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Neue Rheinische Zeitung. Nr. 222. Köln, 15. Februar 1849.

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* Köln, 14. Febr.
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68 Köln, 14. Februar.

In der verflossenen Nacht wurde hierselbst in dem Glacis, zwischen dem Thürmchen und dem Eigelsteiner Thor, ein von der Steuerbehörde zur Verhinderung der Schmuggelei dort hingestellter Wächter, von einer herrannahenden Patrouille 34r., ohne irgend einen Zu- oder Anruf, wie der tödtlich Getroffene behauptet, durch einen Schuß in die Schulter und durch das Bein zusammengeschossen.

15 Düsseldorf, 13. Februar.

Von den beiden allhier zur Hof- und Schwabenkammer gewählten Herren wird wohl Hr. v. Beckerath seinen Posten als Reichsfinanzminister nicht verlassen, um sein Licht in Berlin leuchten zu lassen, und Herr Hansemann, der königl. preuß. Bankdirektor, muß in der zweiten Kammer seine tiefinnigen Pläne und Ideen über Volksbeglückung zum Besten geben. Für den Fall, daß beide Herren ablehnen sollten, hat der Appellationsgerichtsrath v. Ammon in Köln Aussicht zu reussiren, wenigstens arbeiten zwei Herren aus seiner Familie, beide Wahlmänner zur ersten Kammer, auf dieses Ziel hin.

307 Aachen, 12. Febr.

Das kgl. hochlöbl. preußische 27. Infanterie-Regiment sucht mit Eifer den Ruhm sich zu erhalten, den es in Trier, Koblenz, Bonn etc. etc. eingeärndtet hat. Kaum war es hier, da fand der in diesem Blatte mitgetheilte, durch seine Offiziere angeregte Scandal in der hiesigen Erholungsgesellschaft Statt. Ein solches Beispiel geht nicht verloren; denn es muß einmal im tiefen Frieden gefochten und gekämpft sein? Wozu denn auch die haarscharf geschliffenen Säbel? So dachten auch die Reisigen des 27. Regiments, als sie vor einigen Tagen auf holländischem Gebiete einen Friedensbruch vollführten, indem sie im Hause des Wirthes Vanderstein in Vaels einen Streit veranlaßten, in dessen Folge ihrer dreizehn mit haarscharf geschliffenen Säbeln von vier Holländern total geschlagen wurden. Auf beiden Seiten gab es, wie leicht zu denken, starke Verwundungen. Die Kompagnie, wozu die geschlagenen Helden gehören, wurde gleich darauf nach Malmedy dislozirt. Was mag unsern wallonischen Brüdern nun bevorstehen?

Gestern war in der hiesigen Erholungsgesellschaft ein Festball. Unter vielen anwesenden Masken sah man eine von Kopf bis zur Zehe schwarz-weiße, welche Rückschritte machte. Sollte man es glauben, diese harmlose Maske wurde von 27r. Offizieren auf die pöbelhafteste Weise angegriffen, und erst, nachdem den hochwohlgebornen Herren ein gewisses Argumentum angedeutet worden, hielten sie Ruhe.

15 Mayen, 12. Februar.

Die Wahlen zur 1. Kammer, die heute hier für die Kreise Mayen, Ahrweiler, Adenau, Cochem und Zell stattfanden, fielen zu Gunsten der Demokraten aus. -- Die Herren Quadflieg, Advocat-Anwalt in Aachen und Raffauf, Gutsbesitzer in Wolken bei Coblenz gingen aus der Wahlurne hervor. Letzteren hatte sich zwar schon der Kreis Coblenz für die Volks-Kammer erkoren; jedoch hat er sich bereit erklärt, die heutige Wahl anzunehmen, da ohnehin in Coblenz eine Nachwahl im demokratischen Sinne gesichert ist. Um unsern beiden Erwählten das Opfer, welches sie der guten Sache bringen, pekuniär weniger fühlbar zu machen, sind bereits ansehnliche Beiträge allein in unserer Stadt gezeichnet worden. Die Listen werden indeß in allen Kreisen circuliren und es unterliegt keinem Zweifel, daß in Kurzem mehr als das Erforderliche zusammenkommt. Wenn das Volk für seine Unterdrücker so viel beizuschaffen hat, so ist es gewiß anzuerkennen, wenn es dabei noch für würdige Vertreter sorgt, obschon diese erklärten, auf Diäten keinen Anspruch zu machen.

103 Essen, 12. Febr.

Was den in Duisburg am 5. Februar sub Nro. 1 gewählten Canonicus Lensing betrifft, so hat derselbe in Folge hohen Alters sein Gehör verloren. Er kann also der ersten Anforderung, die man an einen Abgeordneten stellen muß, nämlich, daß er seine fünf Sinne zusammen haben soll, nicht genügen. Seine Verdienste beruhen vielleicht in einem Antrage, den er in seinen glücklichen Tagen auf dem hochadeligen Landtage stellte: "Man solle auf jeden Scheffel eingelieferter Maikai[unleserliches Material]er eine Prämie setzen."

Des Geheimen Finanzraths Kamphausen und des Präsidenten v. Möller's Verdienste waren bis jetzt ungeheuer bescheiden. Doch haben diese Herren versprochen, durch das Beschneiden der Presse und des Associations-Rechtes, sich unvergängliche Lorbeeren zu sammeln.

Der vierte in diesem Duisburger Reactions-Quartets, Herr Scheidt aus Kettwig, rechnet es sich zum Verdienste, von Berlin entlaufen zu sein. Außerdem weiß man noch, daß er sich in der Vereinbarer-Versammlung gegen den Abgeordneten D'Ester, während einer Rede des Letztern, wie ein aus einer Menagerie Entlassener betrug.

Die Schuld, daß die Demokratie in der Minorität blieb, trägt die Geistlichkeit und das Junkerthum. Letzteres ließ Keinen, der von ihm abhing, aus den Augen; beförderte Alle im eigenen Wagen nach Duisburg; doch als die Stimme abgegeben, der Zweck erreicht war, konnte Jeder sehen, wie er nach Hause kam.

Die Demokratie hätte dennoch gesiegt, wenn nicht ein Mann, der in der Versammlung sein Glaubensbekenntniß ablegte, durch dieses sich als Mäßigkeits-Apostel denuncirte und nicht allein sich, sondern auch der guten Sache mehrere Stimmen entzogen hätte. Die Majorität war trotzdem so schwach, daß sich eine Stimme aus dem Quartett dahin ausließ: "Wenn das in dem Duisburger königlichgesinnten Kreise schon so geht, wie mag es dann in andern Bezirken ausfallen!"

Kaum war das Resultat der Wahl bekannt, als sich in dem Städtchen Duisburg eine solche Menge schwarz-weißer baumwollen Zeuge entfalteten, daß man den drohenden schwarz bewölkten Himmel nicht mehr unterscheiden konnte.

Mit den Namen Nicolaus, Windischgrätz, Wrangel, Strotha etc. waren die Fahnen übersaet und durch diese Namen hat sich Duisburg für immer ein Denkmal gesetzt.

Eine Fahne zeichnete sich besonders aus. Sie trug unser gottbegnadetes Herrscherpaar, wie der König seiner Elisabeth die Thränen trocknend ausruft:

Lisbeth, Lisbeth weine nicht,
Uns bleibt doch noch Duisburg, Ruhrort und Meiderich!

103 Essen, 12. Febr.

Ein Schreiben eines östreichischen Kürassier-Rittmeisters an seinen hier in der Nähe wohnenden Bruder, bestätigt die Niederlagen der Oestreicher in Ungarn am 23. v. Mts., namentlich den Verlust der Kürassiere, die an 1400 Mann einbüßten. Wo bleiben nun die von der braven "Kölnischen" sogenannten madscharischen Lügenberichte?

X Berlin, 12. Febr.

Die hiesigen Wahlen zur ersten Kammer sind ganz so entschieden im Sinne der Reaktion ausgefallen, als zu erwarten stand und als auch im übrigen Theile des Staates geschehen sein wird. Es wurden hier gewählt, im ersten Wahlbezirk (76 Wahlmänner):

Kühne, Verweser des Finanzministeriums mit 69 Stimmen;
Dannenberger, Fabrikbesitzer, mit 65 Stimmen;
v. Griesheim, Oberst-Lieutenant, mit 65 Stimmen;
Einzelne Stimmen fielen auf Camphausen, Strotha, Dahlmann,
Ladenberg, u. A.) -- Im zweiten Wahlbezirk (51 Wahlen):
Camphausen, Staatsminister, mit 49 St. gegen 1 für Jonas,
v. Griesheim, Oberstlieutenant, mit 34 St. gegen 17 für Jonas,

Der doppelt gewählte Herr v. Griesheim, der sich auch noch mit einer Wahl zur zweiten Kammer (in Bomst an Stelle des Hrn. v. Vinke) schmeichelt, hat seinen Wählern erklärt, er werde in diesem Falle für die zweite Kammer annehmen. Falls er aber in die erste eintrete, so werde er es seinen Wählern uberlassen zu bestimmen, für welchen Wahlbezirk er hier annehmen soll. Als Candidaten für die jedenfalls nöthig werdende Nachwahl werden Dahlmann und Beckerath bezeichnet.

-- Als bezeichnender Charakterzug und namentlich als einen Beweis wie ehrenhaft die Herren Wahlmänner zur ersten Kammer sind, verdient folgendes Gespräch, das im Vorsaal der Gewerbeschule, wo die erste Abtheilung wählte, von zwei Wahlmännern der zweiten gehalten ward, erwähnt zu werden: A.: "Wir hatten doch verabredet, Camphausen solle einstimmig gewählt werden, wer mag wohl den einen Stimmzettel mit Jonas abgegeben haben? -- Wäre ich Stimmzähler gewesen, ich hätte mir kein Gewissen daraus gemacht auch den fünfzigsten Stimmzettel Camphausen zu lesen." -- B.: "Wahrscheinlich war es der Geh. Rev-Rath Jonas selbst, der sich aufgeschrieben."

-- Eine zweite heute erschienene Liste der neugewählten Abgeordneten zur zweiten Kammer giebt die Parteienstatistik anders an als die gestern erwähnte, bei Reuter und Stargardt erschienene. Danach gehören 163 der Rechten, 157 der Linken und 30 dem Centrum an. Nach den Provinzen theilen sich die Parteien folgendermaßen:

Brandenburg27 Rechte,15 Linke,3 Centrum= 45.
Sachsen 16 Rechte,15 Linke,7 Centrum= 38.
Pommern 18 Rechte,7 Linke,-- Centrum= 25.
Schlesien 26 Rechte,36 Linke,4 Centrum= 66.
Westphalen 18 Rechte,12 Linke,1 Centrum= 31.
Rheinland 21 Rechte,31 Linke,9 Centrum= 61.
Posen 10 Rechte,18 Linke,2 Centrum= 30.
Preußen 27 Rechte,23 Linke,4 Centrum= 54.
163 Rechte,152 Linke,30 Centrum= 350.

Der Beschäftigung nach sind unter den Neugewählten 84 Juristen, 63 königl. und städtische Beamte, 42 Gutsbesitzer, 22 Geistliche, 18 Kaufleute und 16 Bauern. Bei 5 fehlt die Standesangabe.

Es circulirt hier jetzt folgendes Wort, das man dem General Wrangel in den Mund legt und von dem jedenfalls das alte italienische Sprichwort gilt: se non e vero, e bon trevato. Von einem Offizier nämlich befragt, wann wohl der Belagerungszustand aufhören würde, antwortete der General: "Der jetzige Belagerungszustand mit Glacehandschuhen dürfte vielleicht bald aufhören, dann wird wohl aber einer ohne Glacehandschuh kommen."

Aus Bernau erfahren wir, daß dieser kleine Ort durch die Anwesenheit des von hier ausgewiesenen Professor Nees v. Esenbeck eine Art Centralpunkt politischer Thätigkeit geworden ist. Er übt auf den dortigen Socialverein einen anregenden Einfluß. Dieser Verein, der aus allen waffenfähigen Männern Bernau's besteht und sehr gut disciplinirt ist, hat übrigens der Stadt die Begünstigung einer Garnison von 250 Mann zugegangen, deren Hauptgeschäft darin besteht, 49 im dortigen Rathskeller eingesperrte Untersuchungsgefangene, welche bei der früher erfolgten Vertreibung der schwächern Garnison von 50 Mann betheiligt waren, zu bewachen.

Eben hier eingetroffenen Nachrichten aus Czernowitz zufolge, sollen 50,000 Mann Russen in Siebenbürgen eingerückt sein.

Berlin, 12. Febr.

Zu Abgeordneten für die zweite Kammer sind ferner gewählt worden:

Provinz Preußen.

Regierungs-Bezirk Königsberg.

Seilermeister und Rathmann Rheinländer in Neidenburg, Oberfürster Wichmann zu Sappen.

Provinz Posen.

Regierungs-Bezirk Posen.

Landrath von Röder-Ostrowo, Graf Woydzicki auf Zakrzewo.

(Pr. St. A.)
106 Aus dem Kreise Arnsberg, 12. Februar.

Eine im hiesigen Wahlbezirke für die zweite Kammer cirkulirende, bereits mit unzähligen Unterschriften bedeckte Adresse wegen sofortiger Frei-

* Köln, 14. Febr.
Der Inhalt dieses Artikels kann aus urheberrechtlichen Gründen nicht angezeigt werden.
68 Köln, 14. Februar.

In der verflossenen Nacht wurde hierselbst in dem Glacis, zwischen dem Thürmchen und dem Eigelsteiner Thor, ein von der Steuerbehörde zur Verhinderung der Schmuggelei dort hingestellter Wächter, von einer herrannahenden Patrouille 34r., ohne irgend einen Zu- oder Anruf, wie der tödtlich Getroffene behauptet, durch einen Schuß in die Schulter und durch das Bein zusammengeschossen.

15 Düsseldorf, 13. Februar.

Von den beiden allhier zur Hof- und Schwabenkammer gewählten Herren wird wohl Hr. v. Beckerath seinen Posten als Reichsfinanzminister nicht verlassen, um sein Licht in Berlin leuchten zu lassen, und Herr Hansemann, der königl. preuß. Bankdirektor, muß in der zweiten Kammer seine tiefinnigen Pläne und Ideen über Volksbeglückung zum Besten geben. Für den Fall, daß beide Herren ablehnen sollten, hat der Appellationsgerichtsrath v. Ammon in Köln Aussicht zu reussiren, wenigstens arbeiten zwei Herren aus seiner Familie, beide Wahlmänner zur ersten Kammer, auf dieses Ziel hin.

307 Aachen, 12. Febr.

Das kgl. hochlöbl. preußische 27. Infanterie-Regiment sucht mit Eifer den Ruhm sich zu erhalten, den es in Trier, Koblenz, Bonn etc. etc. eingeärndtet hat. Kaum war es hier, da fand der in diesem Blatte mitgetheilte, durch seine Offiziere angeregte Scandal in der hiesigen Erholungsgesellschaft Statt. Ein solches Beispiel geht nicht verloren; denn es muß einmal im tiefen Frieden gefochten und gekämpft sein? Wozu denn auch die haarscharf geschliffenen Säbel? So dachten auch die Reisigen des 27. Regiments, als sie vor einigen Tagen auf holländischem Gebiete einen Friedensbruch vollführten, indem sie im Hause des Wirthes Vanderstein in Vaels einen Streit veranlaßten, in dessen Folge ihrer dreizehn mit haarscharf geschliffenen Säbeln von vier Holländern total geschlagen wurden. Auf beiden Seiten gab es, wie leicht zu denken, starke Verwundungen. Die Kompagnie, wozu die geschlagenen Helden gehören, wurde gleich darauf nach Malmedy dislozirt. Was mag unsern wallonischen Brüdern nun bevorstehen?

Gestern war in der hiesigen Erholungsgesellschaft ein Festball. Unter vielen anwesenden Masken sah man eine von Kopf bis zur Zèhe schwarz-weiße, welche Rückschritte machte. Sollte man es glauben, diese harmlose Maske wurde von 27r. Offizieren auf die pöbelhafteste Weise angegriffen, und erst, nachdem den hochwohlgebornen Herren ein gewisses Argumentum angedeutet worden, hielten sie Ruhe.

15 Mayen, 12. Februar.

Die Wahlen zur 1. Kammer, die heute hier für die Kreise Mayen, Ahrweiler, Adenau, Cochem und Zell stattfanden, fielen zu Gunsten der Demokraten aus. — Die Herren Quadflieg, Advocat-Anwalt in Aachen und Raffauf, Gutsbesitzer in Wolken bei Coblenz gingen aus der Wahlurne hervor. Letzteren hatte sich zwar schon der Kreis Coblenz für die Volks-Kammer erkoren; jedoch hat er sich bereit erklärt, die heutige Wahl anzunehmen, da ohnehin in Coblenz eine Nachwahl im demokratischen Sinne gesichert ist. Um unsern beiden Erwählten das Opfer, welches sie der guten Sache bringen, pekuniär weniger fühlbar zu machen, sind bereits ansehnliche Beiträge allein in unserer Stadt gezeichnet worden. Die Listen werden indeß in allen Kreisen circuliren und es unterliegt keinem Zweifel, daß in Kurzem mehr als das Erforderliche zusammenkommt. Wenn das Volk für seine Unterdrücker so viel beizuschaffen hat, so ist es gewiß anzuerkennen, wenn es dabei noch für würdige Vertreter sorgt, obschon diese erklärten, auf Diäten keinen Anspruch zu machen.

103 Essen, 12. Febr.

Was den in Duisburg am 5. Februar sub Nro. 1 gewählten Canonicus Lensing betrifft, so hat derselbe in Folge hohen Alters sein Gehör verloren. Er kann also der ersten Anforderung, die man an einen Abgeordneten stellen muß, nämlich, daß er seine fünf Sinne zusammen haben soll, nicht genügen. Seine Verdienste beruhen vielleicht in einem Antrage, den er in seinen glücklichen Tagen auf dem hochadeligen Landtage stellte: „Man solle auf jeden Scheffel eingelieferter Maikai[unleserliches Material]er eine Prämie setzen.“

Des Geheimen Finanzraths Kamphausen und des Präsidenten v. Möller's Verdienste waren bis jetzt ungeheuer bescheiden. Doch haben diese Herren versprochen, durch das Beschneiden der Presse und des Associations-Rechtes, sich unvergängliche Lorbeeren zu sammeln.

Der vierte in diesem Duisburger Reactions-Quartets, Herr Scheidt aus Kettwig, rechnet es sich zum Verdienste, von Berlin entlaufen zu sein. Außerdem weiß man noch, daß er sich in der Vereinbarer-Versammlung gegen den Abgeordneten D'Ester, während einer Rede des Letztern, wie ein aus einer Menagerie Entlassener betrug.

Die Schuld, daß die Demokratie in der Minorität blieb, trägt die Geistlichkeit und das Junkerthum. Letzteres ließ Keinen, der von ihm abhing, aus den Augen; beförderte Alle im eigenen Wagen nach Duisburg; doch als die Stimme abgegeben, der Zweck erreicht war, konnte Jeder sehen, wie er nach Hause kam.

Die Demokratie hätte dennoch gesiegt, wenn nicht ein Mann, der in der Versammlung sein Glaubensbekenntniß ablegte, durch dieses sich als Mäßigkeits-Apostel denuncirte und nicht allein sich, sondern auch der guten Sache mehrere Stimmen entzogen hätte. Die Majorität war trotzdem so schwach, daß sich eine Stimme aus dem Quartett dahin ausließ: „Wenn das in dem Duisburger königlichgesinnten Kreise schon so geht, wie mag es dann in andern Bezirken ausfallen!“

Kaum war das Resultat der Wahl bekannt, als sich in dem Städtchen Duisburg eine solche Menge schwarz-weißer baumwollen Zeuge entfalteten, daß man den drohenden schwarz bewölkten Himmel nicht mehr unterscheiden konnte.

Mit den Namen Nicolaus, Windischgrätz, Wrangel, Strotha etc. waren die Fahnen übersáet und durch diese Namen hat sich Duisburg für immer ein Denkmal gesetzt.

Eine Fahne zeichnete sich besonders aus. Sie trug unser gottbegnadetes Herrscherpaar, wie der König seiner Elisabeth die Thränen trocknend ausruft:

Lisbeth, Lisbeth weine nicht,
Uns bleibt doch noch Duisburg, Ruhrort und Meiderich!

103 Essen, 12. Febr.

Ein Schreiben eines östreichischen Kürassier-Rittmeisters an seinen hier in der Nähe wohnenden Bruder, bestätigt die Niederlagen der Oestreicher in Ungarn am 23. v. Mts., namentlich den Verlust der Kürassiere, die an 1400 Mann einbüßten. Wo bleiben nun die von der braven „Kölnischen“ sogenannten madscharischen Lügenberichte?

X Berlin, 12. Febr.

Die hiesigen Wahlen zur ersten Kammer sind ganz so entschieden im Sinne der Reaktion ausgefallen, als zu erwarten stand und als auch im übrigen Theile des Staates geschehen sein wird. Es wurden hier gewählt, im ersten Wahlbezirk (76 Wahlmänner):

Kühne, Verweser des Finanzministeriums mit 69 Stimmen;
Dannenberger, Fabrikbesitzer, mit 65 Stimmen;
v. Griesheim, Oberst-Lieutenant, mit 65 Stimmen;
Einzelne Stimmen fielen auf Camphausen, Strotha, Dahlmann,
Ladenberg, u. A.) — Im zweiten Wahlbezirk (51 Wahlen):
Camphausen, Staatsminister, mit 49 St. gegen 1 für Jonas,
v. Griesheim, Oberstlieutenant, mit 34 St. gegen 17 für Jonas,

Der doppelt gewählte Herr v. Griesheim, der sich auch noch mit einer Wahl zur zweiten Kammer (in Bomst an Stelle des Hrn. v. Vinke) schmeichelt, hat seinen Wählern erklärt, er werde in diesem Falle für die zweite Kammer annehmen. Falls er aber in die erste eintrete, so werde er es seinen Wählern uberlassen zu bestimmen, für welchen Wahlbezirk er hier annehmen soll. Als Candidaten für die jedenfalls nöthig werdende Nachwahl werden Dahlmann und Beckerath bezeichnet.

— Als bezeichnender Charakterzug und namentlich als einen Beweis wie ehrenhaft die Herren Wahlmänner zur ersten Kammer sind, verdient folgendes Gespräch, das im Vorsaal der Gewerbeschule, wo die erste Abtheilung wählte, von zwei Wahlmännern der zweiten gehalten ward, erwähnt zu werden: A.: „Wir hatten doch verabredet, Camphausen solle einstimmig gewählt werden, wer mag wohl den einen Stimmzettel mit Jonas abgegeben haben? — Wäre ich Stimmzähler gewesen, ich hätte mir kein Gewissen daraus gemacht auch den fünfzigsten Stimmzettel Camphausen zu lesen.“ — B.: „Wahrscheinlich war es der Geh. Rev-Rath Jonas selbst, der sich aufgeschrieben.“

— Eine zweite heute erschienene Liste der neugewählten Abgeordneten zur zweiten Kammer giebt die Parteienstatistik anders an als die gestern erwähnte, bei Reuter und Stargardt erschienene. Danach gehören 163 der Rechten, 157 der Linken und 30 dem Centrum an. Nach den Provinzen theilen sich die Parteien folgendermaßen:

Brandenburg27 Rechte,15 Linke,3 Centrum= 45.
Sachsen 16 Rechte,15 Linke,7 Centrum= 38.
Pommern 18 Rechte,7 Linke,— Centrum= 25.
Schlesien 26 Rechte,36 Linke,4 Centrum= 66.
Westphalen 18 Rechte,12 Linke,1 Centrum= 31.
Rheinland 21 Rechte,31 Linke,9 Centrum= 61.
Posen 10 Rechte,18 Linke,2 Centrum= 30.
Preußen 27 Rechte,23 Linke,4 Centrum= 54.
163 Rechte,152 Linke,30 Centrum= 350.

Der Beschäftigung nach sind unter den Neugewählten 84 Juristen, 63 königl. und städtische Beamte, 42 Gutsbesitzer, 22 Geistliche, 18 Kaufleute und 16 Bauern. Bei 5 fehlt die Standesangabe.

Es circulirt hier jetzt folgendes Wort, das man dem General Wrangel in den Mund legt und von dem jedenfalls das alte italienische Sprichwort gilt: se non é vero, é bon trevato. Von einem Offizier nämlich befragt, wann wohl der Belagerungszustand aufhören würde, antwortete der General: „Der jetzige Belagerungszustand mit Glacehandschuhen dürfte vielleicht bald aufhören, dann wird wohl aber einer ohne Glacehandschuh kommen.“

Aus Bernau erfahren wir, daß dieser kleine Ort durch die Anwesenheit des von hier ausgewiesenen Professor Nees v. Esenbeck eine Art Centralpunkt politischer Thätigkeit geworden ist. Er übt auf den dortigen Socialverein einen anregenden Einfluß. Dieser Verein, der aus allen waffenfähigen Männern Bernau's besteht und sehr gut disciplinirt ist, hat übrigens der Stadt die Begünstigung einer Garnison von 250 Mann zugegangen, deren Hauptgeschäft darin besteht, 49 im dortigen Rathskeller eingesperrte Untersuchungsgefangene, welche bei der früher erfolgten Vertreibung der schwächern Garnison von 50 Mann betheiligt waren, zu bewachen.

Eben hier eingetroffenen Nachrichten aus Czernowitz zufolge, sollen 50,000 Mann Russen in Siebenbürgen eingerückt sein.

Berlin, 12. Febr.

Zu Abgeordneten für die zweite Kammer sind ferner gewählt worden:

Provinz Preußen.

Regierungs-Bezirk Königsberg.

Seilermeister und Rathmann Rheinländer in Neidenburg, Oberfürster Wichmann zu Sappen.

Provinz Posen.

Regierungs-Bezirk Posen.

Landrath von Röder-Ostrowo, Graf Woydzicki auf Zakrzewo.

(Pr. St. A.)
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Eine im hiesigen Wahlbezirke für die zweite Kammer cirkulirende, bereits mit unzähligen Unterschriften bedeckte Adresse wegen sofortiger Frei-

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          <p>Gestern war in der hiesigen Erholungsgesellschaft ein Festball. Unter vielen anwesenden Masken sah man eine von Kopf bis zur Zèhe schwarz-weiße, welche Rückschritte machte. Sollte man es glauben, diese harmlose Maske wurde von 27r. Offizieren auf die pöbelhafteste Weise angegriffen, und erst, nachdem den hochwohlgebornen Herren ein gewisses Argumentum angedeutet worden, hielten sie Ruhe.</p>
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          <p>Die Schuld, daß die Demokratie in der Minorität blieb, trägt die Geistlichkeit und das Junkerthum. Letzteres ließ Keinen, der von ihm abhing, aus den Augen; beförderte Alle im eigenen Wagen nach Duisburg; doch als die Stimme abgegeben, der Zweck erreicht war, konnte Jeder sehen, wie er nach Hause kam.</p>
          <p>Die Demokratie hätte dennoch gesiegt, wenn nicht ein Mann, der in der Versammlung sein Glaubensbekenntniß ablegte, durch dieses sich als Mäßigkeits-Apostel denuncirte und nicht allein sich, sondern auch der guten Sache mehrere Stimmen entzogen hätte. Die Majorität war trotzdem so schwach, daß sich eine Stimme aus dem Quartett dahin ausließ: &#x201E;Wenn das in dem Duisburger königlichgesinnten Kreise schon so geht, wie mag es dann in andern Bezirken ausfallen!&#x201C;</p>
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          <p>Ein Schreiben eines östreichischen Kürassier-Rittmeisters an seinen hier in der Nähe wohnenden Bruder, bestätigt die Niederlagen der Oestreicher in Ungarn am 23. v. Mts., namentlich den Verlust der Kürassiere, die an 1400 Mann einbüßten. <hi rendition="#g">Wo bleiben nun die von der braven &#x201E;Kölnischen&#x201C; sogenannten madscharischen Lügenberichte?</hi> </p>
        </div>
        <div xml:id="ar222_008" type="jArticle">
          <head><bibl><author>X</author></bibl> Berlin, 12. Febr.</head>
          <p>Die hiesigen Wahlen zur ersten Kammer sind ganz so entschieden im Sinne der Reaktion ausgefallen, als zu erwarten stand und als auch im übrigen Theile des Staates geschehen sein wird. Es wurden hier gewählt, im <hi rendition="#g">ersten</hi> Wahlbezirk (76 Wahlmänner):</p>
          <p><hi rendition="#g">Kühne</hi>, Verweser des Finanzministeriums mit 69 Stimmen;<lb/><hi rendition="#g">Dannenberger</hi>, Fabrikbesitzer, mit 65 Stimmen;<lb/>
v. <hi rendition="#g">Griesheim</hi>, Oberst-Lieutenant, mit 65 Stimmen;<lb/>
Einzelne Stimmen fielen auf Camphausen, Strotha, Dahlmann,<lb/>
Ladenberg, u. A.) &#x2014; Im <hi rendition="#g">zweiten</hi> Wahlbezirk (51 Wahlen):<lb/><hi rendition="#g">Camphausen</hi>, Staatsminister, mit 49 St. gegen 1 für <hi rendition="#g">Jonas</hi>,<lb/>
v. <hi rendition="#g">Griesheim</hi>, Oberstlieutenant, mit 34 St. gegen 17 für <hi rendition="#g">Jonas</hi>,</p>
          <p>Der doppelt gewählte Herr v. <hi rendition="#g">Griesheim</hi>, der sich auch noch mit einer Wahl zur zweiten Kammer (in Bomst an Stelle des Hrn. v. Vinke) schmeichelt, hat seinen Wählern erklärt, er werde in diesem Falle für die zweite Kammer annehmen. Falls er aber in die erste eintrete, so werde er es seinen Wählern uberlassen zu bestimmen, für welchen Wahlbezirk er hier annehmen soll. Als Candidaten für die jedenfalls nöthig werdende Nachwahl werden <hi rendition="#g">Dahlmann</hi> und <hi rendition="#g">Beckerath</hi> bezeichnet.</p>
          <p>&#x2014; Als bezeichnender Charakterzug und namentlich als einen Beweis wie ehrenhaft die Herren Wahlmänner zur ersten Kammer sind, verdient folgendes Gespräch, das im Vorsaal der Gewerbeschule, wo die erste Abtheilung wählte, von zwei Wahlmännern der zweiten gehalten ward, erwähnt zu werden: A.: &#x201E;Wir hatten doch verabredet, Camphausen solle einstimmig gewählt werden, wer mag wohl den <hi rendition="#g">einen</hi> Stimmzettel mit <hi rendition="#g">Jonas</hi> abgegeben haben? &#x2014; Wäre ich Stimmzähler gewesen, ich hätte mir kein Gewissen daraus gemacht auch den fünfzigsten Stimmzettel Camphausen zu lesen.&#x201C; &#x2014; B.: &#x201E;Wahrscheinlich war es der Geh. Rev-Rath Jonas selbst, der sich aufgeschrieben.&#x201C;</p>
          <p>&#x2014; Eine zweite heute erschienene Liste der neugewählten Abgeordneten zur zweiten Kammer giebt die Parteienstatistik anders an als die gestern erwähnte, bei Reuter und Stargardt erschienene. Danach gehören 163 der Rechten, 157 der Linken und 30 dem Centrum an. Nach den Provinzen theilen sich die Parteien folgendermaßen:</p>
          <table>
            <row>
              <cell>Brandenburg</cell>
              <cell>27 Rechte,</cell>
              <cell>15 Linke,</cell>
              <cell>3 Centrum</cell>
              <cell>= 45.</cell>
            </row>
            <row>
              <cell>Sachsen </cell>
              <cell>16 Rechte,</cell>
              <cell>15 Linke,</cell>
              <cell>7 Centrum</cell>
              <cell>= 38.</cell>
            </row>
            <row>
              <cell>Pommern </cell>
              <cell>18 Rechte,</cell>
              <cell>7 Linke,</cell>
              <cell>&#x2014; Centrum</cell>
              <cell>= 25.</cell>
            </row>
            <row>
              <cell>Schlesien </cell>
              <cell>26 Rechte,</cell>
              <cell>36 Linke,</cell>
              <cell>4 Centrum</cell>
              <cell>= 66.</cell>
            </row>
            <row>
              <cell>Westphalen </cell>
              <cell>18 Rechte,</cell>
              <cell>12 Linke,</cell>
              <cell>1 Centrum</cell>
              <cell>= 31.</cell>
            </row>
            <row>
              <cell>Rheinland </cell>
              <cell>21 Rechte,</cell>
              <cell>31 Linke,</cell>
              <cell>9 Centrum</cell>
              <cell>= 61.</cell>
            </row>
            <row>
              <cell>Posen </cell>
              <cell>10 Rechte,</cell>
              <cell>18 Linke,</cell>
              <cell>2 Centrum</cell>
              <cell>= 30.</cell>
            </row>
            <row>
              <cell>Preußen </cell>
              <cell>27 Rechte,</cell>
              <cell>23 Linke,</cell>
              <cell>4 Centrum</cell>
              <cell>= 54.</cell>
            </row>
            <row>
              <cell/>
              <cell>163 Rechte,</cell>
              <cell>152 Linke,</cell>
              <cell>30 Centrum</cell>
              <cell>= 350.</cell>
            </row>
          </table>
          <p>Der Beschäftigung nach sind unter den Neugewählten 84 Juristen, 63 königl. und städtische Beamte, 42 Gutsbesitzer, 22 Geistliche, 18 Kaufleute und 16 Bauern. Bei 5 fehlt die Standesangabe.</p>
          <p>Es circulirt hier jetzt folgendes Wort, das man dem General <hi rendition="#g">Wrangel</hi> in den Mund legt und von dem jedenfalls das alte italienische Sprichwort gilt: se non é vero, é bon trevato. Von einem Offizier nämlich befragt, wann wohl der Belagerungszustand aufhören würde, antwortete der General: &#x201E;Der jetzige Belagerungszustand mit Glacehandschuhen dürfte vielleicht bald aufhören, dann wird wohl aber einer ohne Glacehandschuh kommen.&#x201C;</p>
          <p>Aus <hi rendition="#g">Bernau</hi> erfahren wir, daß dieser kleine Ort durch die Anwesenheit des von hier ausgewiesenen Professor <hi rendition="#g">Nees v. Esenbeck</hi> eine Art Centralpunkt politischer Thätigkeit geworden ist. Er übt auf den dortigen Socialverein einen anregenden Einfluß. Dieser Verein, der aus allen waffenfähigen Männern Bernau's besteht und sehr gut disciplinirt ist, hat übrigens der Stadt die Begünstigung einer Garnison von 250 Mann zugegangen, deren Hauptgeschäft darin besteht, 49 im dortigen Rathskeller eingesperrte Untersuchungsgefangene, welche bei der früher erfolgten Vertreibung der schwächern Garnison von 50 Mann betheiligt waren, zu bewachen.</p>
          <p>Eben hier eingetroffenen Nachrichten aus <hi rendition="#g">Czernowitz</hi> zufolge, sollen 50,000 Mann Russen in Siebenbürgen eingerückt sein.</p>
        </div>
        <div xml:id="ar222_009" type="jArticle">
          <head>Berlin, 12. Febr.</head>
          <p>Zu Abgeordneten für die zweite Kammer sind ferner gewählt worden:</p>
          <p><hi rendition="#g">Provinz Preußen</hi>.</p>
          <p>Regierungs-Bezirk Königsberg.</p>
          <p>Seilermeister und Rathmann <hi rendition="#g">Rheinländer</hi> in Neidenburg, Oberfürster <hi rendition="#g">Wichmann</hi> zu Sappen.</p>
          <p><hi rendition="#g">Provinz Posen</hi>.</p>
          <p>Regierungs-Bezirk Posen.</p>
          <p>Landrath <hi rendition="#g">von Röder-Ostrowo,</hi> Graf <hi rendition="#g">Woydzicki</hi> auf Zakrzewo.</p>
          <bibl>(Pr. St. A.)</bibl>
        </div>
        <div xml:id="ar222_010" type="jArticle">
          <head><bibl><author>106</author></bibl> Aus dem Kreise Arnsberg, 12. Februar.</head>
          <p>Eine im hiesigen Wahlbezirke für die zweite Kammer cirkulirende, bereits mit unzähligen Unterschriften bedeckte Adresse wegen sofortiger Frei-
</p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[1218/0002] * Köln, 14. Febr. _ 68 Köln, 14. Februar. In der verflossenen Nacht wurde hierselbst in dem Glacis, zwischen dem Thürmchen und dem Eigelsteiner Thor, ein von der Steuerbehörde zur Verhinderung der Schmuggelei dort hingestellter Wächter, von einer herrannahenden Patrouille 34r., ohne irgend einen Zu- oder Anruf, wie der tödtlich Getroffene behauptet, durch einen Schuß in die Schulter und durch das Bein zusammengeschossen. 15 Düsseldorf, 13. Februar. Von den beiden allhier zur Hof- und Schwabenkammer gewählten Herren wird wohl Hr. v. Beckerath seinen Posten als Reichsfinanzminister nicht verlassen, um sein Licht in Berlin leuchten zu lassen, und Herr Hansemann, der königl. preuß. Bankdirektor, muß in der zweiten Kammer seine tiefinnigen Pläne und Ideen über Volksbeglückung zum Besten geben. Für den Fall, daß beide Herren ablehnen sollten, hat der Appellationsgerichtsrath v. Ammon in Köln Aussicht zu reussiren, wenigstens arbeiten zwei Herren aus seiner Familie, beide Wahlmänner zur ersten Kammer, auf dieses Ziel hin. 307 Aachen, 12. Febr. Das kgl. hochlöbl. preußische 27. Infanterie-Regiment sucht mit Eifer den Ruhm sich zu erhalten, den es in Trier, Koblenz, Bonn etc. etc. eingeärndtet hat. Kaum war es hier, da fand der in diesem Blatte mitgetheilte, durch seine Offiziere angeregte Scandal in der hiesigen Erholungsgesellschaft Statt. Ein solches Beispiel geht nicht verloren; denn es muß einmal im tiefen Frieden gefochten und gekämpft sein? Wozu denn auch die haarscharf geschliffenen Säbel? So dachten auch die Reisigen des 27. Regiments, als sie vor einigen Tagen auf holländischem Gebiete einen Friedensbruch vollführten, indem sie im Hause des Wirthes Vanderstein in Vaels einen Streit veranlaßten, in dessen Folge ihrer dreizehn mit haarscharf geschliffenen Säbeln von vier Holländern total geschlagen wurden. Auf beiden Seiten gab es, wie leicht zu denken, starke Verwundungen. Die Kompagnie, wozu die geschlagenen Helden gehören, wurde gleich darauf nach Malmedy dislozirt. Was mag unsern wallonischen Brüdern nun bevorstehen? Gestern war in der hiesigen Erholungsgesellschaft ein Festball. Unter vielen anwesenden Masken sah man eine von Kopf bis zur Zèhe schwarz-weiße, welche Rückschritte machte. Sollte man es glauben, diese harmlose Maske wurde von 27r. Offizieren auf die pöbelhafteste Weise angegriffen, und erst, nachdem den hochwohlgebornen Herren ein gewisses Argumentum angedeutet worden, hielten sie Ruhe. 15 Mayen, 12. Februar. Die Wahlen zur 1. Kammer, die heute hier für die Kreise Mayen, Ahrweiler, Adenau, Cochem und Zell stattfanden, fielen zu Gunsten der Demokraten aus. — Die Herren Quadflieg, Advocat-Anwalt in Aachen und Raffauf, Gutsbesitzer in Wolken bei Coblenz gingen aus der Wahlurne hervor. Letzteren hatte sich zwar schon der Kreis Coblenz für die Volks-Kammer erkoren; jedoch hat er sich bereit erklärt, die heutige Wahl anzunehmen, da ohnehin in Coblenz eine Nachwahl im demokratischen Sinne gesichert ist. Um unsern beiden Erwählten das Opfer, welches sie der guten Sache bringen, pekuniär weniger fühlbar zu machen, sind bereits ansehnliche Beiträge allein in unserer Stadt gezeichnet worden. Die Listen werden indeß in allen Kreisen circuliren und es unterliegt keinem Zweifel, daß in Kurzem mehr als das Erforderliche zusammenkommt. Wenn das Volk für seine Unterdrücker so viel beizuschaffen hat, so ist es gewiß anzuerkennen, wenn es dabei noch für würdige Vertreter sorgt, obschon diese erklärten, auf Diäten keinen Anspruch zu machen. 103 Essen, 12. Febr. Was den in Duisburg am 5. Februar sub Nro. 1 gewählten Canonicus Lensing betrifft, so hat derselbe in Folge hohen Alters sein Gehör verloren. Er kann also der ersten Anforderung, die man an einen Abgeordneten stellen muß, nämlich, daß er seine fünf Sinne zusammen haben soll, nicht genügen. Seine Verdienste beruhen vielleicht in einem Antrage, den er in seinen glücklichen Tagen auf dem hochadeligen Landtage stellte: „Man solle auf jeden Scheffel eingelieferter Maikai_ er eine Prämie setzen.“ Des Geheimen Finanzraths Kamphausen und des Präsidenten v. Möller's Verdienste waren bis jetzt ungeheuer bescheiden. Doch haben diese Herren versprochen, durch das Beschneiden der Presse und des Associations-Rechtes, sich unvergängliche Lorbeeren zu sammeln. Der vierte in diesem Duisburger Reactions-Quartets, Herr Scheidt aus Kettwig, rechnet es sich zum Verdienste, von Berlin entlaufen zu sein. Außerdem weiß man noch, daß er sich in der Vereinbarer-Versammlung gegen den Abgeordneten D'Ester, während einer Rede des Letztern, wie ein aus einer Menagerie Entlassener betrug. Die Schuld, daß die Demokratie in der Minorität blieb, trägt die Geistlichkeit und das Junkerthum. Letzteres ließ Keinen, der von ihm abhing, aus den Augen; beförderte Alle im eigenen Wagen nach Duisburg; doch als die Stimme abgegeben, der Zweck erreicht war, konnte Jeder sehen, wie er nach Hause kam. Die Demokratie hätte dennoch gesiegt, wenn nicht ein Mann, der in der Versammlung sein Glaubensbekenntniß ablegte, durch dieses sich als Mäßigkeits-Apostel denuncirte und nicht allein sich, sondern auch der guten Sache mehrere Stimmen entzogen hätte. Die Majorität war trotzdem so schwach, daß sich eine Stimme aus dem Quartett dahin ausließ: „Wenn das in dem Duisburger königlichgesinnten Kreise schon so geht, wie mag es dann in andern Bezirken ausfallen!“ Kaum war das Resultat der Wahl bekannt, als sich in dem Städtchen Duisburg eine solche Menge schwarz-weißer baumwollen Zeuge entfalteten, daß man den drohenden schwarz bewölkten Himmel nicht mehr unterscheiden konnte. Mit den Namen Nicolaus, Windischgrätz, Wrangel, Strotha etc. waren die Fahnen übersáet und durch diese Namen hat sich Duisburg für immer ein Denkmal gesetzt. Eine Fahne zeichnete sich besonders aus. Sie trug unser gottbegnadetes Herrscherpaar, wie der König seiner Elisabeth die Thränen trocknend ausruft: Lisbeth, Lisbeth weine nicht, Uns bleibt doch noch Duisburg, Ruhrort und Meiderich! 103 Essen, 12. Febr. Ein Schreiben eines östreichischen Kürassier-Rittmeisters an seinen hier in der Nähe wohnenden Bruder, bestätigt die Niederlagen der Oestreicher in Ungarn am 23. v. Mts., namentlich den Verlust der Kürassiere, die an 1400 Mann einbüßten. Wo bleiben nun die von der braven „Kölnischen“ sogenannten madscharischen Lügenberichte? X Berlin, 12. Febr. Die hiesigen Wahlen zur ersten Kammer sind ganz so entschieden im Sinne der Reaktion ausgefallen, als zu erwarten stand und als auch im übrigen Theile des Staates geschehen sein wird. Es wurden hier gewählt, im ersten Wahlbezirk (76 Wahlmänner): Kühne, Verweser des Finanzministeriums mit 69 Stimmen; Dannenberger, Fabrikbesitzer, mit 65 Stimmen; v. Griesheim, Oberst-Lieutenant, mit 65 Stimmen; Einzelne Stimmen fielen auf Camphausen, Strotha, Dahlmann, Ladenberg, u. A.) — Im zweiten Wahlbezirk (51 Wahlen): Camphausen, Staatsminister, mit 49 St. gegen 1 für Jonas, v. Griesheim, Oberstlieutenant, mit 34 St. gegen 17 für Jonas, Der doppelt gewählte Herr v. Griesheim, der sich auch noch mit einer Wahl zur zweiten Kammer (in Bomst an Stelle des Hrn. v. Vinke) schmeichelt, hat seinen Wählern erklärt, er werde in diesem Falle für die zweite Kammer annehmen. Falls er aber in die erste eintrete, so werde er es seinen Wählern uberlassen zu bestimmen, für welchen Wahlbezirk er hier annehmen soll. Als Candidaten für die jedenfalls nöthig werdende Nachwahl werden Dahlmann und Beckerath bezeichnet. — Als bezeichnender Charakterzug und namentlich als einen Beweis wie ehrenhaft die Herren Wahlmänner zur ersten Kammer sind, verdient folgendes Gespräch, das im Vorsaal der Gewerbeschule, wo die erste Abtheilung wählte, von zwei Wahlmännern der zweiten gehalten ward, erwähnt zu werden: A.: „Wir hatten doch verabredet, Camphausen solle einstimmig gewählt werden, wer mag wohl den einen Stimmzettel mit Jonas abgegeben haben? — Wäre ich Stimmzähler gewesen, ich hätte mir kein Gewissen daraus gemacht auch den fünfzigsten Stimmzettel Camphausen zu lesen.“ — B.: „Wahrscheinlich war es der Geh. Rev-Rath Jonas selbst, der sich aufgeschrieben.“ — Eine zweite heute erschienene Liste der neugewählten Abgeordneten zur zweiten Kammer giebt die Parteienstatistik anders an als die gestern erwähnte, bei Reuter und Stargardt erschienene. Danach gehören 163 der Rechten, 157 der Linken und 30 dem Centrum an. Nach den Provinzen theilen sich die Parteien folgendermaßen: Brandenburg 27 Rechte, 15 Linke, 3 Centrum = 45. Sachsen 16 Rechte, 15 Linke, 7 Centrum = 38. Pommern 18 Rechte, 7 Linke, — Centrum = 25. Schlesien 26 Rechte, 36 Linke, 4 Centrum = 66. Westphalen 18 Rechte, 12 Linke, 1 Centrum = 31. Rheinland 21 Rechte, 31 Linke, 9 Centrum = 61. Posen 10 Rechte, 18 Linke, 2 Centrum = 30. Preußen 27 Rechte, 23 Linke, 4 Centrum = 54. 163 Rechte, 152 Linke, 30 Centrum = 350. Der Beschäftigung nach sind unter den Neugewählten 84 Juristen, 63 königl. und städtische Beamte, 42 Gutsbesitzer, 22 Geistliche, 18 Kaufleute und 16 Bauern. Bei 5 fehlt die Standesangabe. Es circulirt hier jetzt folgendes Wort, das man dem General Wrangel in den Mund legt und von dem jedenfalls das alte italienische Sprichwort gilt: se non é vero, é bon trevato. Von einem Offizier nämlich befragt, wann wohl der Belagerungszustand aufhören würde, antwortete der General: „Der jetzige Belagerungszustand mit Glacehandschuhen dürfte vielleicht bald aufhören, dann wird wohl aber einer ohne Glacehandschuh kommen.“ Aus Bernau erfahren wir, daß dieser kleine Ort durch die Anwesenheit des von hier ausgewiesenen Professor Nees v. Esenbeck eine Art Centralpunkt politischer Thätigkeit geworden ist. Er übt auf den dortigen Socialverein einen anregenden Einfluß. Dieser Verein, der aus allen waffenfähigen Männern Bernau's besteht und sehr gut disciplinirt ist, hat übrigens der Stadt die Begünstigung einer Garnison von 250 Mann zugegangen, deren Hauptgeschäft darin besteht, 49 im dortigen Rathskeller eingesperrte Untersuchungsgefangene, welche bei der früher erfolgten Vertreibung der schwächern Garnison von 50 Mann betheiligt waren, zu bewachen. Eben hier eingetroffenen Nachrichten aus Czernowitz zufolge, sollen 50,000 Mann Russen in Siebenbürgen eingerückt sein. Berlin, 12. Febr. Zu Abgeordneten für die zweite Kammer sind ferner gewählt worden: Provinz Preußen. Regierungs-Bezirk Königsberg. Seilermeister und Rathmann Rheinländer in Neidenburg, Oberfürster Wichmann zu Sappen. Provinz Posen. Regierungs-Bezirk Posen. Landrath von Röder-Ostrowo, Graf Woydzicki auf Zakrzewo. (Pr. St. A.) 106 Aus dem Kreise Arnsberg, 12. Februar. Eine im hiesigen Wahlbezirke für die zweite Kammer cirkulirende, bereits mit unzähligen Unterschriften bedeckte Adresse wegen sofortiger Frei-

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Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Marx-Engels-Gesamtausgabe: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-20T13:08:10Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jürgen Herres: Konvertierung TUSTEP nach XML (2017-03-20T13:08:10Z)
Maria Ermakova, Benjamin Fiechter, Susanne Haaf, Frank Wiegand: Konvertierung XML nach DTA-Basisformat (2017-03-20T13:08:10Z)

Weitere Informationen:

Die angegebenen Seitenzahlen beziehen sich auf die Ausgabe: Neue Rheinische Zeitung. Organ der Demokratie. Bd. 2 (Nummer 184 bis Nummer 301) Köln, 1. Januar 1849 bis 19. Mai 1849. Glashütten im Taunus, Verlag Detlev Auvermann KG 1973.




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Zitationshilfe: Neue Rheinische Zeitung. Nr. 222. Köln, 15. Februar 1849, S. 1218. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_nrhz222_1849/2>, abgerufen am 21.11.2024.