Neue Rheinische Zeitung. Nr. 209. Köln, 31. Januar 1849.Geiste des Untersuchungsrichters zu motiviren, fordere aber zum allermindesten, daß mir in dem baldigen schriftlichen Bescheide auf diese Eingabe der undurchdringliche Schleier gelüftet wird, der zwischen meinem Verstande und den Untersuchungsmaßregeln liegt. Ich verlange schleunigen Bescheid, bereits seit 7 Wochen im Zuchthause, habe ich seit mehr als 6 Wochen auch kein Lebenszeichen der hiesigen Behörden gesehen. Mit außerordentlicher Hochachtung Dr. Graumann. Münster, den 29. Januar 1849. An das O.-L.-G. zu Münster. X Berlin, 27. Januar. Das "Neue Preußische Sonntagsblatt" -- eine Beilage zur "Galgenzeitung" setzt den geliebten Unterthanen auseinander, welch tiefer Seelenschmerz die gottbegnadeten Gemüther drückt über die Verhältnisse im Kanton Neuenburg. "Ich habe euch," heißt es, "schon viel erzählt von dem Ländchen Neuenburg oder Neufchatel, was in der Schweiz liegt und eigentlich unserm Könige gehört und von dem guten preußischen Sinne, der dort herrscht! Jetzt nun sind die wackern Preußen dort unter Knechtschaft der Republikaner und reden nur, daß wir bald kommen sollen und sie befreien, -- was wir auch bei nächster Gelegenheit thun werden." (Nämlich wenn Neufchatel in Nowawes oder etwa bei Salzwedel läge! Bei der "nächsten Gelegenheit" dürften die Herren von der "Galgenzeitung" sammt ihren Patronen viel eiligere Dinge zu thun haben, als Neufchatel wieder zu erobern; -- denn "Halssachen" gehen vor, wie das Sprichwort sagt!) Den im Königreich Sachsen gewählten Deputirten widmet das kreuzritterliche Sonntagsblättchen folgende Stelle: "Im Königreich Sachsen haben die neuen Kammern, in denen lauter Demokraten sitzen, gleich festgestellt, sie wollten ihrem Könige keine Adresse schicken, das heißt: sie wollten ihm auf seine Thronrede, auf den Königlichen Bewillkommnungsgruß, gar nicht antworten. Die sächsischen Herren Demokraten fangen wahrhaftig schöne an! Also nicht einmal antworten wollen sie ihrem Könige auf seinen Gruß! und sonst sagte man immer, die Sachsen wären die höflichsten Leute in Deutschland. Na, das wird gut werden! Wenn der sächsische Herr König nur nicht lange fackelte, sondern die zarten Kerle fortjagte bei erster Gelegenheit! In Baiern sind die neuen Kammern auch zusammengetreten, aber da sind sie viel besser als in Sachsen." Ueber den Ausfall der Wahlen wird den Lesern erzählt, daß die Demokraten allerdings theilweise gesiegt hätten, "nämlich in allen großen Städten." Weshalb in diesen? Weil's "in ihnen viel Gesindel giebt und allerlei nichtsnutziges Volk (die Geheimräthe, Kommerzienräthe, Kammerherren, und die ganze Schaar der auf Kosten des Volkes gefütterten und schwelgenden Müßiggänger und Staaten-Drohnen) darin wohnt, wo der Branntwein regiert und Fluchen und Schwören an der Tagesordnung sind, da haben sie viele Leute ihres Gelichters zu Wahlmännern gemacht u. s. w." X Berlin, 28. Jan. Ueber die gestern von uns berichtete Absicht der Regierung, die Kammern in Brandenburg zusammentreten zu lassen, wird uns heute noch folgende Mittheilung gemacht: Wie gewöhnlich, hat die Regierung noch keinen festen Entschluß gefaßt, sondern bereitet sich nur darauf vor, je nachdem die Wahlen für oder gegen sie ausfallen, die Kammern hier oder in Brandenburg einzuberufen. Die Bauten werden hier zwar fort betrieben, aber mit verringerter Arbeitskraft. Andererseits wird in Brandenburg an einer Vervollständigung der dortigen Einrichtung gearbeitet. Der Umstand übrigens, daß es in Brandenburg nur einen Sitzungssaal gibt, ist übrigens ein neuer Beweis für die Richtigkeit unserer Mittheilung über den Zusammentritt beider Kammern zur Berathung der Verfassung in gemeinschaftlichen Sitzungen. -- Unter dem zeitweiligen Präsidium des Geheim-Sekretärs im Kriegsministerium, Habel, ist hier die Bildung eines Vereins begonnen worden, welcher den Namen "Bund der Royalisten" führen wird und dessen Programm wir nachstehend als ein politisches Curiosum und zur Erheiterung unserer Leser mittheilen: "Der Verein wird es sich zur heiligsten Pflicht machen, Allem, was Sr. Majestät dem Könige und dem glorreichen Herrscherhause Hohenzollern zuwiderläuft, kräftigst mit allen ihm zu Gebote stehenden Mitteln entgegenzuwirken. Ebenso entschieden kräftig soll der Umsturz-Partei -- welche, wie man bei der Wahlangelegenheit gesehen hat, allerwärts so äußerst thätig gewesen -- nach allen Seiten hin entgegengearbeitet werden. Es soll der Stern, welcher diesen Bund leiten wird, von Grund aus konstitutionell sein (welcher Styl!). Endlich soll der Reaktion ein eben solcher Damm, als der Umsturz-Partei, entgegengesetzt werden. Die junge Freiheit soll auf gesetzlichem Boden bestens gepflegt werden. -- "Auch die sociale Frage will dieser Bund in seinen Wirkungskreis ziehen, und sollen weitere Besprechungen hierüber der ersten Generalversammlung vorbehalten bleiben. Der Bund hat übrigens nicht allein "sehr achtbare Mitglieder", (will wohl heißen lauter hohe Bureaukraten und Aristokraten) und "die nöthigen Fonds", sondern er ist sogar schon so glücklich, "leicht ausfuhrbare, schöne und gediegene Projekte" zur Lösung der socialen Frage in der Tasche zu haben, die ihm von einem berühmten Prediger eingesandt worden." Offen gestanden, wir wären neugierig, Pröbchen von der Thätigkeit dieses Bundes zu erhalten, um zu sehen, wie sein Wahlspruch: "Der König gerettet, Alles gerettet" sich ausnehmen würde. -- Auch der Ex-Abgeordnete, Professor Nees v. Esenbeck, der wegen Kränklichkeit -- er ist ein hochbejahrter Mann -- bislang hier zurückgeblieben war und sich in seinem leidenden Gesundheitszustande auch fast gar nicht um Politik kümmern konnte, ist, vom Hrn. Hinkeldey (Polizeipräsident) auf Veranlassung Wrangel's angewiesen worden: Berlin binnen 24 Stunden zu verlassen. Er hat zwar bei dem Polizeipräsidium Vorstellungen gemacht und nachgewiesen, daß er nur mit Gefahr seiner Gesundheit diesem Akt der Willkühr sich fügen könne. Doch das wird ihm wenig helfen. Er hat in der Nationalversammlung auf der äußersten Linken gesessen und gestimmt und ein solches Verbrechen muß im christlich-germanischen Staate unnachsichtlich geahndet werden! -- Hr. Wrangel ist so gnädig, in einem Schreiben an Buchhändler Lassar zu erklären: daß "voraussichtlich in den durch den angeordneten Belagerungszustand herbeigeführten beschränkenden Verhältnissen der freien Presse bald eine wesentliche Erleichterung zu erwarten steht." So gegeben zu Berlin im ersten Jahre des neuerwachten christlich-germanischen Heils. -- Der "Pr. St. Anz." bestätigt heute, daß der Justiz-Minister die Entlassung Temme's aus der Untersuchungshaft verfügt hat. O Gottesgnadenthum! mit deinen Aktien muß es schlimm stehen, wenn du auch nur eine einzige deiner scheußlichen Gewaltthaten rückgängig zu machen veranlaßt bist! 24 Breslau, 27. Jan. Der seit gestern hier zusammengetretene Kongreß sämmtlicher Rustikalvereine hat heute in Betreff der Wahlen beschlossen: "In Erwägung, daß die Interessen des ganzen Volkes, also auch des Rustikalstandes, nur von Männern der volksthümlichen Partei in genügender Weise vertreten werden, zu Gunsten der Kandidaten der volksthümlichen Partei für die 1. und 2. Kammer in der ganzen Provinz seinen Einfluß aufzubieten und dazu alle ihm zu Gebote stehenden gesetzlichen Mittel anzuwenden." In der heutigen Kongreßsitzung wurde auch zur Widerlegung der von der reaktionären Partei gegen den früheren Präsidenten des Centralausschusses, Hrn. Schlinke, verbreiteten Verläumdungen die Erklärung ausgesprochen, daß sich die Rechnungen des Rustikalvereins, wie eine sorgfältige Revision ergeben, in der besten Ordnung befinden. Schlinke hat sich bekanntlich den Verfolgungen der Regierung durch eine Reise nach Frankreich entzogen. Blätter, wie die "Galgenzeitung" und ähnliches Gelichter hatten auf Veruntreuungen der Vereinsgelder hingewiesen. Wer Schlinke kennt, wußte, daß dergleichen Anspielungen schaamlose Lügen seien. Der Kongreß hat es aber für seine Pflicht gehalten, das Resultat der Rechnungs- und Kassenprüfung der Oeffentlichkeit zu übergeben, damit das Publikum wiederum ein Pröbchen von dem Charakter der "gottbegnadeten" Blätter vor Augen bekomme. * Breslau, 27. Jan. Ein Brief von der östreichisch-schlesischen Grenze, der an ein hiesiges Handlungshaus adressirt war, enthält die Mittheilung: ein von Lemberg nach Olmütz gesendeter Courier berichtet, daß Bem gegen Lemberg in Anmarsch sei. Andrerseits wird aus Wien die Nachricht verbreitet, Bem's in Siebenbürgen stehendes Corps sei von den k. k. Truppen auf allen Seiten eingeschlossen. Von der österreichischen Gränze, 25. Jan. Es sind angeblich telegraphische Mittheilungen in Olmütz eingelaufen, wonach die Piemontesen die österreichische Gränze in Italien bereits überschritten und im Anmarsche gegen Mailand begriffen sind. (??) An ihrer Spitze befindet sich General Chrzanowski. -- Die Prorogation des Reichstags zu Kremsier ist jetzt vollkommen gewiß. Doch drängen sowohl Linke, Rechte als Centrum zur Berufung des bevorstehenden Gesammtreichstags nach Wien. Für Preßburg, womit man es versuchen wollte, ergibt sich durchaus keine günstige Stimmung. 099 Wien, 26. Jan. Die Dreifaltigkeit in Bekanntmachung der standrechtlichen Verurtheilungen dauert fort. Die amtliche "Wiener Zeitg." bringt heute die Verurtheilungen von J. Hauk (5jährige Schanzarbeit in Eisen), von Kerschdorfer, Korporal der Grenadierdivision im Regiment Großherz. von Baden und von H. Monoschek, Gemeiner in der Grenadierdivision Ritter v. Heß. Beide letztere sind, weil sie im Oktober "zur Partei des Volkes übergetreten" (wörtlich) zum Tode durch den Strang, darauf aber zu "Pulver und Blei" begnadigt worden. Beide wurden gestern erschossen. Außer diesen gab es gestern noch eine Menge anderer Verurtheilungen gegen Personen aus den untern Volksklassen zu Kerker und Schanzarbeit. Ein Mann bekam gestern, weil er gegen hohe Personen und auch gegen den Standrechtskaiser unehrerbietige Ausdrücke gebraucht, 2jährige Schanzarbeit in Eisen zudiktirt. An der Börse herrscht große Flauheit und Mißstimmung. Die Geldsäcke fürchten das italienische Frühjahr! Nugent's Armeekorps, das 35,000 M. stark ist, hat dieser Tage den Befehl zum Abmarsch nach Italien erhalten. Der Gouverneur von Gallizien, Ritter von Zalewski, ist dem Ministerium des Innern als Sektionschef zugewiesen und Graf Goluchowski an seine Stelle ernannt worden. Nachfolgendes Dokument, im "Kapitelboten" veröffentlicht, ward den Seelsorgern in Oberöstreich zugestellt, kurz bevor eine Eingabe der östreich. Bischöfe an das Ministerium (gegen mehrere Paragraphen der Grundrechte gerichtet) erschienen, steht also damit im engsten Verbande. "Unserm hochwürdigsten Hrn. Bischofe wurde neuerlichst aus Wien von höchst achtbarer und zuverläßiger Hand folgende Zuschrift zu Theil. "Einem freundlichen Schreiben des Hrn. Ministerpräsidenten Fürsten Schwarzenberg aus Olmütz zufolge, erkläre sich das hohe Ministerium, daß es Vorstellungen der kirchlichen Oberhirten gegen die Grundrechte als einen Beweis ihrer Berufstreue ansehen wolle, und auch nicht unterlassen werde, solche zu unterstützen." Unser hochwürdigster Hr. Ordinarius glaubt eine so trostbringende Nachricht auch seinem geliebten Diöcesanklerus nicht vorenthalten zu dürfen. 61 Wien, 26. Jan. "Metternich in Paris!" Diese Nachricht setzt hier jeden denkenden Freund der Freiheit in Erstaunen und Kummer. Wissen Sie, was das bedeutet, Metternich in Paris? Das bedeutet mehr denn Metternich in Wien, Metternich in Berlin, Metternich in Petersburg, Metternich allüberall -- nur nicht in Paris. Die ganze europäische Reaktion wird sich wiederum in der Person und in dem System Metternichs konzentriren, und einen Zustand schaffen, welcher den vormärzlichen weit hinter sich zurückläßt. Im Jahre 1815 drehte sich die fürstliche Welt Europa's um Metternich, wie um ihren Centralpunkt. Metternich verstand es, die finstern Planeten um sich und Oestreich wandeln, sie auf alle eigene Dynastenpolitik verzichten zu machen, indem er ihnen unaufhörlich die Demokratie als ein Gespenst vorhielt, welches sie alle, wenn sie sich aus der Sphäre des "Meister-Satan" zu entfernen wagten, zu verschlingen drohe. Die Fürsten gehorchten, namentlich die deutschen. Erzherzogthum und Kaiserthum Oesterreich waren bald mit einem Kordon von Ländern umgeben, die so verwaltet wurden, wie Metternich es befahl, damit das Eindringen der Grundsätze von 1789 in Oestreich zur Unmöglichkeit werde, und die neu geschaffene dynastische Nationalität Oesterreichs, die "östreichische Nationalität" durch das Aufgeben jeder anderen im Zwang der Verhältnisse gedeihe. Was den Habsburgern in früherer Zeit mißlungen, das wollte Metternich erreichen, -- Europa sollte Oesterreich werden, damit Oesterreich Europa sei. "Oesterreich ist eine pure Schöpfung des Absolutismus und muß beim ersten Freiheitslallen seiner 4 großen Nationen von einander fallen, es muß daher den Absolutismus als oberstes Staatsprinzip haben. Damit aber in Oesterreich der Absolutismus unangefochten bleibe, die neugeschaffene Gesammtmonarchie für ein anderes Jahrtausend Wurzel schlage, darf auch nirgend in Europa ein Staat bestehen, dessen Regierungsprinzip im entferntesten an die Grundsätze von 1789 erinnert." -- So ungefähr lautet Metternich's großer Plan von 1815, den er bis zum März unermüdlich aus seinem Reich der Mitte und aus seinem Peckings-Wien zu verwirklichen suchte. Alle Personen und alle Theorien mußten verschwinden, die diesem Systeme entgegentraten. Metternich rüttelte darum schon an der oktroyirten Verfassung Ludwig XVIII., bis er sie mit seiner Kreatur Karl X. stürzen konnte; er ließ Alexander von Rußland und den unlenksamen Konstantin beseitigen, um seine Kreatur Nikolaus auf den Thron zu bringen. Metternich arbeitete am Sturze Ludwig Philipp's, um in Frankreich Legitimität und Absolutismus herzustellen; er ließ den Herzog von Reichsstadt vergiften, damit Frankreich, wenn ihm die Beseitigung des illegitimen Ludwig Philipp's gelang, ein Napoleon II. nicht zu einer neuen Illegitimität greife. Metternich nahm endlich Preußen, das, auf dem Wege des Fortschritts beharrend, am störendsten wider sein System hätte auftreten können, unter seine ganz absonderliche Vorsorge. Friedrich Wilhelm III. war bald nur noch König "von Metternich's Gnaden". Metternich verschaffte dem Kronprinzen, dessen "eigene Gelüste" er fürchtete, eine im baierisch-österreichischen Jesuitismus erzogene Frau, die auch den furor protestanticus des Vaters zu dämpfen die Aufgabe erhielt und glücklich löste. Metternich hatte Friedrich Wilhelm III. das berüchtigte Testament machen lassen, worin es heißt: "Fritz, Fritz, halte Dich an Oesterreich!" So hatte Metternich in Preußen den Fortschritt, Friedrich II. und per mulierem auch die Reformation paralysirt. Aber Fritz gehorchte nicht so blind, und rief einen "vereinigten Landtag" nach Berlin. Metternich verbündete sich scheinbar mit dem illegitimen Ludwig Philipp, dem das linke Rheinufer wohl gefallen mochte, und der berliner Landtag verschwand. Fritz war entrüstet, aber auch Sardinien und Baiern waren entrüstet. Die Fürsten empörten sich diplomatisch wider Metternich; mit ihnen die Völker u[unleserliches Material] diplomatisch. Metternichs Sturz war für Beide ein erleichterndes Athmen. Doch Metternich, der nach 1830 nicht verzweifelte, verzweifelte auch jetzt keineswegs. Er floh nach London, um von dort aus Europa wieder in das verlassene Geleise zu schieben. Englands Aristokratie und Bourgeoisie bewunderten den Satan-Meister. Metternich sah, daß mit der europäischen Bourgeoisie alles zu erreichen war; er beschloß, sein System, statt allein mit den Fürsten, jetzt mit Hilfe dieser Bourgeoisie zu realisiren, ohne seinem Prinzip das Mindeste zu vergeben. Wie 1815 die Fürsten, so müssen daher jetzt Fürsten und Bourgeoisie nebst ihren Schweifen mit dem Popanz "Demokratie" zu einem Schlachtheer vereinigt werden, dessen Feldmarschall abermals Metternich ist und wird. "Metternich ist in Paris," heißt also soviel, als, Metternich steht wiederum an der Spitze der europäischen Dynastien und Bourgeoisien; Metternich hat mehr erreicht und wird mehr erreichen, als vor dem 24. Februar; denn Ludwig Philipp ist beseitigt, die Legitimität ist keine zu vergiftende Schwierigkeit mehr. Der französische Februar und der deutsche März lösen sich auf in einen Sieg des östreichischen Staatskanzlers Metternich, wofern die Völker Europa's nicht bald die Gefahr erkennen, und dem Idiotismus entsagen. Schütteln sie nicht rasch ihre blödsinnige Unthätigkeit ab, so könnte es auch für sie ein "trop tard" geben. Als Metternich stürzte, erhoben alle Dynastien, selbst die Habsburger, ein Jubelgeschrei, denn sie alle waren zu gehorchenden Werkzeugen des Einen geworden, und hatten schweres Alpdrücken gefühlt. Auch Pfaffen und Aristokraten stimmten in den Jubel ein. Jetzt ist die Reue da, man erkennt den "Satan-Meister" von neuem an und die von Todesangst heimgesuchte Bourgeoisie Europas liegt schon flehend zu seinem und seines Systemes Füßen. Sie werden von der Unterdrückung der "Ost-Deutschen-Post" gelesen und sich darüber gewundert haben, weil Kuranda einer der zahmsten Leutchen ist, den die Bourgeoisie aufzuweisen hat. Jetzt ist er ein Freiheitsmärtyrer und "groußer Mann", den die deutschen Idioten und Schuselka-Genies bewundern. Die Sache verhält sich einfach so. Kuranda hat früher gegrenzbotet und die östreichischen Zustände während eines Jahrs unter der stehenden Rubrik: "Metternich und Sedlnitzky befinden sich noch immer an der Spitze des östreich. Staats" resumirt. Metternich erwies ihm darauf die Ehre, es ihm übel zu nehmen, und da er Persönlichkeiten nicht vergißt, und sich aller Feinde erinnert, so hat er, weil er sich auf dem Heimwege befindet, seinen Mandatar Stadion angewiesen, den Kuranda trotz seiner überaus großen Bourgeoiszahmheit vorläufig mit der Unterdrückung seines harmlosen Blättchens heimzusuchen. Es gibt demokratische Deutsche, welche einen mit dem unvermeidlichen Germanenblick der Bornirtheit anstieren, wenn man also Metternichianisch mit ihnen diskutirt. Sie halten einen für einen Blödsinnigen, wenn man ihnen sagt, die Person Metternich und der Geist Metternich sind noch immer da, um der europäischen Völker- und Individuen-Dummheit von neuem und zwar noch ärger als früher, über den Kopf zu wachsen. Zu ihrer Belehrung noch folgendes: "Jellachich ist unpäßlich!" berichten hiesige Blätter. Was heißt das? Es heißt, Jellachich wird balb sterben. Jellachich ist, wenn auch nur ein kroatischer, Demokrat. Olmütz hat seine und seines Volkes nationale Banditen-Bornirtheit benutzt, obwohl es vor der Abgötterei Jellachich erschrack. "Wir kennen nur einen Gott, einen Kaiser und Jellachich, beider Stellvertreter!" heißt das Losungswort der Kroaten, Serben, Illyrier u. s. w., überhaupt aller südungarischen Völker. Das klang nützlich wider die Magyaren und Deutsche, aber es klingt auch gefährlich für die Gesammtmonarchie. Man suchte daher, um den Jellachismus der Südslaven zu zerstückeln, in eben der Weise neue Jellachich's zu produziren, wie man aus gleichen Zwecken in ganz Ungarn und Galizien immerfort neue Nationen heraufbeschwor. Auf diese Weise tauchten in Südungarn eine Menge von k. k. Parvenü's auf, wie Stratimirowicz, Ragazicz, Suplikaz u. s. w. Sie alle sollten den Abgott Jellachich vervielgöttern helfen. Es gelang. Jellachich hatte die Dummheit, sich mit seiner demokratischen Macht vor einem Windischgrätz zu beugen, seine antimagyarischen Wuth trägt die Schuld dieser Dummheit. Er hatte sodann die Unbesonnenheit, vor Windischgrätz den Säbel zu ziehen, und ihm vor versammeltem Generalstab in Schönbrunn zu erklären: "Ich diene dem Kaiser und der Monarchie, aber bei diesem Schwerte sollte es euch gereuen, wenn ich damit der Reaktion gedient hätte!" -- Jellachichs Erwachen kam zu spät. Man schickte Kulmer nach Kroatien und entsetzte Jellachich, wenn auch nicht im Titel, doch der Sache nach seiner Ba[unleserliches Material]uswürde. Windischgrätz hat ihn und seine Kroaten seither überall am meisten exponirt, und dafür gesorgt, daß 2/3 der Kroaten bereits zusammengehauen sind. Das endliche Schicksal Jellachichs kann kein anderes sein, denn die schwarzen Gesellen Metternichs stehen auch im Hauptquartier des Windischgrätz und lassen selbst den neuen Herzog von Friedland ebensowenig außer Augen, wie den Herzog von Custozza. X Frankfurt, 27. Jan. Von dem königl. preuß. Stadtgericht zu Rosenberg (Schlesien) ist beantragt worden, die Nationalversammlung möge, zur Einleitung einer Kriminaluntersuchung wegen Hochverraths gegen den Abgeordneten Herrn Minkus, ihre Zustimmung ertheilen. Als Beweise gegen den Abgeordneten hat genanntes Stadtgericht 4 Briefe des Abgeordneten Minkus hieher gesandt. Zwei davon sind nur abschriftlich, die andern beiden im Original vorhanden. Aus den letzten beiden hat der wegen des Antrags niedergesetzte Ausschuß mehrere Stellen in seinen Bericht aufgenommen, die interessant genug sind, um einer weitern Oeffentlichkeit übergeben zu werden. Es sind folgende: (Aus dem Brief vom 16. Juni 1848.) " -- -- sie haben in der Zeittung gelesen das es hier im der Pauls Kirche eine linke und eine recht Giebt, die rechte will Monarchie und die Linke wünscht republick unter welche ich auch gehöre den das sind Volks Männer, wir sind in 15 Abtheilungen eingetheilt, da kommen diese zusammen, ihr Vorsteher wird President in der Sitzung genannt, da wird berathen und dem Herrn beauftragt der spricht, wir haben in unser Abtheilung dichtige Männer, sind sie so gut und erklären sie das dem Volke, den hier soll sehr viel vor das Volk gethan werden, wir wollen das der Landtag in Berlin aufgehoben werden soll, geschieht das so werde ich hier auftreten und werde hier unsre gerechts same wahrnehmen, seid vergnügt den es wird beßer aber alle großen kommen fort, mein Bruder hat mir geschrieben das euch der Herr von Blacha nichts geben will, macht es so wie die leute hier laßt sensen machen den Man hat aufgebracht das uns Rusland Krieg erklärt hat, fürchtet euch nicht, laßt euch nur Waffen machen den wir kommen mit die Franzosen, den die fürsten wollen von Rußland gerettet werden aber es ist alle, die großen sind fort, hier heißt es bei uns der gewesen, König von Preussen ein freies Deutschland, nur fürchtet euch nicht, hüttet wo ihr wolt, der Adel ist ein Dreck die müßen alle unter die Banck, das kan man ihn sagen, ich übersende ihnen etwas davon, nur heben sie mir die Papiere alle gut auf. -- -- -- -- hier sind 4 Bischöffe und viele Geistlichen, aber die leute sizen da und sprechen nichts, mag doch das Marienfelder Volk an den Fürst Bischoff Schreiben warum er nicht spricht, kommt nicht einmal in die Abtheilung und Sizung soll Volksvertreter sein Schön meine Herren macht dichtige Koncepte, und wen ich Schreibe, da muß ihr alle, die beiden Kreise die ich vertrete nehmlich die Dem[o]kraten und nicht die Arestokraten alle schnel an mich schreiben, nur tretet auf und fürchtet euch nicht, die Tage wollen sie hier die Fürsten weg jagen, ich übersende ihnen auch etwas von der linken seite, was wir im Sinne haben, wir haben aber noch nicht die Majorität erlangt, es fehlen uns noch 75 Selen oder Stimmen, und wen wir nur erst Geiste des Untersuchungsrichters zu motiviren, fordere aber zum allermindesten, daß mir in dem baldigen schriftlichen Bescheide auf diese Eingabe der undurchdringliche Schleier gelüftet wird, der zwischen meinem Verstande und den Untersuchungsmaßregeln liegt. Ich verlange schleunigen Bescheid, bereits seit 7 Wochen im Zuchthause, habe ich seit mehr als 6 Wochen auch kein Lebenszeichen der hiesigen Behörden gesehen. Mit außerordentlicher Hochachtung Dr. Graumann. Münster, den 29. Januar 1849. An das O.-L.-G. zu Münster. X Berlin, 27. Januar. Das „Neue Preußische Sonntagsblatt“ — eine Beilage zur „Galgenzeitung“ setzt den geliebten Unterthanen auseinander, welch tiefer Seelenschmerz die gottbegnadeten Gemüther drückt über die Verhältnisse im Kanton Neuenburg. „Ich habe euch,“ heißt es, „schon viel erzählt von dem Ländchen Neuenburg oder Neufchatel, was in der Schweiz liegt und eigentlich unserm Könige gehört und von dem guten preußischen Sinne, der dort herrscht! Jetzt nun sind die wackern Preußen dort unter Knechtschaft der Republikaner und reden nur, daß wir bald kommen sollen und sie befreien, — was wir auch bei nächster Gelegenheit thun werden.“ (Nämlich wenn Neufchatel in Nowawes oder etwa bei Salzwedel läge! Bei der „nächsten Gelegenheit“ dürften die Herren von der „Galgenzeitung“ sammt ihren Patronen viel eiligere Dinge zu thun haben, als Neufchatel wieder zu erobern; — denn „Halssachen“ gehen vor, wie das Sprichwort sagt!) Den im Königreich Sachsen gewählten Deputirten widmet das kreuzritterliche Sonntagsblättchen folgende Stelle: „Im Königreich Sachsen haben die neuen Kammern, in denen lauter Demokraten sitzen, gleich festgestellt, sie wollten ihrem Könige keine Adresse schicken, das heißt: sie wollten ihm auf seine Thronrede, auf den Königlichen Bewillkommnungsgruß, gar nicht antworten. Die sächsischen Herren Demokraten fangen wahrhaftig schöne an! Also nicht einmal antworten wollen sie ihrem Könige auf seinen Gruß! und sonst sagte man immer, die Sachsen wären die höflichsten Leute in Deutschland. Na, das wird gut werden! Wenn der sächsische Herr König nur nicht lange fackelte, sondern die zarten Kerle fortjagte bei erster Gelegenheit! In Baiern sind die neuen Kammern auch zusammengetreten, aber da sind sie viel besser als in Sachsen.“ Ueber den Ausfall der Wahlen wird den Lesern erzählt, daß die Demokraten allerdings theilweise gesiegt hätten, „nämlich in allen großen Städten.“ Weshalb in diesen? Weil's „in ihnen viel Gesindel giebt und allerlei nichtsnutziges Volk (die Geheimräthe, Kommerzienräthe, Kammerherren, und die ganze Schaar der auf Kosten des Volkes gefütterten und schwelgenden Müßiggänger und Staaten-Drohnen) darin wohnt, wo der Branntwein regiert und Fluchen und Schwören an der Tagesordnung sind, da haben sie viele Leute ihres Gelichters zu Wahlmännern gemacht u. s. w.“ X Berlin, 28. Jan. Ueber die gestern von uns berichtete Absicht der Regierung, die Kammern in Brandenburg zusammentreten zu lassen, wird uns heute noch folgende Mittheilung gemacht: Wie gewöhnlich, hat die Regierung noch keinen festen Entschluß gefaßt, sondern bereitet sich nur darauf vor, je nachdem die Wahlen für oder gegen sie ausfallen, die Kammern hier oder in Brandenburg einzuberufen. Die Bauten werden hier zwar fort betrieben, aber mit verringerter Arbeitskraft. Andererseits wird in Brandenburg an einer Vervollständigung der dortigen Einrichtung gearbeitet. Der Umstand übrigens, daß es in Brandenburg nur einen Sitzungssaal gibt, ist übrigens ein neuer Beweis für die Richtigkeit unserer Mittheilung über den Zusammentritt beider Kammern zur Berathung der Verfassung in gemeinschaftlichen Sitzungen. — Unter dem zeitweiligen Präsidium des Geheim-Sekretärs im Kriegsministerium, Habel, ist hier die Bildung eines Vereins begonnen worden, welcher den Namen „Bund der Royalisten“ führen wird und dessen Programm wir nachstehend als ein politisches Curiosum und zur Erheiterung unserer Leser mittheilen: „Der Verein wird es sich zur heiligsten Pflicht machen, Allem, was Sr. Majestät dem Könige und dem glorreichen Herrscherhause Hohenzollern zuwiderläuft, kräftigst mit allen ihm zu Gebote stehenden Mitteln entgegenzuwirken. Ebenso entschieden kräftig soll der Umsturz-Partei — welche, wie man bei der Wahlangelegenheit gesehen hat, allerwärts so äußerst thätig gewesen — nach allen Seiten hin entgegengearbeitet werden. Es soll der Stern, welcher diesen Bund leiten wird, von Grund aus konstitutionell sein (welcher Styl!). Endlich soll der Reaktion ein eben solcher Damm, als der Umsturz-Partei, entgegengesetzt werden. Die junge Freiheit soll auf gesetzlichem Boden bestens gepflegt werden. — „Auch die sociale Frage will dieser Bund in seinen Wirkungskreis ziehen, und sollen weitere Besprechungen hierüber der ersten Generalversammlung vorbehalten bleiben. Der Bund hat übrigens nicht allein „sehr achtbare Mitglieder“, (will wohl heißen lauter hohe Bureaukraten und Aristokraten) und „die nöthigen Fonds“, sondern er ist sogar schon so glücklich, „leicht ausfuhrbare, schöne und gediegene Projekte“ zur Lösung der socialen Frage in der Tasche zu haben, die ihm von einem berühmten Prediger eingesandt worden.“ Offen gestanden, wir wären neugierig, Pröbchen von der Thätigkeit dieses Bundes zu erhalten, um zu sehen, wie sein Wahlspruch: „Der König gerettet, Alles gerettet“ sich ausnehmen würde. — Auch der Ex-Abgeordnete, Professor Nees v. Esenbeck, der wegen Kränklichkeit — er ist ein hochbejahrter Mann — bislang hier zurückgeblieben war und sich in seinem leidenden Gesundheitszustande auch fast gar nicht um Politik kümmern konnte, ist, vom Hrn. Hinkeldey (Polizeipräsident) auf Veranlassung Wrangel's angewiesen worden: Berlin binnen 24 Stunden zu verlassen. Er hat zwar bei dem Polizeipräsidium Vorstellungen gemacht und nachgewiesen, daß er nur mit Gefahr seiner Gesundheit diesem Akt der Willkühr sich fügen könne. Doch das wird ihm wenig helfen. Er hat in der Nationalversammlung auf der äußersten Linken gesessen und gestimmt und ein solches Verbrechen muß im christlich-germanischen Staate unnachsichtlich geahndet werden! — Hr. Wrangel ist so gnädig, in einem Schreiben an Buchhändler Lassar zu erklären: daß „voraussichtlich in den durch den angeordneten Belagerungszustand herbeigeführten beschränkenden Verhältnissen der freien Presse bald eine wesentliche Erleichterung zu erwarten steht.“ So gegeben zu Berlin im ersten Jahre des neuerwachten christlich-germanischen Heils. — Der „Pr. St. Anz.“ bestätigt heute, daß der Justiz-Minister die Entlassung Temme's aus der Untersuchungshaft verfügt hat. O Gottesgnadenthum! mit deinen Aktien muß es schlimm stehen, wenn du auch nur eine einzige deiner scheußlichen Gewaltthaten rückgängig zu machen veranlaßt bist! 24 Breslau, 27. Jan. Der seit gestern hier zusammengetretene Kongreß sämmtlicher Rustikalvereine hat heute in Betreff der Wahlen beschlossen: „In Erwägung, daß die Interessen des ganzen Volkes, also auch des Rustikalstandes, nur von Männern der volksthümlichen Partei in genügender Weise vertreten werden, zu Gunsten der Kandidaten der volksthümlichen Partei für die 1. und 2. Kammer in der ganzen Provinz seinen Einfluß aufzubieten und dazu alle ihm zu Gebote stehenden gesetzlichen Mittel anzuwenden.“ In der heutigen Kongreßsitzung wurde auch zur Widerlegung der von der reaktionären Partei gegen den früheren Präsidenten des Centralausschusses, Hrn. Schlinke, verbreiteten Verläumdungen die Erklärung ausgesprochen, daß sich die Rechnungen des Rustikalvereins, wie eine sorgfältige Revision ergeben, in der besten Ordnung befinden. Schlinke hat sich bekanntlich den Verfolgungen der Regierung durch eine Reise nach Frankreich entzogen. Blätter, wie die „Galgenzeitung“ und ähnliches Gelichter hatten auf Veruntreuungen der Vereinsgelder hingewiesen. Wer Schlinke kennt, wußte, daß dergleichen Anspielungen schaamlose Lügen seien. Der Kongreß hat es aber für seine Pflicht gehalten, das Resultat der Rechnungs- und Kassenprüfung der Oeffentlichkeit zu übergeben, damit das Publikum wiederum ein Pröbchen von dem Charakter der „gottbegnadeten“ Blätter vor Augen bekomme. * Breslau, 27. Jan. Ein Brief von der östreichisch-schlesischen Grenze, der an ein hiesiges Handlungshaus adressirt war, enthält die Mittheilung: ein von Lemberg nach Olmütz gesendeter Courier berichtet, daß Bem gegen Lemberg in Anmarsch sei. Andrerseits wird aus Wien die Nachricht verbreitet, Bem's in Siebenbürgen stehendes Corps sei von den k. k. Truppen auf allen Seiten eingeschlossen. Von der österreichischen Gränze, 25. Jan. Es sind angeblich telegraphische Mittheilungen in Olmütz eingelaufen, wonach die Piemontesen die österreichische Gränze in Italien bereits überschritten und im Anmarsche gegen Mailand begriffen sind. (??) An ihrer Spitze befindet sich General Chrzanowski. — Die Prorogation des Reichstags zu Kremsier ist jetzt vollkommen gewiß. Doch drängen sowohl Linke, Rechte als Centrum zur Berufung des bevorstehenden Gesammtreichstags nach Wien. Für Preßburg, womit man es versuchen wollte, ergibt sich durchaus keine günstige Stimmung. 099 Wien, 26. Jan. Die Dreifaltigkeit in Bekanntmachung der standrechtlichen Verurtheilungen dauert fort. Die amtliche „Wiener Zeitg.“ bringt heute die Verurtheilungen von J. Hauk (5jährige Schanzarbeit in Eisen), von Kerschdorfer, Korporal der Grenadierdivision im Regiment Großherz. von Baden und von H. Monoschek, Gemeiner in der Grenadierdivision Ritter v. Heß. Beide letztere sind, weil sie im Oktober „zur Partei des Volkes übergetreten“ (wörtlich) zum Tode durch den Strang, darauf aber zu „Pulver und Blei“ begnadigt worden. Beide wurden gestern erschossen. Außer diesen gab es gestern noch eine Menge anderer Verurtheilungen gegen Personen aus den untern Volksklassen zu Kerker und Schanzarbeit. Ein Mann bekam gestern, weil er gegen hohe Personen und auch gegen den Standrechtskaiser unehrerbietige Ausdrücke gebraucht, 2jährige Schanzarbeit in Eisen zudiktirt. An der Börse herrscht große Flauheit und Mißstimmung. Die Geldsäcke fürchten das italienische Frühjahr! Nugent's Armeekorps, das 35,000 M. stark ist, hat dieser Tage den Befehl zum Abmarsch nach Italien erhalten. Der Gouverneur von Gallizien, Ritter von Zalewski, ist dem Ministerium des Innern als Sektionschef zugewiesen und Graf Goluchowski an seine Stelle ernannt worden. Nachfolgendes Dokument, im „Kapitelboten“ veröffentlicht, ward den Seelsorgern in Oberöstreich zugestellt, kurz bevor eine Eingabe der östreich. Bischöfe an das Ministerium (gegen mehrere Paragraphen der Grundrechte gerichtet) erschienen, steht also damit im engsten Verbande. „Unserm hochwürdigsten Hrn. Bischofe wurde neuerlichst aus Wien von höchst achtbarer und zuverläßiger Hand folgende Zuschrift zu Theil. „Einem freundlichen Schreiben des Hrn. Ministerpräsidenten Fürsten Schwarzenberg aus Olmütz zufolge, erkläre sich das hohe Ministerium, daß es Vorstellungen der kirchlichen Oberhirten gegen die Grundrechte als einen Beweis ihrer Berufstreue ansehen wolle, und auch nicht unterlassen werde, solche zu unterstützen.“ Unser hochwürdigster Hr. Ordinarius glaubt eine so trostbringende Nachricht auch seinem geliebten Diöcesanklerus nicht vorenthalten zu dürfen. 61 Wien, 26. Jan. „Metternich in Paris!“ Diese Nachricht setzt hier jeden denkenden Freund der Freiheit in Erstaunen und Kummer. Wissen Sie, was das bedeutet, Metternich in Paris? Das bedeutet mehr denn Metternich in Wien, Metternich in Berlin, Metternich in Petersburg, Metternich allüberall — nur nicht in Paris. Die ganze europäische Reaktion wird sich wiederum in der Person und in dem System Metternichs konzentriren, und einen Zustand schaffen, welcher den vormärzlichen weit hinter sich zurückläßt. Im Jahre 1815 drehte sich die fürstliche Welt Europa's um Metternich, wie um ihren Centralpunkt. Metternich verstand es, die finstern Planeten um sich und Oestreich wandeln, sie auf alle eigene Dynastenpolitik verzichten zu machen, indem er ihnen unaufhörlich die Demokratie als ein Gespenst vorhielt, welches sie alle, wenn sie sich aus der Sphäre des „Meister-Satan“ zu entfernen wagten, zu verschlingen drohe. Die Fürsten gehorchten, namentlich die deutschen. Erzherzogthum und Kaiserthum Oesterreich waren bald mit einem Kordon von Ländern umgeben, die so verwaltet wurden, wie Metternich es befahl, damit das Eindringen der Grundsätze von 1789 in Oestreich zur Unmöglichkeit werde, und die neu geschaffene dynastische Nationalität Oesterreichs, die „östreichische Nationalität“ durch das Aufgeben jeder anderen im Zwang der Verhältnisse gedeihe. Was den Habsburgern in früherer Zeit mißlungen, das wollte Metternich erreichen, — Europa sollte Oesterreich werden, damit Oesterreich Europa sei. „Oesterreich ist eine pure Schöpfung des Absolutismus und muß beim ersten Freiheitslallen seiner 4 großen Nationen von einander fallen, es muß daher den Absolutismus als oberstes Staatsprinzip haben. Damit aber in Oesterreich der Absolutismus unangefochten bleibe, die neugeschaffene Gesammtmonarchie für ein anderes Jahrtausend Wurzel schlage, darf auch nirgend in Europa ein Staat bestehen, dessen Regierungsprinzip im entferntesten an die Grundsätze von 1789 erinnert.“ — So ungefähr lautet Metternich's großer Plan von 1815, den er bis zum März unermüdlich aus seinem Reich der Mitte und aus seinem Peckings-Wien zu verwirklichen suchte. Alle Personen und alle Theorien mußten verschwinden, die diesem Systeme entgegentraten. Metternich rüttelte darum schon an der oktroyirten Verfassung Ludwig XVIII., bis er sie mit seiner Kreatur Karl X. stürzen konnte; er ließ Alexander von Rußland und den unlenksamen Konstantin beseitigen, um seine Kreatur Nikolaus auf den Thron zu bringen. Metternich arbeitete am Sturze Ludwig Philipp's, um in Frankreich Legitimität und Absolutismus herzustellen; er ließ den Herzog von Reichsstadt vergiften, damit Frankreich, wenn ihm die Beseitigung des illegitimen Ludwig Philipp's gelang, ein Napoleon II. nicht zu einer neuen Illegitimität greife. Metternich nahm endlich Preußen, das, auf dem Wege des Fortschritts beharrend, am störendsten wider sein System hätte auftreten können, unter seine ganz absonderliche Vorsorge. Friedrich Wilhelm III. war bald nur noch König „von Metternich's Gnaden“. Metternich verschaffte dem Kronprinzen, dessen „eigene Gelüste“ er fürchtete, eine im baierisch-österreichischen Jesuitismus erzogene Frau, die auch den furor protestanticus des Vaters zu dämpfen die Aufgabe erhielt und glücklich löste. Metternich hatte Friedrich Wilhelm III. das berüchtigte Testament machen lassen, worin es heißt: „Fritz, Fritz, halte Dich an Oesterreich!“ So hatte Metternich in Preußen den Fortschritt, Friedrich II. und per mulierem auch die Reformation paralysirt. Aber Fritz gehorchte nicht so blind, und rief einen „vereinigten Landtag“ nach Berlin. Metternich verbündete sich scheinbar mit dem illegitimen Ludwig Philipp, dem das linke Rheinufer wohl gefallen mochte, und der berliner Landtag verschwand. Fritz war entrüstet, aber auch Sardinien und Baiern waren entrüstet. Die Fürsten empörten sich diplomatisch wider Metternich; mit ihnen die Völker u[unleserliches Material] diplomatisch. Metternichs Sturz war für Beide ein erleichterndes Athmen. Doch Metternich, der nach 1830 nicht verzweifelte, verzweifelte auch jetzt keineswegs. Er floh nach London, um von dort aus Europa wieder in das verlassene Geleise zu schieben. Englands Aristokratie und Bourgeoisie bewunderten den Satan-Meister. Metternich sah, daß mit der europäischen Bourgeoisie alles zu erreichen war; er beschloß, sein System, statt allein mit den Fürsten, jetzt mit Hilfe dieser Bourgeoisie zu realisiren, ohne seinem Prinzip das Mindeste zu vergeben. Wie 1815 die Fürsten, so müssen daher jetzt Fürsten und Bourgeoisie nebst ihren Schweifen mit dem Popanz „Demokratie“ zu einem Schlachtheer vereinigt werden, dessen Feldmarschall abermals Metternich ist und wird. „Metternich ist in Paris,“ heißt also soviel, als, Metternich steht wiederum an der Spitze der europäischen Dynastien und Bourgeoisien; Metternich hat mehr erreicht und wird mehr erreichen, als vor dem 24. Februar; denn Ludwig Philipp ist beseitigt, die Legitimität ist keine zu vergiftende Schwierigkeit mehr. Der französische Februar und der deutsche März lösen sich auf in einen Sieg des östreichischen Staatskanzlers Metternich, wofern die Völker Europa's nicht bald die Gefahr erkennen, und dem Idiotismus entsagen. Schütteln sie nicht rasch ihre blödsinnige Unthätigkeit ab, so könnte es auch für sie ein „trop tard“ geben. Als Metternich stürzte, erhoben alle Dynastien, selbst die Habsburger, ein Jubelgeschrei, denn sie alle waren zu gehorchenden Werkzeugen des Einen geworden, und hatten schweres Alpdrücken gefühlt. Auch Pfaffen und Aristokraten stimmten in den Jubel ein. Jetzt ist die Reue da, man erkennt den „Satan-Meister“ von neuem an und die von Todesangst heimgesuchte Bourgeoisie Europas liegt schon flehend zu seinem und seines Systemes Füßen. Sie werden von der Unterdrückung der „Ost-Deutschen-Post“ gelesen und sich darüber gewundert haben, weil Kuranda einer der zahmsten Leutchen ist, den die Bourgeoisie aufzuweisen hat. Jetzt ist er ein Freiheitsmärtyrer und „groußer Mann“, den die deutschen Idioten und Schuselka-Genies bewundern. Die Sache verhält sich einfach so. Kuranda hat früher gegrenzbotet und die östreichischen Zustände während eines Jahrs unter der stehenden Rubrik: „Metternich und Sedlnitzky befinden sich noch immer an der Spitze des östreich. Staats“ resumirt. Metternich erwies ihm darauf die Ehre, es ihm übel zu nehmen, und da er Persönlichkeiten nicht vergißt, und sich aller Feinde erinnert, so hat er, weil er sich auf dem Heimwege befindet, seinen Mandatar Stadion angewiesen, den Kuranda trotz seiner überaus großen Bourgeoiszahmheit vorläufig mit der Unterdrückung seines harmlosen Blättchens heimzusuchen. Es gibt demokratische Deutsche, welche einen mit dem unvermeidlichen Germanenblick der Bornirtheit anstieren, wenn man also Metternichianisch mit ihnen diskutirt. Sie halten einen für einen Blödsinnigen, wenn man ihnen sagt, die Person Metternich und der Geist Metternich sind noch immer da, um der europäischen Völker- und Individuen-Dummheit von neuem und zwar noch ärger als früher, über den Kopf zu wachsen. Zu ihrer Belehrung noch folgendes: „Jellachich ist unpäßlich!“ berichten hiesige Blätter. Was heißt das? Es heißt, Jellachich wird balb sterben. Jellachich ist, wenn auch nur ein kroatischer, Demokrat. Olmütz hat seine und seines Volkes nationale Banditen-Bornirtheit benutzt, obwohl es vor der Abgötterei Jellachich erschrack. „Wir kennen nur einen Gott, einen Kaiser und Jellachich, beider Stellvertreter!“ heißt das Losungswort der Kroaten, Serben, Illyrier u. s. w., überhaupt aller südungarischen Völker. Das klang nützlich wider die Magyaren und Deutsche, aber es klingt auch gefährlich für die Gesammtmonarchie. Man suchte daher, um den Jellachismus der Südslaven zu zerstückeln, in eben der Weise neue Jellachich's zu produziren, wie man aus gleichen Zwecken in ganz Ungarn und Galizien immerfort neue Nationen heraufbeschwor. Auf diese Weise tauchten in Südungarn eine Menge von k. k. Parvenü's auf, wie Stratimirowicz, Ragazicz, Suplikaz u. s. w. Sie alle sollten den Abgott Jellachich vervielgöttern helfen. Es gelang. Jellachich hatte die Dummheit, sich mit seiner demokratischen Macht vor einem Windischgrätz zu beugen, seine antimagyarischen Wuth trägt die Schuld dieser Dummheit. Er hatte sodann die Unbesonnenheit, vor Windischgrätz den Säbel zu ziehen, und ihm vor versammeltem Generalstab in Schönbrunn zu erklären: „Ich diene dem Kaiser und der Monarchie, aber bei diesem Schwerte sollte es euch gereuen, wenn ich damit der Reaktion gedient hätte!“ — Jellachichs Erwachen kam zu spät. Man schickte Kulmer nach Kroatien und entsetzte Jellachich, wenn auch nicht im Titel, doch der Sache nach seiner Ba[unleserliches Material]uswürde. Windischgrätz hat ihn und seine Kroaten seither überall am meisten exponirt, und dafür gesorgt, daß 2/3 der Kroaten bereits zusammengehauen sind. Das endliche Schicksal Jellachichs kann kein anderes sein, denn die schwarzen Gesellen Metternichs stehen auch im Hauptquartier des Windischgrätz und lassen selbst den neuen Herzog von Friedland ebensowenig außer Augen, wie den Herzog von Custozza. X Frankfurt, 27. Jan. Von dem königl. preuß. Stadtgericht zu Rosenberg (Schlesien) ist beantragt worden, die Nationalversammlung möge, zur Einleitung einer Kriminaluntersuchung wegen Hochverraths gegen den Abgeordneten Herrn Minkus, ihre Zustimmung ertheilen. Als Beweise gegen den Abgeordneten hat genanntes Stadtgericht 4 Briefe des Abgeordneten Minkus hieher gesandt. Zwei davon sind nur abschriftlich, die andern beiden im Original vorhanden. Aus den letzten beiden hat der wegen des Antrags niedergesetzte Ausschuß mehrere Stellen in seinen Bericht aufgenommen, die interessant genug sind, um einer weitern Oeffentlichkeit übergeben zu werden. Es sind folgende: (Aus dem Brief vom 16. Juni 1848.) „ — — sie haben in der Zeittung gelesen das es hier im der Pauls Kirche eine linke und eine recht Giebt, die rechte will Monarchie und die Linke wünscht republick unter welche ich auch gehöre den das sind Volks Männer, wir sind in 15 Abtheilungen eingetheilt, da kommen diese zusammen, ihr Vorsteher wird President in der Sitzung genannt, da wird berathen und dem Herrn beauftragt der spricht, wir haben in unser Abtheilung dichtige Männer, sind sie so gut und erklären sie das dem Volke, den hier soll sehr viel vor das Volk gethan werden, wir wollen das der Landtag in Berlin aufgehoben werden soll, geschieht das so werde ich hier auftreten und werde hier unsre gerechts same wahrnehmen, seid vergnügt den es wird beßer aber alle großen kommen fort, mein Bruder hat mir geschrieben das euch der Herr von Blacha nichts geben will, macht es so wie die leute hier laßt sensen machen den Man hat aufgebracht das uns Rusland Krieg erklärt hat, fürchtet euch nicht, laßt euch nur Waffen machen den wir kommen mit die Franzosen, den die fürsten wollen von Rußland gerettet werden aber es ist alle, die großen sind fort, hier heißt es bei uns der gewesen, König von Preussen ein freies Deutschland, nur fürchtet euch nicht, hüttet wo ihr wolt, der Adel ist ein Dreck die müßen alle unter die Banck, das kan man ihn sagen, ich übersende ihnen etwas davon, nur heben sie mir die Papiere alle gut auf. — — — — hier sind 4 Bischöffe und viele Geistlichen, aber die leute sizen da und sprechen nichts, mag doch das Marienfelder Volk an den Fürst Bischoff Schreiben warum er nicht spricht, kommt nicht einmal in die Abtheilung und Sizung soll Volksvertreter sein Schön meine Herren macht dichtige Koncepte, und wen ich Schreibe, da muß ihr alle, die beiden Kreise die ich vertrete nehmlich die Dem[o]kraten und nicht die Arestokraten alle schnel an mich schreiben, nur tretet auf und fürchtet euch nicht, die Tage wollen sie hier die Fürsten weg jagen, ich übersende ihnen auch etwas von der linken seite, was wir im Sinne haben, wir haben aber noch nicht die Majorität erlangt, es fehlen uns noch 75 Selen oder Stimmen, und wen wir nur erst <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div xml:id="ar209_012" type="jArticle"> <p><pb facs="#f0002" n="1144"/> Geiste des Untersuchungsrichters zu motiviren, fordere aber zum allermindesten, daß mir in dem baldigen schriftlichen Bescheide auf diese Eingabe der undurchdringliche Schleier gelüftet wird, der zwischen meinem Verstande und den Untersuchungsmaßregeln liegt.</p> <p>Ich verlange schleunigen Bescheid, bereits seit 7 Wochen im Zuchthause, habe ich seit mehr als 6 Wochen auch kein Lebenszeichen der hiesigen Behörden gesehen.</p> <p>Mit außerordentlicher Hochachtung Dr. <hi rendition="#g">Graumann</hi>.</p> <p>Münster, den 29. Januar 1849.</p> <p>An das O.-L.-G. zu Münster.</p> </div> <div xml:id="ar209_013" type="jArticle"> <head><bibl><author>X</author></bibl> Berlin, 27. Januar.</head> <p>Das „Neue Preußische Sonntagsblatt“ — eine Beilage zur „Galgenzeitung“ setzt den geliebten Unterthanen auseinander, welch tiefer Seelenschmerz die gottbegnadeten Gemüther drückt über die Verhältnisse im Kanton Neuenburg. „Ich habe euch,“ heißt es, „schon viel erzählt von dem Ländchen Neuenburg oder Neufchatel, was in der Schweiz liegt und eigentlich unserm Könige gehört und von dem guten preußischen Sinne, der dort herrscht! Jetzt nun sind die wackern Preußen dort unter Knechtschaft der Republikaner und reden nur, daß wir bald kommen sollen und sie befreien, — was wir auch bei nächster Gelegenheit thun werden.“ (Nämlich wenn Neufchatel in Nowawes oder etwa bei Salzwedel läge! Bei der „nächsten Gelegenheit“ dürften die Herren von der „Galgenzeitung“ sammt ihren Patronen viel eiligere Dinge zu thun haben, als Neufchatel wieder zu erobern; — denn „Halssachen“ gehen vor, wie das Sprichwort sagt!)</p> <p>Den im Königreich Sachsen gewählten Deputirten widmet das kreuzritterliche Sonntagsblättchen folgende Stelle:</p> <p>„Im Königreich Sachsen haben die neuen Kammern, in denen lauter Demokraten sitzen, gleich festgestellt, sie wollten ihrem Könige keine Adresse schicken, das heißt: sie wollten ihm auf seine Thronrede, auf den Königlichen Bewillkommnungsgruß, gar nicht antworten. Die sächsischen Herren Demokraten fangen wahrhaftig schöne an! Also nicht einmal antworten wollen sie ihrem Könige auf seinen Gruß! und sonst sagte man immer, die Sachsen wären die höflichsten Leute in Deutschland. Na, das wird gut werden! Wenn der sächsische Herr König nur nicht lange fackelte, sondern die zarten Kerle fortjagte bei erster Gelegenheit! In Baiern sind die neuen Kammern auch zusammengetreten, aber da sind sie viel besser als in Sachsen.“</p> <p>Ueber den Ausfall der Wahlen wird den Lesern erzählt, daß die Demokraten allerdings theilweise gesiegt hätten, „nämlich in allen großen Städten.“ Weshalb in diesen? Weil's „in ihnen viel Gesindel giebt und allerlei nichtsnutziges Volk (die Geheimräthe, Kommerzienräthe, Kammerherren, und die ganze Schaar der auf Kosten des Volkes gefütterten und schwelgenden Müßiggänger und Staaten-Drohnen) darin wohnt, wo der Branntwein regiert und Fluchen und Schwören an der Tagesordnung sind, da haben sie viele Leute ihres Gelichters zu Wahlmännern gemacht u. s. w.“</p> </div> <div xml:id="ar209_014" type="jArticle"> <head><bibl><author>X</author></bibl> Berlin, 28. Jan.</head> <p>Ueber die gestern von uns berichtete Absicht der Regierung, die Kammern in Brandenburg zusammentreten zu lassen, wird uns heute noch folgende Mittheilung gemacht: Wie gewöhnlich, hat die Regierung noch keinen festen Entschluß gefaßt, sondern bereitet sich nur darauf vor, je nachdem die Wahlen für oder gegen sie ausfallen, die Kammern hier oder in Brandenburg einzuberufen. Die Bauten werden hier zwar fort betrieben, aber mit verringerter Arbeitskraft. Andererseits wird in Brandenburg an einer Vervollständigung der dortigen Einrichtung gearbeitet. Der Umstand übrigens, daß es in Brandenburg nur <hi rendition="#g">einen</hi> Sitzungssaal gibt, ist übrigens ein neuer Beweis für die Richtigkeit unserer Mittheilung über den Zusammentritt beider Kammern zur Berathung der Verfassung in gemeinschaftlichen Sitzungen.</p> <p>— Unter dem zeitweiligen Präsidium des Geheim-Sekretärs im Kriegsministerium, <hi rendition="#g">Habel,</hi> ist hier die Bildung eines Vereins begonnen worden, welcher den Namen „Bund der Royalisten“ führen wird und dessen Programm wir nachstehend als ein politisches Curiosum und zur Erheiterung unserer Leser mittheilen: „Der Verein wird es sich zur heiligsten Pflicht machen, Allem, was Sr. Majestät dem Könige und dem glorreichen Herrscherhause Hohenzollern zuwiderläuft, kräftigst mit allen ihm zu Gebote stehenden Mitteln entgegenzuwirken. Ebenso entschieden kräftig soll der Umsturz-Partei — welche, wie man bei der Wahlangelegenheit gesehen hat, allerwärts so äußerst thätig gewesen — nach allen Seiten hin entgegengearbeitet werden. Es soll der Stern, welcher diesen Bund leiten wird, von Grund aus konstitutionell sein (welcher Styl!). Endlich soll der Reaktion ein eben solcher Damm, als der Umsturz-Partei, entgegengesetzt werden. Die junge Freiheit soll auf gesetzlichem Boden bestens gepflegt werden. — „Auch die sociale Frage will dieser Bund in seinen Wirkungskreis ziehen, und sollen weitere Besprechungen hierüber der ersten Generalversammlung vorbehalten bleiben. Der Bund hat übrigens nicht allein „sehr achtbare Mitglieder“, (will wohl heißen lauter hohe Bureaukraten und Aristokraten) und „<hi rendition="#g">die nöthigen Fonds</hi>“, sondern er ist sogar schon so glücklich, „leicht ausfuhrbare, schöne und gediegene Projekte“ zur Lösung der socialen Frage in der Tasche zu haben, die ihm von einem berühmten Prediger eingesandt worden.“ Offen gestanden, wir wären neugierig, Pröbchen von der Thätigkeit dieses Bundes zu erhalten, um zu sehen, wie sein Wahlspruch: „<hi rendition="#g">Der König gerettet, Alles gerettet</hi>“ sich ausnehmen würde.</p> <p>— Auch der Ex-Abgeordnete, Professor Nees v. Esenbeck, der wegen Kränklichkeit — er ist ein hochbejahrter Mann — bislang hier zurückgeblieben war und sich in seinem leidenden Gesundheitszustande auch fast gar nicht um Politik kümmern konnte, ist, vom Hrn. Hinkeldey (Polizeipräsident) auf Veranlassung Wrangel's angewiesen worden: Berlin binnen 24 Stunden zu verlassen. Er hat zwar bei dem Polizeipräsidium Vorstellungen gemacht und nachgewiesen, daß er nur mit Gefahr seiner Gesundheit diesem Akt der Willkühr sich fügen könne. Doch das wird ihm wenig helfen. Er hat in der Nationalversammlung auf der äußersten Linken gesessen und gestimmt und ein solches Verbrechen muß im christlich-germanischen Staate unnachsichtlich geahndet werden!</p> <p>— Hr. Wrangel ist so gnädig, in einem Schreiben an Buchhändler Lassar zu erklären: daß „voraussichtlich in den durch den angeordneten Belagerungszustand herbeigeführten beschränkenden Verhältnissen der freien Presse bald eine wesentliche Erleichterung zu erwarten steht.“ So gegeben zu Berlin im ersten Jahre des neuerwachten christlich-germanischen Heils.</p> <p>— Der „Pr. St. Anz.“ bestätigt heute, daß der Justiz-Minister die Entlassung Temme's aus der Untersuchungshaft verfügt hat. O Gottesgnadenthum! mit deinen Aktien muß es schlimm stehen, wenn du auch nur eine einzige deiner scheußlichen Gewaltthaten rückgängig zu machen veranlaßt bist!</p> </div> <div xml:id="ar209_015" type="jArticle"> <head><bibl><author>24</author></bibl> Breslau, 27. Jan.</head> <p>Der seit gestern hier zusammengetretene Kongreß sämmtlicher Rustikalvereine hat heute in Betreff der Wahlen beschlossen:</p> <p>„In Erwägung, daß die Interessen des ganzen Volkes, also auch des Rustikalstandes, nur von Männern der volksthümlichen Partei in genügender Weise vertreten werden, zu Gunsten der Kandidaten der volksthümlichen Partei für die 1. und 2. Kammer in der ganzen Provinz seinen Einfluß aufzubieten und dazu alle ihm zu Gebote stehenden gesetzlichen Mittel anzuwenden.“</p> <p>In der heutigen Kongreßsitzung wurde auch zur Widerlegung der von der reaktionären Partei gegen den früheren Präsidenten des Centralausschusses, Hrn. Schlinke, verbreiteten Verläumdungen die Erklärung ausgesprochen, daß sich die Rechnungen des Rustikalvereins, wie eine sorgfältige Revision ergeben, in der besten Ordnung befinden. Schlinke hat sich bekanntlich den Verfolgungen der Regierung durch eine Reise nach Frankreich entzogen. Blätter, wie die „Galgenzeitung“ und ähnliches Gelichter hatten auf Veruntreuungen der Vereinsgelder hingewiesen. Wer Schlinke kennt, wußte, daß dergleichen Anspielungen schaamlose Lügen seien. Der Kongreß hat es aber für seine Pflicht gehalten, das Resultat der Rechnungs- und Kassenprüfung der Oeffentlichkeit zu übergeben, damit das Publikum wiederum ein Pröbchen von dem Charakter der „gottbegnadeten“ Blätter vor Augen bekomme.</p> </div> <div xml:id="ar209_016" type="jArticle"> <head><bibl><author>*</author></bibl> Breslau, 27. Jan.</head> <p>Ein Brief von der östreichisch-schlesischen Grenze, der an ein hiesiges Handlungshaus adressirt war, enthält die Mittheilung: ein von Lemberg nach Olmütz gesendeter Courier berichtet, daß <hi rendition="#g">Bem</hi> gegen Lemberg in Anmarsch sei.</p> <p>Andrerseits wird aus Wien die Nachricht verbreitet, <hi rendition="#g">Bem's</hi> in Siebenbürgen stehendes Corps sei von den k. k. Truppen auf allen Seiten eingeschlossen.</p> </div> <div xml:id="ar209_017" type="jArticle"> <head>Von der österreichischen Gränze, 25. Jan.</head> <p>Es sind angeblich telegraphische Mittheilungen in Olmütz eingelaufen, wonach die Piemontesen die österreichische Gränze in Italien bereits überschritten und im Anmarsche gegen Mailand begriffen sind. (??) An ihrer Spitze befindet sich General Chrzanowski. — Die Prorogation des Reichstags zu Kremsier ist jetzt vollkommen gewiß. Doch drängen sowohl Linke, Rechte als Centrum zur Berufung des bevorstehenden Gesammtreichstags nach Wien. Für Preßburg, womit man es versuchen wollte, ergibt sich durchaus keine günstige Stimmung.</p> </div> <div xml:id="ar209_018" type="jArticle"> <head><bibl><author>099</author></bibl> Wien, 26. Jan.</head> <p>Die Dreifaltigkeit in Bekanntmachung der standrechtlichen Verurtheilungen dauert fort. Die amtliche „Wiener Zeitg.“ bringt heute die Verurtheilungen von J. Hauk (5jährige Schanzarbeit in Eisen), von Kerschdorfer, Korporal der Grenadierdivision im Regiment Großherz. von Baden und von H. Monoschek, Gemeiner in der Grenadierdivision Ritter v. Heß. Beide letztere sind, weil sie im Oktober „<hi rendition="#g">zur Partei des Volkes übergetreten</hi>“ (wörtlich) zum Tode durch den Strang, darauf aber zu „Pulver und Blei“ begnadigt worden. Beide wurden gestern erschossen.</p> <p>Außer diesen gab es gestern noch eine Menge anderer Verurtheilungen gegen Personen aus den untern Volksklassen zu Kerker und Schanzarbeit. Ein Mann bekam gestern, weil er gegen hohe Personen und auch gegen den Standrechtskaiser unehrerbietige Ausdrücke gebraucht, 2jährige Schanzarbeit in Eisen zudiktirt.</p> <p>An der Börse herrscht große Flauheit und Mißstimmung. Die Geldsäcke fürchten das italienische Frühjahr! <hi rendition="#g">Nugent's</hi> Armeekorps, das 35,000 M. stark ist, hat dieser Tage den Befehl zum Abmarsch nach Italien erhalten.</p> <p>Der Gouverneur von Gallizien, Ritter von Zalewski, ist dem Ministerium des Innern als Sektionschef zugewiesen und Graf Goluchowski an seine Stelle ernannt worden.</p> <p>Nachfolgendes Dokument, im „Kapitelboten“ veröffentlicht, ward den Seelsorgern in Oberöstreich zugestellt, kurz bevor eine Eingabe der östreich. Bischöfe an das Ministerium (gegen mehrere Paragraphen der Grundrechte gerichtet) erschienen, steht also damit im engsten Verbande.</p> <p>„Unserm hochwürdigsten Hrn. Bischofe wurde neuerlichst aus Wien von höchst achtbarer und zuverläßiger Hand folgende Zuschrift zu Theil. „Einem freundlichen Schreiben des Hrn. Ministerpräsidenten Fürsten Schwarzenberg aus Olmütz zufolge, erkläre sich das hohe Ministerium, daß es Vorstellungen der kirchlichen Oberhirten gegen die Grundrechte als einen Beweis ihrer Berufstreue ansehen wolle, und auch nicht unterlassen werde, solche zu unterstützen.“ Unser hochwürdigster Hr. Ordinarius glaubt eine so trostbringende Nachricht auch seinem geliebten Diöcesanklerus nicht vorenthalten zu dürfen.</p> </div> <div xml:id="ar209_019" type="jArticle"> <head><bibl><author>61</author></bibl> Wien, 26. Jan.</head> <p>„Metternich in Paris!“ Diese Nachricht setzt hier jeden denkenden Freund der Freiheit in Erstaunen und Kummer. Wissen Sie, was das bedeutet, Metternich in Paris? Das bedeutet mehr denn Metternich in Wien, Metternich in Berlin, Metternich in Petersburg, Metternich allüberall — nur nicht in Paris. Die ganze europäische Reaktion wird sich wiederum in der Person und in dem System Metternichs konzentriren, und einen Zustand schaffen, welcher den vormärzlichen weit hinter sich zurückläßt. Im Jahre 1815 drehte sich die fürstliche Welt Europa's um Metternich, wie um ihren Centralpunkt. Metternich verstand es, die finstern Planeten um sich und Oestreich wandeln, sie auf alle eigene Dynastenpolitik verzichten zu machen, indem er ihnen unaufhörlich die Demokratie als ein Gespenst vorhielt, welches sie alle, wenn sie sich aus der Sphäre des „Meister-Satan“ zu entfernen wagten, zu verschlingen drohe. Die Fürsten gehorchten, namentlich die deutschen. Erzherzogthum und Kaiserthum Oesterreich waren bald mit einem Kordon von Ländern umgeben, die so verwaltet wurden, wie Metternich es befahl, damit das Eindringen der Grundsätze von 1789 in Oestreich zur Unmöglichkeit werde, und die neu geschaffene dynastische Nationalität Oesterreichs, die „östreichische Nationalität“ durch das Aufgeben jeder anderen im Zwang der Verhältnisse gedeihe.</p> <p>Was den Habsburgern in früherer Zeit mißlungen, das wollte Metternich erreichen, — Europa sollte Oesterreich werden, damit Oesterreich Europa sei. „Oesterreich ist eine pure Schöpfung des Absolutismus und muß beim ersten Freiheitslallen seiner 4 großen Nationen von einander fallen, es muß daher den Absolutismus als oberstes Staatsprinzip haben. Damit aber in Oesterreich der Absolutismus unangefochten bleibe, die neugeschaffene Gesammtmonarchie für ein anderes Jahrtausend Wurzel schlage, darf auch nirgend in Europa ein Staat bestehen, dessen Regierungsprinzip im entferntesten an die Grundsätze von 1789 erinnert.“ — So ungefähr lautet Metternich's großer Plan von 1815, den er bis zum März unermüdlich aus seinem Reich der Mitte und aus seinem Peckings-Wien zu verwirklichen suchte. Alle Personen und alle Theorien mußten verschwinden, die diesem Systeme entgegentraten. Metternich rüttelte darum schon an der oktroyirten Verfassung Ludwig XVIII., bis er sie mit seiner Kreatur Karl X. stürzen konnte; er ließ Alexander von Rußland und den unlenksamen Konstantin beseitigen, um seine Kreatur Nikolaus auf den Thron zu bringen. Metternich arbeitete am Sturze Ludwig Philipp's, um in Frankreich Legitimität und Absolutismus herzustellen; er ließ den Herzog von Reichsstadt vergiften, damit Frankreich, wenn ihm die Beseitigung des illegitimen Ludwig Philipp's gelang, ein Napoleon II. nicht zu einer neuen Illegitimität greife. Metternich nahm endlich Preußen, das, auf dem Wege des Fortschritts beharrend, am störendsten wider sein System hätte auftreten können, unter seine ganz absonderliche Vorsorge. Friedrich Wilhelm III. war bald nur noch König „von Metternich's Gnaden“. Metternich verschaffte dem Kronprinzen, dessen „eigene Gelüste“ er fürchtete, eine im baierisch-österreichischen Jesuitismus erzogene Frau, die auch den furor protestanticus des Vaters zu dämpfen die Aufgabe erhielt und glücklich löste. Metternich hatte Friedrich Wilhelm III. das berüchtigte Testament machen lassen, worin es heißt: „Fritz, Fritz, halte Dich an Oesterreich!“ So hatte Metternich in Preußen den Fortschritt, Friedrich II. und per mulierem auch die Reformation paralysirt. Aber Fritz gehorchte nicht so blind, und rief einen „vereinigten Landtag“ nach Berlin. Metternich verbündete sich scheinbar mit dem illegitimen Ludwig Philipp, dem das linke Rheinufer wohl gefallen mochte, und der berliner Landtag verschwand. Fritz war entrüstet, aber auch Sardinien und Baiern waren entrüstet. Die Fürsten empörten sich diplomatisch wider Metternich; mit ihnen die Völker u<gap reason="illegible"/> diplomatisch. Metternichs Sturz war für Beide ein erleichterndes Athmen. Doch Metternich, der nach 1830 nicht verzweifelte, verzweifelte auch jetzt keineswegs. Er floh nach London, um von dort aus Europa wieder in das verlassene Geleise zu schieben. Englands Aristokratie und Bourgeoisie bewunderten den Satan-Meister. Metternich sah, daß mit der europäischen Bourgeoisie alles zu erreichen war; er beschloß, sein System, statt allein mit den Fürsten, jetzt mit Hilfe dieser Bourgeoisie zu realisiren, ohne seinem Prinzip das Mindeste zu vergeben. Wie 1815 die Fürsten, so müssen daher jetzt Fürsten und Bourgeoisie nebst ihren Schweifen mit dem Popanz „Demokratie“ zu einem Schlachtheer vereinigt werden, dessen Feldmarschall abermals Metternich ist und wird. „Metternich ist in Paris,“ heißt also soviel, als, Metternich steht wiederum an der Spitze der europäischen Dynastien und Bourgeoisien; Metternich hat mehr erreicht und wird mehr erreichen, als vor dem 24. Februar; denn Ludwig Philipp ist beseitigt, die Legitimität ist keine zu vergiftende Schwierigkeit mehr. Der französische Februar und der deutsche März lösen sich auf in einen Sieg des östreichischen Staatskanzlers Metternich, wofern die Völker Europa's nicht bald die Gefahr erkennen, und dem Idiotismus entsagen. Schütteln sie nicht rasch ihre blödsinnige Unthätigkeit ab, so könnte es auch für sie ein „trop tard“ geben.</p> <p>Als Metternich stürzte, erhoben alle Dynastien, selbst die Habsburger, ein Jubelgeschrei, denn sie alle waren zu gehorchenden Werkzeugen des Einen geworden, und hatten schweres Alpdrücken gefühlt. Auch Pfaffen und Aristokraten stimmten in den Jubel ein. Jetzt ist die Reue da, man erkennt den „<hi rendition="#g">Satan-Meister</hi>“ von neuem an und die von Todesangst heimgesuchte Bourgeoisie Europas liegt schon flehend zu seinem und seines Systemes Füßen.</p> <p>Sie werden von der Unterdrückung der „Ost-Deutschen-Post“ gelesen und sich darüber gewundert haben, weil Kuranda einer der zahmsten Leutchen ist, den die Bourgeoisie aufzuweisen hat. Jetzt ist er ein Freiheitsmärtyrer und „groußer Mann“, den die deutschen Idioten und Schuselka-Genies bewundern. Die Sache verhält sich einfach so. Kuranda hat früher gegrenzbotet und die östreichischen Zustände während eines Jahrs unter der stehenden Rubrik: „Metternich und Sedlnitzky befinden sich noch immer an der Spitze des östreich. Staats“ resumirt. Metternich erwies ihm darauf die Ehre, es ihm übel zu nehmen, und da er Persönlichkeiten nicht vergißt, und sich aller Feinde erinnert, so hat er, weil er sich auf dem Heimwege befindet, seinen Mandatar <hi rendition="#g">Stadion</hi> angewiesen, den Kuranda trotz seiner überaus großen Bourgeoiszahmheit vorläufig mit der Unterdrückung seines harmlosen Blättchens heimzusuchen.</p> <p>Es gibt demokratische Deutsche, welche einen mit dem unvermeidlichen Germanenblick der Bornirtheit anstieren, wenn man also Metternichianisch mit ihnen diskutirt. Sie halten einen für einen Blödsinnigen, wenn man ihnen sagt, die Person Metternich und der Geist Metternich sind noch immer da, um der europäischen Völker- und Individuen-Dummheit von neuem und zwar noch ärger als früher, über den Kopf zu wachsen. Zu ihrer Belehrung noch folgendes:</p> <p>„Jellachich ist unpäßlich!“ berichten hiesige Blätter. Was heißt das? Es heißt, Jellachich wird balb sterben. Jellachich ist, wenn auch nur ein kroatischer, Demokrat. Olmütz hat seine und seines Volkes nationale Banditen-Bornirtheit benutzt, obwohl es vor der Abgötterei Jellachich erschrack. „Wir kennen nur einen Gott, einen Kaiser und Jellachich, beider Stellvertreter!“ heißt das Losungswort der Kroaten, Serben, Illyrier u. s. w., überhaupt aller südungarischen Völker. Das klang nützlich wider die Magyaren und Deutsche, aber es klingt auch gefährlich für die Gesammtmonarchie. Man suchte daher, um den Jellachismus der Südslaven zu zerstückeln, in eben der Weise neue Jellachich's zu produziren, wie man aus gleichen Zwecken in ganz Ungarn und Galizien immerfort neue Nationen heraufbeschwor. Auf diese Weise tauchten in Südungarn eine Menge von k. k. Parvenü's auf, wie Stratimirowicz, Ragazicz, Suplikaz u. s. w. Sie alle sollten den Abgott Jellachich vervielgöttern helfen. Es gelang.</p> <p>Jellachich hatte die Dummheit, sich mit seiner demokratischen Macht vor einem Windischgrätz zu beugen, seine antimagyarischen Wuth trägt die Schuld dieser Dummheit. Er hatte sodann die Unbesonnenheit, vor Windischgrätz den Säbel zu ziehen, und ihm vor versammeltem Generalstab in Schönbrunn zu erklären: „Ich diene dem Kaiser und der Monarchie, aber bei diesem Schwerte sollte es euch gereuen, wenn ich damit der Reaktion gedient hätte!“ — Jellachichs Erwachen kam zu spät. Man schickte Kulmer nach Kroatien und entsetzte Jellachich, wenn auch nicht im Titel, doch der Sache nach seiner Ba<gap reason="illegible"/>uswürde. Windischgrätz hat ihn und seine Kroaten seither überall am meisten exponirt, und dafür gesorgt, daß 2/3 der Kroaten bereits zusammengehauen sind. Das endliche Schicksal Jellachichs kann kein anderes sein, denn die schwarzen Gesellen Metternichs stehen auch im Hauptquartier des Windischgrätz und lassen selbst den neuen Herzog von Friedland ebensowenig außer Augen, wie den Herzog von Custozza.</p> </div> <div xml:id="ar209_020" type="jArticle"> <head><bibl><author>X</author></bibl> Frankfurt, 27. Jan.</head> <p>Von dem königl. preuß. Stadtgericht zu Rosenberg (Schlesien) ist beantragt worden, die Nationalversammlung möge, zur Einleitung einer Kriminaluntersuchung wegen Hochverraths gegen den Abgeordneten Herrn <hi rendition="#g">Minkus,</hi> ihre Zustimmung ertheilen.</p> <p>Als Beweise gegen den Abgeordneten hat genanntes Stadtgericht 4 Briefe des Abgeordneten Minkus hieher gesandt. Zwei davon sind nur abschriftlich, die andern beiden im Original vorhanden.</p> <p>Aus den letzten beiden hat der wegen des Antrags niedergesetzte Ausschuß mehrere Stellen in seinen Bericht aufgenommen, die interessant genug sind, um einer weitern Oeffentlichkeit übergeben zu werden. Es sind folgende:</p> <p>(Aus dem Brief vom 16. Juni 1848.)</p> <p>„ — — sie haben in der Zeittung gelesen das es hier im der Pauls Kirche eine linke und eine recht Giebt, die rechte will Monarchie und die Linke wünscht republick unter welche ich auch gehöre den das sind Volks Männer, wir sind in 15 Abtheilungen eingetheilt, da kommen diese zusammen, ihr Vorsteher wird President in der Sitzung genannt, da wird berathen und dem Herrn beauftragt der spricht, wir haben in unser Abtheilung dichtige Männer, sind sie so gut und erklären sie das dem Volke, den hier soll sehr viel vor das Volk gethan werden, wir wollen das der Landtag in Berlin aufgehoben werden soll, geschieht das so werde ich hier auftreten und werde hier unsre gerechts same wahrnehmen, seid vergnügt den es wird beßer aber alle großen kommen fort, mein Bruder hat mir geschrieben das euch der Herr von Blacha nichts geben will, macht es so wie die leute hier laßt sensen machen den Man hat aufgebracht das uns Rusland Krieg erklärt hat, fürchtet euch nicht, laßt euch nur Waffen machen den wir kommen mit die Franzosen, den die fürsten wollen von Rußland gerettet werden aber es ist alle, die großen sind fort, hier heißt es bei uns der gewesen, König von Preussen ein freies Deutschland, nur fürchtet euch nicht, hüttet wo ihr wolt, der Adel ist ein Dreck die müßen alle unter die Banck, das kan man ihn sagen, ich übersende ihnen etwas davon, nur heben sie mir die Papiere alle gut auf. — —</p> <p>— — hier sind 4 Bischöffe und viele Geistlichen, aber die leute sizen da und sprechen nichts, mag doch das Marienfelder Volk an den Fürst Bischoff Schreiben warum er nicht spricht, kommt nicht einmal in die Abtheilung und Sizung soll Volksvertreter sein Schön meine Herren macht dichtige Koncepte, und wen ich Schreibe, da muß ihr alle, die beiden Kreise die ich vertrete nehmlich die Dem[o]kraten und nicht die Arestokraten alle schnel an mich schreiben, nur tretet auf und fürchtet euch nicht, die Tage wollen sie hier die Fürsten weg jagen, ich übersende ihnen auch etwas von der linken seite, was wir im Sinne haben, wir haben aber noch nicht die Majorität erlangt, es fehlen uns noch 75 Selen oder Stimmen, und wen wir nur erst </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [1144/0002]
Geiste des Untersuchungsrichters zu motiviren, fordere aber zum allermindesten, daß mir in dem baldigen schriftlichen Bescheide auf diese Eingabe der undurchdringliche Schleier gelüftet wird, der zwischen meinem Verstande und den Untersuchungsmaßregeln liegt.
Ich verlange schleunigen Bescheid, bereits seit 7 Wochen im Zuchthause, habe ich seit mehr als 6 Wochen auch kein Lebenszeichen der hiesigen Behörden gesehen.
Mit außerordentlicher Hochachtung Dr. Graumann.
Münster, den 29. Januar 1849.
An das O.-L.-G. zu Münster.
X Berlin, 27. Januar. Das „Neue Preußische Sonntagsblatt“ — eine Beilage zur „Galgenzeitung“ setzt den geliebten Unterthanen auseinander, welch tiefer Seelenschmerz die gottbegnadeten Gemüther drückt über die Verhältnisse im Kanton Neuenburg. „Ich habe euch,“ heißt es, „schon viel erzählt von dem Ländchen Neuenburg oder Neufchatel, was in der Schweiz liegt und eigentlich unserm Könige gehört und von dem guten preußischen Sinne, der dort herrscht! Jetzt nun sind die wackern Preußen dort unter Knechtschaft der Republikaner und reden nur, daß wir bald kommen sollen und sie befreien, — was wir auch bei nächster Gelegenheit thun werden.“ (Nämlich wenn Neufchatel in Nowawes oder etwa bei Salzwedel läge! Bei der „nächsten Gelegenheit“ dürften die Herren von der „Galgenzeitung“ sammt ihren Patronen viel eiligere Dinge zu thun haben, als Neufchatel wieder zu erobern; — denn „Halssachen“ gehen vor, wie das Sprichwort sagt!)
Den im Königreich Sachsen gewählten Deputirten widmet das kreuzritterliche Sonntagsblättchen folgende Stelle:
„Im Königreich Sachsen haben die neuen Kammern, in denen lauter Demokraten sitzen, gleich festgestellt, sie wollten ihrem Könige keine Adresse schicken, das heißt: sie wollten ihm auf seine Thronrede, auf den Königlichen Bewillkommnungsgruß, gar nicht antworten. Die sächsischen Herren Demokraten fangen wahrhaftig schöne an! Also nicht einmal antworten wollen sie ihrem Könige auf seinen Gruß! und sonst sagte man immer, die Sachsen wären die höflichsten Leute in Deutschland. Na, das wird gut werden! Wenn der sächsische Herr König nur nicht lange fackelte, sondern die zarten Kerle fortjagte bei erster Gelegenheit! In Baiern sind die neuen Kammern auch zusammengetreten, aber da sind sie viel besser als in Sachsen.“
Ueber den Ausfall der Wahlen wird den Lesern erzählt, daß die Demokraten allerdings theilweise gesiegt hätten, „nämlich in allen großen Städten.“ Weshalb in diesen? Weil's „in ihnen viel Gesindel giebt und allerlei nichtsnutziges Volk (die Geheimräthe, Kommerzienräthe, Kammerherren, und die ganze Schaar der auf Kosten des Volkes gefütterten und schwelgenden Müßiggänger und Staaten-Drohnen) darin wohnt, wo der Branntwein regiert und Fluchen und Schwören an der Tagesordnung sind, da haben sie viele Leute ihres Gelichters zu Wahlmännern gemacht u. s. w.“
X Berlin, 28. Jan. Ueber die gestern von uns berichtete Absicht der Regierung, die Kammern in Brandenburg zusammentreten zu lassen, wird uns heute noch folgende Mittheilung gemacht: Wie gewöhnlich, hat die Regierung noch keinen festen Entschluß gefaßt, sondern bereitet sich nur darauf vor, je nachdem die Wahlen für oder gegen sie ausfallen, die Kammern hier oder in Brandenburg einzuberufen. Die Bauten werden hier zwar fort betrieben, aber mit verringerter Arbeitskraft. Andererseits wird in Brandenburg an einer Vervollständigung der dortigen Einrichtung gearbeitet. Der Umstand übrigens, daß es in Brandenburg nur einen Sitzungssaal gibt, ist übrigens ein neuer Beweis für die Richtigkeit unserer Mittheilung über den Zusammentritt beider Kammern zur Berathung der Verfassung in gemeinschaftlichen Sitzungen.
— Unter dem zeitweiligen Präsidium des Geheim-Sekretärs im Kriegsministerium, Habel, ist hier die Bildung eines Vereins begonnen worden, welcher den Namen „Bund der Royalisten“ führen wird und dessen Programm wir nachstehend als ein politisches Curiosum und zur Erheiterung unserer Leser mittheilen: „Der Verein wird es sich zur heiligsten Pflicht machen, Allem, was Sr. Majestät dem Könige und dem glorreichen Herrscherhause Hohenzollern zuwiderläuft, kräftigst mit allen ihm zu Gebote stehenden Mitteln entgegenzuwirken. Ebenso entschieden kräftig soll der Umsturz-Partei — welche, wie man bei der Wahlangelegenheit gesehen hat, allerwärts so äußerst thätig gewesen — nach allen Seiten hin entgegengearbeitet werden. Es soll der Stern, welcher diesen Bund leiten wird, von Grund aus konstitutionell sein (welcher Styl!). Endlich soll der Reaktion ein eben solcher Damm, als der Umsturz-Partei, entgegengesetzt werden. Die junge Freiheit soll auf gesetzlichem Boden bestens gepflegt werden. — „Auch die sociale Frage will dieser Bund in seinen Wirkungskreis ziehen, und sollen weitere Besprechungen hierüber der ersten Generalversammlung vorbehalten bleiben. Der Bund hat übrigens nicht allein „sehr achtbare Mitglieder“, (will wohl heißen lauter hohe Bureaukraten und Aristokraten) und „die nöthigen Fonds“, sondern er ist sogar schon so glücklich, „leicht ausfuhrbare, schöne und gediegene Projekte“ zur Lösung der socialen Frage in der Tasche zu haben, die ihm von einem berühmten Prediger eingesandt worden.“ Offen gestanden, wir wären neugierig, Pröbchen von der Thätigkeit dieses Bundes zu erhalten, um zu sehen, wie sein Wahlspruch: „Der König gerettet, Alles gerettet“ sich ausnehmen würde.
— Auch der Ex-Abgeordnete, Professor Nees v. Esenbeck, der wegen Kränklichkeit — er ist ein hochbejahrter Mann — bislang hier zurückgeblieben war und sich in seinem leidenden Gesundheitszustande auch fast gar nicht um Politik kümmern konnte, ist, vom Hrn. Hinkeldey (Polizeipräsident) auf Veranlassung Wrangel's angewiesen worden: Berlin binnen 24 Stunden zu verlassen. Er hat zwar bei dem Polizeipräsidium Vorstellungen gemacht und nachgewiesen, daß er nur mit Gefahr seiner Gesundheit diesem Akt der Willkühr sich fügen könne. Doch das wird ihm wenig helfen. Er hat in der Nationalversammlung auf der äußersten Linken gesessen und gestimmt und ein solches Verbrechen muß im christlich-germanischen Staate unnachsichtlich geahndet werden!
— Hr. Wrangel ist so gnädig, in einem Schreiben an Buchhändler Lassar zu erklären: daß „voraussichtlich in den durch den angeordneten Belagerungszustand herbeigeführten beschränkenden Verhältnissen der freien Presse bald eine wesentliche Erleichterung zu erwarten steht.“ So gegeben zu Berlin im ersten Jahre des neuerwachten christlich-germanischen Heils.
— Der „Pr. St. Anz.“ bestätigt heute, daß der Justiz-Minister die Entlassung Temme's aus der Untersuchungshaft verfügt hat. O Gottesgnadenthum! mit deinen Aktien muß es schlimm stehen, wenn du auch nur eine einzige deiner scheußlichen Gewaltthaten rückgängig zu machen veranlaßt bist!
24 Breslau, 27. Jan. Der seit gestern hier zusammengetretene Kongreß sämmtlicher Rustikalvereine hat heute in Betreff der Wahlen beschlossen:
„In Erwägung, daß die Interessen des ganzen Volkes, also auch des Rustikalstandes, nur von Männern der volksthümlichen Partei in genügender Weise vertreten werden, zu Gunsten der Kandidaten der volksthümlichen Partei für die 1. und 2. Kammer in der ganzen Provinz seinen Einfluß aufzubieten und dazu alle ihm zu Gebote stehenden gesetzlichen Mittel anzuwenden.“
In der heutigen Kongreßsitzung wurde auch zur Widerlegung der von der reaktionären Partei gegen den früheren Präsidenten des Centralausschusses, Hrn. Schlinke, verbreiteten Verläumdungen die Erklärung ausgesprochen, daß sich die Rechnungen des Rustikalvereins, wie eine sorgfältige Revision ergeben, in der besten Ordnung befinden. Schlinke hat sich bekanntlich den Verfolgungen der Regierung durch eine Reise nach Frankreich entzogen. Blätter, wie die „Galgenzeitung“ und ähnliches Gelichter hatten auf Veruntreuungen der Vereinsgelder hingewiesen. Wer Schlinke kennt, wußte, daß dergleichen Anspielungen schaamlose Lügen seien. Der Kongreß hat es aber für seine Pflicht gehalten, das Resultat der Rechnungs- und Kassenprüfung der Oeffentlichkeit zu übergeben, damit das Publikum wiederum ein Pröbchen von dem Charakter der „gottbegnadeten“ Blätter vor Augen bekomme.
* Breslau, 27. Jan. Ein Brief von der östreichisch-schlesischen Grenze, der an ein hiesiges Handlungshaus adressirt war, enthält die Mittheilung: ein von Lemberg nach Olmütz gesendeter Courier berichtet, daß Bem gegen Lemberg in Anmarsch sei.
Andrerseits wird aus Wien die Nachricht verbreitet, Bem's in Siebenbürgen stehendes Corps sei von den k. k. Truppen auf allen Seiten eingeschlossen.
Von der österreichischen Gränze, 25. Jan. Es sind angeblich telegraphische Mittheilungen in Olmütz eingelaufen, wonach die Piemontesen die österreichische Gränze in Italien bereits überschritten und im Anmarsche gegen Mailand begriffen sind. (??) An ihrer Spitze befindet sich General Chrzanowski. — Die Prorogation des Reichstags zu Kremsier ist jetzt vollkommen gewiß. Doch drängen sowohl Linke, Rechte als Centrum zur Berufung des bevorstehenden Gesammtreichstags nach Wien. Für Preßburg, womit man es versuchen wollte, ergibt sich durchaus keine günstige Stimmung.
099 Wien, 26. Jan. Die Dreifaltigkeit in Bekanntmachung der standrechtlichen Verurtheilungen dauert fort. Die amtliche „Wiener Zeitg.“ bringt heute die Verurtheilungen von J. Hauk (5jährige Schanzarbeit in Eisen), von Kerschdorfer, Korporal der Grenadierdivision im Regiment Großherz. von Baden und von H. Monoschek, Gemeiner in der Grenadierdivision Ritter v. Heß. Beide letztere sind, weil sie im Oktober „zur Partei des Volkes übergetreten“ (wörtlich) zum Tode durch den Strang, darauf aber zu „Pulver und Blei“ begnadigt worden. Beide wurden gestern erschossen.
Außer diesen gab es gestern noch eine Menge anderer Verurtheilungen gegen Personen aus den untern Volksklassen zu Kerker und Schanzarbeit. Ein Mann bekam gestern, weil er gegen hohe Personen und auch gegen den Standrechtskaiser unehrerbietige Ausdrücke gebraucht, 2jährige Schanzarbeit in Eisen zudiktirt.
An der Börse herrscht große Flauheit und Mißstimmung. Die Geldsäcke fürchten das italienische Frühjahr! Nugent's Armeekorps, das 35,000 M. stark ist, hat dieser Tage den Befehl zum Abmarsch nach Italien erhalten.
Der Gouverneur von Gallizien, Ritter von Zalewski, ist dem Ministerium des Innern als Sektionschef zugewiesen und Graf Goluchowski an seine Stelle ernannt worden.
Nachfolgendes Dokument, im „Kapitelboten“ veröffentlicht, ward den Seelsorgern in Oberöstreich zugestellt, kurz bevor eine Eingabe der östreich. Bischöfe an das Ministerium (gegen mehrere Paragraphen der Grundrechte gerichtet) erschienen, steht also damit im engsten Verbande.
„Unserm hochwürdigsten Hrn. Bischofe wurde neuerlichst aus Wien von höchst achtbarer und zuverläßiger Hand folgende Zuschrift zu Theil. „Einem freundlichen Schreiben des Hrn. Ministerpräsidenten Fürsten Schwarzenberg aus Olmütz zufolge, erkläre sich das hohe Ministerium, daß es Vorstellungen der kirchlichen Oberhirten gegen die Grundrechte als einen Beweis ihrer Berufstreue ansehen wolle, und auch nicht unterlassen werde, solche zu unterstützen.“ Unser hochwürdigster Hr. Ordinarius glaubt eine so trostbringende Nachricht auch seinem geliebten Diöcesanklerus nicht vorenthalten zu dürfen.
61 Wien, 26. Jan. „Metternich in Paris!“ Diese Nachricht setzt hier jeden denkenden Freund der Freiheit in Erstaunen und Kummer. Wissen Sie, was das bedeutet, Metternich in Paris? Das bedeutet mehr denn Metternich in Wien, Metternich in Berlin, Metternich in Petersburg, Metternich allüberall — nur nicht in Paris. Die ganze europäische Reaktion wird sich wiederum in der Person und in dem System Metternichs konzentriren, und einen Zustand schaffen, welcher den vormärzlichen weit hinter sich zurückläßt. Im Jahre 1815 drehte sich die fürstliche Welt Europa's um Metternich, wie um ihren Centralpunkt. Metternich verstand es, die finstern Planeten um sich und Oestreich wandeln, sie auf alle eigene Dynastenpolitik verzichten zu machen, indem er ihnen unaufhörlich die Demokratie als ein Gespenst vorhielt, welches sie alle, wenn sie sich aus der Sphäre des „Meister-Satan“ zu entfernen wagten, zu verschlingen drohe. Die Fürsten gehorchten, namentlich die deutschen. Erzherzogthum und Kaiserthum Oesterreich waren bald mit einem Kordon von Ländern umgeben, die so verwaltet wurden, wie Metternich es befahl, damit das Eindringen der Grundsätze von 1789 in Oestreich zur Unmöglichkeit werde, und die neu geschaffene dynastische Nationalität Oesterreichs, die „östreichische Nationalität“ durch das Aufgeben jeder anderen im Zwang der Verhältnisse gedeihe.
Was den Habsburgern in früherer Zeit mißlungen, das wollte Metternich erreichen, — Europa sollte Oesterreich werden, damit Oesterreich Europa sei. „Oesterreich ist eine pure Schöpfung des Absolutismus und muß beim ersten Freiheitslallen seiner 4 großen Nationen von einander fallen, es muß daher den Absolutismus als oberstes Staatsprinzip haben. Damit aber in Oesterreich der Absolutismus unangefochten bleibe, die neugeschaffene Gesammtmonarchie für ein anderes Jahrtausend Wurzel schlage, darf auch nirgend in Europa ein Staat bestehen, dessen Regierungsprinzip im entferntesten an die Grundsätze von 1789 erinnert.“ — So ungefähr lautet Metternich's großer Plan von 1815, den er bis zum März unermüdlich aus seinem Reich der Mitte und aus seinem Peckings-Wien zu verwirklichen suchte. Alle Personen und alle Theorien mußten verschwinden, die diesem Systeme entgegentraten. Metternich rüttelte darum schon an der oktroyirten Verfassung Ludwig XVIII., bis er sie mit seiner Kreatur Karl X. stürzen konnte; er ließ Alexander von Rußland und den unlenksamen Konstantin beseitigen, um seine Kreatur Nikolaus auf den Thron zu bringen. Metternich arbeitete am Sturze Ludwig Philipp's, um in Frankreich Legitimität und Absolutismus herzustellen; er ließ den Herzog von Reichsstadt vergiften, damit Frankreich, wenn ihm die Beseitigung des illegitimen Ludwig Philipp's gelang, ein Napoleon II. nicht zu einer neuen Illegitimität greife. Metternich nahm endlich Preußen, das, auf dem Wege des Fortschritts beharrend, am störendsten wider sein System hätte auftreten können, unter seine ganz absonderliche Vorsorge. Friedrich Wilhelm III. war bald nur noch König „von Metternich's Gnaden“. Metternich verschaffte dem Kronprinzen, dessen „eigene Gelüste“ er fürchtete, eine im baierisch-österreichischen Jesuitismus erzogene Frau, die auch den furor protestanticus des Vaters zu dämpfen die Aufgabe erhielt und glücklich löste. Metternich hatte Friedrich Wilhelm III. das berüchtigte Testament machen lassen, worin es heißt: „Fritz, Fritz, halte Dich an Oesterreich!“ So hatte Metternich in Preußen den Fortschritt, Friedrich II. und per mulierem auch die Reformation paralysirt. Aber Fritz gehorchte nicht so blind, und rief einen „vereinigten Landtag“ nach Berlin. Metternich verbündete sich scheinbar mit dem illegitimen Ludwig Philipp, dem das linke Rheinufer wohl gefallen mochte, und der berliner Landtag verschwand. Fritz war entrüstet, aber auch Sardinien und Baiern waren entrüstet. Die Fürsten empörten sich diplomatisch wider Metternich; mit ihnen die Völker u_ diplomatisch. Metternichs Sturz war für Beide ein erleichterndes Athmen. Doch Metternich, der nach 1830 nicht verzweifelte, verzweifelte auch jetzt keineswegs. Er floh nach London, um von dort aus Europa wieder in das verlassene Geleise zu schieben. Englands Aristokratie und Bourgeoisie bewunderten den Satan-Meister. Metternich sah, daß mit der europäischen Bourgeoisie alles zu erreichen war; er beschloß, sein System, statt allein mit den Fürsten, jetzt mit Hilfe dieser Bourgeoisie zu realisiren, ohne seinem Prinzip das Mindeste zu vergeben. Wie 1815 die Fürsten, so müssen daher jetzt Fürsten und Bourgeoisie nebst ihren Schweifen mit dem Popanz „Demokratie“ zu einem Schlachtheer vereinigt werden, dessen Feldmarschall abermals Metternich ist und wird. „Metternich ist in Paris,“ heißt also soviel, als, Metternich steht wiederum an der Spitze der europäischen Dynastien und Bourgeoisien; Metternich hat mehr erreicht und wird mehr erreichen, als vor dem 24. Februar; denn Ludwig Philipp ist beseitigt, die Legitimität ist keine zu vergiftende Schwierigkeit mehr. Der französische Februar und der deutsche März lösen sich auf in einen Sieg des östreichischen Staatskanzlers Metternich, wofern die Völker Europa's nicht bald die Gefahr erkennen, und dem Idiotismus entsagen. Schütteln sie nicht rasch ihre blödsinnige Unthätigkeit ab, so könnte es auch für sie ein „trop tard“ geben.
Als Metternich stürzte, erhoben alle Dynastien, selbst die Habsburger, ein Jubelgeschrei, denn sie alle waren zu gehorchenden Werkzeugen des Einen geworden, und hatten schweres Alpdrücken gefühlt. Auch Pfaffen und Aristokraten stimmten in den Jubel ein. Jetzt ist die Reue da, man erkennt den „Satan-Meister“ von neuem an und die von Todesangst heimgesuchte Bourgeoisie Europas liegt schon flehend zu seinem und seines Systemes Füßen.
Sie werden von der Unterdrückung der „Ost-Deutschen-Post“ gelesen und sich darüber gewundert haben, weil Kuranda einer der zahmsten Leutchen ist, den die Bourgeoisie aufzuweisen hat. Jetzt ist er ein Freiheitsmärtyrer und „groußer Mann“, den die deutschen Idioten und Schuselka-Genies bewundern. Die Sache verhält sich einfach so. Kuranda hat früher gegrenzbotet und die östreichischen Zustände während eines Jahrs unter der stehenden Rubrik: „Metternich und Sedlnitzky befinden sich noch immer an der Spitze des östreich. Staats“ resumirt. Metternich erwies ihm darauf die Ehre, es ihm übel zu nehmen, und da er Persönlichkeiten nicht vergißt, und sich aller Feinde erinnert, so hat er, weil er sich auf dem Heimwege befindet, seinen Mandatar Stadion angewiesen, den Kuranda trotz seiner überaus großen Bourgeoiszahmheit vorläufig mit der Unterdrückung seines harmlosen Blättchens heimzusuchen.
Es gibt demokratische Deutsche, welche einen mit dem unvermeidlichen Germanenblick der Bornirtheit anstieren, wenn man also Metternichianisch mit ihnen diskutirt. Sie halten einen für einen Blödsinnigen, wenn man ihnen sagt, die Person Metternich und der Geist Metternich sind noch immer da, um der europäischen Völker- und Individuen-Dummheit von neuem und zwar noch ärger als früher, über den Kopf zu wachsen. Zu ihrer Belehrung noch folgendes:
„Jellachich ist unpäßlich!“ berichten hiesige Blätter. Was heißt das? Es heißt, Jellachich wird balb sterben. Jellachich ist, wenn auch nur ein kroatischer, Demokrat. Olmütz hat seine und seines Volkes nationale Banditen-Bornirtheit benutzt, obwohl es vor der Abgötterei Jellachich erschrack. „Wir kennen nur einen Gott, einen Kaiser und Jellachich, beider Stellvertreter!“ heißt das Losungswort der Kroaten, Serben, Illyrier u. s. w., überhaupt aller südungarischen Völker. Das klang nützlich wider die Magyaren und Deutsche, aber es klingt auch gefährlich für die Gesammtmonarchie. Man suchte daher, um den Jellachismus der Südslaven zu zerstückeln, in eben der Weise neue Jellachich's zu produziren, wie man aus gleichen Zwecken in ganz Ungarn und Galizien immerfort neue Nationen heraufbeschwor. Auf diese Weise tauchten in Südungarn eine Menge von k. k. Parvenü's auf, wie Stratimirowicz, Ragazicz, Suplikaz u. s. w. Sie alle sollten den Abgott Jellachich vervielgöttern helfen. Es gelang.
Jellachich hatte die Dummheit, sich mit seiner demokratischen Macht vor einem Windischgrätz zu beugen, seine antimagyarischen Wuth trägt die Schuld dieser Dummheit. Er hatte sodann die Unbesonnenheit, vor Windischgrätz den Säbel zu ziehen, und ihm vor versammeltem Generalstab in Schönbrunn zu erklären: „Ich diene dem Kaiser und der Monarchie, aber bei diesem Schwerte sollte es euch gereuen, wenn ich damit der Reaktion gedient hätte!“ — Jellachichs Erwachen kam zu spät. Man schickte Kulmer nach Kroatien und entsetzte Jellachich, wenn auch nicht im Titel, doch der Sache nach seiner Ba_ uswürde. Windischgrätz hat ihn und seine Kroaten seither überall am meisten exponirt, und dafür gesorgt, daß 2/3 der Kroaten bereits zusammengehauen sind. Das endliche Schicksal Jellachichs kann kein anderes sein, denn die schwarzen Gesellen Metternichs stehen auch im Hauptquartier des Windischgrätz und lassen selbst den neuen Herzog von Friedland ebensowenig außer Augen, wie den Herzog von Custozza.
X Frankfurt, 27. Jan. Von dem königl. preuß. Stadtgericht zu Rosenberg (Schlesien) ist beantragt worden, die Nationalversammlung möge, zur Einleitung einer Kriminaluntersuchung wegen Hochverraths gegen den Abgeordneten Herrn Minkus, ihre Zustimmung ertheilen.
Als Beweise gegen den Abgeordneten hat genanntes Stadtgericht 4 Briefe des Abgeordneten Minkus hieher gesandt. Zwei davon sind nur abschriftlich, die andern beiden im Original vorhanden.
Aus den letzten beiden hat der wegen des Antrags niedergesetzte Ausschuß mehrere Stellen in seinen Bericht aufgenommen, die interessant genug sind, um einer weitern Oeffentlichkeit übergeben zu werden. Es sind folgende:
(Aus dem Brief vom 16. Juni 1848.)
„ — — sie haben in der Zeittung gelesen das es hier im der Pauls Kirche eine linke und eine recht Giebt, die rechte will Monarchie und die Linke wünscht republick unter welche ich auch gehöre den das sind Volks Männer, wir sind in 15 Abtheilungen eingetheilt, da kommen diese zusammen, ihr Vorsteher wird President in der Sitzung genannt, da wird berathen und dem Herrn beauftragt der spricht, wir haben in unser Abtheilung dichtige Männer, sind sie so gut und erklären sie das dem Volke, den hier soll sehr viel vor das Volk gethan werden, wir wollen das der Landtag in Berlin aufgehoben werden soll, geschieht das so werde ich hier auftreten und werde hier unsre gerechts same wahrnehmen, seid vergnügt den es wird beßer aber alle großen kommen fort, mein Bruder hat mir geschrieben das euch der Herr von Blacha nichts geben will, macht es so wie die leute hier laßt sensen machen den Man hat aufgebracht das uns Rusland Krieg erklärt hat, fürchtet euch nicht, laßt euch nur Waffen machen den wir kommen mit die Franzosen, den die fürsten wollen von Rußland gerettet werden aber es ist alle, die großen sind fort, hier heißt es bei uns der gewesen, König von Preussen ein freies Deutschland, nur fürchtet euch nicht, hüttet wo ihr wolt, der Adel ist ein Dreck die müßen alle unter die Banck, das kan man ihn sagen, ich übersende ihnen etwas davon, nur heben sie mir die Papiere alle gut auf. — —
— — hier sind 4 Bischöffe und viele Geistlichen, aber die leute sizen da und sprechen nichts, mag doch das Marienfelder Volk an den Fürst Bischoff Schreiben warum er nicht spricht, kommt nicht einmal in die Abtheilung und Sizung soll Volksvertreter sein Schön meine Herren macht dichtige Koncepte, und wen ich Schreibe, da muß ihr alle, die beiden Kreise die ich vertrete nehmlich die Dem[o]kraten und nicht die Arestokraten alle schnel an mich schreiben, nur tretet auf und fürchtet euch nicht, die Tage wollen sie hier die Fürsten weg jagen, ich übersende ihnen auch etwas von der linken seite, was wir im Sinne haben, wir haben aber noch nicht die Majorität erlangt, es fehlen uns noch 75 Selen oder Stimmen, und wen wir nur erst
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Maria Ermakova, Benjamin Fiechter, Susanne Haaf, Frank Wiegand: Konvertierung XML nach DTA-Basisformat
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Weitere Informationen:Die angegebenen Seitenzahlen beziehen sich auf die Ausgabe: Neue Rheinische Zeitung. Organ der Demokratie. Bd. 2 (Nummer 184 bis Nummer 301) Köln, 1. Januar 1849 bis 19. Mai 1849. Glashütten im Taunus, Verlag Detlev Auvermann KG 1973.
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