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Neue Rheinische Zeitung. Nr. 187. Köln, 5. Januar 1849.

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gewalt geben mag, unter welcher wir seufzen. (Wir gaben sie bereits in Nr. 185 aus andern Mittheilungen.)

Der Grund zu Obigem ist dieser. Wien gleicht einem Grabe, Niemand rührt sich; von Klubs und ähnlichen Unternehmungen auch nur zu träumen, wäre Wahnsinn, so lange das Schicksal Ungarns ungewiß ist, oder eine deutsche Reichsarmee (!!) sich nicht den Gränzen nähert. Es werden die Natiönchen, und zuletzt namentlich auch die Siebenbürger Deutschen durch kaiserliche Gnadenmanifeste zum Völkermord angehetzt; Serben, Kroaten, Slavonier, Slovaken u. s. w. in Massen heraufbeschworen. Aber das genügt Alles nicht. Olmütz greift daher zu den verzweifeltsten Maßregeln; es läßt die türkischen Horden, natürlich mit Genehmigung des hiesigen französischen Gesandten, in Masse über die Gränze kommen, und schleudert seine Dukaten unter sie. Auf die Nachricht, daß die Serben (von den Magyaren geschlagen) sich gegen Panksowa zurückziehen, sagt die heutige offizielle "Presse," hatte die jenseitige Regierung (die Türken) beschlossen, Mannschaft auszuheben, indem sie in alle Bezirke Cirkuläre schickte, und alsogleich wurden ihnen 20,000 Dukaten vorgeschossen. Es sind schon einige Serben herübergekommen und 5 bis 6000 Mann sind im Anzuge.

14 Wien, 28. Dezbr.

In Olmütz, wo der Großfürst Konstantin mit dem General Romanoff, Vorboten der russischen Armee, angekommen sind, hat man den Versuch gemacht, ein ganzes Regiment Italiener zu vergiften. Ein Olmützer Blatt enthält darüber folgendes:

"Es hat sich vor einigen Tagen der Fall ereignet, daß die Mannschaft einer ganzen Menage im Infanteri-Regiment Mazzuchely nach dem Genusse des Mittagsmahls ein Erbrechen bekam, was jedoch ohne mindeste weitere nachtheilige Folgen blieb.

Es wurde sogleich eine ärztliche Untersuchung vorgenommen, welche für den ersten Augenblick so viel ermittelte, daß die blechernen Kochmaschinen keine Schuld dabei tragen können, sondern dies Erbrechen durch eine anderweitige Substanz erregt wurde.

Eine zusammengesetzte medizinische und chemische Kommission ist nunmehr die wahre Ursache dieses Falles zu ergründen bemüht; man wird das Resultat derselben seiner Zeit der Oeffentlichkeit übergeben.

Dies wird zur Vermeidung irriger und übertriebener Gerüchte hiermit bekannt gemacht."

Wie man mit dem Proletariat verfährt, ersehen Sie aus Nro. 45 des Olmützer Blattes, wo es heißt:

"In einer seiner letzten Sitzungen hat der Gemeinderath von Wien die noch aus den alten Zeiten des weiland Sicherheitsausschusses her bestandenen Arbeiter- und Arbeitersichtungs-Kommissionen aufgelöst. Die Arbeitersichtung hat in der letzten Zeit eine energischere Hand bewerkstelligt, so daß der Kommission nichts mehr zu thun übrig geblieben."

Ich theile Ihnen aus den Standrechtsblättern noch folgende Nachrichten aus Südungarn mit. Wie muß es erst aussehen, wenn die eigenen Blätter unserer Henker solche Geständnisse machen müssen! So heißt es aus:

Semlin, 22. Decbr. "Nach der Einnahme des Alibunarer Lagers ging die magyarische Heeresmacht auf Jarkowcz zu, wo sie von wenigen, aber tapferen Serben umzingelt und aufgerieben worden wäre, wenn den Letztern der Gebrauch der Kanonen und Bomben nicht verboten wäre. Die Serben wurden, nachdem sie ihre Gewehre abgefeuert hatten, mit den Magyaren handgemein, und richteten unter ihnen ein wahres Blutbad an. Hierbei zeichneten sich die Peterwardeiner Gränzer, -- Gott, ihren Kaiser und ihre gerechte Sache vor Augen haltend, -- mit Entschlossenheit und Tapferkeit aus; sie mußten leider aber der magyarischen Uebermacht weichen. In dieser Schlacht sind mehrere Hunderte Serben gefallen; der Verlust des Feindes war aber doppelt so groß. Der wohlbekannte Held Knicjanin, aus Besorgniß, umzingelt zu werden, zog sich mit seiner Truppe nach Pancsowa zurück, wo er auch den Alibunarer Commandanten fand. -- Nun wurde den raubsüchtigen Magyaren ein freies Feld, zu morden, zu rauben und zu sengen, eröffnet. Am 17. December zogen die magyarischen Truppen, wahrscheinlich, weil sie vernahmen, daß von Temeswar gegen Werschetz 7 Escadronen Cavallerie und 2 Regimenter Infanterie angerückt sind, eilends zurück gegen Becskerek, und die serbischen Lagercommandanten M. Jowanovich und Knicjanin bezogen wieder ihre Verschanzungen bei Alibunar und Thomasewacz. Die Gefahr der für den allerhöchsten Thron kämpfenden Serben in den untern Donaugegenden ist jetzt groß. Der Feind droht von allen Seiten, die an ihrem Kaiser hängenden Serben zu vernichten, und ihre Nationalität mit Füßen zu treten. Aber der für seinen Monarchen, und seine Nationalität zu sterben entschlossene, getreue und tapfere Serbe scheuet keine Gefahr." Und aus

Kronstadt,10. Dec. "Alle waffenfähigen Männer und Jünglinge sind auf den Beinen, um den bösen Feind, die Szekler, abzuwehren. Am 5. haben die Szekler, zwei Bataillone reguläre Infanterie, eine große Abtheilung Szekler- und ein zahlloser Haufen Kossut-Husaren und eine große Masse Szekler-Landsturm mit zwei Kanonen, Sechspfünder, die Unserigen bei Honigberg angegriffen. Die Unserigen waren nicht 500 Mann mit 3 Kanonen, boten dem Feinde aber die Spitze längere Zeit und unsere Kanonen richteten eine große Verwirrung und starke Lücken in den Reihen der Kossut- und Szekler-Husaren an, und nur die große Zahl der sehr gut berittenen feindlichen Cavallerie, die unsere Stellung ganz zu umzingeln drohte, nöthigte die Unserigen zum Rückzug. Wie die Heuschrecken überfielen hierauf die Horden das blühende Honigberg und in einer halben Stunde stand das ganze Dorf in hellen Flammen. Mit Kanonenkugeln wurde der Eingang in das Kirchenkastell geöffnet und alles in der Kirche zerstört."

121 Wien, 30. Dezember.

Wie ich höre, soll das Ministerium nun wirklich im offenen Konflikt mit dem Hofe und seinen Generälen sein. Das Ministerium ist eine Ohnmacht, Radetzki und Windischgrätz beherrschen allein den Staat und verhöhnen alle seine Befehle. Das Ministerium sagt: Wien sei ruhig, der standrechtliche Belagerungszustand könne wenigstens gemildert werden. Welden widerspricht und gibt, um die Nothwendigkeit des Fortbestandes dieses Zustandes nachzuweisen, Polizeispionen den Auftrag, ihm eine Verschwörung anzuzeigen. Das ist die Entstehung seiner Ihnen mitgetheilten Kundmachung. Die unter dem Standrecht redigirten Zeitungen müssen das beglaubigen, und die bekannte Abendbeilage von gestern spricht daher: "Eine Schilderhebung irgend einer im Finstern schleichenden Verschwörung könnte nur die unseligsten Folgen für Wien, ja für die ganze Monarchie, nach sich ziehen; sie wäre ein Attentat gegen die Freiheit. -- (!!! das ist doch wirklich standrechtlicher Humor!) Ohne irgend einen vernünftigen, zum Wohle des Gemeinwesens gereichenden Zweck könnte ein Frevel dieser Art allein als der Ausfluß fremder Aufwieglung erscheinen, (NB. alle Fremden sind bekanntlich schon längst fortgeschafft!) und Nachrichten aus Mailand, gleichwie die immer bedrängter werdende Lage der Kossuth'schen Partei würden für diese Annahme sprechen u. s. w." (!!)

Die Ruthenisirung Galiziens, die im Grunde nichts anderes ist als eine gewaltsame Germanisirung, ruft dort fortwährend neue Greuel hervor. Lembergs polnische Zeitung ist unterdrückt worden; statt der polnischen Sprache muß in den Gymnasien beim Mangel ruthenischer Lehrbücher und Professoren, wie man vorgibt, die deutsche gelehrt werden.

Lasciate ogni speranza voi che' ntrate!

stand früher auf der Eingangspforte zur Hölle Oesterreichs, es steht wiederum da. Von Errungenschaften ist keine Rede mehr aber man schwätzt vom Washington, von Freiheit, Verfassung, indem man überall das Standrecht einführt, die Menschen massenweise füsilirt, hängt und mit Ketten beladen in die Kerker wirft. Das einzige offizielle Wort zur Umgestaltung Oesterreichs ist jetzt das Wort "Reform."

"Reform" heißt unsere Zukunft, und Sedlnitzky ist deshalb vor einigen Tagen nach Olmütz berufen worden. Stadion ist zu demokratisch geworden, Sedlnitzky wird ihm folgen, um zu reformiren.

Lasciate ogni speranza voi che' ntrate!

* Wien, 29. Dezember.

Gegen Grünzweig, Weber, 39 Jahre alt, Furchtmayer, Taglöhner, 54 Jahre alt und Szilecky, Posamentiergeselle, 51 Jahre alt sind wegen ihrer Theilnahme an den Oktoberkämpfen, namentlich als ehemalige Artilleristen an Bedienung des schweren Geschützes kriegsrechtlich zu verschiedenen Strafen verurtheilt worden. Das hiesige Spießbürgerthum war aus doppelten Gründen in tiefer Angst, daß dieses Jahr gar kein Karneval stattfinden würde. Nach langem Petitioniren ist endlich eine Art Fasching genehmigt worden. Allein von welcher standrechtlichen Gemüthlichkeit er begleitet sein wird, mögen Sie aus nachstehender Welden'schen Kundmachung ersehen.

"Um vielen Gewerbetreibenden Wien's den durch die alljährlichen öffentlichen Faschingsbelustigungen zugehenden Verdienst auch für die bevorstehende Carnevalszeit zu ermöglichen, hat der Gemeinderath Sr. Excellenz dem Herrn Civil- und Militär-Gouverneur, Freiherrn von Welden, unterm 22. 1. M. das Ansuchen unterbreitet, zur Abhaltung der üblichen öffentlichen Belustigungen gleich den früheren Jahren auch für den Carneval 1849 die hohe Genehmigung ertheilen zu wollen.

Diesem Ansuchen ist nun mit hohem Erlasse vom 26. l. M., Zahl 2652, unter den nachfolgenden Bedingungen, deren genaue Erfüllung hiemit Jedermann zur strengsten Pflicht gemacht wird, Folge gegeben worden:

1. Müssen diejenigen, welche derlei öffentliche Belustigungen geben wollen, darum bei der Stadthauptmannschaft um die Bewilligung einschreiten; -- es wird indeß diese nur denjenigen ertheilt werden, welche derlei Belustigungen in eigens dafür bestehenden Tanzböden geben wollen.

II. In Wein-, Bier- oder Branntweinschenken, oder unterirdischen Sälen, dürfen derlei Belustigungen, auch nicht unter dem Titel Soirees, Statt finden, somit auch nicht gestattet werden, daß für derlei Tanzunterhaltungen und Belustigungen die gewöhnlichen Schankzimmer hergerichtet werden.

III. Maskenbälle werden durchaus verboten, und dürfen auch nicht in den Redouten-Sälen gegeben werden.

IV. Wird für die Dauer dieser Unterhaltungen die Stunde zwei Uhr nach Mitternacht bestimmt, die auf keinen Fall überschritten werden darf, worauf die Stadthauptmannschaft strenge zu wachen angewiesen ist, daher sie auch dafür verantwortlich gemacht wird, daß jeder Uebertreter bestraft werde, welche Strafe sich auch auf jene Gäste auszudehnen hätte, die sich über die oben festgesetzte Stunde hinaus, nach vorausgegangener Aufforderung nicht entfernen sollten.

V. Bleibt jeder Unternehmer einer derlei Belustigung für jede Unordnung, für jede Ruhestörung dergestalt verantwortlich, daß der Saal sogleich für den ganzen Fasching gesperrt, und er des Rechtes, derlei Belustigungen fortan zu geben verlustig wird, nebstbei auch bestraft wird, wenn er an der Unordnung Theil genommen, selbe hervorgerufen oder ihr nicht vorgebeugt hatf

VI. Muß bei jeder derlei öffentlichen Unterhaltung ein die Aufsicht führender stadthauptmannschaftlicher Kommissär bestellt werden, dessen Aufgabe sein soll, auf Ruhe und Ordnung und Beobachtung der gesetzlichen Schlußstunde zu sehen, um die diesfalls bestehende Weisung auch unnachsichtlich durchzuführen, weshalb auch Militär-Patrouillen, die Aufsicht zu führen, angeordnet werden.

VII. Endlich werden derlei Belustigungen erst nach dem 6. Januar 1849, und zwar erst den 14. jenes Monats beginnen.

Vom Gemeinderathe der Stadt.

Wien, am 28. Dezember 1848.

Jetzt besitzen wir schon das 7. Armeebülletin. Diesem zufolge hat Windisch-Grätz am 27. Dezember Mittags von Raab Besitz genommen. Es heißt darin unter Anderem:

"Der Feldmarschall selbst rückte mit dem Reserve-Corps an die Rabnitz, wo er sogleich eine Bockbrücke schlagen ließ; -- dort empfing er die Meldung, daß der Feind die Stadt und die von ihm angelegten großen Verschanzungen geräumt, und sich mit dem Gros der Armee gegen Comora, mit einem kleineren Theile aber gegen Ofen zurückgezogen habe.

Eine Deputation überreichte die Schlüssel der Stadt, und lauter Jubel und Eljen-Ruf für Se. Maj. den Kaiser begrüßte die einrückenden Truppen. -- Abends war die Stadt erleuchtet. Der Feind hatte sich so schnell zurückgezogen, daß er nicht eingeholt werden konnte. Nur auf der kleinen Schütt kam es zu einigen Gefechten, wobei eine Abtheilung von Kreß-Chevauxlegers durch ihre besondere Entschlossenheit sich auszeichnete.

Ein Officier von den Rebellen und 9 Husaren wurden gefangen. -- Auch die Jäger, welche das Eis des Donau-Canals überschreiten konnten, haben Gefangene eingebracht. Sieht man die große Reihe von Verschanzungen, die der Feind ohne Schwertstreich verlassen, so wird die Muthlosigkeit, mit welcher die Rebellen die festesten Stellungen verließen, klar; um so mehr fahren sie fort, durch Großsprechereien von errungenen Siegen das In- und Ausland zu bethören, auf ihrer Flucht Alles in Brand zu stecken, große Frucht-Vorräthe dem Lande zu entziehen, und so die Zerstörung des eigenen Wohlstandes fortzusetzen.

Viele Officiere Ungarischer Regimenter und Militär-Beamte haben den Rückzug benützt, um zu der Fahne zurückzukehren, die sie nur nothgedrungen verlassen hatten.

Nach eben eingegangenen Berichten, hat der Herr Feldzeugmeister Graf Nugent, am 25. d. M. mit seinem Armee-Corps, 12,000 Mann stark, Körmend besetzt, und die fliehenden Rebellen unter Perczel bis Janoshaza verfolgt, die ihre Richtung gegen Papa anzunehmen schienen. Durch diese Vorrückung ist die Verbindung jenes Corps mit dem Streif-Corps unter Oberst-Lieutenant Althann, und durch dieses mit der großen Armee Sr. Durchlaucht des Herrn Feldmarschalls, hergestellt."

24 Wien, 30. Dez.

Welche Mittel hier angewandt werden, um den Belagerungszustand in voller Glorie aufrecht zu erhalten und seine Fortdauer zu beschönigen, zeigt eins der neusten Beispiele: Die Polizei hatte nämlich eins ihrer Individuen veranlaßt, auf einen beim "Universalkameralzahlamte" stehenden Posten ein plötzlich zum Vorschein gebrachtes Gewehr anzulegen. Natürlich waren gleich Leute in der Nähe, die den scheinbar verwegenen Rebellen rücklings am Abfeuern verhinderten. Dieses Polizeimanöver ist für den Gouverneur Hrn. Welden, der dabei, wie sich von selbst versteht, seine Hand im Spiel hatte, mit ein Grund, um jede Milderung des Belagerungszustandes auch während der Faschingszeit rundweg abzuschlagen.

Die "Wiener Zeitung" meldet aus den Donaufürstenthümern, daß die russische Okkupationsarmee ihre Winterquartiere bezogen hat. Die russische Armee lagert längs der Militärstraße aus Beßarabien nach Bukurest mit den Hauptpunkten Leowa, Berlad, Fokschan, Buseu und Bukurest, wo die Dumbowitza die Demarkationslinie der beiderseitigen Aufstellungen bildet. Außerdem hat Jassy eine starke russische Garnison, und beträchtliche russische Heeres-Abtheilungen sind bis hart an die siebenbürgische Gränze sowohl in der Moldau als in der Walachei vorgeschoben.

61 Wien, 31. Dezbr.

Aus Ungarn keine andere offizielle Neuigkeit, als daß auf allen besetzten Punkten das standrechtliche Erschießen en masse fortgesetzt wird. Auch hat Windischgrätz die Kassation aller ungarischen Beamten angeordnet.

Das nach unten hin höchst arrogante, nach oben hin aber äußerst bescheidene Grenzboten-Individuum Kuranda mit seinem ost-deutschen Pöstchen (ein Pöstchen ist zugleich ein unwandelbares Rechtsbödenchen) beschwert sich heute gemeinschaftlich mit dem Lloyd (unglückliche Verwegenheit!) wegen der über alle Maßen schlechten Postverwaltung. -- Die Briefe bleiben an der Grenze oft 7 Stunden liegen. Auch Sie müssen diese Unregelmäßigkeit verspüren. Statt die rheinischen Briefe mit der Eisenbahn über Berlin zu versenden, gehen sie immer noch mit der sogenannten Reichspost. Daher kommt's, daß die hiesigen Nachrichten über Breslau vielleicht rascher bei Ihnen einlaufen mögen, als die direkten.

Ein hiesiges Waarengewölbe trug die Aufschrift: "Zur deutschen Reichsfahne!" Die Offiziere machten sich in der Nacht den Spaß, die goldenen Buchstaben mit ihren Säbeln abzukippen, aber der Kaufmann schwor, sein Schild ad perpetuam memoriam in diesem Zustande zu lassen. Da erhält er den Befehl, bei Vermeidung standrechtlicher Behandlung, das Schild machen zu lassen. Er mußte gehorchen. Vor einigen Tagen blieb eine große Anzahl Gäste in einem Gasthause in der Josephstadt über 11 Uhr sitzen. Sogleich erschien ein halbes Bataillon Militär und verhaftete alles, was im Hause war.

Hat die Regierung durch ihre Angriffe auf die Bank es mit der haute finance verdorben, so Welden mit den Kleinbürgern dadurch, daß er den Fasching untersagte.

X Aus Süddeutschland, Ende Dezember.

Der Republikaner Karl Heinzen stand kürzlich auf der Kandidatenliste der Hamburger Radikalen für die Wahl zum Reichsparlamente nach Frankfurt. Er hat daher Veranlassung genommen, in der "Mannheimer Abendzeitung" eine Art Glaubensbekenntniß abzulegen -- ich sage absichtlich Glaubensbekenntniß, denn Karl Heinzen's Politik ist eine Art Glaubenspolitik, er glaubt an die Republik. --

Karl Heinzen hat viel geschrieben, und sich noch öfter wiederholt; seine Stimme ist daher nicht ganz ohne Gewicht in Süddeutschland. Dadurch mag es gerechtfertigt erscheinen, daß wir auf dieses Glaubensbekenntniß näher eingehen.

"Daß ich Republikaner bin, wissen Sie. Die Republik ist die einzig mögliche Form, um im Staate die Vernunft zu verwirklichen (die Vernunft soll verwirklicht werden!) und die Freiheit Aller zur Wahrheit zu machen." -- Also Karl Heinzen ist Republikaner. Das ist Herr Armand Marrast auch, das ist jetzt auch Herr Odilon-Barrot, und selbst Thiers und Louis Napoleon. Auch Herr Armand Marrast wollte die "Vernunft im Staate verwirklichen"; nur hielt er die Sache bereits für abgemacht, als Louis Philipp den Thronsessel verlassen und der moderne Athenienser den Präsidentenstuhl eingenommen hatte; als für die Bourgeoisie die vernünftigste, d. h. am wenigst kostspielige Form gefunden war, in der sie das Volk ausbeuten konnte. Daß Herr Karl Heinzen Republikaner ist, wird dem Volke also noch wenig frommen; es wird nöthig sein, seinen Republikanismus noch etwas näher zu spezifizieren.

Wir finden die gewünschte Spezifikation gleich in dem folgenden Satze! "Soll aber die Republik für große Gebiete, wie z. B. das deutsche, zur Wahrheit werden, so muß sie sich auf das System der Föderation stützen." Also Herr Karl Heinzen will Deutschland in eine Föderativrepublik verwandeln.

Unsere ganze moderne Entwickelung hat einen wesentlich zentralisirenden Charakter; vor ihr sind die Barrieren und Zollschranken gefallen, welche Provinzen und Städte in eben so viele kleine Handelsgebiete voneinander schieden.

Die große Industrie ist nur möglich durch die Centralisation des Kapitals und der Menschen, und jetzt gerade stürmt sie gegen den letzten Damm an, der ihr noch entgegensteht, der zu gleicher Zeit einzig und allein Schuld daran ist, daß die Vortheile ihrer Entwickelung nur einer privilegirten Klasse zu gute kommen, -- gegen die Zersplitterung des produktiven Eigenthums in den Händen einzelner Privaten; -- da donnert Herr Karl Heinzen ihr sein gebieterisches Halt entgegen, da will der große Republikaner die Föderalisation wieder an die Stelle der Centralisation setzen.

"Eine Centralisation, belehrt er uns, welche die Kräfte des Ganzen an sich zieht und die einzelnen Theile unmittelbar dirigirt, ist für die letzteren mehr oder weniger Despotismus, beeinträchtigt ihr individuelles Leben und verurtheilt sie zu politischer Nullität." Wir könnten dieser Behauptung zwar kurzweg, und vielleicht mit etwas größerem Rechte, die entgegengesetzte gegenüberstellen: "Eine Föderalisation, welche die Kräfte des Ganzen zersplittert und die einzelnen Theile ohne den nothwendigen Zusammenhang mit einander läßt, stellt die letzteren mehr oder weniger der Unterdrückung durch konzentrirtere Kräfte blos, beeinträchtigt ihr individuelles Leben und verurtheilt sie zu politischer Nullität." -- Doch wollen wir etwas näher auf die dem großen Republikaner so verhaßte Centralisation eingehen.

Die großen Städte sind die Knotenpunkte des politischen Lebens, der politischen und industriellen Entwickelung, sie stehen an der Spitze dieser Entwickelung, und üben daher eine Herrschaft über das Land aus. Ihre Herrschaft ist nothwendig gegenüber der kontrerevolutionären Herrschaft des Pfaffenthums und der Bodenaristokratie, welche durch sie allein paralysirt und vernichtet werden kann; ihre Herrschaft ist die revolutionäre, und ist daher berechtigt, so lange noch eine andere ihr gegenübersteht. Für Karl Heinzen ist die "Centralisation eine Bedingung des Königthums" -- er hat wahrscheinlich vergessen, daß vor Ludwig XI. auch Könige in Frankreich regierten; von den deutschen Kaisern nicht zu sprechen, es möchte uns sonst erwidert werden, daß sie Kaiser und nicht Könige hießen -- ; "für die Republik ist sie (die Centralisation) eine Anomalie." Frankreich liefert ihm dafür ein belehrendes Beispiel: "Indem Paris als allmächtiger Sitz der fürstlichen (!!) Centralisation, noch immer das ganze Frankreich darstellt oder (!) bestimmt (Paris stellt Frankreich dar oder bestimmt es) und bis in die Gemeinden hinein bureaukratisch dirigirt, hat es zwar den Vortheil, mit einem Schlag Revolutionen für das ganze Land machen zu können; aber es erlangt dadurch nicht den Vortheil, alle einzelnen Theile gleichmäßig und selbstkräftig sich beleben und zur Geltung kommen zu lassen." -- Wo war es, wo zuerst die Schläge aller französischen Revolutionen erlahmten? Im Sumpfe der deutschen "fürstlichen" Föderalisation. -- Wo sind alle Revolutionen gleichmäßig zu kleinen karrikirten Revolutiönchen geworden, die alle einzelnen Theile gleichmäßig und selbstunkräftig im Drecke stecken ließen? Im Sumpfe der deutschen "fürstlichen" Föderation. -- Wo kann überhaupt keine Revolution zu Stande gebracht werden, ohne daß die französische Centralisation dazu den Anstoß gibt? Im Sumpfe der deutschen "fürstlichen" Föderation.

"Frankreich ist durch Paris zur Republik geworden, während ein großer Theil des Landes noch ein ergiebiger Acker für das Königthum ist; es wird aber schwerlich ohne neue Umwandlungen, welche die Allmacht der Hauptstadt neutralisiren und die einzelnen Provinzen zu selbstständigen Staatstheilen machen, eine wahre Republik werden."

Das mag wahr sein. Eben so wahr ist, daß seit 1815 bis 1849 die Legitimisten-Partei in Frankreich die Partei der Föderation ist, wie die contrerevolutionären Republikaner nach 1793 die Girondins, Föderalisten waren. Es kömmt nur darauf an, uns über den Begriff der "wahren Republik" zu verständigen.

Die Centralisation ist weder die Bedingung des Königthums, noch der Republik; die Geschichte zeigt uns Föderativ-Monarchien und Föderativ-Republiken. Aber die Centralisation ist die Feindin des Kleinbürgerthums. Die "wahre Republik" Karl Heinzen's ist die republikanische Organisation des Kleinbürgerthums, welche in dem kleinbürgerlichen Süddeutschland ebensowohl ihre Anhänger finden wird, als die Girondisten in dem südlichen Frankreich. Die Musterrepublik sind für diese Kleinbürger natürlich stets die Schweiz und -- trotz seiner ganz verschiedenen Verhältnisse -- Nordamerika. Deutschland würde zwischen beiden dann ungefähr die mittlere Proportionale bilden.

Wollte man nun die Absurdität zugeben, daß für Deutschland eine Föderativ-Republik als Uebergangsstufe möglich sei, so muß sie für Frankreich doch jedenfalls als ein Rückschritt angesehen werden. Karl Heinzen, der sich selbst für einen "Republikaner" erklärt, müßte hier eine Revolution nach rückwärts veranstalten; und daß der große Mann vor dergleichen Unmöglichkeiten nicht zurückbebt, mögen Sie aus folgendem Satze ersehen: "Machte die Reaktion einen Fortschritt ohne inhumane Mittel möglich (der Rückschritt als Fortschritt), wir alle müßten freudig die Hand dazu bieten."

Daß Karl Heinzen kein Kommunist ist, hätte nach dem Angeführten wohl seiner besonderen Versicherung nicht mehr bedurft, da die Kommunisten keine Neigung für die Revolutionen nach rückwärts haben. Aber was gewiß Niemand erwartet hat, der klein-

(Siehe den Verfolg in der Beilage.)

gewalt geben mag, unter welcher wir seufzen. (Wir gaben sie bereits in Nr. 185 aus andern Mittheilungen.)

Der Grund zu Obigem ist dieser. Wien gleicht einem Grabe, Niemand rührt sich; von Klubs und ähnlichen Unternehmungen auch nur zu träumen, wäre Wahnsinn, so lange das Schicksal Ungarns ungewiß ist, oder eine deutsche Reichsarmee (!!) sich nicht den Gränzen nähert. Es werden die Natiönchen, und zuletzt namentlich auch die Siebenbürger Deutschen durch kaiserliche Gnadenmanifeste zum Völkermord angehetzt; Serben, Kroaten, Slavonier, Slovaken u. s. w. in Massen heraufbeschworen. Aber das genügt Alles nicht. Olmütz greift daher zu den verzweifeltsten Maßregeln; es läßt die türkischen Horden, natürlich mit Genehmigung des hiesigen französischen Gesandten, in Masse über die Gränze kommen, und schleudert seine Dukaten unter sie. Auf die Nachricht, daß die Serben (von den Magyaren geschlagen) sich gegen Panksowa zurückziehen, sagt die heutige offizielle „Presse,“ hatte die jenseitige Regierung (die Türken) beschlossen, Mannschaft auszuheben, indem sie in alle Bezirke Cirkuläre schickte, und alsogleich wurden ihnen 20,000 Dukaten vorgeschossen. Es sind schon einige Serben herübergekommen und 5 bis 6000 Mann sind im Anzuge.

14 Wien, 28. Dezbr.

In Olmütz, wo der Großfürst Konstantin mit dem General Romanoff, Vorboten der russischen Armee, angekommen sind, hat man den Versuch gemacht, ein ganzes Regiment Italiener zu vergiften. Ein Olmützer Blatt enthält darüber folgendes:

„Es hat sich vor einigen Tagen der Fall ereignet, daß die Mannschaft einer ganzen Menage im Infanteri-Regiment Mazzuchely nach dem Genusse des Mittagsmahls ein Erbrechen bekam, was jedoch ohne mindeste weitere nachtheilige Folgen blieb.

Es wurde sogleich eine ärztliche Untersuchung vorgenommen, welche für den ersten Augenblick so viel ermittelte, daß die blechernen Kochmaschinen keine Schuld dabei tragen können, sondern dies Erbrechen durch eine anderweitige Substanz erregt wurde.

Eine zusammengesetzte medizinische und chemische Kommission ist nunmehr die wahre Ursache dieses Falles zu ergründen bemüht; man wird das Resultat derselben seiner Zeit der Oeffentlichkeit übergeben.

Dies wird zur Vermeidung irriger und übertriebener Gerüchte hiermit bekannt gemacht.“

Wie man mit dem Proletariat verfährt, ersehen Sie aus Nro. 45 des Olmützer Blattes, wo es heißt:

„In einer seiner letzten Sitzungen hat der Gemeinderath von Wien die noch aus den alten Zeiten des weiland Sicherheitsausschusses her bestandenen Arbeiter- und Arbeitersichtungs-Kommissionen aufgelöst. Die Arbeitersichtung hat in der letzten Zeit eine energischere Hand bewerkstelligt, so daß der Kommission nichts mehr zu thun übrig geblieben.“

Ich theile Ihnen aus den Standrechtsblättern noch folgende Nachrichten aus Südungarn mit. Wie muß es erst aussehen, wenn die eigenen Blätter unserer Henker solche Geständnisse machen müssen! So heißt es aus:

Semlin, 22. Decbr. „Nach der Einnahme des Alibunarer Lagers ging die magyarische Heeresmacht auf Jarkowcz zu, wo sie von wenigen, aber tapferen Serben umzingelt und aufgerieben worden wäre, wenn den Letztern der Gebrauch der Kanonen und Bomben nicht verboten wäre. Die Serben wurden, nachdem sie ihre Gewehre abgefeuert hatten, mit den Magyaren handgemein, und richteten unter ihnen ein wahres Blutbad an. Hierbei zeichneten sich die Peterwardeiner Gränzer, — Gott, ihren Kaiser und ihre gerechte Sache vor Augen haltend, — mit Entschlossenheit und Tapferkeit aus; sie mußten leider aber der magyarischen Uebermacht weichen. In dieser Schlacht sind mehrere Hunderte Serben gefallen; der Verlust des Feindes war aber doppelt so groß. Der wohlbekannte Held Knicjanin, aus Besorgniß, umzingelt zu werden, zog sich mit seiner Truppe nach Pancsowa zurück, wo er auch den Alibunarer Commandanten fand. — Nun wurde den raubsüchtigen Magyaren ein freies Feld, zu morden, zu rauben und zu sengen, eröffnet. Am 17. December zogen die magyarischen Truppen, wahrscheinlich, weil sie vernahmen, daß von Temeswar gegen Werschetz 7 Escadronen Cavallerie und 2 Regimenter Infanterie angerückt sind, eilends zurück gegen Becskerek, und die serbischen Lagercommandanten M. Jowanovich und Knicjanin bezogen wieder ihre Verschanzungen bei Alibunar und Thomasewacz. Die Gefahr der für den allerhöchsten Thron kämpfenden Serben in den untern Donaugegenden ist jetzt groß. Der Feind droht von allen Seiten, die an ihrem Kaiser hängenden Serben zu vernichten, und ihre Nationalität mit Füßen zu treten. Aber der für seinen Monarchen, und seine Nationalität zu sterben entschlossene, getreue und tapfere Serbe scheuet keine Gefahr.“ Und aus

Kronstadt,10. Dec. „Alle waffenfähigen Männer und Jünglinge sind auf den Beinen, um den bösen Feind, die Szekler, abzuwehren. Am 5. haben die Szekler, zwei Bataillone reguläre Infanterie, eine große Abtheilung Szekler- und ein zahlloser Haufen Kossut-Husaren und eine große Masse Szekler-Landsturm mit zwei Kanonen, Sechspfünder, die Unserigen bei Honigberg angegriffen. Die Unserigen waren nicht 500 Mann mit 3 Kanonen, boten dem Feinde aber die Spitze längere Zeit und unsere Kanonen richteten eine große Verwirrung und starke Lücken in den Reihen der Kossut- und Szekler-Husaren an, und nur die große Zahl der sehr gut berittenen feindlichen Cavallerie, die unsere Stellung ganz zu umzingeln drohte, nöthigte die Unserigen zum Rückzug. Wie die Heuschrecken überfielen hierauf die Horden das blühende Honigberg und in einer halben Stunde stand das ganze Dorf in hellen Flammen. Mit Kanonenkugeln wurde der Eingang in das Kirchenkastell geöffnet und alles in der Kirche zerstört.“

121 Wien, 30. Dezember.

Wie ich höre, soll das Ministerium nun wirklich im offenen Konflikt mit dem Hofe und seinen Generälen sein. Das Ministerium ist eine Ohnmacht, Radetzki und Windischgrätz beherrschen allein den Staat und verhöhnen alle seine Befehle. Das Ministerium sagt: Wien sei ruhig, der standrechtliche Belagerungszustand könne wenigstens gemildert werden. Welden widerspricht und gibt, um die Nothwendigkeit des Fortbestandes dieses Zustandes nachzuweisen, Polizeispionen den Auftrag, ihm eine Verschwörung anzuzeigen. Das ist die Entstehung seiner Ihnen mitgetheilten Kundmachung. Die unter dem Standrecht redigirten Zeitungen müssen das beglaubigen, und die bekannte Abendbeilage von gestern spricht daher: „Eine Schilderhebung irgend einer im Finstern schleichenden Verschwörung könnte nur die unseligsten Folgen für Wien, ja für die ganze Monarchie, nach sich ziehen; sie wäre ein Attentat gegen die Freiheit. — (!!! das ist doch wirklich standrechtlicher Humor!) Ohne irgend einen vernünftigen, zum Wohle des Gemeinwesens gereichenden Zweck könnte ein Frevel dieser Art allein als der Ausfluß fremder Aufwieglung erscheinen, (NB. alle Fremden sind bekanntlich schon längst fortgeschafft!) und Nachrichten aus Mailand, gleichwie die immer bedrängter werdende Lage der Kossuth'schen Partei würden für diese Annahme sprechen u. s. w.“ (!!)

Die Ruthenisirung Galiziens, die im Grunde nichts anderes ist als eine gewaltsame Germanisirung, ruft dort fortwährend neue Greuel hervor. Lembergs polnische Zeitung ist unterdrückt worden; statt der polnischen Sprache muß in den Gymnasien beim Mangel ruthenischer Lehrbücher und Professoren, wie man vorgibt, die deutsche gelehrt werden.

Lasciate ogni speranza voi che' ntrate!

stand früher auf der Eingangspforte zur Hölle Oesterreichs, es steht wiederum da. Von Errungenschaften ist keine Rede mehr aber man schwätzt vom Washington, von Freiheit, Verfassung, indem man überall das Standrecht einführt, die Menschen massenweise füsilirt, hängt und mit Ketten beladen in die Kerker wirft. Das einzige offizielle Wort zur Umgestaltung Oesterreichs ist jetzt das Wort „Reform.“

„Reform“ heißt unsere Zukunft, und Sedlnitzky ist deshalb vor einigen Tagen nach Olmütz berufen worden. Stadion ist zu demokratisch geworden, Sedlnitzky wird ihm folgen, um zu reformiren.

Lasciate ogni speranza voi che' ntrate!

* Wien, 29. Dezember.

Gegen Grünzweig, Weber, 39 Jahre alt, Furchtmayer, Taglöhner, 54 Jahre alt und Szilecky, Posamentiergeselle, 51 Jahre alt sind wegen ihrer Theilnahme an den Oktoberkämpfen, namentlich als ehemalige Artilleristen an Bedienung des schweren Geschützes kriegsrechtlich zu verschiedenen Strafen verurtheilt worden. Das hiesige Spießbürgerthum war aus doppelten Gründen in tiefer Angst, daß dieses Jahr gar kein Karneval stattfinden würde. Nach langem Petitioniren ist endlich eine Art Fasching genehmigt worden. Allein von welcher standrechtlichen Gemüthlichkeit er begleitet sein wird, mögen Sie aus nachstehender Welden'schen Kundmachung ersehen.

„Um vielen Gewerbetreibenden Wien's den durch die alljährlichen öffentlichen Faschingsbelustigungen zugehenden Verdienst auch für die bevorstehende Carnevalszeit zu ermöglichen, hat der Gemeinderath Sr. Excellenz dem Herrn Civil- und Militär-Gouverneur, Freiherrn von Welden, unterm 22. 1. M. das Ansuchen unterbreitet, zur Abhaltung der üblichen öffentlichen Belustigungen gleich den früheren Jahren auch für den Carneval 1849 die hohe Genehmigung ertheilen zu wollen.

Diesem Ansuchen ist nun mit hohem Erlasse vom 26. l. M., Zahl 2652, unter den nachfolgenden Bedingungen, deren genaue Erfüllung hiemit Jedermann zur strengsten Pflicht gemacht wird, Folge gegeben worden:

1. Müssen diejenigen, welche derlei öffentliche Belustigungen geben wollen, darum bei der Stadthauptmannschaft um die Bewilligung einschreiten; — es wird indeß diese nur denjenigen ertheilt werden, welche derlei Belustigungen in eigens dafür bestehenden Tanzböden geben wollen.

II. In Wein-, Bier- oder Branntweinschenken, oder unterirdischen Sälen, dürfen derlei Belustigungen, auch nicht unter dem Titel Soirées, Statt finden, somit auch nicht gestattet werden, daß für derlei Tanzunterhaltungen und Belustigungen die gewöhnlichen Schankzimmer hergerichtet werden.

III. Maskenbälle werden durchaus verboten, und dürfen auch nicht in den Redouten-Sälen gegeben werden.

IV. Wird für die Dauer dieser Unterhaltungen die Stunde zwei Uhr nach Mitternacht bestimmt, die auf keinen Fall überschritten werden darf, worauf die Stadthauptmannschaft strenge zu wachen angewiesen ist, daher sie auch dafür verantwortlich gemacht wird, daß jeder Uebertreter bestraft werde, welche Strafe sich auch auf jene Gäste auszudehnen hätte, die sich über die oben festgesetzte Stunde hinaus, nach vorausgegangener Aufforderung nicht entfernen sollten.

V. Bleibt jeder Unternehmer einer derlei Belustigung für jede Unordnung, für jede Ruhestörung dergestalt verantwortlich, daß der Saal sogleich für den ganzen Fasching gesperrt, und er des Rechtes, derlei Belustigungen fortan zu geben verlustig wird, nebstbei auch bestraft wird, wenn er an der Unordnung Theil genommen, selbe hervorgerufen oder ihr nicht vorgebeugt hatf

VI. Muß bei jeder derlei öffentlichen Unterhaltung ein die Aufsicht führender stadthauptmannschaftlicher Kommissär bestellt werden, dessen Aufgabe sein soll, auf Ruhe und Ordnung und Beobachtung der gesetzlichen Schlußstunde zu sehen, um die diesfalls bestehende Weisung auch unnachsichtlich durchzuführen, weshalb auch Militär-Patrouillen, die Aufsicht zu führen, angeordnet werden.

VII. Endlich werden derlei Belustigungen erst nach dem 6. Januar 1849, und zwar erst den 14. jenes Monats beginnen.

Vom Gemeinderathe der Stadt.

Wien, am 28. Dezember 1848.

Jetzt besitzen wir schon das 7. Armeebülletin. Diesem zufolge hat Windisch-Grätz am 27. Dezember Mittags von Raab Besitz genommen. Es heißt darin unter Anderem:

„Der Feldmarschall selbst rückte mit dem Reserve-Corps an die Rabnitz, wo er sogleich eine Bockbrücke schlagen ließ; — dort empfing er die Meldung, daß der Feind die Stadt und die von ihm angelegten großen Verschanzungen geräumt, und sich mit dem Gros der Armee gegen Comora, mit einem kleineren Theile aber gegen Ofen zurückgezogen habe.

Eine Deputation überreichte die Schlüssel der Stadt, und lauter Jubel und Eljén-Ruf für Se. Maj. den Kaiser begrüßte die einrückenden Truppen. — Abends war die Stadt erleuchtet. Der Feind hatte sich so schnell zurückgezogen, daß er nicht eingeholt werden konnte. Nur auf der kleinen Schütt kam es zu einigen Gefechten, wobei eine Abtheilung von Kreß-Chevauxlegers durch ihre besondere Entschlossenheit sich auszeichnete.

Ein Officier von den Rebellen und 9 Husaren wurden gefangen. — Auch die Jäger, welche das Eis des Donau-Canals überschreiten konnten, haben Gefangene eingebracht. Sieht man die große Reihe von Verschanzungen, die der Feind ohne Schwertstreich verlassen, so wird die Muthlosigkeit, mit welcher die Rebellen die festesten Stellungen verließen, klar; um so mehr fahren sie fort, durch Großsprechereien von errungenen Siegen das In- und Ausland zu bethören, auf ihrer Flucht Alles in Brand zu stecken, große Frucht-Vorräthe dem Lande zu entziehen, und so die Zerstörung des eigenen Wohlstandes fortzusetzen.

Viele Officiere Ungarischer Regimenter und Militär-Beamte haben den Rückzug benützt, um zu der Fahne zurückzukehren, die sie nur nothgedrungen verlassen hatten.

Nach eben eingegangenen Berichten, hat der Herr Feldzeugmeister Graf Nugent, am 25. d. M. mit seinem Armee-Corps, 12,000 Mann stark, Körmend besetzt, und die fliehenden Rebellen unter Perczel bis Janoshaza verfolgt, die ihre Richtung gegen Papa anzunehmen schienen. Durch diese Vorrückung ist die Verbindung jenes Corps mit dem Streif-Corps unter Oberst-Lieutenant Althann, und durch dieses mit der großen Armee Sr. Durchlaucht des Herrn Feldmarschalls, hergestellt.“

24 Wien, 30. Dez.

Welche Mittel hier angewandt werden, um den Belagerungszustand in voller Glorie aufrecht zu erhalten und seine Fortdauer zu beschönigen, zeigt eins der neusten Beispiele: Die Polizei hatte nämlich eins ihrer Individuen veranlaßt, auf einen beim „Universalkameralzahlamte“ stehenden Posten ein plötzlich zum Vorschein gebrachtes Gewehr anzulegen. Natürlich waren gleich Leute in der Nähe, die den scheinbar verwegenen Rebellen rücklings am Abfeuern verhinderten. Dieses Polizeimanöver ist für den Gouverneur Hrn. Welden, der dabei, wie sich von selbst versteht, seine Hand im Spiel hatte, mit ein Grund, um jede Milderung des Belagerungszustandes auch während der Faschingszeit rundweg abzuschlagen.

Die „Wiener Zeitung“ meldet aus den Donaufürstenthümern, daß die russische Okkupationsarmee ihre Winterquartiere bezogen hat. Die russische Armee lagert längs der Militärstraße aus Beßarabien nach Bukurest mit den Hauptpunkten Leowa, Berlad, Fokschan, Buseu und Bukurest, wo die Dumbowitza die Demarkationslinie der beiderseitigen Aufstellungen bildet. Außerdem hat Jassy eine starke russische Garnison, und beträchtliche russische Heeres-Abtheilungen sind bis hart an die siebenbürgische Gränze sowohl in der Moldau als in der Walachei vorgeschoben.

61 Wien, 31. Dezbr.

Aus Ungarn keine andere offizielle Neuigkeit, als daß auf allen besetzten Punkten das standrechtliche Erschießen en masse fortgesetzt wird. Auch hat Windischgrätz die Kassation aller ungarischen Beamten angeordnet.

Das nach unten hin höchst arrogante, nach oben hin aber äußerst bescheidene Grenzboten-Individuum Kuranda mit seinem ost-deutschen Pöstchen (ein Pöstchen ist zugleich ein unwandelbares Rechtsbödenchen) beschwert sich heute gemeinschaftlich mit dem Lloyd (unglückliche Verwegenheit!) wegen der über alle Maßen schlechten Postverwaltung. — Die Briefe bleiben an der Grenze oft 7 Stunden liegen. Auch Sie müssen diese Unregelmäßigkeit verspüren. Statt die rheinischen Briefe mit der Eisenbahn über Berlin zu versenden, gehen sie immer noch mit der sogenannten Reichspost. Daher kommt's, daß die hiesigen Nachrichten über Breslau vielleicht rascher bei Ihnen einlaufen mögen, als die direkten.

Ein hiesiges Waarengewölbe trug die Aufschrift: „Zur deutschen Reichsfahne!“ Die Offiziere machten sich in der Nacht den Spaß, die goldenen Buchstaben mit ihren Säbeln abzukippen, aber der Kaufmann schwor, sein Schild ad perpetuam memoriam in diesem Zustande zu lassen. Da erhält er den Befehl, bei Vermeidung standrechtlicher Behandlung, das Schild machen zu lassen. Er mußte gehorchen. Vor einigen Tagen blieb eine große Anzahl Gäste in einem Gasthause in der Josephstadt über 11 Uhr sitzen. Sogleich erschien ein halbes Bataillon Militär und verhaftete alles, was im Hause war.

Hat die Regierung durch ihre Angriffe auf die Bank es mit der haute finance verdorben, so Welden mit den Kleinbürgern dadurch, daß er den Fasching untersagte.

X Aus Süddeutschland, Ende Dezember.

Der Republikaner Karl Heinzen stand kürzlich auf der Kandidatenliste der Hamburger Radikalen für die Wahl zum Reichsparlamente nach Frankfurt. Er hat daher Veranlassung genommen, in der „Mannheimer Abendzeitung“ eine Art Glaubensbekenntniß abzulegen — ich sage absichtlich Glaubensbekenntniß, denn Karl Heinzen's Politik ist eine Art Glaubenspolitik, er glaubt an die Republik. —

Karl Heinzen hat viel geschrieben, und sich noch öfter wiederholt; seine Stimme ist daher nicht ganz ohne Gewicht in Süddeutschland. Dadurch mag es gerechtfertigt erscheinen, daß wir auf dieses Glaubensbekenntniß näher eingehen.

„Daß ich Republikaner bin, wissen Sie. Die Republik ist die einzig mögliche Form, um im Staate die Vernunft zu verwirklichen (die Vernunft soll verwirklicht werden!) und die Freiheit Aller zur Wahrheit zu machen.“ — Also Karl Heinzen ist Republikaner. Das ist Herr Armand Marrast auch, das ist jetzt auch Herr Odilon-Barrot, und selbst Thiers und Louis Napoleon. Auch Herr Armand Marrast wollte die „Vernunft im Staate verwirklichen“; nur hielt er die Sache bereits für abgemacht, als Louis Philipp den Thronsessel verlassen und der moderne Athenienser den Präsidentenstuhl eingenommen hatte; als für die Bourgeoisie die vernünftigste, d. h. am wenigst kostspielige Form gefunden war, in der sie das Volk ausbeuten konnte. Daß Herr Karl Heinzen Republikaner ist, wird dem Volke also noch wenig frommen; es wird nöthig sein, seinen Republikanismus noch etwas näher zu spezifizieren.

Wir finden die gewünschte Spezifikation gleich in dem folgenden Satze! „Soll aber die Republik für große Gebiete, wie z. B. das deutsche, zur Wahrheit werden, so muß sie sich auf das System der Föderation stützen.“ Also Herr Karl Heinzen will Deutschland in eine Föderativrepublik verwandeln.

Unsere ganze moderne Entwickelung hat einen wesentlich zentralisirenden Charakter; vor ihr sind die Barrieren und Zollschranken gefallen, welche Provinzen und Städte in eben so viele kleine Handelsgebiete voneinander schieden.

Die große Industrie ist nur möglich durch die Centralisation des Kapitals und der Menschen, und jetzt gerade stürmt sie gegen den letzten Damm an, der ihr noch entgegensteht, der zu gleicher Zeit einzig und allein Schuld daran ist, daß die Vortheile ihrer Entwickelung nur einer privilegirten Klasse zu gute kommen, — gegen die Zersplitterung des produktiven Eigenthums in den Händen einzelner Privaten; — da donnert Herr Karl Heinzen ihr sein gebieterisches Halt entgegen, da will der große Republikaner die Föderalisation wieder an die Stelle der Centralisation setzen.

„Eine Centralisation, belehrt er uns, welche die Kräfte des Ganzen an sich zieht und die einzelnen Theile unmittelbar dirigirt, ist für die letzteren mehr oder weniger Despotismus, beeinträchtigt ihr individuelles Leben und verurtheilt sie zu politischer Nullität.“ Wir könnten dieser Behauptung zwar kurzweg, und vielleicht mit etwas größerem Rechte, die entgegengesetzte gegenüberstellen: „Eine Föderalisation, welche die Kräfte des Ganzen zersplittert und die einzelnen Theile ohne den nothwendigen Zusammenhang mit einander läßt, stellt die letzteren mehr oder weniger der Unterdrückung durch konzentrirtere Kräfte blos, beeinträchtigt ihr individuelles Leben und verurtheilt sie zu politischer Nullität.“ — Doch wollen wir etwas näher auf die dem großen Republikaner so verhaßte Centralisation eingehen.

Die großen Städte sind die Knotenpunkte des politischen Lebens, der politischen und industriellen Entwickelung, sie stehen an der Spitze dieser Entwickelung, und üben daher eine Herrschaft über das Land aus. Ihre Herrschaft ist nothwendig gegenüber der kontrerevolutionären Herrschaft des Pfaffenthums und der Bodenaristokratie, welche durch sie allein paralysirt und vernichtet werden kann; ihre Herrschaft ist die revolutionäre, und ist daher berechtigt, so lange noch eine andere ihr gegenübersteht. Für Karl Heinzen ist die „Centralisation eine Bedingung des Königthums“ — er hat wahrscheinlich vergessen, daß vor Ludwig XI. auch Könige in Frankreich regierten; von den deutschen Kaisern nicht zu sprechen, es möchte uns sonst erwidert werden, daß sie Kaiser und nicht Könige hießen — ; „für die Republik ist sie (die Centralisation) eine Anomalie.“ Frankreich liefert ihm dafür ein belehrendes Beispiel: „Indem Paris als allmächtiger Sitz der fürstlichen (!!) Centralisation, noch immer das ganze Frankreich darstellt oder (!) bestimmt (Paris stellt Frankreich dar oder bestimmt es) und bis in die Gemeinden hinein bureaukratisch dirigirt, hat es zwar den Vortheil, mit einem Schlag Revolutionen für das ganze Land machen zu können; aber es erlangt dadurch nicht den Vortheil, alle einzelnen Theile gleichmäßig und selbstkräftig sich beleben und zur Geltung kommen zu lassen.“ — Wo war es, wo zuerst die Schläge aller französischen Revolutionen erlahmten? Im Sumpfe der deutschen „fürstlichen“ Föderalisation. — Wo sind alle Revolutionen gleichmäßig zu kleinen karrikirten Revolutiönchen geworden, die alle einzelnen Theile gleichmäßig und selbstunkräftig im Drecke stecken ließen? Im Sumpfe der deutschen „fürstlichen“ Föderation. — Wo kann überhaupt keine Revolution zu Stande gebracht werden, ohne daß die französische Centralisation dazu den Anstoß gibt? Im Sumpfe der deutschen „fürstlichen“ Föderation.

„Frankreich ist durch Paris zur Republik geworden, während ein großer Theil des Landes noch ein ergiebiger Acker für das Königthum ist; es wird aber schwerlich ohne neue Umwandlungen, welche die Allmacht der Hauptstadt neutralisiren und die einzelnen Provinzen zu selbstständigen Staatstheilen machen, eine wahre Republik werden.“

Das mag wahr sein. Eben so wahr ist, daß seit 1815 bis 1849 die Legitimisten-Partei in Frankreich die Partei der Föderation ist, wie die contrerevolutionären Republikaner nach 1793 die Girondins, Föderalisten waren. Es kömmt nur darauf an, uns über den Begriff der „wahren Republik“ zu verständigen.

Die Centralisation ist weder die Bedingung des Königthums, noch der Republik; die Geschichte zeigt uns Föderativ-Monarchien und Föderativ-Republiken. Aber die Centralisation ist die Feindin des Kleinbürgerthums. Die „wahre Republik“ Karl Heinzen's ist die republikanische Organisation des Kleinbürgerthums, welche in dem kleinbürgerlichen Süddeutschland ebensowohl ihre Anhänger finden wird, als die Girondisten in dem südlichen Frankreich. Die Musterrepublik sind für diese Kleinbürger natürlich stets die Schweiz und — trotz seiner ganz verschiedenen Verhältnisse — Nordamerika. Deutschland würde zwischen beiden dann ungefähr die mittlere Proportionale bilden.

Wollte man nun die Absurdität zugeben, daß für Deutschland eine Föderativ-Republik als Uebergangsstufe möglich sei, so muß sie für Frankreich doch jedenfalls als ein Rückschritt angesehen werden. Karl Heinzen, der sich selbst für einen „Republikaner“ erklärt, müßte hier eine Revolution nach rückwärts veranstalten; und daß der große Mann vor dergleichen Unmöglichkeiten nicht zurückbebt, mögen Sie aus folgendem Satze ersehen: „Machte die Reaktion einen Fortschritt ohne inhumane Mittel möglich (der Rückschritt als Fortschritt), wir alle müßten freudig die Hand dazu bieten.“

Daß Karl Heinzen kein Kommunist ist, hätte nach dem Angeführten wohl seiner besonderen Versicherung nicht mehr bedurft, da die Kommunisten keine Neigung für die Revolutionen nach rückwärts haben. Aber was gewiß Niemand erwartet hat, der klein-

(Siehe den Verfolg in der Beilage.)

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          <p><pb facs="#f0003" n="1009"/>
gewalt geben mag, unter welcher wir seufzen. (Wir gaben sie bereits in Nr. 185 aus andern Mittheilungen.)</p>
          <p>Der Grund zu Obigem ist dieser. Wien gleicht einem Grabe, Niemand rührt sich; von Klubs und ähnlichen Unternehmungen auch nur zu träumen, wäre Wahnsinn, so lange das Schicksal Ungarns ungewiß ist, oder eine deutsche Reichsarmee (!!) sich nicht den Gränzen nähert. Es werden die Natiönchen, und zuletzt namentlich auch die Siebenbürger Deutschen durch kaiserliche Gnadenmanifeste zum Völkermord angehetzt; Serben, Kroaten, Slavonier, Slovaken u. s. w. in Massen heraufbeschworen. Aber das genügt Alles nicht. Olmütz greift daher zu den verzweifeltsten Maßregeln; es läßt die türkischen Horden, natürlich mit Genehmigung des hiesigen französischen Gesandten, in Masse über die Gränze kommen, und schleudert seine Dukaten unter sie. Auf die Nachricht, daß die Serben (von den Magyaren geschlagen) sich gegen Panksowa zurückziehen, sagt die heutige offizielle &#x201E;Presse,&#x201C; hatte die jenseitige Regierung (die Türken) beschlossen, Mannschaft auszuheben, indem sie in alle Bezirke Cirkuläre schickte, und alsogleich wurden ihnen 20,000 Dukaten vorgeschossen. Es sind schon einige Serben herübergekommen und 5 bis 6000 Mann sind im Anzuge.</p>
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          <head><bibl><author>14</author></bibl> Wien, 28. Dezbr.</head>
          <p>In Olmütz, wo der Großfürst Konstantin mit dem General Romanoff, Vorboten der russischen Armee, angekommen sind, hat man den Versuch gemacht, ein ganzes Regiment Italiener zu vergiften. Ein Olmützer Blatt enthält darüber folgendes:</p>
          <p>&#x201E;Es hat sich vor einigen Tagen der Fall ereignet, daß die Mannschaft einer ganzen Menage im Infanteri-Regiment <hi rendition="#g">Mazzuchely</hi> nach dem Genusse des Mittagsmahls ein Erbrechen bekam, was jedoch ohne mindeste weitere nachtheilige Folgen blieb.</p>
          <p>Es wurde sogleich eine ärztliche Untersuchung vorgenommen, welche für den ersten Augenblick so viel ermittelte, daß die blechernen Kochmaschinen keine Schuld dabei tragen können, sondern dies Erbrechen durch eine anderweitige Substanz erregt wurde.</p>
          <p>Eine zusammengesetzte medizinische und chemische Kommission ist nunmehr die wahre Ursache dieses Falles zu ergründen bemüht; man wird das Resultat derselben seiner Zeit der Oeffentlichkeit übergeben.</p>
          <p>Dies wird zur Vermeidung irriger und übertriebener Gerüchte hiermit bekannt gemacht.&#x201C;</p>
          <p>Wie man mit dem Proletariat verfährt, ersehen Sie aus Nro. 45 des Olmützer Blattes, wo es heißt:</p>
          <p>&#x201E;In einer seiner letzten Sitzungen hat der Gemeinderath von Wien die noch aus den alten Zeiten des weiland Sicherheitsausschusses her bestandenen Arbeiter- und Arbeitersichtungs-Kommissionen aufgelöst. Die Arbeitersichtung hat in der letzten Zeit eine energischere Hand bewerkstelligt, so daß der Kommission nichts mehr zu thun übrig geblieben.&#x201C;</p>
          <p>Ich theile Ihnen aus den Standrechtsblättern noch folgende Nachrichten aus Südungarn mit. Wie muß es erst aussehen, wenn die eigenen Blätter unserer Henker solche Geständnisse machen müssen! So heißt es aus:</p>
          <p><hi rendition="#g">Semlin,</hi> 22. Decbr. &#x201E;Nach der Einnahme des <hi rendition="#g">Alibunarer Lagers</hi> ging die magyarische Heeresmacht auf Jarkowcz zu, wo sie von wenigen, aber tapferen Serben umzingelt und aufgerieben worden wäre, wenn den Letztern der Gebrauch der Kanonen und Bomben nicht verboten wäre. Die Serben wurden, nachdem sie ihre Gewehre abgefeuert hatten, mit den Magyaren handgemein, und richteten unter ihnen ein wahres Blutbad an. Hierbei zeichneten sich die Peterwardeiner Gränzer, &#x2014; Gott, ihren Kaiser und ihre gerechte Sache vor Augen haltend, &#x2014; mit Entschlossenheit und Tapferkeit aus; sie mußten leider aber der magyarischen Uebermacht weichen. In dieser Schlacht sind mehrere Hunderte Serben gefallen; der Verlust des Feindes war aber doppelt so groß. Der wohlbekannte Held Knicjanin, aus Besorgniß, umzingelt zu werden, zog sich mit seiner Truppe nach Pancsowa zurück, wo er auch den Alibunarer Commandanten fand. &#x2014; Nun wurde den raubsüchtigen Magyaren ein freies Feld, zu morden, zu rauben und zu sengen, eröffnet. Am 17. December zogen die magyarischen Truppen, wahrscheinlich, weil sie vernahmen, daß von Temeswar gegen Werschetz 7 Escadronen Cavallerie und 2 Regimenter Infanterie angerückt sind, eilends zurück gegen Becskerek, und die serbischen Lagercommandanten M. Jowanovich und Knicjanin bezogen wieder ihre Verschanzungen bei Alibunar und Thomasewacz. Die Gefahr der für den allerhöchsten Thron kämpfenden Serben in den untern Donaugegenden ist jetzt groß. Der Feind droht von allen Seiten, die an ihrem Kaiser hängenden Serben zu vernichten, und ihre Nationalität mit Füßen zu treten. Aber der für seinen Monarchen, und seine Nationalität zu sterben entschlossene, getreue und tapfere Serbe scheuet keine Gefahr.&#x201C; Und aus</p>
          <p><hi rendition="#g">Kronstadt,</hi>10. Dec. &#x201E;Alle waffenfähigen Männer und Jünglinge sind auf den Beinen, um den bösen Feind, die Szekler, abzuwehren. Am 5. haben die Szekler, zwei Bataillone reguläre Infanterie, eine große Abtheilung Szekler- und ein zahlloser Haufen Kossut-Husaren und eine große Masse Szekler-Landsturm mit zwei Kanonen, Sechspfünder, die Unserigen bei Honigberg angegriffen. Die Unserigen waren nicht 500 Mann mit 3 Kanonen, boten dem Feinde aber die Spitze längere Zeit und unsere Kanonen richteten eine große Verwirrung und starke Lücken in den Reihen der Kossut- und Szekler-Husaren an, und nur die große Zahl der sehr gut berittenen feindlichen Cavallerie, die unsere Stellung ganz zu umzingeln drohte, nöthigte die Unserigen zum Rückzug. Wie die Heuschrecken überfielen hierauf die Horden das blühende <hi rendition="#g">Honigberg</hi> und in einer halben Stunde stand das ganze Dorf in hellen Flammen. Mit Kanonenkugeln wurde der Eingang in das Kirchenkastell geöffnet und alles in der Kirche zerstört.&#x201C;</p>
        </div>
        <div xml:id="ar187_015" type="jArticle">
          <head><bibl><author>121</author></bibl> Wien, 30. Dezember.</head>
          <p>Wie ich höre, soll das Ministerium nun wirklich im offenen Konflikt mit dem Hofe und seinen Generälen sein. Das Ministerium ist eine Ohnmacht, Radetzki und Windischgrätz beherrschen allein den Staat und verhöhnen alle seine Befehle. Das Ministerium sagt: Wien sei ruhig, der standrechtliche Belagerungszustand könne wenigstens gemildert werden. Welden widerspricht und gibt, um die Nothwendigkeit des Fortbestandes dieses Zustandes nachzuweisen, Polizeispionen den Auftrag, ihm eine Verschwörung anzuzeigen. Das ist die Entstehung seiner Ihnen mitgetheilten Kundmachung. Die unter dem Standrecht redigirten Zeitungen müssen das beglaubigen, und die bekannte Abendbeilage von gestern spricht daher: &#x201E;Eine Schilderhebung irgend einer im Finstern schleichenden Verschwörung könnte nur die unseligsten Folgen für Wien, ja für die ganze Monarchie, nach sich ziehen; sie wäre ein <hi rendition="#g">Attentat gegen die Freiheit</hi>. &#x2014; (!!! das ist doch wirklich standrechtlicher Humor!) Ohne irgend einen vernünftigen, zum Wohle des Gemeinwesens gereichenden Zweck könnte ein Frevel dieser Art allein als der Ausfluß <hi rendition="#g">fremder</hi> Aufwieglung erscheinen, (NB. alle Fremden sind bekanntlich schon längst fortgeschafft!) und Nachrichten aus Mailand, gleichwie die immer bedrängter werdende Lage der Kossuth'schen Partei würden für diese Annahme sprechen u. s. w.&#x201C; (!!)</p>
          <p>Die Ruthenisirung Galiziens, die im Grunde nichts anderes ist als eine gewaltsame Germanisirung, ruft dort fortwährend neue Greuel hervor. Lembergs polnische Zeitung ist unterdrückt worden; statt der polnischen Sprache muß in den Gymnasien beim Mangel ruthenischer Lehrbücher und Professoren, wie man vorgibt, die deutsche gelehrt werden.</p>
          <p rendition="#et">Lasciate ogni speranza voi che' ntrate!</p>
          <p>stand früher auf der Eingangspforte zur Hölle Oesterreichs, es steht wiederum da. Von Errungenschaften ist keine Rede mehr aber man schwätzt vom Washington, von Freiheit, Verfassung, indem man überall das Standrecht einführt, die Menschen massenweise füsilirt, hängt und mit Ketten beladen in die Kerker wirft. Das einzige offizielle Wort zur Umgestaltung Oesterreichs ist jetzt das Wort &#x201E;Reform.&#x201C;</p>
          <p>&#x201E;Reform&#x201C; heißt unsere Zukunft, und Sedlnitzky ist deshalb vor einigen Tagen nach Olmütz berufen worden. Stadion ist zu demokratisch geworden, Sedlnitzky wird ihm folgen, um zu reformiren.</p>
          <p rendition="#et">Lasciate ogni speranza voi che' ntrate!</p>
        </div>
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          <head><bibl><author>*</author></bibl> Wien, 29. Dezember.</head>
          <p>Gegen <hi rendition="#g">Grünzweig,</hi> Weber, 39 Jahre alt, <hi rendition="#g">Furchtmayer,</hi> Taglöhner, 54 Jahre alt und <hi rendition="#g">Szilecky,</hi> Posamentiergeselle, 51 Jahre alt sind wegen ihrer Theilnahme an den Oktoberkämpfen, namentlich als ehemalige Artilleristen an Bedienung des schweren Geschützes kriegsrechtlich zu verschiedenen Strafen verurtheilt worden. Das hiesige Spießbürgerthum war aus doppelten Gründen in tiefer Angst, daß dieses Jahr gar kein Karneval stattfinden würde. Nach langem Petitioniren ist endlich eine Art Fasching genehmigt worden. Allein von welcher standrechtlichen Gemüthlichkeit er begleitet sein wird, mögen Sie aus nachstehender Welden'schen Kundmachung ersehen.</p>
          <p>&#x201E;Um vielen Gewerbetreibenden Wien's den durch die alljährlichen öffentlichen Faschingsbelustigungen zugehenden Verdienst auch für die bevorstehende Carnevalszeit zu ermöglichen, hat der Gemeinderath Sr. Excellenz dem Herrn Civil- und Militär-Gouverneur, Freiherrn von <hi rendition="#g">Welden,</hi> unterm 22. 1. M. das Ansuchen unterbreitet, zur Abhaltung der üblichen öffentlichen Belustigungen gleich den früheren Jahren auch für den Carneval 1849 die hohe Genehmigung ertheilen zu wollen.</p>
          <p>Diesem Ansuchen ist nun mit hohem Erlasse vom 26. l. M., Zahl 2652, unter den nachfolgenden Bedingungen, deren genaue Erfüllung hiemit Jedermann zur strengsten Pflicht gemacht wird, Folge gegeben worden:</p>
          <p>1. Müssen diejenigen, welche derlei öffentliche Belustigungen geben wollen, darum bei der Stadthauptmannschaft um die Bewilligung einschreiten; &#x2014; es wird indeß diese nur denjenigen ertheilt werden, welche derlei Belustigungen in eigens dafür bestehenden Tanzböden geben wollen.</p>
          <p>II. In Wein-, Bier- oder Branntweinschenken, oder unterirdischen Sälen, dürfen derlei Belustigungen, auch nicht unter dem Titel <hi rendition="#g">Soirées,</hi> Statt finden, somit auch nicht gestattet werden, daß für derlei Tanzunterhaltungen und Belustigungen die gewöhnlichen Schankzimmer hergerichtet werden.</p>
          <p>III. Maskenbälle werden durchaus verboten, und dürfen auch nicht in den Redouten-Sälen gegeben werden.</p>
          <p>IV. Wird für die Dauer dieser Unterhaltungen die Stunde <hi rendition="#g">zwei Uhr nach Mitternacht</hi> bestimmt, die auf keinen Fall überschritten werden darf, worauf die Stadthauptmannschaft strenge zu wachen angewiesen ist, daher sie auch dafür verantwortlich gemacht wird, daß jeder Uebertreter bestraft werde, welche Strafe sich auch auf jene Gäste auszudehnen hätte, die sich über die oben festgesetzte Stunde hinaus, nach vorausgegangener Aufforderung nicht entfernen sollten.</p>
          <p>V. Bleibt jeder Unternehmer einer derlei Belustigung für jede Unordnung, für jede Ruhestörung dergestalt verantwortlich, daß der Saal sogleich für den ganzen Fasching gesperrt, und er des Rechtes, derlei Belustigungen fortan zu geben verlustig wird, nebstbei auch bestraft wird, wenn er an der Unordnung Theil genommen, selbe hervorgerufen oder ihr nicht vorgebeugt hatf</p>
          <p>VI. Muß bei jeder derlei öffentlichen Unterhaltung ein die Aufsicht führender stadthauptmannschaftlicher Kommissär bestellt werden, dessen Aufgabe sein soll, auf Ruhe und Ordnung und Beobachtung der gesetzlichen Schlußstunde zu sehen, um die diesfalls bestehende Weisung auch unnachsichtlich durchzuführen, weshalb auch Militär-Patrouillen, die Aufsicht zu führen, angeordnet werden.</p>
          <p>VII. Endlich werden derlei Belustigungen erst nach dem 6. Januar 1849, und zwar erst den 14. jenes Monats beginnen.</p>
          <p>Vom Gemeinderathe der Stadt.</p>
          <p>Wien, am 28. Dezember 1848.</p>
          <p>Jetzt besitzen wir schon das 7. Armeebülletin. Diesem zufolge hat Windisch-Grätz am 27. Dezember Mittags von <hi rendition="#g">Raab</hi> Besitz genommen. Es heißt darin unter Anderem:</p>
          <p>&#x201E;Der Feldmarschall selbst rückte mit dem Reserve-Corps an die Rabnitz, wo er sogleich eine Bockbrücke schlagen ließ; &#x2014; dort empfing er die Meldung, daß der Feind die Stadt und die von ihm angelegten großen Verschanzungen geräumt, und sich mit dem Gros der Armee gegen Comora, mit einem kleineren Theile aber gegen Ofen zurückgezogen habe.</p>
          <p>Eine Deputation überreichte die Schlüssel der Stadt, und lauter Jubel und Eljén-Ruf für Se. Maj. den Kaiser begrüßte die einrückenden Truppen. &#x2014; Abends war die Stadt erleuchtet. Der Feind hatte sich so schnell zurückgezogen, daß er nicht eingeholt werden konnte. Nur auf der kleinen Schütt kam es zu einigen Gefechten, wobei eine Abtheilung von Kreß-Chevauxlegers durch ihre besondere Entschlossenheit sich auszeichnete.</p>
          <p>Ein Officier von den Rebellen und 9 Husaren wurden gefangen. &#x2014; Auch die Jäger, welche das Eis des Donau-Canals überschreiten konnten, haben Gefangene eingebracht. Sieht man die große Reihe von Verschanzungen, die der Feind ohne Schwertstreich verlassen, so wird die Muthlosigkeit, mit welcher die Rebellen die festesten Stellungen verließen, klar; um so mehr fahren sie fort, durch Großsprechereien von errungenen Siegen das In- und Ausland zu bethören, auf ihrer Flucht Alles in Brand zu stecken, große Frucht-Vorräthe dem Lande zu entziehen, und so die Zerstörung des eigenen Wohlstandes fortzusetzen.</p>
          <p>Viele Officiere Ungarischer Regimenter und Militär-Beamte haben den Rückzug benützt, um zu der Fahne zurückzukehren, die sie nur nothgedrungen verlassen hatten.</p>
          <p>Nach eben eingegangenen Berichten, hat der Herr Feldzeugmeister Graf <hi rendition="#g">Nugent,</hi> am 25. d. M. mit seinem Armee-Corps, 12,000 Mann stark, Körmend besetzt, und die fliehenden Rebellen unter <hi rendition="#g">Perczel</hi> bis Janoshaza verfolgt, die ihre Richtung gegen Papa anzunehmen schienen. Durch diese Vorrückung ist die Verbindung jenes Corps mit dem Streif-Corps unter Oberst-Lieutenant <hi rendition="#g">Althann,</hi> und durch dieses mit der großen Armee Sr. Durchlaucht des Herrn Feldmarschalls, hergestellt.&#x201C;</p>
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          <head><bibl><author>24</author></bibl> Wien, 30. Dez.</head>
          <p>Welche Mittel hier angewandt werden, um den Belagerungszustand in voller Glorie aufrecht zu erhalten und seine Fortdauer zu beschönigen, zeigt eins der neusten Beispiele: Die Polizei hatte nämlich eins ihrer Individuen veranlaßt, auf einen beim &#x201E;Universalkameralzahlamte&#x201C; stehenden Posten ein plötzlich zum Vorschein gebrachtes Gewehr anzulegen. Natürlich waren gleich Leute in der Nähe, die den scheinbar verwegenen Rebellen rücklings am Abfeuern verhinderten. Dieses Polizeimanöver ist für den Gouverneur Hrn. Welden, der dabei, wie sich von selbst versteht, seine Hand im Spiel hatte, mit ein Grund, um jede Milderung des Belagerungszustandes auch während der Faschingszeit rundweg abzuschlagen.</p>
          <p>Die &#x201E;Wiener Zeitung&#x201C; meldet aus den Donaufürstenthümern, daß die russische Okkupationsarmee ihre Winterquartiere bezogen hat. Die russische Armee lagert längs der Militärstraße aus Beßarabien nach Bukurest mit den Hauptpunkten Leowa, Berlad, Fokschan, Buseu und Bukurest, wo die Dumbowitza die Demarkationslinie der beiderseitigen Aufstellungen bildet. Außerdem hat Jassy eine starke russische Garnison, und beträchtliche russische Heeres-Abtheilungen sind bis hart an die siebenbürgische Gränze sowohl in der Moldau als in der Walachei vorgeschoben.</p>
        </div>
        <div xml:id="ar187_018" type="jArticle">
          <head><bibl><author>61</author></bibl> Wien, 31. Dezbr.</head>
          <p>Aus Ungarn keine andere offizielle Neuigkeit, als daß auf allen besetzten Punkten das standrechtliche Erschießen en masse fortgesetzt wird. Auch hat Windischgrätz die Kassation aller ungarischen Beamten angeordnet.</p>
          <p>Das nach unten hin höchst arrogante, nach oben hin aber äußerst bescheidene Grenzboten-Individuum Kuranda mit seinem ost-deutschen Pöstchen (ein Pöstchen ist zugleich ein unwandelbares Rechtsbödenchen) beschwert sich heute gemeinschaftlich mit dem Lloyd (unglückliche Verwegenheit!) wegen der über alle Maßen schlechten Postverwaltung. &#x2014; Die Briefe bleiben an der Grenze oft 7 Stunden liegen. Auch Sie müssen diese Unregelmäßigkeit verspüren. Statt die rheinischen Briefe mit der Eisenbahn über Berlin zu versenden, gehen sie immer noch mit der sogenannten Reichspost. Daher kommt's, daß die hiesigen Nachrichten über Breslau vielleicht rascher bei Ihnen einlaufen mögen, als die direkten.</p>
          <p>Ein hiesiges Waarengewölbe trug die Aufschrift: &#x201E;Zur deutschen Reichsfahne!&#x201C; Die Offiziere machten sich in der Nacht den Spaß, die goldenen Buchstaben mit ihren Säbeln abzukippen, aber der Kaufmann schwor, sein Schild ad perpetuam memoriam in diesem Zustande zu lassen. Da erhält er den Befehl, bei Vermeidung standrechtlicher Behandlung, das Schild machen zu lassen. Er mußte gehorchen. Vor einigen Tagen blieb eine große Anzahl Gäste in einem Gasthause in der Josephstadt über 11 Uhr sitzen. Sogleich erschien ein halbes Bataillon Militär und verhaftete alles, was im Hause war.</p>
          <p>Hat die Regierung durch ihre Angriffe auf die Bank es mit der haute finance verdorben, so Welden mit den Kleinbürgern dadurch, daß er den Fasching untersagte.</p>
        </div>
        <div xml:id="ar187_019" type="jArticle">
          <head><bibl><author>X</author></bibl> Aus Süddeutschland, Ende Dezember.</head>
          <p>Der Republikaner <hi rendition="#g">Karl Heinzen</hi> stand kürzlich auf der Kandidatenliste der Hamburger Radikalen für die Wahl zum Reichsparlamente nach Frankfurt. Er hat daher Veranlassung genommen, in der &#x201E;Mannheimer Abendzeitung&#x201C; eine Art Glaubensbekenntniß abzulegen &#x2014; ich sage absichtlich Glaubensbekenntniß, denn Karl Heinzen's Politik ist eine Art Glaubenspolitik, er <hi rendition="#g">glaubt</hi> an die Republik. &#x2014;</p>
          <p>Karl Heinzen hat viel geschrieben, und sich noch öfter wiederholt; seine Stimme ist daher nicht ganz ohne Gewicht in Süddeutschland. Dadurch mag es gerechtfertigt erscheinen, daß wir auf dieses Glaubensbekenntniß näher eingehen.</p>
          <p>&#x201E;Daß ich <hi rendition="#g">Republikaner</hi> bin, wissen Sie. Die Republik ist die einzig mögliche Form, um im Staate die Vernunft zu verwirklichen (die Vernunft soll verwirklicht werden!) und die Freiheit <hi rendition="#g">Aller</hi> zur Wahrheit zu machen.&#x201C; &#x2014; Also Karl Heinzen ist <hi rendition="#g">Republikaner</hi>. Das ist Herr Armand Marrast auch, das ist jetzt auch Herr Odilon-Barrot, und selbst Thiers und Louis Napoleon. Auch Herr Armand Marrast wollte die &#x201E;Vernunft im Staate verwirklichen&#x201C;; nur hielt er die Sache bereits für abgemacht, als Louis Philipp den Thronsessel verlassen und der moderne Athenienser den Präsidentenstuhl eingenommen hatte; als für die Bourgeoisie die vernünftigste, d. h. am wenigst kostspielige Form gefunden war, in der sie das Volk ausbeuten konnte. Daß Herr Karl Heinzen Republikaner ist, wird dem Volke also noch wenig frommen; es wird nöthig sein, seinen Republikanismus noch etwas näher zu spezifizieren.</p>
          <p>Wir finden die gewünschte Spezifikation gleich in dem folgenden Satze! &#x201E;Soll aber die Republik für große Gebiete, wie z. B. das deutsche, zur Wahrheit werden, so muß sie sich <hi rendition="#g">auf</hi> das System der <hi rendition="#g">Föderation</hi> stützen.&#x201C; Also Herr Karl Heinzen will Deutschland in eine Föderativrepublik verwandeln.</p>
          <p>Unsere ganze moderne Entwickelung hat einen wesentlich <hi rendition="#g">zentralisirenden</hi> Charakter; vor ihr sind die Barrieren und Zollschranken gefallen, welche Provinzen und Städte in eben so viele kleine Handelsgebiete <hi rendition="#g">voneinander</hi> schieden.</p>
          <p>Die große Industrie ist nur möglich durch die Centralisation des Kapitals und der Menschen, und jetzt gerade stürmt sie gegen den letzten Damm an, der ihr noch entgegensteht, der zu gleicher Zeit einzig und allein Schuld daran ist, daß die Vortheile ihrer Entwickelung nur einer privilegirten Klasse zu gute kommen, &#x2014; gegen die Zersplitterung des produktiven Eigenthums in den Händen einzelner Privaten; &#x2014; da donnert Herr Karl Heinzen ihr sein gebieterisches Halt entgegen, da will der große Republikaner die Föderalisation wieder an die Stelle der Centralisation setzen.</p>
          <p>&#x201E;Eine Centralisation, belehrt er uns, welche die Kräfte des Ganzen an sich zieht und die einzelnen Theile unmittelbar dirigirt, ist für die letzteren mehr oder weniger Despotismus, beeinträchtigt ihr individuelles Leben und verurtheilt sie zu politischer Nullität.&#x201C; Wir könnten dieser Behauptung zwar kurzweg, und vielleicht mit etwas größerem Rechte, die entgegengesetzte gegenüberstellen: &#x201E;Eine Föderalisation, welche die Kräfte des Ganzen zersplittert und die einzelnen Theile ohne den nothwendigen Zusammenhang mit einander läßt, stellt die letzteren mehr oder weniger der Unterdrückung durch konzentrirtere Kräfte blos, beeinträchtigt ihr individuelles Leben und verurtheilt sie zu politischer Nullität.&#x201C; &#x2014; Doch wollen wir etwas näher auf die dem großen Republikaner so verhaßte Centralisation eingehen.</p>
          <p>Die großen Städte sind die Knotenpunkte des politischen Lebens, der politischen und industriellen Entwickelung, sie stehen an der Spitze dieser Entwickelung, und üben daher eine Herrschaft über das Land aus. Ihre Herrschaft ist nothwendig gegenüber der kontrerevolutionären Herrschaft des Pfaffenthums und der Bodenaristokratie, welche durch sie allein paralysirt und vernichtet werden kann; ihre Herrschaft ist die revolutionäre, und ist daher berechtigt, so lange noch eine andere ihr gegenübersteht. Für Karl Heinzen ist die &#x201E;Centralisation eine Bedingung des Königthums&#x201C; &#x2014; er hat wahrscheinlich vergessen, daß vor Ludwig XI. auch Könige in Frankreich regierten; von den deutschen Kaisern nicht zu sprechen, es möchte uns sonst erwidert werden, daß sie Kaiser und nicht Könige hießen &#x2014; ; &#x201E;für die Republik ist sie (die Centralisation) eine Anomalie.&#x201C; Frankreich liefert ihm dafür ein belehrendes Beispiel: &#x201E;Indem Paris als allmächtiger Sitz der fürstlichen (!!) Centralisation, noch immer das ganze Frankreich darstellt <hi rendition="#g">oder</hi> (!) bestimmt (Paris stellt Frankreich dar <hi rendition="#b">oder</hi> bestimmt es) und bis in die Gemeinden hinein bureaukratisch dirigirt, hat es zwar den Vortheil, mit einem Schlag Revolutionen für das ganze Land machen zu können; aber es erlangt dadurch nicht den Vortheil, alle einzelnen Theile gleichmäßig und selbstkräftig sich beleben und zur Geltung kommen zu lassen.&#x201C; &#x2014; Wo war es, wo zuerst die Schläge aller französischen Revolutionen erlahmten? Im Sumpfe der deutschen &#x201E;fürstlichen&#x201C; Föderalisation. &#x2014; Wo sind alle Revolutionen gleichmäßig zu kleinen karrikirten Revolutiönchen geworden, die alle einzelnen Theile gleichmäßig und selbstunkräftig im Drecke stecken ließen? Im Sumpfe der deutschen &#x201E;fürstlichen&#x201C; Föderation. &#x2014; Wo kann überhaupt keine Revolution zu Stande gebracht werden, ohne daß die französische Centralisation dazu den Anstoß gibt? Im Sumpfe der deutschen &#x201E;fürstlichen&#x201C; Föderation.</p>
          <p>&#x201E;Frankreich ist durch Paris zur Republik geworden, während ein großer Theil des Landes noch ein ergiebiger Acker für das Königthum ist; es wird aber schwerlich ohne neue Umwandlungen, welche die Allmacht der Hauptstadt neutralisiren und die einzelnen Provinzen zu selbstständigen Staatstheilen machen, eine <hi rendition="#g">wahre Republik</hi> werden.&#x201C;</p>
          <p>Das mag wahr sein. Eben so wahr ist, daß seit 1815 bis 1849 die <hi rendition="#g">Legitimisten</hi>-Partei in Frankreich die Partei der <hi rendition="#g">Föderation</hi> ist, wie die contrerevolutionären Republikaner nach 1793 die <hi rendition="#g">Girondins,</hi> Föderalisten waren. Es kömmt nur darauf an, uns über den Begriff der &#x201E;<hi rendition="#g">wahren Republik</hi>&#x201C; zu verständigen.</p>
          <p>Die Centralisation ist weder die Bedingung des Königthums, noch der Republik; die Geschichte zeigt uns Föderativ-Monarchien und Föderativ-Republiken. Aber die Centralisation ist die Feindin des <hi rendition="#g">Kleinbürgerthums</hi>. Die &#x201E;<hi rendition="#g">wahre Republik</hi>&#x201C; Karl Heinzen's ist die republikanische Organisation des <hi rendition="#g">Kleinbürgerthums,</hi> welche in dem kleinbürgerlichen Süddeutschland ebensowohl ihre Anhänger finden wird, als die Girondisten in dem südlichen Frankreich. Die Musterrepublik sind für diese Kleinbürger natürlich stets die Schweiz und &#x2014; trotz seiner ganz verschiedenen Verhältnisse &#x2014; Nordamerika. Deutschland würde zwischen beiden dann ungefähr die mittlere Proportionale bilden.</p>
          <p>Wollte man nun die Absurdität zugeben, daß für Deutschland eine Föderativ-Republik als Uebergangsstufe möglich sei, so muß sie für Frankreich doch jedenfalls als ein Rückschritt angesehen werden. Karl Heinzen, der sich selbst für einen &#x201E;Republikaner&#x201C; erklärt, müßte hier eine Revolution nach rückwärts veranstalten; und daß der große Mann vor dergleichen Unmöglichkeiten nicht zurückbebt, mögen Sie aus folgendem Satze ersehen: &#x201E;Machte die Reaktion einen Fortschritt ohne inhumane Mittel möglich (der Rückschritt als Fortschritt), wir alle müßten freudig die Hand dazu bieten.&#x201C;</p>
          <p>Daß Karl Heinzen kein Kommunist ist, hätte nach dem Angeführten wohl seiner besonderen Versicherung nicht mehr bedurft, da die Kommunisten keine Neigung für die Revolutionen nach rückwärts haben. Aber was gewiß Niemand erwartet hat, der klein-</p>
          <p>
            <ref type="link"> <hi rendition="#b">(Siehe den Verfolg in der Beilage.)</hi> </ref>
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</TEI>
[1009/0003] gewalt geben mag, unter welcher wir seufzen. (Wir gaben sie bereits in Nr. 185 aus andern Mittheilungen.) Der Grund zu Obigem ist dieser. Wien gleicht einem Grabe, Niemand rührt sich; von Klubs und ähnlichen Unternehmungen auch nur zu träumen, wäre Wahnsinn, so lange das Schicksal Ungarns ungewiß ist, oder eine deutsche Reichsarmee (!!) sich nicht den Gränzen nähert. Es werden die Natiönchen, und zuletzt namentlich auch die Siebenbürger Deutschen durch kaiserliche Gnadenmanifeste zum Völkermord angehetzt; Serben, Kroaten, Slavonier, Slovaken u. s. w. in Massen heraufbeschworen. Aber das genügt Alles nicht. Olmütz greift daher zu den verzweifeltsten Maßregeln; es läßt die türkischen Horden, natürlich mit Genehmigung des hiesigen französischen Gesandten, in Masse über die Gränze kommen, und schleudert seine Dukaten unter sie. Auf die Nachricht, daß die Serben (von den Magyaren geschlagen) sich gegen Panksowa zurückziehen, sagt die heutige offizielle „Presse,“ hatte die jenseitige Regierung (die Türken) beschlossen, Mannschaft auszuheben, indem sie in alle Bezirke Cirkuläre schickte, und alsogleich wurden ihnen 20,000 Dukaten vorgeschossen. Es sind schon einige Serben herübergekommen und 5 bis 6000 Mann sind im Anzuge. 14 Wien, 28. Dezbr. In Olmütz, wo der Großfürst Konstantin mit dem General Romanoff, Vorboten der russischen Armee, angekommen sind, hat man den Versuch gemacht, ein ganzes Regiment Italiener zu vergiften. Ein Olmützer Blatt enthält darüber folgendes: „Es hat sich vor einigen Tagen der Fall ereignet, daß die Mannschaft einer ganzen Menage im Infanteri-Regiment Mazzuchely nach dem Genusse des Mittagsmahls ein Erbrechen bekam, was jedoch ohne mindeste weitere nachtheilige Folgen blieb. Es wurde sogleich eine ärztliche Untersuchung vorgenommen, welche für den ersten Augenblick so viel ermittelte, daß die blechernen Kochmaschinen keine Schuld dabei tragen können, sondern dies Erbrechen durch eine anderweitige Substanz erregt wurde. Eine zusammengesetzte medizinische und chemische Kommission ist nunmehr die wahre Ursache dieses Falles zu ergründen bemüht; man wird das Resultat derselben seiner Zeit der Oeffentlichkeit übergeben. Dies wird zur Vermeidung irriger und übertriebener Gerüchte hiermit bekannt gemacht.“ Wie man mit dem Proletariat verfährt, ersehen Sie aus Nro. 45 des Olmützer Blattes, wo es heißt: „In einer seiner letzten Sitzungen hat der Gemeinderath von Wien die noch aus den alten Zeiten des weiland Sicherheitsausschusses her bestandenen Arbeiter- und Arbeitersichtungs-Kommissionen aufgelöst. Die Arbeitersichtung hat in der letzten Zeit eine energischere Hand bewerkstelligt, so daß der Kommission nichts mehr zu thun übrig geblieben.“ Ich theile Ihnen aus den Standrechtsblättern noch folgende Nachrichten aus Südungarn mit. Wie muß es erst aussehen, wenn die eigenen Blätter unserer Henker solche Geständnisse machen müssen! So heißt es aus: Semlin, 22. Decbr. „Nach der Einnahme des Alibunarer Lagers ging die magyarische Heeresmacht auf Jarkowcz zu, wo sie von wenigen, aber tapferen Serben umzingelt und aufgerieben worden wäre, wenn den Letztern der Gebrauch der Kanonen und Bomben nicht verboten wäre. Die Serben wurden, nachdem sie ihre Gewehre abgefeuert hatten, mit den Magyaren handgemein, und richteten unter ihnen ein wahres Blutbad an. Hierbei zeichneten sich die Peterwardeiner Gränzer, — Gott, ihren Kaiser und ihre gerechte Sache vor Augen haltend, — mit Entschlossenheit und Tapferkeit aus; sie mußten leider aber der magyarischen Uebermacht weichen. In dieser Schlacht sind mehrere Hunderte Serben gefallen; der Verlust des Feindes war aber doppelt so groß. Der wohlbekannte Held Knicjanin, aus Besorgniß, umzingelt zu werden, zog sich mit seiner Truppe nach Pancsowa zurück, wo er auch den Alibunarer Commandanten fand. — Nun wurde den raubsüchtigen Magyaren ein freies Feld, zu morden, zu rauben und zu sengen, eröffnet. Am 17. December zogen die magyarischen Truppen, wahrscheinlich, weil sie vernahmen, daß von Temeswar gegen Werschetz 7 Escadronen Cavallerie und 2 Regimenter Infanterie angerückt sind, eilends zurück gegen Becskerek, und die serbischen Lagercommandanten M. Jowanovich und Knicjanin bezogen wieder ihre Verschanzungen bei Alibunar und Thomasewacz. Die Gefahr der für den allerhöchsten Thron kämpfenden Serben in den untern Donaugegenden ist jetzt groß. Der Feind droht von allen Seiten, die an ihrem Kaiser hängenden Serben zu vernichten, und ihre Nationalität mit Füßen zu treten. Aber der für seinen Monarchen, und seine Nationalität zu sterben entschlossene, getreue und tapfere Serbe scheuet keine Gefahr.“ Und aus Kronstadt,10. Dec. „Alle waffenfähigen Männer und Jünglinge sind auf den Beinen, um den bösen Feind, die Szekler, abzuwehren. Am 5. haben die Szekler, zwei Bataillone reguläre Infanterie, eine große Abtheilung Szekler- und ein zahlloser Haufen Kossut-Husaren und eine große Masse Szekler-Landsturm mit zwei Kanonen, Sechspfünder, die Unserigen bei Honigberg angegriffen. Die Unserigen waren nicht 500 Mann mit 3 Kanonen, boten dem Feinde aber die Spitze längere Zeit und unsere Kanonen richteten eine große Verwirrung und starke Lücken in den Reihen der Kossut- und Szekler-Husaren an, und nur die große Zahl der sehr gut berittenen feindlichen Cavallerie, die unsere Stellung ganz zu umzingeln drohte, nöthigte die Unserigen zum Rückzug. Wie die Heuschrecken überfielen hierauf die Horden das blühende Honigberg und in einer halben Stunde stand das ganze Dorf in hellen Flammen. Mit Kanonenkugeln wurde der Eingang in das Kirchenkastell geöffnet und alles in der Kirche zerstört.“ 121 Wien, 30. Dezember. Wie ich höre, soll das Ministerium nun wirklich im offenen Konflikt mit dem Hofe und seinen Generälen sein. Das Ministerium ist eine Ohnmacht, Radetzki und Windischgrätz beherrschen allein den Staat und verhöhnen alle seine Befehle. Das Ministerium sagt: Wien sei ruhig, der standrechtliche Belagerungszustand könne wenigstens gemildert werden. Welden widerspricht und gibt, um die Nothwendigkeit des Fortbestandes dieses Zustandes nachzuweisen, Polizeispionen den Auftrag, ihm eine Verschwörung anzuzeigen. Das ist die Entstehung seiner Ihnen mitgetheilten Kundmachung. Die unter dem Standrecht redigirten Zeitungen müssen das beglaubigen, und die bekannte Abendbeilage von gestern spricht daher: „Eine Schilderhebung irgend einer im Finstern schleichenden Verschwörung könnte nur die unseligsten Folgen für Wien, ja für die ganze Monarchie, nach sich ziehen; sie wäre ein Attentat gegen die Freiheit. — (!!! das ist doch wirklich standrechtlicher Humor!) Ohne irgend einen vernünftigen, zum Wohle des Gemeinwesens gereichenden Zweck könnte ein Frevel dieser Art allein als der Ausfluß fremder Aufwieglung erscheinen, (NB. alle Fremden sind bekanntlich schon längst fortgeschafft!) und Nachrichten aus Mailand, gleichwie die immer bedrängter werdende Lage der Kossuth'schen Partei würden für diese Annahme sprechen u. s. w.“ (!!) Die Ruthenisirung Galiziens, die im Grunde nichts anderes ist als eine gewaltsame Germanisirung, ruft dort fortwährend neue Greuel hervor. Lembergs polnische Zeitung ist unterdrückt worden; statt der polnischen Sprache muß in den Gymnasien beim Mangel ruthenischer Lehrbücher und Professoren, wie man vorgibt, die deutsche gelehrt werden. Lasciate ogni speranza voi che' ntrate! stand früher auf der Eingangspforte zur Hölle Oesterreichs, es steht wiederum da. Von Errungenschaften ist keine Rede mehr aber man schwätzt vom Washington, von Freiheit, Verfassung, indem man überall das Standrecht einführt, die Menschen massenweise füsilirt, hängt und mit Ketten beladen in die Kerker wirft. Das einzige offizielle Wort zur Umgestaltung Oesterreichs ist jetzt das Wort „Reform.“ „Reform“ heißt unsere Zukunft, und Sedlnitzky ist deshalb vor einigen Tagen nach Olmütz berufen worden. Stadion ist zu demokratisch geworden, Sedlnitzky wird ihm folgen, um zu reformiren. Lasciate ogni speranza voi che' ntrate! * Wien, 29. Dezember. Gegen Grünzweig, Weber, 39 Jahre alt, Furchtmayer, Taglöhner, 54 Jahre alt und Szilecky, Posamentiergeselle, 51 Jahre alt sind wegen ihrer Theilnahme an den Oktoberkämpfen, namentlich als ehemalige Artilleristen an Bedienung des schweren Geschützes kriegsrechtlich zu verschiedenen Strafen verurtheilt worden. Das hiesige Spießbürgerthum war aus doppelten Gründen in tiefer Angst, daß dieses Jahr gar kein Karneval stattfinden würde. Nach langem Petitioniren ist endlich eine Art Fasching genehmigt worden. Allein von welcher standrechtlichen Gemüthlichkeit er begleitet sein wird, mögen Sie aus nachstehender Welden'schen Kundmachung ersehen. „Um vielen Gewerbetreibenden Wien's den durch die alljährlichen öffentlichen Faschingsbelustigungen zugehenden Verdienst auch für die bevorstehende Carnevalszeit zu ermöglichen, hat der Gemeinderath Sr. Excellenz dem Herrn Civil- und Militär-Gouverneur, Freiherrn von Welden, unterm 22. 1. M. das Ansuchen unterbreitet, zur Abhaltung der üblichen öffentlichen Belustigungen gleich den früheren Jahren auch für den Carneval 1849 die hohe Genehmigung ertheilen zu wollen. Diesem Ansuchen ist nun mit hohem Erlasse vom 26. l. M., Zahl 2652, unter den nachfolgenden Bedingungen, deren genaue Erfüllung hiemit Jedermann zur strengsten Pflicht gemacht wird, Folge gegeben worden: 1. Müssen diejenigen, welche derlei öffentliche Belustigungen geben wollen, darum bei der Stadthauptmannschaft um die Bewilligung einschreiten; — es wird indeß diese nur denjenigen ertheilt werden, welche derlei Belustigungen in eigens dafür bestehenden Tanzböden geben wollen. II. In Wein-, Bier- oder Branntweinschenken, oder unterirdischen Sälen, dürfen derlei Belustigungen, auch nicht unter dem Titel Soirées, Statt finden, somit auch nicht gestattet werden, daß für derlei Tanzunterhaltungen und Belustigungen die gewöhnlichen Schankzimmer hergerichtet werden. III. Maskenbälle werden durchaus verboten, und dürfen auch nicht in den Redouten-Sälen gegeben werden. IV. Wird für die Dauer dieser Unterhaltungen die Stunde zwei Uhr nach Mitternacht bestimmt, die auf keinen Fall überschritten werden darf, worauf die Stadthauptmannschaft strenge zu wachen angewiesen ist, daher sie auch dafür verantwortlich gemacht wird, daß jeder Uebertreter bestraft werde, welche Strafe sich auch auf jene Gäste auszudehnen hätte, die sich über die oben festgesetzte Stunde hinaus, nach vorausgegangener Aufforderung nicht entfernen sollten. V. Bleibt jeder Unternehmer einer derlei Belustigung für jede Unordnung, für jede Ruhestörung dergestalt verantwortlich, daß der Saal sogleich für den ganzen Fasching gesperrt, und er des Rechtes, derlei Belustigungen fortan zu geben verlustig wird, nebstbei auch bestraft wird, wenn er an der Unordnung Theil genommen, selbe hervorgerufen oder ihr nicht vorgebeugt hatf VI. Muß bei jeder derlei öffentlichen Unterhaltung ein die Aufsicht führender stadthauptmannschaftlicher Kommissär bestellt werden, dessen Aufgabe sein soll, auf Ruhe und Ordnung und Beobachtung der gesetzlichen Schlußstunde zu sehen, um die diesfalls bestehende Weisung auch unnachsichtlich durchzuführen, weshalb auch Militär-Patrouillen, die Aufsicht zu führen, angeordnet werden. VII. Endlich werden derlei Belustigungen erst nach dem 6. Januar 1849, und zwar erst den 14. jenes Monats beginnen. Vom Gemeinderathe der Stadt. Wien, am 28. Dezember 1848. Jetzt besitzen wir schon das 7. Armeebülletin. Diesem zufolge hat Windisch-Grätz am 27. Dezember Mittags von Raab Besitz genommen. Es heißt darin unter Anderem: „Der Feldmarschall selbst rückte mit dem Reserve-Corps an die Rabnitz, wo er sogleich eine Bockbrücke schlagen ließ; — dort empfing er die Meldung, daß der Feind die Stadt und die von ihm angelegten großen Verschanzungen geräumt, und sich mit dem Gros der Armee gegen Comora, mit einem kleineren Theile aber gegen Ofen zurückgezogen habe. Eine Deputation überreichte die Schlüssel der Stadt, und lauter Jubel und Eljén-Ruf für Se. Maj. den Kaiser begrüßte die einrückenden Truppen. — Abends war die Stadt erleuchtet. Der Feind hatte sich so schnell zurückgezogen, daß er nicht eingeholt werden konnte. Nur auf der kleinen Schütt kam es zu einigen Gefechten, wobei eine Abtheilung von Kreß-Chevauxlegers durch ihre besondere Entschlossenheit sich auszeichnete. Ein Officier von den Rebellen und 9 Husaren wurden gefangen. — Auch die Jäger, welche das Eis des Donau-Canals überschreiten konnten, haben Gefangene eingebracht. Sieht man die große Reihe von Verschanzungen, die der Feind ohne Schwertstreich verlassen, so wird die Muthlosigkeit, mit welcher die Rebellen die festesten Stellungen verließen, klar; um so mehr fahren sie fort, durch Großsprechereien von errungenen Siegen das In- und Ausland zu bethören, auf ihrer Flucht Alles in Brand zu stecken, große Frucht-Vorräthe dem Lande zu entziehen, und so die Zerstörung des eigenen Wohlstandes fortzusetzen. Viele Officiere Ungarischer Regimenter und Militär-Beamte haben den Rückzug benützt, um zu der Fahne zurückzukehren, die sie nur nothgedrungen verlassen hatten. Nach eben eingegangenen Berichten, hat der Herr Feldzeugmeister Graf Nugent, am 25. d. M. mit seinem Armee-Corps, 12,000 Mann stark, Körmend besetzt, und die fliehenden Rebellen unter Perczel bis Janoshaza verfolgt, die ihre Richtung gegen Papa anzunehmen schienen. Durch diese Vorrückung ist die Verbindung jenes Corps mit dem Streif-Corps unter Oberst-Lieutenant Althann, und durch dieses mit der großen Armee Sr. Durchlaucht des Herrn Feldmarschalls, hergestellt.“ 24 Wien, 30. Dez. Welche Mittel hier angewandt werden, um den Belagerungszustand in voller Glorie aufrecht zu erhalten und seine Fortdauer zu beschönigen, zeigt eins der neusten Beispiele: Die Polizei hatte nämlich eins ihrer Individuen veranlaßt, auf einen beim „Universalkameralzahlamte“ stehenden Posten ein plötzlich zum Vorschein gebrachtes Gewehr anzulegen. Natürlich waren gleich Leute in der Nähe, die den scheinbar verwegenen Rebellen rücklings am Abfeuern verhinderten. Dieses Polizeimanöver ist für den Gouverneur Hrn. Welden, der dabei, wie sich von selbst versteht, seine Hand im Spiel hatte, mit ein Grund, um jede Milderung des Belagerungszustandes auch während der Faschingszeit rundweg abzuschlagen. Die „Wiener Zeitung“ meldet aus den Donaufürstenthümern, daß die russische Okkupationsarmee ihre Winterquartiere bezogen hat. Die russische Armee lagert längs der Militärstraße aus Beßarabien nach Bukurest mit den Hauptpunkten Leowa, Berlad, Fokschan, Buseu und Bukurest, wo die Dumbowitza die Demarkationslinie der beiderseitigen Aufstellungen bildet. Außerdem hat Jassy eine starke russische Garnison, und beträchtliche russische Heeres-Abtheilungen sind bis hart an die siebenbürgische Gränze sowohl in der Moldau als in der Walachei vorgeschoben. 61 Wien, 31. Dezbr. Aus Ungarn keine andere offizielle Neuigkeit, als daß auf allen besetzten Punkten das standrechtliche Erschießen en masse fortgesetzt wird. Auch hat Windischgrätz die Kassation aller ungarischen Beamten angeordnet. Das nach unten hin höchst arrogante, nach oben hin aber äußerst bescheidene Grenzboten-Individuum Kuranda mit seinem ost-deutschen Pöstchen (ein Pöstchen ist zugleich ein unwandelbares Rechtsbödenchen) beschwert sich heute gemeinschaftlich mit dem Lloyd (unglückliche Verwegenheit!) wegen der über alle Maßen schlechten Postverwaltung. — Die Briefe bleiben an der Grenze oft 7 Stunden liegen. Auch Sie müssen diese Unregelmäßigkeit verspüren. Statt die rheinischen Briefe mit der Eisenbahn über Berlin zu versenden, gehen sie immer noch mit der sogenannten Reichspost. Daher kommt's, daß die hiesigen Nachrichten über Breslau vielleicht rascher bei Ihnen einlaufen mögen, als die direkten. Ein hiesiges Waarengewölbe trug die Aufschrift: „Zur deutschen Reichsfahne!“ Die Offiziere machten sich in der Nacht den Spaß, die goldenen Buchstaben mit ihren Säbeln abzukippen, aber der Kaufmann schwor, sein Schild ad perpetuam memoriam in diesem Zustande zu lassen. Da erhält er den Befehl, bei Vermeidung standrechtlicher Behandlung, das Schild machen zu lassen. Er mußte gehorchen. Vor einigen Tagen blieb eine große Anzahl Gäste in einem Gasthause in der Josephstadt über 11 Uhr sitzen. Sogleich erschien ein halbes Bataillon Militär und verhaftete alles, was im Hause war. Hat die Regierung durch ihre Angriffe auf die Bank es mit der haute finance verdorben, so Welden mit den Kleinbürgern dadurch, daß er den Fasching untersagte. X Aus Süddeutschland, Ende Dezember. Der Republikaner Karl Heinzen stand kürzlich auf der Kandidatenliste der Hamburger Radikalen für die Wahl zum Reichsparlamente nach Frankfurt. Er hat daher Veranlassung genommen, in der „Mannheimer Abendzeitung“ eine Art Glaubensbekenntniß abzulegen — ich sage absichtlich Glaubensbekenntniß, denn Karl Heinzen's Politik ist eine Art Glaubenspolitik, er glaubt an die Republik. — Karl Heinzen hat viel geschrieben, und sich noch öfter wiederholt; seine Stimme ist daher nicht ganz ohne Gewicht in Süddeutschland. Dadurch mag es gerechtfertigt erscheinen, daß wir auf dieses Glaubensbekenntniß näher eingehen. „Daß ich Republikaner bin, wissen Sie. Die Republik ist die einzig mögliche Form, um im Staate die Vernunft zu verwirklichen (die Vernunft soll verwirklicht werden!) und die Freiheit Aller zur Wahrheit zu machen.“ — Also Karl Heinzen ist Republikaner. Das ist Herr Armand Marrast auch, das ist jetzt auch Herr Odilon-Barrot, und selbst Thiers und Louis Napoleon. Auch Herr Armand Marrast wollte die „Vernunft im Staate verwirklichen“; nur hielt er die Sache bereits für abgemacht, als Louis Philipp den Thronsessel verlassen und der moderne Athenienser den Präsidentenstuhl eingenommen hatte; als für die Bourgeoisie die vernünftigste, d. h. am wenigst kostspielige Form gefunden war, in der sie das Volk ausbeuten konnte. Daß Herr Karl Heinzen Republikaner ist, wird dem Volke also noch wenig frommen; es wird nöthig sein, seinen Republikanismus noch etwas näher zu spezifizieren. Wir finden die gewünschte Spezifikation gleich in dem folgenden Satze! „Soll aber die Republik für große Gebiete, wie z. B. das deutsche, zur Wahrheit werden, so muß sie sich auf das System der Föderation stützen.“ Also Herr Karl Heinzen will Deutschland in eine Föderativrepublik verwandeln. Unsere ganze moderne Entwickelung hat einen wesentlich zentralisirenden Charakter; vor ihr sind die Barrieren und Zollschranken gefallen, welche Provinzen und Städte in eben so viele kleine Handelsgebiete voneinander schieden. Die große Industrie ist nur möglich durch die Centralisation des Kapitals und der Menschen, und jetzt gerade stürmt sie gegen den letzten Damm an, der ihr noch entgegensteht, der zu gleicher Zeit einzig und allein Schuld daran ist, daß die Vortheile ihrer Entwickelung nur einer privilegirten Klasse zu gute kommen, — gegen die Zersplitterung des produktiven Eigenthums in den Händen einzelner Privaten; — da donnert Herr Karl Heinzen ihr sein gebieterisches Halt entgegen, da will der große Republikaner die Föderalisation wieder an die Stelle der Centralisation setzen. „Eine Centralisation, belehrt er uns, welche die Kräfte des Ganzen an sich zieht und die einzelnen Theile unmittelbar dirigirt, ist für die letzteren mehr oder weniger Despotismus, beeinträchtigt ihr individuelles Leben und verurtheilt sie zu politischer Nullität.“ Wir könnten dieser Behauptung zwar kurzweg, und vielleicht mit etwas größerem Rechte, die entgegengesetzte gegenüberstellen: „Eine Föderalisation, welche die Kräfte des Ganzen zersplittert und die einzelnen Theile ohne den nothwendigen Zusammenhang mit einander läßt, stellt die letzteren mehr oder weniger der Unterdrückung durch konzentrirtere Kräfte blos, beeinträchtigt ihr individuelles Leben und verurtheilt sie zu politischer Nullität.“ — Doch wollen wir etwas näher auf die dem großen Republikaner so verhaßte Centralisation eingehen. Die großen Städte sind die Knotenpunkte des politischen Lebens, der politischen und industriellen Entwickelung, sie stehen an der Spitze dieser Entwickelung, und üben daher eine Herrschaft über das Land aus. Ihre Herrschaft ist nothwendig gegenüber der kontrerevolutionären Herrschaft des Pfaffenthums und der Bodenaristokratie, welche durch sie allein paralysirt und vernichtet werden kann; ihre Herrschaft ist die revolutionäre, und ist daher berechtigt, so lange noch eine andere ihr gegenübersteht. Für Karl Heinzen ist die „Centralisation eine Bedingung des Königthums“ — er hat wahrscheinlich vergessen, daß vor Ludwig XI. auch Könige in Frankreich regierten; von den deutschen Kaisern nicht zu sprechen, es möchte uns sonst erwidert werden, daß sie Kaiser und nicht Könige hießen — ; „für die Republik ist sie (die Centralisation) eine Anomalie.“ Frankreich liefert ihm dafür ein belehrendes Beispiel: „Indem Paris als allmächtiger Sitz der fürstlichen (!!) Centralisation, noch immer das ganze Frankreich darstellt oder (!) bestimmt (Paris stellt Frankreich dar oder bestimmt es) und bis in die Gemeinden hinein bureaukratisch dirigirt, hat es zwar den Vortheil, mit einem Schlag Revolutionen für das ganze Land machen zu können; aber es erlangt dadurch nicht den Vortheil, alle einzelnen Theile gleichmäßig und selbstkräftig sich beleben und zur Geltung kommen zu lassen.“ — Wo war es, wo zuerst die Schläge aller französischen Revolutionen erlahmten? Im Sumpfe der deutschen „fürstlichen“ Föderalisation. — Wo sind alle Revolutionen gleichmäßig zu kleinen karrikirten Revolutiönchen geworden, die alle einzelnen Theile gleichmäßig und selbstunkräftig im Drecke stecken ließen? Im Sumpfe der deutschen „fürstlichen“ Föderation. — Wo kann überhaupt keine Revolution zu Stande gebracht werden, ohne daß die französische Centralisation dazu den Anstoß gibt? Im Sumpfe der deutschen „fürstlichen“ Föderation. „Frankreich ist durch Paris zur Republik geworden, während ein großer Theil des Landes noch ein ergiebiger Acker für das Königthum ist; es wird aber schwerlich ohne neue Umwandlungen, welche die Allmacht der Hauptstadt neutralisiren und die einzelnen Provinzen zu selbstständigen Staatstheilen machen, eine wahre Republik werden.“ Das mag wahr sein. Eben so wahr ist, daß seit 1815 bis 1849 die Legitimisten-Partei in Frankreich die Partei der Föderation ist, wie die contrerevolutionären Republikaner nach 1793 die Girondins, Föderalisten waren. Es kömmt nur darauf an, uns über den Begriff der „wahren Republik“ zu verständigen. Die Centralisation ist weder die Bedingung des Königthums, noch der Republik; die Geschichte zeigt uns Föderativ-Monarchien und Föderativ-Republiken. Aber die Centralisation ist die Feindin des Kleinbürgerthums. Die „wahre Republik“ Karl Heinzen's ist die republikanische Organisation des Kleinbürgerthums, welche in dem kleinbürgerlichen Süddeutschland ebensowohl ihre Anhänger finden wird, als die Girondisten in dem südlichen Frankreich. Die Musterrepublik sind für diese Kleinbürger natürlich stets die Schweiz und — trotz seiner ganz verschiedenen Verhältnisse — Nordamerika. Deutschland würde zwischen beiden dann ungefähr die mittlere Proportionale bilden. Wollte man nun die Absurdität zugeben, daß für Deutschland eine Föderativ-Republik als Uebergangsstufe möglich sei, so muß sie für Frankreich doch jedenfalls als ein Rückschritt angesehen werden. Karl Heinzen, der sich selbst für einen „Republikaner“ erklärt, müßte hier eine Revolution nach rückwärts veranstalten; und daß der große Mann vor dergleichen Unmöglichkeiten nicht zurückbebt, mögen Sie aus folgendem Satze ersehen: „Machte die Reaktion einen Fortschritt ohne inhumane Mittel möglich (der Rückschritt als Fortschritt), wir alle müßten freudig die Hand dazu bieten.“ Daß Karl Heinzen kein Kommunist ist, hätte nach dem Angeführten wohl seiner besonderen Versicherung nicht mehr bedurft, da die Kommunisten keine Neigung für die Revolutionen nach rückwärts haben. Aber was gewiß Niemand erwartet hat, der klein- (Siehe den Verfolg in der Beilage.)

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Die angegebenen Seitenzahlen beziehen sich auf die Ausgabe: Neue Rheinische Zeitung. Organ der Demokratie. Bd. 2 (Nummer 184 bis Nummer 301) Köln, 1. Januar 1849 bis 19. Mai 1849. Glashütten im Taunus, Verlag Detlev Auvermann KG 1973.




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Zitationshilfe: Neue Rheinische Zeitung. Nr. 187. Köln, 5. Januar 1849, S. 1009. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_nrhz187_1849/3>, abgerufen am 04.12.2024.