Neue Rheinische Zeitung. Nr. 224. Köln, 17. Februar 1849.Neue Rheinische Zeitung Organ der Demokratie. No. 224. Köln, Samstag den 17. Februar. 1849. Vierteljähriger Abonnementspreis in Köln 1 Thlr. 7 1/2 Sgr., bei allen preußischen Postanstalten 1 Thlr. 17 Sgr. -- Im Auslande wende man sich: in Belgien an die betreffenden Postanstalten; in London an W. Thomas, 21 Catherine-Street, Strand; in Paris an W. Thomas, 38 Rue Vivienne, und an A. Havas, 3 Rue Jean Jacques Rousseau. Insertionen werden mit 18 Pf. die Petitzeile oder deren Raum berechnet. Auskunft, Annahme und Abgabe chiffrirter Briefe gratis. Nur frankirte Briefe werden angenommen. Expedition Unter Hutmacher Nro. 17. Den Freunden unseres Blattes, welche noch zu abonniren wünschen, die Anzeige, daß wir für die Stadt Köln Abonnements fur den Zeitraum vom 15. Februar bis 31. März zum Preise von 20 Sgr. praenumerando entgegen nehmen. Auf die vielen Anfragen von auswärts bedauern wir erwidern zu müssen, daß unsere desfallsigen Anträge bei der Post auf Hindernisse gestoßen sind. Die Geranten. Uebersicht. Deutschland. Köln. (Preußische Finanzwirthschaft unter Bodelschwingh und Consorten. -- Die "Nationalzeitung". -- Gladbach.) Düsseldorf. (Gödsche. -- Abschiedsmahl für Drigalski.) Berlin. (Die Vertagung der Kammern. -- Preußisch-russische Pläne. -- Ersatzwahlen. -- Die mecklenburgischen Verhältnisse. -- Statistisches.) Breslau. (Die Wahlen zur ersten Kammer. -- Pr. Justizwirrwar. -- Heinrich Simon. -- Die Breslauer Regierung fahndet auf Kossuth.) Frankenstein. (Militärexcesse.) Posen. (Protest der Polen gegen ungesetzliche Wahlmaßregeln.) Aus Westpreußen. (v. Seld.) Danzig. (Kriminalprozesse.) Dresden. (Sitzung der ersten Kammer.) Schleswig-Holstein. (Die Kroaten in Mecklenburg.) Ungarn. Vinkovce. (Die Esseker Festung.) Hermannstadt. (K. K. Manöver zur Herbeiziehung der Russen.) Italien. Rom. (Die Constituante eröffnet. -- Angebliche Entlassung der Schweizer-Regimenter.) Palermo. (Rüstungen.) Florenz. (Der Großherzog. -- Gerüchte aus Modena.) Mailand. (Standrecht.) Genua. (Gerüchte über Ferdinand von Neapel.) Turin. (Ministerialveränderung.) Schweiz. Bern. (Zunehmende Erbitterung in Italien gegen die Schweizer.) Franz. Republik. Paris. (Proudhon und Considerant. -- Vermischtes. -- National-Versammlung.) Großbritannien. London. (Parlament.) Deutschland.
* Köln, 16. Febr. Der Inhalt dieses Artikels kann aus urheberrechtlichen Gründen nicht angezeigt werden. Mein viermonatlicher Aufenthalt in Hoch-Californien unter den Goldwühlern. (Fortsetzung). Des andern Tages erhob sich die Sonne glänzend am wolkenlosen Horizonte. Wir beeilten unser Frühstück und beriethen uns dann über die Verwendung des heutigen Tages. Es war Sonntag; aber deßungeachtet waren wir alle entschlossen zu arbeiten, mit Ausnahme des Don Louis, der steif darauf beharrte, feiern zu wollen. Um alle Welt zu verständigen, trafen wir die Uebereinkunft, daß jeder auf eigene Rechnung arbeite und nur in sofern sich an den gemeinsamen Arbeiten der Gesellschaft betheilige, als der gemeinschaftliche Schutz es erheische. Während wir also ruhig Don Louis im Zelte seine Pfeife rauchen ließen, begaben wir uns an die Arbeit, und machten bei dieser Gelegenheit die Bemerkung, daß der größte Theil der Goldwühler vollkommen unsere Ansicht theilte über die Frage, ob es erlaubt sei, an einem Sonntag zu arbeiten. Mit wahrem Eifer arbeite ich, wie übrigens meine Reisegefährten auch, den ganzen Vormittag hindurch. Es ist dies aber keineswegs eine leichte Arbeit: so den ganzen Tag den Körper zu bücken, ermüdet ungemein; wenn man dazu noch die Hände abwechselnd im Wasser, abwechselnd den Sonnenstrahlen ausgesetzt halten muß, so berstet die Haut, was eine sehr schmerzhafte Empfindung verursacht. Diese Leiden kommen jedoch in keinen Betracht, wenn man sie mit dem unendlichen Gewinn vergleicht, den man daraus zieht. Nach unserem Mittagsmahle, welches wir gegen 12 Uhr verzehrten, wurde beschlossen, nicht auf die Arbeit zu gehen, sondern die verschiedenen Lager zu besuchen. Fast alle übrigen Goldwühler hatten ebenfalls die Arbeit eingestellt. Die Einen schliefen unter den Bäumen, die Andern in den Zelten; wieder Andere rauchten und plauderten, oder besserten ihre Kleidungsstücke aus, oder auch besorgten die Küche. Ein auffallenderes, originelleres Gemisch kann man sich wohl schwerlich vorstellen: hier sind es Indianer, die mit ihren baumwollenen grell-gefärbten Hemdern die Manieren des Wilden durch das Gewand des civilisirten Menschen durchblicken lassen; dort sieht man gebräunte Gesichter, mit hagerm und muskulösem Körper, feurigem Blicke und seinen Formen, die die spanische Race verrathen, in vertraulichem Gespräche mit blassen Yankees, die mit ihrem spitz zulaufenden Gesichte ebenso geschickt sind, einen Handel abzuschließen, als bereit, mit Schlägen um sich zu fahren. Weiter erkennt man an seinem Hemde von rother oder blauer Wolle, an seiner weiten leinenen Hose den Matrosen, der jedenfalls von irgend einem Wallfischfahrzeug desertirt ist. Weiter noch sieht man entlaufene Neger, die mit der ihrer Race eigenen Zungengeläufigkeit plaudern, während sie ihr wollichtes Haupt nachlässig hin und her gehen lassen oder laut auflachen und dabei ihren Mund so weit öffnen, daß zwei Reihen von Zähnen, weiß wie Elfenbein, einem entgegenblitzen. In unserer fernern Promenade entdeckten wir ein Zelt von einer ungeheuren Ausdehnung und das in Wirklichkeit aus zwei oder drei andern Zelten bestand. Es ist dies eine Kapelle, worin ein Missionär einer zahlreichen Versammlung Vorträge hielt. 5. Juni. Wir haben den ganzen Tag mit wahrem Eifer gearbeitet, gewaschen und gegraben, und unsere Mühe ist uns recht schön belohnt worden. Ich glaube jetzt wirklich die Grundlage zu meinem Glücke gelegt zu haben, und ich danke Gott aus vollem Herzen. Ich habe genug gelitten in meinen abenteuerlichen Fahrten durch die Welt, und die Erfahrung hat mich gelehrt, daß ein Stein, der immer am Rollen ist, kein Moos ansetzt. Jetzt dagegen habe ich die schönsten Aussichten, und ich will es gewiß nicht an Fleiß fehlen lassen. Bradley und ich wir haben neben einander gearbeitet, und wir sind wirklich glücklich gewesen; er hat 25 Doll., Goldpulver (133 Fr. 50 Cent.) und ich habe 22 Doll. (116 Fr. 60 Cent.) gewonnen, d. h. rein verdient. Uebrigens, wenn ich es frei sagen soll, so ist unsere Verfahrungsweise zur Gewinnung des Goldes wahrhaft barbarisch; die Rippen sind mir wie in 1000 Stücke zerbrochen, wie es auch nicht anders sein kann, wenn man, wie ich, den ganzen Tag gebückt bleibt. Ich trug daher auf Anschaffung einer Cradle, d. h. einer Schaukelwiege an; das wird freilich viel kosten, aber auf der andern Seite wird um so mehr dabei gewonnen. Beim Mittagessen kam mein Vorschlag zur Sprache und fand allgemeine Beistimmung. Wir gingen sogar noch weiter, und beschlossen, wenn wir keine Cradle zu kaufen fänden, eine selbst zu verfertigen. An demselben Tage noch gab es viele neue Einwanderungen, worunter zwei Bekannte von Bradley, einer Namens Biggs, der vor einigen Tagen die Kommission zu San Francisco ausrichtete; der Andere ist ein franz. Canadier, Lacasse genannt, der sich in Californien niederlassen will. Wir machten ihnen das Anerbieten, in unsere Gesellschaft einzutreten, was sie sogleich annahmen. Wenn dieser Zufluß von Fremden fortdauert, und die Lebensmittel und sonstige Waaren in demselben Maße steigen (eine ganz mittelmäßige Goldwage verkaufte man uns heute zu 15 Doll.), dann wird man bald sich besser stehn, einen Kram zu halten, als die Haue zu führen und die Cradle zu rühren. Was mich bei der ganzen Sache überrascht, das ist die allgemeine Sicherheit, die in einem von aller Civilisation so entfernten Lande herrscht, wo also von einem Gesetze nicht im mindesten die Rede sein kann. Nie hört man von einem Angriff gegen Eigenthum oder Personen sprechen. Mit Dieben würde man übrigens kurzen Prozeß machen: eine Kugel in den Kopf ohne weitere Prozedur, das ist die Strafe, die auf den Schuldigen harret. Sonntag den 11. Juni. Ich habe jetzt seit beinahe acht Tagen nicht ein einziges Mal mein Tagebuch zur Hand genommen. Da wir keine Cradle zu kaufen fanden, entschlossen wir uns, nicht eine, sondern deren zwei zu verfertigen. Die Hauptschwierigkeit Neue Rheinische Zeitung Organ der Demokratie. No. 224. Köln, Samstag den 17. Februar. 1849. Vierteljähriger Abonnementspreis in Köln 1 Thlr. 7 1/2 Sgr., bei allen preußischen Postanstalten 1 Thlr. 17 Sgr. — Im Auslande wende man sich: in Belgien an die betreffenden Postanstalten; in London an W. Thomas, 21 Catherine-Street, Strand; in Paris an W. Thomas, 38 Rue Vivienne, und an A. Havas, 3 Rue Jean Jacques Rousseau. Insertionen werden mit 18 Pf. die Petitzeile oder deren Raum berechnet. Auskunft, Annahme und Abgabe chiffrirter Briefe gratis. Nur frankirte Briefe werden angenommen. Expedition Unter Hutmacher Nro. 17. Den Freunden unseres Blattes, welche noch zu abonniren wünschen, die Anzeige, daß wir für die Stadt Köln Abonnements fur den Zeitraum vom 15. Februar bis 31. März zum Preise von 20 Sgr. praenumerando entgegen nehmen. Auf die vielen Anfragen von auswärts bedauern wir erwidern zu müssen, daß unsere desfallsigen Anträge bei der Post auf Hindernisse gestoßen sind. Die Geranten. Uebersicht. Deutschland. Köln. (Preußische Finanzwirthschaft unter Bodelschwingh und Consorten. — Die „Nationalzeitung“. — Gladbach.) Düsseldorf. (Gödsche. — Abschiedsmahl für Drigalski.) Berlin. (Die Vertagung der Kammern. — Preußisch-russische Pläne. — Ersatzwahlen. — Die mecklenburgischen Verhältnisse. — Statistisches.) Breslau. (Die Wahlen zur ersten Kammer. — Pr. Justizwirrwar. — Heinrich Simon. — Die Breslauer Regierung fahndet auf Kossuth.) Frankenstein. (Militärexcesse.) Posen. (Protest der Polen gegen ungesetzliche Wahlmaßregeln.) Aus Westpreußen. (v. Seld.) Danzig. (Kriminalprozesse.) Dresden. (Sitzung der ersten Kammer.) Schleswig-Holstein. (Die Kroaten in Mecklenburg.) Ungarn. Vinkovce. (Die Esseker Festung.) Hermannstadt. (K. K. Manöver zur Herbeiziehung der Russen.) Italien. Rom. (Die Constituante eröffnet. — Angebliche Entlassung der Schweizer-Regimenter.) Palermo. (Rüstungen.) Florenz. (Der Großherzog. — Gerüchte aus Modena.) Mailand. (Standrecht.) Genua. (Gerüchte über Ferdinand von Neapel.) Turin. (Ministerialveränderung.) Schweiz. Bern. (Zunehmende Erbitterung in Italien gegen die Schweizer.) Franz. Republik. Paris. (Proudhon und Considerant. — Vermischtes. — National-Versammlung.) Großbritannien. London. (Parlament.) Deutschland.
* Köln, 16. Febr. Der Inhalt dieses Artikels kann aus urheberrechtlichen Gründen nicht angezeigt werden. Mein viermonatlicher Aufenthalt in Hoch-Californien unter den Goldwühlern. (Fortsetzung). Des andern Tages erhob sich die Sonne glänzend am wolkenlosen Horizonte. Wir beeilten unser Frühstück und beriethen uns dann über die Verwendung des heutigen Tages. Es war Sonntag; aber deßungeachtet waren wir alle entschlossen zu arbeiten, mit Ausnahme des Don Louis, der steif darauf beharrte, feiern zu wollen. Um alle Welt zu verständigen, trafen wir die Uebereinkunft, daß jeder auf eigene Rechnung arbeite und nur in sofern sich an den gemeinsamen Arbeiten der Gesellschaft betheilige, als der gemeinschaftliche Schutz es erheische. Während wir also ruhig Don Louis im Zelte seine Pfeife rauchen ließen, begaben wir uns an die Arbeit, und machten bei dieser Gelegenheit die Bemerkung, daß der größte Theil der Goldwühler vollkommen unsere Ansicht theilte über die Frage, ob es erlaubt sei, an einem Sonntag zu arbeiten. Mit wahrem Eifer arbeite ich, wie übrigens meine Reisegefährten auch, den ganzen Vormittag hindurch. Es ist dies aber keineswegs eine leichte Arbeit: so den ganzen Tag den Körper zu bücken, ermüdet ungemein; wenn man dazu noch die Hände abwechselnd im Wasser, abwechselnd den Sonnenstrahlen ausgesetzt halten muß, so berstet die Haut, was eine sehr schmerzhafte Empfindung verursacht. Diese Leiden kommen jedoch in keinen Betracht, wenn man sie mit dem unendlichen Gewinn vergleicht, den man daraus zieht. Nach unserem Mittagsmahle, welches wir gegen 12 Uhr verzehrten, wurde beschlossen, nicht auf die Arbeit zu gehen, sondern die verschiedenen Lager zu besuchen. Fast alle übrigen Goldwühler hatten ebenfalls die Arbeit eingestellt. Die Einen schliefen unter den Bäumen, die Andern in den Zelten; wieder Andere rauchten und plauderten, oder besserten ihre Kleidungsstücke aus, oder auch besorgten die Küche. Ein auffallenderes, originelleres Gemisch kann man sich wohl schwerlich vorstellen: hier sind es Indianer, die mit ihren baumwollenen grell-gefärbten Hemdern die Manieren des Wilden durch das Gewand des civilisirten Menschen durchblicken lassen; dort sieht man gebräunte Gesichter, mit hagerm und muskulösem Körper, feurigem Blicke und seinen Formen, die die spanische Race verrathen, in vertraulichem Gespräche mit blassen Yankees, die mit ihrem spitz zulaufenden Gesichte ebenso geschickt sind, einen Handel abzuschließen, als bereit, mit Schlägen um sich zu fahren. Weiter erkennt man an seinem Hemde von rother oder blauer Wolle, an seiner weiten leinenen Hose den Matrosen, der jedenfalls von irgend einem Wallfischfahrzeug desertirt ist. Weiter noch sieht man entlaufene Neger, die mit der ihrer Raçe eigenen Zungengeläufigkeit plaudern, während sie ihr wollichtes Haupt nachlässig hin und her gehen lassen oder laut auflachen und dabei ihren Mund so weit öffnen, daß zwei Reihen von Zähnen, weiß wie Elfenbein, einem entgegenblitzen. In unserer fernern Promenade entdeckten wir ein Zelt von einer ungeheuren Ausdehnung und das in Wirklichkeit aus zwei oder drei andern Zelten bestand. Es ist dies eine Kapelle, worin ein Missionär einer zahlreichen Versammlung Vorträge hielt. 5. Juni. Wir haben den ganzen Tag mit wahrem Eifer gearbeitet, gewaschen und gegraben, und unsere Mühe ist uns recht schön belohnt worden. Ich glaube jetzt wirklich die Grundlage zu meinem Glücke gelegt zu haben, und ich danke Gott aus vollem Herzen. Ich habe genug gelitten in meinen abenteuerlichen Fahrten durch die Welt, und die Erfahrung hat mich gelehrt, daß ein Stein, der immer am Rollen ist, kein Moos ansetzt. Jetzt dagegen habe ich die schönsten Aussichten, und ich will es gewiß nicht an Fleiß fehlen lassen. Bradley und ich wir haben neben einander gearbeitet, und wir sind wirklich glücklich gewesen; er hat 25 Doll., Goldpulver (133 Fr. 50 Cent.) und ich habe 22 Doll. (116 Fr. 60 Cent.) gewonnen, d. h. rein verdient. Uebrigens, wenn ich es frei sagen soll, so ist unsere Verfahrungsweise zur Gewinnung des Goldes wahrhaft barbarisch; die Rippen sind mir wie in 1000 Stücke zerbrochen, wie es auch nicht anders sein kann, wenn man, wie ich, den ganzen Tag gebückt bleibt. Ich trug daher auf Anschaffung einer Cradle, d. h. einer Schaukelwiege an; das wird freilich viel kosten, aber auf der andern Seite wird um so mehr dabei gewonnen. Beim Mittagessen kam mein Vorschlag zur Sprache und fand allgemeine Beistimmung. Wir gingen sogar noch weiter, und beschlossen, wenn wir keine Cradle zu kaufen fänden, eine selbst zu verfertigen. An demselben Tage noch gab es viele neue Einwanderungen, worunter zwei Bekannte von Bradley, einer Namens Biggs, der vor einigen Tagen die Kommission zu San Francisco ausrichtete; der Andere ist ein franz. Canadier, Lacasse genannt, der sich in Californien niederlassen will. Wir machten ihnen das Anerbieten, in unsere Gesellschaft einzutreten, was sie sogleich annahmen. Wenn dieser Zufluß von Fremden fortdauert, und die Lebensmittel und sonstige Waaren in demselben Maße steigen (eine ganz mittelmäßige Goldwage verkaufte man uns heute zu 15 Doll.), dann wird man bald sich besser stehn, einen Kram zu halten, als die Haue zu führen und die Cradle zu rühren. Was mich bei der ganzen Sache überrascht, das ist die allgemeine Sicherheit, die in einem von aller Civilisation so entfernten Lande herrscht, wo also von einem Gesetze nicht im mindesten die Rede sein kann. Nie hört man von einem Angriff gegen Eigenthum oder Personen sprechen. Mit Dieben würde man übrigens kurzen Prozeß machen: eine Kugel in den Kopf ohne weitere Prozedur, das ist die Strafe, die auf den Schuldigen harret. Sonntag den 11. Juni. Ich habe jetzt seit beinahe acht Tagen nicht ein einziges Mal mein Tagebuch zur Hand genommen. Da wir keine Cradle zu kaufen fanden, entschlossen wir uns, nicht eine, sondern deren zwei zu verfertigen. Die Hauptschwierigkeit <TEI> <text> <pb facs="#f0001" n="1229"/> <front> <titlePage type="heading"> <titlePart type="main">Neue Rheinische Zeitung</titlePart> <titlePart type="sub">Organ der Demokratie.</titlePart> <docImprint> <docDate>No. 224. Köln, Samstag den 17. Februar. 1849.</docDate> </docImprint> </titlePage> </front> <body> <div type="jExpedition"> <p>Vierteljähriger Abonnementspreis in Köln 1 Thlr. 7 1/2 Sgr., bei allen preußischen Postanstalten 1 Thlr. 17 Sgr. — Im Auslande wende man sich: in Belgien an die betreffenden Postanstalten; in London an W. Thomas, 21 Catherine-Street, Strand; in Paris an W. Thomas, 38 Rue Vivienne, und an A. Havas, 3 Rue Jean Jacques Rousseau.</p> <p>Insertionen werden mit 18 Pf. die Petitzeile oder deren Raum berechnet.</p> <p>Auskunft, Annahme und Abgabe chiffrirter Briefe gratis.</p> <p>Nur frankirte Briefe werden angenommen.</p> <p>Expedition Unter Hutmacher Nro. 17.</p> </div> <div type="jExpedition"> <p>Den Freunden unseres Blattes, welche noch zu abonniren wünschen, die Anzeige, daß wir für die Stadt Köln Abonnements fur den Zeitraum vom <hi rendition="#b">15</hi>. Februar bis <hi rendition="#b">31</hi>. März zum Preise von <hi rendition="#b">20</hi> Sgr. <hi rendition="#b">praenumerando</hi> entgegen nehmen.</p> <p>Auf die vielen Anfragen von auswärts bedauern wir erwidern zu müssen, daß unsere desfallsigen Anträge bei der Post auf Hindernisse gestoßen sind.</p> <p><hi rendition="#g">Die Geranten</hi>.</p> </div> <div type="contents" n="1"> <head>Uebersicht.</head> <p><hi rendition="#g">Deutschland</hi>. Köln. (Preußische Finanzwirthschaft unter Bodelschwingh und Consorten. — Die „Nationalzeitung“. — Gladbach.) Düsseldorf. (Gödsche. — Abschiedsmahl für Drigalski.) Berlin. (Die Vertagung der Kammern. — Preußisch-russische Pläne. — Ersatzwahlen. — Die mecklenburgischen Verhältnisse. — Statistisches.) Breslau. (Die Wahlen zur ersten Kammer. — Pr. Justizwirrwar. — Heinrich Simon. — Die Breslauer Regierung fahndet auf Kossuth.) Frankenstein. (Militärexcesse.) Posen. (Protest der Polen gegen ungesetzliche Wahlmaßregeln.) Aus Westpreußen. (v. Seld.) Danzig. (Kriminalprozesse.) Dresden. (Sitzung der ersten Kammer.) Schleswig-Holstein. (Die Kroaten in Mecklenburg.)</p> <p><hi rendition="#g">Ungarn</hi>. Vinkovce. (Die Esseker Festung.) Hermannstadt. (K. K. Manöver zur Herbeiziehung der Russen.)</p> <p><hi rendition="#g">Italien</hi>. Rom. (Die Constituante eröffnet. — Angebliche Entlassung der Schweizer-Regimenter.) Palermo. (Rüstungen.) Florenz. (Der Großherzog. — Gerüchte aus Modena.) Mailand. (Standrecht.) Genua. (Gerüchte über Ferdinand von Neapel.) Turin. (Ministerialveränderung.)</p> <p><hi rendition="#g">Schweiz</hi>. Bern. (Zunehmende Erbitterung in Italien gegen die Schweizer.)</p> <p><hi rendition="#g">Franz. Republik</hi>. Paris. (Proudhon und Considerant. — Vermischtes. — National-Versammlung.)</p> <p><hi rendition="#g">Großbritannien</hi>. London. (Parlament.)</p> </div> <div n="1"> <head>Deutschland.</head> <div xml:id="ar224_001_c" type="jArticle"> <note type="editorial">Edition: <bibl>Karl Marx: Preußische Finanzwirtschaft unter Bodelschwingh und Konsorten, vorgesehen für: MEGA<hi rendition="#sup">2</hi>, I/8. </bibl> </note> <head><bibl><author>*</author></bibl> Köln, 16. Febr.</head> <gap reason="copyright"/> </div> </div> <div type="jFeuilleton" n="1"> <div xml:id="ar224_002" type="jArticle"> <head>Mein viermonatlicher Aufenthalt in Hoch-Californien unter den Goldwühlern.</head> <p>(Fortsetzung).</p> <p>Des andern Tages erhob sich die Sonne glänzend am wolkenlosen Horizonte. Wir beeilten unser Frühstück und beriethen uns dann über die Verwendung des heutigen Tages. Es war Sonntag; aber deßungeachtet waren wir alle entschlossen zu arbeiten, mit Ausnahme des Don Louis, der steif darauf beharrte, feiern zu wollen. Um alle Welt zu verständigen, trafen wir die Uebereinkunft, daß jeder auf eigene Rechnung arbeite und nur in sofern sich an den gemeinsamen Arbeiten der Gesellschaft betheilige, als der gemeinschaftliche Schutz es erheische. Während wir also ruhig Don Louis im Zelte seine Pfeife rauchen ließen, begaben wir uns an die Arbeit, und machten bei dieser Gelegenheit die Bemerkung, daß der größte Theil der Goldwühler vollkommen unsere Ansicht theilte über die Frage, ob es erlaubt sei, an einem Sonntag zu arbeiten. Mit wahrem Eifer arbeite ich, wie übrigens meine Reisegefährten auch, den ganzen Vormittag hindurch. Es ist dies aber keineswegs eine leichte Arbeit: so den ganzen Tag den Körper zu bücken, ermüdet ungemein; wenn man dazu noch die Hände abwechselnd im Wasser, abwechselnd den Sonnenstrahlen ausgesetzt halten muß, so berstet die Haut, was eine sehr schmerzhafte Empfindung verursacht. Diese Leiden kommen jedoch in keinen Betracht, wenn man sie mit dem unendlichen Gewinn vergleicht, den man daraus zieht.</p> <p>Nach unserem Mittagsmahle, welches wir gegen 12 Uhr verzehrten, wurde beschlossen, nicht auf die Arbeit zu gehen, sondern die verschiedenen Lager zu besuchen. Fast alle übrigen Goldwühler hatten ebenfalls die Arbeit eingestellt. Die Einen schliefen unter den Bäumen, die Andern in den Zelten; wieder Andere rauchten und plauderten, oder besserten ihre Kleidungsstücke aus, oder auch besorgten die Küche. Ein auffallenderes, originelleres Gemisch kann man sich wohl schwerlich vorstellen: hier sind es Indianer, die mit ihren baumwollenen grell-gefärbten Hemdern die Manieren des Wilden durch das Gewand des civilisirten Menschen durchblicken lassen; dort sieht man gebräunte Gesichter, mit hagerm und muskulösem Körper, feurigem Blicke und seinen Formen, die die spanische Race verrathen, in vertraulichem Gespräche mit blassen Yankees, die mit ihrem spitz zulaufenden Gesichte ebenso geschickt sind, einen Handel abzuschließen, als bereit, mit Schlägen um sich zu fahren. Weiter erkennt man an seinem Hemde von rother oder blauer Wolle, an seiner weiten leinenen Hose den Matrosen, der jedenfalls von irgend einem Wallfischfahrzeug desertirt ist. Weiter noch sieht man entlaufene Neger, die mit der ihrer Raçe eigenen Zungengeläufigkeit plaudern, während sie ihr wollichtes Haupt nachlässig hin und her gehen lassen oder laut auflachen und dabei ihren Mund so weit öffnen, daß zwei Reihen von Zähnen, weiß wie Elfenbein, einem entgegenblitzen. In unserer fernern Promenade entdeckten wir ein Zelt von einer ungeheuren Ausdehnung und das in Wirklichkeit aus zwei oder drei andern Zelten bestand. Es ist dies eine Kapelle, worin ein Missionär einer zahlreichen Versammlung Vorträge hielt.</p> <p>5. Juni. Wir haben den ganzen Tag mit wahrem Eifer gearbeitet, gewaschen und gegraben, und unsere Mühe ist uns recht schön belohnt worden. Ich glaube jetzt wirklich die Grundlage zu meinem Glücke gelegt zu haben, und ich danke Gott aus vollem Herzen. Ich habe genug gelitten in meinen abenteuerlichen Fahrten durch die Welt, und die Erfahrung hat mich gelehrt, daß ein Stein, der immer am Rollen ist, kein Moos ansetzt. Jetzt dagegen habe ich die schönsten Aussichten, und ich will es gewiß nicht an Fleiß fehlen lassen. Bradley und ich wir haben neben einander gearbeitet, und wir sind wirklich glücklich gewesen; er hat 25 Doll., Goldpulver (133 Fr. 50 Cent.) und ich habe 22 Doll. (116 Fr. 60 Cent.) gewonnen, d. h. rein verdient.</p> <p>Uebrigens, wenn ich es frei sagen soll, so ist unsere Verfahrungsweise zur Gewinnung des Goldes wahrhaft barbarisch; die Rippen sind mir wie in 1000 Stücke zerbrochen, wie es auch nicht anders sein kann, wenn man, wie ich, den ganzen Tag gebückt bleibt. Ich trug daher auf Anschaffung einer Cradle, d. h. einer Schaukelwiege an; das wird freilich viel kosten, aber auf der andern Seite wird um so mehr dabei gewonnen. Beim Mittagessen kam mein Vorschlag zur Sprache und fand allgemeine Beistimmung. Wir gingen sogar noch weiter, und beschlossen, wenn wir keine Cradle zu kaufen fänden, eine selbst zu verfertigen. An demselben Tage noch gab es viele neue Einwanderungen, worunter zwei Bekannte von Bradley, einer Namens Biggs, der vor einigen Tagen die Kommission zu San Francisco ausrichtete; der Andere ist ein franz. Canadier, Lacasse genannt, der sich in Californien niederlassen will.</p> <p>Wir machten ihnen das Anerbieten, in unsere Gesellschaft einzutreten, was sie sogleich annahmen. Wenn dieser Zufluß von Fremden fortdauert, und die Lebensmittel und sonstige Waaren in demselben Maße steigen (eine ganz mittelmäßige Goldwage verkaufte man uns heute zu 15 Doll.), dann wird man bald sich besser stehn, einen Kram zu halten, als die Haue zu führen und die Cradle zu rühren.</p> <p>Was mich bei der ganzen Sache überrascht, das ist die allgemeine Sicherheit, die in einem von aller Civilisation so entfernten Lande herrscht, wo also von einem Gesetze nicht im mindesten die Rede sein kann. Nie hört man von einem Angriff gegen Eigenthum oder Personen sprechen. Mit Dieben würde man übrigens kurzen Prozeß machen: eine Kugel in den Kopf ohne weitere Prozedur, das ist die Strafe, die auf den Schuldigen harret.</p> <p>Sonntag den 11. Juni. Ich habe jetzt seit beinahe acht Tagen nicht ein einziges Mal mein Tagebuch zur Hand genommen. Da wir keine Cradle zu kaufen fanden, entschlossen wir uns, nicht eine, sondern deren zwei zu verfertigen. Die Hauptschwierigkeit </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [1229/0001]
Neue Rheinische Zeitung Organ der Demokratie. No. 224. Köln, Samstag den 17. Februar. 1849. Vierteljähriger Abonnementspreis in Köln 1 Thlr. 7 1/2 Sgr., bei allen preußischen Postanstalten 1 Thlr. 17 Sgr. — Im Auslande wende man sich: in Belgien an die betreffenden Postanstalten; in London an W. Thomas, 21 Catherine-Street, Strand; in Paris an W. Thomas, 38 Rue Vivienne, und an A. Havas, 3 Rue Jean Jacques Rousseau.
Insertionen werden mit 18 Pf. die Petitzeile oder deren Raum berechnet.
Auskunft, Annahme und Abgabe chiffrirter Briefe gratis.
Nur frankirte Briefe werden angenommen.
Expedition Unter Hutmacher Nro. 17.
Den Freunden unseres Blattes, welche noch zu abonniren wünschen, die Anzeige, daß wir für die Stadt Köln Abonnements fur den Zeitraum vom 15. Februar bis 31. März zum Preise von 20 Sgr. praenumerando entgegen nehmen.
Auf die vielen Anfragen von auswärts bedauern wir erwidern zu müssen, daß unsere desfallsigen Anträge bei der Post auf Hindernisse gestoßen sind.
Die Geranten.
Uebersicht. Deutschland. Köln. (Preußische Finanzwirthschaft unter Bodelschwingh und Consorten. — Die „Nationalzeitung“. — Gladbach.) Düsseldorf. (Gödsche. — Abschiedsmahl für Drigalski.) Berlin. (Die Vertagung der Kammern. — Preußisch-russische Pläne. — Ersatzwahlen. — Die mecklenburgischen Verhältnisse. — Statistisches.) Breslau. (Die Wahlen zur ersten Kammer. — Pr. Justizwirrwar. — Heinrich Simon. — Die Breslauer Regierung fahndet auf Kossuth.) Frankenstein. (Militärexcesse.) Posen. (Protest der Polen gegen ungesetzliche Wahlmaßregeln.) Aus Westpreußen. (v. Seld.) Danzig. (Kriminalprozesse.) Dresden. (Sitzung der ersten Kammer.) Schleswig-Holstein. (Die Kroaten in Mecklenburg.)
Ungarn. Vinkovce. (Die Esseker Festung.) Hermannstadt. (K. K. Manöver zur Herbeiziehung der Russen.)
Italien. Rom. (Die Constituante eröffnet. — Angebliche Entlassung der Schweizer-Regimenter.) Palermo. (Rüstungen.) Florenz. (Der Großherzog. — Gerüchte aus Modena.) Mailand. (Standrecht.) Genua. (Gerüchte über Ferdinand von Neapel.) Turin. (Ministerialveränderung.)
Schweiz. Bern. (Zunehmende Erbitterung in Italien gegen die Schweizer.)
Franz. Republik. Paris. (Proudhon und Considerant. — Vermischtes. — National-Versammlung.)
Großbritannien. London. (Parlament.)
Deutschland. * Köln, 16. Febr. _ Mein viermonatlicher Aufenthalt in Hoch-Californien unter den Goldwühlern. (Fortsetzung).
Des andern Tages erhob sich die Sonne glänzend am wolkenlosen Horizonte. Wir beeilten unser Frühstück und beriethen uns dann über die Verwendung des heutigen Tages. Es war Sonntag; aber deßungeachtet waren wir alle entschlossen zu arbeiten, mit Ausnahme des Don Louis, der steif darauf beharrte, feiern zu wollen. Um alle Welt zu verständigen, trafen wir die Uebereinkunft, daß jeder auf eigene Rechnung arbeite und nur in sofern sich an den gemeinsamen Arbeiten der Gesellschaft betheilige, als der gemeinschaftliche Schutz es erheische. Während wir also ruhig Don Louis im Zelte seine Pfeife rauchen ließen, begaben wir uns an die Arbeit, und machten bei dieser Gelegenheit die Bemerkung, daß der größte Theil der Goldwühler vollkommen unsere Ansicht theilte über die Frage, ob es erlaubt sei, an einem Sonntag zu arbeiten. Mit wahrem Eifer arbeite ich, wie übrigens meine Reisegefährten auch, den ganzen Vormittag hindurch. Es ist dies aber keineswegs eine leichte Arbeit: so den ganzen Tag den Körper zu bücken, ermüdet ungemein; wenn man dazu noch die Hände abwechselnd im Wasser, abwechselnd den Sonnenstrahlen ausgesetzt halten muß, so berstet die Haut, was eine sehr schmerzhafte Empfindung verursacht. Diese Leiden kommen jedoch in keinen Betracht, wenn man sie mit dem unendlichen Gewinn vergleicht, den man daraus zieht.
Nach unserem Mittagsmahle, welches wir gegen 12 Uhr verzehrten, wurde beschlossen, nicht auf die Arbeit zu gehen, sondern die verschiedenen Lager zu besuchen. Fast alle übrigen Goldwühler hatten ebenfalls die Arbeit eingestellt. Die Einen schliefen unter den Bäumen, die Andern in den Zelten; wieder Andere rauchten und plauderten, oder besserten ihre Kleidungsstücke aus, oder auch besorgten die Küche. Ein auffallenderes, originelleres Gemisch kann man sich wohl schwerlich vorstellen: hier sind es Indianer, die mit ihren baumwollenen grell-gefärbten Hemdern die Manieren des Wilden durch das Gewand des civilisirten Menschen durchblicken lassen; dort sieht man gebräunte Gesichter, mit hagerm und muskulösem Körper, feurigem Blicke und seinen Formen, die die spanische Race verrathen, in vertraulichem Gespräche mit blassen Yankees, die mit ihrem spitz zulaufenden Gesichte ebenso geschickt sind, einen Handel abzuschließen, als bereit, mit Schlägen um sich zu fahren. Weiter erkennt man an seinem Hemde von rother oder blauer Wolle, an seiner weiten leinenen Hose den Matrosen, der jedenfalls von irgend einem Wallfischfahrzeug desertirt ist. Weiter noch sieht man entlaufene Neger, die mit der ihrer Raçe eigenen Zungengeläufigkeit plaudern, während sie ihr wollichtes Haupt nachlässig hin und her gehen lassen oder laut auflachen und dabei ihren Mund so weit öffnen, daß zwei Reihen von Zähnen, weiß wie Elfenbein, einem entgegenblitzen. In unserer fernern Promenade entdeckten wir ein Zelt von einer ungeheuren Ausdehnung und das in Wirklichkeit aus zwei oder drei andern Zelten bestand. Es ist dies eine Kapelle, worin ein Missionär einer zahlreichen Versammlung Vorträge hielt.
5. Juni. Wir haben den ganzen Tag mit wahrem Eifer gearbeitet, gewaschen und gegraben, und unsere Mühe ist uns recht schön belohnt worden. Ich glaube jetzt wirklich die Grundlage zu meinem Glücke gelegt zu haben, und ich danke Gott aus vollem Herzen. Ich habe genug gelitten in meinen abenteuerlichen Fahrten durch die Welt, und die Erfahrung hat mich gelehrt, daß ein Stein, der immer am Rollen ist, kein Moos ansetzt. Jetzt dagegen habe ich die schönsten Aussichten, und ich will es gewiß nicht an Fleiß fehlen lassen. Bradley und ich wir haben neben einander gearbeitet, und wir sind wirklich glücklich gewesen; er hat 25 Doll., Goldpulver (133 Fr. 50 Cent.) und ich habe 22 Doll. (116 Fr. 60 Cent.) gewonnen, d. h. rein verdient.
Uebrigens, wenn ich es frei sagen soll, so ist unsere Verfahrungsweise zur Gewinnung des Goldes wahrhaft barbarisch; die Rippen sind mir wie in 1000 Stücke zerbrochen, wie es auch nicht anders sein kann, wenn man, wie ich, den ganzen Tag gebückt bleibt. Ich trug daher auf Anschaffung einer Cradle, d. h. einer Schaukelwiege an; das wird freilich viel kosten, aber auf der andern Seite wird um so mehr dabei gewonnen. Beim Mittagessen kam mein Vorschlag zur Sprache und fand allgemeine Beistimmung. Wir gingen sogar noch weiter, und beschlossen, wenn wir keine Cradle zu kaufen fänden, eine selbst zu verfertigen. An demselben Tage noch gab es viele neue Einwanderungen, worunter zwei Bekannte von Bradley, einer Namens Biggs, der vor einigen Tagen die Kommission zu San Francisco ausrichtete; der Andere ist ein franz. Canadier, Lacasse genannt, der sich in Californien niederlassen will.
Wir machten ihnen das Anerbieten, in unsere Gesellschaft einzutreten, was sie sogleich annahmen. Wenn dieser Zufluß von Fremden fortdauert, und die Lebensmittel und sonstige Waaren in demselben Maße steigen (eine ganz mittelmäßige Goldwage verkaufte man uns heute zu 15 Doll.), dann wird man bald sich besser stehn, einen Kram zu halten, als die Haue zu führen und die Cradle zu rühren.
Was mich bei der ganzen Sache überrascht, das ist die allgemeine Sicherheit, die in einem von aller Civilisation so entfernten Lande herrscht, wo also von einem Gesetze nicht im mindesten die Rede sein kann. Nie hört man von einem Angriff gegen Eigenthum oder Personen sprechen. Mit Dieben würde man übrigens kurzen Prozeß machen: eine Kugel in den Kopf ohne weitere Prozedur, das ist die Strafe, die auf den Schuldigen harret.
Sonntag den 11. Juni. Ich habe jetzt seit beinahe acht Tagen nicht ein einziges Mal mein Tagebuch zur Hand genommen. Da wir keine Cradle zu kaufen fanden, entschlossen wir uns, nicht eine, sondern deren zwei zu verfertigen. Die Hauptschwierigkeit
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Marx-Engels-Gesamtausgabe: Bereitstellung der Texttranskription.
(2017-03-20T13:08:10Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jürgen Herres: Konvertierung TUSTEP nach XML
(2017-03-20T13:08:10Z)
Maria Ermakova, Benjamin Fiechter, Susanne Haaf, Frank Wiegand: Konvertierung XML nach DTA-Basisformat
(2017-03-20T13:08:10Z)
Weitere Informationen:Die angegebenen Seitenzahlen beziehen sich auf die Ausgabe: Neue Rheinische Zeitung. Organ der Demokratie. Bd. 2 (Nummer 184 bis Nummer 301) Köln, 1. Januar 1849 bis 19. Mai 1849. Glashütten im Taunus, Verlag Detlev Auvermann KG 1973.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |