Neue Rheinische Zeitung. Nr. 222. Köln, 15. Februar 1849.erkenne. In allen praktischen (!!) Fragen werde die Regierung ihre Pflicht gegen Deutschland erfüllen, was aber die Verfassung anlange, so müsse Hannover, wie die übrigen Mittelstaaten Deutschland's, eine "abwartende" Stellung einnehmen. Ungarn.
* Pesth, 7. Febr. Georg Graf Lazar, aus Siebenbürgen gebürtig, 41 Jahre alt, Major in der ungarischen Armee, und Baron Wiedersperg, aus Böhmen, 42 Jahre alt, Hauptmann im Gustav-Wasa-Regimente, sind "trotz der Proklamation" des Windischgrätz vom 17. Oktober in den Reihen "der ungarischen Aufrührer" geblieben und haben mit ihnen sogar die österreichische Gränze überschritten. Deshalb wurden sie "zur Entsetzung von ihrer Offizierswürde mit Ehrenlosigkeitserklärung und zum Tode durch den Strang verurtheilt. Die unerschöpfliche Windischgrätzige Gnade hat den Strangestod in 10 jährige Festungsstrafe in Eisen verwandelt." So lautet seinem Wesen nach das vorgestern in Ofen verkündigte Urtel der "k. k. militär-politischen Untersuchungs-Kommission." Französische Republik.
Paris, 12. Febr. Der Moniteur enthält folgende Dekrete: 1) Buffet, Ackerbau- und Handelsminister, ist par interim mit Verwaltung des Unterrichtsministeriums, während der Abwesenheit d.s Bürgers v. Falloux beauftragt. (Bürger Falloux ist in Angers bei seinem sterbenden Vater.) 2) Die Nationalgarde zu Fuß in Cette (Heraultdepartement) ist aufgelöst; der Maire der Stadt Cette, Bürger Mercier, von seinem Amte entsetzt. Dem zweiten Dekrete ist ein Bericht vorangestellt, in weichem der von uns bereits erzählte Jakobiner-Mützenkrawall in reflektirender Weise wiederholt wird und der also spricht: "Erlauben Sie mir, Herr Präsident der Republik, Ihnen bei dieser Gelegenheit mein Bedauern auszudrücken, daß ich darüber empfinde, daß die Vollmachten der Regierung nicht ausreichen, um das Strafmaaß dem Ernst jener Ereignisse angemessener einzurichten." Paris, 11. Februar 1849. (gez.) Leon Faucher. Hr. Faucher findet das Strafmaß der Auflösung und Absetzung zu gelinde! Er möchte Maire und Bürgerwehr über die Klinge schwingen lassen dafür nämlich, daß sie die Volks-Canaille nicht bei Zeiten niederschießen, sondern wie sich Hr. Faucher im Bericht ausdrückt "vier Stunden lang austoben ließ." La satiete seule a pu mettre un terme a d'aussi coupables excese! lautet der Nachsatz in dem vor uns liegenden ministeriellen Originale. Dieser Bericht ist ein neuer historischer Beleg für die Charakteristik des Hrn. Faucher. -- An der Börse zirkuliren allerlei Hiobsgerüchte von der spanischen Gränze. So hieß es gestern Abend, Cabrera sei an seinen Wunden gestorben; ein spanisches Korps habe das Gebiet der französischen Republik verletzt u. s. w. Darauf erklärt heute der Moniteur: "Es geht in der That aus den Berichten der Ortsbehörden (an der Pyrenäengränze) hervor, daß ein Theil der Progressisten (Republikaner), unter Don Vittoriano Ametler, von einem Corps der königl. Truppen auf das französische Gebiet zurückgeworfen wurde, und daß sich noch hier (250 Metres vom französischen Gränzposten Las Illas) ein heftiges Gewehrfeuer entspan[n], das nur durch das energische Dazwischenschreiten des Offiziers d[e]s Gränzpostens endete, der sich in die Mitte des Kugelregens begab und die Spanier zum Verlassen des französischen Gebiets nöthigte. Der Offizier forderte demnächst die republikanischen Insurgenten auf, ihre Waffen zu strecken und nahm 21 von ihnen nebst dem Obersten Ametler gefangen, welche alle an die Ortsbehörden des Dorfs Las Illas abgeliefert wurden. Aus den Protokollen geht aber hervor, daß die spanischen Soldaten vier Insurgenten auf franz Gebiet gefangen nahmen und mit sich hinüber führten. In Folge dieses Faktums hat sich der Präfekt der Pyrenees-Orientales an den franz. Consul in Barcelona gewandt, um bei den betreffenden Behörden Cataloniens zu reklamiren und jeder Maaßregel vorzubeugen, welche diese vier Gefangenen treffen könnte. Anderer Seits hat der Präfekt, in Verbindung mit dem kommandirenden General der 9. Militärdivision, solche Maaßregeln getroffen, die jeder Erneuerung einer ähnlichen Gebietsverletzung vorbeugen. Ebenso ist von Seiten des Ministers des Auswärtigen eine Note an das Madrider Cabinet abgegangen, in dessen Namen der General Narvaez das größte Bedauern wegen jener Vorfälle ausgedrückt hat. Es ist eine strenge Untersuchung von demselben angeordnet worden. Jene vier Gefangenen sollen zurückgeliefert und gleich ihren Kameraden in Perpignan wohnen. Kurz, es ist Alles geschehen, um jede fernere Störung der freundnachbarlichen Verhältnisse beider Länder zu vermeiden." -- (Generalversammlung aller hiesigen Demokraten aus Deutschland, Italien, Spanien, Polen u. s. w.) In Folge der harten Maßregeln gegen mehrere deutsche Demokraten -- denen das Ministerium den Befehl zugehen ließ, innerhalb 24 Stunden Paris zu verlassen, wobei es sich, wie gewöhnlich, auf die barbarische Fremdengesetzgebung gegen die damaligen Coblentzer (Artikel 7 des Gesetzes vom 28. Vendemiaire des Jahres VI.) beruft -- hat der deutsche Verein beschlossen, einen Aufruf an sämmtliche hier lebende Demokraten aller Nationen zu erlassen, um mit ihnen bei der Nationalversammlung auf Abschaffung oder wenigstens Milderung jener Vendemiaire-Gesetzgebung (gegen die Coblentzer Royalisten) zu petitioniren. -- F. Salvego, preußischer Konsul in Sira, hat sich in Marseille eingeschifft, um sich auf seinen Posten zu begeben. -- Die Nationalversammlung beschäftigte sich bis Postschluß mit der Gerichtsreform, die das Ausland wenig interessirt. -- Der Berg und die ganze Linke speien Feuer und Flamme über die Bugeaud'schen Standreden in Bourges und Lyon. Das Ministerium soll dieserhalb interpellirt werden. Jules Favre wird das Wort führen. -- Cremieux hat den Bericht über das Klubgesetz fertig. -- Wie man sich erzählt, liegen der jüngsten Razzia gegen die hiesigen deutschen Demokraten weniger diplomatische Requisitionen als erlogene und darum doppels lächerliche Berichte deutscher Spione an Carlier, das sichtbare Haupt unserer unsichtbaren Beißzangen, zum Grunde. Der deutsche Verein gehört zu den verläumdetsten Dingen von der Welt. Weit entfernt, für die Bildung neuer Legionen oder gar gegen Hrn. Leon Faucher und Carlier zu konspiriren, beschäftigt er sich lediglich mit der Besprechung ökonomischer Fragen, die den Arbeiter am meisten interessiren. -- Die Reaktion reitet schnell wie die Todten -- sagte gestern ein Morgenblatt. Außer obigen Ausweisungen können wir noch mehrere Beweise dafür liefern. Erstens nahm die Staatsanwaltschaft gestern Abend das Journal "Le Peuple" wegen einer angeblichen Rechtfertigung der Brea-Mörder zum sechsten Male weg. Zweitens rennen die Lion's der ersten Legion von Haus zu Haus, um Beiträge für Anschaffung eines Ehrensäbels für Changarnier aufzutreiben. Drittens endlich langt eben ein Entwurf zu einer Beglückwünschungsadresse an Bugeaud für seine wahrhaft empörenden Reden in Bourges und Lyon an. -- National-Versammlung. Sitzung vom 12. Febr. Anfang 1 1/4 Uhr. Präsident Marrast. Marrast verliest nach dem Protokoll mehrere Urlaubsgesuche. (Oh! Oh! Schon jetzt!) An der Tagesordnung befindet sich zunächst die Fortsetzung der zweiten Deliberation über die Reform des Gerichtswesens. Die Debatte war am Sonnabend bis zum Artikel 9 vorgerückt -- Appelhöfe. Baze stellt den Nachsatz zu Art. 8: "Die Beschlüsse der Anklagekammern müssen von wenigstens 5 Gliedern gefaßt werden." Angenommen. Dupont (Büssac): Ich trage vor Fortsetzung der Tagesordnung darauf an, daß man alle Vorschläge, die sich auf die Grundkreditverhältnisse beziehen, an die Kommission verweise, welche sich eben mit Prüfung des Alex. Martin'schen Vorschlages zur Anlage von Departementalbanken beschäftigt. Wird ausgesprochen. Die Versammlung kehrt zu Artikel 9, von der Einrichtung der Appelhöfe handelnd, zurück. Ueber die Zahl der Räthe entspinnt sich eine lange Debatte. Die Einen schlagen für Paris 57, die Andern 60 vor. Endlich wird die Zahl 57 angenommen. Dann erhebt sich eine lange Debatte uber die Abstufungen (1., 2. u. 3 Klasse) der verschiedenen Appelhöfe. St. Romme, Bertholon und Andere z. B. beantragen, daß Grenoble gleich Bordeaux, Lyon, Rouen, Toulouse, Caen und Riom in die 3. Klasse gehören. Die Versammlung leiht indessen der Diskussion wenig Gehör; auf allen Bänken werden mehr oder weniger lebhafte Privatgespräche gepflogen, die das Papiermesser Marrast's vergebens zum Schweigen zu bringen versucht. Art. 9 wird angenommen. Um 4 Uhr geht die Versammlung zum Artikel 10 über. Er lautet: "Der Titel eines ersten General-Advokaten ist bei allen Appelhöfen, mit Ausnahme Paris, aufgehoben etc. etc." Dubodan, Lejeard u. s. w. stellen Neben-Anträge. Boudet bekämpft dieselben im Namen des Justizausschusses. Die Gerichtsdebatte wird mit dem Art. 10 abgebrochen. Coralli verlangt das Wort, um das Ministerium zu interpelliren. "Gegenstand meiner Interpellationen (beginnt er) sind die Standreden des Marschalls Bugeaud in Bourges u Lyon." (Ah! Ah! zur Rechten.) Der Redner zieht mehrere Journale hervor und frägt die Versammlung, ob sie geneigt sei, die Interpellationen sofort zu bewilligen. (Ja! Ja!) Der Redner beruft sich auf die Lyoner und Pariser Journale und beginnt die (von uns bereits früher mitgetheilten) Reden vorzulesen. "Ich kenne -- bemerkt er unter unzähligen Unterbrechungen -- den Marschall Bugeaud persönlich und weiß daher, daß man seiner Originalität nicht übertriebene Wichtigkeit beilegen darf. Aber ich frage den Minister des Aeußern, ob er die diplomatischen Expektorationen des Marschalls Bugeaud convenable finde; ich frage ferner den Kriegsminister, ob er es mit der Würde der französischen Armee vereinbar finde, daß Herr Bugeaud sie mit der östreichischen Armee vergleiche, welche zum Krieg einer Nationalität gegen die andern verwandt wird, wo der Croat gegen den Ungar, der Ungar gegen den Italiener und der eigentliche Oestreicher überall feindlich auftritt? Ein solches Betragen verdiene den Tadel der Versammlung." Odilon-Barrot erklärt, daß die Bugeaud'schen Reden keinen so großen Eindruck auf ihn gemacht hätten. (Oh! Oh!) Sie trügen den Charakter der Gewißheit und Severität nicht, die man ihnen beilegen wolle. Er wünsche, daß die angedeuteten Fälle nicht eintreten möchten; übrigens stände der Ruhm des erlauchten Marschalls zu hoch, als daß ihn Tadel erreichen könne. Emanuel Arago erhebt sich mit Energie gegen die Sprache des Marschalls; er nennt sie unklug -- doppelt unklug in einem Augenblick, wo in Brüssel der ital. Congreß sich eröffnen solle. Diese Reden würden das Auftreten des fran[z]ösischen Bevollmächtigten paralisiren. Er verlangt, daß das Cabinet den Marschall förmlich verläugne. Barrot stützt sich wiederholt auf den nichtamtlichen Charakter der Journalauszüge und beruhigt den Vorredner wegen des nachtheiligen Einflusses. Coralli besteigt wiederholt die Bühne. Sitzung dauert fort. 6 1/2 Uhr. Straßburg, 6. Februar. Die in der vorigen Woche aus dem Arsenal entlassenen Arbeiter sind gestern wiederum einberufen worden. Warum hat man sie aber entlassen? Um Ruhestörungen herbeizuführen, wodurch der Moniteur Ursache bekommen konnte, über Komplotte zu schreien. Dieses Blatt sagt unter Anderm: "In Straßburg haben sich die Wühler sogar erfrecht (Oh! Oh!) in den Klubs gegen den hohen Gerichtshof zu protestiren." Ich sage aber, man geht hier in den Klubs noch viel weiter, was sehr erfreulich ist. Advokat Beyer stellte nämlich den Antrag: Zur Bildung einer Wehr, welche die republikanischen Prinzipien sichern soll. Mit stürmischen Bravo's wurde dieser Antrag aufgenommen, und ungeheuer war der Andrang der Bürger zur Einschreibung. Auf dem Lande zirkuliren gleichfalls Listen zu diesem Zwecke, die mit Jubel begrüßt und von der großen Mehrzahl unterschrieben werden. Jeder verpflichtet sich gerne, wenn es erforderlich wird, Haus und Hof zu verlassen und nach Paris oder nach jedem Orte, wo der Republik Gefahr droht, zu ziehen. Die Theilnahme für die Bergpartei nimmt erstaunungswürdig überhand. Kein Mittel wäre geeigneter gewesen, ihr so viele Anhänger zu verschaffen, als der von der Regierung versuchte und mißglückte Putsch. (M. Ab.-Z.)Spanien.
068 Gibraltar, 27. Januar. Das von Ch. Napier befehligte Geschwader (3 Linienschiffe, 1 Fregatte, 1 Brigg und 6 Kriegsdämpfer) ist hier eingetroffen und soll noch heute nach Tanger aufbrechen, um der marokkanischen Majestät eine derbe Lektion zu ertheilen. Ist dies geschehen, wird sie sich sofort nach Italien wenden. Großbritannien.
* London, 12. Februar. Der Vollziehungsausschuß der Chartisten hat an letztern nachstehende Adresse erlassen: "Um erfolgreich zu wirken, ist ein klares und genau bestiimmtes Verhältniß zu andern politischen Parteien im Staate eben so nothwendig, wie die Bekennung gerechter Principien. Von dieser Idee erfüllt und durch langen und genauen Verkehr mit Euch überzeugt, daß Ihr unsere Rathschläge mit ruhiger und bedachtsamer Aufmerksamkeit prüfen werdet: richten wir gegenwärtig diese Ansprache an Euch. Verschiedene Parteien legen Berufung ein auf die öffentliche Meinung und bemühen sich, deren Ausspruch zu erlangen -- Parteien, die sich ihrer Angabe nach zu Zwecken öffentlichen Nutzens gebildet haben und die bemüht sind, ihre Maaßregeln im Parlament mittelst Eures Einflusses durchzuführen. Die Politik jener Parteien liefert einen guten, angemessenen Stoff zur Erörterung und wir würden unsre Pflicht als Vertreter einer politischen Assoziation schlecht erfüllen, legten wir Euch nicht frank und frei unsere Ansicht dar. Erstens also in Betreff der neuen Reform-Assoziation, deren Leiter Hr. Hume ist. Wir betrachten diese Reformbewegung als zu eng und in ihrer Grundlage zu beschränkt, um von uns eine aktive, energische, ungetheilte Mitwirkung fordern zu können. Wir bedauern diesen Umstand und wünschen aufrichtig seine Hinwegräumung, denn Einigkeit und Masse sind zur Erlangung eines sichern Erfolges stets nothwendig, wenn der Kampf um Recht gegen privilegirte und Klassen-Herrschaft geführt wird. Die Reformbewegung Hrn. Hume's und seiner Freunde zur Erweiterung des Wahlrechts sehen wir indeß für einen Beweis an von den im Wahlkörper zunehmenden Fortschritten und liberalen Bestrebungen. Ausbreitung politischer Einsicht und weitere Aufklärung über die Frage des allgemeinen Stimmrechts muß das unvermeidliche Ergebniß dieser Agitation sein. Im Fall ihres glücklichen Erfolges, wird die Verbreiterung der Wahlgrundlage das Unterhaus volksthümlicher gestalten und den Einfluß der Wähler und Nichtwähler auf ihre Vertreter in gewissem Maaße verstärken. Jeder einsichtsvolle Reformer muß in ihr einen Schritt nach der richtigen Seite hin zur vollen Emanzipation des Volkes erblicken. Deshalb sind wir der Ansicht, daß jener Reformbewegung in keiner Weise irgend ein Hinderniß oder eine Opposition, welche den Fortschritt und endlichen Erfolg derselben verzögern oder hintertreiben könnte, entgegengestellt werden darf. Wir anempfehlen jedoch nachdrücklich, daß die Freunde der Charter in allen Fällen, wo die Meinung in Städten, oder Distrikten über die offene Frage einer Parlamentsreform eingeholt werden soll, in Masse erscheinen und das Uebergewicht ihrer Prinzipien vor der Welt nachweisen. In benjenigen Fällen aber, wo der Zweck öffentlicher Meetings andere Maßregeln als eine organische Umgestaltung des Unterhauses betrifft, wäre ein chartistisches Amendement Herbeiziehung einer andern Maßregel, eine Abweichung von den bestimmten Gegenständen solcher Meetings und ein Machtgebrauch, auf den weder Minoritäten noch Majoritäten ein Recht haben. "Einschränkung und Ersparung" war die stetige Parole der Whigs, ehe sie ans Staatsruder gelangten. Sobald sie im Amte waren, zeigte sich ihre Praxis zum Unglück für die Nation, deren Interessen sie zu schützen geschworen, als das grade Gegentheil ihrer frühern Versprechungen. Gegen ihre maßlose schlechte Verwaltung der Volksgelder haben wir oft unsere Stimme erhoben. Ihre Laufbahn zeichnet sich durch Mißgriffe und Schwierigkeiten, durch wachsende St[e]uern und Schulden aus. Unsere Vorstellungen waren vergeblich; unsre Lehren und Proteste haben selbst j[e]tzt das Ohr der Mittelklasse und der Handeltreibenden erst zu einer Zeit erreicht, als letztere durch eine längere Periode nationalen Unglücks tief gelitten hatten und persönliche Oekonomie zur Erhaltung ihrer Existenz unerläßlich wurde. Es erforderte Seitens erfahrner Politiker geringen Scharfsinn, um vorauszusehen, daß die Priva[t]bedrängniß ihren Einfluß auch in Betreff der öffentlichen Interessen äußern würde. Wir freuen uns über den Anfang einer Finanzreform-Bewegung, die eine Verminderung der Steuern zu ihrem Ziel genommen. Eine zahlreiche stehende Armee mit Offizieren in Unmasse, eine kostspielige und große Flotte, ein sich mehrendes und lästiges Constabierwesen scheint uns in einem Lande, das seit mehr als 30 Jahren mit den übrigen Nationen fortwährend in Frieden gewesen, ganz überflüssig und können diese Dinge nur zum Zweck von Eroberungen nach außen aufrecht erhalten werden. Alle Maaßregeln zu wohldurchdachten Reformen und Verminderungen in Heer, Flotte und Konstablerwesen, werden unsre Mitwirkung und Unterstützung erhalten. Hierbei wünschen wir nicht mißverstanden zu werden und müssen einen Augenblick inne halten, um zu erklären, daß wir weit entfernt sind, zu glauben, solche Reformen könnten ohne andere und radikalere Maaßregeln die soziale oder politische Lage der arbeitenden und der Kleinhandel treibenden Klasse materiell verbessern. Im Gegentheil begreifen wir, daß die Uebelstände in der Gesellschaft und Regierung zu tief gewurzelt und zu alt sind, um durch irgend einen Plan fiskalischer oder finanzieller Verbesserung wirklich geheilt werden zu können. Wir betrachten solche Bewegungen lediglich als günstige Zeichen der Zeit, als Ankündigung einer rasch wachsenden Macht der öffentlichen Meinung, der in feindlichem Geiste entgegenzutreten, unpolitisch sein würde. Die Grundsätze der Volkscharter bilden die Unterlage unsres politischen Bekenntnisses. Für diese kämpfen, für diese stehen oder fallen wir, als eine bestimmte politische Gesammtheit und wir erwarten vertrauensvoll, von Euch unterstützt und gekräftigt zu werden. Unser Wunsch geht dahin, in diesem, unserm Geburtslande, eine starke politische Festung zu errichten, die bei allen Gelegenheiten als wirksame Bundesgenossen fortschreitender Freiheit und als thätige Gegnerin des rückwärts laufenden Despotismus dastehe. Auf der Platform, den Hustings und in der Presse werden wir bei allen passenden Gelegenheiten dafür sorgen, daß unsere Ansichten gehörig vertreten werden und keine Gelegenheit unbenutzt lassen, um Kandidaten, die unsern Prinzipien zugethan und von erprobter Rechtschaffenheit sind, für lokale und nationale Posten durchzusetzen, bei denen es sich um Zutrauen und Verantwortlichkeit handelt. Wenn wir den uns vorgezeichneten Weg bei dem jetzigen Kampfe um nationale Reform fest im Auge behalten, bei allen passenden Gelegenheiten unsre Forderungen mit Mäßigung und Energie, mit Achtung der entgegenstehenden Meinungen der öffentlichen Aufmerksamkeit nahe legen und zugleich entschlossen für das streiten, was uns gerecht zu sein scheint: so kann das Endresultat keinem ernstlichen Zweifel unterliegen. Eine Politik von Auskunftsmitteln, Günstlingswirthschaft und Egoismus können wohl für einige Zeit einem gewissenlosen und ungerechten Widerstande gegen das Recht zur Stütze dienen. Allein der Gang der Gesellschaft ist immer auf- und vorwärts und dieser beständigen und untrüglichen Kraft gegenüber müssen Unwissenheit und Irrthum das Feld räumen. Kenntniß und richtige Würdigung gesunder Prinzipien, Beständigkeit und Ehrenhaftigkeit im Zweck sind allein im Stande, eine weise und gerechte Gesetzgebung und Regierung dauernd zu begründen. Aus diesem Grunde wird unser Feldgeschrei nach wie vor sein: "Die Charter und keine Ergebung!" Donaufürstenthümer.
Buckarest, 21. Januar. Vorgestern brachten Estafetten die Nachricht, daß viele Einwohner von Hermanstadt vor den herannahenden Truppen Bem's in eiliger Flucht gegen die walachische Gränze begriffen seien. Fast gleichzeitig traf ein Feldjäger aus Petersburg hier ein, welcher die Weisung brachte: Es könne den siebenbürgischen Gränzstädten die gewünschte militärische Hülfe der russischen Truppen gegen die invasirenden Rebellen geleistet werden, sobald die k. k. obersten Landesbehörden eine solche Hülfe ansprechen würden. In Erwartung einer solchen Requisition, erließ General v. Lüders noch in derselben Nacht die nöthigen Weisungen an die auf der Gränze aufgestellten Truppen, zu deren Verstärkung gestern Nacht noch eine Division, unter General Kamar dahin abgegangen ist. Italien.
068 Die Schweizer bleiben zu Bologna, der (verrätherische) General Latour hat versprochen, Hand in Hand mit der volksthümlichen Regierung zu gehen. Auch die schweizerische Besatzung zu Forli scheint den Missiven des Pabstes aus Gaeta unzugänglich zu sein. Nach der Einnahme von Messina und Milazzo besetzten die ne[a]politanischen Truppen, gemäß des dem Kartätschenferdinand von Frankreich und England auferlegten Waffenstillstandes, die Vorposten Barcelonna, St. Lucia, Rametta und Meri. Heute fliehen die Unglücklichen, die der feindlichen Jurisdiktion unterworfen sind, ihr Vaterland. Sie geben alles auf, was sie besitzen, um sich der gehässigen Behandlung der neapolitanischen Soldateska zu entziehen. Die erste Regierungsmaßregel, welche die Neapolitaner ergriffen, bestand darin, alle Sbirren in Amt und Posten einzusetzen, die während der Revolution der Volkswuth entrannen und sich nach Neapel flüchteten. Man begreift, wie diese rachsüchtige Kanaille jetzt wirthschaftet. Im Anfang war der Briefwechsel zwischen den von den neapolitanischen Truppen besetzten Landstrichen und dem übrigen Sizilien nur unter der Bedingung erlaubt, daß der neapolitanischen Polizei vorher Einsicht von der Korrespondenz gegeben wurde; so oft sich darin ein verdächtiges oder mißfälliges Wort fand, administrirten die Sbirren dem unglücklichen Briefsteller 50 Stockschläge. In diesem Augenblicke werden alle Briefe aufgefangen, selbst die, welche nur von Haus- oder Handelsangelegenheiten handeln. Zu Barcelonna, zu St. Lucia, zu Rametta haben die Neapolitaner die Häuser der angesehensten Bürger verwüstet, geplündert, in Militairquartiere verwandelt, und zwar, weil diese Bürger die Annahme von Aemtern und Ehrenposten ablehnten. Zu Meri haben die neapolitanischen Gewalthaber die Tochter des Bürgermeisters, wie Frau und Tochter des Steuereinnehmers arretirt, weil es ihnen nicht gelang, einen Munizipalrath zusammenzubringen. Zu Milazzo sprengte man alle Befestigungen durch Minen, die alle Häuser der Stadt beschädigten. Je lebhafte die Klagen [Fortsetzung] Hierzu eine Beilage. erkenne. In allen praktischen (!!) Fragen werde die Regierung ihre Pflicht gegen Deutschland erfüllen, was aber die Verfassung anlange, so müsse Hannover, wie die übrigen Mittelstaaten Deutschland's, eine „abwartende“ Stellung einnehmen. Ungarn.
* Pesth, 7. Febr. Georg Graf Lazar, aus Siebenbürgen gebürtig, 41 Jahre alt, Major in der ungarischen Armee, und Baron Wiedersperg, aus Böhmen, 42 Jahre alt, Hauptmann im Gustav-Wasa-Regimente, sind „trotz der Proklamation“ des Windischgrätz vom 17. Oktober in den Reihen „der ungarischen Aufrührer“ geblieben und haben mit ihnen sogar die österreichische Gränze überschritten. Deshalb wurden sie „zur Entsetzung von ihrer Offizierswürde mit Ehrenlosigkeitserklärung und zum Tode durch den Strang verurtheilt. Die unerschöpfliche Windischgrätzige Gnade hat den Strangestod in 10 jährige Festungsstrafe in Eisen verwandelt.“ So lautet seinem Wesen nach das vorgestern in Ofen verkündigte Urtel der „k. k. militär-politischen Untersuchungs-Kommission.“ Französische Republik.
Paris, 12. Febr. Der Moniteur enthält folgende Dekrete: 1) Buffet, Ackerbau- und Handelsminister, ist par interim mit Verwaltung des Unterrichtsministeriums, während der Abwesenheit d.s Bürgers v. Falloux beauftragt. (Bürger Falloux ist in Angers bei seinem sterbenden Vater.) 2) Die Nationalgarde zu Fuß in Cette (Heraultdepartement) ist aufgelöst; der Maire der Stadt Cette, Bürger Mercier, von seinem Amte entsetzt. Dem zweiten Dekrete ist ein Bericht vorangestellt, in weichem der von uns bereits erzählte Jakobiner-Mützenkrawall in reflektirender Weise wiederholt wird und der also spricht: „Erlauben Sie mir, Herr Präsident der Republik, Ihnen bei dieser Gelegenheit mein Bedauern auszudrücken, daß ich darüber empfinde, daß die Vollmachten der Regierung nicht ausreichen, um das Strafmaaß dem Ernst jener Ereignisse angemessener einzurichten.“ Paris, 11. Februar 1849. (gez.) Leon Faucher. Hr. Faucher findet das Strafmaß der Auflösung und Absetzung zu gelinde! Er möchte Maire und Bürgerwehr über die Klinge schwingen lassen dafür nämlich, daß sie die Volks-Canaille nicht bei Zeiten niederschießen, sondern wie sich Hr. Faucher im Bericht ausdrückt „vier Stunden lang austoben ließ.“ La satiété seule a pu mettre un terme à d'aussi coupables excèse! lautet der Nachsatz in dem vor uns liegenden ministeriellen Originale. Dieser Bericht ist ein neuer historischer Beleg für die Charakteristik des Hrn. Faucher. — An der Börse zirkuliren allerlei Hiobsgerüchte von der spanischen Gränze. So hieß es gestern Abend, Cabrera sei an seinen Wunden gestorben; ein spanisches Korps habe das Gebiet der französischen Republik verletzt u. s. w. Darauf erklärt heute der Moniteur: „Es geht in der That aus den Berichten der Ortsbehörden (an der Pyrenäengränze) hervor, daß ein Theil der Progressisten (Republikaner), unter Don Vittoriano Ametler, von einem Corps der königl. Truppen auf das französische Gebiet zurückgeworfen wurde, und daß sich noch hier (250 Metres vom französischen Gränzposten Las Illas) ein heftiges Gewehrfeuer entspan[n], das nur durch das energische Dazwischenschreiten des Offiziers d[e]s Gränzpostens endete, der sich in die Mitte des Kugelregens begab und die Spanier zum Verlassen des französischen Gebiets nöthigte. Der Offizier forderte demnächst die republikanischen Insurgenten auf, ihre Waffen zu strecken und nahm 21 von ihnen nebst dem Obersten Ametler gefangen, welche alle an die Ortsbehörden des Dorfs Las Illas abgeliefert wurden. Aus den Protokollen geht aber hervor, daß die spanischen Soldaten vier Insurgenten auf franz Gebiet gefangen nahmen und mit sich hinüber führten. In Folge dieses Faktums hat sich der Präfekt der Pyrenées-Orientales an den franz. Consul in Barcelona gewandt, um bei den betreffenden Behörden Cataloniens zu reklamiren und jeder Maaßregel vorzubeugen, welche diese vier Gefangenen treffen könnte. Anderer Seits hat der Präfekt, in Verbindung mit dem kommandirenden General der 9. Militärdivision, solche Maaßregeln getroffen, die jeder Erneuerung einer ähnlichen Gebietsverletzung vorbeugen. Ebenso ist von Seiten des Ministers des Auswärtigen eine Note an das Madrider Cabinet abgegangen, in dessen Namen der General Narvaez das größte Bedauern wegen jener Vorfälle ausgedrückt hat. Es ist eine strenge Untersuchung von demselben angeordnet worden. Jene vier Gefangenen sollen zurückgeliefert und gleich ihren Kameraden in Perpignan wohnen. Kurz, es ist Alles geschehen, um jede fernere Störung der freundnachbarlichen Verhältnisse beider Länder zu vermeiden.“ — (Generalversammlung aller hiesigen Demokraten aus Deutschland, Italien, Spanien, Polen u. s. w.) In Folge der harten Maßregeln gegen mehrere deutsche Demokraten — denen das Ministerium den Befehl zugehen ließ, innerhalb 24 Stunden Paris zu verlassen, wobei es sich, wie gewöhnlich, auf die barbarische Fremdengesetzgebung gegen die damaligen Coblentzer (Artikel 7 des Gesetzes vom 28. Vendemiaire des Jahres VI.) beruft — hat der deutsche Verein beschlossen, einen Aufruf an sämmtliche hier lebende Demokraten aller Nationen zu erlassen, um mit ihnen bei der Nationalversammlung auf Abschaffung oder wenigstens Milderung jener Vendemiaire-Gesetzgebung (gegen die Coblentzer Royalisten) zu petitioniren. — F. Salvego, preußischer Konsul in Sira, hat sich in Marseille eingeschifft, um sich auf seinen Posten zu begeben. — Die Nationalversammlung beschäftigte sich bis Postschluß mit der Gerichtsreform, die das Ausland wenig interessirt. — Der Berg und die ganze Linke speien Feuer und Flamme über die Bugeaud'schen Standreden in Bourges und Lyon. Das Ministerium soll dieserhalb interpellirt werden. Jules Favre wird das Wort führen. — Cremieux hat den Bericht über das Klubgesetz fertig. — Wie man sich erzählt, liegen der jüngsten Razzia gegen die hiesigen deutschen Demokraten weniger diplomatische Requisitionen als erlogene und darum doppels lächerliche Berichte deutscher Spione an Carlier, das sichtbare Haupt unserer unsichtbaren Beißzangen, zum Grunde. Der deutsche Verein gehört zu den verläumdetsten Dingen von der Welt. Weit entfernt, für die Bildung neuer Legionen oder gar gegen Hrn. Leon Faucher und Carlier zu konspiriren, beschäftigt er sich lediglich mit der Besprechung ökonomischer Fragen, die den Arbeiter am meisten interessiren. — Die Reaktion reitet schnell wie die Todten — sagte gestern ein Morgenblatt. Außer obigen Ausweisungen können wir noch mehrere Beweise dafür liefern. Erstens nahm die Staatsanwaltschaft gestern Abend das Journal „Le Peuple“ wegen einer angeblichen Rechtfertigung der Brea-Mörder zum sechsten Male weg. Zweitens rennen die Lion's der ersten Legion von Haus zu Haus, um Beiträge für Anschaffung eines Ehrensäbels für Changarnier aufzutreiben. Drittens endlich langt eben ein Entwurf zu einer Beglückwünschungsadresse an Bugeaud für seine wahrhaft empörenden Reden in Bourges und Lyon an. — National-Versammlung. Sitzung vom 12. Febr. Anfang 1 1/4 Uhr. Präsident Marrast. Marrast verliest nach dem Protokoll mehrere Urlaubsgesuche. (Oh! Oh! Schon jetzt!) An der Tagesordnung befindet sich zunächst die Fortsetzung der zweiten Deliberation über die Reform des Gerichtswesens. Die Debatte war am Sonnabend bis zum Artikel 9 vorgerückt — Appelhöfe. Baze stellt den Nachsatz zu Art. 8: „Die Beschlüsse der Anklagekammern müssen von wenigstens 5 Gliedern gefaßt werden.“ Angenommen. Dupont (Büssac): Ich trage vor Fortsetzung der Tagesordnung darauf an, daß man alle Vorschläge, die sich auf die Grundkreditverhältnisse beziehen, an die Kommission verweise, welche sich eben mit Prüfung des Alex. Martin'schen Vorschlages zur Anlage von Departementalbanken beschäftigt. Wird ausgesprochen. Die Versammlung kehrt zu Artikel 9, von der Einrichtung der Appelhöfe handelnd, zurück. Ueber die Zahl der Räthe entspinnt sich eine lange Debatte. Die Einen schlagen für Paris 57, die Andern 60 vor. Endlich wird die Zahl 57 angenommen. Dann erhebt sich eine lange Debatte uber die Abstufungen (1., 2. u. 3 Klasse) der verschiedenen Appelhöfe. St. Romme, Bertholon und Andere z. B. beantragen, daß Grenoble gleich Bordeaux, Lyon, Rouen, Toulouse, Caen und Riom in die 3. Klasse gehören. Die Versammlung leiht indessen der Diskussion wenig Gehör; auf allen Bänken werden mehr oder weniger lebhafte Privatgespräche gepflogen, die das Papiermesser Marrast's vergebens zum Schweigen zu bringen versucht. Art. 9 wird angenommen. Um 4 Uhr geht die Versammlung zum Artikel 10 über. Er lautet: „Der Titel eines ersten General-Advokaten ist bei allen Appelhöfen, mit Ausnahme Paris, aufgehoben etc. etc.“ Dubodan, Lejeard u. s. w. stellen Neben-Anträge. Boudet bekämpft dieselben im Namen des Justizausschusses. Die Gerichtsdebatte wird mit dem Art. 10 abgebrochen. Coralli verlangt das Wort, um das Ministerium zu interpelliren. „Gegenstand meiner Interpellationen (beginnt er) sind die Standreden des Marschalls Bugeaud in Bourges u Lyon.“ (Ah! Ah! zur Rechten.) Der Redner zieht mehrere Journale hervor und frägt die Versammlung, ob sie geneigt sei, die Interpellationen sofort zu bewilligen. (Ja! Ja!) Der Redner beruft sich auf die Lyoner und Pariser Journale und beginnt die (von uns bereits früher mitgetheilten) Reden vorzulesen. „Ich kenne — bemerkt er unter unzähligen Unterbrechungen — den Marschall Bugeaud persönlich und weiß daher, daß man seiner Originalität nicht übertriebene Wichtigkeit beilegen darf. Aber ich frage den Minister des Aeußern, ob er die diplomatischen Expektorationen des Marschalls Bugeaud convenable finde; ich frage ferner den Kriegsminister, ob er es mit der Würde der französischen Armee vereinbar finde, daß Herr Bugeaud sie mit der östreichischen Armee vergleiche, welche zum Krieg einer Nationalität gegen die andern verwandt wird, wo der Croat gegen den Ungar, der Ungar gegen den Italiener und der eigentliche Oestreicher überall feindlich auftritt? Ein solches Betragen verdiene den Tadel der Versammlung.“ Odilon-Barrot erklärt, daß die Bugeaud'schen Reden keinen so großen Eindruck auf ihn gemacht hätten. (Oh! Oh!) Sie trügen den Charakter der Gewißheit und Severität nicht, die man ihnen beilegen wolle. Er wünsche, daß die angedeuteten Fälle nicht eintreten möchten; übrigens stände der Ruhm des erlauchten Marschalls zu hoch, als daß ihn Tadel erreichen könne. Emanuel Arago erhebt sich mit Energie gegen die Sprache des Marschalls; er nennt sie unklug — doppelt unklug in einem Augenblick, wo in Brüssel der ital. Congreß sich eröffnen solle. Diese Reden würden das Auftreten des fran[z]ösischen Bevollmächtigten paralisiren. Er verlangt, daß das Cabinet den Marschall förmlich verläugne. Barrot stützt sich wiederholt auf den nichtamtlichen Charakter der Journalauszüge und beruhigt den Vorredner wegen des nachtheiligen Einflusses. Coralli besteigt wiederholt die Bühne. Sitzung dauert fort. 6 1/2 Uhr. Straßburg, 6. Februar. Die in der vorigen Woche aus dem Arsenal entlassenen Arbeiter sind gestern wiederum einberufen worden. Warum hat man sie aber entlassen? Um Ruhestörungen herbeizuführen, wodurch der Moniteur Ursache bekommen konnte, über Komplotte zu schreien. Dieses Blatt sagt unter Anderm: „In Straßburg haben sich die Wühler sogar erfrecht (Oh! Oh!) in den Klubs gegen den hohen Gerichtshof zu protestiren.“ Ich sage aber, man geht hier in den Klubs noch viel weiter, was sehr erfreulich ist. Advokat Beyer stellte nämlich den Antrag: Zur Bildung einer Wehr, welche die republikanischen Prinzipien sichern soll. Mit stürmischen Bravo's wurde dieser Antrag aufgenommen, und ungeheuer war der Andrang der Bürger zur Einschreibung. Auf dem Lande zirkuliren gleichfalls Listen zu diesem Zwecke, die mit Jubel begrüßt und von der großen Mehrzahl unterschrieben werden. Jeder verpflichtet sich gerne, wenn es erforderlich wird, Haus und Hof zu verlassen und nach Paris oder nach jedem Orte, wo der Republik Gefahr droht, zu ziehen. Die Theilnahme für die Bergpartei nimmt erstaunungswürdig überhand. Kein Mittel wäre geeigneter gewesen, ihr so viele Anhänger zu verschaffen, als der von der Regierung versuchte und mißglückte Putsch. (M. Ab.-Z.)Spanien.
068 Gibraltar, 27. Januar. Das von Ch. Napier befehligte Geschwader (3 Linienschiffe, 1 Fregatte, 1 Brigg und 6 Kriegsdämpfer) ist hier eingetroffen und soll noch heute nach Tanger aufbrechen, um der marokkanischen Majestät eine derbe Lektion zu ertheilen. Ist dies geschehen, wird sie sich sofort nach Italien wenden. Großbritannien.
* London, 12. Februar. Der Vollziehungsausschuß der Chartisten hat an letztern nachstehende Adresse erlassen: „Um erfolgreich zu wirken, ist ein klares und genau bestiimmtes Verhältniß zu andern politischen Parteien im Staate eben so nothwendig, wie die Bekennung gerechter Principien. Von dieser Idee erfüllt und durch langen und genauen Verkehr mit Euch überzeugt, daß Ihr unsere Rathschläge mit ruhiger und bedachtsamer Aufmerksamkeit prüfen werdet: richten wir gegenwärtig diese Ansprache an Euch. Verschiedene Parteien legen Berufung ein auf die öffentliche Meinung und bemühen sich, deren Ausspruch zu erlangen — Parteien, die sich ihrer Angabe nach zu Zwecken öffentlichen Nutzens gebildet haben und die bemüht sind, ihre Maaßregeln im Parlament mittelst Eures Einflusses durchzuführen. Die Politik jener Parteien liefert einen guten, angemessenen Stoff zur Erörterung und wir würden unsre Pflicht als Vertreter einer politischen Assoziation schlecht erfüllen, legten wir Euch nicht frank und frei unsere Ansicht dar. Erstens also in Betreff der neuen Reform-Assoziation, deren Leiter Hr. Hume ist. Wir betrachten diese Reformbewegung als zu eng und in ihrer Grundlage zu beschränkt, um von uns eine aktive, energische, ungetheilte Mitwirkung fordern zu können. Wir bedauern diesen Umstand und wünschen aufrichtig seine Hinwegräumung, denn Einigkeit und Masse sind zur Erlangung eines sichern Erfolges stets nothwendig, wenn der Kampf um Recht gegen privilegirte und Klassen-Herrschaft geführt wird. Die Reformbewegung Hrn. Hume's und seiner Freunde zur Erweiterung des Wahlrechts sehen wir indeß für einen Beweis an von den im Wahlkörper zunehmenden Fortschritten und liberalen Bestrebungen. Ausbreitung politischer Einsicht und weitere Aufklärung über die Frage des allgemeinen Stimmrechts muß das unvermeidliche Ergebniß dieser Agitation sein. Im Fall ihres glücklichen Erfolges, wird die Verbreiterung der Wahlgrundlage das Unterhaus volksthümlicher gestalten und den Einfluß der Wähler und Nichtwähler auf ihre Vertreter in gewissem Maaße verstärken. Jeder einsichtsvolle Reformer muß in ihr einen Schritt nach der richtigen Seite hin zur vollen Emanzipation des Volkes erblicken. Deshalb sind wir der Ansicht, daß jener Reformbewegung in keiner Weise irgend ein Hinderniß oder eine Opposition, welche den Fortschritt und endlichen Erfolg derselben verzögern oder hintertreiben könnte, entgegengestellt werden darf. Wir anempfehlen jedoch nachdrücklich, daß die Freunde der Charter in allen Fällen, wo die Meinung in Städten, oder Distrikten über die offene Frage einer Parlamentsreform eingeholt werden soll, in Masse erscheinen und das Uebergewicht ihrer Prinzipien vor der Welt nachweisen. In benjenigen Fällen aber, wo der Zweck öffentlicher Meetings andere Maßregeln als eine organische Umgestaltung des Unterhauses betrifft, wäre ein chartistisches Amendement Herbeiziehung einer andern Maßregel, eine Abweichung von den bestimmten Gegenständen solcher Meetings und ein Machtgebrauch, auf den weder Minoritäten noch Majoritäten ein Recht haben. „Einschränkung und Ersparung“ war die stetige Parole der Whigs, ehe sie ans Staatsruder gelangten. Sobald sie im Amte waren, zeigte sich ihre Praxis zum Unglück für die Nation, deren Interessen sie zu schützen geschworen, als das grade Gegentheil ihrer frühern Versprechungen. Gegen ihre maßlose schlechte Verwaltung der Volksgelder haben wir oft unsere Stimme erhoben. Ihre Laufbahn zeichnet sich durch Mißgriffe und Schwierigkeiten, durch wachsende St[e]uern und Schulden aus. Unsere Vorstellungen waren vergeblich; unsre Lehren und Proteste haben selbst j[e]tzt das Ohr der Mittelklasse und der Handeltreibenden erst zu einer Zeit erreicht, als letztere durch eine längere Periode nationalen Unglücks tief gelitten hatten und persönliche Oekonomie zur Erhaltung ihrer Existenz unerläßlich wurde. Es erforderte Seitens erfahrner Politiker geringen Scharfsinn, um vorauszusehen, daß die Priva[t]bedrängniß ihren Einfluß auch in Betreff der öffentlichen Interessen äußern würde. Wir freuen uns über den Anfang einer Finanzreform-Bewegung, die eine Verminderung der Steuern zu ihrem Ziel genommen. Eine zahlreiche stehende Armee mit Offizieren in Unmasse, eine kostspielige und große Flotte, ein sich mehrendes und lästiges Constabierwesen scheint uns in einem Lande, das seit mehr als 30 Jahren mit den übrigen Nationen fortwährend in Frieden gewesen, ganz überflüssig und können diese Dinge nur zum Zweck von Eroberungen nach außen aufrecht erhalten werden. Alle Maaßregeln zu wohldurchdachten Reformen und Verminderungen in Heer, Flotte und Konstablerwesen, werden unsre Mitwirkung und Unterstützung erhalten. Hierbei wünschen wir nicht mißverstanden zu werden und müssen einen Augenblick inne halten, um zu erklären, daß wir weit entfernt sind, zu glauben, solche Reformen könnten ohne andere und radikalere Maaßregeln die soziale oder politische Lage der arbeitenden und der Kleinhandel treibenden Klasse materiell verbessern. Im Gegentheil begreifen wir, daß die Uebelstände in der Gesellschaft und Regierung zu tief gewurzelt und zu alt sind, um durch irgend einen Plan fiskalischer oder finanzieller Verbesserung wirklich geheilt werden zu können. Wir betrachten solche Bewegungen lediglich als günstige Zeichen der Zeit, als Ankündigung einer rasch wachsenden Macht der öffentlichen Meinung, der in feindlichem Geiste entgegenzutreten, unpolitisch sein würde. Die Grundsätze der Volkscharter bilden die Unterlage unsres politischen Bekenntnisses. Für diese kämpfen, für diese stehen oder fallen wir, als eine bestimmte politische Gesammtheit und wir erwarten vertrauensvoll, von Euch unterstützt und gekräftigt zu werden. Unser Wunsch geht dahin, in diesem, unserm Geburtslande, eine starke politische Festung zu errichten, die bei allen Gelegenheiten als wirksame Bundesgenossen fortschreitender Freiheit und als thätige Gegnerin des rückwärts laufenden Despotismus dastehe. Auf der Platform, den Hustings und in der Presse werden wir bei allen passenden Gelegenheiten dafür sorgen, daß unsere Ansichten gehörig vertreten werden und keine Gelegenheit unbenutzt lassen, um Kandidaten, die unsern Prinzipien zugethan und von erprobter Rechtschaffenheit sind, für lokale und nationale Posten durchzusetzen, bei denen es sich um Zutrauen und Verantwortlichkeit handelt. Wenn wir den uns vorgezeichneten Weg bei dem jetzigen Kampfe um nationale Reform fest im Auge behalten, bei allen passenden Gelegenheiten unsre Forderungen mit Mäßigung und Energie, mit Achtung der entgegenstehenden Meinungen der öffentlichen Aufmerksamkeit nahe legen und zugleich entschlossen für das streiten, was uns gerecht zu sein scheint: so kann das Endresultat keinem ernstlichen Zweifel unterliegen. Eine Politik von Auskunftsmitteln, Günstlingswirthschaft und Egoismus können wohl für einige Zeit einem gewissenlosen und ungerechten Widerstande gegen das Recht zur Stütze dienen. Allein der Gang der Gesellschaft ist immer auf- und vorwärts und dieser beständigen und untrüglichen Kraft gegenüber müssen Unwissenheit und Irrthum das Feld räumen. Kenntniß und richtige Würdigung gesunder Prinzipien, Beständigkeit und Ehrenhaftigkeit im Zweck sind allein im Stande, eine weise und gerechte Gesetzgebung und Regierung dauernd zu begründen. Aus diesem Grunde wird unser Feldgeschrei nach wie vor sein: „Die Charter und keine Ergebung!“ Donaufürstenthümer.
Buckarest, 21. Januar. Vorgestern brachten Estafetten die Nachricht, daß viele Einwohner von Hermanstadt vor den herannahenden Truppen Bem's in eiliger Flucht gegen die walachische Gränze begriffen seien. Fast gleichzeitig traf ein Feldjäger aus Petersburg hier ein, welcher die Weisung brachte: Es könne den siebenbürgischen Gränzstädten die gewünschte militärische Hülfe der russischen Truppen gegen die invasirenden Rebellen geleistet werden, sobald die k. k. obersten Landesbehörden eine solche Hülfe ansprechen würden. In Erwartung einer solchen Requisition, erließ General v. Lüders noch in derselben Nacht die nöthigen Weisungen an die auf der Gränze aufgestellten Truppen, zu deren Verstärkung gestern Nacht noch eine Division, unter General Kamar dahin abgegangen ist. Italien.
068 Die Schweizer bleiben zu Bologna, der (verrätherische) General Latour hat versprochen, Hand in Hand mit der volksthümlichen Regierung zu gehen. Auch die schweizerische Besatzung zu Forli scheint den Missiven des Pabstes aus Gaëta unzugänglich zu sein. Nach der Einnahme von Messina und Milazzo besetzten die ne[a]politanischen Truppen, gemäß des dem Kartätschenferdinand von Frankreich und England auferlegten Waffenstillstandes, die Vorposten Barcelonna, St. Lucia, Rametta und Meri. Heute fliehen die Unglücklichen, die der feindlichen Jurisdiktion unterworfen sind, ihr Vaterland. Sie geben alles auf, was sie besitzen, um sich der gehässigen Behandlung der neapolitanischen Soldateska zu entziehen. Die erste Regierungsmaßregel, welche die Neapolitaner ergriffen, bestand darin, alle Sbirren in Amt und Posten einzusetzen, die während der Revolution der Volkswuth entrannen und sich nach Neapel flüchteten. Man begreift, wie diese rachsüchtige Kanaille jetzt wirthschaftet. Im Anfang war der Briefwechsel zwischen den von den neapolitanischen Truppen besetzten Landstrichen und dem übrigen Sizilien nur unter der Bedingung erlaubt, daß der neapolitanischen Polizei vorher Einsicht von der Korrespondenz gegeben wurde; so oft sich darin ein verdächtiges oder mißfälliges Wort fand, administrirten die Sbirren dem unglücklichen Briefsteller 50 Stockschläge. In diesem Augenblicke werden alle Briefe aufgefangen, selbst die, welche nur von Haus- oder Handelsangelegenheiten handeln. Zu Barcelonna, zu St. Lucia, zu Rametta haben die Neapolitaner die Häuser der angesehensten Bürger verwüstet, geplündert, in Militairquartiere verwandelt, und zwar, weil diese Bürger die Annahme von Aemtern und Ehrenposten ablehnten. Zu Meri haben die neapolitanischen Gewalthaber die Tochter des Bürgermeisters, wie Frau und Tochter des Steuereinnehmers arretirt, weil es ihnen nicht gelang, einen Munizipalrath zusammenzubringen. Zu Milazzo sprengte man alle Befestigungen durch Minen, die alle Häuser der Stadt beschädigten. Je lebhafte die Klagen [Fortsetzung] Hierzu eine Beilage. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div xml:id="ar222_018" type="jArticle"> <p><pb facs="#f0004" n="1220"/> erkenne. In allen praktischen (!!) Fragen werde die Regierung ihre Pflicht gegen Deutschland erfüllen, was aber die Verfassung anlange, so müsse Hannover, wie die übrigen Mittelstaaten Deutschland's, eine „abwartende“ Stellung einnehmen.</p> </div> </div> <div n="1"> <head>Ungarn.</head> <div xml:id="ar222_019" type="jArticle"> <head><bibl><author>*</author></bibl> Pesth, 7. Febr.</head> <p>Georg Graf <hi rendition="#g">Lazar,</hi> aus Siebenbürgen gebürtig, 41 Jahre alt, Major in der ungarischen Armee, und Baron <hi rendition="#g">Wiedersperg</hi>, aus Böhmen, 42 Jahre alt, Hauptmann im Gustav-Wasa-Regimente, sind „trotz der Proklamation“ des Windischgrätz vom 17. Oktober in den Reihen „der ungarischen Aufrührer“ geblieben und haben mit ihnen sogar die österreichische Gränze überschritten. Deshalb wurden sie „zur Entsetzung von ihrer Offizierswürde mit Ehrenlosigkeitserklärung und zum Tode durch den Strang verurtheilt. Die unerschöpfliche Windischgrätzige Gnade hat den Strangestod in 10 jährige Festungsstrafe in Eisen verwandelt.“ So lautet seinem Wesen nach das vorgestern in Ofen verkündigte Urtel der „k. k. militär-politischen Untersuchungs-Kommission.“</p> </div> </div> <div n="1"> <head>Französische Republik.</head> <div xml:id="ar222_020" type="jArticle"> <head>Paris, 12. Febr.</head> <p>Der Moniteur enthält folgende Dekrete:</p> <p>1) Buffet, Ackerbau- und Handelsminister, ist par interim mit Verwaltung des Unterrichtsministeriums, während der Abwesenheit d.s Bürgers v. Falloux beauftragt. (Bürger Falloux ist in Angers bei seinem sterbenden Vater.)</p> <p>2) Die Nationalgarde zu Fuß in Cette (Heraultdepartement) ist aufgelöst; der Maire der Stadt Cette, Bürger Mercier, von seinem Amte entsetzt.</p> <p>Dem zweiten Dekrete ist ein Bericht vorangestellt, in weichem der von uns bereits erzählte Jakobiner-Mützenkrawall in reflektirender Weise wiederholt wird und der also spricht:</p> <p>„Erlauben Sie mir, Herr Präsident der Republik, Ihnen bei dieser Gelegenheit mein Bedauern auszudrücken, daß ich darüber empfinde, daß die Vollmachten der Regierung nicht ausreichen, um das Strafmaaß dem Ernst jener Ereignisse angemessener einzurichten.“</p> <p>Paris, 11. Februar 1849.</p> <p>(gez.) <hi rendition="#g">Leon Faucher</hi>.</p> <p>Hr. Faucher findet das Strafmaß der Auflösung und Absetzung zu gelinde! Er möchte Maire und Bürgerwehr über die Klinge schwingen lassen dafür nämlich, daß sie die Volks-Canaille nicht bei Zeiten niederschießen, sondern wie sich Hr. Faucher im Bericht ausdrückt „vier Stunden lang austoben ließ.“ La satiété seule a pu mettre un terme à d'aussi coupables excèse! lautet der Nachsatz in dem vor uns liegenden ministeriellen Originale. Dieser Bericht ist ein neuer historischer Beleg für die Charakteristik des Hrn. Faucher.</p> <p>— An der Börse zirkuliren allerlei Hiobsgerüchte von der spanischen Gränze. So hieß es gestern Abend, Cabrera sei an seinen Wunden gestorben; ein spanisches Korps habe das Gebiet der französischen Republik verletzt u. s. w. Darauf erklärt heute der Moniteur:</p> <p>„Es geht in der That aus den Berichten der Ortsbehörden (an der Pyrenäengränze) hervor, daß ein Theil der Progressisten (Republikaner), unter Don Vittoriano Ametler, von einem Corps der königl. Truppen auf das französische Gebiet zurückgeworfen wurde, und daß sich noch hier (250 Metres vom französischen Gränzposten Las Illas) ein heftiges Gewehrfeuer entspan[n], das nur durch das energische Dazwischenschreiten des Offiziers d[e]s Gränzpostens endete, der sich in die Mitte des Kugelregens begab und die Spanier zum Verlassen des französischen Gebiets nöthigte. Der Offizier forderte demnächst die republikanischen Insurgenten auf, ihre Waffen zu strecken und nahm 21 von ihnen nebst dem Obersten Ametler gefangen, welche alle an die Ortsbehörden des Dorfs Las Illas abgeliefert wurden. Aus den Protokollen geht aber hervor, daß die spanischen Soldaten vier Insurgenten auf franz Gebiet gefangen nahmen und mit sich hinüber führten. In Folge dieses Faktums hat sich der Präfekt der Pyrenées-Orientales an den franz. Consul in Barcelona gewandt, um bei den betreffenden Behörden Cataloniens zu reklamiren und jeder Maaßregel vorzubeugen, welche diese vier Gefangenen treffen könnte. Anderer Seits hat der Präfekt, in Verbindung mit dem kommandirenden General der 9. Militärdivision, solche Maaßregeln getroffen, die jeder Erneuerung einer ähnlichen Gebietsverletzung vorbeugen. Ebenso ist von Seiten des Ministers des Auswärtigen eine Note an das Madrider Cabinet abgegangen, in dessen Namen der General Narvaez das größte Bedauern wegen jener Vorfälle ausgedrückt hat. Es ist eine strenge Untersuchung von demselben angeordnet worden. Jene vier Gefangenen sollen zurückgeliefert und gleich ihren Kameraden in Perpignan wohnen. Kurz, es ist Alles geschehen, um jede fernere Störung der freundnachbarlichen Verhältnisse beider Länder zu vermeiden.“</p> <p>— (Generalversammlung aller hiesigen Demokraten aus Deutschland, Italien, Spanien, Polen u. s. w.) In Folge der harten Maßregeln gegen mehrere deutsche Demokraten — denen das Ministerium den Befehl zugehen ließ, innerhalb 24 Stunden Paris zu verlassen, wobei es sich, wie gewöhnlich, auf die barbarische Fremdengesetzgebung gegen die damaligen Coblentzer (Artikel 7 des Gesetzes vom 28. Vendemiaire des Jahres VI.) beruft — hat der deutsche Verein beschlossen, einen Aufruf an sämmtliche hier lebende Demokraten aller Nationen zu erlassen, um mit ihnen bei der Nationalversammlung auf Abschaffung oder wenigstens Milderung jener Vendemiaire-Gesetzgebung (gegen die Coblentzer Royalisten) zu petitioniren.</p> <p>— F. Salvego, preußischer Konsul in Sira, hat sich in Marseille eingeschifft, um sich auf seinen Posten zu begeben.</p> <p>— Die Nationalversammlung beschäftigte sich bis Postschluß mit der Gerichtsreform, die das Ausland wenig interessirt.</p> <p>— Der Berg und die ganze Linke speien Feuer und Flamme über die Bugeaud'schen Standreden in Bourges und Lyon. Das Ministerium soll dieserhalb interpellirt werden. Jules Favre wird das Wort führen.</p> <p>— Cremieux hat den Bericht über das Klubgesetz fertig.</p> <p>— Wie man sich erzählt, liegen der jüngsten Razzia gegen die hiesigen deutschen Demokraten weniger diplomatische Requisitionen als erlogene und darum doppels lächerliche Berichte deutscher Spione an Carlier, das sichtbare Haupt unserer unsichtbaren Beißzangen, zum Grunde. Der deutsche Verein gehört zu den verläumdetsten Dingen von der Welt. Weit entfernt, für die Bildung neuer Legionen oder gar gegen Hrn. Leon Faucher und Carlier zu konspiriren, beschäftigt er sich lediglich mit der Besprechung ökonomischer Fragen, die den Arbeiter am meisten interessiren.</p> <p>— Die Reaktion reitet schnell wie die Todten — sagte gestern ein Morgenblatt. Außer obigen Ausweisungen können wir noch mehrere Beweise dafür liefern. Erstens nahm die Staatsanwaltschaft gestern Abend das Journal „Le Peuple“ wegen einer angeblichen Rechtfertigung der Brea-Mörder zum sechsten Male weg. Zweitens rennen die Lion's der ersten Legion von Haus zu Haus, um Beiträge für Anschaffung eines Ehrensäbels für Changarnier aufzutreiben. Drittens endlich langt eben ein Entwurf zu einer Beglückwünschungsadresse an Bugeaud für seine wahrhaft empörenden Reden in Bourges und Lyon an.</p> <p>— <hi rendition="#g">National-Versammlung</hi>. Sitzung vom 12. Febr. Anfang 1 1/4 Uhr. Präsident Marrast.</p> <p><hi rendition="#g">Marrast</hi> verliest nach dem Protokoll mehrere Urlaubsgesuche. (Oh! Oh! Schon jetzt!)</p> <p>An der Tagesordnung befindet sich zunächst die Fortsetzung der zweiten Deliberation über die Reform des Gerichtswesens. Die Debatte war am Sonnabend bis zum Artikel 9 vorgerückt — Appelhöfe.</p> <p><hi rendition="#g">Baze</hi> stellt den Nachsatz zu Art. 8:</p> <p rendition="#et">„Die Beschlüsse der Anklagekammern müssen von wenigstens 5 Gliedern gefaßt werden.“</p> <p>Angenommen.</p> <p><hi rendition="#g">Dupont</hi> (Büssac): Ich trage vor Fortsetzung der Tagesordnung darauf an, daß man alle Vorschläge, die sich auf die Grundkreditverhältnisse beziehen, an die Kommission verweise, welche sich eben mit Prüfung des Alex. Martin'schen Vorschlages zur Anlage von Departementalbanken beschäftigt.</p> <p>Wird ausgesprochen.</p> <p>Die Versammlung kehrt zu Artikel 9, von der Einrichtung der Appelhöfe handelnd, zurück.</p> <p>Ueber die Zahl der Räthe entspinnt sich eine lange Debatte. Die Einen schlagen für Paris 57, die Andern 60 vor. Endlich wird die Zahl 57 angenommen.</p> <p>Dann erhebt sich eine lange Debatte uber die Abstufungen (1., 2. u. 3 Klasse) der verschiedenen Appelhöfe.</p> <p><hi rendition="#g">St. Romme, Bertholon</hi> und Andere z. B. beantragen, daß Grenoble gleich Bordeaux, Lyon, Rouen, Toulouse, Caen und Riom in die 3. Klasse gehören.</p> <p>Die Versammlung leiht indessen der Diskussion wenig Gehör; auf allen Bänken werden mehr oder weniger lebhafte Privatgespräche gepflogen, die das Papiermesser Marrast's vergebens zum Schweigen zu bringen versucht.</p> <p>Art. 9 wird angenommen.</p> <p>Um 4 Uhr geht die Versammlung zum Artikel 10 über.</p> <p>Er lautet:</p> <p rendition="#et">„Der Titel eines ersten General-Advokaten ist bei allen Appelhöfen, mit Ausnahme Paris, aufgehoben etc. etc.“</p> <p><hi rendition="#g">Dubodan, Lejeard</hi> u. s. w. stellen Neben-Anträge.</p> <p><hi rendition="#g">Boudet</hi> bekämpft dieselben im Namen des Justizausschusses.</p> <p>Die Gerichtsdebatte wird mit dem Art. 10 abgebrochen.</p> <p><hi rendition="#g">Coralli</hi> verlangt das Wort, um das Ministerium zu interpelliren. „Gegenstand meiner Interpellationen (beginnt er) sind die Standreden des Marschalls Bugeaud in Bourges u Lyon.“ (Ah! Ah! zur Rechten.) Der Redner zieht mehrere Journale hervor und frägt die Versammlung, ob sie geneigt sei, die Interpellationen sofort zu bewilligen. (Ja! Ja!) Der Redner beruft sich auf die Lyoner und Pariser Journale und beginnt die (von uns bereits früher mitgetheilten) Reden vorzulesen. „Ich kenne — bemerkt er unter unzähligen Unterbrechungen — den Marschall Bugeaud persönlich und weiß daher, daß man seiner Originalität nicht übertriebene Wichtigkeit beilegen darf. Aber ich frage den Minister des Aeußern, ob er die diplomatischen Expektorationen des Marschalls Bugeaud convenable finde; ich frage ferner den Kriegsminister, ob er es mit der Würde der französischen Armee vereinbar finde, daß Herr Bugeaud sie mit der östreichischen Armee vergleiche, welche zum Krieg einer Nationalität gegen die andern verwandt wird, wo der Croat gegen den Ungar, der Ungar gegen den Italiener und der eigentliche Oestreicher überall feindlich auftritt? Ein solches Betragen verdiene den Tadel der Versammlung.“</p> <p><hi rendition="#g">Odilon-Barrot</hi> erklärt, daß die Bugeaud'schen Reden keinen so großen Eindruck auf ihn gemacht hätten. (Oh! Oh!) Sie trügen den Charakter der Gewißheit und Severität nicht, die man ihnen beilegen wolle. Er wünsche, daß die angedeuteten Fälle nicht eintreten möchten; übrigens stände der Ruhm des erlauchten Marschalls zu hoch, als daß ihn Tadel erreichen könne.</p> <p><hi rendition="#g">Emanuel Arago</hi> erhebt sich mit Energie gegen die Sprache des Marschalls; er nennt sie unklug — doppelt unklug in einem Augenblick, wo in Brüssel der ital. Congreß sich eröffnen solle. Diese Reden würden das Auftreten des fran[z]ösischen Bevollmächtigten paralisiren. Er verlangt, daß das Cabinet den Marschall förmlich verläugne.</p> <p><hi rendition="#g">Barrot</hi> stützt sich wiederholt auf den nichtamtlichen Charakter der Journalauszüge und beruhigt den Vorredner wegen des nachtheiligen Einflusses.</p> <p><hi rendition="#g">Coralli</hi> besteigt wiederholt die Bühne.</p> <p>Sitzung dauert fort. 6 1/2 Uhr.</p> </div> <div xml:id="ar222_021" type="jArticle"> <head>Straßburg, 6. Februar.</head> <p>Die in der vorigen Woche aus dem Arsenal entlassenen Arbeiter sind gestern wiederum einberufen worden. Warum hat man sie aber entlassen? Um Ruhestörungen herbeizuführen, wodurch der Moniteur Ursache bekommen konnte, über Komplotte zu schreien. Dieses Blatt sagt unter Anderm: „In Straßburg haben sich die Wühler sogar erfrecht (Oh! Oh!) in den Klubs gegen den hohen Gerichtshof zu protestiren.“ Ich sage aber, man geht hier in den Klubs noch viel weiter, was sehr erfreulich ist. Advokat Beyer stellte nämlich den Antrag: Zur Bildung einer Wehr, welche die republikanischen Prinzipien sichern soll. Mit stürmischen Bravo's wurde dieser Antrag aufgenommen, und ungeheuer war der Andrang der Bürger zur Einschreibung. Auf dem Lande zirkuliren gleichfalls Listen zu diesem Zwecke, die mit Jubel begrüßt und von der großen Mehrzahl unterschrieben werden. Jeder verpflichtet sich gerne, wenn es erforderlich wird, Haus und Hof zu verlassen und nach Paris oder nach jedem Orte, wo der Republik Gefahr droht, zu ziehen. Die Theilnahme für die Bergpartei nimmt erstaunungswürdig überhand. Kein Mittel wäre geeigneter gewesen, ihr so viele Anhänger zu verschaffen, als der von der Regierung versuchte und mißglückte Putsch.</p> <bibl>(M. Ab.-Z.)</bibl> </div> </div> <div n="1"> <head>Spanien.</head> <div xml:id="ar222_022" type="jArticle"> <head><bibl><author>068</author></bibl> Gibraltar, 27. Januar.</head> <p>Das von Ch. Napier befehligte Geschwader (3 Linienschiffe, 1 Fregatte, 1 Brigg und 6 Kriegsdämpfer) ist hier eingetroffen und soll noch heute nach Tanger aufbrechen, um der marokkanischen Majestät eine derbe Lektion zu ertheilen. Ist dies geschehen, wird sie sich sofort nach Italien wenden.</p> </div> </div> <div n="1"> <head>Großbritannien.</head> <div xml:id="ar222_023" type="jArticle"> <head><bibl><author>*</author></bibl> London, 12. Februar.</head> <p>Der Vollziehungsausschuß der Chartisten hat an letztern nachstehende Adresse erlassen:</p> <p>„Um erfolgreich zu wirken, ist ein klares und genau bestiimmtes Verhältniß zu andern politischen Parteien im Staate eben so nothwendig, wie die Bekennung gerechter Principien. Von dieser Idee erfüllt und durch langen und genauen Verkehr mit Euch überzeugt, daß Ihr unsere Rathschläge mit ruhiger und bedachtsamer Aufmerksamkeit prüfen werdet: richten wir gegenwärtig diese Ansprache an Euch.</p> <p>Verschiedene Parteien legen Berufung ein auf die öffentliche Meinung und bemühen sich, deren Ausspruch zu erlangen — Parteien, die sich ihrer Angabe nach zu Zwecken öffentlichen Nutzens gebildet haben und die bemüht sind, ihre Maaßregeln im Parlament mittelst Eures Einflusses durchzuführen. Die Politik jener Parteien liefert einen guten, angemessenen Stoff zur Erörterung und wir würden unsre Pflicht als Vertreter einer politischen Assoziation schlecht erfüllen, legten wir Euch nicht frank und frei unsere Ansicht dar.</p> <p>Erstens also in Betreff der neuen Reform-Assoziation, deren Leiter Hr. <hi rendition="#g">Hume</hi> ist. Wir betrachten diese Reformbewegung als zu eng und in ihrer Grundlage zu beschränkt, um von uns eine aktive, energische, ungetheilte Mitwirkung fordern zu können. Wir bedauern diesen Umstand und wünschen aufrichtig seine Hinwegräumung, denn Einigkeit und Masse sind zur Erlangung eines sichern Erfolges stets nothwendig, wenn der Kampf um Recht gegen privilegirte und Klassen-Herrschaft geführt wird. Die Reformbewegung Hrn. <hi rendition="#g">Hume's</hi> und seiner Freunde zur Erweiterung des Wahlrechts sehen wir indeß für einen Beweis an von den im Wahlkörper zunehmenden Fortschritten und liberalen Bestrebungen.</p> <p>Ausbreitung politischer Einsicht und weitere Aufklärung über die Frage des allgemeinen Stimmrechts muß das unvermeidliche Ergebniß dieser Agitation sein. Im Fall ihres glücklichen Erfolges, wird die Verbreiterung der Wahlgrundlage das Unterhaus volksthümlicher gestalten und den Einfluß der Wähler und Nichtwähler auf ihre Vertreter in gewissem Maaße verstärken. Jeder einsichtsvolle Reformer muß in ihr einen Schritt nach der richtigen Seite hin zur vollen Emanzipation des Volkes erblicken.</p> <p>Deshalb sind wir der Ansicht, daß jener Reformbewegung in keiner Weise irgend ein Hinderniß oder eine Opposition, welche den Fortschritt und endlichen Erfolg derselben verzögern oder hintertreiben könnte, entgegengestellt werden darf. Wir anempfehlen jedoch nachdrücklich, daß die Freunde der Charter in allen Fällen, wo die Meinung in Städten, oder Distrikten über die offene Frage einer Parlamentsreform eingeholt werden soll, in Masse erscheinen und das Uebergewicht ihrer Prinzipien vor der Welt nachweisen.</p> <p>In benjenigen Fällen aber, wo der Zweck öffentlicher Meetings andere Maßregeln als eine organische Umgestaltung des Unterhauses betrifft, wäre ein chartistisches Amendement Herbeiziehung einer andern Maßregel, eine Abweichung von den bestimmten Gegenständen solcher Meetings und ein Machtgebrauch, auf den weder Minoritäten noch Majoritäten ein Recht haben.</p> <p>„Einschränkung und Ersparung“ war die stetige Parole der Whigs, ehe sie ans Staatsruder gelangten. Sobald sie im Amte waren, zeigte sich ihre Praxis zum Unglück für die Nation, deren Interessen sie zu schützen geschworen, als das grade Gegentheil ihrer frühern Versprechungen. Gegen ihre maßlose schlechte Verwaltung der Volksgelder haben wir oft unsere Stimme erhoben.</p> <p>Ihre Laufbahn zeichnet sich durch Mißgriffe und Schwierigkeiten, durch wachsende St[e]uern und Schulden aus. Unsere Vorstellungen waren vergeblich; unsre Lehren und Proteste haben selbst j[e]tzt das Ohr der Mittelklasse und der Handeltreibenden erst zu einer Zeit erreicht, als letztere durch eine längere Periode nationalen Unglücks tief gelitten hatten und persönliche Oekonomie zur Erhaltung ihrer Existenz unerläßlich wurde. Es erforderte Seitens erfahrner Politiker geringen Scharfsinn, um vorauszusehen, daß die Priva[t]bedrängniß ihren Einfluß auch in Betreff der öffentlichen Interessen äußern würde. Wir freuen uns über den Anfang einer Finanzreform-Bewegung, die eine Verminderung der Steuern zu ihrem Ziel genommen. Eine zahlreiche stehende Armee mit Offizieren in Unmasse, eine kostspielige und große Flotte, ein sich mehrendes und lästiges Constabierwesen scheint uns in einem Lande, das seit mehr als 30 Jahren mit den übrigen Nationen fortwährend in Frieden gewesen, ganz überflüssig und können diese Dinge nur zum Zweck von Eroberungen nach außen aufrecht erhalten werden.</p> <p>Alle Maaßregeln zu wohldurchdachten Reformen und Verminderungen in Heer, Flotte und Konstablerwesen, werden unsre Mitwirkung und Unterstützung erhalten. Hierbei wünschen wir nicht mißverstanden zu werden und müssen einen Augenblick inne halten, um zu erklären, daß wir weit entfernt sind, zu glauben, solche Reformen könnten ohne andere und radikalere Maaßregeln die soziale oder politische Lage der arbeitenden und der Kleinhandel treibenden Klasse materiell verbessern. Im Gegentheil begreifen wir, daß die Uebelstände in der Gesellschaft und Regierung zu tief gewurzelt und zu alt sind, um durch irgend einen Plan fiskalischer oder finanzieller Verbesserung wirklich geheilt werden zu können. Wir betrachten solche Bewegungen lediglich als günstige Zeichen der Zeit, als Ankündigung einer rasch wachsenden Macht der öffentlichen Meinung, der in feindlichem Geiste entgegenzutreten, unpolitisch sein würde.</p> <p>Die Grundsätze der Volkscharter bilden die Unterlage unsres politischen Bekenntnisses. Für diese kämpfen, für diese stehen oder fallen wir, als eine bestimmte politische Gesammtheit und wir erwarten vertrauensvoll, von Euch unterstützt und gekräftigt zu werden. Unser Wunsch geht dahin, in diesem, unserm Geburtslande, eine starke politische Festung zu errichten, die bei allen Gelegenheiten als wirksame Bundesgenossen fortschreitender Freiheit und als thätige Gegnerin des rückwärts laufenden Despotismus dastehe. Auf der Platform, den Hustings und in der Presse werden wir bei allen passenden Gelegenheiten dafür sorgen, daß unsere Ansichten gehörig vertreten werden und keine Gelegenheit unbenutzt lassen, um Kandidaten, die unsern Prinzipien zugethan und von erprobter Rechtschaffenheit sind, für lokale und nationale Posten durchzusetzen, bei denen es sich um Zutrauen und Verantwortlichkeit handelt.</p> <p>Wenn wir den uns vorgezeichneten Weg bei dem jetzigen Kampfe um nationale Reform fest im Auge behalten, bei allen passenden Gelegenheiten unsre Forderungen mit Mäßigung und Energie, mit Achtung der entgegenstehenden Meinungen der öffentlichen Aufmerksamkeit nahe legen und zugleich entschlossen für das streiten, was uns gerecht zu sein scheint: so kann das Endresultat keinem ernstlichen Zweifel unterliegen. Eine Politik von Auskunftsmitteln, Günstlingswirthschaft und Egoismus können wohl für einige Zeit einem gewissenlosen und ungerechten Widerstande gegen das Recht zur Stütze dienen. Allein der Gang der Gesellschaft ist immer auf- und vorwärts und dieser beständigen und untrüglichen Kraft gegenüber müssen Unwissenheit und Irrthum das Feld räumen. Kenntniß und richtige Würdigung gesunder Prinzipien, Beständigkeit und Ehrenhaftigkeit im Zweck sind allein im Stande, eine weise und gerechte Gesetzgebung und Regierung dauernd zu begründen. Aus diesem Grunde wird unser Feldgeschrei nach wie vor sein: „Die Charter und keine Ergebung!“</p> </div> </div> <div n="1"> <head>Donaufürstenthümer.</head> <div xml:id="ar222_024" type="jArticle"> <head>Buckarest, 21. Januar.</head> <p>Vorgestern brachten Estafetten die Nachricht, daß viele Einwohner von Hermanstadt vor den herannahenden Truppen Bem's in eiliger Flucht gegen die walachische Gränze begriffen seien. Fast gleichzeitig traf ein Feldjäger aus Petersburg hier ein, welcher die Weisung brachte: Es könne den siebenbürgischen Gränzstädten die gewünschte militärische Hülfe der russischen Truppen gegen die invasirenden Rebellen geleistet werden, sobald die k. k. obersten Landesbehörden eine solche Hülfe ansprechen würden. In Erwartung einer solchen Requisition, erließ General v. Lüders noch in derselben Nacht die nöthigen Weisungen an die auf der Gränze aufgestellten Truppen, zu deren Verstärkung gestern Nacht noch eine Division, unter General Kamar dahin abgegangen ist.</p> </div> </div> <div n="1"> <head>Italien.</head> <div xml:id="ar222_025" type="jArticle"> <head> <bibl> <author>068</author> </bibl> </head> <p>Die Schweizer bleiben zu Bologna, der (verrätherische) General Latour hat versprochen, Hand in Hand mit der volksthümlichen Regierung zu gehen. Auch die schweizerische Besatzung zu Forli scheint den Missiven des Pabstes aus Gaëta unzugänglich zu sein.</p> <p>Nach der Einnahme von Messina und Milazzo besetzten die ne[a]politanischen Truppen, gemäß des dem Kartätschenferdinand von Frankreich und England auferlegten Waffenstillstandes, die Vorposten Barcelonna, St. Lucia, Rametta und Meri. Heute fliehen die Unglücklichen, die der feindlichen Jurisdiktion unterworfen sind, ihr Vaterland. Sie geben alles auf, was sie besitzen, um sich der gehässigen Behandlung der neapolitanischen Soldateska zu entziehen.</p> <p>Die erste Regierungsmaßregel, welche die Neapolitaner ergriffen, bestand darin, alle Sbirren in Amt und Posten einzusetzen, die während der Revolution der Volkswuth entrannen und sich nach Neapel flüchteten. Man begreift, wie diese rachsüchtige Kanaille jetzt wirthschaftet.</p> <p>Im Anfang war der Briefwechsel zwischen den von den neapolitanischen Truppen besetzten Landstrichen und dem übrigen Sizilien nur unter der Bedingung erlaubt, daß der neapolitanischen Polizei vorher Einsicht von der Korrespondenz gegeben wurde; so oft sich darin ein verdächtiges oder mißfälliges Wort fand, administrirten die Sbirren dem unglücklichen Briefsteller 50 Stockschläge. In diesem Augenblicke werden alle Briefe aufgefangen, selbst die, welche nur von Haus- oder Handelsangelegenheiten handeln.</p> <p>Zu Barcelonna, zu St. Lucia, zu Rametta haben die Neapolitaner die Häuser der angesehensten Bürger verwüstet, geplündert, in Militairquartiere verwandelt, und zwar, weil diese Bürger die Annahme von Aemtern und Ehrenposten ablehnten. Zu Meri haben die neapolitanischen Gewalthaber die Tochter des Bürgermeisters, wie Frau und Tochter des Steuereinnehmers arretirt, weil es ihnen nicht gelang, einen Munizipalrath zusammenzubringen. Zu Milazzo sprengte man alle Befestigungen durch Minen, die alle Häuser der Stadt beschädigten. Je lebhafte die Klagen <ref type="link_fsg">[Fortsetzung]</ref> <ref type="link">Hierzu eine Beilage.</ref> </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [1220/0004]
erkenne. In allen praktischen (!!) Fragen werde die Regierung ihre Pflicht gegen Deutschland erfüllen, was aber die Verfassung anlange, so müsse Hannover, wie die übrigen Mittelstaaten Deutschland's, eine „abwartende“ Stellung einnehmen.
Ungarn. * Pesth, 7. Febr. Georg Graf Lazar, aus Siebenbürgen gebürtig, 41 Jahre alt, Major in der ungarischen Armee, und Baron Wiedersperg, aus Böhmen, 42 Jahre alt, Hauptmann im Gustav-Wasa-Regimente, sind „trotz der Proklamation“ des Windischgrätz vom 17. Oktober in den Reihen „der ungarischen Aufrührer“ geblieben und haben mit ihnen sogar die österreichische Gränze überschritten. Deshalb wurden sie „zur Entsetzung von ihrer Offizierswürde mit Ehrenlosigkeitserklärung und zum Tode durch den Strang verurtheilt. Die unerschöpfliche Windischgrätzige Gnade hat den Strangestod in 10 jährige Festungsstrafe in Eisen verwandelt.“ So lautet seinem Wesen nach das vorgestern in Ofen verkündigte Urtel der „k. k. militär-politischen Untersuchungs-Kommission.“
Französische Republik. Paris, 12. Febr. Der Moniteur enthält folgende Dekrete:
1) Buffet, Ackerbau- und Handelsminister, ist par interim mit Verwaltung des Unterrichtsministeriums, während der Abwesenheit d.s Bürgers v. Falloux beauftragt. (Bürger Falloux ist in Angers bei seinem sterbenden Vater.)
2) Die Nationalgarde zu Fuß in Cette (Heraultdepartement) ist aufgelöst; der Maire der Stadt Cette, Bürger Mercier, von seinem Amte entsetzt.
Dem zweiten Dekrete ist ein Bericht vorangestellt, in weichem der von uns bereits erzählte Jakobiner-Mützenkrawall in reflektirender Weise wiederholt wird und der also spricht:
„Erlauben Sie mir, Herr Präsident der Republik, Ihnen bei dieser Gelegenheit mein Bedauern auszudrücken, daß ich darüber empfinde, daß die Vollmachten der Regierung nicht ausreichen, um das Strafmaaß dem Ernst jener Ereignisse angemessener einzurichten.“
Paris, 11. Februar 1849.
(gez.) Leon Faucher.
Hr. Faucher findet das Strafmaß der Auflösung und Absetzung zu gelinde! Er möchte Maire und Bürgerwehr über die Klinge schwingen lassen dafür nämlich, daß sie die Volks-Canaille nicht bei Zeiten niederschießen, sondern wie sich Hr. Faucher im Bericht ausdrückt „vier Stunden lang austoben ließ.“ La satiété seule a pu mettre un terme à d'aussi coupables excèse! lautet der Nachsatz in dem vor uns liegenden ministeriellen Originale. Dieser Bericht ist ein neuer historischer Beleg für die Charakteristik des Hrn. Faucher.
— An der Börse zirkuliren allerlei Hiobsgerüchte von der spanischen Gränze. So hieß es gestern Abend, Cabrera sei an seinen Wunden gestorben; ein spanisches Korps habe das Gebiet der französischen Republik verletzt u. s. w. Darauf erklärt heute der Moniteur:
„Es geht in der That aus den Berichten der Ortsbehörden (an der Pyrenäengränze) hervor, daß ein Theil der Progressisten (Republikaner), unter Don Vittoriano Ametler, von einem Corps der königl. Truppen auf das französische Gebiet zurückgeworfen wurde, und daß sich noch hier (250 Metres vom französischen Gränzposten Las Illas) ein heftiges Gewehrfeuer entspan[n], das nur durch das energische Dazwischenschreiten des Offiziers d[e]s Gränzpostens endete, der sich in die Mitte des Kugelregens begab und die Spanier zum Verlassen des französischen Gebiets nöthigte. Der Offizier forderte demnächst die republikanischen Insurgenten auf, ihre Waffen zu strecken und nahm 21 von ihnen nebst dem Obersten Ametler gefangen, welche alle an die Ortsbehörden des Dorfs Las Illas abgeliefert wurden. Aus den Protokollen geht aber hervor, daß die spanischen Soldaten vier Insurgenten auf franz Gebiet gefangen nahmen und mit sich hinüber führten. In Folge dieses Faktums hat sich der Präfekt der Pyrenées-Orientales an den franz. Consul in Barcelona gewandt, um bei den betreffenden Behörden Cataloniens zu reklamiren und jeder Maaßregel vorzubeugen, welche diese vier Gefangenen treffen könnte. Anderer Seits hat der Präfekt, in Verbindung mit dem kommandirenden General der 9. Militärdivision, solche Maaßregeln getroffen, die jeder Erneuerung einer ähnlichen Gebietsverletzung vorbeugen. Ebenso ist von Seiten des Ministers des Auswärtigen eine Note an das Madrider Cabinet abgegangen, in dessen Namen der General Narvaez das größte Bedauern wegen jener Vorfälle ausgedrückt hat. Es ist eine strenge Untersuchung von demselben angeordnet worden. Jene vier Gefangenen sollen zurückgeliefert und gleich ihren Kameraden in Perpignan wohnen. Kurz, es ist Alles geschehen, um jede fernere Störung der freundnachbarlichen Verhältnisse beider Länder zu vermeiden.“
— (Generalversammlung aller hiesigen Demokraten aus Deutschland, Italien, Spanien, Polen u. s. w.) In Folge der harten Maßregeln gegen mehrere deutsche Demokraten — denen das Ministerium den Befehl zugehen ließ, innerhalb 24 Stunden Paris zu verlassen, wobei es sich, wie gewöhnlich, auf die barbarische Fremdengesetzgebung gegen die damaligen Coblentzer (Artikel 7 des Gesetzes vom 28. Vendemiaire des Jahres VI.) beruft — hat der deutsche Verein beschlossen, einen Aufruf an sämmtliche hier lebende Demokraten aller Nationen zu erlassen, um mit ihnen bei der Nationalversammlung auf Abschaffung oder wenigstens Milderung jener Vendemiaire-Gesetzgebung (gegen die Coblentzer Royalisten) zu petitioniren.
— F. Salvego, preußischer Konsul in Sira, hat sich in Marseille eingeschifft, um sich auf seinen Posten zu begeben.
— Die Nationalversammlung beschäftigte sich bis Postschluß mit der Gerichtsreform, die das Ausland wenig interessirt.
— Der Berg und die ganze Linke speien Feuer und Flamme über die Bugeaud'schen Standreden in Bourges und Lyon. Das Ministerium soll dieserhalb interpellirt werden. Jules Favre wird das Wort führen.
— Cremieux hat den Bericht über das Klubgesetz fertig.
— Wie man sich erzählt, liegen der jüngsten Razzia gegen die hiesigen deutschen Demokraten weniger diplomatische Requisitionen als erlogene und darum doppels lächerliche Berichte deutscher Spione an Carlier, das sichtbare Haupt unserer unsichtbaren Beißzangen, zum Grunde. Der deutsche Verein gehört zu den verläumdetsten Dingen von der Welt. Weit entfernt, für die Bildung neuer Legionen oder gar gegen Hrn. Leon Faucher und Carlier zu konspiriren, beschäftigt er sich lediglich mit der Besprechung ökonomischer Fragen, die den Arbeiter am meisten interessiren.
— Die Reaktion reitet schnell wie die Todten — sagte gestern ein Morgenblatt. Außer obigen Ausweisungen können wir noch mehrere Beweise dafür liefern. Erstens nahm die Staatsanwaltschaft gestern Abend das Journal „Le Peuple“ wegen einer angeblichen Rechtfertigung der Brea-Mörder zum sechsten Male weg. Zweitens rennen die Lion's der ersten Legion von Haus zu Haus, um Beiträge für Anschaffung eines Ehrensäbels für Changarnier aufzutreiben. Drittens endlich langt eben ein Entwurf zu einer Beglückwünschungsadresse an Bugeaud für seine wahrhaft empörenden Reden in Bourges und Lyon an.
— National-Versammlung. Sitzung vom 12. Febr. Anfang 1 1/4 Uhr. Präsident Marrast.
Marrast verliest nach dem Protokoll mehrere Urlaubsgesuche. (Oh! Oh! Schon jetzt!)
An der Tagesordnung befindet sich zunächst die Fortsetzung der zweiten Deliberation über die Reform des Gerichtswesens. Die Debatte war am Sonnabend bis zum Artikel 9 vorgerückt — Appelhöfe.
Baze stellt den Nachsatz zu Art. 8:
„Die Beschlüsse der Anklagekammern müssen von wenigstens 5 Gliedern gefaßt werden.“
Angenommen.
Dupont (Büssac): Ich trage vor Fortsetzung der Tagesordnung darauf an, daß man alle Vorschläge, die sich auf die Grundkreditverhältnisse beziehen, an die Kommission verweise, welche sich eben mit Prüfung des Alex. Martin'schen Vorschlages zur Anlage von Departementalbanken beschäftigt.
Wird ausgesprochen.
Die Versammlung kehrt zu Artikel 9, von der Einrichtung der Appelhöfe handelnd, zurück.
Ueber die Zahl der Räthe entspinnt sich eine lange Debatte. Die Einen schlagen für Paris 57, die Andern 60 vor. Endlich wird die Zahl 57 angenommen.
Dann erhebt sich eine lange Debatte uber die Abstufungen (1., 2. u. 3 Klasse) der verschiedenen Appelhöfe.
St. Romme, Bertholon und Andere z. B. beantragen, daß Grenoble gleich Bordeaux, Lyon, Rouen, Toulouse, Caen und Riom in die 3. Klasse gehören.
Die Versammlung leiht indessen der Diskussion wenig Gehör; auf allen Bänken werden mehr oder weniger lebhafte Privatgespräche gepflogen, die das Papiermesser Marrast's vergebens zum Schweigen zu bringen versucht.
Art. 9 wird angenommen.
Um 4 Uhr geht die Versammlung zum Artikel 10 über.
Er lautet:
„Der Titel eines ersten General-Advokaten ist bei allen Appelhöfen, mit Ausnahme Paris, aufgehoben etc. etc.“
Dubodan, Lejeard u. s. w. stellen Neben-Anträge.
Boudet bekämpft dieselben im Namen des Justizausschusses.
Die Gerichtsdebatte wird mit dem Art. 10 abgebrochen.
Coralli verlangt das Wort, um das Ministerium zu interpelliren. „Gegenstand meiner Interpellationen (beginnt er) sind die Standreden des Marschalls Bugeaud in Bourges u Lyon.“ (Ah! Ah! zur Rechten.) Der Redner zieht mehrere Journale hervor und frägt die Versammlung, ob sie geneigt sei, die Interpellationen sofort zu bewilligen. (Ja! Ja!) Der Redner beruft sich auf die Lyoner und Pariser Journale und beginnt die (von uns bereits früher mitgetheilten) Reden vorzulesen. „Ich kenne — bemerkt er unter unzähligen Unterbrechungen — den Marschall Bugeaud persönlich und weiß daher, daß man seiner Originalität nicht übertriebene Wichtigkeit beilegen darf. Aber ich frage den Minister des Aeußern, ob er die diplomatischen Expektorationen des Marschalls Bugeaud convenable finde; ich frage ferner den Kriegsminister, ob er es mit der Würde der französischen Armee vereinbar finde, daß Herr Bugeaud sie mit der östreichischen Armee vergleiche, welche zum Krieg einer Nationalität gegen die andern verwandt wird, wo der Croat gegen den Ungar, der Ungar gegen den Italiener und der eigentliche Oestreicher überall feindlich auftritt? Ein solches Betragen verdiene den Tadel der Versammlung.“
Odilon-Barrot erklärt, daß die Bugeaud'schen Reden keinen so großen Eindruck auf ihn gemacht hätten. (Oh! Oh!) Sie trügen den Charakter der Gewißheit und Severität nicht, die man ihnen beilegen wolle. Er wünsche, daß die angedeuteten Fälle nicht eintreten möchten; übrigens stände der Ruhm des erlauchten Marschalls zu hoch, als daß ihn Tadel erreichen könne.
Emanuel Arago erhebt sich mit Energie gegen die Sprache des Marschalls; er nennt sie unklug — doppelt unklug in einem Augenblick, wo in Brüssel der ital. Congreß sich eröffnen solle. Diese Reden würden das Auftreten des fran[z]ösischen Bevollmächtigten paralisiren. Er verlangt, daß das Cabinet den Marschall förmlich verläugne.
Barrot stützt sich wiederholt auf den nichtamtlichen Charakter der Journalauszüge und beruhigt den Vorredner wegen des nachtheiligen Einflusses.
Coralli besteigt wiederholt die Bühne.
Sitzung dauert fort. 6 1/2 Uhr.
Straßburg, 6. Februar. Die in der vorigen Woche aus dem Arsenal entlassenen Arbeiter sind gestern wiederum einberufen worden. Warum hat man sie aber entlassen? Um Ruhestörungen herbeizuführen, wodurch der Moniteur Ursache bekommen konnte, über Komplotte zu schreien. Dieses Blatt sagt unter Anderm: „In Straßburg haben sich die Wühler sogar erfrecht (Oh! Oh!) in den Klubs gegen den hohen Gerichtshof zu protestiren.“ Ich sage aber, man geht hier in den Klubs noch viel weiter, was sehr erfreulich ist. Advokat Beyer stellte nämlich den Antrag: Zur Bildung einer Wehr, welche die republikanischen Prinzipien sichern soll. Mit stürmischen Bravo's wurde dieser Antrag aufgenommen, und ungeheuer war der Andrang der Bürger zur Einschreibung. Auf dem Lande zirkuliren gleichfalls Listen zu diesem Zwecke, die mit Jubel begrüßt und von der großen Mehrzahl unterschrieben werden. Jeder verpflichtet sich gerne, wenn es erforderlich wird, Haus und Hof zu verlassen und nach Paris oder nach jedem Orte, wo der Republik Gefahr droht, zu ziehen. Die Theilnahme für die Bergpartei nimmt erstaunungswürdig überhand. Kein Mittel wäre geeigneter gewesen, ihr so viele Anhänger zu verschaffen, als der von der Regierung versuchte und mißglückte Putsch.
(M. Ab.-Z.) Spanien. 068 Gibraltar, 27. Januar. Das von Ch. Napier befehligte Geschwader (3 Linienschiffe, 1 Fregatte, 1 Brigg und 6 Kriegsdämpfer) ist hier eingetroffen und soll noch heute nach Tanger aufbrechen, um der marokkanischen Majestät eine derbe Lektion zu ertheilen. Ist dies geschehen, wird sie sich sofort nach Italien wenden.
Großbritannien. * London, 12. Februar. Der Vollziehungsausschuß der Chartisten hat an letztern nachstehende Adresse erlassen:
„Um erfolgreich zu wirken, ist ein klares und genau bestiimmtes Verhältniß zu andern politischen Parteien im Staate eben so nothwendig, wie die Bekennung gerechter Principien. Von dieser Idee erfüllt und durch langen und genauen Verkehr mit Euch überzeugt, daß Ihr unsere Rathschläge mit ruhiger und bedachtsamer Aufmerksamkeit prüfen werdet: richten wir gegenwärtig diese Ansprache an Euch.
Verschiedene Parteien legen Berufung ein auf die öffentliche Meinung und bemühen sich, deren Ausspruch zu erlangen — Parteien, die sich ihrer Angabe nach zu Zwecken öffentlichen Nutzens gebildet haben und die bemüht sind, ihre Maaßregeln im Parlament mittelst Eures Einflusses durchzuführen. Die Politik jener Parteien liefert einen guten, angemessenen Stoff zur Erörterung und wir würden unsre Pflicht als Vertreter einer politischen Assoziation schlecht erfüllen, legten wir Euch nicht frank und frei unsere Ansicht dar.
Erstens also in Betreff der neuen Reform-Assoziation, deren Leiter Hr. Hume ist. Wir betrachten diese Reformbewegung als zu eng und in ihrer Grundlage zu beschränkt, um von uns eine aktive, energische, ungetheilte Mitwirkung fordern zu können. Wir bedauern diesen Umstand und wünschen aufrichtig seine Hinwegräumung, denn Einigkeit und Masse sind zur Erlangung eines sichern Erfolges stets nothwendig, wenn der Kampf um Recht gegen privilegirte und Klassen-Herrschaft geführt wird. Die Reformbewegung Hrn. Hume's und seiner Freunde zur Erweiterung des Wahlrechts sehen wir indeß für einen Beweis an von den im Wahlkörper zunehmenden Fortschritten und liberalen Bestrebungen.
Ausbreitung politischer Einsicht und weitere Aufklärung über die Frage des allgemeinen Stimmrechts muß das unvermeidliche Ergebniß dieser Agitation sein. Im Fall ihres glücklichen Erfolges, wird die Verbreiterung der Wahlgrundlage das Unterhaus volksthümlicher gestalten und den Einfluß der Wähler und Nichtwähler auf ihre Vertreter in gewissem Maaße verstärken. Jeder einsichtsvolle Reformer muß in ihr einen Schritt nach der richtigen Seite hin zur vollen Emanzipation des Volkes erblicken.
Deshalb sind wir der Ansicht, daß jener Reformbewegung in keiner Weise irgend ein Hinderniß oder eine Opposition, welche den Fortschritt und endlichen Erfolg derselben verzögern oder hintertreiben könnte, entgegengestellt werden darf. Wir anempfehlen jedoch nachdrücklich, daß die Freunde der Charter in allen Fällen, wo die Meinung in Städten, oder Distrikten über die offene Frage einer Parlamentsreform eingeholt werden soll, in Masse erscheinen und das Uebergewicht ihrer Prinzipien vor der Welt nachweisen.
In benjenigen Fällen aber, wo der Zweck öffentlicher Meetings andere Maßregeln als eine organische Umgestaltung des Unterhauses betrifft, wäre ein chartistisches Amendement Herbeiziehung einer andern Maßregel, eine Abweichung von den bestimmten Gegenständen solcher Meetings und ein Machtgebrauch, auf den weder Minoritäten noch Majoritäten ein Recht haben.
„Einschränkung und Ersparung“ war die stetige Parole der Whigs, ehe sie ans Staatsruder gelangten. Sobald sie im Amte waren, zeigte sich ihre Praxis zum Unglück für die Nation, deren Interessen sie zu schützen geschworen, als das grade Gegentheil ihrer frühern Versprechungen. Gegen ihre maßlose schlechte Verwaltung der Volksgelder haben wir oft unsere Stimme erhoben.
Ihre Laufbahn zeichnet sich durch Mißgriffe und Schwierigkeiten, durch wachsende St[e]uern und Schulden aus. Unsere Vorstellungen waren vergeblich; unsre Lehren und Proteste haben selbst j[e]tzt das Ohr der Mittelklasse und der Handeltreibenden erst zu einer Zeit erreicht, als letztere durch eine längere Periode nationalen Unglücks tief gelitten hatten und persönliche Oekonomie zur Erhaltung ihrer Existenz unerläßlich wurde. Es erforderte Seitens erfahrner Politiker geringen Scharfsinn, um vorauszusehen, daß die Priva[t]bedrängniß ihren Einfluß auch in Betreff der öffentlichen Interessen äußern würde. Wir freuen uns über den Anfang einer Finanzreform-Bewegung, die eine Verminderung der Steuern zu ihrem Ziel genommen. Eine zahlreiche stehende Armee mit Offizieren in Unmasse, eine kostspielige und große Flotte, ein sich mehrendes und lästiges Constabierwesen scheint uns in einem Lande, das seit mehr als 30 Jahren mit den übrigen Nationen fortwährend in Frieden gewesen, ganz überflüssig und können diese Dinge nur zum Zweck von Eroberungen nach außen aufrecht erhalten werden.
Alle Maaßregeln zu wohldurchdachten Reformen und Verminderungen in Heer, Flotte und Konstablerwesen, werden unsre Mitwirkung und Unterstützung erhalten. Hierbei wünschen wir nicht mißverstanden zu werden und müssen einen Augenblick inne halten, um zu erklären, daß wir weit entfernt sind, zu glauben, solche Reformen könnten ohne andere und radikalere Maaßregeln die soziale oder politische Lage der arbeitenden und der Kleinhandel treibenden Klasse materiell verbessern. Im Gegentheil begreifen wir, daß die Uebelstände in der Gesellschaft und Regierung zu tief gewurzelt und zu alt sind, um durch irgend einen Plan fiskalischer oder finanzieller Verbesserung wirklich geheilt werden zu können. Wir betrachten solche Bewegungen lediglich als günstige Zeichen der Zeit, als Ankündigung einer rasch wachsenden Macht der öffentlichen Meinung, der in feindlichem Geiste entgegenzutreten, unpolitisch sein würde.
Die Grundsätze der Volkscharter bilden die Unterlage unsres politischen Bekenntnisses. Für diese kämpfen, für diese stehen oder fallen wir, als eine bestimmte politische Gesammtheit und wir erwarten vertrauensvoll, von Euch unterstützt und gekräftigt zu werden. Unser Wunsch geht dahin, in diesem, unserm Geburtslande, eine starke politische Festung zu errichten, die bei allen Gelegenheiten als wirksame Bundesgenossen fortschreitender Freiheit und als thätige Gegnerin des rückwärts laufenden Despotismus dastehe. Auf der Platform, den Hustings und in der Presse werden wir bei allen passenden Gelegenheiten dafür sorgen, daß unsere Ansichten gehörig vertreten werden und keine Gelegenheit unbenutzt lassen, um Kandidaten, die unsern Prinzipien zugethan und von erprobter Rechtschaffenheit sind, für lokale und nationale Posten durchzusetzen, bei denen es sich um Zutrauen und Verantwortlichkeit handelt.
Wenn wir den uns vorgezeichneten Weg bei dem jetzigen Kampfe um nationale Reform fest im Auge behalten, bei allen passenden Gelegenheiten unsre Forderungen mit Mäßigung und Energie, mit Achtung der entgegenstehenden Meinungen der öffentlichen Aufmerksamkeit nahe legen und zugleich entschlossen für das streiten, was uns gerecht zu sein scheint: so kann das Endresultat keinem ernstlichen Zweifel unterliegen. Eine Politik von Auskunftsmitteln, Günstlingswirthschaft und Egoismus können wohl für einige Zeit einem gewissenlosen und ungerechten Widerstande gegen das Recht zur Stütze dienen. Allein der Gang der Gesellschaft ist immer auf- und vorwärts und dieser beständigen und untrüglichen Kraft gegenüber müssen Unwissenheit und Irrthum das Feld räumen. Kenntniß und richtige Würdigung gesunder Prinzipien, Beständigkeit und Ehrenhaftigkeit im Zweck sind allein im Stande, eine weise und gerechte Gesetzgebung und Regierung dauernd zu begründen. Aus diesem Grunde wird unser Feldgeschrei nach wie vor sein: „Die Charter und keine Ergebung!“
Donaufürstenthümer. Buckarest, 21. Januar. Vorgestern brachten Estafetten die Nachricht, daß viele Einwohner von Hermanstadt vor den herannahenden Truppen Bem's in eiliger Flucht gegen die walachische Gränze begriffen seien. Fast gleichzeitig traf ein Feldjäger aus Petersburg hier ein, welcher die Weisung brachte: Es könne den siebenbürgischen Gränzstädten die gewünschte militärische Hülfe der russischen Truppen gegen die invasirenden Rebellen geleistet werden, sobald die k. k. obersten Landesbehörden eine solche Hülfe ansprechen würden. In Erwartung einer solchen Requisition, erließ General v. Lüders noch in derselben Nacht die nöthigen Weisungen an die auf der Gränze aufgestellten Truppen, zu deren Verstärkung gestern Nacht noch eine Division, unter General Kamar dahin abgegangen ist.
Italien. 068 Die Schweizer bleiben zu Bologna, der (verrätherische) General Latour hat versprochen, Hand in Hand mit der volksthümlichen Regierung zu gehen. Auch die schweizerische Besatzung zu Forli scheint den Missiven des Pabstes aus Gaëta unzugänglich zu sein.
Nach der Einnahme von Messina und Milazzo besetzten die ne[a]politanischen Truppen, gemäß des dem Kartätschenferdinand von Frankreich und England auferlegten Waffenstillstandes, die Vorposten Barcelonna, St. Lucia, Rametta und Meri. Heute fliehen die Unglücklichen, die der feindlichen Jurisdiktion unterworfen sind, ihr Vaterland. Sie geben alles auf, was sie besitzen, um sich der gehässigen Behandlung der neapolitanischen Soldateska zu entziehen.
Die erste Regierungsmaßregel, welche die Neapolitaner ergriffen, bestand darin, alle Sbirren in Amt und Posten einzusetzen, die während der Revolution der Volkswuth entrannen und sich nach Neapel flüchteten. Man begreift, wie diese rachsüchtige Kanaille jetzt wirthschaftet.
Im Anfang war der Briefwechsel zwischen den von den neapolitanischen Truppen besetzten Landstrichen und dem übrigen Sizilien nur unter der Bedingung erlaubt, daß der neapolitanischen Polizei vorher Einsicht von der Korrespondenz gegeben wurde; so oft sich darin ein verdächtiges oder mißfälliges Wort fand, administrirten die Sbirren dem unglücklichen Briefsteller 50 Stockschläge. In diesem Augenblicke werden alle Briefe aufgefangen, selbst die, welche nur von Haus- oder Handelsangelegenheiten handeln.
Zu Barcelonna, zu St. Lucia, zu Rametta haben die Neapolitaner die Häuser der angesehensten Bürger verwüstet, geplündert, in Militairquartiere verwandelt, und zwar, weil diese Bürger die Annahme von Aemtern und Ehrenposten ablehnten. Zu Meri haben die neapolitanischen Gewalthaber die Tochter des Bürgermeisters, wie Frau und Tochter des Steuereinnehmers arretirt, weil es ihnen nicht gelang, einen Munizipalrath zusammenzubringen. Zu Milazzo sprengte man alle Befestigungen durch Minen, die alle Häuser der Stadt beschädigten. Je lebhafte die Klagen [Fortsetzung] Hierzu eine Beilage.
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Weitere Informationen:Die angegebenen Seitenzahlen beziehen sich auf die Ausgabe: Neue Rheinische Zeitung. Organ der Demokratie. Bd. 2 (Nummer 184 bis Nummer 301) Köln, 1. Januar 1849 bis 19. Mai 1849. Glashütten im Taunus, Verlag Detlev Auvermann KG 1973.
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