Neue Rheinische Zeitung. Nr. 232. Köln, 27. Februar 1849. * Köln, 26. Februar. Der Inhalt dieses Artikels kann aus urheberrechtlichen Gründen nicht angezeigt werden. 9 Berlin, 24. Febr. Wie ich vernehme, soll die Kammeropposition sich in einer gestrigen Versammlung bei Mielenz entschlossen haben, dem Mummenschanz im weißen Saale nicht beizuwohnen. Freilich, Carneval ist vorüber. Heute Abend findet wieder eine Versammlung statt, die zahlreicher sein wird, da inzwischen mehr Deputirte eingetroffen sind, obwohl man auf den Straßen nur noch wenige bekannte Gesichter sieht. Dagegen fallen uns eine Menge würdiger Vollblutgesichter auf, den Granden der Schwaben-Kammer zugehörend. - Die Ernennung des Grafen von Arnim zum Minister des Auswärtigen wird gewiß das ganze Land in ausgelassenes Entzücken versetzen. Dieser "feine" Mann durfte doch nicht fehlen, und seine Unvermeidlichkeit stellt uns zugleich die Aussicht hin, daß in nächster Frist auch das Eichhörnchen wieder angesprungen kommt. Bedenklicher als die Ernennung Arnims erscheint Vielen die Wahl eines Raben zum Finanzminister! Ueber die Verordnung, daß nur diejenigen abgedankten Minister, welche Wirkliche Geheime Räthe sind, auf das Prädikat "Excellenz" Anspruch machen können, hat der Herr Baumwollen-Milde Krämpfe bekommen. In den jüngsten Tagen wurde die hiesige Garnison gewechselt. Die Mehrzahl der etwas mißliebigen 24ger ist fort. Auch gehen viele Transporte kranker Soldaten ab; so soll das Schloß in Köpwik nicht weniger als 400 Syphitische beherbergen. X Berlin, 24. Febr. Der Mitarbeiter der "demokratischen Korrespondenz" Hr. Heilberg, ist gestern Abend plötzlich verhaftet worden. Er ist der Majestätsbeleidigung und des Erregens von Mißvergnügen durch mehrere Artikel der "demokratischen Korrespondenz" vom 12. und 18. December, 4. Januar und 14. Februar, angeklagt worden. Er sah sich veranlaßt darauf anzutragen, ihn der Untersuchungshaft zu entheben, event. aber seine Sache so schleunig als möglich zu erledigen, damit dieselbe nicht vor den Zwanzigthaler-Geschwornen zur Verhandlung komme. - Vor der ersten Abtheilung des Criminalgerichts unter Vorsitz des Direktors Harraffowitz, wurde heute die Sache des Studiosus Friedrich, der bekanntlich angeklagt war, durch Herumtragen einer rothen Fahne und den Ruf: vive la republique! den Umsturz der bestehenden Verfassung versucht zu haben, in contumatiam verhandelt. Der Staatsanwalt Neumann hielt trotz der schwankenden Zeugenaussagen die Anklage aufrecht und war human genug nur auf die Strafe des Räderns von unten herauf anzutragen und die Prozedur des Schleifens zur Richtstätte nicht einmal zu erwähnen. Der gewandten Vertheidigung des Advokat-Anwalt Dorn wurde es leicht die Gründe des Herrn Neumann, der sich nur im Gebiet der Möglichkeiten bewegt hatte, zu entkräften. Es erfolgte ein Erkenntniß, welches nicht allein den Friedrich von der Anklage entband, sondern auch den humanen Herrn Staatsanwalt nachdrücklich darauf aufmerksam machte, daß er bei so schweren Anklagen nicht allein seiner fruchtbaren Phantasie folgen müsse, sondern Gründe vorzubringen habe. - "Das Plenum des Criminalgerichts hat in seiner Sitzung vom Dienstag beschlossen, daß die Preßgesetze vom 17. März und 6. April v. J. durch die Verfassungs-Urkunde vom 5. December v. J. aufgehoben sind." - In seiner Angst vor demokratischen Umtrieben schreitet unser gottbegnadetes Ministerium sogar zur Purisicirung der Charite, welche durch solche Maßregel, nach dem Muster des Krankenhauses Bethanien, bald soweit gebracht sein wird, daß die Kranken neben ihrer körperlichen Heilung auch geistige Erquickung empfangen. An sämmtliche Aerzte dieser Anstalt ist eine ernstliche Verwarnung ergangen. Die Doktoren Keil u. Weidner sind hinausgemaßregelt worden, während Dr. Löffler u. Scholle als Wahlmänner der dritten Wahlbezirke, bisher der demokratischen Partei angehörig, in aller Eile zu den Conservativen übergegangen sind, um ein ähnliches Schicksal zu vermeiden. - Der berühmte Neujahrsgruß "an mein Heer" trägt nach und nach schon seine Früchte. Aus Schwedt a. O. erhalten wir einen allerliebsten Beleg dazu. Längere Zeit hindurch wurde in der nahen Haide von den Proletariern dieser kleinen Fabrikstadt Brennholz gestohlen, ohne daß die ehrsamen Bourgeois mit ihren 600 Mann Bürgerwehr es gehindert hätten. Endlich ließ der Major Below, der die dortige Garnison von 150 Mann commandirt, verkünden, es sei dem Volke überhaupt verboten in die Haide zu gehen, widrigenfalls er schießen lasse. Dieser lächerliche Befehl führte natürlich eine noch größere Menge dorthin, welche harmlos sich über die Soldaten amüsirte. Plötzlich gab der Major den Befehl zu feuern und mehrere sanken verwundet, einer augenblicklich getödtet zu Boden. Die Bürgerwehr hatte jetzt natürlich nichts Eiligeres zu thun, als sich mit dem Militäre zur Aufrechthaltung der Ruhe zu verbinden. Bis zum Tage des Begräbnisses, an welchem die Arbeiter ihre Leichen (einer von den Verwundeten starb inzwischen) dem Major vor die Thür setzen wollten, patrouillirten Bürgerwehr und Militär mit scharfgeladenen Gewehren einmüthig durch die Stadt. Es scheint, daß es in Preußen bald kein Städtchen mehr geben wird, welches nicht von den Brutalitäten unseres "herrlichen Kriegsheeres" zu erzählen wüßte. - Die Parteiversammlung der Opposition bei Milentz war gestern Abend nur schwach besucht. Jedenfalls wird man im weißen Saal erschienen. - Die Thronrede macht unserm Ministerium große Schwierigkeit. Man weiß besonders nicht, wie man die delikate Frage der deutschen Einheit in ihr behandeln soll. Schon hatte man sich entschieden für dieselbe und gegen Oestreich ausgesprochen, als eine in diesen Tagen angekommene russische Note diesen Entschluß wieder zum Schwanken brachte. - Die Journalisten, welche auf den Tribünen der Nationalversammlung gegen 80 Plätze hatten, werden diesmal weit spärlicher berücksichtigt. Für die erste Kammer werden 19, für die zweite Kammer 24 Plätze an die Berichterstatter der Zeitungen angewiesen, für die Eröffnungssitzung sogar nur acht. - An den Straßenecken befindet sich seit heute Mittag eine offizielle Bekanntmachung, auf die Alles neugierig zustürzt. Das riesengroße Plakat enthält jedoch weiter nichts, als eine Aufforderung an die ortsangehörigen brodlosen Arbeiter von Berlin, sich zur Fortsetzung des Baues der Ostbahn zu melden. Den Arbeitern wird zwar freie Fahrt auf der Eisenbahn bis zu dem Ziel der Reise versprochen, doch sollen ihnen die Kosten dieser Fahrt wöchentlich mit 4 Sgr. in Abzug gebracht werden. Den fleißigen Arbeitern, welche 6 Monate dort aushalten, verspricht man endlich die Rückgabe dieses Reisegeldes und außerdem eine Prämie von 2 Thlr. 15 Sgr, X Frankfurt a. d. Oder, 23. Februar. Die Messe ist nun ziemlich vorüber und läßt sich das Resultat schon feststellen. Dieselbe war nicht einmal mittelmäßig zu nennen, denn theils haben die Furcht vor Unruhen, theils der immer trüber werdende politische Horizont die Meßbesucher von großen Ankäufen zurückgehalten. Leder ist wenig am Platz und dennoch ist nicht viel Begehr danach. Nur nach ordinärer und mitteler Wolle ist viel Nachfrage, feine Wolle bleibt dagegen vernachläßigt. Ordinäre und mittlere Tuche fanden viel Käufer, besonders zeichneten sich einige Hamburger Exporteurs aus, welche ihren Bedarf kaum befriedigen konnten. Feine Waare blieb jedoch größtentheils unverkauft. 109 Wien, 21. Februar. Das Ministerium sucht sich beim slavischen Publikum dadurch im Kredit zu erhalten, daß es sich den Anschein gibt, als opponire es den Standrechtsbanditen und Schakalsgeneralen. Es hat den Minister Brück, eine Kreatur, die unter Metternich die infamsten Polizeidienste verrichtete und nun die Post verwaltet, angeblich mit der Instruktion an Windischgrätz nach Pesth geschickt, denselben davon abzuhalten, die magyarische Partei in Ungarn der slavischen gegenüber allzuoffenbar zu begünstigen. Die blöden Czechen, so blöd wie die deutschen Dümontsblätter, aber noch nicht so profitwüthig-gemein, nehmen dies für baare Münze, obwohl Brück durch Metternich nur dorthin geschickt worden, um Windischgrätz in der jesuitischen Handhabung und Ausführung seiner Maßregeln beizustehen. Daß aber zwischen den k. k. Banditengeneralen und dem Ministerium von Olmütz in der That nicht der geringste Zwiespalt besteht, bedarf wohl keiner Versicherung. Der "jugendliche" Dalai-Lama hat eine Deputation, welche um Begnadigung Plattensteiners anhielt, gar nicht vorgelassen. Dieser Plattensteiner war nur ein schwarzgelber Bourgeois, hat durchaus nichts verbrochen, wurde gleichwohl verurtheilt und nicht begnadigt. - Der "jugendliche" Standrechtskaiser raucht keine Cigarre, ohne seine kroatische Standrechtsmutter zu fragen. Wenn einst die Memoiren dieses weiblichen Scheusals erscheinen können, dann wird die blöde Welt das Maul über ein Ungeheuer von Weib aufsperren, das durch seine Mordknechte mehrere und größere Schandthaten begehen läßt, als alle menschlichen Hyänen der Geschichte zusammengenommen. Mit dem Patriarchen Rajachich, diesem treuen Banditen Tamerlan's, ist's ebenfalls aus. Der Kommandant Rukavina von Temesvar hat ihn auf seiner Rundreise nicht in die Stadt gelassen und eine Volksversammlung zersprengt, die der Patriarch in der Nähe hat halten wollen. Die Serben und Südslaven werden Feuer und Flammen darüber speien. Von Jellachich hört man nichts, was höchst verdächtig ist. Von den 25 Millionen Kassenanweisungen hat das Publikum erst 8 Millionen an sich genommen, der Rest wird mittelst des Standrechts nächstens an den Mann gebracht werden. Man spricht schon von Zwangskurs und Zwangsanleihe. Die Grundrechte des Frankfurter Bierklubs werden überall, wo sie sich in Oesterreich zeigen, konfiszirt; natürlich, die Centralohnmacht kann ja nicht einmal ihr Spielbankengesetz vom 1. Mai v. J. in den kleinsten Liliputstaaten zur Anerkennung bringen. Rußland läßt in Oesterreich schon den Boden zur künftigen Besitznahme kneten; es geschieht nicht nur in Siebenbürgen, son * Köln, 26. Februar. Der Inhalt dieses Artikels kann aus urheberrechtlichen Gründen nicht angezeigt werden. 9 Berlin, 24. Febr. Wie ich vernehme, soll die Kammeropposition sich in einer gestrigen Versammlung bei Mielenz entschlossen haben, dem Mummenschanz im weißen Saale nicht beizuwohnen. Freilich, Carneval ist vorüber. Heute Abend findet wieder eine Versammlung statt, die zahlreicher sein wird, da inzwischen mehr Deputirte eingetroffen sind, obwohl man auf den Straßen nur noch wenige bekannte Gesichter sieht. Dagegen fallen uns eine Menge würdiger Vollblutgesichter auf, den Granden der Schwaben-Kammer zugehörend. ‒ Die Ernennung des Grafen von Arnim zum Minister des Auswärtigen wird gewiß das ganze Land in ausgelassenes Entzücken versetzen. Dieser „feine“ Mann durfte doch nicht fehlen, und seine Unvermeidlichkeit stellt uns zugleich die Aussicht hin, daß in nächster Frist auch das Eichhörnchen wieder angesprungen kommt. Bedenklicher als die Ernennung Arnims erscheint Vielen die Wahl eines Raben zum Finanzminister! Ueber die Verordnung, daß nur diejenigen abgedankten Minister, welche Wirkliche Geheime Räthe sind, auf das Prädikat „Excellenz“ Anspruch machen können, hat der Herr Baumwollen-Milde Krämpfe bekommen. In den jüngsten Tagen wurde die hiesige Garnison gewechselt. Die Mehrzahl der etwas mißliebigen 24ger ist fort. Auch gehen viele Transporte kranker Soldaten ab; so soll das Schloß in Köpwik nicht weniger als 400 Syphitische beherbergen. X Berlin, 24. Febr. Der Mitarbeiter der „demokratischen Korrespondenz“ Hr. Heilberg, ist gestern Abend plötzlich verhaftet worden. Er ist der Majestätsbeleidigung und des Erregens von Mißvergnügen durch mehrere Artikel der „demokratischen Korrespondenz“ vom 12. und 18. December, 4. Januar und 14. Februar, angeklagt worden. Er sah sich veranlaßt darauf anzutragen, ihn der Untersuchungshaft zu entheben, event. aber seine Sache so schleunig als möglich zu erledigen, damit dieselbe nicht vor den Zwanzigthaler-Geschwornen zur Verhandlung komme. ‒ Vor der ersten Abtheilung des Criminalgerichts unter Vorsitz des Direktors Harraffowitz, wurde heute die Sache des Studiosus Friedrich, der bekanntlich angeklagt war, durch Herumtragen einer rothen Fahne und den Ruf: vive la république! den Umsturz der bestehenden Verfassung versucht zu haben, in contumatiam verhandelt. Der Staatsanwalt Neumann hielt trotz der schwankenden Zeugenaussagen die Anklage aufrecht und war human genug nur auf die Strafe des Räderns von unten herauf anzutragen und die Prozedur des Schleifens zur Richtstätte nicht einmal zu erwähnen. Der gewandten Vertheidigung des Advokat-Anwalt Dorn wurde es leicht die Gründe des Herrn Neumann, der sich nur im Gebiet der Möglichkeiten bewegt hatte, zu entkräften. Es erfolgte ein Erkenntniß, welches nicht allein den Friedrich von der Anklage entband, sondern auch den humanen Herrn Staatsanwalt nachdrücklich darauf aufmerksam machte, daß er bei so schweren Anklagen nicht allein seiner fruchtbaren Phantasie folgen müsse, sondern Gründe vorzubringen habe. ‒ „Das Plenum des Criminalgerichts hat in seiner Sitzung vom Dienstag beschlossen, daß die Preßgesetze vom 17. März und 6. April v. J. durch die Verfassungs-Urkunde vom 5. December v. J. aufgehoben sind.“ ‒ In seiner Angst vor demokratischen Umtrieben schreitet unser gottbegnadetes Ministerium sogar zur Purisicirung der Charité, welche durch solche Maßregel, nach dem Muster des Krankenhauses Bethanien, bald soweit gebracht sein wird, daß die Kranken neben ihrer körperlichen Heilung auch geistige Erquickung empfangen. An sämmtliche Aerzte dieser Anstalt ist eine ernstliche Verwarnung ergangen. Die Doktoren Keil u. Weidner sind hinausgemaßregelt worden, während Dr. Löffler u. Scholle als Wahlmänner der dritten Wahlbezirke, bisher der demokratischen Partei angehörig, in aller Eile zu den Conservativen übergegangen sind, um ein ähnliches Schicksal zu vermeiden. ‒ Der berühmte Neujahrsgruß „an mein Heer“ trägt nach und nach schon seine Früchte. Aus Schwedt a. O. erhalten wir einen allerliebsten Beleg dazu. Längere Zeit hindurch wurde in der nahen Haide von den Proletariern dieser kleinen Fabrikstadt Brennholz gestohlen, ohne daß die ehrsamen Bourgeois mit ihren 600 Mann Bürgerwehr es gehindert hätten. Endlich ließ der Major Below, der die dortige Garnison von 150 Mann commandirt, verkünden, es sei dem Volke überhaupt verboten in die Haide zu gehen, widrigenfalls er schießen lasse. Dieser lächerliche Befehl führte natürlich eine noch größere Menge dorthin, welche harmlos sich über die Soldaten amüsirte. Plötzlich gab der Major den Befehl zu feuern und mehrere sanken verwundet, einer augenblicklich getödtet zu Boden. Die Bürgerwehr hatte jetzt natürlich nichts Eiligeres zu thun, als sich mit dem Militäre zur Aufrechthaltung der Ruhe zu verbinden. Bis zum Tage des Begräbnisses, an welchem die Arbeiter ihre Leichen (einer von den Verwundeten starb inzwischen) dem Major vor die Thür setzen wollten, patrouillirten Bürgerwehr und Militär mit scharfgeladenen Gewehren einmüthig durch die Stadt. Es scheint, daß es in Preußen bald kein Städtchen mehr geben wird, welches nicht von den Brutalitäten unseres „herrlichen Kriegsheeres“ zu erzählen wüßte. ‒ Die Parteiversammlung der Opposition bei Milentz war gestern Abend nur schwach besucht. Jedenfalls wird man im weißen Saal erschienen. ‒ Die Thronrede macht unserm Ministerium große Schwierigkeit. Man weiß besonders nicht, wie man die delikate Frage der deutschen Einheit in ihr behandeln soll. Schon hatte man sich entschieden für dieselbe und gegen Oestreich ausgesprochen, als eine in diesen Tagen angekommene russische Note diesen Entschluß wieder zum Schwanken brachte. ‒ Die Journalisten, welche auf den Tribünen der Nationalversammlung gegen 80 Plätze hatten, werden diesmal weit spärlicher berücksichtigt. Für die erste Kammer werden 19, für die zweite Kammer 24 Plätze an die Berichterstatter der Zeitungen angewiesen, für die Eröffnungssitzung sogar nur acht. ‒ An den Straßenecken befindet sich seit heute Mittag eine offizielle Bekanntmachung, auf die Alles neugierig zustürzt. Das riesengroße Plakat enthält jedoch weiter nichts, als eine Aufforderung an die ortsangehörigen brodlosen Arbeiter von Berlin, sich zur Fortsetzung des Baues der Ostbahn zu melden. Den Arbeitern wird zwar freie Fahrt auf der Eisenbahn bis zu dem Ziel der Reise versprochen, doch sollen ihnen die Kosten dieser Fahrt wöchentlich mit 4 Sgr. in Abzug gebracht werden. Den fleißigen Arbeitern, welche 6 Monate dort aushalten, verspricht man endlich die Rückgabe dieses Reisegeldes und außerdem eine Prämie von 2 Thlr. 15 Sgr, X Frankfurt a. d. Oder, 23. Februar. Die Messe ist nun ziemlich vorüber und läßt sich das Resultat schon feststellen. Dieselbe war nicht einmal mittelmäßig zu nennen, denn theils haben die Furcht vor Unruhen, theils der immer trüber werdende politische Horizont die Meßbesucher von großen Ankäufen zurückgehalten. Leder ist wenig am Platz und dennoch ist nicht viel Begehr danach. Nur nach ordinärer und mitteler Wolle ist viel Nachfrage, feine Wolle bleibt dagegen vernachläßigt. Ordinäre und mittlere Tuche fanden viel Käufer, besonders zeichneten sich einige Hamburger Exporteurs aus, welche ihren Bedarf kaum befriedigen konnten. Feine Waare blieb jedoch größtentheils unverkauft. 109 Wien, 21. Februar. Das Ministerium sucht sich beim slavischen Publikum dadurch im Kredit zu erhalten, daß es sich den Anschein gibt, als opponire es den Standrechtsbanditen und Schakalsgeneralen. Es hat den Minister Brück, eine Kreatur, die unter Metternich die infamsten Polizeidienste verrichtete und nun die Post verwaltet, angeblich mit der Instruktion an Windischgrätz nach Pesth geschickt, denselben davon abzuhalten, die magyarische Partei in Ungarn der slavischen gegenüber allzuoffenbar zu begünstigen. Die blöden Czechen, so blöd wie die deutschen Dümontsblätter, aber noch nicht so profitwüthig-gemein, nehmen dies für baare Münze, obwohl Brück durch Metternich nur dorthin geschickt worden, um Windischgrätz in der jesuitischen Handhabung und Ausführung seiner Maßregeln beizustehen. Daß aber zwischen den k. k. Banditengeneralen und dem Ministerium von Olmütz in der That nicht der geringste Zwiespalt besteht, bedarf wohl keiner Versicherung. Der „jugendliche“ Dalai-Lama hat eine Deputation, welche um Begnadigung Plattensteiners anhielt, gar nicht vorgelassen. Dieser Plattensteiner war nur ein schwarzgelber Bourgeois, hat durchaus nichts verbrochen, wurde gleichwohl verurtheilt und nicht begnadigt. ‒ Der „jugendliche“ Standrechtskaiser raucht keine Cigarre, ohne seine kroatische Standrechtsmutter zu fragen. Wenn einst die Memoiren dieses weiblichen Scheusals erscheinen können, dann wird die blöde Welt das Maul über ein Ungeheuer von Weib aufsperren, das durch seine Mordknechte mehrere und größere Schandthaten begehen läßt, als alle menschlichen Hyänen der Geschichte zusammengenommen. Mit dem Patriarchen Rajachich, diesem treuen Banditen Tamerlan's, ist's ebenfalls aus. Der Kommandant Rukavina von Temesvar hat ihn auf seiner Rundreise nicht in die Stadt gelassen und eine Volksversammlung zersprengt, die der Patriarch in der Nähe hat halten wollen. Die Serben und Südslaven werden Feuer und Flammen darüber speien. Von Jellachich hört man nichts, was höchst verdächtig ist. Von den 25 Millionen Kassenanweisungen hat das Publikum erst 8 Millionen an sich genommen, der Rest wird mittelst des Standrechts nächstens an den Mann gebracht werden. Man spricht schon von Zwangskurs und Zwangsanleihe. Die Grundrechte des Frankfurter Bierklubs werden überall, wo sie sich in Oesterreich zeigen, konfiszirt; natürlich, die Centralohnmacht kann ja nicht einmal ihr Spielbankengesetz vom 1. Mai v. J. in den kleinsten Liliputstaaten zur Anerkennung bringen. Rußland läßt in Oesterreich schon den Boden zur künftigen Besitznahme kneten; es geschieht nicht nur in Siebenbürgen, son <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0003" n="1277"/> <div xml:id="ar232_002_c" type="jArticle"> <note type="editorial">Edition: <bibl>Friedrich Engels: Die Russen in Siebenbürgen, vorgesehen für: MEGA<hi rendition="#sup">2</hi>, I/8. </bibl> </note> <head><bibl><author>*</author></bibl> Köln, 26. 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Februar, angeklagt worden. Er sah sich veranlaßt darauf anzutragen, ihn der Untersuchungshaft zu entheben, event. aber seine Sache so schleunig als möglich zu erledigen, damit dieselbe nicht vor den Zwanzigthaler-Geschwornen zur Verhandlung komme.</p> <p>‒ Vor der ersten Abtheilung des Criminalgerichts unter Vorsitz des Direktors Harraffowitz, wurde heute die Sache des Studiosus <hi rendition="#g">Friedrich,</hi> der bekanntlich angeklagt war, durch Herumtragen einer rothen Fahne und den Ruf: vive la république! den Umsturz der bestehenden Verfassung versucht zu haben, in contumatiam verhandelt. Der Staatsanwalt <hi rendition="#g">Neumann</hi> hielt trotz der schwankenden Zeugenaussagen die Anklage aufrecht und war human genug nur <hi rendition="#g">auf die Strafe des Räderns von unten herauf</hi> anzutragen und die Prozedur des Schleifens zur Richtstätte nicht einmal zu erwähnen. 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J. aufgehoben sind.“</p> <p>‒ In seiner Angst vor demokratischen Umtrieben schreitet unser gottbegnadetes Ministerium sogar zur Purisicirung der Charité, welche durch solche Maßregel, nach dem Muster des Krankenhauses Bethanien, bald soweit gebracht sein wird, daß die Kranken neben ihrer körperlichen Heilung auch geistige Erquickung empfangen. An sämmtliche Aerzte dieser Anstalt ist eine ernstliche Verwarnung ergangen. Die Doktoren Keil u. Weidner sind hinausgemaßregelt worden, während Dr. Löffler u. Scholle als Wahlmänner der dritten Wahlbezirke, bisher der demokratischen Partei angehörig, in aller Eile zu den Conservativen übergegangen sind, um ein ähnliches Schicksal zu vermeiden.</p> <p>‒ Der berühmte Neujahrsgruß „an mein Heer“ trägt nach und nach schon seine Früchte. Aus <hi rendition="#g">Schwedt a. O.</hi> erhalten wir einen allerliebsten Beleg dazu. Längere Zeit hindurch wurde in der nahen Haide von den Proletariern dieser kleinen Fabrikstadt Brennholz gestohlen, ohne daß die ehrsamen Bourgeois mit ihren 600 Mann Bürgerwehr es gehindert hätten. Endlich ließ der Major <hi rendition="#g">Below,</hi> der die dortige Garnison von 150 Mann commandirt, verkünden, es sei dem Volke überhaupt verboten in die Haide zu gehen, widrigenfalls er schießen lasse. Dieser lächerliche Befehl führte natürlich eine noch größere Menge dorthin, welche harmlos sich über die Soldaten amüsirte. Plötzlich gab der Major den Befehl zu feuern und mehrere sanken verwundet, einer augenblicklich getödtet zu Boden. Die Bürgerwehr hatte jetzt natürlich nichts Eiligeres zu thun, als sich mit dem Militäre zur Aufrechthaltung der Ruhe zu verbinden. Bis zum Tage des Begräbnisses, an welchem die Arbeiter ihre Leichen (einer von den Verwundeten starb inzwischen) dem Major vor die Thür setzen wollten, patrouillirten Bürgerwehr und Militär mit scharfgeladenen Gewehren einmüthig durch die Stadt. Es scheint, daß es in Preußen bald kein Städtchen mehr geben wird, welches nicht von den Brutalitäten unseres „herrlichen Kriegsheeres“ zu erzählen wüßte.</p> <p>‒ Die Parteiversammlung der Opposition bei <hi rendition="#g">Milentz</hi> war gestern Abend nur schwach besucht. Jedenfalls wird man im weißen Saal erschienen.</p> <p>‒ Die <hi rendition="#g">Thronrede</hi> macht unserm Ministerium große Schwierigkeit. Man weiß besonders nicht, wie man die delikate Frage der deutschen Einheit in ihr behandeln soll. Schon hatte man sich entschieden für dieselbe und gegen Oestreich ausgesprochen, als eine in diesen Tagen angekommene russische Note diesen Entschluß wieder zum Schwanken brachte.</p> <p>‒ Die Journalisten, welche auf den Tribünen der Nationalversammlung gegen 80 Plätze hatten, werden diesmal weit spärlicher berücksichtigt. Für die erste Kammer werden 19, für die zweite Kammer 24 Plätze an die Berichterstatter der Zeitungen angewiesen, für die Eröffnungssitzung sogar nur acht.</p> <p>‒ An den Straßenecken befindet sich seit heute Mittag eine offizielle Bekanntmachung, auf die Alles neugierig zustürzt. Das riesengroße Plakat enthält jedoch weiter nichts, als eine Aufforderung an die ortsangehörigen brodlosen Arbeiter von Berlin, sich zur Fortsetzung des Baues der Ostbahn zu melden. Den Arbeitern wird zwar freie Fahrt auf der Eisenbahn bis zu dem Ziel der Reise versprochen, doch sollen ihnen die Kosten dieser Fahrt wöchentlich mit 4 Sgr. in Abzug gebracht werden. Den fleißigen Arbeitern, welche 6 Monate dort aushalten, verspricht man endlich die Rückgabe dieses Reisegeldes und außerdem eine Prämie von 2 Thlr. 15 Sgr,</p> </div> <div xml:id="ar232_005" type="jArticle"> <head><bibl><author>X</author></bibl> Frankfurt a. d. Oder, 23. Februar.</head> <p>Die Messe ist nun ziemlich vorüber und läßt sich das Resultat schon feststellen. Dieselbe war nicht einmal mittelmäßig zu nennen, denn theils haben die Furcht vor Unruhen, theils der immer trüber werdende politische Horizont die Meßbesucher von großen Ankäufen zurückgehalten. <hi rendition="#g">Leder</hi> ist wenig am Platz und dennoch ist nicht viel Begehr danach. Nur nach ordinärer und mitteler <hi rendition="#g">Wolle</hi> ist viel Nachfrage, <hi rendition="#g">feine</hi> Wolle bleibt dagegen vernachläßigt. Ordinäre und mittlere <hi rendition="#g">Tuche</hi> fanden viel Käufer, besonders zeichneten sich einige Hamburger Exporteurs aus, welche ihren Bedarf kaum befriedigen konnten. 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Daß aber zwischen den k. k. Banditengeneralen und dem Ministerium von Olmütz <hi rendition="#g">in</hi> der That nicht der geringste Zwiespalt besteht, bedarf wohl keiner Versicherung.</p> <p>Der „jugendliche“ Dalai-Lama hat eine Deputation, welche um Begnadigung Plattensteiners anhielt, gar nicht vorgelassen. Dieser Plattensteiner war nur ein schwarzgelber Bourgeois, hat durchaus nichts verbrochen, wurde gleichwohl verurtheilt und nicht begnadigt. ‒ Der „jugendliche“ Standrechtskaiser raucht keine Cigarre, ohne seine kroatische Standrechtsmutter zu fragen. Wenn einst die Memoiren dieses weiblichen Scheusals erscheinen können, dann wird die blöde Welt das Maul über ein Ungeheuer von Weib aufsperren, das durch seine Mordknechte mehrere und größere Schandthaten begehen läßt, als alle menschlichen Hyänen der Geschichte zusammengenommen.</p> <p>Mit dem Patriarchen Rajachich, diesem treuen Banditen Tamerlan's, ist's ebenfalls aus. Der Kommandant Rukavina von Temesvar hat ihn auf seiner Rundreise nicht in die Stadt gelassen und eine Volksversammlung zersprengt, die der Patriarch in der Nähe hat halten wollen.</p> <p>Die Serben und Südslaven werden Feuer und Flammen darüber speien. Von Jellachich hört man nichts, was höchst verdächtig ist.</p> <p>Von den 25 Millionen Kassenanweisungen hat das Publikum erst 8 Millionen an sich genommen, der Rest wird mittelst des Standrechts nächstens an den Mann gebracht werden. Man spricht schon von Zwangskurs und Zwangsanleihe.</p> <p>Die Grundrechte des Frankfurter Bierklubs werden überall, wo sie sich in Oesterreich zeigen, konfiszirt; natürlich, die Centralohnmacht kann ja nicht einmal ihr Spielbankengesetz vom 1. Mai v. J. in den kleinsten Liliputstaaten zur Anerkennung bringen.</p> <p>Rußland läßt in Oesterreich schon den Boden zur künftigen Besitznahme kneten; es geschieht nicht nur in Siebenbürgen, son </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [1277/0003]
* Köln, 26. Februar. _ 9 Berlin, 24. Febr. Wie ich vernehme, soll die Kammeropposition sich in einer gestrigen Versammlung bei Mielenz entschlossen haben, dem Mummenschanz im weißen Saale nicht beizuwohnen. Freilich, Carneval ist vorüber. Heute Abend findet wieder eine Versammlung statt, die zahlreicher sein wird, da inzwischen mehr Deputirte eingetroffen sind, obwohl man auf den Straßen nur noch wenige bekannte Gesichter sieht. Dagegen fallen uns eine Menge würdiger Vollblutgesichter auf, den Granden der Schwaben-Kammer zugehörend.
‒ Die Ernennung des Grafen von Arnim zum Minister des Auswärtigen wird gewiß das ganze Land in ausgelassenes Entzücken versetzen. Dieser „feine“ Mann durfte doch nicht fehlen, und seine Unvermeidlichkeit stellt uns zugleich die Aussicht hin, daß in nächster Frist auch das Eichhörnchen wieder angesprungen kommt. Bedenklicher als die Ernennung Arnims erscheint Vielen die Wahl eines Raben zum Finanzminister! Ueber die Verordnung, daß nur diejenigen abgedankten Minister, welche Wirkliche Geheime Räthe sind, auf das Prädikat „Excellenz“ Anspruch machen können, hat der Herr Baumwollen-Milde Krämpfe bekommen.
In den jüngsten Tagen wurde die hiesige Garnison gewechselt. Die Mehrzahl der etwas mißliebigen 24ger ist fort. Auch gehen viele Transporte kranker Soldaten ab; so soll das Schloß in Köpwik nicht weniger als 400 Syphitische beherbergen.
X Berlin, 24. Febr. Der Mitarbeiter der „demokratischen Korrespondenz“ Hr. Heilberg, ist gestern Abend plötzlich verhaftet worden. Er ist der Majestätsbeleidigung und des Erregens von Mißvergnügen durch mehrere Artikel der „demokratischen Korrespondenz“ vom 12. und 18. December, 4. Januar und 14. Februar, angeklagt worden. Er sah sich veranlaßt darauf anzutragen, ihn der Untersuchungshaft zu entheben, event. aber seine Sache so schleunig als möglich zu erledigen, damit dieselbe nicht vor den Zwanzigthaler-Geschwornen zur Verhandlung komme.
‒ Vor der ersten Abtheilung des Criminalgerichts unter Vorsitz des Direktors Harraffowitz, wurde heute die Sache des Studiosus Friedrich, der bekanntlich angeklagt war, durch Herumtragen einer rothen Fahne und den Ruf: vive la république! den Umsturz der bestehenden Verfassung versucht zu haben, in contumatiam verhandelt. Der Staatsanwalt Neumann hielt trotz der schwankenden Zeugenaussagen die Anklage aufrecht und war human genug nur auf die Strafe des Räderns von unten herauf anzutragen und die Prozedur des Schleifens zur Richtstätte nicht einmal zu erwähnen. Der gewandten Vertheidigung des Advokat-Anwalt Dorn wurde es leicht die Gründe des Herrn Neumann, der sich nur im Gebiet der Möglichkeiten bewegt hatte, zu entkräften. Es erfolgte ein Erkenntniß, welches nicht allein den Friedrich von der Anklage entband, sondern auch den humanen Herrn Staatsanwalt nachdrücklich darauf aufmerksam machte, daß er bei so schweren Anklagen nicht allein seiner fruchtbaren Phantasie folgen müsse, sondern Gründe vorzubringen habe.
‒ „Das Plenum des Criminalgerichts hat in seiner Sitzung vom Dienstag beschlossen, daß die Preßgesetze vom 17. März und 6. April v. J. durch die Verfassungs-Urkunde vom 5. December v. J. aufgehoben sind.“
‒ In seiner Angst vor demokratischen Umtrieben schreitet unser gottbegnadetes Ministerium sogar zur Purisicirung der Charité, welche durch solche Maßregel, nach dem Muster des Krankenhauses Bethanien, bald soweit gebracht sein wird, daß die Kranken neben ihrer körperlichen Heilung auch geistige Erquickung empfangen. An sämmtliche Aerzte dieser Anstalt ist eine ernstliche Verwarnung ergangen. Die Doktoren Keil u. Weidner sind hinausgemaßregelt worden, während Dr. Löffler u. Scholle als Wahlmänner der dritten Wahlbezirke, bisher der demokratischen Partei angehörig, in aller Eile zu den Conservativen übergegangen sind, um ein ähnliches Schicksal zu vermeiden.
‒ Der berühmte Neujahrsgruß „an mein Heer“ trägt nach und nach schon seine Früchte. Aus Schwedt a. O. erhalten wir einen allerliebsten Beleg dazu. Längere Zeit hindurch wurde in der nahen Haide von den Proletariern dieser kleinen Fabrikstadt Brennholz gestohlen, ohne daß die ehrsamen Bourgeois mit ihren 600 Mann Bürgerwehr es gehindert hätten. Endlich ließ der Major Below, der die dortige Garnison von 150 Mann commandirt, verkünden, es sei dem Volke überhaupt verboten in die Haide zu gehen, widrigenfalls er schießen lasse. Dieser lächerliche Befehl führte natürlich eine noch größere Menge dorthin, welche harmlos sich über die Soldaten amüsirte. Plötzlich gab der Major den Befehl zu feuern und mehrere sanken verwundet, einer augenblicklich getödtet zu Boden. Die Bürgerwehr hatte jetzt natürlich nichts Eiligeres zu thun, als sich mit dem Militäre zur Aufrechthaltung der Ruhe zu verbinden. Bis zum Tage des Begräbnisses, an welchem die Arbeiter ihre Leichen (einer von den Verwundeten starb inzwischen) dem Major vor die Thür setzen wollten, patrouillirten Bürgerwehr und Militär mit scharfgeladenen Gewehren einmüthig durch die Stadt. Es scheint, daß es in Preußen bald kein Städtchen mehr geben wird, welches nicht von den Brutalitäten unseres „herrlichen Kriegsheeres“ zu erzählen wüßte.
‒ Die Parteiversammlung der Opposition bei Milentz war gestern Abend nur schwach besucht. Jedenfalls wird man im weißen Saal erschienen.
‒ Die Thronrede macht unserm Ministerium große Schwierigkeit. Man weiß besonders nicht, wie man die delikate Frage der deutschen Einheit in ihr behandeln soll. Schon hatte man sich entschieden für dieselbe und gegen Oestreich ausgesprochen, als eine in diesen Tagen angekommene russische Note diesen Entschluß wieder zum Schwanken brachte.
‒ Die Journalisten, welche auf den Tribünen der Nationalversammlung gegen 80 Plätze hatten, werden diesmal weit spärlicher berücksichtigt. Für die erste Kammer werden 19, für die zweite Kammer 24 Plätze an die Berichterstatter der Zeitungen angewiesen, für die Eröffnungssitzung sogar nur acht.
‒ An den Straßenecken befindet sich seit heute Mittag eine offizielle Bekanntmachung, auf die Alles neugierig zustürzt. Das riesengroße Plakat enthält jedoch weiter nichts, als eine Aufforderung an die ortsangehörigen brodlosen Arbeiter von Berlin, sich zur Fortsetzung des Baues der Ostbahn zu melden. Den Arbeitern wird zwar freie Fahrt auf der Eisenbahn bis zu dem Ziel der Reise versprochen, doch sollen ihnen die Kosten dieser Fahrt wöchentlich mit 4 Sgr. in Abzug gebracht werden. Den fleißigen Arbeitern, welche 6 Monate dort aushalten, verspricht man endlich die Rückgabe dieses Reisegeldes und außerdem eine Prämie von 2 Thlr. 15 Sgr,
X Frankfurt a. d. Oder, 23. Februar. Die Messe ist nun ziemlich vorüber und läßt sich das Resultat schon feststellen. Dieselbe war nicht einmal mittelmäßig zu nennen, denn theils haben die Furcht vor Unruhen, theils der immer trüber werdende politische Horizont die Meßbesucher von großen Ankäufen zurückgehalten. Leder ist wenig am Platz und dennoch ist nicht viel Begehr danach. Nur nach ordinärer und mitteler Wolle ist viel Nachfrage, feine Wolle bleibt dagegen vernachläßigt. Ordinäre und mittlere Tuche fanden viel Käufer, besonders zeichneten sich einige Hamburger Exporteurs aus, welche ihren Bedarf kaum befriedigen konnten. Feine Waare blieb jedoch größtentheils unverkauft.
109 Wien, 21. Februar. Das Ministerium sucht sich beim slavischen Publikum dadurch im Kredit zu erhalten, daß es sich den Anschein gibt, als opponire es den Standrechtsbanditen und Schakalsgeneralen. Es hat den Minister Brück, eine Kreatur, die unter Metternich die infamsten Polizeidienste verrichtete und nun die Post verwaltet, angeblich mit der Instruktion an Windischgrätz nach Pesth geschickt, denselben davon abzuhalten, die magyarische Partei in Ungarn der slavischen gegenüber allzuoffenbar zu begünstigen. Die blöden Czechen, so blöd wie die deutschen Dümontsblätter, aber noch nicht so profitwüthig-gemein, nehmen dies für baare Münze, obwohl Brück durch Metternich nur dorthin geschickt worden, um Windischgrätz in der jesuitischen Handhabung und Ausführung seiner Maßregeln beizustehen. Daß aber zwischen den k. k. Banditengeneralen und dem Ministerium von Olmütz in der That nicht der geringste Zwiespalt besteht, bedarf wohl keiner Versicherung.
Der „jugendliche“ Dalai-Lama hat eine Deputation, welche um Begnadigung Plattensteiners anhielt, gar nicht vorgelassen. Dieser Plattensteiner war nur ein schwarzgelber Bourgeois, hat durchaus nichts verbrochen, wurde gleichwohl verurtheilt und nicht begnadigt. ‒ Der „jugendliche“ Standrechtskaiser raucht keine Cigarre, ohne seine kroatische Standrechtsmutter zu fragen. Wenn einst die Memoiren dieses weiblichen Scheusals erscheinen können, dann wird die blöde Welt das Maul über ein Ungeheuer von Weib aufsperren, das durch seine Mordknechte mehrere und größere Schandthaten begehen läßt, als alle menschlichen Hyänen der Geschichte zusammengenommen.
Mit dem Patriarchen Rajachich, diesem treuen Banditen Tamerlan's, ist's ebenfalls aus. Der Kommandant Rukavina von Temesvar hat ihn auf seiner Rundreise nicht in die Stadt gelassen und eine Volksversammlung zersprengt, die der Patriarch in der Nähe hat halten wollen.
Die Serben und Südslaven werden Feuer und Flammen darüber speien. Von Jellachich hört man nichts, was höchst verdächtig ist.
Von den 25 Millionen Kassenanweisungen hat das Publikum erst 8 Millionen an sich genommen, der Rest wird mittelst des Standrechts nächstens an den Mann gebracht werden. Man spricht schon von Zwangskurs und Zwangsanleihe.
Die Grundrechte des Frankfurter Bierklubs werden überall, wo sie sich in Oesterreich zeigen, konfiszirt; natürlich, die Centralohnmacht kann ja nicht einmal ihr Spielbankengesetz vom 1. Mai v. J. in den kleinsten Liliputstaaten zur Anerkennung bringen.
Rußland läßt in Oesterreich schon den Boden zur künftigen Besitznahme kneten; es geschieht nicht nur in Siebenbürgen, son
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(2017-03-20T13:08:10Z)
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Jürgen Herres: Konvertierung TUSTEP nach XML
(2017-03-20T13:08:10Z)
Maria Ermakova, Benjamin Fiechter, Susanne Haaf, Frank Wiegand: Konvertierung XML nach DTA-Basisformat
(2017-03-20T13:08:10Z)
Weitere Informationen:Die angegebenen Seitenzahlen beziehen sich auf die Ausgabe: Neue Rheinische Zeitung. Organ der Demokratie. Bd. 2 (Nummer 184 bis Nummer 301) Köln, 1. Januar 1849 bis 19. Mai 1849. Glashütten im Taunus, Verlag Detlev Auvermann KG 1973.
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