Neue Rheinische Zeitung. Nr. 233. Köln, 28. Februar 1849. Beilage.Beilage zu Nr. 233 der Neuen Rheinischen Zeitung. Organ der Demokratie. Mittwoch 28. Februar 1849. [Französische Republik] Kommissär ist, wie man weiß, in dieser Angelegenheit der beste Beleg, und man wird sich wahrscheinlich noch aus der Gazette des Tribunaux erinnern, mit welcher Emsigkeit die betrogenen Ehemänner das Augenzeugniß dieses wichtlgen Beamten nachsuchten. Es war dies in der "alten guten Zeit", wo die Politik die Liebe noch nicht verdrängt hatte, wo ein gewisser Maler sogar den Expair und Exdichter Victor Hugo durch den Kommissär abfassen ließ, in krimineller Unterhaltung mit seiner Frau, ohne daß deshalb die politische Stellung Hugo's im Geringsten gefährdet wurde Wie ganz anders jetzt! Der arme Victor kann wegen dieser veralteten Liebe von 3 Jahren her jetzt nicht mehr zum Volksrepräsentanten gewählt werden. Geschichten der Art machten das Glück der Gaz. des Tribunaux; die Bourgeois lasen mit Vergnügen, wie die armen Sünder den Code penal mehr oder weniger anstreiften und fanden sich selbst so wohl dabei. Hört man heute den Buchhalter Sorret alle die kleinen Umstände erzählen, von der ehelichen Untreue seines Weibes, und sieht dabei, wie die arme Madame Sorret da steht, wie eine reuige Sünderin und nicht den Muth hat, auch nur einen einzigen Punkt in Abrede zu stellen, und der Präsident immer kühner mit Fragen, und sie immer verlegener in ihren Antworten wird, und Alles dieses Kraft des Ehekontraktes, dann könnte man fast versucht sein, den ganzen Ehekontrakt zu allen Teufeln zu wünschen, der die Moral auf so unmoralische Weise vor die Schranken zieht. Glücklicher Weise ist Herr Potonnier da, der Mitschuldige und Mitsünder der Madame Sorret, der ebenfalls zur Strafe gezogen werden sollte - denn zum Laster wie zur Tugend müssen bekanntlich Zwei sein. Als dieser hörte, wie die frauenhafte Züchtigkeit vor dem Zuchtpolizeigericht auf eine so harte Probe gestellt ward, da konnte er sich nicht mehr halten und schrie: Der Ehekontrakt, Kraft dessen alle diese Fragen gestellt und alle diese Details geliefert werden, existirt nicht. Madame Sorret ist nicht ehelich vermählt mit Herrn Sorret. Madame Sorret und ich, wenn gleich der Verführer, wir sind unschuldig. Das Gesetz kann uns nichts anhaben. Aus Achtung und aus Freundschaft für Madame Sorret habe ich einen ganzen Monat in Vorhaft gesessen; einen ganzen Monat habe ich geschwiegen, und für ein Vergehen, das, wie Sie meine Richter jetzt erkennen werden, kein Vergehen ist, da Herr Sorret mit Madame Sorret nicht ehelich, bürgerlich verheirathet war. Da erst wurde die moralisch-sittliche Entrüstung des Herrn Präsidenten rege. Er hatte ein Vergehn weniger zu bestrafen, und war entrüstet, daß der Code penal ohnmächtig seiner Hand entgehe, und das Weib und ihr Buhle ungestraft den betreffenden Artikeln entkommen sollten. Was, ruft der Präsident mit bebender Stimme, Madame Sorret ist nicht verheirathet? Potonnier. Madame heißt nicht Madame Sorret, ihr eigentlicher Name ist Elisabeth Maria Legros; sie ist, wie gesagt, nie das verehelichte Weib des Herrn Sorret gewesen. Der Präsident. Das ist zu arg; Madame Sorret ist alles, was Ihr Mitschuldiger sagt, wahr? Die Frau Sorret wäre hier im Recht gewesen, den Herrn Präsidenten rechtlich zu belangen; der Präsident durfte schon nicht mehr sagen: Ihr Mitschuldiger. Aber Madame Sorret kennt die bürgerlichen Gesetze nicht: sie ist verschämt, schlägt die Augen nieder und wagt nicht, dem Präsidenten zu antworten. Als der Präsident sie im schärferen Tone auffordert zu antworten, da gesteht sie denn mit schwacher Stimme zu, daß sie nicht verheirathet sei. Der Präsident. Was bedeutet die Komödie, die man hier vor Gericht aufführt? - Herr Sorret, treten sie heran: Der Buchhalter Sorret ist jetzt plötzlich der schuldige Theil geworden; wenigstens hält er sich dafür; er ist jetzt der Potonnier; und obgleich unschuldig nach dem Gesetze, sieht er aus, als sei er es, den man auf frischer That erwischt habe. Der Präsident fragt ihn, ob er wirklich nicht verheirathet sei mit Madame Sorret, und als letzterer es ebenfalls bejahte, da kannte die sittliche Entrüstung des Herrn Präsidenten keine Grenzen mehr. Wie er es wagen könnte, in dieser seiner Stellung eine Klage auf Ehebruch anhängig zu machen; das sei ja über alle Maaßen unverschämt - das heiße ja seinen Spott treiben mit der Justiz u. s. w. Wie gestern in der Kammer die Debatte, so würde heute der Prozeß öffentlich geführt; die Kammer wie der Correctionel hatten "die verschlossenen Thüren" nicht verordnet. Herr Sorret, auf so derbe Weise vom Präsidenten zur Rede gestellt, entschuldigt sich: Ich habe, sagt er, an die Folgen nicht gedacht. Ich lebe jetzt seit 10 Jahren mit Madame. Alle Welt glaubt uns verheirathet, ich habe sie allenthalben als meine Frau dargestellt, und das stand so fest bei meinen Freunden und Bekannten, daß ich am Ende selbst daran geglaubt habe. Uebrigens war ich fest entschlossen, den Ehekontrakt einzugehen. Als ich aber erkannt, daß Madame Sorret mich hinter's Licht führte, da bin ich mit dem besten Glauben von der Welt zum Commissär gegangen; ich hatte in diesem Augenblicke ganz vergessen, daß Madame Sorret nicht meine Frau ist. Der Präsident. Das werden Sie mir nimmer glauben machen. Und hatten Sie nicht bis auf den heutigen Tag Zeit genug gehabt, sich Ihrer wahren Stellung gegenüber Ihrer Frau zu erinnern? Herr Sorret. Ich wußte, daß Madame Sorret mich nicht Lügen strafen würde; sie war zu sehr interessirt dabei, für meine Frau zu gelten, wegen der vielen Personen, denen ich sie als solche vorgestellt hatte. Ich wußte, daß sie sich eher verurtheilen lassen würde, als das Geheimniß aufzudecken, und ich muß gestehn, ich war wirklich froh, durch Sie, meine Herren, mein ungetreues Weib bestrafen lassen zu können. Ich hatte mir nie beifallen lassen, daß Sie mit dem Herrn Potonnier die kriminelle Unterhaltung so weit treiben würde, daß sie ihm sogar ihr tiefstes Geheimniß verrieth. Herr Potonnier. Erst ganz kürzlich war ich glücklich genug, das Geheimniß zu erfahren. Ich will von der Gefängnißstrafe nicht sprechen, mit der ich bedroht war. Es handelt sich hier um etwas ganz anders: das Amendement des Herrn Lerour! Den Teufel auch! Wenn zufälliger Weise ein Stück Papier zwischen Herrn Sorret und Madame Sorret existirt hätte, so hätte ich unschuldiger Weise für ewig auf meine Aussichten, in die Kammer zu gelangen, verzichten müssen. Alle Welt, wie es zu erwarten war, ward frei gesprochen: der Herr Präsident verurtheilt zwar den Herrn Sorret zu den Prozeßkosten; aber er kann dem Herrn Potonnier den Eintritt in die Kammer nicht verwehren; er kann den Code penal nicht in Anwendung bringen; er darf sogar keine Sittenpredigt der Madame Sorret halten und die Nichtvollziehung des bürgerlichen Aktes hat dieses Mal drei Opfer gerettet: sie hat Madame Sorret vor der Strafe, den Herrn Potonnier vor dem Verluste seiner Repräsentanten-Rechte und Herrn Sorret vor den Hörnern bewahrt. Paris, 25. Febr. Die Journale: Le Peuple, Demokratie Pacifique, Republique, Revolution, Reforme, Charivari, Siecle, Evenement, Pays und National sind nicht erschienen. Auch der Constitutionnel macht heute Feiertag und zwar wider seinen Willen. Er hatte gestern angezeigt: daß er dann erscheinen würde, falls Unruhen ausbrächen. Da ihm das Pariser Volk diesen Gefallen nicht erwiesen, so kann Hr. Veron ruhig schlummern. Es fehlen uns also eilf Journale. Courrier Francais ist bekanntlich kein Journal mehr. - Um 1 Uhr findet das große Volksbanket im Fraternitätssaale der Rue Martel statt, dem über sechzig Deputirte und alle demokratischen Stimmführer beiwohnen. Der Saal vermag leider nicht dem Wunsche aller Demokraten, dem Banket beizuwohnen, zu entsprechen. Die Post schließt leider zu früh, um Ihnen einen vollständigen Bericht zu schicken. Hr. Faucher hält nicht weniger als 10,000 Mann auf den Beinen. - Der Moniteur enthält eine lange Beschreibung der gestrigen Kirchenfeier. Die Gazette de France fügt sehr richtig hinzu: "Das Auffallendste bei dieser Feier war, daß Hr. Marrast den Präsidenten der Republik gänzlich verdunkelte. Marrast war die eigentlich hervorragende Figur des ganzen Festes. Beim Herausgehen aus der Magdalenenkirche wußte Hr. Marrast den Jubel der Menge durch fortwährendes Erwidern der Zurufe: Es lebe die Republik! Es lebe die Nationalversammlung! dergestalt auszubeuten, daß der Präsident der Republik fast gänzlich verschwand ..." L'Union sagt, nicht blos in der Magdalenenkirche wurde der 24. Febr. gefeiert, sondern auch Abbe Chatel hat diesen Tag zu neuer Profanation der römisch-katholischen Religion benutzt, indem er in seiner Eglise Francaise (Passage Dauphine) eine Gedächtnißfeier abhielt, welche den Katholizismus schändete. Abbe Chatel verkündete in einer Predigt die Morgenröthe einer neuen Epoche, den Tod des Katholizismus und den Beginn des Reiches des Glückes und der Liebe auf Erden (!!) Er hat auf den Pabst in Gaeta geschimpft. Seine Gesichtszüge nahmen einen wahrhaft teuflischen Ausdruck an, als er erklärte, daß weder dieser Pius noch irgend ein anderer Pabst auch nur einen Grad besser sei, als die übrigen Menschenkinder; man solle Dankgebete anstellen, daß die Pabstherrschaft für immer zusammengestürzt sei. Im Verlaufe desselben Vortrages erklärte der priesterliche Apostat, daß die Pfaffen alle lögen, wenn sie den Kain dafür, daß er Abel erschlagen, mit ihrem Bannfluche verfolgten. Kain sei das Sinnbild des Armen (Proletariats) und Abel das Sinnbild des Reichthums (Aristokratie). Wir begnügen uns mit diesen Auszügen aus der Gedächtnißfeier des Abbe Chatel. - Aus Lyon keine neuen Ruhestörungen. Die Statue des L'homme du peuple bleibt auf dem Platze Louis XVIII. - Darin bestand vorläufig Alles, was das Volk verlangte. Die Verhafteten sind größtentheils freigelassen. Marschall Bugeaud läßt aber das demokratische Journal "Peuple souverain" abermals gerichtlich belangen wegen persönlicher Ausfälle gegen ihn. - In Dijon ist bekanntlich die Artillerie-Kompagnie der Bürgerwehr aufgelöst worden. Es sollten ihr die Kanonen abgenommen werden. Die Kompagnie verschloß aber das Zeughaus und eine Abtheilung des 9. Dragonerregiments sprengte die Thüren, um die Geschütze nach Auxonne zu befördern. Auch in Dijon stehen sich, wie man sieht, zwei Klassen der Einwohner gleich Observationskorps gegenüber. - Die Fürstin Trivuler Belgiojoso, so bekannt aus der italienischen Emigration, reist nach Rom ab. - Colloredo's Auftreten in London erfüllt unsere monarchischen Blättern mit Jubel. Die philippistische "Assemble" ruft beim Durchlesen der Times aus: "Ahnten wir es doch, daß die Hoffnung unserer Revolutionäre, die italienische Frage in Brüssel auf dem Papiere nach ihrem Geschmack erledigt zu sehen, zerrinnen würde. Oestreich hat erklärt, daß es seine Rechte einer Prüfung des Kongresses nicht unterwerfen werde." (??) Ihre würdige Stiefschwester, die Frohsdorfer "Opinion publique" meldet: "Ein Korps der sardinischen Armee ist in Toscana eingedrungen, um die Rebellen zu strafen und den Großherzog Leopold auf seinen Thron zurückzufuhren. Im Augenblick, wo wir dieses schreiben, ist die Ordnung in Florenz wieder hergestellt." Dieser Jubel unserer monarchischen Blätter ist von kurzer Dauer. Langreni, unser Vertreter in Brüssel, versicherte in einem Zirkel, daß am 15. März die Conferenzen jedenfalls sehr ernst aufgenommen würden und daß die Sprache Oestreichs keineswegs so inpertinent klinge. Zweitens bringt uns die italienische Post eben eine Erklärung aus Livorno vom 18. Febr., worin der dortige sardinische Generalkonsul das Gerücht, Sardinien wolle in Toscana interveniren, amtlich Lügen straft. - In mehreren Pariser Theatern wurde gestern Abend die Marseillaise verlangt und gesungen. Im Theater francais stellte das Parterre einen ähnlichen Antrag an Frln. Rachel, die aber zu große körperliche Anstrengung vorschützte und vorschützte. Da gab es einen fürchterlichen Lärm, der über eine Stunde dauerte, aber durch den Polizeikommissarius vermittelt wurde. Fräulein Rachel hat jetzt, wie man hört, ihr Februarfeuer dem Präsidenten Bonaparte ebenso zugewandt als dieß 1815 (während der 100 Tage) von Frln. Mars für Napoleon geschah. - Die Vorsichtsmaßregeln des Ministeriums übersteigen alle Begriffe. Fünf Regimenter stehen schlagfertig in der Richtung von Vincennes, Pere la Chaise etc. und eine noch stärkere Truppenzahl umgiebt das Stadtviertel (Faubourg St. Denis) in dem der Saal liegt. Von Mittag an füllt sich die Rue Martel; eine ganze Masse von Polizeiagenten stellt sich an den Eingängen auf. Der Saal ist auf das geschmakvollste dekorirt. Die Symbole der republikanischen Grundsätze: Freiheit, Einigkeit und Brüderlichkeit, wechseln mit anderen passenden Verzierungen ab, welche ausschließlich der Fürsorge der Arbeiter-Assoziation zu danken. Die Zahl der Couverte beträgt 4000. Eine große Menge von Gästen drängte sich an den Eingängen, die sich jedoch nicht früher öffnen, als bis die Führer des Banketts eingetroffen. Für 62 Deputirte der Montagne, die Redaktoren aller demokratischen Journale, die Chefs aller Wahlausschüsse und einen großen Theil der Kammerstenographen sind Ehrenplätze eingerichtet. Belgien. X Brüssel, 24. Febr. Ich theile Ihnen heute eine Nachricht mit, die für alle überrheinischen Demokraten von Interesse sein wird. Es ist nicht genug, daß Sie unseren Duodez-Musterstaat und seine polizeilichen Großwürdenträger, unsere Leopolds, unsere Rogiers, unsere Hodys in ihrer ganzen konstitutionellen Glorie schildern. Es ist auch nöthig, die osteuropäischen Demokraten mit den untergeordneten Herren bekannt zu machen, und vor Allem mit jenen Portiers, die unsere Gränzen bewachen, um den ersten Republikaner, der ihnen in die Hände geräth, mit der den Belgiern eigenen Höflichkeit in die stabilen oder mobilen Zellengefängnisse zu spediren, in denen sich die belgische Konstitution so schön studiren läßt. Einer der bemerkenswerthesten dieser Thürsteher ist ein ehemaliger polnischer Pfaffe, und später angeblicher politischer Flüchtling, der den Warschauer Emigrirten von 1830 wohl bekannt ist, Namens Jan Werner. Dieser Werner, jetzt naturalisirter Belgier, der bereits in Brüssel als Polizeispion sich Lorbeeren an den polnischen und deutschen Flüchtlingen erwarb und Gensd'armen zu seiner Verfügung hatte, ist jetzt zur Douane von Verviers versetzt, um dort die Pässe der von Deutschland kommenden Reisenden zu verifiziren. Er hat speziellen Auftrag, die politischen Flüchtlinge, welche ohne regelmäßige Pässe dort ankommen, sofort, entweder zurückzuweisen, oder zu verhaften und per Zellenwagen nach Valenciennes oder Ostende zu spediren. Dies geschieht, damit die Flüchtlinge nicht erst wie bisher geschehen, bis nach Brüssel kommen und bei ihrer dortigen Verhaftung in den Journalen und Cafes Skandal darüber entsteht. Man will diesen Freundschaftsdienst ganz im Stillen abmachen, und deshalb die freie Reise in Zellenwagen für paßlose Flüchtlinge schon von der Gränze an eintreten lassen. Der edle Werner spricht eben so gut deutsch wie polnisch, und wir rathen daher allen deutschen Reisenden, auf der Station Verviers in ihren politischen Gesprächen vorsichtig zu sein, damit sie nicht den Chikanen des polnischen Expfaffen verfallen. Damit unsre Leser sehn, daß es mit der obigen Mittheilung kein Scherz ist, erzählen wir noch folgende Thatsachen die wir einem Reisenden verdanken: Der Spion Werner übt sein Handwerk mit solcher Gewissenhaftigkeit aus, daß selbst Reisende, die bloß von Aachen nach Verviers gehen, Pässe haben müssen, wenn sie nicht zurückgewiesen werden wollen. Selbst wenn sie dem Eisenbahnpersonal bekannt sind, verfallen sie diesem Schicksal. Vorigen Sonntag wurde bekanntlich in Verviers ein demokratisches Bankett gehalten. Dieser Tag war ein Festtag für Hrn. Werner. Der rheinische Bahnzug wurde sofort bei der Grenze angehalten. Die belgische Gensd'armerie und Bürgerwehr stand aufmarschirt, die Flinten auf den Zug angeschlagen. Hier wurden die Pässe zuerst verifizirt. Alle Reisenden, die weiter gingen als Verviers, wurden unbedingt zurückgewiesen, nur die Auswanderer ließ man durch!! Geschäftsreisende, die denselben Tag nothwendig nach Antwerpen reisen mußten, mußten zurück bleiben bis den nächsten Tag. In Dothain dasselbe Manöver: Bürgerwehr mit angeschlagenem Gewehr, Revision der Pässe. In Verviers dritte Reoision, unter dem Schutz eines Bataillons Linie, der sämmtlichen Bürgerwehr, und endlich der ganzen aus der Umgegend zusammengezogenen Gensd'armerie. Solche Maßregeln wendet jetzt die belgische Polizei an der preußischen Grenze an! Wir können hinzufügen, daß das Bankett sehr ruhig und heiter ablief, während die Helden der vervierser Nationalgarde, da sie Nichts zu thun fanden, sich betranken, Streit unter-einander anfingen und endlich sich dermaßen prügelten, daß noch am nächsten Tage die Epauletts, zerbrochene Säbel, Quasten u. s. w. auf den Straßen umherlagen. Redakteur en chef: Karl Marx. An den Dr. Karl Marx. Herr Redakteur! Jubeln Sie nicht zu früh Sie abschaum aller Bösewichte unser gute König wird die Taugenichse auch noch einmal nach Hause schicken Sie Lügner am jüngsten Tag wird der von Gott begnadete König gegen Sie zeugen Sie Bösewicht der mit der Gnade Gottes spottet schrecklich. Glauben Sie nur nicht die Mehrzahl wäre Demokraten Denn dann teuschen sie sich sehr unser Losungs Wort ist und bleibt. Mit Gott für König und Vaterland Ein ächter Preuße. Das Manuscript liegt in der Expedition zur Erheiterung des Publikums vor. Der "ächte Preuße" war so vorsichtig, sich nicht zu nennen. Dem Freiherrn von Eltz-Rübenach zu Wahn und seinen Hauptgenossen, einem p. Landwehr, Drosse, P. Meller und Konsorten zu Zündorf, welche nicht aufhören, unter dem Namen Ihres bezahlten, auf Ehre und Ruf dressirten Bravo, L. Schlimbach zu Zündorf, mich, und selbst andere Personen, sowohl öffentlich durch Inserate der Kölnischen Zeitung, als auch durch Umsendungs-Schriften verleumderisch anzugreifen, hiermit Folgendes öffentlich zur Antwort: Ich habe Ihnen, dem Hrn. Freiherrn, vor einiger Zeit schon brieflich gesagt, daß die tückischen Angriffe gegen mich wegen meiner furchtlosen Pflichterfüllungen gegen Gesetzesverlegung, Uebermuth und Unterdrückung schwächerer Mitbürger von Ihnen banditenartig geführt würden, und daß der ehrenwertheste Theil der hiesigen Einwohnerschaft Sie als den Chef dieser Genossenschaft bezeichnet. Sie haben hierauf nur auf eine Weise zu antworten verstanden, von der Sie, wenn gewisse Begriffe, die sonst in Ihrem Stande volle Geltung hatten, nicht bei Ihnen längst in Vergessenheit gekommen wären, wissen sollten, daß dieselbe nicht verletzen konnte, - aber auch gleichzeitig haben Sie mit Ihrer Genossenschaft Lüge und Verläumdung fortgesetzt, um Behörden und beauftragte Beamte zu täuschen, von denen ich die genaueste Untersuchung über meine amtlichen Handlungen - aber auch über Ihre und von Ihrer würdigen Genossenschaft vorgebrachten, Verläumdungen verlangt habe. Meine Vertheidigung habe ich hierauf auf Urkunden und glaubwürdige Zeugnisse gestützt, und habe Sie und Ihre Genossen an mehreren Stellen meiner Schrift nicht allein als Lügner und Verläumder bezeichnet, sondern auch die desfallsige Anklage gegen Sie und gegen jene gefordert. - Dieses ist also die schwebende Untersuchung, von der Ihr jetziger Dressirter spricht, nachdem die Dressur Ihrer Knechte auf Niederreiten, Knebelung und stundenweite Schleppung schwacher Kinder neben dem trabenden Pferde nicht mehr durchgehen wollte; als es nicht mehr gelang, arme Familien zur Winterzeit aus ihren Hütten zu hetzen, - und Sie mit den vierfüßigen Dressirten die Früchte der Landleute nicht mehr zertreten können, um jene, bei billiger Entschädigungsklage, durch alle Instanzen der Gerichtsbarkeit zu schleppen. - Die Rottenführer halte ich vorläufig dieses Raumes nicht werth. Meine furchtlosen Schritte gegen deren Handlungen oder gegen die ihrer Familienglieder. - die Ausübung meiner Pflicht für Ihrer alle richtige Einschätzung als Steuerpflichtige kennt der Verwaltungs-Bezirk, und, bei dem oben Gesagten, also auch die Gründe zu Ihrem Hasse; ich blicke mit Beruhigung auf jene, mit stolzer Verachtung auf letztere zurück. - Was also die Untersuchung betrifft, so erinnert Euch des berühmten Schwertes des Alterthums, - denn es hängt gewichtig schwer über Euren eigenen Häuptern. Aber eine Euch nahe liegende Pflicht könntet Ihr doch alle leicht erfüllen, nämlich die, den dressirten Bravo völlig zu verpflegen, damit diese heulende Kreatur der Heuler nicht auf Kosten des unglücklichen Interdicirten ferner zu leben genöthigt bliebe; so wie Euer Dressirter sich aber untersteht, mich, oder meinetwegen andere Personen, mittelst Eurer Geldmittel, die er schon in der Tasche trägt, be Beilage zu Nr. 233 der Neuen Rheinischen Zeitung. Organ der Demokratie. Mittwoch 28. Februar 1849. [Französische Republik] Kommissär ist, wie man weiß, in dieser Angelegenheit der beste Beleg, und man wird sich wahrscheinlich noch aus der Gazette des Tribunaux erinnern, mit welcher Emsigkeit die betrogenen Ehemänner das Augenzeugniß dieses wichtlgen Beamten nachsuchten. Es war dies in der „alten guten Zeit“, wo die Politik die Liebe noch nicht verdrängt hatte, wo ein gewisser Maler sogar den Expair und Exdichter Victor Hugo durch den Kommissär abfassen ließ, in krimineller Unterhaltung mit seiner Frau, ohne daß deshalb die politische Stellung Hugo's im Geringsten gefährdet wurde Wie ganz anders jetzt! Der arme Victor kann wegen dieser veralteten Liebe von 3 Jahren her jetzt nicht mehr zum Volksrepräsentanten gewählt werden. Geschichten der Art machten das Glück der Gaz. des Tribunaux; die Bourgeois lasen mit Vergnügen, wie die armen Sünder den Code pénal mehr oder weniger anstreiften und fanden sich selbst so wohl dabei. Hört man heute den Buchhalter Sorret alle die kleinen Umstände erzählen, von der ehelichen Untreue seines Weibes, und sieht dabei, wie die arme Madame Sorret da steht, wie eine reuige Sünderin und nicht den Muth hat, auch nur einen einzigen Punkt in Abrede zu stellen, und der Präsident immer kühner mit Fragen, und sie immer verlegener in ihren Antworten wird, und Alles dieses Kraft des Ehekontraktes, dann könnte man fast versucht sein, den ganzen Ehekontrakt zu allen Teufeln zu wünschen, der die Moral auf so unmoralische Weise vor die Schranken zieht. Glücklicher Weise ist Herr Potonnier da, der Mitschuldige und Mitsünder der Madame Sorret, der ebenfalls zur Strafe gezogen werden sollte ‒ denn zum Laster wie zur Tugend müssen bekanntlich Zwei sein. Als dieser hörte, wie die frauenhafte Züchtigkeit vor dem Zuchtpolizeigericht auf eine so harte Probe gestellt ward, da konnte er sich nicht mehr halten und schrie: Der Ehekontrakt, Kraft dessen alle diese Fragen gestellt und alle diese Details geliefert werden, existirt nicht. Madame Sorret ist nicht ehelich vermählt mit Herrn Sorret. Madame Sorret und ich, wenn gleich der Verführer, wir sind unschuldig. Das Gesetz kann uns nichts anhaben. Aus Achtung und aus Freundschaft für Madame Sorret habe ich einen ganzen Monat in Vorhaft gesessen; einen ganzen Monat habe ich geschwiegen, und für ein Vergehen, das, wie Sie meine Richter jetzt erkennen werden, kein Vergehen ist, da Herr Sorret mit Madame Sorret nicht ehelich, bürgerlich verheirathet war. Da erst wurde die moralisch-sittliche Entrüstung des Herrn Präsidenten rege. Er hatte ein Vergehn weniger zu bestrafen, und war entrüstet, daß der Code pénal ohnmächtig seiner Hand entgehe, und das Weib und ihr Buhle ungestraft den betreffenden Artikeln entkommen sollten. Was, ruft der Präsident mit bebender Stimme, Madame Sorret ist nicht verheirathet? Potonnier. Madame heißt nicht Madame Sorret, ihr eigentlicher Name ist Elisabeth Maria Legros; sie ist, wie gesagt, nie das verehelichte Weib des Herrn Sorret gewesen. Der Präsident. Das ist zu arg; Madame Sorret ist alles, was Ihr Mitschuldiger sagt, wahr? Die Frau Sorret wäre hier im Recht gewesen, den Herrn Präsidenten rechtlich zu belangen; der Präsident durfte schon nicht mehr sagen: Ihr Mitschuldiger. Aber Madame Sorret kennt die bürgerlichen Gesetze nicht: sie ist verschämt, schlägt die Augen nieder und wagt nicht, dem Präsidenten zu antworten. Als der Präsident sie im schärferen Tone auffordert zu antworten, da gesteht sie denn mit schwacher Stimme zu, daß sie nicht verheirathet sei. Der Präsident. Was bedeutet die Komödie, die man hier vor Gericht aufführt? ‒ Herr Sorret, treten sie heran: Der Buchhalter Sorret ist jetzt plötzlich der schuldige Theil geworden; wenigstens hält er sich dafür; er ist jetzt der Potonnier; und obgleich unschuldig nach dem Gesetze, sieht er aus, als sei er es, den man auf frischer That erwischt habe. Der Präsident fragt ihn, ob er wirklich nicht verheirathet sei mit Madame Sorret, und als letzterer es ebenfalls bejahte, da kannte die sittliche Entrüstung des Herrn Präsidenten keine Grenzen mehr. Wie er es wagen könnte, in dieser seiner Stellung eine Klage auf Ehebruch anhängig zu machen; das sei ja über alle Maaßen unverschämt ‒ das heiße ja seinen Spott treiben mit der Justiz u. s. w. Wie gestern in der Kammer die Debatte, so würde heute der Prozeß öffentlich geführt; die Kammer wie der Correctionel hatten „die verschlossenen Thüren“ nicht verordnet. Herr Sorret, auf so derbe Weise vom Präsidenten zur Rede gestellt, entschuldigt sich: Ich habe, sagt er, an die Folgen nicht gedacht. Ich lebe jetzt seit 10 Jahren mit Madame. Alle Welt glaubt uns verheirathet, ich habe sie allenthalben als meine Frau dargestellt, und das stand so fest bei meinen Freunden und Bekannten, daß ich am Ende selbst daran geglaubt habe. Uebrigens war ich fest entschlossen, den Ehekontrakt einzugehen. Als ich aber erkannt, daß Madame Sorret mich hinter's Licht führte, da bin ich mit dem besten Glauben von der Welt zum Commissär gegangen; ich hatte in diesem Augenblicke ganz vergessen, daß Madame Sorret nicht meine Frau ist. Der Präsident. Das werden Sie mir nimmer glauben machen. Und hatten Sie nicht bis auf den heutigen Tag Zeit genug gehabt, sich Ihrer wahren Stellung gegenüber Ihrer Frau zu erinnern? Herr Sorret. Ich wußte, daß Madame Sorret mich nicht Lügen strafen würde; sie war zu sehr interessirt dabei, für meine Frau zu gelten, wegen der vielen Personen, denen ich sie als solche vorgestellt hatte. Ich wußte, daß sie sich eher verurtheilen lassen würde, als das Geheimniß aufzudecken, und ich muß gestehn, ich war wirklich froh, durch Sie, meine Herren, mein ungetreues Weib bestrafen lassen zu können. Ich hatte mir nie beifallen lassen, daß Sie mit dem Herrn Potonnier die kriminelle Unterhaltung so weit treiben würde, daß sie ihm sogar ihr tiefstes Geheimniß verrieth. Herr Potonnier. Erst ganz kürzlich war ich glücklich genug, das Geheimniß zu erfahren. Ich will von der Gefängnißstrafe nicht sprechen, mit der ich bedroht war. Es handelt sich hier um etwas ganz anders: das Amendement des Herrn Lerour! Den Teufel auch! Wenn zufälliger Weise ein Stück Papier zwischen Herrn Sorret und Madame Sorret existirt hätte, so hätte ich unschuldiger Weise für ewig auf meine Aussichten, in die Kammer zu gelangen, verzichten müssen. Alle Welt, wie es zu erwarten war, ward frei gesprochen: der Herr Präsident verurtheilt zwar den Herrn Sorret zu den Prozeßkosten; aber er kann dem Herrn Potonnier den Eintritt in die Kammer nicht verwehren; er kann den Code pénal nicht in Anwendung bringen; er darf sogar keine Sittenpredigt der Madame Sorret halten und die Nichtvollziehung des bürgerlichen Aktes hat dieses Mal drei Opfer gerettet: sie hat Madame Sorret vor der Strafe, den Herrn Potonnier vor dem Verluste seiner Repräsentanten-Rechte und Herrn Sorret vor den Hörnern bewahrt. Paris, 25. Febr. Die Journale: Le Peuple, Demokratie Pacifique, Republique, Revolution, Reforme, Charivari, Siecle, Evenement, Pays und National sind nicht erschienen. Auch der Constitutionnel macht heute Feiertag und zwar wider seinen Willen. Er hatte gestern angezeigt: daß er dann erscheinen würde, falls Unruhen ausbrächen. Da ihm das Pariser Volk diesen Gefallen nicht erwiesen, so kann Hr. Veron ruhig schlummern. Es fehlen uns also eilf Journale. Courrier Francais ist bekanntlich kein Journal mehr. ‒ Um 1 Uhr findet das große Volksbanket im Fraternitätssaale der Rue Martel statt, dem über sechzig Deputirte und alle demokratischen Stimmführer beiwohnen. Der Saal vermag leider nicht dem Wunsche aller Demokraten, dem Banket beizuwohnen, zu entsprechen. Die Post schließt leider zu früh, um Ihnen einen vollständigen Bericht zu schicken. Hr. Faucher hält nicht weniger als 10,000 Mann auf den Beinen. ‒ Der Moniteur enthält eine lange Beschreibung der gestrigen Kirchenfeier. Die Gazette de France fügt sehr richtig hinzu: „Das Auffallendste bei dieser Feier war, daß Hr. Marrast den Präsidenten der Republik gänzlich verdunkelte. Marrast war die eigentlich hervorragende Figur des ganzen Festes. Beim Herausgehen aus der Magdalenenkirche wußte Hr. Marrast den Jubel der Menge durch fortwährendes Erwidern der Zurufe: Es lebe die Republik! Es lebe die Nationalversammlung! dergestalt auszubeuten, daß der Präsident der Republik fast gänzlich verschwand …“ L'Union sagt, nicht blos in der Magdalenenkirche wurde der 24. Febr. gefeiert, sondern auch Abbé Chatel hat diesen Tag zu neuer Profanation der römisch-katholischen Religion benutzt, indem er in seiner Eglise Française (Passage Dauphine) eine Gedächtnißfeier abhielt, welche den Katholizismus schändete. Abbé Chatel verkündete in einer Predigt die Morgenröthe einer neuen Epoche, den Tod des Katholizismus und den Beginn des Reiches des Glückes und der Liebe auf Erden (!!) Er hat auf den Pabst in Gaëta geschimpft. Seine Gesichtszüge nahmen einen wahrhaft teuflischen Ausdruck an, als er erklärte, daß weder dieser Pius noch irgend ein anderer Pabst auch nur einen Grad besser sei, als die übrigen Menschenkinder; man solle Dankgebete anstellen, daß die Pabstherrschaft für immer zusammengestürzt sei. Im Verlaufe desselben Vortrages erklärte der priesterliche Apostat, daß die Pfaffen alle lögen, wenn sie den Kain dafür, daß er Abel erschlagen, mit ihrem Bannfluche verfolgten. Kain sei das Sinnbild des Armen (Proletariats) und Abel das Sinnbild des Reichthums (Aristokratie). Wir begnügen uns mit diesen Auszügen aus der Gedächtnißfeier des Abbé Chatel. ‒ Aus Lyon keine neuen Ruhestörungen. Die Statue des L'homme du peuple bleibt auf dem Platze Louis XVIII. ‒ Darin bestand vorläufig Alles, was das Volk verlangte. Die Verhafteten sind größtentheils freigelassen. Marschall Bugeaud läßt aber das demokratische Journal „Peuple souverain“ abermals gerichtlich belangen wegen persönlicher Ausfälle gegen ihn. ‒ In Dijon ist bekanntlich die Artillerie-Kompagnie der Bürgerwehr aufgelöst worden. Es sollten ihr die Kanonen abgenommen werden. Die Kompagnie verschloß aber das Zeughaus und eine Abtheilung des 9. Dragonerregiments sprengte die Thüren, um die Geschütze nach Auxonne zu befördern. Auch in Dijon stehen sich, wie man sieht, zwei Klassen der Einwohner gleich Observationskorps gegenüber. ‒ Die Fürstin Trivuler Belgiojoso, so bekannt aus der italienischen Emigration, reist nach Rom ab. ‒ Colloredo's Auftreten in London erfüllt unsere monarchischen Blättern mit Jubel. Die philippistische „Assemblé“ ruft beim Durchlesen der Times aus: „Ahnten wir es doch, daß die Hoffnung unserer Revolutionäre, die italienische Frage in Brüssel auf dem Papiere nach ihrem Geschmack erledigt zu sehen, zerrinnen würde. Oestreich hat erklärt, daß es seine Rechte einer Prüfung des Kongresses nicht unterwerfen werde.“ (??) Ihre würdige Stiefschwester, die Frohsdorfer „Opinion publique“ meldet: „Ein Korps der sardinischen Armee ist in Toscana eingedrungen, um die Rebellen zu strafen und den Großherzog Leopold auf seinen Thron zurückzufuhren. Im Augenblick, wo wir dieses schreiben, ist die Ordnung in Florenz wieder hergestellt.“ Dieser Jubel unserer monarchischen Blätter ist von kurzer Dauer. Langréni, unser Vertreter in Brüssel, versicherte in einem Zirkel, daß am 15. März die Conferenzen jedenfalls sehr ernst aufgenommen würden und daß die Sprache Oestreichs keineswegs so inpertinent klinge. Zweitens bringt uns die italienische Post eben eine Erklärung aus Livorno vom 18. Febr., worin der dortige sardinische Generalkonsul das Gerücht, Sardinien wolle in Toscana interveniren, amtlich Lügen straft. ‒ In mehreren Pariser Theatern wurde gestern Abend die Marseillaise verlangt und gesungen. Im Théater français stellte das Parterre einen ähnlichen Antrag an Frln. Rachel, die aber zu große körperliche Anstrengung vorschützte und vorschützte. Da gab es einen fürchterlichen Lärm, der über eine Stunde dauerte, aber durch den Polizeikommissarius vermittelt wurde. Fräulein Rachel hat jetzt, wie man hört, ihr Februarfeuer dem Präsidenten Bonaparte ebenso zugewandt als dieß 1815 (während der 100 Tage) von Frln. Mars für Napoleon geschah. ‒ Die Vorsichtsmaßregeln des Ministeriums übersteigen alle Begriffe. Fünf Regimenter stehen schlagfertig in der Richtung von Vincennes, Pere la Chaise etc. und eine noch stärkere Truppenzahl umgiebt das Stadtviertel (Faubourg St. Denis) in dem der Saal liegt. Von Mittag an füllt sich die Rue Martel; eine ganze Masse von Polizeiagenten stellt sich an den Eingängen auf. Der Saal ist auf das geschmakvollste dekorirt. Die Symbole der republikanischen Grundsätze: Freiheit, Einigkeit und Brüderlichkeit, wechseln mit anderen passenden Verzierungen ab, welche ausschließlich der Fürsorge der Arbeiter-Assoziation zu danken. Die Zahl der Couverte beträgt 4000. Eine große Menge von Gästen drängte sich an den Eingängen, die sich jedoch nicht früher öffnen, als bis die Führer des Banketts eingetroffen. Für 62 Deputirte der Montagne, die Redaktoren aller demokratischen Journale, die Chefs aller Wahlausschüsse und einen großen Theil der Kammerstenographen sind Ehrenplätze eingerichtet. Belgien. X Brüssel, 24. Febr. Ich theile Ihnen heute eine Nachricht mit, die für alle überrheinischen Demokraten von Interesse sein wird. Es ist nicht genug, daß Sie unseren Duodez-Musterstaat und seine polizeilichen Großwürdenträger, unsere Leopolds, unsere Rogiers, unsere Hodys in ihrer ganzen konstitutionellen Glorie schildern. Es ist auch nöthig, die osteuropäischen Demokraten mit den untergeordneten Herren bekannt zu machen, und vor Allem mit jenen Portiers, die unsere Gränzen bewachen, um den ersten Republikaner, der ihnen in die Hände geräth, mit der den Belgiern eigenen Höflichkeit in die stabilen oder mobilen Zellengefängnisse zu spediren, in denen sich die belgische Konstitution so schön studiren läßt. Einer der bemerkenswerthesten dieser Thürsteher ist ein ehemaliger polnischer Pfaffe, und später angeblicher politischer Flüchtling, der den Warschauer Emigrirten von 1830 wohl bekannt ist, Namens Jan Werner. Dieser Werner, jetzt naturalisirter Belgier, der bereits in Brüssel als Polizeispion sich Lorbeeren an den polnischen und deutschen Flüchtlingen erwarb und Gensd'armen zu seiner Verfügung hatte, ist jetzt zur Douane von Verviers versetzt, um dort die Pässe der von Deutschland kommenden Reisenden zu verifiziren. Er hat speziellen Auftrag, die politischen Flüchtlinge, welche ohne regelmäßige Pässe dort ankommen, sofort, entweder zurückzuweisen, oder zu verhaften und per Zellenwagen nach Valenciennes oder Ostende zu spediren. Dies geschieht, damit die Flüchtlinge nicht erst wie bisher geschehen, bis nach Brüssel kommen und bei ihrer dortigen Verhaftung in den Journalen und Cafes Skandal darüber entsteht. Man will diesen Freundschaftsdienst ganz im Stillen abmachen, und deshalb die freie Reise in Zellenwagen für paßlose Flüchtlinge schon von der Gränze an eintreten lassen. Der edle Werner spricht eben so gut deutsch wie polnisch, und wir rathen daher allen deutschen Reisenden, auf der Station Verviers in ihren politischen Gesprächen vorsichtig zu sein, damit sie nicht den Chikanen des polnischen Expfaffen verfallen. Damit unsre Leser sehn, daß es mit der obigen Mittheilung kein Scherz ist, erzählen wir noch folgende Thatsachen die wir einem Reisenden verdanken: Der Spion Werner übt sein Handwerk mit solcher Gewissenhaftigkeit aus, daß selbst Reisende, die bloß von Aachen nach Verviers gehen, Pässe haben müssen, wenn sie nicht zurückgewiesen werden wollen. Selbst wenn sie dem Eisenbahnpersonal bekannt sind, verfallen sie diesem Schicksal. Vorigen Sonntag wurde bekanntlich in Verviers ein demokratisches Bankett gehalten. Dieser Tag war ein Festtag für Hrn. Werner. Der rheinische Bahnzug wurde sofort bei der Grenze angehalten. Die belgische Gensd'armerie und Bürgerwehr stand aufmarschirt, die Flinten auf den Zug angeschlagen. Hier wurden die Pässe zuerst verifizirt. Alle Reisenden, die weiter gingen als Verviers, wurden unbedingt zurückgewiesen, nur die Auswanderer ließ man durch!! Geschäftsreisende, die denselben Tag nothwendig nach Antwerpen reisen mußten, mußten zurück bleiben bis den nächsten Tag. In Dothain dasselbe Manöver: Bürgerwehr mit angeschlagenem Gewehr, Revision der Pässe. In Verviers dritte Reoision, unter dem Schutz eines Bataillons Linie, der sämmtlichen Bürgerwehr, und endlich der ganzen aus der Umgegend zusammengezogenen Gensd'armerie. Solche Maßregeln wendet jetzt die belgische Polizei an der preußischen Grenze an! Wir können hinzufügen, daß das Bankett sehr ruhig und heiter ablief, während die Helden der vervierser Nationalgarde, da sie Nichts zu thun fanden, sich betranken, Streit unter-einander anfingen und endlich sich dermaßen prügelten, daß noch am nächsten Tage die Epauletts, zerbrochene Säbel, Quasten u. s. w. auf den Straßen umherlagen. Redakteur en chef: Karl Marx. An den Dr. Karl Marx. Herr Redakteur! Jubeln Sie nicht zu früh Sie abschaum aller Bösewichte unser gute König wird die Taugenichse auch noch einmal nach Hause schicken Sie Lügner am jüngsten Tag wird der von Gott begnadete König gegen Sie zeugen Sie Bösewicht der mit der Gnade Gottes spottet schrecklich. Glauben Sie nur nicht die Mehrzahl wäre Demokraten Denn dann teuschen sie sich sehr unser Losungs Wort ist und bleibt. Mit Gott für König und Vaterland Ein ächter Preuße. Das Manuscript liegt in der Expedition zur Erheiterung des Publikums vor. Der „ächte Preuße“ war so vorsichtig, sich nicht zu nennen. Dem Freiherrn von Eltz-Rübenach zu Wahn und seinen Hauptgenossen, einem p. Landwehr, Drosse, P. Meller und Konsorten zu Zündorf, welche nicht aufhören, unter dem Namen Ihres bezahlten, auf Ehre und Ruf dressirten Bravo, L. Schlimbach zu Zündorf, mich, und selbst andere Personen, sowohl öffentlich durch Inserate der Kölnischen Zeitung, als auch durch Umsendungs-Schriften verleumderisch anzugreifen, hiermit Folgendes öffentlich zur Antwort: Ich habe Ihnen, dem Hrn. Freiherrn, vor einiger Zeit schon brieflich gesagt, daß die tückischen Angriffe gegen mich wegen meiner furchtlosen Pflichterfüllungen gegen Gesetzesverlegung, Uebermuth und Unterdrückung schwächerer Mitbürger von Ihnen banditenartig geführt würden, und daß der ehrenwertheste Theil der hiesigen Einwohnerschaft Sie als den Chef dieser Genossenschaft bezeichnet. Sie haben hierauf nur auf eine Weise zu antworten verstanden, von der Sie, wenn gewisse Begriffe, die sonst in Ihrem Stande volle Geltung hatten, nicht bei Ihnen längst in Vergessenheit gekommen wären, wissen sollten, daß dieselbe nicht verletzen konnte, ‒ aber auch gleichzeitig haben Sie mit Ihrer Genossenschaft Lüge und Verläumdung fortgesetzt, um Behörden und beauftragte Beamte zu täuschen, von denen ich die genaueste Untersuchung über meine amtlichen Handlungen ‒ aber auch über Ihre und von Ihrer würdigen Genossenschaft vorgebrachten, Verläumdungen verlangt habe. Meine Vertheidigung habe ich hierauf auf Urkunden und glaubwürdige Zeugnisse gestützt, und habe Sie und Ihre Genossen an mehreren Stellen meiner Schrift nicht allein als Lügner und Verläumder bezeichnet, sondern auch die desfallsige Anklage gegen Sie und gegen jene gefordert. ‒ Dieses ist also die schwebende Untersuchung, von der Ihr jetziger Dressirter spricht, nachdem die Dressur Ihrer Knechte auf Niederreiten, Knebelung und stundenweite Schleppung schwacher Kinder neben dem trabenden Pferde nicht mehr durchgehen wollte; als es nicht mehr gelang, arme Familien zur Winterzeit aus ihren Hütten zu hetzen, ‒ und Sie mit den vierfüßigen Dressirten die Früchte der Landleute nicht mehr zertreten können, um jene, bei billiger Entschädigungsklage, durch alle Instanzen der Gerichtsbarkeit zu schleppen. ‒ Die Rottenführer halte ich vorläufig dieses Raumes nicht werth. Meine furchtlosen Schritte gegen deren Handlungen oder gegen die ihrer Familienglieder. ‒ die Ausübung meiner Pflicht für Ihrer alle richtige Einschätzung als Steuerpflichtige kennt der Verwaltungs-Bezirk, und, bei dem oben Gesagten, also auch die Gründe zu Ihrem Hasse; ich blicke mit Beruhigung auf jene, mit stolzer Verachtung auf letztere zurück. ‒ Was also die Untersuchung betrifft, so erinnert Euch des berühmten Schwertes des Alterthums, ‒ denn es hängt gewichtig schwer über Euren eigenen Häuptern. Aber eine Euch nahe liegende Pflicht könntet Ihr doch alle leicht erfüllen, nämlich die, den dressirten Bravo völlig zu verpflegen, damit diese heulende Kreatur der Heuler nicht auf Kosten des unglücklichen Interdicirten ferner zu leben genöthigt bliebe; so wie Euer Dressirter sich aber untersteht, mich, oder meinetwegen andere Personen, mittelst Eurer Geldmittel, die er schon in der Tasche trägt, be <TEI> <text> <pb facs="#f0001" n="1285"/> <front> <titlePage type="heading"> <titlePart type="main">Beilage zu Nr. 233 der Neuen Rheinischen Zeitung.</titlePart> <titlePart type="sub">Organ der Demokratie.</titlePart> <docImprint> <docDate>Mittwoch 28. Februar 1849.</docDate> </docImprint> </titlePage> </front> <body> <div n="1"> <head>[Französische Republik]</head> <div xml:id="ar233b_001" type="jArticle"> <p>Kommissär ist, wie man weiß, in dieser Angelegenheit der beste Beleg, und man wird sich wahrscheinlich noch aus der Gazette des Tribunaux erinnern, mit welcher Emsigkeit die betrogenen Ehemänner das Augenzeugniß dieses wichtlgen Beamten nachsuchten. Es war dies in der „alten guten Zeit“, wo die Politik die Liebe noch nicht verdrängt hatte, wo ein gewisser Maler sogar den Expair und Exdichter Victor Hugo durch den Kommissär abfassen ließ, in krimineller Unterhaltung mit seiner Frau, ohne daß deshalb die politische Stellung Hugo's im Geringsten gefährdet wurde Wie ganz anders jetzt! Der arme Victor kann wegen dieser veralteten Liebe von 3 Jahren her jetzt nicht mehr zum Volksrepräsentanten gewählt werden. Geschichten der Art machten das Glück der Gaz. des Tribunaux; die Bourgeois lasen mit Vergnügen, wie die armen Sünder den Code pénal mehr oder weniger anstreiften und fanden sich selbst so wohl dabei. Hört man heute den Buchhalter Sorret alle die kleinen Umstände erzählen, von der ehelichen Untreue seines Weibes, und sieht dabei, wie die arme Madame Sorret da steht, wie eine reuige Sünderin und nicht den Muth hat, auch nur einen einzigen Punkt in Abrede zu stellen, und der Präsident immer kühner mit Fragen, und sie immer verlegener in ihren Antworten wird, und Alles dieses Kraft des Ehekontraktes, dann könnte man fast versucht sein, den ganzen Ehekontrakt zu allen Teufeln zu wünschen, der die Moral auf so unmoralische Weise vor die Schranken zieht. Glücklicher Weise ist Herr Potonnier da, der Mitschuldige und Mitsünder der Madame Sorret, der ebenfalls zur Strafe gezogen werden sollte ‒ denn zum Laster wie zur Tugend müssen bekanntlich Zwei sein. Als dieser hörte, wie die frauenhafte Züchtigkeit vor dem Zuchtpolizeigericht auf eine so harte Probe gestellt ward, da konnte er sich nicht mehr halten und schrie: Der Ehekontrakt, Kraft dessen alle diese Fragen gestellt und alle diese Details geliefert werden, existirt nicht. Madame Sorret ist nicht ehelich vermählt mit Herrn Sorret. Madame Sorret und ich, wenn gleich der Verführer, wir sind unschuldig. Das Gesetz kann uns nichts anhaben.</p> <p>Aus Achtung und aus Freundschaft für Madame Sorret habe ich einen ganzen Monat in Vorhaft gesessen; einen ganzen Monat habe ich geschwiegen, und für ein Vergehen, das, wie Sie meine Richter jetzt erkennen werden, kein Vergehen ist, da Herr Sorret mit Madame Sorret nicht ehelich, bürgerlich verheirathet war. Da erst wurde die moralisch-sittliche Entrüstung des Herrn Präsidenten rege. Er hatte ein Vergehn weniger zu bestrafen, und war entrüstet, daß der Code pénal ohnmächtig seiner Hand entgehe, und das Weib und ihr Buhle ungestraft den betreffenden Artikeln entkommen sollten.</p> <p>Was, ruft der Präsident mit bebender Stimme, Madame Sorret ist nicht verheirathet?</p> <p>Potonnier. Madame heißt nicht Madame Sorret, ihr eigentlicher Name ist Elisabeth Maria Legros; sie ist, wie gesagt, nie das verehelichte Weib des Herrn Sorret gewesen.</p> <p>Der Präsident. Das ist zu arg; Madame Sorret ist alles, was Ihr Mitschuldiger sagt, wahr?</p> <p>Die Frau Sorret wäre hier im Recht gewesen, den Herrn Präsidenten rechtlich zu belangen; der Präsident durfte schon nicht mehr sagen: Ihr Mitschuldiger. Aber Madame Sorret kennt die bürgerlichen Gesetze nicht: sie ist verschämt, schlägt die Augen nieder und wagt nicht, dem Präsidenten zu antworten. Als der Präsident sie im schärferen Tone auffordert zu antworten, da gesteht sie denn mit schwacher Stimme zu, daß sie nicht verheirathet sei.</p> <p>Der Präsident. Was bedeutet die Komödie, die man hier vor Gericht aufführt? ‒ Herr Sorret, treten sie heran:</p> <p>Der Buchhalter Sorret ist jetzt plötzlich der schuldige Theil geworden; wenigstens hält er sich dafür; er ist jetzt der Potonnier; und obgleich unschuldig nach dem Gesetze, sieht er aus, als sei er es, den man auf frischer That erwischt habe. Der Präsident fragt ihn, ob er wirklich nicht verheirathet sei mit Madame Sorret, und als letzterer es ebenfalls bejahte, da kannte die sittliche Entrüstung des Herrn Präsidenten keine Grenzen mehr. Wie er es wagen könnte, in dieser seiner Stellung eine Klage auf Ehebruch anhängig zu machen; das sei ja über alle Maaßen unverschämt ‒ das heiße ja seinen Spott treiben mit der Justiz u. s. w.</p> <p>Wie gestern in der Kammer die Debatte, so würde heute der Prozeß öffentlich geführt; die Kammer wie der Correctionel hatten „die verschlossenen Thüren“ nicht verordnet. Herr Sorret, auf so derbe Weise vom Präsidenten zur Rede gestellt, entschuldigt sich: Ich habe, sagt er, an die Folgen nicht gedacht. Ich lebe jetzt seit 10 Jahren mit Madame. Alle Welt glaubt uns verheirathet, ich habe sie allenthalben als meine Frau dargestellt, und das stand so fest bei meinen Freunden und Bekannten, daß ich am Ende selbst daran geglaubt habe. Uebrigens war ich fest entschlossen, den Ehekontrakt einzugehen. Als ich aber erkannt, daß Madame Sorret mich hinter's Licht führte, da bin ich mit dem besten Glauben von der Welt zum Commissär gegangen; ich hatte in diesem Augenblicke ganz vergessen, daß Madame Sorret nicht meine Frau ist.</p> <p>Der Präsident. Das werden Sie mir nimmer glauben machen. Und hatten Sie nicht bis auf den heutigen Tag Zeit genug gehabt, sich Ihrer wahren Stellung gegenüber Ihrer Frau zu erinnern?</p> <p>Herr Sorret. Ich wußte, daß Madame Sorret mich nicht Lügen strafen würde; sie war zu sehr interessirt dabei, für meine Frau zu gelten, wegen der vielen Personen, denen ich sie als solche vorgestellt hatte. Ich wußte, daß sie sich eher verurtheilen lassen würde, als das Geheimniß aufzudecken, und ich muß gestehn, ich war wirklich froh, durch Sie, meine Herren, mein ungetreues Weib bestrafen lassen zu können. Ich hatte mir nie beifallen lassen, daß Sie mit dem Herrn Potonnier die kriminelle Unterhaltung so weit treiben würde, daß sie ihm sogar ihr tiefstes Geheimniß verrieth.</p> <p>Herr Potonnier. Erst ganz kürzlich war ich glücklich genug, das Geheimniß zu erfahren. Ich will von der Gefängnißstrafe nicht sprechen, mit der ich bedroht war. Es handelt sich hier um etwas ganz anders: das Amendement des Herrn Lerour! Den Teufel auch! Wenn zufälliger Weise ein Stück Papier zwischen Herrn Sorret und Madame Sorret existirt hätte, so hätte ich unschuldiger Weise für ewig auf meine Aussichten, in die Kammer zu gelangen, verzichten müssen.</p> <p>Alle Welt, wie es zu erwarten war, ward frei gesprochen: der Herr Präsident verurtheilt zwar den Herrn Sorret zu den Prozeßkosten; aber er kann dem Herrn Potonnier den Eintritt in die Kammer nicht verwehren; er kann den Code pénal nicht in Anwendung bringen; er darf sogar keine Sittenpredigt der Madame Sorret halten und die Nichtvollziehung des bürgerlichen Aktes hat dieses Mal drei Opfer gerettet: sie hat Madame Sorret vor der Strafe, den Herrn Potonnier vor dem Verluste seiner Repräsentanten-Rechte und Herrn Sorret vor den Hörnern bewahrt.</p> </div> <div xml:id="ar233b_002" type="jArticle"> <head>Paris, 25. Febr.</head> <p>Die Journale: Le Peuple, Demokratie Pacifique, Republique, Revolution, Reforme, Charivari, Siecle, Evenement, Pays und National sind nicht erschienen.</p> <p>Auch der <hi rendition="#g">Constitutionnel</hi> macht heute Feiertag und zwar wider seinen Willen. Er hatte gestern angezeigt: <hi rendition="#g">daß er dann erscheinen würde, falls Unruhen ausbrächen.</hi> Da ihm das Pariser Volk diesen Gefallen nicht erwiesen, so kann Hr. Veron ruhig schlummern. Es fehlen uns also eilf Journale. Courrier Francais ist bekanntlich kein Journal mehr.</p> <p>‒ Um 1 Uhr findet das große Volksbanket im Fraternitätssaale der Rue Martel statt, dem über sechzig Deputirte und alle demokratischen Stimmführer beiwohnen. Der Saal vermag leider nicht dem Wunsche aller Demokraten, dem Banket beizuwohnen, zu entsprechen. Die Post schließt leider zu früh, um Ihnen einen vollständigen Bericht zu schicken. Hr. Faucher hält nicht weniger als 10,000 Mann auf den Beinen.</p> <p>‒ Der Moniteur enthält eine lange Beschreibung der gestrigen Kirchenfeier.</p> <p>Die Gazette de France fügt sehr richtig hinzu: „Das Auffallendste bei dieser Feier war, daß Hr. Marrast den Präsidenten der Republik gänzlich verdunkelte. Marrast war die eigentlich hervorragende Figur des ganzen Festes. Beim Herausgehen aus der Magdalenenkirche wußte Hr. Marrast den Jubel der Menge durch fortwährendes Erwidern der Zurufe: Es lebe die Republik! Es lebe die Nationalversammlung! dergestalt auszubeuten, daß der Präsident der Republik fast gänzlich verschwand …“</p> <p>L'Union sagt, nicht blos in der Magdalenenkirche wurde der 24. Febr. gefeiert, sondern auch Abbé Chatel hat diesen Tag zu neuer Profanation der römisch-katholischen Religion benutzt, indem er in seiner Eglise Française (Passage Dauphine) eine Gedächtnißfeier abhielt, welche den Katholizismus schändete. Abbé Chatel verkündete in einer Predigt die Morgenröthe einer neuen Epoche, den Tod des Katholizismus und den Beginn des Reiches des Glückes und der Liebe auf Erden (!!) Er hat auf den Pabst in Gaëta geschimpft. Seine Gesichtszüge nahmen einen wahrhaft teuflischen Ausdruck an, als er erklärte, daß weder dieser Pius noch irgend ein anderer Pabst auch nur einen Grad besser sei, als die übrigen Menschenkinder; man solle Dankgebete anstellen, daß die Pabstherrschaft für immer zusammengestürzt sei. Im Verlaufe desselben Vortrages erklärte der priesterliche Apostat, daß die Pfaffen alle lögen, wenn sie den Kain dafür, daß er Abel erschlagen, mit ihrem Bannfluche verfolgten. Kain sei das Sinnbild des Armen (Proletariats) und Abel das Sinnbild des Reichthums (Aristokratie). Wir begnügen uns mit diesen Auszügen aus der Gedächtnißfeier des Abbé Chatel.</p> <p>‒ Aus Lyon keine neuen Ruhestörungen. Die Statue des L'homme du peuple bleibt auf dem Platze Louis XVIII. ‒ Darin bestand vorläufig Alles, was das Volk verlangte. Die Verhafteten sind größtentheils freigelassen. Marschall Bugeaud läßt aber das demokratische Journal „Peuple souverain“ abermals gerichtlich belangen wegen persönlicher Ausfälle gegen ihn.</p> <p>‒ In Dijon ist bekanntlich die Artillerie-Kompagnie der Bürgerwehr aufgelöst worden. Es sollten ihr die Kanonen abgenommen werden. Die Kompagnie verschloß aber das Zeughaus und eine Abtheilung des 9. Dragonerregiments sprengte die Thüren, um die Geschütze nach Auxonne zu befördern. Auch in Dijon stehen sich, wie man sieht, zwei Klassen der Einwohner gleich Observationskorps gegenüber.</p> <p>‒ Die Fürstin Trivuler Belgiojoso, so bekannt aus der italienischen Emigration, reist nach Rom ab.</p> <p>‒ Colloredo's Auftreten in London erfüllt unsere monarchischen Blättern mit Jubel. Die philippistische „Assemblé“ ruft beim Durchlesen der Times aus:</p> <p>„Ahnten wir es doch, daß die Hoffnung unserer Revolutionäre, die italienische Frage in Brüssel auf dem Papiere nach ihrem Geschmack erledigt zu sehen, zerrinnen würde. Oestreich hat erklärt, daß es seine Rechte einer Prüfung des Kongresses nicht unterwerfen werde.“ (??)</p> <p>Ihre würdige Stiefschwester, die Frohsdorfer „Opinion publique“ meldet:</p> <p>„Ein Korps der sardinischen Armee ist in Toscana eingedrungen, um die Rebellen zu strafen und den Großherzog Leopold auf seinen Thron zurückzufuhren. Im Augenblick, wo wir dieses schreiben, ist die Ordnung in Florenz wieder hergestellt.“</p> <p>Dieser Jubel unserer monarchischen Blätter ist von kurzer Dauer. Langréni, unser Vertreter in Brüssel, versicherte in einem Zirkel, daß am 15. März die Conferenzen jedenfalls sehr ernst aufgenommen würden und daß die Sprache Oestreichs keineswegs so inpertinent klinge.</p> <p>Zweitens bringt uns die italienische Post eben eine Erklärung aus Livorno vom 18. Febr., worin der dortige sardinische Generalkonsul das Gerücht, Sardinien wolle in Toscana interveniren, amtlich Lügen straft.</p> <p>‒ In mehreren Pariser Theatern wurde gestern Abend die Marseillaise verlangt und gesungen. Im Théater français stellte das Parterre einen ähnlichen Antrag an Frln. Rachel, die aber zu große körperliche Anstrengung vorschützte und vorschützte. Da gab es einen fürchterlichen Lärm, der über eine Stunde dauerte, aber durch den Polizeikommissarius vermittelt wurde. Fräulein Rachel hat jetzt, wie man hört, ihr Februarfeuer dem Präsidenten Bonaparte ebenso zugewandt als dieß 1815 (während der 100 Tage) von Frln. Mars für Napoleon geschah.</p> <p>‒ Die Vorsichtsmaßregeln des Ministeriums übersteigen alle Begriffe. Fünf Regimenter stehen schlagfertig in der Richtung von Vincennes, Pere la Chaise etc. und eine noch stärkere Truppenzahl umgiebt das Stadtviertel (Faubourg St. Denis) in dem der Saal liegt. Von Mittag an füllt sich die Rue Martel; eine ganze Masse von Polizeiagenten stellt sich an den Eingängen auf. Der Saal ist auf das geschmakvollste dekorirt.</p> <p>Die Symbole der republikanischen Grundsätze: Freiheit, Einigkeit und Brüderlichkeit, wechseln mit anderen passenden Verzierungen ab, welche ausschließlich der Fürsorge der Arbeiter-Assoziation zu danken. Die Zahl der Couverte beträgt 4000. Eine große Menge von Gästen drängte sich an den Eingängen, die sich jedoch nicht früher öffnen, als bis die Führer des Banketts eingetroffen.</p> <p>Für 62 Deputirte der Montagne, die Redaktoren aller demokratischen Journale, die Chefs aller Wahlausschüsse und einen großen Theil der Kammerstenographen sind Ehrenplätze eingerichtet.</p> </div> </div> <div n="1"> <head>Belgien.</head> <div xml:id="ar233b_003" type="jArticle"> <head><bibl><author>X</author></bibl> Brüssel, 24. Febr.</head> <p>Ich theile Ihnen heute eine Nachricht mit, die für alle überrheinischen Demokraten von Interesse sein wird. Es ist nicht genug, daß Sie unseren Duodez-Musterstaat und seine polizeilichen Großwürdenträger, unsere Leopolds, unsere Rogiers, unsere Hodys in ihrer ganzen konstitutionellen Glorie schildern. Es ist auch nöthig, die osteuropäischen Demokraten mit den untergeordneten Herren bekannt zu machen, und vor Allem mit jenen Portiers, die unsere Gränzen bewachen, um den ersten Republikaner, der ihnen in die Hände geräth, mit der den Belgiern eigenen Höflichkeit in die stabilen oder mobilen Zellengefängnisse zu spediren, in denen sich die belgische Konstitution so schön studiren läßt.</p> <p>Einer der bemerkenswerthesten dieser Thürsteher ist ein ehemaliger polnischer Pfaffe, und später angeblicher politischer Flüchtling, der den Warschauer Emigrirten von 1830 wohl bekannt ist, Namens <hi rendition="#g">Jan Werner.</hi> </p> <p>Dieser Werner, jetzt naturalisirter Belgier, der bereits in Brüssel als Polizeispion sich Lorbeeren an den polnischen und deutschen Flüchtlingen erwarb und Gensd'armen zu seiner Verfügung hatte, ist jetzt zur Douane von Verviers versetzt, um dort die Pässe der von Deutschland kommenden Reisenden zu verifiziren. Er hat speziellen Auftrag, die politischen Flüchtlinge, welche ohne regelmäßige Pässe dort ankommen, sofort, entweder zurückzuweisen, oder zu verhaften und per Zellenwagen nach Valenciennes oder Ostende zu spediren. Dies geschieht, damit die Flüchtlinge nicht erst wie bisher geschehen, bis nach Brüssel kommen und bei ihrer dortigen Verhaftung in den Journalen und Cafes Skandal darüber entsteht. Man will diesen Freundschaftsdienst ganz im Stillen abmachen, und deshalb die freie Reise in Zellenwagen für paßlose Flüchtlinge schon von der Gränze an eintreten lassen.</p> <p>Der edle Werner spricht eben so gut deutsch wie polnisch, und wir rathen daher allen deutschen Reisenden, auf der Station Verviers in ihren politischen Gesprächen vorsichtig zu sein, damit sie nicht den Chikanen des polnischen Expfaffen verfallen.</p> <p>Damit unsre Leser sehn, daß es mit der obigen Mittheilung kein Scherz ist, erzählen wir noch folgende Thatsachen die wir einem Reisenden verdanken:</p> <p>Der Spion Werner übt sein Handwerk mit solcher Gewissenhaftigkeit aus, daß selbst Reisende, die bloß von Aachen nach Verviers gehen, Pässe haben müssen, wenn sie nicht zurückgewiesen werden wollen. Selbst wenn sie dem Eisenbahnpersonal bekannt sind, verfallen sie diesem Schicksal.</p> <p>Vorigen Sonntag wurde bekanntlich in Verviers ein demokratisches Bankett gehalten. Dieser Tag war ein Festtag für Hrn. Werner. Der rheinische Bahnzug wurde sofort bei der Grenze angehalten. Die belgische Gensd'armerie und Bürgerwehr stand aufmarschirt, die Flinten auf den Zug angeschlagen. Hier wurden die Pässe zuerst verifizirt. Alle Reisenden, die weiter gingen als Verviers, wurden <hi rendition="#g">unbedingt zurückgewiesen,</hi> nur die Auswanderer ließ man durch!! Geschäftsreisende, die denselben Tag nothwendig nach Antwerpen reisen mußten, mußten zurück bleiben bis den nächsten Tag.</p> <p>In Dothain dasselbe Manöver: Bürgerwehr mit angeschlagenem Gewehr, Revision der Pässe.</p> <p>In Verviers dritte Reoision, unter dem Schutz eines Bataillons Linie, der sämmtlichen Bürgerwehr, und endlich der ganzen aus der Umgegend zusammengezogenen Gensd'armerie.</p> <p>Solche Maßregeln wendet jetzt die belgische Polizei an der preußischen Grenze an!</p> <p>Wir können hinzufügen, daß das Bankett sehr ruhig und heiter ablief, während die Helden der vervierser Nationalgarde, da sie Nichts zu thun fanden, sich betranken, Streit unter-einander anfingen und endlich sich dermaßen prügelten, daß noch am nächsten Tage die Epauletts, zerbrochene Säbel, Quasten u. s. w. auf den Straßen umherlagen.</p> </div> </div> <div> <bibl>Redakteur en chef: <editor>Karl Marx.</editor> </bibl> </div> <div type="jReadersLetters" n="1"> <div xml:id="ar233b_004" type="jArticle"> <head>An den Dr. Karl Marx.</head> <p> <hi rendition="#g">Herr Redakteur!</hi> </p> <p>Jubeln Sie nicht zu früh Sie abschaum aller Bösewichte unser gute König wird die Taugenichse auch noch einmal nach Hause schicken Sie Lügner am jüngsten Tag wird der von Gott begnadete König gegen Sie zeugen Sie Bösewicht der mit der Gnade Gottes spottet schrecklich. Glauben Sie nur nicht die Mehrzahl wäre Demokraten Denn dann teuschen sie sich sehr unser Losungs Wort ist und bleibt. Mit Gott für König und Vaterland</p> <p> <hi rendition="#g">Ein ächter Preuße.</hi> </p> </div> <div n="2"> <p>Das Manuscript liegt in der Expedition zur Erheiterung des Publikums vor. Der „ächte Preuße“ war so vorsichtig, sich nicht zu nennen.</p> </div> </div> <div type="jReadersLetters" n="1"> <div xml:id="ar233b_005" type="jArticle"> <p>Dem Freiherrn von <hi rendition="#g">Eltz-Rübenach</hi> zu Wahn und seinen Hauptgenossen, einem p. Landwehr, Drosse, P. Meller und Konsorten zu Zündorf, welche nicht aufhören, unter dem Namen Ihres bezahlten, auf Ehre und Ruf dressirten Bravo, L. Schlimbach zu Zündorf, mich, und selbst andere Personen, sowohl öffentlich durch Inserate der Kölnischen Zeitung, als auch durch Umsendungs-Schriften verleumderisch anzugreifen, hiermit Folgendes öffentlich zur Antwort: Ich habe Ihnen, dem Hrn. Freiherrn, vor einiger Zeit schon brieflich gesagt, daß die tückischen Angriffe gegen mich wegen meiner furchtlosen Pflichterfüllungen gegen Gesetzesverlegung, Uebermuth und Unterdrückung schwächerer Mitbürger von Ihnen banditenartig geführt würden, und daß der ehrenwertheste Theil der hiesigen Einwohnerschaft Sie als den Chef dieser Genossenschaft bezeichnet. Sie haben hierauf nur auf eine Weise zu antworten verstanden, von der Sie, wenn gewisse Begriffe, die sonst in Ihrem Stande volle Geltung hatten, nicht bei Ihnen längst in Vergessenheit gekommen wären, wissen sollten, daß dieselbe nicht verletzen konnte, ‒ aber auch gleichzeitig haben Sie mit Ihrer Genossenschaft Lüge und Verläumdung fortgesetzt, um Behörden und beauftragte Beamte zu täuschen, von denen ich die genaueste Untersuchung über meine amtlichen Handlungen ‒ aber auch über Ihre und von Ihrer würdigen Genossenschaft vorgebrachten, Verläumdungen verlangt habe. Meine Vertheidigung habe ich hierauf auf Urkunden und glaubwürdige Zeugnisse gestützt, und habe Sie und Ihre Genossen an mehreren Stellen meiner Schrift nicht allein als Lügner und Verläumder bezeichnet, sondern auch die desfallsige Anklage gegen Sie und gegen jene gefordert. ‒ Dieses ist also die schwebende Untersuchung, von der Ihr jetziger Dressirter spricht, nachdem die Dressur Ihrer Knechte auf Niederreiten, Knebelung und stundenweite Schleppung schwacher Kinder neben dem trabenden Pferde nicht mehr durchgehen wollte; als es nicht mehr gelang, arme Familien zur Winterzeit aus ihren Hütten zu hetzen, ‒ und Sie mit den vierfüßigen Dressirten die Früchte der Landleute nicht mehr zertreten können, um jene, bei billiger Entschädigungsklage, durch alle Instanzen der Gerichtsbarkeit zu schleppen. ‒ Die Rottenführer halte ich vorläufig dieses Raumes nicht werth. Meine furchtlosen Schritte gegen deren Handlungen oder gegen die ihrer Familienglieder. ‒ die Ausübung meiner Pflicht für Ihrer alle richtige Einschätzung als Steuerpflichtige kennt der Verwaltungs-Bezirk, und, bei dem oben Gesagten, also auch die Gründe zu Ihrem Hasse; ich blicke mit Beruhigung auf jene, mit stolzer Verachtung auf letztere zurück. ‒ Was also die Untersuchung betrifft, so erinnert Euch des berühmten Schwertes des Alterthums, ‒ denn es hängt gewichtig schwer über Euren eigenen Häuptern. Aber eine Euch nahe liegende Pflicht könntet Ihr doch alle leicht erfüllen, nämlich die, den dressirten Bravo völlig zu verpflegen, damit diese heulende Kreatur der Heuler nicht auf Kosten des unglücklichen Interdicirten ferner zu leben genöthigt bliebe; so wie Euer Dressirter sich aber untersteht, mich, oder meinetwegen andere Personen, mittelst Eurer Geldmittel, die er schon in der Tasche trägt, be </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [1285/0001]
Beilage zu Nr. 233 der Neuen Rheinischen Zeitung. Organ der Demokratie. Mittwoch 28. Februar 1849. [Französische Republik] Kommissär ist, wie man weiß, in dieser Angelegenheit der beste Beleg, und man wird sich wahrscheinlich noch aus der Gazette des Tribunaux erinnern, mit welcher Emsigkeit die betrogenen Ehemänner das Augenzeugniß dieses wichtlgen Beamten nachsuchten. Es war dies in der „alten guten Zeit“, wo die Politik die Liebe noch nicht verdrängt hatte, wo ein gewisser Maler sogar den Expair und Exdichter Victor Hugo durch den Kommissär abfassen ließ, in krimineller Unterhaltung mit seiner Frau, ohne daß deshalb die politische Stellung Hugo's im Geringsten gefährdet wurde Wie ganz anders jetzt! Der arme Victor kann wegen dieser veralteten Liebe von 3 Jahren her jetzt nicht mehr zum Volksrepräsentanten gewählt werden. Geschichten der Art machten das Glück der Gaz. des Tribunaux; die Bourgeois lasen mit Vergnügen, wie die armen Sünder den Code pénal mehr oder weniger anstreiften und fanden sich selbst so wohl dabei. Hört man heute den Buchhalter Sorret alle die kleinen Umstände erzählen, von der ehelichen Untreue seines Weibes, und sieht dabei, wie die arme Madame Sorret da steht, wie eine reuige Sünderin und nicht den Muth hat, auch nur einen einzigen Punkt in Abrede zu stellen, und der Präsident immer kühner mit Fragen, und sie immer verlegener in ihren Antworten wird, und Alles dieses Kraft des Ehekontraktes, dann könnte man fast versucht sein, den ganzen Ehekontrakt zu allen Teufeln zu wünschen, der die Moral auf so unmoralische Weise vor die Schranken zieht. Glücklicher Weise ist Herr Potonnier da, der Mitschuldige und Mitsünder der Madame Sorret, der ebenfalls zur Strafe gezogen werden sollte ‒ denn zum Laster wie zur Tugend müssen bekanntlich Zwei sein. Als dieser hörte, wie die frauenhafte Züchtigkeit vor dem Zuchtpolizeigericht auf eine so harte Probe gestellt ward, da konnte er sich nicht mehr halten und schrie: Der Ehekontrakt, Kraft dessen alle diese Fragen gestellt und alle diese Details geliefert werden, existirt nicht. Madame Sorret ist nicht ehelich vermählt mit Herrn Sorret. Madame Sorret und ich, wenn gleich der Verführer, wir sind unschuldig. Das Gesetz kann uns nichts anhaben.
Aus Achtung und aus Freundschaft für Madame Sorret habe ich einen ganzen Monat in Vorhaft gesessen; einen ganzen Monat habe ich geschwiegen, und für ein Vergehen, das, wie Sie meine Richter jetzt erkennen werden, kein Vergehen ist, da Herr Sorret mit Madame Sorret nicht ehelich, bürgerlich verheirathet war. Da erst wurde die moralisch-sittliche Entrüstung des Herrn Präsidenten rege. Er hatte ein Vergehn weniger zu bestrafen, und war entrüstet, daß der Code pénal ohnmächtig seiner Hand entgehe, und das Weib und ihr Buhle ungestraft den betreffenden Artikeln entkommen sollten.
Was, ruft der Präsident mit bebender Stimme, Madame Sorret ist nicht verheirathet?
Potonnier. Madame heißt nicht Madame Sorret, ihr eigentlicher Name ist Elisabeth Maria Legros; sie ist, wie gesagt, nie das verehelichte Weib des Herrn Sorret gewesen.
Der Präsident. Das ist zu arg; Madame Sorret ist alles, was Ihr Mitschuldiger sagt, wahr?
Die Frau Sorret wäre hier im Recht gewesen, den Herrn Präsidenten rechtlich zu belangen; der Präsident durfte schon nicht mehr sagen: Ihr Mitschuldiger. Aber Madame Sorret kennt die bürgerlichen Gesetze nicht: sie ist verschämt, schlägt die Augen nieder und wagt nicht, dem Präsidenten zu antworten. Als der Präsident sie im schärferen Tone auffordert zu antworten, da gesteht sie denn mit schwacher Stimme zu, daß sie nicht verheirathet sei.
Der Präsident. Was bedeutet die Komödie, die man hier vor Gericht aufführt? ‒ Herr Sorret, treten sie heran:
Der Buchhalter Sorret ist jetzt plötzlich der schuldige Theil geworden; wenigstens hält er sich dafür; er ist jetzt der Potonnier; und obgleich unschuldig nach dem Gesetze, sieht er aus, als sei er es, den man auf frischer That erwischt habe. Der Präsident fragt ihn, ob er wirklich nicht verheirathet sei mit Madame Sorret, und als letzterer es ebenfalls bejahte, da kannte die sittliche Entrüstung des Herrn Präsidenten keine Grenzen mehr. Wie er es wagen könnte, in dieser seiner Stellung eine Klage auf Ehebruch anhängig zu machen; das sei ja über alle Maaßen unverschämt ‒ das heiße ja seinen Spott treiben mit der Justiz u. s. w.
Wie gestern in der Kammer die Debatte, so würde heute der Prozeß öffentlich geführt; die Kammer wie der Correctionel hatten „die verschlossenen Thüren“ nicht verordnet. Herr Sorret, auf so derbe Weise vom Präsidenten zur Rede gestellt, entschuldigt sich: Ich habe, sagt er, an die Folgen nicht gedacht. Ich lebe jetzt seit 10 Jahren mit Madame. Alle Welt glaubt uns verheirathet, ich habe sie allenthalben als meine Frau dargestellt, und das stand so fest bei meinen Freunden und Bekannten, daß ich am Ende selbst daran geglaubt habe. Uebrigens war ich fest entschlossen, den Ehekontrakt einzugehen. Als ich aber erkannt, daß Madame Sorret mich hinter's Licht führte, da bin ich mit dem besten Glauben von der Welt zum Commissär gegangen; ich hatte in diesem Augenblicke ganz vergessen, daß Madame Sorret nicht meine Frau ist.
Der Präsident. Das werden Sie mir nimmer glauben machen. Und hatten Sie nicht bis auf den heutigen Tag Zeit genug gehabt, sich Ihrer wahren Stellung gegenüber Ihrer Frau zu erinnern?
Herr Sorret. Ich wußte, daß Madame Sorret mich nicht Lügen strafen würde; sie war zu sehr interessirt dabei, für meine Frau zu gelten, wegen der vielen Personen, denen ich sie als solche vorgestellt hatte. Ich wußte, daß sie sich eher verurtheilen lassen würde, als das Geheimniß aufzudecken, und ich muß gestehn, ich war wirklich froh, durch Sie, meine Herren, mein ungetreues Weib bestrafen lassen zu können. Ich hatte mir nie beifallen lassen, daß Sie mit dem Herrn Potonnier die kriminelle Unterhaltung so weit treiben würde, daß sie ihm sogar ihr tiefstes Geheimniß verrieth.
Herr Potonnier. Erst ganz kürzlich war ich glücklich genug, das Geheimniß zu erfahren. Ich will von der Gefängnißstrafe nicht sprechen, mit der ich bedroht war. Es handelt sich hier um etwas ganz anders: das Amendement des Herrn Lerour! Den Teufel auch! Wenn zufälliger Weise ein Stück Papier zwischen Herrn Sorret und Madame Sorret existirt hätte, so hätte ich unschuldiger Weise für ewig auf meine Aussichten, in die Kammer zu gelangen, verzichten müssen.
Alle Welt, wie es zu erwarten war, ward frei gesprochen: der Herr Präsident verurtheilt zwar den Herrn Sorret zu den Prozeßkosten; aber er kann dem Herrn Potonnier den Eintritt in die Kammer nicht verwehren; er kann den Code pénal nicht in Anwendung bringen; er darf sogar keine Sittenpredigt der Madame Sorret halten und die Nichtvollziehung des bürgerlichen Aktes hat dieses Mal drei Opfer gerettet: sie hat Madame Sorret vor der Strafe, den Herrn Potonnier vor dem Verluste seiner Repräsentanten-Rechte und Herrn Sorret vor den Hörnern bewahrt.
Paris, 25. Febr. Die Journale: Le Peuple, Demokratie Pacifique, Republique, Revolution, Reforme, Charivari, Siecle, Evenement, Pays und National sind nicht erschienen.
Auch der Constitutionnel macht heute Feiertag und zwar wider seinen Willen. Er hatte gestern angezeigt: daß er dann erscheinen würde, falls Unruhen ausbrächen. Da ihm das Pariser Volk diesen Gefallen nicht erwiesen, so kann Hr. Veron ruhig schlummern. Es fehlen uns also eilf Journale. Courrier Francais ist bekanntlich kein Journal mehr.
‒ Um 1 Uhr findet das große Volksbanket im Fraternitätssaale der Rue Martel statt, dem über sechzig Deputirte und alle demokratischen Stimmführer beiwohnen. Der Saal vermag leider nicht dem Wunsche aller Demokraten, dem Banket beizuwohnen, zu entsprechen. Die Post schließt leider zu früh, um Ihnen einen vollständigen Bericht zu schicken. Hr. Faucher hält nicht weniger als 10,000 Mann auf den Beinen.
‒ Der Moniteur enthält eine lange Beschreibung der gestrigen Kirchenfeier.
Die Gazette de France fügt sehr richtig hinzu: „Das Auffallendste bei dieser Feier war, daß Hr. Marrast den Präsidenten der Republik gänzlich verdunkelte. Marrast war die eigentlich hervorragende Figur des ganzen Festes. Beim Herausgehen aus der Magdalenenkirche wußte Hr. Marrast den Jubel der Menge durch fortwährendes Erwidern der Zurufe: Es lebe die Republik! Es lebe die Nationalversammlung! dergestalt auszubeuten, daß der Präsident der Republik fast gänzlich verschwand …“
L'Union sagt, nicht blos in der Magdalenenkirche wurde der 24. Febr. gefeiert, sondern auch Abbé Chatel hat diesen Tag zu neuer Profanation der römisch-katholischen Religion benutzt, indem er in seiner Eglise Française (Passage Dauphine) eine Gedächtnißfeier abhielt, welche den Katholizismus schändete. Abbé Chatel verkündete in einer Predigt die Morgenröthe einer neuen Epoche, den Tod des Katholizismus und den Beginn des Reiches des Glückes und der Liebe auf Erden (!!) Er hat auf den Pabst in Gaëta geschimpft. Seine Gesichtszüge nahmen einen wahrhaft teuflischen Ausdruck an, als er erklärte, daß weder dieser Pius noch irgend ein anderer Pabst auch nur einen Grad besser sei, als die übrigen Menschenkinder; man solle Dankgebete anstellen, daß die Pabstherrschaft für immer zusammengestürzt sei. Im Verlaufe desselben Vortrages erklärte der priesterliche Apostat, daß die Pfaffen alle lögen, wenn sie den Kain dafür, daß er Abel erschlagen, mit ihrem Bannfluche verfolgten. Kain sei das Sinnbild des Armen (Proletariats) und Abel das Sinnbild des Reichthums (Aristokratie). Wir begnügen uns mit diesen Auszügen aus der Gedächtnißfeier des Abbé Chatel.
‒ Aus Lyon keine neuen Ruhestörungen. Die Statue des L'homme du peuple bleibt auf dem Platze Louis XVIII. ‒ Darin bestand vorläufig Alles, was das Volk verlangte. Die Verhafteten sind größtentheils freigelassen. Marschall Bugeaud läßt aber das demokratische Journal „Peuple souverain“ abermals gerichtlich belangen wegen persönlicher Ausfälle gegen ihn.
‒ In Dijon ist bekanntlich die Artillerie-Kompagnie der Bürgerwehr aufgelöst worden. Es sollten ihr die Kanonen abgenommen werden. Die Kompagnie verschloß aber das Zeughaus und eine Abtheilung des 9. Dragonerregiments sprengte die Thüren, um die Geschütze nach Auxonne zu befördern. Auch in Dijon stehen sich, wie man sieht, zwei Klassen der Einwohner gleich Observationskorps gegenüber.
‒ Die Fürstin Trivuler Belgiojoso, so bekannt aus der italienischen Emigration, reist nach Rom ab.
‒ Colloredo's Auftreten in London erfüllt unsere monarchischen Blättern mit Jubel. Die philippistische „Assemblé“ ruft beim Durchlesen der Times aus:
„Ahnten wir es doch, daß die Hoffnung unserer Revolutionäre, die italienische Frage in Brüssel auf dem Papiere nach ihrem Geschmack erledigt zu sehen, zerrinnen würde. Oestreich hat erklärt, daß es seine Rechte einer Prüfung des Kongresses nicht unterwerfen werde.“ (??)
Ihre würdige Stiefschwester, die Frohsdorfer „Opinion publique“ meldet:
„Ein Korps der sardinischen Armee ist in Toscana eingedrungen, um die Rebellen zu strafen und den Großherzog Leopold auf seinen Thron zurückzufuhren. Im Augenblick, wo wir dieses schreiben, ist die Ordnung in Florenz wieder hergestellt.“
Dieser Jubel unserer monarchischen Blätter ist von kurzer Dauer. Langréni, unser Vertreter in Brüssel, versicherte in einem Zirkel, daß am 15. März die Conferenzen jedenfalls sehr ernst aufgenommen würden und daß die Sprache Oestreichs keineswegs so inpertinent klinge.
Zweitens bringt uns die italienische Post eben eine Erklärung aus Livorno vom 18. Febr., worin der dortige sardinische Generalkonsul das Gerücht, Sardinien wolle in Toscana interveniren, amtlich Lügen straft.
‒ In mehreren Pariser Theatern wurde gestern Abend die Marseillaise verlangt und gesungen. Im Théater français stellte das Parterre einen ähnlichen Antrag an Frln. Rachel, die aber zu große körperliche Anstrengung vorschützte und vorschützte. Da gab es einen fürchterlichen Lärm, der über eine Stunde dauerte, aber durch den Polizeikommissarius vermittelt wurde. Fräulein Rachel hat jetzt, wie man hört, ihr Februarfeuer dem Präsidenten Bonaparte ebenso zugewandt als dieß 1815 (während der 100 Tage) von Frln. Mars für Napoleon geschah.
‒ Die Vorsichtsmaßregeln des Ministeriums übersteigen alle Begriffe. Fünf Regimenter stehen schlagfertig in der Richtung von Vincennes, Pere la Chaise etc. und eine noch stärkere Truppenzahl umgiebt das Stadtviertel (Faubourg St. Denis) in dem der Saal liegt. Von Mittag an füllt sich die Rue Martel; eine ganze Masse von Polizeiagenten stellt sich an den Eingängen auf. Der Saal ist auf das geschmakvollste dekorirt.
Die Symbole der republikanischen Grundsätze: Freiheit, Einigkeit und Brüderlichkeit, wechseln mit anderen passenden Verzierungen ab, welche ausschließlich der Fürsorge der Arbeiter-Assoziation zu danken. Die Zahl der Couverte beträgt 4000. Eine große Menge von Gästen drängte sich an den Eingängen, die sich jedoch nicht früher öffnen, als bis die Führer des Banketts eingetroffen.
Für 62 Deputirte der Montagne, die Redaktoren aller demokratischen Journale, die Chefs aller Wahlausschüsse und einen großen Theil der Kammerstenographen sind Ehrenplätze eingerichtet.
Belgien. X Brüssel, 24. Febr. Ich theile Ihnen heute eine Nachricht mit, die für alle überrheinischen Demokraten von Interesse sein wird. Es ist nicht genug, daß Sie unseren Duodez-Musterstaat und seine polizeilichen Großwürdenträger, unsere Leopolds, unsere Rogiers, unsere Hodys in ihrer ganzen konstitutionellen Glorie schildern. Es ist auch nöthig, die osteuropäischen Demokraten mit den untergeordneten Herren bekannt zu machen, und vor Allem mit jenen Portiers, die unsere Gränzen bewachen, um den ersten Republikaner, der ihnen in die Hände geräth, mit der den Belgiern eigenen Höflichkeit in die stabilen oder mobilen Zellengefängnisse zu spediren, in denen sich die belgische Konstitution so schön studiren läßt.
Einer der bemerkenswerthesten dieser Thürsteher ist ein ehemaliger polnischer Pfaffe, und später angeblicher politischer Flüchtling, der den Warschauer Emigrirten von 1830 wohl bekannt ist, Namens Jan Werner.
Dieser Werner, jetzt naturalisirter Belgier, der bereits in Brüssel als Polizeispion sich Lorbeeren an den polnischen und deutschen Flüchtlingen erwarb und Gensd'armen zu seiner Verfügung hatte, ist jetzt zur Douane von Verviers versetzt, um dort die Pässe der von Deutschland kommenden Reisenden zu verifiziren. Er hat speziellen Auftrag, die politischen Flüchtlinge, welche ohne regelmäßige Pässe dort ankommen, sofort, entweder zurückzuweisen, oder zu verhaften und per Zellenwagen nach Valenciennes oder Ostende zu spediren. Dies geschieht, damit die Flüchtlinge nicht erst wie bisher geschehen, bis nach Brüssel kommen und bei ihrer dortigen Verhaftung in den Journalen und Cafes Skandal darüber entsteht. Man will diesen Freundschaftsdienst ganz im Stillen abmachen, und deshalb die freie Reise in Zellenwagen für paßlose Flüchtlinge schon von der Gränze an eintreten lassen.
Der edle Werner spricht eben so gut deutsch wie polnisch, und wir rathen daher allen deutschen Reisenden, auf der Station Verviers in ihren politischen Gesprächen vorsichtig zu sein, damit sie nicht den Chikanen des polnischen Expfaffen verfallen.
Damit unsre Leser sehn, daß es mit der obigen Mittheilung kein Scherz ist, erzählen wir noch folgende Thatsachen die wir einem Reisenden verdanken:
Der Spion Werner übt sein Handwerk mit solcher Gewissenhaftigkeit aus, daß selbst Reisende, die bloß von Aachen nach Verviers gehen, Pässe haben müssen, wenn sie nicht zurückgewiesen werden wollen. Selbst wenn sie dem Eisenbahnpersonal bekannt sind, verfallen sie diesem Schicksal.
Vorigen Sonntag wurde bekanntlich in Verviers ein demokratisches Bankett gehalten. Dieser Tag war ein Festtag für Hrn. Werner. Der rheinische Bahnzug wurde sofort bei der Grenze angehalten. Die belgische Gensd'armerie und Bürgerwehr stand aufmarschirt, die Flinten auf den Zug angeschlagen. Hier wurden die Pässe zuerst verifizirt. Alle Reisenden, die weiter gingen als Verviers, wurden unbedingt zurückgewiesen, nur die Auswanderer ließ man durch!! Geschäftsreisende, die denselben Tag nothwendig nach Antwerpen reisen mußten, mußten zurück bleiben bis den nächsten Tag.
In Dothain dasselbe Manöver: Bürgerwehr mit angeschlagenem Gewehr, Revision der Pässe.
In Verviers dritte Reoision, unter dem Schutz eines Bataillons Linie, der sämmtlichen Bürgerwehr, und endlich der ganzen aus der Umgegend zusammengezogenen Gensd'armerie.
Solche Maßregeln wendet jetzt die belgische Polizei an der preußischen Grenze an!
Wir können hinzufügen, daß das Bankett sehr ruhig und heiter ablief, während die Helden der vervierser Nationalgarde, da sie Nichts zu thun fanden, sich betranken, Streit unter-einander anfingen und endlich sich dermaßen prügelten, daß noch am nächsten Tage die Epauletts, zerbrochene Säbel, Quasten u. s. w. auf den Straßen umherlagen.
Redakteur en chef: Karl Marx. An den Dr. Karl Marx. Herr Redakteur!
Jubeln Sie nicht zu früh Sie abschaum aller Bösewichte unser gute König wird die Taugenichse auch noch einmal nach Hause schicken Sie Lügner am jüngsten Tag wird der von Gott begnadete König gegen Sie zeugen Sie Bösewicht der mit der Gnade Gottes spottet schrecklich. Glauben Sie nur nicht die Mehrzahl wäre Demokraten Denn dann teuschen sie sich sehr unser Losungs Wort ist und bleibt. Mit Gott für König und Vaterland
Ein ächter Preuße.
Das Manuscript liegt in der Expedition zur Erheiterung des Publikums vor. Der „ächte Preuße“ war so vorsichtig, sich nicht zu nennen.
Dem Freiherrn von Eltz-Rübenach zu Wahn und seinen Hauptgenossen, einem p. Landwehr, Drosse, P. Meller und Konsorten zu Zündorf, welche nicht aufhören, unter dem Namen Ihres bezahlten, auf Ehre und Ruf dressirten Bravo, L. Schlimbach zu Zündorf, mich, und selbst andere Personen, sowohl öffentlich durch Inserate der Kölnischen Zeitung, als auch durch Umsendungs-Schriften verleumderisch anzugreifen, hiermit Folgendes öffentlich zur Antwort: Ich habe Ihnen, dem Hrn. Freiherrn, vor einiger Zeit schon brieflich gesagt, daß die tückischen Angriffe gegen mich wegen meiner furchtlosen Pflichterfüllungen gegen Gesetzesverlegung, Uebermuth und Unterdrückung schwächerer Mitbürger von Ihnen banditenartig geführt würden, und daß der ehrenwertheste Theil der hiesigen Einwohnerschaft Sie als den Chef dieser Genossenschaft bezeichnet. Sie haben hierauf nur auf eine Weise zu antworten verstanden, von der Sie, wenn gewisse Begriffe, die sonst in Ihrem Stande volle Geltung hatten, nicht bei Ihnen längst in Vergessenheit gekommen wären, wissen sollten, daß dieselbe nicht verletzen konnte, ‒ aber auch gleichzeitig haben Sie mit Ihrer Genossenschaft Lüge und Verläumdung fortgesetzt, um Behörden und beauftragte Beamte zu täuschen, von denen ich die genaueste Untersuchung über meine amtlichen Handlungen ‒ aber auch über Ihre und von Ihrer würdigen Genossenschaft vorgebrachten, Verläumdungen verlangt habe. Meine Vertheidigung habe ich hierauf auf Urkunden und glaubwürdige Zeugnisse gestützt, und habe Sie und Ihre Genossen an mehreren Stellen meiner Schrift nicht allein als Lügner und Verläumder bezeichnet, sondern auch die desfallsige Anklage gegen Sie und gegen jene gefordert. ‒ Dieses ist also die schwebende Untersuchung, von der Ihr jetziger Dressirter spricht, nachdem die Dressur Ihrer Knechte auf Niederreiten, Knebelung und stundenweite Schleppung schwacher Kinder neben dem trabenden Pferde nicht mehr durchgehen wollte; als es nicht mehr gelang, arme Familien zur Winterzeit aus ihren Hütten zu hetzen, ‒ und Sie mit den vierfüßigen Dressirten die Früchte der Landleute nicht mehr zertreten können, um jene, bei billiger Entschädigungsklage, durch alle Instanzen der Gerichtsbarkeit zu schleppen. ‒ Die Rottenführer halte ich vorläufig dieses Raumes nicht werth. Meine furchtlosen Schritte gegen deren Handlungen oder gegen die ihrer Familienglieder. ‒ die Ausübung meiner Pflicht für Ihrer alle richtige Einschätzung als Steuerpflichtige kennt der Verwaltungs-Bezirk, und, bei dem oben Gesagten, also auch die Gründe zu Ihrem Hasse; ich blicke mit Beruhigung auf jene, mit stolzer Verachtung auf letztere zurück. ‒ Was also die Untersuchung betrifft, so erinnert Euch des berühmten Schwertes des Alterthums, ‒ denn es hängt gewichtig schwer über Euren eigenen Häuptern. Aber eine Euch nahe liegende Pflicht könntet Ihr doch alle leicht erfüllen, nämlich die, den dressirten Bravo völlig zu verpflegen, damit diese heulende Kreatur der Heuler nicht auf Kosten des unglücklichen Interdicirten ferner zu leben genöthigt bliebe; so wie Euer Dressirter sich aber untersteht, mich, oder meinetwegen andere Personen, mittelst Eurer Geldmittel, die er schon in der Tasche trägt, be
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(2017-03-20T13:08:10Z)
Weitere Informationen:Die angegebenen Seitenzahlen beziehen sich auf die Ausgabe: Neue Rheinische Zeitung. Organ der Demokratie. Bd. 2 (Nummer 184 bis Nummer 301) Köln, 1. Januar 1849 bis 19. Mai 1849. Glashütten im Taunus, Verlag Detlev Auvermann KG 1973.
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