Neue Rheinische Zeitung. Nr. 220. Köln, 13. Februar 1849.Neue Rheinische Zeitung Organ der Demokratie. No 220. Köln, Dienstag den 13. Februar. 1849. Vierteljähriger Abonnementspreis in Köln 1 Thlr. 7 1/2 Sgr., bei allen preußischen Postanstalten 1 Thlr. 17 Sgr. -- Im Auslande wende man sich: in Belgien an die betreffenden Postanstalten; in London an W. Thomas, 21 Catherine-Street, Strand; in Paris an W. Thomas, 38 Rue Vivienne, und an A. Havas, 3 Rue Jean Jaques Rousseau. Insertionen werden mit 18 Pf. die Petitzeile oder deren Raum berechnet. Auskunft, Annahme und Abgabe chiffrirter Briefe gratis. Nur frankirte Briefe werden angenommen. Expedition Unter Hutmacher Nro. 17. Uebersicht. Deutschland. Köln. (Verfolgung gegen die Steuerverweigerer.) Koblenz. (Wahlangelegenheit.) Barmen. (Wupperthaler Heulexpetition.) Berlin. (Die minist. Versprechungen an's Handwerkerparlament. -- Der "enthüllte" Piersig. -- Die Wahlen -- Die deutsche Ref. -- Die N. Pr. Ztg. -- Zwei gottbegnadete Verordnungen -- Der Emissär Erdtmann. -- Wahlliste.) Stettin. (Eine Versetzung als Wahlmanöver.) Posen, Krotoschin, Danzig. (Wahlen.) Hamburg. (Die Grundrechte.) Dresden. (II. Kammer.) München. (Ministerkrise.) Wien. (Das nahende Ungewitter.) Neutitschein. (Oestreichs Ur-Brutalität.) Triest. (Die sardin Flotte.) Ungarn. (Vom Kriegsschauplatz.) Wien. (Bülletin. -- Schlick. -- Aus dem Süden.) Hermannstadt. (Bem in Stolzenburg.) Italien. Rom. (Aufstandsgerüchte aus Neapel. -- Adresse der Clubs an den Pariser Berg. -- Vermischtes.) Florenz. (Adreßdebatte. -- Angebliche Flucht des Pabstes aus Gaeta.) Franz. Republik. Paris. (Aus dem Süden. -- Die Mörder Breas. -- Die Ehrenlegion. -- Unruhen in Cette. -- Bugeaud's Reden in Lyon. -- Vermischtes. -- National-Versammlung.) Großbritannien. London. (Parlament.) Türkei. Konstantinopel. (Abbas Pascha. -- Veränderung im Finanzministerium.) Deutschland.
068 Köln, 12. Februar. Die Herren Gladbach, Körffgen und Borchardt werden im Laufe dieser Woche vor dem hiesigen Instruktionsgerichte erscheinen, um wegen ihres Votums über die Steuerverweigerung und wegen ihrer Betheiligung bei dem Steuerverweigerungsbeschlusse constituirt zu werden. Wir beschränken uns auf einfache Mittheilung dieser sprechenden Thatsache. Die "Neue Rheinische Zeitung" kann sich glückwünschen, daß am 7. Februar das Attentat Zweiffel an dem steinernen Herzen der Geschwornen zerschellte. Herr Prokurator Bölling beabsichtigte nämlich, im Falle der Schuldigkeitserklärung uns eine Caution von 4000 Thalern zu octroyiren. Hat die octroyirte Verfassung nicht alle Cautionen abgeschafft? Koblenz, 11. Febr. Auf den Wunsch der Kreise Koblenz und St. Goar hat Hr. Grebel auf die hiesige Wahl nunmehr definitiv verzichtet und jene der Kreise Neuß, Kempen und Crefeld angenommen. Hr. Grebel brachte deshalb dieses Opfer, weil eine Neuwahl in demokratischem Sinne hier gesichert ist, während in Neuß etc. voraussichtlich eine neue Wahl reactionär ausfallen würde. (Rh.- u. M.-Z.) 142 Barmen, 11. Febr. Heute habe ich Ihnen ein allerliebstes Pröbchen von Wupperthaler Pietismus und unübertrefflicher Heuchelei mitzutheilen, ein Pröbchen von ächt kopfhängerisch-scheinheiligem Jesuitismus. Eine Adresse zirkulirte unter den "gutgesinnten" hiesigen Bürgern und gelangte "unglücklicher Weise" auch an mich, einen erklärten Republikaner, -- eine Adresse, ich sage Ihnen, einzig in ihrer Art! Es werden darin die künftig zusammentretenden Kammern allerunterthänigst und vertrauensvoll gebeten: "jede zu haltende Sitzung mit einem andächtigen Gebete und einem religiösen (ohrenzerreißenden) Gesang zu beginnen," auf daß denselben der Segen des Herrn nicht fehle, vielmehr in vollem Maaße zu Theil werde!!! Man kann darauf rechnen, daß alle Diejenigen, die obigen Antrag unterschrieben, (und diese Zahl war nicht gering) nächstens darauf antragen werden, die unverantwortliche Potsdamer Majestät in alle ihre frühere absolutistische Gewalt wieder einzusetzen (ist gar nicht nöthig: die gattbegnadete Majestät hat sich durch die gewrangelte Verfassung vom 5. Dez. bereits selber in diese Gewalt wieder eingesetzt und sie fleißig ausgeübt), um unter diesem christlich-germanischen Regime ungestört wie früher wirthschaften zu können, ohne befürchten zu müssen, der Oeffentlichkeit denunzirt zu werden. X Berlin, 10. Febr. Obgleich das Ministerium dem Handwerkerparlament das positive Versprechen gegeben hat, die von ihm berathenen Gesetze über gewerbliche Verhältnisse sofort zu oktroyiren, scheint es nun doch andern Sinnes geworden zu sein, wahrscheinlich, weil es gesehen, daß das Wahlmanöver doch ohne Erfolg geblieben. Die Gesetze werden nun erst noch einer Begutachtung der hiesigen Kaufmannschaft unterworfen werden, die zu diesem Behuf schon heute Abend eine Konferenz halten wird. Einige hiesige Zeitungen brachten gestern die Notiz, daß der vom "Verein zur Wahrung der Interesse der Provinzen" als verantwortlicher Verfasser der famosen "Enthüllungen" vorgeschobene Strohmann Privatsekretär Piersing schon mehreremals kriminalgerichtlich bestraft worden sei. Heute nun tritt der Verein selbst, in einem Inserat der "Vossischen Ztg.", für seinen Schützling in die Schranken. Er gesteht freilich die Thatsache zu und anerkennt auch, daß Herr Piersig nur die Verantwortung übernommen, d. h. daß ganz andere Leute die wirklichen Verfasser sind; er hütet sich aber wohl, diese letztere zu nennen und prahlt nur damit, daß derselbe im Stande sein werde, für die in den Enthüllungen angeführten Thatsachen den Beweis zu führen. Der Verein erlaubt sich bei dieser Gelegenheit die gemeinsten Schmähungen gegen die Demokratie und absichtliche Begriffsverwirrung, womit Zuchthausstrafen für Betrug und Festungsstrafe für politische Vergehen, in diesem Inserat, auf gleiche Stufe gestellt werden. Dagegen müssen wir den Umstand erwähnen, daß dieses Inserat, wovon uns der Zufall das Manuscript in die Hände geführt, von Herrn Gödsche, dem berüchtigten Feuilletonisten der "Neuen Preuß. Zeit." geschriebrn ist, wodurch sich also bestätigt, daß derselbe Sekretär dieses Vereins ist. Die Wahlen zur zweiten Kammer sind uns bis auf wenige bekannt und wir finden unsere vorgestrige Mittheilung bestätigt, daß das gegenwärtige Ministerium auf höchstens 152 Stimmen zählen kann Indeß können nur die ersten Verhandlungen der Kammer selbst zeigen, ob die demokratische Partei wirklich auf die ganzen 198 anderen Mitglieder zählen kann, und da dies nicht wahrscheinlich, wie stark diese Partei vertreten sein wird. Man versichert allgemein, die "deutsche Reform" werde trotz der 40 000 Thlr. Staatszuschuß zum nächsten Vierteljahr eingehen. Die auf morgen angesetzt gewesene Kriminalverhandlung gegen den am Abend des 31. October, als Emmissär der Reaktion und bezahlten Aufwiegler gefangen genommenen Lehrer Erdtmann, ist auf unbestimmte Zeit ausgesetzt worden, weil ein wichtiger Zeuge noch fehlt. Man hofft durch diesen Prozeß wenigstens einiges Licht über die wahren Anstifter der Scenen vom 31. October zu erhalten. Mehr als je wiederholen sich die Gerüchte, daß die Regierung, unter irgend einem Vorwande, die Einberufung der Kammern zu verschieben gedenkt. 068 Berlin, 10. Febr. Schon wieder eine Oktroyirung. Die Gesetze fliegen jetzt herum, wie die Bettfedern beim Schütten. Diesmal wird das Gewerbewesen mit den Früchten der allerhöchst-schöpferischen Gesetzgebungskraft überrascht und beglückt. Die gottbegnadete Manteufel-Brandenburg-Friedrich-Wilhelm'sche Verordnung Nro. 1 besteht aus 77 Paragraphen und 8 Abschnitten. Ihr Titel ist: "Verordnung, betreffend die Einrichtung von Gewerberäthen und verschiedenen Abänderungen der allgemeinen Gewerbe-Ordnung." Die Verordnung Nro. 2 betrifft "die Errichtung von Gewerbegerichten" und hat bloß 59 Paragraphen in 6 Abschnitten. 068 Berlin, 10. Febr. Je näher der März rückt, desto toller wird das Schimpfen der "Galgenzeitung" auf die im vorigen März gefallenen Barrikadenkämpfer. In ihrer heutigen Nummer sagt sie u. A.: "Den heldenmüthigen Rittern, welche beim ersten Lanzenbrechen für die erlauchte Dame "Freiheit" von den "blutdürstigen" Söldnern der Garaus gemacht worden war, wodurch mancher Galgen um seine wohlerworbenen Rechte kam, wurde nicht allein ein ehrliches, sondern sogar das ehrenvollste Begräbniß zu Theil." Nach der "Galgenzeitung" und ihrer ganzen gottbegnadeten Klicke, deren Organ sie ist, hätten die im vorigen März auf Seiten des Volks gefallenen Kämpfer auf dem Schindanger verscharrt werden müssen. Denn die Ruhe der hohen Herren so plötzlich gestört, ihnen solche Angst eingejagt und ihre Vorrechte bedroht zu haben: ist ein so niederträchtiges Verbrechen, daß dafür eigentlich noch gar nicht die rechte Strafe ausgefunden. Schon um des Beispiels willen hätten die Leichname der Märzkämpfer geviertheilt und zur Warnung für Jedermann auf den Zinnen des königlichen Schlosses und auf den Häusern in "Meiner Straße" aufgepflanzt werden sollen. Denn (sagt die brave Kreuzritterin) "wenn das Volk einmal das Recht hatte, seiner Obrigkeit unter Waffen entgegen zu treten: dann ist es schwer begreiflich zu machen, daß es dies nicht immer hat." Das Blättchen wüthet deshalb auch heute gegen die traurige Schwäche, welche sich verleiten ließ, der Revolution des März (höchstnothgedrungen!) die Sanktion zu ertheilen. Berlin, 9. Febr. Zu Abgeordneten sind ferner gewählt worden: Provinz Preußen. Regbz. Marienwerder. Pfefferküchler Weese in Thorn, Pfarrer von Bartußkewitz in Kulm. Schulrath Kellner (Marienwerder), Gutsbesitzer v. Raabe (Leßniau), General-Landschaftsrath v. Auerswald (Plauthen), Landschaftsrath Kerber auf Körberode, Gutsbesitzer Salerßyczki, Kaufmann Weese, Probst Bortußkewicz. Reg.-Bez. Königsberg. Dr. med. Kosch zu Königsberg, Prediger Dr. Rupp zu Königsberg, Pfarrer C. Ludw. Wessel in Paris, Gutsbesitzer Dr. R. Motherby auf Arnsberg (rastenburger Kreis), Landschafts-Direkt. Graf zu Dohna auf Wesselshöfen, Gutsbesitzer Lieut. Krause auf Lauxnikau. Gutsbesitzer Barthels (Banners), Bürgermeister Fritsch (Mühlhausen), Landrath v. Regalien (Labiau), Bank-Direkt. Mac-Lean (Königsberg), Stadtrichter Urban aus Nordenburg, Rektor Großjohann auf Gardauen, Erzpriester Blockhagen in Allenstein, Kaufmann u. Rittergutsbesitzer Karl Pruß in Bischoffsburg. Reg-Bez. Danzig. Buchdruckereibesitzer Agathon Wernich in Elbing, Deichgraf Böthke, Gutsbesitzer v. Klinezki-Rautenberg, Pfarrer Skiba, Kanonikus Richter, Gutsbesitzer von Jaczkowsky auf Jablowo, Gutsbesitzer Jatzkowski. Reg.-Bez. Gumbinnen. Land- u. Stadtgerichtsrath Sperling a. Gumbinnen, Justizkommissar Schwarz a. Insterburg, O.-L.-G.-Direktor Temme zu Münster, St.-G.-Direkt. Reuter in Königsberg. Gutsbesitzer Zachow, Gutsbesitzer Meyhöffer (Scharkammen), Gutsbesitzer Zechling, Gutsbesitzer Ebhard. Provinz Schlesien. Reg.-Bez. Breslau. Stadtgerichtsrath Müller, Lehrer Zimbal, Justizkommissarius Dierschke, Schulze Marke a. Hassitz, Stadtrath Wenzel a. Mittelwalde, Garnison-Insp. Neumann, Redakteur Möcke a. Breslau, Bauergutsbesitzer Langer, Dr. Behnsch, Kaufmann Andretzky aus Langenbielau. Reg.-Bez. Liegnitz. Justiz-Kommiss. Haak, Justiz-Kommiss Heitemeier. Reg.-Bez. Oppeln. Gymnasiallehrer Troska, Assessor Schmiedecke, Graf Renard, Gutspächter Schwarz zu Lubschau, Gutsbesitzer Schwidler, Schneeweiß (Neiße), Stadtrath Ludwig (Breslau), Schulrath Bogedain, Müllermeister Riedel, Dr. Haber, Bauer Hawlitzki, Pfarrer Schaffraneck, Bauer Gorzolka aus Boreck, Landrath Sack in Rosenberg. Provinz Posen. Reg.-Bez. Posen. Prof. Cybulsky, v. Cießkowsky, Wirth M. Palacz, Gutsbesitzer Lipski auf Lewkow, Lisiecki a. Pleschen, Prof. Olawski, Landrath Bauer. Reg.-Bez. Bromberg. Oberlehrer Dr. Piegsa a. Trzemezno, Kath. Pfarrer Dr. Kaliski auf Jacice, Pfarrer Janiszewski, Direktor Liebelt. (Pr. St.-A.)Stettin. Als ein würdiges Seitenstück zu der gestern von uns mitgetheilten Willkür von Beamten gegen Beamte, kann füglich die schon mehrfach erwähnte Versetzungsgeschichte des Ober-Zoll-Inspektor Tülff gelten. Der klägliche Ausgang dieses ministeriellen Wahlmanövres ist bereits bekannt, auch beabsichtigen wir nicht, alle dabei in Bewegung gesetzten Hebel an's Tageslicht zu ziehen. Daß ein Ministerium sich zu halten versucht, finden wir verzeihlich, aber es muß als durchaus unverzeihlich erscheinen, wenn das ganze Land solcherlei Versuche bezahlen muß. Es ist der Kostenpunkt, den wir für diesmal in Anregung bringen. Die Versetzung des Herrn Tülff konnte keine isolirte sein; 4 Oberzoll-Inspektoren mußten deshalb ihre Stellen wechseln, und wenn wir die Umzugskosten derselben mit 500 Thalern veranschlagen, wird die Regierungs-Hauptkasse schwerlich dabei zu kurz kommen. Es kommt hinzu, daß dem Beamten, den Hr. Tülff zu ersetzen gezwungen wurde, eine jährliche Zulage von 100 Thalern bewilligt werden mußte, um ihm die Versetzung annehmbar zu machen. Ein Kommissarius mußte aus Stettin nach Stralsund gehen, um Herren Tülff von dort nach seinem neuen Bestimmungsorte einzuführen; ein zweiter Kommissarius ging nach Colberg, um die Versetzung des dortigen Beamten nach Stralsund persönlich zu bewerkstelligen. Diese Kommissarien mit den sie begleitenden Kalkulatoren werden ca. 400 Thaler zu liquidiren haben und es stellt sich in ohngefährer Rechnung also eine Summe von 1000 Thalern heraus, welche das Land bezahlen muß für den Versuch, Hrn. Tülffs Wahl zu hintertreiben. Diese Betrachtung wird noch peinlicher, wenn man die ungemein lebhafte persönliche Agitation gegen den nun dennoch zum Deputirten Erwählten in ihrem ganzen Umfange kennt. (Osts. Ztg.)Posen, 6. Februar. Ueber die Wahlen im Großherzogthum Posen für die zweite Kammer giebt die Gazeta polska noch nachstehende Notizen: Außer den drei gestern bekannt gewordenen Deputirten des Posener Bezirks sind gewählt: Im Samterer Kreise Dr. Woyciech Cybulski, Docent der Slavischen Literatur an der Berliner Universität und der Graf Cieszkowski. Im Gnefener Kreise: Dr. C. Liebelt und der Geistliche J. Janiszewski. Beide waren Deputirte in der Frankfurter Nationalversammlung. Im Szrodaer Kreise: Der Bauer M. Palacz und Graf Eduard Poninski. Sämmtliche hier genannte Männer gehören der demokratischen Partei an. (Ostsee-Z.)Krotoschin, 7. Februar. Unter diesem Datum berichtet die "Br. Ztg." Folgendes über die Wahlen: Die erste Wahl der vereinigten fünf Kreise wurde heute Nacht ein Uhr erst zu Ende geführt. Professor Olawski trug über den Bauer Palacz mit 333 gegen 317 Stimmen den Sieg davon. -- Um 8 Uhr früh standen die Wahlmänner wieder in der Synagoge Mann an Mann. Es galt diesmal die Wahl zwischen Probst Jarosz und Landrath Bauer. Fast sämmtliche Einwohner hiesiger Stadt lebten in banger Erwartung nicht ohne Beimischung von Besorgniß, da man so Manchem von der konservativen Partei nicht so recht Glauben schenken mochte. -- Um ein Uhr Nachmittag war diese Wahl beendet und Bauer trug mit 329 gegen 317 Stimmen den Sieg davon. Nur zwei von der Reaktion haben ihre Stimmen einem Dritten gegeben. Der größere Theil der Einwohner hiesiger Stadt ist über diesen Sieg hocherfreut und über das neue Leben, das dem tiefgebeugten Bauer wahrlich zu gönnen war. Die dritte Wahl zwischen Landrath v. Röder und v. Lipski fiel wieder alles Vermuthen zu Gunsten des Letzteren aus. Die Schuld hiervon ist einigen Demokraten, besonders aber dem Indifferentismus zweier auswärtigen deutschen Wahlmänner, die gleich nach beendigter zweiten Wahl davon fuhren, zuzuschreiben. Den 8. Februar. Trotzdem daß gestern Abend v. Lipski über Landrath v. Röder den Sieg davon trug, wurde dieser dennoch heute wiederum von der deutschen Partei als ihr vierter Kandidat [a]ufgestellt. Die Polen ihrerseits brachten den Dr. Gora aus Kempen in die Wahl. Von 651 Stimmen erhielt Gora 310, und v. Röder errang mit 338 Stimmen die Majorität. -- In der fünften Wahl wurde die deutsche Einigkeit sehr locker. Die deutsche Fraktion stellte Friedmann aus Breslau und die polnische den Grafen Henrik Wodzicki als Kandidaten auf. Von 640 Stimmen fielen Friedmann nur 218 und Wodzicki 405 Stimmen zu, der demnach mit einer glänzenden Majorität gewählt wurde. -- Die fünf Deputirten für die fünf vereinigten Kreise Adelnau, Schildberg, Krotoschin, Kröben und Fraustadt sind sonach Folgende: Prof. Olawski aus Lissa, Landrath Bauer, v. Lipski, Landrath v. Röder und Graf Henrik Wodzicki. Danzig, 6. Jan.
Ueber die Wahlen im Neustädter Kreise (Westpreußen) geht uns so eben folgende Nachricht zu: Der Gutsbesitzer v. Klinczki-Rautenberg und der Pfarrer Skiba, der Letztere mit einer Majorität von 60 Stimmen, sind gewählt worden. Die beiden Erwählten sind Mitglieder der Liga Polska. Das Deutsche Element ist nach hartem Wahlkampf (bis 7 Uhr Abends) dem Polnischen unterlegen. Neue Rheinische Zeitung Organ der Demokratie. No 220. Köln, Dienstag den 13. Februar. 1849. Vierteljähriger Abonnementspreis in Köln 1 Thlr. 7 1/2 Sgr., bei allen preußischen Postanstalten 1 Thlr. 17 Sgr. — Im Auslande wende man sich: in Belgien an die betreffenden Postanstalten; in London an W. Thomas, 21 Catherine-Street, Strand; in Paris an W. Thomas, 38 Rue Vivienne, und an A. Havas, 3 Rue Jean Jaques Rousseau. Insertionen werden mit 18 Pf. die Petitzeile oder deren Raum berechnet. Auskunft, Annahme und Abgabe chiffrirter Briefe gratis. Nur frankirte Briefe werden angenommen. Expedition Unter Hutmacher Nro. 17. Uebersicht. Deutschland. Köln. (Verfolgung gegen die Steuerverweigerer.) Koblenz. (Wahlangelegenheit.) Barmen. (Wupperthaler Heulexpetition.) Berlin. (Die minist. Versprechungen an's Handwerkerparlament. — Der „enthüllte“ Piersig. — Die Wahlen — Die deutsche Ref. — Die N. Pr. Ztg. — Zwei gottbegnadete Verordnungen — Der Emissär Erdtmann. — Wahlliste.) Stettin. (Eine Versetzung als Wahlmanöver.) Posen, Krotoschin, Danzig. (Wahlen.) Hamburg. (Die Grundrechte.) Dresden. (II. Kammer.) München. (Ministerkrise.) Wien. (Das nahende Ungewitter.) Neutitschein. (Oestreichs Ur-Brutalität.) Triest. (Die sardin Flotte.) Ungarn. (Vom Kriegsschauplatz.) Wien. (Bülletin. — Schlick. — Aus dem Süden.) Hermannstadt. (Bem in Stolzenburg.) Italien. Rom. (Aufstandsgerüchte aus Neapel. — Adresse der Clubs an den Pariser Berg. — Vermischtes.) Florenz. (Adreßdebatte. — Angebliche Flucht des Pabstes aus Gaëta.) Franz. Republik. Paris. (Aus dem Süden. — Die Mörder Bréas. — Die Ehrenlegion. — Unruhen in Cette. — Bugeaud's Reden in Lyon. — Vermischtes. — National-Versammlung.) Großbritannien. London. (Parlament.) Türkei. Konstantinopel. (Abbas Pascha. — Veränderung im Finanzministerium.) Deutschland.
068 Köln, 12. Februar. Die Herren Gladbach, Körffgen und Borchardt werden im Laufe dieser Woche vor dem hiesigen Instruktionsgerichte erscheinen, um wegen ihres Votums über die Steuerverweigerung und wegen ihrer Betheiligung bei dem Steuerverweigerungsbeschlusse constituirt zu werden. Wir beschränken uns auf einfache Mittheilung dieser sprechenden Thatsache. Die „Neue Rheinische Zeitung“ kann sich glückwünschen, daß am 7. Februar das Attentat Zweiffel an dem steinernen Herzen der Geschwornen zerschellte. Herr Prokurator Bölling beabsichtigte nämlich, im Falle der Schuldigkeitserklärung uns eine Caution von 4000 Thalern zu octroyiren. Hat die octroyirte Verfassung nicht alle Cautionen abgeschafft? Koblenz, 11. Febr. Auf den Wunsch der Kreise Koblenz und St. Goar hat Hr. Grebel auf die hiesige Wahl nunmehr definitiv verzichtet und jene der Kreise Neuß, Kempen und Crefeld angenommen. Hr. Grebel brachte deshalb dieses Opfer, weil eine Neuwahl in demokratischem Sinne hier gesichert ist, während in Neuß etc. voraussichtlich eine neue Wahl reactionär ausfallen würde. (Rh.- u. M.-Z.) 142 Barmen, 11. Febr. Heute habe ich Ihnen ein allerliebstes Pröbchen von Wupperthaler Pietismus und unübertrefflicher Heuchelei mitzutheilen, ein Pröbchen von ächt kopfhängerisch-scheinheiligem Jesuitismus. Eine Adresse zirkulirte unter den „gutgesinnten“ hiesigen Bürgern und gelangte „unglücklicher Weise“ auch an mich, einen erklärten Republikaner, — eine Adresse, ich sage Ihnen, einzig in ihrer Art! Es werden darin die künftig zusammentretenden Kammern allerunterthänigst und vertrauensvoll gebeten: „jede zu haltende Sitzung mit einem andächtigen Gebete und einem religiösen (ohrenzerreißenden) Gesang zu beginnen,“ auf daß denselben der Segen des Herrn nicht fehle, vielmehr in vollem Maaße zu Theil werde!!! Man kann darauf rechnen, daß alle Diejenigen, die obigen Antrag unterschrieben, (und diese Zahl war nicht gering) nächstens darauf antragen werden, die unverantwortliche Potsdamer Majestät in alle ihre frühere absolutistische Gewalt wieder einzusetzen (ist gar nicht nöthig: die gattbegnadete Majestät hat sich durch die gewrangelte Verfassung vom 5. Dez. bereits selber in diese Gewalt wieder eingesetzt und sie fleißig ausgeübt), um unter diesem christlich-germanischen Regime ungestört wie früher wirthschaften zu können, ohne befürchten zu müssen, der Oeffentlichkeit denunzirt zu werden. X Berlin, 10. Febr. Obgleich das Ministerium dem Handwerkerparlament das positive Versprechen gegeben hat, die von ihm berathenen Gesetze über gewerbliche Verhältnisse sofort zu oktroyiren, scheint es nun doch andern Sinnes geworden zu sein, wahrscheinlich, weil es gesehen, daß das Wahlmanöver doch ohne Erfolg geblieben. Die Gesetze werden nun erst noch einer Begutachtung der hiesigen Kaufmannschaft unterworfen werden, die zu diesem Behuf schon heute Abend eine Konferenz halten wird. Einige hiesige Zeitungen brachten gestern die Notiz, daß der vom „Verein zur Wahrung der Interesse der Provinzen“ als verantwortlicher Verfasser der famosen „Enthüllungen“ vorgeschobene Strohmann Privatsekretär Piersing schon mehreremals kriminalgerichtlich bestraft worden sei. Heute nun tritt der Verein selbst, in einem Inserat der „Vossischen Ztg.“, für seinen Schützling in die Schranken. Er gesteht freilich die Thatsache zu und anerkennt auch, daß Herr Piersig nur die Verantwortung übernommen, d. h. daß ganz andere Leute die wirklichen Verfasser sind; er hütet sich aber wohl, diese letztere zu nennen und prahlt nur damit, daß derselbe im Stande sein werde, für die in den Enthüllungen angeführten Thatsachen den Beweis zu führen. Der Verein erlaubt sich bei dieser Gelegenheit die gemeinsten Schmähungen gegen die Demokratie und absichtliche Begriffsverwirrung, womit Zuchthausstrafen für Betrug und Festungsstrafe für politische Vergehen, in diesem Inserat, auf gleiche Stufe gestellt werden. Dagegen müssen wir den Umstand erwähnen, daß dieses Inserat, wovon uns der Zufall das Manuscript in die Hände geführt, von Herrn Gödsche, dem berüchtigten Feuilletonisten der „Neuen Preuß. Zeit.“ geschriebrn ist, wodurch sich also bestätigt, daß derselbe Sekretär dieses Vereins ist. Die Wahlen zur zweiten Kammer sind uns bis auf wenige bekannt und wir finden unsere vorgestrige Mittheilung bestätigt, daß das gegenwärtige Ministerium auf höchstens 152 Stimmen zählen kann Indeß können nur die ersten Verhandlungen der Kammer selbst zeigen, ob die demokratische Partei wirklich auf die ganzen 198 anderen Mitglieder zählen kann, und da dies nicht wahrscheinlich, wie stark diese Partei vertreten sein wird. Man versichert allgemein, die „deutsche Reform“ werde trotz der 40 000 Thlr. Staatszuschuß zum nächsten Vierteljahr eingehen. Die auf morgen angesetzt gewesene Kriminalverhandlung gegen den am Abend des 31. October, als Emmissär der Reaktion und bezahlten Aufwiegler gefangen genommenen Lehrer Erdtmann, ist auf unbestimmte Zeit ausgesetzt worden, weil ein wichtiger Zeuge noch fehlt. Man hofft durch diesen Prozeß wenigstens einiges Licht über die wahren Anstifter der Scenen vom 31. October zu erhalten. Mehr als je wiederholen sich die Gerüchte, daß die Regierung, unter irgend einem Vorwande, die Einberufung der Kammern zu verschieben gedenkt. 068 Berlin, 10. Febr. Schon wieder eine Oktroyirung. Die Gesetze fliegen jetzt herum, wie die Bettfedern beim Schütten. Diesmal wird das Gewerbewesen mit den Früchten der allerhöchst-schöpferischen Gesetzgebungskraft überrascht und beglückt. Die gottbegnadete Manteufel-Brandenburg-Friedrich-Wilhelm'sche Verordnung Nro. 1 besteht aus 77 Paragraphen und 8 Abschnitten. Ihr Titel ist: „Verordnung, betreffend die Einrichtung von Gewerberäthen und verschiedenen Abänderungen der allgemeinen Gewerbe-Ordnung.“ Die Verordnung Nro. 2 betrifft „die Errichtung von Gewerbegerichten“ und hat bloß 59 Paragraphen in 6 Abschnitten. 068 Berlin, 10. Febr. Je näher der März rückt, desto toller wird das Schimpfen der „Galgenzeitung“ auf die im vorigen März gefallenen Barrikadenkämpfer. In ihrer heutigen Nummer sagt sie u. A.: „Den heldenmüthigen Rittern, welche beim ersten Lanzenbrechen für die erlauchte Dame „Freiheit“ von den „blutdürstigen“ Söldnern der Garaus gemacht worden war, wodurch mancher Galgen um seine wohlerworbenen Rechte kam, wurde nicht allein ein ehrliches, sondern sogar das ehrenvollste Begräbniß zu Theil.“ Nach der „Galgenzeitung“ und ihrer ganzen gottbegnadeten Klicke, deren Organ sie ist, hätten die im vorigen März auf Seiten des Volks gefallenen Kämpfer auf dem Schindanger verscharrt werden müssen. Denn die Ruhe der hohen Herren so plötzlich gestört, ihnen solche Angst eingejagt und ihre Vorrechte bedroht zu haben: ist ein so niederträchtiges Verbrechen, daß dafür eigentlich noch gar nicht die rechte Strafe ausgefunden. Schon um des Beispiels willen hätten die Leichname der Märzkämpfer geviertheilt und zur Warnung für Jedermann auf den Zinnen des königlichen Schlosses und auf den Häusern in „Meiner Straße“ aufgepflanzt werden sollen. Denn (sagt die brave Kreuzritterin) „wenn das Volk einmal das Recht hatte, seiner Obrigkeit unter Waffen entgegen zu treten: dann ist es schwer begreiflich zu machen, daß es dies nicht immer hat.“ Das Blättchen wüthet deshalb auch heute gegen die traurige Schwäche, welche sich verleiten ließ, der Revolution des März (höchstnothgedrungen!) die Sanktion zu ertheilen. Berlin, 9. Febr. Zu Abgeordneten sind ferner gewählt worden: Provinz Preußen. Regbz. Marienwerder. Pfefferküchler Weese in Thorn, Pfarrer von Bartußkewitz in Kulm. Schulrath Kellner (Marienwerder), Gutsbesitzer v. Raabe (Leßniau), General-Landschaftsrath v. Auerswald (Plauthen), Landschaftsrath Kerber auf Körberode, Gutsbesitzer Salerßyczki, Kaufmann Weese, Probst Bortußkewicz. Reg.-Bez. Königsberg. Dr. med. Kosch zu Königsberg, Prediger Dr. Rupp zu Königsberg, Pfarrer C. Ludw. Wessel in Paris, Gutsbesitzer Dr. R. Motherby auf Arnsberg (rastenburger Kreis), Landschafts-Direkt. Graf zu Dohna auf Wesselshöfen, Gutsbesitzer Lieut. Krause auf Lauxnikau. Gutsbesitzer Barthels (Banners), Bürgermeister Fritsch (Mühlhausen), Landrath v. Regalien (Labiau), Bank-Direkt. Mac-Lean (Königsberg), Stadtrichter Urban aus Nordenburg, Rektor Großjohann auf Gardauen, Erzpriester Blockhagen in Allenstein, Kaufmann u. Rittergutsbesitzer Karl Pruß in Bischoffsburg. Reg-Bez. Danzig. Buchdruckereibesitzer Agathon Wernich in Elbing, Deichgraf Böthke, Gutsbesitzer v. Klinezki-Rautenberg, Pfarrer Skiba, Kanonikus Richter, Gutsbesitzer von Jaczkowsky auf Jablowo, Gutsbesitzer Jatzkowski. Reg.-Bez. Gumbinnen. Land- u. Stadtgerichtsrath Sperling a. Gumbinnen, Justizkommissar Schwarz a. Insterburg, O.-L.-G.-Direktor Temme zu Münster, St.-G.-Direkt. Reuter in Königsberg. Gutsbesitzer Zachow, Gutsbesitzer Meyhöffer (Scharkammen), Gutsbesitzer Zechling, Gutsbesitzer Ebhard. Provinz Schlesien. Reg.-Bez. Breslau. Stadtgerichtsrath Müller, Lehrer Zimbal, Justizkommissarius Dierschke, Schulze Marke a. Hassitz, Stadtrath Wenzel a. Mittelwalde, Garnison-Insp. Neumann, Redakteur Möcke a. Breslau, Bauergutsbesitzer Langer, Dr. Behnsch, Kaufmann Andretzky aus Langenbielau. Reg.-Bez. Liegnitz. Justiz-Kommiss. Haak, Justiz-Kommiss Heitemeier. Reg.-Bez. Oppeln. Gymnasiallehrer Troska, Assessor Schmiedecke, Graf Renard, Gutspächter Schwarz zu Lubschau, Gutsbesitzer Schwidler, Schneeweiß (Neiße), Stadtrath Ludwig (Breslau), Schulrath Bogedain, Müllermeister Riedel, Dr. Haber, Bauer Hawlitzki, Pfarrer Schaffraneck, Bauer Gorzolka aus Boreck, Landrath Sack in Rosenberg. Provinz Posen. Reg.-Bez. Posen. Prof. Cybulsky, v. Cießkowsky, Wirth M. Palacz, Gutsbesitzer Lipski auf Lewkow, Lisiecki a. Pleschen, Prof. Olawski, Landrath Bauer. Reg.-Bez. Bromberg. Oberlehrer Dr. Piegsa a. Trzemezno, Kath. Pfarrer Dr. Kaliski auf Jacice, Pfarrer Janiszewski, Direktor Liebelt. (Pr. St.-A.)Stettin. Als ein würdiges Seitenstück zu der gestern von uns mitgetheilten Willkür von Beamten gegen Beamte, kann füglich die schon mehrfach erwähnte Versetzungsgeschichte des Ober-Zoll-Inspektor Tülff gelten. Der klägliche Ausgang dieses ministeriellen Wahlmanövres ist bereits bekannt, auch beabsichtigen wir nicht, alle dabei in Bewegung gesetzten Hebel an's Tageslicht zu ziehen. Daß ein Ministerium sich zu halten versucht, finden wir verzeihlich, aber es muß als durchaus unverzeihlich erscheinen, wenn das ganze Land solcherlei Versuche bezahlen muß. Es ist der Kostenpunkt, den wir für diesmal in Anregung bringen. Die Versetzung des Herrn Tülff konnte keine isolirte sein; 4 Oberzoll-Inspektoren mußten deshalb ihre Stellen wechseln, und wenn wir die Umzugskosten derselben mit 500 Thalern veranschlagen, wird die Regierungs-Hauptkasse schwerlich dabei zu kurz kommen. Es kommt hinzu, daß dem Beamten, den Hr. Tülff zu ersetzen gezwungen wurde, eine jährliche Zulage von 100 Thalern bewilligt werden mußte, um ihm die Versetzung annehmbar zu machen. Ein Kommissarius mußte aus Stettin nach Stralsund gehen, um Herren Tülff von dort nach seinem neuen Bestimmungsorte einzuführen; ein zweiter Kommissarius ging nach Colberg, um die Versetzung des dortigen Beamten nach Stralsund persönlich zu bewerkstelligen. Diese Kommissarien mit den sie begleitenden Kalkulatoren werden ca. 400 Thaler zu liquidiren haben und es stellt sich in ohngefährer Rechnung also eine Summe von 1000 Thalern heraus, welche das Land bezahlen muß für den Versuch, Hrn. Tülffs Wahl zu hintertreiben. Diese Betrachtung wird noch peinlicher, wenn man die ungemein lebhafte persönliche Agitation gegen den nun dennoch zum Deputirten Erwählten in ihrem ganzen Umfange kennt. (Osts. Ztg.)Posen, 6. Februar. Ueber die Wahlen im Großherzogthum Posen für die zweite Kammer giebt die Gazeta polska noch nachstehende Notizen: Außer den drei gestern bekannt gewordenen Deputirten des Posener Bezirks sind gewählt: Im Samterer Kreise Dr. Woyciech Cybulski, Docent der Slavischen Literatur an der Berliner Universität und der Graf Cieszkowski. Im Gnefener Kreise: Dr. C. Liebelt und der Geistliche J. Janiszewski. Beide waren Deputirte in der Frankfurter Nationalversammlung. Im Szrodaer Kreise: Der Bauer M. Palacz und Graf Eduard Poninski. Sämmtliche hier genannte Männer gehören der demokratischen Partei an. (Ostsee-Z.)Krotoschin, 7. Februar. Unter diesem Datum berichtet die „Br. Ztg.“ Folgendes über die Wahlen: Die erste Wahl der vereinigten fünf Kreise wurde heute Nacht ein Uhr erst zu Ende geführt. Professor Olawski trug über den Bauer Palacz mit 333 gegen 317 Stimmen den Sieg davon. — Um 8 Uhr früh standen die Wahlmänner wieder in der Synagoge Mann an Mann. Es galt diesmal die Wahl zwischen Probst Jarosz und Landrath Bauer. Fast sämmtliche Einwohner hiesiger Stadt lebten in banger Erwartung nicht ohne Beimischung von Besorgniß, da man so Manchem von der konservativen Partei nicht so recht Glauben schenken mochte. — Um ein Uhr Nachmittag war diese Wahl beendet und Bauer trug mit 329 gegen 317 Stimmen den Sieg davon. Nur zwei von der Reaktion haben ihre Stimmen einem Dritten gegeben. Der größere Theil der Einwohner hiesiger Stadt ist über diesen Sieg hocherfreut und über das neue Leben, das dem tiefgebeugten Bauer wahrlich zu gönnen war. Die dritte Wahl zwischen Landrath v. Röder und v. Lipski fiel wieder alles Vermuthen zu Gunsten des Letzteren aus. Die Schuld hiervon ist einigen Demokraten, besonders aber dem Indifferentismus zweier auswärtigen deutschen Wahlmänner, die gleich nach beendigter zweiten Wahl davon fuhren, zuzuschreiben. Den 8. Februar. Trotzdem daß gestern Abend v. Lipski über Landrath v. Röder den Sieg davon trug, wurde dieser dennoch heute wiederum von der deutschen Partei als ihr vierter Kandidat [a]ufgestellt. Die Polen ihrerseits brachten den Dr. Góra aus Kempen in die Wahl. Von 651 Stimmen erhielt Góra 310, und v. Röder errang mit 338 Stimmen die Majorität. — In der fünften Wahl wurde die deutsche Einigkeit sehr locker. Die deutsche Fraktion stellte Friedmann aus Breslau und die polnische den Grafen Henrik Wodzicki als Kandidaten auf. Von 640 Stimmen fielen Friedmann nur 218 und Wodzicki 405 Stimmen zu, der demnach mit einer glänzenden Majorität gewählt wurde. — Die fünf Deputirten für die fünf vereinigten Kreise Adelnau, Schildberg, Krotoschin, Kröben und Fraustadt sind sonach Folgende: Prof. Olawski aus Lissa, Landrath Bauer, v. Lipski, Landrath v. Röder und Graf Henrik Wodzicki. Danzig, 6. Jan.
Ueber die Wahlen im Neustädter Kreise (Westpreußen) geht uns so eben folgende Nachricht zu: Der Gutsbesitzer v. Klinczki-Rautenberg und der Pfarrer Skiba, der Letztere mit einer Majorität von 60 Stimmen, sind gewählt worden. Die beiden Erwählten sind Mitglieder der Liga Polska. Das Deutsche Element ist nach hartem Wahlkampf (bis 7 Uhr Abends) dem Polnischen unterlegen. <TEI> <text> <pb facs="#f0001" n="1207"/> <front> <titlePage type="heading"> <titlePart type="main">Neue Rheinische Zeitung</titlePart> <titlePart type="sub">Organ der Demokratie.</titlePart> <docImprint> <docDate>No 220. Köln, Dienstag den 13. Februar. 1849.</docDate> </docImprint> </titlePage> </front> <body> <div type="jExpedition"> <p>Vierteljähriger Abonnementspreis in Köln 1 Thlr. 7 1/2 Sgr., bei allen preußischen Postanstalten 1 Thlr. 17 Sgr. — Im Auslande wende man sich: in Belgien an die betreffenden Postanstalten; in London an W. Thomas, 21 Catherine-Street, Strand; in Paris an W. Thomas, 38 Rue Vivienne, und an A. Havas, 3 Rue Jean Jaques Rousseau.</p> <p>Insertionen werden mit 18 Pf. die Petitzeile oder deren Raum berechnet.</p> <p>Auskunft, Annahme und Abgabe chiffrirter Briefe gratis.</p> <p>Nur frankirte Briefe werden angenommen.</p> <p>Expedition Unter Hutmacher Nro. 17.</p> </div> <div type="contents" n="1"> <head>Uebersicht.</head> <p><hi rendition="#g">Deutschland</hi>. Köln. (Verfolgung gegen die Steuerverweigerer.) Koblenz. (Wahlangelegenheit.) Barmen. (Wupperthaler Heulexpetition.) Berlin. (Die minist. Versprechungen an's Handwerkerparlament. — Der „enthüllte“ Piersig. — Die Wahlen — Die deutsche Ref. — Die N. Pr. Ztg. — Zwei gottbegnadete Verordnungen — Der Emissär Erdtmann. — Wahlliste.) Stettin. (Eine Versetzung als Wahlmanöver.) Posen, Krotoschin, Danzig. (Wahlen.) Hamburg. (Die Grundrechte.) Dresden. (II. Kammer.) München. (Ministerkrise.) Wien. (Das nahende Ungewitter.) Neutitschein. (Oestreichs Ur-Brutalität.) Triest. (Die sardin Flotte.)</p> <p><hi rendition="#g">Ungarn</hi>. (Vom Kriegsschauplatz.) Wien. (Bülletin. — Schlick. — Aus dem Süden.) Hermannstadt. (Bem in Stolzenburg.)</p> <p><hi rendition="#g">Italien</hi>. Rom. (Aufstandsgerüchte aus Neapel. — Adresse der Clubs an den Pariser Berg. — Vermischtes.) Florenz. (Adreßdebatte. — Angebliche Flucht des Pabstes aus Gaëta.)</p> <p><hi rendition="#g">Franz. Republik</hi>. Paris. (Aus dem Süden. — Die Mörder Bréas. — Die Ehrenlegion. — Unruhen in Cette. — Bugeaud's Reden in Lyon. — Vermischtes. — National-Versammlung.)</p> <p><hi rendition="#g">Großbritannien</hi>. London. (Parlament.)</p> <p><hi rendition="#g">Türkei</hi>. Konstantinopel. (Abbas Pascha. — Veränderung im Finanzministerium.)</p> </div> <div n="1"> <head>Deutschland.</head> <div xml:id="ar220_001" type="jArticle"> <head><bibl><author>068</author></bibl> Köln, 12. Februar.</head> <p>Die Herren Gladbach, Körffgen und Borchardt werden im Laufe dieser Woche vor dem hiesigen Instruktionsgerichte erscheinen, um wegen ihres <hi rendition="#g">Votums</hi> über die Steuerverweigerung und wegen ihrer Betheiligung bei dem Steuerverweigerungsbeschlusse constituirt zu werden. Wir beschränken uns auf einfache Mittheilung dieser sprechenden Thatsache.</p> <p>Die „Neue Rheinische Zeitung“ kann sich glückwünschen, daß am 7. Februar das Attentat Zweiffel an dem steinernen Herzen der Geschwornen zerschellte. Herr Prokurator Bölling beabsichtigte nämlich, im Falle der Schuldigkeitserklärung uns eine Caution von <hi rendition="#g">4000 Thalern</hi> zu octroyiren. Hat die octroyirte Verfassung nicht alle Cautionen abgeschafft?</p> </div> <div xml:id="ar220_002" type="jArticle"> <head>Koblenz, 11. Febr.</head> <p>Auf den Wunsch der Kreise Koblenz und St. Goar hat Hr. Grebel auf die hiesige Wahl nunmehr definitiv verzichtet und jene der Kreise Neuß, Kempen und Crefeld angenommen. Hr. Grebel brachte deshalb dieses Opfer, weil eine Neuwahl in demokratischem Sinne hier gesichert ist, während in Neuß etc. voraussichtlich eine neue Wahl reactionär ausfallen würde.</p> <bibl>(Rh.- u. M.-Z.)</bibl> </div> <div xml:id="ar220_003" type="jArticle"> <head><bibl><author>142</author></bibl> Barmen, 11. Febr.</head> <p>Heute habe ich Ihnen ein allerliebstes Pröbchen von Wupperthaler Pietismus und unübertrefflicher Heuchelei mitzutheilen, ein Pröbchen von ächt kopfhängerisch-scheinheiligem Jesuitismus. Eine Adresse zirkulirte unter den „gutgesinnten“ hiesigen Bürgern und gelangte „unglücklicher Weise“ auch an mich, einen erklärten Republikaner, — eine Adresse, ich sage Ihnen, einzig in ihrer Art! Es werden darin die künftig zusammentretenden Kammern allerunterthänigst und vertrauensvoll gebeten: „jede zu haltende Sitzung mit einem andächtigen Gebete und einem religiösen (ohrenzerreißenden) Gesang zu beginnen,“ auf daß denselben der <hi rendition="#g">Segen</hi> des Herrn nicht fehle, vielmehr in vollem Maaße zu Theil werde!!!</p> <p>Man kann darauf rechnen, daß alle Diejenigen, die obigen Antrag unterschrieben, (und diese Zahl war nicht gering) nächstens darauf antragen werden, die unverantwortliche Potsdamer Majestät in alle ihre frühere absolutistische Gewalt wieder einzusetzen (ist gar nicht nöthig: die gattbegnadete Majestät hat sich durch die gewrangelte Verfassung vom 5. Dez. bereits selber in diese Gewalt wieder eingesetzt und sie fleißig ausgeübt), um unter diesem christlich-germanischen Regime ungestört wie früher wirthschaften zu können, ohne befürchten zu müssen, der Oeffentlichkeit denunzirt zu werden.</p> </div> <div xml:id="ar220_004" type="jArticle"> <head><bibl><author>X</author></bibl> Berlin, 10. Febr.</head> <p>Obgleich das Ministerium dem Handwerkerparlament das positive Versprechen gegeben hat, die von ihm berathenen Gesetze über gewerbliche Verhältnisse sofort zu oktroyiren, scheint es nun doch andern Sinnes geworden zu sein, wahrscheinlich, weil es gesehen, daß das Wahlmanöver doch ohne Erfolg geblieben. Die Gesetze werden nun erst noch einer Begutachtung der hiesigen Kaufmannschaft unterworfen werden, die zu diesem Behuf schon heute Abend eine Konferenz halten wird.</p> <p>Einige hiesige Zeitungen brachten gestern die Notiz, daß der vom „Verein zur Wahrung der Interesse der Provinzen“ als verantwortlicher Verfasser der famosen „Enthüllungen“ vorgeschobene Strohmann Privatsekretär <hi rendition="#g">Piersing</hi> schon mehreremals kriminalgerichtlich bestraft worden sei. Heute nun tritt der Verein selbst, in einem Inserat der „Vossischen Ztg.“, für seinen Schützling in die Schranken. Er gesteht freilich die Thatsache zu und anerkennt auch, daß Herr <hi rendition="#g">Piersig</hi> nur die <hi rendition="#g">Verantwortung übernommen</hi>, d. h. daß ganz andere Leute die wirklichen Verfasser sind; er hütet sich aber wohl, diese letztere zu nennen und prahlt nur damit, daß derselbe im Stande sein werde, für die in den Enthüllungen angeführten Thatsachen den Beweis zu führen. Der Verein erlaubt sich bei dieser Gelegenheit die gemeinsten Schmähungen gegen die Demokratie und absichtliche Begriffsverwirrung, womit Zuchthausstrafen für Betrug und Festungsstrafe für politische Vergehen, in diesem Inserat, auf gleiche Stufe gestellt werden. Dagegen müssen wir den Umstand erwähnen, daß dieses Inserat, wovon uns der Zufall das Manuscript in die Hände geführt, von Herrn <hi rendition="#g">Gödsche,</hi> dem berüchtigten Feuilletonisten der „Neuen Preuß. Zeit.“ geschriebrn ist, wodurch sich also bestätigt, daß derselbe Sekretär dieses Vereins ist.</p> <p>Die Wahlen zur zweiten Kammer sind uns bis auf wenige bekannt und wir finden unsere vorgestrige Mittheilung bestätigt, daß das gegenwärtige Ministerium auf höchstens 152 Stimmen zählen kann Indeß können nur die ersten Verhandlungen der Kammer selbst zeigen, ob die demokratische Partei wirklich auf die ganzen 198 anderen Mitglieder zählen kann, und da dies nicht wahrscheinlich, wie stark diese Partei vertreten sein wird.</p> <p>Man versichert allgemein, die „deutsche Reform“ werde trotz der 40 000 Thlr. Staatszuschuß zum nächsten Vierteljahr eingehen.</p> <p>Die auf morgen angesetzt gewesene Kriminalverhandlung gegen den am Abend des 31. October, als Emmissär der Reaktion und bezahlten Aufwiegler gefangen genommenen Lehrer <hi rendition="#g">Erdtmann,</hi> ist auf unbestimmte Zeit ausgesetzt worden, weil ein wichtiger Zeuge noch fehlt. Man hofft durch diesen Prozeß wenigstens einiges Licht über die wahren Anstifter der Scenen vom 31. October zu erhalten.</p> <p>Mehr als je wiederholen sich die Gerüchte, daß die Regierung, unter irgend einem Vorwande, die Einberufung der Kammern zu verschieben gedenkt.</p> </div> <div xml:id="ar220_005" type="jArticle"> <head><bibl><author>068</author></bibl> Berlin, 10. Febr.</head> <p>Schon wieder eine Oktroyirung. Die Gesetze fliegen jetzt herum, wie die Bettfedern beim Schütten. Diesmal wird das Gewerbewesen mit den Früchten der allerhöchst-schöpferischen Gesetzgebungskraft überrascht und beglückt. Die gottbegnadete Manteufel-Brandenburg-Friedrich-Wilhelm'sche Verordnung Nro. 1 besteht aus 77 Paragraphen und 8 Abschnitten. Ihr Titel ist: „Verordnung, betreffend die Einrichtung von Gewerberäthen und verschiedenen Abänderungen der allgemeinen Gewerbe-Ordnung.“</p> <p>Die Verordnung Nro. 2 betrifft „die Errichtung von Gewerbegerichten“ und hat bloß 59 Paragraphen in 6 Abschnitten.</p> </div> <div xml:id="ar220_006" type="jArticle"> <head><bibl><author>068</author></bibl> Berlin, 10. Febr.</head> <p>Je näher der März rückt, desto toller wird das Schimpfen der „Galgenzeitung“ auf die im vorigen März gefallenen Barrikadenkämpfer. In ihrer heutigen Nummer sagt sie u. A.: „Den heldenmüthigen Rittern, welche beim ersten Lanzenbrechen für die erlauchte Dame „Freiheit“ von den „blutdürstigen“ Söldnern der Garaus gemacht worden war, wodurch mancher Galgen um seine wohlerworbenen Rechte kam, wurde <hi rendition="#g">nicht allein ein <hi rendition="#b">ehrliches,</hi> sondern sogar das <hi rendition="#b">ehrenvollste</hi> Begräbniß zu Theil</hi>.“</p> <p>Nach der „Galgenzeitung“ und ihrer ganzen gottbegnadeten Klicke, deren Organ sie ist, hätten die im vorigen März auf Seiten des Volks gefallenen Kämpfer auf dem Schindanger verscharrt werden müssen. Denn die Ruhe der hohen Herren so plötzlich gestört, ihnen solche Angst eingejagt und ihre Vorrechte bedroht zu haben: ist ein so niederträchtiges Verbrechen, daß dafür eigentlich noch gar nicht die rechte Strafe ausgefunden. Schon um des Beispiels willen hätten die Leichname der Märzkämpfer geviertheilt und zur Warnung für Jedermann auf den Zinnen des königlichen Schlosses und auf den Häusern in „Meiner Straße“ aufgepflanzt werden sollen. Denn (sagt die brave Kreuzritterin) „wenn das Volk <hi rendition="#g">einmal</hi> das Recht hatte, seiner Obrigkeit unter Waffen entgegen zu treten: dann ist es schwer begreiflich zu machen, daß es dies nicht immer hat.“ Das Blättchen wüthet deshalb auch heute gegen die traurige Schwäche, welche sich verleiten ließ, der Revolution des März (höchstnothgedrungen!) die Sanktion zu ertheilen.</p> </div> <div xml:id="ar220_007" type="jArticle"> <head>Berlin, 9. Febr.</head> <p>Zu Abgeordneten sind ferner gewählt worden:</p> <p><hi rendition="#g">Provinz Preußen</hi>.</p> <p>Regbz. Marienwerder.</p> <p>Pfefferküchler Weese in Thorn, Pfarrer von Bartußkewitz in Kulm.</p> <p>Schulrath Kellner (Marienwerder), Gutsbesitzer v. Raabe (Leßniau), General-Landschaftsrath v. Auerswald (Plauthen), Landschaftsrath Kerber auf Körberode, Gutsbesitzer Salerßyczki, Kaufmann Weese, Probst Bortußkewicz.</p> <p>Reg.-Bez. Königsberg.</p> <p>Dr. med. Kosch zu Königsberg, Prediger Dr. Rupp zu Königsberg, Pfarrer C. Ludw. Wessel in Paris, Gutsbesitzer Dr. R. Motherby auf Arnsberg (rastenburger Kreis), Landschafts-Direkt. Graf zu Dohna auf Wesselshöfen, Gutsbesitzer Lieut. Krause auf Lauxnikau.</p> <p>Gutsbesitzer Barthels (Banners), Bürgermeister Fritsch (Mühlhausen), Landrath v. Regalien (Labiau), Bank-Direkt. Mac-Lean (Königsberg), Stadtrichter Urban aus Nordenburg, Rektor Großjohann auf Gardauen, Erzpriester Blockhagen in Allenstein, Kaufmann u. Rittergutsbesitzer Karl Pruß in Bischoffsburg.</p> <p>Reg-Bez. Danzig.</p> <p>Buchdruckereibesitzer Agathon Wernich in Elbing, Deichgraf Böthke, Gutsbesitzer v. Klinezki-Rautenberg, Pfarrer Skiba, Kanonikus Richter, Gutsbesitzer von Jaczkowsky auf Jablowo, Gutsbesitzer Jatzkowski.</p> <p>Reg.-Bez. Gumbinnen.</p> <p>Land- u. Stadtgerichtsrath Sperling a. Gumbinnen, Justizkommissar Schwarz a. Insterburg, O.-L.-G.-Direktor Temme zu Münster, St.-G.-Direkt. Reuter in Königsberg.</p> <p>Gutsbesitzer Zachow, Gutsbesitzer Meyhöffer (Scharkammen), Gutsbesitzer Zechling, Gutsbesitzer Ebhard.</p> <p><hi rendition="#g">Provinz Schlesien</hi>.</p> <p>Reg.-Bez. Breslau.</p> <p>Stadtgerichtsrath Müller, Lehrer Zimbal, Justizkommissarius Dierschke, Schulze Marke a. Hassitz, Stadtrath Wenzel a. Mittelwalde, Garnison-Insp. Neumann, Redakteur Möcke a. Breslau, Bauergutsbesitzer Langer, Dr. Behnsch, Kaufmann Andretzky aus Langenbielau.</p> <p>Reg.-Bez. Liegnitz.</p> <p>Justiz-Kommiss. Haak, Justiz-Kommiss Heitemeier.</p> <p>Reg.-Bez. Oppeln.</p> <p>Gymnasiallehrer Troska, Assessor Schmiedecke, Graf Renard, Gutspächter Schwarz zu Lubschau, Gutsbesitzer Schwidler, Schneeweiß (Neiße), Stadtrath Ludwig (Breslau), Schulrath Bogedain, Müllermeister Riedel, Dr. Haber, Bauer Hawlitzki, Pfarrer Schaffraneck, Bauer Gorzolka aus Boreck, Landrath Sack in Rosenberg.</p> <p><hi rendition="#g">Provinz Posen</hi>.</p> <p>Reg.-Bez. Posen.</p> <p>Prof. Cybulsky, v. Cießkowsky, Wirth M. Palacz, Gutsbesitzer Lipski auf Lewkow, Lisiecki a. Pleschen, Prof. Olawski, Landrath Bauer.</p> <p>Reg.-Bez. Bromberg.</p> <p>Oberlehrer Dr. Piegsa a. Trzemezno, Kath. Pfarrer Dr. Kaliski auf Jacice, Pfarrer Janiszewski, Direktor Liebelt.</p> <bibl>(Pr. St.-A.)</bibl> </div> <div xml:id="ar220_008" type="jArticle"> <head>Stettin.</head> <p>Als ein würdiges Seitenstück zu der gestern von uns mitgetheilten Willkür von Beamten gegen Beamte, kann füglich die schon mehrfach erwähnte Versetzungsgeschichte des Ober-Zoll-Inspektor Tülff gelten. Der klägliche Ausgang dieses ministeriellen Wahlmanövres ist bereits bekannt, auch beabsichtigen wir nicht, alle dabei in Bewegung gesetzten Hebel an's Tageslicht zu ziehen. Daß ein Ministerium sich zu halten versucht, finden wir verzeihlich, aber es muß als durchaus unverzeihlich erscheinen, wenn das ganze Land solcherlei Versuche bezahlen muß. Es ist der Kostenpunkt, den wir für diesmal in Anregung bringen. Die Versetzung des Herrn Tülff konnte keine isolirte sein; 4 Oberzoll-Inspektoren mußten deshalb ihre Stellen wechseln, und wenn wir die Umzugskosten derselben mit 500 Thalern veranschlagen, wird die Regierungs-Hauptkasse schwerlich dabei zu kurz kommen. Es kommt hinzu, daß dem Beamten, den Hr. Tülff zu ersetzen gezwungen wurde, eine jährliche Zulage von 100 Thalern bewilligt werden mußte, um ihm die Versetzung annehmbar zu machen. Ein Kommissarius mußte aus Stettin nach Stralsund gehen, um Herren Tülff von dort nach seinem neuen Bestimmungsorte einzuführen; ein zweiter Kommissarius ging nach Colberg, um die Versetzung des dortigen Beamten nach Stralsund persönlich zu bewerkstelligen. Diese Kommissarien mit den sie begleitenden Kalkulatoren werden ca. 400 Thaler zu liquidiren haben und es stellt sich in ohngefährer Rechnung also eine Summe von 1000 Thalern heraus, welche das Land bezahlen muß für den Versuch, Hrn. Tülffs Wahl zu hintertreiben. Diese Betrachtung wird noch peinlicher, wenn man die ungemein lebhafte persönliche Agitation gegen den nun dennoch zum Deputirten Erwählten in ihrem ganzen Umfange kennt.</p> <bibl>(Osts. Ztg.)</bibl> </div> <div xml:id="ar220_009" type="jArticle"> <head>Posen, 6. Februar.</head> <p>Ueber die Wahlen im Großherzogthum Posen für die zweite Kammer giebt die Gazeta polska noch nachstehende Notizen: Außer den drei gestern bekannt gewordenen Deputirten des Posener Bezirks sind gewählt: Im <hi rendition="#g">Samterer</hi> Kreise Dr. Woyciech Cybulski, Docent der Slavischen Literatur an der Berliner Universität und der Graf Cieszkowski.</p> <p>Im <hi rendition="#g">Gnefener</hi> Kreise: Dr. C. Liebelt und der Geistliche J. Janiszewski. Beide waren Deputirte in der Frankfurter Nationalversammlung.</p> <p>Im <hi rendition="#g">Szrodaer</hi> Kreise: Der Bauer M. Palacz und Graf Eduard Poninski.</p> <p>Sämmtliche hier genannte Männer gehören der demokratischen Partei an.</p> <bibl>(Ostsee-Z.)</bibl> </div> <div xml:id="ar220_010" type="jArticle"> <head>Krotoschin, 7. Februar.</head> <p>Unter diesem Datum berichtet die „Br. Ztg.“ Folgendes über die Wahlen:</p> <p>Die erste Wahl der vereinigten fünf Kreise wurde heute Nacht ein Uhr erst zu Ende geführt. Professor <hi rendition="#g">Olawski</hi> trug über den Bauer <hi rendition="#g">Palacz</hi> mit 333 gegen 317 Stimmen den Sieg davon. — Um 8 Uhr früh standen die Wahlmänner wieder in der Synagoge Mann an Mann. Es galt diesmal die Wahl zwischen Probst <hi rendition="#g">Jarosz</hi> und Landrath <hi rendition="#g">Bauer</hi>. Fast sämmtliche Einwohner hiesiger Stadt lebten in banger Erwartung nicht ohne Beimischung von Besorgniß, da man so Manchem von der konservativen Partei nicht so recht Glauben schenken mochte. — Um ein Uhr Nachmittag war diese Wahl beendet und <hi rendition="#g">Bauer</hi> trug mit 329 gegen 317 Stimmen den Sieg davon. Nur zwei von der Reaktion haben ihre Stimmen einem Dritten gegeben. Der größere Theil der Einwohner hiesiger Stadt ist über diesen Sieg hocherfreut und über das neue Leben, das dem tiefgebeugten Bauer wahrlich zu gönnen war. Die dritte Wahl zwischen Landrath v. <hi rendition="#g">Röder</hi> und v. <hi rendition="#g">Lipski</hi> fiel wieder alles Vermuthen zu Gunsten des Letzteren aus. Die Schuld hiervon ist einigen Demokraten, besonders aber dem Indifferentismus zweier auswärtigen deutschen Wahlmänner, die gleich nach beendigter zweiten Wahl davon fuhren, zuzuschreiben.</p> <p>Den 8. Februar. Trotzdem daß gestern Abend v. <hi rendition="#g">Lipski</hi> über Landrath v. <hi rendition="#g">Röder</hi> den Sieg davon trug, wurde dieser dennoch heute wiederum von der deutschen Partei als ihr vierter Kandidat [a]ufgestellt. Die Polen ihrerseits brachten den Dr. <hi rendition="#g">Góra</hi> aus Kempen in die Wahl. Von 651 Stimmen erhielt Góra 310, und v. <hi rendition="#g">Röder</hi> errang mit 338 Stimmen die Majorität. — In der fünften Wahl wurde die deutsche Einigkeit sehr locker. Die deutsche Fraktion stellte <hi rendition="#g">Friedmann</hi> aus Breslau und die polnische den Grafen <hi rendition="#g">Henrik Wodzicki</hi> als Kandidaten auf. Von 640 Stimmen fielen Friedmann nur 218 und Wodzicki 405 Stimmen zu, der demnach mit einer glänzenden Majorität gewählt wurde. — Die fünf Deputirten für die fünf vereinigten Kreise Adelnau, Schildberg, Krotoschin, Kröben und Fraustadt sind sonach Folgende: Prof. Olawski aus Lissa, Landrath Bauer, v. Lipski, Landrath v. Röder und Graf Henrik Wodzicki.</p> </div> <div xml:id="ar220_011" type="jArticle"> <head>Danzig, 6. Jan.</head> <p>Ueber die Wahlen im <hi rendition="#g">Neustädter</hi> Kreise (Westpreußen) geht uns so eben folgende Nachricht zu: Der Gutsbesitzer v. Klinczki-Rautenberg und der Pfarrer Skiba, der Letztere mit einer Majorität von 60 Stimmen, sind gewählt worden. Die beiden Erwählten sind Mitglieder der Liga Polska. Das Deutsche Element ist nach hartem Wahlkampf (bis 7 Uhr Abends) dem Polnischen unterlegen.</p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [1207/0001]
Neue Rheinische Zeitung Organ der Demokratie. No 220. Köln, Dienstag den 13. Februar. 1849. Vierteljähriger Abonnementspreis in Köln 1 Thlr. 7 1/2 Sgr., bei allen preußischen Postanstalten 1 Thlr. 17 Sgr. — Im Auslande wende man sich: in Belgien an die betreffenden Postanstalten; in London an W. Thomas, 21 Catherine-Street, Strand; in Paris an W. Thomas, 38 Rue Vivienne, und an A. Havas, 3 Rue Jean Jaques Rousseau.
Insertionen werden mit 18 Pf. die Petitzeile oder deren Raum berechnet.
Auskunft, Annahme und Abgabe chiffrirter Briefe gratis.
Nur frankirte Briefe werden angenommen.
Expedition Unter Hutmacher Nro. 17.
Uebersicht. Deutschland. Köln. (Verfolgung gegen die Steuerverweigerer.) Koblenz. (Wahlangelegenheit.) Barmen. (Wupperthaler Heulexpetition.) Berlin. (Die minist. Versprechungen an's Handwerkerparlament. — Der „enthüllte“ Piersig. — Die Wahlen — Die deutsche Ref. — Die N. Pr. Ztg. — Zwei gottbegnadete Verordnungen — Der Emissär Erdtmann. — Wahlliste.) Stettin. (Eine Versetzung als Wahlmanöver.) Posen, Krotoschin, Danzig. (Wahlen.) Hamburg. (Die Grundrechte.) Dresden. (II. Kammer.) München. (Ministerkrise.) Wien. (Das nahende Ungewitter.) Neutitschein. (Oestreichs Ur-Brutalität.) Triest. (Die sardin Flotte.)
Ungarn. (Vom Kriegsschauplatz.) Wien. (Bülletin. — Schlick. — Aus dem Süden.) Hermannstadt. (Bem in Stolzenburg.)
Italien. Rom. (Aufstandsgerüchte aus Neapel. — Adresse der Clubs an den Pariser Berg. — Vermischtes.) Florenz. (Adreßdebatte. — Angebliche Flucht des Pabstes aus Gaëta.)
Franz. Republik. Paris. (Aus dem Süden. — Die Mörder Bréas. — Die Ehrenlegion. — Unruhen in Cette. — Bugeaud's Reden in Lyon. — Vermischtes. — National-Versammlung.)
Großbritannien. London. (Parlament.)
Türkei. Konstantinopel. (Abbas Pascha. — Veränderung im Finanzministerium.)
Deutschland. 068 Köln, 12. Februar. Die Herren Gladbach, Körffgen und Borchardt werden im Laufe dieser Woche vor dem hiesigen Instruktionsgerichte erscheinen, um wegen ihres Votums über die Steuerverweigerung und wegen ihrer Betheiligung bei dem Steuerverweigerungsbeschlusse constituirt zu werden. Wir beschränken uns auf einfache Mittheilung dieser sprechenden Thatsache.
Die „Neue Rheinische Zeitung“ kann sich glückwünschen, daß am 7. Februar das Attentat Zweiffel an dem steinernen Herzen der Geschwornen zerschellte. Herr Prokurator Bölling beabsichtigte nämlich, im Falle der Schuldigkeitserklärung uns eine Caution von 4000 Thalern zu octroyiren. Hat die octroyirte Verfassung nicht alle Cautionen abgeschafft?
Koblenz, 11. Febr. Auf den Wunsch der Kreise Koblenz und St. Goar hat Hr. Grebel auf die hiesige Wahl nunmehr definitiv verzichtet und jene der Kreise Neuß, Kempen und Crefeld angenommen. Hr. Grebel brachte deshalb dieses Opfer, weil eine Neuwahl in demokratischem Sinne hier gesichert ist, während in Neuß etc. voraussichtlich eine neue Wahl reactionär ausfallen würde.
(Rh.- u. M.-Z.) 142 Barmen, 11. Febr. Heute habe ich Ihnen ein allerliebstes Pröbchen von Wupperthaler Pietismus und unübertrefflicher Heuchelei mitzutheilen, ein Pröbchen von ächt kopfhängerisch-scheinheiligem Jesuitismus. Eine Adresse zirkulirte unter den „gutgesinnten“ hiesigen Bürgern und gelangte „unglücklicher Weise“ auch an mich, einen erklärten Republikaner, — eine Adresse, ich sage Ihnen, einzig in ihrer Art! Es werden darin die künftig zusammentretenden Kammern allerunterthänigst und vertrauensvoll gebeten: „jede zu haltende Sitzung mit einem andächtigen Gebete und einem religiösen (ohrenzerreißenden) Gesang zu beginnen,“ auf daß denselben der Segen des Herrn nicht fehle, vielmehr in vollem Maaße zu Theil werde!!!
Man kann darauf rechnen, daß alle Diejenigen, die obigen Antrag unterschrieben, (und diese Zahl war nicht gering) nächstens darauf antragen werden, die unverantwortliche Potsdamer Majestät in alle ihre frühere absolutistische Gewalt wieder einzusetzen (ist gar nicht nöthig: die gattbegnadete Majestät hat sich durch die gewrangelte Verfassung vom 5. Dez. bereits selber in diese Gewalt wieder eingesetzt und sie fleißig ausgeübt), um unter diesem christlich-germanischen Regime ungestört wie früher wirthschaften zu können, ohne befürchten zu müssen, der Oeffentlichkeit denunzirt zu werden.
X Berlin, 10. Febr. Obgleich das Ministerium dem Handwerkerparlament das positive Versprechen gegeben hat, die von ihm berathenen Gesetze über gewerbliche Verhältnisse sofort zu oktroyiren, scheint es nun doch andern Sinnes geworden zu sein, wahrscheinlich, weil es gesehen, daß das Wahlmanöver doch ohne Erfolg geblieben. Die Gesetze werden nun erst noch einer Begutachtung der hiesigen Kaufmannschaft unterworfen werden, die zu diesem Behuf schon heute Abend eine Konferenz halten wird.
Einige hiesige Zeitungen brachten gestern die Notiz, daß der vom „Verein zur Wahrung der Interesse der Provinzen“ als verantwortlicher Verfasser der famosen „Enthüllungen“ vorgeschobene Strohmann Privatsekretär Piersing schon mehreremals kriminalgerichtlich bestraft worden sei. Heute nun tritt der Verein selbst, in einem Inserat der „Vossischen Ztg.“, für seinen Schützling in die Schranken. Er gesteht freilich die Thatsache zu und anerkennt auch, daß Herr Piersig nur die Verantwortung übernommen, d. h. daß ganz andere Leute die wirklichen Verfasser sind; er hütet sich aber wohl, diese letztere zu nennen und prahlt nur damit, daß derselbe im Stande sein werde, für die in den Enthüllungen angeführten Thatsachen den Beweis zu führen. Der Verein erlaubt sich bei dieser Gelegenheit die gemeinsten Schmähungen gegen die Demokratie und absichtliche Begriffsverwirrung, womit Zuchthausstrafen für Betrug und Festungsstrafe für politische Vergehen, in diesem Inserat, auf gleiche Stufe gestellt werden. Dagegen müssen wir den Umstand erwähnen, daß dieses Inserat, wovon uns der Zufall das Manuscript in die Hände geführt, von Herrn Gödsche, dem berüchtigten Feuilletonisten der „Neuen Preuß. Zeit.“ geschriebrn ist, wodurch sich also bestätigt, daß derselbe Sekretär dieses Vereins ist.
Die Wahlen zur zweiten Kammer sind uns bis auf wenige bekannt und wir finden unsere vorgestrige Mittheilung bestätigt, daß das gegenwärtige Ministerium auf höchstens 152 Stimmen zählen kann Indeß können nur die ersten Verhandlungen der Kammer selbst zeigen, ob die demokratische Partei wirklich auf die ganzen 198 anderen Mitglieder zählen kann, und da dies nicht wahrscheinlich, wie stark diese Partei vertreten sein wird.
Man versichert allgemein, die „deutsche Reform“ werde trotz der 40 000 Thlr. Staatszuschuß zum nächsten Vierteljahr eingehen.
Die auf morgen angesetzt gewesene Kriminalverhandlung gegen den am Abend des 31. October, als Emmissär der Reaktion und bezahlten Aufwiegler gefangen genommenen Lehrer Erdtmann, ist auf unbestimmte Zeit ausgesetzt worden, weil ein wichtiger Zeuge noch fehlt. Man hofft durch diesen Prozeß wenigstens einiges Licht über die wahren Anstifter der Scenen vom 31. October zu erhalten.
Mehr als je wiederholen sich die Gerüchte, daß die Regierung, unter irgend einem Vorwande, die Einberufung der Kammern zu verschieben gedenkt.
068 Berlin, 10. Febr. Schon wieder eine Oktroyirung. Die Gesetze fliegen jetzt herum, wie die Bettfedern beim Schütten. Diesmal wird das Gewerbewesen mit den Früchten der allerhöchst-schöpferischen Gesetzgebungskraft überrascht und beglückt. Die gottbegnadete Manteufel-Brandenburg-Friedrich-Wilhelm'sche Verordnung Nro. 1 besteht aus 77 Paragraphen und 8 Abschnitten. Ihr Titel ist: „Verordnung, betreffend die Einrichtung von Gewerberäthen und verschiedenen Abänderungen der allgemeinen Gewerbe-Ordnung.“
Die Verordnung Nro. 2 betrifft „die Errichtung von Gewerbegerichten“ und hat bloß 59 Paragraphen in 6 Abschnitten.
068 Berlin, 10. Febr. Je näher der März rückt, desto toller wird das Schimpfen der „Galgenzeitung“ auf die im vorigen März gefallenen Barrikadenkämpfer. In ihrer heutigen Nummer sagt sie u. A.: „Den heldenmüthigen Rittern, welche beim ersten Lanzenbrechen für die erlauchte Dame „Freiheit“ von den „blutdürstigen“ Söldnern der Garaus gemacht worden war, wodurch mancher Galgen um seine wohlerworbenen Rechte kam, wurde nicht allein ein ehrliches, sondern sogar das ehrenvollste Begräbniß zu Theil.“
Nach der „Galgenzeitung“ und ihrer ganzen gottbegnadeten Klicke, deren Organ sie ist, hätten die im vorigen März auf Seiten des Volks gefallenen Kämpfer auf dem Schindanger verscharrt werden müssen. Denn die Ruhe der hohen Herren so plötzlich gestört, ihnen solche Angst eingejagt und ihre Vorrechte bedroht zu haben: ist ein so niederträchtiges Verbrechen, daß dafür eigentlich noch gar nicht die rechte Strafe ausgefunden. Schon um des Beispiels willen hätten die Leichname der Märzkämpfer geviertheilt und zur Warnung für Jedermann auf den Zinnen des königlichen Schlosses und auf den Häusern in „Meiner Straße“ aufgepflanzt werden sollen. Denn (sagt die brave Kreuzritterin) „wenn das Volk einmal das Recht hatte, seiner Obrigkeit unter Waffen entgegen zu treten: dann ist es schwer begreiflich zu machen, daß es dies nicht immer hat.“ Das Blättchen wüthet deshalb auch heute gegen die traurige Schwäche, welche sich verleiten ließ, der Revolution des März (höchstnothgedrungen!) die Sanktion zu ertheilen.
Berlin, 9. Febr. Zu Abgeordneten sind ferner gewählt worden:
Provinz Preußen.
Regbz. Marienwerder.
Pfefferküchler Weese in Thorn, Pfarrer von Bartußkewitz in Kulm.
Schulrath Kellner (Marienwerder), Gutsbesitzer v. Raabe (Leßniau), General-Landschaftsrath v. Auerswald (Plauthen), Landschaftsrath Kerber auf Körberode, Gutsbesitzer Salerßyczki, Kaufmann Weese, Probst Bortußkewicz.
Reg.-Bez. Königsberg.
Dr. med. Kosch zu Königsberg, Prediger Dr. Rupp zu Königsberg, Pfarrer C. Ludw. Wessel in Paris, Gutsbesitzer Dr. R. Motherby auf Arnsberg (rastenburger Kreis), Landschafts-Direkt. Graf zu Dohna auf Wesselshöfen, Gutsbesitzer Lieut. Krause auf Lauxnikau.
Gutsbesitzer Barthels (Banners), Bürgermeister Fritsch (Mühlhausen), Landrath v. Regalien (Labiau), Bank-Direkt. Mac-Lean (Königsberg), Stadtrichter Urban aus Nordenburg, Rektor Großjohann auf Gardauen, Erzpriester Blockhagen in Allenstein, Kaufmann u. Rittergutsbesitzer Karl Pruß in Bischoffsburg.
Reg-Bez. Danzig.
Buchdruckereibesitzer Agathon Wernich in Elbing, Deichgraf Böthke, Gutsbesitzer v. Klinezki-Rautenberg, Pfarrer Skiba, Kanonikus Richter, Gutsbesitzer von Jaczkowsky auf Jablowo, Gutsbesitzer Jatzkowski.
Reg.-Bez. Gumbinnen.
Land- u. Stadtgerichtsrath Sperling a. Gumbinnen, Justizkommissar Schwarz a. Insterburg, O.-L.-G.-Direktor Temme zu Münster, St.-G.-Direkt. Reuter in Königsberg.
Gutsbesitzer Zachow, Gutsbesitzer Meyhöffer (Scharkammen), Gutsbesitzer Zechling, Gutsbesitzer Ebhard.
Provinz Schlesien.
Reg.-Bez. Breslau.
Stadtgerichtsrath Müller, Lehrer Zimbal, Justizkommissarius Dierschke, Schulze Marke a. Hassitz, Stadtrath Wenzel a. Mittelwalde, Garnison-Insp. Neumann, Redakteur Möcke a. Breslau, Bauergutsbesitzer Langer, Dr. Behnsch, Kaufmann Andretzky aus Langenbielau.
Reg.-Bez. Liegnitz.
Justiz-Kommiss. Haak, Justiz-Kommiss Heitemeier.
Reg.-Bez. Oppeln.
Gymnasiallehrer Troska, Assessor Schmiedecke, Graf Renard, Gutspächter Schwarz zu Lubschau, Gutsbesitzer Schwidler, Schneeweiß (Neiße), Stadtrath Ludwig (Breslau), Schulrath Bogedain, Müllermeister Riedel, Dr. Haber, Bauer Hawlitzki, Pfarrer Schaffraneck, Bauer Gorzolka aus Boreck, Landrath Sack in Rosenberg.
Provinz Posen.
Reg.-Bez. Posen.
Prof. Cybulsky, v. Cießkowsky, Wirth M. Palacz, Gutsbesitzer Lipski auf Lewkow, Lisiecki a. Pleschen, Prof. Olawski, Landrath Bauer.
Reg.-Bez. Bromberg.
Oberlehrer Dr. Piegsa a. Trzemezno, Kath. Pfarrer Dr. Kaliski auf Jacice, Pfarrer Janiszewski, Direktor Liebelt.
(Pr. St.-A.) Stettin. Als ein würdiges Seitenstück zu der gestern von uns mitgetheilten Willkür von Beamten gegen Beamte, kann füglich die schon mehrfach erwähnte Versetzungsgeschichte des Ober-Zoll-Inspektor Tülff gelten. Der klägliche Ausgang dieses ministeriellen Wahlmanövres ist bereits bekannt, auch beabsichtigen wir nicht, alle dabei in Bewegung gesetzten Hebel an's Tageslicht zu ziehen. Daß ein Ministerium sich zu halten versucht, finden wir verzeihlich, aber es muß als durchaus unverzeihlich erscheinen, wenn das ganze Land solcherlei Versuche bezahlen muß. Es ist der Kostenpunkt, den wir für diesmal in Anregung bringen. Die Versetzung des Herrn Tülff konnte keine isolirte sein; 4 Oberzoll-Inspektoren mußten deshalb ihre Stellen wechseln, und wenn wir die Umzugskosten derselben mit 500 Thalern veranschlagen, wird die Regierungs-Hauptkasse schwerlich dabei zu kurz kommen. Es kommt hinzu, daß dem Beamten, den Hr. Tülff zu ersetzen gezwungen wurde, eine jährliche Zulage von 100 Thalern bewilligt werden mußte, um ihm die Versetzung annehmbar zu machen. Ein Kommissarius mußte aus Stettin nach Stralsund gehen, um Herren Tülff von dort nach seinem neuen Bestimmungsorte einzuführen; ein zweiter Kommissarius ging nach Colberg, um die Versetzung des dortigen Beamten nach Stralsund persönlich zu bewerkstelligen. Diese Kommissarien mit den sie begleitenden Kalkulatoren werden ca. 400 Thaler zu liquidiren haben und es stellt sich in ohngefährer Rechnung also eine Summe von 1000 Thalern heraus, welche das Land bezahlen muß für den Versuch, Hrn. Tülffs Wahl zu hintertreiben. Diese Betrachtung wird noch peinlicher, wenn man die ungemein lebhafte persönliche Agitation gegen den nun dennoch zum Deputirten Erwählten in ihrem ganzen Umfange kennt.
(Osts. Ztg.) Posen, 6. Februar. Ueber die Wahlen im Großherzogthum Posen für die zweite Kammer giebt die Gazeta polska noch nachstehende Notizen: Außer den drei gestern bekannt gewordenen Deputirten des Posener Bezirks sind gewählt: Im Samterer Kreise Dr. Woyciech Cybulski, Docent der Slavischen Literatur an der Berliner Universität und der Graf Cieszkowski.
Im Gnefener Kreise: Dr. C. Liebelt und der Geistliche J. Janiszewski. Beide waren Deputirte in der Frankfurter Nationalversammlung.
Im Szrodaer Kreise: Der Bauer M. Palacz und Graf Eduard Poninski.
Sämmtliche hier genannte Männer gehören der demokratischen Partei an.
(Ostsee-Z.) Krotoschin, 7. Februar. Unter diesem Datum berichtet die „Br. Ztg.“ Folgendes über die Wahlen:
Die erste Wahl der vereinigten fünf Kreise wurde heute Nacht ein Uhr erst zu Ende geführt. Professor Olawski trug über den Bauer Palacz mit 333 gegen 317 Stimmen den Sieg davon. — Um 8 Uhr früh standen die Wahlmänner wieder in der Synagoge Mann an Mann. Es galt diesmal die Wahl zwischen Probst Jarosz und Landrath Bauer. Fast sämmtliche Einwohner hiesiger Stadt lebten in banger Erwartung nicht ohne Beimischung von Besorgniß, da man so Manchem von der konservativen Partei nicht so recht Glauben schenken mochte. — Um ein Uhr Nachmittag war diese Wahl beendet und Bauer trug mit 329 gegen 317 Stimmen den Sieg davon. Nur zwei von der Reaktion haben ihre Stimmen einem Dritten gegeben. Der größere Theil der Einwohner hiesiger Stadt ist über diesen Sieg hocherfreut und über das neue Leben, das dem tiefgebeugten Bauer wahrlich zu gönnen war. Die dritte Wahl zwischen Landrath v. Röder und v. Lipski fiel wieder alles Vermuthen zu Gunsten des Letzteren aus. Die Schuld hiervon ist einigen Demokraten, besonders aber dem Indifferentismus zweier auswärtigen deutschen Wahlmänner, die gleich nach beendigter zweiten Wahl davon fuhren, zuzuschreiben.
Den 8. Februar. Trotzdem daß gestern Abend v. Lipski über Landrath v. Röder den Sieg davon trug, wurde dieser dennoch heute wiederum von der deutschen Partei als ihr vierter Kandidat [a]ufgestellt. Die Polen ihrerseits brachten den Dr. Góra aus Kempen in die Wahl. Von 651 Stimmen erhielt Góra 310, und v. Röder errang mit 338 Stimmen die Majorität. — In der fünften Wahl wurde die deutsche Einigkeit sehr locker. Die deutsche Fraktion stellte Friedmann aus Breslau und die polnische den Grafen Henrik Wodzicki als Kandidaten auf. Von 640 Stimmen fielen Friedmann nur 218 und Wodzicki 405 Stimmen zu, der demnach mit einer glänzenden Majorität gewählt wurde. — Die fünf Deputirten für die fünf vereinigten Kreise Adelnau, Schildberg, Krotoschin, Kröben und Fraustadt sind sonach Folgende: Prof. Olawski aus Lissa, Landrath Bauer, v. Lipski, Landrath v. Röder und Graf Henrik Wodzicki.
Danzig, 6. Jan. Ueber die Wahlen im Neustädter Kreise (Westpreußen) geht uns so eben folgende Nachricht zu: Der Gutsbesitzer v. Klinczki-Rautenberg und der Pfarrer Skiba, der Letztere mit einer Majorität von 60 Stimmen, sind gewählt worden. Die beiden Erwählten sind Mitglieder der Liga Polska. Das Deutsche Element ist nach hartem Wahlkampf (bis 7 Uhr Abends) dem Polnischen unterlegen.
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Weitere Informationen:Die angegebenen Seitenzahlen beziehen sich auf die Ausgabe: Neue Rheinische Zeitung. Organ der Demokratie. Bd. 2 (Nummer 184 bis Nummer 301) Köln, 1. Januar 1849 bis 19. Mai 1849. Glashütten im Taunus, Verlag Detlev Auvermann KG 1973.
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