Neue Rheinische Zeitung. Nr. 206. Köln, 27. Januar 1849.oder vielleicht just deswegen, in der Champagne radikal geschlagen ward von unsern republikanischen Kanonen und von der Ruhr. Sollte nicht heute ein Gleiches geschehen, zumal so manche andere Aehnlichkeiten dabei sich dem unbefangensten Auge darbieten? Wir französische Volksfreunde wissen wohl, daß unsre einheimischen Volksfeinde, die Aristokraten, Büreaukraten und Finanziers, die 274,000 Frankreich aussaugenden reichen mächtigen Herrn schamlos genug sind, auf potsdamer Hülfleistungen zu rechnen; die Schamlosen haben 1813 und 15 mit den Kosakenoffizieren getanzt und mit den rothröckigen Engländern Spazierritte gemacht, und auf den Vater des jetzigen Königs von Preußen Loblieder gesungen im Theater und auf den Boulevards. Eine Schloßdame in unsrer Provinz, deren Familiennamen wir aus Respekt heute noch verhehlen wollen, hat sogar vor 8 Tagen mehrmals gefragt: wann kommen denn die Kosaken uns von diesen Kanaillen von Republikanern zu befreien? Wir können dieses ruchlose Wort beschwören, viele Zeugen hörten es. Es beweist uns, daß diese Bande, bestehend aus Junkern, volksverdummenden Priestern und Goldmachern, seit 1815 nichts lernte, nichts vergaß. Es beweist, daß die Töchter dieser Bande noch heute kapabel sind, kosakisch zu walzen, und die Zierbengel dieser Bande kosakisch sich zu frisiren. Den reaktionären französischen Journalen, dem Kosakenbruder "Constitutionnell," dem Jellachichfreunde "Journal des Debats" geben wir völlig Recht, wenn sie behaupten, die Demokraten erkennten die geographischen und ethnographischen und sprachlichen sogenannten Nationalgränzen alten Styls nicht an; bei Gott, uns stehen Wiens, Berlins Demokraten näher als die Guizotiner und Anhänger eines Adolph Thiers. Aber wir wollen hinzusetzen, daß diese trefflichen Herren Aristokraten uns längst das leuchtendste Exempel darin gaben, und nur die den Demokraten eigene Unbehülflichkeit, Zerstreutheit, Verkehrtheit und Albernheit hinderte uns bisher es zu verfolgen. Die Kaste, welche 1815 die Fonds um 3 Franken, auf die Nachricht der Waterlover Niederlage, an der pariser Börse in die Höhe jagte, ist wahrlich nichts anderes als die petersburger Kabinetspartei, als die Clique der Neupreußischen Zeitung, als die Bande vom Oesterreichischen Lloyd und der Wiener Zeitung; weiter rein gar nichts. Wir französische Demokraten erkennen demnach diese Franzosen unmöglich als Landsleute an." In Paris erschien die erste Nummer des "Republicain rouge" von Gally und Danin, aus Geldmangel noch monatlich. "Wenn wir nicht die rothe Republik bekommen, so kommen die Kosaken zu uns, sagt es. Nur der Blinde, oder der im Trüben fischende kann noch leugnen, daß in Paris und im Ausland uns eine dritte Invasion durch die Barbarenhorden des Nikolaus und seiner östreichischen wie preußischen Vasallen zubereitet wird. Geht der Krieg noch nicht los, so liegt das lediglich an den feigsten, hündischsten Speichelleckereien unserer Regierung gegenüber den verschwornen Tyrannen des Auslands, oder gar an einer Art monströser Allianz zwischen unserer Regierung und jenen, deren Zweck natürlich nur wäre, den Geist der Revolution zu ertödten, ihn, der den gekrönten Häuptern nicht Ruhe noch Rast läßt. Uebrigens im Fall dieses Krieges ändert sich Alles; die Weißen wie die Rothen könnten alsdann verdammt leicht den Hieben der Knute und der Fuchtel ausgesetzt werden, sie thun also gut, in diesem Fall das Ruder in tapfere, kühne Hände zu verlegen. Ihr Bourgeois Frankreichs, ihr betet den Louis Philipp zurück, ihr träumt Tag und Nacht von einem recht glänzenden Throne, aber wisset, die Kroaten und Kosaken, wenn sie erst durch euer Zuthun in unser Vaterland eingefallen sind, werden weniger als die Februartriumphirer eure Schätze und Besitzthümer hochachten; desgleichen eure Familien. Nur durch uns, die echten, rothen Republikaner könnte ein Krieg zum Heil Frankreichs ausschlagen." Dies Blatt sagt ferner: "Endlich scheinen die Republikaner aufzuwachen; ein Komplott, welches einen zweiten 15. Mai machen und das Königthum herstellen sollte, ist im Gange, und so haben denn die Sektionen und Untersektionen sich wieder zusammen rufen lassen; in diesen Sektionen stehen 60,000 schlagfertige Republikaner und die sind wohl 240,000 werth." In der That kommen morgen die Chefs der provinzialen royalistischen Verschwörer (Henricinquisten und Orleanisten verschmolzen) nach Paris, um sich die Sachen anzusehen, und von dem Verein der Straße Duphot Instruktionen zu empfangen. Die Polizei ist in Kenntniß, steckt aber offenbar zum Theil unter derselben Decke. Die rothen Republikaner sollten mal probiren, sich in Paris zu versammeln, und bald würde die Polizei dreinwettern. Der Duphotsche Verein ist sehr vornehm, mit Frack und weißen Handschuhen; seltsam genug dem scharlachrothen Klublokal Valentino gegenüber, und dicht neben Robespierres Hause. Kommt es zum Klappen, so kann im Nu die socialdemokratische Guillotine aufgepflanzt werden. Der Zorn des geplünderten Volkes gegen seine reichen Plünderer ist im Steigen; die Hausherren z. B. pfänden jetzt mit zitternder Tollwuth die nicht zahlen könnenden Miether, und obschon sie meist, wie der Herr, der am letzten Donnerstag im Hotel Büllion (Lokal der Versteigerungen) statt 182 Fr. 70 Cent. baar einzulösen, 189 Fr. Versteigerungskosten zu zahlen hatte, nichts oder wenig herausschlagen, so wüthen sie doch gegen die Zahlungsunfähigen. Im legitimistischen Faubourg St. Germain läßt ein solches Subjekt, im Besitz von 100,000 Fr. Rente jährlich, sein schönes Haus schon zwei Jahre durch leer stehen, denn lieber sei ihm gar keiner als ein schlechter Zahler. Die Miethen sind fortwährend hoch; die Hausbesitzer müssen noch anders gedemüthigt werden, wenn sie die Preise erniedrigen sollen. Der allgemeine Bankerutt scheint freilich unverhütbarer als je. Paris, 24. Januar. Als Lherminier gestern Mittag seinen Cursus über vergleichende Gesetzgebung nach langjähriger Pause wieder eröffnen wollte, begann eine widerspenstige Minorität (wie sich die Debats ausdrücken) zu zischen und zu pfeifen. Man schrie auch wohl: Nieder mit dem Jesuitengünstling! -- Lherminier, Ruhe affektirend, wollte fortfahren. Aber da stimmten die hinteren erhöhten Bänke die Marseillaise an und der Tumult brach los. Vergebens trat der Republikaner und Universitätsadministrator Barthelemy in den Saal, und hielt, von heiliger Schaar umgeben, eine Rede zur Versöhnung. Es nützte dies nichts und Herr Lherminier mußte abtreten. Darauf wurde Alles wieder ruhig. Dieser Krawall wäre also eine erste Folge des Fallour-Montalembertschen Reorganisations-Systems a la Thiers und Guizot! -- Die Collekten des "Oeuvre des heiligen Petrus" (für den Pabst) fallen sehr mager aus, nur die hohe Clerisei steuert sehr fleißig. -- Unter dem Pariser Proletariat gehen jetzt Protestationen gegen den National-Pairshof in Bourges von Hand zu Hand und finden zahlreiche Unterschriften. Auch gegen Aufhebung der Nationalversammlung wird stark petitionirt. Welcher Umschwung seit dem 15. Mai! -- Seit der Februarrevolution wurde so manches große Etablissement nicht nur wegen der allgemeinen Handelsstockung seinem Ruine nahe geführt, sondern auch, weil die Arbeiter ihre Ansprüche erhöhten und die thätigsten Etablissements entvölkerten, sobald sie sich ihren Forderungen widersetzten. Die Aufmerksamkeit der Behörden richtet sich deshalb hauptsächlich auf die Entdeckung derjenigen Mittel, welche dazu gehören, um die arbeitsunlustigen Arbeiter zu ernähren. Es ist ihr gelungen, ihren in den meisten Fällen geheimen Assoziationen auf die Spur zu kommen, welche Beiträge in guten Zeiten für dergleichen Zwecke sammeln und sie dann bei allgemeinen Arbeitseinstellungen vertheilen. Es ist ferner entdeckt worden, daß die Arbeitseinstellungen nur dann eintreten, wenn sich die gehörigen Fonds in jenen Sinekurenkassen befinden. Dieser Fall war es auch bei den Lichtfabriken, die jetzt verödet sind, weil sich ihre Arbeiter gleich den Bäckergesellen in Greve gelegt haben. Aber die Gerichtsbehörden haben beschlossen, diesem Unfug ein Ende zu machen und gestern die drei Chefs der Lichtfabrikgesellen, nebst allen Papieren, Büchern und einem bedeutenden Kassenbestande verhaften lassen. (Gazette des Tribuneaux vom 24.) -- Der National gibt eine gar erbauliche Szene zwischen Thiers und Cousin, die sich im Schoße der Fallour'schen Unterrichts-Commission zutrug, seinen Lesern zum Besten. Es handelte sich in der betreffenden Sitzung um Feststellung des Kostenpunkts des Volksunterrichts, der bisher in Frankreich so schmählich honorirt wurde, daß die meisten Schulmeister noch nebenbei die Dorfschneiderei oder Gemeindeschlächterei, wenn nicht noch Mühevolleres treiben mußten, um sich und die Ihrigen zu ernähren. Cousin beantragte Erhöhung aller Primar-Gehalte und Gratisertheilung des Unterrichts für die Kinder, Abschaffung der Privatschulpfennigs etc. Thiers aber erklärte, daß Frankreich nicht so reich sei, um allem Volksgesindel freie Schulen zu gewähren ... "Herr Thiers -- unterbrach ihn Cousin -- es dauert mich, Sie an etwas erinnern zu müssen; aber Sie scheinen vergessen zu haben, daß Sie auf Staatskosten erzogen wurden. Sie waren ein Freischüler (Vous avez ete boursier). Ich bin dem Staate denselben Dank schuldig und werde dies nie vergessen. Wäre Frankreich nicht reich genug gewesen, die Kosten unserer Erziehung zu tragen, so wären weder Sie noch ich dorthin gekommen, wo wir eben stehn." Thiers antwortete keine Sylbe. -- Da weder Bonaparte noch seine Minister die Klubs gesetzlich schließen wollen, so nahm bisher die Polizei zu allerlei bewährten Privatpülverchen ihre Zuflucht; sie steckte sich hinter die Wirthe, die ihre Sääle schlossen, oder schickte Kravallisten und Quärulanten in die Sitzungssäle und wie sonst die Mittel heißen. Diese Verfolgungssucht veranlaßte die Arbeiter, sich unter Leitung des Dr. Bonnard einen großen Saal mit nöthigen Nebenzimmern selbst zu bauen. Derselbe liegt in der Rue Martel (Faubourg St. Denis) und wurde am Sonntage, dem Hinrichtungstage Ludwig XVI., eingeweiht. Es finden daselbst jeden Abend Sitzungen von verschiedenen Klubs statt, in denen Bonnard, Herve, Bernard etc. über Tagesereignisse und ökonomische Reformen, abwechselnd Vorträge halten. Seit gestern hat sich ein dritter Kreis gebildet, der daselbst ebenfalls seine Sitzungen halten wird, nämlich die Reunion des Montagnards will dort jeden Montag und Donnerstag Abend 8 Uhr öffentliche Diskussionen beginnen. Das ist der erste vernünftige Entschluß, den unsere schlaffe Bergpartei seit langer Zeit faßte. -- Der Moniteur bringt die näheren Beschlüsse rücksichtlich der großen Gewerbe-Ausstellung. Es ist dies die 11. große Gewerbe-Ausstellung, welche Frankreich veranstaltet. Die erste geschah 1798; die zweite 1801; die dritte 1802; die vierte 1806; die fünfte 1819; die sechste 1823; die siebente 1827; die achte 1834; die neunte 1839 und die zehnte 1844. Auch diese Schöpfung ist revolutionären Ursprungs. -- Rücksichtlich der Rüstungen in Toulon schreibt der dortige meist gut unterrichtete Correspondent an die Pariser "Republique" vom 23.: "Es bestätigt sich immer mehr, daß es die Regierung niemals ernstlich auf eine Intervention zu Gunsten des Pabstes absah. Die Ausrüstung der sämmtlichen Dampfschiffe scheint lediglich zum Zweck zu haben, die Rekruten für die algierischen Regimenter nach Afrika und vice versa zu führen." -- In Bourges werden bereits Anstalten getroffen, den für die Maigefangenen gestern dekretirten Nationalgerichtshof nebst seinen Opfern zu empfangen. Der Nationalgerichtshof tritt binnen 40 Tagen zusammen. -- Auf dem Börsenplatz bildeten sich seit gestern und heute während der Börsenzeit zahlreiche Arbeitergruppen. Auf einen Befehl des Präfekten sind diese Gruppen untersagt worden, und die Gardiens trieben heute dieselben auseinander. Es sind meist feiernde Handwerker und einflußreiche Klubbisten, wie sich der Millionär Galignani ausdrückt. -- Nationalversammlung. Sitzung vom 24. Januar. Anfang 2 Uhr. Präsident Marrast. Larochejaquelin macht Ausstellungen gegen das Protokoll. Ebenso erläutert er das gestrige Votum rücksichtlich der in Betrachtziehung des Billaultschen Antrags, so wie des Antrags der Bergpartei, einem Ausschuß von 80 Gliedern den Büdgetentwurf vorzulegen. Gent sagt, die Absicht unsers Antrags geht lediglich dahin, das Büdget vorher prüfen zu lassen. Deslongrais scheint das nicht zu theilen. Es scheine vielmehr, als wollten die Antragsteller das Büdget selbst etabliren; sie fürchten, das Cabinet möchte der Nationalversammlung das Büdget entziehen. Glais Bizoin ergänzt: Alles, was wir verlangen, besteht darin, das Büdget auf der Tagesordnung zu sehen. Hierin liegt unsere Ehre. Nach Erledigung dieses Büdgetsstreits beginnt ein Petitionskrieg. Bugeaud, der noch nicht den Mund öffnete, überreicht unter ungeheurem Gelächter des Berges eine mit 7500 Unterschriften bedeckte Petition der Charente Inferieure für die baldige Einberufung der Legislativversammlung. Charencay, Glais-Bizoin und mehrere andere Repräsentanten überreichen ebenfalls Bittschriften bald für, bald gegen die Nationalversammlung. Jeder begleitet sie mit einer Rede, die bald Widerwillen, bald Beifall hervorruft. Marrast: Nach dem Reglement müssen die Bittschriften ohne Commentar auf den Büreautisch gelegt werden. (Agitation.) Clement Thomas unterstützt diese Erklärung. Aber in seiner üblich baroken und trotzigen Weise. Wollen sie Krieg haben, ruft er, wohlan, wir nehmen ihn an. Berard: Das Petitionsrecht ist heilig. Hr. Thomas selbst profitirt in anderer Lage davon sehr ausgedehnt. Mornay protestirt ziemlich schneidend gegen Marrast's Verwahrung. Die Petitionen seien nicht an ihn, sondern an die Versammlung gerichtet. Man dürfe sie also mit einigen Worten begleiten. Lempereur gibt seine Demission. Mehrere Städte und Departements erhalten hiernächst die Erlaubniß zu Uebersteurung Behufs Beschäftigung ihres Proletariats. Fould legt seinen Bericht über Restitution der 45 Centimensteuer nieder. Die Versammlung nimmt dagegen die Debatte über Bildung des neuen Staatsrathes (bei Artikel XI) wieder auf. Artikel XI: "Vor definitiver Bildung des Staatsrathes in Gemäsheit des Art. 72 der Verfassung, bestimmt die Nationalversammlung in ihren Abtheilungen je 2 Commissare per Abtheilung, welche die Liste der Kandidaten vorschlagen. Diese Liste muß die vorgeschriebene Gliederzahl in alphabetischer Ordnung enthalten." Zwischen Brunet, Bauchart, Besnard, Tronchant entwickelt sich eine uninteressante Debatte, nach welcher der Artikel fast ebenso durchgeht. Artikel XII.: "Die Wahl der Glieder kann nicht früher als drei Tage nach Veröffentlichung der Liste geschehen. In dieselbe können auch Kandidaten außerhalb obiger National-Versammlungs-Kommission aufgenommen werden." Ohne Debatte angenommen. Artikel XIII.: "Die Hälfte der Kandidaten kann bei der ersten Bildung und spätern Ernennung zur Hälfte aus den Gliedern der National-Versammlung genommen werden Geht auch nach einigen Charmaule'schen Nebenanträgen durch. Artikel XIV.: "Stirbt oder dankt ein Glied ab, so hat die National-Versammlung binnen Monatsfrist die Vakanz zu ersetzen." Angenommen. Titel 3. "Von den Beamten handelnd, welche dem Staatsrathe beigegeben sind," wird nun vorgenommen. Artikel XV.: "Dem Staatsrath ist beizugeben: 1) Ein Generalkommissarius der Republik; 2) 24 Requetenmeister; 3) 24 Auditoren; 4) Ein Generalsekretair; 5) Ein Sekretair für die contentiösen Angelegenheiten. Wird nach einigen Bemerkungen angenommen. Die Artikel XVI., XVII., XVIII, XIX., XX. bis XXIX. handeln vom Amtsverhältniß des Generalkommissarius, der Maitres der Requetes und der Auditoren. Bei Artikel XIX. wird jedoch die Debatte abgebrochen. Die Sitzung soll um 6 Uhr geschlossen werden, da erhebt sich plötzlich ein Streit: ob die Bildung der 30ger Büdget-Commission morgen vor der Sitzung geschehen solle oder nicht? Hierüber wird ein geheimes Skrutinium eröffnet, das den Schluß bis 7 Uhr hinzögert. Großbritannien. 068 London, 24. Januar. Heute endlich ist die langdauernde Untersuchung über die in Tooting an der Cholera gestorbenen Armenkinder vor der Todtenschau-Juri beendigt worden. Nachdem schließlich Herr Wakley als Coroner in einer 2 1/2 stündigen Rede den ganzen Fall mit allen seinen Zeugen und Incidenzpunkten der Jury auseinandergesetzt hatte, zog sich letztere zurück. Etwa 1 Stunde darauf trat sie mit folgendem Verdict in den Gerichtssaal: "Wir, die Jury, erklären einstimmig: daß Barthol, Peter Drouet des Todschlags schuldig ist und wir bitten hinzufügen zu dürfen, daß die Armenaufseher der Holborn-Union (lauter Geldsäcke vom ächtesten Bourgeois-Kaliber!) bei ihrem Kontrakt mit Herrn Drouet, wie in ihren Besuchen seiner Anstalt, die unverantwortlichste Nachlässigkeit bewiesen haben, und wir bedauern, daß das Armengesetz zur Erreichung der beabsichtigten Zwecke ganz ungenügend ist und wir hoffen, daß die Zeit nicht mehr fern, wo die Nothwendigkeit solcher Anstalten, wie die Drouet'sche, gänzlich aufhören wird." Sie wird nur mit dem Sturz der Bourgeois-Herrschaft aufhören, bis dahin aber sich bald unter dieser, bald unter jener Form geltend zu machen wissen. Daß die Jury, obgleich zum größten Theil selbst der Bourgeoisie angehörig, dennoch ein so scharfes Verdict fällt, darf nicht wundern. Die Zeugenbeweise waren zu schlagend; daß jene Armen-Kinder nur ein Opfer der Cholera geworden, weil Hr. Drouet, der sie als Mindestnehmender von dem betreffenden Armenbezirk gepachtet hatte, noch den möglichsten Profit herausschlagen wollte, und so die Kinder mit der schlechtesten und unzureichendsten Nahrung versah, sie in den Räumen aufeinanderstopfte, die mit der Krätze Behafteten neben noch relativ gesunden Kindern, und die von der Cholera Ergriffenen neben andern, die noch davon verschont waren, in Einem Bette und zwar zu 3-4, ja zu 5 zu schlafen zwang: das lag Alles so klar am Tage, daß ein anderes Urtheil unmöglich wurde. Zufolge des Ausspruches der Jury sollte nun Drouet in Verwahrsam genommen werden. Aber er war nirgends zu finden und wird wohl schon auf einem Schiffe nach dem Festlande oder nach Nordamerika segeln. Das zur Aufsuchung des Sir John Franklin ausgesandte Schiff Herald ist unverrichteter Sache aus der Behringsstraße zurückgekehrt und am 29. Novbr. im Hafen von Mazatlan eingelaufen. Amerika. 068 Liverpool, 22. Jan. Der Dämpfer "Europa" ist heute hier eingetroffen. Er verließ New-York am 10. Januar und wurde höchstens Morgen hier erwartet. Seine erstaunliche Schnelligkeit hat allgemein überrascht. Im Kongreß viele Debatten über die Sklavenfrage, ohne daß es zu irgend einem entscheidenden Beschluß gekommen wäre. Der zwischen England und den Vereinigten Staaten abgeschlossene Postvertrag ist vom Kongreß genehmigt worden. Das Hauptthema bildet noch immer Kalifornien, nebst ihm liefern Vermuthungen über Taylor's wahrscheinliche Politik bezüglich der Zölle, Stoff für die öffentlichen Blätter. Daß er viele von Polk in dieser Hinsicht eingeführten Maaßregeln rückgängig machen wird, unterliegt keinem Zweifel. Was Kalifornien anlangt, so haben sich zu diesem Zweck in New-York auch deutsche Auswanderungs-Gesellschaften gebildet, darunter Eine, welche für die Reise zu Lande -- über die Prairien und das Felsengebirge -- Anstalten trifft. Die Reise um's Cap Horn dauert Vielen zu lange; die über Chagres ist kostspielig und hat, wegen der Reise über die Landenge von Panama, ihre besondern Schwierigkeiten. Die Reise über die Prairien, obgleich mit oft unglaublichen Schwierigkeiten verbunden, lockt doch durch ihre Abenteuerlichkeit nicht Wenige an. Als bester Weg dahin wird der über Fort Smith, das südliche Ufer des Canadian entlang nach La Joya am Rio Bravo del Norte, und die Ueberschreitung des letztern bei La Joya anempfohlen (mithin die Reise zwischen dem 34sten und 35sten Breitengrad). Ein höherer Offizier, der dieselbe Route mit seinem Auswandererzuge verfolgt hatte, empfiehlt dieselbe unbedingt, zumal sie im Vergleich mit der Route von Independence, Missouri, nach Santa Fe über 200 englische Meilen kürzer ist. Von Fort Smith bis La Joya rechnet man 630 Meilen. Von den vorhandenen Karten über diese Route ist die dem Berichte des Lieutenants Albert über eine Expedition nach den Sitzen der Comanches und dem obern Arkansas beigelegte die beste, da Albert, von den Felsengebirgen zurück, den Canadian entlang nach Fort Gibson am Arkansas ging, gleichwohl aber sich mehr auf dem nördlichen Ufer dieses Flusses hielt. Der bekannte Josiah Gregg, der Verfasser des werthvollen Werkes über die Handelszüge nach Santa Fe, kehrte im Jahre 1840 gleichfalls auf dem größeren Theile dieser Route zurück, die er auf der seinem Werke beigegebenen Karte, wenngleich oberflächlich, so doch ziemlich richtig verzeichnet hat. Aus Kalifornien gehen zahlreiche Klagen ein über Mangel an Lebensmitteln. Alles sammelt Gold und muß doch beinah' Hunger leiden. Es werden indeß bald eine Menge Schiffe mit Mundvorrath in San Francisco eintreffen. Die Nachrichten aus Mexiko lauten traurig; Räuberbanden durchziehen dieses Land nach allen Richtungen; sie bestehen meist aus entlassenen Soldaten, welche die Süßigkeit des Müssigganges zu lange gekostet haben, als daß sie jetzt daran denken sollten, sich durch eigene Arbeit zu ernähren. Es ist viel behaglicher, Hierzu eine Beilage. oder vielleicht just deswegen, in der Champagne radikal geschlagen ward von unsern republikanischen Kanonen und von der Ruhr. Sollte nicht heute ein Gleiches geschehen, zumal so manche andere Aehnlichkeiten dabei sich dem unbefangensten Auge darbieten? Wir französische Volksfreunde wissen wohl, daß unsre einheimischen Volksfeinde, die Aristokraten, Büreaukraten und Finanziers, die 274,000 Frankreich aussaugenden reichen mächtigen Herrn schamlos genug sind, auf potsdamer Hülfleistungen zu rechnen; die Schamlosen haben 1813 und 15 mit den Kosakenoffizieren getanzt und mit den rothröckigen Engländern Spazierritte gemacht, und auf den Vater des jetzigen Königs von Preußen Loblieder gesungen im Theater und auf den Boulevards. Eine Schloßdame in unsrer Provinz, deren Familiennamen wir aus Respekt heute noch verhehlen wollen, hat sogar vor 8 Tagen mehrmals gefragt: wann kommen denn die Kosaken uns von diesen Kanaillen von Republikanern zu befreien? Wir können dieses ruchlose Wort beschwören, viele Zeugen hörten es. Es beweist uns, daß diese Bande, bestehend aus Junkern, volksverdummenden Priestern und Goldmachern, seit 1815 nichts lernte, nichts vergaß. Es beweist, daß die Töchter dieser Bande noch heute kapabel sind, kosakisch zu walzen, und die Zierbengel dieser Bande kosakisch sich zu frisiren. Den reaktionären französischen Journalen, dem Kosakenbruder „Constitutionnell,“ dem Jellachichfreunde „Journal des Debats“ geben wir völlig Recht, wenn sie behaupten, die Demokraten erkennten die geographischen und ethnographischen und sprachlichen sogenannten Nationalgränzen alten Styls nicht an; bei Gott, uns stehen Wiens, Berlins Demokraten näher als die Guizotiner und Anhänger eines Adolph Thiers. Aber wir wollen hinzusetzen, daß diese trefflichen Herren Aristokraten uns längst das leuchtendste Exempel darin gaben, und nur die den Demokraten eigene Unbehülflichkeit, Zerstreutheit, Verkehrtheit und Albernheit hinderte uns bisher es zu verfolgen. Die Kaste, welche 1815 die Fonds um 3 Franken, auf die Nachricht der Waterlover Niederlage, an der pariser Börse in die Höhe jagte, ist wahrlich nichts anderes als die petersburger Kabinetspartei, als die Clique der Neupreußischen Zeitung, als die Bande vom Oesterreichischen Lloyd und der Wiener Zeitung; weiter rein gar nichts. Wir französische Demokraten erkennen demnach diese Franzosen unmöglich als Landsleute an.“ In Paris erschien die erste Nummer des „Republicain rouge“ von Gally und Danin, aus Geldmangel noch monatlich. „Wenn wir nicht die rothe Republik bekommen, so kommen die Kosaken zu uns, sagt es. Nur der Blinde, oder der im Trüben fischende kann noch leugnen, daß in Paris und im Ausland uns eine dritte Invasion durch die Barbarenhorden des Nikolaus und seiner östreichischen wie preußischen Vasallen zubereitet wird. Geht der Krieg noch nicht los, so liegt das lediglich an den feigsten, hündischsten Speichelleckereien unserer Regierung gegenüber den verschwornen Tyrannen des Auslands, oder gar an einer Art monströser Allianz zwischen unserer Regierung und jenen, deren Zweck natürlich nur wäre, den Geist der Revolution zu ertödten, ihn, der den gekrönten Häuptern nicht Ruhe noch Rast läßt. Uebrigens im Fall dieses Krieges ändert sich Alles; die Weißen wie die Rothen könnten alsdann verdammt leicht den Hieben der Knute und der Fuchtel ausgesetzt werden, sie thun also gut, in diesem Fall das Ruder in tapfere, kühne Hände zu verlegen. Ihr Bourgeois Frankreichs, ihr betet den Louis Philipp zurück, ihr träumt Tag und Nacht von einem recht glänzenden Throne, aber wisset, die Kroaten und Kosaken, wenn sie erst durch euer Zuthun in unser Vaterland eingefallen sind, werden weniger als die Februartriumphirer eure Schätze und Besitzthümer hochachten; desgleichen eure Familien. Nur durch uns, die echten, rothen Republikaner könnte ein Krieg zum Heil Frankreichs ausschlagen.“ Dies Blatt sagt ferner: „Endlich scheinen die Republikaner aufzuwachen; ein Komplott, welches einen zweiten 15. Mai machen und das Königthum herstellen sollte, ist im Gange, und so haben denn die Sektionen und Untersektionen sich wieder zusammen rufen lassen; in diesen Sektionen stehen 60,000 schlagfertige Republikaner und die sind wohl 240,000 werth.“ In der That kommen morgen die Chefs der provinzialen royalistischen Verschwörer (Henricinquisten und Orleanisten verschmolzen) nach Paris, um sich die Sachen anzusehen, und von dem Verein der Straße Duphot Instruktionen zu empfangen. Die Polizei ist in Kenntniß, steckt aber offenbar zum Theil unter derselben Decke. Die rothen Republikaner sollten mal probiren, sich in Paris zu versammeln, und bald würde die Polizei dreinwettern. Der Duphotsche Verein ist sehr vornehm, mit Frack und weißen Handschuhen; seltsam genug dem scharlachrothen Klublokal Valentino gegenüber, und dicht neben Robespierres Hause. Kommt es zum Klappen, so kann im Nu die socialdemokratische Guillotine aufgepflanzt werden. Der Zorn des geplünderten Volkes gegen seine reichen Plünderer ist im Steigen; die Hausherren z. B. pfänden jetzt mit zitternder Tollwuth die nicht zahlen könnenden Miether, und obschon sie meist, wie der Herr, der am letzten Donnerstag im Hotel Büllion (Lokal der Versteigerungen) statt 182 Fr. 70 Cent. baar einzulösen, 189 Fr. Versteigerungskosten zu zahlen hatte, nichts oder wenig herausschlagen, so wüthen sie doch gegen die Zahlungsunfähigen. Im legitimistischen Faubourg St. Germain läßt ein solches Subjekt, im Besitz von 100,000 Fr. Rente jährlich, sein schönes Haus schon zwei Jahre durch leer stehen, denn lieber sei ihm gar keiner als ein schlechter Zahler. Die Miethen sind fortwährend hoch; die Hausbesitzer müssen noch anders gedemüthigt werden, wenn sie die Preise erniedrigen sollen. Der allgemeine Bankerutt scheint freilich unverhütbarer als je. Paris, 24. Januar. Als Lherminier gestern Mittag seinen Cursus über vergleichende Gesetzgebung nach langjähriger Pause wieder eröffnen wollte, begann eine widerspenstige Minorität (wie sich die Debats ausdrücken) zu zischen und zu pfeifen. Man schrie auch wohl: Nieder mit dem Jesuitengünstling! — Lherminier, Ruhe affektirend, wollte fortfahren. Aber da stimmten die hinteren erhöhten Bänke die Marseillaise an und der Tumult brach los. Vergebens trat der Republikaner und Universitätsadministrator Barthelemy in den Saal, und hielt, von heiliger Schaar umgeben, eine Rede zur Versöhnung. Es nützte dies nichts und Herr Lherminier mußte abtreten. Darauf wurde Alles wieder ruhig. Dieser Krawall wäre also eine erste Folge des Fallour-Montalembertschen Reorganisations-Systems à la Thiers und Guizot! — Die Collekten des „Oeuvre des heiligen Petrus“ (für den Pabst) fallen sehr mager aus, nur die hohe Clerisei steuert sehr fleißig. — Unter dem Pariser Proletariat gehen jetzt Protestationen gegen den National-Pairshof in Bourges von Hand zu Hand und finden zahlreiche Unterschriften. Auch gegen Aufhebung der Nationalversammlung wird stark petitionirt. Welcher Umschwung seit dem 15. Mai! — Seit der Februarrevolution wurde so manches große Etablissement nicht nur wegen der allgemeinen Handelsstockung seinem Ruine nahe geführt, sondern auch, weil die Arbeiter ihre Ansprüche erhöhten und die thätigsten Etablissements entvölkerten, sobald sie sich ihren Forderungen widersetzten. Die Aufmerksamkeit der Behörden richtet sich deshalb hauptsächlich auf die Entdeckung derjenigen Mittel, welche dazu gehören, um die arbeitsunlustigen Arbeiter zu ernähren. Es ist ihr gelungen, ihren in den meisten Fällen geheimen Assoziationen auf die Spur zu kommen, welche Beiträge in guten Zeiten für dergleichen Zwecke sammeln und sie dann bei allgemeinen Arbeitseinstellungen vertheilen. Es ist ferner entdeckt worden, daß die Arbeitseinstellungen nur dann eintreten, wenn sich die gehörigen Fonds in jenen Sinekurenkassen befinden. Dieser Fall war es auch bei den Lichtfabriken, die jetzt verödet sind, weil sich ihre Arbeiter gleich den Bäckergesellen in Grêve gelegt haben. Aber die Gerichtsbehörden haben beschlossen, diesem Unfug ein Ende zu machen und gestern die drei Chefs der Lichtfabrikgesellen, nebst allen Papieren, Büchern und einem bedeutenden Kassenbestande verhaften lassen. (Gazette des Tribuneaux vom 24.) — Der National gibt eine gar erbauliche Szene zwischen Thiers und Cousin, die sich im Schoße der Fallour'schen Unterrichts-Commission zutrug, seinen Lesern zum Besten. Es handelte sich in der betreffenden Sitzung um Feststellung des Kostenpunkts des Volksunterrichts, der bisher in Frankreich so schmählich honorirt wurde, daß die meisten Schulmeister noch nebenbei die Dorfschneiderei oder Gemeindeschlächterei, wenn nicht noch Mühevolleres treiben mußten, um sich und die Ihrigen zu ernähren. Cousin beantragte Erhöhung aller Primar-Gehalte und Gratisertheilung des Unterrichts für die Kinder, Abschaffung der Privatschulpfennigs etc. Thiers aber erklärte, daß Frankreich nicht so reich sei, um allem Volksgesindel freie Schulen zu gewähren … „Herr Thiers — unterbrach ihn Cousin — es dauert mich, Sie an etwas erinnern zu müssen; aber Sie scheinen vergessen zu haben, daß Sie auf Staatskosten erzogen wurden. Sie waren ein Freischüler (Vous avez été boursier). Ich bin dem Staate denselben Dank schuldig und werde dies nie vergessen. Wäre Frankreich nicht reich genug gewesen, die Kosten unserer Erziehung zu tragen, so wären weder Sie noch ich dorthin gekommen, wo wir eben stehn.“ Thiers antwortete keine Sylbe. — Da weder Bonaparte noch seine Minister die Klubs gesetzlich schließen wollen, so nahm bisher die Polizei zu allerlei bewährten Privatpülverchen ihre Zuflucht; sie steckte sich hinter die Wirthe, die ihre Sääle schlossen, oder schickte Kravallisten und Quärulanten in die Sitzungssäle und wie sonst die Mittel heißen. Diese Verfolgungssucht veranlaßte die Arbeiter, sich unter Leitung des Dr. Bonnard einen großen Saal mit nöthigen Nebenzimmern selbst zu bauen. Derselbe liegt in der Rue Martel (Faubourg St. Denis) und wurde am Sonntage, dem Hinrichtungstage Ludwig XVI., eingeweiht. Es finden daselbst jeden Abend Sitzungen von verschiedenen Klubs statt, in denen Bonnard, Herve, Bernard etc. über Tagesereignisse und ökonomische Reformen, abwechselnd Vorträge halten. Seit gestern hat sich ein dritter Kreis gebildet, der daselbst ebenfalls seine Sitzungen halten wird, nämlich die Reunion des Montagnards will dort jeden Montag und Donnerstag Abend 8 Uhr öffentliche Diskussionen beginnen. Das ist der erste vernünftige Entschluß, den unsere schlaffe Bergpartei seit langer Zeit faßte. — Der Moniteur bringt die näheren Beschlüsse rücksichtlich der großen Gewerbe-Ausstellung. Es ist dies die 11. große Gewerbe-Ausstellung, welche Frankreich veranstaltet. Die erste geschah 1798; die zweite 1801; die dritte 1802; die vierte 1806; die fünfte 1819; die sechste 1823; die siebente 1827; die achte 1834; die neunte 1839 und die zehnte 1844. Auch diese Schöpfung ist revolutionären Ursprungs. — Rücksichtlich der Rüstungen in Toulon schreibt der dortige meist gut unterrichtete Correspondent an die Pariser „Republique“ vom 23.: „Es bestätigt sich immer mehr, daß es die Regierung niemals ernstlich auf eine Intervention zu Gunsten des Pabstes absah. Die Ausrüstung der sämmtlichen Dampfschiffe scheint lediglich zum Zweck zu haben, die Rekruten für die algierischen Regimenter nach Afrika und vice versa zu führen.“ — In Bourges werden bereits Anstalten getroffen, den für die Maigefangenen gestern dekretirten Nationalgerichtshof nebst seinen Opfern zu empfangen. Der Nationalgerichtshof tritt binnen 40 Tagen zusammen. — Auf dem Börsenplatz bildeten sich seit gestern und heute während der Börsenzeit zahlreiche Arbeitergruppen. Auf einen Befehl des Präfekten sind diese Gruppen untersagt worden, und die Gardiens trieben heute dieselben auseinander. Es sind meist feiernde Handwerker und einflußreiche Klubbisten, wie sich der Millionär Galignani ausdrückt. — Nationalversammlung. Sitzung vom 24. Januar. Anfang 2 Uhr. Präsident Marrast. Larochejaquelin macht Ausstellungen gegen das Protokoll. Ebenso erläutert er das gestrige Votum rücksichtlich der in Betrachtziehung des Billaultschen Antrags, so wie des Antrags der Bergpartei, einem Ausschuß von 80 Gliedern den Büdgetentwurf vorzulegen. Gent sagt, die Absicht unsers Antrags geht lediglich dahin, das Büdget vorher prüfen zu lassen. Deslongrais scheint das nicht zu theilen. Es scheine vielmehr, als wollten die Antragsteller das Büdget selbst etabliren; sie fürchten, das Cabinet möchte der Nationalversammlung das Büdget entziehen. Glais Bizoin ergänzt: Alles, was wir verlangen, besteht darin, das Büdget auf der Tagesordnung zu sehen. Hierin liegt unsere Ehre. Nach Erledigung dieses Büdgetsstreits beginnt ein Petitionskrieg. Bugeaud, der noch nicht den Mund öffnete, überreicht unter ungeheurem Gelächter des Berges eine mit 7500 Unterschriften bedeckte Petition der Charente Inférieure für die baldige Einberufung der Legislativversammlung. Charencay, Glais-Bizoin und mehrere andere Repräsentanten überreichen ebenfalls Bittschriften bald für, bald gegen die Nationalversammlung. Jeder begleitet sie mit einer Rede, die bald Widerwillen, bald Beifall hervorruft. Marrast: Nach dem Reglement müssen die Bittschriften ohne Commentar auf den Büreautisch gelegt werden. (Agitation.) Clement Thomas unterstützt diese Erklärung. Aber in seiner üblich baroken und trotzigen Weise. Wollen sie Krieg haben, ruft er, wohlan, wir nehmen ihn an. Berard: Das Petitionsrecht ist heilig. Hr. Thomas selbst profitirt in anderer Lage davon sehr ausgedehnt. Mornay protestirt ziemlich schneidend gegen Marrast's Verwahrung. Die Petitionen seien nicht an ihn, sondern an die Versammlung gerichtet. Man dürfe sie also mit einigen Worten begleiten. Lempereur gibt seine Demission. Mehrere Städte und Departements erhalten hiernächst die Erlaubniß zu Uebersteurung Behufs Beschäftigung ihres Proletariats. Fould legt seinen Bericht über Restitution der 45 Centimensteuer nieder. Die Versammlung nimmt dagegen die Debatte über Bildung des neuen Staatsrathes (bei Artikel XI) wieder auf. Artikel XI: „Vor definitiver Bildung des Staatsrathes in Gemäsheit des Art. 72 der Verfassung, bestimmt die Nationalversammlung in ihren Abtheilungen je 2 Commissare per Abtheilung, welche die Liste der Kandidaten vorschlagen. Diese Liste muß die vorgeschriebene Gliederzahl in alphabetischer Ordnung enthalten.“ Zwischen Brunet, Bauchart, Besnard, Tronchant entwickelt sich eine uninteressante Debatte, nach welcher der Artikel fast ebenso durchgeht. Artikel XII.: „Die Wahl der Glieder kann nicht früher als drei Tage nach Veröffentlichung der Liste geschehen. In dieselbe können auch Kandidaten außerhalb obiger National-Versammlungs-Kommission aufgenommen werden.“ Ohne Debatte angenommen. Artikel XIII.: „Die Hälfte der Kandidaten kann bei der ersten Bildung und spätern Ernennung zur Hälfte aus den Gliedern der National-Versammlung genommen werden Geht auch nach einigen Charmaule'schen Nebenanträgen durch. Artikel XIV.: „Stirbt oder dankt ein Glied ab, so hat die National-Versammlung binnen Monatsfrist die Vakanz zu ersetzen.“ Angenommen. Titel 3. „Von den Beamten handelnd, welche dem Staatsrathe beigegeben sind,“ wird nun vorgenommen. Artikel XV.: „Dem Staatsrath ist beizugeben: 1) Ein Generalkommissarius der Republik; 2) 24 Requètenmeister; 3) 24 Auditoren; 4) Ein Generalsekretair; 5) Ein Sekretair für die contentiösen Angelegenheiten. Wird nach einigen Bemerkungen angenommen. Die Artikel XVI., XVII., XVIII, XIX., XX. bis XXIX. handeln vom Amtsverhältniß des Generalkommissarius, der Maitres der Requètes und der Auditoren. Bei Artikel XIX. wird jedoch die Debatte abgebrochen. Die Sitzung soll um 6 Uhr geschlossen werden, da erhebt sich plötzlich ein Streit: ob die Bildung der 30ger Büdget-Commission morgen vor der Sitzung geschehen solle oder nicht? Hierüber wird ein geheimes Skrutinium eröffnet, das den Schluß bis 7 Uhr hinzögert. Großbritannien. 068 London, 24. Januar. Heute endlich ist die langdauernde Untersuchung über die in Tooting an der Cholera gestorbenen Armenkinder vor der Todtenschau-Juri beendigt worden. Nachdem schließlich Herr Wakley als Coroner in einer 2 1/2 stündigen Rede den ganzen Fall mit allen seinen Zeugen und Incidenzpunkten der Jury auseinandergesetzt hatte, zog sich letztere zurück. Etwa 1 Stunde darauf trat sie mit folgendem Verdict in den Gerichtssaal: „Wir, die Jury, erklären einstimmig: daß Barthol, Peter Drouet des Todschlags schuldig ist und wir bitten hinzufügen zu dürfen, daß die Armenaufseher der Holborn-Union (lauter Geldsäcke vom ächtesten Bourgeois-Kaliber!) bei ihrem Kontrakt mit Herrn Drouet, wie in ihren Besuchen seiner Anstalt, die unverantwortlichste Nachlässigkeit bewiesen haben, und wir bedauern, daß das Armengesetz zur Erreichung der beabsichtigten Zwecke ganz ungenügend ist und wir hoffen, daß die Zeit nicht mehr fern, wo die Nothwendigkeit solcher Anstalten, wie die Drouet'sche, gänzlich aufhören wird.“ Sie wird nur mit dem Sturz der Bourgeois-Herrschaft aufhören, bis dahin aber sich bald unter dieser, bald unter jener Form geltend zu machen wissen. Daß die Jury, obgleich zum größten Theil selbst der Bourgeoisie angehörig, dennoch ein so scharfes Verdict fällt, darf nicht wundern. Die Zeugenbeweise waren zu schlagend; daß jene Armen-Kinder nur ein Opfer der Cholera geworden, weil Hr. Drouet, der sie als Mindestnehmender von dem betreffenden Armenbezirk gepachtet hatte, noch den möglichsten Profit herausschlagen wollte, und so die Kinder mit der schlechtesten und unzureichendsten Nahrung versah, sie in den Räumen aufeinanderstopfte, die mit der Krätze Behafteten neben noch relativ gesunden Kindern, und die von der Cholera Ergriffenen neben andern, die noch davon verschont waren, in Einem Bette und zwar zu 3-4, ja zu 5 zu schlafen zwang: das lag Alles so klar am Tage, daß ein anderes Urtheil unmöglich wurde. Zufolge des Ausspruches der Jury sollte nun Drouet in Verwahrsam genommen werden. Aber er war nirgends zu finden und wird wohl schon auf einem Schiffe nach dem Festlande oder nach Nordamerika segeln. Das zur Aufsuchung des Sir John Franklin ausgesandte Schiff Herald ist unverrichteter Sache aus der Behringsstraße zurückgekehrt und am 29. Novbr. im Hafen von Mazatlan eingelaufen. Amerika. 068 Liverpool, 22. Jan. Der Dämpfer „Europa“ ist heute hier eingetroffen. Er verließ New-York am 10. Januar und wurde höchstens Morgen hier erwartet. Seine erstaunliche Schnelligkeit hat allgemein überrascht. Im Kongreß viele Debatten über die Sklavenfrage, ohne daß es zu irgend einem entscheidenden Beschluß gekommen wäre. Der zwischen England und den Vereinigten Staaten abgeschlossene Postvertrag ist vom Kongreß genehmigt worden. Das Hauptthema bildet noch immer Kalifornien, nebst ihm liefern Vermuthungen über Taylor's wahrscheinliche Politik bezüglich der Zölle, Stoff für die öffentlichen Blätter. Daß er viele von Polk in dieser Hinsicht eingeführten Maaßregeln rückgängig machen wird, unterliegt keinem Zweifel. Was Kalifornien anlangt, so haben sich zu diesem Zweck in New-York auch deutsche Auswanderungs-Gesellschaften gebildet, darunter Eine, welche für die Reise zu Lande — über die Prairien und das Felsengebirge — Anstalten trifft. Die Reise um's Cap Horn dauert Vielen zu lange; die über Chagres ist kostspielig und hat, wegen der Reise über die Landenge von Panama, ihre besondern Schwierigkeiten. Die Reise über die Prairien, obgleich mit oft unglaublichen Schwierigkeiten verbunden, lockt doch durch ihre Abenteuerlichkeit nicht Wenige an. Als bester Weg dahin wird der über Fort Smith, das südliche Ufer des Canadian entlang nach La Joya am Rio Bravo del Norte, und die Ueberschreitung des letztern bei La Joya anempfohlen (mithin die Reise zwischen dem 34sten und 35sten Breitengrad). Ein höherer Offizier, der dieselbe Route mit seinem Auswandererzuge verfolgt hatte, empfiehlt dieselbe unbedingt, zumal sie im Vergleich mit der Route von Independence, Missouri, nach Santa Fé über 200 englische Meilen kürzer ist. Von Fort Smith bis La Joya rechnet man 630 Meilen. Von den vorhandenen Karten über diese Route ist die dem Berichte des Lieutenants Albert über eine Expedition nach den Sitzen der Comanches und dem obern Arkansas beigelegte die beste, da Albert, von den Felsengebirgen zurück, den Canadian entlang nach Fort Gibson am Arkansas ging, gleichwohl aber sich mehr auf dem nördlichen Ufer dieses Flusses hielt. Der bekannte Josiah Gregg, der Verfasser des werthvollen Werkes über die Handelszüge nach Santa Fé, kehrte im Jahre 1840 gleichfalls auf dem größeren Theile dieser Route zurück, die er auf der seinem Werke beigegebenen Karte, wenngleich oberflächlich, so doch ziemlich richtig verzeichnet hat. Aus Kalifornien gehen zahlreiche Klagen ein über Mangel an Lebensmitteln. Alles sammelt Gold und muß doch beinah' Hunger leiden. Es werden indeß bald eine Menge Schiffe mit Mundvorrath in San Francisco eintreffen. Die Nachrichten aus Mexiko lauten traurig; Räuberbanden durchziehen dieses Land nach allen Richtungen; sie bestehen meist aus entlassenen Soldaten, welche die Süßigkeit des Müssigganges zu lange gekostet haben, als daß sie jetzt daran denken sollten, sich durch eigene Arbeit zu ernähren. Es ist viel behaglicher, Hierzu eine Beilage. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div xml:id="ar206_040" type="jArticle"> <p><pb facs="#f0004" n="1126"/> oder vielleicht just deswegen, in der Champagne radikal geschlagen ward von unsern republikanischen Kanonen und von der Ruhr. Sollte nicht heute ein Gleiches geschehen, zumal so manche andere Aehnlichkeiten dabei sich dem unbefangensten Auge darbieten? Wir französische Volksfreunde wissen wohl, daß unsre einheimischen Volksfeinde, die Aristokraten, Büreaukraten und Finanziers, die 274,000 Frankreich aussaugenden reichen mächtigen Herrn schamlos genug sind, auf potsdamer Hülfleistungen zu rechnen; die Schamlosen haben 1813 und 15 mit den Kosakenoffizieren getanzt und mit den rothröckigen Engländern Spazierritte gemacht, und auf den Vater des jetzigen Königs von Preußen Loblieder gesungen im Theater und auf den Boulevards. Eine Schloßdame in unsrer Provinz, deren Familiennamen wir aus Respekt heute noch verhehlen wollen, hat sogar vor 8 Tagen mehrmals gefragt: <hi rendition="#g">wann kommen denn die Kosaken uns von diesen Kanaillen von Republikanern zu befreien?</hi> Wir können dieses ruchlose Wort beschwören, viele Zeugen hörten es. Es beweist uns, daß diese Bande, bestehend aus Junkern, volksverdummenden Priestern und Goldmachern, seit 1815 nichts lernte, nichts vergaß. Es beweist, daß die Töchter dieser Bande noch heute kapabel sind, kosakisch zu walzen, und die Zierbengel dieser Bande kosakisch sich zu frisiren. Den reaktionären französischen Journalen, dem Kosakenbruder „Constitutionnell,“ dem Jellachichfreunde „Journal des Debats“ geben wir völlig Recht, wenn sie behaupten, die Demokraten erkennten die geographischen und ethnographischen und sprachlichen sogenannten Nationalgränzen alten Styls nicht an; bei Gott, uns stehen Wiens, Berlins Demokraten näher als die Guizotiner und Anhänger eines Adolph Thiers. Aber wir wollen hinzusetzen, daß diese trefflichen Herren Aristokraten uns längst das leuchtendste Exempel darin gaben, und nur die den Demokraten eigene Unbehülflichkeit, Zerstreutheit, Verkehrtheit und Albernheit hinderte uns bisher es zu verfolgen. Die Kaste, welche 1815 die Fonds um 3 Franken, auf die Nachricht der Waterlover Niederlage, an der pariser Börse in die Höhe jagte, ist wahrlich nichts anderes als die <hi rendition="#g">petersburger</hi> Kabinetspartei, als die Clique der <hi rendition="#g">Neupreußischen</hi> Zeitung, als die Bande vom <hi rendition="#g">Oesterreichischen</hi> Lloyd und der <hi rendition="#g">Wiener</hi> Zeitung; weiter rein gar nichts. Wir französische Demokraten erkennen demnach <hi rendition="#g">diese</hi> Franzosen unmöglich als Landsleute an.“</p> <p>In Paris erschien die erste Nummer des „Republicain rouge“ von Gally und Danin, aus Geldmangel noch monatlich. „Wenn wir nicht die rothe Republik bekommen, so kommen die Kosaken zu uns, sagt es. Nur der Blinde, oder der im Trüben fischende kann noch leugnen, daß in Paris und im Ausland uns eine dritte Invasion durch die Barbarenhorden des Nikolaus und seiner östreichischen wie preußischen Vasallen zubereitet wird. Geht der Krieg noch nicht los, so liegt das lediglich an den feigsten, hündischsten Speichelleckereien unserer Regierung gegenüber den verschwornen Tyrannen des Auslands, oder gar an einer Art monströser Allianz zwischen unserer Regierung und jenen, deren Zweck natürlich nur wäre, den Geist der Revolution zu ertödten, ihn, der den gekrönten Häuptern nicht Ruhe noch Rast läßt. Uebrigens im Fall dieses Krieges ändert sich Alles; die <hi rendition="#g">Weißen</hi> wie die <hi rendition="#g">Rothen</hi> könnten alsdann verdammt leicht den Hieben der Knute und der Fuchtel ausgesetzt werden, sie thun also gut, in diesem Fall das Ruder in tapfere, kühne Hände zu verlegen. Ihr Bourgeois Frankreichs, ihr betet den Louis Philipp zurück, ihr träumt Tag und Nacht von einem recht glänzenden Throne, aber wisset, die Kroaten und Kosaken, wenn sie erst durch euer Zuthun in unser Vaterland eingefallen sind, werden weniger als die Februartriumphirer eure Schätze und Besitzthümer hochachten; desgleichen eure Familien. Nur durch uns, die echten, rothen Republikaner könnte ein Krieg zum Heil Frankreichs ausschlagen.“</p> <p>Dies Blatt sagt ferner: „Endlich scheinen die Republikaner aufzuwachen; ein Komplott, welches einen zweiten 15. Mai machen und das Königthum herstellen sollte, ist im Gange, und so haben denn die Sektionen und Untersektionen sich wieder zusammen rufen lassen; in diesen Sektionen stehen 60,000 schlagfertige Republikaner und die sind wohl 240,000 werth.“ In der That kommen morgen die Chefs der provinzialen royalistischen Verschwörer (Henricinquisten und Orleanisten verschmolzen) nach Paris, um sich die Sachen anzusehen, und von dem Verein der Straße Duphot Instruktionen zu empfangen. Die Polizei ist in Kenntniß, steckt aber offenbar zum Theil unter derselben Decke. Die rothen Republikaner sollten mal probiren, sich in Paris zu versammeln, und bald würde die Polizei dreinwettern. Der Duphotsche Verein ist sehr vornehm, mit Frack und weißen Handschuhen; seltsam genug dem scharlachrothen Klublokal Valentino gegenüber, und dicht neben Robespierres Hause. Kommt es zum Klappen, so kann im Nu die socialdemokratische Guillotine aufgepflanzt werden. Der Zorn des geplünderten Volkes gegen seine reichen Plünderer ist im Steigen; die Hausherren z. B. pfänden jetzt mit zitternder Tollwuth die nicht zahlen könnenden Miether, und obschon sie meist, wie der Herr, der am letzten Donnerstag im Hotel Büllion (Lokal der Versteigerungen) statt 182 Fr. 70 Cent. baar einzulösen, 189 Fr. Versteigerungskosten zu zahlen hatte, nichts oder wenig herausschlagen, so wüthen sie doch gegen die Zahlungsunfähigen. Im legitimistischen Faubourg St. Germain läßt ein solches Subjekt, im Besitz von 100,000 Fr. Rente jährlich, sein schönes Haus schon zwei Jahre durch leer stehen, denn lieber sei ihm gar keiner als ein schlechter Zahler. Die Miethen sind fortwährend hoch; die Hausbesitzer müssen noch anders gedemüthigt werden, wenn sie die Preise erniedrigen sollen. Der allgemeine Bankerutt scheint freilich unverhütbarer als je.</p> </div> <div xml:id="ar206_041" type="jArticle"> <head>Paris, 24. Januar.</head> <p>Als Lherminier gestern Mittag seinen Cursus über vergleichende Gesetzgebung nach langjähriger Pause wieder eröffnen wollte, begann eine widerspenstige Minorität (wie sich die Debats ausdrücken) zu zischen und zu pfeifen. Man schrie auch wohl: Nieder mit dem Jesuitengünstling! — Lherminier, Ruhe affektirend, wollte fortfahren. Aber da stimmten die hinteren erhöhten Bänke die Marseillaise an und der Tumult brach los. Vergebens trat der Republikaner und Universitätsadministrator Barthelemy in den Saal, und hielt, von heiliger Schaar umgeben, eine Rede zur Versöhnung. Es nützte dies nichts und Herr Lherminier mußte abtreten. Darauf wurde Alles wieder ruhig.</p> <p>Dieser Krawall wäre also eine erste Folge des Fallour-Montalembertschen Reorganisations-Systems à la Thiers und Guizot!</p> <p>— Die Collekten des „Oeuvre des heiligen Petrus“ (für den Pabst) fallen sehr mager aus, nur die hohe Clerisei steuert sehr fleißig.</p> <p>— Unter dem Pariser Proletariat gehen jetzt Protestationen gegen den National-Pairshof in Bourges von Hand zu Hand und finden zahlreiche Unterschriften. Auch gegen Aufhebung der Nationalversammlung wird stark petitionirt. Welcher Umschwung seit dem 15. Mai!</p> <p>— Seit der Februarrevolution wurde so manches große Etablissement nicht nur wegen der allgemeinen Handelsstockung seinem Ruine nahe geführt, sondern auch, weil die Arbeiter ihre Ansprüche erhöhten und die thätigsten Etablissements entvölkerten, sobald sie sich ihren Forderungen widersetzten. Die Aufmerksamkeit der Behörden richtet sich deshalb hauptsächlich auf die Entdeckung derjenigen Mittel, welche dazu gehören, um die arbeitsunlustigen Arbeiter zu ernähren. Es ist ihr gelungen, ihren in den meisten Fällen geheimen Assoziationen auf die Spur zu kommen, welche Beiträge in guten Zeiten für dergleichen Zwecke sammeln und sie dann bei allgemeinen Arbeitseinstellungen vertheilen. Es ist ferner entdeckt worden, daß die Arbeitseinstellungen nur dann eintreten, wenn sich die gehörigen Fonds in jenen Sinekurenkassen befinden. Dieser Fall war es auch bei den Lichtfabriken, die jetzt verödet sind, weil sich ihre Arbeiter gleich den Bäckergesellen in Grêve gelegt haben. Aber die Gerichtsbehörden haben beschlossen, diesem Unfug ein Ende zu machen und gestern die drei Chefs der Lichtfabrikgesellen, nebst allen Papieren, Büchern und einem bedeutenden Kassenbestande verhaften lassen. (Gazette des Tribuneaux vom 24.)</p> <p>— Der National gibt eine gar erbauliche Szene zwischen Thiers und Cousin, die sich im Schoße der Fallour'schen Unterrichts-Commission zutrug, seinen Lesern zum Besten. Es handelte sich in der betreffenden Sitzung um Feststellung des Kostenpunkts des Volksunterrichts, der bisher in Frankreich so schmählich honorirt wurde, daß die meisten Schulmeister noch nebenbei die Dorfschneiderei oder Gemeindeschlächterei, wenn nicht noch Mühevolleres treiben mußten, um sich und die Ihrigen zu ernähren. Cousin beantragte Erhöhung aller Primar-Gehalte und Gratisertheilung des Unterrichts für die Kinder, Abschaffung der Privatschulpfennigs etc.</p> <p>Thiers aber erklärte, daß Frankreich nicht so reich sei, um allem Volksgesindel freie Schulen zu gewähren … „Herr Thiers — unterbrach ihn Cousin — es dauert mich, Sie an etwas erinnern zu müssen; aber Sie scheinen vergessen zu haben, daß Sie auf Staatskosten erzogen wurden. Sie waren ein Freischüler (Vous avez été boursier). Ich bin dem Staate denselben Dank schuldig und werde dies nie vergessen. Wäre Frankreich nicht reich genug gewesen, die Kosten unserer Erziehung zu tragen, so wären weder Sie noch ich dorthin gekommen, wo wir eben stehn.“</p> <p>Thiers antwortete keine Sylbe.</p> <p>— Da weder Bonaparte noch seine Minister die Klubs <hi rendition="#g">gesetzlich</hi> schließen wollen, so nahm bisher die Polizei zu allerlei bewährten Privatpülverchen ihre Zuflucht; sie steckte sich hinter die Wirthe, die ihre Sääle schlossen, oder schickte Kravallisten und Quärulanten in die Sitzungssäle und wie sonst die Mittel heißen. Diese Verfolgungssucht veranlaßte die Arbeiter, sich unter Leitung des Dr. Bonnard einen großen Saal mit nöthigen Nebenzimmern selbst zu bauen. Derselbe liegt in der Rue Martel (Faubourg St. Denis) und wurde am Sonntage, dem Hinrichtungstage Ludwig XVI., eingeweiht. Es finden daselbst jeden Abend Sitzungen von verschiedenen Klubs statt, in denen Bonnard, Herve, Bernard etc. über Tagesereignisse und ökonomische Reformen, abwechselnd Vorträge halten. Seit gestern hat sich ein dritter Kreis gebildet, der daselbst ebenfalls seine Sitzungen halten wird, nämlich die Reunion des Montagnards will dort jeden Montag und Donnerstag Abend 8 Uhr öffentliche Diskussionen beginnen. Das ist der erste vernünftige Entschluß, den unsere schlaffe Bergpartei seit langer Zeit faßte.</p> <p>— Der Moniteur bringt die näheren Beschlüsse rücksichtlich der großen <hi rendition="#g">Gewerbe-Ausstellung</hi>.</p> <p>Es ist dies die 11. große Gewerbe-Ausstellung, welche Frankreich veranstaltet. Die erste geschah 1798; die zweite 1801; die dritte 1802; die vierte 1806; die fünfte 1819; die sechste 1823; die siebente 1827; die achte 1834; die neunte 1839 und die zehnte 1844. Auch diese Schöpfung ist revolutionären Ursprungs.</p> <p>— Rücksichtlich der Rüstungen in Toulon schreibt der dortige meist gut unterrichtete Correspondent an die Pariser „Republique“ vom 23.:</p> <p>„Es bestätigt sich immer mehr, daß es die Regierung niemals ernstlich auf eine Intervention zu Gunsten des Pabstes absah. Die Ausrüstung der sämmtlichen Dampfschiffe scheint lediglich zum Zweck zu haben, die <hi rendition="#g">Rekruten</hi> für die algierischen Regimenter nach Afrika und vice versa zu führen.“</p> <p>— In Bourges werden bereits Anstalten getroffen, den für die Maigefangenen gestern dekretirten Nationalgerichtshof nebst seinen Opfern zu empfangen. Der Nationalgerichtshof tritt binnen 40 Tagen zusammen.</p> <p>— Auf dem Börsenplatz bildeten sich seit gestern und heute während der Börsenzeit zahlreiche Arbeitergruppen. Auf einen Befehl des Präfekten sind diese Gruppen untersagt worden, und die Gardiens trieben heute dieselben auseinander. Es sind meist feiernde Handwerker und einflußreiche Klubbisten, wie sich der Millionär Galignani ausdrückt.</p> <p>— <hi rendition="#g">Nationalversammlung</hi>. Sitzung vom 24. Januar. Anfang 2 Uhr. Präsident Marrast.</p> <p><hi rendition="#g">Larochejaquelin</hi> macht Ausstellungen gegen das Protokoll. Ebenso erläutert er das gestrige Votum rücksichtlich der in Betrachtziehung des Billaultschen Antrags, so wie des Antrags der Bergpartei, einem Ausschuß von 80 Gliedern den Büdgetentwurf vorzulegen.</p> <p><hi rendition="#g">Gent</hi> sagt, die Absicht unsers Antrags geht lediglich dahin, das Büdget vorher prüfen zu lassen.</p> <p><hi rendition="#g">Deslongrais</hi> scheint das nicht zu theilen. Es scheine vielmehr, als wollten die Antragsteller das Büdget selbst etabliren; sie fürchten, das Cabinet möchte der Nationalversammlung das Büdget entziehen.</p> <p><hi rendition="#g">Glais Bizoin</hi> ergänzt: Alles, was wir verlangen, besteht darin, das Büdget auf der Tagesordnung zu sehen. Hierin liegt unsere Ehre.</p> <p>Nach Erledigung dieses Büdgetsstreits beginnt ein Petitionskrieg.</p> <p><hi rendition="#g">Bugeaud,</hi> der noch nicht den Mund öffnete, überreicht unter ungeheurem Gelächter des Berges eine mit 7500 Unterschriften bedeckte Petition der Charente Inférieure für die baldige Einberufung der Legislativversammlung.</p> <p><hi rendition="#g">Charencay, Glais-Bizoin</hi> und mehrere andere Repräsentanten überreichen ebenfalls Bittschriften bald für, bald gegen die Nationalversammlung. Jeder begleitet sie mit einer Rede, die bald Widerwillen, bald Beifall hervorruft.</p> <p><hi rendition="#g">Marrast</hi>: Nach dem Reglement müssen die Bittschriften ohne Commentar auf den Büreautisch gelegt werden. (Agitation.)</p> <p><hi rendition="#g">Clement Thomas</hi> unterstützt diese Erklärung. Aber in seiner üblich baroken und trotzigen Weise. Wollen sie Krieg haben, ruft er, wohlan, wir nehmen ihn an.</p> <p><hi rendition="#g">Berard:</hi> Das Petitionsrecht ist heilig. Hr. Thomas selbst profitirt in anderer Lage davon sehr ausgedehnt.</p> <p><hi rendition="#g">Mornay</hi> protestirt ziemlich schneidend gegen Marrast's Verwahrung. Die Petitionen seien nicht an ihn, sondern an die Versammlung gerichtet. Man dürfe sie also mit einigen Worten begleiten.</p> <p><hi rendition="#g">Lempereur</hi> gibt seine Demission.</p> <p>Mehrere Städte und Departements erhalten hiernächst die Erlaubniß zu Uebersteurung Behufs Beschäftigung ihres Proletariats.</p> <p><hi rendition="#g">Fould</hi> legt seinen Bericht über Restitution der 45 Centimensteuer nieder.</p> <p>Die Versammlung nimmt dagegen die Debatte über Bildung des neuen Staatsrathes (bei Artikel XI) wieder auf.</p> <p>Artikel XI: „Vor definitiver Bildung des Staatsrathes in Gemäsheit des Art. 72 der Verfassung, bestimmt die Nationalversammlung in ihren Abtheilungen je 2 Commissare per Abtheilung, welche die Liste der Kandidaten vorschlagen. Diese Liste muß die vorgeschriebene Gliederzahl in alphabetischer Ordnung enthalten.“</p> <p>Zwischen Brunet, Bauchart, Besnard, Tronchant entwickelt sich eine uninteressante Debatte, nach welcher der Artikel fast ebenso durchgeht.</p> <p>Artikel XII.: „Die Wahl der Glieder kann nicht früher als drei Tage nach Veröffentlichung der Liste geschehen. In dieselbe können auch Kandidaten außerhalb obiger National-Versammlungs-Kommission aufgenommen werden.“</p> <p>Ohne Debatte angenommen.</p> <p>Artikel XIII.: „Die Hälfte der Kandidaten kann bei der ersten Bildung und spätern Ernennung zur Hälfte aus den Gliedern der National-Versammlung genommen werden</p> <p>Geht auch nach einigen Charmaule'schen Nebenanträgen durch.</p> <p>Artikel XIV.: „Stirbt oder dankt ein Glied ab, so hat die National-Versammlung binnen Monatsfrist die Vakanz zu ersetzen.“</p> <p>Angenommen.</p> <p>Titel 3. „Von den Beamten handelnd, welche dem Staatsrathe beigegeben sind,“ wird nun vorgenommen.</p> <p>Artikel XV.: „Dem Staatsrath ist beizugeben: 1) Ein Generalkommissarius der Republik; 2) 24 Requètenmeister; 3) 24 Auditoren; 4) Ein Generalsekretair; 5) Ein Sekretair für die contentiösen Angelegenheiten.</p> <p>Wird nach einigen Bemerkungen angenommen.</p> <p>Die Artikel XVI., XVII., XVIII, XIX., XX. bis XXIX. handeln vom Amtsverhältniß des Generalkommissarius, der Maitres der Requètes und der Auditoren.</p> <p>Bei Artikel XIX. wird jedoch die Debatte abgebrochen.</p> <p>Die Sitzung soll um 6 Uhr geschlossen werden, da erhebt sich plötzlich ein Streit: ob die Bildung der 30ger Büdget-Commission morgen vor der Sitzung geschehen solle oder nicht?</p> <p>Hierüber wird ein geheimes Skrutinium eröffnet, das den Schluß bis 7 Uhr hinzögert.</p> </div> </div> <div n="1"> <head>Großbritannien.</head> <div xml:id="ar206_042" type="jArticle"> <head><bibl><author>068</author></bibl> London, 24. 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Etwa 1 Stunde darauf trat sie mit folgendem Verdict in den Gerichtssaal: „Wir, die Jury, erklären einstimmig: daß Barthol, Peter Drouet des Todschlags schuldig ist und wir bitten hinzufügen zu dürfen, daß die Armenaufseher der Holborn-Union (lauter Geldsäcke vom ächtesten Bourgeois-Kaliber!) bei ihrem Kontrakt mit Herrn Drouet, wie in ihren Besuchen seiner Anstalt, die unverantwortlichste Nachlässigkeit bewiesen haben, und wir bedauern, daß das Armengesetz zur Erreichung der beabsichtigten Zwecke ganz ungenügend ist und wir hoffen, daß die Zeit nicht mehr fern, wo die Nothwendigkeit solcher Anstalten, wie die Drouet'sche, gänzlich aufhören wird.“</p> <p>Sie wird nur mit dem Sturz der Bourgeois-Herrschaft aufhören, bis dahin aber sich bald unter dieser, bald unter jener Form geltend zu machen wissen.</p> <p>Daß die Jury, obgleich zum größten Theil selbst der Bourgeoisie angehörig, dennoch ein so scharfes Verdict fällt, darf nicht wundern. Die Zeugenbeweise waren zu schlagend; daß jene Armen-Kinder nur ein Opfer der Cholera geworden, weil Hr. Drouet, der sie als Mindestnehmender von dem betreffenden Armenbezirk gepachtet hatte, noch den möglichsten Profit herausschlagen wollte, und so die Kinder mit der schlechtesten und unzureichendsten Nahrung versah, sie in den Räumen aufeinanderstopfte, die mit der Krätze Behafteten neben noch relativ gesunden Kindern, und die von der Cholera Ergriffenen neben andern, die noch davon verschont waren, in Einem Bette und zwar zu 3-4, ja zu 5 zu schlafen zwang: das lag Alles so klar am Tage, daß ein anderes Urtheil unmöglich wurde. Zufolge des Ausspruches der Jury sollte nun Drouet in Verwahrsam genommen werden. Aber er war nirgends zu finden und wird wohl schon auf einem Schiffe nach dem Festlande oder nach Nordamerika segeln.</p> <p>Das zur Aufsuchung des Sir <hi rendition="#g">John Franklin</hi> ausgesandte Schiff Herald ist unverrichteter Sache aus der Behringsstraße zurückgekehrt und am 29. Novbr. im Hafen von Mazatlan eingelaufen.</p> </div> </div> <div n="1"> <head>Amerika.</head> <div xml:id="ar206_043" type="jArticle"> <head><bibl><author>068</author></bibl> Liverpool, 22. Jan.</head> <p>Der Dämpfer „Europa“ ist heute hier eingetroffen. Er verließ <hi rendition="#g">New-York</hi> am 10. Januar und wurde höchstens Morgen hier erwartet. Seine erstaunliche Schnelligkeit hat allgemein überrascht.</p> <p>Im Kongreß viele Debatten über die Sklavenfrage, ohne daß es zu irgend einem entscheidenden Beschluß gekommen wäre. Der zwischen England und den Vereinigten Staaten abgeschlossene Postvertrag ist vom Kongreß genehmigt worden. Das Hauptthema bildet noch immer Kalifornien, nebst ihm liefern Vermuthungen über Taylor's wahrscheinliche Politik bezüglich der Zölle, Stoff für die öffentlichen Blätter. Daß er viele von Polk in dieser Hinsicht eingeführten Maaßregeln rückgängig machen wird, unterliegt keinem Zweifel.</p> <p>Was Kalifornien anlangt, so haben sich zu diesem Zweck in New-York auch deutsche Auswanderungs-Gesellschaften gebildet, darunter Eine, welche für die Reise zu Lande — über die Prairien und das Felsengebirge — Anstalten trifft.</p> <p>Die Reise um's Cap Horn dauert Vielen zu lange; die über Chagres ist kostspielig und hat, wegen der Reise über die Landenge von Panama, ihre besondern Schwierigkeiten.</p> <p>Die Reise über die Prairien, obgleich mit oft unglaublichen Schwierigkeiten verbunden, lockt doch durch ihre Abenteuerlichkeit nicht Wenige an. Als bester Weg dahin wird der über Fort Smith, das südliche Ufer des Canadian entlang nach La Joya am Rio Bravo del Norte, und die Ueberschreitung des letztern bei La Joya anempfohlen (mithin die Reise zwischen dem 34sten und 35sten Breitengrad). Ein höherer Offizier, der dieselbe Route mit seinem Auswandererzuge verfolgt hatte, empfiehlt dieselbe unbedingt, zumal sie im Vergleich mit der Route von Independence, Missouri, nach Santa Fé über 200 englische Meilen kürzer ist. Von Fort Smith bis La Joya rechnet man 630 Meilen. Von den vorhandenen Karten über diese Route ist die dem Berichte des Lieutenants Albert über eine Expedition nach den Sitzen der Comanches und dem obern Arkansas beigelegte die beste, da Albert, von den Felsengebirgen zurück, den Canadian entlang nach Fort Gibson am Arkansas ging, gleichwohl aber sich mehr auf dem nördlichen Ufer dieses Flusses hielt. Der bekannte Josiah Gregg, der Verfasser des werthvollen Werkes über die Handelszüge nach Santa Fé, kehrte im Jahre 1840 gleichfalls auf dem größeren Theile dieser Route zurück, die er auf der seinem Werke beigegebenen Karte, wenngleich oberflächlich, so doch ziemlich richtig verzeichnet hat.</p> <p>Aus Kalifornien gehen zahlreiche Klagen ein über Mangel an Lebensmitteln. Alles sammelt Gold und muß doch beinah' Hunger leiden. Es werden indeß bald eine Menge Schiffe mit Mundvorrath in San Francisco eintreffen.</p> <p>Die Nachrichten aus Mexiko lauten traurig; Räuberbanden durchziehen dieses Land nach allen Richtungen; sie bestehen meist aus entlassenen Soldaten, welche die Süßigkeit des Müssigganges zu lange gekostet haben, als daß sie jetzt daran denken sollten, sich durch eigene Arbeit zu ernähren. Es ist viel behaglicher,</p> <p> <ref type="link"> <hi rendition="#b">Hierzu eine Beilage.</hi> </ref> </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [1126/0004]
oder vielleicht just deswegen, in der Champagne radikal geschlagen ward von unsern republikanischen Kanonen und von der Ruhr. Sollte nicht heute ein Gleiches geschehen, zumal so manche andere Aehnlichkeiten dabei sich dem unbefangensten Auge darbieten? Wir französische Volksfreunde wissen wohl, daß unsre einheimischen Volksfeinde, die Aristokraten, Büreaukraten und Finanziers, die 274,000 Frankreich aussaugenden reichen mächtigen Herrn schamlos genug sind, auf potsdamer Hülfleistungen zu rechnen; die Schamlosen haben 1813 und 15 mit den Kosakenoffizieren getanzt und mit den rothröckigen Engländern Spazierritte gemacht, und auf den Vater des jetzigen Königs von Preußen Loblieder gesungen im Theater und auf den Boulevards. Eine Schloßdame in unsrer Provinz, deren Familiennamen wir aus Respekt heute noch verhehlen wollen, hat sogar vor 8 Tagen mehrmals gefragt: wann kommen denn die Kosaken uns von diesen Kanaillen von Republikanern zu befreien? Wir können dieses ruchlose Wort beschwören, viele Zeugen hörten es. Es beweist uns, daß diese Bande, bestehend aus Junkern, volksverdummenden Priestern und Goldmachern, seit 1815 nichts lernte, nichts vergaß. Es beweist, daß die Töchter dieser Bande noch heute kapabel sind, kosakisch zu walzen, und die Zierbengel dieser Bande kosakisch sich zu frisiren. Den reaktionären französischen Journalen, dem Kosakenbruder „Constitutionnell,“ dem Jellachichfreunde „Journal des Debats“ geben wir völlig Recht, wenn sie behaupten, die Demokraten erkennten die geographischen und ethnographischen und sprachlichen sogenannten Nationalgränzen alten Styls nicht an; bei Gott, uns stehen Wiens, Berlins Demokraten näher als die Guizotiner und Anhänger eines Adolph Thiers. Aber wir wollen hinzusetzen, daß diese trefflichen Herren Aristokraten uns längst das leuchtendste Exempel darin gaben, und nur die den Demokraten eigene Unbehülflichkeit, Zerstreutheit, Verkehrtheit und Albernheit hinderte uns bisher es zu verfolgen. Die Kaste, welche 1815 die Fonds um 3 Franken, auf die Nachricht der Waterlover Niederlage, an der pariser Börse in die Höhe jagte, ist wahrlich nichts anderes als die petersburger Kabinetspartei, als die Clique der Neupreußischen Zeitung, als die Bande vom Oesterreichischen Lloyd und der Wiener Zeitung; weiter rein gar nichts. Wir französische Demokraten erkennen demnach diese Franzosen unmöglich als Landsleute an.“
In Paris erschien die erste Nummer des „Republicain rouge“ von Gally und Danin, aus Geldmangel noch monatlich. „Wenn wir nicht die rothe Republik bekommen, so kommen die Kosaken zu uns, sagt es. Nur der Blinde, oder der im Trüben fischende kann noch leugnen, daß in Paris und im Ausland uns eine dritte Invasion durch die Barbarenhorden des Nikolaus und seiner östreichischen wie preußischen Vasallen zubereitet wird. Geht der Krieg noch nicht los, so liegt das lediglich an den feigsten, hündischsten Speichelleckereien unserer Regierung gegenüber den verschwornen Tyrannen des Auslands, oder gar an einer Art monströser Allianz zwischen unserer Regierung und jenen, deren Zweck natürlich nur wäre, den Geist der Revolution zu ertödten, ihn, der den gekrönten Häuptern nicht Ruhe noch Rast läßt. Uebrigens im Fall dieses Krieges ändert sich Alles; die Weißen wie die Rothen könnten alsdann verdammt leicht den Hieben der Knute und der Fuchtel ausgesetzt werden, sie thun also gut, in diesem Fall das Ruder in tapfere, kühne Hände zu verlegen. Ihr Bourgeois Frankreichs, ihr betet den Louis Philipp zurück, ihr träumt Tag und Nacht von einem recht glänzenden Throne, aber wisset, die Kroaten und Kosaken, wenn sie erst durch euer Zuthun in unser Vaterland eingefallen sind, werden weniger als die Februartriumphirer eure Schätze und Besitzthümer hochachten; desgleichen eure Familien. Nur durch uns, die echten, rothen Republikaner könnte ein Krieg zum Heil Frankreichs ausschlagen.“
Dies Blatt sagt ferner: „Endlich scheinen die Republikaner aufzuwachen; ein Komplott, welches einen zweiten 15. Mai machen und das Königthum herstellen sollte, ist im Gange, und so haben denn die Sektionen und Untersektionen sich wieder zusammen rufen lassen; in diesen Sektionen stehen 60,000 schlagfertige Republikaner und die sind wohl 240,000 werth.“ In der That kommen morgen die Chefs der provinzialen royalistischen Verschwörer (Henricinquisten und Orleanisten verschmolzen) nach Paris, um sich die Sachen anzusehen, und von dem Verein der Straße Duphot Instruktionen zu empfangen. Die Polizei ist in Kenntniß, steckt aber offenbar zum Theil unter derselben Decke. Die rothen Republikaner sollten mal probiren, sich in Paris zu versammeln, und bald würde die Polizei dreinwettern. Der Duphotsche Verein ist sehr vornehm, mit Frack und weißen Handschuhen; seltsam genug dem scharlachrothen Klublokal Valentino gegenüber, und dicht neben Robespierres Hause. Kommt es zum Klappen, so kann im Nu die socialdemokratische Guillotine aufgepflanzt werden. Der Zorn des geplünderten Volkes gegen seine reichen Plünderer ist im Steigen; die Hausherren z. B. pfänden jetzt mit zitternder Tollwuth die nicht zahlen könnenden Miether, und obschon sie meist, wie der Herr, der am letzten Donnerstag im Hotel Büllion (Lokal der Versteigerungen) statt 182 Fr. 70 Cent. baar einzulösen, 189 Fr. Versteigerungskosten zu zahlen hatte, nichts oder wenig herausschlagen, so wüthen sie doch gegen die Zahlungsunfähigen. Im legitimistischen Faubourg St. Germain läßt ein solches Subjekt, im Besitz von 100,000 Fr. Rente jährlich, sein schönes Haus schon zwei Jahre durch leer stehen, denn lieber sei ihm gar keiner als ein schlechter Zahler. Die Miethen sind fortwährend hoch; die Hausbesitzer müssen noch anders gedemüthigt werden, wenn sie die Preise erniedrigen sollen. Der allgemeine Bankerutt scheint freilich unverhütbarer als je.
Paris, 24. Januar. Als Lherminier gestern Mittag seinen Cursus über vergleichende Gesetzgebung nach langjähriger Pause wieder eröffnen wollte, begann eine widerspenstige Minorität (wie sich die Debats ausdrücken) zu zischen und zu pfeifen. Man schrie auch wohl: Nieder mit dem Jesuitengünstling! — Lherminier, Ruhe affektirend, wollte fortfahren. Aber da stimmten die hinteren erhöhten Bänke die Marseillaise an und der Tumult brach los. Vergebens trat der Republikaner und Universitätsadministrator Barthelemy in den Saal, und hielt, von heiliger Schaar umgeben, eine Rede zur Versöhnung. Es nützte dies nichts und Herr Lherminier mußte abtreten. Darauf wurde Alles wieder ruhig.
Dieser Krawall wäre also eine erste Folge des Fallour-Montalembertschen Reorganisations-Systems à la Thiers und Guizot!
— Die Collekten des „Oeuvre des heiligen Petrus“ (für den Pabst) fallen sehr mager aus, nur die hohe Clerisei steuert sehr fleißig.
— Unter dem Pariser Proletariat gehen jetzt Protestationen gegen den National-Pairshof in Bourges von Hand zu Hand und finden zahlreiche Unterschriften. Auch gegen Aufhebung der Nationalversammlung wird stark petitionirt. Welcher Umschwung seit dem 15. Mai!
— Seit der Februarrevolution wurde so manches große Etablissement nicht nur wegen der allgemeinen Handelsstockung seinem Ruine nahe geführt, sondern auch, weil die Arbeiter ihre Ansprüche erhöhten und die thätigsten Etablissements entvölkerten, sobald sie sich ihren Forderungen widersetzten. Die Aufmerksamkeit der Behörden richtet sich deshalb hauptsächlich auf die Entdeckung derjenigen Mittel, welche dazu gehören, um die arbeitsunlustigen Arbeiter zu ernähren. Es ist ihr gelungen, ihren in den meisten Fällen geheimen Assoziationen auf die Spur zu kommen, welche Beiträge in guten Zeiten für dergleichen Zwecke sammeln und sie dann bei allgemeinen Arbeitseinstellungen vertheilen. Es ist ferner entdeckt worden, daß die Arbeitseinstellungen nur dann eintreten, wenn sich die gehörigen Fonds in jenen Sinekurenkassen befinden. Dieser Fall war es auch bei den Lichtfabriken, die jetzt verödet sind, weil sich ihre Arbeiter gleich den Bäckergesellen in Grêve gelegt haben. Aber die Gerichtsbehörden haben beschlossen, diesem Unfug ein Ende zu machen und gestern die drei Chefs der Lichtfabrikgesellen, nebst allen Papieren, Büchern und einem bedeutenden Kassenbestande verhaften lassen. (Gazette des Tribuneaux vom 24.)
— Der National gibt eine gar erbauliche Szene zwischen Thiers und Cousin, die sich im Schoße der Fallour'schen Unterrichts-Commission zutrug, seinen Lesern zum Besten. Es handelte sich in der betreffenden Sitzung um Feststellung des Kostenpunkts des Volksunterrichts, der bisher in Frankreich so schmählich honorirt wurde, daß die meisten Schulmeister noch nebenbei die Dorfschneiderei oder Gemeindeschlächterei, wenn nicht noch Mühevolleres treiben mußten, um sich und die Ihrigen zu ernähren. Cousin beantragte Erhöhung aller Primar-Gehalte und Gratisertheilung des Unterrichts für die Kinder, Abschaffung der Privatschulpfennigs etc.
Thiers aber erklärte, daß Frankreich nicht so reich sei, um allem Volksgesindel freie Schulen zu gewähren … „Herr Thiers — unterbrach ihn Cousin — es dauert mich, Sie an etwas erinnern zu müssen; aber Sie scheinen vergessen zu haben, daß Sie auf Staatskosten erzogen wurden. Sie waren ein Freischüler (Vous avez été boursier). Ich bin dem Staate denselben Dank schuldig und werde dies nie vergessen. Wäre Frankreich nicht reich genug gewesen, die Kosten unserer Erziehung zu tragen, so wären weder Sie noch ich dorthin gekommen, wo wir eben stehn.“
Thiers antwortete keine Sylbe.
— Da weder Bonaparte noch seine Minister die Klubs gesetzlich schließen wollen, so nahm bisher die Polizei zu allerlei bewährten Privatpülverchen ihre Zuflucht; sie steckte sich hinter die Wirthe, die ihre Sääle schlossen, oder schickte Kravallisten und Quärulanten in die Sitzungssäle und wie sonst die Mittel heißen. Diese Verfolgungssucht veranlaßte die Arbeiter, sich unter Leitung des Dr. Bonnard einen großen Saal mit nöthigen Nebenzimmern selbst zu bauen. Derselbe liegt in der Rue Martel (Faubourg St. Denis) und wurde am Sonntage, dem Hinrichtungstage Ludwig XVI., eingeweiht. Es finden daselbst jeden Abend Sitzungen von verschiedenen Klubs statt, in denen Bonnard, Herve, Bernard etc. über Tagesereignisse und ökonomische Reformen, abwechselnd Vorträge halten. Seit gestern hat sich ein dritter Kreis gebildet, der daselbst ebenfalls seine Sitzungen halten wird, nämlich die Reunion des Montagnards will dort jeden Montag und Donnerstag Abend 8 Uhr öffentliche Diskussionen beginnen. Das ist der erste vernünftige Entschluß, den unsere schlaffe Bergpartei seit langer Zeit faßte.
— Der Moniteur bringt die näheren Beschlüsse rücksichtlich der großen Gewerbe-Ausstellung.
Es ist dies die 11. große Gewerbe-Ausstellung, welche Frankreich veranstaltet. Die erste geschah 1798; die zweite 1801; die dritte 1802; die vierte 1806; die fünfte 1819; die sechste 1823; die siebente 1827; die achte 1834; die neunte 1839 und die zehnte 1844. Auch diese Schöpfung ist revolutionären Ursprungs.
— Rücksichtlich der Rüstungen in Toulon schreibt der dortige meist gut unterrichtete Correspondent an die Pariser „Republique“ vom 23.:
„Es bestätigt sich immer mehr, daß es die Regierung niemals ernstlich auf eine Intervention zu Gunsten des Pabstes absah. Die Ausrüstung der sämmtlichen Dampfschiffe scheint lediglich zum Zweck zu haben, die Rekruten für die algierischen Regimenter nach Afrika und vice versa zu führen.“
— In Bourges werden bereits Anstalten getroffen, den für die Maigefangenen gestern dekretirten Nationalgerichtshof nebst seinen Opfern zu empfangen. Der Nationalgerichtshof tritt binnen 40 Tagen zusammen.
— Auf dem Börsenplatz bildeten sich seit gestern und heute während der Börsenzeit zahlreiche Arbeitergruppen. Auf einen Befehl des Präfekten sind diese Gruppen untersagt worden, und die Gardiens trieben heute dieselben auseinander. Es sind meist feiernde Handwerker und einflußreiche Klubbisten, wie sich der Millionär Galignani ausdrückt.
— Nationalversammlung. Sitzung vom 24. Januar. Anfang 2 Uhr. Präsident Marrast.
Larochejaquelin macht Ausstellungen gegen das Protokoll. Ebenso erläutert er das gestrige Votum rücksichtlich der in Betrachtziehung des Billaultschen Antrags, so wie des Antrags der Bergpartei, einem Ausschuß von 80 Gliedern den Büdgetentwurf vorzulegen.
Gent sagt, die Absicht unsers Antrags geht lediglich dahin, das Büdget vorher prüfen zu lassen.
Deslongrais scheint das nicht zu theilen. Es scheine vielmehr, als wollten die Antragsteller das Büdget selbst etabliren; sie fürchten, das Cabinet möchte der Nationalversammlung das Büdget entziehen.
Glais Bizoin ergänzt: Alles, was wir verlangen, besteht darin, das Büdget auf der Tagesordnung zu sehen. Hierin liegt unsere Ehre.
Nach Erledigung dieses Büdgetsstreits beginnt ein Petitionskrieg.
Bugeaud, der noch nicht den Mund öffnete, überreicht unter ungeheurem Gelächter des Berges eine mit 7500 Unterschriften bedeckte Petition der Charente Inférieure für die baldige Einberufung der Legislativversammlung.
Charencay, Glais-Bizoin und mehrere andere Repräsentanten überreichen ebenfalls Bittschriften bald für, bald gegen die Nationalversammlung. Jeder begleitet sie mit einer Rede, die bald Widerwillen, bald Beifall hervorruft.
Marrast: Nach dem Reglement müssen die Bittschriften ohne Commentar auf den Büreautisch gelegt werden. (Agitation.)
Clement Thomas unterstützt diese Erklärung. Aber in seiner üblich baroken und trotzigen Weise. Wollen sie Krieg haben, ruft er, wohlan, wir nehmen ihn an.
Berard: Das Petitionsrecht ist heilig. Hr. Thomas selbst profitirt in anderer Lage davon sehr ausgedehnt.
Mornay protestirt ziemlich schneidend gegen Marrast's Verwahrung. Die Petitionen seien nicht an ihn, sondern an die Versammlung gerichtet. Man dürfe sie also mit einigen Worten begleiten.
Lempereur gibt seine Demission.
Mehrere Städte und Departements erhalten hiernächst die Erlaubniß zu Uebersteurung Behufs Beschäftigung ihres Proletariats.
Fould legt seinen Bericht über Restitution der 45 Centimensteuer nieder.
Die Versammlung nimmt dagegen die Debatte über Bildung des neuen Staatsrathes (bei Artikel XI) wieder auf.
Artikel XI: „Vor definitiver Bildung des Staatsrathes in Gemäsheit des Art. 72 der Verfassung, bestimmt die Nationalversammlung in ihren Abtheilungen je 2 Commissare per Abtheilung, welche die Liste der Kandidaten vorschlagen. Diese Liste muß die vorgeschriebene Gliederzahl in alphabetischer Ordnung enthalten.“
Zwischen Brunet, Bauchart, Besnard, Tronchant entwickelt sich eine uninteressante Debatte, nach welcher der Artikel fast ebenso durchgeht.
Artikel XII.: „Die Wahl der Glieder kann nicht früher als drei Tage nach Veröffentlichung der Liste geschehen. In dieselbe können auch Kandidaten außerhalb obiger National-Versammlungs-Kommission aufgenommen werden.“
Ohne Debatte angenommen.
Artikel XIII.: „Die Hälfte der Kandidaten kann bei der ersten Bildung und spätern Ernennung zur Hälfte aus den Gliedern der National-Versammlung genommen werden
Geht auch nach einigen Charmaule'schen Nebenanträgen durch.
Artikel XIV.: „Stirbt oder dankt ein Glied ab, so hat die National-Versammlung binnen Monatsfrist die Vakanz zu ersetzen.“
Angenommen.
Titel 3. „Von den Beamten handelnd, welche dem Staatsrathe beigegeben sind,“ wird nun vorgenommen.
Artikel XV.: „Dem Staatsrath ist beizugeben: 1) Ein Generalkommissarius der Republik; 2) 24 Requètenmeister; 3) 24 Auditoren; 4) Ein Generalsekretair; 5) Ein Sekretair für die contentiösen Angelegenheiten.
Wird nach einigen Bemerkungen angenommen.
Die Artikel XVI., XVII., XVIII, XIX., XX. bis XXIX. handeln vom Amtsverhältniß des Generalkommissarius, der Maitres der Requètes und der Auditoren.
Bei Artikel XIX. wird jedoch die Debatte abgebrochen.
Die Sitzung soll um 6 Uhr geschlossen werden, da erhebt sich plötzlich ein Streit: ob die Bildung der 30ger Büdget-Commission morgen vor der Sitzung geschehen solle oder nicht?
Hierüber wird ein geheimes Skrutinium eröffnet, das den Schluß bis 7 Uhr hinzögert.
Großbritannien. 068 London, 24. Januar. Heute endlich ist die langdauernde Untersuchung über die in Tooting an der Cholera gestorbenen Armenkinder vor der Todtenschau-Juri beendigt worden. Nachdem schließlich Herr Wakley als Coroner in einer 2 1/2 stündigen Rede den ganzen Fall mit allen seinen Zeugen und Incidenzpunkten der Jury auseinandergesetzt hatte, zog sich letztere zurück. Etwa 1 Stunde darauf trat sie mit folgendem Verdict in den Gerichtssaal: „Wir, die Jury, erklären einstimmig: daß Barthol, Peter Drouet des Todschlags schuldig ist und wir bitten hinzufügen zu dürfen, daß die Armenaufseher der Holborn-Union (lauter Geldsäcke vom ächtesten Bourgeois-Kaliber!) bei ihrem Kontrakt mit Herrn Drouet, wie in ihren Besuchen seiner Anstalt, die unverantwortlichste Nachlässigkeit bewiesen haben, und wir bedauern, daß das Armengesetz zur Erreichung der beabsichtigten Zwecke ganz ungenügend ist und wir hoffen, daß die Zeit nicht mehr fern, wo die Nothwendigkeit solcher Anstalten, wie die Drouet'sche, gänzlich aufhören wird.“
Sie wird nur mit dem Sturz der Bourgeois-Herrschaft aufhören, bis dahin aber sich bald unter dieser, bald unter jener Form geltend zu machen wissen.
Daß die Jury, obgleich zum größten Theil selbst der Bourgeoisie angehörig, dennoch ein so scharfes Verdict fällt, darf nicht wundern. Die Zeugenbeweise waren zu schlagend; daß jene Armen-Kinder nur ein Opfer der Cholera geworden, weil Hr. Drouet, der sie als Mindestnehmender von dem betreffenden Armenbezirk gepachtet hatte, noch den möglichsten Profit herausschlagen wollte, und so die Kinder mit der schlechtesten und unzureichendsten Nahrung versah, sie in den Räumen aufeinanderstopfte, die mit der Krätze Behafteten neben noch relativ gesunden Kindern, und die von der Cholera Ergriffenen neben andern, die noch davon verschont waren, in Einem Bette und zwar zu 3-4, ja zu 5 zu schlafen zwang: das lag Alles so klar am Tage, daß ein anderes Urtheil unmöglich wurde. Zufolge des Ausspruches der Jury sollte nun Drouet in Verwahrsam genommen werden. Aber er war nirgends zu finden und wird wohl schon auf einem Schiffe nach dem Festlande oder nach Nordamerika segeln.
Das zur Aufsuchung des Sir John Franklin ausgesandte Schiff Herald ist unverrichteter Sache aus der Behringsstraße zurückgekehrt und am 29. Novbr. im Hafen von Mazatlan eingelaufen.
Amerika. 068 Liverpool, 22. Jan. Der Dämpfer „Europa“ ist heute hier eingetroffen. Er verließ New-York am 10. Januar und wurde höchstens Morgen hier erwartet. Seine erstaunliche Schnelligkeit hat allgemein überrascht.
Im Kongreß viele Debatten über die Sklavenfrage, ohne daß es zu irgend einem entscheidenden Beschluß gekommen wäre. Der zwischen England und den Vereinigten Staaten abgeschlossene Postvertrag ist vom Kongreß genehmigt worden. Das Hauptthema bildet noch immer Kalifornien, nebst ihm liefern Vermuthungen über Taylor's wahrscheinliche Politik bezüglich der Zölle, Stoff für die öffentlichen Blätter. Daß er viele von Polk in dieser Hinsicht eingeführten Maaßregeln rückgängig machen wird, unterliegt keinem Zweifel.
Was Kalifornien anlangt, so haben sich zu diesem Zweck in New-York auch deutsche Auswanderungs-Gesellschaften gebildet, darunter Eine, welche für die Reise zu Lande — über die Prairien und das Felsengebirge — Anstalten trifft.
Die Reise um's Cap Horn dauert Vielen zu lange; die über Chagres ist kostspielig und hat, wegen der Reise über die Landenge von Panama, ihre besondern Schwierigkeiten.
Die Reise über die Prairien, obgleich mit oft unglaublichen Schwierigkeiten verbunden, lockt doch durch ihre Abenteuerlichkeit nicht Wenige an. Als bester Weg dahin wird der über Fort Smith, das südliche Ufer des Canadian entlang nach La Joya am Rio Bravo del Norte, und die Ueberschreitung des letztern bei La Joya anempfohlen (mithin die Reise zwischen dem 34sten und 35sten Breitengrad). Ein höherer Offizier, der dieselbe Route mit seinem Auswandererzuge verfolgt hatte, empfiehlt dieselbe unbedingt, zumal sie im Vergleich mit der Route von Independence, Missouri, nach Santa Fé über 200 englische Meilen kürzer ist. Von Fort Smith bis La Joya rechnet man 630 Meilen. Von den vorhandenen Karten über diese Route ist die dem Berichte des Lieutenants Albert über eine Expedition nach den Sitzen der Comanches und dem obern Arkansas beigelegte die beste, da Albert, von den Felsengebirgen zurück, den Canadian entlang nach Fort Gibson am Arkansas ging, gleichwohl aber sich mehr auf dem nördlichen Ufer dieses Flusses hielt. Der bekannte Josiah Gregg, der Verfasser des werthvollen Werkes über die Handelszüge nach Santa Fé, kehrte im Jahre 1840 gleichfalls auf dem größeren Theile dieser Route zurück, die er auf der seinem Werke beigegebenen Karte, wenngleich oberflächlich, so doch ziemlich richtig verzeichnet hat.
Aus Kalifornien gehen zahlreiche Klagen ein über Mangel an Lebensmitteln. Alles sammelt Gold und muß doch beinah' Hunger leiden. Es werden indeß bald eine Menge Schiffe mit Mundvorrath in San Francisco eintreffen.
Die Nachrichten aus Mexiko lauten traurig; Räuberbanden durchziehen dieses Land nach allen Richtungen; sie bestehen meist aus entlassenen Soldaten, welche die Süßigkeit des Müssigganges zu lange gekostet haben, als daß sie jetzt daran denken sollten, sich durch eigene Arbeit zu ernähren. Es ist viel behaglicher,
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(2017-03-20T13:08:10Z)
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(2017-03-20T13:08:10Z)
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(2017-03-20T13:08:10Z)
Weitere Informationen:Die angegebenen Seitenzahlen beziehen sich auf die Ausgabe: Neue Rheinische Zeitung. Organ der Demokratie. Bd. 2 (Nummer 184 bis Nummer 301) Köln, 1. Januar 1849 bis 19. Mai 1849. Glashütten im Taunus, Verlag Detlev Auvermann KG 1973.
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