschädlich gemacht worden, daß man sie in die ganze Armee vertheilt, und den Jellachich in's gefährlichste Vordertreffen gegen die Magyaren gestellt hat. &#x2014; Mit Entrüstung las man in der gestrigen Presse aus dem Frankfurter Parlamente Folgendes: &#x201E;Das Reichsministerium legt die aus Wien eingegangenen Aktenstücke über die behauptete Ermordung von Wiener Studenten im Lager Auersperg's vor: die östreichischen Behörden verneinen Thatsache(!). Zimmermann zweifelt noch, Steinbauer aus Wien versichert, der Leichnam des Studenten, welcher zu diesen Fragen Anlaß gegeben, sei glaubwürdigen Nachrichten zufolge (!!) auf dem anatomischen Saale absichtlich verstümmelt und durch die ganze Stadt getragen worden, um die Leidenschaft der Bevölkerung zu regen. &#x2014; Und damit ist die Sache abgemacht? Mit mehr als mit 10,000 Eiden kann es bekräftigt werden, daß sowohl die östreichische Behörde, als der Gott weiß, wie honorirte Steinbauer die infamste Lüge geredet. Man wird auch die Mordthaten, die Räubereien und Brandhetzungen in Abrede stellen, welche die kroatischen Banditen, Peucker's Leibhusaren, hier verübt haben; daß sie neben einer Menge anderer Menschen den Portier des Gloppnitzer Bahnhofs und den Schüttelwirth nebst Familie beraubt, gemordet und vollständig gebraten haben. Ihr müßt nur die östreichische Behörden darüber fragen, ihr feigen deutschen Esel!</p>
        </div>
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          <head><bibl><author>*</author></bibl> Wien, 19. Dez.</head>
          <p>Heute ist an <hi rendition="#g">Welden</hi> nachstehendes (3.) Armeebülletin angelangt:</p>
          <p>&#x201E;Preßburg, am 18. Dez. 1848. Ich beeile mich, Euer Exz. bekannt zu geben, daß ich so eben, Nachmittag 3 Uhr, mit dem 2. Armeekorps über Stampfen in Preßburg eingerückt bin, nachdem diese Stadt gestern vollständig vom Feinde geräumt und die Schiffbrücke abgefahren worden war. Nähere Details behalte ich mir vor. Mein Hauptquartier übertrage ich heute nach Carlburg.</p>
          <p>Alfred Fürst zu Windisch-Grätz.&#x201C;</p>
        </div>
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          <head>Ratibor, 20. Decbr.</head>
          <p><hi rendition="#g">Herr v. Kirchmann</hi> ist trotz aller Proteste in Ratibor angekommen und wird in diesen Tagen in sein Amt als Vice-Präsident des hiesigen Ober-Landesgerichts eingeführt werden. Für Ratibor ist Herr v. Kirchmann die verkörperte Idee der Volksfreundlichkeit, <hi rendition="#g">d. i.</hi> des <hi rendition="#g">aufrichtigen</hi> Wohlmeinens mit dem Volkswohl, im Gegensatze zu manchen &#x2014; &#x2014; Schriftgelehrten, die im März und April mit dem Volke schön thaten und nach den Wahlen ihre &#x201E;Volksfreundlichkeit&#x201C; wie ein unbequemes Gewand an den Nagel hingen. &#x2014; Auch die Mehrheit des hiesigen Richter- und Beamtenstandes ist über Herrn von Kirchmann's endliche Ankunft sehr erfreut; man versieht sich zu diesem Manne eines kräftigen und erfolgreichen Widerstandes gegen die Bureaukratie, die seit einiger Zeit in Ratibor ihr Hauptquartier aufgeschlagen zu haben scheint. Die Bureaukratie ist der Kitt, durch welchen das seit der Märzrevolution begonnene neue staatliche Leben noch mit dem alten Absolutismus zusammenhängt. So lange die Bureaukratie, dieses vielköpfige Ungeheuer, nicht gänzlich niedergedonnert und zerschmettert ist, so lange kann bei uns von politischer Freiheit nicht die Rede sein, so frei, so freisinnig und so breitbasig auch die papierne Verfassungsurkunde sein mag.</p>
          <bibl>(A. Od.-Z.)</bibl>
        </div>
        <div xml:id="ar178_013" type="jArticle">
          <head>Merseburg, 20. Dezbr.</head>
          <p>Der hiesige Regierungs-Assessor Pieper, welcher von seiner Mission nach den Kreisen Zeitz, Naumburg, Eckartsberga und Querfurt erst zurückgekehrt, hat sich sogleich wieder nach Naumburg begeben, um seine Untersuchung der dortigen Volksführer von Neuem anzufangen. Man glaubt jedoch, daß er dabei ebenso unglücklich als sein Vorgänger, Hr. v. Hinkeldey, sein werde. Von den vielen &#x201E;verdächtigen&#x201C; Personen Naumburgs, welche Hr. v. Hinkeldey im Sept. d. J. in Naumburg vor sich forderte und wiederholt inquirirte, ist nämlich von den Gerichten auch nicht eine einzige als strafbar befunden worden! Wie man sagt, sollen noch 20 andere Landschullehrer hiesiger Gegend in Folge ihrer demokratischen Agitationen zur Untersuchung gezogen werden.</p>
          <bibl>(Aach. Z.)</bibl>
        </div>
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          <head>München, 20. Dez.</head>
          <p>Endlich ist es geschehen, was dem ganzen Gange der Letztzeit gemäß nicht mehr ausbleiben konnte, das Märzministerium ist von der Krone entlassen worden. Mit
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[0960/0002] zogin unwillkürlich in den Strudel der süßesten Liebesraserei mit sich fortriß. „Unglücklich bin ich —“ rief der Ritter, „unglücklich geworden seit zehn Minuten, weil ich noch daran verzweifeln muß, ob ich je wieder glücklich werde. Eine Rose fand ich — darf ich sie brechen? Eine Perle fand ich — — darf ich sie an meine Brust drücken? —“ Aehnliche Phrasen entschlüpften dem Ritter zu Dutzenden. Die Herzogin gestand sich, daß sie schon viel dummes Zeug im Leben gehört habe, gewiß aber nicht so viele verliebte Schnörkel, wie sie der Ritter in Zeit von einer halben Stunde produzirte. „„Reisen Sie, Ritter! Suchen Sie Trost und Zerstreuung auf Reisen —““ „Gnädige Frau, verstoßen Sie mich nicht.“ „„Jagen Sie, Ritter! Suchen Sie Zerstreuung auf der Jagd —““ „Gnädige Frau, verjagen Sie mich nicht.“ „„Treiben Sie Künste und Wissenschaften, Ritter, zerstreuen Sie sich!““ „Lassen Sie mich das nicht in der Kunst suchen, was ich im Leben vor mir habe —“ So dauerte die Unterredung fort, und immer schwärmerischer schaute der Ritter auf die Dame, und immer entzückter blickte die Dame auf den Ritter. „Doch ich kann von meinen Freunden nicht erwarten, daß sie die Liebesduselei zweier alter Sünder bis zu Ende lesen sollen. Das Geschwätz zweier Liebenden ist unter allen Umständen langweilig, und wenn auch eine Konversation, wie die der Herzogin und des Ritters, schon ihrer Heuchelei wegen interessanter ist, als eine wirkliche, aufrichtige, jugendliche Aventüre, so bleiben die mehr oder weniger abgedroschenen Phrasen doch immer dieselben. „Der süße Gram“ und die „holde Noth“ machen sich in schlechtstylisirten Briefen und in erbärmlichen Rede-Floskeln Luft und die Faseleien der Liebe sind unerträglich. Erst da wird die Liebe interessant, wo sie rein-sinnlich auftritt. Die sinnlichen Engel auf Erden sind ganz leidliche und interessante Geschöpfe, aber die geschlechtlosen Engel im Himmel wollen wir dem lieben Gotte überlassen.“ Alle Leute, heißt es in unsern Manuskripten, die seiner Zeit auf dem Schlosse des Grafen anwesend waren, und die Manöver des Ritters, der Herzogin gegenüber, zu beobachten Gelegenheit hatten, meinten vor Lachen zu sterben. Der Ritter betrug sich wie der sentimentalste Affe und er führte diese Rolle mit einer solchen Konsequenz durch, daß die Herzogin sich immer mehr täuschen ließ, und wunderbarer Weise zuletzt gar nicht mehr daran zweifelte, daß der Ritter ihr mit demselben Verlangen entgegeneile, wie sie sich zu ihm hinübersehnte. Die Herzogin gestand sich, daß sie noch nie so geliebt worden sei. Alle ihre Jugendträume kehrten wieder; Alles was sie genossen, wurde auf's Neue bei ihr lebendig. Sie glaubte sich in jene Tage zurückversetzt, wo einst die Blüthe der französischen Jugend zu ihren Füßen lag, und in der Gestalt unseres Ritters erschienen ihr alle Männer, von denen sie Liebes erfuhr. Dem Ritter war es gelungen, was ihm der Graf als die schwierigste Aufgabe geschildert hatte. Es war ihm gelungen, die Jugend der Herzogin in ihr Alter zurückzuzaubern. Als der Ritter aber so weit gelangt war, da kannte die Dankbarkeit der Herzogin keine Gränzen mehr. Wäre es Schnapphahnski's Wunsch gewesen: sie hätte wirklich mit Freuden ihre Schlösser in Brand gesteckt und ihre Demanten ins Meer geschleudert. Diese Dankbarkeit der alten, unverwüstlichen Dame soll etwas rührendes gehabt haben. In dem abscheulichen Gewirr der Lügen, der Heuchelei, der widerwärtigsten Eitelkeit und der schamlosesten Intriguen, tauchte diese Dankbarkeit, dem geschmolzenen Gold in seinen Schlacken ähnlich, als das einzig erquickliche Gefühl auf, und versöhnte gewissermaßen das bizarre und ekelerregende des ganzen Umgangs. Auf unsern Ritter wirkte dies zurück. Zum ersten Male in seinem Leben schämte er sich. Er hatte zu sehr gesiegt, um sich nicht zu schämen. Aus der ersten unnatürlichen Annäherung wurde ein jahrelanges, zärtliches Verhältniß. Nach dem Besuch auf dem Landsitze des Grafen, kehrte damals die Herzogin nach ihrem Schlosse zurück und es verstand sich von selbst, daß sie unsern Ritter mitnahm. Es erfolgte nun ein Zusammenleben, daß man unmöglich hinlänglich beschreiben kann. Ein griechischer Kultus wird eingerichtet; die Herzogin läßt die Badegrotte mit asiatischem Luxus neu meubliren und hier weilen die Liebenden halbe Tage lang. Odüsseus und Kalypso. Also geschah's; da sank die Sonne, und Dunkel erhob sich. Beide gingen zur Kammer der schöngewölbeten Grotte, Und genossen der Lieb', und ruheten neben einander. Todtmüde und nach Luft schnappend zieht sich der Ritter endlich nach seinem Gute zurück. Aber hierhin folgt ihm die Schöne, voll ungestillten Verlangens, in Mannskleidern — — — Groß wie der Dienst war auch schließlich der Lohn. Auf ein em Schlag erhält der Ritter 200,000 Thaler. Gespräch in der Komite-Sitzung des hiesigen Kunstvereins. v. W. Nun, Ihr Sohn ist auch in die G.-Prozedur verwickelt. v. G. Ja! Leider — — v. W. (ihm die Hand drückend) Lassen Sie sich das nicht verdrießen. Es wird Alles seine guten Früchte tragen. [Deutschland] [Fortsetzung] bisher seine Pflicht vernachläßigt und die Gesetzsammlung sowie ähnliche Publikationen wegen Unterlaß der Angabe der Druckerfirma nicht verfolgt habe, so könne dies in dem Urtheil des Gerichtshofs nichts ändern. Gestern Abend ward hier die Probenummer eines neuen demokratischen Wochenblattes von halb ernsthaftem, halb heiterem Charakter ausgegeben. Dasselbe heißt: „Der blaue Montag, Organ des passiven Widerstandes,“ und verspricht nach der Probenummer zu urtheilen, ein wirksames Organ der Demokratie zu werden. Ein treffliches „Berliner Eingesandt“ wollen wir daraus erwähnen. Dasselbe macht nämlich unter dem Titel „Warnungs-Anzeige“ und mit Bezugnahme auf die allergnädigst geschenkte Verfassung, auf diejenigen Paragraphen des Landrechts — Th. I. Tit. 11. §. 1153-1156 aufmerksam, welche die Lehre vom Widerruf der Schenkungen enthalten. Ganz im Gegensatz zu einer Nachricht der heutigen Kreuz-Zeitung über den Enthusiasmus des pommerschen Landwehr-Garde-Bataillons bei der gestern im Schloß vom König abgehaltenen Parade, wird uns von zuverlässigen Augenzeugen berichtet, es habe das tiefste und bedeutsamste Stillschweigen geherrscht. Ueberhaupt sei die Stimmung dieses Bataillons keineswegs eine so durchaus „gute“ als man in höhern Kreisen sich eingebildet. Trotz der feierlichen Einholung durch den Prinzen von Preußen ist es schon nöthig geworden, einzelne Landwehrmänner wegen ihrer „unzuverläßigen“ Gesinnung nach Haus zu schicken. Ueber die Ursachen dieser demokratischen Epidemie befragte „gesinnungstüchtige“ Unteroffizier sollen den Offizieren geantwortet haben, die häufigen Besuche von Berliner Landwehrmännern seien Schuld an allem Uebel. Die Offiziere frugen, ob man denn die Herren Berliner nicht hinauswerfen könne, wenn sie wieder kämen. Die Unteroffiziere aber antworteten, das wäre doch etwas gar zu bedenklich. „Sehr bedenklich Ew. Liebden“ * Berlin, 22. Dez. Die „Lith. Korresp. meldet: In gut unterrichteten Kreisen unterhält man sich viel über die von Seiten unseres Gouvernements getroffenen und noch zu treffenden Vorbereitungen zur Aufstellung eines Observationskorps an den Rheingrenzen. Die Stärke desselben gibt man auf 100-150,000 Mann an. * Berlin, 20. Dezember. Der Staats-Anwalt, Hr. Sethe, fand natürlich keine Gesetzesstelle auf Wrangel, Brandenburg und Konsorten wegen ihres Hochverraths am Volke anwendbar. Dagegen beeilte er sich, Materialien zu sammeln zur Anklage gegen die Mitglieder der National-Versammlung welche für die Steuerverweigerung gestimmt haben. Er hat sich zu diesem Zweck an die Minister des Innern und der Finanzen gewandt (nachdem er sich mit ihnen vereinbart hatte?), damit sie hülfreiche Hand leisteten. Dem ist entsprochen und sämmtlichen Regierungen, wie durch diese allen Landräthen, Magistraten und Domänen-Rentämtern aufgegeben worden: „binnen allerspätestens acht Tagen darüber Anzeige zu erstatten: 1) in welcher Weise und in welchem Umfange die an dem Beschlusse der Steuerverweigerung betheiligten Abgeordneten auf die betreffenden Kreise und Gemeinden eingewirkt, in welcher Weise sie den gedachten Beschluß verkündet, und was sie sonst gethan haben, um denselben zur Ausführung zu bringen; 2) in wie weit in dieser Beziehung einzelne Abgeordnete und welche in Bezug auf den dortigen Kreis besonders thätig gewesen sind; und 3) ob etwa und an welchen Orten in Folge jenes Beschlusses Steuerverweigerungen stattgefunden haben. Gleichzeitig sollen dem zu erstattenden Berichte Exemplare der Plakate, welche zur Ausführung jenes Beschlusses verbreitet worden sind, beigefügt, sowie auch diejenigen Personen namhaft gemacht werden, welche durch Weiterverbreitung der Schriften, durch Aufreizung der Steuerpflichtigen zur Steuerverweigerung oder auf andere Art als Theilnehmer an dem Verbrechen erscheinen. Endlich sollen die zur Feststellung des Thatbestandes und der Thäterschaft vorhandenen Zeugen bezeichnet werden. Für den Fall, daß die Besitzer von Plakaten, Aufrufen, Briefen etc., in welchen zur Steuerverweigerung aufgefordert wird, die Herausgabe derselben verweigern, sollen sie darauf aufmerksam gemacht werden, daß es gleich beim Empfang dieser Stücke ihre Pflicht gewesen wäre, solche der Polizei- oder Gerichtsbehörde zu übergeben, und daß ein ferneres Zurückhalten sie der Complicität verdächtig machen würde.“ Da diese Erlasse an die betreffenden Behörden wohl erst Mitte d. Mts. abgegangen und die erforderten Berichte wohl nicht vor Ende des Mts. eingehen dürften, so wird erst dann entschieden werden, gegen welche Abgeordnete die Kamarilla die Anklage vom Stapel lassen will. So wird von der Contrerevolution Alles vorbereitet, um kurz vor den Wahlen einen Schlag zu führen, durch den sie eine Menge Wahlkandidaten durch's Einsperren beseitigt und ihrer Parthei den Kampfplatz frei macht. Dadurch hofft sie eine Volksvertretung nach ihrem Ebenbilde zu Stande zu bringen. Aus Bernburg erfahren wir, daß vorgestern daselbst, obgleich alles ruhig geblieben, Reichstruppen eingerückt sind. 049 Berlin, 22. Dezbr. Es giebt so manche gutmüthige Leute, die, wenn sie von den seit März besonders aber seit den November-Errungenschaften vorkommenden Soldaten-Exzessen und Militärgreueln hören, sich mit der Hoffnung beruhigen: Das wird Alles anders werden, wenn erst das Militär auf die Verfassung beeidigt sein wird. Ganz abgesehen davon, daß es doch vorerst auf die Beschaffenheit der Verfassung ankäme, denkt man in den hohen Regionen, deren Organ die „N. Pr. Ztg.“ ist, gar nicht daran, eine solche Vereidigung des Militärs vorzunehmen. Dieses Lieblingsblättchen des potsdamer Hofes belehrt uns darüber in folgender Weise: „Durch die Vereidigung des Militärs auf die Verfassung haut der König sich selbst die rechte Hand ab, so, daß er weder Spazierstock, noch Degen, noch eine Feder führen kann. Warum? Der Umsturz-Partei — die gegenwärtig nur in ihren Mitteln besiegt ist, jedoch nicht so, daß sie auch ihren Zweck aufgegeben hätte — ist es dann ein leichteres Spiel, die Begriffe auch unter dem Militair zu verwirren und gegen den König — aorgeblich als Uebertreter der Verfassung — aufzureizen und für ihren Zweck zu gewinnen. Es ist aber auch dem Vaterlande die Stütze für die Zukunft genommen, weil es ohne ein treues Militair keinen Schutz vor Anarchie zu erwarten hat.“ Das Blättchen spricht es anderwärts noch klarer aus, daß das Militair nur dem Könige Treue schwören darf, damit es nach wie vor ein sklavisches Werkzeug in den Händen des Absolutismus bleibe. 061 Wien, 20. Dez. Die Verurtheilungen wegen „Zusammentreffen von Umständen“ dauern fort, werden aber von unsern Standrechtsblättern ignorirt, nachdem sie offiziell in der Wienerin erschienen. Der Sohn eines Hofraths, den der Vater selbst denunzirt haben soll, ist zuletzt zu 12 Jahren Festung mit Eisen begnadigt, der Tischlergeselle Schwind aus Baiern aber zu 6 Monaten Robstockhaus mit Eisen aus dem Grunde verurtheilt worden, weil er unterlassen hatte, anzuzeigen, daß ein gewisser Dewald auf dem Boden ein Gewehr versteckt gehalten. — Um die Bourgeoisie über die standrechtlichen Zustände hinaus zu unterhalten, hat das Ministerium Handelskammern errichtet, die Wünsche aussprechen dürfen; es hat damit zugleich im Prinzipe das maximum des zukünftigen Vereinsrechts ausgesprochen. Der Reichstag muß noch immer Geschäftsordnung berathen, und nebenbei den Hans Jörgel spielen; die Feiertage werden ihn vollends beseitigen. Der „jugendliche“ Kaiser (offizieller Titel), hat den Serben einen Patriarchen und Woiwoden bewilligt, damit sie besser losschlagen; der erstere heißt Joseph Razacsich, ein geistlicher Bandit, der andere Suplikatz de Vitrz desgleichen ein weltlicher; die geforderten Rechte sollen, wie immer, nachfolgen. — Die Büreaukratie wird durch neue aristokratische Ernennungen, wie der Lloyd sagt, der Neuzeit entgegengeführt, die Bourgeoisie wird eine Korn- und Mehlbörse erhalten; der Belagerungszustand, wie ich ganz sicher erfahre, wird niemals aufgehoben werden, obgleich vielleicht das militärische Unwesen mit dem Civilunwesen nach und nach wieder vertauscht werden dürfte. Wer sich noch von Ertheilung einer Verfassung etwas träumen läßt, der träumt in der That; unter dem Vorwande der Vorbereitung für's Neue soll Alles beim Alten gelassen, ja wieder hineingetrieben werden. Zur Köderung der Bourgeoisie und des dummen Deutschlands wird es aber an schönen Redensarten à la preußische Verfassung vielleicht nicht fehlen. Man gibt eine solche auf dem Papier, steckt unter dem Vorwande, es seien Anarchisten, alle Freiheitskämpfer ein, oder verfolgt sie, und hält mittlerweile alle Städte unter dem Belagerungszustande. Am 18. hatte eine Wahlbesprechung des ersten Bezirks statt; nur Grafen durften das Wort nehmen; Herr Schmerling wird vielleicht die Ehre haben, gewählt zu werden. Der Abgeordnete Violand bestreitet in einem Schreiben vom 17. Dez. den Wahlmännern das Recht, ihm ein Mißtrauensvotum mit dem Befehl der Resignation zuzusenden, weil er keins seiner Versprechen unerfüllt gelassen. Die Wiener Zeitung bringt außer dem gewöhnlichen Standrechtsgeheul fast nur drei Worte: Wehmuth aus allen Orten wegen der Abdikation, Jauchzen aus allen Orten wegen der Thronbesteigung, und Truppen; die Truppen müssen ex officio beide haben, weil sie sonst schwerlich aufzufinden wären. Unter dem Aushängschilde: „Wiener Gedanken eines von Frankfurt Heimgekehrten“, enthält das bekannte Abendblatt, welches sich besser Uhu- oder Eulenblatt nennen sollte, einen über alle Maßen niederträchtigen Aufsatz über Blum. Der standrechtliche Verfasser hat zwar nur Wiener Gedanken, wie er selbst sagt, was einen völlig beruhigen könnte, weil die Gedanken des alten Wiens mit den Vapeurs der Moräste und Misthaufen bekanntlich in gleichem Rang stehen, ich muß Ihnen aber dennoch einige herausheben. Zuerst wird Blum's Persönlichkeit schlecht gemacht: „Lampenanzünder, unansehnlich von Figur, klein, dick, wohlgenährt, gut gefärbte Wangen, Stülpnase, dicke Lippen, epikuräischer Klosterbruder“ sind hier des Wiener's glänzendste Gedanken. Dann wird gesagt, Blum habe von seinen Wählern ein mit 10,000 Unterschriften versehenes Mißtrauensvotum erhalten; er sei für die rothe Republik, für die Sache des Mordes aus dem Parlamente geschieden und hieher geeilt; Fröbel habe bei seiner Begnadigung die Thränen eines schwachen Weibes geweint, und das sonderbare Versprechen gegeben, ein ehrlicher Mann zu werden; Blum's letztes Wort: Er sterbe für die Freiheit! sei ein Irrthum gewesen, weil nicht die Knechtung über ihn gesiegt habe, sondern die staatliche Ordnung eines konstitutionellen Monarchen in ihm die Lehren der rothen Republik aus dem Felde geschlagen. Darauf wird Blum's Ermordung mit dem völkerrechtlichen Bund von 1815, an dem auch das jetzige Ministerium noch festhalte, gerechtfertigt und somit das Gesetz vom 30. Sept. 1848, ja die ganze deutsche Revolution geleugnet. Schließlich heißt es: „Blums Tod ist eine sehr geringe Sühne für die Opfer, die die Demokratie hingeschlachtet. Doch weg mit diesem ehrwürdigen Namen! Washington und Franklin würden sich feierlichst verwahren gegen die Gleichstellung mit einer Partei, die den Verrath übt und den Mord u. s. w. “ Mit solchen Sudeleien will man Blums Andenken hier im Volke schänden, aber es gelingt nicht. 102 Wien, 20. Dez. Wieselburg, Tyrnau, Preßburg und Kaschin sind von den kaiserlichen Truppen besetzt; die Magyaren haben nur in Kaschin und Wieselburg einigen Widerstand geleistet. Heute ist das erste scharfe Frostwetter eingetreten, vielleicht dürfte es auf die Fortsetzung des Kriegs von Einfluß sein. Sie können sich darauf verlassen, daß Rußland die Ernennung Bonaparte's und den ungewissen Zustand Frankreichs beuutzend, in Ungarn rasch einrücken wird, um jedem Siegeszweifel ein Ende zu machen. Nikolaus wird sagen, so gut Frankreich den Papst in Civita-Vecchia beschützen will, kann ich den östreichischen Kaiser in Ungarn beschützen. Einem Gerüchte zufolge soll vor einigen Tagen ein Klub aufgehoben worden sein; man soll 300 Anwesende betroffen haben. Sie können sich denken, wer solche Gerüchte erfindet und warum sie erfunden werden. Eine Menge gemeiner Polizeibüttel lief in den Straßen mit zwei Pfauenfedern am Hute herum, und damit wurde denn das Vorhandensein eines „Pfauenklubs“ von dem Publikum unbestreitbar gemacht. Die Kroaten sind dadurch unschädlich gemacht worden, daß man sie in die ganze Armee vertheilt, und den Jellachich in's gefährlichste Vordertreffen gegen die Magyaren gestellt hat. — Mit Entrüstung las man in der gestrigen Presse aus dem Frankfurter Parlamente Folgendes: „Das Reichsministerium legt die aus Wien eingegangenen Aktenstücke über die behauptete Ermordung von Wiener Studenten im Lager Auersperg's vor: die östreichischen Behörden verneinen Thatsache(!). Zimmermann zweifelt noch, Steinbauer aus Wien versichert, der Leichnam des Studenten, welcher zu diesen Fragen Anlaß gegeben, sei glaubwürdigen Nachrichten zufolge (!!) auf dem anatomischen Saale absichtlich verstümmelt und durch die ganze Stadt getragen worden, um die Leidenschaft der Bevölkerung zu regen. — Und damit ist die Sache abgemacht? Mit mehr als mit 10,000 Eiden kann es bekräftigt werden, daß sowohl die östreichische Behörde, als der Gott weiß, wie honorirte Steinbauer die infamste Lüge geredet. Man wird auch die Mordthaten, die Räubereien und Brandhetzungen in Abrede stellen, welche die kroatischen Banditen, Peucker's Leibhusaren, hier verübt haben; daß sie neben einer Menge anderer Menschen den Portier des Gloppnitzer Bahnhofs und den Schüttelwirth nebst Familie beraubt, gemordet und vollständig gebraten haben. Ihr müßt nur die östreichische Behörden darüber fragen, ihr feigen deutschen Esel! * Wien, 19. Dez. Heute ist an Welden nachstehendes (3.) Armeebülletin angelangt: „Preßburg, am 18. Dez. 1848. Ich beeile mich, Euer Exz. bekannt zu geben, daß ich so eben, Nachmittag 3 Uhr, mit dem 2. Armeekorps über Stampfen in Preßburg eingerückt bin, nachdem diese Stadt gestern vollständig vom Feinde geräumt und die Schiffbrücke abgefahren worden war. Nähere Details behalte ich mir vor. Mein Hauptquartier übertrage ich heute nach Carlburg. Alfred Fürst zu Windisch-Grätz.“ Ratibor, 20. Decbr. Herr v. Kirchmann ist trotz aller Proteste in Ratibor angekommen und wird in diesen Tagen in sein Amt als Vice-Präsident des hiesigen Ober-Landesgerichts eingeführt werden. Für Ratibor ist Herr v. Kirchmann die verkörperte Idee der Volksfreundlichkeit, d. i. des aufrichtigen Wohlmeinens mit dem Volkswohl, im Gegensatze zu manchen — — Schriftgelehrten, die im März und April mit dem Volke schön thaten und nach den Wahlen ihre „Volksfreundlichkeit“ wie ein unbequemes Gewand an den Nagel hingen. — Auch die Mehrheit des hiesigen Richter- und Beamtenstandes ist über Herrn von Kirchmann's endliche Ankunft sehr erfreut; man versieht sich zu diesem Manne eines kräftigen und erfolgreichen Widerstandes gegen die Bureaukratie, die seit einiger Zeit in Ratibor ihr Hauptquartier aufgeschlagen zu haben scheint. Die Bureaukratie ist der Kitt, durch welchen das seit der Märzrevolution begonnene neue staatliche Leben noch mit dem alten Absolutismus zusammenhängt. So lange die Bureaukratie, dieses vielköpfige Ungeheuer, nicht gänzlich niedergedonnert und zerschmettert ist, so lange kann bei uns von politischer Freiheit nicht die Rede sein, so frei, so freisinnig und so breitbasig auch die papierne Verfassungsurkunde sein mag. (A. Od.-Z.) Merseburg, 20. Dezbr. Der hiesige Regierungs-Assessor Pieper, welcher von seiner Mission nach den Kreisen Zeitz, Naumburg, Eckartsberga und Querfurt erst zurückgekehrt, hat sich sogleich wieder nach Naumburg begeben, um seine Untersuchung der dortigen Volksführer von Neuem anzufangen. Man glaubt jedoch, daß er dabei ebenso unglücklich als sein Vorgänger, Hr. v. Hinkeldey, sein werde. Von den vielen „verdächtigen“ Personen Naumburgs, welche Hr. v. Hinkeldey im Sept. d. J. in Naumburg vor sich forderte und wiederholt inquirirte, ist nämlich von den Gerichten auch nicht eine einzige als strafbar befunden worden! Wie man sagt, sollen noch 20 andere Landschullehrer hiesiger Gegend in Folge ihrer demokratischen Agitationen zur Untersuchung gezogen werden. (Aach. Z.) München, 20. Dez. Endlich ist es geschehen, was dem ganzen Gange der Letztzeit gemäß nicht mehr ausbleiben konnte, das Märzministerium ist von der Krone entlassen worden. Mit

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Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

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Die angegebenen Seitenzahlen beziehen sich auf die Ausgabe: Neue Rheinische Zeitung. Organ der Demokratie. Bd. 1 (Nummer 1 bis Nummer 183) Köln, 1. Juni 1848 bis 31. Dezember 1848. Glashütten im Taunus, Verlag Detlev Auvermann KG 1973.




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Zitationshilfe: Neue Rheinische Zeitung. Nr. 178. Köln, 25. Dezember 1848, S. 0960. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_nrhz178_1848/2>, abgerufen am 21.11.2024.