Neue Rheinische Zeitung. Nr. 213. Köln, 4. Februar 1849.Als der sehr populäre Landrath Gerstein verstorben war, beschlossen eine Anzahl kleiner Bürger und Arbeiter ihm ein Denkmal zu setzen. Hr. Harkort trat an die Spitze dieser Bewegung oder Kollekte, und es flossen, wie gesagt, meistens aus Beiträgen der Arbeiter und kleinen Bürger, bis an achthundert Thaler in die Hände des Herrn Friedrich Harkort. Aber das Denkmal erschien nicht. Herr Harkort zog die Sache in Länge, und verschwand eines schönen Morgens. Aber Hr. Harkort beabsichtigte keineswegs diese 800 Thaler ohne alle Entschädigung an sich zu ziehen. Im Gegentheil. Er ging nach Belgien und zahlte seine Schuld bei Heller und Pfennig zurück. Nicht in Gold und Silber, sondern in Schriften; nicht in harten Thalern, sondern in klingenden Phrasen und Lebenserfahrungen; nicht in preußischen Tresorscheinen, sondern in Lügen und Verläumdungen über die französische Republik. Mit einem Wort: Herr Harkort schrieb seine "Briefe an die Meister und Arbeiter in Berg und Mark." Diese noblen Flugblättchen waren doch wahrhaftig wohl lumpige 800 Thaler werth! Trotz dem gibt es niedrige Seelen, welche mit dieser Zahlungsweise nicht einverstanden sind. Sie verlangen der große Mann solle seine 800 Thaler in gangbarer Münze und preußisch Courant zurückzahlen, und sind schamlos genug, ihn in den Wochenblättchen seiner Heimath direkt dazu aufzufordern! Hr. Harkort, der übrigens unsres Mitleids gewiß sein kann, thäte am besten, auf solche unwürdige Aufforderungen durch die Forderung neuer achthundert Thaler für seine Verdienste mit Gott für König und Vaterland zu antworten! X Berlin, 1. Febr. Prächtige Kandidaten zur zweiten Kammer! Im 4. Wahlbezirk z. B. Hr. Waldeck, -- ein wahres Musterstück von einem königl. preuß. Wahlkandidaten! Dieser künstlich zu einem halb radikalen "Vereinbarer" hinaufgeschraubte und jetzt auf sein gewöhnliches Pfalbürger-Niveau und auf die gleichheitliche Linken-Feigheit herabgesunkene Hr. Waldeck tritt im genannten Bezirk auf und -- verwahrt sich gegen jeden Protest wider die gottbegnadete Verfassung vom 5. Dezbr.! Er will sie als Vorlage zum weitern Ausbau benutzen und als getreuer Unterthan sie pflichtschuldigst "revidiren" helfen. Die anwesenden Philister waren entzückt über die von Hrn. Waldeck feierlich proklamirte Aussicht "auf friedliche Lösung der schwebenden Konflikte und die Mittel, welche die zweite Kammer besitze, um sie herbeizuführen." Die "Gallerie der demokratischen Volksvertreter" bemerkt: "was hätte aus Waldeck werden können, wenn er nicht die demokratische Partei hinter sich gehabt hätte!" Wir fragen: was kann aus der demokratischen Partei werden, wenn unter ihrem Banner solche abgeschwächte und zugleich harlekinadische Persönlichkeiten, wie Waldeck, voranschreiten? In der That, der demokratischen Partei hätte der schwarzweiße Kobold keinen ärgern Schabernack spielen können, als ihr sogar noch im Jahre 1849 den Hrn. Waldeck abermals als einen Koryphäen aufzuhalsen, der unter der Firma "Demokratie" lediglich seinen pfahlbürgerlichen Ehrgeiz zu befriedigen und sich die Möglichkeit zu erhalten sucht, dereinst als "liberaler" Ministerpräsident (und obligater Volksverräther) vor der Welt zu figuriren, und den verblüfften "Unterthanen" königlich-preußischen, aber mit etwas demokratischer Farbe durchsprengelten Sand in die Augen zu streuen. Heroen, wie Waldeck, stehen übrigens nicht allein. In Schlesien z. B. singt der famose sächsische Schulmeister Stein die nämliche Melodie und auf gleichen Wegen sehen wir jetzt noch viele andere sogenannte "Demokraten" einherwandeln. Wohl bekomm's ihnen! Berlin, 1. Februar. Ueber die Ursachen zu der gestern erfolgten polizeilichen Hinwegnahme der "demokratischen Correspondenz" ward uns heute, auf Anfrage beim Polizeipräsidium, die Auskunft, daß dieselbe auf den Antrag des Staatsanwalts erfolgt sei. Dieser betrachte nämlich die Correspondenz als eine periodische Schrift, welche den Bestimmungen des Gesetzes vom 17. März 1848 unterworfen sei, also Erlaubniß des Oberpräsidenten haben und den Namen des Redakteurs und Druckers angeben müsse. Auf die Bemerkung, daß neben der "demokr. Correspondenz" drei andere ähnliche Institute in Berlin beständen, und man bisjetzt von keiner derselben die Erfüllung jener obendrein durch die Verfassung ganz außer Kraft gesetzten, also ungesetzlichen Bestimmungen gefordert habe, erwiderte man, das sei Sache des Staatsanwalts, die Polizei habe eben gestern nur einer Requisition desselben Folge geleistet. -- -- Ueber den letzthin von uns erwähnten Royalistenbund gehen uns folgende weitere Mittheilungen zu. Derselbe beabsichtigt, bei dem immer größeren Ueberhandnehmen der "Umsturzpartei", derselben einen "festen Damm" dadurch entgegenzusetzen, daß der Bund sich über die ganze Monarchie verzweigt. In jeder Provinzial-Hauptstadt des preußischen Staats soll der Bund eine Hauptabtheilung haben, während in Berlin der Hauptbund verbleibe und alle Provinzial-Abtheilungen in ihm einmünden. Die Statuten des Bundes sind in der Arbeit und sollen der nächstens Statt findenden Generalversammlung zur Begutachtung vorgelegt werden. Außer streng royalistischen Gesinnungen ist auch strenge Moral eine unerläßliche Bedingung für die Aufnahme in den Bund. "Die Moral soll ein Grundpfeiler dieses Bundes sein." Ob aber der Moralcodex dieser Herren Royalisten nicht ein etwas absonderlicher sein dürfte, ob er Handlungen, wie die eines durch Geld zu Unruhen im reaktionären Interesse aufhetzenden Grafen Breßler, oder wie die Verfassung und Verbreitung der berüchtigten "Enthüllungen", oder endlich wie "der Ankauf von Gemälden, ohne sie zu bezahlen", für moralische oder unmoralische hält, und ob er deshalb die Herren Breßler, Bülow-Cummerow, Harkort aufnehmen oder ausschließen wird, das können wir aus den Statuten nicht ersehen. -- -- Vorgestern endete endlich das fahrende Handwerkerparlament seine Sitzungen. Ganz klar stellte es sich in der vorgestrigen Schlußversammlung wieder heraus, daß dieses ganze Parlament nur ein Wahlmanöver Seitens der Regierung war. So wurden die Deputirten vom Handelsminister dringend aufgefordert, doch sofort die Resultate der Verhandlungen noch ehe sie amtlich festgestellt und veröffentlicht sein könnten, nach Haus zu melden -- natürlich damit es noch bei Zeiten auf die Wahlen influiren könne. Ebenso ist es offenbar ein Wahlmanöver, wenn der Minister den Deputirten versprach, daß die aus ihren Berathungen hervorgegangenen Arbeiten schon in den nächsten Tagen als provisorische Gesetze im Staatsanzeiger veröffentlicht werden sollen. Ein ganz offener Versuch der moralischen Bestechung endlich war es doch wohl, wenn der Minister zu dem Abgeordneten Peter Meyer aus Westphalen sagte: "Nun Sie sehen, wie nachgiebig wir gegen Sie waren; seien Sie nun auch dankbar und schicken uns nicht zu viel Demokraten hierher." Nach Schluß der Sitzung hatten die Deputirten eine Audienz beim Könige. Es geschah dies in Folge eines von dem Schuhmacher Schützendorf aus Köln früher gegen den Handelsminister geäußerten Wunsches. Ueberhaupt hat sich dieser vorgebliche Volksmann hier in einer sehr zweifelhaften Weise benommen. Bei der Audienz selbst spielte Herr Schützendorf den Kammerherrn, indem er die dem Handelsminister persönlich unbekannten Deputirten dem König vorstellte. Dieser unterhielt sich mit jedem Einzelnen derselben, theils über die industriellen und gewerblichen Zustände ihrer Provinzen, theils erging er sich auch in politische Anspielungen, namentlich betreffs der jüngst stattgehabten Wahlen. Den Ostpreußen ward, wenn Alles ruhig bliebe, baldige Aufnahme des Baues der Ostbahn mit bedeutenden Geldkräften und Verwendung großer Summen auf Chausseen u. s. w. versprochen. Dem Deputirten Schneider Fischer aus Hirschberg dagegen ward ein sehr ungnädiger Empfang: "Ich habe den Hirschbergern sehr viel Gutes gethan, aber sie haben sich stets unartig benommen; sie haben zwar oft versprochen, sie wollten sich bessern, aber so oft man ihnen den Rücken kehrte, waren sie wieder die Alten. Ich werde nie in meinem Leben mehr nach Hirschberg kommen; sagen Sie dies zu Hause." Dagegen ward dem König von einem Sohn der rothen Erde, Todt aus Minden, eine faktische Zurechtweisung zu Theil. Der König nämlich sagte zu ihm: "Bei Ihnen zu Haus, da steht es gewiß noch am Besten mit dem Handwerkerstand." Todt aber antwortete mit einer eindringlichen und lebhaften Schilderung des Elends, in dem die Fabrikarbeiter und Bergleute Westphalens dahin schmachteten. Am Schluß der Audienz warnte der König die Deputirten noch ganz besonders, sich ja nicht etwa unter Arbeiter-Associationen etwas der Art vorzustellen, was man jetzt in Paris zu verwirklichen strebe. -- Der so plötzlich zum Hofmann metamorphosirte Volksmann Schützendorf, der auch schon Anfangs der Audienz nur gewagt hatte, die Wünsche des Volkes dem König und dem Ministerium zur gnädigen Erfüllung an's Herz zu legen, suchte am Schluß der Audienz seiner momentanen Kammerherrnrolle durch Anstimmung eines dreimaligen Hurrah Ehre zu machen; dasselbe fand aber bei seinen Kollegen nur einen schwachen Anklang. Der Königliche Empfang scheint diese Leute nicht sonderlich beglückt zu haben. -- -- Schon am 17. und 18. v. Mts. hatten unter den Berlin-Spandauer Kanal-Arbeitern einige Vorgänge Statt gehabt, auf die wir, gegenüber der lügenhaften Darstellung des Vorganges durch die Harkort'sche Parlaments-Correspondenz, und da heute ähnliche Vorgänge unter den Erdarbeitern bis in die Straßen der Stadt ihre Wirkung erstreckt haben, zurückkommen müssen. Die Kanal-Arbeiter waren am 17. v. M. vollkommen in ihrem Recht, und die damals entstandenen, übrigens unbedeutenden Unruhen sind lediglich die Schuld der Baubehörden, welche die Statuten, nach denen die Kanal-Arbeiter sich zu richten gehalten sind, eigenmächtig brachen, und den Lohn der Arbeiter herabsetzten, so daß dieselben jetzt nur 11 Sgr. täglich verdienen können, wovon sie noch Schippen und anderes Werkzeug sich anschaffen und Schachtmeistergeld zahlen müssen. Hierzu waren von Seiten eines Aufsehers willkürliche Ablohnungen mehrerer Familienväter gekommen und daher herrschte damals eine allgemeine Aufregung unter den Arbeitern, welche durch einen, von Seiten des Aufsehers Küstner geführten Schlag, in Thätlichkeiten überging, so daß am 18. die Baubehörden nicht ohne militärischen Schutz wagen wollten, auf die Arbeitsplätze zu gehen. -- Heute nun zogen, da die Hauptbeschwerde wegen Verkürzung der Taglöhne noch nicht erledigt ist, mehrere Hundert zum Theil brodloser Arbeiter vor das Berlinische Rathhaus und suchten durch diese Demonstration den Magistrat zur Gewährung ihrer Wünsche zu bewegen. Es erschien jedoch sehr bald Militär, das die Arbeiter zum Auseinandergehen auforderte, und da dies nach dreimaligen Trommeln nicht geschah, so wurden diejenigen, deren man habhaft werden konnte, verhaftet und der Haufen zersprengt. -- Unser Staatsanwalt scheint an den zahlreichen Prozessen politischer Natur, die schon jetzt schweben, noch nicht genug zu haben; denn wir erfahren so eben, daß gegen den Kunsthändler Hirsch und den Buchhändler Barth eine Klage wegen "symbolischer Beleidigung" des Prinzen von Preußen, durch eine Carricatur, der neue Cäsar, erhoben worden. Diese Carricatur stammt aus der Zeit des Dänenkrieges und ist längst in Berlin spurlos vergessen. -- Trotz der neulichen halboffiziellen Berichtigung sind doch alle Wahlmännerversammlungen, eben so gut wie die frühern Vorversammlungen; von Schutzmännern in Civil besucht, welche mit dem ausdrücklichen Auftrag zur Denunciation hingeschickt worden sind. Nur hat diesmal das Präsidium nicht gemeine Schutzmänner, sondern die gebildeteren Wachtmeister und Offiziere mit diesem Ehrenamt betraut. -- Die "Neue Preußische Zeitg." theilt als Beleg, daß in Geldfragen alle Gemüthlichkeit aufhört, folgendes amüsante Faktum mit: "Der Direktor der Bank hat nach der Verfassung der Bank bei einigen Angelegenheiten einen schiedsrichterlichen Ausspruch zu thun. Herr Hansemann, als er diese Stelle bekam und sich überlegt, wie es doch sehr angenehm ist, 6000 Rthlr. jährliche Einnahme zu haben, schreibt an das Staatsministerium, man möchte doch wegen jenes Umstandes dem Bankdirektor dieselben Rechte auf Inamovibilität wie den Richtern beilegen, was ihm aber doch abgeschlagen worden ist. Eine kaum glaubliche, aber dennoch völlig wahre Geschichte. In der That, eine rührendere Besorgniß für die Unparteilichkeit der eigenen Amtsführung kann es nicht geben!" Das nämliche Blatt droht wegen der neuen Nationalversammlung in folgender Weise: "Das preußische Volk bedurfte eines Sicherheitsschutzes gegen seine Vertreter, sowie sie aus den Urwahlen des Mai 1848 hervorgegangen sind. Es wird ihn auch ferner bedürfen, wenn, wie nicht zu zweifeln, die Intrigue 1849 so thätig und wirksam sein wird, als sie es 1848 war. Dieser Schutz muß von der Krone aus eigener Machtvollkommenheit ausgehen." 24 Breslau, 31. Jan. Unsern Faschingsspaß schöpfen wir diesmal aus den Wahlversammlungen. Nichts Ergötzlicheres, als hier Wahlmänner und Kandidaten zur zweiten Kammer, die bisher den Geruch starkduftendster Demokratie um sich zu verbreiten wußten, zur gläubigen Annahme der sogenannten Verfassung vom 5. Dezember und zu der von der Regierung allergnädigst erlaubten Revision derselben Rath ertheilen zu hören. Ja, auf diesen Wegen getreuer und geliebter Unterthanen sehen wir auch die Herren des schlesischen Demokratismus aus der Vereinbarer-Versammlung einherwandeln. Leute, die früher gegen das "Vereinbarungs"-Prinzip sich erklärten und die Volkssouverainetät reichlich betoasteten, sind heruntergestiegen von einer Höhe, auf der ihnen schwindelte und kauern sich jetzt in einen Winkel zusammen, umarmen die ihnen noch im Dezember so widerwärtige Verfassung des Gottesgnaden-, Beamten- und Krautjunkerthums und schmunzeln seelenvergnügt, daß sie, wieder zu Deputirten ernannt, die Gelegenheit haben werden, ihre ganze Geistesgröße durch scharfsinnige Verbesserungsanträge der Welt vor Augen legen zu können. Im November auseinander gesprengt und mit gottbegnadeten Fußtritten nach Hause gesandt, wollen sich jetzt die Ex-Vereinbarungs-Demokraten, wie Herr Dr. Engelmann, Lasswitz, Stein, Elsner etc., der ihnen widerfahrenen Behandlung auch würdig zeigen. Ihre Dankbarkeit glauben sie nicht besser an den Tag legen zu können, als durch die Verpflichtung den Wählern gegenüber sich gehorsamst mit dem hingeworfenen Revisionsknochen begnügen zu wollen. Posen, 29. Jan. Bei der eben beendeten Wahl der Wahlmänner zur ersten Kammer hat in sämmtlichen 4 Bezirken unserer Stadt die Opposition den Sieg davon getragen. (Neue Pr. Zeit.) 34 Heidelberg, 30. Januar. In Heidelberg fand ein Arbeiterkongreß statt. Von dem Heidelberger Arbeiterverein eingeladen, waren dort die Abgeordneten vieler süddeutschen Arbeiter-Vereine, so wie mehrere Mitglieder des Leipziger und Frankfurter Centralcomite's erschienen. Unter letzteren befand sich auch der Professor Winkelblech, der doktrinäre Vertreter unseres süddeutschen Kleinbürgerthums. Er langweilte uns am ersten Abend in einer Vorversammlung -- der eigentlichen Versammlung beizuwohnen gestattete die Zeit des großen Mannes nicht -- mit einer historischen Darstellung der industriellen Entwicklung, wie er sie eigends für das Kleinbürgerthum zurecht gemacht hatte, und mit der Exposition eines ebenfalls eigends von ihm ausgearbeiteten -- wenn auch nicht erfundenen, da Aehnliches schon öfter dagewesen -- Systems zur Restauration des Kleinbürgerthums. Die großen Kapitalien werden wieder zerschlagen, und für ein jedes Handwerk aufs Genaueste bestimmt, wie groß die darin verwendete Summe sein darf; natürlich darf ein Handwerk nur von einem examinirten Meister betrieben werden, und ebenso wird Hr. Winkelblech anordnen, wo Maschinen angewendet werden dürfen, wo nicht. Um den großen Kapitalisten ihr Kapital zu entreißen, werden Banken angelegt, durch deren Vermittlung es in den Geschäftsbetrieb übergeht. Die großen Kapitalisten dürfen natürlich ebenfalls nur Ein Handwerk betreiben, und erhalten von dem Ueberreste des Vermögens die durch Hrn. Winkelblech und die Bank festgestellten Zinsen. Herr Rothschild mag sich hüten, er findet in dem Kasseler Professor einen gefährlicheren Feind, als in den Kommunisten. Hrn. Winkelblech gegenüber vertrat in dieser Vorversammlung Born die revolutionären Arbeiter, welche die große Industrie nicht vernichten, sondern für sich ausbeuten wollen. Die verschiedene Aufnahme, welche beide Redner fanden, zeigte, daß ein großer Theil auch der süddeutschen Arbeiter seine Klasseninteressen bereits besser kennt, als Hr. Winkelblech, wenn dieser auch in diesem Augenblicke noch manche Anhänger zählt. Die Vereinigung der norddeutschen und süddeutschen Arbeitervereine zu einer gemeinschaftlichen Organisation, welche provisorisch einstweilen durch die Vereinigung der beiden Centralcomite's in Leipzig hergestellt ist, wird ohne Zweifel nicht wenig dazu beitragen, daß Winkelblechschen Theorien der Eingang bei dem arbeitenden Proletariat verschlossen wird. Die prinzipielle Debatte, welche der folgenden Tag eröffnete, drehte sich hauptsächlich um den Gegensatz zwischen der kleinbürgerlichen oder contrerevolutionären und der revolutionären Stellung des Arbeiters. Da aber hierüber und besonders über das Verhalten der Arbeit zu den einzelnen Fragen der Bourgeoisentwicklung keine Beschlüsse gefaßt, sondern dieselben bis zu dem demnächst abzuhaltenden allgemeinen Arbeiterkongreß verschoben wurden, so ist sie von keinem weiteren Interesse. Die gefaßten Beschlüsse beziehen sich allein auf die Vereinigung der Centralcomite's und die Organisation der süddeutschen Arbeitervereine, und werden Ihnen ausführlich mitgetheilt werden. 100 Glücksstadt, 30. Januar. Die Leser d. B. werden sich vielleicht erinnern, daß wir vor längerer Zeit eines Volksverdummungs-Organs erwähnten, das der Prinz von Nöer den Bauern hier in der Nähe in einer Versammlung verhieß. Jetzt erfahren wir, daß die Schleswig-Holsteinische Ritterschaft, zu der auch die bauernbeglückende Hoheit gehört, mit dem jährlichen Zinsenüberschuß der Zollentschädigungsgelder, ein Organ für die Geltendmachung ihrer Interessen gründen wird. Ob dieses Organ, mit dem des Prinzen von Nöer, ein und dasselbe ist, wollen wir nicht behaupten; so viel aber wird gewiß sein, daß dieses Organ seinen Gründern alle Ehre machen wird. Das Volk aber ist wieder der betrogene Theil, es muß zusehen, wie das aus seinem Säckel geflossene Geld von der bevorrechteten Klasse verwendet wird, um feudale Anmaßung und hundertjähriges Unrecht zu vertreten. 084 Kiel, 31. Jan. Mit den von Lord Palmerston gestellten Friedensbedingungen soll die gottbegnadete Regierung von Sanssouci einverstanden sein, und demgemäß die Bunsen'sche Heiligkeit instruirt haben. Man wird nun sagen, Bunsen ist ja aber von der Centralgewalt und nicht von der Brandenburg-Manteuffel'schen Regierung bevollmächtigt? Die Sache ist sehr einfach. Was der Kaiserkandidat will, das muß pflichtgemäß auch das Personal der Kaiserfabrik wollen! Und so ist es. Der "Edle" soll auch bereits seine Einwilligung zu jenem Zerreißungsprojekt gegeben haben. Uebrigens geht das Gerücht, der berüchtigte Malmöer Waffenstillstand solle noch einige Monate verlängert werden. Die Dänen scheinen, nach dem kürzlich stattgefundenen Einfalle in Nordschleswig zu urtheilen, freilich keine besondere Lust dazu zu haben. 134 Schleswig, 30. Jan. Unsere Landesversammlung ist, in Abwesenheit des Präsidenten Bargum, vom Vicepräsidenten Olshausen am 26. d. M. eröffnet. Den Hauptgegenstand der Tagesordnung bildete der Bericht des Finanzausschusses, nach welchem unsere Finanzen den Umständen nach in einem sehr blühenden Zustande sind. Nach dem Schluß der Sitzung wurden eine Menge Deputationen, aus fast allen Theilen Schleswig's, vom Vicepräsidenten in Gegenwart des größten Theils der Landesversammlung empfangen, um Adressen und Petitionen zu überreichen, in denen auf das Entschiedenste gegen jede Trennung Schleswig's und Holstein's protestirt wird. Manche enthalten zugleich den Wunsch, unter die völkerbeglückenden Fittiche eines Kaisers aus dem Hause Hohenzollern zu kommen. Wir sind auch ganz entschieden gegen die Trennung Schleswig's und Holstein's, aber nicht wie jene Adressen aussprechen, weil es unser gutes Recht ist, d. h. weil es vor beinahe 400 Jahren, als das eigentliche Volk noch nicht lesen und schreiben konnte, von der Ritterschaft mit einem längst vermoderten Könige so festgestellt wurde, sondern weil das Volk es will. Wir stehen auf dem Boden der Volkssouveränetät, oder wenn man so sagen will, der permanenten Revolution und werden höchstens, wenn die Bewohner einiger nördlichen Distrikte verlangen zu Dänemark geschlagen zu werden, eine Abtrennung dieser Theile billigen. Aber auch das ist nicht der Fall; treten auch einzelne Stimmen für die Verbindung mit Dänemark zu Tage, so ist doch der größte Theil, trotz aller Machinationen der Dänen, von deutschen Sympathien durchdrungen. Schleswig, 29. Jan. Es wird versichert, der Reichskommissär hätte heute von Frankfurt Instruktionen erhalten, welche darauf gingen, die Landesversammlung zu vertagen, wenn sie sich auf Erörterungen und Beschlüsse über die politische Lage des Landes, die Friedensbedingungen und nöthigen Maßregeln für Krieg und Frieden einließe. Ein Versuch, solche Absicht zu verwirklichen, heißt einen Feuerbrand in die Versammlung werfen. -- Morgen um 12 Uhr wird der Ausschuß, welcher über unsere politische Lage und was geschehen muß zu berichten hat, seinen Bericht erstatten. Das wird gewiß die interessanteste und wichtigste Sitzung dieser Diät sein. (Schl.-H. Z.) 24 Wien, 28. Jan. Aus Ungarn erfährt man, daß Oberst Pietrowsky ebenfalls ein Corps sammelt, um damit in Gallizien einzufallen. Aus diesen und andern Berichten ergiebt sich, wie weit die standrechtliche Regierung von der sogenannten "Pazifikation Ungarns" entfernt ist. X Frankfurt, 1. Febr. Seit einiger Zeit schmeichelte sich die Rechte der Nationalversammlung, daß die äußerste Linke der Auflösung verfallen sei. Manches große Blatt stieß darob in die Posaune und verkündete den Heulern den angeblichen Skandal in den Reihen der Linken. Desto unangenehmer wirkt heute die Nachricht, daß der Klub im Donnersberg nach Ausgleichung einer momentanen Verstimmung, die seine Harmonie etwas gestört hatte, in voller Kraft besteht, und fortan seine Pflichten gegen die Demokratie erfüllen wird. Gestern war im Donnersberg eine sehr Als der sehr populäre Landrath Gerstein verstorben war, beschlossen eine Anzahl kleiner Bürger und Arbeiter ihm ein Denkmal zu setzen. Hr. Harkort trat an die Spitze dieser Bewegung oder Kollekte, und es flossen, wie gesagt, meistens aus Beiträgen der Arbeiter und kleinen Bürger, bis an achthundert Thaler in die Hände des Herrn Friedrich Harkort. Aber das Denkmal erschien nicht. Herr Harkort zog die Sache in Länge, und verschwand eines schönen Morgens. Aber Hr. Harkort beabsichtigte keineswegs diese 800 Thaler ohne alle Entschädigung an sich zu ziehen. Im Gegentheil. Er ging nach Belgien und zahlte seine Schuld bei Heller und Pfennig zurück. Nicht in Gold und Silber, sondern in Schriften; nicht in harten Thalern, sondern in klingenden Phrasen und Lebenserfahrungen; nicht in preußischen Tresorscheinen, sondern in Lügen und Verläumdungen über die französische Republik. Mit einem Wort: Herr Harkort schrieb seine „Briefe an die Meister und Arbeiter in Berg und Mark.“ Diese noblen Flugblättchen waren doch wahrhaftig wohl lumpige 800 Thaler werth! Trotz dem gibt es niedrige Seelen, welche mit dieser Zahlungsweise nicht einverstanden sind. Sie verlangen der große Mann solle seine 800 Thaler in gangbarer Münze und preußisch Courant zurückzahlen, und sind schamlos genug, ihn in den Wochenblättchen seiner Heimath direkt dazu aufzufordern! Hr. Harkort, der übrigens unsres Mitleids gewiß sein kann, thäte am besten, auf solche unwürdige Aufforderungen durch die Forderung neuer achthundert Thaler für seine Verdienste mit Gott für König und Vaterland zu antworten! X Berlin, 1. Febr. Prächtige Kandidaten zur zweiten Kammer! Im 4. Wahlbezirk z. B. Hr. Waldeck, — ein wahres Musterstück von einem königl. preuß. Wahlkandidaten! Dieser künstlich zu einem halb radikalen „Vereinbarer“ hinaufgeschraubte und jetzt auf sein gewöhnliches Pfalbürger-Niveau und auf die gleichheitliche Linken-Feigheit herabgesunkene Hr. Waldeck tritt im genannten Bezirk auf und — verwahrt sich gegen jeden Protest wider die gottbegnadete Verfassung vom 5. Dezbr.! Er will sie als Vorlage zum weitern Ausbau benutzen und als getreuer Unterthan sie pflichtschuldigst „revidiren“ helfen. Die anwesenden Philister waren entzückt über die von Hrn. Waldeck feierlich proklamirte Aussicht „auf friedliche Lösung der schwebenden Konflikte und die Mittel, welche die zweite Kammer besitze, um sie herbeizuführen.“ Die „Gallerie der demokratischen Volksvertreter“ bemerkt: „was hätte aus Waldeck werden können, wenn er nicht die demokratische Partei hinter sich gehabt hätte!“ Wir fragen: was kann aus der demokratischen Partei werden, wenn unter ihrem Banner solche abgeschwächte und zugleich harlekinadische Persönlichkeiten, wie Waldeck, voranschreiten? In der That, der demokratischen Partei hätte der schwarzweiße Kobold keinen ärgern Schabernack spielen können, als ihr sogar noch im Jahre 1849 den Hrn. Waldeck abermals als einen Koryphäen aufzuhalsen, der unter der Firma „Demokratie“ lediglich seinen pfahlbürgerlichen Ehrgeiz zu befriedigen und sich die Möglichkeit zu erhalten sucht, dereinst als „liberaler“ Ministerpräsident (und obligater Volksverräther) vor der Welt zu figuriren, und den verblüfften „Unterthanen“ königlich-preußischen, aber mit etwas demokratischer Farbe durchsprengelten Sand in die Augen zu streuen. Heroen, wie Waldeck, stehen übrigens nicht allein. In Schlesien z. B. singt der famose sächsische Schulmeister Stein die nämliche Melodie und auf gleichen Wegen sehen wir jetzt noch viele andere sogenannte „Demokraten“ einherwandeln. Wohl bekomm's ihnen! Berlin, 1. Februar. Ueber die Ursachen zu der gestern erfolgten polizeilichen Hinwegnahme der „demokratischen Correspondenz“ ward uns heute, auf Anfrage beim Polizeipräsidium, die Auskunft, daß dieselbe auf den Antrag des Staatsanwalts erfolgt sei. Dieser betrachte nämlich die Correspondenz als eine periodische Schrift, welche den Bestimmungen des Gesetzes vom 17. März 1848 unterworfen sei, also Erlaubniß des Oberpräsidenten haben und den Namen des Redakteurs und Druckers angeben müsse. Auf die Bemerkung, daß neben der „demokr. Correspondenz“ drei andere ähnliche Institute in Berlin beständen, und man bisjetzt von keiner derselben die Erfüllung jener obendrein durch die Verfassung ganz außer Kraft gesetzten, also ungesetzlichen Bestimmungen gefordert habe, erwiderte man, das sei Sache des Staatsanwalts, die Polizei habe eben gestern nur einer Requisition desselben Folge geleistet. — — Ueber den letzthin von uns erwähnten Royalistenbund gehen uns folgende weitere Mittheilungen zu. Derselbe beabsichtigt, bei dem immer größeren Ueberhandnehmen der „Umsturzpartei“, derselben einen „festen Damm“ dadurch entgegenzusetzen, daß der Bund sich über die ganze Monarchie verzweigt. In jeder Provinzial-Hauptstadt des preußischen Staats soll der Bund eine Hauptabtheilung haben, während in Berlin der Hauptbund verbleibe und alle Provinzial-Abtheilungen in ihm einmünden. Die Statuten des Bundes sind in der Arbeit und sollen der nächstens Statt findenden Generalversammlung zur Begutachtung vorgelegt werden. Außer streng royalistischen Gesinnungen ist auch strenge Moral eine unerläßliche Bedingung für die Aufnahme in den Bund. „Die Moral soll ein Grundpfeiler dieses Bundes sein.“ Ob aber der Moralcodex dieser Herren Royalisten nicht ein etwas absonderlicher sein dürfte, ob er Handlungen, wie die eines durch Geld zu Unruhen im reaktionären Interesse aufhetzenden Grafen Breßler, oder wie die Verfassung und Verbreitung der berüchtigten „Enthüllungen“, oder endlich wie „der Ankauf von Gemälden, ohne sie zu bezahlen“, für moralische oder unmoralische hält, und ob er deshalb die Herren Breßler, Bülow-Cummerow, Harkort aufnehmen oder ausschließen wird, das können wir aus den Statuten nicht ersehen. — — Vorgestern endete endlich das fahrende Handwerkerparlament seine Sitzungen. Ganz klar stellte es sich in der vorgestrigen Schlußversammlung wieder heraus, daß dieses ganze Parlament nur ein Wahlmanöver Seitens der Regierung war. So wurden die Deputirten vom Handelsminister dringend aufgefordert, doch sofort die Resultate der Verhandlungen noch ehe sie amtlich festgestellt und veröffentlicht sein könnten, nach Haus zu melden — natürlich damit es noch bei Zeiten auf die Wahlen influiren könne. Ebenso ist es offenbar ein Wahlmanöver, wenn der Minister den Deputirten versprach, daß die aus ihren Berathungen hervorgegangenen Arbeiten schon in den nächsten Tagen als provisorische Gesetze im Staatsanzeiger veröffentlicht werden sollen. Ein ganz offener Versuch der moralischen Bestechung endlich war es doch wohl, wenn der Minister zu dem Abgeordneten Peter Meyer aus Westphalen sagte: „Nun Sie sehen, wie nachgiebig wir gegen Sie waren; seien Sie nun auch dankbar und schicken uns nicht zu viel Demokraten hierher.“ Nach Schluß der Sitzung hatten die Deputirten eine Audienz beim Könige. Es geschah dies in Folge eines von dem Schuhmacher Schützendorf aus Köln früher gegen den Handelsminister geäußerten Wunsches. Ueberhaupt hat sich dieser vorgebliche Volksmann hier in einer sehr zweifelhaften Weise benommen. Bei der Audienz selbst spielte Herr Schützendorf den Kammerherrn, indem er die dem Handelsminister persönlich unbekannten Deputirten dem König vorstellte. Dieser unterhielt sich mit jedem Einzelnen derselben, theils über die industriellen und gewerblichen Zustände ihrer Provinzen, theils erging er sich auch in politische Anspielungen, namentlich betreffs der jüngst stattgehabten Wahlen. Den Ostpreußen ward, wenn Alles ruhig bliebe, baldige Aufnahme des Baues der Ostbahn mit bedeutenden Geldkräften und Verwendung großer Summen auf Chausseen u. s. w. versprochen. Dem Deputirten Schneider Fischer aus Hirschberg dagegen ward ein sehr ungnädiger Empfang: „Ich habe den Hirschbergern sehr viel Gutes gethan, aber sie haben sich stets unartig benommen; sie haben zwar oft versprochen, sie wollten sich bessern, aber so oft man ihnen den Rücken kehrte, waren sie wieder die Alten. Ich werde nie in meinem Leben mehr nach Hirschberg kommen; sagen Sie dies zu Hause.“ Dagegen ward dem König von einem Sohn der rothen Erde, Todt aus Minden, eine faktische Zurechtweisung zu Theil. Der König nämlich sagte zu ihm: „Bei Ihnen zu Haus, da steht es gewiß noch am Besten mit dem Handwerkerstand.“ Todt aber antwortete mit einer eindringlichen und lebhaften Schilderung des Elends, in dem die Fabrikarbeiter und Bergleute Westphalens dahin schmachteten. Am Schluß der Audienz warnte der König die Deputirten noch ganz besonders, sich ja nicht etwa unter Arbeiter-Associationen etwas der Art vorzustellen, was man jetzt in Paris zu verwirklichen strebe. — Der so plötzlich zum Hofmann metamorphosirte Volksmann Schützendorf, der auch schon Anfangs der Audienz nur gewagt hatte, die Wünsche des Volkes dem König und dem Ministerium zur gnädigen Erfüllung an's Herz zu legen, suchte am Schluß der Audienz seiner momentanen Kammerherrnrolle durch Anstimmung eines dreimaligen Hurrah Ehre zu machen; dasselbe fand aber bei seinen Kollegen nur einen schwachen Anklang. Der Königliche Empfang scheint diese Leute nicht sonderlich beglückt zu haben. — — Schon am 17. und 18. v. Mts. hatten unter den Berlin-Spandauer Kanal-Arbeitern einige Vorgänge Statt gehabt, auf die wir, gegenüber der lügenhaften Darstellung des Vorganges durch die Harkort'sche Parlaments-Correspondenz, und da heute ähnliche Vorgänge unter den Erdarbeitern bis in die Straßen der Stadt ihre Wirkung erstreckt haben, zurückkommen müssen. Die Kanal-Arbeiter waren am 17. v. M. vollkommen in ihrem Recht, und die damals entstandenen, übrigens unbedeutenden Unruhen sind lediglich die Schuld der Baubehörden, welche die Statuten, nach denen die Kanal-Arbeiter sich zu richten gehalten sind, eigenmächtig brachen, und den Lohn der Arbeiter herabsetzten, so daß dieselben jetzt nur 11 Sgr. täglich verdienen können, wovon sie noch Schippen und anderes Werkzeug sich anschaffen und Schachtmeistergeld zahlen müssen. Hierzu waren von Seiten eines Aufsehers willkürliche Ablohnungen mehrerer Familienväter gekommen und daher herrschte damals eine allgemeine Aufregung unter den Arbeitern, welche durch einen, von Seiten des Aufsehers Küstner geführten Schlag, in Thätlichkeiten überging, so daß am 18. die Baubehörden nicht ohne militärischen Schutz wagen wollten, auf die Arbeitsplätze zu gehen. — Heute nun zogen, da die Hauptbeschwerde wegen Verkürzung der Taglöhne noch nicht erledigt ist, mehrere Hundert zum Theil brodloser Arbeiter vor das Berlinische Rathhaus und suchten durch diese Demonstration den Magistrat zur Gewährung ihrer Wünsche zu bewegen. Es erschien jedoch sehr bald Militär, das die Arbeiter zum Auseinandergehen auforderte, und da dies nach dreimaligen Trommeln nicht geschah, so wurden diejenigen, deren man habhaft werden konnte, verhaftet und der Haufen zersprengt. — Unser Staatsanwalt scheint an den zahlreichen Prozessen politischer Natur, die schon jetzt schweben, noch nicht genug zu haben; denn wir erfahren so eben, daß gegen den Kunsthändler Hirsch und den Buchhändler Barth eine Klage wegen „symbolischer Beleidigung“ des Prinzen von Preußen, durch eine Carricatur, der neue Cäsar, erhoben worden. Diese Carricatur stammt aus der Zeit des Dänenkrieges und ist längst in Berlin spurlos vergessen. — Trotz der neulichen halboffiziellen Berichtigung sind doch alle Wahlmännerversammlungen, eben so gut wie die frühern Vorversammlungen; von Schutzmännern in Civil besucht, welche mit dem ausdrücklichen Auftrag zur Denunciation hingeschickt worden sind. Nur hat diesmal das Präsidium nicht gemeine Schutzmänner, sondern die gebildeteren Wachtmeister und Offiziere mit diesem Ehrenamt betraut. — Die „Neue Preußische Zeitg.“ theilt als Beleg, daß in Geldfragen alle Gemüthlichkeit aufhört, folgendes amüsante Faktum mit: „Der Direktor der Bank hat nach der Verfassung der Bank bei einigen Angelegenheiten einen schiedsrichterlichen Ausspruch zu thun. Herr Hansemann, als er diese Stelle bekam und sich überlegt, wie es doch sehr angenehm ist, 6000 Rthlr. jährliche Einnahme zu haben, schreibt an das Staatsministerium, man möchte doch wegen jenes Umstandes dem Bankdirektor dieselben Rechte auf Inamovibilität wie den Richtern beilegen, was ihm aber doch abgeschlagen worden ist. Eine kaum glaubliche, aber dennoch völlig wahre Geschichte. In der That, eine rührendere Besorgniß für die Unparteilichkeit der eigenen Amtsführung kann es nicht geben!“ Das nämliche Blatt droht wegen der neuen Nationalversammlung in folgender Weise: „Das preußische Volk bedurfte eines Sicherheitsschutzes gegen seine Vertreter, sowie sie aus den Urwahlen des Mai 1848 hervorgegangen sind. Es wird ihn auch ferner bedürfen, wenn, wie nicht zu zweifeln, die Intrigue 1849 so thätig und wirksam sein wird, als sie es 1848 war. Dieser Schutz muß von der Krone aus eigener Machtvollkommenheit ausgehen.“ 24 Breslau, 31. Jan. Unsern Faschingsspaß schöpfen wir diesmal aus den Wahlversammlungen. Nichts Ergötzlicheres, als hier Wahlmänner und Kandidaten zur zweiten Kammer, die bisher den Geruch starkduftendster Demokratie um sich zu verbreiten wußten, zur gläubigen Annahme der sogenannten Verfassung vom 5. Dezember und zu der von der Regierung allergnädigst erlaubten Revision derselben Rath ertheilen zu hören. Ja, auf diesen Wegen getreuer und geliebter Unterthanen sehen wir auch die Herren des schlesischen Demokratismus aus der Vereinbarer-Versammlung einherwandeln. Leute, die früher gegen das „Vereinbarungs“-Prinzip sich erklärten und die Volkssouverainetät reichlich betoasteten, sind heruntergestiegen von einer Höhe, auf der ihnen schwindelte und kauern sich jetzt in einen Winkel zusammen, umarmen die ihnen noch im Dezember so widerwärtige Verfassung des Gottesgnaden-, Beamten- und Krautjunkerthums und schmunzeln seelenvergnügt, daß sie, wieder zu Deputirten ernannt, die Gelegenheit haben werden, ihre ganze Geistesgröße durch scharfsinnige Verbesserungsanträge der Welt vor Augen legen zu können. Im November auseinander gesprengt und mit gottbegnadeten Fußtritten nach Hause gesandt, wollen sich jetzt die Ex-Vereinbarungs-Demokraten, wie Herr Dr. Engelmann, Lasswitz, Stein, Elsner etc., der ihnen widerfahrenen Behandlung auch würdig zeigen. Ihre Dankbarkeit glauben sie nicht besser an den Tag legen zu können, als durch die Verpflichtung den Wählern gegenüber sich gehorsamst mit dem hingeworfenen Revisionsknochen begnügen zu wollen. Posen, 29. Jan. Bei der eben beendeten Wahl der Wahlmänner zur ersten Kammer hat in sämmtlichen 4 Bezirken unserer Stadt die Opposition den Sieg davon getragen. (Neue Pr. Zeit.) 34 Heidelberg, 30. Januar. In Heidelberg fand ein Arbeiterkongreß statt. Von dem Heidelberger Arbeiterverein eingeladen, waren dort die Abgeordneten vieler süddeutschen Arbeiter-Vereine, so wie mehrere Mitglieder des Leipziger und Frankfurter Centralcomite's erschienen. Unter letzteren befand sich auch der Professor Winkelblech, der doktrinäre Vertreter unseres süddeutschen Kleinbürgerthums. Er langweilte uns am ersten Abend in einer Vorversammlung — der eigentlichen Versammlung beizuwohnen gestattete die Zeit des großen Mannes nicht — mit einer historischen Darstellung der industriellen Entwicklung, wie er sie eigends für das Kleinbürgerthum zurecht gemacht hatte, und mit der Exposition eines ebenfalls eigends von ihm ausgearbeiteten — wenn auch nicht erfundenen, da Aehnliches schon öfter dagewesen — Systems zur Restauration des Kleinbürgerthums. Die großen Kapitalien werden wieder zerschlagen, und für ein jedes Handwerk aufs Genaueste bestimmt, wie groß die darin verwendete Summe sein darf; natürlich darf ein Handwerk nur von einem examinirten Meister betrieben werden, und ebenso wird Hr. Winkelblech anordnen, wo Maschinen angewendet werden dürfen, wo nicht. Um den großen Kapitalisten ihr Kapital zu entreißen, werden Banken angelegt, durch deren Vermittlung es in den Geschäftsbetrieb übergeht. Die großen Kapitalisten dürfen natürlich ebenfalls nur Ein Handwerk betreiben, und erhalten von dem Ueberreste des Vermögens die durch Hrn. Winkelblech und die Bank festgestellten Zinsen. Herr Rothschild mag sich hüten, er findet in dem Kasseler Professor einen gefährlicheren Feind, als in den Kommunisten. Hrn. Winkelblech gegenüber vertrat in dieser Vorversammlung Born die revolutionären Arbeiter, welche die große Industrie nicht vernichten, sondern für sich ausbeuten wollen. Die verschiedene Aufnahme, welche beide Redner fanden, zeigte, daß ein großer Theil auch der süddeutschen Arbeiter seine Klasseninteressen bereits besser kennt, als Hr. Winkelblech, wenn dieser auch in diesem Augenblicke noch manche Anhänger zählt. Die Vereinigung der norddeutschen und süddeutschen Arbeitervereine zu einer gemeinschaftlichen Organisation, welche provisorisch einstweilen durch die Vereinigung der beiden Centralcomite's in Leipzig hergestellt ist, wird ohne Zweifel nicht wenig dazu beitragen, daß Winkelblechschen Theorien der Eingang bei dem arbeitenden Proletariat verschlossen wird. Die prinzipielle Debatte, welche der folgenden Tag eröffnete, drehte sich hauptsächlich um den Gegensatz zwischen der kleinbürgerlichen oder contrerevolutionären und der revolutionären Stellung des Arbeiters. Da aber hierüber und besonders über das Verhalten der Arbeit zu den einzelnen Fragen der Bourgeoisentwicklung keine Beschlüsse gefaßt, sondern dieselben bis zu dem demnächst abzuhaltenden allgemeinen Arbeiterkongreß verschoben wurden, so ist sie von keinem weiteren Interesse. Die gefaßten Beschlüsse beziehen sich allein auf die Vereinigung der Centralcomite's und die Organisation der süddeutschen Arbeitervereine, und werden Ihnen ausführlich mitgetheilt werden. 100 Glücksstadt, 30. Januar. Die Leser d. B. werden sich vielleicht erinnern, daß wir vor längerer Zeit eines Volksverdummungs-Organs erwähnten, das der Prinz von Nöer den Bauern hier in der Nähe in einer Versammlung verhieß. Jetzt erfahren wir, daß die Schleswig-Holsteinische Ritterschaft, zu der auch die bauernbeglückende Hoheit gehört, mit dem jährlichen Zinsenüberschuß der Zollentschädigungsgelder, ein Organ für die Geltendmachung ihrer Interessen gründen wird. Ob dieses Organ, mit dem des Prinzen von Nöer, ein und dasselbe ist, wollen wir nicht behaupten; so viel aber wird gewiß sein, daß dieses Organ seinen Gründern alle Ehre machen wird. Das Volk aber ist wieder der betrogene Theil, es muß zusehen, wie das aus seinem Säckel geflossene Geld von der bevorrechteten Klasse verwendet wird, um feudale Anmaßung und hundertjähriges Unrecht zu vertreten. 084 Kiel, 31. Jan. Mit den von Lord Palmerston gestellten Friedensbedingungen soll die gottbegnadete Regierung von Sanssouci einverstanden sein, und demgemäß die Bunsen'sche Heiligkeit instruirt haben. Man wird nun sagen, Bunsen ist ja aber von der Centralgewalt und nicht von der Brandenburg-Manteuffel'schen Regierung bevollmächtigt? Die Sache ist sehr einfach. Was der Kaiserkandidat will, das muß pflichtgemäß auch das Personal der Kaiserfabrik wollen! Und so ist es. Der „Edle“ soll auch bereits seine Einwilligung zu jenem Zerreißungsprojekt gegeben haben. Uebrigens geht das Gerücht, der berüchtigte Malmöer Waffenstillstand solle noch einige Monate verlängert werden. Die Dänen scheinen, nach dem kürzlich stattgefundenen Einfalle in Nordschleswig zu urtheilen, freilich keine besondere Lust dazu zu haben. 134 Schleswig, 30. Jan. Unsere Landesversammlung ist, in Abwesenheit des Präsidenten Bargum, vom Vicepräsidenten Olshausen am 26. d. M. eröffnet. Den Hauptgegenstand der Tagesordnung bildete der Bericht des Finanzausschusses, nach welchem unsere Finanzen den Umständen nach in einem sehr blühenden Zustande sind. Nach dem Schluß der Sitzung wurden eine Menge Deputationen, aus fast allen Theilen Schleswig's, vom Vicepräsidenten in Gegenwart des größten Theils der Landesversammlung empfangen, um Adressen und Petitionen zu überreichen, in denen auf das Entschiedenste gegen jede Trennung Schleswig's und Holstein's protestirt wird. Manche enthalten zugleich den Wunsch, unter die völkerbeglückenden Fittiche eines Kaisers aus dem Hause Hohenzollern zu kommen. Wir sind auch ganz entschieden gegen die Trennung Schleswig's und Holstein's, aber nicht wie jene Adressen aussprechen, weil es unser gutes Recht ist, d. h. weil es vor beinahe 400 Jahren, als das eigentliche Volk noch nicht lesen und schreiben konnte, von der Ritterschaft mit einem längst vermoderten Könige so festgestellt wurde, sondern weil das Volk es will. Wir stehen auf dem Boden der Volkssouveränetät, oder wenn man so sagen will, der permanenten Revolution und werden höchstens, wenn die Bewohner einiger nördlichen Distrikte verlangen zu Dänemark geschlagen zu werden, eine Abtrennung dieser Theile billigen. Aber auch das ist nicht der Fall; treten auch einzelne Stimmen für die Verbindung mit Dänemark zu Tage, so ist doch der größte Theil, trotz aller Machinationen der Dänen, von deutschen Sympathien durchdrungen. Schleswig, 29. Jan. Es wird versichert, der Reichskommissär hätte heute von Frankfurt Instruktionen erhalten, welche darauf gingen, die Landesversammlung zu vertagen, wenn sie sich auf Erörterungen und Beschlüsse über die politische Lage des Landes, die Friedensbedingungen und nöthigen Maßregeln für Krieg und Frieden einließe. Ein Versuch, solche Absicht zu verwirklichen, heißt einen Feuerbrand in die Versammlung werfen. — Morgen um 12 Uhr wird der Ausschuß, welcher über unsere politische Lage und was geschehen muß zu berichten hat, seinen Bericht erstatten. Das wird gewiß die interessanteste und wichtigste Sitzung dieser Diät sein. (Schl.-H. Z.) 24 Wien, 28. Jan. Aus Ungarn erfährt man, daß Oberst Pietrowsky ebenfalls ein Corps sammelt, um damit in Gallizien einzufallen. Aus diesen und andern Berichten ergiebt sich, wie weit die standrechtliche Regierung von der sogenannten „Pazifikation Ungarns“ entfernt ist. X Frankfurt, 1. Febr. Seit einiger Zeit schmeichelte sich die Rechte der Nationalversammlung, daß die äußerste Linke der Auflösung verfallen sei. Manches große Blatt stieß darob in die Posaune und verkündete den Heulern den angeblichen Skandal in den Reihen der Linken. Desto unangenehmer wirkt heute die Nachricht, daß der Klub im Donnersberg nach Ausgleichung einer momentanen Verstimmung, die seine Harmonie etwas gestört hatte, in voller Kraft besteht, und fortan seine Pflichten gegen die Demokratie erfüllen wird. Gestern war im Donnersberg eine sehr <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div xml:id="ar213_006" type="jArticle"> <pb facs="#f0002" n="1168"/> <p>Als der sehr populäre Landrath Gerstein verstorben war, beschlossen eine Anzahl kleiner Bürger und Arbeiter ihm ein Denkmal zu setzen. Hr. Harkort trat an die Spitze dieser Bewegung oder Kollekte, und es flossen, wie gesagt, meistens aus Beiträgen der Arbeiter und kleinen Bürger, bis an <hi rendition="#g">achthundert Thaler</hi> in die Hände des Herrn <hi rendition="#g">Friedrich Harkort</hi>. Aber das Denkmal erschien nicht. Herr Harkort zog die Sache in Länge, und <hi rendition="#g">verschwand eines schönen Morgens</hi>.</p> <p>Aber Hr. Harkort beabsichtigte keineswegs diese 800 Thaler ohne alle Entschädigung an sich zu ziehen. Im Gegentheil. Er ging nach Belgien und zahlte seine Schuld bei Heller und Pfennig zurück. Nicht in Gold und Silber, sondern in Schriften; nicht in harten Thalern, sondern in klingenden Phrasen und Lebenserfahrungen; nicht in preußischen Tresorscheinen, sondern in Lügen und Verläumdungen über die französische Republik. Mit einem Wort: Herr Harkort schrieb seine „Briefe an die Meister und Arbeiter in Berg und Mark.“</p> <p>Diese noblen Flugblättchen waren doch wahrhaftig wohl lumpige 800 Thaler werth!</p> <p>Trotz dem gibt es niedrige Seelen, welche mit dieser Zahlungsweise nicht einverstanden sind. Sie verlangen der große Mann solle seine 800 Thaler in gangbarer Münze und preußisch Courant zurückzahlen, und sind schamlos genug, ihn in den Wochenblättchen seiner Heimath direkt dazu aufzufordern!</p> <p>Hr. Harkort, der übrigens unsres Mitleids gewiß sein kann, thäte am besten, auf solche unwürdige Aufforderungen durch die Forderung neuer achthundert Thaler für seine Verdienste mit Gott für König und Vaterland zu antworten!</p> </div> <div xml:id="ar213_007" type="jArticle"> <head><bibl><author>X</author></bibl> Berlin, 1. Febr.</head> <p>Prächtige Kandidaten zur zweiten Kammer! Im 4. Wahlbezirk z. B. Hr. Waldeck, — ein wahres Musterstück von einem königl. preuß. Wahlkandidaten! Dieser künstlich zu einem halb radikalen „Vereinbarer“ hinaufgeschraubte und jetzt auf sein gewöhnliches Pfalbürger-Niveau und auf die gleichheitliche Linken-Feigheit herabgesunkene Hr. Waldeck tritt im genannten Bezirk auf und — verwahrt sich gegen jeden Protest wider die gottbegnadete Verfassung vom 5. Dezbr.! Er will sie als Vorlage zum weitern Ausbau benutzen und als getreuer Unterthan sie pflichtschuldigst „revidiren“ helfen. Die anwesenden Philister waren entzückt über die von Hrn. Waldeck feierlich proklamirte Aussicht „auf friedliche Lösung der schwebenden Konflikte und die Mittel, welche die zweite Kammer besitze, um sie herbeizuführen.“ Die „Gallerie der demokratischen Volksvertreter“ bemerkt: „was hätte aus Waldeck werden können, wenn er nicht die demokratische Partei hinter sich gehabt hätte!“ Wir fragen: was kann aus der demokratischen Partei werden, wenn unter ihrem Banner solche abgeschwächte und zugleich harlekinadische Persönlichkeiten, wie Waldeck, voranschreiten? In der That, der demokratischen Partei hätte der schwarzweiße Kobold keinen ärgern Schabernack spielen können, als ihr sogar noch im Jahre 1849 den Hrn. Waldeck abermals als einen Koryphäen aufzuhalsen, der unter der Firma „Demokratie“ lediglich seinen pfahlbürgerlichen Ehrgeiz zu befriedigen und sich die Möglichkeit zu erhalten sucht, dereinst als „liberaler“ Ministerpräsident (und obligater Volksverräther) vor der Welt zu figuriren, und den verblüfften „Unterthanen“ königlich-preußischen, aber mit etwas demokratischer Farbe durchsprengelten Sand in die Augen zu streuen. Heroen, wie Waldeck, stehen übrigens nicht allein. In Schlesien z. B. singt der famose sächsische Schulmeister Stein die nämliche Melodie und auf gleichen Wegen sehen wir jetzt noch viele andere sogenannte „Demokraten“ einherwandeln. Wohl bekomm's ihnen!</p> </div> <div xml:id="ar213_008" type="jArticle"> <head>Berlin, 1. Februar.</head> <p>Ueber die Ursachen zu der gestern erfolgten polizeilichen Hinwegnahme der „demokratischen Correspondenz“ ward uns heute, auf Anfrage beim Polizeipräsidium, die Auskunft, daß dieselbe auf den Antrag des Staatsanwalts erfolgt sei. Dieser betrachte nämlich die Correspondenz als eine periodische Schrift, welche den Bestimmungen des Gesetzes vom 17. März 1848 unterworfen sei, also Erlaubniß des Oberpräsidenten haben und den Namen des Redakteurs und Druckers angeben müsse. Auf die Bemerkung, daß neben der „demokr. Correspondenz“ drei andere ähnliche Institute in Berlin beständen, und man bisjetzt von keiner derselben die Erfüllung jener obendrein durch die Verfassung ganz außer Kraft gesetzten, also ungesetzlichen Bestimmungen gefordert habe, erwiderte man, das sei Sache des Staatsanwalts, die Polizei habe eben gestern nur einer Requisition desselben Folge geleistet. —</p> <p>— Ueber den letzthin von uns erwähnten Royalistenbund gehen uns folgende weitere Mittheilungen zu. Derselbe beabsichtigt, bei dem immer größeren Ueberhandnehmen der „Umsturzpartei“, derselben einen „festen Damm“ dadurch entgegenzusetzen, daß der Bund sich über die ganze Monarchie verzweigt. In jeder Provinzial-Hauptstadt des preußischen Staats soll der Bund eine Hauptabtheilung haben, während in Berlin der Hauptbund verbleibe und alle Provinzial-Abtheilungen in ihm einmünden. Die Statuten des Bundes sind in der Arbeit und sollen der nächstens Statt findenden Generalversammlung zur Begutachtung vorgelegt werden. Außer streng royalistischen Gesinnungen ist auch strenge Moral eine unerläßliche Bedingung für die Aufnahme in den Bund. „Die Moral soll ein Grundpfeiler dieses Bundes sein.“ Ob aber der Moralcodex dieser Herren Royalisten nicht ein etwas absonderlicher sein dürfte, ob er Handlungen, wie die eines durch Geld zu Unruhen im reaktionären Interesse aufhetzenden Grafen Breßler, oder wie die Verfassung und Verbreitung der berüchtigten „Enthüllungen“, oder endlich wie „der Ankauf von Gemälden, ohne sie zu bezahlen“, für moralische oder unmoralische hält, und ob er deshalb die Herren Breßler, Bülow-Cummerow, Harkort aufnehmen oder ausschließen wird, das können wir aus den Statuten nicht ersehen. —</p> <p>— Vorgestern endete endlich das fahrende Handwerkerparlament seine Sitzungen. Ganz klar stellte es sich in der vorgestrigen Schlußversammlung wieder heraus, daß dieses ganze Parlament nur ein Wahlmanöver Seitens der Regierung war. So wurden die Deputirten vom Handelsminister dringend aufgefordert, doch sofort die Resultate der Verhandlungen noch ehe sie amtlich festgestellt und veröffentlicht sein könnten, nach Haus zu melden — natürlich damit es noch bei Zeiten auf die Wahlen influiren könne. Ebenso ist es offenbar ein Wahlmanöver, wenn der Minister den Deputirten versprach, daß die aus ihren Berathungen hervorgegangenen Arbeiten schon in den nächsten Tagen als provisorische Gesetze im Staatsanzeiger veröffentlicht werden sollen. Ein ganz offener Versuch der moralischen Bestechung endlich war es doch wohl, wenn der Minister zu dem Abgeordneten <hi rendition="#g">Peter Meyer</hi> aus Westphalen sagte: „Nun Sie sehen, wie nachgiebig wir gegen Sie waren; seien Sie nun auch dankbar und schicken uns nicht zu viel Demokraten hierher.“ Nach Schluß der Sitzung hatten die Deputirten eine Audienz beim Könige. Es geschah dies in Folge eines von dem Schuhmacher <hi rendition="#g">Schützendorf</hi> aus Köln früher gegen den Handelsminister geäußerten Wunsches. Ueberhaupt hat sich dieser vorgebliche Volksmann hier in einer sehr zweifelhaften Weise benommen. Bei der Audienz selbst spielte Herr <hi rendition="#g">Schützendorf</hi> den Kammerherrn, indem er die dem Handelsminister persönlich unbekannten Deputirten dem König vorstellte. Dieser unterhielt sich mit jedem Einzelnen derselben, theils über die industriellen und gewerblichen Zustände ihrer Provinzen, theils erging er sich auch in politische Anspielungen, namentlich betreffs der jüngst stattgehabten Wahlen. Den Ostpreußen ward, <hi rendition="#g">wenn Alles ruhig bliebe</hi>, baldige Aufnahme des Baues der Ostbahn mit bedeutenden Geldkräften und Verwendung großer Summen auf Chausseen u. s. w. versprochen. Dem Deputirten Schneider <hi rendition="#g">Fischer</hi> aus Hirschberg dagegen ward ein sehr ungnädiger Empfang: „Ich habe den Hirschbergern sehr viel Gutes gethan, aber sie haben sich stets unartig benommen; sie haben zwar oft versprochen, sie wollten sich bessern, aber so oft man ihnen den Rücken kehrte, waren sie wieder die Alten. Ich werde nie in meinem Leben mehr nach Hirschberg kommen; sagen Sie dies zu Hause.“ Dagegen ward dem König von einem Sohn der rothen Erde, <hi rendition="#g">Todt</hi> aus Minden, eine faktische Zurechtweisung zu Theil. Der König nämlich sagte zu ihm: „Bei Ihnen zu Haus, da steht es gewiß noch am Besten mit dem Handwerkerstand.“ <hi rendition="#g">Todt</hi> aber antwortete mit einer eindringlichen und lebhaften Schilderung des Elends, in dem die Fabrikarbeiter und Bergleute Westphalens dahin schmachteten. Am Schluß der Audienz warnte der König die Deputirten noch ganz besonders, sich ja nicht etwa unter Arbeiter-Associationen etwas der Art vorzustellen, was man jetzt in Paris zu verwirklichen strebe. — Der so plötzlich zum Hofmann metamorphosirte Volksmann <hi rendition="#g">Schützendorf,</hi> der auch schon Anfangs der Audienz nur gewagt hatte, die Wünsche des Volkes dem König und dem Ministerium zur <hi rendition="#g">gnädigen</hi> Erfüllung an's Herz zu legen, suchte am Schluß der Audienz seiner momentanen Kammerherrnrolle durch Anstimmung eines dreimaligen Hurrah Ehre zu machen; dasselbe fand aber bei seinen Kollegen nur einen schwachen Anklang. Der Königliche Empfang scheint diese Leute nicht sonderlich beglückt zu haben. —</p> <p>— Schon am 17. und 18. v. Mts. hatten unter den Berlin-Spandauer Kanal-Arbeitern einige Vorgänge Statt gehabt, auf die wir, gegenüber der lügenhaften Darstellung des Vorganges durch die Harkort'sche Parlaments-Correspondenz, und da heute ähnliche Vorgänge unter den Erdarbeitern bis in die Straßen der Stadt ihre Wirkung erstreckt haben, zurückkommen müssen. Die Kanal-Arbeiter waren am 17. v. M. vollkommen in ihrem Recht, und die damals entstandenen, übrigens unbedeutenden Unruhen sind lediglich die Schuld der Baubehörden, welche die Statuten, nach denen die Kanal-Arbeiter sich zu richten gehalten sind, eigenmächtig brachen, und den Lohn der Arbeiter herabsetzten, so daß dieselben jetzt nur 11 Sgr. täglich verdienen können, wovon sie noch Schippen und anderes Werkzeug sich anschaffen und Schachtmeistergeld zahlen müssen. Hierzu waren von Seiten eines Aufsehers willkürliche Ablohnungen mehrerer Familienväter gekommen und daher herrschte damals eine allgemeine Aufregung unter den Arbeitern, welche durch einen, von Seiten des Aufsehers Küstner geführten Schlag, in Thätlichkeiten überging, so daß am 18. die Baubehörden nicht ohne militärischen Schutz wagen wollten, auf die Arbeitsplätze zu gehen. — Heute nun zogen, da die Hauptbeschwerde wegen Verkürzung der Taglöhne noch nicht erledigt ist, mehrere Hundert zum Theil brodloser Arbeiter vor das Berlinische Rathhaus und suchten durch diese Demonstration den Magistrat zur Gewährung ihrer Wünsche zu bewegen. Es erschien jedoch sehr bald Militär, das die Arbeiter zum Auseinandergehen auforderte, und da dies nach dreimaligen Trommeln nicht geschah, so wurden diejenigen, deren man habhaft werden konnte, verhaftet und der Haufen zersprengt.</p> <p>— Unser Staatsanwalt scheint an den zahlreichen Prozessen politischer Natur, die schon jetzt schweben, noch nicht genug zu haben; denn wir erfahren so eben, daß gegen den Kunsthändler <hi rendition="#g">Hirsch</hi> und den Buchhändler <hi rendition="#g">Barth</hi> eine Klage wegen „symbolischer Beleidigung“ des Prinzen von Preußen, durch eine Carricatur, der neue Cäsar, erhoben worden. Diese Carricatur stammt aus der Zeit des Dänenkrieges und ist längst in Berlin spurlos vergessen. —</p> <p>Trotz der neulichen halboffiziellen Berichtigung sind doch alle Wahlmännerversammlungen, eben so gut wie die frühern Vorversammlungen; von Schutzmännern in Civil besucht, welche mit dem ausdrücklichen Auftrag zur Denunciation hingeschickt worden sind. Nur hat diesmal das Präsidium nicht gemeine Schutzmänner, sondern die gebildeteren Wachtmeister und Offiziere mit diesem Ehrenamt betraut.</p> <p>— Die „Neue Preußische Zeitg.“ theilt als Beleg, daß in Geldfragen alle Gemüthlichkeit aufhört, folgendes amüsante Faktum mit:</p> <p>„Der Direktor der Bank hat nach der Verfassung der Bank bei einigen Angelegenheiten einen schiedsrichterlichen Ausspruch zu thun. Herr Hansemann, als er diese Stelle bekam und sich überlegt, wie es doch sehr angenehm ist, 6000 Rthlr. jährliche Einnahme zu haben, schreibt an das Staatsministerium, man möchte doch wegen jenes Umstandes dem Bankdirektor dieselben Rechte auf Inamovibilität wie den Richtern beilegen, was ihm aber doch abgeschlagen worden ist. Eine kaum glaubliche, aber dennoch völlig wahre Geschichte. In der That, eine rührendere Besorgniß für die Unparteilichkeit der eigenen Amtsführung kann es nicht geben!“</p> <p>Das nämliche Blatt droht wegen der neuen Nationalversammlung in folgender Weise:</p> <p>„Das preußische Volk bedurfte eines Sicherheitsschutzes gegen seine Vertreter, sowie sie aus den Urwahlen des Mai 1848 hervorgegangen sind. Es wird ihn auch ferner bedürfen, wenn, wie nicht zu zweifeln, die Intrigue 1849 so thätig und wirksam sein wird, als sie es 1848 war. Dieser Schutz muß von der Krone aus eigener Machtvollkommenheit ausgehen.“</p> </div> <div xml:id="ar213_009" type="jArticle"> <head><bibl><author>24</author></bibl> Breslau, 31. Jan.</head> <p>Unsern Faschingsspaß schöpfen wir diesmal aus den Wahlversammlungen. Nichts Ergötzlicheres, als hier Wahlmänner und Kandidaten zur zweiten Kammer, die bisher den Geruch starkduftendster Demokratie um sich zu verbreiten wußten, zur gläubigen Annahme der sogenannten Verfassung vom 5. Dezember und zu der von der Regierung allergnädigst erlaubten Revision derselben Rath ertheilen zu hören. Ja, auf diesen Wegen getreuer und geliebter Unterthanen sehen wir auch die Herren des schlesischen Demokratismus aus der Vereinbarer-Versammlung einherwandeln. Leute, die früher gegen das „Vereinbarungs“-Prinzip sich erklärten und die Volkssouverainetät reichlich betoasteten, sind heruntergestiegen von einer Höhe, auf der ihnen schwindelte und kauern sich jetzt in einen Winkel zusammen, umarmen die ihnen noch im Dezember so widerwärtige Verfassung des Gottesgnaden-, Beamten- und Krautjunkerthums und schmunzeln seelenvergnügt, daß sie, wieder zu Deputirten ernannt, die Gelegenheit haben werden, ihre ganze Geistesgröße durch scharfsinnige Verbesserungsanträge der Welt vor Augen legen zu können. Im November auseinander gesprengt und mit gottbegnadeten Fußtritten nach Hause gesandt, wollen sich jetzt die Ex-Vereinbarungs-Demokraten, wie Herr Dr. Engelmann, Lasswitz, Stein, Elsner etc., der ihnen widerfahrenen Behandlung auch würdig zeigen. Ihre Dankbarkeit glauben sie nicht besser an den Tag legen zu können, als durch die Verpflichtung den Wählern gegenüber sich gehorsamst mit dem hingeworfenen Revisionsknochen begnügen zu wollen.</p> </div> <div xml:id="ar213_010" type="jArticle"> <head>Posen, 29. Jan.</head> <p>Bei der eben beendeten Wahl der Wahlmänner zur ersten Kammer hat in sämmtlichen 4 Bezirken unserer Stadt die Opposition den Sieg davon getragen.</p> <bibl>(Neue Pr. Zeit.)</bibl> </div> <div xml:id="ar213_011" type="jArticle"> <head><bibl><author>34</author></bibl> Heidelberg, 30. Januar.</head> <p>In Heidelberg fand ein Arbeiterkongreß statt. Von dem Heidelberger Arbeiterverein eingeladen, waren dort die Abgeordneten vieler süddeutschen Arbeiter-Vereine, so wie mehrere Mitglieder des Leipziger und Frankfurter Centralcomite's erschienen. Unter letzteren befand sich auch der Professor Winkelblech, der doktrinäre Vertreter unseres süddeutschen Kleinbürgerthums. Er langweilte uns am ersten Abend in einer Vorversammlung — der eigentlichen Versammlung beizuwohnen gestattete die Zeit des großen Mannes nicht — mit einer historischen Darstellung der industriellen Entwicklung, wie er sie eigends für das Kleinbürgerthum zurecht gemacht hatte, und mit der Exposition eines ebenfalls eigends von ihm ausgearbeiteten — wenn auch nicht erfundenen, da Aehnliches schon öfter dagewesen — Systems zur Restauration des Kleinbürgerthums. Die großen Kapitalien werden wieder zerschlagen, und für ein jedes Handwerk aufs Genaueste bestimmt, wie groß die darin verwendete Summe sein darf; natürlich darf ein Handwerk nur von einem examinirten Meister betrieben werden, und ebenso wird Hr. Winkelblech anordnen, wo Maschinen angewendet werden dürfen, wo nicht. Um den großen Kapitalisten ihr Kapital zu entreißen, werden Banken angelegt, durch deren Vermittlung es in den Geschäftsbetrieb übergeht. Die großen Kapitalisten dürfen natürlich ebenfalls nur <hi rendition="#g">Ein</hi> Handwerk betreiben, und erhalten von dem Ueberreste des Vermögens die durch Hrn. Winkelblech und die Bank festgestellten Zinsen. Herr Rothschild mag sich hüten, er findet in dem Kasseler Professor einen gefährlicheren Feind, als in den Kommunisten.</p> <p>Hrn. Winkelblech gegenüber vertrat in dieser Vorversammlung Born die revolutionären Arbeiter, welche die große Industrie nicht vernichten, sondern für sich ausbeuten wollen. Die verschiedene Aufnahme, welche beide Redner fanden, zeigte, daß ein großer Theil auch der süddeutschen Arbeiter seine Klasseninteressen bereits besser kennt, als Hr. Winkelblech, wenn dieser auch in diesem Augenblicke noch manche Anhänger zählt. Die Vereinigung der norddeutschen und süddeutschen Arbeitervereine zu einer gemeinschaftlichen Organisation, welche provisorisch einstweilen durch die Vereinigung der beiden Centralcomite's in Leipzig hergestellt ist, wird ohne Zweifel nicht wenig dazu beitragen, daß Winkelblechschen Theorien der Eingang bei dem arbeitenden Proletariat verschlossen wird.</p> <p>Die prinzipielle Debatte, welche der folgenden Tag eröffnete, drehte sich hauptsächlich um den Gegensatz zwischen der kleinbürgerlichen oder contrerevolutionären und der revolutionären Stellung des Arbeiters. Da aber hierüber und besonders über das Verhalten der Arbeit zu den einzelnen Fragen der Bourgeoisentwicklung keine Beschlüsse gefaßt, sondern dieselben bis zu dem demnächst abzuhaltenden allgemeinen Arbeiterkongreß verschoben wurden, so ist sie von keinem weiteren Interesse. Die gefaßten Beschlüsse beziehen sich allein auf die Vereinigung der Centralcomite's und die Organisation der süddeutschen Arbeitervereine, und werden Ihnen ausführlich mitgetheilt werden.</p> </div> <div xml:id="ar213_012" type="jArticle"> <head><bibl><author>100</author></bibl> Glücksstadt, 30. Januar.</head> <p>Die Leser d. B. werden sich vielleicht erinnern, daß wir vor längerer Zeit eines Volksverdummungs-Organs erwähnten, das der Prinz von Nöer den Bauern hier in der Nähe in einer Versammlung verhieß. Jetzt erfahren wir, daß die Schleswig-Holsteinische Ritterschaft, zu der auch die bauernbeglückende Hoheit gehört, mit dem jährlichen Zinsenüberschuß der Zollentschädigungsgelder, ein Organ für die Geltendmachung ihrer Interessen gründen wird. Ob dieses Organ, mit dem des Prinzen von Nöer, ein und dasselbe ist, wollen wir nicht behaupten; so viel aber wird gewiß sein, daß dieses Organ seinen Gründern alle Ehre machen wird. Das Volk aber ist wieder der betrogene Theil, es muß zusehen, wie das aus seinem Säckel geflossene Geld von der bevorrechteten Klasse verwendet wird, um feudale Anmaßung und hundertjähriges Unrecht zu vertreten.</p> </div> <div xml:id="ar213_013" type="jArticle"> <head><bibl><author>084</author></bibl> Kiel, 31. Jan.</head> <p>Mit den von Lord Palmerston gestellten Friedensbedingungen soll die gottbegnadete Regierung von Sanssouci einverstanden sein, und demgemäß die Bunsen'sche Heiligkeit instruirt haben. Man wird nun sagen, Bunsen ist ja aber von der Centralgewalt und nicht von der Brandenburg-Manteuffel'schen Regierung bevollmächtigt? Die Sache ist sehr einfach. Was der Kaiserkandidat will, das muß pflichtgemäß auch das Personal der Kaiserfabrik wollen! Und so ist es. Der „Edle“ soll auch bereits seine Einwilligung zu jenem Zerreißungsprojekt gegeben haben.</p> <p>Uebrigens geht das Gerücht, der berüchtigte Malmöer Waffenstillstand solle noch einige Monate verlängert werden. Die Dänen scheinen, nach dem kürzlich stattgefundenen Einfalle in Nordschleswig zu urtheilen, freilich keine besondere Lust dazu zu haben.</p> </div> <div xml:id="ar213_014" type="jArticle"> <head><bibl><author>134</author></bibl> Schleswig, 30. Jan.</head> <p>Unsere Landesversammlung ist, in Abwesenheit des Präsidenten Bargum, vom Vicepräsidenten Olshausen am 26. d. M. eröffnet. Den Hauptgegenstand der Tagesordnung bildete der Bericht des Finanzausschusses, nach welchem unsere Finanzen den Umständen nach in einem sehr blühenden Zustande sind. Nach dem Schluß der Sitzung wurden eine Menge Deputationen, aus fast allen Theilen Schleswig's, vom Vicepräsidenten in Gegenwart des größten Theils der Landesversammlung empfangen, um Adressen und Petitionen zu überreichen, in denen auf das Entschiedenste gegen jede Trennung Schleswig's und Holstein's protestirt wird. Manche enthalten zugleich den Wunsch, unter die völkerbeglückenden Fittiche eines Kaisers aus dem Hause Hohenzollern zu kommen.</p> <p>Wir sind auch ganz entschieden gegen die Trennung Schleswig's und Holstein's, aber nicht wie jene Adressen aussprechen, weil es unser gutes Recht ist, d. h. weil es vor beinahe 400 Jahren, als das eigentliche Volk noch nicht lesen und schreiben konnte, von der Ritterschaft mit einem längst vermoderten Könige so festgestellt wurde, sondern weil das Volk es <hi rendition="#g">will</hi>. Wir stehen auf dem Boden der Volkssouveränetät, oder wenn man so sagen will, der permanenten Revolution und werden höchstens, wenn die Bewohner einiger nördlichen Distrikte verlangen zu Dänemark geschlagen zu werden, eine Abtrennung dieser Theile billigen. Aber auch das ist nicht der Fall; treten auch einzelne Stimmen für die Verbindung mit Dänemark zu Tage, so ist doch der größte Theil, trotz aller Machinationen der Dänen, von deutschen Sympathien durchdrungen.</p> </div> <div xml:id="ar213_015" type="jArticle"> <head>Schleswig, 29. Jan.</head> <p>Es wird versichert, der Reichskommissär hätte heute von Frankfurt Instruktionen erhalten, welche darauf gingen, die Landesversammlung zu vertagen, wenn sie sich auf Erörterungen und Beschlüsse über die politische Lage des Landes, die Friedensbedingungen und nöthigen Maßregeln für Krieg und Frieden einließe. Ein Versuch, solche Absicht zu verwirklichen, heißt einen Feuerbrand in die Versammlung werfen. — Morgen um 12 Uhr wird der Ausschuß, welcher über unsere politische Lage und was geschehen muß zu berichten hat, seinen Bericht erstatten. Das wird gewiß die interessanteste und wichtigste Sitzung dieser Diät sein.</p> <bibl>(Schl.-H. Z.)</bibl> </div> <div xml:id="ar213_016" type="jArticle"> <head><bibl><author>24</author></bibl> Wien, 28. Jan.</head> <p>Aus Ungarn erfährt man, daß Oberst Pietrowsky ebenfalls ein Corps sammelt, um damit in Gallizien einzufallen. Aus diesen und andern Berichten ergiebt sich, wie weit die standrechtliche Regierung von der sogenannten „Pazifikation Ungarns“ entfernt ist.</p> </div> <div xml:id="ar213_017" type="jArticle"> <head><bibl><author>X</author></bibl> Frankfurt, 1. Febr.</head> <p>Seit einiger Zeit schmeichelte sich die Rechte der Nationalversammlung, daß die äußerste Linke der Auflösung verfallen sei. Manches große Blatt stieß darob in die Posaune und verkündete den Heulern den angeblichen Skandal in den Reihen der Linken. Desto unangenehmer wirkt heute die Nachricht, daß der Klub im Donnersberg nach Ausgleichung einer momentanen Verstimmung, die seine Harmonie etwas gestört hatte, in voller Kraft besteht, und fortan seine Pflichten gegen die Demokratie erfüllen wird. Gestern war im Donnersberg eine sehr </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [1168/0002]
Als der sehr populäre Landrath Gerstein verstorben war, beschlossen eine Anzahl kleiner Bürger und Arbeiter ihm ein Denkmal zu setzen. Hr. Harkort trat an die Spitze dieser Bewegung oder Kollekte, und es flossen, wie gesagt, meistens aus Beiträgen der Arbeiter und kleinen Bürger, bis an achthundert Thaler in die Hände des Herrn Friedrich Harkort. Aber das Denkmal erschien nicht. Herr Harkort zog die Sache in Länge, und verschwand eines schönen Morgens.
Aber Hr. Harkort beabsichtigte keineswegs diese 800 Thaler ohne alle Entschädigung an sich zu ziehen. Im Gegentheil. Er ging nach Belgien und zahlte seine Schuld bei Heller und Pfennig zurück. Nicht in Gold und Silber, sondern in Schriften; nicht in harten Thalern, sondern in klingenden Phrasen und Lebenserfahrungen; nicht in preußischen Tresorscheinen, sondern in Lügen und Verläumdungen über die französische Republik. Mit einem Wort: Herr Harkort schrieb seine „Briefe an die Meister und Arbeiter in Berg und Mark.“
Diese noblen Flugblättchen waren doch wahrhaftig wohl lumpige 800 Thaler werth!
Trotz dem gibt es niedrige Seelen, welche mit dieser Zahlungsweise nicht einverstanden sind. Sie verlangen der große Mann solle seine 800 Thaler in gangbarer Münze und preußisch Courant zurückzahlen, und sind schamlos genug, ihn in den Wochenblättchen seiner Heimath direkt dazu aufzufordern!
Hr. Harkort, der übrigens unsres Mitleids gewiß sein kann, thäte am besten, auf solche unwürdige Aufforderungen durch die Forderung neuer achthundert Thaler für seine Verdienste mit Gott für König und Vaterland zu antworten!
X Berlin, 1. Febr. Prächtige Kandidaten zur zweiten Kammer! Im 4. Wahlbezirk z. B. Hr. Waldeck, — ein wahres Musterstück von einem königl. preuß. Wahlkandidaten! Dieser künstlich zu einem halb radikalen „Vereinbarer“ hinaufgeschraubte und jetzt auf sein gewöhnliches Pfalbürger-Niveau und auf die gleichheitliche Linken-Feigheit herabgesunkene Hr. Waldeck tritt im genannten Bezirk auf und — verwahrt sich gegen jeden Protest wider die gottbegnadete Verfassung vom 5. Dezbr.! Er will sie als Vorlage zum weitern Ausbau benutzen und als getreuer Unterthan sie pflichtschuldigst „revidiren“ helfen. Die anwesenden Philister waren entzückt über die von Hrn. Waldeck feierlich proklamirte Aussicht „auf friedliche Lösung der schwebenden Konflikte und die Mittel, welche die zweite Kammer besitze, um sie herbeizuführen.“ Die „Gallerie der demokratischen Volksvertreter“ bemerkt: „was hätte aus Waldeck werden können, wenn er nicht die demokratische Partei hinter sich gehabt hätte!“ Wir fragen: was kann aus der demokratischen Partei werden, wenn unter ihrem Banner solche abgeschwächte und zugleich harlekinadische Persönlichkeiten, wie Waldeck, voranschreiten? In der That, der demokratischen Partei hätte der schwarzweiße Kobold keinen ärgern Schabernack spielen können, als ihr sogar noch im Jahre 1849 den Hrn. Waldeck abermals als einen Koryphäen aufzuhalsen, der unter der Firma „Demokratie“ lediglich seinen pfahlbürgerlichen Ehrgeiz zu befriedigen und sich die Möglichkeit zu erhalten sucht, dereinst als „liberaler“ Ministerpräsident (und obligater Volksverräther) vor der Welt zu figuriren, und den verblüfften „Unterthanen“ königlich-preußischen, aber mit etwas demokratischer Farbe durchsprengelten Sand in die Augen zu streuen. Heroen, wie Waldeck, stehen übrigens nicht allein. In Schlesien z. B. singt der famose sächsische Schulmeister Stein die nämliche Melodie und auf gleichen Wegen sehen wir jetzt noch viele andere sogenannte „Demokraten“ einherwandeln. Wohl bekomm's ihnen!
Berlin, 1. Februar. Ueber die Ursachen zu der gestern erfolgten polizeilichen Hinwegnahme der „demokratischen Correspondenz“ ward uns heute, auf Anfrage beim Polizeipräsidium, die Auskunft, daß dieselbe auf den Antrag des Staatsanwalts erfolgt sei. Dieser betrachte nämlich die Correspondenz als eine periodische Schrift, welche den Bestimmungen des Gesetzes vom 17. März 1848 unterworfen sei, also Erlaubniß des Oberpräsidenten haben und den Namen des Redakteurs und Druckers angeben müsse. Auf die Bemerkung, daß neben der „demokr. Correspondenz“ drei andere ähnliche Institute in Berlin beständen, und man bisjetzt von keiner derselben die Erfüllung jener obendrein durch die Verfassung ganz außer Kraft gesetzten, also ungesetzlichen Bestimmungen gefordert habe, erwiderte man, das sei Sache des Staatsanwalts, die Polizei habe eben gestern nur einer Requisition desselben Folge geleistet. —
— Ueber den letzthin von uns erwähnten Royalistenbund gehen uns folgende weitere Mittheilungen zu. Derselbe beabsichtigt, bei dem immer größeren Ueberhandnehmen der „Umsturzpartei“, derselben einen „festen Damm“ dadurch entgegenzusetzen, daß der Bund sich über die ganze Monarchie verzweigt. In jeder Provinzial-Hauptstadt des preußischen Staats soll der Bund eine Hauptabtheilung haben, während in Berlin der Hauptbund verbleibe und alle Provinzial-Abtheilungen in ihm einmünden. Die Statuten des Bundes sind in der Arbeit und sollen der nächstens Statt findenden Generalversammlung zur Begutachtung vorgelegt werden. Außer streng royalistischen Gesinnungen ist auch strenge Moral eine unerläßliche Bedingung für die Aufnahme in den Bund. „Die Moral soll ein Grundpfeiler dieses Bundes sein.“ Ob aber der Moralcodex dieser Herren Royalisten nicht ein etwas absonderlicher sein dürfte, ob er Handlungen, wie die eines durch Geld zu Unruhen im reaktionären Interesse aufhetzenden Grafen Breßler, oder wie die Verfassung und Verbreitung der berüchtigten „Enthüllungen“, oder endlich wie „der Ankauf von Gemälden, ohne sie zu bezahlen“, für moralische oder unmoralische hält, und ob er deshalb die Herren Breßler, Bülow-Cummerow, Harkort aufnehmen oder ausschließen wird, das können wir aus den Statuten nicht ersehen. —
— Vorgestern endete endlich das fahrende Handwerkerparlament seine Sitzungen. Ganz klar stellte es sich in der vorgestrigen Schlußversammlung wieder heraus, daß dieses ganze Parlament nur ein Wahlmanöver Seitens der Regierung war. So wurden die Deputirten vom Handelsminister dringend aufgefordert, doch sofort die Resultate der Verhandlungen noch ehe sie amtlich festgestellt und veröffentlicht sein könnten, nach Haus zu melden — natürlich damit es noch bei Zeiten auf die Wahlen influiren könne. Ebenso ist es offenbar ein Wahlmanöver, wenn der Minister den Deputirten versprach, daß die aus ihren Berathungen hervorgegangenen Arbeiten schon in den nächsten Tagen als provisorische Gesetze im Staatsanzeiger veröffentlicht werden sollen. Ein ganz offener Versuch der moralischen Bestechung endlich war es doch wohl, wenn der Minister zu dem Abgeordneten Peter Meyer aus Westphalen sagte: „Nun Sie sehen, wie nachgiebig wir gegen Sie waren; seien Sie nun auch dankbar und schicken uns nicht zu viel Demokraten hierher.“ Nach Schluß der Sitzung hatten die Deputirten eine Audienz beim Könige. Es geschah dies in Folge eines von dem Schuhmacher Schützendorf aus Köln früher gegen den Handelsminister geäußerten Wunsches. Ueberhaupt hat sich dieser vorgebliche Volksmann hier in einer sehr zweifelhaften Weise benommen. Bei der Audienz selbst spielte Herr Schützendorf den Kammerherrn, indem er die dem Handelsminister persönlich unbekannten Deputirten dem König vorstellte. Dieser unterhielt sich mit jedem Einzelnen derselben, theils über die industriellen und gewerblichen Zustände ihrer Provinzen, theils erging er sich auch in politische Anspielungen, namentlich betreffs der jüngst stattgehabten Wahlen. Den Ostpreußen ward, wenn Alles ruhig bliebe, baldige Aufnahme des Baues der Ostbahn mit bedeutenden Geldkräften und Verwendung großer Summen auf Chausseen u. s. w. versprochen. Dem Deputirten Schneider Fischer aus Hirschberg dagegen ward ein sehr ungnädiger Empfang: „Ich habe den Hirschbergern sehr viel Gutes gethan, aber sie haben sich stets unartig benommen; sie haben zwar oft versprochen, sie wollten sich bessern, aber so oft man ihnen den Rücken kehrte, waren sie wieder die Alten. Ich werde nie in meinem Leben mehr nach Hirschberg kommen; sagen Sie dies zu Hause.“ Dagegen ward dem König von einem Sohn der rothen Erde, Todt aus Minden, eine faktische Zurechtweisung zu Theil. Der König nämlich sagte zu ihm: „Bei Ihnen zu Haus, da steht es gewiß noch am Besten mit dem Handwerkerstand.“ Todt aber antwortete mit einer eindringlichen und lebhaften Schilderung des Elends, in dem die Fabrikarbeiter und Bergleute Westphalens dahin schmachteten. Am Schluß der Audienz warnte der König die Deputirten noch ganz besonders, sich ja nicht etwa unter Arbeiter-Associationen etwas der Art vorzustellen, was man jetzt in Paris zu verwirklichen strebe. — Der so plötzlich zum Hofmann metamorphosirte Volksmann Schützendorf, der auch schon Anfangs der Audienz nur gewagt hatte, die Wünsche des Volkes dem König und dem Ministerium zur gnädigen Erfüllung an's Herz zu legen, suchte am Schluß der Audienz seiner momentanen Kammerherrnrolle durch Anstimmung eines dreimaligen Hurrah Ehre zu machen; dasselbe fand aber bei seinen Kollegen nur einen schwachen Anklang. Der Königliche Empfang scheint diese Leute nicht sonderlich beglückt zu haben. —
— Schon am 17. und 18. v. Mts. hatten unter den Berlin-Spandauer Kanal-Arbeitern einige Vorgänge Statt gehabt, auf die wir, gegenüber der lügenhaften Darstellung des Vorganges durch die Harkort'sche Parlaments-Correspondenz, und da heute ähnliche Vorgänge unter den Erdarbeitern bis in die Straßen der Stadt ihre Wirkung erstreckt haben, zurückkommen müssen. Die Kanal-Arbeiter waren am 17. v. M. vollkommen in ihrem Recht, und die damals entstandenen, übrigens unbedeutenden Unruhen sind lediglich die Schuld der Baubehörden, welche die Statuten, nach denen die Kanal-Arbeiter sich zu richten gehalten sind, eigenmächtig brachen, und den Lohn der Arbeiter herabsetzten, so daß dieselben jetzt nur 11 Sgr. täglich verdienen können, wovon sie noch Schippen und anderes Werkzeug sich anschaffen und Schachtmeistergeld zahlen müssen. Hierzu waren von Seiten eines Aufsehers willkürliche Ablohnungen mehrerer Familienväter gekommen und daher herrschte damals eine allgemeine Aufregung unter den Arbeitern, welche durch einen, von Seiten des Aufsehers Küstner geführten Schlag, in Thätlichkeiten überging, so daß am 18. die Baubehörden nicht ohne militärischen Schutz wagen wollten, auf die Arbeitsplätze zu gehen. — Heute nun zogen, da die Hauptbeschwerde wegen Verkürzung der Taglöhne noch nicht erledigt ist, mehrere Hundert zum Theil brodloser Arbeiter vor das Berlinische Rathhaus und suchten durch diese Demonstration den Magistrat zur Gewährung ihrer Wünsche zu bewegen. Es erschien jedoch sehr bald Militär, das die Arbeiter zum Auseinandergehen auforderte, und da dies nach dreimaligen Trommeln nicht geschah, so wurden diejenigen, deren man habhaft werden konnte, verhaftet und der Haufen zersprengt.
— Unser Staatsanwalt scheint an den zahlreichen Prozessen politischer Natur, die schon jetzt schweben, noch nicht genug zu haben; denn wir erfahren so eben, daß gegen den Kunsthändler Hirsch und den Buchhändler Barth eine Klage wegen „symbolischer Beleidigung“ des Prinzen von Preußen, durch eine Carricatur, der neue Cäsar, erhoben worden. Diese Carricatur stammt aus der Zeit des Dänenkrieges und ist längst in Berlin spurlos vergessen. —
Trotz der neulichen halboffiziellen Berichtigung sind doch alle Wahlmännerversammlungen, eben so gut wie die frühern Vorversammlungen; von Schutzmännern in Civil besucht, welche mit dem ausdrücklichen Auftrag zur Denunciation hingeschickt worden sind. Nur hat diesmal das Präsidium nicht gemeine Schutzmänner, sondern die gebildeteren Wachtmeister und Offiziere mit diesem Ehrenamt betraut.
— Die „Neue Preußische Zeitg.“ theilt als Beleg, daß in Geldfragen alle Gemüthlichkeit aufhört, folgendes amüsante Faktum mit:
„Der Direktor der Bank hat nach der Verfassung der Bank bei einigen Angelegenheiten einen schiedsrichterlichen Ausspruch zu thun. Herr Hansemann, als er diese Stelle bekam und sich überlegt, wie es doch sehr angenehm ist, 6000 Rthlr. jährliche Einnahme zu haben, schreibt an das Staatsministerium, man möchte doch wegen jenes Umstandes dem Bankdirektor dieselben Rechte auf Inamovibilität wie den Richtern beilegen, was ihm aber doch abgeschlagen worden ist. Eine kaum glaubliche, aber dennoch völlig wahre Geschichte. In der That, eine rührendere Besorgniß für die Unparteilichkeit der eigenen Amtsführung kann es nicht geben!“
Das nämliche Blatt droht wegen der neuen Nationalversammlung in folgender Weise:
„Das preußische Volk bedurfte eines Sicherheitsschutzes gegen seine Vertreter, sowie sie aus den Urwahlen des Mai 1848 hervorgegangen sind. Es wird ihn auch ferner bedürfen, wenn, wie nicht zu zweifeln, die Intrigue 1849 so thätig und wirksam sein wird, als sie es 1848 war. Dieser Schutz muß von der Krone aus eigener Machtvollkommenheit ausgehen.“
24 Breslau, 31. Jan. Unsern Faschingsspaß schöpfen wir diesmal aus den Wahlversammlungen. Nichts Ergötzlicheres, als hier Wahlmänner und Kandidaten zur zweiten Kammer, die bisher den Geruch starkduftendster Demokratie um sich zu verbreiten wußten, zur gläubigen Annahme der sogenannten Verfassung vom 5. Dezember und zu der von der Regierung allergnädigst erlaubten Revision derselben Rath ertheilen zu hören. Ja, auf diesen Wegen getreuer und geliebter Unterthanen sehen wir auch die Herren des schlesischen Demokratismus aus der Vereinbarer-Versammlung einherwandeln. Leute, die früher gegen das „Vereinbarungs“-Prinzip sich erklärten und die Volkssouverainetät reichlich betoasteten, sind heruntergestiegen von einer Höhe, auf der ihnen schwindelte und kauern sich jetzt in einen Winkel zusammen, umarmen die ihnen noch im Dezember so widerwärtige Verfassung des Gottesgnaden-, Beamten- und Krautjunkerthums und schmunzeln seelenvergnügt, daß sie, wieder zu Deputirten ernannt, die Gelegenheit haben werden, ihre ganze Geistesgröße durch scharfsinnige Verbesserungsanträge der Welt vor Augen legen zu können. Im November auseinander gesprengt und mit gottbegnadeten Fußtritten nach Hause gesandt, wollen sich jetzt die Ex-Vereinbarungs-Demokraten, wie Herr Dr. Engelmann, Lasswitz, Stein, Elsner etc., der ihnen widerfahrenen Behandlung auch würdig zeigen. Ihre Dankbarkeit glauben sie nicht besser an den Tag legen zu können, als durch die Verpflichtung den Wählern gegenüber sich gehorsamst mit dem hingeworfenen Revisionsknochen begnügen zu wollen.
Posen, 29. Jan. Bei der eben beendeten Wahl der Wahlmänner zur ersten Kammer hat in sämmtlichen 4 Bezirken unserer Stadt die Opposition den Sieg davon getragen.
(Neue Pr. Zeit.) 34 Heidelberg, 30. Januar. In Heidelberg fand ein Arbeiterkongreß statt. Von dem Heidelberger Arbeiterverein eingeladen, waren dort die Abgeordneten vieler süddeutschen Arbeiter-Vereine, so wie mehrere Mitglieder des Leipziger und Frankfurter Centralcomite's erschienen. Unter letzteren befand sich auch der Professor Winkelblech, der doktrinäre Vertreter unseres süddeutschen Kleinbürgerthums. Er langweilte uns am ersten Abend in einer Vorversammlung — der eigentlichen Versammlung beizuwohnen gestattete die Zeit des großen Mannes nicht — mit einer historischen Darstellung der industriellen Entwicklung, wie er sie eigends für das Kleinbürgerthum zurecht gemacht hatte, und mit der Exposition eines ebenfalls eigends von ihm ausgearbeiteten — wenn auch nicht erfundenen, da Aehnliches schon öfter dagewesen — Systems zur Restauration des Kleinbürgerthums. Die großen Kapitalien werden wieder zerschlagen, und für ein jedes Handwerk aufs Genaueste bestimmt, wie groß die darin verwendete Summe sein darf; natürlich darf ein Handwerk nur von einem examinirten Meister betrieben werden, und ebenso wird Hr. Winkelblech anordnen, wo Maschinen angewendet werden dürfen, wo nicht. Um den großen Kapitalisten ihr Kapital zu entreißen, werden Banken angelegt, durch deren Vermittlung es in den Geschäftsbetrieb übergeht. Die großen Kapitalisten dürfen natürlich ebenfalls nur Ein Handwerk betreiben, und erhalten von dem Ueberreste des Vermögens die durch Hrn. Winkelblech und die Bank festgestellten Zinsen. Herr Rothschild mag sich hüten, er findet in dem Kasseler Professor einen gefährlicheren Feind, als in den Kommunisten.
Hrn. Winkelblech gegenüber vertrat in dieser Vorversammlung Born die revolutionären Arbeiter, welche die große Industrie nicht vernichten, sondern für sich ausbeuten wollen. Die verschiedene Aufnahme, welche beide Redner fanden, zeigte, daß ein großer Theil auch der süddeutschen Arbeiter seine Klasseninteressen bereits besser kennt, als Hr. Winkelblech, wenn dieser auch in diesem Augenblicke noch manche Anhänger zählt. Die Vereinigung der norddeutschen und süddeutschen Arbeitervereine zu einer gemeinschaftlichen Organisation, welche provisorisch einstweilen durch die Vereinigung der beiden Centralcomite's in Leipzig hergestellt ist, wird ohne Zweifel nicht wenig dazu beitragen, daß Winkelblechschen Theorien der Eingang bei dem arbeitenden Proletariat verschlossen wird.
Die prinzipielle Debatte, welche der folgenden Tag eröffnete, drehte sich hauptsächlich um den Gegensatz zwischen der kleinbürgerlichen oder contrerevolutionären und der revolutionären Stellung des Arbeiters. Da aber hierüber und besonders über das Verhalten der Arbeit zu den einzelnen Fragen der Bourgeoisentwicklung keine Beschlüsse gefaßt, sondern dieselben bis zu dem demnächst abzuhaltenden allgemeinen Arbeiterkongreß verschoben wurden, so ist sie von keinem weiteren Interesse. Die gefaßten Beschlüsse beziehen sich allein auf die Vereinigung der Centralcomite's und die Organisation der süddeutschen Arbeitervereine, und werden Ihnen ausführlich mitgetheilt werden.
100 Glücksstadt, 30. Januar. Die Leser d. B. werden sich vielleicht erinnern, daß wir vor längerer Zeit eines Volksverdummungs-Organs erwähnten, das der Prinz von Nöer den Bauern hier in der Nähe in einer Versammlung verhieß. Jetzt erfahren wir, daß die Schleswig-Holsteinische Ritterschaft, zu der auch die bauernbeglückende Hoheit gehört, mit dem jährlichen Zinsenüberschuß der Zollentschädigungsgelder, ein Organ für die Geltendmachung ihrer Interessen gründen wird. Ob dieses Organ, mit dem des Prinzen von Nöer, ein und dasselbe ist, wollen wir nicht behaupten; so viel aber wird gewiß sein, daß dieses Organ seinen Gründern alle Ehre machen wird. Das Volk aber ist wieder der betrogene Theil, es muß zusehen, wie das aus seinem Säckel geflossene Geld von der bevorrechteten Klasse verwendet wird, um feudale Anmaßung und hundertjähriges Unrecht zu vertreten.
084 Kiel, 31. Jan. Mit den von Lord Palmerston gestellten Friedensbedingungen soll die gottbegnadete Regierung von Sanssouci einverstanden sein, und demgemäß die Bunsen'sche Heiligkeit instruirt haben. Man wird nun sagen, Bunsen ist ja aber von der Centralgewalt und nicht von der Brandenburg-Manteuffel'schen Regierung bevollmächtigt? Die Sache ist sehr einfach. Was der Kaiserkandidat will, das muß pflichtgemäß auch das Personal der Kaiserfabrik wollen! Und so ist es. Der „Edle“ soll auch bereits seine Einwilligung zu jenem Zerreißungsprojekt gegeben haben.
Uebrigens geht das Gerücht, der berüchtigte Malmöer Waffenstillstand solle noch einige Monate verlängert werden. Die Dänen scheinen, nach dem kürzlich stattgefundenen Einfalle in Nordschleswig zu urtheilen, freilich keine besondere Lust dazu zu haben.
134 Schleswig, 30. Jan. Unsere Landesversammlung ist, in Abwesenheit des Präsidenten Bargum, vom Vicepräsidenten Olshausen am 26. d. M. eröffnet. Den Hauptgegenstand der Tagesordnung bildete der Bericht des Finanzausschusses, nach welchem unsere Finanzen den Umständen nach in einem sehr blühenden Zustande sind. Nach dem Schluß der Sitzung wurden eine Menge Deputationen, aus fast allen Theilen Schleswig's, vom Vicepräsidenten in Gegenwart des größten Theils der Landesversammlung empfangen, um Adressen und Petitionen zu überreichen, in denen auf das Entschiedenste gegen jede Trennung Schleswig's und Holstein's protestirt wird. Manche enthalten zugleich den Wunsch, unter die völkerbeglückenden Fittiche eines Kaisers aus dem Hause Hohenzollern zu kommen.
Wir sind auch ganz entschieden gegen die Trennung Schleswig's und Holstein's, aber nicht wie jene Adressen aussprechen, weil es unser gutes Recht ist, d. h. weil es vor beinahe 400 Jahren, als das eigentliche Volk noch nicht lesen und schreiben konnte, von der Ritterschaft mit einem längst vermoderten Könige so festgestellt wurde, sondern weil das Volk es will. Wir stehen auf dem Boden der Volkssouveränetät, oder wenn man so sagen will, der permanenten Revolution und werden höchstens, wenn die Bewohner einiger nördlichen Distrikte verlangen zu Dänemark geschlagen zu werden, eine Abtrennung dieser Theile billigen. Aber auch das ist nicht der Fall; treten auch einzelne Stimmen für die Verbindung mit Dänemark zu Tage, so ist doch der größte Theil, trotz aller Machinationen der Dänen, von deutschen Sympathien durchdrungen.
Schleswig, 29. Jan. Es wird versichert, der Reichskommissär hätte heute von Frankfurt Instruktionen erhalten, welche darauf gingen, die Landesversammlung zu vertagen, wenn sie sich auf Erörterungen und Beschlüsse über die politische Lage des Landes, die Friedensbedingungen und nöthigen Maßregeln für Krieg und Frieden einließe. Ein Versuch, solche Absicht zu verwirklichen, heißt einen Feuerbrand in die Versammlung werfen. — Morgen um 12 Uhr wird der Ausschuß, welcher über unsere politische Lage und was geschehen muß zu berichten hat, seinen Bericht erstatten. Das wird gewiß die interessanteste und wichtigste Sitzung dieser Diät sein.
(Schl.-H. Z.) 24 Wien, 28. Jan. Aus Ungarn erfährt man, daß Oberst Pietrowsky ebenfalls ein Corps sammelt, um damit in Gallizien einzufallen. Aus diesen und andern Berichten ergiebt sich, wie weit die standrechtliche Regierung von der sogenannten „Pazifikation Ungarns“ entfernt ist.
X Frankfurt, 1. Febr. Seit einiger Zeit schmeichelte sich die Rechte der Nationalversammlung, daß die äußerste Linke der Auflösung verfallen sei. Manches große Blatt stieß darob in die Posaune und verkündete den Heulern den angeblichen Skandal in den Reihen der Linken. Desto unangenehmer wirkt heute die Nachricht, daß der Klub im Donnersberg nach Ausgleichung einer momentanen Verstimmung, die seine Harmonie etwas gestört hatte, in voller Kraft besteht, und fortan seine Pflichten gegen die Demokratie erfüllen wird. Gestern war im Donnersberg eine sehr
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(2017-03-20T13:08:10Z)
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(2017-03-20T13:08:10Z)
Weitere Informationen:Die angegebenen Seitenzahlen beziehen sich auf die Ausgabe: Neue Rheinische Zeitung. Organ der Demokratie. Bd. 2 (Nummer 184 bis Nummer 301) Köln, 1. Januar 1849 bis 19. Mai 1849. Glashütten im Taunus, Verlag Detlev Auvermann KG 1973.
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