Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Neue Rheinische Zeitung. Nr. 226. Köln, 19. Februar 1849.

Bild:
<< vorherige Seite
letzte Seite
15 Schleswig-Holstein, 16. Febr.

Das Landesphilisteium hat sich gehorsamst vertagt! Jetzt vertagt, wo die Aufregung des Volkes so groß ist, wo das Volk dringend nach Waffen ruft, um sich und seinen Heerd zu vertheidigen. Wir müssen offen bekennen, daß wir den Landesphilistern nie vielen Muth und guten Willen zugetraut haben, aber an eine solche gemeine Feigheit, eine solche erbärmliche Dummheit glaubten wir doch nicht. Sie, die Vertreter des Volkes sind nach Hause gelaufen - verrathen haben sie ihr Volk, verschachert haben sie es an die Aristokraten. Als der verrätherische Präsident Barzum seine ganzen nichtswürdigen Gesinnungen in seiner Rede offenbarte, als dieser die Frechheit hatte zu sagen: wir können uns beruhigen, da die zweitgrößte Macht Deutschlands, da Preußens König uns wieder Hülfe versprochen gegen die Dänen und dieser Monarch hat noch stets sein Versprechen gehalten und uns auch schon einmal durch seine Macht gerettet - auch Lord Palmerston hat die Zusicherung ertheilt, daß er nicht seine Zustimmung zur Lostrennung Schleswigs von Holstein geben werde u. s. w. - da trat auch nicht ein einziges Mitglied dieser erbärmlichen Gesellschaft auf und protestirte gegen den schmählichen Verrath. Alle die Herren, welche hinterm Theetisch so muthig sind, und so warm für das Wohl des Volkes salbadern, alle diese Herren saßen stumm da - nicht ein einziger erhob seine Stimme für das ihnen bis jetzt vertrauende Volk. Ihre Feigheit ließ es nicht zu, daß sie sich gegen den Verrath erklärten - ruhig hören sie den perfiden Advokaten Barzum an und laufen nach Hause. Der Ruf und das dringende Verlangen des Volkes nach allgemeiner Bewaffnung und Organisation des Landsturmes wird von diesen Spießbürgern abgelehnt. Auch Theodor Olshausen hat an der ganzen schmachvollen Komödie sich betheiligt, auch er hat durch Stillschweigen seine Zustimmung zu dem von der Aristokratie ausgegangenen Verrath gegeben. Schmachvoll ist auch Olshausen nach Hause gelaufen - seine Feigheit war größer als sein Gefühl für Ehre. Aber das Bewußtsein, daß er das Volk feige verrathen, duldet ihn nicht länger in der Heimath - er ist heute nach Frankfurt gereist, um dort Rath und Hülfe zu erflehen. Bei wem er diese zu finden hofft, ist uns unbegreiflich. Sämmtliche Abgeordnete Schleswig-Holsteins mit Ausnahme von zweien - sind am 17. Sept. v. J. des Verraths am deutschen Vaterlande angeklagt. Und von diesen, zu denen auch der jämmerliche Advokat Beseler sich gesellt - von diesen will Olshausen sich Rath und Hülfe holen. Wie tief ist dieser Eisenbahndirektor gesunken! Als die Sitzungen der Landesversammlung begannen, hatte es den Anschein, als wolle er sich warm der Sache des Volkes annehmen - aber es war nur ein Schein, es war Trug! Doch danken wir ihm, daß er so bald die Maske abgeworfen, wir wissen jetzt, was wir von ihm zu halten haben; was er stets gewesen, wird er auch ferner bleiben, ein liberaler Bourgeois, an dem die ganze Zeitbewegung vorübergegangen, ohne daß er dieselbe entweder hat begreifen können oder begreifen wollen! Ein Schrei der Entrüstung und der Wuth durchdringt das ganze Land; der Verrath verbunden mit der feigen Flucht sind so unerwartet gekommen, daß das Volk noch nicht weiß, was es thun soll.

Französische Republik.
Paris, 16.Februar.

Das Ministerium erlitt am Schluß der gestrigen Nationalversammlung eine neue Niederlage indem der Faucher'sche Entwurf der Revolutionsfeier verworfen und der des Justizausschusses dagegen mit 490 gegen 99 Stimmen angenommen wurde. Wir werden also am nächsten Sonnabend (heute über acht Tage) ein großartiges Schauspiel genießen. Die Geldmittel, die das Ministerium dem Proletariat zur Verfügung stellt, werden freilich nicht weit reichen. Es sind im Ganzen 500,000 Franken bestimmt. Das beträgt für manches Dorf zwei Frk.

- Der Moniteur veröffentlicht heute das so heiß erfochtene Rateau-Lanjuinais'sche Dekret, laut welchem sich die Nationalversammlung auflöst: nachdem sie das Wahlgesetz, Staatsrathsgesetz, Verantwortlichkeitsgesetz des Präsidenten Bonaparte und seiner Minister sowie das heillose 1849ger Büdget votirt hat. Das Wahlgesetz befindet sich bereits im 2. Stadium, das Staatsrathsgesetz im 3.; nur das Verantwortlichkeitsgesetz ist noch nicht auf der Bühne.

- Villerme, Mitglied des Instituts, hielt in der Akademie der moralischen und politischen Wissenschaft einen interessanten Vortrag über die Arbeiter-Assoziationen vor und nach der Februar-Revolution in Frankreich. Der Moniteur füllt damit fünf lange Spalten. Villerme schließt mit den Worten: "...Der freien Concurrenz, durch weise Gesetze geleitet, verdankt Frankreich seit 1789 seinen industriellen Fortschritt und die Arbeiterklassen, wenn man sie in Masse betrachtet, die Besserung ihrer Lage. Was die absolute Assoziation betrifft, so wäre sie für unsere Arbeiter ein blindes Vertilgungssystem und für Alle (Kapitalisten?) eine unaufhörlichgährende Veranlassung zu Sturz und Verarmung.

- Proudhon's Vorladung vor die Gerichte wurde bereits heute abgefertigt. Wie eilig!

- Die Volksbank läßt unsere haute finanee nicht ruhig schlafen. Bis zum 15. Febr. belief sich ihr Zuwachs auf:

817 detachirte Aktionen4135 Frs.
1004 Coupons502 Frs.
2107 Aktionsunterzeichnungen10535 Frs.
Also in zwei Tagen:15172 Frs.

Außerdem wurden 800 kleine Broschüren zu 10 Cent. verkauft, welche die Statuten der Volksbank und ihre Organisation enthalten. Fast alle Gewerbe strömen in die Bureau's. Selbst Maler, Drucker, Uhrmacher, Gärtner, Huissiers, Kutscher, Aerzte und namentlich viele Näherinnen und weibliche Proletarier, eilen herbei, um sich bei dem Sozialistenbund zu betheiligen.

- Das Gerücht geht, Rateau werde an Buffet's Stelle in das Kabinet treten. Buffet werde das Armee-Lieferungswesen übernehmen.

- Skandal! Skandal! Marrast hat einen städtischen Hospitalkassirer und Sparkassenrendanten, Namens Saint Genez, gerichtlich belangt, weil er ihn des Unterschleifes enormer Summen nach der Februarrevolution als Maire von Paris verdächtigt. Saint Genez erklärt heute in dem Blatt "Assemblee" vorläufig, daß er sehr gern bereit sei, dem Herrn Marrast die Ohrfeigen wiederzugeben, die er vom ehemaligen Studienmeister in St. Sever empfangen habe (Marrast war dort früher Schulmeister). Man verspricht sich von diesem Fall eine Art republikanischen Testeskandal. Das Tuch, das Marrast bei der Clichy Assoziation bestellte, und zur Einkleidung der Mobilgarde bestimmt war, hinterher aber für einen Spottpreis an Karl Albert verkauft wurde: soll eine Hauptrolle, nächst den Ohrfeigen des Herrn Saint Genez, spielen.

- In einem alten Koffer des Cafe Manus in der Rue des Pretres St. Germain lauxerrois (am Louvre) sind ganze Stöße von Handschriften des berühmten Verfassers der Abentheuer des jungen Faublas (Conventsglied Louvet de Couvray) gefunden worden. Das geschätzte Conventsmitglied (der junge Faublas) heirathete bekanntlich den Gegenstand seiner Liebe, Wittwe Lodoiska und etablirte sich als Buchhändler. Dies Geschäft ließ ihm viel Zeit übrig, die er durch allerhand literarische Tändeleien zu vertreiben suchte, welche bis heute in seinem Koffer, den ein Bruder Louvet de Couvray's erbte, sanft schlummerten. Louvets Bruder war früher Wirth des Cafe Mornas, aus dessen Besitz der Koffer in die Hände des heutigen Wirthes überging, der ihn dieser Tage zufällig öffnete. Ein Prozeß, der zwischen dem alten und neuen Wirth anheischig gemacht ist, dürfte die Veröffentlichung des literarischen Schatzkästleins den auswärtigen Freunden des jungen Faublas noch einige Zeit vorenthalten.

Militärische Protestationen.

In Lyon protestiren unsere Offiziere gegen die Verrücktheiten des Marschalls Bugeaud und seiner jüngsten Ordre. Der "Censeur" bringt uns heute den Text jener Protestation.

Auch in Paris protestirt die republikanische Garde gegen ihre Auflösung und Einverleibung in die Gensd'armerie.

Dergleichen Kundgebungen sind im gegenwärtigen Augenblicke sehr wichtig.

- Der neueste Bank-Bericht zeigt uns die Lage dieses Kredit Instituts bis zum 15. Febr. Vormittags an. Dieselbe steht keineswegs im Verhältniß zu der Regsamkeit, die sich an der Börse geltend macht. Das Pariser Portefeuille ist zwar von 54 Mill. auf 55,284,272 Frk. 15 Ct. gestiegen; das Departements Portefeuille dagegen von 96 Mill. auf 94,498,070 Frk. 25 Ct. gefallen. Die Metallvorräthe in den Kellern der Bank sind leider wieder von 158 Mill. auf 161,012,675 Frk. 73 Ct. gestiegen - ein Beweis daß das baare Geld immer noch den Verkehr fürchtet. Die leidenden Papiere berechnen noch auf 9,133,697 Frk. 13 Ct.

- Aus Marseille wird berichtet: Die letzte englische Post die über hier nach Indien befördert wurde, enthielt eine so große Anzahl Briefe daß sich die Posttaxe auf den bedeutenden Betrag von 120,000 Fr. belief. Auch nach Algier hat die Briefbeförderung sehr zugenommen - vor der allgemeinen Taxe hatte man vier Felleisen nöthig - jetzt schon werden eilf Felleisen abgeschickt.

- Nationalversammlung. - Sitzung vom 16. Februar. Vizepräsident Lamoriciere eröffnet um 1 1/2 Uhr die Sitzung.

Demians trägt darauf an, den Vorschlag der berüchtigten Enquete für nächsten Montag auf die Tagesordnung zu setzen. Man habe so großen Lärmen geschlagen wegen des vermeintlichen Komplots vom 29. Januar und jetzt möchte man es vergessen machen; die ergriffenen Maßregeln seien aber von der höchsten politischen Wichtigkeit (Alton Shee sitzt noch im Gefängniß nebst hundert andern Sozialisten) und er trage auf Erledigung des Gegenstandes am Montag (dem ersten Fastnachtstage!) an.

Viele Glieder der Linken rufen: Ja! Ja! und die Enquetedebatte soll nach Vertheilung des zu druckenden Berichts auf die Tagesordnung kommen.

An der Tagesordnung ist die zweite Deliberation des gestern abgebrochenen Wahlgesetzes.

Art. 1 war dem Ausschusse zur Begutachtung einer Aenderung überwiesen worden, die Tranchant gestellt hatte, und also lautete:

"10 Tage nach Promulgation des Gesetzes in Paris und 8 Tagen im platten Lande haben die Maires die Wahllisten in jeder Gemeinde anzulegen etc."

Der Ausschuß trägt auf Verwerfung dieser Aenderung an. Sie wird nach kurzer Gegenrede verworfen und die ursprüngliche Fassung bleibt.

Art. 3, von den Personen handelnd, die ihres Wahlrechts verlustig gehen, war ebenfalls an den Ausschuß zurückgeschickt worden und kam in neuer Fassung zum Spruch.

de Vezin meint, die alte Fassung sei besser. Baleth besteht auf seiner Aenderung.

Billaut, Berichterstatter, beanspruchte Aenderung, widersetzt sich jedoch nicht einigen Ermäßigungen bei Zulassung der Verurtheilten.

Die Aenderung wird angenommen.

Gent (vom Berge) stellt den Zusatz zu Art. 3.

"Ausgenommen von dieser Einstellung in ihrem Wahlrecht sind ferner die politisch Verurtheilten."

De Vezin findet diese Fassung zu allgemein. Unter der Republik sei jede Konspiration allerdings ein Verbrechen, das bestraft werden müsse. (Oh, oh!)

Degoussee unterstützt den Gent. Man werde doch um's Himmelswillen nicht diejenigen Patrioten zu den Iloten zählen wollen, die dreißig Jahre lang gegen die Monarchie konspirirten. (Oh, oh.) Präsident Bonaparte und Marrast selbst hätten konspirirt. (Agitation.)

Vezin wiederholt: Unter der Republik sei das ein Verbrechen. (Gelächter vom Berge.)

Paguerre stellt den Zusatz: Seit dem 24. Februar." Er entwickelt ihn in schrecklich fader Weise.

Bourbeau möchte lieber Gent's Fassung angenommen sehen. Das Wahlrecht müsse allgemein sein und gestatte nicht für Verbrechen gleicher Natur verschiedene Klassen.

Valette bekämpft beide Zusätze als unnütz. Es werde bereits ein Gesetzentwurf für Amnestie ausgearbeitet. Dies genüge.

Lagrange (zum ersten Male wieder erträglich.) Von Verbrechen kann gar nicht die Rede sein, wenn man das Königthum bekämpft. Alle Eure Anträge sind unnütz. Ich protestire dagegen: Sie sind eine Injurie für den Präsidenten der Republik und den Präsidenten der Nationalversammlung. Auch ich habe konspirirt und betrachtete mich als keinen Verbrecher als man mich vor die Gerichtshöfe des Königthums stellte. Stand Ney nicht auch vor solchem Gericht? (Agitation.)

[unleserliches Material] Dupin, der Alte, nähert sich dem Redner und spricht mit ihm. Wir können jedoch nicht hören.

Lagrange geht ab.

Billault, Berichterstatter, der Paragraph soll nachher geprüft werden.

Angenommen.

Die übrigen Paragraphen gehen mit 363 gegen 342 Stimmen durch.

Faucher, Minister des Innern, legt folgende Gesetzentwürfe vor:

1) 722,000 Franken für den Minister des Aeußern zur Tilgung der griechischen Schuld;

2) 712,000 Franken für die Kosten der im März von Arago geschaffenen Mobilgarde in Lyon. (Ah! Ah!)

Pelletier: Ich erfahre so eben, daß der Minister des Innern die Nationalgarde in Lyon aufgelöst hat. (Sensation.) Ich bitte die Versammlung mir einen Tag zu bestimmen, an dem ich den Minister wegen dieser wichtigen Maßregel zur Rede stellen darf.

Die Versammlung bestimmt den nächsten Montag.

Hierauf nimmt sie das unterbrochene Wahlgesetz wieder auf.

Artikel 8, 9, 10, 11, 12, 13, 14, 15, 16, 17, 18 (von den Gemeinden und Wahlbezirks-Förmlichkeiten handelnd, gehen ohne erhebliche Debatte durch.

Ebenso die Artikel 19, 20 und 21 (von der jährlichen Revision der Wahllisten).

Die Debatte wird beim Artikel 22 (Wahlkollegien) abgebrochen und die Sitzung um 6 Uhr geschlossen.

Italien.
*

Ein k. k., d. h. ein standrechtlicher oder schwarzgelber Brief über die neuesten Vorfälle in Ferrara spricht sich dahin aus, daß auf die meuchlerischen Angriffe gegen einige östreichische Offiziere der Kommandant der Festung drei Bombenschüsse nach der Stadt schleuderte. Sie hätten genügt, um die Behörden zu veranlassen, die geforderte Satisfaktion zu geben.

Rom, 6. Febr.

Unter diesem Datum wird der "A. Z." geschrieben:

Truppen sind in der letzten Hälfte der Woche fast täglich eingetroffen. Diesmal ist auch das Collegio Romano in ein Wachtquartier umgewandelt worden, und das Sant Uffizio, die Inquisition, hat man zu einer Artilleriekaserne hergerichtet. Das Noviziat der Jesuiten, ist schon seit einiger Zeit zu einer Kaserne für die aus Venedig zurückgekehrten Truppen hergerichtet worden.

*

Die italienische Revolution geht täglich rascher. Nicht nur daß in Rom die Republik proklamirt worden, auch Toskana ist aus der Reihe der Monarchieen getreten. Wie Pius IX. aus Rom, ist Leopold von Oesterreich aus Siena entflohen. Dem Manne des guten Willens ist der patriarchalische Volksbeglücker und erster Abschaffer der Todesstrafe gefolgt.

Florenz, 8. Febr.

Der "Alba" zufolge, hat die provisorische Regierung Mordini zum Staatssekretär des Auswärtigen ernannt, Marmocchi zum Minister-Staatssekretär des Innern, Romanelli zum Minister-Staatssekretär der Justiz und des Geistlichen, Franchini zu dem des öffentlichen Unterrichts und der Wohlthätigkeit, Mariano d'Ayala zu dem des Kriegsdepartements, Adami zu dem der Finanzen, des Handels und der öffentlichen Arbeiten. Provisorisch hat die Regierung endlich auch für gonz Toskana Regierungscomissarien mit den ausgedehntesten Vollmachten ernannt. Der Gedanke einer Vereinigung Toscan's mit Rom, also der Gründung eines größern Mittelitaliens, ist in der Persse und den Vereinen angeregt.

Turin, 11. Februar.

Der Giobertische Demokratismus geht auf die Neige. Gestern erklärte der berühmte Premierminister in dürren Worten: "daß es ebenso wenig ein einiges als ein republikanisches Italien geben könne." Diese Erklärung sprach ihm das Todesurtheil im Auge aller Republikaner. Pinto und Spini, welche das römische Volk bisher am hiesigen Hofe vertraten, haben ihre Pässe verlangt und sind abgereist. "Wir enthalten uns, sagt die Concordia vom 12. Febr., jeder Betrachtung über dieses Ereigniß, das uns tief erschüttert."

Madrid, 10. Febr.

Die Königin Isabella ließ heute dem General Narvaez ein Geschenk von 8 Mill. Realen in Anerkennung seiner treuen Dienste zustellen. In den Kammern nichts Wichtiges.

Dänemark.
Kopenhagen, 12. Febr.

Der Kriegsminister Tscherning sprach sich kürzlich im Reichstage über die Unmöglichkeit der Fortsetzung des Krieges von Seiten Dänemarks aus wobei er u. A. sagte, daß Dänemark keine Armee besitze, die irgendwie Stand halten werde, und daß selbst wenn man annehmen wollte, daß mit einer solchen Armee etwas ausgerichtet werden könnte, die Vortheile, die Dänemark im günstigsten Falle bei Wiederausbruch des Krieges erreichen würde, in keinem Verhältnisse ständen zu den Opfern, die in diesem Falle gebracht werden müßten. Dies hat die Kriegspartei in Kopenhagen in eine solche Aufregung versetzt, daß sie Tscherning die Fenster einwarf und sich in Masse nach der Christiansburg zum Könige begab, um dielen zu einer die Fortsetzung des Krieges abzielenden Erklärung zu nöthigen. Der Erfolg dieses Zuges ist das bekannte, neuerdings an die s. g. treuen Schleswiger erlassene Manifest gewesen.

In der heutigen Sitzung des Reichstages gab das Ministerium die angekündigte Erklärung über die Stellung der Regierung zu der Debatte über das der Reichsversammlung vorgelegte Staatsgrundgesetz. Der Sinn der ministeriellen Erklärung ist nach Faedrelandet: das Ministerium stellt der Versammlung die Berathung über das Grundgesetz ganz frei und betrachtet den vorgelegten Entwurf als eine Grundlage für die Verhandlungen, durch welche die Regierung sich nicht in dem Grade gebunden glaubt, als daß sie nicht auf von der Versammlung angenommene Veränderungen eingehen könne und worüber sie sich vorbehalte, ihre Beschlüsse zu fassen, nachdem die Versammlung die ihrigen gefaßt.

Redakteur en chef: Karl Marx.
[Deutschland]
* Köln, 17. Febr.

Am 13. d. Mts. hat sich Hr. Adamski, Lieutenant im 25. Inf.-Reg., um einer Contumaciatverurtheilung zu begegnen, den hiesigen Militärbehörden gestellt. Er wurde sofort, nachdem sein körperlicher Zustand ärztlich als krank konstatirt worden, in das hiesige Garnison-Lazareth gebracht. Von diesem Tage an bis zum 16. verblieb er ohne alle ärztliche Behandlung, weil hiermit kein Arzt beauftragt worden war. Gleichzeitig war seine Diät so eingerichtet, daß er auf die Dauer hätte verhungern müssen. Sie bestand aus der dritten Form (sogenannte Hungerportion), dreimal täglich ein Tischlöffel voll Graupensuppe in Wasser gekocht, wo eine Graupe auf eine Entfernung von einer halben Meile der andern folgt, und eine Semmel zu 3 Pfg. Seine Zimmerthür wurde am 13. nach speziellem Befehl der Kommandantur verschlossen. Durch den Verschluß von jedweder Kommunikation mit menschlichen Wesen abgeschnitten, konnte er, nach dem ausdrücklichen Urtheile der Aerzte, deren Sorgfalt er lobend anerkennen muß, bei Nachtzeit besonders, verderben, ohne daß irgend eine Hülfe möglich war. Jeder Arrestant hat, im gesunden Zustande sogar, in seinem Lokale einen Schellenzug oder einen Posten vor der Thür, damit ihm nöthigenfalls Hülfe gewährt werden könne. Gegen dieses gänzlich ungesetzliche Verfahren hat er zwar einen schriftlichen Protest eingelegt, aber trotz seines leidenden Zustandes auf den weiteren Aufenthalt im Lazareth verzichtet. Er zieht es vor, die gesetzlich vorgeschriebene Haft auszuhalten, als, wie bis jetzt, nur von der Willkür abzuhängen. Man verfährt mit ihm überhaupt ganz nach Gutdünken. So kam ein Freund, ihn zu besuchen; der Unterinspektor wagte es nicht, mit der Sache etwas zu thun zu haben. Der Oberinspektor war ausgegangen, und so mußte der Besuch wieder fortgehen. Die Freiheit, Besuche zu empfangen, wird also, wie es scheint, erstens von der Anwesenheit und dann von dem guten Willen des Herrn Oberinspektors abhängen.

Handelsnachrichten. [irrelevantes Material]
Frucht- und Fourage-Preise vom 1. Bis 15. Febr. [irrelevantes Material]
15 Schleswig-Holstein, 16. Febr.

Das Landesphilisteium hat sich gehorsamst vertagt! Jetzt vertagt, wo die Aufregung des Volkes so groß ist, wo das Volk dringend nach Waffen ruft, um sich und seinen Heerd zu vertheidigen. Wir müssen offen bekennen, daß wir den Landesphilistern nie vielen Muth und guten Willen zugetraut haben, aber an eine solche gemeine Feigheit, eine solche erbärmliche Dummheit glaubten wir doch nicht. Sie, die Vertreter des Volkes sind nach Hause gelaufen ‒ verrathen haben sie ihr Volk, verschachert haben sie es an die Aristokraten. Als der verrätherische Präsident Barzum seine ganzen nichtswürdigen Gesinnungen in seiner Rede offenbarte, als dieser die Frechheit hatte zu sagen: wir können uns beruhigen, da die zweitgrößte Macht Deutschlands, da Preußens König uns wieder Hülfe versprochen gegen die Dänen und dieser Monarch hat noch stets sein Versprechen gehalten und uns auch schon einmal durch seine Macht gerettet ‒ auch Lord Palmerston hat die Zusicherung ertheilt, daß er nicht seine Zustimmung zur Lostrennung Schleswigs von Holstein geben werde u. s. w. ‒ da trat auch nicht ein einziges Mitglied dieser erbärmlichen Gesellschaft auf und protestirte gegen den schmählichen Verrath. Alle die Herren, welche hinterm Theetisch so muthig sind, und so warm für das Wohl des Volkes salbadern, alle diese Herren saßen stumm da ‒ nicht ein einziger erhob seine Stimme für das ihnen bis jetzt vertrauende Volk. Ihre Feigheit ließ es nicht zu, daß sie sich gegen den Verrath erklärten ‒ ruhig hören sie den perfiden Advokaten Barzum an und laufen nach Hause. Der Ruf und das dringende Verlangen des Volkes nach allgemeiner Bewaffnung und Organisation des Landsturmes wird von diesen Spießbürgern abgelehnt. Auch Theodor Olshausen hat an der ganzen schmachvollen Komödie sich betheiligt, auch er hat durch Stillschweigen seine Zustimmung zu dem von der Aristokratie ausgegangenen Verrath gegeben. Schmachvoll ist auch Olshausen nach Hause gelaufen ‒ seine Feigheit war größer als sein Gefühl für Ehre. Aber das Bewußtsein, daß er das Volk feige verrathen, duldet ihn nicht länger in der Heimath ‒ er ist heute nach Frankfurt gereist, um dort Rath und Hülfe zu erflehen. Bei wem er diese zu finden hofft, ist uns unbegreiflich. Sämmtliche Abgeordnete Schleswig-Holsteins mit Ausnahme von zweien ‒ sind am 17. Sept. v. J. des Verraths am deutschen Vaterlande angeklagt. Und von diesen, zu denen auch der jämmerliche Advokat Beseler sich gesellt ‒ von diesen will Olshausen sich Rath und Hülfe holen. Wie tief ist dieser Eisenbahndirektor gesunken! Als die Sitzungen der Landesversammlung begannen, hatte es den Anschein, als wolle er sich warm der Sache des Volkes annehmen ‒ aber es war nur ein Schein, es war Trug! Doch danken wir ihm, daß er so bald die Maske abgeworfen, wir wissen jetzt, was wir von ihm zu halten haben; was er stets gewesen, wird er auch ferner bleiben, ein liberaler Bourgeois, an dem die ganze Zeitbewegung vorübergegangen, ohne daß er dieselbe entweder hat begreifen können oder begreifen wollen! Ein Schrei der Entrüstung und der Wuth durchdringt das ganze Land; der Verrath verbunden mit der feigen Flucht sind so unerwartet gekommen, daß das Volk noch nicht weiß, was es thun soll.

Französische Republik.
Paris, 16.Februar.

Das Ministerium erlitt am Schluß der gestrigen Nationalversammlung eine neue Niederlage indem der Faucher'sche Entwurf der Revolutionsfeier verworfen und der des Justizausschusses dagegen mit 490 gegen 99 Stimmen angenommen wurde. Wir werden also am nächsten Sonnabend (heute über acht Tage) ein großartiges Schauspiel genießen. Die Geldmittel, die das Ministerium dem Proletariat zur Verfügung stellt, werden freilich nicht weit reichen. Es sind im Ganzen 500,000 Franken bestimmt. Das beträgt für manches Dorf zwei Frk.

‒ Der Moniteur veröffentlicht heute das so heiß erfochtene Rateau-Lanjuinais'sche Dekret, laut welchem sich die Nationalversammlung auflöst: nachdem sie das Wahlgesetz, Staatsrathsgesetz, Verantwortlichkeitsgesetz des Präsidenten Bonaparte und seiner Minister sowie das heillose 1849ger Büdget votirt hat. Das Wahlgesetz befindet sich bereits im 2. Stadium, das Staatsrathsgesetz im 3.; nur das Verantwortlichkeitsgesetz ist noch nicht auf der Bühne.

‒ Villermé, Mitglied des Instituts, hielt in der Akademie der moralischen und politischen Wissenschaft einen interessanten Vortrag über die Arbeiter-Assoziationen vor und nach der Februar-Revolution in Frankreich. Der Moniteur füllt damit fünf lange Spalten. Villermé schließt mit den Worten: „...Der freien Concurrenz, durch weise Gesetze geleitet, verdankt Frankreich seit 1789 seinen industriellen Fortschritt und die Arbeiterklassen, wenn man sie in Masse betrachtet, die Besserung ihrer Lage. Was die absolute Assoziation betrifft, so wäre sie für unsere Arbeiter ein blindes Vertilgungssystem und für Alle (Kapitalisten?) eine unaufhörlichgährende Veranlassung zu Sturz und Verarmung.

‒ Proudhon's Vorladung vor die Gerichte wurde bereits heute abgefertigt. Wie eilig!

‒ Die Volksbank läßt unsere haute finanee nicht ruhig schlafen. Bis zum 15. Febr. belief sich ihr Zuwachs auf:

817 detachirte Aktionen4135 Frs.
1004 Coupons502 Frs.
2107 Aktionsunterzeichnungen10535 Frs.
Also in zwei Tagen:15172 Frs.

Außerdem wurden 800 kleine Broschüren zu 10 Cent. verkauft, welche die Statuten der Volksbank und ihre Organisation enthalten. Fast alle Gewerbe strömen in die Bureau's. Selbst Maler, Drucker, Uhrmacher, Gärtner, Huissiers, Kutscher, Aerzte und namentlich viele Näherinnen und weibliche Proletarier, eilen herbei, um sich bei dem Sozialistenbund zu betheiligen.

‒ Das Gerücht geht, Rateau werde an Buffet's Stelle in das Kabinet treten. Buffet werde das Armee-Lieferungswesen übernehmen.

‒ Skandal! Skandal! Marrast hat einen städtischen Hospitalkassirer und Sparkassenrendanten, Namens Saint Genez, gerichtlich belangt, weil er ihn des Unterschleifes enormer Summen nach der Februarrevolution als Maire von Paris verdächtigt. Saint Genez erklärt heute in dem Blatt „Assemblée“ vorläufig, daß er sehr gern bereit sei, dem Herrn Marrast die Ohrfeigen wiederzugeben, die er vom ehemaligen Studienmeister in St. Sever empfangen habe (Marrast war dort früher Schulmeister). Man verspricht sich von diesem Fall eine Art republikanischen Testeskandal. Das Tuch, das Marrast bei der Clichy Assoziation bestellte, und zur Einkleidung der Mobilgarde bestimmt war, hinterher aber für einen Spottpreis an Karl Albert verkauft wurde: soll eine Hauptrolle, nächst den Ohrfeigen des Herrn Saint Genez, spielen.

‒ In einem alten Koffer des Café Manus in der Rue des Prêtres St. Germain lauxerrois (am Louvre) sind ganze Stöße von Handschriften des berühmten Verfassers der Abentheuer des jungen Faublas (Conventsglied Louvet de Couvray) gefunden worden. Das geschätzte Conventsmitglied (der junge Faublas) heirathete bekanntlich den Gegenstand seiner Liebe, Wittwe Lodoiska und etablirte sich als Buchhändler. Dies Geschäft ließ ihm viel Zeit übrig, die er durch allerhand literarische Tändeleien zu vertreiben suchte, welche bis heute in seinem Koffer, den ein Bruder Louvet de Couvray's erbte, sanft schlummerten. Louvets Bruder war früher Wirth des Café Mornas, aus dessen Besitz der Koffer in die Hände des heutigen Wirthes überging, der ihn dieser Tage zufällig öffnete. Ein Prozeß, der zwischen dem alten und neuen Wirth anheischig gemacht ist, dürfte die Veröffentlichung des literarischen Schatzkästleins den auswärtigen Freunden des jungen Faublas noch einige Zeit vorenthalten.

Militärische Protestationen.

In Lyon protestiren unsere Offiziere gegen die Verrücktheiten des Marschalls Bugeaud und seiner jüngsten Ordre. Der „Censeur“ bringt uns heute den Text jener Protestation.

Auch in Paris protestirt die republikanische Garde gegen ihre Auflösung und Einverleibung in die Gensd'armerie.

Dergleichen Kundgebungen sind im gegenwärtigen Augenblicke sehr wichtig.

‒ Der neueste Bank-Bericht zeigt uns die Lage dieses Kredit Instituts bis zum 15. Febr. Vormittags an. Dieselbe steht keineswegs im Verhältniß zu der Regsamkeit, die sich an der Börse geltend macht. Das Pariser Portefeuille ist zwar von 54 Mill. auf 55,284,272 Frk. 15 Ct. gestiegen; das Departements Portefeuille dagegen von 96 Mill. auf 94,498,070 Frk. 25 Ct. gefallen. Die Metallvorräthe in den Kellern der Bank sind leider wieder von 158 Mill. auf 161,012,675 Frk. 73 Ct. gestiegen ‒ ein Beweis daß das baare Geld immer noch den Verkehr fürchtet. Die leidenden Papiere berechnen noch auf 9,133,697 Frk. 13 Ct.

‒ Aus Marseille wird berichtet: Die letzte englische Post die über hier nach Indien befördert wurde, enthielt eine so große Anzahl Briefe daß sich die Posttaxe auf den bedeutenden Betrag von 120,000 Fr. belief. Auch nach Algier hat die Briefbeförderung sehr zugenommen ‒ vor der allgemeinen Taxe hatte man vier Felleisen nöthig ‒ jetzt schon werden eilf Felleisen abgeschickt.

Nationalversammlung. ‒ Sitzung vom 16. Februar. Vizepräsident Lamoriciere eröffnet um 1 1/2 Uhr die Sitzung.

Demians trägt darauf an, den Vorschlag der berüchtigten Enquête für nächsten Montag auf die Tagesordnung zu setzen. Man habe so großen Lärmen geschlagen wegen des vermeintlichen Komplots vom 29. Januar und jetzt möchte man es vergessen machen; die ergriffenen Maßregeln seien aber von der höchsten politischen Wichtigkeit (Alton Shee sitzt noch im Gefängniß nebst hundert andern Sozialisten) und er trage auf Erledigung des Gegenstandes am Montag (dem ersten Fastnachtstage!) an.

Viele Glieder der Linken rufen: Ja! Ja! und die Enquêtedebatte soll nach Vertheilung des zu druckenden Berichts auf die Tagesordnung kommen.

An der Tagesordnung ist die zweite Deliberation des gestern abgebrochenen Wahlgesetzes.

Art. 1 war dem Ausschusse zur Begutachtung einer Aenderung überwiesen worden, die Tranchant gestellt hatte, und also lautete:

„10 Tage nach Promulgation des Gesetzes in Paris und 8 Tagen im platten Lande haben die Maires die Wahllisten in jeder Gemeinde anzulegen etc.“

Der Ausschuß trägt auf Verwerfung dieser Aenderung an. Sie wird nach kurzer Gegenrede verworfen und die ursprüngliche Fassung bleibt.

Art. 3, von den Personen handelnd, die ihres Wahlrechts verlustig gehen, war ebenfalls an den Ausschuß zurückgeschickt worden und kam in neuer Fassung zum Spruch.

de Vezin meint, die alte Fassung sei besser. Baleth besteht auf seiner Aenderung.

Billaut, Berichterstatter, beanspruchte Aenderung, widersetzt sich jedoch nicht einigen Ermäßigungen bei Zulassung der Verurtheilten.

Die Aenderung wird angenommen.

Gent (vom Berge) stellt den Zusatz zu Art. 3.

„Ausgenommen von dieser Einstellung in ihrem Wahlrecht sind ferner die politisch Verurtheilten.“

De Vezin findet diese Fassung zu allgemein. Unter der Republik sei jede Konspiration allerdings ein Verbrechen, das bestraft werden müsse. (Oh, oh!)

Degoussée unterstützt den Gent. Man werde doch um's Himmelswillen nicht diejenigen Patrioten zu den Iloten zählen wollen, die dreißig Jahre lang gegen die Monarchie konspirirten. (Oh, oh.) Präsident Bonaparte und Marrast selbst hätten konspirirt. (Agitation.)

Vezin wiederholt: Unter der Republik sei das ein Verbrechen. (Gelächter vom Berge.)

Paguerre stellt den Zusatz: Seit dem 24. Februar.“ Er entwickelt ihn in schrecklich fader Weise.

Bourbeau möchte lieber Gent's Fassung angenommen sehen. Das Wahlrecht müsse allgemein sein und gestatte nicht für Verbrechen gleicher Natur verschiedene Klassen.

Valette bekämpft beide Zusätze als unnütz. Es werde bereits ein Gesetzentwurf für Amnestie ausgearbeitet. Dies genüge.

Lagrange (zum ersten Male wieder erträglich.) Von Verbrechen kann gar nicht die Rede sein, wenn man das Königthum bekämpft. Alle Eure Anträge sind unnütz. Ich protestire dagegen: Sie sind eine Injurie für den Präsidenten der Republik und den Präsidenten der Nationalversammlung. Auch ich habe konspirirt und betrachtete mich als keinen Verbrecher als man mich vor die Gerichtshöfe des Königthums stellte. Stand Ney nicht auch vor solchem Gericht? (Agitation.)

[unleserliches Material] Dupin, der Alte, nähert sich dem Redner und spricht mit ihm. Wir können jedoch nicht hören.

Lagrange geht ab.

Billault, Berichterstatter, der Paragraph soll nachher geprüft werden.

Angenommen.

Die übrigen Paragraphen gehen mit 363 gegen 342 Stimmen durch.

Faucher, Minister des Innern, legt folgende Gesetzentwürfe vor:

1) 722,000 Franken für den Minister des Aeußern zur Tilgung der griechischen Schuld;

2) 712,000 Franken für die Kosten der im März von Arago geschaffenen Mobilgarde in Lyon. (Ah! Ah!)

Pelletier: Ich erfahre so eben, daß der Minister des Innern die Nationalgarde in Lyon aufgelöst hat. (Sensation.) Ich bitte die Versammlung mir einen Tag zu bestimmen, an dem ich den Minister wegen dieser wichtigen Maßregel zur Rede stellen darf.

Die Versammlung bestimmt den nächsten Montag.

Hierauf nimmt sie das unterbrochene Wahlgesetz wieder auf.

Artikel 8, 9, 10, 11, 12, 13, 14, 15, 16, 17, 18 (von den Gemeinden und Wahlbezirks-Förmlichkeiten handelnd, gehen ohne erhebliche Debatte durch.

Ebenso die Artikel 19, 20 und 21 (von der jährlichen Revision der Wahllisten).

Die Debatte wird beim Artikel 22 (Wahlkollegien) abgebrochen und die Sitzung um 6 Uhr geschlossen.

Italien.
*

Ein k. k., d. h. ein standrechtlicher oder schwarzgelber Brief über die neuesten Vorfälle in Ferrara spricht sich dahin aus, daß auf die meuchlerischen Angriffe gegen einige östreichische Offiziere der Kommandant der Festung drei Bombenschüsse nach der Stadt schleuderte. Sie hätten genügt, um die Behörden zu veranlassen, die geforderte Satisfaktion zu geben.

Rom, 6. Febr.

Unter diesem Datum wird der „A. Z.“ geschrieben:

Truppen sind in der letzten Hälfte der Woche fast täglich eingetroffen. Diesmal ist auch das Collegio Romano in ein Wachtquartier umgewandelt worden, und das Sant Uffizio, die Inquisition, hat man zu einer Artilleriekaserne hergerichtet. Das Noviziat der Jesuiten, ist schon seit einiger Zeit zu einer Kaserne für die aus Venedig zurückgekehrten Truppen hergerichtet worden.

*

Die italienische Revolution geht täglich rascher. Nicht nur daß in Rom die Republik proklamirt worden, auch Toskana ist aus der Reihe der Monarchieen getreten. Wie Pius IX. aus Rom, ist Leopold von Oesterreich aus Siena entflohen. Dem Manne des guten Willens ist der patriarchalische Volksbeglücker und erster Abschaffer der Todesstrafe gefolgt.

Florenz, 8. Febr.

Der „Alba“ zufolge, hat die provisorische Regierung Mordini zum Staatssekretär des Auswärtigen ernannt, Marmocchi zum Minister-Staatssekretär des Innern, Romanelli zum Minister-Staatssekretär der Justiz und des Geistlichen, Franchini zu dem des öffentlichen Unterrichts und der Wohlthätigkeit, Mariano d'Ayala zu dem des Kriegsdepartements, Adami zu dem der Finanzen, des Handels und der öffentlichen Arbeiten. Provisorisch hat die Regierung endlich auch für gonz Toskana Regierungscomissarien mit den ausgedehntesten Vollmachten ernannt. Der Gedanke einer Vereinigung Toscan's mit Rom, also der Gründung eines größern Mittelitaliens, ist in der Persse und den Vereinen angeregt.

Turin, 11. Februar.

Der Giobertische Demokratismus geht auf die Neige. Gestern erklärte der berühmte Premierminister in dürren Worten: „daß es ebenso wenig ein einiges als ein republikanisches Italien geben könne.“ Diese Erklärung sprach ihm das Todesurtheil im Auge aller Republikaner. Pinto und Spini, welche das römische Volk bisher am hiesigen Hofe vertraten, haben ihre Pässe verlangt und sind abgereist. „Wir enthalten uns, sagt die Concordia vom 12. Febr., jeder Betrachtung über dieses Ereigniß, das uns tief erschüttert.“

Madrid, 10. Febr.

Die Königin Isabella ließ heute dem General Narvaez ein Geschenk von 8 Mill. Realen in Anerkennung seiner treuen Dienste zustellen. In den Kammern nichts Wichtiges.

Dänemark.
Kopenhagen, 12. Febr.

Der Kriegsminister Tscherning sprach sich kürzlich im Reichstage über die Unmöglichkeit der Fortsetzung des Krieges von Seiten Dänemarks aus wobei er u. A. sagte, daß Dänemark keine Armee besitze, die irgendwie Stand halten werde, und daß selbst wenn man annehmen wollte, daß mit einer solchen Armee etwas ausgerichtet werden könnte, die Vortheile, die Dänemark im günstigsten Falle bei Wiederausbruch des Krieges erreichen würde, in keinem Verhältnisse ständen zu den Opfern, die in diesem Falle gebracht werden müßten. Dies hat die Kriegspartei in Kopenhagen in eine solche Aufregung versetzt, daß sie Tscherning die Fenster einwarf und sich in Masse nach der Christiansburg zum Könige begab, um dielen zu einer die Fortsetzung des Krieges abzielenden Erklärung zu nöthigen. Der Erfolg dieses Zuges ist das bekannte, neuerdings an die s. g. treuen Schleswiger erlassene Manifest gewesen.

In der heutigen Sitzung des Reichstages gab das Ministerium die angekündigte Erklärung über die Stellung der Regierung zu der Debatte über das der Reichsversammlung vorgelegte Staatsgrundgesetz. Der Sinn der ministeriellen Erklärung ist nach Faedrelandet: das Ministerium stellt der Versammlung die Berathung über das Grundgesetz ganz frei und betrachtet den vorgelegten Entwurf als eine Grundlage für die Verhandlungen, durch welche die Regierung sich nicht in dem Grade gebunden glaubt, als daß sie nicht auf von der Versammlung angenommene Veränderungen eingehen könne und worüber sie sich vorbehalte, ihre Beschlüsse zu fassen, nachdem die Versammlung die ihrigen gefaßt.

Redakteur en chef: Karl Marx.
[Deutschland]
* Köln, 17. Febr.

Am 13. d. Mts. hat sich Hr. Adamski, Lieutenant im 25. Inf.-Reg., um einer Contumaciatverurtheilung zu begegnen, den hiesigen Militärbehörden gestellt. Er wurde sofort, nachdem sein körperlicher Zustand ärztlich als krank konstatirt worden, in das hiesige Garnison-Lazareth gebracht. Von diesem Tage an bis zum 16. verblieb er ohne alle ärztliche Behandlung, weil hiermit kein Arzt beauftragt worden war. Gleichzeitig war seine Diät so eingerichtet, daß er auf die Dauer hätte verhungern müssen. Sie bestand aus der dritten Form (sogenannte Hungerportion), dreimal täglich ein Tischlöffel voll Graupensuppe in Wasser gekocht, wo eine Graupe auf eine Entfernung von einer halben Meile der andern folgt, und eine Semmel zu 3 Pfg. Seine Zimmerthür wurde am 13. nach speziellem Befehl der Kommandantur verschlossen. Durch den Verschluß von jedweder Kommunikation mit menschlichen Wesen abgeschnitten, konnte er, nach dem ausdrücklichen Urtheile der Aerzte, deren Sorgfalt er lobend anerkennen muß, bei Nachtzeit besonders, verderben, ohne daß irgend eine Hülfe möglich war. Jeder Arrestant hat, im gesunden Zustande sogar, in seinem Lokale einen Schellenzug oder einen Posten vor der Thür, damit ihm nöthigenfalls Hülfe gewährt werden könne. Gegen dieses gänzlich ungesetzliche Verfahren hat er zwar einen schriftlichen Protest eingelegt, aber trotz seines leidenden Zustandes auf den weiteren Aufenthalt im Lazareth verzichtet. Er zieht es vor, die gesetzlich vorgeschriebene Haft auszuhalten, als, wie bis jetzt, nur von der Willkür abzuhängen. Man verfährt mit ihm überhaupt ganz nach Gutdünken. So kam ein Freund, ihn zu besuchen; der Unterinspektor wagte es nicht, mit der Sache etwas zu thun zu haben. Der Oberinspektor war ausgegangen, und so mußte der Besuch wieder fortgehen. Die Freiheit, Besuche zu empfangen, wird also, wie es scheint, erstens von der Anwesenheit und dann von dem guten Willen des Herrn Oberinspektors abhängen.

Handelsnachrichten. [irrelevantes Material]
Frucht- und Fourage-Preise vom 1. Bis 15. Febr. [irrelevantes Material]
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0004" n="1248"/>
        <div xml:id="ar226_017" type="jArticle">
          <head><bibl><author>15</author></bibl> Schleswig-Holstein, 16. Febr.</head>
          <p>Das Landesphilisteium hat sich gehorsamst vertagt! Jetzt vertagt, wo die Aufregung des Volkes so groß ist, wo das Volk dringend nach Waffen ruft, um sich und seinen Heerd zu vertheidigen. Wir müssen offen bekennen, daß wir den Landesphilistern nie vielen Muth und guten Willen zugetraut haben, aber an eine solche gemeine Feigheit, eine solche erbärmliche Dummheit glaubten wir doch nicht. Sie, die Vertreter des Volkes sind nach Hause gelaufen &#x2012; verrathen haben sie ihr Volk, verschachert haben sie es an die Aristokraten. Als der verrätherische Präsident Barzum seine ganzen nichtswürdigen Gesinnungen in seiner Rede offenbarte, als dieser die Frechheit hatte zu sagen: wir können uns beruhigen, da die zweitgrößte Macht Deutschlands, da Preußens König uns wieder Hülfe versprochen gegen die Dänen und dieser Monarch hat noch stets sein Versprechen gehalten und uns auch schon einmal durch seine Macht gerettet &#x2012; auch Lord Palmerston hat die Zusicherung ertheilt, daß er nicht seine Zustimmung zur Lostrennung Schleswigs von Holstein geben werde u. s. w. &#x2012; da trat auch nicht ein einziges Mitglied dieser erbärmlichen Gesellschaft auf und protestirte gegen den schmählichen Verrath. Alle die Herren, welche hinterm Theetisch so muthig sind, und so warm für das Wohl des Volkes salbadern, alle diese Herren saßen stumm da &#x2012; nicht ein einziger erhob seine Stimme für das ihnen bis jetzt vertrauende Volk. Ihre Feigheit ließ es nicht zu, daß sie sich gegen den Verrath erklärten &#x2012; ruhig hören sie den perfiden Advokaten Barzum an und laufen nach Hause. Der Ruf und das dringende Verlangen des Volkes nach allgemeiner Bewaffnung und Organisation des Landsturmes wird von diesen Spießbürgern abgelehnt. Auch Theodor Olshausen hat an der ganzen schmachvollen Komödie sich betheiligt, auch er hat durch Stillschweigen seine Zustimmung zu dem von der Aristokratie ausgegangenen Verrath gegeben. Schmachvoll ist auch Olshausen nach Hause gelaufen &#x2012; seine Feigheit war größer als sein Gefühl für Ehre. Aber das Bewußtsein, daß er das Volk feige verrathen, duldet ihn nicht länger in der Heimath &#x2012; er ist heute nach Frankfurt gereist, um dort Rath und Hülfe zu erflehen. Bei wem er diese zu finden hofft, ist uns unbegreiflich. Sämmtliche Abgeordnete Schleswig-Holsteins mit Ausnahme von zweien &#x2012; sind am 17. Sept. v. J. des Verraths am deutschen Vaterlande angeklagt. Und von diesen, zu denen auch der jämmerliche Advokat Beseler sich gesellt &#x2012; von diesen will Olshausen sich Rath und Hülfe holen. Wie tief ist dieser Eisenbahndirektor gesunken! Als die Sitzungen der Landesversammlung begannen, hatte es den Anschein, als wolle er sich warm der Sache des Volkes annehmen &#x2012; aber es war nur ein Schein, es war Trug! Doch danken wir ihm, daß er so bald die Maske abgeworfen, wir wissen jetzt, was wir von ihm zu halten haben; was er stets gewesen, wird er auch ferner bleiben, ein liberaler Bourgeois, an dem die ganze Zeitbewegung vorübergegangen, ohne daß er dieselbe entweder hat begreifen können oder begreifen wollen! Ein Schrei der Entrüstung und der Wuth durchdringt das ganze Land; der Verrath verbunden mit der feigen Flucht sind so unerwartet gekommen, daß das Volk noch nicht weiß, was es thun soll.</p>
        </div>
      </div>
      <div n="1">
        <head>Französische Republik.</head>
        <div xml:id="ar226_018" type="jArticle">
          <head>Paris, 16.Februar.</head>
          <p>Das Ministerium erlitt am Schluß der gestrigen Nationalversammlung eine neue Niederlage indem der Faucher'sche Entwurf der Revolutionsfeier verworfen und der des Justizausschusses dagegen mit 490 gegen 99 Stimmen angenommen wurde. Wir werden also am nächsten Sonnabend (heute über acht Tage) ein großartiges Schauspiel genießen. Die Geldmittel, die das Ministerium dem Proletariat zur Verfügung stellt, werden freilich nicht weit reichen. Es sind im Ganzen 500,000 Franken bestimmt. Das beträgt für manches Dorf <hi rendition="#g">zwei</hi> Frk.</p>
          <p>&#x2012; Der Moniteur veröffentlicht heute das so heiß erfochtene Rateau-Lanjuinais'sche Dekret, laut welchem sich die Nationalversammlung auflöst: nachdem sie das Wahlgesetz, Staatsrathsgesetz, Verantwortlichkeitsgesetz des Präsidenten Bonaparte und seiner Minister sowie das heillose 1849ger Büdget votirt hat. Das Wahlgesetz befindet sich bereits im 2. Stadium, das Staatsrathsgesetz im 3.; nur das Verantwortlichkeitsgesetz ist noch nicht auf der Bühne.</p>
          <p>&#x2012; Villermé, Mitglied des Instituts, hielt in der Akademie der moralischen und politischen Wissenschaft einen interessanten Vortrag über die Arbeiter-Assoziationen vor und nach der Februar-Revolution in Frankreich. Der Moniteur füllt damit fünf lange Spalten. Villermé schließt mit den Worten: &#x201E;...Der freien Concurrenz, durch weise Gesetze geleitet, verdankt Frankreich seit 1789 seinen industriellen Fortschritt und die Arbeiterklassen, wenn man sie in Masse betrachtet, die Besserung ihrer Lage. Was die absolute Assoziation betrifft, so wäre sie für unsere Arbeiter ein blindes Vertilgungssystem und für Alle (Kapitalisten?) eine unaufhörlichgährende Veranlassung zu Sturz und Verarmung.</p>
          <p>&#x2012; Proudhon's Vorladung vor die Gerichte wurde bereits heute abgefertigt. Wie eilig!</p>
          <p>&#x2012; Die Volksbank läßt unsere haute finanee nicht ruhig schlafen. Bis zum 15. Febr. belief sich ihr Zuwachs auf:</p>
          <table>
            <row>
              <cell>817 detachirte Aktionen</cell>
              <cell>4135 Frs.</cell>
            </row>
            <row>
              <cell>1004 Coupons</cell>
              <cell>502 Frs.</cell>
            </row>
            <row>
              <cell>2107 Aktionsunterzeichnungen</cell>
              <cell>10535 Frs.</cell>
            </row>
            <row>
              <cell>Also in zwei Tagen:</cell>
              <cell>15172 Frs.</cell>
            </row>
          </table>
          <p>Außerdem wurden 800 kleine Broschüren zu 10 Cent. verkauft, welche die Statuten der Volksbank und ihre Organisation enthalten. Fast alle Gewerbe strömen in die Bureau's. Selbst Maler, Drucker, Uhrmacher, Gärtner, Huissiers, Kutscher, Aerzte und namentlich viele Näherinnen und weibliche Proletarier, eilen herbei, um sich bei dem Sozialistenbund zu betheiligen.</p>
          <p>&#x2012; Das Gerücht geht, Rateau werde an Buffet's Stelle in das Kabinet treten. Buffet werde das Armee-Lieferungswesen übernehmen.</p>
          <p>&#x2012; Skandal! Skandal! Marrast hat einen städtischen Hospitalkassirer und Sparkassenrendanten, Namens Saint Genez, gerichtlich belangt, weil er ihn des Unterschleifes enormer Summen nach der Februarrevolution als Maire von Paris verdächtigt. Saint Genez erklärt heute in dem Blatt &#x201E;Assemblée&#x201C; vorläufig, daß er sehr gern bereit sei, dem Herrn Marrast die Ohrfeigen wiederzugeben, die er vom ehemaligen Studienmeister in St. Sever empfangen habe (Marrast war dort früher Schulmeister). Man verspricht sich von diesem Fall eine Art republikanischen Testeskandal. Das Tuch, das Marrast bei der Clichy Assoziation bestellte, und zur Einkleidung der Mobilgarde bestimmt war, hinterher aber für einen Spottpreis an Karl Albert verkauft wurde: soll eine Hauptrolle, nächst den Ohrfeigen des Herrn Saint Genez, spielen.</p>
          <p>&#x2012; In einem alten Koffer des Café Manus in der Rue des Prêtres St. Germain lauxerrois (am Louvre) sind ganze Stöße von Handschriften des berühmten Verfassers der <hi rendition="#g">Abentheuer des jungen Faublas</hi> (Conventsglied Louvet de Couvray) gefunden worden. Das geschätzte Conventsmitglied (der junge Faublas) heirathete bekanntlich den Gegenstand seiner Liebe, Wittwe Lodoiska und etablirte sich als Buchhändler. Dies Geschäft ließ ihm viel Zeit übrig, die er durch allerhand literarische Tändeleien zu vertreiben suchte, welche bis heute in seinem Koffer, den ein Bruder Louvet de Couvray's erbte, sanft schlummerten. Louvets Bruder war früher Wirth des Café Mornas, aus dessen Besitz der Koffer in die Hände des heutigen Wirthes überging, der ihn dieser Tage zufällig öffnete. Ein Prozeß, der zwischen dem alten und neuen Wirth anheischig gemacht ist, dürfte die Veröffentlichung des literarischen Schatzkästleins den auswärtigen Freunden des jungen Faublas noch einige Zeit vorenthalten.</p>
          <p>Militärische Protestationen.</p>
          <p>In Lyon protestiren unsere Offiziere gegen die Verrücktheiten des Marschalls Bugeaud und seiner jüngsten Ordre. Der &#x201E;Censeur&#x201C; bringt uns heute den Text jener Protestation.</p>
          <p>Auch in Paris protestirt die republikanische Garde gegen ihre Auflösung und Einverleibung in die Gensd'armerie.</p>
          <p>Dergleichen Kundgebungen sind im gegenwärtigen Augenblicke sehr wichtig.</p>
          <p>&#x2012; Der neueste Bank-Bericht zeigt uns die Lage dieses Kredit Instituts bis zum 15. Febr. Vormittags an. Dieselbe steht keineswegs im Verhältniß zu der Regsamkeit, die sich an der Börse geltend macht. Das Pariser Portefeuille ist zwar von 54 Mill. auf 55,284,272 Frk. 15 Ct. gestiegen; das Departements Portefeuille dagegen von 96 Mill. auf 94,498,070 Frk. 25 Ct. gefallen. Die Metallvorräthe in den Kellern der Bank sind leider wieder von 158 Mill. auf 161,012,675 Frk. 73 Ct. gestiegen &#x2012; ein Beweis daß das baare Geld immer noch den Verkehr fürchtet. Die leidenden Papiere berechnen noch auf 9,133,697 Frk. 13 Ct.</p>
          <p>&#x2012; Aus <hi rendition="#g">Marseille</hi> wird berichtet: Die letzte englische Post die über hier nach Indien befördert wurde, enthielt eine so große Anzahl Briefe daß sich die Posttaxe auf den bedeutenden Betrag von 120,000 Fr. belief. Auch nach Algier hat die Briefbeförderung sehr zugenommen &#x2012; vor der allgemeinen Taxe hatte man vier Felleisen nöthig &#x2012; jetzt schon werden eilf Felleisen abgeschickt.</p>
          <p>&#x2012; <hi rendition="#g">Nationalversammlung.</hi> &#x2012; Sitzung vom 16. Februar. Vizepräsident Lamoriciere eröffnet um 1 1/2 Uhr die Sitzung.</p>
          <p><hi rendition="#g">Demians</hi> trägt darauf an, den Vorschlag der berüchtigten Enquête für nächsten Montag auf die Tagesordnung zu setzen. Man habe so großen Lärmen geschlagen wegen des vermeintlichen Komplots vom 29. Januar und jetzt möchte man es vergessen machen; die ergriffenen Maßregeln seien aber von der höchsten politischen Wichtigkeit (Alton Shee sitzt noch im Gefängniß nebst hundert andern Sozialisten) und er trage auf Erledigung des Gegenstandes am Montag (dem ersten Fastnachtstage!) an.</p>
          <p><hi rendition="#g">Viele Glieder der Linken</hi> rufen: Ja! Ja! und die Enquêtedebatte soll nach Vertheilung des zu druckenden Berichts auf die Tagesordnung kommen.</p>
          <p>An der Tagesordnung ist die zweite Deliberation des gestern abgebrochenen Wahlgesetzes.</p>
          <p>Art. 1 war dem Ausschusse zur Begutachtung einer Aenderung überwiesen worden, die <hi rendition="#g">Tranchant</hi> gestellt hatte, und also lautete:</p>
          <p>&#x201E;10 Tage nach Promulgation des Gesetzes in Paris und 8 Tagen im platten Lande haben die Maires die Wahllisten in jeder Gemeinde anzulegen etc.&#x201C;</p>
          <p>Der Ausschuß trägt auf Verwerfung dieser Aenderung an. Sie wird nach kurzer Gegenrede verworfen und die ursprüngliche Fassung bleibt.</p>
          <p>Art. 3, von den Personen handelnd, die ihres Wahlrechts verlustig gehen, war ebenfalls an den Ausschuß zurückgeschickt worden und kam in neuer Fassung zum Spruch.</p>
          <p>de Vezin meint, die alte Fassung sei besser. Baleth besteht auf seiner Aenderung.</p>
          <p>Billaut, Berichterstatter, beanspruchte Aenderung, widersetzt sich jedoch nicht einigen Ermäßigungen bei Zulassung der Verurtheilten.</p>
          <p>Die Aenderung wird angenommen.</p>
          <p>Gent (vom Berge) stellt den Zusatz zu Art. 3.</p>
          <p>&#x201E;Ausgenommen von dieser Einstellung in ihrem Wahlrecht sind ferner die politisch Verurtheilten.&#x201C;</p>
          <p><hi rendition="#g">De Vezin</hi> findet diese Fassung zu allgemein. Unter der Republik sei jede Konspiration allerdings ein Verbrechen, das bestraft werden müsse. (Oh, oh!)</p>
          <p><hi rendition="#g">Degoussée</hi> unterstützt den Gent. Man werde doch um's Himmelswillen nicht diejenigen Patrioten zu den Iloten zählen wollen, die dreißig Jahre lang gegen die Monarchie konspirirten. (Oh, oh.) Präsident Bonaparte und Marrast selbst hätten konspirirt. (Agitation.)</p>
          <p><hi rendition="#g">Vezin</hi> wiederholt: Unter der Republik sei das ein Verbrechen. (Gelächter vom Berge.)</p>
          <p><hi rendition="#g">Paguerre</hi> stellt den Zusatz: <hi rendition="#g">Seit dem 24. Februar.&#x201C;</hi> Er entwickelt ihn in schrecklich fader Weise.</p>
          <p><hi rendition="#g">Bourbeau</hi> möchte lieber Gent's Fassung angenommen sehen. Das Wahlrecht müsse allgemein sein und gestatte nicht für Verbrechen gleicher Natur verschiedene Klassen.</p>
          <p><hi rendition="#g">Valette</hi> bekämpft beide Zusätze als unnütz. Es werde bereits ein Gesetzentwurf für Amnestie ausgearbeitet. Dies genüge.</p>
          <p><hi rendition="#g">Lagrange</hi> (zum ersten Male wieder erträglich.) Von Verbrechen kann gar nicht die Rede sein, wenn man das Königthum bekämpft. Alle Eure Anträge sind unnütz. Ich protestire dagegen: Sie sind eine Injurie für den Präsidenten der Republik und den Präsidenten der Nationalversammlung. Auch ich habe konspirirt und betrachtete mich als keinen Verbrecher als man mich vor die Gerichtshöfe des Königthums stellte. Stand Ney nicht auch vor solchem Gericht? (Agitation.)</p>
          <p><gap reason="illegible"/><hi rendition="#g">Dupin,</hi> der Alte, nähert sich dem Redner und spricht mit ihm. Wir können jedoch nicht hören.</p>
          <p><hi rendition="#g">Lagrange</hi> geht ab.</p>
          <p>Billault, Berichterstatter, der Paragraph soll nachher geprüft werden.</p>
          <p>Angenommen.</p>
          <p>Die übrigen Paragraphen gehen mit 363 gegen 342 Stimmen durch.</p>
          <p>Faucher, Minister des Innern, legt folgende Gesetzentwürfe vor:</p>
          <p>1) 722,000 Franken für den Minister des Aeußern zur Tilgung der griechischen Schuld;</p>
          <p>2) 712,000 Franken für die Kosten der im März von Arago geschaffenen Mobilgarde in Lyon. (Ah! Ah!)</p>
          <p>Pelletier: Ich erfahre so eben, daß der Minister des Innern die Nationalgarde in Lyon aufgelöst hat. (Sensation.) Ich bitte die Versammlung mir einen Tag zu bestimmen, an dem ich den Minister wegen dieser wichtigen Maßregel zur Rede stellen darf.</p>
          <p>Die Versammlung bestimmt den nächsten Montag.</p>
          <p>Hierauf nimmt sie das unterbrochene Wahlgesetz wieder auf.</p>
          <p>Artikel 8, 9, 10, 11, 12, 13, 14, 15, 16, 17, 18 (von den Gemeinden und Wahlbezirks-Förmlichkeiten handelnd, gehen ohne erhebliche Debatte durch.</p>
          <p>Ebenso die Artikel 19, 20 und 21 (von der jährlichen Revision der Wahllisten).</p>
          <p>Die Debatte wird beim Artikel 22 (Wahlkollegien) abgebrochen und die Sitzung um 6 Uhr geschlossen.</p>
        </div>
      </div>
      <div n="1">
        <head>Italien.</head>
        <div xml:id="ar226_019" type="jArticle">
          <bibl>
            <author>*</author>
          </bibl>
          <p>Ein k. k., d. h. ein standrechtlicher oder schwarzgelber Brief über die neuesten Vorfälle in Ferrara spricht sich dahin aus, daß auf die meuchlerischen Angriffe gegen einige östreichische Offiziere der Kommandant der Festung drei Bombenschüsse nach der Stadt schleuderte. Sie hätten genügt, um die Behörden zu veranlassen, die geforderte Satisfaktion zu geben.</p>
        </div>
        <div xml:id="ar226_020" type="jArticle">
          <head>Rom, 6. Febr.</head>
          <p>Unter diesem Datum wird der &#x201E;A. Z.&#x201C; geschrieben:</p>
          <p>Truppen sind in der letzten Hälfte der Woche fast täglich eingetroffen. Diesmal ist auch das Collegio Romano in ein Wachtquartier umgewandelt worden, und das Sant Uffizio, die Inquisition, hat man zu einer Artilleriekaserne hergerichtet. Das Noviziat der Jesuiten, ist schon seit einiger Zeit zu einer Kaserne für die aus Venedig zurückgekehrten Truppen hergerichtet worden.</p>
          <bibl>
            <author>*</author>
          </bibl>
          <p>Die italienische Revolution geht täglich rascher. Nicht nur daß in Rom die Republik proklamirt worden, auch Toskana ist aus der Reihe der Monarchieen getreten. Wie Pius IX. aus Rom, ist Leopold von Oesterreich aus Siena entflohen. Dem Manne des guten Willens ist der patriarchalische Volksbeglücker und erster Abschaffer der Todesstrafe gefolgt.</p>
        </div>
        <div xml:id="ar226_021" type="jArticle">
          <head>Florenz, 8. Febr.</head>
          <p>Der &#x201E;Alba&#x201C; zufolge, hat die provisorische Regierung Mordini zum Staatssekretär des Auswärtigen ernannt, Marmocchi zum Minister-Staatssekretär des Innern, Romanelli zum Minister-Staatssekretär der Justiz und des Geistlichen, Franchini zu dem des öffentlichen Unterrichts und der Wohlthätigkeit, Mariano d'Ayala zu dem des Kriegsdepartements, Adami zu dem der Finanzen, des Handels und der öffentlichen Arbeiten. Provisorisch hat die Regierung endlich auch für gonz Toskana Regierungscomissarien mit den ausgedehntesten Vollmachten ernannt. Der Gedanke einer Vereinigung Toscan's mit Rom, also der Gründung eines größern Mittelitaliens, ist in der Persse und den Vereinen angeregt.</p>
        </div>
        <div xml:id="ar226_022" type="jArticle">
          <head>Turin, 11. Februar.</head>
          <p>Der Giobertische Demokratismus geht auf die Neige. Gestern erklärte der berühmte Premierminister in dürren Worten: &#x201E;daß es ebenso wenig ein einiges als ein republikanisches Italien geben könne.&#x201C; Diese Erklärung sprach ihm das Todesurtheil im Auge aller Republikaner. Pinto und Spini, welche das römische Volk bisher am hiesigen Hofe vertraten, haben ihre Pässe verlangt und sind abgereist. &#x201E;Wir enthalten uns, sagt die Concordia vom 12. Febr., jeder Betrachtung über dieses Ereigniß, das uns tief erschüttert.&#x201C;</p>
        </div>
        <div xml:id="ar226_023" type="jArticle">
          <head>Madrid, 10. Febr.</head>
          <p>Die Königin Isabella ließ heute dem General Narvaez ein Geschenk von 8 Mill. Realen in Anerkennung seiner treuen Dienste zustellen. In den Kammern nichts Wichtiges.</p>
        </div>
      </div>
      <div n="1">
        <head>Dänemark.</head>
        <div xml:id="ar226_024" type="jArticle">
          <head>Kopenhagen, 12. Febr.</head>
          <p>Der Kriegsminister Tscherning sprach sich kürzlich im Reichstage über die Unmöglichkeit der Fortsetzung des Krieges von Seiten Dänemarks aus wobei er u. A. sagte, daß Dänemark keine Armee besitze, die irgendwie Stand halten werde, und daß selbst wenn man annehmen wollte, daß mit einer solchen Armee etwas ausgerichtet werden könnte, die Vortheile, die Dänemark im günstigsten Falle bei Wiederausbruch des Krieges erreichen würde, in keinem Verhältnisse ständen zu den Opfern, die in diesem Falle gebracht werden müßten. Dies hat die Kriegspartei in Kopenhagen in eine solche Aufregung versetzt, daß sie Tscherning die Fenster einwarf und sich in Masse nach der Christiansburg zum Könige begab, um dielen zu einer die Fortsetzung des Krieges abzielenden Erklärung zu nöthigen. Der Erfolg dieses Zuges ist das bekannte, neuerdings an die s. g. treuen Schleswiger erlassene Manifest gewesen.</p>
          <p>In der heutigen Sitzung des Reichstages gab das Ministerium die angekündigte Erklärung über die Stellung der Regierung zu der Debatte über das der Reichsversammlung vorgelegte <hi rendition="#g">Staatsgrundgesetz.</hi> Der Sinn der ministeriellen Erklärung ist nach Faedrelandet: das Ministerium stellt der Versammlung die Berathung über das Grundgesetz ganz frei und betrachtet den vorgelegten Entwurf als eine Grundlage für die Verhandlungen, durch welche die Regierung sich nicht in dem Grade gebunden glaubt, als daß sie nicht auf von der Versammlung angenommene Veränderungen eingehen könne und worüber sie sich vorbehalte, ihre Beschlüsse zu fassen, nachdem die Versammlung die ihrigen gefaßt.</p>
        </div>
      </div>
      <div>
        <bibl>Redakteur en chef: <editor>Karl Marx.</editor>             </bibl>
      </div>
      <div n="1">
        <head>[Deutschland]</head>
        <div xml:id="ar226_025" type="jArticle">
          <head><bibl><author>*</author></bibl> Köln, 17. Febr.</head>
          <p>Am 13. d. Mts. hat sich Hr. Adamski, Lieutenant im 25. Inf.-Reg., um einer Contumaciatverurtheilung zu begegnen, den hiesigen Militärbehörden gestellt. Er wurde sofort, nachdem sein körperlicher Zustand ärztlich als krank konstatirt worden, in das hiesige Garnison-Lazareth gebracht. Von diesem Tage an bis zum 16. verblieb er ohne alle ärztliche Behandlung, weil hiermit kein Arzt beauftragt worden war. Gleichzeitig war seine Diät so eingerichtet, daß er auf die Dauer hätte verhungern müssen. Sie bestand aus der dritten Form (sogenannte Hungerportion), dreimal täglich ein Tischlöffel voll Graupensuppe in Wasser gekocht, wo eine Graupe auf eine Entfernung von einer halben Meile der andern folgt, und eine Semmel zu 3 Pfg. Seine Zimmerthür wurde am 13. nach speziellem Befehl der Kommandantur verschlossen. Durch den Verschluß von jedweder Kommunikation mit menschlichen Wesen abgeschnitten, konnte er, nach dem ausdrücklichen Urtheile der Aerzte, deren Sorgfalt er lobend anerkennen muß, bei Nachtzeit besonders, verderben, ohne daß irgend eine Hülfe möglich war. Jeder Arrestant hat, im gesunden Zustande sogar, in seinem Lokale einen Schellenzug oder einen Posten vor der Thür, damit ihm nöthigenfalls Hülfe gewährt werden könne. Gegen dieses gänzlich ungesetzliche Verfahren hat er zwar einen schriftlichen Protest eingelegt, aber trotz seines leidenden Zustandes auf den weiteren Aufenthalt im Lazareth verzichtet. Er zieht es vor, die gesetzlich vorgeschriebene Haft auszuhalten, als, wie bis jetzt, nur von der Willkür abzuhängen. Man verfährt mit ihm überhaupt ganz nach Gutdünken. So kam ein Freund, ihn zu besuchen; der Unterinspektor wagte es nicht, mit der Sache etwas zu thun zu haben. Der Oberinspektor war ausgegangen, und so mußte der Besuch wieder fortgehen. Die Freiheit, Besuche zu empfangen, wird also, wie es scheint, erstens von der Anwesenheit und dann von dem guten Willen des Herrn Oberinspektors abhängen.</p>
        </div>
      </div>
      <div n="1">
        <head>Handelsnachrichten.</head>
        <gap reason="insignificant"/>
      </div>
      <div n="1">
        <head>Frucht- und Fourage-Preise vom 1. Bis 15. Febr.</head>
        <gap reason="insignificant"/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[1248/0004] 15 Schleswig-Holstein, 16. Febr. Das Landesphilisteium hat sich gehorsamst vertagt! Jetzt vertagt, wo die Aufregung des Volkes so groß ist, wo das Volk dringend nach Waffen ruft, um sich und seinen Heerd zu vertheidigen. Wir müssen offen bekennen, daß wir den Landesphilistern nie vielen Muth und guten Willen zugetraut haben, aber an eine solche gemeine Feigheit, eine solche erbärmliche Dummheit glaubten wir doch nicht. Sie, die Vertreter des Volkes sind nach Hause gelaufen ‒ verrathen haben sie ihr Volk, verschachert haben sie es an die Aristokraten. Als der verrätherische Präsident Barzum seine ganzen nichtswürdigen Gesinnungen in seiner Rede offenbarte, als dieser die Frechheit hatte zu sagen: wir können uns beruhigen, da die zweitgrößte Macht Deutschlands, da Preußens König uns wieder Hülfe versprochen gegen die Dänen und dieser Monarch hat noch stets sein Versprechen gehalten und uns auch schon einmal durch seine Macht gerettet ‒ auch Lord Palmerston hat die Zusicherung ertheilt, daß er nicht seine Zustimmung zur Lostrennung Schleswigs von Holstein geben werde u. s. w. ‒ da trat auch nicht ein einziges Mitglied dieser erbärmlichen Gesellschaft auf und protestirte gegen den schmählichen Verrath. Alle die Herren, welche hinterm Theetisch so muthig sind, und so warm für das Wohl des Volkes salbadern, alle diese Herren saßen stumm da ‒ nicht ein einziger erhob seine Stimme für das ihnen bis jetzt vertrauende Volk. Ihre Feigheit ließ es nicht zu, daß sie sich gegen den Verrath erklärten ‒ ruhig hören sie den perfiden Advokaten Barzum an und laufen nach Hause. Der Ruf und das dringende Verlangen des Volkes nach allgemeiner Bewaffnung und Organisation des Landsturmes wird von diesen Spießbürgern abgelehnt. Auch Theodor Olshausen hat an der ganzen schmachvollen Komödie sich betheiligt, auch er hat durch Stillschweigen seine Zustimmung zu dem von der Aristokratie ausgegangenen Verrath gegeben. Schmachvoll ist auch Olshausen nach Hause gelaufen ‒ seine Feigheit war größer als sein Gefühl für Ehre. Aber das Bewußtsein, daß er das Volk feige verrathen, duldet ihn nicht länger in der Heimath ‒ er ist heute nach Frankfurt gereist, um dort Rath und Hülfe zu erflehen. Bei wem er diese zu finden hofft, ist uns unbegreiflich. Sämmtliche Abgeordnete Schleswig-Holsteins mit Ausnahme von zweien ‒ sind am 17. Sept. v. J. des Verraths am deutschen Vaterlande angeklagt. Und von diesen, zu denen auch der jämmerliche Advokat Beseler sich gesellt ‒ von diesen will Olshausen sich Rath und Hülfe holen. Wie tief ist dieser Eisenbahndirektor gesunken! Als die Sitzungen der Landesversammlung begannen, hatte es den Anschein, als wolle er sich warm der Sache des Volkes annehmen ‒ aber es war nur ein Schein, es war Trug! Doch danken wir ihm, daß er so bald die Maske abgeworfen, wir wissen jetzt, was wir von ihm zu halten haben; was er stets gewesen, wird er auch ferner bleiben, ein liberaler Bourgeois, an dem die ganze Zeitbewegung vorübergegangen, ohne daß er dieselbe entweder hat begreifen können oder begreifen wollen! Ein Schrei der Entrüstung und der Wuth durchdringt das ganze Land; der Verrath verbunden mit der feigen Flucht sind so unerwartet gekommen, daß das Volk noch nicht weiß, was es thun soll. Französische Republik. Paris, 16.Februar. Das Ministerium erlitt am Schluß der gestrigen Nationalversammlung eine neue Niederlage indem der Faucher'sche Entwurf der Revolutionsfeier verworfen und der des Justizausschusses dagegen mit 490 gegen 99 Stimmen angenommen wurde. Wir werden also am nächsten Sonnabend (heute über acht Tage) ein großartiges Schauspiel genießen. Die Geldmittel, die das Ministerium dem Proletariat zur Verfügung stellt, werden freilich nicht weit reichen. Es sind im Ganzen 500,000 Franken bestimmt. Das beträgt für manches Dorf zwei Frk. ‒ Der Moniteur veröffentlicht heute das so heiß erfochtene Rateau-Lanjuinais'sche Dekret, laut welchem sich die Nationalversammlung auflöst: nachdem sie das Wahlgesetz, Staatsrathsgesetz, Verantwortlichkeitsgesetz des Präsidenten Bonaparte und seiner Minister sowie das heillose 1849ger Büdget votirt hat. Das Wahlgesetz befindet sich bereits im 2. Stadium, das Staatsrathsgesetz im 3.; nur das Verantwortlichkeitsgesetz ist noch nicht auf der Bühne. ‒ Villermé, Mitglied des Instituts, hielt in der Akademie der moralischen und politischen Wissenschaft einen interessanten Vortrag über die Arbeiter-Assoziationen vor und nach der Februar-Revolution in Frankreich. Der Moniteur füllt damit fünf lange Spalten. Villermé schließt mit den Worten: „...Der freien Concurrenz, durch weise Gesetze geleitet, verdankt Frankreich seit 1789 seinen industriellen Fortschritt und die Arbeiterklassen, wenn man sie in Masse betrachtet, die Besserung ihrer Lage. Was die absolute Assoziation betrifft, so wäre sie für unsere Arbeiter ein blindes Vertilgungssystem und für Alle (Kapitalisten?) eine unaufhörlichgährende Veranlassung zu Sturz und Verarmung. ‒ Proudhon's Vorladung vor die Gerichte wurde bereits heute abgefertigt. Wie eilig! ‒ Die Volksbank läßt unsere haute finanee nicht ruhig schlafen. Bis zum 15. Febr. belief sich ihr Zuwachs auf: 817 detachirte Aktionen 4135 Frs. 1004 Coupons 502 Frs. 2107 Aktionsunterzeichnungen 10535 Frs. Also in zwei Tagen: 15172 Frs. Außerdem wurden 800 kleine Broschüren zu 10 Cent. verkauft, welche die Statuten der Volksbank und ihre Organisation enthalten. Fast alle Gewerbe strömen in die Bureau's. Selbst Maler, Drucker, Uhrmacher, Gärtner, Huissiers, Kutscher, Aerzte und namentlich viele Näherinnen und weibliche Proletarier, eilen herbei, um sich bei dem Sozialistenbund zu betheiligen. ‒ Das Gerücht geht, Rateau werde an Buffet's Stelle in das Kabinet treten. Buffet werde das Armee-Lieferungswesen übernehmen. ‒ Skandal! Skandal! Marrast hat einen städtischen Hospitalkassirer und Sparkassenrendanten, Namens Saint Genez, gerichtlich belangt, weil er ihn des Unterschleifes enormer Summen nach der Februarrevolution als Maire von Paris verdächtigt. Saint Genez erklärt heute in dem Blatt „Assemblée“ vorläufig, daß er sehr gern bereit sei, dem Herrn Marrast die Ohrfeigen wiederzugeben, die er vom ehemaligen Studienmeister in St. Sever empfangen habe (Marrast war dort früher Schulmeister). Man verspricht sich von diesem Fall eine Art republikanischen Testeskandal. Das Tuch, das Marrast bei der Clichy Assoziation bestellte, und zur Einkleidung der Mobilgarde bestimmt war, hinterher aber für einen Spottpreis an Karl Albert verkauft wurde: soll eine Hauptrolle, nächst den Ohrfeigen des Herrn Saint Genez, spielen. ‒ In einem alten Koffer des Café Manus in der Rue des Prêtres St. Germain lauxerrois (am Louvre) sind ganze Stöße von Handschriften des berühmten Verfassers der Abentheuer des jungen Faublas (Conventsglied Louvet de Couvray) gefunden worden. Das geschätzte Conventsmitglied (der junge Faublas) heirathete bekanntlich den Gegenstand seiner Liebe, Wittwe Lodoiska und etablirte sich als Buchhändler. Dies Geschäft ließ ihm viel Zeit übrig, die er durch allerhand literarische Tändeleien zu vertreiben suchte, welche bis heute in seinem Koffer, den ein Bruder Louvet de Couvray's erbte, sanft schlummerten. Louvets Bruder war früher Wirth des Café Mornas, aus dessen Besitz der Koffer in die Hände des heutigen Wirthes überging, der ihn dieser Tage zufällig öffnete. Ein Prozeß, der zwischen dem alten und neuen Wirth anheischig gemacht ist, dürfte die Veröffentlichung des literarischen Schatzkästleins den auswärtigen Freunden des jungen Faublas noch einige Zeit vorenthalten. Militärische Protestationen. In Lyon protestiren unsere Offiziere gegen die Verrücktheiten des Marschalls Bugeaud und seiner jüngsten Ordre. Der „Censeur“ bringt uns heute den Text jener Protestation. Auch in Paris protestirt die republikanische Garde gegen ihre Auflösung und Einverleibung in die Gensd'armerie. Dergleichen Kundgebungen sind im gegenwärtigen Augenblicke sehr wichtig. ‒ Der neueste Bank-Bericht zeigt uns die Lage dieses Kredit Instituts bis zum 15. Febr. Vormittags an. Dieselbe steht keineswegs im Verhältniß zu der Regsamkeit, die sich an der Börse geltend macht. Das Pariser Portefeuille ist zwar von 54 Mill. auf 55,284,272 Frk. 15 Ct. gestiegen; das Departements Portefeuille dagegen von 96 Mill. auf 94,498,070 Frk. 25 Ct. gefallen. Die Metallvorräthe in den Kellern der Bank sind leider wieder von 158 Mill. auf 161,012,675 Frk. 73 Ct. gestiegen ‒ ein Beweis daß das baare Geld immer noch den Verkehr fürchtet. Die leidenden Papiere berechnen noch auf 9,133,697 Frk. 13 Ct. ‒ Aus Marseille wird berichtet: Die letzte englische Post die über hier nach Indien befördert wurde, enthielt eine so große Anzahl Briefe daß sich die Posttaxe auf den bedeutenden Betrag von 120,000 Fr. belief. Auch nach Algier hat die Briefbeförderung sehr zugenommen ‒ vor der allgemeinen Taxe hatte man vier Felleisen nöthig ‒ jetzt schon werden eilf Felleisen abgeschickt. ‒ Nationalversammlung. ‒ Sitzung vom 16. Februar. Vizepräsident Lamoriciere eröffnet um 1 1/2 Uhr die Sitzung. Demians trägt darauf an, den Vorschlag der berüchtigten Enquête für nächsten Montag auf die Tagesordnung zu setzen. Man habe so großen Lärmen geschlagen wegen des vermeintlichen Komplots vom 29. Januar und jetzt möchte man es vergessen machen; die ergriffenen Maßregeln seien aber von der höchsten politischen Wichtigkeit (Alton Shee sitzt noch im Gefängniß nebst hundert andern Sozialisten) und er trage auf Erledigung des Gegenstandes am Montag (dem ersten Fastnachtstage!) an. Viele Glieder der Linken rufen: Ja! Ja! und die Enquêtedebatte soll nach Vertheilung des zu druckenden Berichts auf die Tagesordnung kommen. An der Tagesordnung ist die zweite Deliberation des gestern abgebrochenen Wahlgesetzes. Art. 1 war dem Ausschusse zur Begutachtung einer Aenderung überwiesen worden, die Tranchant gestellt hatte, und also lautete: „10 Tage nach Promulgation des Gesetzes in Paris und 8 Tagen im platten Lande haben die Maires die Wahllisten in jeder Gemeinde anzulegen etc.“ Der Ausschuß trägt auf Verwerfung dieser Aenderung an. Sie wird nach kurzer Gegenrede verworfen und die ursprüngliche Fassung bleibt. Art. 3, von den Personen handelnd, die ihres Wahlrechts verlustig gehen, war ebenfalls an den Ausschuß zurückgeschickt worden und kam in neuer Fassung zum Spruch. de Vezin meint, die alte Fassung sei besser. Baleth besteht auf seiner Aenderung. Billaut, Berichterstatter, beanspruchte Aenderung, widersetzt sich jedoch nicht einigen Ermäßigungen bei Zulassung der Verurtheilten. Die Aenderung wird angenommen. Gent (vom Berge) stellt den Zusatz zu Art. 3. „Ausgenommen von dieser Einstellung in ihrem Wahlrecht sind ferner die politisch Verurtheilten.“ De Vezin findet diese Fassung zu allgemein. Unter der Republik sei jede Konspiration allerdings ein Verbrechen, das bestraft werden müsse. (Oh, oh!) Degoussée unterstützt den Gent. Man werde doch um's Himmelswillen nicht diejenigen Patrioten zu den Iloten zählen wollen, die dreißig Jahre lang gegen die Monarchie konspirirten. (Oh, oh.) Präsident Bonaparte und Marrast selbst hätten konspirirt. (Agitation.) Vezin wiederholt: Unter der Republik sei das ein Verbrechen. (Gelächter vom Berge.) Paguerre stellt den Zusatz: Seit dem 24. Februar.“ Er entwickelt ihn in schrecklich fader Weise. Bourbeau möchte lieber Gent's Fassung angenommen sehen. Das Wahlrecht müsse allgemein sein und gestatte nicht für Verbrechen gleicher Natur verschiedene Klassen. Valette bekämpft beide Zusätze als unnütz. Es werde bereits ein Gesetzentwurf für Amnestie ausgearbeitet. Dies genüge. Lagrange (zum ersten Male wieder erträglich.) Von Verbrechen kann gar nicht die Rede sein, wenn man das Königthum bekämpft. Alle Eure Anträge sind unnütz. Ich protestire dagegen: Sie sind eine Injurie für den Präsidenten der Republik und den Präsidenten der Nationalversammlung. Auch ich habe konspirirt und betrachtete mich als keinen Verbrecher als man mich vor die Gerichtshöfe des Königthums stellte. Stand Ney nicht auch vor solchem Gericht? (Agitation.) _ Dupin, der Alte, nähert sich dem Redner und spricht mit ihm. Wir können jedoch nicht hören. Lagrange geht ab. Billault, Berichterstatter, der Paragraph soll nachher geprüft werden. Angenommen. Die übrigen Paragraphen gehen mit 363 gegen 342 Stimmen durch. Faucher, Minister des Innern, legt folgende Gesetzentwürfe vor: 1) 722,000 Franken für den Minister des Aeußern zur Tilgung der griechischen Schuld; 2) 712,000 Franken für die Kosten der im März von Arago geschaffenen Mobilgarde in Lyon. (Ah! Ah!) Pelletier: Ich erfahre so eben, daß der Minister des Innern die Nationalgarde in Lyon aufgelöst hat. (Sensation.) Ich bitte die Versammlung mir einen Tag zu bestimmen, an dem ich den Minister wegen dieser wichtigen Maßregel zur Rede stellen darf. Die Versammlung bestimmt den nächsten Montag. Hierauf nimmt sie das unterbrochene Wahlgesetz wieder auf. Artikel 8, 9, 10, 11, 12, 13, 14, 15, 16, 17, 18 (von den Gemeinden und Wahlbezirks-Förmlichkeiten handelnd, gehen ohne erhebliche Debatte durch. Ebenso die Artikel 19, 20 und 21 (von der jährlichen Revision der Wahllisten). Die Debatte wird beim Artikel 22 (Wahlkollegien) abgebrochen und die Sitzung um 6 Uhr geschlossen. Italien. * Ein k. k., d. h. ein standrechtlicher oder schwarzgelber Brief über die neuesten Vorfälle in Ferrara spricht sich dahin aus, daß auf die meuchlerischen Angriffe gegen einige östreichische Offiziere der Kommandant der Festung drei Bombenschüsse nach der Stadt schleuderte. Sie hätten genügt, um die Behörden zu veranlassen, die geforderte Satisfaktion zu geben. Rom, 6. Febr. Unter diesem Datum wird der „A. Z.“ geschrieben: Truppen sind in der letzten Hälfte der Woche fast täglich eingetroffen. Diesmal ist auch das Collegio Romano in ein Wachtquartier umgewandelt worden, und das Sant Uffizio, die Inquisition, hat man zu einer Artilleriekaserne hergerichtet. Das Noviziat der Jesuiten, ist schon seit einiger Zeit zu einer Kaserne für die aus Venedig zurückgekehrten Truppen hergerichtet worden. * Die italienische Revolution geht täglich rascher. Nicht nur daß in Rom die Republik proklamirt worden, auch Toskana ist aus der Reihe der Monarchieen getreten. Wie Pius IX. aus Rom, ist Leopold von Oesterreich aus Siena entflohen. Dem Manne des guten Willens ist der patriarchalische Volksbeglücker und erster Abschaffer der Todesstrafe gefolgt. Florenz, 8. Febr. Der „Alba“ zufolge, hat die provisorische Regierung Mordini zum Staatssekretär des Auswärtigen ernannt, Marmocchi zum Minister-Staatssekretär des Innern, Romanelli zum Minister-Staatssekretär der Justiz und des Geistlichen, Franchini zu dem des öffentlichen Unterrichts und der Wohlthätigkeit, Mariano d'Ayala zu dem des Kriegsdepartements, Adami zu dem der Finanzen, des Handels und der öffentlichen Arbeiten. Provisorisch hat die Regierung endlich auch für gonz Toskana Regierungscomissarien mit den ausgedehntesten Vollmachten ernannt. Der Gedanke einer Vereinigung Toscan's mit Rom, also der Gründung eines größern Mittelitaliens, ist in der Persse und den Vereinen angeregt. Turin, 11. Februar. Der Giobertische Demokratismus geht auf die Neige. Gestern erklärte der berühmte Premierminister in dürren Worten: „daß es ebenso wenig ein einiges als ein republikanisches Italien geben könne.“ Diese Erklärung sprach ihm das Todesurtheil im Auge aller Republikaner. Pinto und Spini, welche das römische Volk bisher am hiesigen Hofe vertraten, haben ihre Pässe verlangt und sind abgereist. „Wir enthalten uns, sagt die Concordia vom 12. Febr., jeder Betrachtung über dieses Ereigniß, das uns tief erschüttert.“ Madrid, 10. Febr. Die Königin Isabella ließ heute dem General Narvaez ein Geschenk von 8 Mill. Realen in Anerkennung seiner treuen Dienste zustellen. In den Kammern nichts Wichtiges. Dänemark. Kopenhagen, 12. Febr. Der Kriegsminister Tscherning sprach sich kürzlich im Reichstage über die Unmöglichkeit der Fortsetzung des Krieges von Seiten Dänemarks aus wobei er u. A. sagte, daß Dänemark keine Armee besitze, die irgendwie Stand halten werde, und daß selbst wenn man annehmen wollte, daß mit einer solchen Armee etwas ausgerichtet werden könnte, die Vortheile, die Dänemark im günstigsten Falle bei Wiederausbruch des Krieges erreichen würde, in keinem Verhältnisse ständen zu den Opfern, die in diesem Falle gebracht werden müßten. Dies hat die Kriegspartei in Kopenhagen in eine solche Aufregung versetzt, daß sie Tscherning die Fenster einwarf und sich in Masse nach der Christiansburg zum Könige begab, um dielen zu einer die Fortsetzung des Krieges abzielenden Erklärung zu nöthigen. Der Erfolg dieses Zuges ist das bekannte, neuerdings an die s. g. treuen Schleswiger erlassene Manifest gewesen. In der heutigen Sitzung des Reichstages gab das Ministerium die angekündigte Erklärung über die Stellung der Regierung zu der Debatte über das der Reichsversammlung vorgelegte Staatsgrundgesetz. Der Sinn der ministeriellen Erklärung ist nach Faedrelandet: das Ministerium stellt der Versammlung die Berathung über das Grundgesetz ganz frei und betrachtet den vorgelegten Entwurf als eine Grundlage für die Verhandlungen, durch welche die Regierung sich nicht in dem Grade gebunden glaubt, als daß sie nicht auf von der Versammlung angenommene Veränderungen eingehen könne und worüber sie sich vorbehalte, ihre Beschlüsse zu fassen, nachdem die Versammlung die ihrigen gefaßt. Redakteur en chef: Karl Marx. [Deutschland] * Köln, 17. Febr. Am 13. d. Mts. hat sich Hr. Adamski, Lieutenant im 25. Inf.-Reg., um einer Contumaciatverurtheilung zu begegnen, den hiesigen Militärbehörden gestellt. Er wurde sofort, nachdem sein körperlicher Zustand ärztlich als krank konstatirt worden, in das hiesige Garnison-Lazareth gebracht. Von diesem Tage an bis zum 16. verblieb er ohne alle ärztliche Behandlung, weil hiermit kein Arzt beauftragt worden war. Gleichzeitig war seine Diät so eingerichtet, daß er auf die Dauer hätte verhungern müssen. Sie bestand aus der dritten Form (sogenannte Hungerportion), dreimal täglich ein Tischlöffel voll Graupensuppe in Wasser gekocht, wo eine Graupe auf eine Entfernung von einer halben Meile der andern folgt, und eine Semmel zu 3 Pfg. Seine Zimmerthür wurde am 13. nach speziellem Befehl der Kommandantur verschlossen. Durch den Verschluß von jedweder Kommunikation mit menschlichen Wesen abgeschnitten, konnte er, nach dem ausdrücklichen Urtheile der Aerzte, deren Sorgfalt er lobend anerkennen muß, bei Nachtzeit besonders, verderben, ohne daß irgend eine Hülfe möglich war. Jeder Arrestant hat, im gesunden Zustande sogar, in seinem Lokale einen Schellenzug oder einen Posten vor der Thür, damit ihm nöthigenfalls Hülfe gewährt werden könne. Gegen dieses gänzlich ungesetzliche Verfahren hat er zwar einen schriftlichen Protest eingelegt, aber trotz seines leidenden Zustandes auf den weiteren Aufenthalt im Lazareth verzichtet. Er zieht es vor, die gesetzlich vorgeschriebene Haft auszuhalten, als, wie bis jetzt, nur von der Willkür abzuhängen. Man verfährt mit ihm überhaupt ganz nach Gutdünken. So kam ein Freund, ihn zu besuchen; der Unterinspektor wagte es nicht, mit der Sache etwas zu thun zu haben. Der Oberinspektor war ausgegangen, und so mußte der Besuch wieder fortgehen. Die Freiheit, Besuche zu empfangen, wird also, wie es scheint, erstens von der Anwesenheit und dann von dem guten Willen des Herrn Oberinspektors abhängen. Handelsnachrichten. _ Frucht- und Fourage-Preise vom 1. Bis 15. Febr. _

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Marx-Engels-Gesamtausgabe: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-20T13:08:10Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jürgen Herres: Konvertierung TUSTEP nach XML (2017-03-20T13:08:10Z)
Maria Ermakova, Benjamin Fiechter, Susanne Haaf, Frank Wiegand: Konvertierung XML nach DTA-Basisformat (2017-03-20T13:08:10Z)

Weitere Informationen:

Die angegebenen Seitenzahlen beziehen sich auf die Ausgabe: Neue Rheinische Zeitung. Organ der Demokratie. Bd. 2 (Nummer 184 bis Nummer 301) Köln, 1. Januar 1849 bis 19. Mai 1849. Glashütten im Taunus, Verlag Detlev Auvermann KG 1973.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_nrhz226_1849
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_nrhz226_1849/4
Zitationshilfe: Neue Rheinische Zeitung. Nr. 226. Köln, 19. Februar 1849, S. 1248. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_nrhz226_1849/4>, abgerufen am 21.11.2024.